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Fokus HR
Vom Gesundheitsschutz zum Gesundheitsmanagement Die SAK (St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG) konnte 2020 sowohl die Auszeichnung als Friendly Work Space als auch als Top Arbeitgeber entgegennehmen. Patricia Reich, BGM-Verantwortliche bei der SAK, zeichnet den Weg zum Erfolg nach.
Bereits bei der Gründung vor über hundert Jahren war der SAK-Direktion klar, dass der Umgang mit elektrischer Energie Risiken für die Beschäftigten birgt. Die Verhinderung von Unfällen hatte stets oberste Priorität, weshalb schon von Beginn weg Sicherheitsmassnahmen umgesetzt wurden. «Gesundheitsförderndes Engagement zugunsten der Mitarbeitenden hat bei der SAK also Tradition», sagt Patricia Reich. «Die ständige Auseinandersetzung mit Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz führte über die Jahre hinweg zu einer immer stärkeren Sensibilisierung zum Thema, bis es schliesslich um den Aspekt Gesundheitsförderung erweitert wurde.» Worte genügen nicht Dass die Gesundheit der SAK-Mitarbeiter bereits vor vielen Jahren in der Personalstrategie explizit verankert wurde, überrascht daher nicht; ebenso wenig, dass sie bis heute einen hohen Stellenwert geniesst. Als koordinierendes Organ dafür wurde die «Umwelt, Sicherheits- und Gesundheitskommission» (UMSIKO) eingerichtet, die sich um die Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen am Arbeitsplatz kümmert. «Gesundheitsförderung ist bei der SAK also nicht nur ein Wort, sondern in der Unternehmenskultur fest verankert», unterstreicht Reich. 2016 führte die SAK-Personalabteilung darüber hinaus eine Analyse der Massnahmen zum Schutz der Gesundheit und des Wohlergehens ihrer Angestellten durch. Das Resultat war eindeutig: Die Massnahmen der SAK waren überdurchschnittlich gut. «Was aber noch fehlte, war ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), das alle gesundheitsrelevanten Massnahmen, Angebote und Themen systematisch verbindet sowie Prozesse und Zuständigkeiten festlegt», erinnert sich Patricia Reich. Also wurde, gestützt auf die Qualitätskriterien von Friendly Work Space der Gesundheitsförderung Schweiz, ein ganzheitliches BGM-Konzept erstellt. «Kurz darauf starteten wir mit einer BGM-Fachstelle, deren Leitung ich übernehmen durfte, sowie einer Disziplinen-übergreifenden BGMSteuergruppe, um das Konzept umzusetzen und wo nötig zu LEADER | Mai 2021
adaptieren. Die Erlangung des Labels Friendly Work Space war von Anfang an Ziel und Motivation für das ganze Team», betont Reich. Von der Theorie in die Praxis Die Umsetzung der sechs BGM-Themen des Labels Friendly Work Space (siehe Box) stellte die SAK vor einige Herausforderungen – insbesondere deshalb, weil sie mit angemessenem Aufwand erfolgen sollte. «Alle Strategien, Prozesse und Massnahmen mussten dokumentiert und ausgewertet sowie eine kontinuierliche Verbesserung sichergestellt werden», erklärt Patricia Reich. Das beansprucht zwar nicht unerhebliche Ressourcen. Daraus entstand aber Schritt für Schritt eine umfassende, praxisnahe Dokumentation. «Wir haben in diesem Prozess eine gute Balance zwischen den Ansprüchen der Gesundheitsförderung Schweiz und des Betriebsalltags gefunden – und so Theorie und Praxis optimal kombiniert», so Reich. Schliesslich zähle für die Mitarbeiter nur, was man aus der erarbeiteten Dokumentation auch realisiere.
Ein «Papiertiger» durfte die Dokumentation auf keinen Fall werden. Ein «Papiertiger» durfte die Dokumentation auf keinen Fall werden: Daher mussten alle Massnahmen praktikabel geplant, sinnvoll ausgestaltet und die Bedürfnisse aller Anspruchsgruppen berücksichtigt werden – «für ein professionelles BGM ist dieser Aspekt eminent wichtig, damit es nicht bei der Theorie bleibt», betont Reich. Ebenso zentral sei in einem professionellen BGM die Nachhaltigkeit. «Nur wenn sämtliche gesundheitsrelevanten Themen, Angebote und Massnahmen integriert sind, das Commitment der Geschäftsleitung gesichert ist sowie alle Zuständigkeiten, Ziele und Prozesse klar geregelt sind, können