Bäckerei Gerum öffnet ihre Türen

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Startseite Lokales (Schwabmünchen) Bäckerei Gerum öffnet ihre Türen: Ein Blick hinter die Kulissen

05. März 2013 06:27 Uhr SCHWABMÜNCHEN

Bäckerei Gerum öffnet ihre Türen: Ein Blick hinter die Kulissen Vor einer Woche wurden im Internet die Hygienemängel bei dem Schwabmünchner Betrieb veröffentlicht. Besitzerin Bernadette Friese gibt jetzt

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einen Einblick in die Backstube Von Patrick Gilg

Bäckergeselle Michael Ströbele bearbeitet gerade den Teig der Allgäuer Seelen.

Bernadette Friese öffnet die Türen zu ihrer Backstube in ihrer Bäckerei in Schwabmünchen. Foto: Patrick Gilg

Bernadette Friese ist der Stress der vergangenen Monate anzumerken. Die Prüfung, bei der Lebensmittelkontrolleure vergangenen Herbst Reismehlkäfer in einem Filter der Bäckerei gefunden haben, haben Spuren hinterlassen. Körperliche, psychische. Die Inhaberin der Schwabmünchner Bäckerei Gerum ist seither am Kämpfen. Um ihr Unternehmen. Um ihre Mitarbeiter. Um ihren guten Ruf.


Alles habe sie seit dem Besuch im Oktober versucht, um den Eintrag auf der sogenannten „Ekelliste“ des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zu verhindern. Ohne Erfolg. Vergangenen Dienstag wurde der Vorfall veröffentlicht. Und seitdem hängt dieser große Makel über ihrem Unternehmen. Der Makel der Unreinheit: „Das tut schon weh“, sagt die Geschäftsinhaberin. „Aber es hilft n ichts. Wir müssen uns damit auseinandersetzen.“ Bernadette Friese tut das auf ihre Art und Weise. Lässt die örtliche Presse in ihre Backstube. Streng nach dem Motto: „Wir haben nichts zu verbergen.“ Zeigt, dass dort ordentlich gearbeitet wird. Dass ihr Unternehmen wieder sauber ist. Dass sich ihre Kunden keine Sorgen machen müssen. Nicht ganz uneigennützig. Aber auch nicht selbstverständlich. Man merkt a uch den Mitarbeitern an, dass die momentane Situation nicht leicht für sie ist. Etwas unsicher blicken sie auf den Journalisten, der durch „ihr Reich“ schreitet. Halten bei ihrer Arbeit kurz inne. Um dann schnell weiterzumachen. Das Tagesgeschäft lässt keine großen Pausen zu. Die Backwaren müssen fertig werden. Teige ausgerollt, die Torten zubereitet werden – hier wird gebacken. Klinisch rein kann es d a nicht zugehen. Und doch wirkt die Backstube sauber. Wirkt so, als ob hier auf Hygiene geachtet wird. „Das war schon immer so“, sagt Schädlingsbekämpfer Simon Hawlik, der seit vielen Jahren bei der Bäckerei für die Schädlingsbekämpfung zuständig ist. „Aber man

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kann bei so einem Betrieb nicht immer ausschließen, dass ein solcher Vorfall passiert. Hier wird jeden Tag etwas angeliefert.“ Hundertprozentig e Sicherheit gebe es nie. Sätze und Worte, die man in diesem Zusammenhang oft hört. Egal, mit wem man sich unterhält: „Es ist nicht auszuschließen, dass bei der Mehlanlieferung Reismehlkäfer in den Betrieb eingeschleppt werden“, sagt die zuständige Lebensmittelkontrolleurin Sonja Walch vom Landratsamt Augsburg. „Dieses Risiko könnte allerdings durch eine zuverlässige Eingangskontrolle minimiert werden.“ Es wird eines deutlich: Von Behördenseite möchte man den Vorfall nicht verharmlosen. Die Kontrolle habe zu diesem Zeitpunkt eine größere Anzahl von Reismehlkäfern ergeben. Doch die Bäckerei hat offenbar ihre Lehren aus dem Vorfall gezogen: „Der Schadensbefall ist komplett behoben“, sagt Sonja Walch. Die


Nachprüfung wurde bestanden, die abgesonderte Konditorei sei nie betroffen gewesen. Eine Gesundheitsgefahr für den Konsumenten habe es nie gegeben. Auch Bernadette Friese räumt Fehler ein: „Wir haben damals geschlampt“, sagt die Unternehmerin. „Das darf nicht, ist aber passiert. Das kann ich jetzt nicht rückgängig machen.“ Den Eintrag auf der „Ekelliste“ auch nicht mehr. Der steht da. Egal, was das Unte rnehmen im Nachhinein unternommen hat: „Da müsste man abwägen können“, kritisiert auch Peter Mück, Obermeister der Bäckerinnung Augsburg. „Das fehlt in diesem System einfach. Die Frage muss erlaubt sein, wann ein solche Veröffentlichung erlaubt sein darf.“ Eine Frage, die auch Prof. Alfred Hagen Meyer beanstandet. Der Rechtsanwalt ist ein überzeugter Gegner der Ekelliste – und geht gegen sie rechtlich vor: „Laut Basisverordnung dürfen Warnungen nur herausgehen, wenn auch wirklich ein Risiko für den Konsumenten besteht“, sagt der Jurist. „Das ist auch bei der Bäckerei Gerum nicht der Fall.“ Es besteht für Bernadette Friese also Hoffnung, dass der Eintrag bald wieder gestrichen werden könnte. Aktuell helfe ihr das allerdings wenig.

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