Depression
Abwärtsspirale des Denkens Eigentlich hatte Carmen T. in ihrem Leben alles richtig gemacht. Nach dem Studium als Gymnasiallehrerin tätig, gründete die Thurgauerin mit ihrem Partner eine Familie mit zwei Kindern. Erst in der zweiten Lebens hälfte trat eine Erschöpfungsdepression auf. Geholfen wurde ihr in Littenheid. Systematische Rückbesinnung So fand Carmen T. den Weg zur Clienia AG, an deren Standort Littenheid PD Dr. med. Bernd Ibach als Chefarzt im Zentrum für Alterspsychiatrie und Privé zuständig ist. Relativ schnell habe sich herBernd Ibach: «Ergänzend zur Psychotherapie kann auch eine pharmakologische Behandlung nötig sein.»
auskristallisiert, dass Carmen T. an einer Erschöpfungsdepression litt, erinnert sich der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. «Durch eine systematische Rückbesinnung auf prägende Ereignisse in ihrem Leben kamen auch viele wichtige positive und schwierige Dinge an die Oberfläche, an welche die Patientin teilweise kaum mehr bewusst gedacht hatte», fährt er fort. Im Verlauf dieses «Life Reviews»,
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Das Leben war ein langer ruhiger Fluss. Zumindest
wie das in der Fachsprache heisst, wurde allmäh-
so lange, bis einige Jahre nach ihrer Pensionierung
lich klar, dass ihr Leben weitaus anstrengender
unvermittelt alles aus dem Ruder lief. Mittlerweile
verlaufen war, als sie sich selbst zugestand.
geschieden, fühlte sich Carmen T. ständig matt, er-
Als Kind hatte man ihr wenig Fürsorge entgegen-
schöpft, ganz im Gegensatz zu früher brach sie oft
gebracht, zeitweise war sie sogar in einem Heim
in Tränen aus. Ihre Stimmung hatte sich so stark
untergebracht. In ihrer Ehe empfand Carmen T.
verschlechtert, dass sie sich nur mit Mühe dazu
nicht selten das Gefühl, entwertet zu sein, und sie
aufraffen konnte, die Wohnung in Schuss zu hal-
sorgte sich um ihre Kinder, selbst als diese schon
ten und Einkäufe zu besorgen.
erwachsen waren. Die Thurgauerin war stets für
Auf welche Ursachen das anhaltende Stimmungs-
alles zuständig – nur für sich selbst nicht. Carmen
tief zurückging, konnte sich die verzweifelte Frau
T. musste wohl oder übel lernen, ständig zu funk-
beim besten Willen nicht erklären. Als Freunde und
tionieren, um zu überleben und dabei eigene Be-
Bekannte sie darauf aufmerksam machten, wandte
dürfnisse hintanzustellen. Schliesslich stand sie
sie sich zunächst an die Pro Senectute, wo man ihr
aus ihrer Sicht alleine da, ohne Familie.
den Rat gab, sich mit ihrem Leiden an eine psychia
Warum solche unangenehmen Erinnerungen
trisch-psychotherapeutische Einrichtung zu wenden.
im fortgeschrittenen Lebensalter mit einem Mal