MFG - Das Magazin / Ausgabe 1

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& POLI T ISCH & STÄDTISCH & KULTURELL & SZ ENIG

Betteln vor laufender Kamera?

Betteln vor laufender Kamera?

Gott und seine Welt

Gott und seine Welt

Birkmeyer vs.Hinterseer

Birkmeyer vs.Hinterseer

Sportfreunde lauter!

Sportfreunde lauter!

Der Duft der Stadt

»WAHRZEICHEN« GLANZSTOFF

AUF DEM WEG DER BESSERUNG?

Wir geben Menschen Perspektiven! Eine Initiative der Deutschen Vermögensberatung

Qualifizierte Menschen suchen qualifizierte Arbeit.Wir haben sie! Die Deutsche Vermögensberatung bietet vielen Menschen eine neue berufliche Perspektive.

Vermögensberater für Deutsche Vermögensberatung AG

Ernst Schwarzäugel

Valkastr.5/3/4 · 3100 St.Pölten

Tel.0676/88400 1038

Ernst.Schwarzaeugel@dvag.at

Irgendwie wurden wir das Gefühl nicht los,in St.Pölten etwas zu sagen zu haben.

Irgendwie schien uns die Zeit gekommen,uns Gehör zu verschaffen.

wir sehn, wir sehn, was du nicht siehst.

Doch irgendetwas hat gefehlt.Kurz:Es war Zeit für eine Zeitung.Und für ein Magazin.

: zaubert ein alter

ab S. 6 Neues hervor?

ISCH &

UNSER ANSPRUCH

ist es, eine alternative Sicht auf die Dinge unserer nächsten Umgebung zu erlauben, ebenso wie die Sicht auf Dinge, die uns bisher medial verborgen blieben. »Wir sehn, wir sehn, was du nicht siehst« sozusagen. Dabei vergessen wir nicht auf unsere Wurzeln und unsere Leser –junge Menschen aller Altersgruppen – sowie auf die politischen, städtischen, kulturellen und szenigen Beiträge, die nicht vordergründig beleuchten, sondern aus dem Hinterhalt informieren, polarisieren und bewegen sollen.

WER,WENN NICHT JETZT

Ab S. 14 ein Interview, das Gott unsterblich macht.

Intendanten sind auch nur Menschen. Beweis ab S.18.

Werden die Sportfreunde stiller? Antwort gibt S.26.

Coverfoto: Michael Rzepa

Man wird uns hassen, lieben, fürchten, belächeln, anlachen und respektieren. Denn wir sind Bühne, wir sind Pranger, wir sind Forum, wir sind Arena und Manege. Wir sind die Schulter zum Ausweinen. Wir sind der erhobene Zeigefinger. Wir sind unterhaltsam, aber auch schwer verdaulich. Weil wir keine Diätkost produzieren. Wir sind die Schaufel, die aus- und umgräbt. Wir sind unparteiisch, aber nicht unpolitisch, nur der Sache verpflichtet. Wir sind zufrieden, wenn wir es für richtig halten und nicht andere. Und wir sind das Medium, das seine Meinung vertritt, ohne dabei einen Eigentümer zu vertreten. Denn wir sind unabhängig. Wirklich und konkurrenzlos unabhängig. Alle 2 Monate.

WANN,WENN NICHT WIR

Es ist Zeit für eine Zeitung, die nichts kostet, aber dennoch von großem Wert ist. Wir machen MFG leistbar, lesbar und letztlich unverzichtbar.

DAS ZEITUNGSMAGAZIN FÜR ST.PÖLTEN

MFG Zeitungsmagazin (Bauer,Steinperl,Voak,Wagner),Kelseng.9,3100 St.Pölten Konzept & Gestaltung: Wagner & Steinperl, Aufeldgasse

Glanzstoff
Hut
Johannes

TACHELES

von wagner steinperl

REICHE UND ARME

Es ist schon eine Tragödie,wenn einem die geblähte Spaßgesellschaft ihre Emissionen so gnadenlos vor die Nase knallt.

Da sitzen doch glatt ungewaschene Elemente (auch Menschen genannt) am Straßenrand,schauen Löcher in die Luft und beleidigen das Auge der höheren Einkommensschichten.Dem nicht genug,verdienen sie sich dabei ein goldenes Naserl in ihre Hüte. Ein untragbarer Zustand,dem man nun selbst in St.Pölten,dem Bombay Mitteleuropas,mit aller technischen Härte entgegentreten muss.Und so sollen die St.Pöltner City und die (so Manager Matus im Kurier) »an allen Ecken heftig aktiven« Bettler per Video und www total überwacht werden – eine »absolut preiswerte Angelegenheit« für den Matus’schen Ortsbildverschönerungsverein. Bravo und recht(s) so.Ein Erfolg, den sich die Züchter der kollektiven Paranoia auf ihre Fahnen tackern können.Bleiben nur mehr die Fragen:Glauben Sie (abgesehen von Banden),es ist eine Gaudi,gerade hier herumzuhocken und still zu betteln? Vielleicht,weil man den ganzen Tag an der frischen Luft verbringt? Können Sie sich vorstellen,wie es jemandem geht,dass er sich als Mittelloser outet? Haben Sie schon gegnissen,dass auch Sie Teil der »Wien-darf-nicht-St.Pöltendarf-nicht-Chicago-werden-Starmania« sein könnten? Was kommt danach? Helmkameras für grundsätzlich potenziell Drogen dealende Schwarzafrikaner? Die schönsten Bettlervideos auf DVD,ausgezeichnet mit dem Elizabeth T.Spira-Sozialporno-Award? Wie wär’s einmal mit Nachdenken?

Aufruf: Sollten Sie in St.Pölten aggressiv angebettelt worden sein, erbitten wir sachdienliche Hinweise an die Red.(office@mfgstp.at, KW: Opfer). Die dramatischste Geschichte wird mit dem MatusAward 2004 ausgezeichnet.

Jugend im Schlachthof

Früher wurden Tiere geschlachtet,seit Oktober wird umgebaut: Das Areal des ehemaligen Schlachthofs in der Herzogenburger Straße wird zum Jugendkulturzentrum.Während das Jugendzentrum Steppenwolf bereits in provisorischen Räumlichkeiten am Areal angesiedelt ist, wird für Jänner die offizielle Eröffnung geplant – zeitgleich mit der Fertigstellung der Skaterhalle.Die Boardhouse-Crew arbeitet bereits an den Obstacles. D er Veranstaltungsraum für rund 100 Besucher wurde im Sommer heftig diskutiert,mittlerweile haben sich die Wogen geglättet.Die Eröffnung soll noch im Zuge der zweiten Bauphase im Frühjahr 2005 erfolgen.Jugendkoordinator DSA Wolfgang Matzl arbeitet unterdessen an der Vernetzung zwischen Stadt und Jugend:»Ich freue mich über jede Idee,die an mich herangetragen wird.Es gibt genug zu tun!«

Buskonzept

WARTEN AUF GRÜN

Gespräche auf höchster Ebene

»Alle bekennen sich zum öffentlichen Verkehr,aber die Mittel kürzen sie uns trotzdem«,ärgert sich Verkehrsstadtrat Ing.Franz Gunacker (SPÖ) über Bund und Land. Die Rede ist vom Stadtbuskonzept,eine Art »Masterplan« für St.Pöltens öffentlichen Verkehr. Mit der ÖBB-Postbus GmbH wurde darüber ein Verhandlungsergebnis erzielt.Laut Herbert Teufel,Verkehrsleiter NÖ West,würden sich Wartezeiten verkürzen und neue Stadtgebiete erschließen – Details bleiben vorerst geheim. Die Umsetzung scheitert,so Gunacker,nur noch an der Finanzierung:»Uns bleibt eine Differenz, da Bund und Land noch nicht mitzahlen.Es laufen aber Gespräche auf höchster Ebene.« Die Umsetzung des Konzepts werde dann jedenfalls noch rund ein halbes Jahr dauern,so Teufel:Fahrpläne und Busspuren wollen angepasst werden.Rascher geht’s mit der »Anpassungsfähigkeit« derzeit in der Heßstraße,wo die erste ampelgeregelte Busspur gut angenommen wird.Die ursprüngliche Strecke ging direkt über den Rathausplatz –und hat sich als zu problematisch erwiesen.Für Gunacker ein Zeichen,dass letztlich auch im öffentlichen Verkehr der Weg das Ziel ist.

Bischof DDr. Küng

BLEIBT ALLES ANDERS?

Beste Glückwünsche

DDr.Klaus Küng mutierte vom Visitator zum Terminator von Dr. Krenn.Was meinen die anderen christlichen Kirchen?

Dr.Christian Halama,Altkatholischer Pfarrer: »Auf der einen Seite medial breitgetretene Skandalgeschichten,auf der anderen die Quadratur des Kreises – der Visitator,der kirchliche Spitzenfunktionäre gesprochen hat,nun als Vo gesetzter.Nachdem die christliche Botschaft Frieden in die Herzen bringen möchte, erbinde ich mit meinen Wünschen die Hoffnung auf den Aufbruch des Positiven in der römischen Kirche – und im ökumenischen Miteinander.«

Mag.Paul Weiland,Evangelischer Superintendent: »Ich wünsche Bischof Küng,dass es in der Diözese zu einem Miteinander kommt.Ich wünsche den Menschen,dass es den Kirchen immer besser gelingt,gemeinsam glaubwürdig Lösungen anzubieten.Ich wünsche den Kirchen,dass es auf allen Ebenen zu einem inhaltlichen Austausch kommt.«

WARM UMS HERZ

Nachdem der Bund sich für Heizkostenzuschuss offiziell nicht zuständig fühlt (wohl, weil der »Bund« als solcher noch nie das Erlebnis des Frierens erfahren musste und prinzipiell von Gesinnungskälte durchdrungen scheint),springt das Land NÖ mit 50 Euro (Infos: 02742 / 9005 / 13292) ebenso in die Bresche wie traditionsgemäß die Stadt St.Pölten.Die zahlt im Zuge der »Brennstoffaktion« ihren bedürftigen Mitbürgern heuer 90 Euro (um 10 mehr als im Vorjahr)! Da wird einem warm ums Herz!

KREATIVES BUDGET?

Am 14.Dezember ist es soweit:Im Gemeinderat steht der Beschluss des Budgets für 2005 an. Der diesjährigen Debatte darf man aus mehrerlei

Gründen besonders gespannt entgegenblicken:1.sieht die finanzielle Gesamtsituation St.Pöltens trotz Abgabe des Zentralklinikums alles andere denn rosig aus.2.waren heuer die Oppositionsparteien,zumindest was den Informationsfluss betrifft,in die Pläne mit eingebunden.Was man sich gemeinsam an »Kreativem« hat einfallen lassen,und vor allem auf wessen Kosten,das kann man am 14.Dezember zu ungemein »arbeitnehmerfreundlicher Zeit« um 9.30 Uhr im Rathaus erfahren.

DIE SCHLACHT IST GESCHLAGEN! GEORGE W.BUSH WURDE IN SEINEM AMT

ALS US-PRÄSIDENT BESTÄTIGT UND BLEIBT AUCH DIE NÄCHSTEN VIER

JAHRE DER MÄCHTIGSTE MANN DER WELT.WIR HORCHTEN UNS BEI DEN

ST.PÖLTNER »AMIS» UM,WIE SIE DEN WAHLAUSGANG BEURTEILEN:

America After The War...

William Briscoe: » Wir brauchen jetzt einen Commander!«

>>Don Ferguson (Künstler, hat heuer die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen): Ich hab’ mich 100mal gefragt »Was ist mit den Amis los? Wie ist es möglich, dass Bush gewinnt?« Die US-Bürger haben wohl einfach Angst und werden in dieser über die Medien permanent gehalten. Was Michael Moore in »Fahrenheit 9/11« gezeigt hat – es stimmt einfach! Außerdem – und dagegen habe ich schon in den 60ern im Civil Rights

DAS US-WAHLSYSTEM IST KORRUPT! Don Ferguson

Movement angekämpft – ist das USWahlsystem einfach korrupt. Absurd ist u.a. das »The Winner Takes It All«Prinzip. Bereits 2000 gab es Bundesstaaten, in welchen Gore und Nader zusammen mehr Stimmen als Bush hatten – dennoch gingen alle an ihn. Das wäre in Europa undenkbar. Aber was soll man tun – man kann eigentlich nur Österreicher werden!

JOHN VARITY

(New York, Pädagoge):

Kerry war absolut verlogen und George W. Bush ist eine Dumpfbacke. Beide sind korrupte Politiker. Aber während Kerry als Senator 20 Jahre lang nichts für die USA geleistet hat, hat Bush als Gouverneur Texas wenigstens im Bildungsbereich vom quasi dümmsten Bundesstaat unter die Top 10 geführt. Was mein Land angeht, kann ich nur sagen, dass George das geringere Übel ist. Die Mehrheit der US-Bürger hält Moral und Sicherheit für wichtige Themen. Hier in Europa pfeift man darauf. Was ich für gefährlich halte, ist

diese regelrechte Gehirnwäsche, die hier betrieben wird. Haben Sie in einem einzigen Medium irgendetwas Positives über Bush gelesen? Amerika ist der Feind schlechthin – nach den Weltkriegen tobt der Wirtschaftskrieg. Aus europäischer Sicht verstehe ich das

BUSH IST DAS GERINGERE ÜBEL.

John Varity

sogar – wenngleich es primitiv ist. Es ist jedenfalls einfach zu wenig, nur zu rufen »Kerry!, Kerry!« mit dem Argument, dass man Bush nicht mag. So kommen Idioten an die Macht.

JOHN CLIFF (Illinois, Basketballspieler):

Ich habe Kerry gewählt, weil ich mit Bush’s Amtsführung und seinen Themen nicht einverstanden bin. Aber er wurde wieder gewählt, das muss man zur Kenntnis nehmen. Warum? Weil viele US-Bürger seine Meinung, in den Krieg zu ziehen, teilen. Dadurch erscheint er als starker, tatkräftiger Führer – ein Image, das Kerry den Menschen nicht vermitteln konnte. Der Krieg wird zwar thematisiert, man hört auch, dass Leute sterben im

Irak – aber in Wahrheit ist dies für das Empfinden der Bürger zu weit weg. Da war 9/11 viel unmittelbarer, der Kampf gegen den Terror. Derzeit geht in den USA ein Riss durch die Gesellschaft und ich befürchte, dass er in den nächsten Jahren noch tiefer wird. Es wird vieler Jahre und eines neuen Präsidenten bedürfen, um die Gräben zu überwinden.

WILLIAM BRISCOE (New York, Tänzer):

John Kerry als Präsident hätte ich nicht gespürt. Das ist kein Präsident für ein Land, das im Krieg steht. Wir brauchen jetzt einen Commander, der Entscheidungen trifft und nicht zaudert, auch wenn nicht immer alles richtig sein mag. In einem Krieg wechselt man nicht den Präsidenten aus, außerdem halte ich nichts davon, einen Präsidenten nach vier Jahren abzuwählen.

IN EINEM KRIEG WECHSELT MAN KEINEN PRÄSIDENTEN.

William Briscoe

Bush hat sicher viel Mist gebaut, aber man muss ihm die Chance geben, es in der zweiten Amtsperiode besser zu machen, seine Ansätze durchzuziehen. Nach 9/11 haben wir erstmals zur Kenntnis nehmen müssen, dass wir nicht unangreifbar, sondern verletzlich sind. Das hat uns ein Gefühl für die Bedeutung von Sicherheit gegeben.

Der derzeitige Riss in der Gesellschaft ist groß, bereits seit 2000, weil viele Demokraten damals gefühlt haben, dass ihnen die Wahl gestohlen wurde – damit ist klarerweise schwer umzugehen. Aber jetzt ist Bush Präsident, und er wurde wieder gewählt. ■

AMIS IN STP Sie leben und arbeiten in St.Pölten.Manche seit Jahren – so lange,dass sie sich mittlerweile als Österreicher fühlen und welche geworden sind, andere nur vorübergehend:Die 25 Amis in St.Pölten.Allen gemeinsam aber war klarerweise das glühende Interesse an den Wahlen in ihrer Heimat.Wir fragten nach.

bangend hoffend

ST.PÖLTNER HABEN'S SCHWER.WÄHREND DIE BURGENLÄNDER ALS DIE DEPPEN DER

NATION HINGESTELLT WERDEN,IST ST.PÖLTEN IMAGEMÄSSIG DIE STINKY-TOWN ÖSTERREICHS.

DIES GEHT AUF DIE KAPPE VOR ALLEM EINES UNTERNEHMENS:DER GLANZSTOFF AUSTRIA.

iGLANZSTOFF

1904 BIS 1993

1904 Gründung der »Ersten Österreichischen Glanzstoff-Fabrik AG«

1930-1932 Schließung des Werkes infolge der Wirtschaftskrise ab 1965 auch Produktion von Viskose-Reifengarn

1982 Rettung des Werkes durch politische Intervention.

1990 Börsengang

1991 AbwasserReinigungs-Anlage

FOTOS

Michael Rzepa

Hermann Rauschmayr

Glanzstoff Austria

>> Nun keimen neue Hoffnungstriebe, dass es mit dem »faule EierOdem« in absehbarer Zeit so gut wie vorbei sein könnte: ermöglichen soll dies ein 80 m hoher Schlot, um dessen Bewilligung der Betrieb beim Magistrat angesucht hat. Eine Reportage über eine »unendliche Geschichte«, welche die St. Pöltner skeptisch den neuen Schalmeientönen zuhören lässt, von denen sie zugleich so sehr hoffen, dass sie in Erfüllung gehen mögen.

Die Fakten

Es sind vor allem zwei Substanzen, welche die Glanzstoff emittiert und welche sowohl gesundheitlich als auch in Sachen Geruch Problemstoffe darstellen: CS2 und H2S, wobei letzteres –Schwefelwasserstoff – »die eigentliche Stinkbombe ist«, wie der Leiter der Abteilung Technik und Umwelt der Glanzstoff, Ing. Alfred Plank, erläutert. Der offizielle WHO-Schwellenwert für H2S liegt bei 7 µg/m3, »für CS2 schwanken die Expertenmeinungen zwischen 20µg/m3 – 1 mg/m3«, so Mag. Werner Knauder vom Institut für Meteorologie und Geodynamik. Derzeit liegt »die Glanzstoff über diesen Werten, wobei dies gebietsmäßig unterschiedlich ist und von der Ausblashöhe abhängt«, gibt Ing. Plank zu.

Die Schadstoffe entstehen bei der Produktion von Viskose und technischen Garnen, die insbesondere in der Autoindustrie (Reifen, Keilriemen etc.) eingesetzt werden. Garne des zweit-

größten technischen Viskoseherstellers der Welt befinden sich aber auch auf der Ariane im Weltall sowie als Sicherheitsstreifen in den Euro-Banknoten.

Bittere »Wahlzuckerl« in Sachen Luft Dass sich St. Pölten heute überhaupt noch mit der Glanzstoff-Problematik herumschlagen muss, ist vor allem der Politik zu verdanken.

Bereits Ende 1982 sollte die Fabrik zugesperrt werden. Interventionen seitens Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky sowie die Gründung einer Auffanggesellschaft sicherten den Fortbestand, Lenzing übernahm das Werk. Bürger-

meister Hans Schickelgruber schrieb im Jänner 1983: »Durch das persönliche Engagement unseres Herrn Bundeskanzlers Dr. Kreisky ist es gelungen, den Betrieb ... zu erhalten, was für St. Pölten ein echtes ,Christkind’ bedeutet.« Am 24. April fanden Nationalratswahlen statt.

1994 ein ähnliches Bild, wieder lag das Unternehmen am Boden. Der Gemeinderat verabschiedete eine einstimmige Resolution zur Erhaltung

und schaltete Bundeskanzler Dr. Franz Vranitzky ein: mit Erfolg. Eine Liegenschaftsverwertungsgesellschaft wurde gegründet, in welche die Stadt immerhin 10% (über 35,5 Millionen Schilling) einbrachte. Bund und Land zahlten das Doppelte! Um die Bedenken der Glanzstoff-Gegner zu kalmieren, wurden dem Werk hinsichtlich der Umwelt Auflagen erteilt, und zwar seien, wie Bürgermeister a. D. Willi Gruber im Mai 1994 informierte: »Die erforderlichen Maßnahmen zur Umweltverträglichkeit des Betriebes, insbesondere die völlige Beseitigung der Geruchsbelästigung der Bevölkerung, bis zum 31. Dezember

JOBKILLER «RATIONALISIERUNG«

Die Glanzstoff beschäftigt derzeit rund 450 Mitarbeiter in St.Pölten.Aufgrund einer neuen Maschine gibt es Kündigungen. Am Textilsektor gegen die übermächtige Konkurrenz aus Asien kaum mehr wettbewerbsfähig,ist man im Bereich technische Viskose zweitgrößter Produzent weltweit.

1995 zu lösen.« Im Oktober des Jahres wurde abermals der Nationalrat gewählt. Das Cover von »St. Pölten konkret« zierte damals das Bild eines hemdsärmeligen Franz Vranitzky auf Betriebsbesuch bei der Glanzstoff.

Was wurde getan seit 1995? Dezember 1995 ist mittlerweile fast 9 Jahre her, die Abluftproblematik wurde definitiv nicht »vollständig beseitigt«! Es wurde etwas versprochen, was offen-

Was für ein Leben mit der Glanzstoff

Über die Folgen des Schwefelwasserstoffs für die Gesundheit gibt es unterschiedliche Meinungen.Studenten,Mieter und Berufstätige, die rund um die Glanzstoff ihre Tage verbringen,sind in einem Punkt vollends d'accord:Die Geruchsbelästigung ist oft unerträglich hoch.

Peter, Fachhochschul-Student, hatte gleich zu Beginn des Semesters seine eigenen Erfahrungen gemacht.»Wenn es einmal stinkt, dann ordentlich.An diesen Tagen kann man nicht einmal die Fenster

Für andere wiederum ist der Gestank im Laufe der Jahre zu einer zwar unangenehmen, aber dennoch im Bereich der Toleranz befindlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität

2 Abluftreinigungsanlagen sind realisisert,Anlage 3 in 5 Jahren.

öffnen.Als Raucher habe ich es da noch gut.Die Zigaretten verdrängen zumindest für ein paar Minuten den penetranten Gestank.« Bei dem Spaziergang begegne ich der 25-jährigen Mutter Sandra mit ihrer 2-jährigen Tochter Amelia.»Ich wohne seit der Geburt meiner Tochter hier.Die Mieten sind einfach viel günstiger.Da habe ich den Gestank in Kauf genommen und mit der Zeit riechst es eh nicht mehr so.Nur ab und zu,wenn es wirklich ganz schlimm ist,krieg ich Kopfweh. Und wenn die Kleine Husten hat, dann bin ich übervorsichtig und geh gleich zum Arzt.Der sagt aber immer,das ist bei Kindern normal. Aber anfälliger für Husten ist sie schon.«

geworden.Fritz,ein 72-jähriger Pensionist,erzählt,dass »der Gestank früher noch viel schlimmer und unzumutbar war.Doch keiner wäre je auf den Gedanken gekommen,sich darüber zu beklagen.Waren viele aus diesem ehemaligen Arbeiterviertel doch in der Fabrik beschäftigt. Und glauben Sie mir,im Inneren des Gebäudes riecht es sicher nicht besser.«

Es wird also wohl weiterhin stinken in St.Pölten.Außer,der abermalige Versuch der Glanzstoff geht auf.Aber dies zu hoffen, wäre fast vermessen und vor allem voreilige Freude auf etwas, das sich trotz jahrelanger Versprechen nie änderte.Es stinkt, punktum. ROSA

sichtlich gar nicht zu halten war, was man Werk wie Politik gleichermaßen zum Vorwurf machen muss.

Freilich darf man es nicht nur negativ sehen, immerhin wurde durch die »Vertragsklausel« ein Prozess in Gang gesetzt, dem sich heute weder die Glanz-

»Wir hoffen aus den negativen Schlagzeilen herauszukommen.«
ING.PLANK,GLANZSTOFF

stoff noch die Behörde entziehen können. So gibt Ing. Plank zu, »dass die Glanzstoff bis 1994 in Sachen Abluft eigentlich überhaupt nichts getan hat.« Mitte der 90er wendete sich das Blatt. Ein Sanierungskonzept wurde vorgelegt, welches eine Lösung der Abluftproblematik in drei Stufen vorsieht.

Zwei Anlagen und Stufe 3/1 sind mittlerweile verwirklicht, wofür das Unternehmen rund 10 Millionen Euro investierte. Tatsächlich wurden Verbesserungen erzielt.

Offensichtlich wird dies, wenn eine Anlage ausfällt: dann ist der Gestank ungleich stärker wahrzunehmen. Von einer befriedigenden Lösung kann aber keinesfalls gesprochen werden, was Ing. Plank auch versteht. »Wenn es stinkt, stinkt es. Alles andere interessiert die Leute nicht!«

Dass die Prognosen der Glanzstoff prinzipiell als seriös eingestuft werden, legt ein Bericht des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2002 nahe. Darin heißt es, dass nach Inbetriebnahme der Abluftreinigungsstufe 3/3 »der Gesamterfassungsgrad der H2S und CS2-hältigen Abgase von insgesamt 86% auf über 94% steigen soll«.

Schlot als Lösung?

Während Abluftreinigung 3 innerhalb von fünf Jahren umgesetzt werden soll, könnte, so die Hoffnung, ein 80 m

hoher Kunststoff-Schornstein bereits 2005 eine »Fast-Lösung« in Sachen Geruch bringen. Dr. Lothar Kloimstein von der Magistratsabteilung für Umweltschutz und Marktangelegenheiten erläutert das Prinzip: »Durch die Einleitung der Viskose-Abgase von der Faserproduktion (Schwefelwasserstoff und Schwefelkohlenstoff) und der Abluft (Schwefeldioxid) der beiden bereits bestehenden Abluftreinigungsanlagen kommt es infolge des Verdünnungseffekts zu einer Reduktion der Schadstoffe im Nahbereich, obwohl die Emissionsmenge gleich bleibt.«

Und das funktioniert? Laut Ing. Plank gibt es ein vergleichbares Anschauungsobjekt:

Das Glanzstoff-Werk im tschechischen Lovosice, wo seit den 60er Jahren ein Riesenschlot die Abluft hinausbläst. »Dort hat es eigentlich nie Probleme mit der Geruchsbelästigung gegeben.« Auf unseren fingierten Protestanruf im böhmischen Werk hin gibt man sich tatsächlich einigermaßen verdutzt: »Geruchsbelästigung? Von einem Schaden wissen wir nichts.«

Was freilich an der ganzen Sache irritiert: Wenn das Stinkproblem –abgesehen vom gesundheitlichen –offensichtlich so »leicht« auf ein Minimalstmaß zu reduzieren ist: warum hat man es dann nicht schon längst getan? Ing. Plank zufolge gab es in den 70erJahren diesbezügliche Überlegungen, es scheiterte aber an der Finanzierung. Ein Trost ist das nicht wirklich: vor allem, was war danach, und wo war die Politik, die sagte: zuerst die Imagescharte »Gestank« beseitigen und parallel dazu Schadstoffe reduzieren?

Zweimal war die Glanzstoff am »Ende«: 1982 und 1994.Nun hoffen wir auf ein Ende des Gestanks.
Das Schlotprojekt wird kritisch überwacht.

Wie dem auch sei, das nunmehrige Schlotprojekt soll eine eklatante Verbesserung bringen, so prognostiziert es auch das Institut für Meteorologie und Geodynamik. Mag. Knauder: »Man kann davon ausgehen, dass die Konzentration der CS2- sowie H2S-

Eine 100%-Lösung gibt es nach dem derzeitigen Stand der Technik jedenfalls nicht, wie Mag. Martin Gutkas von der für den Bescheid zuständigen Allgemeinen Verwaltung des Magistrats klarstellt: »Prinzipiell sagen die Sachverständigen, dass eine gewisse

»Die Glanzstoff überhauptnicht mehr zu riechen, ist eine Illusion.«

MAG.GUTKAS,MAGISTRAT ST.PÖLTEN

Emission durch die Ausblashöhe bedeutend sinken wird. Die GeruchsHäufigkeit wird geringer sein, zudem wird das Ausbreitungsgebiet beträchtlich kleiner – im Falle von H2S in etwa 100 Meter rund um den Schornstein. Bei CS2 hingegen kommt es zu einer größeren Verbreitung. Absolut wird man die Situation aber erst beurteilen können, wenn der Schlot tatsächlich realisiert ist.«

Restbelastung bleibt. Erlebnisse wie Höhe Nordbrücke, dass einem plötzlich der Atem aufgrund des Gestanks stockt, sollten aber der Vergangenheit angehören.

Zudem gewährleistet der Schlot, dass – selbst wenn eine Anlage ausfällt – die Geruchsbelastung nicht unbedingt gemerkt wird. Dass man die Glanzstoff überhaupt nicht mehr und nie wieder riechen wird, ist aber eine Illusion.«

Interview mit Ing. Plank, Leiter Umwelt & Technik der Glanzstoff Austria

VIER GEDANKEN ZU: »WAS WÄRE, WENN ES DIE GERUCHSPROBLEMATIK NICHT GEGEBEN HÄTTE«.

1.Mehr Bürger wären zugezogen. Jeder zusätzliche Hauptwohnsitzer bringt der Kommune aus dem Finanzausgleich ca. 800 Euro pro Jahr!

2.Der Tourismus käme stärker zum Tragen. Jeder Urlaubsgast ließ 2002 in NÖ über 50 Euro/Tag.

3. Das »Glasscherbenviertel« im Norden hätte sich anders entwickelt, weil mehr in die Infrastruktur investiert worden wäre.

4.Die Bürger würden sich mit ihrer Stadt mehr identifizieren. Es kratzt am Selbstwertgefühl, wenn Fremde sagen: »St. Pölten? Das ist dort, wo es nach faulen Eiern riecht!«

Was wäre wenn, spielt es freilich nicht. Uns ist allen zu wünschen, dass die Rechnung der Glanzstoff aufgeht und St. Pölten bald aufatmen kann. ■ JOHANNES REICHL

»Je dünner die Suppe, desto schwieriger«

mfg:Der Glanzstoff wird vorgeworfen,dass man erst tätig wird, wenn Druck von außen kommt, etwa im Falle der Abluftreinigung 3.

Ing.Plank: Wir verzögern nichts. Es hat nur keinen Sinn, etwas sofort zu realisie-

ren, wenn man weiß, dass es bei längerem Forschungszeitraum zu einer besseren Lösung kommt. Wir betreiben auf dem Gebiet Entwicklungsarbeit, Anlage 1 + 2 waren Prototypen. Wir haben in diesem Bereich den Stand der Technik weltweit neu definiert. Unser Problem bei Abluftreinigung 3: Je dünner die Suppe wird, desto schwieriger ist es, sie zu reinigen.

Wenn der Schornstein bewilligt wird,soll die Geruchsbelästigung bereits im nächsten Jahr auf ein Minimum sinken.Seien wir opti-

mistisch und nehmen wir an,die Rechnung geht auf:Was würde dies für die Glanzstoff bedeuten?

Plank: Wir hoffen damit endlich aus den negativen Schlagzeilen herauszukommen. Ich bin auch überzeugt, dass, wenn der Schwefelgeruch weg ist, andere Emittenten Probleme bekommen werden. Heute ist es ja so: Egal, was riecht – es ist immer die Glanzstoff! Manche behaupten sogar satirisch, dass der Wein im Traisental so gut wächst, weil die Schwefelung der Glanzstoff so optimal ist!

Als Glanzstoff-Mitarbeiter muss man für das Werk immer Rede und Antwort stehen.Wie geht man mit dem Druck um?

Plank: Heute ist es nicht mehr so ein Problem, weil ich jedem ehrlich sagen kann, dass wir etwas gegen die Situation tun. Und ich kann Ergebnisse vorweisen, die dies bestätigen: der Reinigungsgrad liegt mittlerweile bei über 80 Prozent, wir emittieren heute 20 Tonnen weniger Schwefelstoff – früher ist das alles ungefiltert rausgegangen. ■

GLANZSTOFF

1994 BIS 2004

1994 Mit Hilfe von Bund, Land und Stadt wird das Schließen der Fabrik verhindert.Bedingung: Lösung der Abluftproblematik bis 31.12.1995! Neuer Eigentümer C.Grupp. 1998 Beginn der Abluftreinigung.Abluftreinigungsstufe 2 erfolgt 2001. 2004 Die Glanzstoff reicht den Bau eines 80 m hohen Abluftschlotes ein,um damit die Geruchsproblematik in den Griff zu bekommen.Innerhalb von fünf Jahren soll Abluftreinigungsstufe 3 fertig gestellt sein.Investitionskosten:rund 7 Millionen Euro.

Wohin geht der Weg: Ende des Gestanks dank 80 m Schlot oder eine weitere Enttäuschung? Viskose,made in STP. Leider nicht unproblematisch.

WIE DEM PHÄNOMEN ARBEITSLOSIGKEIT BEGEGNEN? DAS NÖ KULTURFORUM

SETZT AUF KUNST UND LUD ZUM WETTBEWERB »HOCKNSTAD«.DIE PREISTRÄGER

WERDEN AM 24.NOVEMBER IN DER AKNÖ PRÄSENTIERT.

vom »spaß« arbeitslos zu sein

p«HOCKNSTAD« AM 24.NOVEMBER

Am 24.November lädt das NÖ Kulturforum um 19.30 Uhr in der NÖ

Arbeiterkammer in St.Pölten zu einem «Abend gegen Sinn- und Arbeitslosigkeit«, im Zuge dessen die Gewinner des Wettbewerbes »Hocknstad« präsentiert werden. Zudem wird ORF-Moderator Paul Schmitzberger mit Politikern und Betroffenen über das Thema Arbeitslosigkeit diskutieren. Der Eintritt ist frei!

>> AMS, 10.30 Uhr. Franz sitzt vor einer Tür und wartet. Der Oberkörper ist leicht vorgeneigt, die Ellbogen sind aufgestützt auf die Knie, die Hände hat er übereinander gelegt, was eine gewisse Ruhe ausstrahlt. Diese steht freilich in krassem Widerspruch zu den beiden Füßen, die er nervös – von der Ferse abrollend – im Wechseltakt auf- und abbewegt. Der Blick ist auf den Boden geheftet und scheint ins Leere zu gehen. Nur hin und wieder schaut er kurz auf, zuerst auf die Tür des Beraters, dann auf die Uhr, wieder auf die Tür – ein leichtes Kopfschütteln, dann versinkt er abermals in seine Abwesenheit. Warten auf Einlass – alles schon erlebt, so oft. Franz, 52 Jahre, ist arbeitslos. Vor über einem Jahr wurde er als Verkäufer gekündigt, »weil ich in meinem Alter offensichtlich zu teuer war, wenngleich einem das natürlich nicht so direkt gesagt wird.«

Klassisch wegrationalisiert

Auf Service und Kompetenz erfahrener Mitarbeiter wird heute nicht mehr Wert gelegt. Billig müssen die Angestellten sein und flexibel, das reicht schon. »Mein Chef hat mir damals ‚großherzig’ Teilzeit angeboten. Zweimal in der Woche hätte ich kommen dürfen – insgesamt 15 Stunden, nachdem ich vorher Fulltime beschäftigt war! ‚Natürlich’ wären diese Tage immer kurzfristig ausgemacht worden, und ich hätte zu einem geringe-

ren Stundenlohn arbeiten sollen. Das war der Dank für 15 Jahre Firmentreue!« Von einem Danaer Geschenk hätten die Trojaner gesprochen, blanken Zynismus könnte man es auch nennen. Mit dem Geld hätte Franz weniger bekommen als mit der Arbeitslose. Die Lebenserhaltungskosten wären damit nicht mehr abzudecken gewesen. Da freut man sich jedenfalls über »qualifizierte Aussagen« von nicht arbeitslosen Zeitgenos-

sen wie: »Na bitte, bei uns kriegt ja jeder eine Arbeit, wenn er nur will!« Fragt sich nur, welche und unter welchen Bedingungen. Arbeit wünscht sich Franz um alles in der Welt. Deshalb pilgert er regelmäßig aufs AMS. Dort wurde freilich seiner anfänglichen Hoffnung auf einen neuen Job schnell ein Dämpfer versetzt. »Beim zweiten Mal schon hat mein Sachbearbeiter auf meine Frage hin, wann ich wieder kommen soll, gemeint: ‚In drei Monaten’. Drei Monate? Wissen sie, wie lange das ist ohne Arbeit ?!«

Selbstzweifel

Genug Zeit, um an sich, seinen Qualifikationen, seinem Leben zu zweifeln. Hat man etwas falsch gemacht? Hat man versagt? War man nicht fleißig genug? Das sorgt für schlaflose Nächte und gedankenschwere Tage. »Hätt ich meine Familie nicht, ich weiß nicht, was dann wäre.« Der Kontakt zu den Freunden hat sich abgekühlt. »Wir leben derzeit in anderen Wirklichkeiten.« Franz’ Wirklichkeit ist leider eine,

IN NÖ WAREN IM OKTOBER 34.423 ARBEITNEHMER BEIM AMS ALS ARBEITSLOS VORGEMERKT,DAVON 6370 JUGENDLICHE.HINZU KOMMEN 7.761 PERSONEN IN SCHULUNGEN.

die immer mehr Österreicher teilen. Mit über 50 Jahren zählt er zu einer »schwer vermittelbaren« Altersgruppe. Dass sich dieser immer mehr andere hinzugesellen – Frauen, Jugendliche, Akademiker – ist kein wirklicher Trost. »Schauen Sie sich um. Es ist unglaublich, wie viel junge Leut’ heute ebenfalls mein Schicksal teilen. Das ist sehr deprimierend!«

Plötzlich geht die Tür auf, Franz verschwindet im Büro. Nach knapp fünf Minuten ist er wieder heraußen. Kopfschütteln: »Leider nichts Neues!« ■

»EIN

Das NÖ Kulturforum

»Wollen Steigbügelhalter sein!«

Prof.Dr. Siegfried Nasko Obmann

>> So formuliert Obmann Siegfried Nasko die Zielsetzung des NÖ Kulturforums. Dabei möchte man »die Basiskultur, die Schaffenden im Verborgenen ansprechen.Wir wollen Schätze heben.«

Diese sind,Naskos Meinung nach,zahlreich im Lande vorhanden,nur hätten sie häufig nicht das Glück,über einen Apparat zu verfügen,der sie pusht.In solchen Fällen will das NÖ Kulturforum »als eine Art Servicepartner einspringen.Wir möchten niemanden instrumentalisieren – im Gegenteil:Wir wollen von den Künstlern in Beschlag genommen,im positiven Sinne ausgenutzt werden!«

Geboten werden vor allem Plattformen. So hat das NÖ Kulturforum im Landhaus die »Galerie Kulturforum« eingerichtet,in Lilienfeld wurde der »Kunstraum« geschaffen und in Wr.Neustadt ein »Schaufenster«,wo Künstler ihre Werke ausstellen können.Der Wettbewerb »Hocknstad« wurde heuer ebenso durchgeführt wie beispielsweise die Ausstellungen »schirch-sche« oder »Demokratie«.Diese gingen zudem auf Wanderschaft in die Regionen,weil „wir die Kultur im wahrsten Sinne des Wortes ins Land hinaustragen möchten,in Winkel,wo sich sonst kulturell kaum etwas tut.«

Wut macht kreativ!

NÖ Kulturforum Wettbewerb »HOCKNSTAD«:Arbeitslosigkeit wird in der Mediengesellschaft meist in abstrakter Weise abgehandelt.

>> »Da ist die Rede von Statistiken, von Wachstumskurven, von Vergleichsmonaten. Es wird mit Zahlen jongliert, während der konkrete Mensch dahinter immer mehr verschwindet, oft gar nicht mehr als solcher erkannt wird«, schreibt Bundespräsident Dr. Heinz Fischer im Vorwort zum »Hocknstad«-Buch.

Dieses ist Output des gleichnamigen KunstWettbewerbes, welchen das NÖ Kulturforum heuer in den Sparten Musik, Literatur und Bild durchgeführt hat, »weil wir eine Konfrontation und Auseinandersetzung mit dem Thema initiieren wollten«, so Siegfried Nasko, Obmann des Kulturforums.

Die Tatsache, dass zahlreiche Beiträge eingesandt wurden, zeigt, dass man einen Nerv getroffen hat. »Kunst erscheint ein adäquates Medium der Kommunikation, weil nicht nur die Kräfte der Rationalität, sondern auch jene der Emotion artikuliert werden.«

in seinem Lied »Donawitz« das Frustrationserlebnis nach einem erfolglosen AMS-Besuch: »Weu i angstellt bin beim AMS, bin hocknstad! Auf an Obstelgleis hobts mi deponiert. Bin oft gnua duat, hear nur ‚Es tuat ma lad’. I geh ham, was ned, wos aus mir wird.«

Emotionen, die oftmals zwischen Verzweiflung und Hoffnung schwanken. So beschreibt Andreas Fadinger

Noch drastischer formuliert es Ute Höschele in ihrem Text »Bye, bye Arbeit!«, wenn sie die Kündigung mit einer Art gesellschaftlichem Mord vergleicht: »Ein Volltreffer ist die Kündigung. Die Firma hat sich ein Ziel ausgesucht, und das bin ich. Ohne dass ich es wusste… hat jemand auf mich gezielt, abgedrückt, getroffen. Aus ist’s mit der Arbeit.« Es wird aber auch das Aufbäumen artikuliert und, dass das kreative Schaffen selbst zum Bezugspunkt wird. Ute Höschele: »Schreiben ist mehr als ein Hobby für mich – besonders seit meiner Kündigung ‚blühe’ ich beim Schreiben wieder auf und kann der Arbeitslosigkeit durchaus etwas Positives entgegenhalten: Nur nicht unterkriegen lassen! Oder: Wut macht kreativ.«

KONTAKT

NÖ Kulturforum: Prandtauerstr.2, 3100 St.Pölten. Mail:atelier-fellerer@ncc.at Tel.0699/104 851 98 0676/966 97 78 www.noekulturforum.at

Bernhard
Franz Schicker: Wettbewerbsbeitrag

»JUMP!«

So nennt sich die neue Jugendnotschlafstelle der EMMAUS-Gemeinschaft in der Austinstraße 46 (Viehofen). Zielgruppe sind obdachlose Jugendliche im Alter zwischen 14 bis 18 Jahren (in Ausnahmefällen bis 21),geöffnet ist täglich von 19 Uhr bis 9 Uhr.

Kontakt: Tel:0676/880 44-595; gernot.kulhanek@emmaus.at; www.emmaus.at/jump

POLIZEI WEG VOM RATHAUSPLATZ?

Zuletzt wurde kolportiert,dass die Polizei ihren RathausplatzStandort aufgeben und im neuen Bahnhof ein großes achzimmer erhalten könnte.Ohne jeden Zweifel eine attraktive Überlegung im Hinblick auf die Nutzungsmöglichkeiten des freiwerdenden Rathausplatzlokales. In dem Gewölbe wäre beispielsweise ein »Stadtbraukeller« denkbar – immerhin hat es einen solchen anno dazumal bereits am Rathausplatz gegeben.

RADPARTIE IN FUZO

In Amsterdam ist es ganz normal, in vielen Städten Italiens wie beispielsweise in Pesaro ganz selbstverständlich.Nun könnte es auch in der St.Pöltner Fußgängerzone

Realität werden:Radfahren neben dem Fußgängerstrom.

Einen ersten Schritt setzte diesbezüglich die Verkehrskommission in ihrer letzten Sitzung,wird doch nun das Radfahren in der FUZO außerhalb der Geschäftsöffnungszeiten erlaubt.Spitzenidee,die jedenfalls auf rund um die Uhr erweitert gehört .

Grillen oder Braten?

Schon die alten Perser philosophierten über das Prinzip vom Widerstreit zweier Kräfte.Sei es nun Licht oder Finsternis, Gut oder Böse,Coca Cola oder Pepsi. Beim anthropologischen Dualismus von Leib und Seele kommen wir der Sache schon näher:McDonald’s oder Burger King – darüber lässt sich vortrefflich streiten!

Fix ist:Drei Restaurants des weltweit führenden Fast-Food-Unternehmens McDonald’s tragen zur Urbanisierung St. Pöltens bei.Sogar in Loosdorf an der Autobahn wurde schon ein goldenes »M« gesichtet.Die »Weil’s Besser Schmeckt«Quick Service Company Burger King hält in Österreich bei 19 Restaurants.Expandiert wird aber langsam und durchdacht.Eine zurückhaltende Unternehmenssprecherin: »Wir planen weitere Eröffnungen,auch in St.Pölten werden Objekte geprüft.Spruchreif ist aber noch nichts.«

15 Millionen Kunden weltweit,1,7 Milliarden Whopper jährlich.Wäre doch schön, wenn das Prinzip »Grillen statt Braten« auch in St.Pölten Einzug hält.Womit wir wieder beim Dualismus wären.

Die totale Überwachung

BIG BROTHER IS WATCHING Brauchen wir tatsächlich Kameras, um uns sicher zu fühlen?

George Orwell’s Vision wird allmählich traurige Wirklichkeit. So wurde der CityKaufmannschaft jüngst ein Bildüberwachungssystem präsentiert.Das Interessante:Die Kameras sollen nicht nur für die Geschäfte eingesetzt werden,sondern –zumindest wenn es nach City-Manager Rudi Matus geht,der gegenüber dem Kurier meinte »Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man die Kameras auch in den Straßen installiert« – praktisch überall.Totale Überwachung auf Schitt und Tritt also? Es wäre nett,zuvor die Bürger zu befragen,wie sie die Sache sehen.Unter dem Deckmantel der Sicherheit eine Totalüberwachung aufzubauen,ist jedenfalls strikt abzulehnen!

ST. PÖLTEN IN ZAHLEN

Das Kompendium für St.Pöltner Statistikfans wurde kürzlich vom Magistrat St.Pölten herausgegeben:der statistische Jahresbericht 2003.Darin erfährt man, aufgegliedert in 10 Themenbereiche,so ziemlich alles Wissenswerte rund um die Stadt,vom häufigsten Bubennnamen (Julian) über den Anteil der ausländischen Wohnbevökerung (insgesamt waren in St.Pölten 93 verschiedene Nationalitäten vertreten) bis hin zur Zahl der Führerscheinenziehungen (489) oder der abgegebenen Fundstücke (672).Erhältlich ist der Band im Amt für Wahl- und statistische Angelegenheiten in der Prandtauerstraße.

Haupt Stadt Ball

Samstag, 8. Jänner 2005

VAZ St. Pölten

Saaleinlass: 19.30 Uhr

Ballbeginn: 20.30 Uhr

www.hauptstadtball.at

Unterhaltung:

Wolfgang Lindner Band & Chor

Austrian Blues Unit

Life Brothers

Warehouse DJ Rotation

New Orleans Dixieland Band

Die Kuschelrocker

NÖN-Disco

KVV 25 Euro, AK 30 Euro. Erhältlich bei: Rathaus/Bürgerservicestelle; Buchhandlung Schubert, VAZ St. Pölten; Leiner St. Pölten und Krems; Sparkasse NÖ Mitte West AG, Domgasse 5. Ermäßigte Karten um 22 Euro gibt es für Leiner-Vorteilskunden sowie für Kunden der Sparkasse NÖ Mitte West AG.

Attraktionen:

Ballett St. Pölten

Tanzschule Schwebach

Show-Express präsentiert:

Gala-Show der Stars

Showbarkeeper

Gewinnspiele

Glücksriesen

St. Pölten tanzt

klärendes gespräch

MFG TRAF GOTT HÖCHST UND PERSÖNLICH UND SPRACH MIT IHM ÜBER,WELCH ÜBERRASCHUNG,GOTT,DIE WELT,VERANTWORTUNG,ERB- UND FREUNDSCHAFTEN.

tZUR PERSON

Erregte vor vielen Jahren erstmals Aufsehen,als er im Rekordtempo die Welt erschaffen ließ. Hat sich im Laufe der Jahre vom Weltenlenker eher hin zum Beobachter entwickelt und verbringt seine Halbpension zurückgezogen in seiner Amtsvilla.

mfg:Priesterseminar St.Pölten,11.September, Deutschland 2002 im WM-Finale – man bekommt schön langsam den Eindruck,Nietzsche hatte Recht mit der Behauptung,Gott sei tot. Gott: (lacht) Na, dann fragen Sie doch den Herrn Nietzsche, wie er das heute sieht! Der einzige Gott, der, zumindest künstlerisch, tot ist, ist Karel Gott! Aber Spaß beiseite. Sie haben schon Recht, dass heutzutage dieser Eindruck entstehen kann. Aber Sie dürfen nicht vergessen, dass ich mich schon vor 2.000 Jahren weitgehend aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen habe. Und die Arbeit ist in den letzten Jahrhunderten auch nicht unbedingt weniger geworden. Da können solche Sachen wie mit

Deutschland schon passieren. Aber zumindest das haben wir dann im letzten Moment noch hinbiegen können. Und weil Sie das mit St. Pölten ansprechen: Die Geschichte beweist mir wieder einmal, dass mir eigentlich niemand so richtig zuhört und daher auch keiner der sogenannten Repräsentanten etwas kapiert hat. Das ist ein bisschen wie in der Politik. Ja und der 11. September geht nicht auf meine Kappe. Das haben sich so manche Herren da unten ausgemacht. Moore sage ich dazu nicht.

Bei aller Höchstachtung.Aber das klingt fast ein bisschen nach Ausreden. Sehen Sie: das ist genau der Grund, warum ich mich ausnahmsweise dazu entschlossen habe, Ihnen dieses Interview zu geben. Einfach, um ein paar Dinge klarstellen zu können. Ich werde ja immer wieder mit Beschwerden konfrontiert – zum Beispiel nach Wahlen. Aber da muss ich die Menschen leider enttäuschen. Ich habe, wie man in der Politik sagt, die Rahmenbedingungen in Form eines Gehirns geschaffen. Dass dann nur wenige etwas daraus machen, liegt wirklich nicht mehr in meiner Verantwortung. Meine Absolutheit hat man gelernt zu

»SO EIN GROSSES PROJEKT MACHT MAN JA AUCH NICHT ALLEIN IN SECHS TAGEN.«

akzeptieren – ich habe da ja auch als Projektleiter und Miteigentümer ein gewisses Vorrecht – die Absolutheit so mancher Volksvertreter ist hausgemacht, und dann agieren diejenigen, als würde ihnen alles gehören. Und die Wähler pudeln sich dann auf und beim nächsten Mal schmeißen sie wieder ihre gleichen Zetterl in die gleiche Box. Ich bin froh, dass ich diese Probleme nicht habe und ehrlich zu den Menschen sein kann. Auserwählte werden nicht gewählt.

Aber Sie haben ja selbst bekanntlich noch nie einen Fuß auf die Erde gesetzt. Da muss ich Sie, abgesehen davon, dass ich ohnehin immer Recht habe, leider korrigieren. Denn in der Anfangszeit des Projektes war ich sehr wohl und oft dort. Da war alles noch eine Baustelle und wir hatten ständig Besprechungen und Begehungen mit unseren Partnerfirmen. So ein großes Projekt macht man ja auch nicht allein in sechs Tagen. Nach der Fertigstellung habe ich dann aber bemerken müssen, dass sich die Leute bei mir immer nur dann melden, wenn sie etwas brauchen. Das frustriert und irgendwann schaltet man ehrlich gesagt auf stur. Ich war irgendwie ausgebrannt. Ja und dann habe ich mich entschlossen, ein neues Testament aufzusetzen und alles meinem Sohn zu übergeben.

Eine Vorgehensweise,die gerade St.Pöltnern vertraut scheint. Ich lese zwar wenig Zeitung, aber ich habe mitgekriegt, dass da auch nach vielen Jahrhunderten ein politischer Generationenwechsel stattgefunden hat. Nur mit dem Unterschied, dass dort die Wiederauferstehung nach dem Kreuzerlweg 2006 noch nicht fix ist. Vielleicht sollte sich der betreffende Herr noch ein bisschen mit meinem Sohn unterhalten. Der kann ihm da sicher ein paar nützliche Tipps mit auf den Weg geben. Voraussetzung ist halt, dass der erste Schritt vom irdi-

FOTOS Michael Rzepa

schen Erben kommen muss – auch wenn’s ideologisch ein bisschen schwierig ist. Aber hebräisch Matthias heißt ja nicht umsonst »Geschenk Gottes«.

Aber dann muss man eben Ihrem Sohn vorwerfen,dass ihm alles ein bisschen entglitten ist. Sie wissen ja – die Jungen arbeiten eben ein bisschen anders. Mein Sohn hat damals seine Marketingausbildung in Galiläa mit Auszeichnung absolviert und aus dem unorganisierten Haufen wirklich was gemacht. Da könnte sich so manche Stadt eine Scheibe runterschneiden, wie man aus nichts etwas machen kann. Dann hat er aber die Kundenbetreuung etwas vernachlässigt. In den späten 60ern ist ihm dann noch der Ruhm der Hippie-Jesus-loves-youBewegung zu Kopf gestiegen. Ein kleines Drogenproblem dazu – und schon bist weg vom Fenster. Vor allem, wenn dann noch ein gewisser Herr

»Wie soll man Weltfrieden verpacken und unter den Baum legen?«

MEINE FRAU SAGT IMMER:»LASS DIE DA UNTEN NUR MACHEN.

SIE WERDEN SICH SCHON RAUFARBEITEN.«

Bush, den mein Sohn in der Selbsthilfegruppe kennen gelernt hat, plötzlich glaubt, uns da unten zu vertreten. Aber das muss man verstehen mit seinem Wahn. Den Bush hat es damals nämlich mit seinem Alkproblem viel schlimmer getroffen als meinen Buben. Obwohl: lange schau ich ihm sicher nicht mehr zu – Wahlen hin oder her. Wenn er sich noch lange spielt, hol ich ihn mir rauf.

Mittlerweile ist die Konkurrenz ja schon sehr stark,fast zu stark,geworden. Sie meinen jetzt wahrscheinlich meinen lieben Kollegen und Freund Allah. Dazu muss ich Ihnen sagen, dass die Suppe hier oben nicht so heiß gekocht wird wie unten gegessen. Wir sehen uns regelmäßig beim Spiritual-Directors-Meeting. Da redet man und merkt, dass man eigentlich die gleichen Probleme hat mit Missverständnissen, Burn-out und Pensionsschock. Schließlich sind wir ja auch nur Menschen. Gleichzeitig kommen wir drauf, dass unsere Söhne ihre Sache eigentlich ganz ordentlich machen. Obwohl ich diese Eventkultur mit Fischvermehrung oder Übers-Wasser-Gehen für überzogen halte. Meine Frau sagt immer: »Lass die da unten nur machen. Sie werden sich schon raufarbeiten.«

Ihre Frau?

Ganz im Vertrauen: Das mit dem Zölibat war eigentlich ein dummer Scherz im Rahmen eines Polterabends. Sie wissen ja, wie das ist: Man hat ein Glaserl über den Durst getrunken und macht blöde Männerwitze. Wir konnten ja nicht ahnen, dass das alles gleich so ernst genommen wird. Es gibt ja auch keine schriftlichen Beweise. Aber irgendwie hat das dann da unten eine Dynamik bekommen.

Also alles ganz normal und spießig bei den Gotts? Eigentlich schon. Schauen Sie, da wird von außen immer sehr viel Scheinheiligkeit hineininterpretiert. Aber damit

muss man als Person öffentlichen Interesses offensichtlich ewig leben. Erst vor kurzem habe ich hier in der Villengegend, wo ich wohne, Ihren ehemaligen Bundespräsidenten getroffen. Der hat sich diesbezüglich auch sehr beklagt über die Doppelmoral in den Medien. Bei uns ist alles ganz normal. Auf ein Gewitter folgt Sonnenschein, wir schlafen, essen, schauen fern und

»AUSERWÄHLTE WERDEN NICHT GEWÄHLT .«

feiern Weihnachten mit Christbaum, Geschenken und Weihnachtsliedern von der Sixtinischen Kapelle. Nur ohne Krippe – das ginge dann doch zu weit.

Was wünscht sich ein Gott zu Weihnachten? Gesundheit nicht! (lacht wieder) Ein neuer Pyjama wär wieder einmal fällig. Weltfrieden wär zwar schön, aber etwas unbescheiden. Außerdem: wie soll man den Weltfrieden verpacken und unter den Baum legen? Ansonsten bin ich eigentlich sehr zufrieden mit mir. Mit der Welt weniger.

Was läuft bei den Gotts im Color-TV? Gerne schau ich mir am Nachmittag diese Richterin an. Die Barbara Salesch. Die gefällt mir – quasi eine Kollegin. Toll find ich auch diese Satireshow, wo die Nachrichtensendungen so schön aufs Korn genommen werden – P3. Wirklich gut gemacht und, vor allem, die nehmen nicht alles so ernst. Am Abend seh

ich am liebsten die Millionenshow, obwohl ich mich immer wundere, wie blöd so Menschen eigentlich sind. Den Moderator mag ich auch sehr. Auf den freu ich mich schon richtig, wenn er eines Tages zu mir kommt. Und ich sage bewusst: eines Tages.

Und wen würden Sie in näherer Zukunft gerne kennen lernen?

Sie werden verstehen, dass ich das nicht über die Medien sagen kann. Schließlich wäre das ja für diejenigen sozusagen das Todesurteil. So blöd das klingt: Aber ich freue mich immer, wenn ich neue Leute kennen lerne. Die Leute sehen das zwar anfänglich naturgemäß anders, tauen aber dann meistens bald auf, wenn sie sich ein bisschen eingelebt haben. Das mit dem Sterben wird ja unten in der Regel stark überbewertet.

Gab es in der Vergangenheit besonders interessante oder amüsante Begegnungen,an die Sie sich gerne erinnern?

Ja, zum Beispiel die Familie Marx hab ich sehr ins Herz geschlossen. Vor allem auch, weil sie so unterschiedlich in ihren Charakteren sind. Der eine, der Karl, ist irgendwie ein Leidensgenosse von mir. Er ist eher der Nachdenkliche. Wahrscheinlich, weil seine guten Ideen letztlich auch keiner geschnallt hat. Der Rest der Familie ist da ganz anders. Harpo, Groucho und Chico sind eher die Aufgeweckteren. Wen ich auch gerne mag, ist der Gandhi. Mit dem kann ich nächtelang über Wiedergeburt und so was plaudern. Der hat ja lange geglaubt, dass er wieder runterkommt. Aber irgendwann hat auch mein lieber Freund Mahatma erkennen müssen, dass die Reise hierher nur one-way gebucht ist.

Danke für das Gespräch und »Grüß Gott«. Wollen Sie nicht noch bleiben? Nein? Na, dann auf Wiedersehen. (lacht) ■

INTERVIEW:MATTHIAS STEINPERL

THE TIGER LILIES

They are back in Town - die Londoner Kultband »The Tiger Lilies«. Nachdem sie bereits beim letztjährigen Höfefest das Publikum durcheinander wirbelten,warten sie diesmal mit der Operetta »Punch & Judy« auf.Bitterböse und voll schwarzen britischen Humors.Dass alle Konventionen durchbrochen werden,versteht sich von selbst,ebenso wie dass die Musiker ihrem »Nichtstil« treu bleiben und eine Mischkulanz aus Varieté,Kabarett,Opern- und Zigeunermusik produzieren, aufgefettet mit Videoclips und Puppen.Am besten selber anschauen,am 4.und 5.Dezember in der Bühne im Hof.

JAZZ IM EGON

Sie sind das Salz in der Suppe der St.Pöltner Szene:Jene Wirte,welche in ihren Lokalen auch Kulturelles auf die Beine stellenvom Kuckucksnest bis zum Cinema Paradiso..Ein »Big Gambler« in diesem Sinne ist Tezcan Soylu mit seinem Kulturbeisl »EGON« in der Furhmannsgasse. Derzeit geht dort der Jazzherbst ins Finale.Am 1.Dezember spielt »Café Drechsler« auf,den Abschluss der Reihe bildet am 11.Dezember die Paul Zagler Band.Infos:www.egon.dr.ag

Man nehme ein 10.000 Quadratmeter großes Areal,schaffe eine Gesamt-Tanzfläche von 500 Quadratmetern,schnüre ein abwechslungsreiches Musikprogramm, sorge für 15 Barbereiche,setze auf effektvolles Gastroangebot und – voilà:»Der Höhepunkt der Ballsaison«,wie es Bürgermeister Mag.Stadler formulierte,ist kreiert: der Hauptstadtball,welcher am 8.Jänner im VAZ St.Pölten über die Bühne geht.

Das Organisationsteam vom städtischen »Büro V« rund um Peter Puchner und Michael Bachel hat sich dabei viel vorgenommen:»Wir wollen noch mehr Qualität,noch mehr Amusement bieten!« Um diesem Anspruch gerecht zu werden,lässt man die Wolfgang Lindner Big Band,die Life Brothers und die Kuschelrocker aufspielen,setzt zugleich aber auch auf Top DJs im Warehouse und der NÖN-Disco. Jazz im Sparkassen-Keller rundet das musikalische Programm ab.

Professionell auch die Moderation,welche erstmals vom ORF NÖ bestritten wird.Fast schon genial die »Taxi-Tänzer« der Tanzschule »Schwebach«,die einspringen,wenn sich der Partner als Tanzmuffel erweist.Wie in den letzten Jahren warten beim »Glücksbazar« vernünftige Preise (u.a.eine Reise für 2 Personen),zudem verlost ACP einen Laptop im Wert von 2.700 Euro.In Sachen Gastronomie (Wutzl und Loichtl) darf man den Köchen beim Werken zusehen,was sich neudeutsch »Frontcooking« nennt.Um Mitternacht sorgt die »Show-ExpressCompany«,welche zuletzt beim Länderspiel Österreich-England die Zeit vertrieb,für Action.Da kann man nur sagen:Alles Walzer – und viel Vergnügen!

Museen

SPÄTEXPRESSIONIST

AUS STP UND JUGENDSTIL

Starke Stücke in St. Pölten

Er verstarb 1981 ,geboren wurde er 1904 in St.Pölten: Ferdinand Stransky,einer von Österreichs berühmtesten Spätexpressionisten,der sich als »Fortsetzer der österreichischen Maltradition eines Gerstl,Kolig,Boeckl« bezeichnete.Das NÖ Landesmuseum widmet dem »...Schelm,der mehr gibt,als er hat«, wie er sich selbst nannte,eine Retrospektive. Die rund 40 Werke sind bis 27.Februar zu bestaunen.Ganz dem Jugendstil widmet sich derzeit das Stadtmuseum .N eben der gelungenen Neuaufstellung der Jugendstilgalerie wird auch Böhmisches Glas aus aus der Zeit um die Jahrhundertwende präsentiert.

Tickets: Bürgerservice-Stelle im Rathaus,VAZ St.Pölten,Buchhandlung Schubert sowie bei LEINER und Sparkasse NÖ. Infos:www.hauptstadtball.at

Werbung

Perpetuum

GEORG WANDL IN THE KITCHEN im FORUM

Am 26.und 27. November präsentiert Perpetuum zum letzten Mal das Stück »In The Kitchen« im ehemaligen FORUM KINO. Dieses ist aus mehrerlei Gründen besonders:1.wurde das Stück von Perpetuum uraufgeführt. 2.wurde es für Perpetuum geschrieben.3.ist der Autor ein »altbekannter«,nämlich Bernhard Moshammer,v.a.auch als Profi-Bassist bekannt.4.brilliert Georg Wandl als Held des Solostückes.5.führt seine Frau,Daniela Wandl,Regie. Worum’s geht,erläutert Perpetuum folgendermaßen:»’In The Kitchen‘ orientiert sich nicht an einer herkömmlichen Erzählstruktur, wie sie gerade bei Monologen üblich ist,sondern ist ein ungewöhnliches Spiel mit Gedanken und Vorstellungen,Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft.« Beginn jeweils 20 Uhr.

SCHRÄG GEDACHT

Thomas Karl

Kulturschlagzeilen

Cool Tour –Die eiskalte Wahrheit über die Reise des Alpenlandchors nach Kanada Zeiten ,Völker und Kult-Uhren – Von Swatch bis Omega Kulturderivate Weißt du wieso i so cool tua? Kulturelle – einstmalige Untereinheit der Kulturmeile

Kultig – dick ist cool?

Kulturkreis – Umdrehung einer Omega?

Kultur fremdsprachig

Französisch : culture = Kühltür Englisch: culture = Ist Ihnen kalt Schah? (altpersische Nachfrage) Ein Rätsel zum Abschluss Wo gibt es die besten Künstler? In Guatemala!

ADVENT IM THEATER

Wie im Vorjahr lädt das Stadttheater auch heuer an den vier Adventsonntagen wieder zu »Adventkonzerten«. Umrahmt von bekannten Liedern und Mozarts »Haffner Symphonie« steht Charles Dickens »A Christmas Carol« rund um den Geizhals Ebenezer Scrooge als szenische Lesung im Mittelpunkt.Beginn ist jeweils um 15 Uhr.

In der Theaterwerkstatt gibt es um 16 Uhr Kindertheater mit »Hexe Hillary geht in die Oper«.

READ A BOOK Im Cinema Paradiso finden in Kooperation mit AMADEUS folgende Lesungen statt: Martin Pollack »Der Tote im Bunker« am 18.12.um 19 Uhr; Grissemann und Stermann »Aus den geheimen Anstaltstagebüchern von FM4« am 9.12.um 20 Uhr sowie Wladimir Kaminer »Russendisko« am 27.1.um 20 Uhr (Werbung)

ANLÄSSLICH SEINES LETZTJÄHRIGEN RUNDEN GRATULIERTEN IHM SEINE FREUNDE UNTER DEM MOTTO »AUCH ROMEOS WERDEN 60« UND SCHENKTEN IHM EINEN TRAKTOR.EIN UNGEWÖHNLICHES GESCHENK FÜR EINEN INTENDANTEN? WIR BATEN ZUM GESPRÄCH.

menschen treffen

iZUR PERSON

Prof.Michael Birkmeyer feierte 2003 seinen 60.Geburtstag.

Berühmt geworden als Solotänzer der Wiener Staatsoper,verdingte er sich nach der Künstlerkarriere u.a.als ORFFernsehmoderator und von 1985 bis 2001 als Direktor der Ballettschule der Wiener Staatsoper. Seit 2002 Intendant des Festspielhauses,mit dem Anspruch:»Wer vieles bringt,wird manchen etwas bringen.«

>> Als ich Festspielhaus-Intendant Prof. Michael Birkmeyer treffe, ruft er gerade – an seiner Pfeife schmauchend – E-Mails ab. Der Fernseher läuft, ein Korrespondent berichtet live von der US-Wahl und dass Bush praktisch als Sieger feststeht. Als Birkmeyer aufblickt, zieht er an seiner Pfeife und schüttelt den Kopf: »Das ist ja Wahnsinn. Freunde aus den USA schreiben mir, die sind ehrlich verzweifelt! Die Amerikaner sind ein dummes Volk!« Gespräch mit einem Nonkonformisten.

mfg:Burgtheater-Direktor Klaus Bachler hat im ORF zuletzt scharf die wirtschaftlichen Konstrukte im Theaterbereich kritisiert,weil man sie damit auf eine Stufe mit Fischfabriken stelle.

Birkmeyer: Die ganze Welt hat uns um die Bundestheater – das Burgtheater zählt ja dazu – beneidet mit ihren eigenen Werkstätten vom Schlosser bis zum Tischler. Das wurde grundlegend geändert. Heute engagiert man Fremdfirmen, versucht alles zu dezentralisieren – Outsourcing ist das Zauberwort! Man bekommt aber bisweilen den Eindruck, dass die einzigen, die davon wirklich profitieren, besagte Beraterfirmen sind.

Was die NÖKU betrifft, die sich ja im Anfangsstadium befindet, kann ich noch nicht beurteilen, ob sie Sinn macht oder nicht. Für mich als Künstler ändert sich bislang jedenfalls nichts. Ich habe alle Freiheiten, die ich brauche. Die Politik redet nicht drein –das schätze ich sehr!

Das Stadttheater St.Pölten wird vom Land übernommen und soll nur mehr als Schauspielhaus fungieren,während das Musiktheater ins Festspielhaus wandert.Sinnvoll? Sogar sehr, weil sich unser Haus von den Strukturen und der Größe her einfach viel besser für Oper und Operette eignet als das Stadttheater. Mit Tonkünstlerorchester und abcdancecompany bringen wir zudem hochkarätige Ensembles mit ein, die schon jetzt laufend bei Produktionen eingebaut werden. Damit entwickeln wir uns, was ich mir immer gewünscht habe, zu einem richtigen Theaterhaus, das von innen heraus belebt wird und nicht nur Fremdproduktionen einkauft.

Mir ist zugleich auch der internationale Aspekt sehr wichtig. Das Festspielhaus soll in diesem Sinne ein Fenster zur Welt sein, wobei mir insbesondere die Theater in den ehemaligen Kronländern als Partner ein Anliegen sind. Die kehren ja quasi durch den EU-Beitritt in ihren angestammten Kulturraum zurück. Tatsache ist, dass internationale Zusammenarbeit der Weg der Zukunft ist, weil sich kaum mehr ein Haus alleine derart kost-

spielige Produktionen leisten kann, wenn es Qualität will.

Qualität,so wird bisweilen suggeriert,verträgt sich aber nicht immer mit Publikumsakzeptanz? Natürlich ist es schwer, einen sinnvollen Spagat zu knüpfen, das geb ich ganz ehrlich zu. Da gibt’s auch bei uns immer wieder Diskussionen. Vielleicht nähert man sich der Sache am besten auf die Weise, dass man einmal überlegt, was man nicht macht: So etwas wie einen Hansi Hinterseer beispielsweise wird es bei uns nie geben, das ist nicht Aufgabe einer Institution wie unserer. Abgesehen davon, dreht sich mir bei volkstümlicher Musik der

»ICH FAHR VON ZEIT ZU ZEIT MIT MEINEM TRAKTOR ZU MEINEM MOSTBAUERN HINAUF.DORT TRIFFT MAN NOCH MENSCHEN!«

Magen um – das ist eine persönliche Beleidigung von Ohr und Seele. Qualitätsvolle Volksmusik hingegen ist ein Genuss.

Prinzipiell könnte man es sich natürlich auch leicht machen, nur Veranstaltungen durchzuführen, die als »gmahte Wiesen« gelten – aber da komm ich künstlerisch ins Straucheln. Das erinnert mich an einen Ausspruch von Metropolus, der gemeint hat: »Wenn ich nur den Geschmack der

FOTOS Michael Rzepa
»Ich verachte Seilschaften der Mittelmäßigkeit.«
»BEI VOLKSTÜMLICHER MUSIK DREHT SICH MIR DER MAGEN UM –DAS IST EINE PERSÖNLICHE BELEIDIGUNG VON OHR UND SEELE.«

Leute treffen möchte, werde ich immer nur ihr Hinterteil, niemals ihr Gesicht sehen.« Ich will ein Programm machen, mit dem ich die Menschen erreiche. Die Wahrheit ist, dass man mit dem Theater kaum etwas bewegen kann – kleine Schritte vielleicht – aber wirkliche Veränderungen? Nein, da braucht man sich nur die USA anzusehen.

hDAS HAUS

Das Festspielhaus

(Architekt Klaus Kada) wurde 1997 eröffnet.

Insgesamt gibt es vier

Säle,der »Große Saal« fasst 1.079 Sitzplätze.

Bund,Land und Stadt

St.Pölten subventionieren das Haus mit rund 6 Millionen

Euro pro Jahr. Die Auslastung liegt bei über 80%,im letzten Jahr gab es ein Zuschauerplus von ca.7.000 Personen.

Sie waren früher in Wien aktiv,arbeiten und leben jetzt in Niederösterreich. Wien und Niederösterreich sind zwei völlig verschiedene Welten! Während einem in Wien Stöcke zwischen die Beine geworfen und einem nur Gründe genannt werden, warum etwas nicht geht, versucht man hier Dinge zu ermöglichen und sagt: »Versuchen wir’s!«

Vielleicht liegt es ja auch daran, dass ich nie ein Mensch war, der irgendwelche Seilschaften geknüpft hat. Ich mag keine Parteien, ja selbst Vereine sind mir suspekt. In Wien aber muss man immer irgendwelche Zweckfreundschaften mit »wichtigen« Leuten schließen, möchte man weiterkommen. Diese Mühe hab ich mir nie gemacht.

Wer sich also nicht anpasst,fliegt raus in Wien? Es ist ein großes Spiel. Es geht nicht darum, was jemand als Direktor leistet, sondern die entscheidende Frage ist ausschließlich: Wann wird wer was? Und kaum ist man wo was, wird schon wieder am Sessel gesägt. Es ist ein permanenter Jahrmarkt der Eitelkeiten. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich komme als Tänzer aus dem eitelsten Beruf überhaupt. Mein Lehrer hat einmal gesagt: »Du fühlst dich ja so jung, schön und erfolgreich – aber wenn dir das wichtig ist, bist du ein Idiot!« Er hat absolut Recht. Ich verabscheue deshalb auch Künstler, die nur um sich selbst kreisen. Vielleicht wär ich auch mal so geworden, aber es gab zum Glück Menschen, die mir die Augen geöffnet haben. Und ich habe in der Staatsopern-

ballettschule mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet, die mich mit Fragen, Attacken, Kritik konfrontiert haben –so bleibt man lebendig.

Aber bringt nicht der Kulturbetrieb diese »Seilschaften« mit sich?

Ja und nein. Man bekommt halt mehr Einblick, aber das ist in Wahrheit in

sehe ich leider schwarz für die Zukunft. Deshalb haben auch diese jungen, engagierten Menschen, haben die Globalisierungsgegner meine Sympathie.

Klingt sehr fatalistisch.Spielt Kunst im Aufzeigen dieser Sachverhalte überhaupt keine Rolle mehr? Goethe hat geschrieben: »Nichts ist, das sich bewegt. Du selber bist Rad und

»MIR REDET DIE POLITIK NICHT DREIN .«

allen Lebensbereichen so. Ich verachte jedenfalls diese Seilschaften der Mittelmäßigkeit. Dadurch sind so viele zweitund drittklassige Leute in vordersten Positionen, dass einem schlecht wird. Da braucht man sich nur die USA mit diesem Präsidenten anzuschauen. Es zählen nur mehr Lobbies und Eigeninteressen. Es gibt einseitige Kriege unter fadenscheinigsten Gründen, Menschen verhungern – und wenn man fragt »Warum?«, wenn man wirklich alles von der Fassade abkratzt, dann bleibt ein einziger Grund: Geld. Das ist enorm deprimierend!

Was den Menschen aber an sich ausmacht, interessiert niemanden mehr. Das macht mir ehrlich Angst, und da

Kraft, die es bewegt«, es liegt also an uns als Individuum selbst.

Viele Menschen scheinen aber aufgegeben zu haben. Es gibt viele, die nicht leben, sondern nur existieren. Karl Kraus hat diesbezüglich festgestellt: »Wenn ich durch die Menge gehe, seh’ ich soviel Leut und keine Menschen.« Aus den Leuten Menschen machen, das seh ich schon als eine der schweren Aufgaben der Kunst. Ich persönlich leb deswegen im Übrigen auch so gern am Land, bei Rohrbach an der Gölsen in einem alten Gemäuer aus dem 12. Jahrhundert. Ich fahr dann von Zeit zu Zeit mit meinem Traktor zu meinem Mostbauern. Dort trifft man noch Menschen.■

JOHANNES REICHL

EINFACH NUR PUNK-ROCK

Viel Spaß begleitete Skeptic Eleptic,als sie sich übers Wochenende ins deutsche Regensburg begaben,um dort ohne Druck an ihrer neuen Veröffentlichung zu feilen.Ende 2004 wird diese nun beim Münchner Label »Caustic Rock Records« auf CD und Vinyl erscheinen.

SICKSICKSICK,so der Album-Titel,

lebt vom Songwriting des Sängers,der neue Gitarrist weiß sich in jedem Song zu entfalten und die unterschiedlichen Vorlieben der Musiker machen die Vielfalt aus.Thoms’n’Roll:»Vom 77Punkrock kommend,haben wir uns weiterentwickelt.«

Linktipp:www.skepticeleptic.de

Frischluftproben

Vizebürgermeister Hans Kocevar (SPÖ) freute sich am 27.09.noch darüber,»dass die Stadt allen Bands Proberäume zur Verfügung stellen könne«. Anfang 2004 gab es ihn wirklich, diesen magischen Moment.Mittlerweile zählt die Warteliste beim zuständigen Büro V der Kulturverwaltung jedoch sechs Bandprojekte, die geduldig auf einen Proberaum warten.Peter Puchner:»Wir kontrollieren die Probe-Tätigkeit. Es darf nicht sein,dass motivierte Bands mit Potenzial aber ohne Proberaum dastehen,während andere die Räume blockieren.«

Petra ist Sängerin der Girls-Band »Limeks«:»Wir haben es schon oft auf privatem Weg versucht, finden aber keinen leistbaren Raum.Deshalb hoffen wir aufs Magistrat,man könnte doch im Jugendkulturzentrum Räume einrichten!« Die Punk-Band von Johannes hat ihren privaten Raum verloren: »Wir haben dann in unserer Schule gefragt,aber dort will man uns auch nicht.Privat ist nichts zu machen.« Der Proberaum-Mangel kann auch als Erfolg der lokalen Band-Szene gesehen werden, nachhaltige Geburtshelfer wie »stagebattle« haben zum Entstehen neuer Projekte beigetragen. Das städtische Angebot,Proberäume kostenlos zur Verfügung zu stellen,ist vorbildlich.Den Schönheitsfehler »Warteliste« gilt es aber auszumerzen.

Der Silbermond steigt auf »MACH’S DIR SELBST! NIMM DIE DINGE IN DIE HAND!« über St. Pöltens Nachthimmel

Tanzfieber JUNGE BÄLLE

MIT TRADITION und Abwechslung

IHR HABT ES NICHT ANDERS GEWOLLT!

Am 18.Dezember geht Melting Pot in seine dritte Runde. Vier Wochen lang wurde über www.vaz.at das Wunsch-Line-Up gewählt.27 Bands und 22 DJs bzw. Soundsysteme bildeten das reichhaltige Angebot,nachgefragt wurden die Bands:Exit,Divorce,she, Bastard Peels,Skeptic Eleptic und june.Die 14 erstgereihten DJs bzw. Soundsysteme treten an:ketti & matjaZ,Rock'n'Roll Highschool,Magic Carpet Ride,mars:music,Chicks On Decks,ko(BE)ma(NSCHEE),[static echo],träumkind,Menace,Miss Marple, Randomevolution,Groovemaster J, muzikfranz.Vorverkauf-Tickets gibt's im VAZ St.Pölten um 5 Euro.

Knapp 20 Jahre ist sie alt,die deutsche Rock-Band namens Silbermond. Sängerin Stefanie reichen drei Instrumente,um das selbstgeschriebene Programm auf den Punkt zu bringen.Die Songs drehen sich um den Sprung »hinein ins Leben«.Für SchubladenDenker:es geht in die Richtung Avril Lavigne, jedoch mit aussagekräftigen,deutschen Texten.Denn diesen Sprung haben Silbermond schon gemacht:Drummer Andreas meinte eines Tages zu Stefanie:»Sag es doch treffender.« Erinnerungen an Echt sind durchaus berechtigt.

Nach zahlreichen Auszeichnungen,ausverkauften Club-Konzerten und Platin für das Album »Verschwende deine Zeit« startet nun die gleichnamige Frühjahrs-Tour.

Am 3.Februar im VAZ St.Pölten! Linktipp:www.silbermond.de

>>Die Zeit der innovativen Ausflüge ist vorbei, wie Viktoria Maier von der HLWSt. Pölten weiß:

»Das Experiment am Ratzersdorfer See vom Vorjahr hat sich nicht bewährt.« Somit findet der HLW-Ball am 27.11.im VAZ statt.Neben dem Hauptstadtball am 08.01.und dem Ball der Sozial- und Kindergartenpädagogen am 13.11.beherbergt es auch das größte Ballerlebnis:der Technikerball am 22.01.wird wieder Tausende junge Besucher anziehen.Der Völklplatz hingegen verteidigt noch seinen Posten als lokaler Vortänzer:Nach der Polonaise mit dem BORG-Ball folgt in den Stadtsälen mit dem BG/BRG-Ball am 27.11.der nächste traditionelle Schülerball.Der Preis für das perfekte Motto geht dieses Jahr an das Privatgym der Englischen Fräulein.Im KH Wagram brachten sie es mit »Der Englische Ball« auf den Punkt.Den Preis für die schlechteste Terminkoordination teilen sich BG/BRG und HLW - die am 27.November das Ballvolk vor die Qual der Wahl stellen.

ERLENTAUCHEN MIT BEN MARTIN

Gitarristen gibt’s wie Sand am Meer. Wenn das stimmt,dann machen sich Bassisten derzeit rar wie Perlen.So heißt es derzeit etwa beim Indie-Pop-Shootingstar: »Bassist gesucht!« An sich als Multi-Instrumentalist im Höhenflug,wird für Live-Auftritte ein Bassist gesucht.»Singen und Gitarre spielen,das ist der Anfang für viele Musiker«,weiß Ben Martin.Nur wenige schaffen dann den Wandel vom Gitarristen zum Bassisten. Dass dieser Wandel durchaus erstrebenswert sein kann,beweisen folgende Herren,die mit ihren Basslines musikalische Fundamente liefern:Manfred Scheer ist uns ein Begriff,Josef Grasl tourt mit House-of- Riddim durch Europa und Peter Pansky ist heute erfolgreicher Musiker (Das Balaton Combo) und Manager (Starmania) – begonnen hat er in St.Pölten: als Bassist. Linktipp:www.benmartin.at

Bei Heinz scheint es,als hätte man sie lieb aus Prinzip. Wie k aum eine andere österreichische Band beflügeln die Wiener ihr Live-Publikum,sie zelebrieren ungeniert den Spaß an ihrer Musik und füllen das Warehouse am 3.Dezember mit Sicherheit. Den Support geben Zeronic –mit einer Unplugged-Show –und der Goldenboy Matt Sharp, früher bei Weezer.

Linktipp:www.w-house.at

HEINZ: DAS KONZERT

JUGEND ST. PÖLTEN: AUFGESCHLOSSEN UND AKTIV

Um jungen Menschen Zufriedenheit, Vielfalt und den nötigen Rückhalt im Alltag zu bieten, hat St. Pölten in den letzten Jahren einen anziehenden Lebensraum geschaffen.

Jugendliche haben Priorität. St. Pölten hat gemeinsam mit dem Land und mit Hilfe von Privatinitiativen Großes verwirklicht. Einrichtungen wie das Warehouse, Cinema Paradiso oder das Hollywood Megaplex sind aus der Szene nicht mehr wegzudenken. Veranstaltungen wie die FH Club Night, der Youngsters of Arts-Preis oder die vom Jugendfonds der Landeshauptstadt geförderten Bandwettbewerbe wie Stage Battle oder Melting Pot haben sich längst zu überregionalen Highlights entwickelt.

Jugend in Szene. Jugendtreffs, zahlreiche Proberäume sowie Räumlichkeiten für Partys schaffen Platz für Kreativität. Das VAZ, Little Phönix, Die Ampel, Nordrand oder das SchülerInnenzentrum H2 sowie das derzeit in Bau befindliche Jugendkulturzentrum, sind attraktive Betätigungsfelder der Jugendszene. Das Büro V (die Jugend, Kultur- und Veranstaltungsmanager des Magistrats) bietet neben dem finanziellen Support des Jugendfonds Hilfe bei Behördenwege an.

Mehr Chancen in Europa. Um den weltoffenen Einsatz junger Menschen nicht zum Stillstand zu bringen, unterstützt die Stadt mit dem Kooperationsnetzwerk der Europäischen Mittelstädte Jugendliche in ihrem Vor-

In St. Pölten finden Jugendliche genügend Platz für Sport, Spaß und Freizeitunterhaltung.

Im Landesausbildungszentrum (LAZ) werden Fußballtalente früh gefördert. Die Nachwuchsfußballer können von hier aus anschließend an die St. Pöltener Nachwuchsfußballakademie wechseln. Das sportliche Umfeld der Landeshauptstadt spiegelt sich auch in elf Neigungsgruppen wider. Diese reichen von Basketball über Karate, Schwimmen und Softball bis hin zu Laufsport sowie Handball. Mit der Stadtsportanlage und der NÖ Landessportschule besitzt St. Pölten zwei der größten und attraktivsten Sportzentren Österreichs.

Sie lachen, lernen, tanzen, hören Musik, lieben, reden, telefonieren und surfen im Internet – die Liste der Dinge, die das Leben der jungen Menschen auszeichnet, scheint unerschöpflich zu sein.

haben, Europa zu entdecken. Ein Auslandspraktikum in Frankreich oder einfach einen Sommer lang in Schweden jobben – ein gelebter Traum von vielen. Um diese Chancen zu nutzen, lassen sich immer mehr Jugendliche in St. Pölten auf das „Abenteuer Europa“ ein. Sie sorgen mit ihrem Engagement dafür, dass Europa nicht nur ein Thema für Politiker und Erwachsene ist, sondern von der Jugend gelebt wird.

„Junge Menschen wollen sich engagieren und Verantwortung übernehmen. Mein Appell an euch: Bringt euch ein, diskutiert mit und setzt euch aktiv mit St. Pölten auseinander.“

Wenn ihr Ideen habt, dann schickt eine E-Mail mit euren Vorschlägen an matthias.stadler@st-poelten.gv.at.

EUER MATTHIAS STADLER Bürgermeister

>> MANNSBILD

BEGEGNUNG MIT

EINEM PLATZHIRSCHEN

>> Es war an einem sonnigen Vormittag auf den Straßen von St.Pölten,als ich dieses unvergessliche Erlebnis hatte.Noch ahnte ich nichts und fuhr in meinem Wagen stadteinwärts,wohlgemut und mit mir selbst zufrieden. Plötzlich war er hinter mir.Ich kann nicht sagen,aus welch dunkler Seitengasse er gekommen war,doch er war da,ein Mitsubishi Pajero,mit PromiKennzeichen - samt dazugehörigem Promi-Fahrer.

Vielleicht gibt es den einen oder anderen geneigten Leser,der mir meine beschämend langsame Fahrweise verzeihen kann,doch angesichts dieses seltenen St.Pöltner Prachtexemplars der Spezies »Mann« war ich gebannt und zugleich zutiefst beglückt ob dieser Begegnung.Durch meinen Rückspiegel konnte ich beobachten,wie dieses Prachtstück an meiner Rückseite nahezu klebte,genauer gesagt an meiner Stoßstange,wild gestikulierend und lichthupend.Wie unverzeihlich von mir,dass ich es nicht über mich brachte,schneller als 50 km/h zu fahren,alle Radfahrer,Fußgänger und sonstiges niederes Gesocks sofort aus dem Weg zu räumen,um ihm,ja ihm, unserem Platzhirschen,quasi den Weg zu bereiten.Schön langsam begann ich mich schlecht zu fühlen,meine Minderwertigkeitsgefühle regten sich. Wie sich später herausstellte,hatte ich allen Grund dazu.Unser Promi Fahrer hatte zwei Prügel im Pajero,ja liebe LeserInnen,zwei Prügel,die beide um ein vielfaches länger sind als meiner. Einer zur Stütze für den müden Weidmann auf der Pirsch und einer,allzeit bereit,seine Ladung zu verfeuern. Wie sollte ich da konkurrieren,mit zwei allzeit steifen Prügeln,bereit, ihren Dienst zu tun.

Bevor ich noch in Tränen ob dieser Schmach ausbrechen konnte,war er wieder verschwunden,als ob er sich in Luft aufgelöst hätte.So bleibt mir nur dieser Weg über die Öffentlichkeit, mich für mein abscheuliches Verhalten beim Platzhirschen zu entschuldigen und mich quasi nachträglich in den Staub zu werfen,hoffend,dass er auf diesem Wege von meiner Reue erfahren möge:»Ich flehe nicht um mein Leben,doch willst du Gnade mir geben, so bitte ich um so viele Tage Zeit,bis auch ich mein Leben dem Weidwerk geweiht.« Weidmanns Dank! AR

GESUCHT/GEFUNDEN: DAS LIEBLINGSSTÜCK DER REDAKTION

In zufälligen Abständen spielt der LOVE REMINDER das »Liebeslied« von Ludwig van Beethoven. Und zwar immer gleichzeitig bei ihr und bei ihm. Egal, wie weit die Verliebten voneinander entfernt sind. Der weltweit einzigartige LOVE REMINDER kann seinen Besitzer überall hin begleiten. Am Schlüsselbund, an einer Kette, am Hals, am Arm, in der Hand- oder in der Hemdtasche. Der LOVE REMINDER wird ohne Zubehör geliefert. www.polyshop.de

Wenn der Winter naht,gibt es zwei Möglichkeiten: warm anziehen oder reichlich Brennholz vor die Hütte. Unsere Tanya war offensichtlich schlecht beraten und setzt auf Eiche.»Buchen sollst du suchen« hat jedoch auch in der kalten Jahreszeit seinen Sinn.Und trocken muss es sein,das Holz.Sonst wird’s schwer und qualmt wie Bob Marley.

BAROMETER:HIMMLISCH!

VORGELESEN:

Warum er nicht versteht,was sie ihm zu sagen versucht!

»Is was?«,fragt er.»Nichts,schon gut«,antwortet sie.Stopp! Natürlich »is was«.Nur was? »Frauen sprechen einfach eine andere Sprache als Männer.Sie denken um 16 Ecken, während Männer teilweise noch nicht mal bis 16 zählen können!«, sagt Comedy-Star Mario Barth.»Ich Tarzan,du Jane« – das war einmal. Das Zusammenleben heute ist komplexer geworden.Sagen,was man denkt – das könnte so einfach sein.Doch als vornehmes Wesen spricht Frau immer mit Subtext.Das heißt:Sie setzt bei ihrem Mann so viel Intelligenz voraus,dass er die Gedankengänge zwischen den Wörtern auch noch versteht. Mit frechem Augenzwinkern und einem liebevollen Wink mit der Keule hilft Beziehungsprofi Mario Barth sowohl Männchen als auch Weibchen auf die Sprünge. Erhältlich in allen guten Buchhandlungen:LANGENSCHEIDT Deutsch-Frau / Frau-Deutsch 128 Seiten - ISBN:3-468-73122-1, 9,95 Euro

Mehr zu Mario Barth unter:www.mario-barth.de oder www.langenscheidt.de/deutsch-frau

SCHÖNE BESCHERUNG:WAS MANN IHR DIESES JAHR UNTER DEN CHRISTBAUM LEGEN

Stoffe, aus denen Männerträume sind – sinnliche Farben, aufregende Spitze und weiche Stoffe. Diese sportlich-elegante Huber-Unterwäsche trägt jede Frau gerne auf ihrer Haut. www.diewaesche.com

Ob verspielt, sportlich, romantisch geblümt oder aufregend sexy. Das sind wahrhaft märchenhafte Aussichten! Raffiniert und verführerisch präsentiert sich diese Kollektion. www.newyorker.de

Diesen Winter bekennt Frau Farbe. Wer sich nicht nur vom Weiß des Schnees abheben will, der sollte auf Froschgrün, Pink und Türkis keinesfalls verzichten. www.benetton.com

TEUFLISCH: Auch wenn es manche Männer nicht wahr haben wollen, wünschen wir Frauen uns manchmal mehr zum Kuscheln als bloß ein Stofftier. Ein gut gemeinter Ratschlag an dieser Stelle: Suchen Sie diesmal etwas ganz Persönliches zum Weiterschenken.

SOLLTE.
Fo t os:Michael Rzepa,zVg

GESUCHT/GEFUNDEN:

DAS LIEBLINGSSTÜCK DER REDAKTION

Dieses Multiple ist erst gültig, wenn es ordnungsgemäß an eine Person mit dem Namen Lutz geklebt wurde. Zu diesem Zweck liegt ein Klebestreifen bei. Wir glauben, dass es geklebt auch bei Männern wie Paul, Gerhard, Martin oder anderen hält, was es verspricht. www.polyshop.de

VORGELESEN:

»Warum Frauen gut aussehen und Männer besser fernsehen«

Das neue Programm vom zweifachen Preisträger des Kleinkunst-Preises,I Stangl.

I Stangl nach zu urteilen,geben Frauen Männern den Rest! Dabei ist Mann so genügsam:Zum Leben braucht er nur den Erdäpfelsalat von Mama,einen Laubsauger und die Fernbedienung.Aber das Ende des Mannes naht.100% aller Mütter sind heute schon weiblich! Gibt es eine Rettung? Ja! I Stangl arbeitet bereits am »Comeback des Mannes«.Seine Botschaft lautet:Ein echter Mann ist der Weg.Er fragt nicht danach.Er kommt an. Wurscht wo!

I Stangl ist mit seinem neuen Programm noch bis Jahresende zu sehen: Kabarett Niedermair,Lenaugasse 1a,1080 Wien.Kartenreservierung unter www.niedermair.at oder 01/408 44 92

BA RO METER:HIMMLISCH! SCHÖNE BESCHERUNG:WAS FRAU IHM DIESES JAHR UNTER DEN CHRISTBAUM LEGEN SOLLTE.

Eine wahre Augenweide ist diese neue Wäsche-Kollektion zum Wohlfühlen.Ja,so sehen wir Frauen die Männer doch gleich aus einer ganz anderen Perspektive. www.diewaesche.com

>> WEIBSBILD

DUMMHEIT UND STOLZ WACHSEN AUF EINEM HOLZ!

>> A war verliebt.Ihre Laune war schier unerträglich berauschend,ihr Gesicht unaufhörlich mit diesem »La,la,la.Ich bin ja so glücklich und die Welt ist ja so schön«-Ausdruck verschleiert.Hätte A nicht von selbst damit aufgehört,dann wäre ihr Dauergrinsen wohl – man möge mir verzeihen – nahtlos in einen von mir angezettelten,mit Neid erfüllten Schreikrampf übergegangen,um sie aus dieser verliebtheitsdurchtränkten Phase heraus zu rütteln.

Auch wenn es viele Männer nicht wahrhaben wollen – die lästigen Umhängsel sind wieder angesagt. Vor allem in den Farben Weinrot, Lila und Orange sind sie echte Hingucker. www.hm.com

Gut gelaufen ist es mit ihrer Weihnachtsgabe,wenn Sie auf diesen sportlichen Schuh zurückgreifen. Passen Sie bloß auf,dass er Ihnen damit nicht zu schnell davon läuft. www.benetton.com

TEUFLISCH:

Obwohl angeblich das Kind im Manne steckt,hier ein wichtiger Hinweis:Unter den Christbaum gelegt werden sollte diese Aufmerksamkeit nur auf ausdrückliche Bitte der Überzwanzigjährigen.

Nun,nachdem A sich das erste Mal mit Michael verabredet hatte,war die Welt noch rosa.Der Versuch,es ein zweites Mal zu tun,scheiterte.Und die Welt war wieder grau in grau.Der Zustand des »gemeinsam-glücklich-Seins« hält nun mal nur so lange an,wie sich die Person gegenüber auch dafür interessiert! Liebeleien wie »Ich fühl mich heut so begehrt von dir« funktionieren nur, wenn der andere liebt wie man selbst. Michael aber dachte plötzlich anders. Nachdem er die überaus reife und umsichtige Variante wählte,zwei Wochen nichts von sich hören zu lassen,nahm A die Sache selbst in die Hand.Ein paar Mail Zeilen und unterdrückte Heulkrämpfe später … er lebte.Und wie es der Zufall so will,hatte er doch just in diesem Moment an sie gedacht! Beachtlich! A erlag einmal mehr seinem schwülstigen Getue.Und einmal mehr ließ er sie warten.Seitdem kein Lebenszeichen! Noch Wochen später wühlte sie bis ins Innerste ihrer Gedanken,um zu erfahren,warum sie für Michael nicht attraktiv genug war.Doch die Fäden in diesem Spiel zog jemand anderer. Seine Ex-Freundin,die wieder in seinem Leben auftauchte und A auf ihrer Reise in die Selbsterkenntnis begleitete. ROSA

MIT DEM ERFOLG KOMMT DER NEID.UND DIE FRAGE NACH DEM KOMMERZ.

SPORTFREUNDE STILLER ÜBER BURLI(S),MÄDELS & DAS GESCHÄFT MIT IHRER MUSIK.

fucking klingeltöne!

oZUR BAND

Die Sportfreunde Stiller, benannt nach ihrem ehemaligen FußballTrainer Hans Stiller, bestehen aus Peter S.Brugger, Rüdiger Linhof und Florian Weber.

Gemeinsam spielten sie sich empor in die erste Musik-Liga: 29.November, VAZSt.Pölten.

>> Im Genre des popigen Rock zuhause, haben die Sporties mittlerweile bewiesen, dass sie Festivalveranstalter und Plattenbosse glücklich machen. Ihre Fans natürlich ebenso. Zum aktuellen Album, »Burli« genannt, merken sie an: »Wir waren schon immer eine Protestband. Aber mit Spaß!« Die zugehörige Tour gastiert am 29. November in St. Pölten. Grund genug, Fragen zu stellen. Wie ist das denn nun wirklich mit den Sporties?

mfg:Ihr seid ja eine schwer beschäftigte Band. Wie schaut der typische Tagesablauf im Leben der »Sportfreunde Stiller« aus? Bleibt noch genug Zeit für Fußball?

Flo: Fußball ist und bleibt neben der Liebe das wichtigste Gut in unserem Leben, zumindest für Peter und mich. Rüde liest lieber Bücher, während ich im Stadion der »Löwen« bin und Peter auf den Straßen lautstark FC Bayern unterstützt.

Habt ihr eure Entscheidung zwischen Fußball und Musik jemals bereut? Ab wann war es unmöglich,Sport und Band noch unter einen Hut bringen zu können?

Die nötige Disziplin für den Fußball war nicht gegeben. Außerdem ist in diesem Sport mit Kreativität alleine ja nichts zu holen und wenn man unterhaltsam gespielt hat, hat es auch nicht gereicht. Das meint zumindest Peter. Ich habe ihm zuliebe dann das Fußballspielen kurz vor unserem Profivertrag aufgegeben und bin mit ihm ins Musikgeschäft eingestiegen.

Was darf man sich von eurem Live-Album erwarten,das in naher Zukunft erscheinen soll?

Inwiefern unterscheidet es sich von der LiveDVD?

In erster Linie sind keine Bilder drauf, sondern nur Töne. Aber es gibt zwei Versionen – eine mit 23 und eine mit 15 Liedern. Es ist quasi ein Potpourri aus acht Jahren Bandgeschichte. Im Booklet befindet sich auch ein praktischer Jahreskalender für das Jahr 2005 – mit vielen Tipps und Tricks.

Viele deutsche Bands finden oft lobende Worte für das österreichweit sendende Radio »FM4«. Was sind eure Erfahrungen mit diesem Sender? Welchen Stellenwert haben On-Air-Präsenzen im Allgemeinen für eine Band wie Sportfreunde Stiller?

FM4 ist nun mal – ohne Klischee – der beste Radiosender in unseren Gefilden und nur durch ihn haben wir eine so breite Hörerschaft erhalten. Ich glaube, dass Gitarrenmusik in Österreich einen hohen Stellenwert hat, und diese Plattform bleibt einer Band anderswo verwehrt. Darum: Danke FM4 – auch wenn einige Moderatoren uns immer noch als meist überschätzte Band darstellen!

Wie seht ihr die Zukunft der Musikwirtschaft? Sind Klingeltöne bald wichtiger als Alben? Fuck Klingeltöne! Kauft Alben! Ein Album ist ein Kunstwerk, vom ersten Ton bis zum letzten Blatt Papier, das man in den Händen hält. Ein Buch, das man hört, ein Lied, das man liest. Es steckt sehr viel Liebe in einem Album, eine aus dem Internet gezogene Platte wird dem nicht gerecht. Allerdings müssen die Angebote billiger werden –das tun sie auch, denke ich.

»DANKE FM4 – AUCH WENN EINIGE MODERATOREN UNS IMMER NOCH ALS MEIST ÜBERSCHÄTZTE BAND DARSTELLEN!«

Mit »Burli« habt ihr ein Album geschaffen,das dem typischen »Sportfreunde-Sound« zwar treu geblieben ist,aber dennoch mit abwechslungsreichen Elementen bestückt ist. Ein musikalisches Spektrum ist uns wichtig, wenngleich wir noch nicht wissen, wie das 4. Album klingen wird. Peter meinte irgendwas von SnareCore und Doom-Pop. Rüde hat sogar schon ein neues Lied, das den Namen »Regenschirm kann Waffe sein« trägt.

Wie geht es musikalisch und künstlerisch weiter? Habt ihr vor,eure Fans mal mit einer völlig neuen Seite zu konfrontieren?

Wir machen nach dieser Tour erst mal Pause. Rüde fährt für lange Zeit in den

FOTOS Universal
»WENN WIR NACH DEM KONZERT INS BETT GEHEN,DANN NUR, WEIL UNSER MANAGER UNS DAS BEFIEHLT« (DIE DREI)

verdienten Urlaub, Peter schreibt an einem Dossier über philippinische Taschenhunde und ich verdiene mir als Überlebenskünstler ein paar Scheine am Deutschen Theater. Ansonsten arbeiten wir natürlich fleißig an den Liedern für die Platte zur heimischen WM 2006.

Mancherorts liest man,dass »1.Wahl« Assoziationen mit den Toten Hosen weckt? Habt ihr auch mal Lust auf »punkigere« Klänge? Rau soll es schon oft sein. Laut und schnell ebenso. Wild bitte immer gerne. Aber wir stehen dann doch auch auf hart und roh.

Viele Fans kritisieren,dass ihr in letzter Zeit zu kommerziell geworden seid.Wie schafft ihr den Spagat zwischen Spaßhaben,Künstlersein und den Zwängen,die euch Fans und Plattenbosse auferlegen?

Die achtjährige Erfahrung in diesem Metier hat uns gelehrt, was einem wichtig erscheinen soll, auf was man pfeifen kann, wo die Prioritäten liegen und wie man sich verhält, damit man in jedem Moment in den Spiegel schauen kann, um dann zu sagen: »Hey, bis hierher war alles perfekt. Jetzt hauen wir weiter auf die Pauke!«

Ihr habt das Image der ewigen Sonny-Boys,die nach dem Konzert noch mit ihren Fans Party machen und bis zum Morgengrauen durchfeiern.Wie hart arbeitet ihr an eurem Image? Und wie viel davon entsteht einfach spontan? Ein Image beruht auf Konzeptionen.

Wir verfolgen so etwas nicht und ich kann auch durchaus »Arschloch« zu einem sagen. Wir verhalten uns so normal, da wir keinen Grund haben uns zu verändern. Wenn Rüde noch bis in die Puppen mit den Fans feiert, tut er das

»RAU SOLL ES SEIN. LAUT UND SCHNELL!«

aus eigenem Antrieb und nicht wegen einem Image, das es zu halten gibt. Und wenn ich nach dem Konzert ins Bett gehe, dann nur, weil unser Manager mir das befiehlt.

Immer mehr Bands legen Wert auf ihre politische Message.»Vote 4 Change« wurde beispielsweise zur viel beachteten Plattform der Meinungsbildung.Was ist eure Message? Wollt ihr nicht auch die Welt verändern?

Die Welt lässt sich nur verändern, indem man bei seiner eigenen, kleinen Welt beginnt. Nur hier lassen sich Hebel ansetzen. Das versuchen wir in

unseren Texten auch darzustellen. Wir unterstützen auch einige wichtige Einrichtungen wie »World Vision«, »Fair Trade« und »Amnesty International«. So etwas sollte jeder tun! Man muss kein Künstler sein, um einen kleinen, aber enorm wichtigen Beitrag für Hilfsbedürftige zu leisten.

Beim Finale der Casting-Show »Starmania« hat Christina Stürmer ja euer »Kompliment« interpretiert.Mittlerweile seid ihr gemeinsam im Wiener Prater gewesen.Habt ihr beim AutodromFahren eine Zusammenarbeit ausgeheckt?

Da wir beim Autodrom verloren haben, kam es nicht zu einer weiteren Unterhaltung diesbezüglich. Aber Christina ist frech und eigensinnig, sie sticht aus der Menge an Talenten zweifelsfrei hervor. Wir wünschen ihr Glück – auf ihrem EIGENEN Weg.

Was war das letzte Konzert,das ihr besucht habt? Wie viele weibliche Fans bieten sich da zum Mitnach-Hause-Nehmen an?

Peter hat zuletzt Ash gesehen und für ihn wäre eigentlich nur die Gitarristin in Frage gekommen, er ist aber seit Jahren in bombenfesten Händen. Rüde hat Flamingo besucht, ein Nebenprojekt der Emil Bulls. Danach hat er prompt sein eigenes Mädchen mit nach Hause genommen. Mein letztes Konzert war das von Slut, wo eine war, die ich zuerst aus den Augen verloren, dann aber Gott sei Dank wieder gefunden hatte. ■

MICHAEL MÜLLNER,MITARBEIT:FLO KOGLER

BRANDNEUES

»Ein kleiner Schritt« kommt am 29.11. als Single in die Läden. Der Release des gleichnamigen Live-Albums erfolgt kurz darauf. (Universal)

LINKS sportfreunde-stiller.de die-gute-seite.com www

DER TREND IST EINDEUTIG:DIE MUSIKBRANCHE SETZT WIEDER AUF DIE DEUTSCHE SPRACHE. ECHTE GEFÜHLE ODER KALKULIERTE VERMARKTUNGSSTRATEGIE? MIA.UND MILCH PACKEN AUS!

die sprache des herzens

rIN KÜRZE

Nach Casting-Wahn kommen sie zurück: die echten Bands mit eigener Musik und tief gehender Botschaft.Noch dazu in der Sprache unserer Herzen – nämlich auf Deutsch.Mia.aus Berlin und Milch aus St.Pölten erklären uns, warum das so ist.

>> Während in der Nachkriegszeit die Rockmusik vor allem mit Großbritannien und Amerika identifiziert wurde, durfte sich die deutsche Sprache eindeutig von einem Genre okkupiert fühlen: dem deutschen Schlager.

Diese unsagbare Tradition fand jedoch ein jähes Ende: In den 70ern fungierten Rio Reiser und seine Ton Steine Scherben mit kräftigen Parolen wie „Keine Macht Für Niemanden“ als musikalisches Sprachrohr ihrer unzufriedenen Generation, und spätestens mit der discotauglichen NDW und der New Wave-Bewegung der 80er gelang der deutschen Sprache endlich wieder der Einzug in die große Musikwelt – irgendwo zwischen Radiotauglichkeit und Underground.

sein« und »Ich will, dass sich die Lager spalten« in die Welt schleuderte. Die Erzeuger dieser Klänge? Mia. aus Berlin. Mit ihrem sogenannten Elektropunk und ihrer rotzigen Attitüde wussten sie gehörig zu polarisieren, aber besonders die Pressewelt, die die Band als kurzlebiges 80ies-Revival abtat, war vorerst nicht zu begeistern. Auch das Debüt-Album des Quintetts musste scharfe Kritik über sich ergehen lassen, doch in der Realität wurden Mia.

träume, und tatsächlich die Sprache meines Herzens!«

FOTOS

Hermann Rauschmayr, H.Flug

Auch heutzutage kann die BRD mit einer Fülle derartiger Bands aufwarten, die allen voran in Hamburg und Berlin beheimatet sind. In diesem Zusammenhang sollten wohl jetzt zumindest Namen wie Die Sterne, Kettcar, Tomte, Blumfeld, ... But Alive, Die Ärzte und Rosenstolz fallen. In der Hansestadt ist dieser Trend durch den Musikstil der »Hamburger Schule« schon länger ein Thema, die Bundeshauptstadt durfte sich hingegen vorwiegend in den letzten Jahren damit neu konfrontiert fühlen.

Rotzfrech auf den Punkt gebracht

Es war im Jahre 2002, als in Funk und Fernsehen plötzlich eine freche Stimme ertönte, die zu tanzbaren Beats Sätze wie »Alles wird wie neu

»ICH BEGREIFE MICH ALS MEDIUM!«

schnell zum musikalischen Geheimtipp, wohl auch ob ihrer fulminanten Live-Konzerte. Es ging aber auch eine weitere Faszination von dieser Band aus: Endlich brachte wieder jemand Sachen auf den Punkt – auf deutsch. Mieze, die 25-jährige Frontfrau, erklärt den Fabel für ihre Muttersprache so: »Ich bin mit dieser Sprache auf die Welt gekommen. Es ist die Sprache, in der ich denke, in der ich

Es ist, was es ist Mieze hat im Gegensatz zu vielen anderen jedoch das Talent, alltägliche Themen und Begriffe – egal ob Liebe, Hass, Veränderung und Schmerz – in Worte zu fassen, ohne dabei peinlich oder lächerlich zu klingen: »Ich begreife mich als Medium. Ich fühle und erlebe nichts anderes als du.« Außerdem war der Zugang zu den Fans immer ein ganz besonderer: So waren Mia. immer diese Sorte von Band, die nach dem Konzert mit den Leuten über Gott und die Welt redete. Die dadurch entstandene Sympathie fing jedoch Ende 2003 etwas zu wanken an. Mit ihrem Song »Was es ist«, in dem die Situation, ein Deutscher zu sein, thematisiert wird, brach ein wahrer Hagel von Kritik und Anschuldigungen auf sie herein – deutsche Tages- und Wochenzeitungen schrieben verurteilende Artikel, jedoch meistens, ohne überhaupt bei der Band zu recherchieren.

Die Vorwürfe: Deutschtümelei und Nationalstolz. Was das alles nun wirklich zu bedeuten hat? Als Teil des Projekts »Angefangen«, das vom Berliner Label r.o.t ausgeht, beschäftigt sich das Lied vor allem mit Werten. Mit Mut, Liebe, Toleranz und Respekt würde jede Gesellschaft eine bessere werden. Die Idee dahinter? Durch Dialoge das Potenzial im Land zu entdecken, die Gedanken zu fördern, zu diskutieren und zu verbessern. So hat Mieze oft beteuert, sich früher wegen ihrer Herkunft

Was es ist: Die Sprache,in der ich träume!

»ICH WÜNSCHE MIR DIREKT IN ANDERE HERZEN VORZUDRINGEN!«

(Mieze von Mia.)

geschämt zu haben. Aus diesem Grund betonte sie damals auch immer, aus Berlin zu kommen, um das Wort Deutschland ja nicht aussprechen zu müssen. Wenn man nicht mit seinem Ursprung klarkommt, sich dafür schämt – belügt man sich dann nicht selbst? Im Lied des Anstoßes findet diese Situation ihre passenden Worte: »Fragt man mich jetzt, woher ich komm tu ich mir nicht mehr selber Leid/Ich riskier was für die Liebe/Ich fühle mich bereit«. Dass in Wahrheit nichts hinter der Aufregung steckt, will immer noch nicht allerorts akzeptiert werden, zu groß war die Mühe, der Band etwas anzuhängen. Umweltschutz mit Ökostrom

Mit ihrem zweiten Album »Stille Post« häuften sich rund um Mia. jedenfalls wieder die positiven Schlagzeilen. So unterstützte man mit dem Song »Ökostrom« das Greenpeace-Projekt, das die gleichnamige Energie-Alternative anbietet, und bewies damit, dass eine Band durchaus mit ihrer Musik etwas verändern kann: Die Ökostrom-Anträge stiegen – und dabei war die Single ein wesentlicher Faktor. »Musik bedeutet mir unglaublich viel und birgt für mich so viel Kraft, dass mir so etwas noch einen größeren Antrieb gibt. Ich freu mich wahnsinnig darüber. Man fängt wieder an, mit seiner Musik zu teilen. Das ist schön, denn ich wünsche

mir, wirklich direkt in andere Herzen vorzudringen.«

Das Natürlichste der Welt

Auch die aktuelle Auskopplung »Sonne« weiß zu überzeugen, denn dahinter steckt eine kompromisslose und durchaus lehrreiche Konfrontation mit dem Älterwerden – für Mieze der natürlichste Vorgang überhaupt: »Das Wunderbare daran ist: Älter werden wir alle. Ich wünsche mir eigentlich nur einen unkomplizierteren Umgang damit, und dass alles so normal behandelt wird, wie

DANKE,MILCH!

es nun mal normal ist.« Mit eben diesen Botschaften wird die Band diesen Winter wieder durch die Lande ziehen, ohne dabei das Wichtigste im Leben zu vergessen: »Gesundheit, denn wir haben alle Träume und Visionen, die wir noch verwirklichen wollen!«

Man muss aber nicht aus Deutschland kommen: Auch hier in St. Pölten sind deutsche Texte ein Thema, was Bands wie Seppuku oder Milch mit ihrer offenen Gesellschafts- und Politikkritik unter Beweis stellen. ■ TOBIAS ZUSER

Kaum eine andere Band in St.Pölten verkündet so offen ihre Meinung wie Milch. Diese leisteten im Jahr 2002 zum Beispiel das Titellied zur JugendkulturhallenDemo auf dem St.Pöltner Rathausplatz – mit dem treffenden Text:»Wir sind da,auch wenn’s euch lieber wäre, wenn wir’s nicht wären«.Für Milch-Frontmann Filius erfüllt die deutsche Sprache vor allem den Zweck der unmissverständlichen Botschaft:»Wenn man zu einem Nazi sagen will ‘Du Arschloch,dich braucht keiner!‘ ist es besser das in seiner eigenen Sprache zu formulieren, in der Sprache,die dieser Hohlkopf auch versteht,in der Sprache der Straße!« Nach etlichen Auftritten sind Milch zur Zeit eifrig daran,ein neues Programm zusammenzustellen,das im Frühjahr fertig wird.Obwohl es noch aggressiver,noch komplexer und noch nuancierter werden soll,bleibt die Message nach wie vor dieselbe –nämlich nicht alles so hinzunehmen wie es präsentiert wird,sondern sich selbst Gedanken zu machen und selbst eine Meinung zu bilden.Wie recht sie doch haben!

Unmissverständliche Botschaft: Sprache der Straße.

LINKS www.miarockt.de www.milch1.at www.seppuku.at.tt www

»KULT-URGESCHICHTE(N)« on Edwin »Didi« Prochaska,Jg.1950

Born In The USA

>>Wenn schon sonst nix,muss man Dschortsch Dabblju zumindest zugute halten,dass die Pop- und Rockmusik im Amiland wieder politisch geworden ist! Dies waren zuletzt bestenfalls Störenfriede oder Friedensstörer wie R.E.M.und Pearl Jam. Als die Pop- und Rockmusik entstand, begann gerade eine gesellschaftliche Weltrevolution.US-Jungbürger wagten es,dagegen aufzustehen,dass man in Kriege ziehen musste,die mit dem eigenen Land gar nix zu tun hatten (manches ändert sich nie!),und Jimmy Cliffs »Vietnam« avancierte zur Kulthymne.Jimy Hendrix spielte verbotenerweise die USHymne und ließ dazwischen die Bomben heulen,und Bob Dylan gilt auch heute noch als hochpolitischer Lyriker.In den 70ern fand man das Heil bei den Drogen,und die Punks waren sowieso gegen alles.In den 80ern ging es eher darum,das richtige P(r)olo-Shirt auszusuchen,und in den 90ern pflegte man die Depression der Leere,und die füllte man in den letzten Jahren vor allem mit Pop-Barbies aus dem Fernseh-Zentrallager,ausgesucht von Kompetenzen wie Dieter Bohlen oder Markus Spiegel, aber/und/auch mit Jazzmessen-Texten à la Xavier.Plötzlich aber – Dschortsch sei Dank! – nahmen Popstars und selbst Rockdiplomaten wie Bruce Springsteen wieder politische Positionen ein und sangen auf politischen Bühnen.Und sollte sich demnächst ein Remixer gar an »Universal Soldier« von Donovan wagen und nicht an »In The Summertime« oder »Woolly Bully«,dann könnten sogar wir Altfreaks wieder Respekt vor dem Zeitgeist und seinen Geistern kriegen!

»JUG END SZENE

Ihr seid nicht unter euch!?

Die Kulturwerkstatt powered by Kuhbus steht vor dem Aus.

>> Andy Tober ist Obmann vom Jugendkulturverein »Kuhbus«.Zur Förderung der heimischen Szene wurde im März ein Vereinshaus eröffnet: die Kulturwerkstatt,kurz kW,angesiedelt in der Weiterner Kellergasse (früher als »Volkskeller« bekannt).»Unser Betrieb dient nur der Förderung von Jugendkultur,wir arbeiten nur für Vereinsmitglieder und sind demnach nicht mit kommerziellen Betreibern zu vergleichen«,erklärt Tober seinen Standpunkt.So begründet die rund 1000 Mitglieder zählende Plattform auch,warum sie keine Abgaben oder Steuern zahlt.Eine Betriebsstättengenehmigung ist nicht vorhanden,wäre aufgrund der Sicherheitsvorschriften auch k aum machbar.

Der Verein meldet seine Veranstaltungen auch nicht beim Magistrat an.Wiederum wird das Argument gebracht,es handle sich nur um vereinsinterne,jedoch nicht öffentliche Events.Die Bundespolizeidirektion St.Pölten hat nun ein

Straferkenntnis zugestellt.Im September wurde während einer Veranstaltung kontrolliert.Es war offensichtlich,dass es sich nicht um eine geschlossene Veranstaltung handelte.

Mit diesem Präzedenzfall wird die Unsicherheit für die Kuhbus-Crew deutlich: geht die Konstruktion als »vereinsinterne Angelegenheit« bei einer möglichen Berufung nicht durch,so wird das wohl das Ende für die Kulturwerkstatt bedeuten. Denn dann wären sie eben doch fällig: die Lustbarkeitsabgabe,die Umsatzsteuer sowie die massiven Investitionen in die Sicherheit der Betriebsstätte.Was meint die vermeintliche Konkurrenz dazu? Norbert Bauer drückt dem Verein die Daumen:»Denn wenn diese Konstruktion hält,dann weiß ich,wie wir in Zukunft den Club Maquie und das Warehouse betreiben:günstiger für die Besucher,da Steuern und Abgaben wegfallen!«

Linktipp:http://www.kuhbus.org

von Norbert »Pauli« Bauer

REINE ABZOCKE

In letzter Zeit sprechen mich immer öfters Besucher auf die Eintrittspreise an.Ihr fragt mich,wer sich denn nun dumm und dämlich verdient:die Veranstalter oder die Acts? Meine Antwort: Keiner von beiden! Die einfache Rechnung Eintrittspreis mal Besucher geht deshalb nicht auf: Von den Einnahmen wird ein Viertel allein von Gebühren, Steuern,AKM-Beitrag und Lustbarkeitsabgabe (die in St.Pölten sehr hoch ist,während sie in Wien für Konzertveranstaltungen beispielsweise überhaupt nicht eingehoben wird!) aufgefressen.Die gesamte Technikausstattung verschlingt ein weiteres Viertel.Das dritte Viertel geht für Personal,Werbung,Catering und diverses »Kleinvieh« auf.Mit dem Rest sollten die Künstler,Bands, DJs bezahlt werden.Wenn es sich mit den Einnahmen aber nicht ausgeht,trägt allein der Veranstalter das Verlustrisiko.Falls dann noch wirklich etwas überbleibt,wäre das der Gewinn des Veranstalters – was leider nicht so oft vorkommt.Aber vielleicht klappt’s ja beim nächsten Mal.

WAREHOUSE CHARTS

1 Mono & Nikitaman

2 Anajo

33 Feet Smaller

4House of Riddim

5 IAMX

6Sido

7The Sun Surfaz

CD-CORNER, JOHANNES MARIA KNOLL

Eminem – Encore

GAMEZONE,ALEXANDER TERRER

Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn.So auch beim neuen Wurf des immer provokanten Rappers mit dem außergewöhnlichen Flow.Von den 20 Tracks,alle im typischen Eminem-Style von Dr.Dre produziert, punktet leider nur die Hälfte.Der Rest wirkt auf Dauer eher monoton.Darüber können auch Gäste wie »Obie Trice« oder »50 Cent« nicht hinwegtäuschen.Was alle Tracks verbindet,sind pumpende Beats und viel viel Text.Entscheidet selbst.

Vanitas – Lichtgestalten

Papermoon – Come Closer

Christof Staub und Edina Thalhammer beweisen aufs Neue,dass Austro-Pop viel qualitativer ist,als er fälschlicherweise anhand von Austria 3 definiert wird.Ein sehr tiefgehendes Akustikalbum,das durch seine musikalische Reife und Texte,bei denen man sich selbst ein Stück näher kommen kann,besticht. Melancholie,die Mut macht.Respekt!

Booooom!!! Was einem hier aus den Boxen entgegendröhnt,braucht den internationalen Vergleich nicht zu scheuen.Im Gegenteil:astreine Riffs und kompaktes

Song-writing der harten Gangart,gepaart mit kritischen Texten,ergeben ein top produziertes »melodic dark metal Album«,welches die Band aus NÖ hoffentlich noch weit nach oben rocken wird.

NEU IM KINO, ALEXANDER SYLLABA

Standing Ovations und 20 Minuten Applaus für einen »österreichischen« Kinospielfilm bei der Viennale. Das hat das Wiener Filmfestival schon lange nicht erlebt. Schon alleine deswegen,da Filme österreichischer Regisseure bei der Viennale nicht oft gezeigt werden.Doch mit »Die fetten Jahre sind vorbei« hat der Vorarlberger Regisseur Hans Weingartner das Publikum überzeugt. Die liebevolle Anti-GlobalisierungsKomödie glänzt durch eine witzige Geschichte um Liebe und Revolution. Mit hervorragenden Schauspielern, allen voran Daniel Brühl (Good By Lenin) und Julia Jentsch. Ein Film über arm und reich.Ein Film über die angeblich unpolitische Jugend.Allen ist klar,dass der Besitz in unserer Welt ungerecht verteilt ist. Keiner tut etwas dagegen.Die Zeit der Rebellionen ist vorbei.Nicht aber für Jan,Peter und Julia.Nachts brechen sie in Villen ein und hinterlassen

an den Wänden der Reichen Botschaften wie:»Die fetten Jahre sind vorbei«.Als die drei Hobby-Revoluzzer von einem Villenbesitzer überrascht werden,sind sie heillos überfordert.Als unfreiwillige Entführer landen sie auf einer Berghütte. Eine andere Geschichte ist,dass das Ganze eigentlich ein deutscher Film ist und nur zum Teil von Österreich mitfinanziert worden ist.Dass ein Vorarlberger ins deutsche Ausland muss, um erfolgreich zu werden.Und dass Filme österreichischer Regisseure erst dann bei uns gezeigt werden,wenn sie schon im Ausland gefeiert worden sind.Einzig das Resultat zählt.

Die sonnige Jahreszeit ist längst vorüber,und der Winter steht mehr in als vor der Tür. Kein Grund den Kopf hängen zu lassen.Die Spieleindustrie hat schon kräftig vorgesorgt,damit es nicht langweilig wird,und bietet (rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft) einige TopSeller an:

So richtig heiß her geht’s bei HalfLife 2 von Valve. Wer das Glück hatte,bereits im November ein Exemplar zu ergattern,sei gepriesen. Denn die erste Lieferung war bereits Tage vor dem Erscheinungstermin völlig ausverkauft. Was ja durchaus verständlich ist, wenn man bedenkt,dass der Vorgänger wohl einer der bekanntesten PC-Egoshooter der letzten Jahre war. Obwohl es 1999 mehrmals als »Spiel des Jahres« ausgezeichnet wurde,hat sich Half-Life hauptsächlich durch die zahlreichen Ergänzungs-Mods wie TeamFortressClassic oder Counter-Strike viele Jahre länger am Markt gehalten als in der Branche üblich.Somit ist auch der damalige Neuling Valve zu einem namhaften Hersteller avanciert und schickt nun wieder unseren Helden Gordon Freeman in den Kampf,um die Welt zu retten - ich denke,er kann dabei einiges an Unterstützung brauchen!

Links:www.valvesoftware.com/,http://hl2.vu-games.com/de/

BÜCHERECKE, PETER KAISER

»Hier fängt die Geschichte an.« Was so beginnt,wird vermutlich keine Hochliteratur. Aber dass es ein Buch für Leseratten ist,macht schon der Titel klar:»Die Stadt der träumenden Bücher«.Walter Moers’ (»Das kleine Arschloch«,»Käpt´n Blaubart«) phantastischer Roman handelt von nichts anderem als von Büchern und allem,was dazu gehört, wie Einbände,Papiersorten,Druckerschwärze und verschrobene Buchhändler.Angesiedelt in Zamonien sehen wir uns in der Geschichte (welche uns der Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz erzählt) mit erbarmungslosen Bücherjägern, eydetischen Antiquaren und nebelheimer Trompaunenbläsern konfrontiert.Dass sich die eigentlichen antiquarischen Schätze in den Katakomben unterhalb von Buchhaim befinden,erfahren wir erst,als wir schon in die acht Augen der fürchterlichen Sphinxxxxe starren und die schrecklichen Buchlinge schon freudig schmatzen hören.

»In einem überfüllten Aufzug schauen alle Leute aneinander vorbei.« So beginnt Martin Walsers Romanerstling »Ehen in Philippsburg«, neu aufgelegt in der unverschämt billigen SZ-Bibliothek,programmatisch.Anhand von vier Paaren zeigt Walser die Hohlheit der High Society und die Kälte der deutschen Nachkriegszeit auf.Mit satirischer Leichtigkeit schreibt er über Betrug,Macht und Lebensgier sowie den unaufhaltsamen Rückzug der wahren Empfindungen.Das ist Hochliteratur!

OFFENLEGUNG NACH § 25 MEDIEN-GESETZ: Medieninhaber: MFG-Zeitungsmagazin (Bauer,Steinperl, Voak,Wagner),3100 St.Pölten,Kelseng.9,Tel:02742/71 400, Fax:DW-305,www.mfgstp.at,office@mfgstp.at Unternehmensgegenstand: Redaktion und Herausgabe des Magazins »MFG«.Erklärung über die grundlegende Richtung: Das konkurrenzlos unabhängige Zeitungsmagazin versteht sich als Bühne,Pranger,Forum,Arena und Manege für politische, städtische und kulturelle Themen im NÖ Zentralraum.

Eine fantastische Reise in die heutige Welt der Kunst zu Tschaikowskis Ballettklassiker, aufgeführt von der jungen, internationalen Tanzgruppe und den Niederösterreichischen Tonkünstlern.

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