87 August 2020
Zeitschrift für Liechtenstein und die Region
Alles über stimdie Volks-Ab ahn, mungen S-B e und Doppelt HalbeHalbe chaft Staatsbügers st am 30. Augu ab Seite 9
«Es gab eine grosse Solidarität untereinander» Im Gespräch mit S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein ab Seite 6
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HalbeHalbe ist ein Gewinn für alle Eine Annahme der Verfassungsinitiative an der Urne setzt ein starkes Zeichen, denn damit können wir gemeinsam Antworten auf gesellschaftliche Fragen finden und so die faktische Gleichstellung in Liechtenstein einen grossen Schritt weiterbringen. Kaum jemand hat etwas einzuwenden gegen das Ziel der Initiative. Von dieser Übereinstimmung bis zur Annahme der Verfassungsinitiative ist es nur noch ein kleiner, aber entscheidender Schritt. Der Verfassungszusatz «Die ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in politischen Gremien wird gefördert» steht so oder ähnlich in zahlreichen Verfassungs- oder Grundgesetzen. Der Passus sichert jeweils eine langfristige Förderung einer ausgewogenen Vertretung der Geschlechter. Zudem lässt die Verfassungsergänzung es zu, dass der Gesetzgeber flexibel und dynamisch auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren kann. Wichtig und für viele abstimmungsentscheidend ist: Jede auf diese Verfassungsergänzung allfällig folgende Gesetzesänderung braucht eine politische Mehrheit. Weitere Informationen zur Initiative HalbeHalbe sind zu finden unter www.halbehalbe.li und auf Facebook und Instagram. /halbehalbe.li @halbehalbe.li
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EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser Noch hat uns die Coronavirus-Pandemie fest im Griff. Wie lange, wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass die wirtschaftlichen Folgen der Krise viele Branchen teils hart treffen werden. S.D. Erbprinz Alois, mit dem wir aus Anlass des Staatsfeiertages ein Interview geführt haben, lobt in diesem Zusammenhang die grosse Solidarität in Liechtenstein, spricht aber auch davon, dass unsere Wirtschaft noch längere Zeit unter den Auswirkungen zu leiden habe. Am 30. August steht Liechtenstein ein historischer Abstimmungssonntag ins Haus. Zum ersten Mal befindet das Stimmvolk gleich über drei Vorlagen: die S-Bahn, die Doppelte Staatsbürgerschaft und die Initiative HalbeHalbe. Für Spannung und weitere emotionale Diskussionen dürfte in den kommenden drei Wochen bis zum Abstimmungswochenende auf jeden Fall noch genügend Stoff vorhanden sein. Es wird besonders beim Verpflichtungskredit über 71.3 Mio. Franken für den Ausbau der S-Bahn mit einem knappen Ergebnis gerechnet. Spannung versprechen aber auch die beiden anderen Vorlagen. Unter dem Titel «Liechtenstein und die Schweiz: eine gute Freundschaft, auch mit Ecken und Kanten» hat die Stiftung Zukunft.li ihre neueste Studie verfasst, welche einerseits die engen wirtschaftlichen Beziehungen und die langjährige, freundschaftliche Verbundenheit der beiden Staaten hervorhebt, andererseits aber auch die gelegentlich auftauchenden Misstöne in einigen Bereichen durchaus unter die Lupe nimmt. Die Verfasser der Publikation sind Thomas Lorenz, Peter Beck und Peter Eisenhut. Stefan Ospelt hat 1989 seinen ersten Supermarkt in Vaduz übernommen. Heute betreibt er fünf Standorte in Liechtenstein und dem angrenzenden Rheintal. Bald kommt in Eschen die sechste Filiale dazu. In einem fundierten Beitrag äussert sich der FBP-Abgeordnete Johannes Kaiser zur AHV. Dabei stellt er die Sicherung respektive die Anpassung der AHV-Renten für den einzelnen Rentenbezüger in den Fokus seiner Überlegungen. So moniert er, dass seit 2011 kein Teuerungsausgleich mehr erfolgt sei, ganz im Gegensatz zur Schweiz, welche seither dreimal eine Anpassung vollzogen habe. Er fordert, dass die Rentnerinnen
und Rentner zu einer adäquaten Teurungsanpassung nach fast zehn Jahren kommen sollten. Im Liechtensteiner Fussballsport dreht sich momentan alles um den FC Vaduz. Er hat es geschafft, zum dritten Mal in seiner Clubgeschichte in die Barrage zu kommen und die Aufstiegsspiele in die Beletage des Schweizer Fussball zu bestreiten. Diesmal geht es gegen den FC Thun. Das erste Spiel fand nach Redaktionsschluss statt. Das Retourmatch wird dann am kommenden Montag ab 18:15 Uhr in Thun ausgetragen. Während der FCV die Saison innerhalb der nächsten Tage abschliesst, beginnt für die beiden Liechtensteiner Erstligavereine USV und Balzers am 15. August die Meisterschaft. Beide Teams treten mit grösseren personellen Veränderungen an und man darf gespannt sein, wie sich die beiden in der 1. Liga schlagen werden. In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute Zeit und viel Freude bei der Lektüre der lie:zeit.
Herbert Oehri, Redaktionsleiter
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Sozialkapital als Mittel zur Krisenbewältigung? Sobald sie erfolgreich sind, wirken sie übertrieben. Dies ist das Dilemma von Schutzmassnahmen wie der Maskenpflicht oder dem Social Distancing. Auch sind Kollektivgüter wie die öffentliche Gesundheit einem Trittbrettfahrer-Problem ausgesetzt. Denn für das eigene Wohlergehen ist es am bequemsten, wenn sich nur die anderen an die Regeln halten. Umgekehrt kennt die Forschung aber auch sogenannte soziale Ansteckungsprozesse. Demnach steigt die Bereitschaft, einen Beitrag zu einem öffentlichen Gut zu leisten, wenn viele andere dies auch tun. Welcher Effekt konkret zum Tragen kommt, hängt unter anderem vom gesellschaftlichen Verantwortungsbewusstsein ab. Das gilt insbesondere bei Massnahmen, deren Umsetzung auf Freiwilligkeit beruht oder die sich nur schwer kontrollieren und sanktionieren lassen. Entsprechend überrascht es nicht, dass viele Sozialwissenschaftler davon ausgehen, dass ein hohes Sozialkapital sich positiv auf die Fähigkeit des Staates zur Bewältigung der Corona-Krise auswirkt. Sozialkapital resultiert aus den sozialen Beziehungen, welche die Menschen untereinander eingehen. Auf individueller Ebene bedeutet Sozialkapital, dass man auf die Unterstützung sozialer Kontakte und Netzwerke zählen kann, in welche man zuvor durch
Kommunikation und gemeinsame Aktivitäten investiert hat. Unter Sozialkapital versteht man aber auch das Vorhandensein von sozialen Netzwerken, gemeinsamen Normen, Werten und Vertrauen in einer Gesellschaft. Somit wird Sozialkapital zu einem wichtigen Effizienzfaktor für Wirtschaft und Politik. Wenn sich die Menschen gegenseitig vertrauen und unterstützen, sind sie eher bereit, an ein gemeinsames Gut wie den Gesundheitsschutz beizutragen. Dasselbe gilt für das Verhältnis zwischen Regierenden und Regierten. Ist das Vertrauen hoch, braucht es weniger staatliche Kontrolle. Vielmehr findet eine Art soziale Kontrolle statt, da man sich in einer von dichten sozialen Netzwerken geprägten Gesellschaft kennt und Regelverstösse so schnell sichtbar werden. Das Sozialkapital Liechtensteins wurde bisher noch nie gründlich erforscht. Es lassen sich aber aus verschiedenen Studien Rückschlüsse auf ein verhältnismässig hohes Sozialkapital ziehen. So zeigen Umfragen im Nachgang von Wahlen oder Abstimmungen, dass in Liechtenstein hohes Vertrauen in die politischen Institutionen besteht. Auch hat der kürzlich durchgeführte Lie-Barometer gezeigt, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Liechtenstein mehrheitlich als gut bewertet wird. Auffallend ist dabei, dass sich diese Einschätzung gegenüber dem
Vorjahr – und damit gegenüber der Zeit vor Ausbruch der Corona-Pandemie – stark verbessert hat. Als weiterer Indikator für ein hohes Sozialkapital in Liechtenstein kann die hohe Vereinsdichte gewertet werden. So werden allein von den Gemeinden fast 500 Vereine gefördert. Auch gaben kürzlich anlässlich einer repräsentativen Befragung fast 50 Prozent der befragten Personen an, in mindestens einem Verein Mitglied zu sein. Interessante Einblicke in das Sozialkapital Liechtensteins bietet schliesslich die Gesundheitsbefragung, welche alle fünf Jahre durchgeführt wird. Diese enthält einen Indikator für soziale Unterstützung: Auf wie viele Menschen kann ich mich verlassen? Wie viele Menschen nehmen Anteil an meinem Leben? Kann ich auf Unterstützung durch meine Nachbarn zählen? Gemäss diesem Indikator können in Liechtenstein die Hälfte der befragten Personen auf eine starke soziale Unterstützung und
weitere 40 Prozent auf eine mittlere soziale Unterstützung zählen. Weniger als 10 Prozent geben an, nur auf eine schwache Unterstützung zählen zu können. Das Sozialkapital und damit die Solidarität in einer Gemeinschaft, die Sorge um Nahestehende sowie der soziale Druck, für die öffentliche Gesundheit wichtige Auflagen zu befolgen, sind zweifelsohne wichtige Faktoren bei der Bewältigung der Corona-Krise. Einiges deutet darauf hin, dass Liechtenstein hier gut gerüstet ist. Wie gut es aber um das Sozialkapital Liechtensteins tatsächlich steht und welchen Beitrag dieses zur Bewältigung der Corona-Krise leisten kann, muss erst noch erforscht werden.
DR. CHRISTIAN FROMMELT Direktor und Forschungsbeauftragter Politik am Liechtenstein-Institut
GASTKOMMENTAR
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AUS DEM INHALT
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Pandemie: Der Erbprinz lobt die grosse Solidarität in Liechtenstein 6 Historischer Abstimmungssonntag steht bevor
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«Es mangelt an positiver politischer Kultur»
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Der Erbprinz im Interview
Intensiv geführte S-Bahn-Diskussionen
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Experten entkräften Gegenargumente
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Bahnausbau unserer Nachbarn
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Mobilität und Verkehr
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Seine Durchlaucht Erbprinz Alois nimmt in unserem traditionellen Gespräch zum Staatsfeiertag Stellung zu verschiedenen aktuellen Themen. ab Seite 6
Wer meint es gut mit Liechtensteins Zukunft?
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S-Bahn: Grosser Mehrwert für Lebens- und Wirtschaftsraum
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Luxus-Projekt S-Bahn
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Sicherung der AHV, aber auch der AHV-Renten
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Emotionale Einbürgerungshürde steht zur Abstimmung
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3 Fragen an …
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Liechtenstein und die Schweiz
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Migros Eschen – optimaler Standort, optimale Partner
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Keine Panik bei Private-Banking-Kunden
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«Wir wollen der nächste Pokerhotspot sein»
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Sonderthema Bildung
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Der FC Balzers will sich in der Erstliga etablieren
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Kehrt der FC Vaduz in die Super League zurück?
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«Ich verfüge über ein Team mit grossem Potenzial»
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Zahltag bei Kenny Vogt der Wetterfrosch
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Die AHV – ein Dauerbrenner
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Im Gespräch mit Jugendlichen
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Ein Leben zwischen zwei Welten
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* Titelbild: Paul Trummer
Impressum Verleger: Zeit-Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, FL 9492 Eschen | Redaktion: Herbert Oehri (Redaktionsleiter), Johannes Kaiser, Vera Oehri-Kindle, Heribert Beck | Beiträge/Interviewpartner/Innen: Erbprinz S.D. Alois von und zu Liechtenstein, Regierungsrätin Dominique Hasler, Christian Frommelt, Walter Kranz, Marco Caminada, Markus Verling, Christoph Gasser-Mair, Paul Stopper, VCL, Brigitte Haas, Eva JohannHeidegger, Martin Meyer, Donath Oehri, Erich Hasler, Stefan Ospelt, Eline Hauser, Stefan Sohler, Matias Kaufmann, Felicia Kaufmann, Martin Joseph Brenner, Christoph Kindle, Vito Troisio, Kenny Vogt, Christian Büchel, Liechtensteiner Seniorenbund | Parteien: FBP, VU, FL, DU, DpL | Satz/Lithos: Joanne Rohner, Oliver Hartmann | Druck: Somedia Partner AG | Fotos: Paul Trummer, Oliver Hartmann, Jürgen Posch, Joanne Rohner, ÖBB/Knopp, zVg. | Akquisition/Marketing/Beratung: Vera Oehri-Kindle (Leiterin), Brigitte Hasler | Urheberschutz: Die Texte und Bilder dürfen ohne vorherige Genehmigung des Herausgebers/ Verlegers nicht kommerziell genutzt, weitergegeben oder veröffentlicht werden | Erscheinung: Samstag, 8. August 2020 | Auflage: Postverteilung in alle Haushaltungen und Postfächer Liechtensteins und an die Postfächer im Bezirk Werdenberg. (Umfang 88 Seiten) | Meinungsvielfalt: Die lie:zeit gibt Gast-Autoren Platz um ihre Meinung zu äussern. Dabei muss der Inhalt mit der Meinung der Redaktion und der Herausgeber nicht übereinstimmen. Dasselbe gilt auch für die Leserbriefe und Standpunkte von Gastautoren. Sie unterliegen gewissen Regeln wie z.B. Beitragslänge (max. 2’000 Zeichen) oder ethischen Grundsätzen, wie Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde oder Persönlichkeitsrechte, Schutz der Ehre von Menschen. «lie:zeit» nicht erhalten? Rufen Sie uns an: Tel. 375 90 00 (Natascha Oehri). Zustellung erfolgt sofort.
«lie:zeit» online: www.lie-zeit.li
Nächste «lie:zeit»: 5. September 2020
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business:zeit Berufsbildung: Geregelter Abschluss Die Berufsbildung wurde durch das Coronavirus vor neue Herausforderungen gestellt. Jene in Bezug auf die Abschlussprüfungen 2020 sind inzwischen bewältigt. Was die Berufswahl für das kommende Jahr betrifft, ist Bildungsministerin Dominique Hasler ebenfalls optimistisch. Die entsprechenden Vorarbeiten laufen bereits seit Monaten. ab Seite 34
sport:zeit FC Vaduz: Aufstieg in die Beletage? Schafft der FC Vaduz zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte den Aufstieg in die höchste Schweizer Spielklasse? Gegner ist der FC Thun, das Hinspiel hat bereits gestern (nach Redaktionschluss dieser lie:zeit-Ausgabe) stattgefunden. Die Entscheidung fällt am Montag im Rückspiel in der Thuner Stockhorn Arena. ab Seite 48
meine:zeit Ein Leben zwischen zwei Welten Seit acht Jahren lebt Alexandra Jehle aus Schaan in Burkina Faso. Sie entschied sich, ihr behütetes Zuhause in Liechtenstein aufzugeben, um in einem der ärmsten Länder der Welt ein neues Leben zu beginnen. Heute arbeitet sie im Auftrag des LED in einem Zentrum für Kinder in Not und hat beruflich und privat ihr Glück gefunden. Seite 50
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Pandemie: Der Erbprinz lobt die grosse Solidarität in Liechtenstein
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Jedes Jahr stellt sich S.D. der Erbprinz oder S.D. der Landesfürst zum Staatsfeiertag den Fragen der Medien. Wir haben uns mit S.D. dem Erbprinzen über aktuelle Themen unterhalten. So unterstützt er nachhaltig die von der Regierung getroffenen Präventionsmassnahmen während der Corona-Krise und lobt die grosse Solidarität der liechtensteinischen Bevölkerung in dieser Zeit. Interview: Herbert Oehri und Heribert Beck
Der Erbprinz spricht aber auch die wirtschaftlichen Folgen der Krise an, die er je nach Branche unterschiedlich beurteilt. Auf Fragen zu den drei bevorstehenden Volksabstimmungen am 30. August geht er ebenfalls ein. Mehr dazu im folgenden Interview mit Seiner Durchlaucht Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein, für das wir uns herzlich bedanken. Durchlaucht, spektakuläre Monate liegen hinter Liechtenstein und Europa. Wie haben Sie persönlich die Corona-Krise erlebt? S.D. Erbprinz Alois: Da mein Heim auch mein Arbeitsplatz ist, hat sich für mich auf den ersten Blick nicht viel geändert. Allerdings mussten fast alle Anlässe abgesagt werden, insbesondere Treffen mit ausländischen Politikern und Empfänge auf Schloss Vaduz. Sie haben sich Mitte März selbst zur Lage der Nation geäussert und eine Botschaft an die Bevölkerung aufgenommen. Was hat Sie zu diesem für Liechtenstein ungewöhnlichen Schritt bewogen? Als wir die Massnahmen gegen die Ausbreitung des Virus Mitte März erheblich verstärken mussten und es darum ging, vor der Sondersitzung des Landtages die Zustimmung für das erste grosse Massnahmenpaket zu gewinnen, hielt ich es für angebracht, der Bevölkerung mitzuteilen, dass auch das Staatsoberhaupt die Einschätzungen der Regierung teilt und hinter den Massnahmen steht. Wie beurteilen Sie die Präventionsmassnahmen, welche die Regierung getroffen hat, und wie die Tatsache, dass Liechtenstein sich in einigen Detailfragen von der Schweiz abgehoben hat, den Liechtensteiner Weg durch die Krise? Insgesamt beurteile ich die von der Regierung getroffenen Massnahmen sehr positiv. Meiner Ansicht nach ist es der Regierung gut gelungen, sich einerseits eng mit der Schweiz und auch mit Österreich abzustimmen und andererseits dort einen eigenen Weg zu gehen, wo dies für uns besser war.
Der Schutz vor Ansteckungen ist die eine Seite der Medaille, die wirtschaftlichen Folgen sind die andere. Was denken Sie, wie lange die Wirtschaft noch unter den Auswirkungen von Corona zu leiden haben wird? Leider wird die Wirtschaft noch längere Zeit unter den Auswirkungen zu leiden haben. Die verschiedenen Sektoren der Wirtschaft werden jedoch sehr unterschiedlich betroffen sein. Besonders schwer werden es jene Sektoren haben, die stark vom interkontinentalen Tourismus und Grossveranstaltungen abhängen. Wie beurteilen Sie die Unterstützungsleistungen des Staates? Die Unterstützungsleistungen des Staates kamen rasch und unbürokratisch, was für unsere Unternehmen wichtig war und uns positiv von vielen anderen Staaten unterschieden hat. Ausserdem wurde nicht nur im Gesundheitsbereich, sondern auch im Bereich der Wirtschaft die Situation ständig analysiert und die Massnahmen, insbesondere die Unterstützungsleistungen, wurden der Entwicklung entsprechend regelmässig angepasst und verfeinert. Wie schätzen Sie das Verhalten der Bevölkerung ein? Haben die Einwohner genug getan, um die Krise gut zu bewältigen? Auch das Verhalten der Bevölkerung beurteile ich sehr positiv. Es hat eine grosse Solidarität untereinander gegeben. Da die Krise noch nicht zu Ende ist, wird es wichtig sein, dass wir auch in den nächsten Monaten diese grosse Solidarität beibehalten und vor allen auch gezielt dort unterstützen, wo der Staat nur schwer helfen kann. Welchen Appell richten Sie im Hinblick auf eine mögliche zweite Welle an die Bevölkerung und die Politiker des Landes? Solange der Virus nicht durch Medikamente oder Impfungen kontrolliert werden kann, sollten die Bevölkerung und die Politik wachsam bleiben. Wir sollten weiterhin angemessene Schutzmassnahmen treffen und uns gleichzeitig Gedanken machen, wie wir uns auf eine zweite Welle sowohl im Bereich der Gesundheit als auch im Bereich der Wirtschaft bestmöglich vorbereiten können.
Corona hat das öffentliche Leben und die Schlagzeilen lange dominiert. Dennoch ist auch der politische Alltag weitergegangen. In drei Wochen stehen drei Volksabstimmungen an. Wie stehen Sie persönlich zu den Vorlagen? Ich befürworte sowohl die S-Bahn als auch die doppelte Staatsbürgerschaft. Die Initiative «Halbe-Halbe» halte ich hingegen nicht für sinnvoll. Zwar teile ich die grundsätzliche Zielsetzung einer besseren Repräsentation der Frauen in den politischen Gremien, dieses Ziel erreichen wir aber nicht durch eine abstrakte Verfassungsbestimmung, sondern durch konkrete Massnahmen, die die Sensibilisierung bei den Parteien und in der Bevölkerung erhöhen oder Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bringen. Für die grössten Diskussionen hat im Vorfeld der Abstimmungen die geplante S-Bahn Liechtenstein gesorgt. Welche Chancen sehen Sie im Ausbau des schienengebundenen ÖVs? Chancen sehe ich vor allem dann, wenn die S-Bahn durch zusätzliche Massnahmen wie eine gute Feinverteilung von den S-Bahn-Stationen zu den Arbeitsplätzen sowie Fördermassnahmen auf Seiten der Unternehmen für die Pendler zusätzlich attraktiv gemacht wird. Je mehr heutige und vor allem auch zukünftige Pendler dadurch auf ihr Auto verzichten, desto mehr profitieren all jene, die auf ihr Auto angewiesen sind. Durchlaucht, in Ihrer Thronrede am 16. Januar 2020 ersuchten Sie die Koalitionspartner FBP und VU, sich – wie ein Jahr zuvor – auf ein weiteres Paket von Zukunftsinvestitionen zu einigen. Wie ist Ihre Meinung aktuell zu diesem Thema? Zwar konnten einige Zukunftsinvestitionen beschlossen werden, aber natürlich stand in den letzten Monaten die Pandemie im Vordergrund. Erfreulich empfand ich jedoch die sehr positive Resonanz auf die Postulatsbeantwortung über den sorgsamen Umgang mit den Staatsfinanzen im Landtag. Die Postulatsbeantwortung gibt nämlich einen sehr guten Rahmen für Zukunftsinvestitionen vor, wonach diese vor allem in die Potenzialentwicklung und in die Infrastruktur er-
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folgen sollten. Auch wurde klar dargelegt, dass durchaus Mittel für Zukunftsinvestitionen vorhanden sind, wir jedoch bezüglich Erhöhungen der laufenden Staatsausgaben wenig Spielraum haben und entsprechend vorsichtig sein müssen. Eine Frage zur AHV-Sanierung: Die Regierung hat im Juni 2020 ihre Idee zur Sicherung der AHV verabschiedet. Sie schlägt vor, den Beitragssatz ab dem 1. Januar 2024 von 8.1 auf 8.7 Prozent zu erhöhen und per Ende 2020 eine Einmaleinlage von 100 Millionen Franken aus dem Staatsvermögen in den AHV-Fonds zu tätigen. Als Ausgleich sollen die FAK-Beiträge gesenkt werden. Was halten Sie von dieser Idee. Hätten Sie einer Erhöhung des Rentenalters den Vorzug gegeben? Und wenn ja, warum? Zwar hätte ich es bevorzugt, wenn man sich zumindest teilweise auch der Erhöhung des Rentenalters gewidmet hätte, mir ist aber bewusst, dass dieses Thema zu Wahlkampfzeiten äusserst schwierig ist. Längerfristig werden wir jedoch nicht um eine Erhöhung des Rentenalters herumkommen, wenn die Lebenserwartung weiter steigt und wir unsere Standortattraktivität nicht durch immer weitere Erhöhungen der Beiträge aus Lohnnebenkosten oder Steuern gefährden
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wollen. Immerhin führt der Regierungsvorschlag nicht zu einer ständigen Erhöhung der laufenden Staatsausgaben für die AHV, sondern sieht in einem Moment von ausserordentlich hohen Staatseinnahmen einen einmaligen – wenn auch grossen – Staatsbeitrag vor.
Die Pandemie wird zumindest in der ersten Hälfte der nächsten Legislaturperiode eine grosse Herausforderung bleiben. Alois von und zu Liechtenstein, Erbprinz Zahlreiche andere Felder der Tagespolitik wurden von Corona und den Volksabstimmungen verdrängt. Wo sehen Sie bis zu den Landtagswahlen im Februar weiteren konkreten Handlungsbedarf? Ist es realistisch, bis dahin noch etwas Wesentliches zu erreichen? Vor den Landtagswahlen werden wir realistischerweise keine grossen Reformprojekte
mehr erreichen können. Wichtig wäre, dass wir die bereits vorbereiteten Reformen im Bereich Finanzplatz noch rechtzeitig verabschieden. Ausserdem erhoffe ich mir eine konstruktive Diskussion von Vorschlägen zur zukünftigen Finanzierung von Betreuung und Pflege im Alter, zur Stärkung der Familien- und Erziehungsarbeit sowie zur Energiestrategie 2030, damit wir eine gute Grundlage für grundlegende Reformen in diesen Bereichen in der nächsten Legislaturperiode schaffen können. Was erhoffen Sie sich von der neu zusammengesetzten Regierung der Legislaturperiode 2021 bis 2025 und welche grossen Herausforderungen werden auf die Minister warten? Die Pandemie wird zumindest in der ersten Hälfte der nächsten Legislaturperiode eine grosse Herausforderung bleiben. Ansonsten werden die technologische und die demographische Entwicklung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Umweltthemen uns weiterhin fordern. Ich erhoffe mir, dass die neu zusammengesetzte Regierung insbesondere zu diesen Themen gute Reformvorschläge erarbeitet.
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Historischer Abstimmungssonntag steht bevor Was in der Schweiz mit bis zu vier Abstimmungsterminen pro Jahr und teilweise mehreren Vorlagen pro Termin politischer Alltag ist, ist in Liechtenstein eine Seltenheit: Am 30. August befinden die Stimmberechtigten erstmals über gleich drei Vorlagen. Neun Mal wurden die Liechtensteiner Stimmbürger zwischen 2011 und 2019 zu Abstimmungen an die Urne gebeten. Drei Abstimmungen an einem einzigen Tag hat es bisher in Liechtenstein jedoch noch nie gegeben, wie Wilfried Marxer, Forschungsleiter Politik im Liechtenstein-Institut, im Juni gegenüber Radio L betonte. Ganz anders ist die Situation in der Schweiz, wo im gleichen Zeitraum über 75 Vorlagen befunden worden ist. Es mag an dieser vergleichsweisen Flut liegen, dass das Interesse an einer Teilnahme und damit die Stimmbeteiligung in der Schweiz – beispielsweise im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 41,8 Prozent – deutlich tiefer liegen als in Liechtenstein. Dort betrug sie bei der vorletzten, vergleichsweise unbedeutenden Abstimmung zur Finanzierung der Tour de Ski fast 70 Prozent. Bei der im Vorfeld intensiv diskutierten Abstimmung zum Neubau des Landesspitals lag sie mit 72,7 Prozent jedoch nur unwesentlich höher.
Emotionale Themen stehen zur Abstimmung Wenn nun, kurz nach der Sommerpause, über das seit Jahren und besonders seit dem positiven Landtagsentscheid Anfang Juni emotional diskutierte Thema S-Bahn und die zumindest vor der Corona-Pandemie medial recht präsente Initiative HalbeHalbe abgestimmt wird, könnte eine etwas höhere Stimmbeteiligung zu erwarten sein. Davon dürfte vermutlich – wenigstens diesbezüglich –
auch die Vorlage zur doppelten Staatsbürgerschaft für Staatsangehörige aus EWR-Mitgliedsländern und der Schweiz profitieren.
Besondere Umstände wegen Corona Zwei weitere Umstände machen das Abstimmungswochenende zu etwas Besonderem: Dass die Meinungsbildung über die Sommerpause stattfinden musste, ist im Fall von HalbeHalbe und der doppelten Staatsbürgerschaft der Corona-Pandemie geschuldet, die zu einer Verschiebung des Termins vom 7. Juni geführt hat. Eine umfassende Meinungsbildung sei unter anderem aufgrund des Versammlungsverborts seit Mitte März
nicht möglich gewesen, hatte die Regierung die Verschiebung begründet. Bei der S-Bahn liegt der Termin an den gesetzlichen Fristen in Bezug auf die Ansetzung einer Abstimmung durch den Landtag. Besonders macht das Coronavirus aber auch die Umstände der Urnenwahl, bei der die Distanzmassnahmen zwischen den – zugegebenermassen wenigen – Stimmberechtigten, die ihr Votum persönlich einlegen, untereinander und zu den Wahlkommissionsmitgliedern eingehalten werden müssen. Geschützt werden müssen auch die Kommissionsmitglieder selbst beim Auszählen der Stimmen.
Spannung garantiert Für Spannung und weitere emotionale Diskussionen dürfte in den kommenden drei Wochen bis zum Abstimmungswochenende auf jeden Fall noch genügend Stoff vorhanden sein. Prognosen zu den Resultaten sind daher schwierig. Insbesondere im Fall der S-Bahn Liechtenstein könnte es aber zu einem knappen Ergebnis kommen und auch die beiden anderen Vorlagen versprechen Spannung. Um den Stimmberechtigten ihre Entscheidung zu erleichtern, findet sich auf den kommenden Seiten eine Reihe von Informationen zu allen drei Themen und einige der Protagonisten kommen zu Wort.
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«Es mangelt an positiver politischer Kultur» «Wenn die Initiative vom Volk angenommen wird, haben wir einen Punkt gewonnen, aber nicht das Match», sagt Walter Kranz von Initiativkomitee HalbeHalbe. Gleichzeitig warnt er vor der «Ja – Aber»-Strategie, unter der er die Einwände der Gegner zusammenfasst. Interview: Herbert Oehri Herr Kranz, eine provokative Frage als Einstieg und ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen: Als «älterer weisser Mann» entsprechen Sie eher dem oft bemühten Klischee des Gegners der Gleichberechtigung. Was hat Sie bewogen, sich für die Initiative HalbeHalbe als Mitglied des Komitees einzusetzen? Walter Kranz: Gerechtigkeit, vor allem soziale Gerechtigkeit war und ist mir im beruflichen und privaten Leben wichtig. Dass Frauen in politischen Gremien nicht gerecht vertreten sind, ist offensichtlich. Wieso braucht Liechtenstein Ihrer Ansicht nach mehr Gleichberechtigung bzw. wo mangelt es? Es mangelt an positiver politischer Kultur. Das ist zwar auch ein Hindernis für Männer, aber ein noch grösseres Hindernis für Frauen. Ein Beispiel: Eine Politikerin hat mir geschildert, dass sie als emotional, also unsachlich, kritisiert werde, wenn sie sich für eine Sache so richtig ins Zeug lege. Wenn Männer das tun, würden sie als engagiert, also positiv, wahrgenommen. Der Hickhack-Stil in der Parteipolitik schreckt ab, Frauen noch mehr als Männer. Und dann kommen noch die groben Sachen: Wie die Landtagsdebatte um die Absetzung der Aussenministerin vor einem Jahr die Lust auf Politik beeinflusst hat, wissen wir nicht. Durch einen höheren Anteil von Frauen in politischen Gremien wird die Kultur freundlicher werden. Es wird mehr Anstand in der Politik einkehren.
Und wie könnte die Initiative HalbeHalbe im Falle ihrer Annahme zu mehr Gleichberechtigung und einer besseren Kultur beitragen? Was könnte sich konkret ändern? Dass die Initiative zustande kam, ist allein schon ein erfreulicher Beitrag. Es wäre völlig neu in der Politik, dass die Person oder
führt werden soll. Was entgegnen Sie den Kritikern? Die Kritiker der Initiative bedienen sich an der «JA – ABER» Strategie: «Das Ziel ist gut, aber der Zeitpunkt ist schlecht.» «Das Ziel ist gut, aber der Weg ist schlecht.» «Das Ziel ist gut, aber man kann den Initianten nicht trauen weil sie nicht zum politi-
Walter Kranz, Initiativkomitee HalbeHalbe
Gruppe, welche ein Problem aufzeigen, gleich auch für die Lösung verantwortlich sind. Es findet eine breite Diskussion statt über die Teilhabe der Frauen am politischen Leben. Das tut der Sache gut. Die Initianten haben stets betont, dass der vorgeschlagene Zusatz in der Verfassung keine rechtlich einklagbaren Konsequenzen nach sich ziehen wird. Dennoch gibt es Bedenken, dass eine Geschlechterquote durch die Hintertür einge-
schen Establishment gehören.» Und so weiter. Diese Strategie ist eigentlich sehr durchsichtig und «verhebt» nicht, aber ihre Anwender fallen gerne auf sich selbst herein. Wenn die Initiative aber keine rechtlichen Konsequenzen haben wird: Warum braucht es sie dann überhaupt? «Mann und Frau sind gleichberechtig.» So steht es jetzt in der Verfassung. Mit dem Zusatz «Die ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in
politischen Gremien wird gefördert», sind vor allem Landtag und Regierung, aber auch weitere Gremien aufgefordert die Gleichberechtigung tatsächlich herzustellen. Der öffentliche Tenor in den Medien, den klassischen wie sozialen, geht eher in die Richtung einer Ablehnung der Initiative. Mit welchen Argumenten würden Sie Unentschlossene von einer Zustimmung überzeugen? Fallen Sie nicht auf die «JA – ABER» Strategie herein. Zu dieser gehört auch die Behauptung, man müsse die Verfassung vor weichen Formulierungen und «symbolischen Zeichen», so die Junge FBP, schützen. Die Verfassungsbestimmung, dass Mann und Frau gleichberechtigt sind, wird durch den Zusatz nicht aufgeweicht, sondern geschärft. Sollte die Initiative dennoch abgelehnt werden: Was bedeutet das für das Engagement des Komitees? Werden Sie als Gruppe zusammenbleiben und allenfalls zu einem späteren Zeitpunkt einen neuen Vorstoss lancieren oder sich anderen bzw. ähnlichen Themen widmen? Sportlich formuliert: Wenn die Initiative vom Volk angenommen wird, haben wir einen Punkt gewonnen, aber nicht das Match. Wird die Initiative abgelehnt, haben wir einen Punkt verloren, aber nicht das Match. Die Namen der Frau- und Mannschaften und ihre Zusammensetzungen können sich ändern, aber der Einsatz für das politische Anliegen geht weiter. Versprochen!
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Intensiv geführte S-BahnDiskussionen Seit rund 15 Jahren steht die S-Bahn-Liechtenstein auf der politischen Agenda. Intensive Planungsarbeiten, aber auch verschiedene Verzögerungen haben dazu geführt, dass die entsprechende Absichtserklärung zwischen Liechtenstein und Österreich erst im April 2020 unterzeichnet werden konnte. Der Landtag hat dem Projekt im Juni schliesslich mit 18 Stimmen grünes Licht erteilt und dem Volk den Finanzbeschluss vorgelegt. Text: Heribert Beck
Seit die Meinungsbildung zur S-Bahn Liechtenstein Anfang Juni endgültig in die heisse Phase getreten ist, dominiert dieses Thema die Leserbriefspalten der Landeszeitungen. Ausserdem ging die Regierung mit ihren coronabedingt auf
Das Verkehrsproblem können wir nur mit einem ausgewogenen Mix an Massnahmen lösen. Die S-Bahn ist dabei ein erster Schritt. Daniel Risch, Regierungschef-Stellvertreter und Infrastrukturminister
zehn Gemeinden verteilten Veranstaltungen neue Wege in der Information der Bevölkerung. Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch sowie Experten aus der Verhandlungsdelegation mit Österreich und aus der Wirtschaft ging es dabei dar-
um, die grösseren Zusammenhänge zum Mobilitätskonzept 2030 aufzuzeigen. Die S-Bahn ist eines der darin enthaltenen zehn Leitprojekte, die zusammen mit 48 Einzelmassnahmen dafür sorgen sollen, dass Liechtenstein auch in Zukunft nicht im Verkehr erstickt und sowohl die Lebens- als auch die Standortqualität erhalten bleiben. «Das Verkehrsproblem können wir nur mit einem ausgewogenen Mix an Massnahmen lösen. Die S-Bahn ist dabei ein erster Schritt und nur, wer den ersten
Schritt tut, kann auch den zweiten gehen», sagte Regierungschef-Stellvertreter Risch bereits im April.
Breite Front der Unterstützer Unterstützung erhalten hat der Infrastrukturminister unter anderem von allen elf Gemeindevorstehern, der LIHK, der Wirtschaftskammer, der VU und der FBP, welche eine Ja-Parole für die Abstimmung ausgegeben haben, sowie von der Freien Liste und der neu formierten IG Mobiles Liechtenstein. Auch Erbprinz Alois hat sich explizit für die Realisierung des Projekts ausgesprochen. Die Befürworter führen unter anderem die Solidarität mit kommenden Generationen ins Feld, aber auch mit den Nachbarstaaten und -regionen, welche auch zum Vorteil der Einwohner Liechtensteins Hunderte Millionen von Franken und Euro in die Verkehrsinfrastruktur investieren. Ökologische Aspekte und die Reduktion des Liechtensteiner CO2 -Ausstosses spielen bei der Argumentation ebenfalls eine Rolle. Das Hauptziel ist und bleibt aber weiterhin die Entlastung der Strassen vom Pendlerverkehr. Die Argumente der Gegner Die Gegner der S-Bahn Liechtenstein wiederum versuchen vor allem, mit emotionalen Argumenten zu punkten – wobei sie lediglich in der Sache vereint sind. Das von den Demokraten pro Liechtenstein (DpL) zunächst angestrebte «über-
parteiliche» Gegenkomitee ist in seiner Überparteilichkeit unter anderem deshalb nicht zustande gekommen, weil die von den Unabhängigen (DU) abgespaltene Partei nicht mit ihren ehemaligen Mitstreitern zusammenarbeiten möchte. Die gemeinsamen Argumente gehen jedoch dahin, dass nur die ÖBB als Betreiberin der Strecke vom Doppelspurausbau profitiere. Dafür müssten Böden enteignet werden, welche der ÖBB anschliessend «geschenkt» würden, damit diese schliesslich ein Vielfaches an Güterzügen durch Liechtenstein schleusen könne. Ausserdem argumentieren die Gegner mit den Kosten in Höhe von 71,3 Millionen Franken inklusive Mehrwertsteuer.
Gutes Verhandlungsergebnis Die Befürworter argumentieren hingegen mit den zahlreichen Vorteilen, die Liechtenstein aus diesen Mitteln generieren könnte. Neben dem Gewinn für den öffentlichen Verkehr führen sie an, dass Österreich sich zu einem grossen Teil an den Kosten auf Liechtensteiner Hoheitsgebiet beteiligt und auch rund 30 Prozent der Investitionen für die geplante Auflösung des Stauschwerpunkts Engelkreuzung in Nendeln übernimmt. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass Liechtensteiner Unternehmen Aufträge in einem Umfang von rund 40 Millionen Franken generieren können.
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S-Bahn Liechtenstein:
Experten entkräften Gegenargumente In diversen Medien und privaten Veröffentlichungen hat sich Wirtschaftsingenieur Wolfgang Obermayr in den vergangenen Wochen und Monaten als Kritiker der geplanten S-Bahn Liechtenstein in Position gebracht und seine Gegnerschaft mit plakativen Äusserungen unterstrichen. Die lie:zeit hat zwei Experten um ihre Stellungnahme gebeten. Text: Heribert Beck
Marco Caminada, dipl. Bauingenieur FH Leiter Abteilung Tiefbau (ABI) Leiter der Verhandlungsdelegation
Kritik: Die Investitionskosten belaufen sich nicht auf 71,3 Millionen Franken inklusive Mehrwertsteuer, wie sie zur Abstimmung stehen, sondern auf 173 Millionen. Es werde mit «Halbwahrheiten argumentiert». Marco Caminada: Die Grundlage für die Berechnung dieser 173 Millionen Franken ist falsch. Wolfgang Obermayr rechnet mögliche Kosten für Lösungen in Schaan und weitere Kosten des S-Bahn-Projektes ein. Dabei handelt es sich jedoch um voneinander unabhängige Elemente. Da zum heutigen Zeitpunkt nicht entschieden ist, welche Variante in Schaan zur Umsetzung kommen wird, können die anfallenden Kosten auch nicht beziffert werden. Zudem hat der Landtag einstimmig entschieden, die Variantenprüfung in Schaan vom S-Bahn-Projekt zu entkoppeln. Der liechtensteinische Anteil an den Kosten des S-Bahn-Projektes im Umfang von 66,5 Millionen Franken exklusive Mehrwertsteuer, aber inklusive Reserven für Unvorhergesehenes, bezieht sich nur auf den Ausbau der Eisenbahninfrastruktur, der Haltestellen und den flankierenden Strassenbauten. Die von Wolfgang Obermayr einberechneten Kosten für die Zuggarnituren sind
Ausufernde Kosten, mögliche Irreführung der Bevölkerung, zunehmender Güterverkehr, fehlende Behindertengerechtigkeit und Variantenprüfungen – die Liste der Kritikpunkte, die Wolfgang Obermayr in den vergangenen Wochen in verschiedensten Medien und auf unterschiedlichen Plattformen gegen die S-Bahn Liechtenstein vorgebracht hat, ist lang, und die Vorwürfe sind teilweise heftig. Marco Caminada, Leiter der Abteilung Tief bau im Amt für Bau und Infrastruktur (ABI) sowie Leiter der Liechtensteiner Delegation bei den Verhandlungen mit Österreich, und Markus Verling, ehemaliger Leiter des ABI, kennen sowohl die Materie S-Bahnbau als auch das Projekt selbst seit Jahren im Detail. Sie widersprechen Obermayr in den zentralen Punkten klar und verwehren sich gegen eine Stimmungsmache mit falschen Argumenten.
nicht Teil der Infrastruktur und daher nicht in den Kosten zu berücksichtigen. Diese werden auch nicht von Liechtenstein erworben, sondern von der beauftragten Bahnunternehmung im Rahmen des Transportauftrags zur Verfügung gestellt. Hierfür sind im Bericht und Antrag zum Verpflichtungskredit jährliche Betriebskosten von zwei Millionen Franken transparent ausgewiesen. Die Vergabe der Bahnbetriebsleistung erfolgt analog dem Betrieb einer öffentlichen Buslinie. Die Busse und deren Betrieb stellt die Transportunternehmung, die Strasse und die Haltestellen werden als Basisinfrastruktur vom Land zur Verfügung gestellt. Ausserdem weise ich nochmals darauf hin, dass der Betrag von 71,3 Millionen, welcher nun zur Abstimmung ansteht, als absolutes Kostendach verstanden werden muss. Sollte dieser Betrag überschritten werden, müsste die Regierung erneut mit Österreich in Verhandlungen treten und allfällige Mehrkosten müssten beim Landtag beantragt und von diesem bewilligt werden. Zudem würde ein solcher Finanzbeschluss erneut dem Referendum unterstehen. Es ist also im höchsten Interesse aller Beteiligten, dass die veranschlagten und ausgehandelten Kosten eingehalten werden.
Markus Verling, dipl. Bauingenieur ETH Leiter ABI (2013–2018) Mitglied der Verhandlungsdelegation
Kritik: Die Betriebskosten werden bei rund zehn Millionen Franken pro Jahr liegen. Markus Verling: Auch die Grundlage für diese Berechnungen von Wolfgang Obermayr ist nicht nachvollziehbar. Im BuA werden die zusätzlichen Ressourcen, welche für die Projektumsetzung sowie den Unterhalt und Instandhaltung der Haltestellen und Nebenanlagen benötigt werden, ausgewiesen. Für die Projektumsetzung sind befristet auf die Realisierungsphase 210 Stellenprozente vorgesehen, für den Unterhalt fallen nach einer allfälligen Realisierung der S-Bahn 100 Stellenprozente beim Werkbetrieb an. Dies macht deutlich, dass die von Wolfgang Obermayr angenommenen drei Millionen Franken alleine für die Personalkosten weit jenseits der Realität liegen. Auch die ins Feld geführten zusätzlichen Elektrizitätskosten entbehren jeglicher Grundlage. Für die Fahrleistungen für den durchgängigen Halbstundentakt werden, wie im BuA ausgeführt, Kosten in der Grössenordnung von insgesamt zwei Millionen Franken anfallen. Dieser Betrag wurde auf der Basis der Kosten für ähnliche Nahverkehrsleistungen in St. Gallen und Vorarlberg berechnet.
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Der Landtag hat einstimmig entschieden, die Variantenprüfung in Schaan vom S-Bahn-Projekt zu entkoppeln. Marco Caminada, Leiter Abteilung Tiefbau (ABI)
Kritik: Das Mobilitätskonzept berücksichtigt Menschen mit eingeschränkter Mobilität nicht.
Das Mobilitätskonzept 2030 wurde in der Überzeugung geschrieben, dass auf den verschiedenen Verkehrsträgern Optimierungen und Erweiterungen relaisiert werden müssen.
Kritik: Der Güterverkehr wird zunehmen.
Markus Verling: Die Anzahl der Güterzüge hängt in erster Linie von der Nachfrage ab; diese war in den vergangenen 10 Jahren konstant. Bereits heute bestehen zu gewissen Zeiten ungenutzte Kapazitäten auf der Strecke Feldkirch-Buchs. Bei einem Ausbau der Bahninfrastruktur zwischen Tisis und Nendeln wird insbesondere die Möglichkeit geschaffen, einen vertakteten Personennahverkehr einzurichten. Dadurch sind die verfügbaren Kapazitäten für den Güterverkehr auch begrenzt. Gemäss Betriebsprogramm der ÖBB könnten auf der Strecke ohne Nahverkehrsausbau künftig bis zu 41 Güterzüge, mit Nahverkehrsausbau und Betrieb der S-Bahn aber lediglich maximal 28 Güterzüge gefahren werden In der Konzession, wie auch im Eisenbahngesetz, ist festgeschrieben, dass der Personennahverkehr jeweils Vorrang hat. Es ist daher also unrealistisch, dass nach dem Bau einer S-Bahn Liechtenstein deutlich mehr Güterzüge zwischen Feldkirch und Buchs verkehren werden. Was aber festgehalten werden kann ist die Tatsache, dass mit dem Nahverkehrsausbau die maximal Anzahl der möglichen Güterzüge kleiner ist, als ohne Nahverkehrsausbau.
Kritik: Andere Mobilitätsvarianten, insbesondere eine Seilbahnlösung, wurden nicht ernsthaft geprüft. Marco Caminada: Das Mobilitätskonzept 2030 wurde in der Überzeugung geschrieben, dass auf den verschiedenen Verkehrsträgern Optimierungen und Erweiterungen realisiert werden müssen. Es beinhaltet zehn Leitprojekte und 48 Einzelprojekte mit einem Zeithorizont bis 2030 und geht ebenfalls auf sieben Zukunftsprojekte über den Horizont 2030 hinaus ein. Dabei wurden auch Seilbahnsysteme betrachtet. Im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern kann bei der S-Bahn mit einem bestandsnahen Ausbau zeitnah eine deutliche Verbesserung der Attraktivität erreicht werden. Zudem ist die Eisenbahn in das regionale und internationale Netz ich der Schweiz und Österreich eingebunden. Eine Seilbahnlösung zwischen Feldkirch und Sargans kann entgegen den Aussagen von Herrn Obermayr nicht zeitnah realisiert werden, da auch für ein solches Projekt Grundstücke erworben werden müssen sowie Bewilligungen und Projektierungsarbeiten notwendig sind. Zudem bestehen gewichtige Risiken und Unwägbarkeiten, welche im Mobilitätskonzepts 2030 aufgeführt sind. Dazu zählen Beeinträchtigungen des Ortsbilds, unstete Windverhältnisse, hohe Kosten, die Gondelstationen an den richtigen Zielorten sowie die Feinverteilung.
Marco Caminada: Grundsätzlich ist bei allen Massnahmen im Mobilitätsbereich den gesetzlichen Vorgaben der Barrierefreiheit Rechnung zu tragen. Selbstverständlich erfüllen auch die neu zu erstellenden Bahnhöfe die gesetzlichen Vorgaben mit entsprechenden Liftanlagen und Zugangsmöglichkeiten mustergültig. Die Ohnehinkosten für die Massnahmen bei den bestehenden Haltestellen werden von Österreich getragen. Liechtenstein trägt die Kosten bei der neuen Haltestelle in Mauren/Schaanwald.
Kritik: Die Lösung für das Schaaner Zentrum ist noch nicht gefunden und nicht realisierbar. Die Bevölkerung kann nicht über etwas entscheiden, das nicht möglich ist. Markus Verling: Die Lösungen für die Entlastung des Dorfzentrums von Schaan sind nicht Bestandteil des vorliegenden Projekts. Der Regierung war es wichtig, im Rahmen des Mobilitätskonzepts die Entlastung des Schaaner Zentrums zu thematisieren und auch zeitnah anzugehen. Der Landtag hat in seiner Sitzung vom Mai 2020 die Notwendigkeit der Variantenprüfung für die Entlastung des Dorfzentrums von Schaan erkannt und diese von der Realisierung einer S-Bahn Liechtenstein entkoppelt. Die Arbeitsgruppe mit Vertretern des Landes Liechtenstein und der Gemeinde Schaan hat ihre Arbeit bereits kurz nach der Landtagssitzung aufgenommen und wird den Abgeordneten das Ergebnis der Variantenprüfung auftragsgemäss bis Sommer 2021 zur Beschlussfassung vorlegen. In der Folge kann das Projekt dann unabhängig von der Realisierung der S-Bahn Liechtenstein ausgearbeitet werden.
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Bahnausbau unserer Nachbarn Unsere Schweizer und Vorarlberger Nachbarn bauen den Bahnverkehr massiv und mit hohen Investitionen aus. Mit einem Ja zur S-Bahn Liechtenstein werden wir Teil dieses Bahn-Netzes. Indem wir vielen EinpendlerInnen eine attraktive Alternative bieten, können wir unsere Strassen entlasten. Der wirklich nötige Strassenverkehr wird mit einem Ja zur S-Bahn Liechtenstein wieder freier fliessen. Text: Paul Stopper und VCL St. Galler Rheintal Für Liechtenstein sind die Bahnknoten Sargans und Buchs wichtig. Buchs bietet mit stündlich einem schnellen Regionalzug und einer S-Bahn S4 in beide Richtungen ein halbstündliches Schienen-Angebot. Für diese Angebotsverbesserung waren im Bahnhof Sargans sowie bei Rüthi und im Bahnhof Au Umbauten nötig. Investiert wurden rund 70 Mio. Franken. Per Dezember 2024 wird das Angebot durch den I nter reg io - Ha lbst u ndent a k t Chur – Sargans – Buchs – St. Margrethen – St. Gallen wesentlich verbessert. Trübbach erhält eine neue Haltestelle für die S-Bahn S4. In Fährhütten wird der LIEmobil-Bus Verbindungen zu Bahn und Bus nach Buchs und Sargans herstellen. Der Ausbauschritt 2025 sieht auf der Strecke Sargans – Buchs – Altstätten vor: Doppelspurausbau zwischen Sevelen und Buchs und in Buchs Nord sowie bei Oberriet, Erneuerung der Einfahrt in den Bahnhof Buchs und Ausbau der Haltestelle Rüthi zur Kreuzungsstation. Die SBB rechnen für die Realisierung bis 2025 mit Gesamtkosten von rund 220 Mio. Franken.
Vorarlberg Die S-Bahn Vorarlberg verkehrt zwischen Bregenz und Bludenz im 30-Minuten-Takt, mit Verdichtung zum 15-Minuten-Takt zu Spitzenzeiten. Ergänzend dazu fährt der schnelle Regionalzug im Stundentakt mit einer Verdichtung zum 30-Minuten-Takt in den Spitzenzeiten. Im Zuge des Rheintalkonzepts und des Rheintal-Walgau-Kon-
zeptes II wurden und werden auch künftig zahlreiche Bahnhöfe und Haltestellen modernisiert. Die Kunden profitieren von barrierefreien, sicheren und kundenfreundlichen Mobilitätsdrehscheiben. Die Kosten teilen sich ÖBB-Infrastruktur AG, Bund, Land Vorarlberg sowie die jeweiligen Gemeinden. Die Partner investieren insgesamt rund 240 Mio. Euro
€ 100. Mio.
Investitionen auf Schweizer Seite total CHF 300 Mio. bis 2025
Die Schwerpunkte des Angebotsausbaus liegen auf der zusätzlichen Bedienung wichtiger Schul- und Arbeitsplatzzentren, Verbesserungen im grenzüberschreitenden Verkehr sowie eine direkte S-Bahn-Linie aus dem Rheindelta in Richtung Dornbirn sowie die Durchbindung vor allem schneller Verbindungen zwischen Rheintal/Walgau ins Montafon.
Ausbau Bahnhöfe und Haltestellen € 240 Mio.
Unteres Rheintal und Arlberg Das Angebot auf der Achse Zürich – Bregenz – Lindau – München und im zukünftigen grenzüberschreitenden Regionalverkehr St. Gallen – St. Margrethen – Bregenz – Lindau wird deutlich verbessert werden. Der im Ausbau befindliche Streckenabschnitt Lustenau – Lauterach kostet knapp 100 Mio. Euro. Die für Liechtenstein wichtige Bahnverbindung Zürich – Sargans – Buchs – Feldkirch – Innsbruck – Wien wird vom ÖBB-Railjet bedient. 2017 wurde der Integrale Taktfahrplan für Westösterreich umgesetzt. Seitdem verkehrt der Railjet im Stundentakt über den Arlberg. Im Jahr 2018 fanden bereits grössere Instandhaltungs- und Reinvestitionsarbeiten entlang der Arlbergstrecke statt. Weitere werden folgen.
Bus Sevelen–Vaduz Neue S-BahnHst. Fährhütte
Bus Fährhütte Balzers–Triesen
Langsamverkehr und einem verringerten Risiko der Erkrankung an Diabetes, verschie-
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zwei zusätzliche Haltestellen Tosters und Schaanwald und zusätzliche Kurse im 30-Minuten-Takt mindestens denen Krebsarten, Demenz, Depression oder Herzkreislauferkrankung besteht. zu den Hauptverkehrszeiten. Und der Bahnausbau in Vorarlberg. Mit dem Bahnausbau Der auf der Schweizer Seite und einer Zugverbindung nach Liechtenstein alle 30 Minuten Grossteil des Nutzens aus der körperlichen Aktivität im Langsamverkehr ist intern. scheint auch die Prognose von etwa 1‘700 Personen für die Grenze Liechtenstein-Schweiz realistisch. Heute Schliesslich profitiert diejenige Person, die körperlich aktiv ist, zuallererst selber von reisen in der Morgen-Hauptverkehrszeit (3 Kurse) etwa 130 Personen von Buchs über die Grenze; davon polit:zeit ihrer aus. besseren Gesundheit. Zum Teil kommen die positiven Auswirkungen aber auch 15 steigen 89 in Liechtenstein Für den ganzen Tag queren gut 500 Personen die Grenze zur Schweiz. Eine wichtige Voraussetzung das Umsteigen vom Arbeitsweg Allein-im-Autoführt auf die FL.A.CH istvon Dritten für zugute: Der verbesserte Gesundheitszustand zu S-Bahn einer Reduktion betriebliches Mobilitätsmanagement mit Anreizen (Mobilitätsbeitrag) und Abreizen (PP-Bewirtschaftung) aller und somit zu Einsparungen bei den medizinischen Heilungskosten. Arbeitgeber mit 50 undKrankheitsfällen, mehr Mitarbeitenden, vor allem in den Gemeinden Schaan, Eschen, Mauren, Gamprin FernerBus-Zubringer reduzieren sich die Produktionsausfälle und die Kosten für die Wiederund Vaduz. Und es braucht in dadurch Schaan und Nendeln mit kurzen Umsteigezeiten. besetzung von Arbeitsstellen. Die so eingesparten Kosten müssten ansonsten Krankenwww.vcl.li
Mobilität und Verkehr
kassen (im Fall der medizinischen Heilungskosten), die Gesellschaft (bei Produktionsausfällen) und Arbeitgeber (Kosten von Stellenwiederbesetzungen) übernehmen. ZudemOrtsveränderung; können durch die Vermeidung vonArbeit frühzeitigen Todesfällen Hinterlassenenrenten Mobilität ist das menschliche Bedürfnis nach z.B. um zur zu gelangen, zum EinWitwer-angefangen und Waisenrenten) werden, die von der AHV und somit kaufen, für Freizeitaktivitäten. Verkehr ist die(Witwen-, Folge davon, beimeingespart Fussverkehr als natürlichste von der Allgemeinheit zu bezahlen wären. Art der Fortbewegung. Um 1950 wurden bei uns im Land noch die meisten Wege zu Fuss zurückgelegt. Die Vermeidung dieser Kosten führtText: zu realen Ressourceneinsparungen bei Dritten, da Alltagswege schnell per Fahrrad zurückzulegen war etwas Besonderes. VCL sie ausserhalb des persönlichen Nutzens der Fussgängerin oder des Velofahrers liegen. Damit stellen sie einen externen Nutzen dar, welcher nicht in die persönlichen AbwäDer Massenmotorisierung seit den 50-er gungen der Langsamverkehrsteilnehmenden einfliesst. Jahren folgend, hat die Politik die VerkehrDie Bewertungsmethodik orientiert sich am Vorgehen zur Berechnung der Gesundheitssinfrastruktur angepasst. Die heutige Verkosten durch Luft- und Lärmbelastung. Die gewonnenen Lebensjahre und die verhinkehrssituation und Raumordnung ist nicht derten Krankheitsfälle errechnen sich aus dem Ausmass der körperlichen Betätigung im gottgegeben. Sie wurde verursacht durch den politischen Entscheid, die InfrastrukLangsamverkehr und den Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen Bewegung und vertur für Autos zu optimieren. Sowohl für den schiedenen Krankheitsbildern. Pro vermiedenem Krankheitsfall beziehungsweise gerollenden wie für den ruhenden Verkehr: So wonnenem Lebensjahr wird mit denselben Kostensätzen gerechnet wie bei den Gehat es sehr viele Parkplätze (PP) bei den Arsundheitskosten durch Luft- und Lärmbelastung. beitsplätzen und in deren Nahbereich. Zudem sind viele dieser PP für den Benutzer Insgesamt wurden 2015 durch die Aktivitäten im Langsamverkehr 1345 Mio. Fr. externe kostenlos oder kosten zu wenig. Dies gilt Nutzen erzeugt. Die Fussgängerinnen und Fussgänger tragen 893 Mio. Fr. (66 %) dazu auch für die PP von Gemeinden und Land. bei, die Velofahrenden 452 Mio. Fr. (34 %). Zu fahrzeugähnlichen Geräten sind keine Daten zur Berechnung der Gesundheitsnutzen vorhanden. Da sich die Verkehrsmittelwahl weitgehend an der verfügbaren Infrastruktur orientiert, wurde das Auto zum bequemen und schnellen Verkehrsmittel für alle Wege. Auch für kurze Wege. Denn heute ist etwa die Hälfte der Autofahrten bis fünf km kurz. Auch wurde das Auto zum Statussymbol. Geändert hat sich mit der Massenmotorisierung das Verkehrsmittel; es ist schneller geworden und so legen wir längere Distanzen zurück. Mobiler sind wir nicht geworden, da die durchschnittliche Unterwegszeit etwa konstant ist. Mit der Zunahme der Bevölkerung und der Arbeitsplätze wächst die Zahl der zurückgelegten Wege, unabhängig vom Verkehrsmittel; nicht die Mobilität. Laut Mobilitätskonzept 2030 soll in Zukunft nicht nur der Autoverkehr weiter gefördert werden, sondern auch der Fuss- und Radverkehr (Aktiv- oder Langsamverkehr) und der öffentliche Verkehr. Aus volkswirtschaftlicher Sicht und in Anbetracht der hohen Kosten des Gesundheitswesens spielt der Aktivverkehr eine besonders wichtige Rolle. Externen Nutzen, der nicht nur dem Verkehrsteilnehmer selbst zugutekommt, gibt es im Fussverkehr und im Radverkehr. Dies zeigt die Grafik zum externen Nutzen durch zu Fuss gehen und Rad fahren recht deutlich. Es ist offenkundig. dass dem Fussverkehr innerhalb der Gemeinden durch ein Netz von attraktiven und direkten Fusswegen vermehrt Rechnung getragen werden muss. Auch zur besseren Erschliessung der ÖV-Haltestellen.
(Quelle: Externe Abbildung 18 Kosten und Nutzen des Verkehrs in der Schweiz, Strassen-, Schienen-, Luft- und Schiffsverkehr 2015, Schweizer Bundesamt für Raumentwicklung ARE)
Das ARE schreibt dazu: «Die körperliche Aktivität im Langsamverkehr wirkt sich positiv auf die menschliche Gesundheit aus. Personen, die im Alltag regelmässig zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs sind, sind im statistischen Durchschnitt weniger krank und leben länger. Epidemiologische Studien zeigen auf, dass ein Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität im Langsamverkehr und einem verringerten Risiko der Erkrankung an Diabetes, verschiedenen
Krebsarten, Demenz, Depression oder Herzkreislauferkrankung besteht.» Im Alltag und speziell für Arbeitswege mehr zu Fuss gehen und Rad fahren verbessert nicht nur die Fitness und Gesundheit, sondern erhöht auch die Lebensqualität der aktiven Leute. Und fördert die sozialen Kontakte. Doch für längere Distanzen braucht es den öffentlichen Verkehr: als Feinverteiler den Linienbus und als Mittelverteiler die S-Bahn Liechtenstein.
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Wer meint es gut mit Liechtensteins Zukunft? Seit Beginn der Coronakrise hört man trotz oder gerade wegen der tiefen Einschnitte auch in Liechtenstein oft den Satz: «Eigentlich leben wir hier im Land schon im Paradies.» Unsere Regierung und viele politische Entscheidungsträger haben in dieser unsicheren Zeit wirklich Stärke gezeigt. Text: IG Mobiles Liechtenstein Brigitte Haas, Eva Johann-Heidegger, Johannes Kaiser, Martin Meyer und Donath Oehri
Während andere Länder aus der Position der Staatsverschuldung Hilfspakete schnüren mussten, konnte Liechtenstein aus einem Reservestand von 2.5 Milliarden Franken gezielte Hilfsmassnahmen setzen. Auch wenn nicht in jedem Fall immer alles nach der persönlichen Wunschvorstellung eines jeden Einzelnen verläuft, können wir eben wirklich sagen: «Wir leben hier in Liechtenstein schon im Paradies.» Aber wir leben nicht auf einer Insel. Wir sind regional eingebettet und profitieren in vielerlei Hinsicht von unseren Nachbarn. In der Mobilität ist es unter anderem die Autobahn A 13, die uns als grösste Entlastungsstrasse dient und von der Schweiz zur Verfügung gestellt wird. Ebenfalls bedienen wir uns der Bahnnetze von SBB und ÖBB. Es ist ein Geben und Nehmen. Auch wir müssen unseren Anteil leisten und können nicht nur von den anderen zehren.
Gute Wirtschafts- und Lebenssituation dank früherer, kluger Weichenstellungen Dass wir uns in dieser komfortablen Lage befinden dürfen, haben wir neben der Bevölkerung in erster Linie den aktuellen wie den seit Jahrzehnten Verantwortlichen in der Gesellschaft, in der Wirtschaft und in der Gemeinde- sowie Landespolitik zu verdanken, die immer wieder die Weichen richtig stellten und stellen. Wenn wir den Bogen zur Mobi-
Brigitte Haas
litätsthematik spannen, dann ist es so, dass sich verschiedene Regierungen und deren Minister, diverse Ämter, die Gemeinden und Gemeindevorsteher, Fachbüros, Wirtschaftsverbände, NGOs sowie überregionale Organisationen seit Jahren und Jahrzehnten intensiv mit der komplexen Thematik befassten. Und sie alle sind zum Schluss gekommen, dass die Verkehrsproblematik nicht mit einem einzigen Mittel, sondern nur mit vielen verschiedenen Massnahmen gelöst werden kann und eine erste, absolut dringende Weichenstellung die S-Bahn Liechtenstein ist.
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Liechtenstein gemeinsam vorwärtsbringen Die S-Bahn nun zuerst, weil auf der bestehenden Trasse sowieso sehr bald dringende Sanierungen anstehen. Wenn diese Sanierung durch die ÖBB ohne den gleichzeitigen Ausbau der S-Bahn umgesetzt werden müsste, würde von dieser Organisation danach langfristig kein Interesse mehr bestehen, die Lücke zwischen der Schweizer und der Österreicher S-Bahn zu schliessen. Der Zug wäre abgefahren. Wir müssen Liechtenstein gemeinsam vorwärtsbringen.
All diese Verantwortlichen in Gesellschaft, Wirtschaft und Staat der Gegenwart und der letzten Jahrzehnte haben unser Land hauptverantwortlich dorthin gebracht, wo wir heute stehen.
Deshalb sprechen sich nach einer langjährigen Entwicklungsphase die folgenden Personen und Institutionen für die S-Bahn als ersten Schritt aus:
Eva Johann-Heidegger
Johannes Kaiser
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Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger S.D. Erbprinz Alois Die Regierung Die deutliche Mehrheit des Landtags Alle 11 Gemeindevorsteher Die FBP, die VU, die Freie Liste Die LIHK, die Wirtschaftskammer, der Bankenverband Verschiedene NGOs Überdies basieren sowohl das Agglomerationsprogramm und das Entwicklungskonzept Liechtensteiner Unterland und Schaan auf einem Ja zur S-Bahn.
Liebe Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner Fragen Sie sich einfach einmal: Wollen denn S.D. Erbprinz Alois, die Regierung, die deutliche Mehrheit des Landtags, die elf Gemeindevorsteher und die weiteren oben erwähnten Befürworter etwas Schlechtes für uns alle? Sicher nicht. Geben wir gemeinsam und solidarisch das Beste für unser Land. Deshalb ein klares JA zur S-Bahn.
Martin Meyer
Donath Oehri
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S-Bahn: Grosser Mehrwert für Lebens- und Wirtschaftsraum Im Interview mit Dr. Christoph Gasser-Mair, ÖBB-Pressesprecher, kommt deutlich zum Ausdruck, dass der Güterverkehr bei Realisierung der S-Bahn Liechtenstein zwischen Feldkirch und Buchs nur eine moderate Entwicklung einnehmen wird. Der Mehrwert der S-Bahn ist für die Gesellschaft bezüglich dem unmittelbaren Lebens- und Wirtschaftsraum sehr hoch. Interview: Heribert Beck
Welchen Nutzen ergibt die S-Bahn-Takt-Verbindung Liechtensteins an die S-Bahnnetze in St. Gallen und Vorarlberg zu den Anschlusspunkten Feldkirch und Buchs? Christoph Gasser-Mair: Bei Umsetzung des Projektes erhalten die Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner eine attraktive S-Bahn-Verbindung mit direkter Anbindung an den Nah- und Fernverkehr in Österreich und die Schweiz. Die Erfahrungen, unter anderem im benachbarten Vorarlberg, zeigen, dass ein gutes Angebot auf der Schiene viele Menschen zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr bewegen und damit die Verkehrs- und Umweltbelastung der Strasse reduzieren kann. Der für Liechtenstein aufgrund seiner Lage wichtige, grenzüberschreitende Verkehr kann zunehmend auf die Schiene verlagert werden und wird wesentlich erleichtert. Darüber hinaus wird im Zuge der Projektumsetzung auch die Infrastruktur (insbesondere die Bahnhöfe) erneuert und zu modernen barrierefreien Mobilitätsdrehscheiben ausund umgebaut. Wie gestalten sich die Anschlusspunkte für die Pendler aus Vorarlberg ab Feldkirch zu den Arbeitsplätzen in das Land Liechtenstein hinein? Die Umsetzung des Projektes «S-Bahn-Liechtenstein» dient zuallererst der Herstellung einer leistungsfähigen Infrastruktur für einen attraktiven, stabilen Nahverkehr (Halbstundentakt) zwischen Vorarlberg (Feldkirch), Liechtenstein und der Schweiz. Das kommt insbesondere auch den vielen Berufspendlern zugute, für die ein Umstieg vom Auto auf die Bahn dadurch attraktiver werden soll. Welchen Stellenwert nimmt die Güterverkehrsverbindung auf dieser Achse Innsbruck – Feldkirch – Buchs – Sargans für die ÖBB ein? Ist es richtig, dass bei einer S-Bahn-Realisierung die Güterverkehrssteigerung eingedämmt wird? Die Verbindung zwischen Feldkirch und
Buchs ist eine von zwei Bahnverbindungen zwischen Österreich und der Schweiz. Es fällt dieser Verbindung somit grundsätzliche Bedeutung zu, da sowohl im Regelbetrieb als auch zum Beispiel bei einer Streckenstörung oder Bauarbeiten Züge zwischen den beiden Ländern geführt werden können. Eine star-
Feldkirch und Buchs erfolgen. Ohne Infrastrukturausbau und unter der Annahme, dass der Nahverkehr nicht verdichtet wird, würden sich freie Kapazitäten für die Güterverkehrsrelationen ergeben, die über den oben genannten Zahlen liegen. Die Technologie des Rollmaterials ist bei Güterzügen mit Sicherheit auch in der Entwicklung. Wie wird sich diese Gleitfähigkeit bzw. dieser technische Fortschritt bei Güterzugtransfers zeigen? Das Rollmaterial für den Güterverkehr wird selbstverständlich ständig weiterentwickelt. Der Fokus auf die Eindämmung der Schallemissionen führt schon heute dazu, dass bereits zwei Drittel der Güterwagenflotte von ÖBB Rail Cargo Group mit lärmarmen Bremssohlen ausgestattet sind. Bis Ende 2020 sollen alle in Betrieb befindlichen Güterwägen noch nachgerüstet werden.
Fakt ist, dass überall dort, wo wir gemeinsam mit den Ländern getaktete S-BahnSysteme eingeführt haben, die Fahrgastzahlen stark nach oben gegangen sind. Christoph Gasser-Mair, ÖBB-Pressesprecher
ke Steigerung des Güterverkehrs über diese Achse ist bei Umsetzung des S-Bahn-Projektes jedoch nicht zu erwarten. Es ist auch laut den angeführten Prognosen mit nicht wesentlich mehr als einem Güterzug pro Stunde zu rechnen. Bei einer Umsetzung des S-Bahn-Projekts wird nur eine moderate Entwicklung des Güterverkehrs zwischen
In Österreich – insbesondere auch in Vorarlberg – wird in die Bahnlinien sowie Bahnhöfe sehr stark investiert und der ÖV ausgebaut. Was zeigen die Erfahrungen in Bezug auf den Umsteigeeffekt? Fakt ist, dass überall dort, wo wir gemeinsam mit den Ländern getaktete S-Bahn-Systeme eingeführt haben, die Fahrgastzahlen stark nach oben gegangen sind. Dazu gehören auch eine attraktive Tarifpolitik und ein gut ausgebautes Bussystem. Das trifft insbesondere auch auf die unmittelbare Nachbarschaft Liechtensteins, also Vorarlberg, aber auch Tirol zu und bringt einerseits einen Nutzen für die Pendler, weil sie stress- und staufrei, sicher und ohne lästige Parkplatzsuche ans Ziel kommen. Die S-Bahnen stiften zudem einen grossen Mehrwert für die Gesellschaft insgesamt, weil die Strassen entlastet werden und so aktiver Klima- und Naturschutz betrieben wird. Jede Fahrt mit dem Zug ist um 26 Mal klimafreundlicher als mit dem Pkw. Letztlich also ein Gewinn für den unmittelbaren Lebens- und Wirtschaftsraum.
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Als Schülerin in Feldkirch bin ich auf den ÖV angewiesen, und habe hier meine Erfahrungen gemacht. Von Schaanwald aus bin ich mit dem Bus gut bedient, da bis zur HAK der Bus eine eigene Spur hat. Ungern denke ich aber zurück an Bus-Fahrzeiten von über einer Stunde während meines Sozialen Jahres in Sargans. Hier gibt es leider keinen Zughalt mehr in Schaanwald, der mich in elf Minuten nach Buchs bringen würde, von wo es dann beste Anschlüsse nach Sargans gibt. Natalina Pisani, Schaanwald
Unsere derzeitigen Verkehrsträger stammen allesamt aus dem «letzten Jahrtausend» und sind für eine prosperierende Entwicklung unseres Landes nicht gewappnet. Die Bevölkerung und der Zustrom an Pendlern sind überproportional gewachsen. Indem wir vorausschauend handeln und die Mobilität auf allen Verkehrsträgern weiterentwickeln, bleiben wir attraktiv und gut erreichbar. Dafür braucht es moderne, hindernisfreie Infrastrukturen. Mit der S-Bahn machen wir einen ersten wichtigen Schritt in die richtige Richtung für eine zukunftsorientierte Mobilität.
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JA
S-BAHN !
… JA für unsere Zukunft – für unsere Kinder und Enkel Als Studentin schätze ich gute ÖV-Anbindungen sehr, sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr. Mit der S-Bahn erhalten wir die sinnvolle Nutzung der bereits vorhandenen Schiene und die Schliessung der Lücke zwischen den beiden S-Bahnen im St. Galler Rheintal und in Vorarlberg. Für die Verbindung des Unter- und Oberlandes setze ich auf ein gut getaktetes und auf den Bahnverkehr abgestimmtes Busnetz. Dies entlastet auch unsere Umwelt, wovon wiederum alle profitieren! Deborah Koller, Ruggell
Georg Matt, Mauren
Die Weichen für das Verkehrssystem in Liechtenstein müssen wir so stellen, dass sich für künftige Generationen eine innovative Mobilitätszukunft entwickeln kann. Es sind alle Verkehrsträger einzubinden, so ist die nahtlose S-Bahn-Vernetzung mit St. Gallen und Vorarlberg genauso wichtig wie Optimierungen im strassengebundenen Verkehr und der Ausbau von Fahrradwegen. Diese Verantwortung müssen wir zur Sicherung unseres Wirtschaftsstandortes und Erhaltung einer gesunden Umwelt wahrnehmen. Simon Heeb, Eschen
zur
Um die Lebensqualität und Standortattraktivität in Liechtenstein erhalten zu können, müssen wir uns um die Infrastruktur kümmern. Der richtige Mix aus ÖV, Langsamverkehr und motorisiertem Individualverkehr ist unsere Zukunft. Wir müssen an die nächsten Generationen denken, an unsere Kinder und Enkelkinder. Wir haben heute die Chance, die Weichen für die Zukunft von uns und unseren Nachkommen in die richtige Richtung zu stellen. Isabell Schädler, Schaan
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Mobilität ist in einer stetig wachsenden Gesellschaft ein essenzielles Thema und erfordert ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes Konzept. Aus meiner Sicht ist für viele Liechtensteiner im Moment das eigene Auto die erste Assoziation, wenn sie an Mobilität denken. Damit diesbezüglich ein Umdenken stattfinden kann, braucht es eine fundamentale Verbesserung der Alternativen. Die S-Bahn sehe ich hierbei als einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Nicola Kollmann, Ruggell
Ein Hauptbahnhof für Liechtenstein in Eschen-Nendeln mit direkten Verbindungen in die Metropolen unserer Nachbarstaaten – das ist staatspolitisch ein Meilenstein! Die S-Bahn dient als Bindeglied zwischen der Liemobil und dem Individualverkehr. Für den Regionalverkehr mit internationaler Erreichbarkeit ist dies ein wichtiger Mosaikstein. Einfach wunderbar!
Für mich wird in Zukunft die Anbindung an die S-Bahn in der Schweiz und in Österreich sehr wichtig sein. Je nachdem welche Studienrichtung ich wählen werde, muss ich oft zu meiner Uni in der Schweiz oder Österreich pendeln. Daher ist für mich die Verbesserung der S-Bahn Liechtensteins ein erster wichtiger Schritt. Damit der Bus nicht vermehrt im Stau steht, ist ein Ausbau der Busspuren nötig. Viviana Oehry, Eschen
Philipp Eigenmann, Nendeln
Für mich haben der Umwelt- und Klimaschutz grosse Bedeutung. Es ist daher an der Zeit, dass Liechtenstein sein Verkehrsproblem mit umweltfreundlichen Massnahmen wie einer Förderung des öffentlichen Verkehrs auf Strasse und Schiene löst. Wir Jugendlichen sind es gewohnt, uns mit dem ÖV zu «bewegen», wenn die Verbindungen sehr gut und schnell sind, so wie bei den angrenzenden modernen S-Bahnen in St. Gallen und Vorarlberg. Ein JA zur S-Bahn ist ein JA für unsere Zukunft.
Stillstand bedeutet Rückschritt. Dies gilt auch für unser Verkehrsnetz. Das Mobilitätskonzept ist breit aufgestellt und mir gefällt die Sicht auf unterschiedliche «Wegarten» wie z.B. Strasse, Schiene, Langsam- und Aktivverkehrswege. Das passt zu unserem individuellen Zeitgeist und hat ein grosses Potenzial für unsere künftigen Generationen. Die Zukunft der Mobilität sehe ich in den umweltschonenden und nachhaltigen Technologien. Bettina Fuchs, Balzers
Elias Kaiser, Mauren
Ich bin in meinem Job auf das Auto angewiesen. Mir ist wichtig, dass nicht nur ein Element vorangetrieben wird, sondern dass in Zukunft ein Zusammenspiel aller Verkehrsträger – sprich S-Bahn/Bus/Langsamverkehr – realisiert wird. Die Dörfer und Wohnquartiere müssen vom Durchgangsverkehr befreit werden und so sind Optimierungen für den motorisierten Individualverkehr in stark frequentierten Zentrumsbereichen unumgänglich. Mario Bühler, Triesenberg
www.mobilesliechtenstein.li
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Seite der DPL
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Luxus-Projekt S-Bahn Die S-Bahn ist ein Luxus-Projekt, erstens, weil die liechtensteinische Bevölkerung die S-Bahn im Inlandverkehr nicht benutzen wird und diese daher nicht braucht, und zweitens, weil der Eigenfinanzierungsgrad der S-Bahn praktisch null ist.
Erich Has ler
EIN STATEMENT DES ABG. ERICH HASLER VOM INITIATIV-KOMITEE S-BAHN NEIN
Schaan favorisiert. Im Landesrichtplan für den Bahn-Fernverkehr ist diese Linie bereits eingezeichnet (Realisierungshorizont: 2035). Sie soll nördlich der HILTI AG quer übers Schaaner Riet in Richtung Schweiz verlaufen und dort in die Strecke Haag-Buchs einmünden. Damit kann ein Umspannen der Züge im Bahnhof Buchs vermieden werden.
Die österreichischen Pendler können diese nämlich mit ihrer «Maximo-Card» bis Buchs gratis mitbenützen. Die paar Pendler aus der Schweiz, die etwas für die Benützung der S-Bahn bezahlen müssen, machen den Braten nicht fett. Anstatt eines LIEmobil-Abos kaufen diese dann gescheiter für ein paar Franken mehr eine Vorarlberger «Maximo-Card» (Kosten EUR 385) und können dann gleich auch noch gratis zum Schifahren an den Arlberg fahren. Personen mit einem LIEmobil-Abo können die S-Bahn zwar bis Feldkirch und Buchs ebenfalls mitbenützen, aber wie viele Personen werden das wirklich machen? Weder von der Regierung noch den S-Bahn Befürwortern wurde das Wort «Eigenfinanzierungsgrad» je in den Mund genommen.
Die prognostizierten Fahrgastzahlen sind Hirngespinste Heute haben wir 18 Zugsverbin-
dungen in den relevanten Morgen- und Abendstunden, d.h. zu Zeiten, an denen die Leute zur Arbeit gehen. Gemäss VCL benützten im Jahr 2018 werktags durchschnittlich nur 64 Morgenpendler die S-Bahn von Buchs her. Die Regierung behauptet nun, dass die Fahrgastzahlen bis ins Jahr 2025 auf 5’000 ansteigen, d.h. um 800 % zunehmen werden. Wer so etwas glaubt, glaubt wohl auch noch an den Weihnachtsmann. Da soll die Regierung mal erklären, wie mehr Zugverbindungen zu Randzeiten, wo weniger los ist, diese Steigerungen bewirken sollen.
S-Bahn – das Pferd am Schwanz aufgezäumt Mit dem Ausbau der S-Bahn werden die Staus auf den Strassen zunehmen, denn mehr Schrankenschliessungen bedeuten mehr Staus. Mehr Stau bedeutet Schaden für die Volkswirtschaft und die Umwelt. Zuerst muss das
Verkehrsproblem Schaan gelöst sein, erst dann kann über die Erhöhung der Taktfrequenz für S-Bahnzüge gesprochen werden. Die Lösung des Verkehrsproblems in Schaan wird voraussichtlich doppelt so teuer wie der S-Bahn Ausbau. Es ist daher wichtig, dass die Bevölkerung bereits jetzt über die gesamten Kosten des S-Bahn-Projekts aufgeklärt wird.
S-Bahn - Ausverkauf der Heimat Hat Liechtenstein es nötig, Boden an eine ausländische Firma, die ÖBB, zu verkaufen und anschliessend für den Bau der Haltestellen diesen von der ÖBB im Baurecht zu übernehmen? Nein, es hätte auch andersrum aufgegleist werden können. Die ÖBB kann für ihre Infrastruktur den Boden im Baurecht von Liechtenstein übernehmen. Gegenüber der Bevölkerung wurde bisher auch verschwiegen, dass die ÖBB in Zukunft die sog. Nordschleife
«S-Bahn-Projekt» nicht zu Ende gedacht Für das zukünftige Mobilitäts-Konzept liegen keine ausgereiften Pläne bezüglich Machbarkeit und Kosten vor. Der neuralgische Punkt, die Lösung des Verkehrsproblems Schaan, wurde bereits ausgeklammert. Dazu kommt, dass von der ÖBB längerfristig eine Bahn-Nordschleife favorisiert wird. Der zweite neuralgische Punkt ist Nendeln. Für die Unterführung in Nendeln muss die heute ebene Feldkircherstrasse auf einer Länge von 250m um bis zu 4 m abgesenkt werden. Auch hierzu gibt es mehr Fragen als Antworten (Zufahrten zu den Liegenschaften im Bereich der Kreuzung, Zufahrt für die LKW’s ins Industriegebiet Nendeln, massiver Eingriff in die Landschaft). Die StimmbürgerInnen müssen sich gut überlegen, ob sie einem Projekt zustimmen können, welches in vielen Punkten nicht zu Ende gedacht ist und wesentliche Details offenlässt.
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Sicherung der AHV, aber auch der AHV-Renten «Bei der AHV gibt es hier und heute nichts zu retten», so äusserte sich der Direktor der AHV im Juni dieses Jahres in einem Interview. Und tatsächlich geht es bei der vieldiskutierten «Sicherung der AHV» respektive beim vorliegenden Vernehmlassungsbericht der Regierung darum, dafür zu sorgen, dass die Reserven der AHV bis in 20 Jahren nicht auf 4.26 Jahresausgaben fallen, sondern bei mindestens fünf Jahresausgaben bleiben. Es geht also um die Sicherung der Reserven der AHV. Text: Johannes Kaiser, FBP-Landtagsabgeordneter Johannes Kaiser, Landtagsabgeordneter
Wie steht es aber um die Sicherung der AHV-Rente für den einzelnen Rentenbezüger? Natürlich sinkt die Rente nominal nicht, es ist aber seit 2011 kein Teuerungsausgleich mehr erfolgt, ganz im Gegensatz zur Schweiz, wo seither dreimal ein Teuerungsausgleich vorgenommen worden ist (siehe Tabelle). In Liechtenstein beträgt die minimale Einzelrente seit 2011 monatlich 1160 Franken, in der Schweiz ist diese seit 2011 von monatlich 1160 Franken auf 1185 Franken gestiegen. Dies gilt analog für die maximale Einzelrente: Sie beträgt in Liechtenstein seit 2011 unverändert monatlich 2320 Franken, während sie in der Schweiz auf monatlich 2370 Franken gestiegen ist.
Am Ende bleibt immer weniger im Portemonnaie In der Summe erhält der liechtensteinische AHV-Rentner zwar jährlich (noch) etwas mehr ausbezahlt als der AHV-Rentner in der Schweiz, da die Rente in Liechtenstein jährlich 13 Mal, in der Schweiz nur zwölf Mal entrichtet wird. Aufgrund des nicht erfolgten Teuerungsausgleichs in Liechtenstein schrumpft diese Differenz aber stetig. Wenn der aktuelle Mechanismus des Teuerungsausgleiches in Liechtenstein nicht geändert wird, ist absehbar, bis wann die 13. Rente im Vergleich zur Schweiz «aufgefressen» sein wird. Rentner und Rentnerinnen haben teurere Lebensunterhaltskosten Früher wurde der Teuerungsausgleich auch in Liechtenstein aufgrund eines Mischindexes zwischen Preis- und Lohnindex ermittelt. Heute wird nur mehr der Preisindex dazu herangezogen. Dieser Konsumentenpreisindex
wird aufgrund eines «Warenkorbs» ermittelt, in welchem verschiedene Dienstleistungen und Konsumgüter – gewichtet – enthalten sind, die in einem Durchschnittshaushalt konsumiert werden. Wie der Direktor der AHV, Walter Kaufmann, im erwähnten Interview ausführte, «hat ein Rentner meist nicht denselben Lebenshaltungskorb wie der Durchschnittsbürger». Es fehlen im Warenkorb vor allem die gerade für einen Rentnerhaushalt relevanten Krankenkassenprämien ganz.
Einsatz für Renten-Teuerungsanpassung Der aufgrund dieses Durchschnittswarenkorbes berechnete Konsumentenpreisindex ist seit 2011 kaum gestiegen, während sich
verschiedene, für einen Rentnerhaushalt relevante Güter sehr wohl verteuert haben, was aber nicht zu einem Teuerungsausgleich bei den AHV-Renten in Liechtenstein führte. Die Rückkehr zu einem Mischindex zwischen Lohn- und Preisindex ist angezeigt, um dem realen Kaufkraftverlust der AHV-Renten in Liechtenstein zu begegnen. Wie der Direktor der AHV es ausdrückte, «ist es heikel, wenn der Abstand zwischen Löhnen und Renten immer weiter steigt, weil die Rente Lohnersatz im Alter sein sollte und das Existenzminimum decken muss». Aus diesem Grund setze ich mich dafür ein, dass die Rentnerinnen und Rentner zu einer Teuerungsanpassung ihrer Rentenauszahlung kommen.
Vergleich Teuerungsausgleich AHV Schweiz vs FL (Einzelrenten) TA = Teuerungsausgleich
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Emotionale Einbürgerungshürde steht zur Abstimmung Seit Jahren hat sich die Freie Liste den Verzicht auf den Verzicht auf die Fahnen geschrieben, nämlich jenen auf die angestammte Staatsbürgerschaft im Falle einer Einbürgerung. Vereinfacht wird die Gesetzesänderung, die in drei Wochen zur Abstimmung kommt, oft als «doppelte Staatsbürgerschaft» bezeichnet. Dies ist einerseits richtig, andererseits aber auch zu kurz gegriffen, wie die Gegenposition von Rechtsanwalt Ralph Wanger deutlich macht.
Seit Jahren hat sich die Freie Liste den Verzicht auf den Verzicht auf die Fahnen geschrieben, nämlich jenen auf die angestammte Staatsbürgerschaft im Falle einer Einbürgerung. Vereinfacht wird die Gesetzesänderung, die in drei Wochen zur Abstimmung kommt, oft als «doppelte Staatsbürgerschaft» bezeichnet. Dies ist einerseits richtig, andererseits aber auch zu kurz gegriffen, wie die Gegenposition von Rechtsanwalt Ralph Wanger deutlich macht. Im Dezember 1999 und im März 2000 befasste sich der Landtag mit der Gesetzesvorlage zur erleichterten Einbürgerung alteingesessener Ausländer. Bereits damals stand die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft zur Debatte. Vor der zweiten Lesung hielt die Regierung in ihrer Stellungnahme jedoch fest, dass am Verzicht auf die bisherige Staatsbürgerschaft festgehalten werden soll, «um der erleichterten Einbürgerung (…) im Rahmen einer Volksabstimmung zum Durchbruch zu verhelfen». Diese Abstimmung fand am 18. Juni 2000 statt und 15 Stimmen gaben am Ende landesweit den Ausschlag für das neue Gesetz. Offenbar lag die Regierung mit ihrer Vermutung damals also richtig. 20 Jahre später scheint der Landtag zu glauben, dass nun aber die Zeit gekommen ist zu sein, die doppelte Staatsbürgerschaft im Falle einer Einbür-
gerung aufgrund langjährigen Wohnsitzes, Eheschliessung oder Abstimmung zu ermöglichen. Zumindest für EWR-Bürger und Schweizer – vorausgesetzt natürlich, diese Staaten erlauben die doppelte Staatsbürgerschaft selbst. Damit soll eine emotionale Hürde fallen, die manche Einbürgerungswillige von diesem Schritt abhält, obwohl sie die anderen gesetzlichen Voraussetzungen erfüllen.
«Verzichtserfordernis bedauerlich» Den Stein erneut ins Rollen gebracht hat die Freie Liste mit einer Motion aus dem Jahr 2015. «Dazu bewogen haben uns im Wesentlichen zwei Dinge. Zum einen, dass es Personen
Die Vorlage ist ein Kompromiss und um diesen zu erreichen, haben wir viel Herzblut investiert. Europa wächst je länger, desto mehr zusammen und Liechtenstein ist ein internationaler Werkplatz, der auf das Mitwirken von Menschen angewiesen ist. Thomas Lageder, Landtagsabgeordneter (FL)
mit Liechtensteiner Nationalität erlaubt ist, weitere Staatsbürgerschaften anzunehmen, ohne ihre angestammte zu verlieren. Personen hingegen, die in Liechtenstein eingebürgert werden, wird genau das verwehrt. Das ist ein Widerspruch. Zum anderen kommt es bei der Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten für politische Ämter immer wieder vor, dass bestens integrierte Personen, von denen man wie selbstverständlich davon ausgeht, dass sie die liechtensteinische Staatsbürgerschaft besitzen, diese eben nicht haben. Der Hinderungsgrund dafür – und somit für eine Kandidatur – ist das Verzichtserfordernis bei Einbürgerung. Das ist bedauerlich», sagt Thomas Lageder, damaliger Motionär und nach wie vor einer der Vertreter der Freien Liste im Landtag. Er denke, dass die Zeit reif ist, die doppelte Staatsbürgerschaft zumindest für den EWR-Raum und die Schweiz zu erlauben. «Dies ist ein Kompromiss und um diesen zu erreichen, haben wir viel Herzblut investiert. Europa wächst je länger, desto mehr zusammen und Liechtenstein ist ein internationaler Werkplatz, der auf das Mitwirken von Menschen angewiesen ist. Es ist aus meiner Sicht folgerichtig, Personen unter den im internationalen Vergleich sehr restriktiven Einbürgerungsfristen partizipieren zu lassen. Es
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erwachsen uns nur Vorteile», sagt Thomas Lageder.
Vorstoss zu weiterer Liberalisierung noch offen «Ich hoffe auf eine Annahme, das ist klar, und ich bitte das Stimmvolk, der Gesetzesänderung zuzustimmen», sagt Lageder. Ob die Freie Liste im Nachgang einer möglichen Zustimmung durch die Stimmberechtigten am Thema dranbleiben und daran arbeiten wird, die doppelte Staatsbürgerschaft unabhängig vom Herkunftsland zu ermöglichen, steht noch nicht fest. «Ich glaube, es ist wichtig, zuerst die Abstimmung abzuwarten und dann bei einem allfällig positiven Resultat die Sachlage nach einiger Zeit zu analysieren. Dann wird man sehen, ob es sich gelohnt hat, wovon ich aber überzeugt bin. Es wird sich daraufhin weisen, ob das Bedürfnis vorhanden ist, die doppelte Staatsbürgerschaft für weitere Nationen zu öffnen.»
noch keine Meinung gebildet haben. Die Gegenposition soll dazu dienen, ein ausgewogenes Bild von der Vorlage zu erhalten, um basierend auf Pro- und Contra-Argumenten die richtige Entscheidung zu treffen», sagt Ralph Wanger zur Motivation hinter seinem Engagement.
«Umstrittener, als die Diskussion vermuten lässt» Lange Zeit sah es nach der Bekanntgabe und anschliessend Verschiebung des Abstimmungstermins so aus, als formiere sich keine offizielle Opposition gegen die doppelte Staatsbürgerschaft bei Einbürgerungen. Am 6. Juni gab Rechtsanwalt Ralph Wanger dann aber bekannt, dass er die Gegenseite vertritt – ohne jedoch einen grossen Abstimmungskampf zu führen. Wanger ist seit vielen Jahren mit der Materie vertraut. Schon 1996 arbeitete er als Regierungsmitarbeiter an der Gleichberechtigungsrevision des Bürgerrechts mit und ein Jahr später promovierte mit einer Dissertation zum liechtensteinischen Landesbürgerrecht. Später publizierte er mehrere Schriften zu diesem Thema.
Die Aufgabe des Bürgerrechtsgesetzes ist es, Gewähr dafür zu bieten, dass der Bewerber in Liechtenstein integriert und assimiliert ist. Ist er bereit, auf seine bisherige Staatsangehörigkeit zu verzichten, kann von einer genügenden Assimilation beziehungsweise Integration ausgegangen werden.
«Die gegenständliche Vorlage ist in der Bevölkerung weit umstrittener, als es die momentane Diskussion vermuten lässt. «Ausserdem gibt es auch Stimmberechtigte, die sich
Eine Frage der Integrationsbereitschaft «Die Aufgabe des Bürgerrechtsgesetzes ist es, Gewähr dafür zu bieten, dass der Bewerber in Liechtenstein integriert und
Ralph Wanger, Rechtsanwalt
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assimiliert ist. Als wichtigster Garant für das Erreichen einer genügenden Integration gilt die Wohnsitzfrist. Einziges weiteres Instrument der Integrationsprüfung ist der Verzicht auf die bisherige Staatsangehörigkeit. Ist der Einbürgerungskandidat bereit, auf seine bisherige Staatsangehörigkeit zu verzichten, so kann im Sinne einer Ver-
Ausländergruppen in Liechtenstein – Schweizer, Österreicher und Deutsche, welche fast 70 Prozent aller Einbürgerungsberechtigten ausmachen – lässt nur die Schweiz zu, dass Mehrstaatigkeit entsteht. Österreichische und deutsche Staatsangehörige können von diesem Privileg keinen Gebrauch machen, da die jeweilige Gesetzgebung vorsieht, dass einem Deutschen oder Österreicher seine Staatsangehörigkeit automatisch entzogen wird, wenn er sich in einem anderen Land freiwillig einbürgern lässt.» Die Schweizer Staatsangehörigen andererseits hätten auch heute schon die Möglichkeit, Doppelstaatsangehörige zu werden. «Es ist bekanntermassen so, dass ein Schweizer Staatsangehöriger gegenüber Liechtenstein auf seine bisherige Staatsangehörigkeit verzichten kann, in der Folge dann mit einer Wiederaufnahme auch ohne Wohnsitznahme in der Schweiz die Schweizer Staatsangehörigkeit zurückerhält und damit also Doppelbürger wird.»
mutung von einer genügenden Assimilation beziehungsweise Integration ausgegangen werden», sagt Ralph Wanger. «Geben wir diesen Beweis aber auf und schaffen keinen neuen, riskieren wir, dass aus echten Ausländern unechte Liechtensteiner werden.»
Diese und weitere Überlegungen, die Ralph Wanger auch in den Abstimmungsunterlagen ausführen wird, führen den Anwalt zum Fazit: «Es gibt also gute Gründe, um den Verzicht auf die bisherige Staatsangehörigkeit bei Einbürgerungskandidaten zumindest derzeit noch beizubehalten.»
Auch könne es gerade für einen Kleinstaat ein Problem darstellen, wenn im Falle einer Krise Doppelstaatsbürger nicht zu ihrem Land stehen und helfen, die Krise zu meistern, sondern zurück in ihr Heimatland gehen, weil sie die ursprüngliche Staatsangehörigkeit noch besitzen.
«Der falsche Zeitpunkt» Zudem ist der jetzige Zeitpunkt für Ralph Wanger der falsche zur Abschaffung des Verzichts auf die angestammte Staatsbürgerschaft. «Momentan würde diese Gesetzesänderung vor allem den schweizerischen Staatsangehörigen dienen. Denn von den drei grössten
Öffentliche Befürworter zahlreicher Das für Einbürgerungsangelegenheiten zuständige Ministerium für Inneres, Bildung und Umwelt verzichtete auf eine Stellungnahme zur Abstimmungsmaterie. Somit stehen sich die Positionen von Ralph Wanger und diejenige der Motionäre von der Freien Liste gegenüber, wobei die beiden Volksparteien VU und FBP eine Ja-Parole ausgegeben haben und Erbprinz Alois sich ebenfalls für die Gesetzesänderung ausspricht. Dennoch bleibt es spannend, ob das Ergebnis der Abstimmung wiederum so knapp ausfällt wie im Juni 2000.
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Fragen an … DOPPELTE STAATSBÜRGERSCHAFT Die doppelte Staatsbürgerschaft könnte bald auch in Liechtenstein Wirklichkeit werden. Die Regierung hat vorgeschlagen, EWR- sowie Schweizer Bürgern die doppelte Staatsbürgerschaft im Falle einer Einbürgerung zu erlauben. Gleichzeitig sollen andere Hürden höher werden. Bei der Behandlung der Vorlage im Landtag sprachen sich 20 Abgeordnete für den Regierungsvorschlag aus, fast alle Abgeordneten waren dafür, dass das Volk das letzte Wort haben soll.
1
Wie stehen Sie zur doppelten Staatsbürgerschaft nach Vorschlag der Regierung?
2
Welche Kriterien hätte man besser machen können?
3
Können Sie den Argumenten des Gegenkomitees von Dr. Wanger etwas abgewinnen. Wenn ja, welchen?
Daniel Seger
Violanda Lanter
Ich stehe der doppelten Staatsbürgerschaft offen gegenüber, auch wenn ich selbst nur den liechtensteinischen Pass habe. Ausserdem gibt es die doppelte Staatsbürgerschaft in Liechtenstein bereits: beispielsweise für Personen mit liechtensteinischem Pass, die im Ausland leben und sich dort einbürgern lassen oder für Kinder von Eltern, die in Liechtenstein wohnen, wobei deren Eltern unterschiedliche Staatsbürgerschaften haben. Mit der Vorlage soll in der Zukunft bei Einbürgerungen von Personen aus der Schweiz oder einem EWR-Staat auf den Verzicht der bisherigen schweizerischen oder EWR-Staatsbürgerschaft verzichtet werden.
Nachdem die Regierung meinem Vorschlag gefolgt ist und Doppelbürgerschaften nur zulassen will, wenn die Einbürgerungswilligen aus Staaten des EWR-Raums oder der Schweiz kommen, ist meine Antwort klar Ja. Es liegt damit ein guter Kompromiss zur Abstimmung vor. Er berücksichtigt, dass Menschen, die uns kulturell, religiös und in ihrer Wertehaltung nahestehen, ihre Integration nicht noch zusätzlich durch einen Verzicht auf ihre bisherige Staatsbürgerschaft beweisen müssen. Die oft eingebrachte Loyalitätsfrage, das heisst, welchem Staat man sich mehr verbunden fühlt, ist müssig. Genügend Liechtensteiner und Liechtensteinerinnen mit doppelter Staatsbürgerschaft beweisen als Vereinsmitglieder, Diplomaten, Regierungsmitglieder oder Landtagsabgeordnete seit langem, dass sie sehr wohl auch mit zwei Pässen treu zu Liechtenstein stehen.
Ich hätte die Anforderungen an die mündlichen Spracherfordernisse erhöht, da die Sprache für mich ein wesentliches Kriterium ist, wenn es um Integration geht. Die erfolgreiche Integration wie auch die Vertrautheit mit den liechtensteinischen Lebensverhältnissen hätte man als Voraussetzung in den Gesetzesvorschlag mitaufnehmen können. Leider fand sich im Landtag für diese Punkte keine Mehrheit.
Unser Bürgerrechtsgesetz und die dazugehörende Verordnung sind einfach in ihrer Handhabung, sowohl für die rechtsanwendende Behörde als auch für den Gesuchsteller. Dies gilt insbesondere für die beizubringenden Nachweise, die auch in Zukunft von allen Einbürgerungswilligen zu erbringen sind. So dürfen keine Verurteilungen oder hängigen Strafverfahren vorliegen, die internationalen Beziehungen nicht beeinträchtigt sein, keine Gefahr für die öffentliche Ruhe und Sicherheit bestehen und der Lebensunterhalt muss durch Belegen von festen und regelmässigen Einkünften gewährleistet sein. Ausserdem sehen die ausländerrechtlichen Bestimmungen vor, dass gute Sprach- und Staatskundekenntnisse nachzuweisen sind. Was überdacht werden soll, sind die zugegebenermassen kurzen Fristen bei der erleichterten Einbürgerung durch Heirat.
Ich stimme Dr. Wanger zu, wenn er sagt, dass die Einbürgerung am Ende der Integration passieren soll und nicht am Anfang. Allerdings teile ich seine Meinung nicht, wenn er weiter äussert, dass jemand nicht von der liechtensteinischen Staatsbürgerschaft überzeugt ist, wenn er nicht bereit ist, auf die bisherige Staatsbürgerschaft zu verzichten. Ein Beispiel dafür sind meine Landtagskollegen, die über mehrere Staatsbürgerschaften verfügen: Sie setzen sich mit Herzblut und viel Zeitaufwand für die Interessen unseres Landes ein und haben weder im Landtag noch sonst irgendwie erkennen lassen, dass sie von der liechtensteinischen Staatsbürgerschaft nicht überzeugt sind. Darum werde ich am 30. August 2020 ein Ja in die Urne werfen.
Dr. Wanger hält als ultimativen Integrationsnachweis am Verzicht auf die bisherige Staatsbürgerschaft fest. Das sehe ich überhaupt nicht so. Unter uns leben Bürger und Bürgerinnen aus Drittstaaten, die zwar auf ihr bisheriges Landesbürgerrecht verzichtet haben und gemäss seiner Diktion «echte Liechtensteiner» sind. Deren ebenfalls eingebürgerte Ehegatten oder Kinder sind aber z.B. kaum der deutschen Sprache mächtig und dürfen aus religiösen Gründen nicht am Turn- und Schwimmunterricht teilnehmen. Auf der anderen Seite leben unter uns Schweizerinnen und Schweizer, die aufgrund ihrer Biographie nicht auf die angestammte Staatsbürgerschaft verzichten wollen, zweifelsfrei aber völlig integriert sind.
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Harry Quaderer
Thomas Rehak
Den Vorschlag der Regierung halte ich für überzeugend. Dem kann ich zustimmen.
Persönlich stehe ich positiv zu dieser Vorlage. Dies wohl auch darum, weil meine Kinder schon im Genuss einer doppelten Staatsbürgerschaft sind. Diese Vorlage ist beim derzeitigen Abstimmungskampf schon fast ein bisschen in den Hintergrund gerückt und wird wenig diskutiert. Nochmals, persönlich plädiere ich für ein Ja.
Wie sind gegen diese Vorlage, da keine flankierenden Massnahmen ins Paket aufgenommen wurden. Wir wollen, dass die Integration vor der Einbürgerung gelingt und dies bei einer Einbürgerung auch sichergestellt wissen. Heute und auch mit der Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft ist dies nicht der Fall.
Einziger Kritikpunkt: Angehörige von Drittstaaten ausserhalb der EU sind von der doppelten Staatsbürgerschaft nach wie vor ausgeschlossen. Diesbezüglich weise ich darauf hin, dass 21 europäische Länder, darunter auch die Schweiz, generell keinen Verzicht der angestammten Staatsbürgerschaft mehr fordern. Die ehemalige Forschungsbeauftragte des Liechtenstein-Instituts Dr. Martina Sochin D’Elia führt in einer Publikation zur doppelten Staatsbürgerschaft aus dem Jahre 2018 zudem aus, dass die Einbürgerung zu erhöhter Identifikation der Immigranten und Immigrantinnen mit dem Aufenthaltsland und einer verbesserten ökonomischen und soziokulturellen Integration führt. Darin liegt eine grosse Chance.
Ich glaube, die Regierung hat das Beste daraus gemacht. Peinlich fand ich die Haltung der DPL und einiger FBP-Abgeordneter zu dieser Vorlage, weil sie sich noch mit fadenscheinigen Gründen aus der Verantwortung ziehen wollten. Entweder steht man zur Sache oder man sagt nein, aber ein Lavieren und Taktieren ist einfach niveaulos.
Es braucht unbedingt flankierende Massnahmen, dazu haben wir eine Initiative eingereicht, die im Juni-Landtag behandelt wurde. Leider ist der Landtag darauf nicht eingetreten. Unser Vorschlag in Analogie zur schweizerischen Gesetzgebung sah vor, dass jemand erst dann als erfolgreich integriert gilt, wenn diese Person mit den liechtensteinischen Lebensverhältnissen vertraut ist. Dies hätte der Bewerber nachweisen müssen, indem er am sozialen und kulturellen Leben der Gesellschaft in Liechtenstein teilnimmt und Kontakte zu liechtensteinischen Landesbürgern pflegt. Ausserdem wollten wir die Anforderungen für die mündlichen Sprachkenntnisse auf B2-Niveau anheben, um mit guten mündlichen Sprachkenntnissen sicherzustellen, dass die Integration vor der Einbürgerung gelingt.
Nicht viel. Laut Dr. Wanger ist es der falsche Zeitpunkt. Die Diskussion um die doppelte Staatsbürgerschaft wurde schon vor Jahrzehnten das erste Mal geführt. Nun ist es Zeit, Ja zu sagen.
Dr. Wanger hatte den Mut den Gegenpart zu übernehmen und dafür gebührt ihm mein Respekt. Er hat seine Doktorarbeit über dieses Thema geschrieben. Mein Ja ist emotional, sein Nein rational.
Ralph Wanger argumentiert ähnlich wie wir bei der Behandlung unserer Initiative zur Abänderung des Bürgerrechtsgesetzes. Auch er will sicherstellen, dass der Bewerber in Liechtenstein «integriert und assimiliert» ist. «Er soll also mit den liechtensteinischen Verhältnissen vertraut sein und sich angepasst haben.» Das sind dieselben Argumente, die wir im Landtag vertreten haben. Deshalb lehnten wir Vorlage zur doppelten Staatsbürgerschaft ab.
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LIECHTENSTEIN UND DIE SCHWEIZ
Eine gute Freundschaft – auch mit Ecken und Kanten
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Unter dem Titel «Liechtenstein und die Schweiz: Eine gute Freundschaft, auch mit Ecken und Kanten» – hat die Stiftung Zukunft.li ihre neueste Studie verfasst, welche einerseits die engen wirtschaftlichen Beziehungen und die langjährige freundschaftliche Verbundenheit der beiden Staaten hervorhebt und andererseits aber auch die gelegentlich auftauchenden Misstöne in einigen Bereichen durchaus in den Raum stellt. Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit verschiedenen Experten der behandelten Fachbereiche. Die Verfasser der Publikation sind Thomas Lorenz, Peter Beck und Peter Eisenhut. Zusammenfassung: Herbert Oehri · Foto: Oliver Hartmann Die Beziehungen zwischen Liechtenstein und der Schweiz – seit bald 100 Jahren über den Zollvertrag gefestigt – sind gut, aber auch kompliziert. Dies, weil die beiden Länder über diverse weitere Verträge eng verflochten sind. So schreiben die Autoren, dass dieses Naheverhältnis durch unterschiedliche Ansätze in der europäischen Integration herausgefordert werde. Denn die gemeinsame EFTA-Mitgliedschaft, die EWR-Mitgliedschaft Liechtensteins und die bilateralen Abkommen EU-Schweiz hätten unterschiedliche Rechte und Pflichten geschaffen. Das spezielle Verhältnis zwischen den beiden Ländern, zeigt sich an vier von den Autoren ausgewählten Bereichen. Darin wird die Komplexität sichtbar. Es werden Chancen und Risiken beleuchtet sowie Lösungsansätze zu einer Verbesserung in einzelnen Bereichen aufgezeigt.
Grenzüberschreitende Dienstleistungen (GDL) Ein Bereich, der im Verlauf der letzten Jahre besonders hitzig diskutiert wurde, ist das Feld der grenzüberschreitenden Dienstleistungserbringung. Über Jahrzehnte konnten Firmen aus Liechtenstein und der Schweiz uneingeschränkt im jeweils anderen Staat tätig sein, Bewilligungs- und Meldepflichten existierten nicht. Das änderte sich sozusagen von einem Tag auf den anderen, als die Schweiz im Jahre 2002 mit der Europäischen Union das Personenverkehrsabkommen abschloss und die nationale Umsetzung mit flankierenden Massnahmen begleitete. Plötzlich herrschten strikte Bedingungen, die zumindest auf Schweizer Seite engmaschig kontrolliert wurden, wie die Autoren festhalten. Die Liechtensteiner Gewerbetreibenden wehrten sich
gegen die nach ihrer Meinung nachteiligen Schweizer Regelungen. Der Protest gipfelte im April 2016 in einer Kundgebung auf dem Peter-Kaiser-Platz in Vaduz für «gleich lange Spiesse». Die Regierungsverhandlungen mit Bern und St. Gallen brachten keine Fortschritte, worauf die Regierung ein Massnahmenpaket verabschiedete, mit dem auch hierzulande die Hürden für Dienstleister aus der Schweiz erhöht wurden. Obwohl man weder in der Schweiz noch in Liechtenstein zufrieden mit der Lösung war, begründete die Schweiz ihre rigorose Haltung mit dem Argument, «dass für alle EWRund EU-Staaten dieselben Regeln zu gelten hätten». Zukunft. li ging nun diesem Sachverhalt auf den Grund. Und das Ergebnis lässt aufhorchen. Denn das für die Studie in Auftrag gegebene fundierte Rechtsgutachten der Schweizer Europarechtsexpertin Christa Tobler kommt zum Schluss: «Wenn auf beiden Seiten politischer Wille vorhanden ist, besteht Spielraum für Lösungen, die den ursprünglichen, marktoffenen Zustand wiederherstellen und mit den staatsvertraglichen Regelungen der Schweiz mit der EU konform sind.»
Sektor Gesundheit Der nächste Bereich widmet sich dem Sektor Gesundheit. Auch dort sind in den letzten Jahren Hürden aufgebaut worden, die für diverse Berufsgruppen zu einem echten Ärgernis geworden sind. Die Gesundheitssysteme der beiden Länder sind sehr ähnlich. Liechtenstein hat Tarifsysteme und Medikamentenpreise aus der Schweiz übernommen und die Schweizer Spitäler erbringen einen wesentlichen Teil der Spitalbehandlungen liechtensteinischer Patienten, halten die Autoren fest. Man könnte
also davon ausgehen, dass auch im ambulanten Bereich ein enger Austausch herrsche. Dem ist aber nicht so. Aus Angst vor einer Mengenausweitung führte Liechtenstein 2004 eine Bedarfsplanung ein und beschränkte damit den Zugang für Liechtensteiner Patienten zu Schweizer Ärzten deutlich. Das wiederum führte dazu, dass Schweizer Krankenkassen nur noch die Leistungen von Liechtensteiner OKP-Ärzten vergüten, den Zugang zu anderen Leistungserbringern wie Physiotherapeuten, Apotheken oder Labordienstleistern jedoch erschweren. Die Studie kommt zum Schluss, dass eine gemeinsame, grenzüberschreitende Bedarfsplanung im ambulanten Bereich dann möglich wird, wenn die Kantone die ambulanten Gesundheitskosten mitfinanzieren und dadurch auch stärker bei der ambulanten Bedarfsplanung mitbestimmen können. Entsprechende Diskussionen würden derzeit auf politischer Ebene in der Schweiz stattfinden. Da bereits heute auf Schweizer Seite gewisse Fachärzte und andere Gesundheitsdienstleistungen Mangelware sind, könnte sich dann das Fenster für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Liechtenstein und seinen Nachbarkantonen wieder öffnen.
Sektor: Währung und Finanzmarktinfrastruktur Der Währungsvertrag mit der Schweiz ist neben dem Zollvertrag ebenfalls von grosser Bedeutung. Die Einführung des Schweizer Frankens im Mai 1924 hat die wirtschaftliche Entwicklung Liechtensteins ohne Zweifel begünstigt. Dass der Schweizer Franken in Liechtenstein die Landeswährung ist, hinterfragt kaum jemand. Allerdings sind Liechtensteins Banken zwingend auf den Zugang zur Schwei-
zer Finanzmarktinfrastruktur angewiesen. Das ist alles andere als gewöhnlich, denn Liechtenstein ist als EWR-Mitglied der Finanzmarktregulierung der EU unterstellt, während die Schweiz für die EU als Drittland gilt. Wie die Studienautoren festhalten, gelingt Liechtenstein ein Spagat, der in Europa einzigartig ist. Doch kann dies langfristig gut gehen? Es muss, denn es gibt es keine realistische Alternative, wie die Studie zeigt. Zwar sei der Zugang zur Schweizer Finanzmarktinfrastruktur nicht gratis zu haben und mit gewissen Risiken verbunden, doch eine eigene Geld- und Währungspolitik zu betreiben, wäre schlicht nicht grössenverträglich.
Steuern: Eingeschränkte finanzpolitische Souveränität Ebenfalls nicht gratis zu haben ist die Integration Liechtensteins ins schweizerische Zollgebiet. Damit gibt unser Land einen erheblichen Teil seiner Hoheitsrechte – nämlich die Einhebung von Zöllen – an die Schweiz ab. Auch andere Steuern und Abgaben kommen durch diese Verflechtung in Liechtenstein zum Tragen. Wie die Studie zeigt, hängen rund 40 Prozent der Steuereinnahmen des Landes von Schweizer Regelungen ab und können damit nicht direkt von der Liechtensteiner Politik beeinflusst werden. Der Zollvertrag ist damit ein massiver Einschnitt in die Souveränität des Landes – aber, wie die erfolgreiche Entwicklung zeigt, am Ende ein absolut lohnenswerter, für beide Seiten. Quellen • Studie: Liechtenstein und die Schweiz: Eine gute Freundschaft – auch mit Ecken und Kanten, Herausgeber: Stiftung Zukunft.li, Autoren: Thomas Lorenz, Peter Eisenhut, Peter Beck. Bestellung: info@stiftungszukunft.li
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Migros Eschen – optimaler Standort, optimale Partner Stefan Ospelt hat 1989 seinen ersten Supermarkt in Vaduz übernommen. Inzwischen betreibt er unter dem Motto «Lebensmittel sind unsere Leidenschaft» fünf Standorte in Liechtenstein und dem angrenzenden Rheintal. Bald kommt in Eschen die sechste Filiale dazu. Interview: Johannes Kaiser
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Migros ist die Nummer 1 in der Schweiz und Liechtenstein in Sachen Detailhandel sowie der beste Partner, den man sich vorstellen und wünschen kann. Stefan Ospelt
Warum haben Sie sich für den Bau des neuen Supermarkts in Eschen entschieden? Stefan Ospelt: Migros ist auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich einen Markt in Eschen realisieren möchte. Das ist bereits einige Zeit her und seit viereinhalb Jahren arbeiten wir gemeinsam an diesem Projekt. Wir hatten zunächst einen anderen, ebenfalls vielversprechenden Standort in Eschen im Auge. Dieser Weg hat sich jedoch nicht als zielführend herauskristallisiert. Daher haben wir uns neu orientiert und inzwischen konnten wir drei Parzellen an der Essanestrasse erwerben. Wir freuen uns, den neuen Markt nun tatsächlich dort bauen zu können. Was spricht für den Standort Eschen und was für den Standort Essanestrasse? Eschen hatte über viele, viele Jahre einen Migros und die Gemeinde ist ein bewährter Standort. Hinzu kommt, dass Mauren und Schaanwald nur über eine rudimentäre Nahversorgung verfügen und der Weg von Nendeln nach Eschen ebenfalls nicht weit ist. Mit dem nun finalisierten Standort an der Essanastrasse in der Nähe des Presta-Kreisels haben die Einwohnerinnen und Einwohner aller vier Gemeinden bzw. Weiler eine ideale Verkehrsanbindung. Dieser Standort ergibt wirklich Sinn. Was hat zu den von Ihnen angesprochenen Verzögerungen geführt? Das hatte einerseits baurechtliche Gründe. Andererseits hat es sich im Lauf der Verhandlungen gezeigt, dass der Standort Essanestrasse noch kundenfreundlicher ist als der davon nicht weit entfernte, ursprünglich geplante Standort Kohlplatz. Sie haben inzwischen ein dichtes Netz an Märkten in der Gegend. Mit dem Migros in Eschen werden es deren sechs sein. Andere Supermärkte kommen dazu. Auch Eschen hat mit dem Denner und dem SPAR bereits zwei. Warum ist die Region ein gutes Pflaster? So gross ist die Dichte an Supermärkten in Liechtenstein und dem angrenzenden Rheintal gar nicht. Sie ist wirklich in Ordnung, aber nicht überladen, sondern entspricht in etwa dem Schweizer Durchschnitt. Wenn Sie nach Vorarlberg gehen, finden Sie teilweise auf engstem Raum deutlich mehr Supermärkte. Darüber hinaus hat Liechtenstein einen sehr guten Mix aus den Anbietern Migros, Coop,
Denner und Spar. Ich bin überzeugt, dass die Kunden davon profitieren und dass alle Marktteilnehmer mit ihren individuellen Stärken auf dem Markt überleben können. Haben Sie bereits weitere Pläne zum Expandieren? Nein. Nach Eschen gibt es keinen Standort in der Region mehr, der mich reizt. Die für mich sinnvollen Örtlichkeiten sind abgedeckt. Künftig werde ich mich auf Verbesserungen und Modernisierungen an den bestehenden Standorten konzentrieren, wo dies nötig oder sinnvoll ist. Was wird das Besondere am Standort Eschen? Die gute verkehrstechnische Anbindung an Mauren, Schaanwald und Nendeln habe ich bereits angesprochen. In Bezug auf Eschen selbst befindet sich der Standort zwar nicht direkt im Zentrum, aber in Zentrumsnähe und er wird auch für den Langsamverkehr gut mit dem Zentrum verbunden. Es handelt sich wirklich um die optimale Lage für solch ein Vorhaben. Das Projekt selbst sieht ein kleines Center vor wie sie der Roxymarkt in Blalzers oder das REC in Ruggell darstellen. Im Erdgeschoss befinden sich neben Migros selbst vier weitere Anbieter: die Liechtensteinische Post, die Centrum-Drogerie, Bäckerei, Café und Konditorei Wüst sowie das House of Beauty. Werden die Öffnungszeiten auch so kundenfreundlich sein wie beispielsweise im Denner in Schaan? Wir werden nicht gerade von 6 bis 21 Uhr geöffnet haben wie in Schaan. Der Plan ist aber, an sieben Tagen in der Woche von 7 bis 19 Uhr für unsere Kunden da zu sein. Was macht Migros zum idealen Partner? Migros ist die Nummer 1 in der Schweiz und Liechtenstein in Sachen Detailhandel sowie der beste Partner, den man sich vorstellen und wünschen kann. Der Konzern gewährt uns aber auch eine gewisse Autonomie beim Sortiment, die uns als Partnerunternehmen einzigartig macht. Neben den äusserst beliebten Migros-Produkten dürfen wir eigene Marken sowie Alkohol und Tabakwaren anbieten. Mit der Nummer 1 zusammenzuarbeiten und trotzdem gewisse Freiheiten zu haben, ist eine tolle Sache.
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Keine Panik bei Private-Banking-Kunden Nichts dürfte Anleger in diesem Jahr mehr beschäftigen als die Corona-Krise. Die wirtschaftlichen Folgen drohen ähnlich massiv zu werden wie in der Finanzkrise 2008. Eine neue Studie zeigt, was vermögende Anleger von damals gelernt haben und wie sie mit der Corona-Krise umgehen. Text: Eline Hauser
Rund 37 % der Schweizer Private-Banking-Kunden stufen die Corona-Krise als weniger einschneidend ein, als die Finanzkrise von 2008, und 60 % geben sogar an, dass sie auch angesichts der Corona-Krise keine Angst um ihr Vermögen haben. Das zeigt der kürzlich von der LGT veröffentlichte LGT Private Banking Report. Nehmen die Anleger die gegenwärtige Krise auf die leichte Schulter?
LGT Private Banking Reports Im Rahmen des LGT Private Banking Reports führte die Abteilung für Asset Management der Johannes Kepler Universität Linz unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Teodoro D. Cocca im Januar und Februar 2020 die seit 2010 sechste Befragung zum Anlageverhalten von Private-Banking-Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch. Insgesamt wurden 358 Personen befragt. Zentrales Kriterium für die Teilnahme an der Befragung war das frei verfügbare Anlagevermögen: in Deutschland und Österreich mehr als EUR 500 000 und in der Schweiz mehr als CHF 900 000. Aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Finanzmärkte wurde im April 2020 eine Anschlussbefragung mit den bereits im Januar durch das LINK Institut befragten Private-Banking-Kunden in der Schweiz durchgeführt.
Krisen wecken Ängste, beeinflussen Anlagenmix aber nur kurzfristig «Wenn Anleger während den Corona-bedingten Marktturbulenzen zwischen Februar und April 2020 Anpassungen am Portfolio vorgenommen haben, dann meist, um günstige Kurse zu nutzen. Panikverkäufe blieben aus», so Studienleiter Univ.-Prof. Teodoro D. Cocca der Johannes Kepler Universität in Linz. Dieses Studienergebnis kann auch die LGT bestätigen. «Für den Anlageerfolg während solcher Krisen ist die taktische, kurzfristige Vermögensallokation ebenso wichtig wie die strategische, langfristige. Wir wollen ein perfektes Zusammenspiel dieser zwei Strategien fördern, damit Anleger sicher durch turbulente Zeiten navigieren und kurzzeitige Chancen nutzen können», sagt Heinrich Henckel, CEO der LGT Bank Schweiz.
Grundlage von Fakten treffen. Zudem meiden 63 % nun vermehrt Anlagen, die sie nicht verstehen. Eine Konsequenz daraus: Die Portfolios sind ungenügend diversifiziert. Anleger setzen auch zwölf Jahre nach der Finanzkrise primär auf Aktien, Anleihen und Cash. Alternative Anlagen wie Private Equity, mit denen die Diversifikation zusätzlich optimiert werden könnte, fristen weiterhin ein Schattendasein.
Im Langzeitvergleich zeigt sich, dass Anleger wohl genau diese Strategie befolgen und sich von Krisen kaum beeindrucken lassen. Wenn, dann flüchten sie nur kurzzeitig in Cash oder Gold. So liegt der Cash-Anteil in den Portfolios seit 2010 zwischen 28 % und 34 % und fluktuierte je nach Börsenlage gegenläufig zum Aktienanteil, der sich zwischen 33 % und 38 % bewegte.
Roland Schubert,
Dieses scheinbar überlegte und nicht durch Emotionen gesteuerte Handeln könnte auch eine wichtige Lehre aus der letzten Finanzkrise sein. Aufgrund der damaligen Erfahrungen wollen gut Zweidrittel der Befragten Anlageentscheidungen heute auf der
Wir wollen ein perfektes Zusammenspiel dieser zwei Strategien fördern, damit Anleger sicher kurzzeitige Chancen nutzen können.
CEO LGT Bank AG
Private Banking: Zu selbstständige Kunden sind «at risk» Eine weitere Konsequenz der Finanzkrise 2008 ist die erhöhte Skepsis gegenüber Banken und Beratern. Ist das Vertrauen in und die Zufriedenheit mit den Banken in den Folgejahren zwar zurückgekehrt, so wurde es während der Corona-Krise erneut auf die Probe gestellt. Dies hat dazu geführt, dass Anleger, die Anlageentscheidungen auf eigene Faust und ohne Berater treffen, aus Sicht der Banken besonders «absprunggefährdet» sind. Diese
Kunden sind Banken und Beratern gegenüber sowieso schon kritischer eingestellt und genau bei 60 % von ihnen hat sich die Zufriedenheit mit Bank und Berater zwischen Januar und April 2020 verschlechtert. Diese sogenannten Soloisten machen heute 41 % der befragten Private-Banking-Kunden aus. «Die aus der Krisenerfahrung resultierende kritischere Haltung hat dazu geführt, dass sich dieser Teil der Anleger komplett von den Banken abgewendet hat und Anlageentscheidungen heute autonom trifft. Dieser Trend scheint irreversibel», sagt Univ.-Prof. Dr. Teodoro D. Cocca. Für einen grossen Teil der Anleger ist die persönliche Bankberatung aber auch zwölf Jahre nach der Finanzkrise unerlässlich. Anfang 2020 treffen 42 % der vermögenden Anleger ihre Investmententscheidungen gemeinsam mit ihrem Bankberater oder haben diese komplett an ihre Bank delegiert. Nur noch rund ein Fünftel der Befragten überlegt, ob ein Kundenberater überhaupt noch benötigt wird. «Bemerkenswert ist, dass die Nachfrage nach Bankberatung auch zwölf Jahre nach der Finanzkrise unverändert hoch ist, trotz technologischer Fortschritte», so Univ.-Prof. Dr. Teodoro D. Cocca. Die Ergebnisse stützen auch die Überzeugung der LGT, dass die Digitalisierung die persönliche Beratung nicht einfach ersetzen kann, wie Heinrich Henckel sagt: «Gerade in schwierigen Zeiten schätzen unsere Kunden den Austausch mit ihrem Berater sehr, um die richtigen Anlageentscheidungen zu treffen.»
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Brüder Bauer, Hortus Botanicus, Detail aus «Nigella damascena L.», 1776 © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna
VALUES WORTH SHARING
«Ich gestalte meine Zukunft selbst, dank mothers2mothers und LGT.» Nozi Samela, m2m-Mitarbeiterin seit 2005 LGT: Stolzer m2m-Partner seit 2009
lgt.li/values
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«Wir wollen der nächste Pokerhotspot sein» Den Ruf als reines Glücksspiel hat das Pokern längst abgelegt. Grosse Turniere mit einer drei- bis vierstelligen Anzahl an Teilnehmern haben zu einer breiten Akzeptanz und Beliebtheit geführt. Das Grand Casino Liechtenstein in Bendern trägt entscheidend dazu bei, das berühmte Kartenspiel auch im Land und in der Region weiter zu etablieren. Text: Heribert Beck Als Profi-Dealer auf der EPT (European Poker Tour) war Yalcin «Cino» Dündar während vieler Jahre in den grossen Casinos des Kontinents, aber auch weltweit tätig und teilte die Karten an den grossen und hochdotierten Turnieren aus. Im Rahmen eines solchen Anlasses lernte er Reinhard Fischer kennen, den Geschäftsführer des Grand Casinos Liechtenstein in Bendern. Gemeinsam entwickelten sie Pläne, wie das Casino und damit Liechtenstein
zum weitherum bekannten und geschätzten Poker-Hotspot werden könnte. Seit der Eröffnung des Grand Casinos Ende 2019 haben sie die Pläne verfeinert, vorangetrieben und trotz der erzwungenen Corona-Pause bereits beachtliche Erfolge erzielt.
Gute Strategie und ein Quäntchen Glück «Der Reiz des Pokerns liegt darin, mit einer guten Strategie und einem wenig Glück der
Bringt seine langjährige Poker-Erfahrung als Pit Boss im Grand Casino Liechtenstein ein: Yalcin «Cino» Dündar. (Julian Konrad Photography)
Beste zu sein und am Ende für wenig Geld eine verhältnismässig hohe Summe zu gewinnen», sagt Cino Dündar, der in Bendern die Rolle des Dutymanagers ausfüllt. Seine Aufgabe ist es, den Überblick über das Geschehen an den Spieltischen zu bewahren. Gemeinsam mit einem Kollegen «überbewacht» er das Austeilen der Karten an zwölf Tischen. Dabei hat er die Dealer ebenso im Blick wie die Spieler. Auch in kritischen Situationen ist sein Einsatz gefragt.
beim Ambiente im Pokerroom an, geht weiter mit dem tollen Service und bis hin zum professionellen Staff. Die daraus resultierende, gute und harmonische Stimmung der Gäste trägt ihr Übriges zum Ambiente bei.» Ausserdem bietet das Grand Casino Liechtenstein eine sehr grosse Bandbreite an Pokervarianten an und die Spieler können sich im Restaurant Meli’s auf hohem Niveau verpflegen sowie bei Bedarf auch im hauseigenen Hotel übernachten.
Cino Dündar hat während seiner Das Grand Casino ist offen für Studienzeit mit dem Pokern be- alle Klassen von Pokerspielern gonnen. Für ihn war es nie ein – vom Neuling bis zum Profi. verruchter Sport. Der Ruf des «Jeder, der sich mit dem Spiel Spiels hat sich dennoch in den auseinandersetzen und dabei vergangenen Jahren nochmals Freude haben möchte, ist bei uns herzlich willkommen. Auch verbessert. «Dazu beigetragen dies fördert die tolle Atmosphähaben gutes Marketing und die Tatsache, dass sich auch immer re bei uns in Bendern», sagt mehr Prominente mit dem Spiel Cino Dündar. Spontan zum Pokern Entschlossene können sich befassen.» jedem Tag mit anderen Spielern Toller Service, messen (siehe Infobox). Derzeit professionelles Personal stehen sechs Cashgame-TiDass auch das Grand Casino sche für je acht Spieler zur Verfügung, was das Grand Cainzwischen einen sehr guten sino bereits heute im Umkreis Ruf in der Pokerwelt hat, hat gemäss Cino Dündar mehre- von 200 Kilometern einzigartig re Gründe: «Reinhard Fischer macht. «Auf Nachfrage können und ich haben zusammen ein aber auch weniger als acht Persehr grosses Netzwerk. Ausser- sonen an einem Tisch spielen», dem bieten wir Poker auf einem sagt Cino Dündar. sehr hohen Level an. Das fängt
#SPIELMITSTIL GRAND CASINO LIECHTENSTEIN
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Dündar und schmunzelt. Turniere sollen künftig täglich stattfinden, regelmässig aber auch grosse Anlässe mit dem Fernziel von bis zu 1000 Teilnehmern an mehreren Tagen. Bereits heute sind die Rückmeldungen der Spieler äusserst positiv. «Wir hören viel Lob für unser schönes Casino, für das tolle Restaurant und für unsere professionellen Dealer. Gerade letzteres ist nicht zu unterschätzen und für die Spieler von grosser Bedeutung. Wir setzen aber auch wirklich das um, was die Pokerfreunde sich wünschen», sagt der Dutymanager.
Jede Art von Poker täglich ab 17 Uhr
Spielen in angenehmer Atmosphäre: Der attraktive Pokerroom im Grand Casino Liechtenstein.
Ausbau des Obergeschosfreuen.Das Grand Casino ist Bis zu 50 Tische und 1000 ses für Mega-Events damit aber noch nicht am Ziel Teilnehmer Für Fortgeschrittene und pas- seines ambitionierten Weges. Der Fokus liegt aber selbstversionierte Pokerspieler sind es «Wir wollen so schnell wie mög- ständlich auf den Pokerturnieren. jedoch gerade die Turniere, die lich das dritte Obergeschoss «Die Infrastruktur ist top und der den Reiz des Pokerns ausma- ausbauen, um dort wirkliche Standort Bendern optimal. Wir chen und welche die Highlights Mega-Events zu veranstalten, sind sehr nahe am Autobahndarstellen. Dies sind in der Re- sowohl national als auch in- anschluss und im Dreiländereck. gel auch die Anlässe, an denen ternational. Wir hoffen, dass Nach Deutschland ist es ebendie grösseren bis ganz grossen wir den Umbau bis Ende des falls nicht weit und wir durften Preisgelder ausgespielt wer- Jahres realisieren und für den auch schon Spieler aus Italien den. Das grösste Turnier, das Spielbetrieb freigeben können», oder Frankreich begrüssen», Liechtenstein bis dahin kannte, sagt der Dutymanager. Das sagt Cino Dündar. «Wir wollen hat das Grand Casino bereits Geschoss soll sich daraufhin in der nächste Pokerhotspot sein im Februar, wenige Monate verschiedenen Zonen präsen- und unsere Gäste können nach nach seiner Eröffnung, durch- tieren. «So können auch zwei dem Umbau an bis zu 50 Tischen geführt. 170 Spieler pokerten Events gleichzeitig stattfinden, spielen. Zusammen mit dem Reum ein Gesamtpreisgeld von beispielsweise Firmenfeiern, staurant und dem Hotel ist das mehr als 85’000 Franken. Der Geburtstagsfeste oder Jubiläen Grand Casino dann so etwas wie das Überraschungsei: Wir bieten Sieger konnte sich am Ende und vieles mehr.» über mehr als 17’000 Franken Spiel, Spass und Genuss», sagt
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Täglich ab 17 Uhr bietet das Grand Casino Liechtenstein Cashgames in seinem Pokerroom an. Gespielt wird jede Art von Poker. Pro Tisch wird mit acht Spielern gepokert und es besteht keine Maskenpflicht für die Gäste. Für deren Sicherheit wurden stattdessen Schutzwände zwischen den Sitzen platziert. Zusätzlich finden sich Desinfektionsspender an allen Pokertischen und im Spielsaal. Cino Dündar empfiehlt eine telefonische Anmeldung unter +423 222 77 68 ab 17 Uhr oder per E-Mail an poker@gcli.li, um Wartezeiten zu vermeiden. «Im dritten Obergeschoss haben wir nach dem Ausbau dann ein komplett neues System, das die Anmeldung für die Spieler wie für die Mitarbeiter sehr einfach macht.»
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«45 besonders erfolgreiche Berufsleute mit einem Gesamtnotendurchschnitt von 5.3 und besser können sich mit ihrer Unterschrift im Goldenen Buch verewigen.» Dominique Hasler, Regierungsrätin
«Geregelter Abschluss trotz ausserordentlicher Lage» Die Berufsbildung wurde vom Coronavirus vor neue Herausforderungen gestellt. Jene in Bezug auf die Abschlussprüfungen 2020 sind inzwischen bewältigt. Was die Berufswahl für das kommende Jahr betriff t, ist Bildungsministerin Dominique Hasler ebenfalls zuversichtlich. Die entsprechenden Vorarbeiten laufen bereits seit Monaten.
Frau Regierungsrätin Hasler, wie viele Lernende haben in diesem Sommer ihre Berufslehre abgeschlossen, wie viele davon mit einer BMS und wie viele mit einem Gesamtnotendurchschnitt von 5.3 und besser?
Regierungsrätin Dominique Hasler: Mit Lehrende Sommer 2020 konnten rund 330 junge Berufsleute ihre Fähigkeitszeugnisse und Notenausweise in Empfang nehmen. Davon haben 16 lehrbegleitend die Berufsmaturität absolviert und können somit
prüfungsfrei an eine Fachhochschule übertreten. Als Abschluss des Prüfungsjahrs 2020, wenn auch in kleinerem Rahmen als üblich, findet am 11. September der Anlass «Eintragung ins Goldene Buch auf Schloss Vaduz» statt, in dessen Rahmen sich 45
besonders erfolgreiche Berufsleute – mit einem Gesamtnotendurchschnitt von 5.3 und besser – mit ihrer Unterschrift im Goldenen Buch verewigen können. Welche Auswirkungen hatte COVID-19 für die diesjährigen
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lich nach Branche, Fachrichtung oder Schwerpunkt, durchführbare Varianten gewählt. Das bedeutet: Je nach Lehrberuf wurde eine praktische Prüfung oder eine Beurteilung der praktischen Leistungen durch den Lehrbetrieb vorgenommen. Somit konnte den diesjährigen Lehrabsolventinnen und -absolventen, trotz der ausserordentlichen Lage, ein geregelter Abschluss ermöglicht werden. An dieser Stelle möchte ich allen Beteiligten für Ihren Einsatz und Ihre Flexibilität danken. Der Lehrabschluss ist nun endlich geschafft, sind Ihnen die beruflichen Anschlusslösungen der jungen Berufsleute bekannt? Diesbezüglich führt das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung jährlich eine Umfrage bei den Lehrbetrieben durch. Bei einer Rücklaufquote von über 80 Prozent kann festgehalten werden, dass per Anfang Juli rund 85 Prozent aller Lehrabgängerinnen und -abgänger eine für sie geeignete berufliche oder weiterführende Anschlusslösung gefunden haben. Rund die Hälfte aller Lehrabgängerinnen und -abgänger kann im Lehrbetrieb verbleiben und das ist ein deutliches und sehr erfreuliches Zeichen der Wirtschaft. Zusammenfassend ist die diesjährige Situation mit denen der Vorjahre vergleichbar.
Lehrabsolventen? In den Qualifikationsbereichen Allgemeinbildung und Berufskenntnisse fanden keine Schlussprüfungen statt. Die Schlussnote im Qualifikationsbereich Allgemeinbildung wurde aus den Semesterzeugnisnoten und der Note für die bereits durchgeführte Vertiefungsarbeit ermittelt. Im Qualifikationsbereich Berufskenntnisse wurde die Note aus den Semesterzeugnisnoten ermittelt. Für den Qualifikationsbereich Praktische Arbeit (PA) wurden pro berufliche Grundbildung, teils unterschied-
Wie steht es um die Berufswahl der diesjährigen Schulabgängerinnen und -abgänger? Per Anfang Juli haben bereits 303 von insgesamt 308 Schulabgängerinnen und -abgängern aus den Sekundarschulen, also aus allen Ober- und Realschulen, dem Freiwilligen 10. Schuljahr, der Formatio und der Waldorfschule, ihren Berufswahlentscheid getroffen. Rund 70 Prozent haben sich für eine Berufslehre, weitere 11 Prozent für den Besuch eines Gymnasiums oder einer Mittelschule, 15 Prozent für den Besuch eines Brückenangebots, zum Beispiel das 10. Schuljahr, der Gestalterische Vorkurs, eine Vorlehre usw., entschieden und rund vier Pro-
zent für eine andere Anschlusslösung, was ebenfalls im Bereich der Vorjahre liegt. Und wie viele Lernende werden ab Sommer 2020 eine Berufslehre mit Lehrort Liechtenstein in Angriff nehmen? Bis Anfang Juli hat das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung mit Lehrbeginn Sommer 2020 rund 350 Lehrverträge genehmigt und es werden sicherlich noch einige hinzukommen. Rund zwei Drittel der Lernenden haben ihren Wohnort in Liechtenstein und rund ein Drittel in der Schweiz. Diese hohe Ausbildungsbereitschaft seitens der Lehrbetriebe zeigt einerseits die starke Verankerung der Berufslehre in Liechtenstein und anderseits den hohen Bedarf an jungen Fachkräften seitens der Wirtschaft. Das Coronavirus hat sicherlich Einfluss auf die Schülerinnen und Schüler gehabt, welche in Kürze ihren Berufswahlentscheid für Sommer 2021 treffen werden. Wie sieht die derzeitige Situation hier aus? Da die BerufsCHECK-Woche abgesagt werden musste und die Schulhaussprechstunden nur teilweise durchgeführt werden konnten, haben die Berufsberaterinnen und -berater des Amtes für Berufsbildung und Berufsberatung in Abstimmung mit den Klassenlehrpersonen die Schülerinnen und Schüler persönlich kontaktiert, um den aktuellen Stand betreffend die Berufswahl auf Sommer 2021 abzuholen und den weiteren Beratungsbedarf gemeinsam abzustimmen. Auch das Angebot des Amtes für Berufsbildung und Berufsberatung an die Lehrbetriebe, ihr Angebot an Schnupperlehren, Tagespraktika und Infonachmittagen auf next-step.li zu veröffentlichen, wurde rege genutzt. Somit haben die Sekundarschülerinnen und -schüler und deren Eltern sowie die Klassenlehrpersonen eine Übersicht, welche täglich vom Amt für Berufsbildung und Berufsberatung aktualisiert wird. Sind die zuständigen Behörden diesbezüglich auch in
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Kontakt mit der Wirtschaft? Ja, bereits Ende Mai haben sich die Bildungsbehörden, also das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung sowie das Schulamt, mit der Wirtschaftskammer, der Industrie- und Handelskammer, dem Bankenverband und der Treuhandkammer getroffen und die Meilensteintermine betreffend den Berufswahlfahrplan Sommer 2021 abgestimmt. Die freien Lehrstellen sind ab dem 1. September auf der Webplattform next-step.li publiziert und die Lehrstellenzusagen werden vonseiten der Lehrbetriebe ab dem 2. November bis in den Sommer 2021 erfolgen. Zudem werden Vertreter der Wirtschaftsverbände in Zusammenarbeit mit den Bildungsbehörden bei den betroffenen Schulklassen bis Anfang September im Rahmen eigens organisierter Elternabende auf Anliegen und Fragen der Erziehungsberechtigten eingehen. Dadurch sollen Unklarheiten, welche bei den Eltern im Rahmen der Berufswahlvorbereitung entstanden sind, so weit als möglich geklärt werden. Es ist wichtig, dass wir mit den zwischenzeitlich gemeinsam eingeleiteten Massnahmen die betroffenen Schülerinnen und Schüler aus unseren Sekundarschulen unterstützen und ich wünsche den jungen Menschen bereits bei dieser Gelegenheit alles Gute für ihren Berufswahlentscheid. Und noch eine abschliessende Frage, Frau Bildungsministerin. Werden die geplanten next-step Berufs- und Bildungstage dieses Jahr im SAL stattfinden können? Es ist geplant, die 6. next-step Berufs- und Bildungstage am 25. und 26. September 2020 im SAL in Schaan, unter Einhaltung der dann geltenden C O V I D -1 9 - R e c h t s n o r m e n , durchzuführen, sofern die epidemiologische Entwicklung dies zulässt. Die next-step Berufs- und Bildungstage sind im Rahmen des Berufswahlprozesses bedeutsam, weshalb wir intensiv an Lösungen zur Durchführung arbeiten.
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«Wir sind Trainer, Coach und Schiedsrichter» Seit zehn Jahren leitet Stefan Sohler die Agentur für Internationale Bildungsangelegenheiten (AIBA), zuständig für das Programm Erasmus+ Bildung, die WorldSkills und die Verwendung der Fördermittel aus dem EWR-Fonds. Er blickt erfüllt auf diese Zeit zurück, möchte aber den Bildungsstandort noch weiter voranbringen. Interview: Johannes Kaiser
Wir wollen die Bildung vorantreiben und begeistern. Stefan Sohler, Leiter Agentur für Internationale Bildungsangelegenheiten (AIBA)
Sie beschäftigen sich seit 20 Jahren beruflich mit Bildung. Wie sieht Ihr persönlicher Bildungsweg aus und wie hat er Sie zur AIBA geführt? Stefan Sohler: Mein Bildungsweg führte mich auf drei Kontinente. Alles begann in einem kleinen Familienbetrieb in Schaan. Dort absolvierte ich eine Lehre und legte damit die Basis für den weiteren Bil-
dungsweg. Das erfolgreiche Abschneiden an den WorldSkills in Birmingham (UK) veranlassten mich berufsbegleitend Maschinenbau zu studieren. Als junger Maschinenbauingenieur entwickelte ich für einen Schweizer Weltkonzern das Produktionscontrolling. Im Frühjahr 2000 erhielt ich die Chance das europäische Berufsbildungsprogramm «Leonardo da Vinci» in
Liechtenstein zu übernehmen. Daraus entstand im Jahr 2007 die AIBA. Parallel beschäftigten mich Fragen rund um die Rekrutierung, Finanzierung und das Wachstum von Jungunternehmen. Dieses für Liechtenstein zentrale Thema mündete in meiner Dissertation. Seit 2010 leite ich als Geschäftsführer die
AIBA. Die angebotene Vielfalt an internationalen Kooperationsmöglichkeiten erfordert einen profunden Erfahrungsschatz. Bis heute profitiere ich davon, dass ich beruflich, wie auch auf der Bildungsseite alle Stationen durchlaufen habe. Wichtig ist mir, jungen Menschen zu vermitteln, dass eine Berufslehre ein zuverlässiges Fundament für alle weiteren Karrierewege bildet. Wie fassen Sie die Arbeit der AIBA in drei Sätzen zusammen? Wir wollen die Bildung vorantreiben und begeistern, lösen aber auch tatsächlich Begeisterung aus – sowohl bei den Organisatoren der Projekte als auch bei den Teilnehmenden. Dabei sind wir gleichzeitig Trainer, Coach und Schiedsrichter. Als Trainer achten wir auf die Realisierbarkeit des Erasmus+ Projekts, als Coach begleiten wir die Organisationen auf dem Weg der Umsetzung, und als Schiedsrichter achten wir darauf, dass die vielfältigen Regeln stets eingehalten werden.
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Was hat die AIBA in den vergangenen 13 Jahren Wesentliches erreicht? In dieser Zeit sind sowohl die Anzahl der betreuten Projekte als auch das Projektvolumen jährlich gestiegen. So konnten und können wir dem Bildungsstandort Liechtenstein immer mehr zurückgeben. Auch die Qualität der Projekte und unserer Arbeit ist stetig gestiegen. Das gleiche gilt ebenfalls für die Anforderungen, die an einen Zugang zu Fördermitteln gestellt werden. Bei dessen Umsetzung kann ich mich auf ein erfahrenes Mitarbeiterteam verlassen. In Bezug auf die Erfolgsgeschichte WorldSkills konnten weltweit bislang rund 20'000 junge Berufsleute teilnehmen. 191 kamen aus Liechtenstein. Das ist fast ein Prozent. Setzen Sie dies einmal in Relation zur Bevölkerung! Aber auch dort gilt, um an der Spitze zu verbleiben, müssen die Grenzen immer weiter verschoben werden. Wahrscheinlich tendieren Sie zur Antwort «alle», aber Hand aufs Herz: Welches Programm
liegt Ihnen am meisten an selbigem? Ich denke, das lässt sich am besten mit einer Familie vergleichen. Ich kann nicht sagen, welches unserer Töchterprogramme, die Erasmus-Programme, die EEA Grants oder die WorldSkills, ich am liebsten habe. Jedes hat seine Stärken. Die AIBA bildet die Muttergesellschaft und alle zusammen sind wir eine tolle Familie. Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial bei der Umsetzung der Bildungsprogramme? In Liechtenstein besteht Potential für die Umsetzung von mehr Erasmus-Projekten. Ein Ansatz wäre, wenn beispielsweise Lehrpersonen die Möglichkeit erhielten, einen Teil ihrer Arbeitszeit für die Umsetzung von internationalen Projekten einsetzen könnten. Dadurch würden praxisbezogen die Digitalisierung, das internationale Projektmanagement oder auch die Sprachen ins Klassenzimmer einziehen. Ebenso könnten junge Berufs-
next-step Magazin
leute nach dem Lehrabschluss ein Intensivpraktikum im Ausland absolvieren. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Eine junge Konditorin beherrscht ihr Handwerk wunderbar. Aber in einem besonderen Bereich ist das Hotel Sacher in Wien die erste Adresse. Sie könnte einige Wochen dort verbringen, um sich darin zu spezialisieren. Dieser Mehrwert für die Lehre könnte jeder liechtensteinische Ausbildungsbetrieb anbieten.
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Schreinerverband Fürstentum Liechtenstein & VSSM – Kanton St. Gallen Unsere Regionalen Schreinereien aus dem Fürstentum Liechtenstein sowie den Untersektionen Sarganserland / Werdenberg, Obertoggenburg sowie dem Rheintal bieten jährlich über 50 Lehrstellen an.
Quickfacts • 4 Lehrjahre: · Fachrichtung – Möbel / Innenausbau · Bau / Fenster • Lehrstellen: Liste regionaler Schreinereien • BMS: möglich, mit einem zusätzlichen halben Tag Berufsfachschule
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Die Ausbildung zum Schreiner wird in zwei Hauptrichtungen angeboten. Einerseits als Schreiner mit Fachrichtung Möbel / Innenausbau mit Produktionsschwerpunkt von Einzelmöbeln mit unterschiedlichen Beschichtungs- und Belegungsarbeiten, sowie der Oberflächenbehandlung und der Montage beim Kunden. Anderseits als Schreiner mit Fachrichtung Bau / Fenster welcher Bauelemente aus Holz (Türen, Trennwände), Halbfabrikaten, Kunststoffen (Fenster), Gläser und Hilfsmaterialien herstellt und diese selbstständig montiert. In der vierjährigen Lehre ist der Hauptlernort der Betrieb. Während einem Tag in der Woche besuchen die Lernenden die Berufsfachschule in Buchs SG. Die Grundfertigkeiten werden in mehrere Wochenblöcke aufgeteilt und im Schreiner Ausbildungszentrum in Schaan FL erlernt. Es bietet sich auch die Möglichkeit die Berufsmatura parallel zu einer vierjährigen Schreinerausbildung zu absolvieren.
Web
Kontakt
www.traumjob-schreiner.ch/de/sektion_st_gallen www.llv.li/#/1789/freie-lehrstellen
• Schreinerverband Kanton St. Gallen CH-9008 St. Gallen schreinerverband@vssm-sg.ch
• Amt für Berufsbildung und Berufsberatung FL-9494 Schaan info.abb@llv.li
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In sechs Schritten zur Lehrstelle Von aha-Mitarbeiterin Tamara Federer
das aha – Tipps & Infos für junge Leute berät Jugendliche auch an der Bildungsmesse Next-Step Jedes Jahr stellen sich viele Jugendliche die Frage: Und jetzt, wie weiter? Einige sind sich schon lange im Klaren, welchen der über 250 möglichen Berufe sie erlernen möchten. Doch was ist mit dem Grossteil, der vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht? Milchtechnologe, Lackierassistentin, Physiklaborant oder doch Hotelfachfrau?
Folgende Schritte können zudem als möglichen Leitfaden dienen und dir die Auswahl erleichtern: Kennst du deine Talente, Fähigkeiten und Interessen? Sprich mit deinem Umfeld und lerne dich und deine Stärken und Schwächen auf eine neue Art und Weise kennen.
Heute stehen jungen Menschen nach der Schule so viele Türen offen, dass die Entscheidung, sich in einem bestimmten Bereich zu spezialisieren und festlegen zu müssen, schwierig fällt. Daher ist es umso wichtiger, dass man sich frühzeitig mit diesem Thema auseinandersetzt und diese Herausforderung als Chance siehst.
1.
Möglicherweise hattest du als Kind auch einen Traumberuf und wolltest Astronaut*in, Lehrer*in oder Tierarzt*ärztin werden. Recherchiere und erkundige dich über die nötigen Voraussetzungen für diesen Beruf.
2.
Mache dich schlau über die Vielfallt an Berufen und wähle die für dich interessanten Fachrichtungen aus. So wird die Auswahl immer klarer und übersichtlicher. Kläre dann ab, ob du die Anforderungen und die schulischen Voraussetzungen erfüllst. Übrigens, auf mychoice.info/suche/stories sowie www.whatchado.com/de/stories erzählen Fachpersonen über ihre Berufe und Ausbildungen.
3.
Nutze die Schnuppertage, um in die unterschiedlichsten Berufe einzutauchen. Die Mitarbeiter*innen freuen sich, dir mehr über den Beruf zu erzählen. Frage sie also unbedingt über alles aus. Das hinterlässt beim Lehrbetrieb einen guten ersten Eindruck von dir.
4.
Sobald du deine Favoriten ausgewählt hast, geht es direkt weiter mit dem Bewerbungsschreiben. Gestalte eine attraktive und individuelle Bewerbung. Tipps, wie das geht, was drinstehen muss und wie das Schreiben aufgebaut ist, bekommst du bei uns. Im aha stehen dir nebst einem Computer auch ein Drucker mit Scanner und Kopierer zur Verfügung.
5.
Schiebe den Versand deiner Bewerbung nicht auf. Ungefähr zwei Wochen nach Absendung deiner Unterlagen solltest du dich erkundigen, wie der Stand deiner Bewerbung ist.
6.
Hast du ein positives Feedback erhalten – Glückwunsch -, denn dann geht es gleich weiter in die nächste Runde und ihr vereinbart einen Termin für das erste Vorstellungsgespräch. Ist die Rückmeldung hingegen negativ ausgefallen, lass den Kopf nicht hängen und bleib am Ball. Ziehe auch Berufswünsche der 2. und 3. Wahl in Betracht.
Wir vom aha - Tipps & Infos für junge Leute bieten dir auch in dieser Lebenslage kostenlose Unterstützung und geben Tipps zur Lehrstellensuche oder Brückenangebote auf unserer Website www.aha.li. Einfach und ohne Terminvereinbarung erreichst du uns in der Kirchstrasse 10 in Vaduz. Das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung bietet kostenlose individuelle Laufbahnberatungen für junge Erwachsene bis zum vollendeten 25. Lebensjahr an. An der alljährlichen Bildungsmesse Next-Step in Schaan kann man sich über verschiedene Berufe informieren und mit Lehrlingen sprechen.
Tipp
von Tamara, Leitung ahaJugendinformation:
Ist dein Schnuppertermin festgelegt, informiere dich bereits vor dem ersten Treffen über die Produkte, Dienstleistungen und die Philosophie des Unternehmens. So hast du die Möglichkeit während deinem Schnuppertag über das Gelesene detailliertere Fragen zu stellen. Das zeugt von deinem Interesse und du vermeidest, dass du in fiese Fettnäpfchen trittst, die du mit einer Vorab-Recherche hättest vermeiden können.
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Karriere mit Lehre in Liechtenstein
Logistiker/in EFZ Voraussetzungen Obligatorische Schule mit mittleren oder hohen Anforderungen abgeschlossen Anforderungen praktisches Verständnis, handwerkliches Geschick, Organisationstalent, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein, Selbstständigkeit, Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit, Kontaktfreude, Dienstleistungsbewusstsein und robuste Gesundheit
Ordnung ist das halbe Leben Matias Kaufmann absolviert seine Ausbildung aktuell im zweiten Lehrjahr bei der Teknos Feyco AG als Logistiker EFZ. Matias gibt uns gerne einen ersten Einblick in den vielfältigen Beruf. Interview: Vera Oehri-Kindle · Fotos: Oliver Hartmann
Was hat dich dazu bewogen, diesen Beruf zu erlernen? Ich habe in drei verschiedene Berufe hinein geschnuppert – Automatiker, Polymechaniker und Logistiker. Der Beruf Logistiker hat mir mit Abstand am besten gefallen. Ich habe diesen Beruf gewählt, weil ich hier am besten meine Stärken einsetzen kann. Welche Stärken sollte man für diesen Beruf mitbringen? Das Wichtigste ist, dass man Freude am Beruf hat. Man sollte Zuverlässigkeit und Ausdauer mitbringen und auch ordentlich und verantwortungsbewusst sein. Was gefällt dir besonders an diesem Beruf? An diesem Beruf gefällt mir besonders, dass man körperlich aktiv sein kann und der Beruf sehr vielfältig ist. Toll finde ich auch, dass wir im Team arbeiten und ei-
Die körperliche Aktivitäten und die Vielfältigkeit gefallen mir sehr. Matias Kaufmann, Logistiker in Ausbildung
nander unterstützen können. Ein weiterer positiver Aspekt ist das selbständige Arbeiten in einem breiten Feld.
Beschreibe doch bitte kurz deinen beruflichen Tagesablauf? Morgens, wenn ich im Geschäft ankomme, schaue ich mir erst die ganzen Aufträge an, die ich an diesem Tag zu erledigen habe. Auf dem Auftrag steht der Lagerplatz und der Artikel, den der Kunde bestellt hat. Dann sammle ich die verschiedenen Artikel selbständig zusammen und ver-
packe sie in einen Karton oder auf einer Palette.
Wer unterstützt dich bei deiner Ausbildung? Während meiner Ausbildung werde ich von meinem Lehrlingsausbildner sowie von meinen Mitarbeitern gut betreut und unterstützt. Wenn ich Fragen habe, kann ich mich jederzeit an meinen Lehrlingsausbildner wenden. Kannst du dich noch an deinen ersten Arbeitstag erinnern? Am ersten Arbeitstag versammelten sich alle neuen Lehrlinge im Sitzungszimmer. Dort haben wir eine gute Einführung und allgemeine Infos über die Firma erhalten. Danach wurde ich zu meinem Arbeitsplatz begleitet. Mein Ausbildner zeigte mir, in welcher Abteilung ich die nächste Zeit sein werde und erklärte mir Schritt für Schritt meine Aufgaben.
Dauer 3 Jahre Ausbildungskonzept Die schulische Bildung findet in allen Lehrjahren an einem Tag pro Woche an der Berufsschule statt. Zusätzlich finden auch noch diverse überbetriebliche Kurse statt zum praktischen Erlernen und Üben der beruflichen Grundlagen. Bei einer sehr guten schulischen Leistung kann während der Grundbildung die Berufsmaturitätsschule besucht werden. Abschluss Eidg. Fähigkeitszeugnis Logistiker/in EFZ
Matias Kaufmann Lehrstelle: Teknos Feyco AG Wohnort: Mauren Hobbys: Fussball
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Karriere mit Lehre
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Drogist/in FZ
in Liechtenstein
Voraussetzungen obligatorische Schule mit mittleren oder hohen Anforderungen abgeschlossen Anforderungen schulische Vorbildung in Biologie und Chemie, gutes mündliches und schriftliches Deutsch, Fremdsprachenkenntnisse sind von Vorteil, Interesse am Beraten und Verkaufen, Verantwortungsbewusstsein, Dienstleistungsbewusstsein, gute Auffassungsgabe, gute Umgangsformen, Belastbarkeit, gutes Gedächtnis, guter Geruchs- und Geschmackssinn, gute Gesundheit
Für Abwechslung ist täglich gesorgt Felicia Kaufmann, Auszubildende im dritten Lehrjahr in der Centrum Drogerie AG Eschen, hat durchaus einen interessanten Tagesablauf. Mit diesem kleinen Interview lässt sie uns daran teilhaben. Interview: Vera Oehri-Kindle · Fotos: ZVG Was hat dich dazu bewogen, diesen Beruf zu erlernen? An erster Stelle ist es eine sehr gute Grundausbildung und die Türen stehen danach für vieles offen. Es ist ein sehr breites Ausbildungsgebiet – Medikamente, Kosmetik, Ernährung, Haushalt usw. Mein Interesse an Heilkräutern und -pflanzen, an Medikamenten und Gesundheit hat mich ebenso dazu bewogen, den Beruf zu erlernen. Welche Stärken sollte man für diesen Beruf mitbringen? Die Freude am Kontakt mit Kunden ist sehr wichtig. Auch Interesse an Gesundheit, Schönheitspflege und Pflanzenkunde ist von Vorteil. Was gefällt dir besonders an diesem Beruf? Den Menschen helfen zu können. Ausserdem finde ich es spannend, dass ich am Anfang des Tages nie weiss, was mich bis zum Abend erwartet. Die verschiedenen An-
Ich kann den Kunden mit Rat und Tat zur Seite stehen. Felicia Kaufmann, Drogistin in Ausbildung forderungen der Kunden, die Möglichkeit, meine Empathiefähigkeit im Beratungsgespräch einbauen zu können und der vielfältige Tagesablauf gefallen mir sehr. Ich kann den Kunden mit Rat und Tat zur Seite stehen …
Beschreibe doch bitte kurz deinen beruflichen Tagesablauf. Um 8 Uhr öffnen wir den Laden und anschliessend gehe ich zur Post. Da gibt es verschiedene Sachen abzuholen, wie Pakete, Briefe etc. Ich fülle verschiedene Produkte auf, je nachdem, was ausgegangen ist. Von Spagyrik-Sprays, Frisch-
pflanzentropfen oder Tees über ätherische Öle, Bäder und sonstige Offenwaren. Am Nachmittag kommt unsere grosse Bestellung an, die wir am Vormittag übermittelt haben. Zwischendurch bediene und berate ich natürlich die Kunden, die in das Geschäft kommen. Ich verpacke viele Produkte auch als Geschenke. Mein Tagesablauf ist sehr abwechslungsreich, da es je nach Kunde verschiedene Arbeiten zu erledigen gibt.
Kannst du dich noch an deinen ersten Arbeitstag erinnern? Ja, sehr gut. Die Gefühle waren bunt gemischt an meinem ersten Arbeitstag. Von erwartungsvoll und vorfreudig über nervös war alles dabei. Jedoch war das ganze Team da und ich wurde herzlich und mit offenen Armen empfangen, wodurch sich die Nervosität rasch gelegt hat. Am Abend war ich sehr müde, unter anderem auch weil ich das Stehen den ganzen Tag unterschätzt hatte.
Dauer 4 Jahre Ausbildungskonzept Die schulische Bildung findet im ersten Lehrjahr an zwei Wochentagen, im zweiten bis viertenLehrjahr an einem Wochentag statt. Zusätzlich finden auch noch diverse überbetriebliche Kurse statt zum praktischen Erlernen und Üben der beruflichen Grundlagen. Bei einer sehr guten schulischen Leistung kann während der Grundbildung die Berufsmaturitätsschule besucht werden. Abschluss Fähigkeitszeugnis Drogist/in FZ
Felicia Kaufmann Lehrstelle: Centrum Drogerie AG, Eschen Wohnort: Balzers Hobbys: Geräteturnen, Zeichnen, Klavier spielen
Bau: werde rassenbauer, der Pflästerer ibau!»
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Die von 100pro! initiierte «Hausaufgaben Lobby» – ein Angebot für Lernende, um ihre schulischen Leistungen zu verbessern – hat sich etabliert. Die durch COVID-19 verursachte Zwangspause endet nach den Sommerferien. Was ist die HALO? Während der HALO (Hausaufgabenlobby) erledigen die Lernenden ihre Hausaufgaben oder repetieren die Schulunterlagen. Dies soll den Lernenden Struktur in ihrem Lernverhalten geben und somit auf Bildungslücken aufmerksam machen. Während den zwei Stunden werden allgemeine Fragen in den Fächern Mathematik / Deutsch / Wirtschaft und Umwelt / Wirtschaft und Recht / Englisch / Französisch / Allgemeinbildung direkt gelöst und mit den Begleitpersonen (Freelancer) besprochen. Berufsspezifische Fragen werden notiert und können in der Folgewoche gezielt vom Lehrbetrieb innert kürzester Zeit beantwortet werden. Während der Coronapause hatten die Lernenden kaum Prüfungen. Seit dem 8. Juni durften die Jugendlichen unter gewissen Auflagen wieder zurück in die Berufsfachschulen. Lernende, die Lernschwächen haben bzw. beim Lernen unorganisiert sind, wurden in diesen drei Monaten abgehängt. Für die Schulzeugnisse wurden noch andere Leistungen dazu gerechnet, so dass das Zeugnis den aktuellen Bildungsstand nicht zeigt.
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100pro! berufsbildung liechtenstein ist sich dieser besonderen Situation bewusst. Aufgrund dessen bieten wir nach der Sommerpause, ab dem 17. August, nach Bedarf die HALO wieder an. Wir empfehlen allen Lehrbetrieben die Schulleistungen der Lernenden im Sommersemester kritisch zu hinterfragen, da die Leistungsziele für die Lehrzeit dieselben bleiben. Das heisst, dass die Berufsfachschulen die entstandenen Bildungslücken schliessen müssen und somit weniger Zeit für die Lerninhalte haben werden. Wir empfehlen Lernenden, bei denen das Semesterzeugnis nur knapp genügend ausgefallen ist, dringend Hilfe zu suchen (Notenschnitt bis 4.5). Unsere HALO ist dafür sicherlich sehr geeignet. Für die Kaufleute bieten wir zusätzlich in Wirtschaft&Gesellschaft einen Repetitionskurs für alle drei Lehrjahre an. Die «HALO» wird unterstützt durch: Liechtensteinische Landesbank AG (youli), Jeeves Group, Radio L und Zürich Generalagentur Robert Wilhelmi.
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«Wenn Nachhilfe nichts mehr bringt …» … dann bietet dieses Coaching die konkrete, praktische Hilfestellung für Kinder, Jugendliche und Lernende: Massgeschneidertes Lerncoaching mit den neusten Lerntechniken aus der Neuropsychologie, kombiniert mit Methoden, um Schulstress und Konzentrationsprobleme zu reduzieren und Prüfungsangst, Leistungsdruck, Lernblockaden und Null-Bock-Haltung abzubauen. Überforderung hemmt die Leistung Vielfach wissen Lernende nicht, wie und wo sie mit dem Lernstoff beginnen sollen. Es wird zwar gelernt, aber ohne Struktur, das Ergebnis, der Schüler kann während der Prüfung nicht genügend abrufen. Die Folge ist ein Teufelskreis: Frust, schlechte Leistungen, fehlendes Selbstvertrauen. Stolpersteine beim Lernen Aktuelle Misserfolge beim Lernen addieren sich, einerseits durch falsches Abspeichern des Lernstoffs und durch die Annahme, dass «es wieder nicht klappt», die Angst zu versagen, beherrschen dann das Verhalten des Lernenden. Stress als Hindernis Darum «braucht» es die Möglichkeit, Stresssituationen fachmännisch zu reduzieren und diese Techniken jederzeit selbst anwenden zu können. Ansonsten kann ein Lerncoaching oder Nachhilfe oft nicht die gewünschte Unterstützung bringen, da Lernblockaden das System übersteuern.
Ihr Nutzen Kombination von Lerncoaching mit fachmännischer Stressreduktion Lerncoaching: • Analyse der linken und rechten Hirnhälfte und des Lerntypus • Massgeschneiderte Lernstrukturen und Arbeitstechniken • Strukturierte Prüfungsvorbereitungen mit dem Lernstoff des Lernenden • COVID-bedingtes Manko aufholen Stressreduktion: • Abbau von Lernblockaden, Prüfungsangst und Schulstress • Umgang mit Leistungsdruck und Termindruck • Aufbau von Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft • Erlernen eigener Tools, um Stress jederzeit selbst reduzieren zu können • Konzentrationsübungen – anwendbar vor Prüfungen, Unterricht oder Hausaufgaben • Aufbau von Selbstwert und Selbstvertrauen Langzeiterfolg mit dem 4-Phasen Konzept Bettina Stöckli hat im Laufe ihrer über 20-jährigen Arbeit ein erfolgreiches 4-Phasen Konzept für Lerncoaching, in der Kombination von Stressreduzierung, mit den Methoden MET, iEMDR und Biofeedback entwickelt. Dabei nutzen wir auch die Chancen des autogenen und mentalen Trainings (von Krankenkassen anerkannt). • Für Schüler und Lernende: Einzelsitzungen • Für AusbildnerInnen: Einzelsitzungen und Workshop • Für Firmen: Workshop
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LEHRE oder SCHNUPPERLEHRE Interessiert an einer Lehre/ Schnupperlehre in der LAK oder hast Du Fragen? Liechtensteinische Alters- und Krankenhilfe (LAK ) Bereich Bildung St. Florinsgasse 16 LI-9490 Vaduz Telefon 00423 239 12 20 E-Mail ausbildung@lak.li www.lak.li
Die LAK bietet Fachleuten Hauswirtschaft und Fachleuten Gesundheit eine interessante, abwechslungsreiche und spannende Tätigkeit in der Langzeitpflege.
Faszinierende Lebensgeschichten kennenlernen Fachleute Gesundheit und Fachleute Hauswirtschaft finden in der LAK ein spannendes Betätigungsfeld. Die LAK bietet rund 55 Lernenden und Studierenden einen aussergewöhnlichen, faszinierenden und abwechslungsreichen Arbeitsplatz in der Langzeitpflege und in der Hauswirtschaft. Leise schliesst Valéry Flury die Türe und geht Richtung Stationszimmer. Eben hat sie einer Bewohnerin ins Bett geholfen, ihr den Blutdruck gemessen und die Medikamente verabreicht. Die betagte Dame hat noch etwas aus früheren Zeiten erzählt und ist dann eingeschlafen. Valéry Flury ist Lernende Fachfrau Gesundheit FaGe und arbeitet in der Langzeitpflege in einem Haus der Liechtensteinischen Alters- und Krankenhilfe LAK.
Lernen fürs Leben «Mein Tag war heute sehr abwechslungsreich, teilweise gar etwas turbulent,» erzählt sie. Bereits am Morgen gab es etwas Aufregung. Ein älterer Herr stolperte und verletzte sich beim Sturz. Die junge FaGe leistete sofort Erste Hilfe und kümmerte sich um ihn. Im Laufe des Morgens
betreute sie eine ältere Dame, die an Demenz erkrankt ist. «Ich bin gerne mit anderen Menschen zusammen. Ihre Lebensgeschichten faszinieren mich», sagt die Lernende. So erhalte sie einen Einblick in längst vergangene Zeiten, die man sich in der heutigen digitalisierten Welt kaum mehr vorstellen könne, fährt sie fort. «Bereits von Beginn weg, genoss ich viel Vertrauen», erzählt Flury. Sie dürfe sehr selbstständig arbeiten. Wenn sie einmal nicht weiterwisse, könne sie ihr Team fragen. «Die abwechslungsreiche Lehre gefällt mir sehr. Jeden Tag kann ich Neues dazulernen», ergänzt sie. Man lerne fürs Leben, denn vieles könne auch privat gut gebraucht werden. Durch die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit, die in der LAK gepflegt wird, trifft sie oft Mitarbeitende aus anderen Bereichen
wie Anja Zacharias, die ihr eben auf dem Flur begegnet.
Das Multitalent Anja Zacharias ist Lernende Fachfrau Hauswirtschaft. Auch sie schätzt die sehr vielseitige und interessante Tätigkeit sowie die grosse Abwechslung, die ihr Beruf bietet. «Wenn ich am Morgen mit meiner Arbeit beginne, weiss ich nie, was der Tag bringen wird,» erzählt sie. Sie bereitet oft die Cafeteria vor und verteilt Haushaltsprodukte, Pflegeprodukte etc. auf die Stationen. Ist etwas ausgegangen, bestellt sie es beim Lieferanten. Gleichzeitig bringt sie den Bewohnenden die gewaschene und gebügelte Wäsche. Sie hilft in der Küche mit und kümmert sich an Veranstaltungen oder in der Cafeteria um die Gäste. Besonders Spass hat sie, wenn sie an der Dekoration im Haus mitarbeiten
kann. «Hier kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen», erzählt Zacharias begeistert. Wer in den Bereichen Ernährung und Verpflegung, Reinigungstechnik und Wäscheversorgung sowie Gästebetreuung und Administration arbeitet, müsse schon ein Multitalent sein, fügt sie stolz an.
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Der FC Balzers will sich in der Erstliga etablieren Der FC Balzers hat dem Trainer-Duo Brenner/Polverino auch für die neue Spielsaison 2020/21 das Vertrauen geschenkt und mit beiden den Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Die Mannschaft musste einige namhafte Abgänge verkraften und startet mit einem jungen Team in die kommende Saison, die am nächsten Wochenende mit dem Auswärtsspiel bei Red Star ZH ihren Auftakt nimmt. Die beiden Trainer sind guten Mutes, eine schlagkräftige Truppe zu formen, die den Ansprüchen der Erstliga durchaus genügt. Wir haben uns mit Cheftrainer Martin Joseph Brenner über die Zielsetzungen der Balzner Erstliga-Mannschaft unterhalten. Interview: Herbert Oehri
Martin Joseph Brenner, FC Balzers Erstliga-Cheftrainer
Herr Brenner, die Vorbereitungszeit ist vorbei. Nun beginnt die grosse Jagd nach Punkten. Wie sind Sie mit der Vorbereitung und den Aufbauspielen zufrieden? Martin Joseph Brenner: Ich bin mit der Vorbereitung sehr zufrieden. Auch was die Testspiele betrifft, obschon diese nicht mit Ernstkämpfen einer Meisterschaft zu vergleichen sind. Sie führen eine sehr junge Mannschaft in das Erstliga-Championat. Viele erfahrene, qualitative starke Stammkräfte stehen Ihnen nicht mehr zur Verfügung. Sind Sie mit den Neuzugängen zufrieden. Und glauben Sie, mit dem jungen Team ohne grosse Erstligaerfahrung, den Angriffen zu widerstehen? Wir haben viele junge Spieler im Kader, talentierte und hungrige, auch solche, die erstmals in der 1. Liga spielen. Derzeit werden
die Automatismen im Team neu einstudiert und erprobt. Die Jungs machen mir Freude, weil alle top motiviert sind und vor Spiellust nur so sprühen. Wir setzten auch in dieser Saison auf Kräfte aus der Region und haben uns gezielt Verstärkungen aus den verschiedensten Ligen geholt. Die Erfahrungen wachsen mit jedem Spiel und als grossen Stabilisator sehen wir Stéphane Nater, der das Spiel lesen kann und den Takt angibt. Wir schauen von Spiel zu Spiel und versuchen, die Mannschaft für die Liga zu stabilisieren.
Wo sehen Sie die Stärken und wo die Schwächen Ihrer Truppe? Die grosse Stärke sehe ich im Willen jedes einzelnen Spielers, sein Bestes zu geben und meinen Matchplan so gut wie möglich umzusetzen. Eine Schwäche könnte sein, dass wir als junges Team für mögliche Rückschläge noch keine Lösungen haben. Welche Ziele haben Sie sich für die 1. Mannschaft des FC Balzers für die Herbstsaison 2020/21 gesteckt?
Wir haben fast eine neue Mannschaft, die sich erst noch finden muss. Wir sind aber auf sehr gutem Weg. Es gilt jetzt, abzuwarten bis sich ein Kern als Stammkraft entwickelt hat. Diesem Ziel kommen wir mit jedem Spiel ein Stückchen näher. Jeder Punkt in der Meisterschaft stärkt unser Selbstvertrauen und motiviert uns täglich besser zu werden. Abgerechnet wird am Ende der Saison 2020/21, und dann wollen wir mit einem guten Rang abschliessen.
Neuerwerbung Nater (FC Balzers, rechts) gegen Barandun (FC Mels) im Testspiel am 1. August 2020 auf der Balzner Rheinau.
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Kehrt der FC Vaduz in die Super League zurück? Schaff t der FC Vaduz zum dritten Mal in der Geschichte den Aufstieg in die höchste Schweizer Spielklasse? In den Jahren 2008 und 2014 ist das den Residenzlern auf direktem Weg gelungen, diesmal könnte es über die Barrage funktionieren. Gegner ist der FC Thun, das Hinspiel hat bereits gestern (nach Redaktionsschluss dieser Lie:ZeitAusgabe) stattgefunden. Die Entscheidung fällt am Montag im Rückspiel in der Thuner Stockhorn Arena. Text: Christoph Kindle
Es ist das dritte Mal, dass Vaduz eine Barrage gegen den Zweitletzten der Super League bestreitet. In den Jahren 2004 (0:2, 2:1 gegen Xamax) und 2005 (1:1, 0:1 gegen Schaffhausen), ist der FCV gescheitert.
Steigerungslauf des FC Vaduz Wer hätte Ende September 2019 gedacht, dass der FC Vaduz am Schluss der Saison um den Aufstieg in die Super League kämpft? Selbst Trainer Mario Frick sagt jetzt: «Ich hätte denjenigen für verrückt erklärt.» Den Vaduzern ist ab Herbst ein wahrer Steigerungslauf gelungen. Zuvor feierte man zwar mit dem Einzug in die dritte Europa League-Qualifikationsrunde einen tollen internationalen Erfolg, doch die Meisterschaft musste darunter leiden, auch fehlte es an der Substanz. Mit dem «normalen» Rhythmus fing sich die Mannschaft und konnte dann sukzessive ihr Potenzial ausschöpfen. Im Übrigen kristallisierte sich
immer mehr eine Stammformation heraus, welche das System von Coach Mario Frick umsetzen konnte. Das Ergebnis war beachtlich: Im Jahr 2020 kassierten die Vaduzer bis zum letzten
Spiel in Kriens nur eine einzige Niederlage. Ausgerechnet gegen Haupt-Konkurrent GC verlor man im Rheinparkstadion nach einer 2:0-Führung noch mit 2:3.
Mentalität und Standards Nach der unglücklichen Pleite gegen GC schien der Barrage-Traum zu platzen, die Hoffnung auf das grosse Ziel schwand. Nicht aber beim Trai-
Erstes Ziel erreicht: Der FC Vaduz freut sich über den Einzug in die Barrage.
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sport:zeit
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nerstaff und den Spielern. Man glaubte weiter daran und in dieser Phase zeichnete die Vaduzer Mannschaft eine unglaubliche mentale Stärke aus (Trainer Frick sprach von «Mentalitäts-Monstern»). Drei Beispiele gefällig? In Schaffhausen lag der FCV mit 0:2 im Rückstand und spielte nach einem Ausschluss eine Stunde lang in Unterzahl. Trotzdem holte man noch einen Punkt. In Wil sah es bis zur 85. Minute nach einer (verdienten) Niederlage aus, trotzdem verliess die Frick-Elf den Platz nach einer eigentlich desolaten Leistung als 2:1-Sieger. Und wenige Tage später gerieten die Vaduzer auch gegen den Leader Lausanne in Rückstand. Am Ende lautete das Skore wieder 2:1 für Vaduz. Gedreht wurde die Partie durch zwei Kopf balltore nach Eckbällen. Die Standards waren die Waffe des FC Vaduz in dieser Saison. Fast die Hälfte aller 78 erzielten Treffer fielen nach ruhenden Bällen. Zum Spezialisten avancierte Thun-Leihgabe Dominik Schwizer, er zir-
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kelte die Bälle ideal in die Mitte und dort zeichneten sich unter anderem die Innenverteidiger als Torschützen aus. Denis Simani, Yannick Schmid und Berkay Sülüngöz erzielten zusammen nicht weniger als 14 Tore, rekordverdächtig!
Handschrift des Trainers Mario Frick ist es gelungen, dem Team einen unbändigen Siegeswillen einzuhauchen. Er lebt diese Einstellung vor, strahlt stets Optimismus aus und verleiht den Spielern das nötige Selbstvertrauen. Der Liechtensteiner Nati-Rekord-Torschütze hebt aber nie ab, sieht auch die Fehler und spricht diese intern knallhart an. Ein wesentlicher Pluspunkt in dieser Saison war im Übrigen der breite und ausgeglichene Kader. Vor allem in der intensiven Phase nach der Corona-Pause profitierte der FC Vaduz davon und konnte so eifrig rotieren. Selbst Ausfälle von absoluten Leistungs-
FCV-Trainer Mario Frick hat gut lachen.
trägern wie Spielmacher Milan Gajic oder Stamm-Torhüter und Captain Benjamin Büchel waren in den letzten Wochen und Monaten kaum zu spüren. Das spricht auch für die Arbeit von Sportchef Franz Burgmeier,
dem Hauptverantwortlichen für die Kader-Zusammenstellung. Auch für die nächste Saison ist diesbezüglich schon bestens vorgesorgt: Bis auf wenige Ausnahmen steht der Kader, egal ob für Super- oder Challenge League.
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«Ich verfüge über ein Team mit grossem Potenzial» Am Samstag, 15. August 2020, um 16 Uhr startet der USV Eschen/Mauren in eine neue Saison. Gegner wird – wie vor einem Jahr – der FC Linth 04 sein. Mit zwölf Neuzugängen und dem neuen Cheftrainer Vito Troisio steht praktisch ein neues Team auf dem Feld. Der Coach und sein Staff haben in der bevorstehenden Saison viel vor. Allerdings räumt Vito Troisio ein, dass er noch einiges an Zeit aufzubringen habe, um sein Team Schritt für Schritt weiterzubringen. Wie er das macht, verrät er im nachfolgenden Gespräch. Interview: Herbert Oehri
Herr Troisio, Sie haben erstmals in Ihrer Trainerkarriere eine Erstliga-Mannschaft übernommen. Wie fühlt man sich dabei, und wo erkennen Sie die Unterschiede zu Ihren früheren Teams? Vito Troisio: Ich freue mich auf diese neue Aufgabe und bin gespannt auf die Meisterschaftsspiele. Ich baue meine Trainings
genau gleich wie zwei Ligen tiefer auf. Den grössten Unterschied merke ich in der Qualität der Einzelspieler und im Tempo in den Spielformen. Wie sind Sie mit der Vorbereitung und den Testspielen zufrieden? Wir sind in einer Findungsphase. Noch suche ich das richtige
Rezept für den Saisonstart. Ich habe viel vor, aber ich brauche Zeit und muss daher methodisch arbeiten und mein Team Schritt für Schritt weiterbringen. Der USV verfügt über eine sehr starke Mannschaft mit hohem Leistungsvermögen und grossem Potenzial. Jetzt gilt es, die Automatismen zu verbessern, was immer besser gelingt.
Wo wollen und müssen Sie den Hebel zur sportlichen Verbesserung des Teams noch ansetzen? Wir müssen im technisch-taktischen Bereich weiterkommen. Ich verfüge über ein gutes Team. Ich möchte, dass die Spieler meine Fussballidee auf den Platz bringen. Dafür werde ich bestimmt viel Zeit investieren.
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Erstliga: Meisterschaftsspiel im Sportpark
Samstag, 15. August 2020, 16.00 Uhr
USV ESCHEN/MAUREN : FC LINTH 04 Wir heissen alle Fussballfans im Sportpark USV Eschen/Mauren herzlich willkommen und danken für Ihren Besuch.
www.usv.li
sport:zeit
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Am nächsten Wochenende empfängt der USV das Team des FC Linth 04, gegen das der USV in der letzten Saison gleich zweimal verloren hat, im Gegensatz zu einer Saison davor. Wie schätzen Sie den Gegner ein und was unternehmen Sie, um die ersten Punkte für den USV zu ergattern?
Gegen Linth gab es wohl zwei Niederlagen letzte Saison, das zeigt, dass wir gleich gegen einen Top-Gegner ranmüssen. Die Karten wurden aber neu gemischt und wir starten alle bei null. Wir werden alles dafür tun, um die Punkte in Liechtenstein zu behalten.
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Welche Ziele haben Sie sich für die 1. Mannschaft für die Herbstsaison 2020/21 gesteckt? Die Punkte sind das Einzige was zählt. Unser Ziel in der Vorrunde wird sein, so viele Punkte wie möglich zu sammeln.
Troisio Vito, Trainer 1. Mannschaft ab 1.Juli 2020 Legende zu Team-Bild USV Erstliga, Saison 2020/21 Oben von links: Philipp Ospelt, Lukas Graber, Daniel Kaufmann, Nurkan Ibrahimi, Noah Frommelt, Stjepan Vuleta, Leoran Amzim, Nico Thöni, Noah Graber, Medin Murati Mittlere von links: Horst Zech, Sponsor, Dietmar Kupnik, Gina Gross, Marc Menzi, Livio Meier, Marin Stähli, Marc Kühne, Stefan Sonderegger, Michael Scherrer, Jesus Ares, Kruno Papec, Claudio Vozza, Vito Troisio, Markus Kaiser Untere von links: Sandro Wolfinger, Felipe Dorta, Michael Alder, Armando Majer, Claudio Majer, Armin Tuhcic, Altin Xhemaili, Sefa Gaye, Alessandro Crescenti, Fabio Wolfinger Auf dem Bild fehlen, Simon Kühne und Helen Feger-Büchel
Am 15. August 2020 startet die neu formierte USV-Mannschaft mit dem Heimspiel gegen den FC Linth in die Meisterschaftssaison 2020/21. Das Bild entstand am Samstag, 1. August 2020, beim Freundschaftsspiel USV gegen den TSV Berg/Württg.
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Kenny Vogt der Wetterfrosch «Bläst der Föhn, wird’s Wetter schön!» – das ist ein Wetterspruch von Kenny Vogt, dem Liechtensteiner Wetterfrosch. Kenny beschäftigt sich seit seinem 16. Lebensjahr mit dem regionalen Wetter. Aus dem Hobby ist inzwischen ein Nebenberuf geworden, der einen grossen zeitlichen Aufwand erfordert. Zwischen 50 und 100 Stunden monatlich, um genau zu sein. Mehr interessante Fakten im folgenden Zahltag … Interview · Fotos: Oliver Hartmann
Wie viele deiner Wetterstationen sind im Land platziert?
6
8
Wetterdaten analysieren und Vorhersagen sind für Kenny Vogt Hobby und Beruf zugleich.
0
;-)
Wie viele Male liegst du mit deiner Wetterprognose innerhalb einer Woche daneben?
Wie viele Jahre bist du schon Wetterfrosch?
7
6
2
Wie gerne magst du den Sommer auf einer Skala von 1–10?
Wie viele Berufe übst du aus?
Etwas mehr Wasser fällt im Jahr durchschnittlich in Liechtenstein vom Himmel. Um genau zu sein: 147'680'000'000 Liter.
Wie viele wichtige Wetterlagen gibt es bei uns?
3Mio
Wie viele Stunden pro Jahr scheint in Liechtenstein die Sonne?
1500
Wie viele Messwerte zeichnen deine Stationen pro Jahr in Summe auf?
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4
Wie viele Male prognostizierst du durchschnittlich im Monat das Wetter für das Radio? Mit wie vielen Wetterfröschen arbeitest du zusammen?
4
> 2000
In welchem Jahr bist du geboren?
1997
«Ich lebe für das Wetter. Besonders angetan haben es mir die Wetterextreme wie Unwetter, Hochwasser, Stürme oder Gewitter.»
400
Wie viele Stunden pro Jahr bläst der Föhn im Land?
2003
Wie vielen Stunden investierst du im Durchschnitt monatlich in dein Hobby?
75
Wie viele Franken kostet eine Wetterstation?
Und merke: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung …
Und wie warm in Grad war der heisseste Sommer im Ländle?
36
Wie viele Tage voraus kannst du das Wetter vorhersagen?
3–5
Kenny Vogt (23)
Wann war der heisseste Sommer im Land?
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ist aufgewachsen und wohnhaft in Balzers – die Burg Gutenberg und den Gonzen immer im Blick. Seit seiner Kindheit interessiert er sich für Wettervorhersagen, seit sieben Jahren ist es ein professionelles Hobby. Neben dem Wetter spielen Kinder eine grosse Rolle in seinem Leben, so hat er im Juni den Bachelor-Abschluss als Kindergarten- und Primarlehrer für die ersten drei Stufen gemacht. Als Ausgleich wandert er in den umliegenden Bergen und fotografiert gern. www.wetterring.li
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Die AHV – ein Dauerbrenner Die AHV ist zweifellos eines der wichtigsten Sozialwerke. In Liechtenstein wurde sie im Jahre 1954 eingeführt und stellt einen Lohnersatz im Alter dar, der das Existenzminimum decken muss, wie Walter Kaufmann, Direktor der AHV-IV-FAK, kürzlich in einem Interview ausführte. Text: Vorstand des Liechtensteiner Seniorenbunds
Die Sicherung der wirtschaftlichen Existenz im Alter beschäftigt naturgemäss nicht nur die sich bereits im Rentenalter befindliche Generation, sondern auch die Jüngeren unter uns, letztere, weil sie aktuell die Lohnbeiträge für die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) auf bringen, sich aber ebenfalls fragen, ob es für sie im Alter «auch noch langt». So ist es auch nicht verwunderlich, dass die gesetzlichen Bestimmungen zur AHV seit deren Einführung immer wieder angepasst worden sind.
Fast elf Jahresausgaben in Reserve In Liechtenstein konnte die AHV im Lauf der Jahrzehnte eine ansehnliche Reserve aufbauen, die per Ende 2019 rund 3.3 Milliarden Franken oder 10.8 Jahresausgaben beträgt. Derzeit könnte die AHV die Rentenleistungen aus diesem Reservefonds also über knapp elf Jahre abdecken. Dagegen prognostiziert eine von der Regierung in Auftrag gegebene Studie, dass der Reservefonds der AHV – ausgehend von der heutigen Gesetzeslage – bis in 20 Jahren (bis 2038, ausgehend von 2018) auf 4.26 Jahresausgaben schrumpfen wird. Damit können die gesetzlichen Vorgaben, dass der AHV-Fonds in 20 Jahren noch mindestens fünf Jahresausgaben aufweisen muss, knapp nicht erfüllt werden. Daher schlägt die Regierung in ihrem Vernehmlassungsbericht zwei Massnahmen vor, wie die Vorgabe von fünf Jahresausgaben bis 2038 eingehalten werden kann, nämlich die Einmaleinlage von 100 Millionen Franken aus dem Finanzvermögen des Landes und
die Erhöhung der Beitragssätze von 8.1 auf 8.7 Prozent.
Vollkommen unterschiedliche Börsenjahre Gemäss Vernehmlassungsbericht kann der AHV-Fonds so bis 2038 (Basisjahr 2018) auf 5.22 Jahresausgaben angehoben und die gesetzliche Vorgabe damit eingehalten werden. Im gewählten Bezugsjahr 2018 hatte die AHV bekanntlich ein negatives Börsenjahr mit einem Verlust von rund 114 Millionen Franken bei den Kapitalanlagen zu verkraften. Im Jahr 2019 hingegen lagen die Vermögenserträge bei 255 Millionen Franken. Ausserdem waren die Beitragsleistungen höher und die Ausga-
ben tiefer als im Prognosemodell vorhergesagt. Geht man nun im Prognosemodell vom realen Jahr 2019 aus, werden 2038 noch 5,3 beziehungsweise im 2039 noch 5.07 Jahresausgaben erreicht – ganz ohne gesetzliche Massnahmen.
Heutige Rentner haben bedeutenden Beitrag geleistet Die im Vernehmlassungsbericht vorgeschlagenen Massnahmen dürften also die Reservesituation der AHV positiver beeinflussen, als aus dem Bericht ersichtlich. Näheres dazu findet sich in der Stellungnahme des LSB auf der Webseite www.seniorenbund.li.
vergleichsweise komfortablen Situation. Immerhin verfügt die Schweiz derzeit über Reserven von gerade einer Jahresausgabe. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass die heutigen Rentner und die, welche in den kommenden Jahren das Rentenalter erreichen, mit ihren Lohnbeiträgen und Steuerabgaben massgeblich dazu beigetragen haben, dass ein Reservefonds in dieser Höhe aufgebaut werden konnte.
Die AHV in Liechtenstein befindet sich nach wie vor in einer
LSB Vorstand (von links): Doris Frommelt, Reinhold Zanghellini, Josephine Biedermann, Renate Wohlwend, Renate Müssner, David Schädler und Florian Kindle (im Bild fehlt Peter Gaden).
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IM GESPRÄCH MIT JUGENDLICHEN
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JA zur S-Bahn hält für Jugendliche die Zukunft offen Der sympathische Ruggeller Christian Büchel ist 21 Jahre jung und ein sehr engagierter und zielstrebiger Jugendlicher. Von Beruf Bauzeichner, widmet er sich in seiner Freizeit sehr gerne dem Skifahren, Motorradfahren und der Feuerwehr. Es ist sehr interessant, wie Christian über die Coronakrise und über andere gesellschaftspolitische Themen denkt. Interview: Johannes Kaiser • Foto: Joanne Rohner
Wie erlebst du die Corona-Zeit in deinem privaten und beruflichen Umfeld? Christian Büchel: Für mich war es eine sehr komische Zeit. Ich konnte mir zuvor nicht ausmalen, dass ein Virus uns so einschränken würde. Die Wirtschaft und unsere sozialen Kontakte wurden auf ein Minimum reduziert und es galten Abstandsregelungen oder auch Maskenpflicht, die im Moment erneut wiederum an Aktualität gewinnen. Im beruflichen Umfeld waren wir zum Glück in unserer Berufsbranche nicht tangiert und so nahm ich diesbezüglich kaum Veränderungen wahr. Wir konnten unserer Arbeit, natürlich mit den verordneten Regelungen, wie gewohnt ausführen. Können sich die Regierungen – wir in Liechtenstein sind diesbezüglich an die Massnahmen der Schweiz gebunden – bei einer zweiten Welle erneut einen Lockdown erlauben? Wir sind sicher besser durch die Krise gekommen als manche andere Länder, aber Nein, dies dürfen sich die Regierungen auf keinen Fall mehr erlauben. Eine zweite Welle muss mit den notwendigen Einschränkungen verhindert werden. Wenn wir uns an die ungewohnten Freiheitseinschränkungen halten, kann eine zweite Welle und damit schlimmere Auswirkungen auf unsere Wirtschaft sicherlich verhindert werden. In welcher Form trifft die Coronakrise die jungen Menschen? Gibt es ausreichend
Der junge, engagierte Ruggeller Christian Büchel im Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Johannes Kaiser.
Ausbildungsmöglic h keiten und Lehrstellen bzw. Arbeitsplätze nach der Ausbildung? Die Berufssuche in der Krise gestaltet sich bestimmt nicht so einfach. Manche Branchen mussten extreme Einschnitte erleben, wie beispielsweise die Hotellerie, Restaurants, Reisegesellschaften oder auch im Kosmetikgewerbe. In solchen Gewerben eine Stelle zu finden, ist mit Sicherheit nicht ganz einfach. Die diesjährigen Abschlussklassen hatten eine ungewohnte Situation. In Liechtensteins Mobilität steht in diesem Jahr eine sehr wichtige Weichenstellung für die künftigen Generationen an. Welche Mobilitäts-Zukunft wünschst du dir? In Liechtenstein haben wir ein grosses Verkehrsauf kommen, dies insbesondere durch die vielen Pendler, die morgens in unser Land fahren, um ihrer Ar-
beit nachzugehen, und es dann abends wieder zu verlassen. Es muss etwas getan werden, um unsere Strassen zu entlasten. Das Mobilitätskonzept 2030 schlägt dazu einen sehr sinnvollen Mix vor, mit Massnahmen beim ÖV, dem motorisierten Individualverkehr und im Langsamverkehr, sprich Ausbau von Fahrradwegen. Ich finde ein funktionierendes Bahn-Bus-System und damit eine moderne S-Bahn mit Taktfahrplan ist für unser Land ein enorm wichtiger Schritt. Ein JA zur S-Bahn hält für uns Jugendliche sowie für die künftigen Generationen eine moderne, umweltbewusste und vernetzte Mobilitätszukunft offen. Welchen anderen Themen sollte sich die Politik deines Erachtens dringend vermehrt annehmen? In Liechtenstein haben wir immer mehr und öfter mit Gewalt
bei Jugendlichen zu tun. Dies immer häufiger in Verbindung gegenüber unseren Beamten. Eine solche Gewaltbereitschaft sowie Respektlosigkeit gegenüber der Exekutive muss mit allen Mitteln verhindert werden. Weiteres sollte man sich auch mit dem Drogenmissbrauch der Jugend auseinandersetzen, dies hat in den letzten Jahren ein extremes Ausmass angenommen. Wie informiert sich die Jugend heutzutage über die Landespolitik und auf welche Kanäle sollten Politiker und Parteien vermehrt setzen, um die jungen Leute zu erreichen? Die Jugend informiert sich meist über die Social Medien wie Instagram und Facebook. Die Jungparteien in Liechtenstein sind hier absolute Vorreiter. Sie sprechen auf ihren Kanälen interessante Themen an und treffen damit den Nerv der Jugend.
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Ein Leben zwischen zwei Welten Vor acht Jahren entschied sich Alexandra Jehle aus Schaan, ihr behütetes Zuhause in Liechtenstein aufzugeben, um in Burkina Faso, welches zu den ärmsten Ländern weltweit gehört, ein neues Leben zu beginnen. «Ich hatte alles und war trotzdem nicht richtig glücklich, mir fehlte der Sinn in meinem Leben.» So fragte die damals 25-jährige beim Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED) an, ob irgendwo ihre Hilfe gebraucht wird, woraufhin ihr ein Praktikum im Zentrum für Kinder in Not LSI vorgeschlagen wurde. «Ich musste das Land Burkina Faso erst mal googeln, um herauszufinden, dass es in Westafrika liegt. Auch den Verein für humanitäre Hilfe, der das Zentrum aufbaute und unterhält, kannte ich bis dahin nicht. Aber die Entscheidung fiel mir leicht. Innerhalb nur weniger Wochen habe ich meine Arbeit und Wohnung gekündigt, mein Auto verkauft und meinen Lieben erklärt, dass ich mal für eine Weile wegginge.»
Kindern eine Überlebenschance bieten Angekommen in Burkina Faso, stand Alexandra Jehle zunächst einmal vor ein paar Herausforderungen. «Am Anfang war es nicht leicht, mich an das sehr einfache Leben und die extremen klimatischen Bedingungen zu gewöhnen. Das Thermometer steigt nicht selten auf 45 Grad. Ich erinnere mich, dass ich in den ersten Nächten mehrmals aufgestanden bin, um zu duschen. Und wenn dann noch der Strom und somit der Ventilator ausfiel, war es kaum auszuhalten.» Doch die Arbeit im Zentrum für Kinder in Not LSI bereitete ihr von Anfang an grosse Freude und sie war glücklich, eine sinnvolle Aufgabe gefunden zu haben. In Burkina Faso gibt es unzählige Kinder in Not, die ohne Einrichtungen wie das Zentrum LSI kaum eine Überlebenschance hätten. «Der Fall von den Zwillingen
Jean-Marc und Jean-Louis berührte mich sehr. Als sie bei uns ankamen, waren sie bereits zwei Jahre alt und bestanden nur aus Haut und Knochen. Sie zeigten keinerlei Emotionen und konnten weder laufen noch sprechen. Ihre Mutter verstarb während der Geburt und ihr Vater hatte aufgrund seiner Arbeit auf den Feldern kaum Zeit, um sich um sie zu kümmern und auch nicht ausreichend Geld, um sie zu ernähren. Zum Glück haben sie schliesslich den Weg ins Zentrum gefunden, und dank der liebevollen und professionellen Pflege konnten sich die Zwillinge gut entwickeln. Heute besuchen sie die Primarschule und sind kerngesund.» Es sind solche Schicksale, die Alexandra Jehle dazu bewegten, ihren Aufenthalt nach dem Praktikum zu verlängern und für weitere zweieinhalb Jahre im Auftrag des LED für das Zentrum LSI zu arbeiten.
Beruflich und privat glücklich Seit Anfang 2017 erfüllt Alexandra Jehle die Aufgaben der Geschäftsführung und Projektbetreuung des Vereins für humanitäre Hilfe, der sich in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Ernährungssicherheit einsetzt und dabei seinen Fokus auf Kinder und Jugendliche in Not richtet. Das unermüdliche Engagement der Schaanerin und ihrer vier Vereinskolleginnen lohnt sich. So konnte der Verein in den vergangenen Jahren das Gesundheitszentrum Shalom mit Solarstrom und einem Ultraschallgerät ausstatten sowie dessen Geburtenabteilung erneuern, die Infrastruktur des Zentrums LSI erweitern und eine Gästeherberge mit Restaurantbetrieb zur Stärkung der Eigenfinanzierung realisieren. Auch konnte der Verein abgelegene Dörfer im Rahmen des Förder-
programms Sourou mit einem Trinkwasserbrunnen sowie einem Fahrzeug für Krankentransporte ausstatten. Das Projekt «Lafi – Medizinische Notfallversorgungen» wurde ins Leben gerufen sowie ein neues Berufsbildungsprojekt gestartet. Dies sind jedoch nur einige der grössten Erfolge. Auch privat läuft es in Alexandras Leben rund. Mit ihrem langjährigen Partner hat sie eine zweijährige Tochter und weiterer Zuwachs ist unterwegs. Ob oder wie lange die 32-jährige in Westafrika bleiben möchte, weiss sie derzeit noch nicht. «Im Moment pendeln wir zwischen zwei völlig verschiedenen Welten hin und her und sind glücklich damit.» Weitere Informationen zum Verein für humanitäre Hilfe und seinen Projekten finden Sie unter www.vfhh.li.
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nen zu gewin HE IN E 2 G U T S C on im Wert v
30.–
türk. Sultanstürk. name Sultansname Europ. FussballEurop. verband Fussball(Abk.) verband (Abk.) RadioSendeRadioraum Senderaum
Titel des liechtenTitel des steinischen liechtenMonarchen steinischen Monarchen
franz.: sein franz.: sein
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ergeben ergeben
2 2 14 14
Monatsname Monatsname
Holzschuh Holzschuh Wahlkreis Wahl-in Liechkreis in tenstein Liechtenstein
Hauptort von HauptLiechort von tenstein Liechtenstein Schande, DemüSchande, tigung Demütigung
Lufttrübung Lufttrübung
5 5
schwerfallende schwerSpende fallende Spende
Krustentier Krustentier
Vorname der Piaf Vorname †der 1963 Piaf † 1963
13 13
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Gewicht der VerGewicht packung der Verpackung
Wasserpflanze Wasserpflanze
Siamesen Siamesen
Lösungswort: 1 1
früherer Skirennfrüherer läufer Skirenn(Marco) läufer (Marco)
2 2
3 3
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10 10 5 5
Riesenschlange Riesenschlange
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so lang, so weit lang, so weit
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9 9
10 10
8 8
den Preis den entPreis richtet entrichtet
engl.: Ersatzengl.: rennErsatzwagen rennwagen
mit Farbe mit bedecken Farbe bedecken
® ®
12 12
s1313-87 s1313-87
13 13
Die Gewinner des letzten Rätsels sind: Andrea Ospelt, Vaduz Xaver Biedermann, Schellenberg
12 12
betriebsam, betriebagil sam, agil
9 9
11 11
Senden Sie uns das Lösungswort ... Per Post: Medienbuero Oehri & Kaiser AG, «Rätsel» Essanestrasse 116, 9492 Eschen
Drehteil an MaDrehteil schinen an Maschinen
7 7 8 8
Und so machen Sie mit:
Per E-Mail: gewinnspiel@lie-zeit.li Einsendeschluss ist der 16. August 2020 Der Rechtsweg ist ausgeschlossen
etwas beginnen etwas beginnen
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heftige Abneiheftige gung Abneigung
1 1
Abneigung Abneigung widerwillig widerwillig
Vorname des VornaSängers me des Gott † Sängers Gott †
Gewürz, HeilGewürz, mittel Heilmittel
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GärfutterGärbehälter futter(Mz.) behälter (Mz.)
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Vergeltung Vergeltung
Katzenschmuck, Katzen-kennschmuck, zeichnung -kennzeichnung
poetisch: poeAdler tisch: Adler
Gemeinde in GemeinLiechde in tenstein Liechtenstein ExplosionsExplogeräusch sionsgeräusch
Fusshebel Fusshebel franz.: Polizist franz.: (ugs.) Polizist (ugs.) Kastenmöbel Kastenmöbel
Linie gleichen Linie Luftgleichen drucks Luftdrucks
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Städtle 28 . FL-9490 Vaduz Telefon +423 232 67 00 dolce@dolce.li
Gerne sind wir ab Dienstag, 11. August 2020 wieder für Sie da.
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