konstruktiv - Zürich baut

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KONSTRUKTIV Das Magazin zur aktuellen Bautätigkeit in der Stadt Zürich ıı 6 Franken

Zürich kratzt am Himmel ıı Hochhäuser gehören in die Stadt „Architekten brauchen Demut“ ıı Im Gespräch mit Hans Kollhoff Baden im Braukeller ıı Zürichs grösstes Thermalbad entsteht


Inhalt

KONSTRUKTIV

Editorial von Felix Ruhl II 03

Interview mit Hans Kollhoff II 04 Zürich kratzt am Himmel II 08

Der Prime Tower setzt Akzente II 12

Kein Glaspalast, kein Bilbao-Effekt II 16 Baden im Braukeller II 19 Minergie im Trend II 20

Humorvoll und hintersinnig II 22

Mobimo Tower in Zürich West II 24

Die Koch Gruppe steht an fünf Standorten in der Schweiz mit kompetenten und gut ausgebildeten Projektteams für die gesamte Sicherheitstechnik am Objekt zur Verfügung. Von der Planung über die Realisation bis zum richtigen Service von Schliessanlagen, Zutrittskontrollen, Verschlussund Rettungswegtechnik kann die Koch Gruppe als Partner für die gesamte Sicherheit Schnittstellen minimieren. Dies gewährt eine problemlose Umsetzung der von der Bauherrschaft gestellten Anforderungen, vereinfacht die Inbetriebnahme und bietet messbare Vorteile im Unterhalt und Service.

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser In den letzten Jahren konnten wir Ihnen Zürich als Boomtown präsentieren, als Stadt, in der rasante ökonomische Prozesse zu Bevölkerungswachstum und zu einer Vielfalt an Lebensformen geführt haben, die ihren Ausdruck in der Architektur finden. Im Moment dagegen macht sich die internationale Finanzkrise auch auf dem Platz Zürich bemerkbar und hat dazu geführt, dass mancherorts der Rotstift gezückt wurde.

Kontinuität in der Krise

Einige Bauprojekte mussten sistiert werden, doch es spricht für die Stärke der Stadt, dass nun kein hektisches Zurückrudern beginnt. Vielmehr wurden kaum überrissene Projekte lanciert. Was im Bauen begriffen ist, ist meist gut begründet, vernünftig geplant und solide finanziert. ETH-Professor Hans Kollhoff nimmt auf diese für Zürich typische Einstellung im konstruktiv-Interview Bezug.

Dies im Zuge der Umwandlung einst industriell dominierter Quartiere zu Stadtteilen, in denen Arbeiten, Wohnen und Kultur bald für Spannung sorgen sollen. Das herausragende Gebäude wird der Prime Tower an der Hardbrücke sein. Die Architekten Annette Gigon und Mike Guyer erklären in einem weiteren Interview, welche Gedanken hinter der Konzeption dieses unkonventionellen Hochhauses stehen, das bald einmal das höchste Gebäude der Schweiz sein wird. Nicht nur architektonisch, sondern auch städtebaulich und kulturell hochinteressant sind zwei Projekte, die wir Ihnen im Anschluss vor Augen führen wollen – der Vorschlag David Chipperfields zu einem Erweiterungsbau des Kunsthauses und das Hürlimann-Areal. Weitere Themen, die uns beschäftigen, sind Minergie und Kunst am Bau. Wir hoffen, Ihnen auch diesmal wieder einen abwechslungsreichen und informativen Überblick über das Geschehen auf dem Zürcher Bau-Sektor bieten zu können und wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.

Den Schwerpunkt dieses Magazins bilden die vielen Hochhäuser, an denen zur Zeit gearbeitet wird.

Felix Ruhl

Impressum Herausgeber: Frehner Consulting AG, Unternehmensberatung für PR, CH-9014 St.Gallen, Tel. +41 (0)71 272 60 80, info@frehner-consulting.com Gesamtleitung: Natal Schnetzer Produktion und Inseratemarketing: MetroComm AG, CH-9014 St.Gallen, Tel. +41 (0)71 272 80 50, info@metrocomm.ch Chefredaktor: Dr. Stephan Ziegler Redaktion: Felix Ruhl Fotos: Bodo Rüedi, Mareycke Frehner, Swiss Image, zVg Anzeigenleitung: Ernst Niederer Gestaltung: Sandra Giger. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der MetroComm AG. Juni 2009 MetroComm AG, Zürcher Strasse 170, CH-9014 St.Gallen, Tel. +41 (0)71 272 80 50, Fax +41 (0)71 272 80 51, info@metrocomm.ch, www.metrocomm.ch

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„Architekten brauchen Demut“

Hans Kollhoff, Architekt und Professor für Architektur und Konstruktion an der ETH Zürich, plädiert für eine solide, Traditionen reflektierende Architektur. Avantgardistische Kisten und skurrile Korkenzieher mag er nicht.

Sie haben einmal geschrieben: „Die Stadt ist die entwickeltste Form des Menschen, sich auf der Erde einzurichten.“ Welche Rolle spielt die Architektur für die Entwicklung städtischen Lebens? Das Erleben einer Stadt wird ganz wesentlich von ihrer Architektur geprägt. Es kann einem das Herz aufgehen, man kann aber auch depressiv werden, wenn man eine Stadt betritt. Oft wird Architektur aber auch überschätzt, beim Stadtmarketing etwa, das oft ganz seltsame Blüten hervorbringt. Gute städtische Architektur besticht nicht primär durch ausgefallene Formen, sondern ist in umfassender Weise lebensdienlich. Sie will also nicht für einen Moment interessant sein, sondern auf Dauer nützlich und schön. Sie kritisieren die Nivellierungstendenzen einer unspezifischen, global gewordenen Architektur (Bilbaoisierung), die nur noch auf der Suche nach ästhetischen Reizen ist. Wo sehen Sie solche Tendenzen in der Schweiz und in Zürich? In der Schweiz gibt es eine Aversion gegen alles Monumentale, ein ausgeprägtes Gespür für Sparsamkeit in Verbindung mit einem Hang zur Gemütlichkeit. Dieses bürgerliche Denken hat vielleicht nicht allzu viele auf Repräsentation bedachte Bauten zugelassen. Es hat aber eine Vielzahl edler Bauten hervorgebracht, deren architektonische Kraft und Feinheit sich dem heutigen Auge oft erst auf den zweiten Blick erschliesst. Denken Sie nur an die zahllosen wunderbaren Rathäuser und Schulen, die aus einem regionalen Haustyp hervorgegangen sind. Und es

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hat Exzesse verhindert, die andernorts zu gesichtslosen Städten und Quartieren geführt haben oder zu Allerweltsarchitekturen ohne Anbindung an lokale Traditionen. Aber auch in Zürich, in der Schweiz generell, ist dieser Prozess der Auflösung überlieferter Strukturen seit geraumer Zeit im Gange. Je weiter man sich vom Zentrum entfernt, desto heftiger schlägt die Globalisierung zu. In Zürich entstehen in nächster Zeit diverse Hochhäuser. Was halten Sie davon? Wenn man ein Haus zu entwerfen beginnt, ganz besonders aber, wenn man ein sehr hohes Haus bauen will, schaut man sich erst einmal um, was es schon gibt; nicht um zu kopieren, sondern um zu sehen, in welcher Gesellschaft man sich befindet und um Erfahrungen zu machen. Da lohnt es sich aber auch, Vitruv und Palladio zu konsultieren, nicht, um sich auf die Suche nach dem goldenen Schnitt zu begeben, sondern um einen ganz unmittelbaren Sinn für Proportionen zu schärfen. Der moderne Abstraktionsdrang und die funktionalistische Verflachung haben gerade das Gefühl für Proportionen, verstanden als Inbeziehungsetzen von Mensch und Artefakt, veröden lassen. Deshalb sind Hochhäuser hierzulande meist schwerfällige Kisten, deren Banalität man nun durch Rütteln und Schrauben beikommen will. Das hat etwas Verklemmtes. Dabei hat die Schweiz wunderbare Türme. An den Kirchtürmen müssen sich die Hochhausbauer messen! Skurrile Korkenzieher oder Gur-



Unser Berufsstand ist leider für so manche Kulturlosigkeit verantwortlich und hat dazu beigetragen, dass Parkplätze wichtiger geworden sind als Vorgärten.

ken haben in der Silhouette einer europäischen Stadt nichts verloren. Ich bin gespannt, ob die neuen Zürcher Hochhäuser auf lokale Bautraditionen Rücksicht nehmen und in einen plausiblen Dialog mit der Umgebung treten. Anders als Basel mit den vielen Bauten von Herzog & de Meuron und dem Novartis-Campus oder Luzern mit seinem KKL hat Zürich lange Zeit kaum Stars der Architektur-Szene angezogen. Woran liegt das und wirkt sich dies eher vor- oder nachteilig aus? Das war sicher nicht nur zu Zürichs Nachteil. In Zürich hiess es ja lange, die Stadt sei gebaut. Ausserdem hat der Souverän diverse Projekte verhindert. Vielleicht haben deshalb manche Banalitäten, wie sie in Shanghai oder Dubai anzutreffen sind, hier keine Chance gehabt. Für Architekten ist es immer lehrreich, sich die Hörner abzustossen. Boomphasen führen schnell dazu, dass nicht nur viel, sondern nachlässig und vor allem zu billig gebaut wird. Was wir brauchen, sind dagegen substanzielle, nachhaltige Gebäude – nicht nur in einem ökologischen, sondern auch in einem ästhetischen Sinn. Man darf deshalb nicht von Lebenszyklen von 30 Jahren ausgehen. Ein richtiges Haus muss für 100 Jahre und länger gebaut sein. Wo sehen Sie Ihre eigenen Arbeiten im Spannungsfeld zwischen traditionellen architektonischen Prinzipien und dem Versuch, Avantgardistisches zu schaffen? Mir wird von Kritikern vorgehalten, ich propagiere steinerne Städte, während es die Avantgarde zum transparenten Glas zieht. Ich kann nur sagen: Ich habe vom Krieg zerstörte Städte in Deutschland und in den Niederlanden gesehen, mich mit ihnen beschäftigt und gelernt, dass man in Stein einfach solider baut, weil es dabei um präzise Fügung geht. Da kann man nicht einfach drauf losbasteln. Unser Berufsstand ist leider für so manche Kulturlosigkeit verantwortlich und hat dazu beigetragen, dass Parkplätze wichtiger geworden sind als Vorgärten. Das ist das Gegenteil von Stadt. Man soll bitte nicht so zynisch sein und sagen, das seien halt die Bedürfnisse der Leute. Warum fahren wir denn so gern in den Süden und schauen uns dort die alten Städte an?

Ein richtiges Haus muss für 100 Jahre und länger gebaut sein.

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Objekt: Autocenter Zürich-Süd

Der Kostendruck immens? Die TerminVorgabe erdrückend? Die technischen Ansprüche ambitiös? Da tut es gut zu wissen, dass jemand mit Sachverstand und Engagement an der erfolgreichen Umsetzung Ihrer Version mitarbeitet.


Zürich kratzt am Himmel „Zürich ist gebaut“, soll Ursula Koch, einstige Vorsteherin der Hochbaudepartementes der Stadt Zürich, einst gesagt haben. Weit gefehlt. Heute steht in der städtischen Bauordnung „Hochhäuser gehören in die Stadt.“

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An keinem anderen Ort der Schweiz sind so viele Hochhäuser geplant wie in Zürich. Allein in Zürich-West soll schon bald eine Kette aus acht Hochhäuser eine Mini-Skyline bilden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Leutschenbach-Quartier. Die Stadtplaner sind sich einig, dass Hochhäuser das Mittel gegen die grassierende Wohnungsnot sind. Bei Investoren stiess die Revision der Bauordnung, die ein Hochhausleitbild enthält, auf offene Ohren. Und auch die Rezession wird wohl kaum verhindern können, dass Zürich in Kürze ein neues Profil haben wird.

„Mit Freude steht der Heimkehrende vor den ersten zürcherischen Hochhäusern; auch wenn man nicht sagen kann, dass sie ragen, so zeigen sie doch bereits, wie viel Himmel es noch gäbe auch über der Schweiz, wenn wir uns nicht ducken würden“, schrieb der Architekt und Schriftsteller Max Frisch 1953, als er von New York in seine Heimatstadt zurückkehrte und die Hochhäuser am Letzigraben bemerkt hatte. Seine Freude wurde später allerdings getrübt, als das Volk 1984 eine Initiative annahm, die den Bau weiterer Hochhäuser im Stadtzentrum untersagte. Vorläufiges Ende der Fahnenstange Bis zu diesem Zeitpunkt waren in Zürich etwa mit dem WerdHochhaus, dem Personalhochhaus beim Unispital, den HardauHochhäusern (zeitweise die höchsten Gebäude der Schweiz), dem Lochergut (mit Max Frisch als prominentestem Mieter) und dem Migros-Hochhaus einige markante Hochhäuser in zentraler Lage entstanden. An der Peripherie setzte das Swissôtel am Bahnhof Oerlikon ein Zeichen. Infolge der veränderten Bauvorschriften kam die Entwicklung dann aber zum Erliegen. Bei etwa 20 Gebäuden mit mehr als 50 Metern Höhe war das Ende der Fahnenstange erreicht – zumindest in der Innenstadt. Erst Mitte der 1990er-Jahre wurde die Basis für in die Höhe strebende Bauten errichtet. Die revidierte Bau- und Zonenordnung erlaubt nun Hochhäuser im Zentrum, sofern sie architektonisch und stadtplanerisch gut ausgearbeitet und genügend Freiflächen eingeplant sind. Lediglich an Hängen wie dem Milchbuck, in der Altstadt und am Seeufer sind Zonen ausgewiesen, an denen kei-

ne Hochhäuser entstehen dürfen. Der Bauboom, begünstigt von den Investitionsgelüsten der New Economy und mehreren Jahren Hochkonjunktur, begann. Prime Tower – ein spektakulärer Wurf Im ehemaligen Industriequartier Leutschenbach, das sich zu einem gemischten Quartier gewandelt hat, ist diese Entwicklung mit dem zwölfstöckigen Hochhaus an der Hirzenbachstrasse bereits zu erkennen. Ein weiteres Hochhaus mit 13 Etagen ist im Businesscenter Andreaspark im Bau. Auch das Stadtspital Triemli erhält ein Hochhaus. Und in Altstetten entsteht mit der Überbauung auf dem Bourquin-Areal ein Hochhaus mit 14 Stockwerken. Der spektakulärste Wurf steht allerdings dem Kreis fünf bevor. Am Eingang zum Quartier wird der 126 Meter hohe Prime Tower in die Höhe ragen. Nachdem der Pharma-Konzern Roche darauf verzichtet hat, in Basel eine „Doppel-Helix“ nach Plänen von Herzog & de Meuron zu bauen, wird das Hochhaus des Büros Gigon | Guyer die Ehre haben, das höchste Haus der Schweiz zu sein (vgl. Interview mit Annette Gigon und Mike Guyer auf Seite X). Neue Ära Weiter westwärts wird sich auf dem Coop-Areal (citywest) mit dem Mobimo-Tower (80 Meter, 24 Stockwerke) von Diener & Diener ein weiterer Turm erheben, gefolgt vom Toni-Areal (75 Meter, 22 Stockwerke; Büro EM2N) und dem von Patrick Gmür

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entworfenen Hardturm-Areal (Hochhaus mit 80 Metern Höhe am Hardturmviadukt). An der Limmat bilden die Escher-Terrassen (57 Meter, 18 Etagen; Büro e2a Eckert Eckert Architekten) weitere optische Reizflächen. Die Erweiterung des LöwenbräuAreals, ebenfalls von Gigon | Guyer, komplettiert das Oktett. Die Stadt hat sich Mühe gegeben, mit einem detaillierten städtebaulichen Entwurf und einer Durchmischung des Quartiers die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden. Die Investoren haben durch die Bank renommierte Architekten zu Rate gezogen, die dafür sorgen, dass in Zürichs Westen nicht nur ein grosser Berg Beton angehäuft wird. Gelingt das Experiment, winkt dem Hochhaus in Zürich (und vielleicht auch in der Schweiz) eine neue Ära.

Die Schweizer und das Hochhaus – Chronologie einer heiklen Beziehung Hochhäuser fristen in der Schweiz traditionell ein stiefmütterliches Dasein. Zu dominant war lange Zeit die Idealvorstellung von den überschaubaren Verhältnissen eines Dorfes. Als Ende des 19. Jahrhunderts in den USA infolge technischer Neuerungen (Stahlskelett, Lift, Zentralheizung) die Architekten die Häuser in die Höhe wachsen liessen– das zwölfstöckige Home Insurance Buildung in Chicago von 1885 gilt als erstes Hochhaus – fand dies in der Schweiz keinen Widerhall. Das erste Haus mit grosszügigen Dimensionen entstand erst 1932 in Lausanne. Das Immeuble Bel-Air Métropole wurde nach amerikanischen Vorbild als mehrflügeliger Komplex konzipiert und beinhaltete nebst Wohnungen, Geschäften und gastronomischen Betrieben auch ein Kino mit 1600 Plätzen. Dieser Vorreiter fand in der Schweiz keine Nachahmer. Erst der wirtschaftliche Boom der Nachkriegszeit und der gestiegene Bedarf nach Wohnraum brachte grössere Wohnhäuser hervor. Den Städten waren diese Wohnsilos wohl nicht ganz geheuer, weswegen sie sie gern an die Stadtränder verbannte. Eine Höhe von 25 Metern durfte meistens nicht überschritten werden, weil die Feuerwehren nicht über so lange Leitern verfügten. Erst in den 1960erJahren durften sich Hochhäuser näher an die Zentren heran wagen und Zürich übernahm eine Vorreiterrolle. In anderen Industriestädten wie Winterthur (Sulzer-Hochhaus) und Basel entstanden weitere Hochbauten. Mit der Rezession der 1970er-jahre war die Renaissance des Hochhauses aber schon wieder vorbei. Zürich erliess 1984 sogar ein Ver-

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bot für den Bau von Hochhäusern. Andernorts überholte man die Limmatstadt, etwa in La Chaux-de-Fonds (Espacité), in Winterthur (Swisscom-Turm, heute Axa-Winterthur) und Basel, wo der 105 Meter hohe Messeturm (im Moment noch) das höchste Gebäude der Schweiz darstellt. Der Ruf des Hochhauses ist in der Schweiz nicht der beste. Mit Hochhaus verbindet man eher die Vorstellung eines Ghettos als die des Wohnens mit Weitsicht. In einer Broschüre des Planungsbüros der Stadt Schaffhausen von 1974, das sich mit dem „Problem Hochhaus“ befasst, liest sich dies so: „Man hat herausgefunden, dass aus den verschiedensten Gründen Bewohner von Hochhäusern krankheitsanfälliger sind als solche von niedrigeren Bauten. Englische Ärzte konstatierten, dass die Zahl der ansteckenden Krankheiten bei Bewohnern von Hochhäusern fünfmal höher, der Verdauungsstörungen dreimal höher gegenüber den Bewohnern der typischen, englischen Reihenhäuser liegen.“ (zitiert aus: Hochparterre 9, 2008, Seite 22). Die meisten Wohnsilos waren auch wenig geeignet, das Renommé des Hochhauses zu verbessern. Der Wohntraum der meisten Menschen rankte sich traditionell um ein Häuschen mit Garten in ruhiger Lage. Wenn das nicht ging, arrangierte man sich in der Agglomeration. Erst in den letzten Jahren ist das urbane Wohnen beliebter geworden. Gerade in Zürich kann man beobachten, dass das Wohnen in Hochhäusern an Attraktivität gewinnt. Dieser neu entdeckte Reiz und die Notwendigkeit, die Städte zu verdichten, könnte zu einer Renaissance von Hochhäusern führen.


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La Maladière, Neuchâtel: Die Kombination von Sport, Einkaufen, Parking bis hin zur Feuerwehrkaserne und sechs Sporthallen. Einer der wichtigsten Bauten in der Geschichte Neuchâtels.

FH Markthalle Brugg-Windisch: Konzentration auf ein Bildungszentrum mit attraktivem Umfeld. 2011 steht ein multifunktioneller Neubau an prominenter Lage in Brugg-Windisch.

Hohe Bodenpreise, ja sogar Bodenverknappung und restriktive Bauvorgaben sind heute Themen der Schweizer Bauwirtschaft. Ein für alle Beteiligten erfolgreiches Bauen bedarf einer interessanten Projektidee, die sowohl für Investoren und Nutzer als auch für Grundstückbesitzer und Projektentwickler überzeugend ist. Grundsätzlich ist dies die Ausgangslage eines jeden neuen Projektes, aber sobald der Anspruch an Mehrfachnutzen und 24-Stunden-Betrieb aufkommt, bedarf genau diese Projektidee grösserer Anforderungen.

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Land als Luxusgut Attraktive Standorte in Begegnungszentren sind rar und infolge der hohen Bodenpreise nicht einfach finanzierbar. Diese Ausgangslage verhindert das Bauen von Zweckbauten, die keine grossen Ertragsausschüttungen verzeichnen. Sportzentren, Sportstadien, Schulen und zahlbares Wohnen verschwinden zusehends aus den Städten und finden ihre Standorte am Rande der Stadtgebiete. 24-Stunden-Konzept Warum nicht zusammenlegen und voneinander profitieren? Mit multifunktionalen Immobilienkonzepten wird eine gute Balance für die einzelnen Nutzer gefunden und das an hervorragenden Standorten. Die Nutzer teilen Infrastrukturen und finanzieren sich gegenseitig die sehr teuren Grundstückkosten/-mieten. Eine 24-Stunden-Nutzung ermöglicht die optimale Wertschöpfung einer Immobilie, die Tag und Nacht lebt, ohne dass der eine Nutzer den anderen stört. Im Gegenteil, jeder profitiert vom anderen.

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Der Prime Tower setzt einen starken Akzent

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Das vorderste, dem Stadtzentrum zugewandte, in der Phalanx der Hochhäuser, die bald das ehemalige Industriequartier Zürichs prägen werden, ist der Prime Tower – mit seinen 126 Metern bald das höchste Gebäude der Schweiz. Die Architekten Annette Gigon und Mike Guyer erklären Form und städtebauliche Funktion ihres Turms. Das Gespräch führte Felix Ruhl.

Vor dem Projekt Prime Tower haben Sie vorwiegend Wohnhäuser und Museen gebaut. Inwiefern war der Bau eines Hochhauses etwas Neues und Herausforderndes für Sie? Mike Guyer: Ein Hochhaus hat eine andere Grössenordnung, wird anders wahrgenommen und hat eine andere städtebauliche Relevanz. Kommt dazu, dass die Investition grösser ist und dass es politische Implikationen gibt. Ausserdem haben die Mieter eines Büro-Hochhauses die Möglichkeit, Einfluss auf den Innenausbau zu nehmen. Annette Gigon: Angesichts dieser Komplexität war es – anders als bei früheren Arbeiten – nicht möglich, jedes Detail selbst zu bestimmen. Unsere Aufgabe bestand im Wesentlichen darin, eine Lösung für die Form und die Hülle zu finden. Das ist etwas anderes, als etwa ein Museum komplett durchzugestalten, aber das war uns vorher klar. Es war ein spannender und intensiver Lernprozess. Welche konzeptionellen und konstruktiven Ideen liegen dem Prime Tower zugrunde? Mike Guyer: Die Parzelle ist dreieckig und nicht sehr gross. Aus städtebaulichen Gründen sollten zudem einige Gebäude des alten Maag-Areals erhalten bleiben. Lässt man die ökonomischen Bedingungen in die Kalkulation einfliessen, war der Bau eines Turmes die logische Folge. Es ging schliesslich darum, dichte Volumina mit möglichst viel Oberfläche zu schaffen. Annette Gigon: Unser Ziel war es, eine facettenreiche, leicht mäandernde, möglichst schlanke Struktur zu schaffen. Die Vertikale entwickelten wir durch Auskragungen. Wie haben Sie den Bezug zur Umgebung geplant, wie sind die charakteristischen Auskragungen entstanden? Annette Gigon: Der Ort, an dem der Prime Tower zu stehen kommt, ist durch den Bahnhof geprägt und markiert den Eingang ins ehemalige Industriequartier. Die bereits existierenden Baukörper haben beträchtliche Volumina. In dieser Konstellation war es notwendig, einen starken Akzent zu setzen, nicht nur durch Grösse, sondern auch durch die Form. Die Auskragungen in der Grössenordnung zwischen 1,8 und 3,6 Meter sollen dem betrachtenden Auge Halt geben und mit den umgebenden Gebäuden korrespondieren. Die Anmutung wird je nach Mike Guyer Blickwinkel ganz anders sein. Interessant wird es auch sein, den Prime Tower von der Höhe aus – vom Hönggerberg oder Uetliberg aus – zu betrachten.

Löwenbräu-Areal Ein zweites Grossprojekt des Büros Gigon | Guyer im Industriequartier stellt das Löwenbräu-Areal dar, wo ein Kunstzentrum mit Wohnhochhaus und Büronutzungen entsteht. Die bestehende ehemalige Brauerei-Anlage wird durch Um- und Neubauten eine Erweiterung für Galerien und Museen erfahren. Zusätzlich ist der Neubau von Büroflächen geplant sowie ein Hochhaus mit 56 Eigentumswohnungen. Die Baubewilligung ist erteilt. Die Ausführung ist für den Zeitraum

Welche Probleme waren hinsichtlich des Schattenwurfs zu lösen? Mike Guyer: Dessen hat sich das städtebauliche Konzept angenommen, das während dreier Jahre ausgearbeitet wurde. Standort und Höhe des Prime Towers sowie die Annexe berücksichtigen den Schattenwurf und sorgen dafür, dass im Schatten des Turms keine Wohnungen stehen. Die alte Industriearchitektur wird ja präsent bleiben. Hochhäuser sind in Zürich nicht ganz unumstritten. Gegen den Entwurf des Prime Towers hat sich aber wenig bis kein Widerstand geregt. Könnte der Prime Tower die Funktion eines Türöffners für weitere Hochhaus-Projekte in der Stadt haben? Mike Guyer: Ich habe den Eindruck, gegenüber den Hochhäusern herrscht eine skeptische, abwehrende Haltung. Man will erst einmal abwarten, wie es herauskommt. Annette Gigon: Nicht nur, ich habe auch freudige Erwartung erlebt. Es gilt heute als cool, in einem Hochhaus zu wohnen. Man kann dies zum Beispiel beim Lochergut oder den HardauHochhäusern beobachten. Mike Guyer: Das stimmt. Und man muss den Investoren zugestehen, dass ihre Planungen sehr sensibel waren. Der Prime Tower wird genügend öffentliche Flächen, zum Beispiel ein Restaurant auf dem Dach, aufweisen. Er wird auch am Abend belebt sein und wahrscheinlich zu einem beliebten Aussichtsturm werden. Unter den Mietern werden sich nicht nur Banker und Wirtschaftsanwälte befinden, sondern auch Unternehmen im mittleren Segment.

Unter den Mietern werden sich nicht nur Banker und Wirtschaftsanwälte befinden, sondern auch Unternehmen im mittleren Segment.

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Es gilt heute als cool, in einem Hochhaus zu wohnen. Annette Gigon

Architekturbüro Gigon | Guyer Gigon | Guyer zählen zu den renommiertesten Schweizer sArchitekten. Zu ihren bekanntesten Werken zählen:

Welche Rolle sollten Hochhäuser für die Stadtentwicklung spielen? Annette Gigon: Sie können Akzente setzen, die Arterien des Stadtgewebes markieren und Aussichtspunkte schaffen. Gerade im Industriequartier, wo demnächst eine Vielzahl von Hochhäusern entstehen wird, werden die Hochhäuser für mehr Zugänglichkeit sorgen. Mike Guyer: Hochhäuser können auch eine Entwicklung vorantreiben. Nehmen Sie das Löwenbräu-Areal, wo in den letzten Jahren eine lebendige Kunstszene entstanden ist. Dürfte man dort kein Hochhaus bauen, bestünde die Gefahr, dass die Entwicklung stagniert oder sogar zum Erliegen kommt. In den letzten Jahren hat Zürich einen veritablen Bauboom erlebt. Wird sich die Finanzkrise als Dämpfer auswirken? Mike Guyer: Wir haben erlebt, dass im Ausland einzelne Projekte gestoppt wurden. Prime Tower und Löwenbräu-Areal sind dagegen gesichert. In Zürich könnte es vielleicht bei einzelnen Projekten zu Verzögerungen kommen. Ich glaube aber nicht, dass die Krise die Bau- und Immobilienbranche so treffen wird wie die Autoindustrie. Annette Gigon: Das hoffen wir alle nicht. Gerade in Krisenzeiten gelten Immobilien doch zu Recht als sichere Werte.

Zeitplan Prime Tower Das Projekt Prime Tower mit seinen Annexbauten befindet sich mitten in der Bauphase. Im November 2008 erfolgte die Grundsteinlegung, im April dieses Jahres begann die Errichtung des Rohbaus im Erdgeschoss. Bis Ende 2009 soll das 20. Stockwerk erreicht sein. Die Aufrichte soll im Juli 2010 stattfinden. Die ersten Mieter können ihre Büros dann im Sommer 2011 beziehen.

Kirchner Museum Davos (1992) Erweiterung Kunstmuseum Winterthur (1995) Hörsaal Universität Zürich (2003) Kunstmuseum Basel | Laurenzbau (2007) sowie diverse Wohnüberbauungen und Bürogebäude In Zürich sind Gigon | Guyer nebst dem Prime Tower und dem Löwenbräu-Areal mit dem Bürogebäude C 10, Sihlpost beschäftigt. In Luzern sind sie mit Neu- und Umbauten am Verkehrshaus beauftragt. Annette Gigon 1959 geboren in Herisau, Schweiz 1984 Diplom ETH Zürich bei Dolf Schnebli 1984-1985 Mitarbeit im Architekturbüro Marbach & Rüegg, Zürich 1985-1988 Mitarbeit im Architekturbüro Herzog & de Meuron, Basel 1987-1989 eigenes Architekturbüro seit 1989 gemeinsames Büro mit Mike Guyer 2001/2002 Gastdozentin EPF Lausanne 2008 Gastdozentin ETH Zürich Annette Gigon ist verheiratet und lebt in Zürich. Mike Guyer 1958 geboren in Ohio, USA 1984 Diplom ETH Zürich bei Dolf Schnebli 1984-1987 Mitarbeit im Architekturbüro OMA von Rem Koolhaas, Rotterdam 1987-1988 Assistenz am Lehrstuhl Hans Kollhoff ETHZ 1987-1989 eigenes Architekturbüro seit 1989 gemeinsames Büro mit Annette Gigon 1996-2003 Mitglied der Stadtbildkommission Baden 1998-2003 Mitglied Quality Team Kop van Zuid, Rotterdam 2002-2006 Mitglied Baukollegium Zürich 2002 Gastdozent EPF Lausanne 2009 Gastdozent ETH Zürich Mike Guyer ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Zürich.

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Kein Glaspalast, kein Der Vorschlag von David Chipperfield für den Erweiterungsbau des Kunsthauses überzeugt durch eine architektonische Bescheidenheit, die gut zum Platz Zürich passt.

Der Neubau am Heimplatz, vis à vis des bestehenden Gebäudes, sorgt für eine Erweiterung der Nutzfläche um 13.000 Quadratmeter respektive 60 Prozent. Dies ermöglicht eine angemessene Präsentation der neu zum Kunsthaus stossenden Sammlung Bührle sowie eine interessante städtebauliche Lösung. Die engen Verhältnisse am Heimplatz, verursacht unter anderem durch den starken Verkehr, waren lange Zeit ein Hindernis für eine Aufwertung des Kunsthauses. Erst der geplante Umzug der Pädagogischen Hochschule in den Stadtraum HB führte zu einer Dynamisierung. Mit der Entlassung zweier historischer Turnhallen und des Gartens aus den Inventaren schützenswerter Bauten und Gärten war der Raum für eine Vergrösserung des musealen Raumes geschaffen. Für den Architekturwettbewerb war nicht nur gefragt, ein für die Sammlungen adäquates Gebäude zu entwerfen. Die teilnehmenden Architekten waren ebenso aufgefordert, für eine überzeugende optische Anbindung an den bestehenden Museumsbau zu sorgen sowie Lösungsansätze für eine Belebung der öffentlichen Zonen zu formulieren. Der Vorschlag des Büros Chipperfield fand die meisten Befürworter in der Jury. Spektakulär unspektakulär Wer ein marktschreierisches avantgardistisches Ausrufezeichen erwartet hatte, sah sich enttäuscht. Chipperfields Entwurf 16 II KONSTRUKTIV

wirkt von aussen betrachtet sachlich und nüchtern. Chipperfield versucht nicht, die historischen Kunsthausbauten in den Schatten zu stellen, sondern fügt sich bescheiden ins Ensemble. Für die Fassade kommt ein ähnlicher Stein zur Anwendung wie in der Umgebung, das Museum buhlt nicht als Palast aus Stahl und Glas um Aufmerksamkeit und ist auch kein Beispiel für eine Marketing-Architektur wie sie Frank Gehry etwa in Bilbao geschaffen hat. Statt oberirdischen Budenzaubers ist ein äusserst praktischer unterirdischer Verbindungsgang zwischen neuem und alten Teil geplant. Als umstürzlerisch ist da schon eher der Versuch zu werten, aus dem lärmigen Heimplatz eine Piazza zu machen. Chipperfield schlägt vor, die Strasse zwischen altem und neuen Kunsthaus für den Autoverkehr zu sperren und einen homogenen Platz zu formen. Kritik blieb nicht aus. Einwände und Widerstände Der Heimatschutz hat bereits seinen Unmut darüber zum Ausdruck gebracht, dass die bestehenden Turnhallen abgerissen werden sollen. Diskussionsbedarf ist also vorhanden – auch in Bezug auf die Fassadengestaltung. Für Verwunderung haben die Stäbe gesorgt, die auf den Visualisierungen in vertikaler Richtung den steinernen Quader durchziehen und auch die (nicht allzu grossen) Fenster nicht aussparen. Die Finanzierung des Vorhabens scheint jedoch gesichert. Die veranschlagten 150


Bilbao-Effekt

Millionen Franken (zuzüglich der als realistisch zu betrachtenden Verteuerung im Laufe der Bauzeit) wollen sich öffentliche Hand und private Mäzene hälftig teilen. Mit der Eröffnung des neuen Kunsthauses – ob inmitten eines beruhigten Platzes oder im gewohnten automobilen Trubel sei dahingestellt – ist im Jahr 2015 zu rechnen. Neue Dimension für das Kunsthaus Der Erweiterungsbau ermöglicht dem Kunsthaus eine signifikante räumliche Ausdehnung. Dadurch können weite Teile der umfangreichen Sammlung, für die bislang kaum Platz war, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus entsteht nun gebührlicher Raum für die Sammlung Bührle mit ihren Meisterwerken des französischen Impressionismus (Manet, Cézanne), Bildern von van Gogh und Picasso sowie Exponaten des niederländischen Barocks und der italienischen Malerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Die 160 klassischen Werke der Sammlung Bührle mit dem Bestand des Kunsthauses in Wechselausstellungen zu kombinieren, klingt spannend.

tenswerten Fundus. „Damit erlangt die bisher respektabel im Mittelfeld spielende Institution auf einen Schlag Super-LeagueNiveau“, schrieb die NZZ. David Chipperfield Museumsbauten bilden einen der Schwerpunkte im Schaffen des Engländers David Chipperfield, der zum Star-Ensemble der Architektenzunft zählt. Sein Handwerk erlernte er in den Büros von Douglas Stephens, Richard Rogers und Norman Foster in London. Chipperfield gehört zu einer Gruppe britischer Architekten, die im Anschluss an die Postmoderne neue Interpretationen der klassischen Moderne suchen und sich etwa an die Formensprache Le Corbusiers anlehnen. Weiterhin spielt für Chipperfield die zeitgenössische japanische Architektur in Gestalt des Reduktionismus Tadao Andos eine Rolle. Chipperfields Stärke besteht darin, sich auf die Funktion eines Gebäudes zu konzentrieren statt mit spektakulärem Design zu blenden. Zu seinem Palmarès gehören bedeutende Museumsbauten, darunter das Literaturmuseum der Moderne in Marbach, das Folkwang-Museum in Essen (Entwurf), der Masterplan für die Berliner Museumsinsel sowie das Liangzhu-Kultur-Museum in China.

Das Kunsthaus kann bislang nur zehn Prozent seiner bedeutenden Sammlung öffentlich ausstellen.

Die räumliche Fusion der öffentlichen und der privaten Sammlung bieten einen auch im internationalen Vergleich beach-

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Lebensraum für Wohlbefinden

Zuger Kantonsspital, Baar

Schulthess Klinik, Zürich

Tamina Therme, Bad Ragaz

Unter den anspruchsvollen Lebensräumen stellen sie die grösste Herausforderung dar: Wer Spitäler und Altersresidenzen baut oder erweitert, muss den Radwechsel am fahrenden Wagen beherrschen. Logistik und Funktionalität sind das eine, ökologisch und energetisch sinnvolle Bauweise das andere. Bei uns hat alles nur ein Ziel: das Wohlbefinden des Menschen. Mehr darüber unter www.hrs.ch HRS Real Estate AG Siewerdtstrasse 8 · CH-8050 Zürich Telefon +41 (0)44 316 14 11 · Fax +41 (0)44 316 14 12 zuerich@hrs.ch BA SEL · BERN · CHUR · CRISSIER · FR AUENFELD · FRIBOURG · GIUBIA SCO · NEUCHÂTEL · ST. GALLEN · VADUZ

Wir schaffen Raum


Eigentümer: PSP Properties AG Architektur Thermalbad: Althammer & Hochuli Architekten, Zürich Innenarchitektur: Ushi Tamborriello, BadenBauzeit: Januar 2009 bis Ende 2010 (Thermalbad) bzw. Frühjahr 2011 (Hotel) Geplante Investitionssumme: CHF 60 Millionen

Baden im Braukeller Auf dem Hürlimann-Areal entsteht Zürichs grösstes Thermalbad – eine unterirdische Bäderwelt in stimmungsvoller historischer Umgebung. Zürich hat in den letzten Jahren mit seinen Umnutzungen ehemaliger Industrie-Zonen international Beachtung gefunden. Ein weiteres gelungenes Beispiel stellt das Hürlimann-Areal dar. Auf dem Gelände der gleichnamigen Brauerei ist bereits ein lebhaftes Geschäftszentrum entstanden. Nun kommen noch ein Thermalbad und ein Vier Sterne-Hotel dazu.

Die Wellness-Anlage des Unternehmens Aqua Spa-Resorts macht sich den Charme der alten Backsteine und der bis zu fünf Meter hohen unterirdischen Räume zu eigen und inszeniert das wohlige Strecken der Glieder in einer Badelandschaft mit verschiedenen Temperaturen. Die Becken füllt Mineralwasser aus der eigenen Quelle, das bis auf 39 Grad erwärmt wird. Die Betreiber rechnen mit etwa 150.000 Besuchern pro Jahr. Das Bad bietet maximal 350 Gästen gleichzeitig Platz. Ein Vier Sterne-Hotel mit 55 Zimmern, acht Suiten und Seminarräumen bietet Geschäftleuten und anderen Reisenden stilgerechte Unterbringung.

Die charakteristische denkmalgeschützte Backsteinarchitektur der HürlimannBrauerei ist erhalten geblieben.

Die charakteristische denkmalgeschützte Backsteinarchitektur der Hürlimann-Brauerei ist erhalten geblieben. Neu- und Umbauten haben sie harmonisch ergänzt. Selbst das alte Brauerei-Logo hat im neuen Hürlimann-Areal seine Fortsetzung gefunden. Das Spezielle an der Geographie besteht in seiner Hügeligkeit. Die Brauerei hatte diese absteigende Form für die Bier-Produktion geschickt zu nutzen gewusst. Zuoberst fand die Vergärung statt, eine Etage tiefer standen Sud- und Maschinenhaus, Abfüllanlagen und Stallungen bildeten am Fusse den Abschluss des Geländes und auch der Produktion.

Wellness mit Panorama Thermalbad und Spa wollen diese Struktur für mehrstöckiges Wellnessen nutzen. In den alten Tonnengewölben des Maschinenhauses werden Bäder und Dampfräume entstehen. Im Obergeschoss des Sudhauses sind Ruheräume und ein Bistro geplant. Ein Aussenbad bietet einen beeindruckenden Panoramablick über das Gelände und die Stadt.

Überzeugende Umnutzung Der Prozess der Umwandlung von der Brauerei in ein Areal mit gemischten Nutzungen begann mit der Schliessung der BrauAnlage im Jahr 1996. Vier Jahre später waren ein städtebauliches Konzept und ein privater Gestaltungsplan formuliert. Schrittweise wurde das Areal neuen Nutzungen zugeführt: diverse Wohnungen, eine Altersresidenz und mehrere Bürogebäude entstanden; in einem ist der europäische Sitz von Google untergebracht. Strassenseitig bezogen hochwertige Geschäfte sowie ein Restaurant die ehemaligen Stallungen und Abfüllanlagen, die schon jetzt für eine erhebliche Belebung des früher etwas abseits gelegenen Geländes gesorgt haben.

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Wohnüberbauung Imbisbühlstrasse Imbisbühlstrasse 106-112, Zürich-Höngg Eigentümer: Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft AG Architektur: Gmür & Steib Architekten Planung Heizung, Lüftung, Sanitär (HLS): Energa GmbH

Minergie im Trend Minergie – das ist kein Schlagwort, sondern ein Begriff, hinter dem präzise definierte Grundsätze für energetisch intelligente Gebäude stecken. Die Siedlung Imbisbühlstrasse in Zürich-Höngg, von Gmür & Steib Architekten entworfen, ist ein gelungenes Beispiel für die Kombination von Minergie und verdichtetem Siedlungsbau.

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Namhafte Investoren setzen bei Neubauten auf die Erfolgsfaktoren nachhaltigen Bauens und ressourcenschonenden Wohnens.

„Minergie ist die Zukunft. Wir erstellen Neubauten praktisch nur noch nach Minergie-Kriterien“, sagt Rolf Keller, der als Projektleiter des Eigentümers der Siedlung Imbisbühlstrasse, der Swiss Re, die Überbauung betreut hat. Für Keller liegen die Vorteile auf der Hand: Minergie bedeutet tiefere Energiekosten, höherer Wohnkomfort und Werterhaltung. Diesen Standard erreicht die Siedlung Imbisbühlstrasse durch eine besonders gute Wärmedämmung mit bis zu 25 Zentimetern Dämmmaterial, dreifach isolierten Fenstern und einer mechanischen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die starke Wärmedämmung und die Minimierung der Lüftungsverluste der Wohnungen haben zur Folge, dass nur noch wenig Energie eingespeist werden muss. Diese kommt aus 220 Meter tiefen Erdsonden der ewz. Die gewonnene Wärme reicht aus, um die gesamte Liegenschaft zu heizen. Thermoaktive Decken machen Radiatoren überflüssig. Die Komfortlüftung sorgt permanent für frische Luft, ohne dass die Bewohner die Fenster öffnen müssten, was den Abfluss von Wärme zur Folge hätte. Schlank, aber geräumig Die neue Siedlung Imbisbühlstrasse ersetzt vier Mehrfamilienhäuser aus den 1950er-Jahren. Eine Sanierung der kleinräumigen Wohnungen war nicht wirtschaftlich, so dass sie abgerissen wurden. Um eine hochwertige Architektur zu gewährleisten, schrieb die Bauherrschaft einen Studienauftrag aus, der vom Amt für Städtebau während des Wettbewerbs im Rahmen der Förderung innerstädtischer Verdichtung begleitet wurde. Gmür & Steib Architekten überzeugten die Jury mit ihrem schlanken Riegel, der sich in aufsteigender Form in die Landschaft schmiegt.

fert Rolf Keller auf drei bis fünf Prozent. Erfahrungswerte liegen für die Siedlung Imbisbühlstrasse noch keine vor. Was bedeutet Minergie? Minergie ist der Schweizer Energiestandard für energetisches Bauen. Nach Minergie zertifizierte Bauten müssen hinsichtlich Wärmeverbrauch (aufgeschlüsselt nach verschiedenen Bautypen und Funktionen: Neubau oder Altbau, Einfamilienhaus oder Restaurant etc.) bestimmte Kennzahlen erfüllen. Mittlerweile werden in der Schweiz weit mehr als zehn Prozent der Neubauten nach Minergie-Kriterien errichtet. Die Anzahl energetischer Sanierungen ist geringer, aber im Steigen begriffen. Der Minergie-Standard geht auf Überlegungen von Heinz Uebersax und Ruedi Kriesi aus dem Jahr 1994 zurück. Im selben Jahr entstanden in Kölliken die ersten beiden Minergie-Häuser. Im Jahr 2001 wurde der etwas ambitiösere Standard Minergie P eingeführt. Minergie beruht auf dem Versuch, mit einer sehr gut isolierten Gebäudehülle, kombiniert mit einer automatischen Belüftungsanlage inklusive Wärmetauscher, den Verlust von Energie einzudämmen. So darf bei Ein- und Mehrfamilienhäusern der Energieverbrauch den Wert von 38 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr nicht übersteigen. Bei sanierten Altbauten gilt ein Grenzwert von 80 Kilowattstunden.

Um den ökologischen Effekt zu verstärken, werden Minergie-Häuser häufig mit erneuerbaren Energien beheizt.

Die Überbauung enthält 46 Wohnungen mit 3,5 oder 4,5 Zimmern, darunter zehn Attika-Wohnungen, die seit April 2009 komplett vermietet sind. Zum gehobenen Wohnstandard trägt neben den angenehmen Raumverhältnissen, welche die KomfortLüftung in Kombination mit den thermoaktiven Decken schafft, die von den Architekten geschaffene „Wohnhallen“-Struktur mit drei Meter hohen Räumen bei. Grosszügig angelegte Balkone und Gartenareale sowie eine Spielzone verlängern das Wohnen ins Freie. Minergie rechnet sich Die etwas höheren Kosten, die Minergie-Prinzipien durch die Lüftungsanlagen, speziell isolierte Fenster, mehr Isolationsmaterial und einen höheren Planungsaufwand verursachen, bezif-

Um den ökologischen Effekt zu verstärken, werden MinergieHäuser häufig mit erneuerbaren Energien beheizt. Bei gut ausgeführten Bauten kann das Einsparpotenzial ganz beträchtlich sein und nur noch einen Drittel der Energie eines konventionellen Gebäudes betragen. Demgegenüber stehen höhere Investitionskosten, die sich jedoch häufig rasch amortisieren lassen. Im Raum Zürich finden sich neben vielen Wohnbauten und Siedlungen diverse Hochhäuser und Areale, die nach MinergieKriterien konzipiert wurden, zum Beispiel Sihlcity, der SunriseTower oder der Hauptsitz von IBM Schweiz.

wWeitere Informationen unter www.minergie.ch.

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Humorvoll und hintersinnig Zwei Beispiele demonstrieren den Nutz- und Reflektionswert von Kunst am Bau.

Wohnsiedlung RuggächernNettie-Sutro-Strasse 1-17, Dora Staudinger-Strasse 1-9, Zürich-Affoltern Künstler: Markus Weiss Architektur: Baumschlager Eberle Architekturbüro, Vaduz Landschaftsarchitektur: Blau und Gelb, Rapperswil

Soziale Skulptur Die Raffinesse eines Kunstwerks kann darin bestehen, dass es als solches gar nicht zu erkennen ist. Bei Markus Weiss` “place de gaulle 2“ ist das so. Ehrfürchtige Distanz zwischen Werk und Betrachter – wie sie etwa für Museen kennzeichnend ist – entsteht erst gar nicht. „place de gaulle 2“ ist ein Bouleplatz, und zwar keiner zum Anschauen, sondern einer zum Spielen. Nur der Sockel, auf dem „place de gaulle 2“ steht, markiert eine gewisse Differenz zur Umgebung. Für Bewohner und Besucher der Wohnsiedlung Ruggächern in ZürichAffoltern, wo der Schweizer Künstler Markus Weiss seine soziale Skulptur errichtet hat, ist das aber kein Grund, „ihr“ Kunstwerk nicht mit grosser Spielfreude in Beschlag zu nehmen.

Die Steine, aus denen die Sitzmauern geformt sind, stammen aus dem gleichen Steinbruch wie die des Platzes in Saint-Paul de Vence.

Markus Weiss ist es gelungen, ein Stück südliche Lebenskunst in Zürichs Aussenbezirk zu holen. Sein Werk ist die (ziemlich) originalgetreue Kopie eines legendären Vorbildes, des nach dem 22 II KONSTRUKTIV

französischen General und Präsidenten Charles de Gaulle benannten Platzes im südfranzösischen Saint-Paul de Vence. Boule mit der Bardot Markus Weiss hat sich viel Mühe gegeben, diesen idealtypischen Platz für das Spiel mit den Kugeln en détail wiederzugeben. Wie es sich gehört, säumen Platanen das Spielfeld. Die Steine, aus denen die Sitzmauern geformt sind, stammen aus dem gleichen Steinbruch wie die des Platzes in Saint-Paul de Vence. Die Namen berühmter Personen, die auf dem berühmten Platz ein paar Kugeln geworfen und sich mit ihren Schriftzügen auf den Steinen verewigt haben, finden sich ebenso in Affoltern – unter anderem Greta Garbo, Pablo Picasso, La Callas, Jean Cocteau, Simone de Beauvoir, Henri Matisse und Brigitte Bardot. Eine weitere schöne Idee: Die Bewohner der Siedlung finden beim Einzug ein Köfferchen mit Boulekugeln und einem Regelwerk in ihrer Wohnung. Da die Regeln leicht zu erlernen sind und das Spiel – neben ballistischem Geschick – stark vom Zufall begleitet wird, ist Boule (oder Pétanque, wie es in Südfrankreich genannt wird) ein Spiel mit niedriger


Amtshaus Walche Walchestrasse 31/33, Zürich Künstlerin: Zilla Leutenegger Architektur: bf architektinnen GmbH, Uster

Eintrittsschwelle. Das hat Markus Weiss bei seinem „place de gaulle 2“ dazu bewogen, „im Zwischenraum der Wohneinheiten eine offene Plattform zu schaffen, die betont, wozu der öffentliche Raum gedacht ist, nämlich als einladende Aufforderung, den Ort zu nutzen, zu betreten und gemeinsam mit anderen zu gebrauchen.“ Symbole aus Strichen Poetisches Versteckspiel: An den Fensterzeichnungen von Zilla Leutenegger geht wohl so mancher vorbei, ohne sie gezielt wahrzunehmen. Wie kindliche, unbewusst mit dem Finger ins Kondenswasser gezeichnete Skizzen erscheinen die Zeichnungen und schaffen Durchsichten in den sonst blickdichten Fenstern – mal senkrechte, mal kurvige, mal zackige Linien, mal ein Aufmerksamkeit erregender Pfeil.

Wer zählt die Tage? Sie wollen nicht entzifferbar sein, diese magischen Chiffren. Sie sind eher kleine Frage-Zeichen, die auf eine unscheinbare, subkutane Art ihre Wirkung entfalten. Denn hat man erst einmal bemerkt, dass sie keine Zufallsprodukte sind, regt sich die Phantasie. War Zorro hier und hat sich mit seinem legendären Z, als Freiheit forderndes Ausrufezeichen, verewigt? Und wie ist die Zahl 6 zu verstehen, die wie im Gefängnis aus fünf vertikalen und einem diagonalen Strich geformt ist? Wer zählt da die Tage?

Hat man erst einmal bemerkt, dass sie keine Zufallsprodukte sind, regt sich die Phantasie.

Zitta Leuteneggers Fensterzeichnungen markieren die Grenze zwischen Innenund Aussenraum, zwischen dem geordneten, funktionalem Arrangement eines Amtshauses und dem Atrium, das Mitarbeitenden und Besuchern als Pausenraum dient. KONSTRUKTIV II 23


PubliReportage

Mobimo Tower in Zürich West In Zürich West realisiert die Immobiliengesellschaft Mobimo ihr bisher grösstes Entwicklungsprojekt, den 80 Meter hohen Mobimo Tower. Die Architektur des international renommierten Architekturbüros Diener & Diener ist an den Baustil angelehnt, wie er im Chicago der 20er Jahre entstanden ist: Tradition in städtischer Dichte. Urabner Lifestyle, der Stilbewusstsein mit modernem Luxus verbindet. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen und im Frühling 2011 wird der Mobimo Tower bezugsbereit sein und künftig als neues Markenzeichen im aufstrebenden Stadtteil Zürich West Massstäbe für urbanes, exklusives Wohnen und Designhotellerie setzen.

Designhotel Mobimo hat mit SV (Schweiz) AG, als Franchisenehmerin von Marriott, einen langjährigen Mietvertrag für das Hotel abgeschlossen. Das Hotel «Renaissance Zürich City Life Tower» wird eines der ersten Häuser in Kontinental-Europa sein, welches das neue Design- und Lifestyle-Konzept der Marke Renaissance sichtbar und erlebbar macht. Zum Hotel zählen auf 15 Etagen 300 Zimmer, darunter mehrere Suiten und die Presidential Suite, Fitness, Recreation Zone, Restaurant, Bar, Lounge, Konferenz- und Ballräume. Stadtwohnungen – Urban Luxury als Philosophie In den obersten neun Etagen des Mobimo Towers werden 33 exklusive Eigentumswohnungen realisiert. Wohnungen, welche an Individualität, Ausstattung und Service neue Massstäbe setzen. Ein neuartiges Konzept, das höchsten Wohnansprüchen gerecht wird. Die Wohnungen bieten eine einzigartige Aussicht auf die Stadt, den Zürichsee und die Glarner Alpen, grosszügige Grundrisse zwischen 130m2 und 1‘200m2 mit exklusiven Wohnungsausstattungen. Die zukünftigen Bewohner profitieren von individuell gestaltbaren, breit gefächerten Service-Angeboten des Designhotels. Mit dem offiziellen Verkaufsstart am 23. Mai 2009 eröffnet in der City West, im „Puls 5“, eine Galerie ihre Pforten, in der Wohnungsinteressenten Materialien und Design der einzigartigen Stadtwohnungen erleben können. Weitere Informationen unter www.mobimotower.ch.

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Meldungen

Luftige Schule Lernen und Quartierleben gehen beim Oberstufenschulhaus Albisriederplatz eine lebendige Verbindung ein. Zu Füssen der roten Hardau-Hochhäuser erfährt das Gebiet um den Albisriederplatz eine Aufwertung. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet das neue Oberstufenschulhaus. Es ist für 12 Klassen ausgelegt und steht an der Stelle der früheren Mietprovisorien. Der besondere soziale Aspekt eines Schulhauses wird durch das Zusammenspiel von Architektur und Freiräumen noch verstärkt. Gebäude und Quartierpark gehen fliessend ineinander über. Schule und Öffentlichkeit sollen dadurch einander leichter zugänglich werden. Gemäss der Tradition der Freiluftschulen, wie sie in den 1930er-Jahren gepflegt wurde, öffnet sich das Schulhaus mit grossen Fenstern und Terrassen nach aussen und ermöglicht allfällige Unterrichtseinheiten im Freien.

Urban und ungewöhnlich Die Genossenschaftssiedlung Kalkbreite vermengt Wohnen und Arbeiten auf originelle Weise. Urbane Räume sind solche, in denen Arbeit und Freizeit, Privatwohnung und öffentliche Räume nicht strikt voneinander getrennt sind. In diesem Sinne plant die Genossenschaft Kalkbreite an der Badenerstrasse eine wahrhaft städtische Siedlung. Das Projekt operiert mit relativ kleinen Wohnungen ohne Balkon (30 bis 35 Quadratmeter pro Person), bietet den

Es bietet den Bewohnern generös geschnittene Gemeinschaftsräume und eine gigantische Dachterrasse

Bewohnern allerdings generös geschnittene Gemeinschaftsräume und eine gigantische Dachterrasse. Die Zuteilung der Räume ist nicht fix, vielmehr sollen die Genossenschaftler in die Lage versetzt werden, im Rahmen eines „Room-Sharing“ bei Bedarf zusätzliche Kapazitäten zuzumieten. Das Erdgeschoss steht gewerblichen Nutzungen zur Verfügung. Zum speziellen Charakter der Siedlung passt, dass sie über den Abstellgleisen der VBZ errichtet wird und die Trams weiterhin ein- und ausfahren. Müller Sigrist Architekten sind als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgegangen. Die Überbauung erfüllt Minergie-PStandard und soll 2013 bezogen werden können.

Expansion und Luxus Nach der wirtschaftlichen Erholung rüstet sich der Flughafen Zürich für einen Sprung in die Zukunft. Der Flughafen Zürich erweitert sein kommerzielles Angebot. Eine Zone von 200.000 Quadratmetern soll sich sichelförmig an die bestehenden Gebäude anschliessen. Bis Ende 2009 soll ein Geplant sind Büfeststehen. roräumlichkeiten für 3000 bis 4000 Arbeitsplätze, ein Drei Stern- und ein Fünf Stern-Hotel, Business-Apartments und Flächen für medizinische, kommerzielle und kulturelle Angebote.

Sieger

Ein internationaler Architekturwettbewerb wurde bereits ausgeschrieben. Bis Ende 2009 soll ein Sieger feststehen. Die Bauphase würde dann 2012 beginnen und soll bis 2018 abgeschlossen sein. KONSTRUKTIV II 25


Sauregurkenzeit

Das geplante Hochhaus über dem Tramdepot Hard wird nun doch nicht gebaut.

Die Swiss Re baut vorläufig keinen neuen Hauptsitz.

Vierblättrige Kleeblätter sollen Glück bringen. Der Zürcher Architekt Theo Hotz hatte in seinen Hochhaus-Plänen aber nur drei Türme vorgesehen. Vielleicht ist das der Grund, warum in der Folge eine der kuriosesten Bau-Geschichten Zürichs entstand, die nun ein abruptes Ende findet.

In London hatte sich der Schweizer Rückversicherer Swiss Re vom Star-Architekten Norman Foster die berühmte „Gurke“ bauen lassen. Für den Zürcher Hauptsitz am Mythenquai war ebenfalls ein grosser Wurf geplant. Anstelle des bestehenden, höheren architektonischen Weihen eher nicht genüDie Finanzkrise hat bei der Swiss genden, Baus sollte Re ihre Spuren hinterlassen. ein Neubau entstehen. Ob das tatsächlich geschieht, ist aber nicht mehr sicher.

Bereits in den 1980er-Jahren hatte Hotz im Auftrag der Stadt Zürich mit den planerischen Arbeiten für eine Überbauung des Tramdepots begonnen. Ein enttäuschter Mitbewerb hatte aber Klage eingereicht und schliesslich 2006 den Prozess gewonnen. Das Verwaltungsgericht stellte fest, dass die Stadt unberechtigterweise den Auftrag ohne öffentliche Ausschreibung an Theo Hotz vergeben hatte. Eine Zeit lang hatte es so ausgesehen, als ob das Hochhaus doch entstehen könnte. Hotz hatte sich bereit erklärt, auf die Ausführung zugunsten eines anderen Architekten zu verzichten. Da in der Zwischenzeit Es soll nun lediglich ein neues aber sehr viel Wasser die Limmat hiTramdepot gebaut werden. nuntergeschwommen war, liess der Stadtrat das Projekt noch einmal überprüfen. Heraus kam, dass mit einer Teuerung von 20 Prozent und einer Nettoinvestition von knapp 100 Millionen Franken zu rechnen sei. Daraufhin blies der Stadtrat die Übung ab. Es soll nun lediglich ein neues Tramdepot gebaut werden. Ohne Hochhaus, ohne Wohnungen und ohne Kleeblatt.

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Meldungen

Kleeblatt gerupft

Die Finanzkrise hat bei der Swiss Re ihre Spuren hinterlassen. Im Moment scheint eine Grossinvestition daher nicht angezeigt. Die Geschäftsleitung hat daher beschlossen, das Projekt vorläufig um zwei Jahre zu verschieben und dann im Rahmen des zukünftigen Marktumfelds erneut zu entscheiden.


Zürich, Mobimo Tower, www.mobimotower.ch

Mobimo investiert in sichere Werte. Mobimo tätigt rund 75 % der Investitionen in Anlageobjekte mit einer stabilen Rendite und rund 25 % in Entwicklungsobjekte, mit denen Kapitalgewinne angestrebt werden. Mobimo fokussiert vermehrt auf die Entwicklung und den Bau von Anlageobjekten für das eigene Liegenschaftenportfolio. Weitere Informationen unter www.mobimo.ch.

Mobimo Verwaltungs AG • Seestrasse 59 • CH-8700 Küsnacht • Tel. +41 44 397 11 11 • Fax +41 44 397 11 12 • www.mobimo.ch


Prime Tower, Zürich, Fertigstellung 2011

Route de Meyrin, Genf

Opus, Zug

Messeturm, Basel

Sihlcity, Zürich

Immobilienpicking zahlt sich aus: Barrendite 6.7%!* Die Investmentstrategie von Swiss Prime Site mit attraktiven Liegenschaften an besten Standorten ist so einfach wie erfolgreich. Sie bietet Anlegern Stabilität, Substanz und verlässliche Renditen. Deshalb sind unsere Immobilienaktien – auch in turbulenten Zeiten – die perfekte Alternative zu anderen Anlagen. Swiss Prime Site AG, Froburgstrasse 15, 4601 Olten, Telefon +41 (0)62 213 06 06, www.swiss-prime-site.ch, Valoren-Nr. 803 838.

* Die für Schweizer Privatinvestoren einkommenssteuerfreie Nennwertreduktion von CHF 3.40 entspricht einer Barrendite von 6.7%, gemessen am Börsenkurs per 31.12.2008. Dieses Inserat ist weder ein Angebot noch eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Aktien der Swiss Prime Site AG. Die bisherige Performance ist kein Indiz für die zukünftige Performance.


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