( Kindheit und Jugend )
HERBERT OEHRI Die Biografie
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[ Auf den Spuren eines bewegten Lebens ]
HERBERT OEHRI Die Biografie
[ Impressum ] Herausgeber: Medienbuero Oehri & Kaiser AG, Essanestrasse 116, 9492 Eschen Konzept, Gestaltung und Satz: Medienbuero Oehri & Kaiser AG Redaktion: Johannes Kaiser Korrektorat: Erwin Schreiber Druck: BVD Druck+Verlag AG, Landstrasse 153, 9494 Schaan, Liechtenstein Verlag: Zeit-Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, 9492 Eschen, Liechtenstein Auflage: 300 Exemplare Erscheinung: September 2017 © 2017 Medienbuero Oehri & Kaiser AG
Das Werk, einschliesslich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
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enn ein Mann, der glaubt, etwas geleistet und ein bedeutendes Leben geführt zu h aben,
in den Siebzigerjahren seines Lebens steht, so soll er seine Lebensbeschreibung beginnen, die verhängnisvolle Zeit seiner Jugend treulich aufzeichnen und in der Folge weiter fortfahren. Denn es ist keine Frage, dass uns die Fülle der Erinnerung, womit wir jene ersten Zeiten zu betrachten haben, nach und nach erlischt, dass die anmutige Sinnlichkeit verschwindet und ein gebildeter Verstand durch seine Deutlichkeit jene Anmut nicht ersetzen kann.*
*Aus «Dichtung und Wahrheit» von Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
[ Inhalt ]
HOE dr «Strumpf-Oehri» – Kindheit und Jugend In eine tüchtige Familie geboren
HOE der Familienvater – Verantwortung und Freude Als junger Mann zu Vaterfreuden
HOE der Medienmensch – Die Volksblatt-Zeit
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Ein Quereinsteiger mit Erfolg
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Presse- und Medienbüro
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HOE und sein Fussball-Gen – Begeisterung von klein auf
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Er denkt und lebt USV
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Herbert hat ein neues Hobby entdeckt
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«USV ist Herzenssache»
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HOE auf Spurensuche – Ahnenforscher und Publizist Herbert auf Spurensuche
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[ Vorwort ]
«Herbert – wir machen über dich eine Biografie.» «Nein – kommt nicht infrage», war die spontane Entgegnung. «Wenn nicht über den HOE, über wen dann?»
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pricht man vom HOE, so ziehen sich die Mundwinkel bei den Menschen g leich etwas hoch und ein entspanntes Lächeln sieht einem entgegen. Herbert beinhaltet
eben alle Facetten eines interessanten, energievollen, initiativen, humorvollen und begabten Menschen. Er kann begeistern, mitreissen – und er kann hervorragend s chreiben. Begeistern und mitreissen konnte Herbert nicht nur im Fussball – da können sich viele USV`ler lebhaft daran erinnern –, sondern auch als Familienvater und ins besondere als Berufsmensch, als Journalist und Publizist. Wie viele Zeichen hat HOE in seiner Karriere wohl geschrieben? Eine Million? Zwei Millionen? Keine Ahnung. Über alles – über Gott und die Welt –, über die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft hat Herbert geschrieben. Tausende von Artikeln, Zeitungen, Magazine, Bücher und allgemein Publikationen über Menschen in Liechtenstein sind aus seiner Feder entstanden. «So – jetzt drehen wir den Spiess um», sagten wir HOE, «jetzt bist du unser Motiv, unser Corpus delicti.» Zusammen mit zahlreichen Autorinnen und Autoren ist ein Buch – die HOEBiografie – entstanden, das seinesgleichen sucht und sich wie ein Roman liest. Kein Wunder: Eine so vielseitig talentierte, interessierte Persönlichkeit mit bewundernswerter Schaffenskraft und Lebenswerk bietet die beste Geschichte dazu. HOE ist der Regisseur dieser Lebensgeschichte und wir die Schreiberlinge. Johannes Kaiser
HOE dr «Strumpf-Oehri» Kindheit und Jugend
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In eine tüchtige Familie geboren Als Herbert Oehri 1942 in die «Wissle-Oehri»-Familie in Mauren hineingeboren wurde, war unser kleines Land arm. Es gab nur wenige Industriebetriebe. Herberts Vater Alfred Oehri wagte 1944 die Gründung eines Strickereibetriebs, den Herbert eines Tages übernehmen sollte. Doch es kam anders. Herbert erinnert sich:
Ich erlebte eine schöne, aber harte Kindheit und Jugendzeit. Als ich am 4. September 1942 geboren wurde, war unser Land durchwegs bäuerlich geprägt und arm. Die heutige Weltfirma Hilti AG in Schaan hatte 1942 nicht mehr als vier bis fünf Mitarbeiter, andere grössere Firmen gab es damals mit Ausnahme der Spinnerei Jenny, Spoerry & Cie. im Lande nicht. Mein Vater Alfred arbeitete eine Zeit lang bei der Firma Hilti in Schaan, deren Betrieb an der Landstrasse nach Vaduz lag. Die Familien Liechtensteins lebten damals hauptsächlich von der Landwirtschaft.
Der «Strumpf-Oehri-Clan» Mein Vater Alfred war Primarlehrer, durfte aber den Beruf nur anderthalb Jahre als Aushilfslehrer in Balzers ausüben, denn es gab keine freien Stellen im Lande. Meine Mutter, eine geborene Wohlwend von Nendeln, war sehr jung, aber eine anpackende Frau, die mit meinem Vater zusammen die Strickerei Oehri gründete, wo später Strümpfe, Socken und Pullover fabriziert wurden. Von dieser Tätigkeit stammen auch die Beinamen «Strumpf-OehriHerbert» und «Strumpf-Oehri-Kurt». Meine Söhne Gerry und Wilmar bekamen den Beinamen «Sock».
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Seite 12: Elternhaus von Herbert, am Fenster Inges Bruder Hubert Rieger, vor dem Haus Inge, Maria mit Enkel Gerry, Alfred Oehri, Ivo Oehri Seite 13: Herbert und Kurt Oehri mit den Schwestern Uehle aus Schaanwald, Angestellte in der Strickerei Oehri Links: 1941: Hochzeit von Herberts Eltern Alfred Oehri (1912 – 1964) und Anna Wohlwend (1923 – 2012) aus Nendeln 1955: Fussballer Herbert vor einem Spiel des FC Mauren auf dem Maurer Fussballplatz (heute Gärtnerei Amati von Olaf Gassner) 1954: Einweihung der Schule in Mauren: Loretta Kieber und Herbert Oehri sagen dem Fürstenpaar ein Gedicht auf. 1968: Die bekannte Diskothek Derby in Schaan wald; das Anwesen gehörte der Familie Oehri. Der Schankbetrieb wurde nach der Pensionierung von Ivo und Ehefrau Erna, in deren Besitz das Anwesen ist, eingestellt. Rechts: Brüder Herbert *1942, Kurt *1943 und Ivo Oehri *1950
Mein erstes Zuhause war in Schaanwald. Meine Eltern hatten selbst kein eigenes Haus, und so lebten sie im Anwesen von Schmiedemeister Oskar Senti Seniorin Miete. Später kaufte der «Tömmile» Adolf Oehri dieses Gebäude, riss die Schmiede ab und erstellte ein neues Haus. Adolf Oehri errichtete mit seiner Frau eine Lebensmittelhandlung und eine Tankstelle, die heute noch im Besitz seiner Nachfahren an der Vorarlbergerstrasse sind. In diesem Haus begannen meine Eltern mit dem Aufbau der Strickerei, die zur Blütezeit im neu erstellten Strickereigebäude am Weiherring in Mauren zwölf Festangestellte und rund 60 Heimarbeiterinnen aufwies.
Umzug nach Mauren 1945 zügelten meine Eltern mit mir und meinem Bruder Kurt nach Mauren. Auch dort waren wir zu Miete beim Rapid Ritter im Freiendorf. Das Haus des Alois Ritter steht heute noch. 1949 wurde wiederum gezügelt, aber diesmal in ein eigenes Haus, das heutige «Strumpf-Oehri-Huus» am Weiherring Nr. 142alt/ 106neu. Mein Vater kaufte das Haus lt. Vertrag vom 13. September 1949 von einer Jäger-Seppli-Tochter namens Oliva Thuillard geb. Jäger (1900–1960), wohnhaft in Genf. Der Kaufpreis des Hauses samt rund 900 Klaftern Umschwung betrug 42‘000 Franken. Meine Eltern bauten das Haus innen um, rissen die angebaute Scheune und Stallungen ab und errichteten eine Strickerei. Im Jahre 1950 kam mein Bruder Ivo auf die Welt.
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1960: Die Familie am Walchsee in Tirol, v. l. Alfred Oehri, Kurt Oehri und Nachbarin Margrith Marxer 1954: Herbert Oehri und Rudolf Goop aus Schellenberg auf dem Hof des Collegium Marianum in Vaduz Rechts: Anna Oehri geb. Wohlwend (1923–2012) Das «Strumpf-Oehri-Huus» am Weiherring in den 1940er-Jahren Firmung von Herbert Oehri: v. l. Anna Oehri geb. Wohlwend mit Sohn Ivo, Alfred Oehri, Kurt Oehri, Hedi, Vetter Anton Wohlwend, Firmling Herbert Oehri und Gotta Lina Wohlwend
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Jahrgang 1942, Mauren, vordere Reihe v. l. Walter Matt, Ewald Marxer, Rudi Matt, Adolf Marxer, Helmut Malin, Heinz Bühler, Peter Geiger, Armin Schoch, Elmar Meier; mittlere Reihe v. l. Heinz Ritter, Theo Nagel, Herbert Oehri, Benedikt Marxer, Myrtha Biedermann, Maria Oehri, Margot Bosshard, Erika Ritter, Hans Fischer, Hanno Batliner; hintere Reihe v. l. Ruth Batliner, Silvia Jäger, Rösli Marxer, Cilly Büchel, Maria Marock, Gerda Biedermann, Lilli Possner, Trudi Matt, Renate Marxer, Hedi Mündle, Marianne Ritter, Lehrer Arthur Gassner Rechts: 1951: Knaben der Volksschule Mauren bei einem Schulausflug nach St. Corneli, Tosters
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Die Stickerei heute noch wie auch das alte Haus Nr. 142alt/106neu. Aus der Strickerei wurde später ein Geschäft, das mit Storen handelte. 2012 baute es Felicitas Singer zu einem Künstleratelier um. Mein Bruder Kurt übernahm nach dem allzu frühen Tod meines Vaters, der 1964 mit 52 Jahren verstarb, zusammen mit meiner Mutter Anna die Strickerei. Die weltweite Textilkrise kam ihnen in die Quere. Und so musste Kurt die Strickerei wohl oder übel aufgeben. Meine Mutter zog mit dem jüngsten Sohn Ivo ins neu erstellte Restaurant Derby nach Schaanwald, das im Jahre 2013 seine Pforten schloss. Wir drei Brüder erlebten im Weiherring eine schöne Jugendzeit. Wir mussten viel arbeiten, zu Beginn in der Strickerei, später in unseren Berufen. Arbeitseifer haben wir von unserer Mama in die Wiege gelegt bekommen. Die kannte auch keinen Feierabend.
Alle Brüder verrückt nach Fussball Unser gemeinsames Hobby war der Fussball. Ivo war nicht so sehr für die Ausübung des aktiven Sports, ihn durchfliesst das Blut des Erfinders, des technisch begabten Tüftlers. Kurt ist neben seiner sportlichen Veranlagung, die er in den Jugendjahren als Fussballer aktiv auslebte, ein musischer Mensch. So lernte er, Klarinette, Flöte und Hand orgel zu spielen, und sang auch aktiv beim Maurer und Eschner Gesangsverein mit. Als Fussballer gehörten Kurt und ich zuerst dem FC Mauren an, der von 1954–1960 existierte. Wir hatten als Junioren
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spieler durchaus auch dann und wann Erfolge zu verzeichnen. Uns trainierten Fussballkenner und Fussballkönner. So erinnere ich mich noch gut an Reallehrer Arthur Jehle, an den Vaduzer Erstligaspieler Sales Schreiber, selbst ein Maurer Bürger, und nicht zuletzt an den Uhrenmacher Thoma. Von ihnen erlernten wir das Fussballspielen und gewannen nach und nach auch Spiele. Doch an das traurigeSpielfeld erinnern wir uns nicht mehr sehr gerne. Dort kam es aufgrund von Unebenheiten zu einigen schwereren Verletzungen ohne Fremdeinwirkung. Mitten durch den Fussballplatz vor der Eschebrücke, an der Verbindungstrasse von Mauren nach Schaanwald rechts liegend, zog sich ein durchaus markanter Graben, den man notdürftig mit Dreck zuschüttete. Es war das wohl schlechteste Fussballfeld im Umkreis von 100 Kilometern. Nur noch den späteren Eschner «Presta»-Platz zu Zeiten, bevor der FC Eschen/USV 1975 ins neue Kleinstadion Sportpark umsiedelte, kann man in etwa auf die gleiche Stufe stellen. Der Sport in Liechtenstein steckte in den 1950er-Jahren noch in den Kinderschuhen.
Kicken auf der Landstrasse Wir waren noch richtige Strassenkicker, spielten barfuss und mit einem Ball, den man eigentlich so nicht nennen kann. Es war ein aufgeblasener Saumagen, den wir solange traktierten, bis er komplett kaputt war. Dieses Sauleder und noch weitere
schenkte uns der bekannte Metzgermeister Gustav Kaufmann, der sein Geschäft nur wenige Meter weiter in Richtung Binza hatte. Auf der Strasse fuhren während unserer Jugendzeit praktisch keine Autos vorbei. Manchmal tuckerte ein alter Traktor oder Zweirad-Rapid mit einem angehängten «Latra waga»vorbei ins Riet. So hatten wir die Strasse, die wir noch ungeteert kannten, komplett für uns allein: der Schlosser Rudi Matt, der Senti Oskärle, der im Boxler-Haus direkt gegenüber unserer Strickerei wohnte, mein Bruder Kurtle, manchmal kamen auch der «Güga Otto Ritter» und der «Maler Gottfried Meier» dazu. Dann fetzten wir uns oft zwei bis drei Stunden, hatten am Schluss wunde Füsse, aber waren müde und zufrieden. Wir holten dann bei kurzen Pausen Klara-Äpfel vom Baum aus unserer Wiese. Dann ging das «Fussballtraining» auf der Hauptstrasse Richtung Binza und Vorarlberg weiter, bis die Mutter Alwina Senti aus dem Fenster rief: «Oskärle, essa ko!» Als dann der FC Mauren aus finanzieller Not einging, hörten einige mit dem Fussballspielen auf, andere gingen zu anderen Vereinen, die allermeisten zum FC Eschen, der uns herzlichst aufnahm. Es dauerte nur ein paar Jahre, und es wurde aus dem FC Eschen der USV Eschen, später der USV Eschen/Mauren. Ich war Gründungsmitglied des Vereins, war mehr als dreissig Jahre im Vorstand und einige Jahre auch Präsident. Ich interessiere mich noch heute sehr für den USV Eschen/Mauren.
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Meine Schul- und Ausbildungszeit Von 1946 bis 1948 ging ich in den Kindergarten, der direkt neben meinem Elternhaus am Weiherring lag. Ich kannte noch das abgebrochene Vereins- und Jugendhaus, wo auch der Kindergarten im Erdgeschoss untergebracht war. Im oberen Teil war ein grosser Saal mit einer Bühne. Dort lagen verstreut Sachen herum. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, worum es sich hierbei gehandelt hat. Wir durften im Sandkasten vor dem Kindergarten spielen. Dort standen viele Kastanienbäume. Wir Kinder bekamen die Aufgabe, die Kastanien, die in den Sandkasten fielen, von dort einzusammeln. Im Jahre 1949 wurde ich eingeschult. Wir mussten zum Unterricht nicht etwa ins Schulhaus, sondern in den Anbau des Gasthauses Rössle, ganz in der Nähe der Primarschule. Mein erster Lehrer war Arthur Gassner sen., der die Tochter von Gemeindevorsteher Oswald Bühler, Lea Bühler, geheiratet hatte. Er war ein sehr guter Lehrer. In der Schule war ich gar nicht so schlecht. Peter Geiger und ich hatten meistens die besten Noten. Übrigens waren er und seine beiden Brüder Hugo und Paul auch aktive Fussballspieler. Seine Mama wusch uns die Dressen und sein Vater pflegte die Goalnetze und die Bälle. Der Ernst des Lebens Später ging Peter in die Realschule nach Eschen, und ich musste ein Jahr früher (5. Klasse) ins Marianum Vaduz. Ich erinnere mich noch gut an die Schulzeit, auch an das Postauto, dessen Monatsabo 20 Franken kostete. Im Marianum ging es nicht mehr so locker von der Hand wie in der Volksschule. Man musste fleissig lernen. Ich kenne viele meiner Mitschüler, die teils hervorragende Berufsleute, Politiker, Unternehmer usw. geworden sind, und an die ich dann und wann denke. Nach fünf Jahren machte ich einen passablen Abschluss als gelernter Kaufmann mit einem Notendurchschnitt von 1–2. Die Freude daheim war gross. Daran kann ich mich noch gut erinnern. Dann sagte mein Vater: «Jetzt geht der Ernst des Lebens erst an.» Wie recht er hatte. Wenige Jahre später starb er an einer Blutkrankheit.
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Studium versus Lehre Ich wollte weiter studieren, wollte Jurist werden. Aber der Wunsch meines Vaters war es, dass ich eine Banklehre mache. So liess Bankdirektor
duard Batliner, der Vater des Fürstlichen JustizE rats Dr. Dr. Herbert Batliner, seine Beziehungen spielen, und ich durfte bei der Banque Populaire Suisse in Fribourg in die Lehre eintreten. Nachdem ich den Abschluss des Collegiums Marianum vorweisen konnte, dauerte meine Lehrzeit nur zwei Jahre. Mit meinem Lehrabschluss in der Tasche arbeitete ich noch eine Zeit lang in Fribourg und ging anschliessend zur Landesbank und danach zur LGT. Von dort wurde ich 1972 von meinem späteren Kollegen Walter Bruno Wohlwend als kaufmännischer Leiter und als Sportredaktor zum Volksblatt geholt, wo ich 16 Jahre lang blieb.
«Strumpf-Oehri-Huus» am Weiherring Nr. 142alt/ 106neu, Elternhaus von Herbert Oehri Herbert mit Jugendfreund Gebi Hoch, späterer LGT-Direktor und Landtagsabgeordneter
[ Dr. [ Kindheit und Jugend ] ] Peter Geiger über HOE
Nie ohne Lachen Während prägender Jahre sind wir mit einander in der gleichen Klasse gesessen: Im «Kinderheim», wie der von Hauben schwestern geführte Kindergarten im Vereinshaus am Weiher hiess, in der Volks schule beim fröhlich handorgelnden L ehrer Arthur Gassner, zeitweilig im «Rössle»Saal, dann beim gewissenhaften Lehrer Egon Meier, der uns neben Rechnen, Lesen, Singen auch Zusammenhänge von Natur und Geschichte nahebrachte, etwa die Windschutzstreifen im Schaaner Riet oder vor Ort die offene Lotzagüatle-Ausgrabung. Jeden Morgen beschauten wir in der Schul messe die Glaubensboten. Im Fussballclub Mauren spielten wir als Junioren, vor dem Match die Maushaufen rechend und Säge mehllinien streuend.
Herbert führt mit leichter Feder eine verständliche Sprache, als Journalist, Genealoge, Autor historischer Artikel und Bücher. Im Zentrum stehen Mauren und dessen Geschichte, Familien, Menschen, ihre Charaktere und Schrullen. Er hat ein immenses Wissen und einen Erzählund Bilderschatz gesammelt. Nie verlasse ich eine Begegnung mit ihm, ohne etwas Neues erfahren zu haben. Und nie ohne Lachen. Worin liegt Herberts Geheimnis? Ihn inte ressiert unmittelbar der einzelne Mensch, in der Begegnung, im Gespräch, beim Er zählen, beim Schreiben: immer mit Wohl wollen, Herzlichkeit, Humor.
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Die Strickerei der «Strumpf-Oehri»
Alfred Oehri, der auf Wunsch seiner Mutter Magdalena hin studiert und den Beruf des Primarlehrers erlernt hat, erlebte als junger Mann schon bald die bittere Not und Armut der Dreissigerjahre, unter denen das ganze liechtensteinische Volk zu leiden hatte. An eine Anstellung als Lehrer war nicht zu denken. Überall musste gespart werden. 1935/36 wurde er in Balzers als Zeitlehrer für einige Monate angestellt. Der Lohn war karg, die Not sehr gross. So verdingte er sich später als Bauarbeiter bei der österreichischen Eisenbahn in Vorarlberg. Obwohl der Lohn von umgerechnet rund 280 Franken monatlich nach heutigen Begriffen ein «Hungerlohn» war, war er für damalige Verhältnisse respektabel. In Liechtenstein gab es keine Arbeit, und so mussten viele Liechtensteiner über die Grenze, um Geld zu verdienen. Das sparsame Annile, Alfreds Frau, brachte trotz der Kinder sogar noch etwas Geld auf die Seite. Dies war der wesentliche Grundstock für den Aufbau eines e igenen Strickereibetriebes. 22
Eigene Liegenschaft als Schritt nach vorne Zusammen mit seiner Frau begann er sich selbstständig zu machen. Er kaufte im Jahre 1942 beim damals bekannten Maschinenhändler Degen in Grabs Strickereimaschinen und produzierte am Anfang Strumpfhosen und Socken. Daher auch der Hausname «Strumpf-Oehri» oder «Sock-Oehri». Der Anfang war sehr schwer, klagte oft unsere Mama. «Wir mussten von morgens um vier Uhr bis spät in die Nacht regelrecht krampfen, um ein paar Franken zu verdienen» sagte sie oft. Sie waren bis zum Jahre 1948 mit einigen Strickmaschinen im «Strickereigebäude» von Ludwig Wohlwend im Gänsenbach einquartiert. Gross war die Freude, als Alfred Oehri im Jahre 1949 das Anwesen von Oliva (1900– 1960) Thuillard geb. Jäger («Jeger Sepple») käuflich erwerben konnte. Das dreistöckigeHolzhaus war 1880 vom Ruggeller Lehrer Franz Josef Oehri (1826–1901) erbaut worden. 1955 folgte der erste wesentliche Umbau. Alfred und Anna Oehri entschlossen sich, das alte «Tenn» abreissen zu lassen, um an gleicher Stelle für damalige Begriffe grosszügig konzipierte Strickereilokalitäten hinzustellen. Das markante Gebäude bekam durch die grossen Fenster sehr viel Licht für die Strickereiarbeit. Das Gebäude steht heute noch. Dank kaufmännischem Geschick von Alfred und der unermüdlichen Schaffenskraft seiner fleissigen Frau Anna stellten die beiden in den folgenden 15 Jahren einen florierenden Betrieb auf die Beine. Es brach die Zeit der Automaten an, alles musste schneller und flinker gehen, und Alfred Oehri ging mit der Zeit. Es war für Alfred so etwas wie ein Aufbruch in eine neue Epoche.
Der frühe Tod von Alfred Oehri Das Kleinunternehmen wuchs in den Folge jahren zu einem stattlichen Betrieb mit bis zu 15 Vollzeitbeschäftigten sowie bis zu
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60 Heimarbeiterinnen heran. Mein Vater ersetzte die Handstrickmaschinen durch Halb- und Vollautomaten und ergänzte seine Produktion mit der Herstellung von Pullovern und Strickjacken, welche meine Mama nach Kursen in Grabs und Feldkirch selber entwarf. Nach den Boomjahren mit der Fertigung von Kinderstrumpfhosen, die sich wie frische Semmeln verkauften, wurde die Produktion etwas zurückgefahren. Dafür produzierte das «Strumpf-Oehri-Unternehmen» vermehrt eigene Kreationen von Pullovern, Strickjacken und Overalls. Die Mutter hatte eine sehr geschickte Hand als Designerin, was ihr oft von den Belieferungsfirmen attestiert wurde. Das Geschäft florierte immer mehr, bis Papa im Alter von erst 49 Jahren plötzlich schwer erkrankte. Mein Bruder Kurt stieg ins Geschäft ein und führte es von nun an in Eigenregie. Unser Papa starb am 24. April 1964 nach langem, schwerem Krebsleiden. Er wurde nur 52 Jahre alt.
Schliessung des Strickereibetriebs nach 25 Jahren Kurt führte zusammen mit Mama ab 1962 das Kleinunternehmen, geriet aber in eine lang anhaltende Krise, welche die Textilbranche beinahe weltweit ereilt hatte. Diese Krise auf dem Textilmarkt und die Dumpingpreise von ostafrikanischen Ländern waren die Hauptursache dafür, dass viele Betriebe in der Region schliessen mussten. Kurt hatte nicht die nötigen Investitionsmittel von mehreren Hunderttausend Franken, um den inzwischen überholten Maschinenpark mit den neuesten Fabrikaten zu ersetzen, was aus Gründen der Konkurrenzfähigkeit unbedingt notwendig gewesen wäre. Er war gezwungen, den 25 Jahre alten, traditionellen Strickereibetrieb der «Strumpf-Oehri» zu schliessen.
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HOE der Familienvater Verantwortung und Freude
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Als junger Mann zu Vaterfreuden Schon sehr früh hat Herbert die Freuden und Pflichten der Vaterschaft kennengelernt. Als gerade mal 17-Jähriger lief er 1959 auf dem traditionellen Jahrmarkt in Eschen der nur wenig älteren Inge Rieger über den Weg.
Die junge Deutsche war als Au-pair bei der Familie Dr. med. David und Inge Büchel im Flux in Eschen angestellt, um deren Kindern perfektes Deutsch beizubringen und sich um alle schulischen Belangezu kümmern.
Ein holpriger Start Die beiden trafen sich von da an regelmässig. Was recht bald zum Verdruss bei Inge führte, war Herberts Ungeduld. Wenn sie nur mit kleiner Verspätung an der Türe erschien, war Herbert bereits wieder davongefahren. Unverständlich für die junge Frau, wie man so wenig galant sein konnte. So lernte sie die ungeschliffenen, «ruucha» Sitten des jungen Maurer Bürgers kennen. In solchen Momenten stand die Beziehung der beiden auf der Kippe, und Inge konnte sich schwer vorstellen, hier sesshaft zu werden. Aber der Gedanke an weitere Jahre im Kurhaus in Bad Nauheim unter den Fittichen ihrer strengen Tante, Schwester Oberin im Marien-Orden, von wo sie ein Bekannter Dr. David Büchels nach Liechtenstein «abgeworben» hatte, behagte Inge noch weniger. Ehe- und Familienglück Vielleicht hat Herberts Mama Anna ein strenges Wort mit den beiden geredet, jedenfalls glätteten sich die Wogen in der jungen Partnerschaft wieder, und am 30. Oktober 1961 wurde in der Duxkapelle in Schaan geheiratet. Für die Heirat brauchte sowohl die Braut als auch der Bräutigam die Einwilligung der Eltern, da beide noch nicht volljährig waren. Damals hatte man erst mit 21 Jahren die Volljährigkeit erreicht. Und die Hochzeit eilte, kam doch schon drei Monate später – am 30. Januar 1962 – Sohn Gerhard (Gerry) zur
Welt. «Ein Kind ist kein Kind», lautete wohl die Devise, denn am 14. Juli 1965 kam Tochter Vera zur Welt und am 19. Oktober 1967 wurde die Familie mit Sohn Wilmar komplett. Zunächst wohnte die junge Familie in Herberts Elternhaus, wo sie von der Erfahrung und Unterstützung der Eltern profitieren konnten. Doch es geht nichts über ein Eigenheim, und so wurde am Weiherring 102/313 alt ein Haus errichtet. Die Rollenverteilung bei den Oehris war – wie zur damaligen Zeit üblich – sehr traditionell. Inge sollte nicht auswärts arbeiten gehen «müssen», die Funktion des Ernährers übernahm Herbert mit seinen Jobs bei der Landesbank, der LGT und später beim Volksblatt. Nichtsdestotrotz arbeitete Inge bis zur Auflösung der Strickerei Oehri im Jahr 1966 stets im Betrieb mit, Herbert zu Beginn ebenfalls.
Freude mit den Kindern Der junge Herbert wuchs rasch in die Vaterrolle hinein und war ein verantwortungsvoller Papa, der grosse Freude mit seinen Kindern hatte und nur das Beste für die Familie wollte. Es war ihm wichtig, dass sie finanziell abgesichert waren. Dafür musste er viel arbeiten. Aber auch die gemeinsame Zeit sollte keinesfalls zu kurz kommen. Mehrmals pro Jahr fuhr die Familie nach Javea bei Alicante, wo die Oehris ein grosszügiges Ferien anwesen errichtet hatten. Dort genossen sie die heisse spanische Sonne, Planschereien im kühlen Pool und viel freie Zeit. Zu Hause in Liechtenstein unternahmen sie viele Ausflüge ins Malbun und erfreuten sich an ihren Katzen und Hunden. Und wenn sich eines der Kinder beim wilden Herum-
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Seite 26: 30. Oktober 1961: Hochzeit von Inge und Herbert in der Duxkapelle in Schaan Links: Inge und Herbert mit ihrem Sohn Gerry und Oma Maria Rieger, die Mutter von Inge, in Neresheim/ Deutschland 1962: Herberts Vater Alfred mit Enkel Gerry auf dem Arm, dahinter Herbert und Inge Inge und Herbert, Inges Mama Maria Rieger und Inges Bruder und Trauzeuge Hubert Rieger 1962: Herbert Oehri und seine Tante Resi warten im Spital Grabs angespannt während der Geburt von Gerry Rechts: 1966: Die Kleinkinder Gerry und Vera mit Mama Inge 1966: Kurt Oehri mit Neffe Gerry und Hund Rolf, Inges Eltern Maria (1910–2006) und Gerhard Rieger (1909–1982)
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tollen ein kleines oder grösseres Wehwehchen zugezogen hat, lief es sofort zum Papa. Der war ein guter Diagnostiker und wusste immer Rat. Wenn es die Situation erforderte, holte er sein Medizinbuch hervor und schaute nach, was zu tun war. Tochter Vera ist der Meinung, dass an Herbert ein guter Arzt verloren gegangen ist.
«Was gschiits lerna!» Bildung war ein grosses Thema im Hause Oehri. Herbert ermunterte seine Kinder, sich realistisch mit ihren Berufswünschen – Gerry wollte Zimmermann werden, Vera Verkäuferin – auseinanderzusetzen, was Arbeitszeiten und Verdienst betrifft. «Ihr seid gebildet, da liegt mehr drin», legte er ihnen ans Herz. Vera, die sehr gut mit Kindern umgehen konnte, erlernte den Beruf der Kindergärtnerin. Gerry machte in einer Bank eine kaufmännische Ausbildung und bildete sich zum Treuhänder weiter. Der jüngste Sohn, Wilmar, absolvierte die KV-Lehre in einem Treuhandbüro und stieg schliesslich im Büro seines Bruders ein. Im Nachhinein betrachtet sind alle Kinder sehr froh, dass ihr Vater Herbert damals Einfluss auf ihre Berufsentscheidung genommen hat, da ihnen im Jugendalter noch die Erfahrung und der Weitblick fehlte. Wenn es um die abendliche Freizeit ging, waren Herbert und Inge recht strenge Eltern. Die Kinder mussten immer pünktlich nach Hause kommen, und Herbert wollte stets wissen, mit wem seine Kinder Umgang pflegten, mit wem sie «um die Häuser zogen», wie man heute sagt. «Was isch des für oan?», war eine häufig gestellte Frage. Beide Elternteile haben sich gut abgestimmt: «Hast du die Mama gefragt? Was sagt der Papa dazu?», wurde oft nachgefragt. Dass Gerry, Vera und Wilmar bis heute nicht rauchen, verdanken sie höchstwahrscheinlich ihren Eltern. Herbert gab ihnen stets zu verstehen, dass der Konsum von Alkohol, Zigaretten und Drogen zu nichts Gutem führt. Es herrschte im Hause Oehri die Vereinbarung, dass jedem Kind der Führerschein bezahlt würde, sofern es nicht rauchte. Alle drei haben das durchgehalten und rühren bis heute keine Z igarette an. Diese Art von Disziplin, etwas durchzuhalten und dafür belohnt zu werden, spiegelte sich auch in anderen Bereichen wider. «Ohne Fleiss kein Preis!», war aus Herberts Mund
oft zu hören. Herbert musste schon früh einen grossen Verlust hinnehmen. Sein Vater Alfred Oehri verstarb 1964 an einer heimtückischen Krebserkrankung und machte dessen Frau Anna mit 41 Jahren zur Witwe. In all den Jahren danach kümmerten sich Herbert und Inge sehr gut um Mama und integrierten sie ins Familienleben, was den Kindern sehr positiv in Erinnerung geblieben ist und ihre starke Beziehung zur «Nana» geprägt hat.
Family Business – Die Familie redet mit Obwohl eines von Herberts Mottos «Zerscht denka, denn reda!» lautet, fand zu Hause am Familientisch sehr wohl ein reger Austausch über alles Mögliche statt. Auch über geschäftliche Dingewurde offen gesprochen, und Herbert gab und gibt immer noch viel auf die Meinung und den Rat seiner Frau. Denn mit 74 Jahren arbeitet er immer noch halbtags im Medienbuero in Eschen und leitet als Geschäftsführer zusammen mit seinem Partner Johannes Kaiser die Geschicke des Unternehmens. Und verlässt er das Haus zu einem geschäftlichen Termin oder grösseren Anlässen, achtet seine Frau Inge noch heute darauf, dass er sich ja eine Krawatte umbindet. Dass im Hause Oehri das Geschäftliche nicht vom Familiären getrennt werden kann, liegt zu weiten Teilen auch an der Tatsache, dass Tochter Vera seit 13 Jahren im Medienbuero als Organisatorin und Marketingexpertin arbeitet. Wie eine gute Fee versorgt sie das Team regelmässig mit Kuchen und Leckereien, die keiner ausser ihrem Vater Herbert ausschlagen kann, der alles andere als eine Naschkatze ist. Das Verhältnis zwischen den beiden ist aufgrund der familiären Bande natürlich ein persönlicheres und engeres. Dadurch ist es oft geprägt von Diskussionen. Manchmal kommt es auch zu verbalen Unstimmigkeiten, aber da Vera genau wie Herbert absolut nicht nachtragend ist, sind die Wogen rasch wieder geglättet und man kehrt zur Tagesordnung zurück.
In die Fussstapfen des Grossvaters Aufgrund von Herberts Berufstätigkeit weit über das Pensionsantrittsalter hinaus hatte er über die Jahre nicht viel freie Zeit für seine vier Enkelkinder. Seinen grossen Stolz und seine Freude zeigt
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er aber mit seiner Grosszügigkeit und seinem Interesse ihnen gegenüber. Alle Enkel sind mittlerweile volljährig und schon in der Arbeitswelt angekommen. Gerrys Sohn Kevin Oehri *1988 ist Kaufmann und Polizist, seine Tochter Virginia *1991 ist Dental-Assistentin und seine jüngste Tochter Vivienne *1997 ist kaufmännische Hotelfachfrau. Veras Sohn Julian Oehri *1997 ist Kaufmann. Wenn die Enkel sich die Eigenschaften ihres Grossvaters – seinen Fleiss, seine Zielstrebigkeit und vorausschauende Art – zu Herzen nehmen, sind sie auf einem sehr guten Weg zu einem erfolgreichen Berufsleben.
Seite 30: 1964: Inge und Herbert mit Gerry zu Besuch bei Inges Eltern Gerhard (1909–1982) und Maria Rieger (1910–2006) in Neresheim/Deutschland 1975: Hochzeit von Herberts Bruder Ivo mit Erna Acham August 1965: Herbert mit seinem Sohn Gerry Wilmar und Inge mit Hund Cäsar Links: Gemütlicher Hock vor dem Oehri-Haus: Herbert, Paul Kaiser, vorne Inge und Vera mit Hund Comor Rechts: 1967: Hochzeit von Herberts Bruder Kurt mit Léonie Pfiffner Gerry, Wilmar und Vera mit Hund Lassy
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Links: Alfred Oehri (1912–1964) mit seinem Enkel Gerry *1962 und dessen Onkel Kurt Oehri *1943 1961: Brautpaar Inge und Herbert mit Herberts Grosseltern Irma und Josef Wohlwend 1974: Vera, Herbert und Wilmar beim Planschen in ihrem Feriendomizil bei Javea/Spanien Herbert mit Sohn Wilmar Drei Generationen: Vera, Anna und Inge Rechts: Erstkommunion von Herberts Enkeln: Vera Oehri-Kindle mit Chrisi Kindle, Gerry und Astrid Oehri, Heidi Blum, Herbert und Inge Oehri; hinten Wilmar, Kevin und Virginia Oehri; vorne die Erstkommunikanten Vivienne und Julian Herbert mit seiner Schwiegermutter Maria Rieger Herbert, seine Mama Anna (1923–2012), seine Brüder Kurt *1943 und Ivo *1950 Seite 36: Gerrys Familie: v. l. Kevin, Gerry, Vivienne, Astrid und Virginia Hochzeit von Vera und Chrisi Kindle, Veras Sohn Julian Oehri Kevin, Vivienne und Virginia
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[ Verantwortung und Freude ]
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[ Vera Oehri-Kindle über HOE ]
Ein toller Vater Es gibt verschiedene besondere Erlebnisse und Momente, welche ich mit meinem Papa in den letzten Jahrzehnten erlebt habe und die in meinem Gedächtnis hängen geblie ben sind. Ich weiss noch genau, dass ich als Schülerin mittags immer an unserem gros sen Stubenfenster gestanden bin und mein Blick auf die Garage gerichtet war. Ich konn te es kaum abwarten, bis mein Papa von der Arbeit kam und wir endlich essen konnten. Wenn ich mir wehgetan habe, war der ers te Weg nicht zu meiner Mama, denn Papa hatte für alle Notfälle ein altes, dickes, weis ses Arztbuch, in welchem er blätterte und schnell für jedes Wehwehchen eine Diagnose hatte. Ich glaube, er wäre gerne Arzt gewor den, aber aus finanziellen Gründen war dies früher nicht so einfach. Es gab auch eine Phase in meinerSchulbildung, in welcher die guten Noten ausblieben, ich aber trotzdem die schlechten Prüfungen unterschreiben las sen musste. Ich hatte das Glück, dass meine Schule in derselben Gemeinde war, wo auch mein Papa arbeitete. Daher war es nahelie
gend, dass ich auf dem Heimweg zur Bushal testelleihm einen Besuch abstattete und ihm die Prüfungen ganz einfach zur Unterschrift hinlegen konnte, da er beim Arbeiten immer sehr konzentriert war und die Prüfungen gar nicht anschaute. Unserem Papa war un sere Schulausbildung immer sehr wichtig. Er hat uns immer ermuntert und unterstützt, eine gute Schulausbildung zu absolvieren. DieseEinstellung habe ich wohl übernom men, wie ich bei meinem Sohn Julian festge stellt habe. Er hatte immer schon eine gute Beziehung zur Natur. Daher war der wö chentliche Sonntagsspaziergang im Ruggel ler Riet oder ein Ausflug in den Steg fast ein Muss. Uns Kindern wurde die Natur erklärt und nähergebracht. Die älteren Menschen lagen ihm auch immer am Herzen. Einen grossen Stellenwert nahmen auch seine Mut ter und seine Schwiegereltern ein. Wir erleb ten eine sehr schöne, intakte und behütete Kindheit, verbunden mit viel Liebe, Verständ nis und Toleranz, wofür ich meinen Eltern sehr dankbar bin.
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[ Verantwortung und Freude ]
Familientreffen Anfang der 90er-Jahre: sitzend v. l. Wilmar, Inge mit Enkelin Virginia, Herbert mit Enkel Kevin, Anna mit Enkelin DesirĂŠe, Vera; hinten Âstehend v. l. Erna und Ivo, Kurts Tochter Dinera, Ivos Tochter Nicole, Kurt und Leonie, Astrid und Gerry Herberts Enkel an Weihnachten 2016: Julian, Vivienne, Virginia und Kevin
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[ Chrisi Kindle über HOE ]
Humorvoll Was viele gar nicht mehr wissen: Herbert war offizieller Lehrmeister vom späteren Starfotografen Eddy Risch und meiner Wenigkeit. Und in diesen drei Lehrjahren ereigneten sich etliche spannende und vor allem lustige Episoden. Alle aufzuzählen, würde den Rahmen hier sprengen, darum versuche ich eine davon zu Papier zu bringen: In der Regel nahmen Eddy und ich das Mittagessen wenige Meter neben dem Volksblatt, beim Café Risch ein (geführt von Eddys Eltern). So um 13 Uhr kehrten wir in die Volksblatt-Redaktion zurück. In Herberts grossem Büro, in welchem das Sitzungszimmer integriert war, stand eine Couch. Dort genehmigte sich Eddy stets ein Mittagsschläfchen. Ich hatte die Auf gabe, ihn zu wecken, sobald Herbert (in der Regel so um 14 Uhr) ins Büro zurück
kehrte. Einmal hab ich seine Ankunft ver passt und das Malheur nahm seinen Lauf. Während Eddy im Tiefschlaf schnarchte, hämmerte Herbert wie gewohnt in die Tas ten, ohne zu bemerken, dass er eigentlich (ungebetene) Gesellschaft im Raum hatte. Wecken konnte ich Eddy natürlich nicht, sonst wären wir ja gleich aufgeflogen. Nach etwa einer halben Stunde wachte Eddy auf, streckte und reckte sich, beglei tet von lautem Stöhnen. Herbert erschrak sich fast zu Tode, und der ahnungslose Eddy musste eine deftige Standpauke von seinem Chef über sich ergehen lassen. Das selbe Schicksal ereilte wenig später auch mich, aber nicht von Herbert, sondern von Eddy, schliesslich hatte ich ihn nicht ge warnt …
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[ Verantwortung und Freude ]
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[ Verantwortung und Freude ]
Der Stamm der «Wissle-Oehri» (auch Öhri) Andreas Oehri (1764–1837), geboren in Eschen, kaufte laut Urbario im Jahre 1781 das Gebiet des Rennhofs. Es war ein fürstlicher Lehenshof. Andreas ist der Stammvater der Maurer «Wissle-Oehri»-Linien, die sich in mehrere Äste verzweigen. Ein Sohn des Andreas Oehri (1764–1837) und der Franziska Brendle (1765–1823) von Schellenberg war der in damaliger Zeit bekannte Franz-Josef Oehri (1793–1864), der in Wien und München Rechtswissenschaften studierte und sich als Ausländer zum Generalauditor in der österreichischen Militärjustiz der k. und k. Monarchie emporarbeitete. Er gehörte 1848 neben dem Maurer Historiker und Lehrer Peter Kaiser (1793–1864) zu den wichtigsten Persönlichkeiten bei den Verhandlungen mit dem Fürstenhaus Liechtenstein um mehr Volksrechte. Franz-Josef wurde auf dem Rennhof geboren, er ging mit seinem Alterskollegen PeterKaiser in die Maurer Volksschule, die sich in einem Zimmer im alten Haus der «Schriener Meiers» am Weiherring (Gölla) befand, und später ins Gymnasium nach Feldkirch und anschliessend zum Weiterstudium nach Wien. Den «Wissle-Oehri»-Familien entsprossen einige bekannte Persönlichkeiten: so u. a. Unternehmer, Hoteliers in Zürich, Politiker, Staatsbeamte, Publizisten, und Treuhänder. Johann Oehri (1854–1923), ein Nachfahre des Stammvaters aller «Wissle-Oehri»-Linien, und seine Frau Rosa geb. Matt (1850– 1921) aus Mauren waren Herberts Urgrosseltern und errichteten das heute noch stehende «Wissle-Huus» Nr. 123/alt am
1909: Hochzeit von Johann Oehri (1880–1957) und Magdalena Sele (1875–1949)
Weiherring. Ihrer Ehe entspross Herberts Grossvater Johann (1880–1957, der «Wissle-Johann»), der Magdalena Sele (1875– 1949) von Triesenberg heiratete (Bild links). Das Paar hatte drei Kinder: Egon (1910–1965), Alfred (1912–1964) und Resi (1915–2001). Herberts Vater Alfred heiratete Anna Oehri geb. Wohlwend (1923–2012) aus Nendeln. Ihrem Ehebund entsprossen drei Söhne: Herbert *1942, Kurt *1943 und Ivo *1950.
Die «Strumpf-Oehri»-Familien Alfred Oehri (1912–1964), Strickwarenfabrikant °° Anna Wohlwend (1923–2012), Eschen *1942 Herbert Oehri
*1943 Kurt Oehri
*1950 Ivo Oehri
*1940, (D) °° Ingeborg Rieger
*1947, (CH) °° Leonie Pfiffner
*1953, (A) °° Erna Acham
*1962 Gerry Oehri
*1965 Vera Oehri
*1967 Wilmar Oehri
*1959 °° Astrid Blum
*1959 °° Christoph Kindle
*1988 Kevin Oehri
*1997 Julian Oehri
*1991 Virginia Oehri *1997 Vivienne Oehri
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HOE der Medienmensch Die Volksblatt-Zeit
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[ Volksblatt-Zeit ]
Ein Quereinsteiger mit Erfolg Von Walter-Bruno Wohlwend
Meine erste bewusste Begegnung mit Herbert Oehri fand Anfang der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts statt. Wir sind uns einig, dass es in der «Kanne», der damals populärsten Bar des HotelsVaduzerhof war. Er war Mitarbeiter der LGT («Bank in Liechtenstein») und der Liechtensteinischen Landesbank (LLB), der er bis 1978 als Mitglied des Verwaltungsrates angehörte. Das Liechtensteiner Volksblatt, das ich seit Beginn der 60er-Jahre faktisch als Alleinredaktor führte, machte Jahr für Jahr Boden gut. Was uns damals fehlte, war ein rühriger Verwaltungschef und ein Mitarbeiter der Redaktion, der sich u. a. insbesondere dem bis dahin eher vernachlässigten Ressort Sport widmen sollte.
Vertrauensvorschuss beider Seiten Herbert Oehri, den ich damals so gut kannte, wie man bei uns die Leute eben kennt, hatte 1963 den USV Eschen/Mauren mitgegründet und blieb Vorstandsmitglied des Sportvereins bis in die 90er-Jahre. Herbert muss eine Art Berufung in sich gefühlt haben, als ich ihn an jenem Abend in der «Kanne» spontan fragte, ob er nicht Mitglied unseres Teams werden wolle. Sehr lange muss Herbert die Entscheidung nicht überdacht haben. Nach den üblichen Erkundigungen und Absprachen trat er am 1. Mai 1972 ins Liechtensteiner Volksblatt ein. Was hat Herbert so sicher gemacht, dass er seinen gelernten Beruf hinter sich lassen wollte, um sich vor allem dem Schreiben zu widmen? Und was hat mich und den Verwaltungsrat des Pressevereins Volksblatt davon überzeugt, dass wir mit Herbert Oehri für unsere damaligen Bedürfnisse auf den richtigen Mann gesetzt hatten? Letzten
Endes brauchte es von beiden Seiten eine Portion Courage, Mut und Zuversicht, um dieses Bündnis einzugehen. Denn Herbert Oehri war mein erster vollamtlicher Mitarbeiter, der entschieden dazu beitrug, die «alte Tante» namens Liechtensteiner Volksblatt zusammen mit mir in einen Jungbrunnen zu verwandeln. Die Verwaltungsaufgaben besorgte er «mit links», sein Hauptinteresse galt jedoch dem Ressort Sport, das er in wenigen Monaten zu einer zentralen Rubrik entwickelte. Die Sportberichterstattung wurde für Herbert Oehri zum weiten Trainingsfeld für unzählige Beiträge, die er in den folgenden Jahren für das Volksblatt verfasst hat.
Sein Herz schlägt für den Sport Seite 5 der Volksblatt-Ausgabe vom Dienstag, 15. Oktober 1968, war bereits dem einheimischen und teils dem internationalen Sportgeschehen gewidmet. Dazu gehörte natürlich auch das Fussball-Meisterschaftsspiel zwischen Eschen I und FC Sevelen I. Bei einem Pausenstand von 2:2 endete die Partie mit einem 3:2 zugunsten von Eschen. Wichtiger als das Resultat ist der dazugehörige Bericht, der wie folgt begann: «Dass man einen Schiedsrichter mit grossen Worten und Ausdrücken zu keiner anderen Entscheidung zwingen kann, hat das gestrige Punktespiel in Eschen gezeigt. Die sonst so faire Mannschaft aus Sevelen hat in unsportlicher Weise den Schiedsrichter angegangen, was zur Folge hatte, dass ein Mitspieler Platzverweis erhielt ...» Es folgten viele weitere Berichte, anfänglich vorwiegend im Sportteil. In gewissen Ausgaben stand das Redaktionskürzel «HOE» oft vor drei Spielberichten gleichzeitig und auf der gleichen Seite. So im Volksblatt vom 12. Mai 1971, einem Mittwoch, mit Spielberichten von Uznach – Schaan (1:3), Heiden – Triesen (4:3) und Widnau-USV Eschen/ Mauren (0:5).
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[ Volksblatt-Zeit ]
Seite 44: Herbert als junger Volksblatt-Redakteur Links: Herbert und Rudi Zünd Oehri im Gespräch mit Fürst Hans-Adam II. Paul Kaiser, Medard Oehri und Herbert Oehri warten auf Audienz beim Fürsten. Rechts: Herbert Oehri im Gespräch mit Prinzessin Nora auf Schloss Vaduz
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[ Volksblatt-Zeit ]
«Goldene Hanni» Zu Höchstform lief Herbert mit den Ski-Erfolgen von Hanni Wenzel und ihrem Bruder Andy auf. Dazu ein «HOE»-Zitat aus der Volksblatt-Ausgabe vom Samstag, den 9. Februar 1974: «Was man in Liechtenstein nur zu träumen wagte, ist Wirklichkeit geworden. Liechtenstein hat eine Weltmeisterin!» Den unbestrittenen Höhepunkt seiner frühen journalistischen Karriere beim Volksblatt aber erreichteHerbert Oehri mit der Ausgabe vom 22. Februar 1980. Hanni Wenzel wurde am Vorabend in Lake Placid die erste liechtensteinische Olympiasiegerin im Slalom. Für den Aufmacher auf der Titelseite liess Herbert die Metteure zur «Holzschrift» greifen: «Goldene Hanni» stand in riesigen, goldfarbenen Lettern auf dem Titelbild der Sonderausgabe, die am folgenden Mittag erschien. Für den Text zeichneten Herbert und Christoph Kindle verantwortlich, der Jahre später sein Schwiegersohn
werden wird. Die Sonderausgabe wurde in allen Gemeinden verteilt. Die Menschen rissen sich darum. Auch Fürst Franz Josef II., der an einem Anlass im damaligen Vaduzerhof weilte, gehörte zu den begeisterten Lesern. «HOE», wie sein Redaktionskürzel lautete, kümmerte sich aber mit ebenso grossem Eifer um die grundsätzliche Entwicklung der Zeitung. Es war uns von Anfang an klar, dass wir häufiger und ausführlicher aus den Gemeinden berichten mussten. Also gingen wir auf die Suche nach «Korrespondenten», wobei ich heute neidlos anerkennen muss, dass «HOE» bei diesem Teil des Geschäfts aktiver und erfolgreicher war als ich.
Auflage vervielfacht Ohne Herbert Oehri – auch das sei festgehalten – wäre es nicht möglich gewesen, die tägliche Auflage des Liechtensteiner Volksblatts von rund 2‘200 Exemplaren im Jahre 1963 innerhalb von 20 Jahren auf rund 9‘250 beglaubigte Exemplare
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[ Volksblatt-Zeit ]
Links: Herbert mit LGT-Vizedirektor Herbert Wachter 1971: Herbert und Hanni Bühler drücken Hanni Wenzel als Schlachtenbummler in Pfronten im Allgäu die Daumen Weihnachtsfeier beim Volksblatt: Ines RamponeWanger, Manfred Oehri, Ida Meier und Cornelia Senti, vorne rechts Herbert Oehri, daneben Marlen Frick Rechts: Weihnachtsfeier beim Volksblatt: v. l. MarlenFrick, Herbert, Ida Meier Seite 50: 1. Juni 1969, Aufstiegsspiel gegen Ruggell: stehend v. l. USV-Präsident Adolf Hasler, Kurt Oehry, Heinz Hasler, Werner Hochleitner, Wilmar Hasler, Oskar Gragel, Anton Heeb, Otto Ritter, Peter Mündle, Herbert Oehri; kniend v. l. Günther Hasler, Werner Weber, Anton Facchin, Herbert Hasler, Norbert
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[ Volksblatt-Zeit ]
zu steigern. Vor diesem Hintergrund hatte ich im Laufe der Jahre Zeit und Musse, mich vor allem um die innenpolitischen Themen der Zeitung zu kümmern. Während «HOE» dafür sorgte, dass «daheim» alles nach Plan lief, war es meine Aufgabe, Partei- und Landtagssitzungen zu besuchen und darüber zu berichten.
Politik so nebenbei Natürlich löste die politische Berichterstattung (nicht nur die parteipolitische) in bestimmten Kreisen mehr Interesse aus als der Rest der Zeitung. Das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe dafür, dass mein Kürzel («wbw») schnell populär wurde und es bis heute geblieben ist. Aber auch nur, weil Herbert dafür sorgte, dass ich über viel freie Zeit und freie Entfaltungsmöglichkeiten verfügte. Die Zeitung war damals nicht nur das mit Abstand wichtigste Printmedium im Land, sondern auch ganz offiziell das Publikationsorgan der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP). Dass wir im Grunde genommen ein Parteiblatt machen mussten, hat uns, «HOE» und mich, eigentlich nie wirklich gestört. Wir haben diesen ungeschriebenen Auftrag nach bestem Wissen, aber ohne wirkliche Begeisterung erfüllt. Mit der Folge, dass wir
manchen «Parteifreunden» zeitweilig «zu oberflächlich» oder zu wenig linientreu waren. Nur so aber war es möglich, dass man das Volksblatt im Volksmund schlicht «Die Zeitung» nannte, die man gelesen haben musste, auch wenn man sich parteipolitisch nicht zu den «Schwarzen» zählte. Einer der Gründe für die vergleichsweise liberale Form der Darbietung parteipolitischer Kost war wohl die vergleichsweise unpolitische Herkunft der verantwortlichen Redakteure. Denn weder Herbert Oehri noch ich selbst kamen aus traditionellen Bürgerpartei-Familien. Herbert interessierte sich als junger Mensch in erster Linie für Sportthemen und ging nach der Volksschule und dem Wirtschaftsgymnasium zur Weiterbildung in die Schweiz. Für unsere Landespolitik hatte er keinerlei Interesse. Erst auf Empfehlung und sanften Druck eines früheren Lehrers begleitete er diesen zu einer Versammlung der Bürgerpartei in Mauren. Und von mir wurde «HOE» niemals politisch bedrängt. Parteipolitik spielte unter uns nur im Zusammenhang mit der jeweiligen Aufmachung in der Zeitung eine Rolle. Ich selbst war von meinem 16. bis zum 21. Lebensjahr im Ausland und landete sozusagen auf Durchreise zufällig beim Volksblatt.
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[ Volksblatt-Zeit ]
Entscheidende Ideen Herbert Oehri war aber keineswegs «nur» administrativer Leiter des Pressevereins Liechtensteiner Volksblatt. Wenn Not am Mann war oder wir wieder einmal mit rauchenden Köpfen auf Themen suche für einen Leitartikel zusammensassen, war es sehr häufig «HOE», der die entscheidende Idee vorbrachte. Auch wenn man Herbert Oehri im Rückblick zu Recht als eigentlichen Begründer der eigenständigen Sportberichterstattung im Volksblatt und damit in der ganzen Presselandschaft unseres Landes würdigen muss, wären seine aktiven Jahre bei der damals auflagenstärksten Tageszeitung im Land unvollständig, würde man sein Engagement für Themen des öffentlichen Geschehens nicht zusätzlich würdigen. Wer das Volksblatt-Archiv öffnet, findet zahlreiche Beispiele seiner journalistischen Vielseitigkeit. Seine Themen reichen von der Zinsentwicklung bis zur Forderung des Frauen stimmrechts im Jahr 1980.
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Nach 25 bzw. 15 Jahren intensiver Tätigkeit für das Volksblatt waren wir beide, Herbert und
ich, wohl langsam müde. Ich verliess das Volksblatt auf eigenen Wunsch Mitte der 80er-Jahre, Herbert folgte mir ein bis zwei Jahren später nach. Es war eine schöne gemeinsame Zeit, die wir zusammen mit weiteren Kollegen, die später mit von der Partie waren, erleben durften. Nach seinem Ausscheiden aus der Redaktion gründete Herbert Oehri 1987 ein privates Pressebüro und in weiterer Folge rief er 2003 zusammen mit Johannes Kaiser die Medienbuero Oehri & Kaiser AG in Eschen ins Leben. Die beiden gründeten die Zeit-Verlag Anstalt und daraus erwuchs das Monatsmagazin «lie:zeit» (später in Kombination mit der «bau:zeit») mit der ersten Ausgabe im Jahre 2011. Der erstaunliche Mut und Fleiss von Herbert Oehri, mit 69 Jahren noch einmal ins Zeitungsgeschäft zurückzukehren und dies mit sehr grossem Erfolg, sagt allein schon fast alles aus, was zur Person «HOE» zu sagen ist. «Wenn der wundersamen Enthüllungen so viele sind, dass die Überschrift, um sie zusammenzufassen, so lang sein müsste wie das ganze Lebenskapitel, widerspräche das wohl den Zielsetzungen dieser Biografie.»
[ Sepp Lenhart über HOE ]
Fussball – Geschäft – Liechtenstein 30 Jahre bin ich nun in Liechtenstein und Stein des Anstosses war Herbert. Mein Kon takt zu diesem Land war immer sehr eng mit der Person HOE verbunden. «Geholt» hat mich Herbert in der Saison 1986/87, da mals war ich 27 Jahre alt, als Spielertrainer zum USV Eschen/Mauren. Also – der Fuss ball war der Ausgangspunkt. Ein Jahr später kam dann die Frage auf: Machen wir mit einander ein Geschäft? So startete ich mein Berufsleben in Liechtenstein bei der Oehri AG. Später gründete ich die Lenhart AG, heute Sporteo AG, und Herbert ist seit 30 Jahren mein Verwaltungsratskollege. Herbert war und ist für mich von Anfang an ein Mentor und dies bekräftigte unsere Freundschaft. Im Persönlichen wie auch im Geschäftsleben durfte ich mit ihm stets auf Augenhöhe sein. Ich lernte Herbert somit als Mensch insbe sondere kennen und schätzen. Aber nicht nur. «Liechtenstein» – das war in unseren Ge sprächen immer ein Thema, denn schliesslich war Herbert – und ist es heute noch – mein Bindeglied zu Liechtenstein. Wenn man ei
nen wirklich richtigen Liechtensteiner – und dann noch speziell einen Unterländer – be schreiben möchte, dann müsste man einfach den HOE «fotografieren». Er ist mit Herz und Seele «Liechtensteiner». Diese Heimat liebe hat er mir übertragen, obwohl ich nur den Geschäftsstandort in diesem schönen Land – für mich die Nachbarschaft – habe. Herbert liebt und fordert von sich und von anderen Ehrlichkeit und Geradlinigkeit. Na türlich hat er seine Ecken und Kanten und auch seine Prinzipien, das macht den HOE auch aus. Doch ist Herbert bei engagierten Diskussionen und überzeugenden Argumen ten immer für Neues zu haben. Dann geht’s mit Begeisterung und mit bedingungsloser Unterstützung in die eingeschlagene Rich tung. Durch diese Rückendeckung, diesen Respekt und diese Achtung entwickelte sich zwischen Herbert – und auch seiner Familie – und mir eine Freundschaft, die im Rück blick grosse Bewunderung verdient. Dies kann man sich nur wünschen, und dafür bin ich Herbert sehr dankbar.
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Ausschnitt aus der Fasnachtszeitung ÂŤWingert-Esel, SchaanÂť im Jahre 1976
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[ Marlene Frick-Eberle über HOE ]
Eine schöne, unvergessliche Zeit Marlene Frick geb. Eberle war viele Jahre lang die Leiterin des Volksblatt-Sekretariats und der gute Geist für Mitarbeiter und Besu cher. Jahrzehnte später – Ende 2015 – erinnert sich Marlene mit den Worten: «Es war eine schöne, unvergessliche Zeit», und zur Person Herbert: «Er hat durch seine humorvolle Art immer wieder Entspannung in den stressigen Redaktionsalltag gebracht. Natürlich konnte er auch mal ausrufen, dass die Wände wackelten.» Aus der Schaaner Fasnachtszeitung vom Februar 1976: Dem «Wingert-Esel» war die nebenstehen de Begebenheit, die sich in jenen Wochen im Rahmen eines Redaktionsfestes im Motel in Triesen ereignete, nicht entgangen.
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[ Volksblatt-Zeit ]
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[ Volksblatt-Zeit ]
Herberts Handschrift: aus dem Volksblatt-Archiv Ein paar wenige Schlagzeilen mögen die Vielseitigkeit und das Interesse von Herbert jenseits des Sportgeschehens dokumentieren. Blättern wir zurück ...
I
m Volksblatt vom 3. April 1976 kündigte «HOE» die Einführung der «Mehrwertsteuer ab Herbst 1977» an, nebenbei besuchte er einen Elternabend an der Volksschule Nendeln (Volksblatt vom 9. Juli 1981), berichtete am 5. Mai 1981 über den Baubeginn für ein neues Dorfzentrum in Schellenberg und verfolgte gemäss Volksblatt vom 12. April 1981 eine FBP-Versammlung in Gamprin.
D
em damaligen Erweiterungsbau des Landesspitals attestierte «HOE» in der Zeitungsausgabe vom 20. Mai 1981 «Ein Optimum an Komfort und Wohnlichkeit». Im Volksblatt vom 22./23. Mai 1981 warnte Herbert vor dem leichtfertigen Umgang mit der Natur: «Unser Lebensraum ist begrenzt!», schrieb er im Titel zu einem Beitrag über Aktivitäten zum Naturschutz.
E
ine Binsenweisheit besagt, dass es nichts Älteres gibt, als eine Zeitung von gestern. Das Streben nach Aktualität, soweit es die technischen Mittel jener Zeit erlaubten, gehörte zu den ständigen Zielsetzungen unserer Arbeit. Herbert Oehri schoss diesbezüglich den Vogel ab, als er aus dem holländischen Groningen über die liechtensteinische Teilnahme an der damals sehr populären TV-Sendung «Spiel ohne Grenzen» berichtete. Die Abendveranstaltung in Holland war noch im Gange, als er wie vereinbart von einer dortigen Zeitung aus ein Szenenfoto an das St. Galler Tagblatt funken liess. Rainer Ospelt † holte das Bild in St. Gallen ab und brachte es nach Schaan, wo es bereits am folgenden Morgen mit einem Bericht von «HOE» in der Zeitung erschien. Die Volksblatt-Leser kamen aus dem Staunen kaum heraus!
HOE auf dem Weg nach Groningen. Hier vor dem Einsteigen in einen «Cityhopper» in Amsterdam.
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[ Die Medienbüro-Zeit ]
Presseund Medienbüro Medienbuero Oehri & Kaiser AG – das renommierte Medienunternehmen im Bereich Kommunikation, Grafik und Marketing in Liechtenstein.
Oehri & Kaiser ist als Medienagentur seit März 2003 erfolgreich in Liechtensteins Medienlandschaft tätig. Herbert Oehri wechselte vor 30 Jahren mit der Gründung der Einzelfirma «Pressebüro Herbert Oehri» (1986) in die Privatwirtschaft. Zuvor war er über 16 Jahre Redaktor beim Liechtensteiner Volksblatt, wobei er in sämtlichen Sparten – vom Sport, über Politik bis hin zur Wirtschaft – seine geschulte Feder schwang. 1995 erfolgte die Umwandlung seines Unternehmens in die «Presse- und Werbebüro Oehri AG» mit Sitz in Eschen. Die Geburt der Medienbuero Oehri & Kaiser AG datiert auf das Jahr 2003. Nach zwölfjähriger Vorstehertätigkeit in Mauren-Schaanwald entschied sich Johannes Kaiser, sich nicht einer neuerlichen Wahl zu einer weiteren Amtszeit zur Verfügung stellen. Herbert Oehri und Johannes Kaiser gründeten die Medienbuero Oehri & Kaiser AG, die sich in den Bereichen PR-Werbung, Grafik und Events spezialisierte. Eine der ersten Mitarbeiterinnen war die Tochter von Herbert Oehri, Vera Kindle-Oehri, und ziemlich rasch vergrösserte sich der Mitarbeiterstab im Bereich Grafik mit Sonja Schatzmann und Anna Stenek. Die Medienbuero Oehri & Kaiser AG hat sich in Liechtenstein zu einem renommierten Unternehmen im Bereich Kommunikation, Medien, Grafik und Marketing entwickelt und geniesst somit auf der Basis der professionellen Medien-Dienstleistung «aus einer Hand» eine sehr gute und beliebte Resonanz. Die Medienbuero AG beschäftigt derzeit neun Mitarbeitende mit insgesamt 600 Stellen prozenten und bedient sich des Weiteren fachlich talentierten Freelancern.
Die grosse Stärke, was auch die Kunden sehr schätzen, ist das Dienstleistungsangebot «aus einer Hand»: PR, Kommunikation, grafische Umsetzung und Vermarktung. So ist die Medienbuero AG sehr erfolgreich im Bereich von Buch- und Broschüren- Publikationen, Geschäftsberichten, Grafik, Web- Design, Kommunikations-Konzepte und Werbung (Marketing) sowie im Eventbereich unterwegs. Herbert Oehri und Johannes Kaiser gründeten im Jahre 2008 die Zeit-Verlag Anstalt, welche in der Anfangsphase das erste liechtensteinische Sportmagazin – «sport:zeit» – aus der Taufe hob. Um alle Lebensbereiche, die die Menschen tagtäglich beschäftigen und die unmittelbar ihren Lebensraum betreffen, abdecken zu können, wurde dieses Zeitungsprojekt weiterentwickelt und erscheint seit 2010 unter dem Titel «lie:zeit/bau:zeit». Die «lie:zeit/bau:zeit» untersteht keinen Abhängigkeiten und ist ein neutrales Medium, das sich bei der Leserschaft im Fürstentum Liechtenstein und der Rheintalregion (A und CH) einer grossen Beliebtheit erfreut. Nehmen Sie selbst Einblick in das Portfolio der Medienbuero Oehri & Kaiser AG und lassen Sie sich vom Mitarbeiter-Team sowie den professionellen Dienstleistungen und Medien-Angeboten inspirieren: www.medienbuero.li
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[ Begeisterung von klein auf ]
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[ Volksblatt-Zeit ]
HOE und sein Fussball-Gen Begeisterung von klein auf
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[ Begeisterung von klein auf ]
Er denkt und lebt USV Für Herbert Oehri war Fussball seit jeher die grosse Leidenschaft. Er stellte sich in den Dienst des FC USV Eschen/Mauren. Er nahm fast alle Funktionen beim Traditionsverein wahr. In jungen Jahren spielte er noch selbst, danach nahm alles seinen Lauf.
Von Ernst Hasler
Ob als Juniorentrainer, später sogar während eines Jahres als Trainer des USV-Fanionteams in der vierten Liga oder als Juniorenobmann: Herbert Oehri lebte für den USV. Schliesslich übernahm er sogar das Präsidentenamt, als sich niemand finden liess. Der Verein hat ihn nie losgelassen: Er denkt und lebt USV. «Diese Attribute, USV zu denken und USV zu leben, verfolgt er auf jeden Fall. Manchmal ist seine Wesensart bestimmend, oft zu seinem Nachteil, den er aber in Kauf nimmt. Doch er hat sich immer für den USV Eschen/Mauren eingesetzt. Er hätte diesen Verein nie hängen lassen, denn der USV ist Teil seines Lebens», stellt Norbert «Mano» Marxer klar. Für den langjährigen Friseur «Mano» ist «Sock» – wie er im Verein genannt wird – ein Inbegriff des Vereins. «Er bekleidete verschiedene Funktionen. Vom Juniorenleiter bis zum Präsidenten und Trainer in der Not, vor allem bei den C-Junioren, nahm er alles wahr.» Der drei Jahre ältere Gebhard «Gebi» Oehri, im USV auch «Vater» genannt, begleitete Herbert Oehri im Verein als Mitspieler und sporadisch als Vorstandsmitglied. «Er war zusammen mit USV-Präsident Adolf Hasler ein Zugpferd; er hatte viele Ideen und setzte sich für das Wohl des Vereins ein. Bei der Sportplatzfrage – Presta zum Sportpark – war er zusammen mit Präsident Adolf Hasler, der viel von Herbert hielt, auch eine treibende Kraft», lobt der Maurer Weggefährte seinen Mitbürger.
1963: Mauren und Eschen vereint Herbert ist in Mauren aufgewachsen. Dort kam er schon als Erstklässler mit dem Fussballsport in Berührung. Auf der Weiherringstrasse, also direkt
vor der Haustüre, hat er mit einem Ball aus einem «Saumagen» die ersten fussballerischen Gehversuche unternommen, zusammen mit seinem Bruder Kurt und seinen Nachbarn «Oskärle Senti» und Rudi Matt von der Schlosserei Matt. 1954 trat Herbert dem neu gegründeten FC Mauren bei, der allerdings nur wenige Jahre später, 1959, seinen Geist aufgab. Dort lernte er unter den Trainern Reallehrer Arthur Jehle, Franz Thoma und Sales Schreiber die Grundbegriffe des Fussballsports. Der FC Mauren verfügte einige Jahre über eine sehr gute Junioren-Abteilung. Nach der Auflösung des FC Mauren wechselten viele Maurer Fussballer nach Ruggell, denn dort war im Jahre 1958 der FC Ruggell nach dem Muster des FC Mauren aufgebaut worden.
«Er war ein Fuchs» Herbert Oehri war eine treibende Kraft, der 1960 die Gründung des FC Eschen und drei Jahre später des USV Eschen/Mauren vorantrieb. Im August 1963 in Fischen (De) kam es anlässlich eines Juniorentrainingslagers, an dem auch die Vorstandsmitglieder Otto Schläfli (Kassier), Egon Hasler (Spiko), Mario Blumenthal (Juniorenleiter) und Fredi Kind (Fahrer) weilten, zur legendären Besiegelung des Unterländer Traditionsvereins im Ausland: Der spätere langjährige Präsident Adolf Hasler, Herbert Oehri und Norbert Marxer fuhren gemeinsam unweit des Riedbergpass nach Fischen. «Präsident Adolf Hasler und ich haben damals detailliert über den Namen USV Eschen diskutiert», ist sich Herbert Oehri gewiss und präzisiert: «Es ging um die Definition Unterländer Sportverein oder Unterländer Spielervereinigung.» «Herbert fasste damals den richtigen Gedanken, die zwei Gemeinden Eschen und Mauren zusammenzuführen, die dann Geld für den Verein spendeten. Jene Weitsicht hatte
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[ Begeisterung von klein auf ]
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[ Begeisterung von klein auf ]
Links: Mit Schulkollegen vom Collegium Marianum bei einem Turnier auf dem Sportplatz in Schaan 1957: Der FC Mauren spielte zu Hause gegen die Junioren B des FC Zürich und gewann 4:2, v. l. Peter Büchel, Kurt Oehri, Oskar Senti, Klemens Oehri, Hartwig Kieber, Hans-Ulrich Ritter, Herbert Oehri, Otto Ritter, Medard Oehri, Toni Heeb, Peter Geiger Saison 1967/68: Drittliga-Mannschaft, stehend v. l. Trainer Gustav Michler, Gebi Oehri, Fredi Kind, Heinz Hasler, Herbert Hasler, Klemens Oehri, Wer ner Bieberschulte, Anton Heeb; kniend v. l. William Gerner, Herbert Oehri, Kurt Oehri, Otto Ritter, Wilmar Hasler Rechts: 1964: Die 1. Mannschaft, stehend v. l. Trainer Arthur Jehle, Gebhard Oehri, Herbert Oehri, Heinz Hasler, Klemens Oehri, Walter Gstöhl, Medard Oehri, Norbert Batliner, Präsident Adolf Hasler; kni end v. l. Spiko-Präsident Egon Hasler, Kapitän Otto Ritter, Rudi Appeltauer, Norbert Matt, Kurt Oehry, Siegwin Ritter, Ludwig Giesinger Der USV 1964: stehend v. l. Trainer Arthur Jehle, Werner Bieberschulte, Klemens Oehri, Herbert Oehri, Walter Gstöhl, Gebi Oehri, Ludwig Giesinger; vorne v. l. Kapitän Otto Ritter, Norbert Matt, Kurt Oehri, Rudi Appeltauer, Medard Oehri Der legendäre Maulwurfacker, heute Standort des Eschner Mehrzweckgebäudes
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[ Begeisterung von klein auf ]
er; er war ein Fuchs», lächelt Norbert Marxer 52 Jahre später. Die ordentliche Konstituierung fand letztlich am 3. Dezember 1963 in der Turnhalle der Realschule Eschen statt, wo sich der Vorstand und die Aktivspieler des FC Eschen – insgesamt 31 Personen – zu einer Konsultativabstimmung versammelten und dem neuen Kind den Namen Unterländer Spielervereinigung (kurz USV) Eschen gaben.
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Norbert Marxer stuft die Weitsicht von Herbert Oehri als «guten Input» ein. Einige Spieler kamen nach Eschen. Medard Oehri und Otto «Güg» R itter stiessen aus Vaduz kommend ebenfalls zum jungen USV. In den ersten Vereinsjahren tummelte sich der USV auf dem Presta-Sportplatz, der alles andere als optimal war. «Es handelte sich um einen Depotplatz, auf welchem die Mauerreste der alten Presta vergraben sind und der sich während einiger Jahre senkte», erzählt Ernst Geiss-
1969: USV-Junioren C auf dem alten Presta-Platz in Eschen, stehend v. l. Trainer Herbert Oehri, Ernst Hasler, Edi Oehri, Erich Meier, Bruno Wohlwend, Walter Hasler; kniend v. Helmut Schreiber, Peppi Oehri, Adolf Ritter, Marcel Marxer, Karlheinz Hasler, Christian Goop, Hansjörg Goop Seite 66: 1971: Aufstieg der Junioren B in die Klasse BInterregional, stehend v. l. Trainer Herbert Oehri, Edi Oehri, Marcel Marxer, Ulrich Feisst, Ernst Hasler, Hans Mündle, Walter Hasler, Norbert Marxer, Ivo Hasler; kniend v. l. Rainer Gstöhl, Hansjörg Goop, Erich Meier, Edmund Lotzer, Christian Goop Frühjahr 1971: hinten v. l. William Gerner (Trainer), Rudolf Fehr, Edy Hassler, Heinz Hasler, Herbert Hasler, Günther Elkuch, Herbert Oehri, Erich Heeb, Ludwig Gstöhl (Sponsor), Medard Oehri; vorne v. l. Engin Cetin, Bruno Vonbüren, Anton Lotzer, Alex Barmettler, Gebhard Oehri, Anton Heeb und Karl Biedermann
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mann, der bei der Presta AG eine leitende Position als Betriebsleiter innehatte. Oehri kreierte den Begriff «Krutacker», erlebte dort viele Stunden sowohl als Spieler als auch als Trainer und war eine treibende Kraft, um das Gemeinschaftswerk «Sportpark Eschen/Mauren» voranzutreiben. «Der Sportpark ist eine ideale Wettkampfstätte der Partnergemeinden Eschen und Mauren», betont Norbert Marxer, der Herbert Oehri unter anderem als Coach begleitete.
Und als Spieler? Seine ersten Sporen im Verein diente Herbert Oehri als Spieler ab. Und wie trat er in Erscheinung? Er besass eine gewisse Kreativität, spielte entweder als Stürmer, hängende Spitze oder auf den Aussenbahnen. «Defensive Aufgaben hat er nicht so gerne wahrgenommen», erinnert sich Gebhard Oehri. Seinen sportlichen Anteil beim erstmaligen Aufstieg des USV-Fanionteams von der 4. Liga in die 3. Liga im Spätfrühjahr 1967 leistete Herbert Oehri jedoch. In einer Dreiergruppe mit Niederurnen und Sevelen setzte sich der USV letztlich glücklich durch. Im ersten Aufstiegsspiel in Nieder urnen konnte der USV einen 0:2-Rückstand nach acht Minuten und einen 2:3-Rückstand wettmachen (3:3-Endstand in der 88. Minute). «Herbert leistete mit zwei Toren einen wichtigen Anteil», lobt Gebhard Oehri. Da Sevelen in der zweiten Partie Niederurnen 4:0 in die Knie zwang, benötigte der USV einen Vollerfolg im entscheidenden Duell gegen Sevelen und den realisierten die Unterländer mit einem 2:1-Sieg, aber ohne Herbert Oehri. «Er fehlte in jenem Aufstiegsspiel verletzungsbedingt», klärt Gebhard Oehri auf. Es musste nach seinem Kopf gehen Da Herbert Oehri das Wohl des Vereins stets ein Anliegen war, übernahm er schon in jungen Jahren ein Traineramt. Als Juniorentrainer stieg er dort ein, wo Handlungsbedarf bestand. «Er war ein guter Funktionär. In der Not konnte man ihn jederzeit als Juniorentrainer holen. Er war jedoch bestimmend; es musste schon nach seinem Kopf gehen», erinnert sich Norbert «Mano» Marxer. «Er nahm kein Blatt vor den Mund und lieferte manche Kostprobe. Bei den C-Junioren sagte er eines Tages: Ihr spielt so schlecht Fussball, dass man auf einer Hexe heimreiten könnte. Später einmal änderte er seine Wortwahl: Ihr spielt derart Fuss-
ball, dass ich auf einer Sau heimreiten könnte», erinnert sich Norbert Marxer lächelnd an verbale «Schmankerl» von Herbert Oehri.
Juniorentrainer mit Leidenschaft Leidenschaft im Fussball ist auf allen Ebenen unerlässlich. Und die lebte Herbert Oehri auch als Juniorentrainer. Als die B-Junioren in die Inter-B-Klasse aufgestiegen waren, hatte er bereits das Traineramt inne (Sommer 1971). Es handelte sich um die junge, goldene Generation an Spielern der Jahrgänge 1954 und 1955, die schon im Jahre 1969 den Ostschweizer Meistertitel bei den C-Junioren «notabene mit Herbert Oehri als Coach» geholt hatten. Zu jener Zeit (1970–72) übernahm er zum zweiten Mal das Amt als Juniorenobmann, das er schon in der Saison 1964/65 bekleidet hatte. Im Alter der B-Junioren schaffte das Team mit Trainer Herbert Oehri den Aufstieg in die B-Interregional (Meister der 1. Stärkeklasse) und war somit überregional vertreten; eine Spielklasse, die das gesamte Ostschweizer, Zürcher und Schaffhauser Verbandsgebiet abdeckte. Die besten Teams spielten in einer Doppelrunde und ermittelten den Gruppensieger. Der jüngere Jahrgang (1955) bildete dann im zweiten Jahr, sprich im Aufstiegsjahr, den Stamm jenes Teams bei den Interjunioren. Das waren jeweils Partien auf hohem technischen und spielerischen Niveau, und die Leistung war gleichzusetzen mit den U-Teams der Jahrtausendwende und der jetzigen Generation im 21. Jahrhundert. Trainer Herbert Oehri stellte damals in Aussicht, dass bei einem allfälligen Aufstieg in die Inter B jeder Spieler ein Paar weisse «Künzle»-Fussball schuhe erhalte. Das Versprechen schlief ein, da er jedoch von den Spielern ständig daran erinnert wurde, löste er die Ehrenschuld ein. Von jener «Prämie» profitierten indes die Jungs der Jahrgänge 1956/57, die mit einjähriger Verspätung in den Genuss jener weissen Pracht gelangten. Die Spieler des Jahrganges 1955 (Marzell, Horst und Norbert Marxer, Christian Goop, Hans Mündle, Rainer Gstöhl, Kurt Meier, Bruno Wohlwend, Ernst und Walter Hasler etc.) gingen notabene leer aus! Wenigstens gingen die Schuhe an andere Spieler im Verein, nicht ganz an die richtigen, aber immerhin. Auch sie zeigten tolle Leistungen als Inter-B-Junioren.
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Er zog alle Tricks aus dem Köcher Herbert Oehri war mit allen Wassern gewaschen. An einem internationalen B-Juniorenturnier 1972 in Buchs überzeugte der USV mit Trainer HOE nicht nur sportlich, sondern auch mit Raffinesse. Selbstverständlich zog er alle Tricks aus dem Köcher, die erlaubt waren. Das junge USV-Team spielte in Poleibchen sowie ohne Rückennummern und traf im Halbfinale auf die Grasshoppers ZH. USV-Captain Walter Hasler schoss Tore am Laufmeter, und somit war klar, dass die GC-Verantwortlichen den Torjäger an die Leine legen würden. Doch Herbert Oehri überlistete die Grasshoppers mit einem geschickten Schachzug: Er übertrug die Captainbinde an Zwillingsbruder Ernst, der letztlich von der GC-Defensive zugedeckt wurde. Walter Hasler nutzte seine Freiheiten und schoss den USV ins Finale, wo allerdings «Erzfeind» Buchs als glücklicher Sieger hervorging. Die Duelle gegen die Stars Die Meisterschaftspartien auf dem Presta-Sportplatz sorgten für Spektakel. Etliche Jung stars mussten sich dort den B-Junioren des USV Eschen/Mauren beugen. Der FC St. Gallen mit Christian Labhart, dem späteren Schweizer Nationalspieler, kassierte ebenso eine Pleite (1:3) wie der FC Zürich und (1:3) die Young Fellows (1:2), die im ersten Jahr schliesslich den Meistertitel einfuhren. Der USV klassierte sich auf dem guten vierten Rang und stellte die stärkste Offensive. Walter Hasler zeichnete mit 29 Toren für mehr als die Hälfte der 49 Treffer verantwortlich. Im Frühjahr 1972 holte das gleiche B-Juniorenteam zudem noch den Liechtensteiner Landesmeistertitel. Die gesamte Konkurrenz war chancenlos, wie auch der zweitplatzierte FC Triesen, der mit einer 0:3-Niederlage noch glimpflich davonkam. Den Erfolgshunger erhielten die B-Junioren von Herbert Oehri eindrücklich vermittelt und eingeimpft.
Der überraschende Rückzug In der Saison 1975/76 fehlte der USV allerdings auf der Inter-B-Landkarte überraschend, und das nach vierjähriger Zugehörigkeit. Der USV-Vorstand beschloss in seiner Sitzung Mitte Juni 1975, ohne Intermannschaften fortzufahren. «Für mich kam
der freiwillige Abstieg überraschend», erinnert sich der damalige USV-Keeper Dietmar «Didi» Walser. Der Rückzug sei nicht aus finanziellen Gründen geschehen. «Es lag an den personellen Engpässen. Es gab zwar Junioren, doch die Qualität war nicht ausreichend für eine damalige Interregional-Mannschaft», bedauerte Herbert Oehri. «Dank unserer Präsenz bei den Interjunioren haben wir hierzulande jahrelang nur noch im Cup gegen die Liechtensteiner Teams gespielt», klärte Oehri auf. Und der Trainer war von seinen Jungs jener Generation überzeugt: «Es gab ausreichend Juniorenspieler, die es bis in die Bundesliga hätten schaffen können. Die Konkurrenz anderer Sportarten war zu jener Zeit nicht besonders gross.» Herbert Oehri wagt sogar einen Vergleich mit der heutigen Generation im 21. Jahrhundert: «Heutzutage fehlen die Talente, die es auf ein ansehnliches Niveau schaffen. Zu oft wird den heutigen Nachwuchsspielern die Hoffnung gemacht, eines Tages Profi zu werden, und das ist der falsche Ansatz», warnt Herbert Oehri. «Den richtigen Durchbruch auf internationaler Bühne hat nur eine Handvoll Liechtensteiner Profis geschafft, allen voran Mario Frick aus Balzers, der in der höchsten italienischen Liga gespielt hat. Aus dieser Ungewissheit heraus müssen die jungen Spieler zuerst für eine anständige Berufsausbildung sorgen. Und wer einen Beruf ausübt, tut sich schwer, im Fussball den Sprung ganz nach oben zu schaffen», beklagt der erfahrene Funktionär Herbert Oehri diesen Teufelskreis.
Herbert Oehri übernimmt USV-Präsidentschaft Da Herbert Oehri ein Macher war, widmete er sich in den folgenden Jahren vertieft der Arbeit an vorderster Front und bekleidete diverse Vorstandsämter: Neben der Präsidentschaft und dem Amt als Juniorenleiter bekleidete er zwei Jahre das Kassieramt und war auch während vieler Jahre für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Nach jahrzehntelanger Zugehörigkeit im USV-Vorstand trat Medard Oehri an der 29. Generalversammlung des USV am 18. August 1992 aus gesundheitlichen Gründen als USV-Präsident ins zweite Glied (neu Sekretär) zurück. Das Präsidentenamt hatte er während zehn Jahren (1982–1992) bekleidet. Herbert Oehri schloss die Lücke und übernahm das Amt.
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Am 23. Juni 1994 präsentierte der USV-Vorstand unter der Leitung von Präsident Herbert Oehri Leitlinien unter dem Namen «USV-Konzept Zukunft», das die Erstellung eines Leitbildes, einer Fünfjahres-Strategie, eines Finanzkonzeptes sowie die zweckmässige Aufgabenverteilung und den konsequenten Ausbau der Juniorenförderung beinhaltete. Als beratendes Gremium sollte ein sogenannter «USV-Rat» institutionalisiert werden, der sich aus Ehrenmitgliedern und verdienten Mitgliedern zusammensetzte. Bei der Trainerbesetzung sollte auf fachliche Qualität geachtet werden, in der Transferpolitik sollten mittel- und langfristige Ziele überwiegen. Der Anteil der auswärtigen Spieler sollte maximal 25 Prozent betragen. Zudem sollte sich der Verein öffnen und auch für Nicht-Fussballer und weibliche Mitglieder zugänglich sein. Am 18. August 1994 verabschiedete die Generalversammlung das Konzept einstimmig.
Weggefährten gingen Nach langjähriger Vereinsarbeit schieden Herberts langjährige Weggefährten Medard Oehri, Herbert Marxer und Paul Kaiser aus dem Vorstand aus. Auch Vera Oehri und Juniorenleiter Wolfgang Marxer (Ausland) gaben ihre Ämter ab. Ivo Klein übernahm die Funktion als Juniorenleiter. Pius Fischer hiess der neue Stellvertreter. Der neue Spielertrainer des Fanionteams, Roland Moser, übernahm die Funktion als Leiter Aktivwesen. Vakant blieben die Positionen Administration und Kommunikation. Zu Diskussionen kam es zwischen dem USV und den Vertretern des Fussballverbandes wegen der Vergabe der Festwirtschaft an den fünf Länderspielen im Sportpark.
Links: 1970: Die 1. Mannschaft des USV, stehend v. l. USV-Präsident Adolf Hasler, Walter Hasler, Herbert Oehri, Ossi Marxer, Günther Elkuch, Toni Heeb, Turgut, kniend v. l. Franz Wohlwend, Heinz Hasler, Ossi Marxer, Herbert Hasler, Karl Biedermann 1972: Die USV-Junioren feiern einen 1:4-Auswärts sieg gegen Bregenz im Bodenseestadion; links Juni oren-A-Trainer Gebi Oehri, rechts Junioren-B-Trainer Herbert Oehri
Die Arbeit im USV-Vorstand war zu jener Zeit von grosser Solidarität geprägt. «Der Zusammenhalt im Vorstand war gut. Die politische Komponente blieb von Anbeginn fern unserer Entscheide», erinnert sich Herbert Marxer.
«Der USV war sein Kind» Auch während der Präsidentschaft von Herbert Oehri waren die Finanzen ein Problem. «Aber wir konnten rasch eine ausgeglichene Rechnung präsentieren und haben Altlasten bereinigt, die der vorherige USV-Vorstand mitgezogen hatte», blendet Roger Matt in jene Zeit zurück. Vor allem die ErsteMannschaft sei teuer gewesen. «Wir wollten die Sponsoren direkt in den Verein bringen, damit sie keine Zahlungen daneben leisteten. Wir wollten die Geldflüsse ausserhalb des Vereins bekämpfen. Das ist uns letztlich auch gelungen», freut sich Roger Matt. Matt hat die gute Zusammenarbeit mit Herbert Oehri geschätzt: «Er war zwar stark auf die Erste Mannschaft fokussiert, doch auch der Verein als Ganzes war ihm wichtig», beschreibt Roger Matt seinen Weggefährten als Führungsperson. Nach einem Jahr trennten sich ihre Wege, denn Herbert Oehri gab sein Präsidentenamt auf und Roger Matt hat im Jahre 2016 nach über 21 Jahren immer noch das Kassieramt inne. «Die Nachfolgeregelung lag ihm damals besonders am Herzen, um die Zukunft sicherzustellen, aber auch, neuen Schwung in den Verein reinzubringen. Der USV ging ihm über alles», lobt Roger Matt.
Näherrücken zum FC Ruggell Im Juli 1995 gaben der USV und der FC Ruggell bekannt, dass die gut funktionierende Kooperation vom Juniorenwesen auch aufs Aktivwesen erweitert werden soll. Die Vereine sollten sich gegenseitig bei der Bildung von schlagkräftigen Teams unterstützen. Zu Beginn der Saison standen sieben USVler im Fanionteam des FC Ruggell und deren zwei beim USV-Zweitligisten. Es sollte ein Näherrücken sein. Dieses Vorhaben konnte allerdings nie wirklich umgesetzt werden. «Doch auf Juniorenebene schafften wir den Durchbruch. Es lag wohl daran, dass seitens des FC Ruggell Klaus Tschütscher als Juniorenleiter das Sagen hatte», freut sich Herbert Oehri über jenen Teilerfolg und betont: «Als Klaus Tschüt-
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scher in die Politik eingestiegen ist, pflegten wir ein gutes Verhältnis und halfen uns gegenseitig nach aussen.»
Daniel Meier folgt auf Herbert Oehri An der 33. GV am 21. März 1996 im Restaurant «Eintracht» wurde der Schellenberger Daniel Meier – ein ehemaliger USV-Spieler – zum neuen Präsidenten gewählt. Er trat in die Fussstapfen von Herbert Oehri, der nach vier Jahren kürzer trat. Herbert Oehri gesteht ein, dass er Ivo Klein als seinen Nachfolger gewinnen wollte. «Ich konnte Klein leider nicht dazu bewegen. Aus beruflichen Gründen hat er mir abgesagt. Zusammen mit Ivo Klein haben wir schliesslich Daniel Meier bekniet», war Oehri erleichtert, einen Nachfolger zu präsentieren. Erlebnisse, die nie vergessen gehen Es gibt unbeschreiblich viele Zeitzeugen, die Herbert Oehri im und um den Verein begleiteten, ihn lobten, ihn schätzten und respektierten, obwohl er in Verhandlungen oftmals die Brille des Geschäftsmanns trug und hart in der Sache verhandelte.
gelmässig getroffen und die wichtigsten Punkte angesprochen. Es herrschte eine lockere Atmosphäre. Herbert war wohl einer der lockersten USV-Präsidenten», erzählt Benno Gerner.
Sein Beziehungsnetz Herbert Oehri gehörte während vieler Jahre auch der USV-Transferkommission an. Er pflegte enge Beziehungen nach Vorarlberg. Sein Beziehungsnetz war gross. Auch William Gerner, Adolf Hasler und Clemens Oehri wirkten als Mitglieder der Transferkommission mit und waren in jener Thematik tief involviert. Als A-Juniorentrainer holte HOE dereinst die österreichischen Internationalen Helmuth Metzler und Heinz Pienz zum USV. «Herbert Oehri hatte ein Beziehungsnetzt wie kaum ein zweiter, er arbeitete intensiv im Vorstand mit», lobt Herbert Marxer.
Benno Gerner sass während vieler Jahre im USV-Vorstand. «Wir haben die Entscheide relativ locker getroffen. Die Hände hochhalten gab es unter Herbert selten. Ein Nicken und Ja- Sagen reichte im Normalfall. Wir haben uns re-
Links: 1976: Herbert Oehri als Platzspeaker beim Gemeindesportfest Eschen/Mauren, neben ihm sein Sohn Gerry 2010: Die ersten drei USV-Präsidenten im Sport park: v. l. Herbert Oehri, Adolf Hasler †, Medard Oehri †
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Und die «USV-Post» Um den USV in der Öffentlichkeit stärker zu verankern, entstand die «USV-Post». Sie erschien erstmals im Oktober 1984. Die Grundlagen lieferte in den Anfangsjahren Adolf Hasler, Herbert Oehri setzte die Arbeit fort. Auch im Jahre 2016 ist die «USV-Post» ein fester Bestandteil des USV-Vereinslebens. Sie wird immer noch von Herbert gemacht. Vor den Sommerferien werden die USV-Freunde über Internas des USV-Vereinslebens informiert. Herbert Oehri genoss es stets, Internas aufzuschnappen und zu verarbeiten. Auf diese Weise werden wir an seinen früheren Job als Chefredaktor beim Liechtensteiner Volksblatt erinnert. Auch das Wohl der Fans bei den USV-Heimspielen war ihm wichtig. Um die Besucher aktuell zu informieren, entstand das Matchprogramm. Dieses hat «Sock» praktisch gratis für den USV angefertigt.
Herbert Oehris Ämter beim USV
Präsident: 18. August 1992–21. März 1996 (GV) Vorstandsmitglied: 1962–1997 Juniorenobmann: 1964–1965 1970–1972 Juniorentrainer: 1966–1990 (ab 1974 J+S, Leiter 1) Trainer der zweiten Mannschaft: in den 1980er-Jahren 72
[ Kurt Oehry über HOE ]
«Strumpf-Oehri-Buaba» Wir «Strumpf-Oehri-Buaba» waren eifrige Kicker. Leider waren unsere Eltern dagegen. Der Vater rief: «Wo sind sie? Sie söllen schaffa, statt amana Leder nochischpringa.» Die Fussballschuhe wurden von unserer Mama versteckt, die glaubte, uns so beizukommen. Weit gefehlt. Wir hatten eine Strumpffabrik und genügend Socken und Strümpfe. Herbert und ich zogen kurzerhand jedes Mal drei Paar Socken an und gingen so ins Training. Später trafen wir dann ein Arrangement mit dem Papa: Jeden Samstag mussten wir in unserer Hausbündt Steine auflesen; dafür durften wir zum Match gehen.
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Herbert hat ein neues Hobby entdeckt Herbert Oehri hat sich zeitlebens dem Fussball und somit dem USV Eschen/Mauren verschrieben. Obwohl er die letzten Jahre zu dem Unterländer Traditionsverein leicht auf Distanz ging, hat er den aktuellen USV-Präsidenten Horst Zech ins Spiel gebracht.
Von Ernst Hasler
Gattin Inge kümmerte sich um die Kinder Durch das Engagement von Herbert Oehri beim USV war seine Familie wohl oder übel ebenfalls eng mit dem USV verbunden. Seine Ehefrau Inge hatte Herbert Oehri aber praktisch nie auf dem Fussballplatz dabei. Warum denn eigentlich, war sie möglicherweise fussballscheu? «Da ich selten zu Hause war, sondern entweder mit den Junioren oder für den Verein unterwegs war, hat sie zu Hause für das Wohl der drei Kinder Vera, Gerry und Wilmar gesorgt», klärt Herbert Oehri auf. «Als ich noch aktiv war, besuchte Inge regelmässig die USV-Heimspiele der 4. und später der 3. Liga auf dem Presta-Platz in Eschen. Auch als die Buben bei den Junioren spielten, war Inge oft auf dem Fussballplatz anzutreffen. Sie hat sogar Autotransporte für den USV gemacht und viele Jahre auch die Junioren-Dresse gewaschen. Sie war enger mit dem USV verbunden, als man auf den ersten Blick vermuten würde.» Sohn – Vater Sohn Gerry pflegte als aktiver Spieler ein spezielles Verhältnis zu seinem Vater. Er erlebte ihn neben seiner Vaterrolle als Trainer, einmal sogar als Mitspieler (!) und auch als USV-Präsident. «Schliesslich war ich sehr oft mit ihm gemeinsam auf dem Fussballplatz unterwegs», erinnert sich Gerry Oehri an seine aktive Fussballzeit. «Froh war ich, wenn mein Vater nicht mein Trainer war. Es hatte mich gestört; denn er war wesentlich strenger mit mir, als mit den anderen Mitspielern»,
sprach Sohnemann Gerry das spezielle Verhältnis an. Eine Bevorzugung erfuhr er somit keineswegs. «Darüber war ich froh. Wenn ich spielen durfte, wusste ich, dass meine Leistung im Training und in den Partien zuvor in Ordnung war», lächelt Gerry Oehri heute. An eine Situation hatte er dennoch nicht einmal in seinen kühnsten Träumen gedacht: Dass er eines Tages gemeinsam mit seinem Vater ein Meisterschaftsspiel absolvieren würde. Es handelte sich um die Saison 1980/81. «Ich war A-Junior und mein Vater war Zwei-Trainer. Da es personelle Engpässe gab, bot er einige A-Junioren für ein Auswärtsspiel in Trübbach auf. Aufgrund von Verletzungen musste er sogar selbst einspringen, somit standen wir eine Halbzeit gemeinsam auf dem Platz», möchte Gerry Oehri jenes Erlebnis nicht missen. Aus einer Position der Distanz erlebte er seinen Vater als USV-Präsidenten in den Jahren 1992 bis 1996. «Damals war ich schon etwas älter, deshalb betrachtete ich seine Präsidentschaft mit einer gewissen Gelassenheit. Für mich war es eine logische Folge, dass er aufgrund seines Engagements für den USV auch einmal als Präsident wirken würde», blendet Gerry Oehri zurück.
Aktive Präsidentensuche Apropos Präsident: Das Wohl des USV liess HOE nie los. Bei der Suche des Nachfolgers von Wolfgang Marxer als USV-Präsident war Herbert Oehri aktiv unterwegs. Schliesslich übernahm im Frühjahr 2008, am 28. März, der Schaanwälder Horst Zech das Zepter beim Unterländer Traditionsverein.
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[ Roger Matt über HOE ]
Mit Herzblut Ich durfte Herbert Oehri vor über 25 Jah ren mit meinem Eintritt in den Vorstand des USV Eschen/Mauren näher kennenlernen. Schon damals machte sein stetiger Enthu siasmus für den Fussball und den USV im speziellen – zu dessen Gründern Herbert gehört – auf mich einen sehr grossen Ein druck. Zusammen haben wir damals vier sehr intensive Vorstandsjahre – ich als jun ger Kassier, er als erfahrener Präsident mit ausgeprägtem Fussballverstand – erlebt. In vielen Situationen konnte ich während die ser Zeit Herberts Charakterzüge in vielen Erfolgs-, aber auch in einigen Stress- und Krisensituationen kennen und schätzen ler nen. So ist er oft sehr impulsiv, aber stets das Ziel des Vereinserfolges vor Augen hal tend aufgetreten. Dieses Interesse und die Unterstützung des USV ist Herbert bis heute ein wichtiges und zentrales Anliegen geblie ben. Seine Aussage, dass er «mit Herzblut» mit dem USV verbunden ist, ist auch seine gelebte Einstellung. Als Vereinsverantwortli che durften wir ihm nach seinem Rücktritt
aus der ersten Reihe dafür die Ehrenpräsi dentschaft verleihen. Herbert hat es uns mit zahlreichen finanziellen und ideellen Zuwendungen, journalistischen Beiträgen, der Gestaltung der «USV-Post» und schlussendlich mit dem Jubiläumsbuch «50 Jahre USV Eschen/Mauren» verdankt. Neben sei nem Engagement im Sport ist Herbert mit Leib und Seele Redaktor, interessiert am Ge meindegeschehen, der Dorf- und Landespoli tik sowie der Ahnenforschung. Ich kann mit Freude behaupten, dass Herbert mich wäh rend des letzten Vierteljahrhunderts immer wieder begleitet und geprägt hat. Ich wün sche ihm noch viele Jahre voller Gesundheit und auch künftig viel Elan und Schaffens kraft. Zusätzlich ist mein Wunsch als lang jähriger Freund und Weggefährte an ihn, dass er sich mehr Zeit für sich selbst sowie seine Lieben nimmt.
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Mit welchen Argumenten konnte Herbert den «Neuling» für den USV fesseln? «Er hat mich angefragt. Der Prozess unserer Gespräche dauerte ein halbes Jahr. Herbert verstand es, mich zu animieren. Letztlich wollte ich dem Sport etwas zurückgeben, denn früher war ich aktiv im Skisport unterwegs», erinnert sich Horst Zech, der in jungen Jahren zudem beim FC Mauren und den A-Junioren des FC Vaduz a ktiv Fussball gespielt hatte.
Grosses Interesse auch am Radsport Das Geschehen beim USV verfolgt Herbert Oehri heute aus einer gewissen Distanz. In seinem Magazin «lie:zeit» analysiert er die sportlichen Entwicklungen beim Erstligisten USV Eschen/Mauren. Interessanterweise verfolgt der Sportfan heutzutage gerne Radrennen. Ob Tour de Suisse, Giro d’Italia oder Tour de France: «Ich liebe den Radrennsport», gesteht Herbert Oehri.
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Zum USV pflegt er immer noch einen direkten Draht. «Es besteht nicht mehr jene enge Beziehung, aber als Mitbegründer leidet und fühlt man stets mit dem Verein mit. Den Verein unterstütze ich auch heute noch privat und geschäftlich», so Herbert Oehri, der jeden Tag im Schellenberger Wald mit seiner Frau Inge auf dem Vitaparcours sein Pensum läuft. «Ich war aus gesundheitlichen Gründen nach meiner Operation im Jahre 2002 dazu gezwungen, wieder Sport aktiv zu betrei-
ben. Der Herrgott hat mir aber eine gute Gesundheit gegeben, die es mir erlaubt, täglich mehrere Stunden im Medienbuero Oehri & Kaiser AG zu a rbeiten», sagt Herbert in unserem Gespräch.
Seite 74: USV-Jubel nach dem Cupfinal-Sieg gegen Vaduz 1987, Gerry Oehri und Christian Augsburger mit Pokal Seite 76: 24. Mai 1990: Cupfinal in Triesen gegen Vaduz, der USV Eschen/Mauren verlor 1:4. Hinten v. l. Martin Wolfinger, Michael Matt, Michael Sprenger, Jürgen Walser, Milo Bogojevic, Stefan Hassler, Jürg Ritter, Herberts Sohn Gerry Oehri, Dragan Bogo jevic (Trainer); vorne v. l. Emil Büchel, Rolf Ziegler, Peter Klaunzer, Martin Oehry, Martin Batliner und Christian Matt Gründung des Radfahrvereins Mauren am 13. Dezember 1975, Herbert vorne links in Lederjacke Oben: USV-Junioren: stehend v. l. Coach Chris Blumenthal, Trainer Herbert Oehri, Jochen Matt, Michael Meier, Mario Wohlwend, Stefan Hassler, Jürgen Gritsch, Gino Blumenthal, Michael «Muttle» Matt, David Montinari, Norman Hoop, USV-Präsident Medard Oehri; kniend v. l. Michael «Mischa» Ritter, Patrick Zünd, Manfred Meier, Rainer Ritter, Marco Condito, Suat Türkyilmaz, Harry Müller
[ Horst Zech über HOE ]
Herbert und der USV – eine besondere Symbiose In ganz jungen Jahren hatte ich mit Her bert Kontakt, als 12-jähriger Bursche, der beim FC Mauren Fussball spielte. Herbert war damals schon ein quirliger und – man sah es gleich – ein begabter «Tschütteler». Wie ich mich erinnere, ist Herbert 1959 zum FC Eschen gegangen, und später sind wir uns dort wiederum begegnet. Unser Fussballtrainer war der legendäre Real schullehrer Arthur Jehle. Noch legendärer war der Fussballplatz der Presta, von dem Herbert und ich abendfüllende Geschichten erzählen könnten. Im Jahre 1961 bin ich dann nach Genf gezogen, und so gingen unsere Wege zwischenzeitlich auseinander. Es war der Fussball, der uns wiederum zusammenführte, und wer Herbert kennt, weiss, dass er im Fussball immer schon ein sehr präsenter Typ war. Schliesslich war er auch Gründungsmitglied des USV Eschen/ Mauren, und er hat sich bei diesem Unter länder Paradeverein stets mit grossem En gagement als aktiver Fussballer,
als Trainer, Vorstandsmitglied, als lang jähriger Präsident und bis heute als treu er Unterstützer und Sponsor eingebracht. «Der Herbert und der USV – die gehören einfach zusammen und bilden eine beson dere Symbiose!» Seit ich das Amt des Präsidenten beim USV bekleide, tauschen wir uns natürlich auch immer aus und unsere Gespräche sind – das können Sie sich vorstellen – ziemlich lebhaft. Aber spannend. Ich habe die of fene, direkte und begeisterungsfähige Art von Herbert immer schon gemocht und geschätzt, und ich hoffe, er bleibt der HOE – so wie er leibt und lebt. Horst Zech, USV-Präsident
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«USV ist Herzenssache» Seit dem Frühjahr 2008 ist Horst Zech USV-Präsident. Er pflegt mit Herbert nach wie vor enge Kontakte. Ernst Hasler befragte ihn zur Person Herbert Oehri.
Herbert Oehri hat dich als USV-Präsident angeworben. Besteht noch eine Kooperation zwischen ihm und dem USV Eschen/Mauren? Horst Zech: «Seit ich Präsident des USV bin, pflege ich mit Herbert eine sehr gute persönliche Beziehung. Wie ich Herbert kenne, hat er durch seine Tätigkeit als ehemaliger Präsident und Juniorenleiter eine sehr positive Einstellung zum USV. Er persönlich und auch die Firma Medienbuero Oehri und Kaiser AG mit dem Monatsmagazin «lie:zeit» unterstützen den Verein mit Herzblut in diversen Sparten.»
Gibt es ein bleibendes Erlebnis, das du mit Herbert Oehri irgendwann erlebt hast? Horst Zech: «Wenn ich irgend etwas für den Verein gemacht habe, das Herbert überhaupt nicht gefallen hat, kann er schon sagen, dass ich den USV an den Hut stecken kann, und ich soll ihn mit dem Verein nicht mehr konfrontieren. Da ich aber seine Emotionen kenne, haben wir nach ein paar Tagen immer wieder eine Lösung gefunden, die ihn beruhigt hat. Ich hoffe für den Verein, dass uns Herbert noch lange erhalten bleibt. Ja, der Verein braucht solche Leute.»
Wie stufst du Herbert Oehri als USV- Sympathisant ein? Horst Zech: «Herbert hegt viele Sympathien zum Verein. Er ist glücklich, wenn es im Verein gut läuft. Er kann sich aber auch sehr kritisch äussern, wenn irgendwelche Probleme auftauchen, vor allem wenn es in der Ersten Mannschaft nicht läuft, wie er sich das vorstellt. Ich habe durch Herbert und die Medienbuero AG einige interessante Persönlichkeiten kennengelernt, die mir beim einen oder anderen Transfer helfen konnten.» Ist «Sock» ein Inbegriff des Vereins, denn schliesslich hatte er während vieler Jahre mehrere Funktionen bekleidet? Horst Zech: «Er geniesst eine hohe Anerkennung. Oft ist es aber nicht leicht, den Verein und Herbert in Einklang zu bringen, da er seine Meinung auch sehr kritisch kundtun kann. Dennoch ist und bleibt der USV für ihn eine Herzens sache.» Lebt ein Verein von solchen Typen, die USV leben und denken? Horst Zech: «Das ist keine Frage. Ein Verein kann nur funktionieren, wenn solche erfahrene Personen im Hintergrund mitwirken.»
Links: Herbert Oehri und Horst Zech, Juli 2017 Rechts: Entgegen allen Erwartungen wurde die USV-Elf vor rund 700 Zuschauern in Ruggell verdienter Sieger im Cupfinal dank einem 1:0-Erfolg über das favori sierte Team des FC Vaduz. Das goldene Tor erzielte Christian Matt in der 47. Minute. Diese Aufnahme zeigt stehend von links: Mario Blumenthal (Coach), Wolfgang Matt (Interimstrainer), Patrick Zünd, Jimmy Lüchinger, Sepp Lenhart (Spielertrainer, ver letzt), Hubert Flecker, Harry Zech, Jürg Ritter, Gerry Oehri, Medard Oehri (Präsident); vorne v. l. Stefan Hassler, Rolf Ziegler, Marco Blumenthal, Christian Augsburger, René Flatz, Franz Minoretti, Christian Matt und Peter Hütter (Masseur).
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Unvergesslich! Prägende Erlebnisse und markante Sprüche stehen für die Marke Herbert Oehri. Sie sind sehr zahlreich, einige davon sind hier zum Besten gegeben.
«Ihm fehlten die Zähne» «Einmal hat Herbert Oehri einen neuen Spieler vorgestellt. Als dieser den Mund öffnete, fehlten ihm die Zähne. Der «Neue» sei ein hervorragender Fussballer, Zähne brauche er nicht, nur gute Beine, sagte HOE. Ich konnte das Lachen kaum zurückhalten», gestand Herbert Marxer. Eine andere Episode: Im Falle von Rene Flatz aus Rankweil, einem der bis dahin besten Stürmer, die beim USV je gekickt haben, kam es zu internen Diskussionen. «Keinen Rappen erhältst du», erinnerte sich Marxer an die Worte, die HOE gegenüber Rene Flatz erklärte. Flatz spieltebeim USV weiter. Zwölf Personen im Mercedes Eine Autofahrt wird Herbert Oehri wohl nie vergessen. Der USV spielte mit seinen C-Junioren in Schaan. «Ich war für alles zuständig. Nach Spielschluss habe ich alle zwölf Spieler im Mercedes mitgenommen; zwei davon habe ich im Kofferraum untergebracht. Heutzu tage würde man für ein solches Verhalten eingesperrt werden», muss Herbert Oehri 40 Jahre später lächeln, wenn er davon erzählt.
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[ Begeisterung von klein auf ]
«Das Fuder ist gebunden» Sobald die von Herbert Oehri trainierten und gecoachten Juniorenteams klar in Führung lagen und sie einem Sieg zusteuerten, hat Herbert zudem einen markanten Spruch, der die landwirtschaftliche Prägung seiner Zeit durchscheinen liess, losgelassen: «Das Heu ist komplett und das Fuder ist gebunden.» «Mir kommt niemand ins Haus» Der Besuch eines A-Juniorenturniers in Fischen nutzte der USV-Vorstand mit Medard Oehri, Kassier Otto Schläfli, Adolf Hasler, dessen Sohn Dietmar sowie Herbert Oehri, um gleichzeitig einen Ausflug zu unternehmen. Herbert Marxer erinnert sich: «Mit Medard Oehri suchte ich nach einer Privatunterkunft. Als wir das Haus betreten wollten, keiftedie Mutter eines jugendlichen deutschen Spielers aus dem oberen Stockwerk: «Mir kommt niemand ins Haus!» Schliesslich landeten wir in einer E rsatzunterkunft, die Herbert Oehri aufgetrieben hatte. Zu dritt landeten wir bei einer Gastfamilie in einem kleinen Zimmer eines sehr alten Hauses. Ich habe auf einem schmalen Bett von 50 cm Breite geschlafen. Das ging nicht gut. Denn mitten in der Nacht lag ich – plumps – unten am Boden. Die zwei Kollegen meinten, ich hätte auf dem Totenbett geschlafen. Wir sind aber herzlich aufgenommen und bestens verpflegt worden», blendet Herbert Marxer gerne zurück.
Und das mit dem Karbid Die Mäuseplage auf dem Eschner Presta- Sportplatz, langjährige Wirkungsstätte des FC Eschen und des USV, war enorm. Die Verantwortlichen liessen sich einiges einfallen. Eine Kostprobe gefällig? «Mit Karbid haben wir die Mäuse auf dem alten Sportplatz vertrieben. Als «Franzile» Wohlwend von der Garage Wohlwend AG in Nendeln das Karbid anzündete, schaute der Prestaplatz aus, als hätte dort eine Bombe eingeschlagen. Die Rauchentwicklung war so gross, dass sie den Verkehr auf der Nendlerstrasse behinderte. Der Rauch war in der gesamten Gemeinde zu sehen. Und die vielen hundert Mäuse auch, die Richtung Schaan davonrannten», erzählt Herbert Oehri. Empfehlung an Ref Dredla Eine Empfehlung gab Herbert Oehri dereinst an Schiedsrichter Aldo Dredla ab: «Sie haben gut gepfiffen, aber überlegen Sie sich jedoch, in eine psychiatrische Klinik zu gehen. Ich meine es ernst mit Ihnen», erinnert sich Herbert Marxer an eine der provokantesten Aussagen von Herbert Oehri.
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HOE auf Spurensuche Ahnenforscher und Publizist
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[ Ahnenforscher und Publizist ]
Herbert auf Spurensuche Herbert Oehri ist ein Pressemensch durch und durch, der – was einen begnadeten und leidenschaftlichen Journalisten auszeichnet – das Ohr sehr nah bei den Menschen und die Feder zu jedem Zeitpunkt zur Stelle hat.
Von Johannes Kaiser
Besonderes Interesse für die kulturellen Wurzeln Die intensive Auseinandersetzung mit den Gemeinden sowie deren Menschen und Geschichten liess ihn nie mehr los. Insbesondere seine Heimatgemeinde hat es ihm angetan. Bei der Erforschung der Maurer Sippen und des früheren Lebens unserer Vorfahren in den verschiedenen Dorfteilen von Mauren nahm es Herbert – wie man so schön sagt – den Ärmel immer mehr hinein. Sein Ziel war es, die gesammelten Daten, Bilder, Erzählungen und Episoden zahlreicher Bürgerinnen und Bürger in einer Buchreihe zu publizieren. Mit der Gründung des Vereins für Ahnenforschung, Pflege der Kultur und des Brauchtums Mauren fand er im Jahr 2004 die nötigen Mitstreiter für die Realisierung dieses Projekts. Nach jahrelanger genealogischer Arbeit wurde die fünfbändige Buchreihe «Menschen, Bilder und Geschichten – Mauren von 1800–2000» fertiggestellt. Was auf diesen insgesamt rund 2500 Seiten für die heutigen und nächsten Generationen an genealogischen, geschichtlichen, sozialen, kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Ereignissen und Begebenheiten nachzulesen ist, ist einmalig. Es gibt nirgendwo ein vergleichbares Werk, das in dieser Breite und in dieser Tiefe angelegt ist und so viel Wissenswertes aus einem Dorf mit Verbindung zu allen anderen Gemeinden Liechtensteins enthält.
Intensives und vielseitiges publizistisches Schaffen Das grosse publizistische Engagement von HerbertOehri kommt in weiteren interessanten Produktionen zum Ausdruck, welche er als Redaktor beispielsweise mit dem Zeitverlag herausbringt, so z. B. die Zeitschrift lie:zeit/bau:zeit seit dem Jahre 2009 und weitere Publikationen in den Bereichen Kultur, Sport und Gesellschaft: «Vereinshaus und Kleinkinderschule Mauren von 1912–2003», die Filmproduktionen zum Jubiläum «300 Jahre Liechtensteiner Unterland 1699– 1999», «s Hundertölferbuach va Mura» mit 111 Geschichten und Gedichten im Maurer Dialekt, das «Liechtensteiner Fussballbuch» im Jahr 2008 aus Anlass des 75-jährigem LFV-Jubiläums, «75 Jahre Liechtensteinischer Skiverband», ebenfalls zu dessen 75-jährigen Verbands-Jubiläum, und zahlreiche weitere Dokumentationen und Buchwerke. USV – eine Herzensangelegenheit Als Gründungsmitglied des Fussballclubs USV Eschen/Mauren, bei dem er viele Jahre aktiver Fussballer und ausserdem über 30 Jahre lang Vorstandsmitglied sowie einige Jahre Präsident war, liegt ihm dieser Sportclub besonders am Herzen. Das zeigt sich auch in seiner publizistischen Tätigkeit. So hat er vor rund 35 Jahren die «USV-Post» aus der Taufe gehoben, die das Vereinsgeschehen bis ins Detail abbildet. 2013 rückte er das grosse USV-Jubiläum mit der Publikation «50 Jahre USV Eschen/Mauren» ins rechte Licht.
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[ Ahnenforscher und Publizist ]
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[ Ahnenforscher und Publizist ]
Links: 18. Mai 2004: Gründungsversammlung des Vereins für Ahnenforschung, Pflege der Kultur und des Brauchtums Mauren. Von links: Gerold Matt †, Adolf Marxer «Dökterle», Doris Bösch-Ritter, Dr. Herbert Batliner, Walburga Matt, Herbert Oehri, Rita Meier, Adolf Marxer † «Thedoras», Johannes Kaiser Die Gründungsmitglieder des Vereins für Ahnen forschung, Pflege der Kultur und des Brauchtums Mauren bei einer Sitzung im «Hirschen», Mauren: Rechts Gerold Matt †, Rita Meier, Walburga Matt, Adolf Marxer «Thedoras»†, Johannes Kaiser, Herbert Oehri (am Tischende), links: Dr. Herbert Batliner, Adolf Marxer (Dökterle), Doris Bösch-Ritter Rechts: Besuch von Herbert Oehri und Johannes Kaiser bei S. D. Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein und Erbprinz Alois von Liechtenstein auf Schloss Vaduz Herbert Oehri mit dem damals ältesten Maurer Bürger und Zeitzeugen Johann Wohlwend «Wabel» (1910–2010) Seite 90: Dezember 2015: Übergabe des ersten Bandes der fünfteiligen Buchreihe «Menschen, Bilder und Geschichten – Mauren von 1800 bis heute» an den Fürsten Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein; links Anna Stenek und Vera Oehri (Medienbuero Oehri & Kaiser AG), rechts Walburga Matt (Ahnenforschungsverein Mauren), Herbert Oehri und Johannes Kaiser (Medienbuero Oehri & Kaiser AG und Ahnenforschungsverein Mauren)
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[ Ahnenforscher und Publizist ]
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[ Joahnnes Kaiser über HOE ]
HOE – ein Macher und kreativer Medienmensch Herbert hat das Feeling und ausserordent liche Talent, Leute für sich und seine I deen zu gewinnen. So holte er mich bereits in den Studienjahren als Freelancer zum Volksblatt, wo ich in meinen jungen Jah ren Erfahrungen als Ferien-Journalist sam melte. Er führte mich in den Journalismus ein, als Ortskorrespondent in den Gemein den und natürlich bei seinem USV, bei dem ich lange Zeit die Match-Berichte schrieb. Natürlich nur Gutes! «Du musst aus Kuh fladen Schokolade machen können …», sagte er mir mit seinem Schalk. S ie wissen, was er damit meinte – ich auch. Im aktiven Fussballwesen begegnete ich Herbert als Junior und Aktivspieler und könnte von seinen Trainings- und Motiva tionskünsten die spannendsten Geschichten erzählen. Dass mich das gesellschaftliche und politische Geschehen im Land und der Welt stets interessierte, spürte Herbert sehr schnell, und so war er mein politischer Mentor. Es war mir eine Freude,nach
einer Vorstehertätigkeit mit H m erbert im Jahre 2003 die Medienbuero Oehri & Kaiser AG zu gründen, die sich zu einem renommierten Medien- und Kommunikati onsunternehmen entwickelte. Wer Herbert kennt, weiss, von welchem initiativen Engagement und Tatendrang er beseelt ist – er ist ein Macher. Wenn sich eine Idee in seinem Kopf entwickelt, dann liegt die Realisierung nicht fern. Das Schrei ben und Publizieren ist für ihn mehr als ein Beruf – es ist eine Berufung, welche er mit bestaunens- und bewundernswertem Elan sowie Herzblut ausführt. Was ich an HOE sehr schätze, sind seine menschlich hervorragenden Qualitäten: sein Humor, seine Empathie, seine Loyali tät, die ihn in hohem Masse auszeichnen. Dafür spreche ich Herbert als langjähri ger Kompagnon, als Geschäftspartner und Freund ein ganz herzliches Dankeschön aus.
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[ Ahnenforscher und Publizist ]
Dezember 2015: Buchpräsentation mit Lesung vom «s Hundertölferbuach va Mura» im Rössle in Mauren Oben: Vorsteher Freddy Kaiser, Herbert Oehri und Loretta Federspiel-Kieber Mitte: Herbert mit Adolf Marxer Unten: Heinz Ritter und Trudy Bricci-Marock lesen Geschichten
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[ Ahnenforscher und Publizist ]
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[ Werdegang ]
[ Ausbildung und Berufsweg ] 1948–1954
Volksschule Mauren
1954–1959 Abschluss Collegium Marianum Vaduz (späteres Liechtensteinisches Gymnasium) 1959–1961 Abschluss Banklehre, Schweiz. Volksbank, Fribourg inkl. Besuch eines zweijährigen Rechtsstudiums an der Universität Fribourg Ab 1961
Anstellungen bei der LLB und LGT
1971–1986 Anstellung beim Liechtensteiner Volksblatt, Schaan, in Doppel funktion als kaufmännischer Leiter und Redaktor 1987
Gründung eines eigenen Presse- und Medienbüros
2003 Gründung und Erweiterung der Medienbuero Oehri & Kaiser AG in Eschen gemeinsam mit Johannes Kaiser
[ Öffentliches Engagement ] 1963
Mitbegründer des Fussballclubs USV Eschen/Mauren
1963–2000
Vorstandsmitglied, USV-Präsident von 1992 – 1996
1972–1980
VR-Mitglied der Liechtensteinischen Landesbank AG, Vaduz
1999 Autor der Jubiläums-Schrift «300 Jahre Liechtensteiner Unterland 1699–1999», im Auftrag des Festkomitees für die Feierlichkeiten. 2003 Initiant und Mitbegründer des Gemeinnützigen Vereins für Ahnenforschung, Pflege der Kultur und des Brauchtums Mauren 1975
Mitbegründer des Radfahrvereins Mauren (RVM)
1994 Mitbegründer des TV-Kanals Eschen/Mauren (später Trennung in TV-Kanal Mauren und TV-Kanal Eschen) 94
[ Werdegang ]
[ Buch-Editionen ] 1983
Zwanzig Jahre USV Eschen/Mauren 1963 – 1983, Autor
1988
Broschüre Renovation Maurer Pfarrkirche St. Peter und Paul 1985 – 1988
2003
Autor des Buches «Kinderheim und Jugendhaus Mauren»
2005
Produktion und Redaktion Sportpark-Broschüre inkl. Filmaufnahmen
2000–2011 Initiant und Co-Autor der fünfteiligen Buchreihe «Menschen, Bilder und Geschichten – Mauren von 1800 bis heute» 2008
Initiant und Herausgeber, Mitautor «Das Liechtensteiner Fussballbuch»
2011
Buchproduktion Jubiläumsbuch «75 Jahre Liechtensteiner Skiverband»
2013
Buchproduktion und Herausgeber «50 Jahre USV 1963 – 2013»
2015
Mit-Initiant und Co-Autor des Dialektbuchs «s Hundertölferbuach va Mura»
[ Bei der Buchreihe «Menschen, Bilder und Geschichten – Mauren von 1800 bis heute» handelt es sich um ein geschichtliches, kulturelles und gesellschaftliches Werk, das seinesgleichen nicht nur in Liechtenstein, sondern weltweit sucht.
]
Freddy Kaiser Vorsteher Gemeinde Mauren
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[ Dankeschön ]
F
ür die Publikation dieser speziellen Buch-Edition – der HOE-Biografie –
bedanken wir uns in erster Linie ganz herzlich bei Herbert Oehri selbst,
der uns in allen Bereichen der Informations-Aufbereitung über die diversen Lebenszyklen sehr offen und bereitwillig zur Seite stand. Uns stand auch das private F otoarchiv zur Verfügung, sodass wir die Publikation sehr authentisch illustrieren konnten. Darüber hinaus bedanken wir uns für die sehr zuvorkommende monetäre Unterstützung. Ein herzliches Dankeschön gilt allen Autorinnen und Autoren, die mit ihren publizistischen Beiträgen die Charakteristik, die Wirkungsvielfalt sowie das Typische «am HOE» auf einzigartige Weise darzulegen vermochten. Die HOE-Biografie ist eine «Inhouse»-Produktion der Medienbuero Oehri & Kaiser AG, und so gilt den Mitarbeitenden ein herzliches Dankeschön sowie insbesondere der Grafik für die konzeptionelle und visuelle Gestaltung ein grosses Kompliment. Damit das Ganze so schön in den Händen liegt und nicht nur von der Lektüre her fasziniert, sondern auch die haptische Wahrnehmung anspricht, war die BVD Druck+Verlag AG in Schaan verantwortlich. A uch ihr ein Dankeschön für die professionelle Facharbeit. Wir hoffen – liebe Leserinnen und Leser – dass Ihnen dieses unikate Werk sehr gut gefällt. Empfehlen Sie uns, wenn Sie in Ihrem Familienoder Unternehmenskreis eine wertgeschätzte Persönlichkeit in Form einer B iografie in den Fokus stellen möchten. Medienbuero Oehri & Kaiser AG
[ Autoren ] Autoren: Herbert Oehri; Johannes Kaiser; Walter-Bruno Wohlwend; Ernst Hasler
[ Bildnachweis ] Fotos und Illustrationen: Privatarchiv Herbert Oehri; ZVG Titel: Oliver Hartmann
HOE = Herbert Oehri «gestern, heute, morgen» Die HOE-Biografie dokumentiert die Meilen-
die nun mal endlich den HOE «beobachtet» –
steine von gestern, heute und morgen einer
und seine bisherigen Lebenslinien von der
Persönlichkeit, die zeitlebens Geschichten von
Kindheit, seiner Familie, der publizistischen
Menschen, gesellschaftliche Begebenheiten,
Berufung, seinen Hobbys bis hin zu seinem
Zeitdokumente, politische Geschehnisse, Blicke
Steckenpferd – der Genealogie – in den Fokus
«hinter die Kulissen», Beobachtungen usw. aus
stellt. Sie werden sehen, es ist eher ein Roman
Liechtenstein und der Welt ins Rampenlicht stellte.
als eine Biografie.
Dieses Buch ist ein Werk – eine Biografie–