P.b.b. Verlagspostamt 3100 St. Pรถlten, 04Z035974M, 12/14, EURO1,50
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VAZ ST. PÖLTEN
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DAVID HASSELHOFF LIVE 18. JUNI 2015 / VAZ ST. PÖLTEN
David Hasselhoff is back! Der bekannteste und beliebteste Seriendarsteller der Welt (Knight Rider, Baywatch) betritt wieder die Showbühne, um seine Fans mit seinen größten Hits wie „Looking for Freedom“, „Crazy For You“, „Do The Limbo Dance“, „Is Everybody Happy“, „Wir zwei allein“, „Jump In My Car“ uvm. zu rocken.
THE HOFF IS BACK! Der Vorverkauf startet ab Mitte Dezember. Infos auf www.vaz.at!
Foto: Paul Gregory
THE HOFF IS BACK
MFG EDITORIAL
Geburtstagswunsch von Johannes Reichl
Es gibt Zeiten und Daten, die historische Demarkationslinien darstellen. Danach – ob nun in positiver oder negativer Hinsicht – ist nichts mehr, wie es vorher war. Derlei Wendepunkte waren etwa der Fall der Berliner Mauer, jener des Eisernen Vorhanges oder der Terroranschlag auf das World Trade Center 2001. In meiner Kindheit, damals mehr ahnend als in seiner gesamten Dimension begreifend, war es auch das Jahr 1986. Das Reaktorunglück von Tschernobyl versetzte die Welt in Panik und offenbarte einmal mehr die Folgen technischen Chauvinismus‘ (wenngleich man daran zweifelt, ob man wirklich daraus gelernt hat), v.a. bedeutete es in Österreich aber den letzten Kick für die Entwicklungsmöglichkeit diverser Bürgerbewegungen hin zu politischen Parlamentsparteien. Die Zivilgesellschaft hielt Einzug in die Politik, der Primat der alleinigen politischen Autorität der etablierten Parteien wurde endgültig durchbrochen. Dies hing auch mit einer zweiten „Erschütterung“ zusammen: 1986 ließ die Waldheim-Affäre den jahrzehntelang politisch gepflegten Mythos von Österreich als reinem Opfer des NS-Regimes wie ein Kartenhaus in sich zusammenkrachen – die ehrliche Aufarbeitung der Geschichte konnte endlich angegangen werden. Last but not least wurde – für unsere Region relevant – St. Pölten in diesem Jahr Landeshauptstadt von Niederösterreich! Es sollte allerdings bis zum Jahr 2004 dauern – so meine rein persönliche Wahrnehmung – bis das, was 1986 auf Schiene gebracht wurde, wirklich zu greifen begann. Abermals ging es mit dem Aufbrechen alter, eingefahrener Strukturen einher. So musste im Zuge des Priesterseminar-Skandals – weltweit thematisiert, am Ort des Geschehens aber medial totgeschwiegen – die Katholische Kirche aufgrund des öffentlichen Drucks sowie unter dem Eindruck Scharen austretender Gläubiger schließlich doch Konsequenzen ziehen: Bischof Kurt Krenn wurde in den Ruhestand verabschiedet. Und der damals 74-jährige Willi Gruber, seit 1985 wohlverdienter Bürgermeister, gab – nachdem seine letzte Amtszeit in Folge allzu langen absoluten Regierens Formen
typischer Verkrustung angenommen hatte – den Weg frei für den damals erst 38-jährigen Matthias Stadler. Es war, als würde die Stadt aufatmen, so als hätte jemand (wie es damals viele empfanden) die Saugglocke über der Stadt ein wenig angehoben, so dass endlich frischer Wind hereinströmen konnte bzw. sich das, was sich an urbaner Kraft und Energie schon längst innerhalb der Stadt aufgestaut hatte, endlich Bahn brechen konnte. Ob das MFG, das am 22. November 2004 erstmals erschien, Mitauslöser dieser Aufbruchsstimmung war oder vielmehr selbst schon Folge bzw. Manifestation davon, kann ich heute schwer beurteilen. Fakt ist, dass es sich wie von selbst in diese Richtung entwickelte, obwohl die Macher – so grotesk es klingen mag – ursprünglich ein Kundenmagazin für das VAZ St. Pölten im Sinn hatten. Das ging aber nicht – die Zeit verlangte anderes. Und so gründeten wir, wie wir es tauften, ein „Urbanmagazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich“, um genau dieser stattfindenden Pluralität in Stadt und Region endlich dementsprechenden medialen Raum zu geben, wobei wir Urbanität stets auch als bewusste Denkweise im Sinne von Aufgeschlossenheit, kritischer Auseinandersetzung sowie Mut verstanden und damit als Gegenentwurf zur St. Pölten damals oft vorgeworfenen Provinzialität, die mit Kleinkariertheit, Engstirnigkeit und Feigheit einhergeht. Diesen Ansätzen von damals fühlen wir uns nach wie vor verpflichtet, und dass es so bleibt, ist eigentlich mein größter Wunsch anlässlich unseres runden Geburtstages – für uns als Magazin, und für Sie als geschätzte Leser. Und weil zum Geburtstag Geschenke nicht fehlen dürfen, laden wir Sie herzlich ein, diesmal das Jubiläumscover unter dem Motto „gefällt mir“ mitzugestalten. Zudem schenken wir Ihnen und uns unter www.dasmfg.at eine neue Homepage. Dass wir diese – obwohl schon für April 2013 angekündigt – endlich umgesetzt haben, hat auch schon fast eine historische Dimension ...
Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus, und Veranstaltungen. Herausgeber/Geschäftsführer: Bernard und René Voak. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@ dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chef vom Dienst: Anne-Sophie Settele Redaktionsteam: Katja Billensteiner, Thomas Fröhlich, Gotthard Gansch, Sascha Harold, Siegrid Mayer, Michael Müllner, Michael Reibnagel, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Anne-Sophie Settele, Beate Steiner, Stefan Weiss Kolumnisten: Herbert Binder, Thomas Fröhlich, Dominik Leitner, Michael Müllner, Primadonna, Roul Starka, Beate Steiner Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, Wolfgang Hintermeier, David Meixner, Felicitas Hueber, Manuel Pernsteiner, Johannes Reichl, Robert Stefan, Markus Waldbauer, Mr. Ship Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Simon Höllerschmid, Hermann Rauschmayr Coverfoto: Mr. Shitakii Art Director & Layout: Mr. Shitakii Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.
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SPARSAMES HAUSHALTEN VON LUSTBARKEITEN IM KOPF DIE LEINEN LOS – ADL GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN UNSERE PARLAMENTARIER VOLKSSCHULE – SERIE BILDUNG VOLLE KRAFT VORAUS – AGZ BANKER MIT BODENHAFTUNG 10 JAHRE MFG HAINBURG UND DIE FREIHEIT
KULTUR 54 60 62
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MIMI WUNDERER EINE ERZÄHLERIN – BECKER G-MAN JERRY COTTON
SZENE 70 74
SCHATTENKOENIG SHE AND THE JUNKIES
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In der man sich auf der Fahrt entlang der Stattersdorfer Hauptstraße neuerdings an einen „schicken“ Frachtenbahnhof oder ein Abrissareal erinnert fühlt. So „erfreuen“ zum einen die dem Auge ungemein schmeichelnden grellgelben Container der Firma „Diskont Depot“, daneben – was dem Augenschmaus noch das gewisse Tüpfelchen auf dem i aufsetzt – die wunderschön vor sich hinrostenden Müllcontainer des Entsorgers AVE. Nichts gegen die an sich gute Idee von „Diskont Depot“, günstige Lagermöglichkeiten zu schaffen: Aber der Slogan „besser, billiger, lagern“ hält an diesem Standort nur bedingt: Man kann zwar lagern, besser sieht es dort aber keinesfalls aus, dafür äußerst billig. Und die AVE sollte Abfälle entsorgen, nicht den Charme einer Müllhalde mitten in der Stadt verbreiten. Und eines fragt man sich: Wo ist der Aufschrei der ästhetischen Gralshüter, die sonst bei jeder Behübschung in der City (Stichwort Hausbemalung) die Krise bekommen? Verschönerung tut hier jedenfalls not, und wenns nur ein Zaun ist ...
In der die im Gemeinderat vertretenen Parteien sich mittlerweile nicht einmal mehr auf Dinge einigen können, in denen sie übereinstimmen. So echauffierten sich in der letzten Sitzung zwar alle über die geplante Auflösung der Militärmusik NÖ, eine gemeinsame Resolution brachte man dennoch nicht zustande, weil im letztlich nur von der SPÖ beschlossenen Text das Thema mit der Forderung nach einer Steuerreform verquickt worden war. Eine verblüffende Erklärung hierfür hatte der Bürgermeister parat: Den Wortlaut habe ja die Verwaltung ausgearbeitet. AHA! Dann hat also ein auf Schmalkost gehaltener Gemeindebediensteter seinen Wunsch nach ein paar Euro mehr im Börserl hinterlistig eingebaut, oder wie?! Der mag dann freilich auch hinterfragt haben, ob das Ende der Militärmusik wirklich so furchtbar ist, und v.a. mag ihn die Chuzpe der Politiker erstaunt haben, die die jährlich kolportierten 200.000 Euro Einsparungspotenzial als Klax hinstellten. Andererseits erklärt ihm das vielleicht, warum es mit der Steuerreform nicht so leicht ist ...
In der aus einer „Schasaffäre“ eine Staatsaffäre gemacht wird. So wurde die Grüne Nicole Buschenreiter für ihren Vorwurf an ÖVP und SPÖ, dass sie sich jede Sitzung deren „parteipolitischen Schas“ anhören müsse, ordentlich zerpflückt. So ein böses Wort sagt man aber auch wirklich nicht! Die nunmehrige Erregung könnte freilich unvorhergesehene Folgen zeitigen, etwa wenn spitzfindige Mandatare den „Schas“ in Hinkunft zwar nicht mehr beim Namen nennen, ihn dafür aber als Form nonverbalen Protestes im wahrsten Sinne des Wortes in den Raum stellen. Oder aber die Wortwahl wird eleganter, weil man – wie es der rote Gemeinderat Andreas Fiala in seiner Rüge Buschenreiters vorexerzierte – einfach verklausuliert und von „menthanöser Blähung“ spricht. So hochtrabend muss es aber gar nicht sein - der legitime Ausdruck „heiße Luft“ tut‘s auch, oder aber – ein Privileg, das freilich nur dem Bürgermeister zusteht – man läutet einfach mit der Glocke. Im letzten Gemeinderat tat dies der BGM 27 Mal – was er damit wohl ausdrücken wollte ...
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Fotos: Vladislav Gajic/Wrangler (beide Fotolia.com), Hermann Rauschmayr, Hertha Hurnaus, zVg
In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
SHORTCUT URBAN
Leitschaun
Hebi
Entwicklungshilfe
Die St. Pöltner zeigen vor, wie Stadtentwicklung funktioniert, ist jedenfalls das DEUTSCHE Bundesministerium für Bau und Stadtentwicklung überzeugt: Niederösterreichs Landeshauptstadt wurde als einzige ausländische Kommune eingeladen, bei der Innenstadtkonferenz in Berlin das erfolgreiche St. Pöltner Konzept zu präsentieren. Bekanntlich hatte die Plattform 2020 initiiert, dass Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft einen Masterplan entwickeln, der nicht wie andere Innenstadtpläne beim Handel, sondern bei der Stadtentwicklung ansetzt. „Unseren Erfolg macht aus, dass Standortentwicklung nicht zentral verfügt, sondern breit getragen wird“, ist Masterplan-Mastermind Josef Wildburger, der das Projekt in Berlin präsentierte, überzeugt, und weiter: „Was uns heute eine exzellente Aufstellung beschert, ist auch ein Verdienst der Stadtführung. Sie hat erkannt: Wir können den Standort nicht nur FÜR die Wirtschaft, wir müssen ihn MIT der Wirtschaft entwickeln.“
Sahnehäubchen Seit 10 Jahren werden an der NDU (New Design University) Designer verschiedenster Richtung ausgebildet, dies nunmehr im neuen „tedeZ“ (Zentrum für Technologie und Design), das man pünktlich zum Geburtstag bezie-
hen konnte. Das Gebäude spiegelt dabei den ambitionierten Grundansatz der Privatuni wider: die Verquickung akademischer Ausbildung mit Handwerk, wobei auch die Unterbringung der WIFI-Werkstätten diesen Aspekt unterstreicht. Der Slogan „Master meets Meister“ sei sodenn Programm, wie WK-Präsidentin Sonja Zwazl als Eigentümervertreterin ausführt, und Rektor Stephan Schmidt-Wulffen gibt sich ambitioniert: In drei Jahren soll die Uni 700 Studenten zählen. „Gestalten ist nicht mehr das Sahnehäubchen wie ehemals, sondern zunehmend Grundzutat des Gesamtprozesses.“ Design durchdringe alle Lebensbereiche, Manager müssten daher auch gestalterisches Know How haben.
Die Blätter fallen, fallen wie von weit. Herr: Es ist Zeit. Herbstwinde blasen Rilkes Verse durcheinander. November. Die Schanigärten sind weggeräumt. Man sitzt drinnen und widmet sich in platonischem Voyeurismus der Szene draußen. Bürgerliche Geschäftigkeit, Typen, Originale. Röntgenbildträger, Schulstangler, Hausmänner mit Einkaufszettel. Elegante Musliminnen, in ihrem Outfit an die früheren Englischen Fräuleins erinnernd. Schulkinder aus allen Landesteilen, beeindruckt weniger vom Rathaus als vom Haus mit den vielen Tellern. Hochhakige, tiefblonde Botox-Testimonials aller Altersklassen. Melker auf der Suche nach ihren Autos. Das Recht auf Eigentümlichkeit ist unantastbar! Meine Lieblinge sind die alten Prälaten. Planeten ähnlich ziehen sie ihre ewig gleichen, einander überschneidenden Innenstadt-Runden, leise lächelnd im Wissen, dass ihr Sonnensystem derzeit vielleicht etwas aus der Mode, letztlich aber für den Menschen gut ist. Niemand kann sich erinnern, jemals zwei von ihnen gemeinsam unterwegs gesehen zu haben. Man hat’s ihnen aberzogen, schon in der Seminarzeit. Ums Eck geigen zwei Roma hinreißend „Du schwarzer Zigeuner, komm spiel mir was vor“, Text von Fritz Löhner (Löwy), mit Hermann Leopoldi auch Schöpfer des BuchenwaldLiedes. Er wurde als österreichischer Jude 1942 in Auschwitz erschlagen. Sollte, dürfte man tatsächlich den ursprünglichen Text dieses deutschen Tangos gemäß political correctness umformulieren? Direkt ins Sinnieren kommt man so beim „Leitschaun“. Typen, Gruppen, Originale. Die Allereigentümlichsten sind ja wahrscheinlich ohnehin nicht die da draußen, sondern wir, die wir da, wie aus einem Aquarium, die wirkliche Wirklichkeit an uns vorbei ziehen lassen …
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Sparsames Haushalten
Nach dem gewonnenen Rechtsstreit mit dem Land NÖ über die Höhe der städtischen Beiträge zur Krankenhausfinanzierung freut man sich im St. Pöltner Rathaus über gewonnenen Spielraum beim nächsten Stadtbudget. Dank zusätzlicher Sparmaßnahmen soll 2015, trotz bescheidener Wirtschaftsdaten, ein Nulldefizit möglich sein. SPÖ-Bürgermeister Matthias Stadler sieht seinen Kurs aus „Sparen und Investieren“ bestätigt.
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in zufriedener Bürgermeister präsentierte das für 2015 geplante Stadtbudget. Vor einem Jahr musste er noch einen „strategischen Konsolidierungsprozess“ ankündigen, nun scheint dieser erste Früchte zu tragen. Die Abteilungsleiter des Magistrats und Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen haben in den letzten Monaten hunderte Einsparungspotentiale – und ihre Konsequenzen – diskutiert. Sachlich und konstruktiv, wie alle Teilnehmer betonen. Große Unstimmigkeiten gab es kaum, Sparvorgaben der Abteilungen wurden für 2015 bereits berücksichtigt. „Der Konsolidierungsprozess – bei dem wir von externen Fachleuten 8
Unterm Strich Geplante Einnahmen & Ausgaben im „ordentlichen Haushalt 2015“ Außerordentlicher Haushalt (langfristige Investitionen) Geschätzter Gesamtschuldenstand der Stadt St. Pölten (inklusive 100%igen Tochtergesellschaften Immo & MBA)
165,1 Millionen Euro 18,9 Millionen Euro 147,0 Millionen Euro
Wofür St. Pölten 2015 Geld ausgibt Letzte Rate zur NV-Arena Beitrag zur neuen Park & Ride Anlage am Bahnhof Bestattungs- und Kremationsanlage Hauptfriedhof Trinkwasserversorgung & Kanalbau Generalsanierung Franz Jonas Schule Archäologische Grabungen am Domplatz Neubau Feuerwehrhaus Stattersdorf Straßensanierung Neubau Altstoffsammelstelle Austraße Ausbau Radwegenetz
6,0 Millionen Euro 4,4 Millionen Euro 3,2 Millionen Euro 2,6 Millionen Euro 1,9 Millionen Euro 1,9 Millionen Euro 1,7 Millionen Euro 1,6 Millionen Euro 0,8 Millionen Euro 0,1 Millionen Euro
TEXT: Michael Müllner | Fotos: Montage MFG (Original Josef Vorlaufer)
Matthias Adl | ÖVP Wir begrüßen das Nulldefizit und den Schuldenabbau, jedoch gibt es noch viel Platz zum Weiterdenken: etwa bei den zahlreichen Maßnahmen des KDZ-Prozesses.
Klaus Otzelberger | FPÖ Die rote Stadtregierung hat einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gesetzt, sie soll den Schuldenabbau in den nächsten Jahren konsequent weiterverfolgen!
Nicole Buschenreiter | GRÜNE Zukunftsorientierte Finanzplanung ist auch in diesem Budget nicht zu finden: in Straßen wird investiert, nicht jedoch in öffentlichen Verkehr oder langfristige Lebensqualität.
der KDZ-Beratungsgruppe unterstützt werden – ist aber noch lange nicht abgeschlossen, viele Ergebnisse werden erst in den nächsten Jahren schlagend“, betont der Bürgermeister. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Und darum gibt es nicht den einen großen, herausragenden Spar-Posten, der im Rathaus gefunden wurde um das Minus von acht Millionen des Vorjahres in eine schwarze Null zu verwandeln. Vielmehr wurde auf allen Ebenen gekürzt: „Immer nach den Möglichkeiten der Abteilungen. Bei Ermessensausgaben kann man leichter sparen als bei Abteilungen, mit reinen Verwaltungsaufgaben – was könnten wir da groß einsparen“, so Stadler. Bei den Einnahmen kann eine Gemeinde nur wenig gestalten. Abgaben und Gebühren kann man zwar erhöhen, die größte Position ergibt sich aber aus Ertragsanteilen, die den Gemeinden vom Bund bzw. Land zugewiesen werden. Mit diesen Mitteln muss man auskommen. Auch die größte Ausgabenposition, die Landesumlagen, die Gemeinden an ihr Bundesland abliefern müssen, lassen sich kaum verhandeln. St. Pölten konnte jedoch durch einen niedriger angesetzten Standortbeitrag zur Finanzierung des Landesklinikums deutliche Einsparungen erreichen. Der bis vorm Verfassungsgerichtshof ausgefochtene Rechtsstreit machte sich bezahlt: Die Rückzahlung von
Anstandslos
Michael Müllner Eine junge Frau geht morgens nach Hause. Sie ist betrunken, wird von einem Freund geführt. Ein Passant bemerkt den holprigen Heimweg und filmt die Szene mit dem Handy vom Auto aus. Als die Frau am Gehsteig liegen bleibt, steigt er aus und filmt sie aus der Nähe, fragt ob sie Hilfe brauche. Ist er ein Stalker? Meint er es gut und filmt nur um sich selber „abzusichern“? Normalerweise hätte er diese Geschichte sicher am nächsten Morgen wieder vergessen. Doch im konkreten Fall ist die Dame eine Politikerin. Sie hat zwar kein Mandat, aber in einer begrenzt interessanten Stadtparteiorganisation ist sie Obfrau, sprich der siebente Zwerg von links. Macht das einen Unterschied? Hat der Filmer eine politische Motivation? Rechtlich kann man ihr nichts vorwerfen, doch darf man als Politikerin besoffen nach Hause gehen? Klar, die Geschichte ist peinlich, aber normalerweise wäre sie nach ein paar Tagen vom Tisch. Doch unsere Gesellschaft ändert sich. Der Autofahrer stellt das Handyvideo wenig später ins Internet, über soziale Netze wird es rasant verbreitet, Spott und Häme sind der Frau sicher. Und das Internet vergisst nicht. Doch dürfen wir wirklich verlangen, dass unsere Politiker(innen) sogar blunzenfett noch einen schlanken Fuß machen müssen? Wenn es um Persönlichkeitsschutz geht, so gelten für Medien strengere Regeln, als für irgendwelche InternetNutzer. Schließlich richten wir mit unserer Auflage mehr Schaden an, als wenn Herr X über Frau Y am Stammtisch auspackt. Manche Blätter haben wohl scharf kalkuliert: Was kostet eine Strafe, was bringen die zusätzlichen Klicks? Tatsache ist: Mangelndes Berufsethos, auch bei ganz kleinen, ganz lokalen „Geschichten“, ist für uns Medienmenschen eine Schande. Es macht hoffentlich auch in Zukunft einen Unterschied, ob „ein Medium“ oder „irgendwer“ postet.
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Foto: momius/Fotolia.com
Reaktionen der Opposition
mehr als 30 Millionen Euro aus diesem Streit nutzte die Stadt zur Reduktion ihres Schuldenstands – somit fällt auch in Zukunft der Schuldendienst um 2,7 Millionen Euro niedriger aus. Zudem entwickelt sich die Wirtschaft der Stadt positiv, gemeindeeigene Steuern wie die Kommunalsteuer sprudeln. Gebührenerhöhungen sind beispielsweise bei der Trinkwasserversorgung geplant und laut Stadler nötig, „weil wir 2,6 Millionen Euro in die Infrastruktur bei Trinkwasser und Kanal investieren und damit auch für die nächsten Jahrzehnte die Qualität für St. Pöltens Bürger sichern.“ Beim Personal wird im Rathaus seit Jahren streng gespart. Lohnvorrückungen gibt’s nur, wo gesetzlich nötig. Nach Pensionierungen werden Posten oft nicht nachbesetzt, 2015 sollen so die Personalkosten nur um 0,99 Prozent steigen, obwohl die Lohnerhöhung beim aktiven Personal 1,8 Prozent ausmacht. Das jahrelange Sparen macht wohl den wichtigsten Aspekt bei der Budgetsanierung aus, zumal Einsparungen hier auch in den Folgejahren weiter wirken. Aktiven Personalabbau schließt Stadler aus. Thomas Wolfsberger, seit Juni St. Pöltens Finanzdirektor, ist mit seinem ersten Budget sehr zufrieden: „Wir haben eine lange Wunschliste der Abteilungen, vieles war leider noch unmöglich. Unser Budget ist aber vorsichtig kalkuliert: Die Einnahmen eher niedrig, die Ausgaben eher hoch. So hoffen wir, dass unterm Strich mehr Geld über bleibt, das wir dann in sinnvolle Projekte investieren wollen!“ Wolfsberger betont auch, dass die stadteigenen Töchter ausgeglichen bilanzieren, der städtischen Immobilien-GmbH werden 3,7 Millionen Euro zugeschossen. Deren Schulden würden durch die Vermögenswerte bei weitem übertroffen. Auch für 2014 hatte man ein Minus von neun Millionen Euro budgetiert, der Rechnungsabschluss dürfte deutlich besser aussehen und wird wohl eine erfreuliche Nachricht für St. Pöltens Bürger und Steuerzahler bringen. Interview mit Thomas Wolfsberger online auf www.dasmfg.at!
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Von Lustbarkeiten und anderen SpaSSverderbern Warum veranstalten St. Pöltner Schulen ihre Maturabälle in Ober-Grafendorf? Mangelt es an leistbaren Locations? Sind die Steuern zu hoch? Und bringen die ständig steigenden Vereinsfeste wirklich die Wirten um?
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it Beginn der Ballsaison feierte die jährliche Diskussion um SchülerballStandorte ihr herbstliches Comeback – doch warum heuer so emotional? „Ich bin auf fast jedem Maturaball und immer erzählen mir die Schüler, wie gerne sie in St. Pölten ihre Bälle veranstalten würden. Es kann doch nicht sein, dass das in einer Landeshauptstadt nicht möglich ist“, ärgert sich der St. Pöltner ÖVP-Stadtrat Markus Krempl-Spörk, dessen Partei mit vielen Schülervertretern gut vernetzt ist. Was war passiert? In der Ober-Grafendorfer Pielachtalhalle fanden heuer vier St. Pöltner Schulen die Location für ihre Schülerbälle: HAK, BORG, Gym10
nasium Josefstraße und das MaryWard-Privatgymnasium. Es mangle an geeigneten Locations in St. Pölten, so der Vorwurf an die Stadtverantwortlichen. Florian Krumböck von der St. Pöltner „Jungen Volkspartei“ kritisierte, dass Schulbälle in den Stadtsälen und der Fachhochschule wegen behördlichen Auflagen nicht möglich seien und sah den Ball beim Bürgermeister: „Stadler ist Behördenchef!“ Was in all der politischen Aufregung wohl unterging: individuelle Auflagen richten sich nach abstrakten, allgemeingültigen Gesetzen – hoffentlich. Es liegt also nicht im Ermessensspielraum des Bürgermeisters, ob eine Location balltauglich ist oder nicht. Zudem machen neben
(bau-)behördlichen Auflagen auch ganz triviale Überlegungen das Leben des Schulballorganisators schwierig, wie sich am Standort der St. Pöltner Fachhochschule zeigen lässt: Wie schützt man die Anrainer vor lärmenden Ballgästen am Raucherbalkon? Wie organisiert man einen reibungslosen Ballbetrieb ohne den parallel stattfindenden Studienbetrieb in den Labors zu stören? Auch Hoteldirektor Walter Jahn wunderte sich, als das Cityhotel D&C mit den dort eingegliederten Stadtsälen als Ball-Location diskutiert wurde: „Unsere Gäste buchen eine Übernachtung in einem Vier-Sterne-Hotel. Das lässt sich einfach nicht mit einem Schulball- und Discobetrieb bis in die Morgenstunden vereinbaren – und war so auch nie gedacht.“ Zudem scheitern viele Schulen an den Besucherkapazitäten. Wenn man 1.200 Karten verkaufen kann, ist
TEXT: Michael Müllner, Beate Steiner | Fotos: Josef Vorlaufer, alho007/foTolia.com, clownbusiness/fotolia.com
eine auf 600 Personen genehmigte Location schlicht zu klein. Im VAZ St. Pölten, das neben den Großbällen mit tausenden Besuchern, wie etwa dem Ball der Technik der St. Pöltner HTL, auch immer wieder kleinere Bälle beheimatet, könnte es aber termlich schon mal eng werden, wie VAZ-Manager René Voak betont. Hoffen auf Jahnturnhalle Eine vielversprechende Lösung könnte die eben fertig renovierte Jahnturnhalle sein. Obmann Thomas Dengler hofft, dass die Location für 1.400 Personen genehmigt wird: „Wir hatten früher diese Personenanzahl genehmigt, dann wurde sie vor einigen Jahren aus Sicherheitsbedenken reduziert. Nun haben wir umgebaut und denken, dass wir wieder auf die ursprüngliche Genehmigungszahl kommen.“ Für Schulbälle wäre die Jahn-Turnhalle eine echte Alternative – sehr zentrale Lage, preiswerte Mieten und die Möglichkeit, die Gastronomie großteils selber umzusetzen. Denn Kalkulation und Organisation eines Balles ist keine Schuljause. Die Ziele sind meist klar definiert: Cash für Maturareise und praktische Projekterfahrung. Um die Kosten abzudecken sind die Schüler auf Einnahmen aus Ticketverkauf, Tombola und Gastronomie angewiesen. In der Praxis ergeben sich dabei zahlreiche Fragen. Wer veranstaltet ei-
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„Ein Landjugendverein darf nicht zum Steuer-Verbrecherverein werden!“ Norbert Bauer, Veranstalter
gentlich den Ball? Die Schule selbst? Ein Elternverein? Eine Gruppe von Schülern? Wer haftet wofür? Wen verklagt die betrunkene Ballbesucherin auf Schadenersatz, wenn sie sich den Knöchel bricht? Wer meldet das Personal an und überweist der Krankenkasse die Sozialversicherungsbeiträge? Kann man als Verein „Steuern sparen“? Und wann gilt man denn eigentlich als „gemeinnützig“? Besucher erfreuen Relativ einfach ist es bei der Lustbarkeitsabgabe. Diese hebt die Gemeinde auf Grundlage eines Landesgesetzes ein – 25 Prozent vom Eintrittspreis werden fällig. Immerhin handelt es sich bei Bällen um Tanzveranstaltungen, die sind Lustbarkeiten, also „Vergnügungen, die geeignet sind, die Besucher zu unterhalten und zu erfreuen“, wie St. Pöltens Finanzdirektor Thomas Wolfsberger erklärt. Es gibt Ermäßigungen für kulturell oder künstlerisch wertvolle Veranstaltungen. Ob Schülerbälle in Zukunft anders als „normale“ Bälle besteuert werden sollen, sei laut Wolfsberger „eine Frage an die Politik.“ Aber schon jetzt subventioniere die Stadt Schülerbälle mit 500 Euro.
Eine Befreiung der Lustbarkeitsabgabe gibt es beispielsweise für Veranstaltungen von Feuerwehren und Rettungsorganisationen, sofern diese einem gemeinnützigen Zweck dienen. Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner: „Wir verwenden die Erlöse für Gerätschaften und Einsätze, die allen zugute kommen.“ Auch Leo Graf, Obmann der St. Pöltner Vereinigung „Wirte 3100“, begrüßt diese Befreiung: „Mit Blaulichtorganisationen haben wir natürlich kein Problem – was sie veranstalten, kommt uns allen zugute. Aber andere Veranstalter, auch von Schülerbällen, haben sowieso viele Vorteile gegenüber gewerblichen Anbietern. Warum sollten die von der Lustbarkeitsabgabe befreit werden, wenn sie guten Umsatz machen?“ Ob Schülerbälle also in Zukunft weiterhin 25 Prozent des Ticketpreises an die Stadtkasse abführen müssen, wird eine politische Entscheidung bleiben. Gemeinden können mit der Abgabe jedenfalls einen Lenkungseffekt erzielen und im Kleinen Standortwettbewerbe schaffen. Und Schulball-Organisatoren betonen, dass die unterschiedliche Höhe der Abgabe die Standortwahl stark beeinflusse. Fair Play gefordert Doch mit der Lustbarkeitsabgabe ist es noch lange nicht getan. Neben etablierten und unumstrittenen Traditionsveranstaltungen wie Schülerbällen oder Kellergassenfesten, gibt es in den letzten Jahren einen Trend zur Para-Gastronomie, wie Mario Pulker, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer-NÖ, bestätigt: „Wir wollen die Festl-Kultur in diesem Land nicht umbringen. Aber der Boom an Festen macht uns Gastronomen das Leben nicht leichter. Deswegen fordern wir gleiches Recht für alle. Es kann nicht sein, dass nur Gewerbebetriebe die Auflagen erfüllen und Abgaben leisten – MFG 12.14
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nicht aber Vereine und Privatpersonen“. Mit diesem Aufruf reagiert die Kammer auf zunehmende Unruhe in der Branche. Gastgewerbebetriebe stoßen sich an „Pseudo-Gemeinnützigkeit“ mancher Veranstalter. Hintergrund ist, dass Vereine bis zu drei Tage im Jahr gastronomisch tätig werden dürfen, ohne gewerberechtliche Genehmigungen zu erfüllen. Das Fest – beispielsweise in einer Lagerhalle – wird nur nach dem Veranstaltungsgesetz beurteilt, die Location muss dem Gesetz nach nur „geeignet“ sein. Was das heißt, entscheidet in der Regel der Bürgermeister – der mit dem örtlichen Vereinsleben wohl nicht auf Kriegsfuß stehen will. Würde die Veranstaltung aber von der Bezirksverwaltungsbehörde, also der Bezirkshauptmannschaft (BH) oder dem Magistrat, nach dem Gewerberecht beurteilt, so wären höhere Auflagen bei Sicherheit, Lüftung, Anrainerschutz, Abfallentsorgung etc. zu erfüllen. Wird man als Verein also derart gemeinnützig tätig, wird keine Körperschaftssteuer auf den Gewinn aus der gastronomischen Tätigkeit fällig, zusätzlich kann man pauschalen Personalaufwand absetzen, den man aber (dank der unentgeltlichen Arbeit von Personen mit „Nahverhältnis“ zum Verein) sowieso gar nicht hatte. Steuer-Verbrecherverein? Zweifellos wertvolle Erleichterungen für tatsächlich gemeinnützige Zwecke, wie es das Gesetz vorsieht. Aber auch verlockend für schlaue „Partyfüchse“? Laut Gesetz kommt es nicht nur auf Vereinsstatuten an, sondern auf die „tatsächliche Geschäftsführung und ausschließliche und unmittelbare Förderung“ für den bestimmten Zweck. Nur: Wie soll die Behörde das in der Praxis prüfen? Norbert Bauer ist seit vielen Jahren Veranstalter, mittlerweile hat auch er den „Kampf“ gegen die sogenannte Para-Gastronomie aufgenommen:
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Von Lustbarkeiten und anderen SpaSSverderbern
„Jeder soll sich an die Regeln halten. Mit Gemeinnützigkeit hat niemand ein Problem, genau diese Zwecke wollen wir vor Missbrauch schützen. Die Gastronomie ist eine Branche wie jede andere. Was würde wohl der Chef einer Dachdeckerfirma machen, wenn seine Mitarbeiter einen Verein gründen würden, um in ihrer Freizeit zur Gaude und ‚quasi privat’ Dachdecken zu gehen. Seiner Firma wird das Geschäft von Leuten weggenommen, die weder Steuern zahlen noch gesetzliche Auflagen einhalten. Natürlich würde er sich wehren. Nichts anders machen wir!“ Bauer berichtet von Vereinen, die nur zu diesem Zweck gegründet werden: „Man mietet sich eine Lagerhalle, meldet ein Vereinsfest an und scheffelt bei einer Clubbing-Nacht einen Haufen Geld. Später posten die Veranstalter auf Facebook Fotos vom Party-Urlaub in Ibiza, den sie mit den Festln finanziert haben. Für viele Gastronomen ist dieser Wildwuchs ein echtes Existenzproblem.“ Besonders ärgern ihn Vereine, „die sich pseudo-gemeinnützige Clubbings zur Hauptaufgabe gemacht haben. Es kann nicht sein, dass etwa eine Landjugend zum größten SteuerVerbrecherverein der Region wird
und keinen regt’s auf?“ Die Wirtschaftskammer betont, dass es abhängig vom Bezirk unterschiedliche Erfahrungswerte gibt. In manchen Gebieten nehmen die Feste stark zu, manche BHs prüfen strenger als andere. Als gesetzliche Interessensvertretung führt die Kammer auch Gespräche mit Verbänden und Vereinen und bemüht sich um eine Sensibilisierung der Bezirkshauptmänner. Sehr aktiv war in den letzten Monaten das „Bündnis der Gastronomie Österreichs“ (BDGA), eine österreichweite Vereinigung von Gastronomen. Deren Sprecher Manfred Mader betont, „dass wir den Wildwuchs illegaler Veranstaltungen in NÖ einschränken und Behörden in die Pflicht nehmen wollen – dabei geht es nicht um Gewinnsucht!“ So forderte der Verein die Volksanwaltschaft auf, das Verhalten der zuständigen Behörden zu prüfen. Auch im Bezirk St. Pölten seien jüngst Veranstaltungen angezeigt worden, meist Clubbings von Jugendvereinen beispielsweise in St. Georgen, Prinzersdorf oder Asperhofen. Mader: „Wir stützen uns auf ein Privatgutachten und sehen uns auch vom Wirtschaftsministerium bestätigt. Und: Wir wollen nur gleiches Recht für alle.“
„Es kann nicht sein, dass nur Gewerbebetriebe Auflagen erfüllen und Abgaben leisten!“ Mario Pulker, Obmann Gastronomie WKNÖ
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MFG URBAN
VIZEBÜRGERMEISTER MATTHIAS ADL
Im Kopf die Leinen los? Die ÖVP hat sich und die Bevölkerung zum „Weiterdenken“ eingeladen. In Kürze werden die Ergebnisse aus der gut einjährigen Ochsentour durch die Stadtteile präsentiert. Wir plauderten mit Vizebürgermeister Matthias Adl über Erwartetes und Unerwartetes, Populismusvorwürfe und Dauerbrenner wie SWAP, LUP und Domplatz. Ihre Kampagne „Weiterdenken“ geht in die Zielgerade. Was steckt prinzipiell dahinter?
Weiterdenken war die logische Folge aus unserer Werbelinie für die Gemeinderatswahl 2011, die wir unter dem Claim „Weil für St. Pölten mehr möglich ist“ gestellt hatten. In Folge sind wir in Klausur gegangen, haben Themenbereiche definiert und jedem einen Bereichsverantwortlichen zugeordnet – danach sind wir hinaus in die Stadtteile gegangen. Parallel dazu haben wir eine Umfrage durchgeführt. Von den rund 20.000 ausgeteilten Fragebögen haben wir einen Rücklauf von über 700, was ein sehr guter Prozentsatz ist – da kann man schon repräsentative Ergebnisse herauslesen. Auch wenn die Ergebnisse erst hochoffiziell präsentiert werden – konnte man aus dem Rücklauf grundsätzliche Aspekte herauslesen – „Weiterdenken“ wird ja wohl in eine Art Parteiprogramm für die Gemeinderatswahlen 2016 einfließen?
Es wär widersinnig, wenn es nicht so wäre. Wie gesagt, die großen Themen werden wir in Kürze vorstellen, wir wurden aber auch auf akute Probleme angesprochen, die wir dann rasch lösen konnten. Ein Familienvater aus Völtendorf etwa stand vor dem Problem, dass er keine Möglichkeit hatte, dass seine drei Kinder im Volksschulalter mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule nach Spratzern gelangen. Auch seitens der SPÖ und des Magistrates konnte ihm da nicht geholfen werden. Wir 14
wussten aber, dass es seitens des Landes das sogenannte „Schultaxi“ für Schüler gibt, wo der Anfahrtsweg zur Schule unzumutbar ist – was hier zutrifft. Nach einer Woche wurden die Kinder vom Schülertaxi abgeholt. D.h., wir konnten rasch helfen – und das ist letztlich Sinn der Politik, ohne dass man es groß an die Glocke hängen müsste. Gab es sonst Aspekte, die Sie überrascht haben?
Was schon immer wieder formuliert wurde – es gab ja Felder, wo man seine Wünsche formulieren konnte, z.B. was man als Bürgermeister machen würde – war die Botschaft: „Hört auch auf die anderen. Setzt euch gemeinsam für St. Pölten ein, und blockiert euch nicht parteipolitisch.“ Die Leute wollen eine gute, konstruktive Opposition, sie wollen, dass man parteipolitisch über den Schatten springt, weils um die Stadt geht. Und das goutieren sie auch. Im Zuge von „Weiterdenken“ wurden auch konkrete Ideen präsentiert, wie zum Beispiel Gastronomie am Traisenstrand. Sind das nette Marketinggags, die halt cool klingen, oder ist dahinter auch Substanz?
Da ist sogar sehr viel Fleisch auf den Rippen. Um beim Beispiel zu bleiben. Wir haben diesbezüglich schon ganz klare Planungen mit zwei, drei Investoren, die, so es ein Go gibt, sofort losstarten können. Wir haben außerdem bereits bei den Behörden, also der Bauverwaltung und beim Land NÖ, etwa der Wasserrechtsabteilung,
ausgelotet, was wie wo machbar ist. Da gibt es prinzipiell positive Signale. Zudem haben wir uns den Kopf über konkrete Standorte zerbrochen, wobei ein spannender, weil man damit nicht der Gastronomie im Regierungsviertel Konkurrenz machen würde, er aber dennoch zentral ist, jener kurz nach der Julius Raab Brücke wäre. Kurzum: Das sind durchdachte Ideen, die jedenfalls für die Stadt und die Bevölkerung eine Bereicherung darstellen würden. Ein anderes Thema war natürlich der Domplatz, der recht suggestiv, nämlich in Verneinung, abgefragt wurde: „Der Domplatz soll nicht autofrei werden“ Warum hat sich die ÖVP eigentlich so auf die Position Parkplätze um jeden Preis einzementiert, zumal es kein statistisches Datenmaterial dafür gibt?
Der Erhalt der Parkplätze entspricht aber dem Wunsch der Innenstadtkaufleute, der Kunden und der Bürger. Unsere Basis dafür ist unser Initiativantrag, den damals über 2.500 Personen unterschrieben haben und der im gemeinsamen parteiübergreifenden Gemeinderatsbeschluss – ich glaub nur die Grünen stimmten dagegen – mündete, dass so viele Parkplätze wie möglich am Domplatz erhalten bleiben sollen.
Oder aber, wie ebenso darin steht, dementsprechend Ersatzparkplätze geschaffen werden.
Diese Chancen, dass man etwa mit dem Land bezüglich der Bezirkshauptmannschaft redet, wurden
TEXT: JOHANNES REICHL, MIchael müllner | Fotos: Hermann Rauschmayr
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„In Sachen Transparenz orte ich einen Rückfall in längst vergangene Zeiten. Der Bürgermeister zieht alles an sich.“ MFG 12.14
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aber nicht genutzt. Und auch die Schaffung der neuen Parkhaus-Ebene befreit uns nicht von der Forderung nach Erhalt von Parkplätzen am Domplatz – es gibt halt Menschen, die nicht in einem Parkhaus oder Parkdeck parken möchten. Da geht es auch um die Freiheit des Menschen, die zu akzeptieren ist. Aber ist die Forderung nach mindestens 100 Parkplätzen nicht widersinnig? Damit wäre der Platz erst recht wieder zur Hälfte verparkt?
Ich hab jetzt einmal an Markttagen die Autos abgezählt – ich bin auf 54 gekommen! Das heißt, auch die Marktbeschicker brauchen Parkplätze, die Forderung „autofrei“ als solche ist also einfach Blödsinn.
In der Debatte geht es aber nicht um die temporären Plätze, sondern um fixe 100, die eine Gestaltung von vornherein einschränken. Und gerade die Markttage zeigen ja, dass man offensichtlich auch ohne diese Parkplätze auskommt.
Wir bleiben dabei, dass wir ein sowohl als auch brauchen, also Parkplätze und Raum für z.B. Feste, Kirchenfeiern, Markt etc. Der Domplatz muss, und dies wünschen die Bürger, multifunktional sein! Bislang war er ein Fleckerlteppich und wenig ansehnlich – daher tut eine Gestaltung unbedingt not. Wir müssen aber umgekehrt realistisch bleiben: Erstens im Hinblick auf die angespannte Budgetlage, und zum anderen im Hinblick auf die Voraussetzungen des Platzes an sich. Es wird ja gern vom „Wohnzimmer der Stadt“ gesprochen, der er werden soll – allein, im Vergleich zum Rathausplatz etwa ist der Domplatz in Wahrheit nur von zwei Seiten „nutzbar“, ganz abgesehen davon, dass es viele Monate im Jahr schirch und kalt ist, an denen man ihn outdoor nicht
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nutzen kann. Nicht, dass es das nicht in der Stadt geben soll – nur, da bestehen ohnedies schon wunderbare Möglichkeiten am Herrenplatz und am Rathausplatz. Und auch die immer wieder aufkeimende Idee eines täglichen Marktes ist äußerst fragwürdig, denn was heißt das in Konsequenz: Das Aus für den regionalen Markt, die regionalen Produkte unserer Bauern vorot. Stattdessen haben wir dann fixe Händler von auswärts á la Wiener Naschmarkt – das wäre der Todesstoß für den bisherigen Markt! Ein anderes Thema, das im Weiterdenken-Fragebogen abgefragt wird und ihre Partei laufend trommelt, betrifft den Öffentlichen Verkehr, Stichwort LUP.
Der LUP ist eine großartige Einrichtung, uns muss aber klar sein, dass im Öffentlichen Verkehr immer wieder Evaluierungsbedarf gegeben ist. Die Stadt verändert sich, die Menschen und ihre Bedürfnisse ändern sich – dem muss man Rechnung tragen. Wir fordern dabei sicher nicht, wie suggeriert wird, dass man jedem Einzelwunsch nachkommen soll, weil das schlicht nicht leistbar ist. Es geht
aber sehr wohl darum, eben dort, wo gerechtfertigter Bedarf besteht, zu reagieren. Teilweise wird das bedeuten, über einen Anschluss an das Netz zu reden und über eine Verdichtung des Taktes, in anderen Fällen über Alternativlösungen – die es ja zum Teil schon gibt. Nehmen wir Pummersdorf, das abgelegener vom Kerngebiet liegt. Dort besteht bereits die Möglichkeit, das Dörfertaxi Wheeli in Anspruch zu nehmen, allein, es wird nicht angenommen, weil die Bürger teilweise gar nicht um diese Angebote wissen. Das heißt wir haben ein Informationsdefizit. Unser dezidiertes Ziel lautet jedenfalls, dass es in St. Pölten möglich sein muss, ohne Auto auszukommen, wenn man das möchte. Dazu bedarf es noch einer Reihe von Maßnahmen, wenn wir alleine an eine – zeitlich – sinnvolle Nord-Süd-Verbindung denken. Täuscht der Eindruck, oder ist die ÖVP neuerdings Verfechter des ehemals kritisierten Gießkannenprinzips: Öffis für alle, der Ruf nach Gemeindewohnungsbau oder zuletzt ging man wegen der Erhöhung der Essensbeiträge in Kindergärten um 20 Cent/Essen
„Die Bürger wollen, dass man parteipolitisch über den Schatten springt, weils um die Stadt geht.“
Im Kopf die Leinen los?
auf die Barrikaden. Ist das nicht populistisch, oder überholt man neuerdings die SPÖ links?
Ganz und gar nicht, aber es geht um Weitblick und um die Frage, wo ich meine Ressourcen sinnvoll einsetze. Unsere Gesellschaft hat nur Zukunft, wenn wir ein familienfreundliches Klima schaffen, es jungen Menschen ermöglichen, sich überhaupt Kinder leisten zu können. Und wenn ich von diesem Grundsatz ausgehe, dann ergibt sich vieles Nachgelagerte von selbst. Wir wollen öffentliches Geld ganz bewusst bei den Familien einsetzen bzw. die Familien entlasten, und daher lehnen wir die Preiserhöhung strikt ab, zumal sie im Jahr gerade einmal 10.000 Euro in die Gemeindekasse spült. Dieses Geld soll die Kommune aufbringen, das muss woanders herkommen. Uns geht es da schlicht um Prioritätensetzung. Das ist nicht populistisch, sondern ganz im Gegenteil die Nagelprobe schlechthin, wie ehrlich wir es mit unserer Politik meinen. Denn die 20 Cent pro Essen machen übers Jahr für eine Familie 100 Euro Mehrkosten aus! Woher kommt aber das Geld für diese Maßnahmen, wie sieht die Prioritätensetzung aus – die Stadt ist ja nach wie vor schwer verschuldet und segelt auf Sparkurs?
Diesbezüglich sind wir gerade in einem parteiübergreifenden Prozess involviert, an dem mit dem KDZInstitut auch externe Fachleute das Budget durchforsten. Ich will den Ergebnissen nicht vorgreifen, die Parteien haben diesbezüglich sinnvollerweise Stillschweigen vereinbart. Fakt ist, dass die Stadt im Hinblick auf ihre Budgetsituation definieren muss, welche Aufgaben sie zu erfüllen hat, welche vielleicht nicht mehr, wobei es aktuell um konkrete Sparpotenziale und weniger um große grundphilosophische Fragen dahinter geht. Wofür die ÖVP u.a. Geld fordert, ist Sozialer Wohnbau. Da war die Rede von 1 % des Budgets, das
sozusagen zweckgebunden werden soll – Kritiker sprechen von Populismus.
Das eine Prozent würde rund 1,5 Millionen Euro bedeuten, und uns ist natürlich klar, weil das seitens der SPÖ ja gleich moniert wurde, dass dies nicht reichen würde, um Wohnungen zu bauen. Uns geht es aber um etwas anderes – nämlich darum, arme Bevölkerungsschichten ganz spezifisch zu unterstützen, zur Miete etwas zuzuschießen. Wenn wir z.B. von 100 Euro im Monat ausgehen, sind das im Jahr 1.200 Euro – damit könnten wir über 1.200 Personen pro Jahr unterstützen, die ganz bestimmte Kriterien erfüllen müssten. Die Abwicklung sollte über die Immobiliengesellschaft ablaufen. Das scheint eine Weiterentwicklung zur ursprünglichen Forderung nach Wohnbau zu sein.
Teilweise ja. Dieses eine Prozent soll ganz konkret Mietern der Immo die Lebenskosten reduzieren. Wir bleiben aber auch bei der Forderung, dass die Gemeinde selber neue Wohnbauten schaffen soll. Die nötigen Budgetmittel dafür sind ja sehr relativ. Alle Bauprojekte müssen über Banken fremdfinanziert werden, dabei sollte die Stadt eben etwas zuschießen, damit auch Neubauten möglichst kostengünstig für Mieter mit wenig Einkommen angeboten werden können. Es geht um eine Gruppe von Personen, die am freien Markt kein passendes Angebot finden. Wir sehen etwa auch, dass viele Leute von diversen Fördermodellen, etwa der NÖ Wohnbauförderung, nicht profitieren. Zum Dauerbrenner SWAP-Geschäfte. Da mutete Ihre letzte Aussendung ein bisschen schizophren an: Zum einen prangert man Zockertum an, zum anderen erteilt man der bislang ohnehin nicht vorhandenen Option nach Vergleichsgesprächen a priori eine dezidierte Absage. Ist das nicht erst wieder eine Wette auf einen ungewissen Ausgang?
Was, wenn man den Prozess verliert, wäre ist der Schaden ein Vielfaches eines etwaigen Vergleiches ?
Wir sind als Mandatare dazu verpflichtet, Schaden von der Stadt abzuwenden, und wenn wir einem Vergleich zustimmen würden, dann habe ich die Stadt um Hausnummer 35 Millionen Euro erleichtert. Ich will aber nicht 1, 35 oder 60 Millionen zahlen – diese Frage stellt sich gar nicht, denn aus unserer Sicht sind wir als Stadt zu 100% im Recht, wir sind von der Raiffeisen Landesbank Wien Niederösterreich über den Tisch gezogen worden. Das haben wir ja auch ganz klar mit dem dementsprechenden Gemeinderatsbeschluss zur Klage dokumentiert. Wie passt das aber dann mit den Vorwürfen gegenüber dem Bürgermeister zusammen, dem man ein Fehlverhalten und Zockerei unterstellt?
Es ist so, wie Hans Jörg Schelling in einem Interview gesagt hat, dem man ja quasi jetzt im Nachhinein einen Schwarzen Peter zuschieben wollte. „Hätte man sich seitens der Stadtverantwortlichen an die vorgegebenen Regeln und eingegangenen Verpflichtungen gehalten, wäre die Stadt jetzt hochweise.“ Sie werfen dem Bürgermeister vor, dies nicht getan zu haben MFG 12.14
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und haben vor ein paar Monaten vollmundig eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft angekündigt – die ist dort bislang aber nicht eingegangen. Weil man sich zu weit rausgelehnt hat und schlicht nichts Rechtswidriges vorliegt?
Diese Dokumentation gibt es, viele Seiten schwer. Wenn wir sie aber jetzt einbringen, dann besteht die Gefahr, dass ein etwaiger Zivilprozess den SWAP-Prozess weiter verzögert und blockiert. Nach dem Entscheid des Richtersenates muss der Prozess aber jetzt endlich wieder rasch aufgenommen werden. Die Steuerzahler brauchen Rechtssicherheit. Was generell nach wie vor im Argen liegt, ist die Informationspolitik. Wir fragen jeden Finanzausschuss nach dem Status – lassen das auch mittlerweile akribisch protokollieren – aber da heißt es immer wieder „keine Ahnung, vielleicht weiß die Rechtsabteilung was.“ Ganz schlimm war es zuletzt in der Frage einer etwaigen Reaktion der Raiffeisen Landesbank auf unser Einstellen der Zahlungen. Da haben wir vor drei Ausschüssen gefragt, ob es eine solche gegeben hat: Es hieß, wir wissen nichts. Dann haben wir eine offizielle Anfrage beim Bürgermeister gestellt – 10 Tage später bekamen wir die schriftliche Antwort, dass die Raiffeisen Landesbank bereits im April die Stadt schriftlich aufgefordert hatte, die rund 67 Millionen Euro zu bezahlen, andernfalls man rechtliche Schritte einleiten werde. Das hat niemand wert befunden, uns oder den Bürgern mitzuteilen. Wobei auch eine derartige Gegenklage bislang nicht vorliegt.
Was darauf hindeuten könnte, dass es vielleicht doch Vergleichsgespräche gibt – aber wir erfahren nichts. Sie werden also verstehen, dass unser Vertrauen in dieser Causa gegenüber der Mehrheitsfraktion endenwollend
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ist. Wir wissen nicht, ob, und wenn ja, was uns verschwiegen wird, und wir wissen nicht, wenn es so sein sollte, aus welchen Gründen: Möchte jemand seine Haut retten? Glauben Sie mir, ich würde liebend gerne die ganze Causa sachlich und konstruktiv abarbeiten, alleine, das wird uns leider nicht ermöglicht. Das heißt, Ihre Forderungen nach mehr Transparenz sind nach wie vor ein frommer Wunsch?
Es ist sogar schlechter geworden, ich orte da wirklich einen Rückfall in längst vergangene Zeiten. Die Mehrheitsfraktion möchte keine Informationen weitergeben, weil da könnte ja jemand einen Vorteil draus ziehen. Und das schlägt sich mittlerweile auch auf Beamtenebene durch. Früher, wenn es irgendwo ein Problem gab – sagen wir ein Schlagloch – dann hat man das dem Beamten gesagt, und das Problem wurde gelöst. Heute hingegen werde ich we-
gen jeder Kleinigkeit direkt an den Bürgermeister verwiesen, das heißt – um beim Schlagloch zu bleiben – ich muss zum Bürgermeister pilgern und sagen „bitte, bitte, können wir das ausbessern!“ Das ist doch lächerlich und überhaupt nicht einzusehen. Der Bürgermeister zieht alles an sich und macht genau das, was man Willi Gruber immer vorgeworfen hat. Da wird die absolute Macht in grotesker Weise zelebriert. Was möchten Sie dagegen tun?
Wir sind nach wie vor für klare Ressortverantwortlichkeiten – kurzum für amtsführende Stadträte. Und ich würde es auch spannend finden, wenn man in bestimmten Bereichen die Bürgerbeteiligung insofern ausbaut, dass ein definierter Budgetbetrag von den Bürgern direkt im Stadtteil verwaltete wird und diese selbst sozusagen Prioritäten setzen, was vorort zu tun ist. Das wäre innovativ.
„Beim sozialen Wohnbau geht es uns darum, arme Bevölkerungsschichten spezifisch zu unterstützen, zur Miete etwas zuzuschießen.“
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TEXT: Michael Müllner | Foto: LISA F. YOUNG/FOTOLIA.COM
Gekommen, um zu bleiben
Mit dem Ablehnungsantrag gegen Richter Martin Ogris holte sich St. Pölten im Rechtsstreit mit der Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien (RLB) eine, vorerst nicht rechtskräftige, blutige Nase. Der Rechtsstreit bleibt sicher das bestimmende Thema der nächsten Monate.
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ie berichtet stellte Lukas Aigner, der Rechtsvertreter der Stadt St. Pölten, am 6. Mai 2014 bei der letzten öffentlichen Verhandlung einen Ablehnungsantrag. Richter Ogris sei für das Verfahren nicht mehr tragbar, er führe es nicht objektiv und würdige Beweise vorzeitig. Schwerwiegende Vorwürfe, die nun am 12. November 2014 vom zuständigen Ablehnungssenat am Handelsgericht Wien verworfen wurden. „Wir kommentieren inhaltlich nicht, wieso der Senat den Antrag der klagenden Partei abgelehnt hat“, teilt Alexander Schmidt, Sprecher des Wiener Handelsgerichts mit. Es handle sich dabei um Gepflogenheiten des Gerichts, der Senat habe die Entscheidung jedoch sehr wohl begründet, veröffentlichen müsse sie aber wohl eine der beiden Streitparteien. Michaela Stefan, RLB-Pressesprecherin, konnte nicht viel zur Aufklärung beitragen: „Wir bleiben bei unserer Linie und werden weiterhin Aspekte des Verfahrens nicht kommentieren.“ Lukas Aigner wird seiner Mandantin wohl empfehlen, die Entscheidung vom Oberlandesgericht Wien prüfen zu lassen: „Im Sinne der Rechtssicherheit ist so ein Instanzenweg ja eingerichtet. Der Senat des Handelsgerichts Wien gesteht zu, dass die Aussagen überzogen und nicht angemessen waren. Letztlich handelt es sich also um eine Wertungsfrage und ob sich daraus der Eindruck einer Befangenheit ableiten lässt. Es liegt sehr viel Verantwortung in den Händen eines Richters, sodass bereits der Anschein, dass andere als rein sachliche Gründe die Entscheidung leiten könnten, als Ablehnungsgrund ausreicht“, so Aigner. Die Uhr tickt, innerhalb von 14 Tagen muss die Stadt entscheiden. „Unsere Juristen prüfen die Causa“, so Rathaussprecher Koutny. 20
Verzichtet die Stadt auf einen Rekurs, so wird die Entscheidung des Ablehnungssenats rechtskräftig – und Martin Ogris nimmt das Verfahren wieder auf. Wie Aigner und Ogris das Verfahren weiterführen, wäre jedenfalls interessant zu beobachten. Ruft die Stadt jedoch das Oberlandesgericht an, so steht das Verfahren bis zur endgültigen Entscheidung dieser Letztinstanz weiterhin still. Die Ausgangslage ist heikel. Einerseits geht es um einen Streitwert von rund 66 Millionen Euro, andererseits hat der zivilrechtliche Streit zwischen einer Kommune und einer Bank auch Folgewirkungen. Das umstrittene Geschäft war kein Einzelfall, bei anderen Streitfällen (mit geringerem Schadensvolumen) kam es bereits zu erfolgreichen Vergleichsverhandlungen. Für St. Pölten scheint der angerichtete Schaden zu hoch, da muss zumindest in erster Instanz wohl eine Streitpartei die Schuld in Form eines Urteilspruchs präsentiert bekommen. Abgesehen vom Cash steht auch viel politisches Prestige am Spiel. Gewinnt die Stadt, so wird quasi mitgeurteilt, dass die Bank wohl jahrelang ein falsches Spiel mit einem großen Gemeindekunden führte. Gewinnt die Bank, hat Bürgermeister Stadler ein Problem – nicht nur im Budget. Dann wird auch die Opposition die Frage nach seiner politischen Verantwortung wieder lauter trommeln. Richter Ogris merkte dazu bei seiner bis dato letzten Verhandlung in die Richtung der beiden Streitparteien an, dass er aus Sicht des Steuerzahlers überhaupt nicht verstehe, „dass ein paar wahnsinnige Irre da über Jahre herumfuhrwerken“ – und im Endeffekt aus einem Minus von vier Millionen ein Minus von 66 Millionen Euro wird, für das die Bürger nun aufzukommen haben. Zumindest in erster Instanz sahen seine Richterkollegen darin kein Problem. Es bleibt spannend.
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SERIE NATIONALRAT
Was machen die dort eigentlich im
Parlament?
In der Ausgabe vom September 2014 haben wir mit einer Serie über unsere Nationalräte begonnen. Diese setzen wir nun fort und berichten laufend, womit die Abgeordneten unserer Region im Parlament (und außerhalb) auffallen.
D
er Lilienfelder FPÖ-Abgeordnete Christian Hafenecker kritisierte im Plenum am 24. September die Pläne der Bundesregierung im Hinblick auf eine stärkere Regulierung des Luftraums (er ist selbst Hobbypilot). Die Sparpolitik bei den Flugstunden der Eurofighter-Piloten gefährde die Bevölkerung. Im Verkehrsausschuss setzte er sich erfolglos für eine Reaktivierung einer aufgelassenen Eisenbahnlinie nach Hainfeld ein. Die Bevölkerungszahl im Bezirk Lilienfeld schrumpfe seit Jahren, ein Grund dafür sei die schlechte öffentliche Verkehrsanbindung. Der FPÖ-Landesparteisekretär ist auch auf Facebook und Twitter aktiv. Als der Fall eines minderjährigen Schülers bekannt wurde, der vorübergehend in U-Haft genommen wurde, meinte er: „Na bravo, 14-jähriger Minidschihadist plant in St. Pölten eine Bombe und will ein Attentat am Westbahnhof verüben, Gutmenschen, werdet ihr dann mal munter?“ 22
Zu Allerheiligen sammelte Hafenecker Spenden für den Kameradschaftsbund, zu Halloween postete er einen Cartoon, bei dem verkleidete Kinder zu Halloween an eine Türe läuten, ein Mann öffnet und zu den Kids sagt: „Ihr habt so viele Bonbons. Ich nehme euch die Hälfte weg und gebe sie den Kindern, die zu faul sind, um von Tür zu Tür zu gehen.“ Ein kostümiertes Kind erschrickt: „Oh Scheiße, ein Sozi.“ Hafeneckers Kommentar dazu: „Abgesehen davon, dass ich Halloween ablehne und morgen wieder mit der Büchse fürs schwarze Kreuz sammeln werde, so funktioniert Sozialismus!“ Als ein zweijähriges Kind mutmaßlich in Folge einer „Strafdusche“ durch den eigenen Vater starb, kommentierte Hafenecker: „Mir fehlen die Worte, dieses (denkt euch alle bitte das schlimmste Schimpfwort und setzt es hier ein). Es ist schwer, in diesem Fall ‚nur’ auf die Justiz zu hoffen. Hier ist man geneigt zu ver-
langen, auch diesen menschlichen Abschaum unter die Strafdusche zu stellen.“ Nicht allen Neigungen sollte man bekanntlich nachgeben. St. Pöltens SPÖ-Abgeordneter Anton Heinzl äußerte sich im Nationalratsplenum am 22. Oktober zum Sicherheitsbericht des Jahres 2013 und bezog sich dabei vor allem auf die um 10 Prozent gestiegene Anzahl an rechtsextremistischen Straftaten: Das Strafausmaß bei NS-Wiederbetätigung dürfte nicht heruntergesetzt werden, gerade in Zeiten wachsenden Rassismus und Antisemitismus müsse Österreich eine wehrhafte Demokratie bleiben und eine Politik der Nulltoleranz gegenüber allen radikalen Gesinnungen zeigen. Als Obmann des Verkehrsausschusses war er auch mit Hafeneckers abgewiesenem Eisenbahn-Antrag konfrontiert. Beschlossen hat der Ausschuss aber Änderungen im Kraftfahr-, Eisenbahn- und dem Bundes-Verfassungsgesetz sowie der Straßenverkehrsordnung.
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Vom „Standbild“ zum „Regionalfernsehen“ für den Zentralraum von NÖ Am Beginn – 1995 – war alles euphorisch, alles neu, alles möglich – fast alles. Nach nun fast 20 Jahren – am 12.12. 2015 ist es dann soweit – hat sich P3tv in der NÖ Medienlandschaft eine Nische geschaffen. Zweimal die Woche 30 Minuten Aktuelles aus dem Zentralraum von NÖ. Jedes Monat ein Gesundheitsmagazin, EU&DU, Zweite Heimat, Standpunkt und seit Kurzem diskutieren auch die Chefredakteure von News, Bezirksblätter und Kurier NÖ. Rund 900.000 Zuschauer können im Netz der Kabelplus und A1 TV das Programm empfangen. Immer mehr werden auch die mobilen Zuseher, die über www.p3tv.at und mit der P3tv APP schauen. Man hat eben eine Nische gefunden.
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Volksschule Die Volksschule stellt nach dem Kindergarten die zweite Stufe des österreichischen Bildungssystems dar. Im zweiten Teil der Serie „Bildung“ soll die Volksschule und ihr Platz im Bildungssystem einer genaueren Betrachtung unterzogen werden.
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as österreichische Bildungssystem wird seit langem kontrovers diskutiert. Bildung sei das höchste Gut, hört man seitens der Politik. Vielerorts werden jedoch nur ideologische Grabenkämpfe gefochten, große Veränderungen scheitern oft an mangelnder Reformbereitschaft oder bleiben halbgare Kompromisse. Es handelt sich um ein emotionales und polarisierendes Thema, nicht erst seit der PISA-Studie oder dem Bildungsvolksbegehren wird angeregt über die „beste“ Bildung diskutiert. Die Volksschule markiert dabei die zweite Stufe im österreichischen Bildungssystem nach dem Kindergarten, davor kann optional auch noch eine Vorschule besucht werden. Mit dem sechsten Lebensjahr eines Kindes beginnt in Österreich die 24
allgemeine Unterrichtspflicht, die bei der Einführung durch Maria Theresia 1774 sechs Jahre lang war, sich heutzutage auf neun Jahre beläuft. Statt des Besuchs einer Volksschule kann auch alternativ Hausunterricht in Anspruch genommen werden, was in Österreich aber nur äußerst selten der Fall ist. Bei Diskussionen rund um die Volksschule tauchen immer wieder die selben Themen auf. So wird etwa ein einheitliches Dienst- und Besoldungsrecht für alle Lehrer ins Treffen gebracht. Die Ausbildung der Volksschullehrer ist nun bereits auf Hochschulniveau angehoben worden – aus den Pädagogischen Akademien wurden Pädagogische Hochschulen. Generelle Kritik am Bildungssystem, etwa an den 50-Minuten-Einheiten oder an einer Reform des Verwal-
tungsapparates bis hin zur Abschaffung der Landesschulräte betrifft natürlich auch die Volksschule. Ein weiteres Kernthema bildet die Nahtstellenproblematik, also der Übertritt vom Kindergarten in die Volksschule bzw. jenen von der Volksschule in eine Neue Mittelschule, eine Hauptschule (bis zum Schuljahr 2015/16 werden sich alle Hauptschulen zu Neuen Mittelschulen entwickeln) oder in eine Unterstufe der Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS). Gerade diese frühe Trennung mit zehn Jahren bietet großes Diskussionspotential. Status Quo Allein in St. Pölten versehen 190 Volksschullehrer ihren Dienst. In den öffentlichen Volksschulen, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind,
TEXT: Gotthard Gansch, Sascha Harold | Fotos: K. stadler, D. Meixner, colourspic/drubig-photo/contrastwerkstatt (Fotolia.com), H. Dockal
WIFO Ökonomin Julia Bock-Schappelwein
» Ziel muss Chancengleichheit sein!
Um den von Politik und Pädagogen bestimmten Blick auf Sinn und Aufgabe der Volksschulen um eine weitere Sichtweise zu ergänzen, haben wir WIFO Ökonomin Julia Bock-Schappelwein um ein kurzes Statement zum Thema Volksschule gebeten. Welche Rolle sollten Volksschulen in Österreich grundsätzlich erfüllen? Ziel sollte auf jeden Fall die Vermittlung der Grundvoraussetzungen für jedes weitere Lernen, also Lesen, Schreiben und Rechnen, sein. Zusätzlich dazu sehe ich die Persönlichkeitsentwicklung, Förderung von Handlungs- und Entscheidungskompetenzen und letztlich natürlich die Vorbereitung auf die Sekundarstufe als wichtig an.
Gerade im städtischen Raum fällt es oft schwer diese Kompetenzen zu vermitteln, da Voraussetzungen wie grundlegende deutsche Sprachkenntnisse teils nicht gegeben sind. Hervorzuheben ist zunächst die Relevanz und die Multifunktionalität von Sprache als zentrales Element in den unterschiedlichsten Lebensabschnitten. Relevant ist daher der Erwerb von
werden 1.793 Kinder in 95 Klassen unterrichtet. Seitens der privaten Volksschulen liegen der Stadt keine Daten vor. Die Volksschullehrer sind dabei Bedienstete des Landes NÖ, der Schulerhalter ist die jeweilige Gemeinde. Die Stadt St. Pölten investierte in den letzten zehn Jahren sechs Millionen Euro in diesen Bereich, wo-
„beiden“ Sprachen, einerseits in Bezug auf die Fundierung der Herkunftssprache und andererseits in Bezug auf die im Aufnahmeland gesprochenen Sprache – der „Zweitsprache“.
Sehen Sie eine „Zwei-Klassen-Bildung“ in Österreich auf uns zukommen? Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder in Schulen, in denen die angesprochenen Probleme eine untergeordnete Rolle spielen. Zum Problem wird das vor allem dann, wenn ungleiche Chancen dadurch noch verfestigt werden. Dabei sollte das Ziel vielmehr sein, Chancengleichheit der Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft herzustellen. Standorte, wo soziale Benachteiligung die Bildungschancen reduziert, sind daher gezielt zu fördern, um diesem Risiko rechtzeitig zu begegnen.
bei hier die laufende Erneuerung des vorhandenen Inventars und kleinere Sanierungsarbeiten nicht berücksichtigt sind. In den kommenden Jahren sind weitere Schulhaussanierungen und Instandsetzungen im Rahmen einer Schuloffensive geplant, wie seitens des Magistrates betont wird. Aktuell wird etwa für das Jahr 2015 die Sa-
ALTERNATIVEN. Neben den staatlichen Regelschulen gibt es in St. Pölten auch diverse kostenpflichtige Privatschulen, wie z.B. die Lernwerkstatt Pottenbrunn.
nierung der Volksschule Franz Jonas geplant. Immer wichtiger wird zudem die schulische Ganztagesbetreuung. So gibt es in St. Pölten (im Schuljahr 2014/15) 700 Plätze in 28 Gruppen schulischer Tagesbetreuung und 231 Plätze in 10 Gruppen städtischer Horte. Neben den öffentlichen Volksschulen gibt es in St. Pölten zudem private Volksschulen: die Mary Ward Privatvolksschule, die Lernwerkstatt in Pottenbrunn, die International School St. Pölten und die Volksschule „Integratives Montessori-Atelier“. Wichtiger Lebensabschnitt Dass die Volksschulzeit im Leben eines Kindes eine wichtige darstellt, weiß Sabine Triml, Direktorin der Mary Ward Privatvolksschule: „Die Einstellung des Kindes zum Lernen und Leisten wird in der Volksschule geprägt und gerade diese Zeit ist auch wichtig für die Entwicklung von sozialen Fertigkeiten. Wer diese mehrdimensionale Bedeutung und die vielfältigen Aufgaben der Volksschule und deren Wert für die Gesellschaft verstanden hat und anerkennt, wird der Volksschule automatisch eine MFG 12.14
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zugeben. Es sei jedenfalls möglich, ist Königsberger überzeugt, in vier Jahren alle Schüler auf den Besuch einer weiterführenden Schule vorzubereiten. Der Ansatz in der Daniel-Gran Volksschule scheint jedenfalls ein integrativer zu sein und steht damit im Gegensatz zu den Rufen nach separaten „Migrantenklassen”.
FLEXIBILISIERUNG. Auch Regelschulen haben mit reinem Frontalunterreicht von anno dazu-
mal nur mehr wenig am Hut. „Wir versuchen so flexibel wie möglich zu sein!“ Dir. Judith Königsberger
sehr große Bedeutung beimessen und diese in allen möglichen Hinsichten gut unterstützen.“ Das Aufgabengebiet der Volksschulen erweitere sich in den letzten Jahren, wie Triml weiter ausführt: „Vermehrt kommt in den vergangenen Jahren auch die erzieherische Dimension hinzu, die die Volksschule erfüllen soll, da immer mehr Kinder ganztägig betreut werden müssen, was diese Institution eigentlich noch bedeutsamer für unsere Gesellschaft macht!“ In der Bevölkerung grassiert die Vorstellung, dass in private Schulen v.a. Kinder reicher Eltern zu finden sind. Triml skizziert jedoch die Zielgruppe der Mary Ward Privatvolksschule so: „Unsere Zielgruppe sind alle am Schulleben wirklich interessierten Eltern, die dem Schulleben gegenüber positiv eingestellt sind – egal welchem Kulturkreis sie ursprünglich angehörten. Zusammenarbeit ist entscheidend für uns. Wir sind bemüht, traditionell-religiöse Wertorientierung zu vermitteln, die Kinder individuell zu betreuen und zu fördern und Zusatzangebote wie beispielsweise Sprachen, Sport, Musik und Theater und Ähnliches mehr anzubieten.“ In der Daniel Gran VS II stellen sich ganz andere Probleme, weiß Schulleiterin Judith Königsberger zu berichten. „Wir haben seit jeher die schwierige Aufgabe, dass wir einerseits 26
Kinder haben, die später in eine Sonderschule kommen und auf der anderen Seite Schüler, die irgendwann das Gymnasium mit Auszeichnung abschließen.“ Vor allem die sprachliche Thematik stellt sich in den Daniel Gran Volksschulen aufgrund des hohen Anteils von Kindern, die Deutsch nur als Zweitsprache sprechen, als Herausforderung dar. Verstärkt wird der Effekt dadurch, dass viele St. Pöltner aus Angst vor mangelhaftem Deutschunterricht ihre Kinder von vorneherein nicht in diese Schulen schicken. Und tatsächlich zeigt sich in der Praxis oft ein schwieriges Bild: „Vor Kurzem haben wir drei Kinder aus Syrien bekommen, die bei uns zum ersten Mal eine Schule besuchen und daher natürlich kein Deutsch verstehen”, schildert Königsberger. Gerade für die Klassenlehrer sei es dann oft schwierig sprachliche Kompetenzen zu vermitteln, in anderen Fächern, wie Mathematik, sei das Problem dagegen geringer. In diesem Kontext wird vor allem darauf gesetzt, genügend mehrsprachiges Betreuungspersonal zu haben. Entscheidend sind dabei die subventionierten Sprachförderkurse und vor allem die Flexibilität in der Gestaltung des Unterrichts. So kommt es beispielsweise vor, dass Klassenkameraden selbst als Dolmetscher aushelfen, um die Aufgabenstellungen der Lehrerin weiter-
Alternative Angebote Neben den „klassischen“ Regelvolksschulen gibt es auch alternative Angebote in St. Pölten. Die im Wasserschloss Pottenbrunn situierte Lernwerkstatt war früher die einzige Alternativschule im Stadtgebiet. Sie existiert seit mittlerweile bald 25 Jahren und ist auch eine der größten nicht konfessionellen Privatschulen mit freier Trägerschaft Österreichs. „Wir sind weit über die Experimentierphase hinaus“, beurteilen Theo Feldner und Christine Glaser-Ipsmiller, das Leitungsteam der Lernwerkstatt, das stattliche Alter. Feldner skizziert die grundsätzliche Idee der Lernwerkstatt: „Wir stellen uns die Frage, was Kinder brauchen und schaffen dafür die richtige Umgebung. Es gibt keine Klassen, keinen Unterricht im klassischen Sinn, sehr wohl aber Bildung!“ Es werde versucht, alle Sinne anzusprechen und alle Grundbedürfnisse abzudecken, wie Glaser-Ipsmiller weiter ausführt. Die frühe Trennung nach vier Jahren Volksschule sieht Feldner kritisch, weshalb die Lernwerkstatt auch neun Schulstufen anbietet, also damit alle Unterrichtspflichtjahre abdeckt: „Zwischen 10 und 11 Jahren passiert nicht so viel wie zwischen 12 oder 13, es läuft total gegen die Entwicklung des Kindes.“ Feldner verweist auf Piaget, der bis zum Alter von 12 Jahren die Stufe des konkret-operativen Denkens ansetzt, wo gedankliche Operationen noch an anschauliche und erfahrbare Inhalte gebunden sind. Sitzen und der Frontalunterricht laufe dieser Stufe zuwider, so Feldner. Ab 12 Jahren setzt dann nach Piaget die Stufe des formalen Denkens ein, wo nun auch abstrakte und nicht mehr konkret vorstellbare Denkoperati-
Volksschule
Notburga Grosser Vizerektorin für Ausbildung Praxisschulen KPH Wien/Krems
» Weiterentwicklung ist wesentlicher Erfolgsfaktor Welche Änderungen ergaben sich durch die „Akademisierung“ der (Volksschul-)Ausbildung?
Die Akademisierung in pädagogischen Berufen ist grundsätzlich positiv zu sehen. Sie stellt die spezifische Wissens- und Kompetenzbasis für den Beruf dar. Doch diese allein ist noch keine Garantie für Professionalität. Entscheidend ist, dass die beruflichen Aufgaben in der Praxis kompetent erfüllt werden. Da sich diese ständig wandeln, ist die Bereitschaft zur Weiterentwicklung seiner Kompetenzen ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
Wie beurteilen Sie das derzeitige System der Volksschule? Kommt die Trennung nach vier Jahren Volksschule für Schüler zu früh? Diese Frage lässt sich nicht generell beantworten. Entscheidend ist die Qualität des Unterrichts in der jeweiligen Schulstufe. Dazu braucht es gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Ebenso wichtig ist der Blick auf die Nahtstellen im Über-
onen durchgeführt werden können. Daher sei die Trennung aus dieser Sicht zu früh. Feldner räumt außerdem mit einem Vorurteil auf: „Es gibt sehr wohl klare Regeln, vor allem im sozialen Bereich, es ist nicht Laissezfaire.“ Verpflichtend sei für alle Schüler einzig die Schulversammlung, wo Regeln im demokratischen Miteinander ausgemacht und besprochen werden. Als großes Grundübel sieht Glaser-Ipsmiller auch das Bewerten: „Kinder merken selbst, ob sie etwas noch nicht können. Wir nehmen darauf Rücksicht, dass Kinder unterschiedliche Lerntempi haben.“ Kinder bestimmten ihren Stundenplan somit selbst, sie sollten nicht in ihren Lernphasen durch festgeschriebene Pausen unterbrochen werden. Wichtig sei außerdem, dass Eltern Bescheid wüssten und informiert sind, wie hier der Schulalltag ablaufe: „Kinder sollen zuhause keine komplett konträre Welt vorfinden.“
»
gang. Im Arbeitsprogramm der österreichischen Bundesregierung werden das letzte Kindergartenjahr und die ersten beiden Volksschuljahre als eine gemeinsame Schuleingangsphase verstanden. Die KPH setzt hier in der Ausbildung von Primarstufenlehrern auf Schwerpunktsetzungen mit der Erweiterung in die angrenzenden Altersbereiche: einerseits mit Elementarpädagogik, andererseits mit einer Spezialisierungsmöglichkeit in den fachlichen Bildungsbereichen, um hier die Nahtstelle zur Sekundarstufe I bruchfrei zu schließen.
Welche Probleme sind Ihnen sonst noch im Bereich der Volksschule bekannt? Wie werden angehende Pädagogen darauf vorbereitet? Beispielsweise das Problem eines hohen Anteils von Schülern mit einer anderen Erstsprache als Deutsch: Wichtig ist hier ein besseres Verständnis der schulischen Situation von Schülern mit Migrationshintergrund. Angebote zur sprachlichen Bildung sind dafür genauso wichtig wie der Aufbau von interreligiöser und interkultureller Kompetenz bei angehenden Lehrern.
Ein anderes Modell bietet in St. Pölten etwa die „International School“. Der Unterricht wird hier jeweils zur Hälfte in Deutsch und Englisch gehalten. „Das Modell einer zweisprachigen Volksschule ist dabei in Niederösterreich einzigartig“, erläutert Leiterin Patricia Kirchknopf. „Wir wollen die Kinder möglichst früh darauf vorbereiten, sich sprachlich auszudrücken und kreativ und flexibel zu sein. Wir legen hier eine Basis fürs spätere Leben.“ Die individuelle Förderung der Kinder werde durch Gruppengrößen mit maximal 15 Kindern garantiert. Es gebe zudem eine Reihe an Zusatzangeboten und „den wahrscheinlich flexibelsten Hort in St. Pölten. Die Absolventen können danach in jede normale Mittelschule oder Gymnasium wechseln“, zerstreut Kirchknopf die Sorgen mancher Eltern. Um den Übergang in die Volksschule zu erleichtern, biete man außerdem eine Vorschule an.
Der Schulbesuch in einer Privatschule hat allerdings seinen Preis. So bezahlt man in der Mary Ward Privatvolksschule 81, im Integrativen Montessori Atelier 250, in der International School zwischen 300 und 355 sowie in der Lernwerkstatt 385 Euro. Ermäßigungen gibt es zumeist bei mehreren Kindern in der Schule. Festzuhalten ist, dass auch in den Regelschulen das pädagogische Grundkonzept im Vergleich zu
„Es gibt keine Klassen, keinen Unterricht im klassischen Sinn, sehr wohl aber Bildung!“ Leiter Theo Feldner, Lernwerkstatt Pottenbrunn
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Schule als Bereicherung sehen Gedanken einer Volksschullehrerin und mit großen Zahlen hantiert. Alles Dinge, die Kinder beschäftigen, die sie mitteilen wollen. Der meist gehörte Satz in meiner fast 25 jährigen Tätigkeit als Lehrerin ist nicht umsonst: „Frau Lehrer, schau mal her!“ Kinder wollen Lob, Bestätigung und Verstärkung. Sie wollen uns zeigen, dass sie schon bis 100 zählen können, das erste selbst gemachte Buch lesen oder auf der Stange bis oben hin klettern können. Sie brauchen Zuwendung, Interesse und Liebe. Und zwar nicht nur von der Lehrerin, sondern v.a. von den Eltern. Bei all den Diskussionen um das Bildungssystem scheint mir das etwas ganz Essenzielles zu sein, v.a. in der Grundschule. Es ist wichtig, dass Eltern verstehen, dass die Schule nur einen Teil abdecken kann. Soziale Kompetenz wird nur durch Vorleben Erster Elternabend der 1. Klasse am 1. Schul-
erreicht, doch manche Kinder scheinen in
tag. Nicht alle Eltern haben es geschafft,
der Volksschule zum ersten Mal zu hören,
sich pünktlich in der Klasse einzufinden.
dass man „bitte“, „danke“ und zu einem
Die auf der im Juni zugeschickten Schul-
Erwachsenen nicht „servas“ und „tschüss“,
bedarfsliste befindlichen Sachen werden
sondern „guten Morgen“ und „auf Wieder-
noch schnell eingeräumt, Bücher ausgeteilt
sehen“ sagt. 99 Prozent aller Kinder kom-
und Hefte mit Umschlägen versehen. Nicht
men mit einem so enormen Wissensdurst in
alles wurde schon besorgt. Dort fehlen
die Schule und unendlicher Energie. Wenn
noch passende Umschläge, hier noch die
sie aber daheim nur hören: „Was musst du
ganze Zeichenschachtel. Eingebundene
denn heute schon wieder alles machen?
Bücher trudeln teils gleich am nächsten
So viel Hausübung hast du, das ist ja furcht-
Morgen fein säuberlich beschriftet ein, teils
bar! Und Lernwörter müssen wir auch noch
erst in der nächsten Woche. Die Eltern sind
lernen, na toll“, dann verbinden die Kinder
zumeist sehr interessiert, andere wiederum
bald Lernen mit etwas Unangenehmem.
nur daran, möglichst wenig zu tun haben
Dann kann Lernen keinen Spaß mehr ma-
zu müssen. „Hausübungen werden doch
chen. Dem sollten wir alle entgegenwirken.
hoffentlich alle im Hort erledigt? Ich habe
Lernwörter kann man aufs Klo hängen, in
abends keine Lust mehr, für eine Ansage zu
der Badewanne gemeinsam Rechnungen
üben oder die Leseaufgabe zu kontrollie-
erfinden und das kuschelige abendliche
ren!“ so eine Mutter gleich am 3. Schultag.
Vorlesen (vielleicht auch mal eine Zeile du,
Verständlich, wenn man den ganzen Tag
eine Zeile ich) ist für Kinder ein wichtiges
arbeitet und erst spät heimkommt, meint
Ritual, selbst wenn sie schon lesen können.
meine Kollegin. Unverständlich für mich,
Ich wünsche mir jedenfalls, dass es mehr
wenn ich am Leben meines Kindes teilha-
Eltern von der Sorte gäbe, die Schule als
ben möchte, denke ich. Und die Schule
Bereicherung sehen. Die ihr Kind fragen,
ist ab diesem Zeitpunkt ein sehr großer
was es denn heute als Hausübung ma-
Teil des Lebens. Hier werden neue Freund-
chen darf. Was heute denn in der Schule
schaften geknüpft, Begabungen entdeckt,
das Interessanteste war und was ihnen am
Buchstaben zu Worten und Sätzen geformt
meisten Spaß gemacht hat.
„Lernen ist das Spiel, das im Leben am meisten Spaß macht. Alle Kinder kommen zur Welt mit diesem Glauben, und sie halten daran fest, bis wir sie überzeugen, dass Lernen wirklich harte und unerfreuliche Arbeit ist.“ Zitat: Claudia Monnet
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früher flexibler und individueller geworden ist, wie Direktorin Judith Königsberger betont. „Uns geht es in erster Linie um sinnvolle Beschäftigung für die Kinder. Wir versuchen so flexibel wie möglich zu sein, so können sich beispielsweise Kinder für einzelne Stunden in die erste Klasse setzen, um einen Buchstaben zu lernen, den sie noch nicht beherrschen.“ Starrer Frontalunterricht, wie ihn ältere Semester noch von ihrer eigenen Schulzeit her kennen, ist längst nicht mehr alleinige Realität. Gerade dieses vielfach antiquierte, verzerrte Bild prägt allerdings die Schuldebatten mit. Der schwierige (und entscheidende) Übergang Als potentielle Schwachstellen des österreichischen Bildungssystems werden eben oftmals die Übergänge zwischen den einzelnen Bildungseinrichtungen identifiziert. Um den Übergang vom Kindergarten zur Volksschule zu erleichtern, gibt es verschiedenste Bemühungen: Seitens des Ministeriums für Bildung und Frauen (BMBF) wird etwa an 35 Standorten eine Volksschulreform ausgerollt, um eine engere Kooperation zwischen Kindergarten und Volksschule zu ermöglichen. Ministerin HeinischHosek wünscht, dass sich Volksschullehrer außerdem über Portfolios – auf freiwilliger Basis – bereits ein Bild über die Kinder machen können. Diese Übergangsportfolios gibt es seitens des Landes NÖ bereits, auch Übergangsgespräche werden forciert. Eine weitere Nahtstelle ist mit dem Übergang von der Volksschule in die nächsthöhere Bildungseinrichtung, also in die Neue Mittelschule, Hauptschule oder AHS, gegeben. Diese ist aber wohl die weitaus bedeutendere: So zeigen Studien, dass Kinder bildungsnaher Eltern mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ein Gymnasium besuchen, Kinder bildungsferner Eltern hingegen oftmals eine Hauptschule wählen. Der eingeschlagene Weg wird dann meist nicht mehr verlassen, relativ wenige besuchen nach einer Hauptschule eine Ober-
Volksschule
stufe eines Gymnasiums und studieren in weiterer Folge. Diese Zäsur stellt somit die Weichen der späteren schulischen Karriere, die Schullaufbahn ist daher meist bereits in jungen Jahren vorgezeichnet. Dies ist auch eine der zentralen Aussagen der neuesten OECD-Studie „Education at a Glance 2014“ – „Bildung auf einen Blick“: Der familiäre Hintergrund beeinflusse in enormem Ausmaß die Bildungschancen der Kinder. Bei der Aufwärtsmobilität, also der Chance, einen höheren Bildungsstand als die Eltern zu erreichen, rangiert Österreich nur auf Platz 21 von 23 diesbezüglich untersuchten Ländern (interessanterweise nur vor Deutschland und Tschechien)! Nachdem der Besuch eines Gymnasiums außerdem mit guten Noten in der Volksschule verbunden ist („Sehr gut“ oder „Gut“ in den Hauptfächern, bei „Befriedigend“ muss eine Eignungsprüfung absolviert werden), werden Volksschullehrer oftmals gebeten, entsprechende Noten zu verteilen. Diese „Intervention“ passiert insbesondere von Eltern, deren Bildungsniveau hoch ist, damit ihre Kinder eine ähnliche schulische Laufbahn wie sie selbst einschlagen können. Um für jene Kinder, die ins Gymnasium wechseln wollen, den Übergang zu erleichtern, hat Ende Oktober die Direktorin des Gymnasiums Josefstraße, Silvia Klimek, Direktoren und Volksschullehrer aus den Volksschulen Gerersdorf, Franz Jonas, Mary Ward, Grillparzer II, St. Georgen und Otto Glöckl geladen, um gemeinsam mit dem Lehrerteam des Gymnasiums zu diskutieren und Weichen für eine zukünftige Zusammenarbeit zu stellen: „Damit in Zukunft der Übertritt ins Gymnasium noch besser für die Schülerinnen und Schüler verläuft, hat sich das Team des Gymnasiums Josefstraße der Schnittstellenproblematik angenommen. Als erster Schritt diente das GET TOGETHER dem Kennen-
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lernen und dem Gedankenaustausch – Neuerungen im Schulalltag und diverse Veränderungen bei Testungen wurden ebenso besprochen.“ Die Veranstaltung hat bereits erste Früchte getragen: „Mit der Volksschule Franz Jonas wird es bereits in diesem Schuljahr eine Kooperation im Bereich Bewegung, Sport und Spiel geben.“ Schulleiterin Klimek bewertet die erste Veranstaltung positiv. Verwaltungsreform Durch eine groß angelegte Verwaltungsreform sind in Österreich erhebliche Einsparungen möglich, soweit sind sich alle Parteien und politischen Institutionen einig. Lediglich die konkreten Vorschläge unterscheiden sich mitunter gravierend. Nicht erst seit der Ablehnung des von der FPÖ nominierten Maximilian Krauss zum stellvertretenden Stadtschulratspräsidenten von Wien gibt es Diskussionen zur Abschaffung des Landesschulrats. Die in Niederösterreich zuständige Landesrätin für Bildung, Barbara Schwarz, meint diesbezüglich: „Ich halte es für essentiell, dass wir erst
dann über die Verwaltungsstruktur sprechen, wenn klar ist, wer künftig welche Aufgaben übernehmen soll. Dann können wir überlegen, wie eine schlanke, effiziente und gut funktionierende Schulverwaltung in unserem Bildungssystem aussehen könnte.“ Die Position der Länder sei in dieser Frage eindeutig, so die Landesrätin: „Die Schulverwaltung sollte von den Ländern durchgeführt werden, Bildungsinhalte sollten vom Bund vorgegeben werden. Durch die Dezentralisierung könnten künftig Doppelgleisigkeiten in der Bürokratie vermieden und wertvolle Einsparungen geschaffen werden.“ Hermann Helm, amtsführender Präsident des Landesschulrats für Niederösterreich, ist ebenso – wenig verwunderlich – von der Wichtigkeit „seiner“ Institution überzeugt: „Es ist völlig undenkbar, von einer Stelle, dem Bundesministerium, das gesamte Personalmanagement für 120.000 Lehrerinnen und Lehrer zu steuern. Darüber hinaus sind diese 120.000 Lehrerinnen und Lehrer an ca. 6.000 Dienststellen tätig. Für dieses Personalmanagement
„[...] aufgrund einer spezifischen Konstellation von Umständen [sind] rationale, zukunftsorientierte Schulreformen in Österreich noch schwieriger als anderswo.“ Emer. univ. Prof. Karl-Heinz Gruber MFG 12.14
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Liebes Christkind!
Roul Starka Du kommst jetzt dann bald wieder, darum meine Wünsche an dich: Ich hätte gern wieder eine Straßenbahn, vom VAZ bis zum Traisenpark – oder gleich noch eine Kurve bis zum Viehofnersee, Seedose. Da liegen noch ein paar Schienen in der Herzogenburgerstraße, die könntest du gleich verwenden. In der Straßenbahn gibt es natürlich Raucher- und Nichtraucherabteile, sowie große, gemütliche Bankerl – mit weichem Polsterbezug und viel Beinfreiheit. Kaffeeautomat in jedem Waggon, fesche Schaffner und Schaffnerinnen, die einem die Tageszeitungen bringen. Dann hätte ich gern mehr Herrenplätze, also alle 500 Meter einen Herrenplatz. Einen schönen, großen Kopfbahnhof, und alle Züge kommen zuerst zu uns. Weiters bräuchte ich wieder mehr Würstelstände, vor allem auf jedem der neuen Herrenplätze. Ohne Kebap, ohne Pizza, nur Würschtl – und Schmalzbrote! Dann bitte einen St. Pöltner Eistraum, also einen Eislaufplatz am Rathausplatz, mit Standln rundherum. Den Eislaufplatz am liebsten mit heißen Himbeeren.
Foto: feelphotoartzm/Fotolia.com
Dann, liebes Christkind, wünsche ich mir, dass du endlich zugibst, dass du ein blondes Mädchen bist – also so aussiehst, wie sich das ein tüchtiger St. Pöltner wie ich vorstellt. Wir machen das so: Wir werden uns in der Vorweihnachtszeit ein Mal wöchentlich im Café Schubert treffen, die ganze Adventzeit über – da werden wir alles im Detail besprechen. Na klar. Vielleicht wird ja St. Pölten die Weltweihnachtshauptstadt, und auf jedem Kreuz steht dann weltweit „Stadt St. Pölten“, das wäre natürlich toll! Bussi, dein Roul
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Volksschule
sind entsprechende Einrichtungen in den Ländern vorzusehen.“ Helm bringt zwei Beispiele wie eine effektivere Schulverwaltung seines Erachtens aussehen könnte: „Der Bund hat für einheitliche Lehrpläne, für einheitliche Abschlüsse und Berechtigungen zu sorgen. Weiters benötigen wir ein einheitliches Dienst- und Besoldungsrecht für alle Lehrerinnen und Lehrer. Die Schulautonomie gehört gesetzlich ermöglicht. Tagesabläufe sind nicht durch 50-Minuten-Vorgaben und entsprechende Pausenordnungen festzulegen, ebenso gehört den Schulen unter anderem eine Teilfinanzhoheit zuerkannt, wobei es dem Schulleiter obliegen soll, Leistungsprämien für Lehrerinnen und Lehrer auszahlen zu können.“ Für ihn ist klar, wer für die Schulverwaltung zuständig sein soll: „Die Länder haben in Form einer Bildungsdirektion den gesamten operativen Bereich der Schulverwaltung zu vollziehen.“ Ein Staatenvergleich Im internationalen Vergleich gebe es so gut wie keine Länder mehr, die so früh wie in Österreich und Deutschland (mit 10 Jahren) die erste Aufteilung vornehmen, schreibt der Bildungsökonom Ludger Wößmann von der Universität München im Artikel „Mehrgliedrigkeit des Schulsystems und Chancengleichheit im internationalen Vergleich“. So führen die Slowakei, Tschechien und Ungarn die erste Trennung ein Jahr später (also mit 11 Jahren) durch, Belgien und die Niederlande mit 12, Italien oder Korea mit 14. Frankreich, Griechenland, Irland, Japan, Polen, Portugal und die Schweiz trennen das erste Mal mit 15 Jahren, und Spanien, Großbritannien, Kanada, die USA sowie die skandinavischen Länder mit 16. Wößmann konstatiert weiter, dass eine spätere Aufteilung tendenziell mit einem besseren, denn mit einem
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schlechteren Leistungsniveau einhergehe. Mehrgliedrige Schulsysteme (wie das österreichische und deutsche) scheinen aber seiner Ansicht nach im Durchschnitt das gleiche Leistungsniveau der Schüler zu erreichen wie eingliedrige. Demnach korreliere eine spätere Selektion positiv mit dem Leistungsniveau, eine Einführung der Gesamtschule ändere hingegen am Leistungsniveau wenig. Eine Verschiebung der schulischen Selektion würde aber die Chancenungleichheit verringern, also die Abhängigkeit der erzielten Schülerleistungen vom jeweiligen familiären Hintergrund, wie Wößmann anhand der Zahlen der PISA-Studie oder des internationalen Schülerleistungstests TIMSS („Trends in International Mathematics and Science Study“) zeigt. In Österreich ist man aber ohnehin sehr weit entfernt, eine empirisch untersuchte und wissenschaftlich fundierte gemeinsame politische Lösung zu finden, zu eingefahren scheint die Situation der einzelnen konkurrierenden Parteien und der verschiedenen Gewerkschaften. So schreibt der renommierte Wiener Universitätsprofessor i.R. der Bildungswissenschaft Karl-Heinz Gruber in seinem Aufsatz „Eine bildungspolitische Bilanz“, dass „aufgrund einer spezifischen Konstellation von Umständen rationale, zukunftsorientierte Schulreformen in Österreich noch schwieriger sind als anderswo.“ Es handle sich dabei nicht bloß um zwei unterschiedliche bildungspolitische Positionen, sondern um zwei weltanschauliche „Lager“. Das Phänomen der bildungspolitischen Frontenbildung resultiere dann in einer Reduktion der schulpolitischen Argumentationsfähigkeit. Inwiefern also wirklich tiefgreifende Änderungen im Bildungssystem zu erwarten sind, bleibt abzuwarten. Dass sie notwendig sind, ist das einzige, das außer Streit steht – immerhin!
„Ich halte es für essentiell, dass wir erst dann über die Verwaltungsstruktur sprechen, wenn klar ist, wer künftig welche Aufgaben übernehmen soll.“ Landesrätin Barbara Schwarz
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Volle Kraft voraus
St. Pölten als Experimentierfeld einer zukunftsweisenden Beschäftigungsform? Mit dem „AGZeins“ beheimatet die Stadt den ersten österreichischen Arbeitgeberzusammenschluss – hat die Arbeitswelt schon lange auf dieses Modell gewartet?
I
n Frankreich und Deutschland gibt es das Modell schon seit Jahrzehnten, in Österreich leisten St. Pöltner Gastronomiebetriebe dieser Tage aber erst Pionierarbeit beim Aufbau des ersten Arbeitgeberzusammenschlusses. Dabei könnte diese neue Beschäftigungsform in Zukunft viele Probleme am Arbeitsmarkt lösen. Worum geht’s beim AGZ? Einfach gesagt: Betriebe teilen sich dauerhaft einen Mitarbeiter. In der langfristigen Perspektive liegt auch der große Unterschied zum Personalleasing: AGZBetriebe sehen die AGZ-Mitarbeiter als vollwertige, gleichgestellte Mitarbeiter zum eigenen Vollzeit-Team. Ein Beispiel macht die Idee greifbar. Zwei Cateringbetriebe haben Perso32
nalbedarf an einem erfahrenen Koch, jedoch jeweils nur für 20 Wochenstunden. Für den Koch kommt aber nur eine Vollzeitstelle in Frage, zwei Teilzeitjobs sind für ihn keine Option. Also stellt der AGZ den Mitarbeiter an und beide Betriebe vereinbaren die Aufteilung der Vollzeitkraft im Konsens mit dem Mitarbeiter. Die Flexibilität des Kochs sichert ihm einen abwechslungsreichen Vollzeitarbeitsplatz, eine Abwanderung von Fachkräften aus der Region oder in andere Branchen wird verhindert. Alexander Szöllösy von „progressNETZ“ koordiniert das AGZ-Projekt und kam schon im Rahmen einer früheren Tourismusstudie für die Hauptstadtregion St. Pölten auf das
Thema des Fachkräftemangels in der Hotellerie und Gastronomie. Aus diesen Analysen heraus entstand auch das Forschungsprojekt „AGZ“. Nunmehr ist er bereits in der Umsetzungsphase und freut sich, dass das Projekt auf Schiene ist. Mitarbeiter langfristig binden „Wir haben erfolgreiche Modelle im Ausland als Ausgangspunkt genommen und diese auf unsere lokale Situation umgelegt. In Rügen gibt es beispielsweise in der Sommerzeit viele Tourismusjobs, im Winter wurden die Leute aber immer wieder gekündigt. Dort sichert ein AGZ nun den Leuten ganzjährige Vollzeitjobs, weil die Mitarbeiter nach Ende der Touristensaison nicht mehr in Hotels, sondern in Call-Centern arbeiten“, erzählt Szöllösy. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist auch die Vernetzung der Betriebe zum Vorteil der Mitarbeiter – beispielsweise durch wertvolle Schulungsangebote. In der Gastronomie ist Fachkräftemangel immer ein Thema.
TEXT: Johannes Reichl | Fotos: olly/Fotolia.com, Deklofenak/Fotolia.com
Aber auch in anderen Bereichen gibt es Bedarf. „Wir denken etwa an einen Maler, der die relevanten Mitgliedsbetriebe in Schuss hält oder an Marketingmitarbeiter, die die Betriebe gezielt bei ihren Aktivitäten unterstützen“, erläutert AGZ-Obmann Wolfgang Wutzl die weiteren Pläne. Der Parade-Caterer hat zwar einen Personalstamm mit einigen hundert Mitarbeitern, dennoch engagiert er sich an vorderster Front, denn „für mich ist es von zentraler Bedeutung, mein gut ausgebildetes Personal langfristig an meinen Betrieb zu binden und gleichzeitig den Anforderungen der immer flexibler werdenden Geschäftswelt gerecht zu bleiben. Ich bin überzeugt, dass Arbeitgeberzusammenschlüsse dabei in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden“, so Wutzl. Das AMS NÖ kann dem Pilotprojekt viel Positives abgewinnen, wie Landesgeschäftsführer Karl Fakler bestätigt: „Das AGZ-Modell ist ein intelligenter Weg um Arbeitskräfteangebot und -nachfrage optimal aufeinander abzustimmen.“ Auch die AKNÖ unterstützt „aufgrund der stetig anwachsenden Zahl der Arbeitslosen die Etablierung arbeitsmarktpolitischer Pilotprojekte, um Menschen wieder in
Mitgliedsbetriebe im AGZeins Café Konditorei Pusch NXP Bowling Stiftsrestaurant Melk Cityhotel Design & Classic Die Seedose Styx Naturkosmetik Gastro Zwieselbauer Steinschaler Naturhotels Wutzl Gastro
Beschäftigung zu bringen“, wie Claudia Cervenka, als Referatsleiterin für Arbeitsmarktpolitik zuständig, bestätigt. Sie hält jedoch auch fest, dass sich erst zeigen wird, „ob die geplante Umsetzung tatsächlich so reibungslos und diszipliniert seitens der Betriebe über die Bühne gehen wird, wie angekündigt. Fakt ist, dass gesetzliche Bestimmungen, insbesondere das Arbeitskräfteüberlassungsgesetz eingehalten werden müssen.“ Nach wenigen Monaten konnten die AGZ-Pioniere jedenfalls schon viele Hürden nehmen. Auch die erste Mitarbeiterin wurde bereits angestellt. Die nächsten Hürden liegen jedoch bereits in Sichtweite. „Das Arbeitsmarktservice unterstützt uns in dieser herausfordernden Startphase wirklich großartig. Aber wir werden mit den ersten Erfahrungswerten schon bald konkrete Wünsche an die Arbeitsmarktpolitik richten, damit das Modell ‚AGZ’ in Österreich auch auf Dauer Erfolg haben kann“, berichtet Wolfgang Wutzl. Eben weil der AGZ kein klassischer Personalvermittler ist, wünschen sich die Betriebe ein eigenes AGZ-Gesetz, welches auf die spezifischen Erfordernisse des Modells Rücksicht nimmt – zugleich aber auch die Rechte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern absichert und sogar ausbaut. „Mitstreiter sind uns dabei herzlich willkommen“, so Wutzl. Interessierte Betriebe und Jobsuchende können sich auf www.arbeitgeberzusammenschluss.at informieren – und natürlich bewerben!
Polit-Viagra
Beate Steiner Schön langsam versteh ich, warum noch immer viel weniger Frauen als Männer aktiv der Politik frönen. SIE verweigern intuitiv, weil SIE ein für den politischen Alltags-Erfolg wichtiges Ritual nicht beherrschen – die künstliche Erregung. Und die wächst so: Polit-Mann erkennt seine Zuneigung für ein Thema, mit dem auch der Medienmann seines Vertrauens liebäugelt. Wär da nicht ein Pannenstreifen in der verkehrsberuhigten Zone von äußerster Dringlichkeit, nur so zum Beispiel? Oder könnten nicht ein paar Wählerstimmen zufallen, wenn ich gratis Frühstücks-Semmerl für alle fordere? Schnell ist die Öffentlichkeit von der Top-Priorität dieser Ideen überzeugt, haben doch hilfreiche Medien die Botschaft gekonnt aufbereitet. Und dann geht’s los. Mit missionarischem Eifer verfolgt der Polit-Mann das Ziel, lässt sich von diensteifrigen Gesinnungsgenossen bestärken. Logische Argumente dagegen? Gibt’s nicht. Wie kann nur jemand dem Pannenstreifen seine Riesen-Bedeutung absprechen, und überhaupt dem knusprigen Gebäck – „der gehört nicht zu uns, macht die Sache runter, weil das meine Idee ist“, weint unser Polit-Mann. Nicht zu Unrecht. Denn auch der Polit-Gegner hat jetzt ein verbales Viagra eingeworfen und kontert mit aufgeblasenen Argumenten. Die sind auch nicht zielgerichtet und logisch, sondern folgen den für Normalbürger verwirrenden künstlichen Politik-Regeln mit persönlichen Attacken auf den „Gegner“, undurchschaubaren strategischen Winkelzügen, samt Untergriffen und polemischen Sagern. Die Normalo-Frau schaut dem Hahnenkampf fasziniert zu und denkt sich: „Dabei sein will ich nicht. Aber wer geht für uns die wirklich wichtigen Dinge gekonnt, schnell und effizient an?“ Da gibt’s eine einfache Lösung: Weniger Kampfhähnchen, mehr kluge Frauen in die Politik.
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„Wir werden schon bald konkrete Wünsche an die Arbeitsmarktpolitik richten!“ Wolfgang Wutzl, Obmann AGZeins
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Banker mit Bodenhaftung Vorstandsdirektor WOLFGANG JUST Wie stellen Sie sich den klassischen Bankdirektor vor? Ein bisschen distinguiert, feiner Nadelstreif, präpotenter Schnösel? Nichts als Vorurteile, wenn man Vorstandsdirektor Wolfgang Just von der Sparkasse trifft. Er ist eher von der Sorte hemdsärmelig, sucht schon mal im Wirtshaus Bodenhaftung zu den Kunden und schwingt sich in seiner Freizeit aufs Motorrad. Wir baten den Banker anlässlich des 160. Geburtstages der Sparkasse zum Gespräch über den genetischen Code von Regionalbanken, Ursachen und Folgen der Bankenkrise sowie seine Engagements für St. Pölten. Die Sparkasse ist das älteste Bankinstitut St. Pöltens – es logierte ehemals im Rathaus, im Bürgermeisterzimmer erfolgten die ersten Auszahlungen. War das eine Stadteinrichtung?
Die Sparkassen wurden damals zum Zweck gegründet, auch armen Leuten die Möglichkeit zu bieten, Ersparnisse sicher anzulegen und für später vorzusorgen. Das ist im Grunde genommen unser genetischer Code – bis heute, wobei es zwei Arten gab: Die einen sind tatsächlich Gemeindesparkassen – wo die Gemeinde als Gründer fungierte, die anderen – wie wir historisch betrachtet – sind Vereinssparkassen. Da brachten sich wohlhabende Personen mit Startkapital ein, um die Sparkasse zu gründen. Wobei sich die Sparkasse auch im öffentlichen Leben einbrachte, wovon noch heute etwa der Stadtpark , der Kaiserwald, das Krankenhaus u.ä. zeugen. Ist dieses kommunale Engagement auch noch im 21. Jahrhundert relevant?
Absolut. Wir haben eine festgeschriebene Gemeinwohlorientierung und geben ca. 400.000 Euro pro Jahr für derartige Zwecke aus! Wir würden da auch gerne mehr machen, aber die neuen, zum Teil überbordenden Regularien führen zu einer starken Einschränkung und machen es schwierig, die Gewinne zu steigern. Aber gerade diese Anbindung vor Ort ist die Essenz und Stärke der Regionalbanken. Im Unterschied zu internationalen Großbanken?
Ja, weil man einfach die Leute und Unternehmen vor Ort kennt, ihre Bedürfnisse und darauf eingehen kann. Es ist halt ein Unterschied, ob die Kreditentscheidung in St. Pölten, in Wien oder im Ausland getroffen wird. Wir kennen die Unternehmer, helfen auch, wenn jemand vielleicht Probleme hat, und lassen ihn als Partner nicht gleich fallen, weil wir wissen, dass er es wieder schaffen kann. Dem Banker im Ausland ist das wahrscheinlich herzlich egal – der dreht den Geldhahn zu und stellt die Forderungen fällig. 34
Und dir passiert auf regionaler Ebene auch nicht, dass z.B. deine Kredite weiterverkauft werden. Eine Großbank macht daraus unter Umständen wieder eigene Produkte, verkauft diese gebündelt weiter – und dann bist du plötzlich, ohne es zu wissen, bei einer Bank in London Schuldner oder anderswo. Das offenbarte sich ja auch im Zuge der SubprimeKrise in den USA.
Die amerikanischen Hypotheken wurden damals von den großen Instituten gebündelt, von den Rating-Agenturen – obwohl dies nicht zutraf – gut gerated und in die ganze Welt verkauft, bis sich herausstellte, dass die Kredite faul sind. So etwas haben wir als Regionalbank nicht gekauft!
Viele Leute verstehen ja bis heute nicht, wie die USImmobilienblase, die 2008 dann die gesamte Weltwirtschaft ins Strudeln brachte, zustande gekommen ist.
In den USA war das Problem – und das ist dort systemimmanent – dass der Immobilienindex stieg und die verschuldeten Hausbesitzer daraufhin zu ihrer Bank gingen und sagten: „Schaut, mein Haus ist jetzt 100.000 Dollar mehr wert, gebt mir also soviel mehr Kredit.“ Und sie bekamen das Geld. Als dann die Blase platzte, konnten die Schulden nicht mehr bedient werden. Derartiges wäre in Europa nicht möglich gewesen. Wir als Regionalbank müssen mitunter Kredite ablehnen, weil es wichtig ist, dass die Kunden diese bedienen können und sich nicht übernehmen. Denn wenn etwas schief läuft, würde dies oft den völligen Ruin bedeuten – das will keiner! Das Problem lag also bei den von Ihnen angesprochenen internationalen Großbanken. Warum sind derartige Moloche überhaupt entstanden?
Weil die Philosophie früher lautete: Nur groß ist schön! Mittlerweile ist man draufgekommen, dass das problema-
TEXT: johannes Reichl | Fotos: hermann Rauschmayr
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„Es ist halt ein Unterschied, ob die Kreditentscheidung in St. Pölten, in Wien oder im Ausland getroffen wird.“
tisch ist, weil derlei Institute einen ganzen Staat in seiner Existenz gefährden können – denken wir etwa an die Situation in Irland vor einigen Jahren. Die Institute galten als „too big to fail“, das heißt die öffentliche Hand, also der Steuerzahler, muss für das begangene Missmanagement der Institute einspringen, damit nicht die gesamte Volkswirtschaft mitgerissen wird. Muss sie das wirklich, oder ist das eine Art bequemer Airbag für die Banken? Warum lässt man diese Institute nicht einfach in Insolvenz gehen?
Weil dadurch ein Dominoeffekt ausgelöst wird, der noch viel größeren Schaden anrichtete. Früher hat eine Bank der anderen Bank Geld geliehen – das haben auch wir gemacht, z. B. über Anleihen. Alle haben sich dabei auf die Ratings verlassen – nur, die waren leider nicht immer seriös. Wenn nun oben eine große Systembank, die sich verspekuliert, wegbricht, würde dies alle anderen Geldgeber – Banken,
Versicherungen, Pensionsfonds etc. – in einem Dominoeffekt mitreißen. Am Schluss würden gerade die kleinsten existenziell bedroht und um ihr Geld umfallen, wodurch die gesamte Wirtschaft in Schieflage gerät. Wobei wir in Folge der Krise nunmehr vor einem anderen Problem stehen: Der Geldmarkt in seiner ursprünglichen Form – eine Bank borgt der anderen – funktioniert nicht mehr. Hier musste die Europäische Zentralbank (EZB) einspringen. Was aber auch nicht ungeteilte Zustimmung findet.
Die EZB hat auf zweierlei Weise auf die Krise reagiert: Zum einen agiert sie auf Ebene der Geldversorgung und pumpt Geld ins System, nur – das ist das Dilemma – dieses Geld kommt in der Realwirtschaft zum größten Teil nicht an, sondern wird von den großen Banken wieder bei der EZB geparkt. Zum anderen verfolgt die EZB eine Nullzinspolitik, die in Wahrheit ausschließlich dazu dient, dass sich die Staaten entschulden. Durch diese Politik lassen die MFG 12.14
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MFG URBAN
SPARE UM ZU WIRKEN. Dieser Slogan prangt am alten Sparkassengebäude des 160-jährigen Institutes. Sein Vorstandsdirektor wirkt auch in zahlreichen anderen Institutionen St. Pöltens „weil ich Anhänger der Idee bin, dass sich der einzelne in die Gemeinschaft einbringen soll!“
Staaten aber in ihren Anstrengungen einer wirklichen Konsolidierung nach, die notwendigen Strukturreformen werden nicht mit Nachdruck angegangen. Nehmen wir zum Beispiel Italien: Dort können Unternehmer aufgrund des rigorosen Kündigungsschutzes ihre Mitarbeiter praktisch nicht kündigen, selbst wenn diese noch so inkompetent sind bzw. wenn es aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Gesamtlage die Vernunft erforderte, bevor das gesamte Unternehmen zusammenbricht. Das ist Wahnsinn! Oder ein anderes Beispiel aus Frankreich: Dort ist man ehemals mit kürzeren Arbeitszeiten vorgeprescht, obwohl man sich das gar nicht leisten konnte – heute traut sich keiner, dieses Zuckerl zurückzunehmen.
Zugleich wurden für die Banken teilweise neue Regeln eingeführt. Welche Auswirkungen haben diese ganz konkret für ein Institut wie die Sparkasse Niederösterreich?
Die Regulatoren haben teils sehr strikte Gesetze erlassen, die für alle gleich gelten. Dadurch werden regionale Institute wie unseres mit internationalen Groß- und Investmentbanken, wie z.B. einer Bank of Scotland oder der Deutschen Bank, in einen Topf geworfen. Das ist aber übertrieben, etwa im Fall der erhöhten Eigenkapitalquote: 36
Diese wurde ja von 4% auf 8% erhöht, über zusätzliche Kapitalpuffer kann sie sogar bis 13% hinaufklettern. Das brauche ich aber nicht, weil wir als Regionalbank – im Gegensatz zu Investmentbanken – ja in stockkonservativen, risikoarmen Bereichen agieren. Dieses Geld fehlt uns dann aber für die Wirtschaft, ganz abgesehen davon, dass dich eine noch so hohe Eigenkapitalquote nicht schützen kann, wenn du dein Geschäftsmodell rein auf Spekulation anlegst und scheiterst, wie der Zusammenbruch der Lehman Brothers im Herbst 2008 gezeigt hat. Die hatten nämlich ein hohes Eigenkapital! Weiters gibt es zahlreiche neue Meldepflichten, die die Bürokratie aufgebläht haben und viel Geld kosten, und wir müssen in den europäischen Restitutionsfonds einzahlen, um etwa Banken im Ausland aufzufangen – das ist Geld, das wir wahrscheinlich nie wieder zurückbekommen. Zudem müssen wir in den österreichischen Einlagensicherungsfonds einzahlen. Auch der Konsumentenschutz wird völlig übertrieben mit dem Ergebnis, dass die Kunden überfordert sind. Der Bankberater muss sie heute auf „100.000“ mögliche Gefahren aufmerksam machen, die Leute werden mit einem Packen Papier nachhause geschickt. Die Verunsicherung ist hoch, was sich negativ auf den Börsenplatz auswirkt, weil die Kunden keine Wert-
Banker mit Bodenhaftung
papiere mehr kaufen möchten. Dabei sind etwa Aktien ja nicht a priori zum Spekulieren da, sondern Anteile an realen Unternehmen, an der realen Wirtschaft.
Die Verunsicherung ist auch deshalb hoch, weil viele noch immer den Verdacht hegen, dass die Bankenkrise noch nicht überwunden ist. Wie beurteilen Sie das?
Es gibt natürlich in einigen Staaten nach wie vor Problembanken. Denken wir an Griechenland, dessen Institute sich mit notleidenden Krediten in Höhe von etwa einem Drittel des Bruttoinlandsproduktes konfrontiert sehen. Dennoch orte ich heute weniger eine Bankenkrise, als vielmehr eine Staatsschuldenkrise. Und da brauchen wir in Österreich nicht auf Italien, Spanien, Frankreich schimpfen, sondern müssen uns selbst bei der Nase nehmen. Zwar wird das Budgetdefizit und die gestiegene Gesamtverschuldung gerne auf Hypo Alpe Adria, Kommunalkredit etc. geschoben – nur, wir haben seit Jahren ein so exorbitant hohes Steueraufkommen wie nie zuvor, und schaffen dennoch kein Nulldefizit oder gar, wie es die nordischen Länder in guten Phasen praktiziert haben, einen Budgetüberschuss, um eben für schwächere Phasen gerüstet zu sein. Das sind schon hausgemachte politische Probleme. Das heißt, Sie sehen v.a. die Politik gefordert?
Im Grunde, wie in allen Lebensbereichen, gibt’s ein einfaches ökonomisches Prinzip: Ich kann auf Dauer nicht mehr ausgeben als einnehmen. Auch als Unternehmer muss stets genug Cashflow gegeben sein, und bei einem Staat ist das nicht anders – nur das kapieren manche Politiker nicht bzw. wollen es nicht kapieren. Die verteilen lieber irgendwelche Zuckerl, um bei der nächsten Wahl wieder Stimmen zu gewinnen. Das ist aber fatal! Österreich ist zum Beispiel Subventionsweltmeister! Unsere Subventionsquote liegt doppelt so hoch wie im EU-Schnitt, und viele Förderungen sind absurd. Warum gibt es etwa, wenn ein Unternehmer eine neue Lagerhalle baut, Zinszuschüsse? Entweder er kann sich die Halle leisten oder nicht, aber dass da der Staat unterstützt, halte ich für verfehlt. Das wäre mehr bei der Unternehmungsgründung relevant, auch im Hinblick auf eine Entbürokratisierung der Gewerbeordnung. Oder wir haben in Österreich Absurditäten wie eine Subvention auf Stoffwindeln. Bei aller Liebe vielleicht zum Aspekt des Umweltschutzes – aber Stoffwindeln fördern?! Statt verschiedener Förderungen sollte eine Reduktion der Lohnnebenkosten vorgenommen werden. Das hilft dauerhaft der Wirtschaft und dient dem Erhalt von Arbeitsplätzen.
Unmittelbar nach Ausbruch der Krise 2008 war der Gesprächsbedarf natürlich größer, weil die Leute verunsichert waren. Wir haben darauf aber sehr aktiv reagiert und haben die Kundenkontakte intensiviert. Und natürlich sind wir zum Teil in einen Topf geschmissen worden, so in der Art „Ihr Banken ruinierts uns“ – aber da hab ich mich halt mit den Leuten zusammengesetzt und versucht, die Situation zu erklären. Das ist der Vorteil als Regionalbank, dass du direkt bei den Leuten bist. Umfragen belegen jedenfalls, dass das Vertrauen in die Regionalbanken relativ rasch wieder zurückgekehrt ist, und man muss aus Krisen ja auch das Positive mitnehmen. Was die Banken jedenfalls daraus gelernt haben, ist verständlichere Produkte anzubieten. Teilweise waren das ja schon sehr komplexe Titel. Die Beratung wurde in Folge sicher noch besser, individueller – da haben gerade wir sehr gut ausgebildete Mitarbeiter. Kommen wir zum Abschluss auch auf Ihre persönlichen Engagements. Sie sind zum Beispiel im Vorstand der St. Pölten Plattform 2020. Wie beurteilen Sie deren Performance?
Das Projekt ist in dieser Form einzigartig in Österreich. An der Marketing St. Pölten GmbH sind die Stadt St. Pölten mit 40% und die Plattform 2020 mit 60% beteiligt, und diese Verschränkung zwischen Magistrat einerseits und Wirtschaft, Freiberuflern und Hausbesitzern andererseits finde ich im Sinne des Gesamtfortkommens der Stadt absolut zielführend. Da haben wir schon sehr viel weitergebracht, die Entwicklung der Stadt stimmt – und das kommt ja nicht von irgendwo. Ich bin jedenfalls ein großer Anhänger der Idee, dass sich die Zivilgesellschaft, der einzelne stärker in die Gemeinschaft einbringen soll, weil gute Ansätze ja nicht nur Politiker und Beamte haben, sondern eben auch die Bürger. Dieses Potenzial soll man nutzen! Ein anderes Betätigungsfeld ist die FH St. Pölten,
Es sind aber nach wie vor auch die Banker, die als die bösen Buben dastehen. Waren Sie als Chef einer Regionalbank auch damit konfrontiert?
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„Durch die Nullzins-Politik der EZB lassen die Staaten in ihren Anstrengungen einer wirklichen Konsolidierung nach.“ MFG 12.14
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Banker mit Bodenhaftung
deren Fördervereinsobmann Sie lange waren.
Auch die FH hat sich äußerst positiv entwickelt. 98% der Absolventen finden im Anschluss ans Studium nahtlos einen Arbeitsplatz – und das ist es, worum es geht, dass die Studenten eine Perspektive haben und die FHs nicht am Markt „vorbeiproduzieren“. Was ich mir wünschen würde, wäre noch mehr finanzielles Engagement seitens des Landes im FH-Bereich. Was den universitären Bereich betrifft, verstehe ich nicht, warum in St. Pölten die Siegmund Freund Universität nicht Realität wurde, aber die Karl Landsteiner Universität in Krems sehr wohl. Eine Weiterentwicklung St. Pöltens als Universitäts- und Hochschulstandort macht jedenfalls Sinn, zugleich müssen wir aber auch im Handwerks- und Lehrbereich gut aufgestellt sein. Beides ist wichtig! Sie sind auch Vorstandsmitglied im Verein der Freunde des Stadtmuseums und gelten als kunstaffin. Diesbezüglich haben Sie zuletzt klar gegen die Absiedlung der Kunstsektion des Landesmuseums nach Krems Stellung bezogen. Warum?
Weil ich diesen Schritt für absolut falsch und vor allem für Verschwendung von Steuergeld halte. Nachdem St. Pölten aber nunmehr mit einem „Haus der Geschichte“ im Kulturbezirk beglückt wird, würde ich es spannend finden, wenn man gleichzeitig im Zentrum ein „Haus der Zukunft“ etabliert, das zum Beispiel zeitgenössische Kunst, vielleicht auch zeitgenössische Architektur zum Inhalt hat.
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ZUKUNFT. Online-Banking, prepaid-cards, APPs & Co. „Die digitale Revolution wird den Bankensektor gehörig verändern!“
Das würde auch wirtschaftlich absolut Sinn machen. Womit ich noch einmal auf die Bankenwelt zurückkommen möchte. Welche Änderungen sind da in naher Zukunft für die Kunden zu erwarten.
Die digitale Revolution wird natürlich auch den Bankensektor gehörig verändern. Die Anzahl der Filialstandorte wird zurückgehen, es wird welche an exponierten Stellen geben, wo man größere Geschäfte, z.B. Finanzierungen, abwickelt bzw. sich beraten lässt. Dafür wird man auch weitere Wege in Kauf nehmen. Zugleich können immer mehr Geschäfte online abgewickelt werden – egal ob ich online meine Umsätze verfolge, Überweisungen tätige, in sämtliche persönliche finanzielle Angelegenheiten Einblick halte etc. Diesbezüglich werden zahlreiche weitere Innovationen folgen, alleine wenn ich an diverse APP-Angebote denke. All diese onlineDienste werden auf Sicht nicht gratis zur Verfügung gestellt werden können, weil sie für die Banken Kosten verursachen. Für den Kunden ist letztlich relevant, welchen Mehrwert er daraus ziehen kann – ist dieser gegeben, wird man auch Kosten für die Leistung respektieren. Ebenso wird sich der Trend Richtung prepaid-Cards, wie wir sie anbieten werden, weiter verstärken. Ich lade Geld auf meine Karte und halte sie beim Einkauf nur mehr beim Terminal hin, der Betrag wird automatisch abgebucht. Ängsten, was denn ist, wenn ich die Karte z.B. verliere oder sie gestohlen wird, kann ich nur entgegenhalten: Es ist nicht anders wie im Fall des Verlustes einer Geldbörse. Außerdem gibt es bei den Karten betragliche Limits. Schließlich müssen sich die Bankinstitute auch auf neue Konkurrenz einstellen, wenn wir etwa an die Liaison Apple/Alibaba denken, die ein eigenes Bezahlsystem hochziehen. Da ergibt sich eine Wettbewerbsverzerrung, weil Banken aktuell niederreguliert werden, während andere Anbieter und Schattenbanken nach wie vor relativ unreguliert arbeiten können. Aber es hilft nichts, darüber zu raunzen – wir müssen uns eben darauf einstellen und einfach besser sein!
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10 Jahre MFG
10 JAHRE UND KEIN BISSCHEN LEISE Kinder, wie die Zeit vergeht! eben haben wir noch im Herbst 2004 über der ersten Cover-Story gebrütet und plötzlich schreiben wir Herbst 2014! Die Jahre sind wie im Flug vergangen. es waren „dichte“ Jahre für die Region, für St. Pölten – Jahre voller Weichenstellungen, Veränderungen und entwicklungen. Wir vom MFG haben diese begleitet, dokumentiert, hinterfragt, analysiert. Anbei ein kleiner Rückblick auf die größten themen, Debatten, Sternstunden und Aufreger.
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Gott und seine Welt
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brunn – Der St. Pöltner Taferlstreit (und ein Brief vom Anwalt), ein Besuch in der Tagesheimstätte für Behinderte und das Phänomen Bauchklang. Außerdem der erste 48-Seiter.
MfG
POTTENBRUNN DARf NichT PöLTEN wERDEN
DAS MAGAZIN
URBAN: Master Mag Man eben KULTUR: aus deM bauch heraus SZENE: hard (techno) aber herzlich SPORT: akadeMischer torMann
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haft – weiße Vorverurteilung für Schwarze, eine Kaserne, die keiner will und Isabella Suppanz im Melting Pot.
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ALLES GUTE MFG! URBAN: MEISTERBÜRGER WIllI KULTUR: FOlKT TEGETTHOFF SZENE: AUSGESCHlOSSENE GESEllSCHAFT SPORT: GENERAl IM HAIFISCHBECKEN
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URBAN: Zib‘er Urtyp KULTUR: GrAF iM WOLKeNtUrM SZENE: FreirAUM iM Frei.rAUM SPORT: heihs AUF NeUe spieLer
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IN MA DAS MAGAZ D
Ausgabe 18: Auch Oma trinkt Koma – Komasaufen kennt kein Alter, ZIB-Master Stefan Ströbitzer im Portrait und wieviel Freiraum gibt’s im frei:raum.
AUCH OMA TRINKT KOMA
KOMA - ORANGE
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30.05.2007 11:32:24
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Ausgabe 20: Stufenlos – Barrieren für Behinderte, der große Catcher für die kleinen Leute Charly Rottenschlager sowie ein Visionär aus Deutschland.
STUFENLOS
URBAN: Am checkPoint chArly KULTUR: volle Pulle im museum SZENE: Jugendkulturverschmelzung SPORT: eflers cArAmbolAgekurs
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Ausgabe 21: RosaLila St. Pölten – die Homoszene der Stadt, Frühaustehen mit Daniela Zeller und die Legende von der FABRIK.
URBAN: Verzauberte Menschen KULTUR: zeitgeistfabrik(at) SZENE: illegale partylaune SPORT: kletterMax iM pielachtal
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MAGAZIN AS MA DAS D
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GLANZSTOFF SEidENER FAdEN URBAN: casablanca im kosovo KULTUR: fabelhafter erzähler SZENE: limelight verliert leuchtkraft SPORT: kulturinvasion der invaders
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Ausgabe 23: Glanzstoff am seidenen Faden – die Fabrik zwischen Bangen und Hoffen, einmal Kosovo und zurück und angesagte Revolutionen wie limelight finden nicht statt?
Ausgabe 24:
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DAS MAGAZIN
G MF
Ausgabe 26: In The
gelitten – die Rückkehr des Kaisers ob politscher Rohrkrepierer, lustig und kreuzfidel mit den Schlosskoglern sowie der kleine Tod der Kathi „Katze“ P.
Ghetto? – ehrenrettung für die Herzogenburgerstraße, Seelsorger im Betrieb Leben Sepp Gruber und Joachim Schloemers „St. Pölten Diaries“.
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GRAUEN IST GEIL
... oder doch nicht?
Ausgabe 27: Grauen
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DAS MAGAZIN
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URBAN: DER THANHEISER KULTUR: WE ARE SLAMILY SZENE: FESTIVALLIGA 08 SPORT: NEUE STRIKEBEWEGUNG
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Ausgabe 25: Genug
Schlachtfeld Schule – in der Pause ist die D HTFEL ein Gaukler HLAClos, SCHölle E namens ThanSCHULHannes heiser und die Farm der Tiere. Unser erster 56 Seiter.
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deshauptmann mit Haarpracht – Alles über Prölls Hairkunft, P3 Macher Rudi Vajda und die vierte Dimension sowie eine kolumbianische Rhapsodie mit Andrés Orozcoestrada.
URBAN: Prölls Haarkunft KULTUR: tonkünstlermaestro SZENE: müllHaldenblues SPORT: rasende VerwandtscHaft
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Ausgabe 22: Lan-
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Ausgabe 19: Zweifel-
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Fußball ohne Luft – St. Pöltens Spitzensport im niemandsland, The Küng and I und Surfin STP.
URBAN: The Küng AnD I KULTUR: KADA-schmIeDe SZENE: DIe perfeKTe welle SPORT: pleITen, pech & pAnnen
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Ausgabe 17: Pölten-
Ausgabe 16: ein
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URBAN: Neue sTuDeNTeNbuDe KULTUR: guTes TheaTer SZENE: reiNes sChWermeTall
The City – der Skandal Sperrbezirk in der Rotlichtszene, die Sache mit der S34 und die ganze Wahrheit über Aelium Cetium.
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MFG
Dynamitstangerl zum MFG-Geburtstag – Altbürgermeister Willi Gruber hält Rückschau, die große Fotostory über die Arbeitsmethoden des MFG und „Du kommst da nicht rein“ – Rassismus in nachtlokalen.
Ausgabe 14: Sex In
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Schwerer Junge am Cover – Häfn is Duli, We Were Mods und eine Aufdeckerstory über Aufstieg & Fall von Judl, die sich dem Starmania Casting stellt.
Ausgabe 15: Zwei
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10 JAHRe MFG
ist geil – Das Böse unter der Sonne St. Pöltens, Helden der nacht und MFG goes Underground.
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ZIRKUS F. Mitten in Europa
Ausgabe 28: Anbaggern & Co. – Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Kleinstädter zur Paarungszeit, Art Cop Alois Stöckl, und Manfred Wieninger trifft Marek Miert.
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10 Jahre MFG
Ausgabe 29: Zirkus F. in St. Pölten – der Fritzlprozess und die Folgen, die Sache mit dem Image und das große Raucher-Tagebuch. Der erste 64-Seiter.
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Ausgabe 30: Turbulente Zeiten – Die Krise ist unter uns, welcher Domplatztyp sind Sie? und eine Parallelwelt namens LAMeS. cover.indd 2
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Ausgabe 31: Woodstock in St. Pölten – die Festivals und die Folgen, die sieben St. Pöltner Todsünden und Kalteis im Kalteis.
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Ausgabe 32: Die nackte Wahrheit – die MFG-Redakteure ziehen anlässlich fünf Jahre MFG blank, im Wachtturm der Zeugen Jehovas und ein Mahnmal gegen das Vergessen am Viehofner See.
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Ausgabe 33: The Good, the Bad & the Ugly – Showdown in St. Pöltens Kinoszene, ein persischer Alptraum und die böse Vorahnung „ein Stadion schießt keine Tore“.
MFG
P R E S E N T S
Eine Showdown-Produktion.
In den Hauptrollen Heinz Hueber, Ingrid Hueber, Tezcan Soylu, Alexander Syllaba In weiteren Rollen Bund, Land Niederösterreich, Stadt St. Pölten, Konsumenten Buch und Regie Idealismus, Gerechtigkeitssinn, Existenzangst, Neid, Gier Teilweise gefördert aus Mitteln der Öffentlichen Hand
Ein politisches Trauerspiel in zwei Aufzügen
Ausgabe 34: Fre-
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P.b.b. Verlagspostamt 3100 St. Pölten, 04Z035974M, 06/10, EURO 1,50
quency, ein politisches Trauerspiel – über zu viel „Müll“ rund ums Festival, Sexnachhilfe für Priester und Freunde der Blasmusik. Der erste 80 Seiter.
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STALINGRAD
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Zugestellt durch Post.at
Ausgabe 37: Tod dem toten Sonntag – von allzuviel SonnINTEGRATION tagsruhe am Tag des Herren, wie man eine private Gesundheitsuni verhindert und eine Begegnung mit dem Disco-Opa am Oldiesabend.
Ausgabe 35: Stalingrad – Überlebender Franz Schweiger über Liebe und Glaube inmitten des Wahnsinns, der Zug fährt ab Richtung Zukunft und CSI St. Pölten am Domplatz.
TITEL
Matthias absolutus URHEBER
Das Volk JAHR
Frühes 21. JahrhunDert ORT
bürgerMeister galerie st. Pölten, österreich
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Mfg Verlag
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INTEGRATION
MEIN KLIPP-KLAPP-BUCH
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Ausgabe 38: Sonnenkönig Stadler – einer für sich, alle gegen einen, leere Gemeindekassen und der Imam im Gespräch mit einer Dame. Start von Reich(l)ebners Panoptikum. Der erste 84-Seiter.
Ausgabe 36: Mein INTEGRATION Klipp-Klapp-Buch – die Sache mit der Integration, das Geschäft mit dem Tod und Molti, Spotzl, Pichla und eigi im Saturday night Fever.
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Frequency
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Ausgabe 39: The end Of The World – ein Jahr vorm propagierten Weltuntergang, Aufruf zum Ungehorsam in der katholischen Kirche und ein hofierter naziKünstler im Stadtbild.
Ausgabe 40: Liebes-
Ausgabe 44: nachruf
Heim(liche) Gewalt – von Tätermännern und Opferfrauen, 19 minutes of shame bei Beate Schrotts Olympia Verabschiedung und König St. Pauli.
auf den Froschkönig – urbane Wachküsserinnen, Lady Cupcake und 15 Jahre Seelenmacher im Festspielhaus. Der erste 88 Seiter.
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Ausgabe 48: ein
Dieses Gebetsbuch wurde von Heinrich Fahrngruber am Tag nach dem Novemberpogrom 1938 aus den Ruinen der Synagoge geborgen und auf dessen Wunsch 1998 wieder zurückgebracht.
zurückgebrachtes jüdisches Gebetsbuch – die zerstörte jüdische Gemeinde, VoithDemontage auf Raten und das vorerst letzte Bauchklang-Interview.
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Ausgabe 50:
Ausgabe 49: Drachentöterinnen – St. Pöltner Frauenbilder, ein echter Habsburger im Bischofspalais und St. Pölten im ersten Weltkrieg.
Kunstraub am Landesmuseum?
Kunstraub am Landesmuseum – eine Kunst-Amputation ohne Absprache, Krankenhausmitarbeiter als Patient im eigenen Haus und der lange Schatten des Priesterseminarskandals.
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P.b.b. Verlagspostamt 3100 St. Pölten, 04Z035974M, 03/14, EURO1,50
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Ausgabe 47: Die Leinergänse ziehen nach Süden – der Verkauf vom Familiensilber, Daddy Cool in Väterkarenz und die Sache mit dem gestohlenen St. Pöltner Wetter.
Giebelkreuz – St. Pölten gegen Raiffeisenlandesbank, das ist Brutalität, trautes Heim Glück allein und der letzte Harlekin von St. Pölten.
Ausgabe 45: Knigge für wahlwerbende Politiker – politische Stilblüten und Untergriffe im Landes-Wahlkampf, Bernhard Wurzer has left the buidling und eine Glaubensfrage namens S34.
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1986 – 2012
N RAMTE PIKO MEN
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Ausgabe 43:
Ausgabe 46: Unterm
Unterm GiebelkreUz
Piraten kommen – Peter Filzmaier über politische Glücksritter, Altparteien und Piraten, man in black Matthias Adl und Time To Say eYBDOOG am Voithplatz!
die
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große MFG-Schlagerparade – heile Welt im Dreivierteltakt, St. Pöltner Zocker am Finanzmarkt und ein eGOn namens Tezcan.
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Heim(liche)
GEWALT
Ausgabe 42: Die
Ausgabe 41: Die
gschichten und Heiratssachen – Balzverhalten in Zeiten von bits & bytes, Hauptstadt Versteinerungen und als der Mario noch am Voithplatz war.
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Ausgabe 51: Wir sind WIR SIND
FINANZMINISTER
Finanzminister – Schellingmania in St. Pölten, zu Gast in St. Islam und the dark road of the town.
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10 Jahre MFG
www.dasmfg.aT St. Pöltens gute Seite
Nach 10 Jahren darf (soll!) man sich schon mal einen neuen Anstrich verpassen, und so haben wir uns und Ihnen, werte Leser, zum Jubiläum einen Homepage-Relaunch geschenkt. Anbei die teils neuen Features im Überblick.
1 THEMEN: Hier können Sie die Artikel der jeweiligen Kategorie abrufen.
geben Sie hier Ihr Schlagwort ein – die Suchfunktion spuckt Ihnen die relevanten Artikel aus.
2 ARCHIV: Hier finden Sie alle bisherigen MFG-Ausgaben als epaper.
7 DIREKT BEIM KUNDEN: Da können wir nur den klassischen, aber völlig zutreffenden Satz strapazieren: „Hier könnte Ihre Werbung stehen!“ Bei Interesse kontaktieren Sie uns bitte unter office@dasmfg.at
IHRE MEINUNG: Sie möchten uns nicht zu einem einzelnen Artikel (den Sie nun auch direkt kommentieren können) Feedback geben, sondern einen allgemeinen Leserbrief schicken? Hier haben Sie die Möglichkeit dazu. 3
4 DAS SIND WIR: Unter dem Menüpunkt Team erfahren Sie nicht nur ein bisschen Backgroundinformationen zur MFGMannschaft, sondern können per einfachem Klick auch in sämtlichen, bislang im MFG erschienene Artikeln ihres Lieblingsautors stöbern! 5 EPAPER & CO.: Sie möchten auch online das Magazin in seinem Print-Layout lesen? Dann werfen Sie einen Blick ins epaper. Zudem können Sie sich hier in den Gratis-Postversand eintragen oder mit uns in Kontakt treten. 6 SUCHEN UND FINDEN: Sie möchten wissen, ob bzw. was MFG zu einem bestimmten Thema geschrieben hat? Dann
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8 UNSERE MEINUNG: Im MFGBLOG versorgen Sie in Hinkunft einige MFG-Autoren auch zwischen den Ausgaben mit Lesestoff. Frei von der Leber weg geben sie ihre persönliche Meinung und Sicht der Dinge wider, die auch schon einmal den im MFG-Printmagazin obligatorischen Regionalkontext durchbrechen können. 9 UNGEFILTERT: In der Rubrik „ungefiltert“ stellen wir ausgewählte Presseaussendungen diverser Absender wie Parteien, Behörden und Co. online, genauso wie sie bei uns in der Redaktion eintrudeln: 1:1, ungefiltert und journalistisch unaufbereitet. 10 HINAUS IN DIE WEITE WELT: Ein Artikel hat Ihnen gefallen oder Sie aufgeregt? Teilen Sie ihn gleich direkt von der Homepage weg mit ihrer Facebook Community oder kommentieren
Sie ihn via Twitter. Und selbstredend können Sie hier auch gleich Ihren persönlichen Kommentar abgeben und vielleicht mit anderen Lesern in Diskussion treten. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Spaß und können in Abwandlung eines Songs der altehrwürdigen Beach Boys nur empfehlen: Surfin‘ MFG!
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MEHRWERT: Die Artikel können Sie nicht nur (s. Pkt. 10) online „weiterverwerten“ oder durch die dazugehörigen Fotos klicken, sondern durch Klick auf den Autor gelangen Sie auch auf dessen Autorenarchiv.
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PERFEKT FÜR KIDS & FAMILIEN! UNSERE APPETIT-ANREGER!
HAPPY BOWLING-TARIF. Unschlagbare 1,90 Euro (vor 18:00 Uhr) oder 2,90 Euro (nach 18:00 Uhr) pro Bowlingspiel! Mit dem Happy Bowling-Tarif sparen Schüler, Lehrlinge, Studenten, Präsenz- und Zivildiener von Montag bis Mittwoch (ausgenommen an und vor Feiertagen). FAMILY SUNDAY. Sonntags gibt‘s für Kinder bis 14 Jahre ein familienfreundliches Special: Zahlen auf einer Bahn zwei Erwachsene den regulären Preis, so bowlen bis zu vier Kinder um 1,90 Euro pro Spiel!
Entspannt am Wochenende frühstücken und sich in der Mittagspause köstlich stärken! Bei NXP Bowling bieten wir täglich ab 14:00 Uhr Bowling-Action und eine umfangreiche Speisekarte an. Zusätzlich starten wir an Samstagen und Sonntagen schon um 9 Uhr in den Tag! Neben dem „Kontinentalen Frühstücksbuffet“ um 4,90 Euro bietet das umfangreiche „NXP Frühstücksbuffet“ um 6,90 Euro: Bio-Semmel, Vollkörnderl, Butter, Marmelade, Aufstriche, Müsli, Schinken, Käse, Gemüse, Süßes, Frühstücksei. Billardspielen ist vormittags auch möglich! Werktags von Montag bis Freitag (nicht an Feiertagen!) öffnen wir die NXP Lounge bereits um 11:30 Uhr und laden zusätzlich zu unseren bekannten Köstlichkeiten von der regulären Speisekarte auch zu laufend abwechselnden Mittagsgerichten ein. Verbringen Sie Ihre Mittagspause bei uns und genießen Sie das trendige Flair, unsere stärkenden Lunch-Angebote und natürlich unsere Tee- und Barista-Spezialitäten!
Öffnungszeiten Täglich geöffnet! Bowling ab 14:00 Uhr! Montag bis Mittwoch: 11:30 bis 00:00 Uhr Donnerstag: 11:30 bis 01:00 Uhr Freitag: 11:30 bis 02:00 Uhr Samstag: 09:00 bis 02:00 Uhr* Sonntag: 09:00 bis 23:00 Uhr* * Am Samstag und Sonntag ab 9:00 Uhr Frühstücksbuffet!
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Hainburg und die Freiheit Vor 25 Jahren fiel der Eiserne Vorhang und mit ihm die befestigte Grenze zur Tschechoslowakei. In Hainburg kam es zum ersten massenhaften Grenzübertritt der slowakischen Bürger. Welche Hoffnungen und Ängste brachte das mit sich? Wie erlebten die Menschen diesen Umbruch? Und wer hat profitiert?
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ie Geschichte der Freiheit ist die Geschichte des Widerspruchs.“ Zu dieser Einsicht gelangte einst Woodrow Wilson, jener US-Präsident, in dessen Amtszeit der Erste Weltkrieg tobte. Wilsons nobler Versuch, mit dem Völkerbund von 1920 dauerhaften Frieden in Europa und der Welt herzustellen, scheiterte. Aus dem „Großen Krieg“ ging der Kontinent ideologisch zersplittert hervor. Auf die Frage der Freiheit folgte ein Kampf der Systeme. Dem Faschismus in Teilen Europas stand die kommunistische Sowjetdiktatur gegenüber. 1945 war zwar der Faschismus besiegt, aber die ideologische Spaltung Europas blieb. Auf einer Strecke von 8.500 km, von der Barentsee bis zum Schwarzen Meer, verschwand der Osten Europas hinter einer zur Festung ausgebauten Grenze aus Stacheldraht, Sprengfallen, Wachtürmen und Hochspannungszäunen. Ein großer Teil davon grenzte an Nieder österreich. Zwischen der Tschechoslowakischen Sozialistischen Repuˇ blik (CSSR) und Österreichs größtem Bundesland entstand einer der tödlichsten Abschnitte des Eisernen Vorhangs. Rund 730 Menschen ließen an dieser Grenze ihr Leben. Das andere Hainburg Am 24. November 1989 erreichte die Wende als einen der letzten Ostblock-Staaten auch die Tschechoslowakei. Den Protestbewegungen gelang das, was zuvor schon in Ungarn, 48
der DDR und Polen erreicht wurde. Die „Samtene Revolution“, wie man die Wende in der Tschechoslowakei später nennen sollte, hatte gesiegt, die kommunistischen Machthaber mussten abdanken. Zum ersten massenhaften Grenzübertritt tschechoslowakischer Bürger sollte es im Dezember bei Hainburg an der Donau kommen. Fünf Jahre zuvor hatte das verschlafene Städtchen an der Grenze zur Slowakei in einem anderen Zusammenhang historische Bedeutung erlangt. Die Hainburger Au-Besetzung markierte einen Wendepunkt der österreichischen Zivilgesellschaft. Nun sollte auch die tschechoslowakische Bevölkerung in der kleinen Grenzstadt ein Zeichen setzen. Der überraschende Friedensmarsch traf Hainburg völlig unvorbereitet und blieb medial wie politisch weitgehend unbeachtet. Nur an eine Person waren die slowakischen Organisatoren im Vorfeld herangetreten: Den damals 27-jährigen Hainburger Thomas Häringer. In einem Café in Hainburg erzählt Häringer wie es zu dem Ereignis kam: „Mein Vater war Kommunist. Mit ihm reiste ich noch vor der Wende nach Prag. Und offenbar dürfte ich mich dort etwas zu kritisch geäußert haben, weil mich der Geheimdienst gar nicht mehr auslassen wollte. Über Umwege wurde aber auch die slowakische Bürgerbewegung auf mich aufmerksam. Und im November 1989 ist man dann an mich herangetreten.“ Häringer traf sich mit Wortführern
der Bewegung „Öffentlichkeit gegen Gewalt“, darunter Jan Budaj, eine Ikone der Samtenen Revolution und Milan Knažko, Schauspieler und späˇ terer Kulturminister der Slowakei. Die Aktivisten offenbarten dem jungen Hainburger ihr Vorhaben, nach einer Demonstration in Bratislava bis nach Hainburg gehen zu wollen, um an der Thebener Überfuhr am Donauufer eine Kundgebung zu veranstalten. Häringer sprach also beim Bürgermeister vor, der ihn, den „Kommunisten-Bua“, überraschenderweise beim Wort nahm, etwas, das Häringer dem Bürgermeister bis heute hoch anrechnet. „Beim nächsten Treffen waren dann schon
TEXT: Stefan Weiss | Fotos: Stefan weiss, Huszar
Spaziergang in den Westen. Am
10. Dezember 1989 marschierten tausende slowakische Bürger über die Grenze nach Österreich und feierten am Hainburger Donauufer ein spontanes Friedensfest.
Leute von den Ministerien und vom Militär dabei“, sagt Häringer. Der zeitgeschichtlichen Dimension sei man sich aber trotzdem nicht ganz bewusst gewesen, meint er weiter. „Es ging eher darum, nur ja keinen diplomatischen Skandal zuzulassen.“ Auch das Risiko etwaiger Ausschreitungen wurde diskutiert. Und hartnäckig hält sich in Hainburg das Gerücht, dass am besagten Tag hunderte Jagdkommando-Soldaten des Bundesheeres im Grenzbereich in Bereitschaft gewesen wären. Bis zuletzt wusste man nämlich auf westlicher Seite nicht, wie die Grenzsoldaten auf den Marsch reagieren würden. Als es am 10. Dezember so weit war,
blickten die Hainburger aus sicherer Entfernung mit Ferngläsern auf die Grenze. Doch alles blieb ruhig, es fiel kein Schuss. Ein Herz aus Stacheldraht Auch Erna Frank, Hainburgs Stadthistorikerin, erinnert sich an jenen sonnigen Dezembertag, als die Slowaken die Grenze überschritten: „Wir standen bereit, um sie traditionell mit Salz und Brot zu begrüßen. Ich habe noch das Bild eines alten Mannes vor mir, der mir weinend in die Arme fiel.“ Ein paar Paletten Mineralwasser, ein provisorisches WC im Auwald und einen Traktoranhänger für die Tonanlage – mehr hatten die Hainburger
Gastgeber zunächst nicht anzubieten. Die Stadt hatte mit ein paar hundert Teilnehmern gerechnet, doch dann waren es plötzlich tausende. Laut Thomas Häringers späteren Schätzungen müssten es zwischen 50.000 und 70.000 gewesen sein. Am Abend schifften Slowaken ein drei Meter hohes Herz aus Stacheldraht ans Hainburger Ufer, um es als Denkmal aufzustellen. Auf slowakischer Seite steht noch immer ein solches Herz. „Bei uns hat es irgendwann das Hochwasser unter sich begraben“, ärgert sich Häringer. Für Erna Frank hat dieses Versinken des Herzes aber auch eine schöne Symbolik: „Das steht jetzt eben für eine überwunMFG 12.14
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heute auf die Grenzöffnung zurück? „Mit gemischten Gefühlen“, meint Häringer, denn verkehrstechnisch sei die Wende eine Zäsur für diese Stadt gewesen. Vor allem ihr mittelalterlicher Kern leide unter der fehlenden Umfahrung. Und während Hainburg vor der Öffnung eine Stadt mit sinkender Bevölkerung war, steigt sie seither ungebremst an. Etwa 1.000 Slowaken leben heute in Hainburg. Tendenz steigend. „Das gefällt vielleicht manchen nicht, aber ich glaube, spätestens in 50 Jahren wird hier slowakisch gesprochen. Denn erstens sind wir überaltert, zweitens viele latent fremdenfeindlich und drittens wandert die ursprüngliche Bevölkerung ab“, sagt Thomas Häringer. Erschreckend findet er diesen Befund aber nicht. Denn Hainburg habe schließlich schon öfter die Sprache gewechselt. „Wir sind ein historischer Schmelztiegel, schau dir den Friedhof an und welche Namen du dort liest! Da ist vieles dabei.“
ACHTUNG STAATSGRENZE. An den Eisernen Vorhang erinnern heute nur noch ein paar Relikte. Thomas Häringer zeigt die Felder, in denen die Slowaken ihre Revolution feierten.
dene Zeit. Außerdem ist es da ja immer noch irgendwo.“ Eine von den zehntausenden Teilnehmern am Hainburger Friedensfest war Alena Heribanová, damals beliebte Fernsehsprecherin in der Tschechoslowakei, heute Direktorin des Slowakischen Kulturinstituts in Wien. Sie erinnert sich: „Wir erwarteten etwas Neues, ein neues Leben. Für mich gilt das doppelt, denn ich war im vierten Monat schwanger. Wir weinten und haben uns umarmt. Unsere fünfjährige Tochter dachte, es sei jemand gestorben, bis wir ihr erklärten, dass wir einfach glücklich sind.“ „Wirklich stolz“ ist Heriba50
nová heute vor allem auf die „Idee einer sanften Revolution. Es war alles sehr friedlich und die Leute waren glücklich, ohne Ärger. Alle waren für etwas und nicht gegen etwas. Es war ein fantastischer Anfang. Meine Tochter hatte immer gesagt: ‚Stimmt’s Mama? Dort drüben ist Österreich. Dort ist es schöner.’ Und ich antwortete: ‚Ja, ich glaube dort gibt es Freiheit.’ Als dann ein Hainburger meiner Tochter Schokolade geschenkt hat, war das der Moment, an dem wir wussten, dass jetzt alles besser wird, dass das gute Leute sind.“ Und wie blicken die Hainburger
Erfüllte Hoffnungen? Für Alena Heribanová haben durch die Öffnung ganz klar beide Seiten profitiert. So wurden etwa sehr bald die ersten grenzüberschreitenden Schüleraustausche ermöglicht. Auch ihre eigenen Kinder gingen in Österreich zur Schule. „Die österreichische Wirtschaft, vor allem die Banken, haben sehr stark profitiert“, meint sie. Und die Slowaken seien etwa für das österreichische Gesundheitssystem sehr wichtig geworden, vom Pflegepersonal bis zu den Ärzten. Stefan Eminger, Historiker des Niederösterreichischen Landesarchivs, sieht die Ostöffnung mit Blick auf die Grenzregionen differenzierter. Nicht alle Hoffnungen, die man zunächst hegte, hätten sich damals erfüllt, so Eminger. „Die Abwanderungen im Waldviertel und teilweise auch im Weinviertel gehen leider ungebremst weiter.“ Vor allem Jüngere würden stark in die Bezirkszentren oder gleich weiter nach Wien ziehen. Für die Grenzgebiete habe die Ostöffnung zunächst vor allem enorme Kaufkraftabflüsse in die Nachbar-
HAINBURG UND DIE FREIHEIT
staaten gebracht, so Eminger. Dazu kam, dass neben Großkonzernen vermehrt auch Mittelbetriebe ihre Produktion nach Osten auslagerten. „Die Reallöhne lagen dort 1996 bei 36 Prozent der österreichischen – klar, dass Unternehmen hier nicht lange überlegen“, so der Historiker. Es waren also in erster Linie wirtschaftliche Entwicklungen, die den euphorischen Jubel nach der Ostöffnung, zumindest in der Grenzbevölkerung, erst einmal dämpfen sollten. „Dazu kam aber noch die innenpolitisch veränderte Situation durch den Erfolg der FPÖ“, so Stefan Eminger. Das sogenannte Anti-AusländerVolksbegehren, das 1992 von einer halben Million Menschen unterzeichnet wurde, habe zu einem Klima beigetragen, in dem große Unsicherheit und Ängste wachsen konnten. Auch der EU-Beitritt von 1995 stand vor der Tür. Da die österreichische Politik zunächst den eigenen EU-Beitritt geordnet über die Bühne bringen mus-
ERINNERUNG. Thomas Häringer und Erna Frank am heute verwilderten Grenzgelände.
ste, habe man sich erst ab dem neuen Jahrtausend mit Nachdruck den östlichen Nachbarn zuwenden können, so der Historiker. Erst mit der EUOsterweiterung 2004, im Zuge derer auch Tschechien und die Slowakei beitraten, wurde eine Trendwende erreicht. Das schlug sich auch in den persönlichen Einstellungen der Menschen nieder, wie eine Langzeitstudie der Gesellschaft für Europapolitik
zeigt. Der in den Grenzräumen von Ober- und Niederösterreich durchgeführten Studie zufolge, waren im Jahr 2001 nur 46 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Grenzöffnung etwas Positives war – 2011 waren es schon 65 Prozent. Bei der Frage nach einem Resümee über den Zusammenbruch des Ostblocks verweist Stefan Eminger auf den Historiker Eric Hobsbawm. Folgt man dessen These, so habe sich der Kapitalismus, so lange es die Konkurrenz des Ostblocks gab, eine stärkere soziale Seite leisten müssen und konnte sich nicht so unumschränkt manifestieren, wie er es heute teilweise in seiner neoliberalen Ausformung tut. Die Frage nach der Freiheit, das wusste schon der eingangs zitierte Woodrow Wilson, wird also auch in Zukunft immer wieder aufs Neue gestellt werden müssen. 1989 aber – und das hat die Geschichte gezeigt – hat man sie für den Moment richtig beantwortet.
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SHORTCUT KULTUR
Freydenstein Auch wenn die aktuelle Inszenierung des Landestheaters Niederösterreich von Joseph Roths Radetzkymarsch all das bietet, was man am so genannten Regietheater nicht mögen muss (ein im wahrsten Sinne des Wortes „schräger“, offenbar dem Radetzkymarsch abgeleiteter Schweinsgalopp, der den Autor Roth zum Stichwortgeber einer halblustigen Nummernrevue degradiert), so ändert das nichts an einer Tatsache: Roths Romane und Erzählungen sind aktueller denn je. Dass seine puren Worte immer noch wirken, bewies LandestheaterIntendantin Bettina Hering übrigens vor Kurzem bei einer hinreißenden Lesung im Café Emmi. Neben Karl Kraus gehörte Roth zu jenen Weitsichtigen, die es schafften, das Große im Kleinen widerzuspiegeln. Meisterlich gelang es ihm, den „Weltuntergang“ des Ersten Weltkriegs anhand von Einzelschicksalen begreiflich zu machen. Jede und jeder liefert ein Puzzleteilchen zum großen Breakdown. Aus Angst, aus Faul- und Feigheit, oft durch Intoleranz. Oder durch zuviel Toleranz am falschen Platz. Wenn man nämlich den Anfängen nicht wehrt. „Seid wachsam!“ ruft Oskar Werner Jahrzehnte später im Film „Der letzte Akt,“ als alles nur noch ein Scherbenhaufen ist, in dem bloß das große Sterben wie geschmiert funktioniert: beherzigenswert, nicht nur in vergangenheitsbewältigender Sicht, sondern auch im Hier und Jetzt. Nichts gegen Kritik an schmissigen Burschenschafterbällen – aber auch in diversen „Begegnungs“Zentren ach so friedliebender Religionsangehöriger ist mitunter die Kacke gehörig am Dampfen. Sie ist vielleicht nicht braun. Aber mindestens so gefährlich. Nur über die beschworenen „Anfänge“ sind wir, so steht’s zu befürchten, schon weit hinaus.
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Meisterlich Es gibt wenige Veranstaltungsreihen, die sich durch all die Wirren sich wechselnder Geschmäcker und Moden 20 Jahre lang am Markt behaupten – die Meisterkonzerte St. Pölten gehören aber dazu, nicht zuletzt dank des immer wieder spannenden Programms, das der künstlerische Leiter Robert Lehrbaumer Jahr für Jahr aus dem Hut zaubert. Auf seine persönlichen Highlights angesprochen, muss er passen: „Es fällt mir ehrlich gesagt schwer, von den vielen Veranstaltungen mit den besten Interpreten unserer Zeit, die jenen der Wiener und Salzburger Festspiele um nichts nachstehen, irgendwelche herauszuheben.“ Ein Blick auf die Berühmtheiten vergangener Spielzeiten bestätigt dies eindrucksvoll, wobei für Lehrbaumer letztlich die Bindung zu den treuen Besuchern am erfüllendsten ist: „Es ist so kurzweilig, diese Konzerte zu planen, offensichtlich auch fürs Publikum, das mir immer mehr zur großen Familie wird und durch reizende Feedbacks immer wieder Motivation und Inspiration schenkt.“ Wie zum Beispiel fürs nächsten Konzert. Am 8. Dezember steht zum ersten Mal Swing der 20’er und 30’er Jahre am Programm!
Bader, Medikus, Primar Wenn man die neue Ausstellung im Landesmuseum Niederösterreich „Bader, Medikus, Primar“ besucht, begreift man rasch, dass wir in Sachen Gesundheitsversorgung heute auf allerhöchstem Niveau jammern. „Das heute
Selbstverständliche ist erst eine Errungenschaft der letzten 100 Jahre, die ersten größeren Spitalsbauten entstanden erst in der Gründerzeit. Noch in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts waren in manchen Regionen ‚Wundärzte‘ tätig, zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es nur in großen Städten Zahnärzte und so mancher ‚Heiler‘ war noch nach dem 2. Weltkrieg Anlaufstelle bei körperlichen Beschwerden“, erläutert Ausstellungskuratorin Elisabeth Vavra. Sie hat sich mit der Entwicklung der Gesundheitsversorgung auseinandergesetzt und dabei absolut Spannendes zutage befördert. Oder wussten Sie etwa, dass Bader oder Wunderarzt einmal ein in Zünften organisierter Handwerksberuf war? www.landesmuseum.net
Fotos: Landestheater, Landesmuseum, zVg
Wachsamkeit
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BÜRo V
Links zwo drei, rechts zwo drei Am 10. Jänner findet mit dem Hauptstadtball DAS Highlight der Ballsaison statt. MFG hilft Ihnen bei den Vorbereitungen, denn Hand aufs Herz – wann haben Sie zuletzt Ihren Partner geschnappt und eine flotte Sohle aufs Tanzparkett gelegt? Oder gar eine fremde Person dazu aufgefordert? Na eben! Höchste Zeit also für einen kleinen Auffrischungskurs, damit Sie für den Hauptstadtball 2015 tänzerisch voll gerüstet seid. Keine Sorge, an dieser Stelle folgt keine trockene Anleitung zu den richtigen Tanzschritten, dazu gibt es ausreichend (Video-)Anlei-
Wiener Walzer
tungen im Internet. Wir liefern jedoch gerne die passende Musikauswahl für Standard- & Lateinamerikanische Tänze. Anbei ein paar Empfehlungen für Übungsstunden zuhause:
Klassiker
Modern
Dmitri Shostakovich – Waltz No. 2
Seal – Kiss from a Rose
Langsamer Walzer Simply Red – If You Don‘t Know Me By Now
Norah Jones – Come Away With Me
Quickstep
Louis Prima – Sing,Sing,Sing
Beyoncé – Single Ladies
Slowfox
Frank Sinatra – Cheek to Cheek
Gabriella Cilmi – Sweet About Me
Tango
Tango – Roxanne
Shakira – Objection
Cha-Cha-Cha
Cher – The Shoop Shoop Song
Tom Jones – Sex Bomb
Jive
Chuck Berry – You Never Can Tell
Christina Aguilera – Candyman
Paso Doble
Pascual Marquina – España Cañí
Fatboy Slim – Right Here Right Now
Rumba
Guantanamera
Celine Dion ft. R. Kelly – I'm Your Angel
Samba
Sérgio Mendes – Mas Que Nada
Stella Soleil – Kiss Kiss
HAUPTSTADTBALL 2015, 10. Jänner 2015, VAZ St. Pölten Saaleinlass: 19.30 Uhr Ballbeginn: 20.30 Uhr Erwartete Besucher: bis zu 6.000 Personen Musik: 6 Live Gruppen, 2 Discos, verschiedenste Tanz- und Showeinlagen Barbereiche: rund 25 kulinarische Versorgungsstellen Gewinnspiele: Gesamtwert über € 10.000,– Ticketpreise: Erm. EUR 25,–, VVK EUR 28,–, AK EUR 33,– VIP-GOURMET-KARTE EUR 27,– VIP-GOURMET-KARTE erm. EUR 22,– Vorverkaufsstellen: VAZ St. Pölten, Buchhandlung Schubert, Bürgerservicestelle Rathaus, Büro V GmbH, Sparkasse NÖ Mitte West AG (Domgasse 5 und im Zentrum am Schwaighof), Leiner St. Pölten, Flieger Bräu, Boutique Noblesse
Fernsehen mit der App kostenlos über Google Play und im Apple Store
RUND UM DIE UHR IM KABELNETZ DER
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ALS LIVESTREAM AUF P3TV.AT
MFG KULTUR
MIMI WUNDERER
Vor Dienstschluss Mimi Wunderer ist die Bühne im Hof und die Bühne im Hof ist Mimi Wunderer. Dass die Bühne-Gründerin Ende nächsten Jahres in Pension geht, scheint daher für die meisten noch unvorstellbar. Ein Gespräch über die veränderte Kulturszene, den Kampf um Selbständigkeit, viel Überzeugungsarbeit und das Leben danach.
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ie Bühne im Hof an „normalen“ Arbeitstagen hat nichts vom bunten lauten Treiben der Abendveranstaltungen. Das kleine Team arbeitet zurückgezogen in seinen Büros, nur ab und an dringen einige Wortfetzen auf den Gang heraus und zeugen vom Leben hinter Mauern. Auch Wunderers Büro kommt unaufgeregt daher – alles ist ordentlich aufgeräumt, weiß getünchte Wände und eine große Glasfront versprühen Nüchternheit. Allein der Chihuahua 54
Diego ist über den Besuch wenig erfreut und bricht die beschaulicharbeitssame Ruhe durch aufgeregtes Gekläffe. „Den hab ich von meiner Nichte geerbt“, verrät Wunderer wenig enthusiastisch und spricht von einer Art Hassliebe. „Ich hab ihn jetzt acht Jahre, aber wir sind noch immer verfeindet. Er beißt mich manchmal – er ist ein richtiger Macho!“ Wer Wunderer aber kennt, weiß, dass sie noch mit jedem fertig geworden ist – und so gibt auch Diego irgendwann klein bei,
hüpft auf ihren Schoß und versteckt seinen Kopf unter ihrem Arm. Das Ende der Kultur? Wunderer und ich vollführen derweil konzentrische Kreisbewegungen um ihren nahen Abschied, der zwar unterschwellig als Kernthema in der Luft liegt, aber doch – so als müssten wir uns erst behutsam von außen nach innen vorarbeiten – derweil unausgesprochen bleibt. Stattdessen beginnen wir das Gespräch mit einem Blick auf die aktuelle Kulturszene, die Wunderer einigermaßen zwiegespalten wahrnimmt. Zum einen attestiert sie St. Pölten selbst – nicht nur künstlerisch, aber natürlich auch diesbezüglich – eine äußerst positive Entwicklung. „Im letzten Vierteljahrhundert hat St. Pölten enorm gewonnen – mit der Bühne im Hof, dem Landestheater, dem VAZ, dem Festspielhaus, dem Cinema – wir haben hier ja wirklich alles.“
TEXT: JOHANNES REICHL | Fotos: Hermann Rauschmayr
Zum anderen sieht sie die allgemeinen Entwicklungen im Kulturbusiness, die stark mit gesamtgesellschaftlichen einhergehen bzw. deren Ausfluss sind, auch kontraproduktiv. „Die Szene ist dilettantisch und aufgebläht geworden. In Österreich ist es ja so, dass jemand am Abend eine Konzertveranstaltung besucht und am nächsten Morgen glaubt, er ist Experte und kann sowas selbst auf die Beine stellen.“ Dadurch würden sich immer mehr Glücksritter im Veranstaltungssegment tummeln, was der Qualität abträglich sei und den renommierten Bühnen negativ zusetze. „Was ich wirklich ankreide ist dieser unglaubliche Überfluss an Angeboten – und umso mehr es gibt, umso lächerlicher, banaler und billiger werden sie. Ich war die erste, die hier vor 25 Jahren eine Alternativbühne etabliert hat, vorher hat es das in St. Pölten nicht gegeben. Heute hingegen hast du in einem Umkreis von vielleicht 25 Kilometern 65 verschiedene Veranstalter – das ist Wahnsinn!“ Wahnsinn, weil dadurch die Kultur, die Qualität, die Wertschätzung der Künstler leiden würden. Als Hauptverantwortliche für diese Entwicklung ortet sie neben unprofessionellen Veranstaltern v.a. auch eine neue Managergeneration. „Der Typus des geldgierigen Managers, der die Künstler ausbeutet und überall hin verkauft, hat überhand genommen. Es geht nur mehr ums Geld und die Quote!“ Anstatt dass Kultur idealtypisch für Inhalte, Aufklärung und Bildung steht, „was auch die Aufgabe der subventionierten Betriebe sein sollte, erleben wir ein Absinken auf Musikantenstadl-Niveau.“ Die leichte Muse greife um sich, wobei Wunderer auch einen gewissen gesellschaftlichen Eskapismus als Wurzel ortet: „Viele Menschen haben keine Perspektiven mehr. Das Leben wird als schwer empfunden, deshalb sucht man in der leichten Unterhaltung eine Art Ausgleich, flüchtet vor dem Alltag – nur das Leben ist halt
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nicht nur schwer und nur leicht, alles gehört dazu, das müsste die Kultur auch widerspiegeln. Stattdessen kippen wir immer stärker in Richtung Berieselung, lassen uns wie Ahnungslose treiben, übernehmen alles 1:1 aus den Medien, ohne kritisch zu hinterfragen – das halte ich für eine ganz gefährliche Entwicklung!“ Kulturkampf Als Mensch sieht sich Wunderer dabei auf zwei Ebenen konfrontiert bzw. auch gefordert. Zunächst natürlich als Privatperson. „Ich erkenne einfach sehr viele Missstände und Lügen, wobei ich gar nicht weiß, ob das ein Fluch oder ein Segen ist. Dagegen muss ich aufstehen. In dem Sinn bin ich durchaus ein bissl ein Revoluzzer, aber nicht um seiner selbst willen – ich schwimme nicht immer gegen den Strom, ich schwimme aber auch nicht mit ihm, ganz einfach weil ich weiß, dass der Informationsfluss, der auf uns hereinprasselt, nur aus Teilwahrheiten besteht.“ In einer Gesellschaft der steten Informations- und Reizüberflutung, gelte es vielmehr, seinen Weg, die Wahrheit zu finden – aufbauend auf einem kritischen Blickwinkel. „Ich habe kein Patentrezept. Für mich persönlich versuche ich nur, wach zu sein, nicht zu imitieren, mich nicht von Mode, Hollywood, Heidi Klums und Co. beeinflussen zu lassen, sondern selbstständig zu sein! Aber ich bin dafür sowieso nicht empfänglich was mich viel mehr beeinflusst, sind Bildung, Wissen – aber diese Werte werden immer weniger vermittelt.“ Genau darin – und hier kommt Wunderer von einem „klassischen“ Bildungs- und Aufklärungsauftrag des Theaters her – sehe sie auch den Sinn ihrer kulturellen Tätigkeit, wobei sie kein Hehl daraus macht, dass auch die Bühne im Hof dem allgemeinen Konkurrenz- und Quotendruck ausgesetzt ist. „Auch ich kann mich dieser Kritik ja nicht entziehen, muss 80% das bringen, was nach dem Ge-
schmack der Menschen ist.“ Eine unbefriedigende Situation, der sie Paroli zu bieten versucht. „Im Laufe der Jahre bin ich draufgekommen, dass das für mich so nicht mehr stimmt und ich etwas dagegenhalten muss – und das tun wir u.a. mit dem Jugendtheater.“ Tatsächlich ist Jugendtheater, vielfach in der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen, eine ganz wesentliche Säule der Bühne im Hof mit mehreren Tausend jugendlichen Besuchern im Jahr. „Es geht um Themen, die für Jugendliche wichtig sind, die von den Jugendlichen selbst kommen. Darin finde ich mich auch selbst, das erfüllt mich, das ist wichtig!“ Gerade im Hinblick auf ihre Kritik an einer Gesellschaft, die immer angepasstere Menschen hervorbrint, setzt Wunderer auf das Feuer und das kritische Potential der Jugend. Dialog der Kulturen Ein anderes „Nischensegment“, das sie neben den „klassischen“ Ingredienzien der Bühne im Hof wie Kabarett, Kleinkunst und Musik forciert hat, betrifft den Dialog zwischen den Kulturen. Als gebürtige Perserin, die seit 40 Jahren in Österreich lebt, kommt ihr diesbezüglich besondere Glaubwürdigkeit zu, wobei sie auch
„Es wäre ein schlimmer Rückschritt, wenn man den Dialog der Kulturen nach meinem Abgang nicht mehr ernst nimmt und abwürgt.“ MFG 12.14
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in diesen Fragen voll Sorge auf die gesellschaftlichen Tendenzen blickt. „Wenn Sie mich fragen, wo meine Heimat ist, kann ich das nicht eindeutig beantworten. Ich bin ein internationaler Mensch. Den Großteil meines Lebens habe ich in Österreich verbracht, meine Wurzeln liegen im Orient, meine Lebensart würde ich als österreichisch bezeichnen – sicher nicht europäisch! Europa, nein danke – die sollen ohne mich auskommen.“ Gerade den Ideen von europäischer, ja globaler Einheit steht Wunderer in deren aktuellen Manifestationen kritisch gegenüber. „Wir sehen, dass das Leben eigentlich nirgends auf der Welt mehr in normaler Form funktioniert. Weder im Orient, noch im Okzident. Jeder will dem anderen seine Lebensweise aufzwingen. Durch die Globalisierung, durch den Nonsens der völligen Öffnung werden alle unterschiedlichen Lebensformen unter die selbe Glocke gestülpt, ohne zu wissen, wie diese kompatibel sind, ohne ein Konzept des Zusammenlebens zu entwickeln. Ich bin daher auch überzeugt, dass sich der EU-Gedanke nicht halten wird – schauen wir uns doch an, was da abgeht: Da ist ein Faschist in Ungarn an der Macht, und es geschieht genau gar nichts, wo doch alle von Zusammengehörigkeit, von gemeinsamen Werten wie Toleranz, Demokratie, Gleichheit sprechen. Und die Institutionen und institutionellen
Abläufe in der EU selbst sind nicht demokratisch legitimiert – das passt nicht zusammen. Der einzige gemeinsame Nenner ist Wirtschaft – das ist reichlich wenig!“ Eine Verengung, die sich auch in der Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Staaten, Kulturen und Religionen niederschlage. „Es gibt in Wahrheit viel zu wenig echten Dialog bzw. wenn, dann oft nur unter wirtschaftlichen Aspekten.“ Ganz bewusst habe sie deshalb im Jahr 2000, als die Vereinten Nationen auf Vorschlag des iranischen Präsidenten Chatami für 2001 das Jahr des Dialogs zwischen den Kulturen ausriefen, diese Idee aktiv aufgegriffen. „Dabei gab es gewaltige Strömungen dagegen, aber ich bin stolz, dass wir unter meiner Leitung den Dialog zwischen den Kulturen im Festspielhaus aufgebaut haben und ich ihn dann in die Bühne im Hof mitgenommen habe.“ Denn nur der gelebte Dialog könne zum gegenseitigen Verständnis beitragen, eine Aufgabe die gerade in Zeiten sich zuspitzender Konflikte zwischen den Kulturen und Weltanschauungen wichtiger denn je scheint, weshalb Wunderer auch auf eine Fortführung des Dialoges nach ihrem Abgang Ende 2015 hofft. „Es wäre ein schlimmer Rückschritt, wenn man diese Idee nach meinem Abgang nicht mehr ernst nimmt – das sollte man keinesfalls abwürgen!“ Der nahe Abschied Da klingt zum ersten Mal – womit wir in den innersten Kreis unseres Gesprächs vordringen – doch so etwas wie Wehmut, auch Unsicherheit durch, wie es mit der Bühne im Hof denn nach ihrem Abgang weitergehen wird. Wie blickt sie denn dem nahen Abschied entgegen? „Ich bin kein besitzergreifender Mensch, kann loslassen – das hat sich schon beim Festspielhaus gezeigt, das ich nach fünf Jahren verlassen habe, weil mir die Doppelbelastung mit der Bühne
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im Hof zu viel wurde. Das ist sicher ein Vorteil. Andererseits habe ich die Bühne im Hof aufgebaut und 25 Jahre betrieben, ich weiß also noch nicht wirklich, wie ich damit umgehen werde, wenn es Abschiednehmen heißt.“ Sie arbeite jedenfalls daran, sich mit dem Gedanken anzufreunden „jeden Tag vorm Schlafengehen, und ich möchte im Vorfeld auch in Ägypten am Roten Meer, das ich liebe, meine Gedanken ordnen. Dann kann ich hoffentlich loslassen.“ Auf die Frage, wer ihr nachfolgen soll, wünscht sich Wunderer nur „dass man hoffentlich fähige Leute findet – es gibt ja bereits über 150 Bewerber“, darunter wohl auch eine Reihe besagter Dilettanten und Glücksritter. Einmischen werde sie sich aber nicht, „ich halte es da nach dem Motto: Ich kam, tat und ging. Ich werde meinem Nachfolger bzw. meiner Nachfolgerin aber jedenfalls mit Rat und Tat zur Seite stehen – er oder sie übernimmt ein großartiges, gut strukturiertes Haus mit einem tollen Team!“ Ein Haus, das Wunderers ureigenstes Projekt ist, wenngleich sie betont, „dass das nicht ich alleine, sondern ich gemeinsam mit dem Team geschaffen habe.“ Die Idee zur Bühne entstand dabei im Zuge einer Diskussion bei der Kleinkunstpreis-Verleihung in Linz anno dazumal. „Ich war damals Leiterin des Hernalser Stadttheaters. Im Gespräch haben die Kabarettisten gemeint, dass sie um St. Pölten immer einen Bogen machen, und da hat Josef Hader gemeint ‚Du bist eh so zäh Mimi – schau, dass du dort etwas aufbaust!‘“ Wunderer begann in Folge mit Präsentationsmappe bewaffnet 1987 die Ochsentour nach Sponsoren und Verbündeten. „Der damalige Kulturamtsleiter der Stadt Karl Gutkas hat mich praktisch mit einem Tritt in den Hintern wieder aus seinem Büro hinausbefördert und gemeint ‘Wozu brauch ma sowas?‘“ Der damalige Finanzreferent des Landes hingegen habe
„Ohne den Landeshauptmann hätte es die Bühne im Hof schlicht nicht gegeben!“
VOR DIENSTSCHLUSS
sofort 1,5 Millionen Schilling für den Umbau der ehemaligen Wäscherei in der Linzerstraße sowie weitere 500.000 als Ausfallshaftung für den Betrieb zugesagt. Sein Name: Erwin Pröll. „Ohne den Landeshauptmann hätte es die Bühne im Hof schlicht nicht gegeben!“ Ebenso nicht ohne die Kulturplattform „Michi Steiner, Norbert Steiner, Anita Fritsche und Hans Jörg Schelling haben zur Verwirklichung beigetragen, damit eine Bühne gefunden wird, die technischen und baulichen Fragen geklärt werden, die Finanzen stehen. Schelling allein hat als Leiner/Kika Direktor damals 60.000 Schilling gegeben – und heut ist er Finanzminister, wer hätte das gedacht?! Ich erinnere mich noch an das kleine Kammerl in der Linzerstraße 18, wo ich gesessen bin und das Programm erstellt hab, Aussendungen verfasst und Adressen gesammelt hab – ich weiß gar nicht mehr, wie ich das geschafft habe?“ Die „zähe Mimi“ schafft es aber – und so eröffnet am 1. April 1990 die gern als erstes „Hauptstadtprojekt“ titulierte Bühne im Hof ihre Pforten, am 7. April startet mit Schlabarett das Programm – der Rest ist Geschichte. Unruhestand vorprogrammiert Dass Wunderer dazwischen „doppelgleisig“ fuhr und rund fünf Jahre – zunächst als Krisenfeuerwehr einspringend – auch das Festspielhaus leitete, ist fast schon wieder vergessen, ebenso wie ihre Gegenwehr gegen die Integration der Bühne in die NÖKU-Holding. Als Gründerin und Prokuristin wollte sie sich nicht, wie es bei den NÖKU-Betrieben Prinzip ist, einen Geschäftsführer zur Seite stellen lassen. Passiert ist dies am Papier trotzdem, aber man hat letztlich einen Kompromiss gefunden. „Ich habe einen Freiraum gehabt, das haben auch die Geschäftsführer letztlich akzeptiert. Dabei haben auch wir in der Bühne das Vier-Augen-Prinzip – aber es beschränkt sich darauf, dass ich anständig arbeite, wir unser Budget, das geprüft wird, nicht überschreiten – das wäre aber sowieso nicht mein Stil.“ Rückhalt bei diesen
SCHMUCKKÄSTCHEN. Mimi Wunderer in „ihrer“ Bühne im Hof, die sie nach 25-jähriger Leitung Ende nächsten Jahres verlassen wird. „Es ist ein großartiges Haus!“
Kämpfen hatte Wunderer stets vom Landeshauptmann, mit dem sie bis heute ein freundschaftliches Verhältnis verbindet. „Ich war schon mitunter ein Rebell, protestierend. Aber ich wurde immer von Erwin Pröll unterstützt, bin unter seinem Schutz gestanden. Dadurch hab ich umgekehrt aber auch mein anfängliches Misstrauen aufgegeben. Auch Paul Gessl hat sich immer anständig benommen, man hat ja gesehen, dass man sich auf mich verlassen kann.“ Und das von Beginn an. In all den Jahren blieb Wunderer „ihrer“ Bühne im Hof treu, verschmolz gleichermaßen mit dem Projekt, so dass man die Einrichtung heute intuitiv mit Wunderer assoziiert und umgekehrt. Dass nach so langer, erfolgreicher Leitung nun wohl die üblichen Ehrenbezeugungen und Danksagungen auf sie niederprasseln werden, möchte die Intendantin tunlichst vermeiden. „Ich lass mich nicht wegverabschieden. Ich feiere auch 25 Jahre Bühne im Hof nicht mit einem großen Fest – das Geld geben wir lieber für die Künstler aus! Wir werden aber eine Broschüre machen, in der ich mich im Vorwort beim ehrwürdigen Landeshauptmann,
beim ehrwürdigen Bürgermeister und bei unseren Besuchern bedanke und sozusagen Abschied nehme.“ Das müsse genügen. Trubel um ihre Person sei ihr hingegen gar nicht geheuer „Ich bin eher ein scheuer Mensch, agiere lieber im Hintergrund. Ich bin zwar gern in Gesellschaft von Menschen, die mich mögen – aber mich haben auch haufenweise Menschen nicht gemocht, warum soll ich da dann ein großes Fest feiern?“ Den Schulterklopfern wird sie – zumindest bis Ende 2015 – dennoch nicht entgehen. Danach allerdings beginnt mit 1. Jänner 2016 für Wunderer, wie man so schön sagt, ein neuer Lebensabschnitt namens Pension – die Zeit nach der Bühne im Hof. Dass sie den Ruhestand dabei freilich ohnedies als Unruhestand anlegen wird, daran lässt sie schon jetzt keine Zweifel ausfkommen. „Nichtarbeiten existiert für mich nicht, das Wort kenne ich gar nicht. Ich halte bereits Augen und Ohren offen, habe schon Ideen für die Zeit danach.“ Wunderer wird der Kulturszene also treu bleiben, „denn töpfern, malen und Fremdsprachenlernen – das ist nicht so mein Ding!“ MFG 12.14
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Von Afrika bis White Snow
Das Jahr 2014 bescherte dem Förderverein Kulturbezirk wieder zahlreiche spannende, exklusive Veranstaltungen, und in dieser Tonart geht es auch im ersten Halbjahr 2015 weiter.
Am 26. Jänner steht die ganze Familie im Fokus, wenn im Festspielhaus von den Tonkünstlern NÖ zu „Klassik Hits“ für alle von 11-99 Jahre geladen wird. Marko Simsa führt durch ein tolles Best Of Programm, wobei dem Fasching entsprechend der Spaß nicht zu kurz kommt. Im Anschluss findet ein exklusiver Empfang statt. Am 13. Februar geht es dann ins Landestheater, wo Jean Paul Sartres Politthriller „Die schmutzigen Hände“ für Nervenkitzel sorgen wird. Im Anschluss gibt es ein Cometogether mit dem Ensemble. Ballett ist am 22. März Trumpf, wenn der Förderverein der mehrfach ausgezeichneten Grimm-Adaptierung „Snow White“ von Angelin Preljocaj mit 26 Tänzern seiner Compagnie im Festspielhaus beiwohnt. Die Kostüme dafür schuf Modeschöpfer Jean Paul Gaultier! Im Anschluss wird zum Empfang geladen. Eine knappe Woche später, am 28. März, steht das Stück „Familienszenen“ der viel zu früh verstorbenen russischen Dramatikerin Anna Jablonskaja am Programm des Landestheaters. Im Anschluss treffen wir wieder
das Ensemble zum Gespräch. Einem DER großen österreichischen Politiker aus Niederösterreich widmet das Landesmuseum Niederösterreich anlässlich seines nächstjährigen 50. Todestages eine große Ausstellung: Leopold Figl! Kuratorin Elisabeth Vavra wird im Zuge einer Preview am 16. April die Fördervereinsmitglieder exklusiv durch die Schau „Figl von Österreich“ führen. Von der Vergangenheit in die höchst aktuelle Gegenwart entführt am 7. Mai dann der mehrfach ausgezeichnete, investigative Journalist Emil Bobi, wenn er in der Bühne im Hof einen spannenden Einblick in Wiens Rolle als Weltstadt der Spione gibt. Und auch die letzte Veranstaltung im ersten Halbjahr 2015 führt die Mitglieder in die Bühne im Hof: Am 11. Juni gastieren das Hope Theatre Nairobi & Friends und zeichnen in einer mitreißenden multimedialen Bühnenshow ein spannendes Bild des facettenreichen Beziehungsgeflechts zwischen Afrika und Europa. Kurzum: Es wird wieder abwechslungsreich – Kulturgenuss pur!
Präsident LOTHAR FIEDLER Im Zuge unserer Jahreshauptversammlung haben wir ein neues Fördermodul vorgestellt: So wird der Förderverein Kulturbezirk fortan alljährlich ein bestimmtes Projekt eines unserer Mitgliedsbetriebe unterstützen, das in dessen „normalem“ Budget nicht nachhaltig berücksichtigt werden kann. Zwei spannende Einrichungen gibt es bereits: Die Landesakademie hat um Unterstützung ihres Talenthauses gebeten, wo 12 hochbegabte Kinder u. a. mittels des Baus hochkomplexer Roboter gefördert werden. Diese Tätigkeit fordert und befriedigt die Kinder, nicht nur intellektuell, sondern auch sozial. Die Tonkünstler wiederum haben über ihre Kulturvermittlungsschiene ein Programm laufen, das unter dem Namen „Übern Berg“ Jugendliche einlädt, neue Liedtexte auf Lieder von Alban Berg zu schaffen. Die Ergebnisse werden im Rahmen eines Konzertes am 25. März im Festspielhaus präsentiert. Allein diese zwei Projekte belegen bereits, wie vielfältig das Engagement unserer Institutionen im Bereich der Jugendarbeit ist, was sich auch mit unseren Anliegen des Fördervereins deckt. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung hieß es auch Abschiednehmen. So zieht sich Johannes Reichl aus zeitlichen Gründen nach über acht Jahren als Vizepräsident aus dem Vorstand zurück, wenngleich er, wie er betonte, „dem Förderverein, der mir extrem am Herzen liegt, als einfaches Mitglied selbstverständlich treu bleibe“. In Anerkennung seines Einsatzes haben wir ihn zum Ehrenmitglied ernannt, als Präsent durfte ich einen Kugelschreiber mit Gravur überreichen, der auch symbolisch dafür stehen soll, dass uns Reichl als Vertreter der schreibenden Zunft weiterhin unterstützen möge, was er gerne versprach. Last but not least durfte ich die Aktivitäten dieses Jahres Revue passieren lassen, wobei auch 2015 wiederum – wie Sie auf dieser Seite nachvollziehen können – abwechslungsreich wird. In diesem Sinne freue ich mich auf ein baldiges Wiedersehen!
MItglied Werden! iNFORMATIONEN unter
www.kulturbezirk.at, foerderverein@kulturbezirk.at, 02742/908080-812 MFG 12.14
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MFG KULTUR
ZDENKA BECKER
„Ich bin eine Erzählerin“
„Treffen wir uns doch in einem netten St. Pöltner Lokal“, schlägt Zdenka Becker vor, und so landen wir im Cinema Paradiso, wo sich bei Kräutertee und Lounge Musik ein angeregtes Gespräch mit der frisch gebackenen Literatur-Würdigungspreisträgerin des Landes entspinnt. Wie hat es Sie eigentlich nach St. Pölten verschlagen?
Wir leben seit 1983 im Elternhaus meines Mannes, er ist gebürtiger Radlberger, gerade feierten wir unseren 40sten Hochzeitstag! Als Studenten haben wir uns vor 43 Jahren beim Schifahren kennengelernt, dann - ich in Bratislava, mein Mann in Wien - fertig studiert, geheiratet und zusammen nach Wien gezogen. Auch unsere zwei Kinder sind dort geboren. Und, obwohl ich als Städterin aufgewachsen bin, kam dann irgendwann die Entscheidung: „Geh‘ma aufs Land!“ Damit die Kinder in der Natur aufwachsen – und das haben wir nie bereut. Sie haben Wirtschaft und Dolmetsch studiert – wann bzw. wie 60
haben Sie dann den Weg zum Schreiben gefunden?
Ich bin eine Erzählerin. Weil ich die Geschichten aber nicht jedem erzählen kann, muss ich sie aufschreiben. Das ist mein Beruf. Schon im Kindergarten habe ich den anderen Kindern selbst erfundene Märchen erzählt. Später habe ich dann – weil die Ausbildung im Kommunismus streng geregelt war – Wirtschaft studiert, mit dem Hintergrundgedanken, einmal Journalistin zu werden. Als Mutter hatte ich dann durch den Schulbesuch der Kinder die Vormittage für mich und nutzte diese sehr bewusst zum Schreiben, wobei ich von Beginn an in Deutsch geschrieben habe. Im Zuge eines Akademiker-Trainings für wiedereinsteigende Mütter bei der NÖN wurde mir
dann aber rasch klar, dass der Journalisten-Beruf doch nichts für mich ist, denn ich will schreiben, was und wann ich es will. In Folge habe ich Kontakt zu Literaturgruppen wie z.B. LITGES gesucht, ebenso meine Vernetzung nach Krems und Traismauer erweitert. Relativ schnell wurden erste Texte und Gedichte von mir im LIMES, dem Vorgängermagazin von ETC, veröffentlicht und so begann alles zu laufen ... Haben bzw. hatten Sie Vorbilder?
Eigentlich nicht, wenngleich es Autoren gibt, die ich immer wieder besonders gerne lese, wie zum Beispiel Ernest Hemingway, Philip Roth, die großartige Siri Hustvedt, Thomas Bernhard, Peter Handke, Elfriede Jelinek, Arno Geiger und viele mehr.
TEXT: Siegrid Mayer | Fotos: Hermann Rauschmayr
Immer wieder kommen Neue dazu, wie zuletzt Robert Seethaler mit „Ein ganzes Leben“. Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?
Aufstehen, frühstücken, früher schon um sechs Uhr, heute um acht. Dann sitze ich am Schreibtisch, bis mittags, im Anschluss koche ich für mich und meinen Mann. Nachmittags gibt es Freizeit, viel Sport, wir pflegen unsere sozialen Kontakte. Abends, wenn ich zuhause bin, schreibe ich weiter. Ich komme auf etwa sechs Stunden am Tag, früher bis zu zehn Stunden, wobei ich jeden Tag arbeite. Der zweite Teil meines beruflichen Alltags gehört dem Reisen, um den Kopf frei zu bekommen. So werde ich Ende November für zwei Monate nach New York gehen, um dort den aktuellen Roman zu beenden. Dort kann ich in der Anonymität untertauchen und erhalte neue Inspirationen. Daraus ergeben sich auch die Schauplätze meiner Romane: Slowakei, Tschechien, Österreich/Wien und USA/New York. Und Hobbies darüber hinaus?
Meine Haupthobbies sind Lesen, Theater und Kino. Zum Ausgleich brauche ich Sport, vor allem Nordic Walking und Langlaufen, Wandern, Schwimmen, Radfahren. Aber: „Wer eine Kunst in sich hat, hat auch andere Künste in sich.“ Daher befasse ich mich auch mit Malerei, Keramik und Seidenmalerei. Sie nutzen zudem diverse soziale Netzwerke im Internet wie Facebook und Youtube. Wie ergeht es Ihnen damit?
Mein Zugang zu sozialen Medien ist sehr aufgeschlossen, ich hatte auch noch nie negative Erfahrungen. Natürlich kommt bei 5000 Freundeskontakten auf Facebook schon manchmal jemand auf die Idee, mich mit einer Nachricht zu belästigen, aber die lösche ich gleich und lese sie auch gar nicht. Mit vielen anderen der Plattform hat sich aber sogar eine Email-Bekanntschaft ergeben,
ANKOMMEN. Zdenka Becker wuchs im Kommunismus auf, seit den 70ern lebt sie in Öster-
reich. „Webteppich“ ihrer Bücher sind häufig die Suche nach Heimat, Liebe und Verwurzelung.
man schreibt sich, und so entstanden teils sehr schöne Freundschaften. Und der Kontakt mit den Lesern in der analogen Welt?
Ich liebe Lesungen und mache daher verhältnismäßig viele, vor allem weil mir der Kontakt zu den Lesern wichtig ist. Mit dem Roman „Der größte Fall meines Vaters“ habe ich bisher 45 Lesungen gehabt! Danach bleibe ich noch dort, es wird geredet, ältere Bücher werden signiert – das genieße ich sehr. Was war – falls es das geben kann – in Ihrem Schaffen Ihr Schlüsselwerk?
Ach, das ist nicht so zu nennen, aber eine „Wende“ kam mit dem Roman „Die Töchter der Róza Bukovská“. Es ist ein Migrationsroman über Töchter, die in den USA, Österreich und der Slowakei leben. Damals kam ich auch zu einem anderen Verlag und erhielt bessere Wahrnehmung durch das Publikum und Kritiker. Aber ob das mein Hauptwerk ist, weiß ich nicht. Ich habe immer das letzte am liebsten. Was planen Sie noch literarisch?
Ich muss nicht, möchte aber noch ein paar Romane oder Theaterstücke schreiben. Jedes Buch ist eine abge-
schlossene Geschichte. Es sind aber immer mehr Inspirationen da als ich verarbeiten kann. Ich beginne mit einem Impuls aus der Realität, der Wahrheit, dann kommt beim Schreiben die Phantasie dazu und durch Bearbeitung wird das Exposé nach und nach geändert. Die Geschichte entwickelt schnell ein Eigenleben. Konsumieren Sie shige“ Literatur?
auch
„tra-
Ich gönne mir kein schlechtes Buch, da bin ich rigoros und hart. Wenn es mich nach 50 Seiten nicht packt, dann ist es weg. Ein gutes Buch muss jedenfalls neugierig machen, darf nicht vorhersehbar sein. ZUR PERSON Zdenka Becker, geboren 1951 in Eger, ist in Bratislava aufgewachsen und lebt seit den 70er Jahren in Österreich, seit 1983 in St. Pölten. Sie schreibt in deutscher Sprache und wurde mehrfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Bücher (u.a.): Die Töchter der Róza Bukovská (Roman, 2006), Taubenflug (Roman, 2009). Zuletzt erschienen: „Der größte Fall meines Vaters“ (Deuticke Verlag). Nächste Lesung: 28.1. 18 Uhr, Das Hauserl, Feuerbergweg 17, 3105 Unterradlberg www.zdenkabecker.at
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MFG KULTUR
Der Held im roten Jaguar
Er ist der berühmteste FBI-Agent aller Zeiten. Im Dezember dieses Jahres feiert er mit Heftroman Nr. 3.000 (!) seinen 60. Geburtstag: G-Man Jerry Cotton. Fan Thomas Fröhlich gratuliert begeistert und stellt erfreut fest, dass er damit ganz und gar nicht allein ist.
I
ch liebe ihn. Ehrlich. Also nicht so, wie Sie jetzt vielleicht denken. Eher klassisch kumpelmäßig – ein Freund, den man schon seit der Kindheit kennt und der einen selten bis nie enttäuscht hat, obwohl man sich vielleicht eine Zeit lang gar nicht so sehr um ihn gekümmert hat, wie er es verdient hätte. Diese Liebe begann in den Mittsiebzigern, als ich mich in meinen frühen Teenagerjahren von Donald Duck langsam – und nur vorübergehend – zu entfernen begonnen und Thomas Bernhard noch nicht in mein literarisches Koordinatensystem Eingang gefunden hatte. Der smarte G-Man Jerry Cotton lud mich ein, mit ihm gemeinsam in seinem roten Jaguar – jeweils 68 Seiten lang 62
– zu den spannendsten Abenteuern zu kurven, garniert mit tollen Frauen (Dynamit in grüner Seide), Bourbon auf Staatskosten (G-Man heißt nämlich Governmental Man, also Beamter) sowie den obligaten Schüssen aus dem Geigenkasten, wenn wir wieder einmal in einer Mordnacht in Manhattan unterwegs waren. Auch der Popjournalist und TrashKenner Peter Hiess erinnert sich gern: „Wie hätte man in den 70er Jahren als Gymnasiast schon erfahren, dass es ein FBI gibt, wie es in Manhattan oder den USA überhaupt aussieht und wie viel Schlechtes auf der Welt lauert – wenn nicht durch die Jerry Cotton-Heftln und -Taschenbücher, die Woche für Woche neue Erkennt-
nisse über den aktuellen Stand des Verbrechens lieferten.“ Hiess konkretisiert: „Und es war eine ganz andere, viel spannendere und unmittelbarere Welt als die der Literatur, die man in der Schule vorgesetzt bekam oder sich selbst aus der Städtischen Bücherei auslieh. Damals – als es weder die blöden Handys noch die viel blöderen Gratiszeitungen gab – las man in Bus und Straßenbahn noch ungeniert Heftln, auch wenn einem die Lehrer und/oder Eltern von derartigem ‚Schund‘ abrieten – Heftromane gehörten eben zur Volkskultur.“ Doch das Böse schläft nicht: „Seit damals hat sich viel geändert: Jerry wurde politisch korrekt – keine Zigaretten mehr, kein Whiskey, keine
TEXT: Thomas Fröhlich | Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Bastei Lübbe
leichtfertigen Affären, die Welt wurde ein Stück langweiliger.“ Aber: „Die ‚klassischen‘ Abenteuer des – neben Twin Peaks-Agent Cooper und dem Akte X-Team Mulder/Scully – besten FBI-Agenten aller Zeiten sind immer noch lesenswert. Und das nicht aus nostalgischen Gründen, weil Nostalgie ja generell verboten gehört ...“ Dem kann die St. Pöltner Richterin und Vizepräsidentin des Landesgerichts Andrea Humer nur beipflichten: „Ich kenne Jerry Cotton seit meinem elften Lebensjahr und bin ihm seither treu geblieben. Ich habe während meiner Schulzeit die Hefte regelmäßig gelesen – vorige Woche habe ich mir wieder zwei Ausgaben gekauft.“ Warum? „Mich fasziniert die Unverwüstlichkeit, wird er doch in jeder Ausgabe mindestens einmal so verprügelt, dass ihm die Lichter ausgehen, er ruiniert mindestens drei Maßanzüge und demoliert regelmäßig seinen Jaguar.“ Apropos Unverwüstlichkeit: Der obgenannte Hiess hat anhand der ersten 1.000 Hefte einmal hochgerechnet, dass Cotton aufgrund diverser Schläge auf den Hinterkopf etwa 70 Jahre in tiefer Bewusstlosigkeit zugebracht haben muss. Mit der im Dezember zu erwartenden Nummer 3.000 wären wir dann bei einem 210 Jahre durchgehenden Blackout, was für einen 60-Jährigen keine unwesentliche Leistung darstellt. „Ganz besonders mag ich auch seine Männerfreundschaft zu Phil“, ergänzt Humer dann noch. Wie es zu der kam? Und wie das überhaupt alles angefangen hat? Zu diesem Zweck tauchen wir jetzt ein wenig in die Literaturgeschichte ein: Im Jahre 1954 erschien der erste Cotton, erfunden vom Krimi-Autor Delfried Kaufmann. Zu Beginn ein wenig als geerdeter und charmanter Gegen-Bond mit einem bewusst lächerlichen Namen (Jeremias Baumwolle!) konzipiert, avancierte er im Nachkriegsdeutschland und -österreich alsbald zum Lieblingskrimihelden Nr. 1. Die Begeisterung ging sogar so weit, dass eine der wenigen deutschsprachigen Ver-
öffentlichungen des FBI in den 60ern versicherte, dass ein Mr. Jerry Cotton kein tatsächlicher Mitarbeiter der Behörde sei – die Autogrammanfragen aus unseren Breiten hatten wohl ein exorbitantes Ausmaß erreicht. Biografisches ist schnell erzählt: Aus dem kleinen Dorf Harpers Village stammend begibt sich der sich zu Höherem berufen fühlende Jerry in die Großstadt – New York –, wo er alsbald ohne seine 54 Dollar Reisegeld da steht. Er wird Türsteher vor der Bar eines mit der Mafia verbandelten Ungustls – bis ihm eines Tages eine Razzia der Bundespolizei die Augen öffnet und sich der Agent Phil Decker seiner annimmt. Phil ist belesener, gebildeter, urbaner als das Landei Jerry; doch nach entsprechender Ausbildung findet Jerry Gnade vor seinem Boss, Mr. High, dem Übervater der Special AgentsFamilie. Fortan trifft er Phil jeden Morgen vorm ersten Auftrag des Tages „an ihrer Ecke“, vermutlich in Manhattan oder in Brooklyn gelegen. Zudem legt sich Anzugträger Cotton (mit einem Beamten-Gehalt!) umgehend einen in den ersten Heften noch als giftgrün beschriebenen, spä-
ter knallroten Jaguar E, das Sexsymbol unter den Sportwagen, zu. Fertig ist der smarte Action- und Frauenheld. Prinzipiell ein anständiger Kerl, ist Jerry allerdings vor allem in den 60ern und 70ern kein Kostverächter in Sachen holder Weiblichkeit – und man fragt sich gelegentlich, wann er neben andauernden Knockouts einerseits und Anbahnungen heißer Nächte andererseits überhaupt zum Arbeiten kommt. Doch er schafft das nachweislich problemlos. Und auch heute macht er immer noch eine gute Figur, selbst wenn die Storys dieser Tage ein klein wenig braver als in den Roaring 60ies daher kommen. Der ebenfalls 1954 geborene St. Pöltner Polizist Alois Stöckl zieht dennoch die neueren Storys vor: „In den 60ern hat Cotton keinen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen. Seit 2000 lese ich ihn wieder sporadisch.“ Entgegen Hiess‘ Verdikt habe das bei ihm doch auch ein wenig mit Nostalgie zu tun. Anders Ernest Kienzl, Obmann des St. Pöltner Künstlerbundes: „Jerry Cotton ist Weltliteratur“, erklärt er mir lachend, aber überzeugt. „Ich habe immer eine ältere Ausgabe im Nachtkastlladl liegen.“ Auch die Obfrau der Literarischen Gesellschaft St. Pölten Eva Riebler erinnert sich: „Bereits 1975 war
KULT. Im Nachkriegsdeutschland und -österreich avancierte Jerry Cotton bald zum Lieblingskrimihelden Nr. 1.
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Der Held im roten Jaguar
Verlustanzeige
Primadonna
Foto: dreamerve/Fotolia.com
Gesucht wird eine witzige, quirlige, lebenslustige Frau mit makelloser Figur. Eine, mit der man die Nacht zum Tag machen konnte, die spontan auf die Bar kletterte und ohne Genierer zu ihrem Lieblingslied von Peter Cornelius „Du entschuldige, i kenn di“ mitsang und dabei elegant mit ihren Highheels über die Drinks der Gäste stöckelte. Eine, die von ihrem Lieblingskellner immer ohne zu bestellen den richtigen Drink bekam, die nur am Sofa lag, wenn sie mal krank war oder sich von anstrengenden Nächten erholen musste. Eine, die am Sonntag um 12 Uhr ins Schubert ging ... zum Frühstücken! Eine, die niemals ungeschminkt und auf flachen Schuhen die Wohnung verlassen hätte, eine, die immer die aktuellsten Frauenzeitschriften daheim liegen hatte und die neuesten Trends in Sachen Mode, Sex, Männer und in/out wusste. Eine, deren Wohnung immer beneidenswert aufgeräumt und deren Küche immer Meister-Proper-sauber erstrahlte. Eine, die gern fortging, tanzte, flirtete und für ihre Freundinnen zu jeder Uhrzeit telefonisch erreichbar war, um die aktuelle Lage der wechselnden Lebensabschnittspartner und deren Befindlichkeiten zu diskutieren. Ich muss sie finden! Irgendwo zwischen Blasensprung, Stilltreffen und Windeleimern mit geruchsneutralen Plastiksäcken hab ich sie verloren. War es in der Krabbelkäferstunde für Einjährige oder in der Spielgruppe beim Basteln mit selbstgemachter Knete? Vielleicht ist sie in der Ritterkartonburg gefangen oder wurde bei der bis ins kleinste Detail organisierten Legoparty unter Legosteinen begraben? Zuerst dachte ich noch, sie fände bestimmt nach einiger Zeit selbst wieder nach Hause, aber bis jetzt ist sie noch nicht wieder gekommen, ich mach mir schon langsam Sorgen! Abzugeben gegen Finderlohn bei ihrem Mann! Danke!
UNVERWÜSTLICH. Peter Hiess hat für die ersten 1.000 Hefte hochgerechnet, dass Cotton aufgrund diverser Schläge theoretisch ca. 70 Jahre in Bewusstlosigkeit zugebracht haben muss.
auf der Salzburger Uni im Fach ‚Neue Literatur‘ Jerry Cotton ein Proseminar-Thema. Der Autor wurde eingeladen, aber da bis zu vierzehn Autoren an den Storys arbeiten, ist der Autor ziemlich relativ zu sehen!“ Dafür schmückte einige Jahre danach der rote Jaguar Rieblers Garage. In einem irrt Riebler allerdings: Nicht vierzehn, sondern mehr als hundert Autoren waren und sind im Laufe der Zeit – großteils anonym – mit dem Schreiben der Cotton-Romane beschäftigt. Und es sind nicht die schlechtesten dabei. Derzeit befindet sich etwa der österreichische Krimi-Routinier Joseph Preyer unter den Verfassern, dessen Stil man sofort an den eingestreuten Literaturzitaten (Shakespeare!) erkennt. Trotz der verschiedenartigen SchriftstellerPersönlichkeiten und der damit Hand in Hand gehenden unterschiedlichen Qualitätsstufen bleibt Jerry Cotton eine wunderbare Projektionsfläche und ein treffendes Spiegelbild des jeweiligen Zeitgeistes. Die süffisanten Flapsigkeiten der 1950er bis 70er Jahre, die nicht selten an TV-Serien wie Die 2 oder Jason King erinnern („Ich parkte meine Faust an seinem Kinn.“ oder „Ihr Plan ist so schlecht, den sollte man ausstopfen und ins Museum stellen!“), mussten spätestens zu Beginn des 21. Jahrhunderts einer erhöhten Ernsthaftigkeit weichen – spannend zu lesen und ein herrlicher Eskapismus auf Zeit sind
die Romane aber nach wie vor. Mit den Jerry Cotton Classics, also der Neuauflage früherer Großtaten, kann man sich ja außerdem die gute, alte, politisch unkorrekte Cotton-Inkarnation (mit Tschick zum Frühstück, Whiskey zum Mittagessen und heftigem Geschmuse zum Nachtisch) nach Belieben ins Haus holen. Und zum Drüberstreuen nicht zu vergessen: die schön schnoddrigen Filme mit Rock Hudson-Spezi George Nader in der Titelrolle … Ehrlicherweise muss man allerdings eines zugeben: Jerry Cotton ist ein Phänomen, das Menschen unter 30 kaum noch zu interessieren scheint. Die große Zeit der Romanhefte ist sowieso vorbei – und der immer korrekt gekleidete Jerry ist ein im besten Sinne altmodischer Held: mentale Nabelschauen, wie wir sie etwa von den permanent traumatisierten Ermittlern nordländischer Herkunft gewohnt sind, gehen ihm völlig ab. Wo diese nach getaner Arbeit zum Psychiater schlurfen, wechselt unser Special Agent grad einmal den Anzug – Gott und Bastei Lübbe sei Dank! Ich werde G-Man Jerry Cotton jedenfalls auf einen Geburtstags-Drink einladen, mich für 60 Jahre gute und bleihaltige Unterhaltung bedanken und ihm Liebesgrüße aus St. Pölten ausrichten. Und diesmal bin ich mir sicher: Bei einem Bourbon wird‘s nicht bleiben.
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Lerchenfeld 75 – Eine Bestandsaufnahme
Vom Arbeiterviertel zur Zukunftszone von Krems Der Kremser Stadtteil Lerchenfeld wurde zu Kriegsbeginn 1939 buchstäblich aus dem Boden gestampft: Das aus der Steiermark hierher verlegte Stahl- und Walzwerk „Schmidhütte Krems“, heute voestalpine Krems, der Bau des Donauhafens und die Errichtung eines ganzen Wohnviertels für die Arbeiterschaft und ihre Familien, die aus dem Raum Fohnsdorf, Judenburg und Rottenmann mit übersiedelt wurden, weit außerhalb der Stadt, war ein politisch und soziologisch außerordentlicher Akt, der die Stadt Krems verändert hat. Die aus der Steiermark kommenden Arbeiter waren für die 66
eingesessenen Kremser so etwas wie „Migranten“, die noch jahrzehntelang um ihre Integration und Anerkennung als Bürger der Stadt an der Donau gerungen haben. Heute, 75 Jahre später, gibt es wieder Migration: Lerchenfeld ist durch eine massive Wohnbautätigkeit der Stadtteil mit dem höchsten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Zugleich aber hat sich ein bemerkenswerter industrieller und wirtschaftlicher Strukturwandel vollzogen: Von der Grundstoffindustrie zu Hightech-Betrieben mit großem Innovationspotential, die international tätig sind und mit Wissenschaft, Forschung und
Lehre zusammenarbeiten. Ein Merkmal Lerchenfelds ist jedoch seit seiner Gründung die hohe Lebensqualität in diesem Stadtteil: Das Wohnbaukonzept von einst gilt bis heute als vorbildlich, geprägt von komfortablen Wohnungen, Gärten, Grün- und Sportanlagen, verkehrsberuhigten Zonen und viel Möglichkeiten für Gemeinsamkeit und Miteinander. Die Kultur der Steirer, die sie vor sieben Jahrzehnten mitgebracht haben, ist bis heute vielfach spürbar, in vielen Familien lebt das „steirische“ Element noch nach – und wird immer mehr ergänzt durch die Vielfalt, die durch die neuen Bewohner dieses
Stadtteils entstanden ist. Dieses Themas, dem Wandel vom Arbeiterviertel zur Zukunftszone der Stadt, nimmt sich das NÖ Kulturforum mit einem künstlerischen Ausstellungsprojekt an. Fotos von Manfred Weis und Texte von Ewald Sacher sind auch Inhalt eines bemerkenswerten Kataloges. Die Ausstellung wurde Ende Oktober im KS-Zentrum Volkshaus Lerchenfeld eröffnet und ist auch vom 17. bis zum 28. 11. in der Halle des Kremser Rathauses zu sehen. Das Buch ist beim NÖ Kulturforum (kulturforum@aon.at) und in der Kremser Buchhandlung Schmidl erhältlich.
KULTURFORUM
Wintersonnenwende
Lyrik von Karl Renner, vertont von Hannes Winkler Karl Renner war nicht nur Politiker, zweifacher Staatsgründer, Staatskanzler und Bundespräsident, Begründer zahlreicher prägender Institutionen wie Konsumgenossenschaft, Arbeiterbank, Naturfreunde etc., sondern er war auch Denker, Philosoph und Dichter. Dieser Umstand ist nur wenigen bekannt, das philosophische Werk wie z.B. „Das Weltbild der Moderne“ kennen nur Eingeweihte, seine Gedichte schlummerten bislang in Archiven, etwa dem Renner-Museum in Gloggnitz. Nunmehr hat das NÖ Kulturforum die Initiative ergriffen und
POET RENNER: Im Zuge der Ehrung Siegfried Naskos wurde Kulturminister Dr. Josef Ostermayer die CD „Wintersonnenwende“ überreicht.
den Wr. Neustädter Musiker und Komponisten Hannes Winkler beauftragt, Lyrik von Karl Renner zu
zum 70er
Hohe Ehrung für Fellerer Er ist der letzte noch Lebende von den Gründern des NÖ Kulturforums vor 40 Jahren, bis heute dessen „perpetuum mobile“ und künstlerischer Motor, er ist nach wie vor vielseitig, umtriebig, einfallsreich, er ist umsetzungsstark wie kaum ein anderer: Prof. Gotthard Fellerer aus Wr. Neustadt. Gotthard Fellerer feierte vor kurzem seinen 70. Geburtstag. Er selbst hat sich mit einer Veranstaltungsserie im Österreichischen Kulturinstitut im Palais Palffy, Wien, unter dem Titel „Der lange Atem“ ein Geburtstagsge-
schenk gemacht. Dabei ist auch eine bemerkenswerte Schau seiner jüngsten Bilder unter dem Titel „Bildatmen“ zu sehen. Das Land NÖ anerkennt die vielfachen Leistungen Fellerers als Lehrer, Künstler, Kulturvermittler, Ausstellungskurator und Mitglied verschiedenster Kulturbeiräte und –institutionen und verlieh ihm das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland NÖ. In einem Festakt überreichte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll die hohe Auszeichnung.
AUSGEZEICHNET: Gotthard Fellerer wurde das Große Goldene Ehren-
zeichen des Landes NÖ verliehen. Zahlreiche Weggefährten gratulierten.
vertonen. Die vom Kulturforum produzierte CD „Wintersonnenwende“
– Renner meint damit Licht, Hoffnung, Aufbruch – wurde kürzlich mehrfach präsentiert. Einerseits dem neuen Kulturminister Dr. Josef Ostermayer aus Anlass der Ehrung Dr. Siegfried Naskos – er erhielt das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen – andererseits in einer gemeinsamen Veranstaltung des Karl-Renner-Museums Gloggnitz und des NÖ Kulturforums, bei der Dr. Siegfried Nasko als anerkannter Renner-Experte in einem Festvortrag in die Schriften Renners einführte. Die CD ist per Mail erhältlich unter kulturforum@aon.at.
NÖ Kulturforum
Hoch aktiv zum 40er! Das NÖ Kulturfourm begeht in diesem Jahr seinen 40-jährigen Bestand. Diesem Jubiläum entsprechend wurde eine Vielzahl an Aktivitäten gesetzt. Großer Auftakt war die Ausstellung „NÖ Kulturforum – 40 Jahre Kultur vor der Haustür“ mit der Präsentation des Jubiläumsbuches von Prof. Gotthard Fellerer im Stadtmuseum St. Pölten. Die vielbeachtete Ausstellung, die von Bürgermeister Mag. Matthias Stadler eröffnet worden war, wird in der Folge an mehreren Schauplätzen in Niederö-
sterreich gezeigt. Vor allem aber dokumentiert Gotthard Fellerer in seinem Buch vier Jahrzehnte aktiver, kreativer und kritischer Kulturarbeit in Niederösterreich. Die Auflistung der vielen Ausstellungen, Druckwerke, Projekte, Künstlerförderung und Kulturvermittlungsaktivitäten des Kulturforums ist zugleich eine wertvolle Dokumentation niederösterreichischer Kulturarbeit durch engagierte Persönlichkeiten und Kulturschaffende. Das Buch ist per Mail erhältlich unter kulturforum@aon.at.
LEISTUNGSSCHAU: Im Stadtmuseum St. Pölten wurde die Ausstellung „NÖ Kulturforum – 40 Jahre Kultur vor der Haustür“ samt Buch präsentiert. MFG 12.14
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SHORTCUT SZENE
Seid selbstbewusst!
Dominik Leitner
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It’s Pub Quiz Time
Eine gelungene Alternative zum alltäglichen Fortgeh-Programm bietet seit Kurzem die aktive Pub-Quiz Szene in St. Pölten. Was man vor allem von Pubs aus Irland und England kennt, hat jetzt auch bei uns Fuß gefasst. Neben dem jährlichen „BIKU Pub-Quiz,“ organisiert von der Sprachschule und somit auch in englischer Sprache, haben sich als monatliche Fixpunkte für heimische Ratefüchse das „Emmi-Quiz“ im Café Emmi und das „Pub Quiz Matura“ im BarRock etabliert. Die Abende stehen in der Regel unter einem Motto. Früh kommen zahlt sich aus, die Abende sind stets gut besucht, teilweise sogar ausgebucht. Das Prinzip: Ein Team mit vier bis fünf Schlaubergern besetzt einen Tisch und muss sodann Fragen beantworten, Bilder oder Musik erraten, Drinks verkosten, etc – je nach Thema des Abends. Hilfsmittel wie Handys sind nicht erlaubt… würde ja auch nur den Spaß verderben. Die Sieger werden mit Glanz und Glorie überhäuft, oft gibt es zudem Geschenke. Für ein Startgeld von ein paar Euro pro Teammember ist ein gelungener Abend garantiert. Und wem schadet‘s schon neben dem Bierchen sein Hirn ein bisschen anzustrengen?
Kling Klang Mit den Live-Auftritten von Dust Covered Carpet (siehe Bild) und Polkov geht am 13. Dezember im frei:raum St. Pölten eines der längst dienenden Clubformate der Stadt in seine mittlerweile 41. Auflage: Kling Klang.
Dahinter verbergen sich als Masterminds Mario Kaufmann, Julius Schlögl, Christian Guzy und Sani Axinte, die seit 2010 vor allem von einer Mission beseelt sind, wie Sani verrät: „Wir wollen die verloren gegangene Indie-Subkultur wieder zu neuem Leben erwecken!“ Dies versuchen die vier – durchaus mit Erfolg – in der Regel einmal im Monat, wobei man seit heuer neben „gestandenen nationalen“ zusehends auch internationale Acts herlotst und „je nach Möglichkeit Bands aus dem Großraum St Pölten den Support-Slot bekommen.“ Im Anschluss wird bei der Aftershow noch abgetanzt „Ein Besuch steht für die Freunde kleiner, feiner Musik also außer Frage“, so Sani.
Fotos: B. Wylezich/Fotolia.com, siluh records, zVg
Die Menschen von St. Pölten sind offenbar ein unverstandenes Völkchen. Anders kann ich mir den Erfolg meines Textes „Warum ich in St. Pölten wohne, obwohl St. Pölten ja St. Pölten ist“ nicht erklären. (Innerhalb einer Woche lasen rund 16.000 Menschen den Beitrag, über 2.600 Interaktionen fanden auf Facebook statt.) Das sei „wie Balsam“ für die geschundene St. Pöltner Seele, sagte man mir. Dabei wollte ich ja auch nur versuchen, eine Erklärung zu finden, warum ich, als gebürtiger Oberösterreicher in dieser Landeshauptstadt hängengeblieben bin. So wirklich war es mir selbst noch nicht bewusst, als ich die ersten Zeilen tippte, in Wahrheit war eigentlich ein ironischer Text geplant. Aber irgendwie wurde daraus eine „Liebeserklärung an St. Pölten“, wie es von zwei lokalen Wochenmedien betitelt wurde. Beinahe wirkt es so, als sei das Selbstbewusstsein der Menschen nicht im selben Verhältnis gewachsen wie die Stadt und ihr Auftreten. Auch ich habe mich in den ersten Jahren fast entschuldigt, in dieser Stadt zu wohnen, wo mir doch, trotz meines Studiums an der FH St. Pölten, Wien als Wohnort zu Füßen liege. Die Quintessenz meines Textes ist wohl, dass St. Pölten im direkten Vergleich mit Wien, Graz, Linz oder Salzburg anhand quantitativer Faktoren stets den Kürzeren zieht. Aber der altbekannte Äpfel-Birnen-Vergleich bringt uns nichts. St. Pölten ist nicht wie jede andere Landeshauptstadt, und das ist meiner Meinung auch gut so. Es ist wahrhaftig nicht alles perfekt in dieser Stadt, aber doch vieles verdammt gut. Und eben etwas anders als in anderen Städten. Wir sollten aufhören, uns ständig erklären zu wollen – alle, die es nicht verstehen, sollten St. Pölten einfach einmal ausprobieren.
MFG SZENE
Vier Minuten der King Stehe da und hab eine Message!
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it Bauchklang befindet sich Gerald Huber zurzeit im Pausenmodus, trotzdem treibt er gerade seinen kreativen und sozialvisionären Output beharrlich an die Grenze. Im Chor seiner schöpferischen Handlungen ragt dabei ein Soloprojekt ganz besonders hervor. Als „Schattenkoenig“ – einer kongenialen Mischung aus Alter Ego und Kunstfigur – betritt der St. Pöltner Musiker nun die Bühne. „Beim Schattenkoenig war zuerst die Musik, es gibt etwa schon ein fertiges Album“, skizziert Huber die anfängliche Phase seiner Kunstfigur, mit der er nun antritt auch gegen seine eigenen Schattenseiten anzukämpfen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn eigentlich ist der Ursprung in seiner Auseinandersetzung mit Elvis zu finden. „Ich habe viele Musikerbiografien, auch von Elvis, gelesen. 70
Dabei bin ich in einem von mir entworfenen, chronologischen Tagebuch auf ein tiefenpsychologisches Bild von ihm gestoßen“, so Huber, dem sich Abgründe offenbarten, „Elvis war ja das erste Opfer des Unterhaltungskapitalismus.“ Geplagt vom eigenen und dem Druck von außen, „wurde Elvis ja von der Musikindustrie förmlich überrollt.“ Das Projekt „Ki!NG“ war geboren. Götterdämmerung Mit Bauchklang tunlichst vermieden – „wir waren nie Teil der industrialisierten Musikwelt, haben das Ding immer unter Kontrolle gehabt, der persönliche Kontakt zum Publikum war uns immer sehr wichtig“ – setzt sich Huber nun mit dem künstlichen Hype der Musikindustrie, dem Schleifen der temporär gepushten Künstlerinnen und Künstler durch die Gazetten und
den austauschbaren Formaten wie „Deutschland sucht den Superstar“ auseinander. Ein erheblicher Baustein in der Weiterentwicklung seiner Kunstfigur zum Schattenkoenig ist in der Begegnung mit der Theatermacherin Ivana Rauchmann auszumachen. Bei den Sommerfestspielen in Melk schmeckte Huber heuer das erste Mal in die Welt des Theaters hinein. In „Metropolis“ verfrachtete er etwa den Chor der Arbeiter in ein rhythmisiertes Gewand und stand selbst auf der Bühne. Dabei diagnostizierten Rauchmann und Huber, wie gut die Ideen und Texte ihres aktuellen Stückes mit seiner Musik zusammenpassen. Das Projekt „Götterdämmerung“, eine Theaterperformance über die Schattenseiten des Menschseins und die Frage nach einem höheren Sinn, wurde aus der Taufe gehoben. Fragen, wie „Was ist
TEXT: Andreas Reichebner | Foto: www.taufner-mikulitsch.at
SCHATTENKoeNIG www.schattenkoenig.at
„Götterdämmerung“ am 19. Dezember 2014 um 20 Uhr im frei:raum St. Pölten. info@freiraum-stp.com EP Release: „Götterdämmerung“, 5.12.2014 (label: monkey.music)
Glück? Welche Sehnsüchte haben die Menschen?“ werden, wie Huber betont „schwarzhumorig dargeboten.“ Premiere war in Villach, im Dezember ist das Teil in St. Pölten zu sehen. „Im Stück selbst spielt der Schattenkoenig eine große Rolle, die Figur ist auf der Bühne zwar für die anderen Protagonisten nicht sichtbar, tätigt aber immer wieder Einwürfe, agiert auf einer anderen Ebene. Darüber kann man nachdenken oder auch nicht“, umreißt der umtriebige St. Pöltner Künstler seine Figur. Habe eine Message „Eigentlich sollte ich jetzt neben dir als Schattenkoenig sitzen“, wirft er ins Gespräch mit dem mfg-Redakteur ein, den er zwecks Artikelfindung im Schanigarten eines St. Pöltner Kaffeehauses trifft, „aber das wäre vielleicht zu anmaßend, so in St. Pölten aufzu-
treten.“ Die Chuzpe etwa eines David Bowie, der seine Kunstfiguren schon seit Jahrzehnten zelebriert, hat er diesbezüglich noch nicht, aber Huber hat viel zu erzählen, via künstlerisches Alter Ego. „Aufgrund der Verwandlung und zum Beispiel durch den Einsatz einer tiefen Stimme kann ich andere Dinge von mir geben, vieles auf den Punkt bringen, das ich sonst nicht sagen könnte.“ Bei den Texten bedient er sich eines durchwegs hohen Interpretationsgrades. „Die Sachen kommen verschlüsselt daher. Ich genieße das, stehe auf der Bühne und habe eine Message.“ Immer schon ein Gegner der Gewinnmaximierung, kommt ihm sein sozialempfindliches, alternatives Gemüt hierbei zu Gute. Denn, neben seinen vielen künstlerischen Projekten, hat Huber auch soziale Visionen. Gemeinsam mit seiner Frau Lena Weiderbauer und einem befreundeten Pärchen, Susanne Binder und Gebhart Fartacek, hat er VISCH, den Verein für integratives Schaffen gegründet. Seit geraumer Zeit sucht man einen Bauernhof in der Nähe von St. Pölten, in dem man ein alternatives Wohnprojekt starten will. „Gemeinsam mit geflüchteten Menschen wollen wir dort leben, im besten Fall haben wir drei Wohnbereiche mit einem Gemeinschaftsraum und Platz für Veranstaltungen, die Freizeit- und Beschäftigungsmöglichkeiten bieten“, sinniert Huber über das integrativ, kreative Projekt, das gerade jetzt ein sehr brisantes Thema darstellt. „Meine soziale Seite habe ich noch nicht so richtig ausgelebt“, versucht Huber nun auf dem Eckpfeiler der Integration die ewige Forderung an sich selbst, nämlich politisch zu sein, umzusetzen. Allein, „die Kohle fehlt, aber vielleicht ist uns jemand wohlgesonnen, der uns bei der Bauernhoffindung etwas entgegenkommt.“ Durchaus positive Reaktionen von Bürgermeistern aus der Umgebung hat man schon erfahren, aber konkret ist leider noch nichts.
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Künstlerischer Output Zurück zum künstlerischen Ausstoß. Huber, der „extreme Teamplayer“, wie er selbst von sich sagt, ist gerade im Gespräch mit seinem „Uraltfreund aus Kirchberg“ Antonin B. Pevny, einem erfolgreichen internationalen Regisseur, um ein Video zum Schattenkoenig zu drehen. Zurzeit läuft sein Lied „In Pose“ auf FM4 und gemeinsam werkt Huber mit Flora Königsberger am „Chor 50 plus“ mit Homebase im Festspielhaus St. Pölten. „Das soll in erster Linie Spaß machen, eine spannende Geschichte mit einem hohen Energielevel. Ideal, um seine Ecken und Kanten auszuweiten.“ Daneben hält er Workshops in Sachen „Beatboxen“ ab und hat sich bei der Einspielung seines Albums – die ausschließlich vokalen Teile sind natürlich von ihm selbst dargeboten – seines kreativen Netzwerkes rund um Martin Rotheneder alias Ben Martin, Martin Scheer und Daniel Letschka bedient. Auch der künstlerische Austausch mit seinen Kumpanen von Bauchklang funktioniert nach wie vor prächtig. Soeben steuert Bauchklang zur internationalen Jugendkonferenz „Was im Leben wirklich zählt“ einen Song als Auftragsarbeit bei. „Dabei geht es um Vermittlung von Werten abseits von Religiösem. Prominente Menschen erzählen bei der Konferenz, wie sie Probleme bewältigten, in Positives umwandelten. Bei unserem Lied haben wir den Zeigefinger natürlich hintan gelassen.“ Tröpferlweise macht nun Huber das Publikum auf seinen künstlerischen Output neugierig, neue Medien wie I-Tunes, Facebook, Spotify sind dabei seine Helfer. „Ich habe das Gefühl, mich bremst fast nichts“, strotzt Huber voll kreativer Energie, die sich im nächsten Jahr nicht nur in einem „großen Projekt“ entladen wird. Denn, „nur vier Minuten der King“, wie er im Lied „In Pose“ singt, sind ihm zu wenig, dann schon lieber nachhaltig.
„Ich habe das Gefühl, mich bremst fast nichts.“ MFG 12.14
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MFG SZENE
Von der Sehnsucht nach Helden und groSSen Gefühlen
IN EXTREMO
ditionellen Instrumente dieser Zeit zu spielen? In erster Linie autodidaktisch, man muss ganz viel Zeit mit seinem Instrument verbringen, um es kennen zu lernen und spielen zu lernen. Ein Lehrer ohne fleißigen Schüler bringt ja auch nichts. Ich habe viel Zeit mit meinem Dudelsack im Wald verbracht.
Lagerfeuerromantik, Musik, ein freundschaftliches Getränk und viel Geselligkeit. Die Nostalgie des Mittelalters hat sich bis in die Gegenwart gerettet. MFG sprach mit In Extremo’s Boris Pfeiffer aka Yellow Pfeiffer über echte Werte, Rock und nackte Zugaben. In Extremo ist bereits seit einiger Zeit erfolgreich im Mittelalter-Rock unterwegs – 20 Jahre jetzt. Was macht die Faszination Mittelalter aus? Die Faszination hat mit den Gefühlen zu tun, die wir alle wohl damit verbinden. Ob sie nun wirklich stimmen oder nur romantisiert sind, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Freiheit, Wildheit, Mystik, Heidentum. Echte Werte wie die Liebe und die Freundschaft, Treue, Ritterlichkeit und so weiter. Die Sehnsucht nach Helden und großen Gefühlen. Wir leben in einer Zeit, in der wir ganz dringend wieder die wichtigen inneren Werte über die reine Wissenschaftshörigkeit stellen müssen. Wir gehorchen heute nur noch dem „Verstand“ und selbst dabei selten den eigenen Gedanken, sondern sind kom72
plett durch die Mainstream Medien gelenkt und beeinflusst. Viele fühlen sich heute nur noch als Malocher wie der Ochse vor dem Pflug und haben das Gefühl gar nicht mehr richtig zu leben. Was sind die richtigen Ingredienzien für Mittelalter-Rock? Micha (Michael Rhein aka Das letzte Einhorn), Py (André Strugala aka Dr. Pyrmonte), Marco (Zorzytzky aka Flex der Biegsame), Kay (Lutter aka Die Lutter), Basti (Sebastian Lange aka Van Lange), Specki (Florian Speckhardt aka Specki T.D.) und ich natürlich (lacht), unsere Mittelalterinstrumente mit ihrem Sound und handgemachte Rockmusik. Und dann natürlich unser Lebensgefühl! Wie kommt man dazu, die tra-
Beim kommenden Mittelalter spektakel in St. Pölten am 6.12., bei dem wir uns schon auf euren Auftritt freuen, wird darauf gesetzt, das Mittelalter traditionell wieder auferstehen zu lassen, jedoch mit modernen Elementen versehen wie etwa Pyrotechnik, Beleuchtung, etc. Wie steht ihr zum Bogen-Spannen über die Jahrhunderte? Es gab da mal, so vor ca 20 Jahren, eine Band, die hat mit Sonnenbrillen ihr Intro auf dem Mittelaltermarkt gespielt und der Trommler hatte Pyrotechnik an seiner Davul ... Moment, das waren doch wir! (lacht) Wir kommen sehr gut damit klar, den Bogen zwischen den Jahrhunderten zu spannen. Allerdings sind mir authentisches Handwerk und einfache Marktstände immer noch am liebsten. „Ikeamarktstände“ und elektrische Beleuchtung am Stand macht die Atmosphäre kaputt. Lieber nicht so perfekt und dafür individuell ist meine Meinung! Was sind eure bevorzugten Themen für Songs und wie entsteht euer Sound? Von Lebenslust und Leidenschaft. Die Liebe und die Freundschaft sind immer wieder Thema bei uns. Natürlich sind wir uns anfangs nicht immer einig. Das Song-Schreiben ist ein sehr kreativer Prozess mit vielen Möglichkeiten sich zu reiben und zu diskutieren. Es darf sich und bringt
TEXT: Marion Pfeffer | Foto: MAARTEN CORBIJN
sich jeder bei allen Belangen ein und mischt ordentlich mit. Ob es nun um Texte, neue Melodien, alte Melodien oder später um das Tempo eines Songs geht. Also, auch wenn jeder, durch sein Instrument bedingt, natürlich seinen Aufgabenbereich hat, gibt es keine feste Rollenverteilung untereinander. Jeder mischt in allen Bereichen mit und gibt seinen Senf dazu! Kreativ, chaotisch und nicht immer leise könnte man sagen. Um Dr. Pyrmonte zu zitieren: Euch sitzt der Schalk im Nacken. Was darf das Publikum bei euren Auftritten erwarten? Wir haben sehr viel Spaß, wenn wir zusammen unterwegs sind, und machen gern Blödsinn. Am Konzert abend gibt es jede Menge gute Laune und ein zünftiges Rockkonzert natürlich und viele nette Leute vor der Bühne. Wir nehmen uns selber nicht zu ernst und treiben viel Schabernack untereinander. Auf einer Tour haben
wir zum Song „Gold“ immer ganz viel Goldflitter ins Publikum geschossen und am letzten Tag der Tour haben unsere Techniker den Flitter, den sie von den Tagen zuvor gesammelt haben, in unsere Klamottenkisten gefüllt. Alles war voll Flitter. Der taucht heute noch an den unmöglichsten Stellen auf und ist einfach nicht weg zu bekommen. Was war euer schönstes Erlebnis im Zusammenhang mit Mittelalterspektakeln? Ich weiß nicht, ob es das schönste Erlebnis war, denn davon gab es eine Menge, aber wir haben nach einer Rockshow auf einem Mittelalter Markt die letzte Zugabe nackt gespielt. Wir sind danach direkt von der Bühne runter ins Badehaus und in den Zuber gesprungen. Uns war einfach danach. Das war auf jeden Fall sehr lustig. Ihr tourt weltweit. Wie unter-
scheidet sich die Szene und wie kommt euer deutschsprachiger Rock international an? Auf allen Konzerten die In Extremo je im Ausland gespielt hat, ob nun in Südamerika, China, Russland oder auch Amerika, kann man sagen, dass die Musik und unsere Show auch funktioniert, ohne dass unsere Fans gleich jedes Wort verstehen.
MITTELALTERSPEKTAKEL 2014 Das Highlight im besinnlichen Advent: Das Mittelalterspektakel am 6. Dezember 2014 im VAZ St. Pölten St. Pölten muss sich nicht mit den faszinierenden Burgen und Ruinen des Mittelalters messen, denn das VAZ holt das Mittelalter in die Jetztzeit und verwandelt seine Hallen in eine MittelalterFolk-Rock-Metal-Festung. Folk-Metal mit Stromgitarren sowie spektakuläre Musikgruppen mit Pyrotechnik dürfen dabei ebenso wenig fehlen wie Lagergruppen, Kulinarik und Schaukämpfe. Mittelalterliche Gewandung ist gern gesehen. www.mittelalterspektakel.at
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MFG SZENE
(Wir san) Junk Rock, Oida! Das Pielachtal beheimatet das kreative Zentrum der jungen Band „She and the Junkies“. Ihr Genre heißt, wie könnte es anders sein, Junk Rock. Doch worum handelt es sich dabei? Das – sowie anderes – soll nun beantwortet werden.
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ber zuerst einmal zu den Gesichtern, die hinter der Band stecken. Andy Grubner singt und spielt Bass, Dominik Boria ist Gitarrist und das Brüderpaar Matthias und Leo Ihrybauer findet man an den Tasten bzw. hinter dem Schlagzeug. Deren Elternhaus ist es auch, welches als das Hauptquartier des Vierergespanns gesehen werden kann. Allesamt machen die Vier seit klein auf Musik, zusammen seit 2006 und so richtig ernsthaft seit etwa drei Jahren – „seit einem Jahr, kann man sagen, sind wir richtig fett im Geschäft.“ Seit Beginn ihrer Karriere leben She and the Junkies außerdem einen Life-
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style, der förmlich „ROCK’N’ROLL“ schreit. „Wir sind nicht Helene Fischer, sollten aber da stehen, wo sie steht“, so die Junkies. „In einer Rockband macht man dauernd Grenzerfahrungen jeglicher Art.“ Sänger Andy fügt hinzu: „Nach Konzerten denkt man sich oft ‚Fuck, wo woa i?‘“ Rolling over Europe She and the Junkies sind eine LiveBand durch und durch. Sie lieben es, auf der Bühne zu stehen und brauchen das Rampenlicht. Diese Bühnen sind mittlerweile über ganz Europa verstreut, steht doch beispielsweise schon eine selbst organisierte Tour
quer durch den Kontinent auf der „Abgehakt-Liste“. Ihre Reise führte sie dabei u.a. nach Berlin, Amsterdam, London, Ashford, Edinburgh und so weiter. Dass auf so einer Tour einiges passiert, liegt auf der Hand. „In Berlin haben wir zum Beispiel mitten in einer Wohnung gespielt und keiner hat sich beschwert beziehungsweise ist die Polizei erst am nächsten Tag gekommen.“ Aber auch kleine Locations ohne Anlage wurden bespielt, und in Deal, einer kleinen Stadt bei Dover, war das Feeling besonders geil: „Das Pub in dem wir gespielt haben, war direkt an der Hauptstraße. Nach der Straße war dann gleich das Meer.“ In Deal sind die Vier außerdem dem Veranstalter eines lokalen Festivals aufgefallen, weshalb sie nächstes Jahr gleich zurückkommen. Dass solch eine Reise auch einiges an Eindrücken hinterlässt, ist klar.
TEXT: Michael Reibnagel | Fotos: Karl Stadler
Grandiose Videoblogs auf Youtube vermitteln den Fans das Tourfeeling. Drummer Leo filmt alles mit und in der ersten freien Minute landet das fertig produzierte Video im Netz. Etwas freut die Junkies ganz besonders: „Einen eigenen Fahrer auf Tour mitzuhaben, der nebenbei auch noch ein grandioser Merchandiseverkäufer ist, ist für uns Luxus. Es ist zum Beispiel saugeil, wenn man aufwacht, aus dem Busfenster schaut und auf einmal das Ortsschild von Amsterdam an einem vorbeirauscht.“ Wie schafft es aber eine junge Band aus St. Pölten und Umgebung, eine Europatour zu organisieren, einen Deal mit einer Plattenfirma (in dem Fall monkey. – die Bosse persönlich haben das Popfest in Wien verlassen um dem Auftritt am Beserlpark Festival in Mank beizuwohnen) zu bekommen, oder zwei Videos in vier Tagen zu drehen. Die simple Antwort: „Durch Hackeln und eine professionelle Einstellung. Wir sind durch eine harte Schule gegangen: Vor der Tour haben wir nur in Niederösterreich und Wien gespielt und ca. 2.200 Mal geprobt“, so Drummer Leo. Und es passt die Chemie innerhalb der Band, die ein bisschen an Musketiere-Ethos erinnert. „Sollte einer von uns sterben, wird es She and the Junkies nicht mehr geben. Wir sind ein Vier-MannProjekt und kennen uns schon ewig. Wir sind quasi ‚Brüder im Geiste‘“, so Sänger Andy.
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Ingredienzien des Junk Rock Es gibt bei den „Brüdern“ aber auch Unterschiede, jeder hat seine musikalischen Vorlieben. Andy favorisiert Indie Rock und Indie Pop, Gitarrist Dominik kommt aus der Blues-Ecke. Keyboarder Matthias steht auf volkstümliche Musik europäischer Herkunft und spielt selbst z.B. Dudelsack und Akkordeon, und Drummer Leo hat es mit Jazz und Fusion. All diese Einflüsse ergeben ein komplettes und gediegenes Ganzes – Junk Rock: „Junk Rock ist sehr orchestral, alte Art und Weisen werden modernisiert dargeboten.“ Das für She and the Junkies essentielle Livespiel setzt sich auch im Studio fort. „Wir nehmen alle gemeinsam live auf, dann erst kommt der Gesang hinzu. Tom Deimbacher, unser Recording Producer sowie Manager, dirigiert das Ganze und lässt uns meist verschiedene Takes in verschiedenen Stilen aufnehmen. Im Endeffekt entscheiden wir uns dann gemeinsam für den, der von der Emotion her am besten zum Song passt“. Bevor es jedoch ins Studio geht, müssen die Lieder erst einmal geschrieben werden. Andy dazu: „Wir sind immer eine Viermannpartie, auch beim Songwriting. Einer bringt eine Idee und die anderen fügen ihre Teile dazu. Das ist alles sehr demokratisch, bringt auch viel Diskussion mit sich. Die Lyrics schreib ich. Beim Songwriting suchen wir das, was live Energie
bringt. Es muss brachial, intensiv und druckvoll sein.“ Wer mehr von den Junkies hören und sehen möchte, darf einer frohen Zukunft entgegenblicken: Im Frühjahr steht ein Albumrelease an, ihm folgen Auftritte in Bibione, Paris, Bordeaux, Worthing, Brighton, London und Berlin. Oder aber in „der Royal Albert Hall, in Glastonbury, den Ötschergräben oder in Tokio, weil es so weit weg ist. Einfach gesagt: überall“, so die Junkies über ihre Wunschliste. Es kann jedenfalls passieren, dass man in Zukunft weit reisen muss, um einem Konzert beizuwohnen, denn englischsprachige Länder sind definitiv die Favoriten der Band: „In England hören die Leute auf die Texte, was in Wien nicht so der Fall ist“. Vielleicht findet sich auf Konzerten oder im Tourvideo auch eine kleine Nackedei, wie man sie vom bisherigen Internetauftritt der Band kennt. Diese Provokation hat die Band jedenfalls gepusht. „Wir wollten provozieren und keine geilen Körper zeigen. Facebook macht zwar Probleme bei Werbung in Verbindung mit Nacktheit, aber wir können uns definitiv nicht beschweren“, lachen die Vier. In diesem Sinne: „Wir san Junk Rock, wir san geiler!“
SHE & THE JUNKIES
v.l.n.r.: Matthias, Andy, Dominik und Leo next Gig: 13.12. – Local / Wien Albumrelease: Frühjahr 2015
„Wir sind nicht Helene Fischer, sollten aber da stehen, wo sie steht.“ MFG 12.14
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MFG SPORT
Formel 4-3-3
Paradigmenwechsel beim SKN
4-3-3 heißt die neue Zauberformel beim SKN St. Pölten. Frenkie Schinkels gibt den Magier, Michael Steiner den Zauberlehrling. Die Spieler werden durchgemischt. 14 Verträge laufen aus. Künftig sollen vornehmlich ballsichere Österreicher mit großem Offensivdrang verpflichtet werden.
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er neue Generalmanager Andreas Blumauer wollte zunächst nur ein „wenig Staub aufwirbeln.“ Letztlich wird beim Erste-Liga-Klub SKN St. Pölten dank der Inthronisierung von Frenkie Schinkels als sportlichem Leiter (unbefristet) und Michael Steiner als Trainer (vorerst bis Saisonende) jedoch bald kein Stein auf dem anderen bleiben. In der Ära Christoph Brunnauer (sportlicher Leiter von Jänner 2007 bis September 2014) und Martin Scherb (Trainer von Jänner 2007 bis September 2013) wurde der Stamm mit Spielern aus der Akademie St. Pölten gebildet. Nach dem Aufstieg von der Regionalliga in die Erste Liga (2008) wurden jene Jahr für Jahr durch mitunter erfahrenen Spieler ergänzt oder durch solche ersetzt. Teils notgedrungen, weil talentierte und gut weiterentwickelte Spieler finanziell nicht zu halten waren. Im Sommer 2011 kam mit Daniel Lucas Segovia der erste Spanier. Mittlerweile hat der SKN mit Segovia, der nach missglückten En76
gagements bei Admira und dem WAC zurückkehrte, David Parada (SPA), Tomasz Wisio (POL) und Gary Noël (ENG) vier Legionäre. Nur drei dürfen aber spielen, sonst gibt es keine Förderung aus dem „Österreicher-Topf“ der Bundesliga, die danach trachtet, dass in der zweithöchsten Spielklasse junge, heimische Talente für höhere Aufgaben ausgebildet werden. Drei der vier Legionäre spielen beim SKN quasi durchgehend. Laut Sportdatenbank „Opta“ schneidet der SKN nach dem von Red Bull geförderten FC Liefering (der auf die Unterstützung der Liga verzichten kann) beim Österreicher-Ranking am „schlechtesten“ ab: Nach der ersten Saisonhälfte (18 Spieltage) bekamen die Österreicher beim SKN 72 Prozent der Gesamteinsatzzeit, während bei Aufsteiger FAC die Österreicher z.B. 97 Prozent bekamen oder bei Absteiger Innsbruck 86 Prozent. Auf die Förderung wird der SKN künftig nicht verzichten. Woher der Stamm aus Österreich kommt, ist nun aber völlig egal.
TEXT: Thomas Schöpf | Foto: SKy
Frenkie Schinkels ist omnipotent. 4-3-3 heißt fortan an die Zauberformel. Mit Schinkels wird beim SKN das niederländische Spielsystem eingeführt mit dem Marco van Basten, Ruud Gullit und Co. 1988 Europameister wurden. „Mit Schinkels haben wir die absolute fachliche Fußballkompetenz an Bord geholt“, meint Blumauer. Ab sofort werde nicht mehr „jeder Trainer seine Lieblingsspieler mitnehmen“ wie die SKN-Kurzzeit-Coaches Gerald Baumgartner und Herbert Gager, unter deren Führung der SKN die größten Erfolge der noch jungen Klubgeschichte, nämlich den Einzug ins österreichische Cupfinale bzw. den Einzug in die 3. Qualifikationsrunde der Europa League gefeiert hatte. Künftig bestimmt ausschließlich Schinkels, wer kommt und geht und das auf Basis des niederländischen Systems, von dem die Niederlande seit einigen Jahren mangels Erfolgen abgekehrt sind. Schinkels lernte jenes Anfang und Mitte der 80er-Jahre als Spieler kennen. 1985 verließ er seine Heimat, weil er dort acht Monate gesperrt wurde, nachdem er einen Schiedsrichter getreten hatte. In der österreichischen Ersten Liga war er 2010 selbst noch als Trainer bei Vienna vier Monate lang tätig. Laut „Kurier“ verlor er dort „den Glauben an den Fußball“, weil er seinen Nebenvertrag von 6.000 Euro netto pro Monat wie auch den offiziellen von 3.202,33 Euro brutto einklagen hatte müssen. Beim SKN gibt es freilich nur einen Vertrag, und da hier seriös gearbeitet wird, hat der 51-Jährige seinen Glauben wieder gefunden. Weil es Schinkels billiger macht und auf den Sportdirektorposten beim Erzrivalen Kremser SC verzichtet hat, darf er nebenbei weiter mit Marina Martinelli Lieder wie „Oben ohne in Bibione“ singen, nackig für Kalender posieren, für TV-Sender analysieren, für Printprodukte kommentieren und was halt für einen ehemaligen Dancing Star bzw. Promi sonst noch alles an Arbeit und Amusement anfällt. „Halbnackt bei Zeltfesten herumhüpfen wird er nicht mehr“, versichert Blumauer. Die Spielerverträge werden Blumauer und der SKN-Vorstandsvorsitzende Gottfried Tröstl unterschreiben, Schinkels ist hier nicht zeichnungsberechtigt. Steiner ist das ausführende Organ. Steiner hat derweil als Trainer ganz andere Sorgen. 14 Spielerverträge laufen aus, die Systemumstellung soll fließend vonstatten gehen und die Weichen tunlichst auf Aufstieg gestellt werden. Er sieht es pragmatisch: „Wir werden schauen, was der Markt hergibt und dementsprechend schon im Winter passende Spieler holen.“ Mit Schinkels gebe es einen ständigen Ausstausch. In die Aufstellung redet ihm aber keiner drein. Steiner wurde bei Red Bull Salzburg mit dem niederländischen Spielsystem vertraut. Er kickte einst für Austria Salzburg unter Otto Baric und kam 1994 als 19-Jähriger zu Kurzeinsätzen in den beiden Europacup-Finalspielen gegen Inter Mailand. „Ich war dann aber für die höchste Liga
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doch zu schwach und wollte auch aufgrund vieler Verletzungsprobleme nicht weiter unten spielen“, beendete Steiner danach recht bald seine Laufbahn als Spieler. Anschließend war er elf Jahre im Gastgewerbe tätig, bis ihn der befreundete ÖFB-Teamspieler Marc Janko 2008 die Rutsche zu Red Bull Salzburg legte. Dort hat Steiner von der U9 angefangen diverse Nachwuchsteams betreut, nebenbei die Trainerausbildung des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) gemacht und von Akademieleiter Jelle van Damme das niederländische System gelehrt bekommen. In jener Zeit gaben sich auch bei der Kampfmannschaft von Red Bull die niederländischen Trainer Co Adriaanse, Huub Stevens und Ricardo Moniz die Türklinken in die Hand. Derzeit sind alle drei arbeitslos: Adriaanse wurde im Jänner 2012 von Twente Enschede (NL) gefeuert. Stevens Vertrag beim VfB Stuttgart wurde vergangenen Sommer nicht verlängert. Moniz bekam vor kurzem beim deutschen Zweitligisten 1860 München den Laufpass. Das Land Niederösterreich gibt keine Vorgaben. Für Steiner dauert die Bewährungszeit beim SKN zunächst bis kommenden Mai. Sollte er entsprechen, wird sein Vertrag verlängert. Er selbst beschreibt das 4-3-3-System als „ball orientert“ und „offensiv“, will aber „nicht immer starr daran festhalten.“ Mit einer attraktiven Spielweise möchte er zudem das Publikum zurückerobern. Während die Erste Liga in der ersten Halbsaison einen Zuwachs von 11,7 Prozent Zuschauern gegenüber der Vorsaison verzeichnete, brach der Besuch beim SKN von 2.682 auf durchschnittlich 2.067 Zuseher ein und das trotz Europacup-Euphorie und diverser Aktionen wie „Bring your friend“ (zwei Tickets zum Preis von einem). Gegen Hartberg verloren sich zuletzt gar nur mehr 1.000 Besucher in die NV Arena. Der größte Gönner des SKN, das Land NÖ, gibt keine Direktiven. „Natürlich wäre ein Aufstieg in die Bundesliga aufgrund der perfekten Rahmenbedingungen in St. Pölten für alle Seiten wünschens- und erstrebenswert“, sagt SportLandesrätin Petra Bohuslav, „jedoch hängt sportlicher Erfolg von vielen Faktoren ab und ist nicht immer planbar.“ Steiner wagt keine Prognose über einen möglichen Eintritt in die Bundesliga: „Für mich selbst ist es wichtig, dass ich zunächst in allen Nachwuchsteams gearbeitet habe, danach Co-Trainer war (beim SKN unter Gager, Anm.) und nun Trainer bin. Ich habe einen Auftrag meines Arbeitgebers und versuche ihn zufriedenstellend zu erfüllen. Das ist so wie bei jedem anderen Job auch.“ Sein Start ist von den Ergebnissen her mit zehn Punkten aus den ersten fünf Meisterschaftsspielen zumindest schon einmal geglückt. Spannend wird es dann freilich im Frühjahr, wenn die erste Tranche an neuen Spielern da ist. Jene sollten möglichst ablösefrei sein, denn das Budget wurde nicht erhöht.
„Ich habe einen Auftrag und versuche ihn zufriedenstellend zu erfüllen. Das ist so wie bei jedem anderen Job auch.“ Trainer Michael Steiner MFG 12.14
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MFG ADVERTORIAL
Umsteigschwung für Wiedereinsteiger! …und wann der Schnee staubt und wann die Sunn´ scheint! Dann hab i alles Glück in mir vereint! ….
Ja, stimmt, aber lang ist es her bei mir und auch bei vielen anderen ehemals begeisterten Skifahrern, seit sie das letzte Mal auf den glückverheißenden Bretteln am „g´fürigen“ Schnee runter gesaust sind. Die Ursachen für die alpine Abstinenz sind vielfältig: verletzungsbedingte, familientechnische und auch finanzielle Gründe haben sich in den vergangenen Jahren oft als Hindernisse für Skiurlaube ergeben. Nun bietet aber gerade die Mostviertelregion Niederösterreichs für etwas eingerostete Wiedereinsteiger wunderbare Gelegenheiten, sich wieder auf die Pisten zu wagen! So haben die heimischen Skigebiete in den letzten Jahren nicht nur intensiv in Infrastruktur, Lift- und Beschneiungsanlagen sowie Gastronomie und Beherbergung investiert, sondern man hat auch ganz neue Angebote geschaffen, die in ihrer Vielfältigkeit punktgenau auf jede Altersgruppe und auf das jeweilige Leistungsniveau zugeschnitten sind. Noch dazu zu einem 78
unschlagbaren Preis/Leistungsverhältnis. „Wir bieten somit die Eintrittsmöglichkeit ‚zurück zum Skifahren‘ und neu zu beginnen“, skizziert Johannes Putz vom NÖ Skilehrerverband die Grundstoßrichtung. Vor allem geht es aber um eines: Skifahren soll zum Erlebnis werden und Spaß machen. Skischnuppern in NÖ Die Mostviertler Wintersportorte Lackenhof/ Ötscher, Hochkar/Göstling, Annaberg, Forsteralm, Königsberglifte Hollenstein – und außerdem noch vier Skigebiete in der Region Wiener Alpen bieten die besten Grundlagen für ein Ski-Comeback: Die Ski-Schnuppertage bieten Wieder- und Einsteigern den ganzen Jänner über um 54,00 Euro (für Anfänger, die keine Liftkarte brauchen) oder um 69,00 Euro (für Wiedereinsteiger, mit Liftbenutzung) alles, was sie zu ihrem Comeback brauchen – vom Skiverleih über die Liftkarte bis hin zum Unterricht durch einen geprüften Skilehrer.
Und für die kleinen Skihaserln wird in der Zwischenzeit ebenfalls mit der passenden Kinderbetreuung bestens gesorgt. Langlauf-Schnuppern in NÖ Annaberg, das nordische Zentrum St. Aegyd, die Panoramaloipe Hochreit, Lackenhof am Ötscher sowie sieben weitere Langlaufgebiete in NÖ (Waldviertel & Wiener Alpen) gelten als Niederösterreichs schönste Langlaufregionen. Bei Langlauf Schnuppertagen erhalten die Teilnehmer um 44,00 Euro die gesamte Leihausrüstung, werden während vierstündiger Kurse in die richtige Fahrtechnik eingewiesen und erhalten zudem einen Coupon für ihren wohlverdienten Einkehrschwung. Neu! SpaSS-Action und Training für Kids in der „Snow Fun Academy“ Neben den bewährten Skikursen gibt es mit der „SNOW FUN Academy“ ein neues Angebot, das sich vor allem an Kinder von 7 bis 12
MOSTVIERTEL TOURISMUS
Jahren wendet. An den Wochenenden wird nachmittags eine Stunde unterhaltsames Programm, wie zum Beispiel Spiele oder Stangentraining, angeboten. Los geht es ab 13. Dezember 2014 bis 15. März 2015 in den Skigebieten Göstling/Hochkar, Lackenhof/Ötscher, Annaberg sowie in den Wiener Alpen. Es ist aber auch ein großes Anliegen, Kinder zum Skifahren zu bringen. In dieser Saison werden mit „Volksschulen zum Schnee“ und „ski4school“ bis zu 28.000 Schüler auf Niederösterreichs Pisten gebracht. Neun Skigebiete stehen mit ihren Liften den ganzen Winter über für die Klassen bereit. Rundum-Wohlfühl-Angebot Wer denkt, dass damit schon in Sachen Winterzauber im Mostviertel das Ende der Fahnenstange erreicht ist, irrt gewaltig. Denn auch abseits der präparierten Pisten und Loipen gibt es sensationelle und abwechslungs-
reiche Angebote: Von grandiosen Skitouren und Schneeschuhwanderungen über romantische Pferde-Kutschenfahrten und witzige Kinderprogramme, etwa mit den Ötscherlamas, bis hin zum Naturrodeln oder Eislaufen inmitten der herrlichen Winderlandschaft. Das Mostviertel lässt im wahrsten Sinne des Wortes keine Wünsche offen – jeder Urlaub wird zum Erlebnis! Sämtliche Informationen zum vielfältigen Angebot der Mostviertler Skigebiete sowie maßgeschneiderte Pauschalangebote finden sich im aktuellen Katalog „mostviertel. Die schönsten Winterangebote“, der kostenlos bei Mostviertel Tourismus per email unter info@mostviertel.at oder telefonisch unter 07416/521 91 angefordert werden kann. Und dann steht einem unvergesslichen Urlaub oder Tagesausflug nichts mehr im Wege, auf dass es wieder über die Pisten hallt: „Weu Skifoan is des Leiwandste, wos ma si nur vuastön kau.“
Eröffnung der Wintersportgebiete
Johannes Putz, NÖ Skilehrerverband, über die Neuerungen Sie haben sich besonders für die SNOW FUN Academy eingesetzt, worum geht es da genau? Die SNOW FUN Academy wurde vorrangig vom Land Niederösterreich initiiert. Dies allerdings in Kooperation mit den Skilehrern aus dem Skilehrerverband. Wir möchten mit dem Programm aktiven Kindern und Jugendlichen neue spannende Zugänge zum Wintersport ermöglichen. Hat sich das Skifahren in den letzten Jahrzehnten verändert und wenn ja, wie? (lacht) Na sicher hat es sich verändert. Heute ist es zum Einen nicht mehr so selbstverständlich wie früher, da sich auch die Preise erhöht haben. Flugreisen zum Beispiel sind leistbarer geworden und Skifahren ist durch die Ausrüstung und Anreise aufwendiger als ein Wochenend-Trip oder ein Tagesausflug. Außerdem ist Skifahren nicht mehr so „in“ wie es damals war. Genau da setzen unsere neuen Aktionen an! Sie sollen dazu beitragen, dass nicht nur Anfänger, sondern auch Fortgeschrittene einen Zugang zum Skifahren haben. Wir bieten somit die Eintrittsmöglichkeit „zurück zum Skifahren“ und neu zu beginnen. Wurde Skifahren durch die veränderte Technologien einfacher? Ja, natürlich wurde es auch skitechnisch einfacher. Das weiterentwickelte Material vereinfacht die Skitechnik, die Pisten wurden breiter und sind besser präpariert, was eine bessere Ausnützung ermöglicht. Von daher ist es auch spannender für den Konsumenten, da sich schneller Erfolgserlebnisse einstellen.
5.12. 5.12. 6.12. 6.12. 6.12.
Annaberg Göstling-Hochkar Gemeindealpe Mitterbach Forsteralm & Königsberg-Hollenstein Lackenhof am Ötscher
Toptermine in den Winterorten
28.12. Nacht der Ballone in Lackenhof 23.-25.1. Event am Hochkar 2.1. & 6.2. Kinder-Aprés Ski Mittmach Show in Annaberg 30.1.-1.2. Schneemann-Wochenende in Göstling-Hochkar 31.1.-21.2. Ötscher Erlebniswochen in Lackenhof 15.3. Gmoa Oim Race Gemeindealpe
www.mostviertel.at www.skischnuppern.at www.langlaufschnuppern.at www.snow-fun-academy.at www.hochkar.at www.oetscher.at www.gemeindealpe.at www.annabergerlifte .at
MFG 12.14
79
MFG KRITIKEN
ZUM HÖREN
Manshee, mikeSnare, Thomas Fröhlich, Dr. Schramek, Rob.STP, Herr Franz (von links nach rechts)
Amore
Zwischen feinfühligem heimischen Raunzen und einem Hauch wienerischem Gstanzl’ balanciert die Musik von Wanda. Manche Songs klingen nicht leiwand, wie etwa „Bologna“, eine Mischung aus vergilbtem Austropop, Drah-di-net-um-Falco-Fußballchören und der geschassten Begleitband von Umberto Tozzi. Trotzdem ist es ein Ohrwurm, den man nach zehn Mal hören lieben wird. Neo-Austropop vom Feinsten, der durch seine einfache und liebenswerte Art überzeugt.
Billy Idol
Kings & Queens Of The ... Die berühmteste Schnute der Rockszene is back. Nach neun Jahren legt Billy Idol endlich ein neues Album vor – kein schlechtes, freilich auch kein überragendes, dazu fehlt ihm die Konstanz über die ganze Länge. In Begleitung von Steve Stevens am Stromruder wirft Idol aber ein paar feine Nummern Marke „Idolism“ raus, wie „Postcards from the past“, „Love and Glory“ oder – ganz stark – der Opener „Bitter Pill“. Neu klingt das alles nicht – aber das wollen wir auch gar nicht.
ZUM SCHAUEN
Manshee, Felicitas Hueber
Medeski, Scofield, Martin & Wood JUICE
Achtung, fertig, Groove; Die Rasselbande um den amerikanischen Keyboarder John Medeski – diesmal verstärkt durch den genialen Gitarrero John Scofield – serviert uns einen „Juice“ aus zehn neuen Songs, die vor Lässigkeit, Spielfreude und Virtuosität nur so vor sich hinsafteln. Sogar drei Coverversionen sind dabei: 1x Dylan, 1x Doors – sowie eine wunderbare, Dub-durchtränkte Version von Creams „Sunshine Of Your Love“. Ganz feines Album.
Mefjus
Suicide Bassline Wieder hat es ein Producer aus der Alpenrepublik zu internationalem Ansehen in der Drum&Bass Szene gebracht. 2013 von Drum&Bass-Arena zum Newcomer des Jahres auserkoren, war es v.a. sein Output 2014, der die Szene im Sturm erobert hat und diese bereits jetzt nachhaltig prägt. Eben erschien die Vorab-Single »Suicide Bassline« seines Debut-Albums »Emulation«. Wer sich für die progressive, härtere Schiene des Drum&Bass interessiert, sollte sich das auf jeden Fall reinziehen.
ZUM SPIELEN
Markus Waldbauer, Mr. Ship
Wolves In The Throne Room Celestite Mirror
Erstaunlich, in welche Richtung sich Black Metal entwickelt hat. Die wölfischen US-Neohippies beschwören hier in elektronischinstrumentalen Klangwolken eine getragene Anmut und geradezu sakrale Erhabenheit, die den perfekten Soundtrack zu einem Spaziergang im winterlichen Wald darstellen. Meditativ, fließend und gleichzeitig mit noisigen Ecken und Kanten versehen, ruft das Ganze nach Dauerrotation.
Anett LouIsan Zu viel Information
Das vermeintlich süße Blondchen, das sie nie war, sondern stets mit den Waffen der Frau den Männern gehörig den Marsch blies, erweitert mit ihrem neuen Album „Zu viel Information“ ihre musikalische wie inhaltliche Bandbreite. Humorvoll gespielt auf Kosten der Männer wird nach wie vor, dazwischen lotet Louisan aber insbesondere die Untiefen menschlicher Sehnsüchte, verbotener Liebe und Beziehungsunwägbarkeiten aus. Faserschmeichler mit Tiefgang und Witz!
ZUM LESEN
H. Fahrngruber, W. Hintermeier
5 Zimmer, Küche, Sarg
Dark Souls 2 – DLC 3
Delhi - Im Rausch des Geldes
Viago, 379 Jahre, Deacon, 183 Jahre, und Vladislav, 862 Jahre, haben viel Spaß in ihrer Altbauvilla in Wellington. Jede Nacht machen sie Party, und meistens wird es da richtig blutig. Ein Filmteam begleitet die Vampire auf ihren Ausflügen in die Clubs ihrer Stadt, wo sie Kontakte pflegen, sich mit den Werwölfen zoffen und für jungfräulichen Nachschub sorgen. Monty Python meets Twilight ...
Mit dem finalen DownloadContent „Crown of the Ivory King“ wird die Saga rund um Dark Souls II nun abgeschlossen. In einer von Eisstürmen gezeichneten Welt setzen wir unseren Überlebenskampf fort. „Das schwerste Spiel“ wird seinem Ruf gerecht und sorgt erneut für Verzweiflung. Einer der Bosskämpfe ist wohl der härteste vom ganzen Spiel. Neue Gegnertypen und neue Ausrüstung gibt‘s reichlich.
Nach der Liberalisierung der indischen Wirtschaft in den 1990er Jahren ändern sich die sozialen und kulturellen Strukturen mit rasendem Tempo: Millionen von Indern kämpfen sich aus bitterer Armut in die Mittelschicht hoch, gleichzeitig erodieren kulturelle und soziale Strukturen. Der Kapitalismus fegt durch die Metropolen des Landes. Ein spannendes Porträt der boomenden indischen Megacity.
Die Entdeckung der Unendlichkeit
Assassin‘s Creed Unity
Er ist wieder da
Assassin‘s Creed Unity ist die Next-Gen-Weiterentwicklung der gleichnamigen BlockbusterSerie, angetrieben von der brandneuen und komplett überarbeiteten Anvil-Engine. Spieler erleben die Französische Revolution vom Sturm auf die Bastille bis zur Hinrichtung Ludwig XVI auf nie gekannte Weise und helfen dem französischen Volk, sich eine neue Zukunft zu schmieden. Sei ein gnadenloser Held in einer brutalen Welt!
An einem warmen Apriltag im Jahr 2011 erwacht Adolf Hitler mitten in Berlin wieder zum Leben. Einigermaßen verwirrt zu Beginn, findet er sich erstaunlich schnell in der modernen Großstadt zurecht und äußert auch seine Ansichten frei heraus. Doch seine Aussagen werden als Satire verstanden, und Hitler als Kabarettist im Fernsehen gefeiert. Werden sich seine Kritiker diesmal durchsetzen können?
Jemaine Clement, Taika Waititi
James Marsh Selbst Menschen, die mit Wissenschaft nichts am Hut haben, werden wissen, wer Stephen Hawking ist. Der Film zeigt, was für ein Mensch hinter der Wissenschafts ikone (gespielt von (Eddie Redmayne) steckt und wird dazu auch noch bestens unterhalten. Dem Film gelingt, aus dem Hawking-Biopic trotz des im Grunde deprimierenden Krankheitsthemas charmantes Wohlfühlkino zu machen.
80
From Software
Ubisoft
Rana Dasgupta
Timur Vermes
Fotos: zVg
Wanda
MFG VERANSTALTUNGEN
HIGHLIGHT VAZ St. Pölten
STEFANIE WERGER & BAND Nach 4 erfolgreichen Kabarettprogrammen und einem fulminanten Konzert in der Wiener Stadthalle hat Stefanie Werger wieder große Lust zu singen. Mit viel Gefühl und ihrer unverwechselbaren rauchigen Stimme singt sie auf ihrer letzten Konzerttournee ihre schönsten Liebeslieder. Davon hat sie viele in ihrem großen Repertoire, die bis heute nichts von ihrer Magie verloren haben. „I wü di g’spian“, „Alles was zählt“, „Ich zeig dir meinen Himmel“ oder „Blumen im Sand“ sind nur wenige Beispiele ihrer hochsensiblen Lieder, die im Herzen haften bleiben. 28. November 2014
29.11.
The Rioters
Über all die Jahre schufen sie ihren eigenen Stil: klassicher Rock´n´Roll, versetzt mit wohl dosierten Shots von Surf, Punk oder Ska. Die Combo aus Purgstall macht Rock´n´Roll Musik in Rioters-Manier. Mit überwiegend eigenen Songs, aber auch gecoverten Rock´n´Roll und Rockabilly Klassikern heizen sie dem Publikum ein. Ein wilder Ritt für jedes Publikum! KONZERT
06.12.
EGON
ADVENTKONZERT
Am Nikolaustag präsentieren Chor und Orchester des Musikvereins St. Pölten 1837 ihr traditionelles Adventkonzert in der Franziskanerkirche. Unter der Gesamtleitung von Manel Morales Lopez sind Werke von G.F. Händel, A. Viola, N. Casanovas sowie eine Uraufführung, komponiert vom jungen St. Pöltner Geiger Daniel Castoral, zu hören.
29.11.
MCR-Concert for Kids
Zwei Musikgrößen bereichern das vom Malteser Care-Ring organisierte Benefizkonzert zugunsten von schwerkranken und behinderten Kindern in Niederösterreich. HP Falkner, Mitbegründer von Attwenger, wird unplugged zu erleben sein. Ebenso mit an Bord sind die St. Pöltner Kult-Musiker von Ballycotton mit ihrem mitreißenden Folk-Mix. CHARITY
Bis 23.12.
FRANZISKANERKIRCHE
AUSSTELLUNG
14.03.
NEW SOUND FESTIVAL
27.10.
FESTIVAL
OTTAKRINGER BRAUEREI
PENTA Ausstellung
Vor 40 Jahren haben sich fünf St. Pöltner Künstler zusammengeschlossen, um die Künstlergruppe PENTA zu gründen. Ziel der Gruppenbildung war, gemeinsame Malabende sowie Veranstaltungen, Seminare und Ausstellungen abzuhalten. Mittlerweile ist die Gruppe gewachsen und zeigt die bereits dritte Ausstellung in der Rathausgalerie. AUSSTELLUNG
RATHAUS
05.12.
Minna von Barnhelm
Gotthold Ephraim Lessings Komödie spielt kurz nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges. Regie führt Katrin Plötner, die bereits Horace am Landestheater inszenierte. Mit dabei sind u.a. der bekannte TV- und Theaterschauspieler Wolf Bachofner, Lisa Weidenmüller, Lars Wellings sowie der Chor 50 plus des Festspielhaus St. Pölten. THEATER
LANDESTHEATER
ART BRUT
Die Malwerkstatt Graz besteht seit 1992. Das besondere Merkmal, das die Maler und Malerinnen auszeichnet, ist die Authentizität, Lust und das Talent, sich künstlerisch manifestieren zu wollen. Dieses Niveau im Ausdruck der sogenannten Art Brut ist etwas Besonderes und einzigartig als Dokument der Kunstschaffenden in der Malwerkstatt zu sehen.
konzert
Mitten in Wien präsentiert sich erstmals das News Sound Festival als Alternative zu den großen Festivals. Zwanzig Acts werden auf drei Bühnen performen, u.a. Kovacs, Kill It Kid, Rakede, Wanda und Hunter & The Bear. Ein neues Festival für alle, die Musik selbst entdecken wollen und die Neues nicht befremdlich, sondern aufregend finden.
FREI:RAUM
Bis 04.12.
GALERIE MARINGER
SIMPLY RED
Simply Red sind zurück, um 2015 ihr 30-jähriges Jubiläum auf einer Welttournee zu feiern. Mit 60 Millionen verkauften Alben weltweit und Songs wie MONEY´S TOO TIGHT TO MENTION haben sie einen zeitlosen Katalog an Hits erschaffen. Immer noch im Trend erleben Simply Red gerade eine Renaissance als eine der größten britischen Bands. Konzert
STADTHALLE WIEN
MFG 12.14
81
Reich(l)ebners Panoptikum
Staatsaffäre Schasaffäre. Die öffentliche Erregung über die Verwendung des Wortes „Schas“ im St. Pöltner Gemeinderat könnte in Hinkunft dazu führen, dass selbiger zwar nicht mehr verbal in den Mund genommen, dafür aber in einem Akt nonverbalen Protestes im wahrsten Sinne des Wortes in den Raum gestellt wird. Das Arbeitsklima im Gemeinderat könnte dadurch noch mehr belastet werden.
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STERNSTUNDEN NIEDERÖSTERREICH Live erleben Bild: GEPA Pictures
DAS NÄCHSTE HEIMSPIEL IN DER NV ARENA:
KASTELRUTHER SPATZEN
MARC PIRCHER • FRANCINE JORDI SAŠO AVSENIK UND SEINE OBERKRAINER DIE JUNGEN ZILLERTALER • FANTASY MODERATION: MARKUS WOLFAHRT 11.12.14 ST. PÖLTEN VAZ | 13.12.14 WR. NEUSTADT ARENA NOVA E
TOURNE
2015
SKN : KAPFENBERG Freitag, 28. 11./18.30 Uhr Mehr Informationen erhalten Sie auf
www.skn-stpoelten.at
LIVE MIT BAND
05.03.15 ST. PÖLTEN VAZ | 06.03.15 WR. NEUSTADT ARENA NOVA
23.03.15 WR. NEUSTADT ARENA NOVA | 24.03.15 ST. PÖLTEN VAZ
p�äsen tier� vo�
Floria� Silbereise�
DJ Ötz�
voXXclub
N� Angel�-Sta�
-S tar tän ze� ... un � di� TV
Die NEUE Tour 2015 zur TV-SHOW! 30.04.15 ST. PÖLTEN VAZ Luc�
TOUR
2015
JÜRGEN DREWS
VOXXCLUB MICHELLE DIE PALDAUER
NOCKALM QUINTETT 17.05.15 ST. PÖLTEN VAZ
TICKETS BEI ALLEN OETICKET-VERKAUFSSTELLEN I HOTLINE: 01 – 96 0 96 | WWW.OETICKET.COM
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DIE ST. PÖLTNER
allgemeine gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft
Junges Wohnen, Betreutes Wohnen Wohnungen mit Kaufoption Genossenschaftswohnungen Reihenhäuser, Doppelhäuser Sanierte Altwohnungen in Bestlage
Allgemeine gemeinnützige WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT e.Gen.m.b.H. in St.Pölten
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Tel.: 02742/77288-0 Fax: 02742/73458 wohnungsberatung@wohnungsgen.at
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Beste Qualität, beste Lagen: Die Wohnungsgenossenschaft St. Pölten schafft in ganz NÖ zukunftsweisende Wohnprojekte.