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MFG EDITORIAL
JOHANNES REICHL
FEUER FANGEN
E
s ist wie das erste Knistern, das man hört, wenn der Zunder allmählich Feuer fängt und sich die Flammen – noch gar nicht gänzlich sichtbar – unter den großen Holzscheiten auszubreiten beginnen, erste Wärme, Energie freisetzen. Keine Angst, das wird jetzt keine Weihnachtsgeschichte, sondern ich rede von der Kulturhauptstadt-Idee, die sukzessive um sich greift und immer mehr Leute ansteckt. Auch in den MFGInterviews kommen wir immer wieder unweigerlich auf dieses Thema zu sprechen – und das ist ein gutes Zeichen. Cafetier Michael Glöckel etwa ortet in der Bewerbung ein Indiz neuen Selbstbewusstseins „weil wir uns das heute einfach zutrauen. In meiner Jugendzeit wäre der Gedanke noch völlig absurd gewesen.“ Nicht dass es nicht schon damals Visionäre gegeben hätte. Der ehemalige Kulturstadtrat Siegfried Nasko etwa brachte St. Pölten bereits im Vorfeld der Europäischen Kulturhauptstadt 2009 aufs Tapet, und erntete dafür Unverständnis bis hin zum Vorwurf des Größenwahns. St. Pölten als Europäische Kulturhauptstadt – das klang für viele nach Science Fiction. Doch The Times They Are Changing, und die unwahrscheinliche Zukunft von gestern ist die greifbare Wirklichkeit von morgen. Heute fühlt sich die Sache tatsächlich anders an, als hätte
sich das berühmte Fenster geöffnet und als sei Österreich nur deshalb mit der Kulturhauptstadt 2024 an der Reihe, weil St. Pölten reif dafür ist. Die Stadt ist unübersehbar im Aufwind, im Wandel, und dieser Wind of Change schlägt sich auf vielen Ebenen nieder – im Hinblick auf die Bewerbung vor allem auch im neuen Kuschelkurs zwischen Stadt und Land. Landeshauptfrau und Bürgermeister haben seit Mikl-Leitners Amtsantritt gefühlt mehr gemeinsame öffentlichkeitswirksame Termine im Feelgood Modus absolviert, als die Vorgänger-Tandems Gruber-Pröll, Stadler-Pröll in den vergangenen 30 Jahren zusammengenommen. Zudem wurde im Vorjahr ein konkreter „new deal“ geschnürt, der von einem „new Stil“ sphärisch getragen wird. Fuhr das Land etwa vor drei Jahren in Sachen Abzug der Kunstsektion des Landesmuseums nach Krems noch brutal über die Stadt und die Kulturszene drüber, setzt man in Sachen Kulturhauptstadt von Beginn an auf Kommunikation und Partizipation. So wurde mit dem St. Pöltner Jakob Redl just der Mit-Initiator der KulturhauptSTARTPlattform in eine leitende Position gehievt und mit dem erfahrenen Michael Duscher aus dem eigenen NÖKU Stall zusammengespannt. Das ist ein starkes Zeichen. Redls Bestellung signalisiert zudem eine geistige Öffnung abseits parteipolitischer Engstirnigkeit, die
für den Erfolg eines solchen Projektes unabdingbar ist: Denn wurden früher derlei Bestellungen hüben wie drüben zumeist nach Parteinähe vergeben (schwarz im Land, rot in der Stadt), so hat man mit Redl jemanden geholt, der zwar nicht als Funktionär, aber doch als längjähriger Referent der Grünen politisch quasi „exponiert“ ist. Und keinen kümmerts – was herrlich wohltuend ist, weil es tatsächlich „nur“ ums Know-how und das Netzwerk zu gehen scheint, das er mit einbringt. Die Zeichen stehen also gut. Die Kulturhauptstadt-Idee schafft es schon jetzt, manch althergebrachte Eigen- bis Dummheit zu durchbrechen oder gar alte potemkinsche Dörfer mit Leben zu erfüllen. Wer hätte etwa gedacht, dass der schon aussortierte Stadtslogan „Mitten in Europa“, der ehemals als reine geographische Zuordnung platt, ja pseudo wirkte, jetzt plötzlich eine schlüssige Einschreibung erfährt! „St. Pölten 2024. Mitten in Europa. Mitten im Aufbruch“, prangt sodenn auf den Einladungen zum „Auftakt“ am 12. Dezember in der Bühne im Hof. Im Zuge dessen wird das Kulturhauptstadt-Bewerbungsfeuer, das ohnedies schon allerorten glost, quasi offiziell entzündet. Lassen wir uns anstecken. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg, der – soviel steht fest – ein spannender wird. Ein Weg nach Europa. Ein Weg zu uns selbst.
Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus, und Veranstaltungen. Herausgeber/Geschäftsführer: Bernard und René Voak. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chef vom Dienst: Christina Bauer Redaktionsteam: Christina Bauer, Thomas Fröhlich, Gotthard Gansch, Sascha Harold, Dominik Leitner, Michael Müllner, Michael Reibnagel, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kolumnisten: Thomas Fröhlich, Dominik Leitner, Michael Müllner, Tina Reichl, Roul Starka, Beate Steiner Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, Wolfgang Hintermeier, David Meixner, Clemens Schumacher, Manuel Pernsteiner, Michael Reibnagel, Johannes Reichl, Christoph Schipp, Robert Stefan Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Elias Kaltenberger, Matthias Köstler Art Director & Layout: Mr. Shitakii Korrektur: Anne-Sophie Müllner Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.
INHALT #STPTOO – Seite 8
FÖDERALISMUS QUO VADIS? – Seite 14
DIE NXP-STORY – Seite 32
MICHAEL GLÖCKEL – Seite 38
LPH - FASTEN YOUR SEATBELTS – Seite 66
MEHR ALS NUR LUPO – Seite 72
3 Editorial 6 In was für einer Stadt leben wir
44 Verhüllungsverbot 46 Mader - Verkehr neu denken
URBAN
KULTUR
7 Shortcuts Urban 8 #meetoo - STP ist auch dabei 14 Föderalismus - Quo vadis? 24 Weißbuch Bildung 28 Ehe für alle? 32 Die NXP-Story - 25 Jahre 38 Michael Glöckels Wohnzimmer
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66 LPH - Fasten Your Seatbelts
SPORT
48 Shortcuts Kultur 50 Veronika Polly - STP Filmgesicht 54 Jakob Redl - we can be heroes 56 Bisenz - gelebtes Kasperltheater
SZENE
70 Der letzte SKN-Mohikaner geht 72 Schmidi - mehr als nur LUPO 74 Kritiken 75 Veranstaltungen 76 Außensicht 78 Karikatur
64 Shortcuts Szene
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… in der es bald Spiel, Satz und Sieg heißen wird. Zwölf Jahre nach dem letzten ATP-Turnier in St. Pölten kehrt Österreichs Tennisspitze zurück. Im VAZ steigt auf Sand die Partie Österreich gegen Weißrussland. Eine eigene Tribünen-Konstruktion wird über 2.500 Tennisfans Platz bieten, die – so die Hoffnung – auch gefüllt sein wird. Die Chancen dafür stehen gut, immerhin darf man auf den Thiem-Effekt hoffen, hat doch Österreichs Tennis-Ass seine Teilnahme in Aussicht gestellt. Österreich-Coach Stefan Koubek verbindet mit St. Pölten jedenfalls gute Erinnerungen, hat er hier doch 1999 sein Idol Thomas Muster besiegt. „Jedes Mal, wenn ich hier vorbei fahre, muss ich daran als erstes denken. Das ändert sich hoffentlich nach dem Davis Cup!“ Dann nämlich, wenn es Spiel, Satz und Sieg für Österreich heißt – und für St. Pölten, das bei gelungener Durchführung mit Dacapos rechnen darf.
… in der es eine Debatte (oder eigentlich keine Debatte) über die Frage, ob der LUP-Bus während der Adventwochenenden kostenlos sein soll, schaffte, dass der OktoberGemeinderat nach nur einem Tagesordnungspunkt vertagt wurde. Die ÖVP hatte dieses Zuckerl als Zusatzantrag aufs Tapet gebracht, die SPÖ zeigte sich wenig situationselastisch. Es galt die Finanzierung zu klären und die Partner zu befragen. Das ist nun passiert, und siehe da: Fast vier Wochen später wurde fröhlich jubilierend mit dem VOR die „X-MAS AKTION“ präsentiert. Zwar müssen LUP-Nutzer an den Wochenenden und Feiertagen im Dezember ein Ticket lösen, dieses ist dafür aber den ganzen Tag gültig! Da lachten sie auf dem PR-Foto, die roten Christkindln, während man ein schwarzes vergeblich suchte. Aber es mag sich trösten … das echte Christkind sieht man ja auch nie, und doch geht mancher Wunsch in Erfüllung.
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… in der das Stadtsilvester nach achtjähriger Absenz fröhliche Urständ feiert. Freilich nicht nach dem Motto größer, schneller, weiter, sondern eher nach der Devise kleiner, entspannter, chilliger. So wird nicht mehr am Rathausplatz gefeiert, sondern am intimeren Herrenplatz. Musikalisch verzichtet man auf einen Band- und Materialschlacht, stattdessen werkt ab 21 Uhr ein DJ an den Turntables. Fürs kulinarische Wohl sorgen die am Platz situierten Gastronomen mit diversen Themenbars, Heizschwammerl & Decken sollen der Kälte trotzen, und die Lachmuskeln werden wieder bei Dinner for One strapaziert. Nur das Feuerwerk – ja, das soll wieder ein großes werden, untermalt vom altehrwürdigen Donauwalzer, und dem kollektiven 10, 9, 8 … Ein guter Neustart … und größer werden kann die Veranstaltung, sollte sie gestürmt werden, ja noch immer. Ganz entspannt … step by step.
FOTOS: EXLUSIVE-DESIGN/ GSTOCKSTUDIO/ DEAGREEZ–FOTOLIA.COM
IN WAS FÜR EINER STADT LEBEN WIR EIGENTLICH...
FOTOS: JAKUB JIRSAK, KONRADBAK-FOTOLIA.COM, OLN
SHORTCUT URBAN KOLUMNE MICHAEL MÜLLNER
REPARATURSCHULDIG
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MOBILE WENDE
t. Pöltens Bemühungen in Sachen Vekehr fruchten – so landet die Hauptstadt im Greenpeace „Mobilitätsranking - nachgefragt“ auf dem 2. Platz. Im Mai rangierte man noch auf Rang fünf. Honoriert wurden v. a. die Bemühungen rund um den LUP, sprich die Ausweitung des Netzes sowie die Einführung des Sonn- und Feiertagsbetriebes. Zudem anerkennt man allgemeine Bemühungen hin zu einer Mobilitätswende, etwa auch im Hinblick auf den Ausbau des Radwegnetzes. Letzteres sorgt bisweilen freilich auch für Ärger – so laufen die
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Unternehmer der Hnilickastraße gegen den großzügigen neuen Fahrradstreifen Sturm, der rund 60 Parkplätze vernichtet. Die generelle Notwendigkeit weiterer Schritte erklärt Greenpeace so: „Der Verkehr ist für ca. ein Drittel der klimaschädlichen Treibhausgase in Österreich verantwortlich. Zusätzlich ist ein Großteil der gesundheitsschädlichen Stickstoffdioxid- und FeinstaubEmissionen dem Verkehr zuzurechnen.“ Deshalb dürfe man sich nicht zurücklehnen, denn „Verbesserungsbedarf sehen wir weiterhin bei allen Städten.“
ALPENBAHNHOF RELOADED
iel ist von großen Investitionen in St. Pölten zu lesen, allerorten begegnen einem aus dem Boden schießende Wohnbauten, während eines der aktuell allergrößten Projekte fast unbemerkt vonstatten geht: Der Alpenbahnhof wird um rund 15 Millionen Euro komplett neu gebaut, die alten Gebäude sind bereits geschleift um Platz für Neues zu schaffen. So wird am Areal nicht nur die Mariazellerbahn, die seit 2010 von der NÖVOG betrieben wird und 2015 einen Besucherrekord mit 610.000 Fahrgästen verzeichnen konnte, eine neue Heimstatt samt Werkstätte, Lackiererei und Waschanlage bekommen, sondern
auch die NÖVOG selbst. „Wir ergreifen die Chance, die Zersplitterung der aktuellen Verwaltungsgebäude aufzuheben und unsere Büros unter einem Dach zu vereinen“, freut sich NÖVOG Geschäftsführer Gerhard Stindl. Ende 2018 soll eröffnet werden.
Studien- und Ambulanzgebühr, dazu sündteure Eurofighter. Kaum sinniere ich über meine Best-ofErinnerungen an die blauschwarze Anfangszeit, schon geistern diese Verhau-Ungetümer der „Wendezeit“ wieder durch die tägliche Berichterstattung zur laufenden Koalitionsverhandlung. Ein Comeback der Ambulanzgebühr? Der Ausstieg vom Eurofighter-Ausstieg? Deutlich mehr Geld für Heer und „die Sicherheit“ – zugleich aber kräftig sparen bei den Ärmsten? Dafür schreiben wir Siebenjährigen wieder Fünfer ins Zeugnis? Das also fällt den neuerdings Allmächtigen ein, wenn sie an „neues Regieren“ denken? Vor einem Jahr hob der Verfassungsgerichtshof jenen Gesetzesteil auf, der auch Einkommensbezieher über der Geringfügigkeitsgrenze von Studiengebühren befreit. Bisher galt: Wer regelmäßig arbeitet, zahlt auch nach der offiziellen „Toleranzzeit“ nicht. Aufgrund einer ungleichbehandelnden Berechnungsmethode kippte das Höchstgericht aber die Norm per Juni 2018 und legte der Regierung eine Reparatur ans Herz. Bis heute blieb das Ministerium diese schuldig. Dabei macht es Sinn, jene „Bummelstudenten“ weiterhin zu verschonen, die sich den „Luxus“ leisten und arbeiten. Mit ihren Steuern finanzieren sie auch ihre Universität. Zugleich verbringen sie dort weniger Zeit und verursachen weniger Kosten. Was schlecht sein mag für Statistiken, entspricht nun mal der Lebenswirklichkeit vieler Menschen, die schlichtweg arbeiten müssen, um sich ein Studium zu ermöglichen. Abseits von PRGags und hochtrabenden „nationalen Strategien“ wäre dem Hochschulsektor hier leicht zu helfen.
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TEXT: BEATE STEINER, CHRISTINA BAUER | FOTOS: MARTIN VUKOVITS, GINA SANDERS/MICHAELJBERLIN/DDROCKSTAR-FOTOLIA.COM
STP IST AUCH DABEI Sie ist übertrieben, nervt, erzeugt überzogene Reaktionen und erregt die falschen Gemüter. Sie ist ein Kind unserer Zeit — und sie ist zurzeit goldrichtig. Denn die Kampagne #metoo zeichnet nicht nur Risse und tiefe Abgründe in unserer Gesellschaft nach. Das globale Reizthema wirkt, verändert Interaktion und Perspektive. Auch in St. Pölten.
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metoo regt auf, ist Gesprächsstoff im realen, medialen und virtuellen Leben. Und die globale Kampagne zeigt Wirkung, auch regional, auch bei uns. „Eine Belästigung ist kein Kompliment“ – dieses Wissen setzt sich schön langsam in Männergehirnen fest, die bisher eher dümmliches Dominanzverhalten diktiert haben. „Jetzt wird das Thema endlich ernst genommen, jetzt muss darauf reagiert werden“, ist die St. Pöltnerin Gerlinde S. überzeugt und nennt als Beispiel ein junges Mädel, das den grapschenden Chef, noch dazu ein Politiker, nicht unmittelbar zurückweist oder anzeigt, um ihren Job nicht zu verlieren. „Das wird jetzt nach #metoo nicht mehr funktionieren.“ Bei der 45-jährigen Uschi H. hat das schon vor 20 Jahren nicht funktioniert: „Ich hab das selbst beim Leiner erlebt. Ich habe mich damals beim Personalchef beschwert – drei Mal. Dann hab ich gekündigt.“ Uschi war bereits damals der Überzeugung, dass jeder für sein Leben selber verantwortlich ist. Wie frau mit heimischen Harvey Weinsteins erfolgreich fertig wird, weiß auch Ulli M. Sie wurde als sehr junge Assistentin von einem Chef immer mit den Worten begrüßt: „Wie geht’s deiner Doris?“ „Welcher Doris?“ „Na, deiner Klitoris!“ Die junge Frau hat sich dann mit der Antwort „Schauen Sie selber nach“ auf seinen Schoß gesetzt. Der Wissensdurst des Chefs war in der Sekunde gestillt, er hat die Frage nie mehr gestellt, die Zusammenarbeit hat dann in weiterer Folge funktioniert. „Wenn ich etwas nicht will, dann muss ich das sagen“, betonen die drei St. Pöltnerinnen ihr Motto „Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner. Und das am besten gleich und nicht nach 20 oder 30 Jahren.“
Missbrauchte Macht Oft aber trifft der männliche Drang, Macht auszuüben, auf Frauen mit wenig Selbstvertrauen, auf Frauen, die sich gegen Übergriffe nicht wehren können. Meist suchen sich MachtManderl schwächere Opfer aus, solche, die nicht gelernt haben, wie sie sich verteidigen, die manchmal nicht einmal wissen, dass sie sich verteidigen könnten und sollten. Junge Mädchen etwa, die überrascht werden vom so anderen Verhalten des anderen Geschlechts, wie die jetzt 30-jährige Steffi, die sich mit zehn vor ihrem älteren Cousin versteckte, der auf sie aufpassen sollte und dabei übergriffig wurde: „Ich hab nicht gewusst, wie mir geschieht und mich schrecklich gefürchtet, bis meine Eltern gekommen sind.“ Ähnliche Erfahrungen hat Brigitta gemacht, die von einem älteren, mehrmals sitzengebliebenen Mitschüler während des Unterrichts belästigt wurde. Die Lehrerin hat damals auf ihre flehentlichen Bitten, sie von dem Rüpel wegzusetzen, nicht reagiert. „Dass sie mich damals nicht ernst ge-
nommen und mich beschützt hat, hab’ ich ihr bis heute nicht verziehen“, erzählt die 50-Jährige. Beschützt wurde sie dann allerdings als junges jobbendes Mädchen in der Gastro von ihrem Dienstgeber. In dem Wirtshaus hat eine Horde saufender Jäger regelmäßig versucht, die jungen Kellnerinnen anzumachen. „Der Wirt ist immer erst gegangen, wenn die Gruppe weg war“, hat sich Brigitta damals gewundert. Jetzt weiß sie, warum: „Er hat auf uns Kellnerinnen aufgepasst. Einmal war er weg, da zwangen die Gäste meine Kollegin, nackt auf dem Tisch zu tanzen.“ Das Gejohle dabei kann sich jede in unserer Kultur konditionierte Frau sicher vorstellen. „Machtmissbrauch ist ein strukturelles Problem in unserer Gesellschaft“, erklärt dazu Renate Gamsjäger, Vorsitzende des Vereins Frauenzentrum in St. Pölten: „Männer dürfen Frauen angehen, das wird noch immer toleriert.“ Warum es oft ältere Männer in Machtpositionen sind, die Frauen bedrängen, erklärt Macht-Expertin Christine Bauer-Jelinek: „Sehr oft wird mit Macht ein geringes Selbstwertgefühl oder mangelnder Sex-Appeal verdeckt.“ Außerdem wurden ältere Männer in den 1970ern sozialisiert, als ein lockerer Umgang mit Sexualität toleriert wurde. Christine BauerJelinek betont, dass die sexualisierte Form von Machtmissbrauch geächtet
ZAHLEN DER GLEICHBERECHTIGUNGSA N WA LT S C H A F T ( G AW ) • 213 Betroffene haben 2016 bei der GAW für ein Beratungsgespräch angerufen. Sexuelle Belästigung und Diskriminierung sind unter den Top 3 bei Anfragen. • Die meisten Fälle betreffen das Arbeitsumfeld. • Oft wenden sich Betroffene an die GAW, wenn ihnen der Arbeitgeber nicht glaubt und bitten um Vermittlung. • Wichtig ist Betroffenen auch die rechtliche Einschätzung ihres Falles. • Die GAW kann die Gleichstellungskomission prüfen lassen aber nicht vor Gericht gehen. • Die GAW bietet persönliche Gespräche und Gruppengespräche an. Dabei werden mit den Betroffenen mögliche Beweismittel erörtert. • 97 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Unter www.gleichbehandlungsanwaltschaft.at gibt es alle Informationen.
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MFG URBAN und rechtlich verfolgt werden muss. Auf der anderen Seite fordert die Psychotherapeutin auch die Selbstverantwortung der Betroffenen: „Oft genügt es, auf eine geringe Belästigung mit einer geringen, persönlichen Reaktion zu antworten und nicht gleich mit einer Anzeige. Natürlich muss man das tun, wenn es rechtlich relevant ist.“ Die Therapeutin rät, nicht mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Blöde Schatzerl-Sager kann frau ja zunächst ignorieren oder mit einem blöden Spruch antworten. Oder sie kann das ausgerutschte Handerl des mächtigen Mannes einfach mit der eigenen Hand wegschieben oder ihm sagen, dass es auf ihrem Rücken nix verloren hat, versichert die St. Pöltnerin Maria W. Oder sie kann, wie die 27-jährige Julia, unzählige anzügliche Mails des Kollegen einfach löschen. „Ich hab das gleich wieder vergessen. Der Typ hat allerdings auch andere Frauen in der Firma belästigt und musste dann gehen. Mir tut’s im Nachhinein leid, dass ich nichts unternommen habe, weil ich damit die Belästigung der Kolleginnen hätte verhindern können.“ Prinzessinnen und Machos Christine Bauer-Jelinek glaubt zwar nicht, dass Machtmissbrauch durch sexuelle Übergriffe aussterben wird, aber: „Wer sich heute wehren will, findet Unterstützung.“ Sie wünscht sich eine #sonicht-Kampagne, in der Frauen veröffentlichen, wie sie sich gegen Übergriffe adäquat wehren. So wie Julia, die erzählt, dass ihr als junger Frau beim Fortgehen sehr oft an den Hintern gegrabscht wird. „Wenn mir das passiert, dann konfrontiere ich den Grabscher auf der Stelle damit, mach’ ihm klar, dass das so nicht geht und werde mitunter auch laut. Einmal wurde mir sogar unter den Rock gefasst. Da hab ich demjenigen sofort eine Watsch’n verpasst.“ Das tun aber viele nicht. Sehr oft trifft der männliche Drang, Macht auszuüben auf von Müttern konditionierte und von Frauenzeitschriften und sozialen Netzwerken verbildete Mädels, für die es kein höheres Ziel gibt als zu gefallen – optisch, versteht sich. Sie haben gelernt oder aufgesogen und 10
MACHT. Christine Bauer-Jelinek weiß, dass mit Machtdemonstration oft ein geringes Selbstwertgefühl verdeckt wird. Aber: Wenn frau sich heute wehrt, findet sie Unterstützung.
internalisiert, dass sie mit weiblichen Reizen erreichen, was sie wollen und bestärken Männer darin, sich zu holen, wonach ihnen gelüstet. „Wenn ich ein hautenges T-Shirt anhab’ mit dem Spruch ‚Schau mir nicht auf den Busen’ und mich dann beschwere, wenn alle Blicke auf meine Brüste gerichtet sind, dann ist das einfach scheinheilig“, ärgert sich Maria W. und Uschi H. setzt noch eins drauf: „Sicher, manche Männer sind Grabscher, Verbalschweine und Arschlöcher, die ihre Macht ausnutzen“, sagt Uschi H., aber: „Ich habe so oft Frauen gesehen, die sich halbnackt auf irgendwelchen Schößen gerekelt haben, um ein Getränk zu ergat-
Bei der Diskussion werden Äpfel mit Birnen verglichen. DORIS R., 39
tern. Ein Getränk – keine Filmrolle!“ Ihr fehle in der ganzen Debatte eine Diskussion über das Frauenbild, das Werbung und Medien nach wie vor den Mädels, auch den ganz kleinen, vermitteln, meint dazu Maria W. „Abgesehen davon, dass weibliche Körperteile der Verkaufsförderung dienen, dominieren die Werbung liebe und hübsche rosa Prinzessinnen und kleine wilde Kerle, die auf Bäume klettern und mit Schwertern herumfuchteln. Und junge Frauen lesen tagtäglich, dass das höchste Glück auf Erden winkt, wenn sie von einem Mann beachtet werden. Und weil sie internalisiert haben, immer lieb und nett zu sein, reagieren sie oft mit einem freundlichen Lächeln auf Grenzüberschreitungen — könnt ja sein, dass mich die ganze Männerschaft nicht mehr mag, wenn ich was dagegen tu’ und laut öffentlich sage, dass der ein Trottel ist, der
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mir gerade Anzüglichkeiten ins Ohr geflüstert hat. Andererseits haben auch viele Männer keine anderen Vorbilder als starke Kerle in der Werbung und in Filmen und alte Machos. Oder im schlimmsten Fall sogar Donald Trump, der Sexismus wieder so richtig salonfähig gemacht hat.“
Ich wünsche mir, dass sich Männer durch die aktuelle #metoo Kampagne nicht zu sehr verunsichern lassen.
Der unkorrekte Mix in der #metoo-Kampagne All die Diskussionen über Anzüglichkeiten, Grenzüberschreitungen und Grabschereien müssen ein Schlag ins Gesicht für Frauen sein, die wirklich von männlicher Gewalt betroffen sind, betont Doris R.: Wenn Frauen vergewaltigt oder jahrelang massiv sexuell bedrängt wurden und schweigen oder schweigen mussten, dann kann man das einfach nicht vergleichen mit einem schlüpfrigen Kompliment oder einer verirrten Hand bei der Weihnachtsfeier – da werden Äpfel mit Birnen verglichen.“ Die 30-jährige Monika L. kann das aus leidvoller Erfahrung bestätigen. Sie wurde als 16-jährige von einem Bekannten vergewaltigt. „Leider habe ich wenig bis gar nicht reagiert“, sagt sie. Um das schreckliche Ereignis zu verarbeiten, ist sie mit ihrer Familie in einen
anderen Teil ihrer Heimatstadt gezogen, später ist sie dann alleine nach St. Pölten übersiedelt. Monika ist überzeugt, dass zu wenig über das Thema sexuelle Belästigung gesprochen wird: „Die Gesellschaft sollte offener mit dem Thema umgehen. Aufklärung und Prävention wären da Ansatzpunkte.“ Denn Kinder und Jugendliche würden in einer Blase erzogen, wenn es um Sexualität geht. „Es wird vielen Jungen und Mädchen zu wenig über das Thema beigebracht.“ Dass sie ihre Erfahrungen unter #metoo gepostet hat, war für Monika eine positive Erfahrung: „Bisher wusste niemand außer meiner Familie davon. Aber ich hörte immer öfter aus dem Bekanntenkreis von Fällen. Dann kam #metoo und ich hatte die Nase voll. Der Zuspruch, den ich nach meinem Post erhalten habe, war enorm. Ich habe viele private Emails bekommen. Und ich hoffe,
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dass ich auch andere Frauen dazu ermutige, sich für die Scheiße, die ihnen passiert ist, nicht mehr zu schämen. Ich weiß nicht, ob #metoo übertrieben ist oder sinnvoll. Aber für mich war es ein Schritt, den ich nicht bereue.“ Gewalt macht sprachlos Frauenärztin Sigrid Schmidl-Amann hat oft mit Frauen zu tun, denen Ähnliches wie Monika L. widerfahren ist. Sie weiß: „Gewalt macht sprachlos“ – daher sprechen Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, nicht über ihre schrecklichen Erlebnisse. „Es braucht oft lange Zeit, bis sich diese Frauen jemandem anvertrauen.“ Im Übrigen passieren die meisten Gewalttaten im vertrauten, oft familiären Umfeld. Das bestätigt auch Martina Eigelsreiter, Leiterin des Büros für Diversität. Schmidl-Amann sieht in der #metooKampagne ein vielschichtiges Thema: „Da ist schon auch viel Heuchelei dabei.“ Dennoch hat die Aktion positive Auswirkungen: „Es wird das erste Mal auch von Tätern gesprochen, nicht mehr nur von Opfern. Die Kampagne macht bewusst, wie Täter verhindert werden können, nämlich am besten durch das Vorbild der Eltern.“
B E L Ä S T I G U N G A M A R B E I T S P L AT Z Maria Krumholz (AKNÖ) hat 15 Jahre Erfahrung im Arbeitsrecht, sowohl in Telefonberatung als auch in der gerichtlichen Vertretung. Mit welcher Form der Belästigung sind Sie am häufigsten konfrontiert?
Hauptsächlich mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Die Belästigung beginnt oft mit anzüglichen Bemerkungen die sich bis hin zu körperlichen Übergriffen steigern können. Sexuelle Belästigung kommt nicht nur unter den Arbeitskollegen vor, sondern auch oft durch den Arbeitgeber oder Vorgesetzten. In diesen Situationen spielt die AK als Unterstützerin der Opfer eine wichtige Rolle. Sitzen Belästiger und Opfer in einem Raum, spitzt sich die Situation ins Unerträgliche zu.
Wer sind die Betroffenen?
Zum Großteil sind Frauen betroffen, aus allen möglichen Bevölkerungsschichten, Altersgruppen und Arbeitsstellen.
Was können Betroffene tun?
Im Normalfall gibt es eine Fürsorgepflicht vom Arbeitgeber. Bei Belästigung sollen sich die Betroffenen an den unmittelbaren Vorgesetzten oder die Personalabteilung wenden. Der Arbeitgeber muss bei Belästigung ermahnen, was bis hin zu einer Entlassung führen kann. Die Hilfe der AK reicht von persönlicher Beratung der Opfer bis hin zu schriftlichen Interventionen bzw. Gerichtsvertretungen. Im Blickpunkt steht immer die bestmögliche Hilfe für die Opfer – sexuelle Belästigung ist kein Kavaliersdelikt und darf niemals klein geredet werden! AK-Kummernummer: 05/7171/22000; frauenpolitik@aknoe.at
UNTERSTÜTZUNG BEI ÜBERGRIFFEN. Die AK berät und hilft, wenn Kollegen belästigen.
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KOLUMNE TINA REICHL
FOTO: MAFFYMASSIMOMELONI-FOTOLIA
METOO Nach einer Orchesterprobe mit dem Cellokoffer am Rücken, komme ich bei einer Stehtischrunde von leicht illuminierten Männern vorbei. „Oiso mia is liawa, won de Madln a Blosinstrument spün!“ Allgemeines Gelächter! Als Blondine mit Brüsten zur Welt gekommen bin ich mit Nachpfeifen, Blicken ins Dekolleté, Busenstreifern, Popoklatschern und derben Sprüchen groß geworden. Das gehört für mich schon fast zum normalen Umgangston zwischen Mann und Frau und ... es gefällt mir! Was für die einen aber lustiges Geplänkel ist, man insgeheim kichern muss oder kurz einmal rot anläuft, sind für die anderen Grenzüberschreitungen, die einen Kloß im Hals hervorrufen. Immer mehr Fälle werden bekannt, immer mehr Menschen haben den Mut etwas zu erzählen. Und dabei geht es nicht nur um Verbal-Erotiker und Grabscher, sondern um massive Übergriffe. Mut brauchen in Zukunft allerdings auch die Männer, die weiterhin Frauen im beruflichen Umfeld sexuell belästigen oder eine Machtstellung ausnutzen möchten. Nach „metoo“ wird das nämlich nicht mehr so einfach funktionieren! Junge Mitarbeiterinnen werden nicht mehr lächelnd als „überempfindlich“ oder „Spaßbremse“ eingestuft, sondern ernst genommen werden. Auf dass die Krake-Typen aus den Büroräumen verschwinden, es nur mehr Gentlemen gibt, die einem zuvorkommend die Türe aufhalten, ein Kompliment über den gelungenen Deal machen und sich erkundigen, ob man den Kaffee mit oder ohne Zucker möchte! P.S.: Bitte aber mir weiterhin schmachtende Blicke ins Dekolleté werfen und auf den Po klatschen!
3 VO N 4 F R AU E N W U R D E N S C H O N B E L ÄST I G T Für die österreichische Prävalenzstudie zur Gewalt an Frauen und Männern des Österreichischen Instituts für Familienforschung im Auftrag des Familienministeriums aus dem Jahr 2011 wurden u. a. 1.292 Frauen im Alter zwischen 16 und 60 Jahren auch zum Thema „sexuelle Belästigung” befragt. Drei Viertel der Frauen (74,2%) gaben an, im Erwachsenenalter schon einmal sexuell belästigt worden zu sein. Als bedrohlich wurde diese psychische Übergriffsform von 29,7% der Frauen empfunden. Aufgeschlüsselt in die einzelnen Formen zeigt die Studie: • davon, dass jemand „zu nahe gekommen” ist und dies „als aufdringlich” empfunden wurde, berichten 55,7% der Frauen, was 18,8% aller Frauen als bedrohlich erlebt haben; • davon, dass sie „auf eine Art und Weise angesprochen worden” sind, die als sexuell belästigend empfunden wurde, berichten 44,7% der Frauen, was 13,1% als bedrohlich empfanden; • davon, dass „ihnen nachgepfiffen wurde oder sie angestarrt worden” sind, wodurch sie sich sexuell belästigt fühlten, berichten 42,9% der Frauen, was 8,6% als bedrohlich empfanden; • von jemandem „berührt oder zu küssen versucht” worden zu sein, obwohl sie es nicht wollten, davon berichten 34,8% der Frauen und, was 12,6% als bedrohlich empfanden; • „in unpassenden Situationen: z. B. in der Arbeit, in der Ausbildung oder im Studium, belästigende sexuelle Angebote” erhalten zu haben, davon berichten 23,3% der Frauen, was 6,3% als bedrohlich empfanden. • „über Telefon, E-Mail oder Brief sexuell belästigt oder bedrängt” wurden nach ihren Angaben 20,0% der Frauen, was 7,4% aller Frauen bedrohlich empfanden. Sexuelle Gewalt hat nahezu jede dritte befragte Frau (29,5%) im Laufe ihres Lebens erfahren!
Prinzipiell denke ich, dass vielen Mädchen und Jungen zu wenig über das Thema beigebracht wird. MONIKA L., 30
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MFG LANDTAG THOMAS PROROK, KDZ Zentrum für Verwaltungsforschung
„DAS KÄME EINER REVOLUTION GLEICH“ Niederösterreich wählt. Und während Landespolitiker nun wieder landauf landab ihre regionalen Leistungen, Ideen und Pläne präsentieren, bleibt die strukturelle Makroebene – nämlich die Organisation der Länder im gesamtstaatlichen Verbund an sich, Stichwort Verwaltungs- und Föderalismusreform – weitest ausgespart. Zu sperrig, zu komplex, zu langweilig. Wir fragten trotzdem nach, immerhin liegt hierin wohl die größte Herausforderung für Österreich.
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obei man sich bei der Föderalismusreform ja ein bisschen an den Film „Und ewig grüßt das Murmeltier“ erinnert fühlt. In regelmäßigen Abständen legen die immer selben beauftragten Institutionen die immer selben sinnvollen Vorschläge auf den Tisch, die dann doch nie umgesetzt werden – bis sich das Rad wieder von vorne zu drehen beginnt. Wir sprachen mit einem, der in diesem Karussell schon mehrmals aktiv mitgefahren ist und dennoch noch nicht den Verstand verloren hat: Thomas Prorok vom KDZ Zentrum für Verwaltungsforschung, seines Zeichens u.a. Experte für Fragen der Reform des öffentlichen Sektors sowie wirkungsorientierter Verwaltungsführung. Ich falle gleich mit der Tür ins Haus: Warum ist die Verwaltungsreform bislang nicht umsetzbar? Es ist nicht so, dass es nicht stete Bemühungen gäbe. Das KDZ hat mit anderen Instituten wie WIFO, Rechnungshof, IHS etc. immer wieder in zahlreichen Arbeitsgruppen, Steuerungsgruppen und ähnlichem zum Thema mitgewirkt. Da liegen wirklich tiefgehende Vorschläge am Tisch, die auch nicht jeweils neu erfunden werden mussten, sondern zum Teil – Stichwort Österreich-Konvent – schon seit Jahrzehnten formuliert sind. Wir wissen sozusagen, wie es geht und wo man ansetzen müsste – es scheitert aber an der politischen Umsetzung, die zugegeben aufgrund unterschiedlicher Interessen nicht leicht ist. Angesichts angespannter Budgets scheint die Situation aber immer dringlicher zu werden. Gibt es eigentlich so etwas wie ein Grundproblem im österreichischen Föderalismus? Ja. Einnahmen, Ausgaben und Aufgaben liegen nicht in einer Hand! Nehmen wir das klassische Beispiel Bildung: Der Bund gibt die Inhalte vor und finanziert das System, zahlt etwa die Lehrer. Eingestellt werden die Lehrer aber von den Ländern, die auch die Standorte vorschlagen. Die Gemeinden wiederum sind im Grundschulbereich für die Schulerhaltung zuständig. Das ist ein System, das sich in sich widerspricht und teils blockiert. Wie wäre Abhilfe zu schaffen? Indem man von den Mischkompetenzen wegkommt hin zu 14
klaren Zuständigkeiten mit einem Letztverantwortlichen. Viele Köche verderben bekanntlich den Brei – in diesem Fall heißt es, dass das System ineffizient und teuer ist. Kann man das auch mittels Zahlen verdeutlichen? Nehmen wir den Gesundheitsbereich als Beispiel, wofür Österreich im Jahr 28 Milliarden Euro ausgibt. Allein für Spitäler werden 4,5% des BIP aufgebracht im EurozonenVergleich sind es im Durchschnitt nur 2,9%. Da reden wir von einem Unterschied von neun Milliarden Euro! Jetzt kann man natürlich einräumen, dass manche Länder diesen Bereich anders organisiert haben – es etwa auch private Spitalserhalter gibt. Aber in Relation, und das belegen zahlreiche Studien, ist unser System im Vergleich ineffizient, v.a. weil es eben keine eindeutige Kompetenzzuordnung gibt. Abhilfe könnte geschaffen werden, indem es nur mehr eine zuständige Körperschaft gibt: Diese nimmt das Geld, also die Steuern ein, tätigt die Ausgaben und erfüllt die Aufgaben. Einnahmen-Ausgaben-Aufgaben – alles in einer Hand. Welche Körperschaft würde das am besten erfüllen? Um diese Frage geht es uns nicht. Wir sagen nicht, diese oder jene kann es besser. Das ist letztlich eine ideologische, eine politische Frage. Es geht vielmehr darum, dass es passiert. Aktuell haben wir im Gesundheitsbereich vier Player – Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung. Ähnlich ist es in der Bildung gelagert. Da bleibt einfach viel Geld aufgrund mangelnder Abstimmung, Doppelstrukturen und Ineffizienz liegen. Das heißt, Föderalismus an sich ist nicht „böse“. Den Wert an sich stellen wir sicher nicht in Frage, auch nicht das Prinzip der Subsidiarität. Es hat schon etwas für sich, dass man in seinem unmittelbaren Bereich am besten Bescheid weiß, was Sinn macht. Aber es geht um eine gesamtstaatliche Verantwortung. Und die haben natürlich auch die Länder. Das heißt, um beim Beispiel Spitäler zu bleiben, man kann nicht aus rein lokalpolitischen Überlegungen, weil mir das bei der nächsten Wahl vielleicht Stimmen bringt, einfach ein Spital irgendwo hinbauen, obwohl es in 20km Entfernung im Nachbarbundesland vielleicht schon eines gibt.
TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: KDZ, ALPHASPIRIT-FOTOLIA.COM
Diese Verantwortung wollen aber gar nicht alle, weil es vielleicht einfacher ist, das Geld auszugeben und im Rahmen des Finanzausgleiches dann vom Bund mehr zu fordern als selbst dafür gerade stehen zu müssen und den Bürgern zu erklären, warum es einer Erhöhung bedarf. Zugleich scheinen viele Bundesländer auch einen Wettbewerb mit anderen zu scheuen, was an sich schon ein schlechtes Zeichen ist, weil sich schlicht die Frage aufdrängt: Warum? Bemerkenswert ist dieser Widerstand umso mehr, weil es den Wettbewerb zwischen den Bundesländern auf der Ausgabenseite, wo man das Geld vom Bund bekommt, ja sehr wohl gibt. Da arbeiten die Bundesländer mit unterschiedlichen Förderungen und Anreizen. Es wäre also nur konsequent, auch für die zweite Seite derselben Medaille die Verantwortung zu übernehmen.
EXPERTE. Thomas Prorok vom KDZ Zentrum für Verwaltungsforschung ist Experte für Fragen der Reform des öffentlichen Sektors.
Ein Ansatz, der die Länder mehr in die Verantwortung nehmen soll, geht in Richtung Abgabenhoheit. Was heißt das? Dass Gemeinden und Länder in ihren Bereichen mehr Steuerautonomie brauchen, Steuern also selbst einheben können, weil sie damit auch die Verantwortung für den Einsatz und die Ausgaben tragen – und das bringt mehr Effizienz. Möglichkeiten dafür gibt es verschiedene. Es könnten für die Länder eigene neue Steuern geschaffen werden; der Bund könnte eine bestehende Steuer an die Länder übergeben – das haben wir in gewisser Weise auf Kommunalebene bei den Grundsteuern; oder aber, was in der Schweiz vielfach praktiziert wird, man könnte mit sogenannten Hebelsätzen auf bestimmte Steuern arbeiten. Das heißt, die Länder können selbst bestimmen, ob sie auf bestimmte Steuern, zum Beispiel die Einkommenssteuer, Auf- oder Abschläge machen. Dadurch würde ein Steuerwettbewerb zwischen den Bundesländern entstehen. Strukturschwache Bundesländer könnten Defizite etwa durch geringere Steuersätze kompensieren, und so dennoch attraktiv für Zuzug werden, um nur ein Beispiel zu nennen. Viele Länder wehren sich gegen Steuerautonomie, damit auch mehr Verantworung. Ist das nicht seltsam?
Unterschiede gibt es, was oft in der Kritik steht, ja nicht nur bei den Förderungen, sondern auch bei Themen wie Jugendschutz, Naturschutz etc. Um da eine Vereinheitlichung zu erreichen, schwirrte zuletzt die Idee eines Generallandtages durch den Raum, eine andere fordert wiederum, dass die Gesetzgebung nur mehr dem Bund obliegen soll. Das hieße aber, dass die Landtage gar keine Gesetze mehr erlassen, was in Wahrheit einer Abschaffung des Föderalismus gleichkäme. Das sehe ich daher sehr skeptisch, das kann man im Übrigen auch nicht aus den Vorschlägen zur Verwaltungs-Reform ableiten. Es geht eher darum – da sind die Länder sehr wohl gefordert – eine bessere Abstimmung untereinander im Hinblick auf die gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu gewährleisten. Ich persönlich kann z. B. auch nicht nachvollziehen, warum ein Jugendlicher in einem Bundesland anders behandelt wird als im Nachbarbundesland. Vielleicht gibt es dafür aber – egal in welcher Materie – ja gute Gründe, die muss man dann aber auf Basis von Fakten politisch argumentieren. Aktuell hat man oft eher den Eindruck, dass viele Bestimmungen auf Basis von Vermutungen oder Opportunismus zustande kommen – das muss man hinterfragen. Wie könnte man dieser vermeintlichen Willkür und AdhocPolitik Herr werden? Wirkungsorientierung. Der Bund hat diesbezüglich 2013 eine große Reform geschafft, indem er die Budgeterstellung eben komplett unter dem Aspekt der Wirkung erstellt. Das heißt, er beschließt nicht nur die Ausgaben, nicht nur die Leistungen, sondern auch das Ziel, das damit erreicht werden soll. Welche Wirkung soll das eingesetzte Geld am Ende des Tages entfalten. Ein Beispiel: Nehmen wir das Wirkungsziel „Beibehaltung des hohen Niveaus der Inneren Sicherheit“. Hierfür verpflichtet man sich das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger zu verbessern, im internationalen Better Life Ranking zu steigen und Verkehrsunfälle zu reduzieren. Um dies zu erreichen werden Budgetmittel bereitgestellt und wird konkret geschaut, welche Maßnahmen mit dem Geld umgesetzt werden. Dies muss auch laufend evaluiert werden. Innovative Bundesländer wie die Steiermark oder Kärnten MFG 12.17
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MFG LANDTAG REFORMSTAU. Seit Jahrzehnten werden Tonnen von Papier mit sinnvollen Vorschlägen zur Verwaltungs- und Föderalismusreform produziert – allein, gelungen ist sie bis heute nicht.
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„DAS KÄME EINER REVOLUTION GLEICH“
sind dem Beispiel des Bundes bereits gefolgt, erstellen ebenfalls wirkungsorientierte Budgets. Die anderen stehen hingegen noch auf der Bremse mit dem Argument, dass damit noch mehr Bürokratie geschaffen wird. Dieser Einwurf hat durchaus seine Berechtigung, aber man muss umgekehrt die Chancen sehen – und die überwiegen. Welche sind das? Erstens muss ich mir besser überlegen, was ich warum und zu welchem Zweck mache. Damit wird nicht, wie manche fürchten, der politische Handlungsspielraum eingeschränkt – die Politik bestimmt ja nach wie vor, was passiert. Aber es wird dadurch sehr wohl gewährleistet, dass der Politiker seine Handlungen erklären und argumentieren muss. Umgekehrt wird die Arbeit erleichtert, weil man noch stärker evidenzbasiert arbeitet – man entscheidet also auf soliden Grundlagen, nicht mehr auf Basis von Vermutungen und Gefühlen oder weil man vielleicht einem Ortschef vor einer Wahl etwas Gutes tun will. Damit wird der Mitteleinsatz effizienter, das System sparsamer. Desweiteren steigt die Möglichkeit des Controllings – werden die Mittel dem formulierten Ziel entsprechend eingesetzt? Sind die gesetzten Maßnahmen die richtigen? Schließlich: Wenn ich formuliere, was ich will, und das offenliegt, dann können sich Bund und Länder sowie die Länder untereinander besser abstimmen. Ja, man könnte sogar auf dieser Basis gemeinsame Steuerungsgrundsätze formulieren – alle würden bei bestimmten Materien also in dieselbe Richtung wirken. Wenn wir das schaffen, käme das einer Revolution gleich. Das ist aber ein Bohren dicker Bretter. Dann müssten die Budgets aber auch vergleichbar sein? Was im Grundsatz auch schon beschlossen ist. Der Bund hat sein Haushaltsrecht bereits auf doppelte Buchführung umgestellt, Länder und Gemeinden haben sich ebenfalls dazu verpflichtet, da laufen aktuell die Detailverhandlungen. Paradox ist freilich, dass einander offensichtlich nicht getraut wird, als hätte man Angst „sein“ Vermögen offenzulegen, weil dann vielleicht der Finanzminister Zugriff darauf hätte. Die Bundesländer können aber nicht so tun, als ob das niemand etwas anginge, nicht einmal die eigenen Bürger. Das ist ja unser aller Vermögen! Da braucht die Politik mehr Mut zu Transparenz und Offenheit. Wir brauchen eine Vertrauenskultur und das Verständnis, dass wir EIN Staat sind. Womit wir beim Thema Förderungen sind, wo ja auch der Eindruck entsteht, dass viele Bundesländer gar kein Interesse daran haben, diese transparent zu gestalten, weil da vielleicht manch „Irrationalität“ evident werden könnte. Auch in dem Bereich ist der Bund den Ländern voraus, weil er alljährlich einen umfassenden Förderbericht vorlegt, wobei innovative Bundesländer wie die Steiermark, Tirol oder Oberösterreich diesem Beispiel gefolgt sind. Und siehe da: Es hat keinem Politiker, wie immer die Angst mitzuschwingen scheint, geschadet. Im Gegenteil: Jetzt ist alles sauberer, verständlicher und nachvollziehbarer – auch für die Bürger. In Ländern wie Niederösterreich hingegen gibt es bislang
nur in wenigen Teilbereichen Förderberichte, aber keinen gesamtheitlichen. Damit fehlt aber die Grundlage, auf der ich vernünftig diskutieren, evaluieren und vergleichen kann. Mittels der auch Doppel- und Mehrfachförderungen verschiedener Körperschaften evident werden. Mit der Transparenzdatenbank sollten die Länder diesbezüglich ja eigentlich in die Pflicht genommen werden – allein, die tragen nicht ein. Was natürlich nicht akzeptabel ist. Ebenso ist aber die Transparenzdatenbank an sich – politisch ganz bewusst so hingetrimmt – eine Fehlkonstruktion. Ursprünglich haben die Experten nämlich gefordert, dass die Föderprogramme und ihre Höhe eingespeist werden, damit man nachvollziehen kann, wofür wieviel Geld ausgegeben wird. Damit sollte u. a. sichtbar gemacht werden, ob es zu Doppel- oder Mehrfachförderungen verschiedener Körperschaften kommt. Daraus gemacht wurde von der Politik eine Datenkrake, in die jede Einzelförderung eingetragen werden soll samt des Fördernehmers. Das ist ein bürokratisches Monster und wenig sinnvoll, weil man aus Datenschutzgründen keinen Einblick nehmen darf – selbst die Verwaltung nicht. Welchen Sinn hat die Transparenzdatenbank dann aber? In Wahrheit müsste sie völlig neu aufgesetzt werden, wo die Förderprogramme, ihre Ziele, ihre Höhe enthalten sind, nach Kategorien untergliedert, die unter den Bundesländern vergleichbar sind. Technisch ist das schon alles möglich. Was uns zum Thema Digitalisierung bringt. Auf die ich in diesem Kontext große Hoffnung setze, auch auf einen Paradigmenwechsel in der Politik. So hat Johanna Mikl-Leitner im Gegensatz zu ihrem Vorgänger etwa ganz bewusst das Thema auf ihre Agenda gesetzt – was ich für sehr sinnvoll halte, auch weil es der Verwaltungsreform in die Hände spielt. Man könnte spezielle Programme entwickeln, die zu besserer Abstimmung und Steuerung beitragen, weil man daten- und evidenzbasiert arbeitet. Da sind wir bei Big Data – denken wir an all die Geodaten, Gesundheitsdaten, Verkehrsdaten etc. Wir haben einfach mehr Basis-Information über die Bürger, über Strukturen – dadurch kann man zielgerichteter steuern, auch gesamtstaatlich betrachtet. Das heißt, Sie haben die Hoffnung auf Reformen noch nicht aufgegeben? Was, wenn Sie wieder zur Teilnahme an einer Arbeitsgruppe zum Thema eingeladen werden? Natürlich überlegt man sich, ob man da wirklich wieder mitmachen soll, einfach weil man Angst hat, dass entweder gar nichts passiert oder eine Materie – wie bei der Transparenzdatenbank – einen ganz anderen Spin bekommt. Aber man muss optimistisch bleiben, wobei ich glaube, dass wir uns vom Gedanken DER großen Verwaltungsreform ohnedies verabschieden müssen – die wird es nicht geben. Das ist viel mehr ein zäher Prozess in kleinen Schritten. Wenn wir es aber jetzt schaffen, hin zu einer gemeinsamen Steuerungsphilosophie zu kommen – Stichwort wirkungsorientierte Budgeterstellung – dann wäre schon sehr viel gewonnen. MFG 12.17
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MFG LANDTAG
FÖDERALISMUS REFORMIEREN? Vor wenigen Tagen forderte eine Initiative rund um Josef Pröll und Werner Muhm, dass Gesetzgebung und Budgethoheit ausschließlich beim Bund liegen sollen, während die öffentliche Verwaltung den Ländern obliegt. Der Bundesrat solle ganz aufgelöst werden – wie stehen Sie diesen Ideen gegenüber?
JOHANNA MIKL-LEITNER ÖVP
FRANZ SCHNABEL SPÖ
UDO LANDBAUER
Das wäre ein Rückschritt. Damit nimmt man den Bundesländern jede Chance auf Dynamik. Die Landespolitik genießt bei ihren Landsleuten großes Vertrauen. Ich plädiere dafür diese Stärke der Länder zu nützen. Das heißt eine Weiterentwicklung in Richtung Schweizer Modell. Mehr Eigenständigkeit der Bundesländer sorgt für mehr Dynamik für das ganze Land.
Das Verhältnis zwischen Gesetzgebung und Verwaltung sowie Bund und Ländern ist in der österreichischen Bundesverfassung in einer umfassenden Ordnungsidee verankert. Im Sinne eines Systems von „Checks & Balances“ sind Gegengewichte durch gegenseitige Mitwirkungs- und Kontrollrechte ausgestaltet worden, um Machtmissbrauch zu verhindern. Das ist auch gut so. Was den Bundesrat als Interessenvertretung der Bundesländer in der Gesetzgebung des Bundes betrifft, verhält es sich wie bei der Feuerwehr, bloß weil es längere Zeit kein Feuer gab, verkaufe ich auch nicht mein Feuerwehrauto.
Eine Reform der Länderkammer ist durchaus zu überlegen. So sollte der Bundesrat zu einer echten Länderkammer aufgewertet werden. Das realpolitische Unterlaufen durch extrakonstitutionelle Einrichtungen wie die Landeshauptleute-Konferenz muss beseitigt werden.
FPÖ
HELGA KRISMER
Davon halte ich gar nichts. Was soll das bringen? Ein Hin und Her wie beim Rauchverbot/ Tabakgesetz? Und eine Ignoranz gegenüber regionalen Präferenzen? Dann hätten wir wohl mehr Proteste und noch weniger Zufriedenheit!
DIE GRÜNEN
INDRA COLLINI NEOS
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Der Bundesrat kann in seiner aktuellen Form kaum etwas bewegen. Er hat zu wenige Kompetenzen und zu viele Überschneidungen mit dem Nationalrat. Wir schlagen vor, ihn abzuschaffen und mit den frei werdenden Ressourcen den Nationalrat zu stärken. In einem gestärkten Parlament stehen die einzelnen Abgeordneten anstelle der Parteien wieder klar im Mittelpunkt. Dies wollen wir durch die Einführung eines auf die Kandidaten fokussierten Wahlrechts erreichen. Dabei sollen die Bürger 100 der 183 Abgeordneten direkt wählen. Dadurch wären auch die Länder und Regionen sichtbarer im Nationalrat repräsentiert.
TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: ÖVP, SPÖ, FPÖ, GRÜNE, NEOS/ZVG
Ein anderer Ansatz möchte mehr Steuerautonomie für die Länder, das heißt, die Länder geben Geld nicht nur aus, sondern sind auch für das Einnehmen zuständig. Eine zielführende Idee? In welchen Bereichen könnten Sie sich eine Steuerhoheit vorstellen?
Um eine Vereinheitlichung der unterschiedlichen Landesgesetzgebung in Bereichen wie Jugendschutz, Bauordnung etc. zu erreichen, wurde die Idee der Umwandlung des Bundesrates in einen Generallandtag vorgeschlagen. Eine gute Idee?
Im Interesse unserer Bürger dürfen wir die Eigenständigkeit der Länder nicht schwächen. Darum plädiere ich auch für mehr Steuerverantwortung. Im Finanzausgleich haben Bund und Länder den Einstieg in die Abgabenautonomie bereits vereinbart und als 1. Schritt eine Autonomie hinsichtlich der Höhe des Tarifes des Wohnbauförderungsbeitrags vereinbart. Ein weiteres Beispiel wäre eine Steuerautonomie bei der Körperschaftssteuer oder der Lohnsteuer. Das könnte einen positiven Wettstreit der Länder untereinander auslösen.
Ein Generallandtag wäre ein massiver Nachteil, denn dadurch würde man sich der notwendigen Flexibilität berauben, auf regionale Besonderheiten in der Gesetzgebung eingehen zu können. Es ist daher sinnvoll, unterschiedliche Länder-Regelungen zu gewissen Themenbereichen zu haben. Nehmen wir die Bauordnung. Zwar kann man technische Richtlinien bundesweit einheitlich vorgeben, aber es wird niemand behaupten können, dass z. B. Anforderungen an Gebäude in alpinen Regionen vergleichbar mit jenen im urbanen Raum sind.
Grundsätzlich bin ich ein glühender Verfechter des Subsidiaritätsprinzips, das darauf abzielt, jene Ebene entscheiden zu lassen, die aufgrund ihres Informationsvorsprungs Aufgaben und Herausforderungen am besten meistert. Eine Steuerautonomie der Länder würde aber in die falsche Richtung laufen. In neun unterschiedlichen Steuergesetzgebungen sehe ich keinen Mehrwert für die österreichische Bevölkerung.
Die Stärkung des Bundesrates ist ein Thema, das seine Berechtigung nicht ohne Grund hat. Davon unabhängig zu betrachten sind die Bestrebungen, die eine Harmonisierung der Landesgesetze verfolgen, wobei gerade etwa in der Bauordnung Abweichungen aufgrund verschiedener Landschaftsund Kulturbilder durchaus Sinn ergeben. Für den Bundesrat schwebt mir persönlich ein Modell nach deutschem Muster vor. U.a. könnte ich mir vorstellen, die Landeshauptleute-Konferenz im Rahmen des Bundesrates institutionell anzusiedeln.
Natürlich muss man nicht nur den Ländern, sondern auch den Gemeinden eine teilweise Steuerhoheit einräumen. Im Bereich der Körperschaftssteuer etwa sollen die Gemeinden die Möglichkeit haben, in einem gewissen Prozentbereich die Höhe selbst festzulegen. Damit räumen wir den Körperschaften mehr Autonomie ein, sie können dann selbst über etwaige Steuersenkungen, beispielsweise um Betriebe anzusiedeln, entscheiden. Zudem kann man mit unserem Steuermodell der Abwanderung aus dem ländlichen Raum entgegenwirken.
Wir brauchen natürlich eine Vereinheitlichung gewisser Landesgesetzgebungen, z.B. beim Jugendschutzgesetz. Es ist völlig absurd, dass wir in 9 Ländern 9 verschiedene Gesetzgebungen vorfinden und Ausgehzeiten, Rauch- und Alkoholverbote nicht bundeseinheitlich geregelt sind. Wir brauchen strukturelle Reformen und einen effizienten Verwaltungsapparat. Die Umbenennung des Bundesrates allein ändert die Probleme nicht! Es braucht also keinen Generallandtag, immerhin sind im Bundesrat bereits jetzt alle Länder vertreten!
Solche Vorschläge können dann sinnvoll sein, wenn Entscheidungshoheit und Finanzhoheit zusammenfallen. Steuern sollten eigentlich helfen, volkswirtschaftliche Ziele zu erreichen. In den Materien, wo der Landtag Gesetze erlassen können soll, erscheint die Finanzhoheit sinnvoll, etwa im Bereich der Raumordnung, um z.B. regionale Zielsetzungen auch mit steuerlichen Differenzierungen zu unterstützen. Z.B. könnten Steuern und Abgaben geringer ausfallen, wenn Flächen sinnvoll (ökologisch) genutzt und nicht planlos zersiedelt werden!
Die Grünen haben vor mehr als 10 Jahren im ÖsterreichKonvent (2003 – 2005) vorgeschlagen, dass sich der Bundesrat aus Landtagsabgeordneten zusammensetzen sollte. Eine zweite Kammer, eine Länderkammer, ist dann sinnvoll, wenn sie wirklich Interessen der jeweiligen Bundesländer vertritt und nicht Beschlüsse des Nationalrats zeitlich verzögert nachvollzieht. Eine inhaltliche Gleichschaltung kann, muss aber nicht damit verbunden sein. Es kann durchaus Sinn machen, regionalen Erfordernissen Rechnung zu tragen.
Wir sehen die Steuerautonomie für Länder und Gemeinden nicht als Widerspruch sondern als Chance, die Rechte und Pflichten klar auf die einzelnen Ebenen in Österreich zu verteilen. NEOS wollen den Übergang vom Spendier- zum Verantwortungsföderalismus. Dies gelingt nur, wenn Gesetzgebung, Steuerhoheit und Letztverantwortung für die Verwaltung in den selben Händen liegen. Als Vorbild dient die Schweiz, wo dieses Modell sehr gut funktioniert.
NEOS befürworten es, nicht nachvollziehbare und unterschiedliche Landesgesetze zu vereinheitlichen, die Idee eines Generallandtages halten wir aber nicht für sinnvoll. Die Aufgabe der Vereinheitlichung und Vereinfachung könnte auch der Nationalrat übernehmen. Die neun Landtage sollen jedenfalls erhalten bleiben, mit klaren Zuständigkeiten und föderalen Verwaltungsaufgaben. Dort wo regionale Herausforderungen bestehen, soll auch regionale Expertise zur Lösung vorhanden sein.
MFG 12.17
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MFG URBAN
In der Kritik stehen Kompetenzüberschneidungen der Körperschaften, was zu Doppelgleisigkeiten und einer teuren, aufgeblähten Verwaltung führe. Hier geht die Forderung in Richtung klarer Aufgabentrennung. Nur jeweils eine Körperschaft soll für eine Materie zuständig sein. Welche der aktuell vermischten Aufgaben würden Sie in der Kompetenz des Bundes, welche eher in der Kompetenz des Landes sehen?
JOHANNA MIKL-LEITNER ÖVP
FRANZ SCHNABEL SPÖ
UDO LANDBAUER FPÖ
HELGA KRISMER DIE GRÜNEN
INDRA COLLINI NEOS
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Klar ist, wir wollen mehr Verantwortung übernehmen. Etwa im Steuerbereich, wo wir uns dezidiert für eine Steuerhoheit der Länder aussprechen. Ich habe zudem bereits in der Vergangenheit mehrfach betont, dass es eine klare Kompetenzverteilung ohne Doppelgleisigkeiten braucht. Wir haben zum Beispiel erst kürzlich im Rahmen der Landeshauptleutekonferenz den Vorschlag gemacht, den Artikel 12 B-VG, der in gewissen Materien die Grundsatzgesetzgebung des Bundes und die Ausführungsgesetzgebung der Länder regelt, ersatzlos zu streichen.
Bei allen Reformwünschen steht bei mir immer zuerst die Frage: Was bewirkt die Änderung und was bringt sie an Effizienz und Bürgernähe. Das bei uns zwar differenzierte, aber auf Zusammenarbeit ausgelegte staatliche Handeln erfüllt eine wichtige Funktion innerhalb der Gewaltenteilung. Wechselseitige Abhängigkeiten und Kontrollvorkehrungen deswegen leichtfertig über Bord zu werfen, weil manche ihre Machtgelüste befriedigen wollen, halte ich für einen gefährlichen Schritt. Hingegen ist eine neue Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern mit einer deutlichen Reduzierung der Kompetenzfelder, wie sie schon seinerzeit der ehemalige Rechnungshofpräsident Franz Fiedler als Vorsitzender des Österreich-Konvents ins Spiel brachte, auf jeden Fall eine Überlegung wert. Wir erleben aktuell in vielen Bereichen ein Kompetenzchaos. Im Bereich der öffentlichen Schulen sind bis zu vier Schulerhalter möglich. Ich sehe nicht ein, dass in Zeiten der immer knapper werdenden Budgets der Gemeinden, gerade diese den größten Teil der Schulen über haben. Von den österreichweit rund 6.000 Schulen fungieren etwa in 4.500 Fällen Gemeinden als Schulerhalter. Dass es hier großteils um Machtbastionen einiger Bürgermeister auf Kosten der Gemeindekassen geht, bestreitet kaum noch jemand. Es ist also Gebot der Stunde, alle nö. Schulen in die Obhut des Landes zu nehmen und bei den kommenden Finanzausgleichsverhandlungen entsprechend umzuschichten. Die rein bildungspolitischen Agenden müssen dabei Bundessache bleiben und einheitlich für alle Bundesländer gelten. Hier komme ich wieder auf den Österreich-Konvent zurück, der leider nur im Bereich der Landesverwaltungsgerichte und nicht bei der Kompetenz-Verteilung umgesetzt wurde! Es scheint sinnvoll, von einer starren Kompetenzverteilung abzurücken, denn fast jedes Vorhaben berührt mehrere Bereiche, ist in gewisser Weise eine Querschnittmaterie. Im Ö-Konvent war von einer „Dritten Säule“ die Rede. Daher: Neben einigen sehr klaren Aufgaben der Länder, könnte jedes Großvorhaben, das ein Bundesland ganz besonders betrifft, federführend in die Landeskompetenz fallen, wobei auch betroffene Gebietskörperschaften bzw. Behörden angehört werden sollten – in der Art der schon heute möglichen UVP-Verfahren, allerdings mit kurzen Entscheidungsfristen im Sinne der Bevölkerung und der Wirtschaft. Es spielt weniger eine Rolle, ob die Kompetenzen beim Bund oder bei den Ländern angesiedelt sind. Wichtig ist vor allem, dass die Kompetenzen klar geregelt und getrennt sind. Grundsätzliche sehen wir übergeordnete Themenbereiche wie Bildung, Soziales und Gesundheit beim Bund. Im Bildungsbereich etwa muss Niederösterreich nicht mit Salzburg konkurrieren, das österreichische Bildungssystem muss sich vielmehr als Gesamtes international bewähren. Ein weiteres Beispiel ist die Mindestsicherung, wo wir eine einheitliche Lösung nach dem Vorarlberger Modell anstreben. Damit wird eine Sogwirkung vor allem nach Wien unterbunden. Integration gelingt viel besser, wenn sich die große Herausforderung regional planvoll verteilt.
FÖDERALISMUS REFORMIEREN?
Um Mehrfachförderungen zu minimieren und Transparenz zu schaffen, wurde die Transparenzdatenbank installiert. De facto wird sie aber noch kaum gefüllt. Viele unterstellen, dass die Länder gar kein Interesse daran haben. Woran scheitert die Einspeisung der Daten bislang?
Was halten Sie jenen, die gar eine Abschaffung der Bundesländer und damit des Föderalismus fordern, entgegen?
Die Länder haben 2016 im neuen Finanzausgleich festgelegt, dass in einem ersten Schritt alle Förderungen im Bereich Energie und Umwelt in die Transparenzdatenbank eingepflegt werden. Ich habe bei meinem Amtsantritt den klaren Auftrag gegeben, dass Niederösterreich auch alle anderen Förderungen einpflegen soll. Das ist mit einer Reihe technischer Umstellungen verbunden, an denen derzeit intensiv gearbeitet wird.
Wir brauchen nicht noch mehr Zentralismus, wir brauchen mehr Freiheiten und Entwicklungsmöglichkeiten für die Regionen. Das ist die Zukunft. Was es braucht, ist eine klare Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern und keine Doppelgleisigkeiten.
Mein Wahlprogramm beinhaltet die Forderung, Transparenz zu einem Grundprinzip zu erheben. Dazu ist es auch notwendig, die Transparenzdatenbank zu finalisieren. Derzeit scheitert vieles an der mangelnden Ausgestaltung und auch am politischen Willen. Es fehlen z. B. bestimmte Details wie Schwellenwerte, um eine effiziente und praxistaugliche Durchführung zu gewährleisten. Denn nach wie vor steht der Verwaltungsaufwand für die Erfassung von sehr geringen Zahlungen und Leistungen im Missverhältnis gegenüber dem Nutzen.
Österreich ist ein Land der Vielfalt, mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen und Voraussetzungen. Die spezifischen Interessen der Regionen finden deshalb in vielen Fällen vor Ort ihre beste Umsetzung. Ein moderner Föderalismus, der regionale Entscheidungen schätzt, aber bei Punkten, die für ganz Österreich zentral sind, die gemeinsame Entscheidungsfindung bevorzugt, macht unsere Republik und Österreichs Stellung im internationalen Wettbewerb selbstverständlich stärker.
Die Transparenzdatenbank wurde mit dem Ansinnen geschaffen, Doppel- und Mehrfachförderungen abzustellen. Wir Freiheitliche fordern seit Jahren die Durchleuchtung des Förderdschungels, um eben diese Mehrgleisigkeiten abzustellen. Damit ist man völlig gescheitert. Die ÖVP NÖ ist bis heute nicht bereit entsprechende Informationen bereit zu stellen, das ist der einzige Grund, warum die Einspeisung der Daten in die Transparenzdatenbank nicht funktioniert.
Die totale Zentralisierung und Vereinheitlichung steht im absoluten Widerspruch zu unserem föderalen Bundesstaat mit einer klaren Kompetenzaufteilung. Politik in Form von zentralistischer Abgehobenheit ist meines Erachtens nach der falsche Weg. Gerade die Landespolitik wächst aus den alltäglichen Erfahrungen im Kontakt mit den Menschen. Ja zu einer umfassenden Föderalismusreform, aber ein klares Nein zur Abschaffung der Bundesländer.
Offenbar wollten die Regierenden bislang keine Transparenz, denn Transparenz verhindert undurchsichtige Vorgänge. Genau deshalb ist Transparenz so notwendig! Es ist ja keine Schande, dass das Land z.B. jungen Betrieben Förderungen gibt, die Ökologisierung in allen Bereichen vorantreibt, neuen Technologien eine Chance gibt und für soziale Gerechtigkeit sorgt bzw. Chancengleichheit, Bildung und Kultur fördert. Daher: Ja zu sinnvollen, transparenten Förderungen, aber nein zu jeder Art von Geheimnistuerei oder gar „Freunderlwirtschaft“.
Sehr einfach: Wer glaubt, dass Niederösterreich vor gleichen Aufgaben oder Herausforderungen steht wie Wien oder Vorarlberg oder das Burgenland etc. und wer glaubt, dass es besser sei, alles aus dem Blickwinkel der Bundeshauptstadt zu sehen und zu regeln, der wird sehr viel Unzufriedenheit ernten, wahrscheinlich auch Demonstrationen am Ballhausplatz. Ob deshalb schon vorsorglich Poller oder Mauern rund um den Sitz der Bundesregierung errichtet werden?
Im internationalen Vergleich ist die Förderlandschaft in Österreich durch besondere Intransparenz und ein extrem hohes Fördervolumen gekennzeichnet. Förderungen sind somit ein erhebliches Machtinstrument der Landeshauptleute, das diese nicht aus der Hand geben und offen legen wollen. Hinzu kommt, dass es keine wirksamen Sanktionen für die Weigerung der Befüllung gibt. NEOS schlagen daher vor, jedem Land, das die rechtlich verbindliche Transparenzdatenbank nicht korrekt befüllt, Mittel beim Finanzausgleich zu kürzen.
NEOS wollen die Bundesländer nicht abschaffen. Die Vorteile föderaler Strukturen kommen aber nur zum Tragen, wenn sie richtig organisiert sind. Dies ist aktuell nicht der Fall. Es gibt viele Doppelgleisigkeiten und fehlende Anreize, verantwortungsbewusst mit vom Bund eingehobenen Steuergeld umzugehen. NEOS wollen, dass sich die Länder v. a. auf ihre Verwaltungsaufgaben fokussieren. Sie sollen sich um jene regionalen Themen kümmern, wo sie besondere Expertise haben und so bessere Entscheidungen treffen als der Bund.
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MFG LANDTAG zum Problem, wenn es etwa um Förderungen des Landes an die Gemeinden geht. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Bedarfszuweisungen.
GERECHT VERTEILT? Der Rechnungshof kritisiert regelmäßig die undurchsichtige Vergabepraxis von Förderungen und Transferleistungen, die von den Bundesländern vergeben werden. Die Einrichtung einer Transparenzdatenbank sollte Abhilfe schaffen – doch sie scheitert bislang unter anderem am Widerstand der Länder.
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016 hat das Land NÖ insgesamt 1,88 Milliarden Euro für das Förderungswesen veranschlagt. Wofür das Geld im Einzelfall aufgewendet wurde, ist laut NÖ Rechnungshof aufgrund der fehlenden Gesamtübersicht schwer nachvollziehbar. Dass im Land auch Förderungen des Bundes, der Europäischen Union, der Gemeinden sowie gesetzlich verankerter Institutionen vergeben werden, erleichtert die Sache für den Bürger nicht. Einen ersten Lösungsversuch startete der Bund 2010 mit der Einrichtung der Transparenzdatenbank. Viel ist seither nicht passiert. Nach kolportierten Kosten von etwa 13,6 Millionen Euro scheitert die Idee bislang auch an der fehlenden Bereitschaft der Länder, Daten bereitzustellen, wie der Rechnungshof erst kürzlich kritisierte. Der für Finanzen zuständige Landesrat Ludwig Schleritzko korrigiert diese Darstellung: „Der Bericht des Rechnungshofs bezieht sich auf einen Überprüfungszeitraum bis Juli 2016. Seit Herbst 22
2016 haben sich alle Bundesländer darauf verständigt, die Datenbank mit Förderungen im Bereich Energie und Umwelt zu befüllen.“ Außerdem habe Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei ihrem Amtsantritt die Weisung gegeben, sobald wie möglich alle Daten transparent einzutragen. Ein Problem ist dabei allerdings der schiere Umfang des österreichischen Förderwesens. Obwohl der Rechnungshof im von ihm überprüften Zeitraum kritisierte, dass die Länder erst wenige Daten gemeldet hätten, waren bereits Informationen über knapp 2.500 öffentliche Leistungsangebote einsehbar. Erfasst waren zu diesem Zeitpunkt v. a. die Angebote des Bundes. Die Bedienung der Datenbank ist dabei – vorsichtig formuliert – wenig intuitiv. Bisher ist zudem v. a. einsehbar, welche Leistungsangebote grundsätzlich verfügbar sind. Die andere Seite der Medaille, nämlich wer welche Förderungen erhalten hat, ist weniger transparent. Das wird dann
Transparente Vergabe? Das Land NÖ vergibt jedes Jahr Bedarfszuweisungen (siehe Infobox) an die Gemeinden, um spezielle Projekte zu fördern oder finanzschwachen Kommunen zu helfen. Zwischen 2009 und 2013 stiegen die Mittel für die Gemeinde-Bedarfszuweisungen um mehr als 20 Prozent, in den letzten Jahren waren sie wieder rückläufig. Besonders stark fördert NÖ Projektvorhaben, nur sechs Gemeinden haben zwischen 2009 und 2013 nicht um derartige Förderungen angesucht. Vergeben werden sie nach Richtlinien, die online abrufbar sind – beantragen muss die jeweilige Gemeinde. St. Pölten war bisher von diesem Fördertopf ausgeschlossen und wird 2018 erstmals Zugriff auf die Bedarfszuweisungen haben. Die Vergabe laufe transparent ab, legt Schleritzko dar: „Die Notwendigkeit sowie die Höhe der Bedarfszuweisungs-Mittel werden gemäß den Kriterien, welche in der geltenden Fassung der Richtlinie ‚Bedarfszuweisungen an Gemeinden‘ im Detail festgelegt sind, geprüft und dann mit einem Beschluss der Landesregierung vergeben.“ Die Höhe der Bedarfszuweisungen für die einzelnen Gemeinden ist im NÖ Gemeindeförderungsbericht nachzulesen. Wofür das Geld konkret fließt, ist weniger nachvollziehbar. „Die Vergabe von Bedarfszuweisungen ist in Niederösterreich eine Blackbox. Es gibt zwar Richtlinien, letztendlich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Vergabe politisch entschieden wird“, wirft die Klubobfrau der Grünen im Landtag, Helga Krismer, ein. Die anderen Oppositionsparteien schließen sich diesem Eindruck weitgehend an. Der Landesparteivorsitzende der SPÖ, Franz Schnabel, kritisierte die Vergabe am Beispiel Wr. Neustadt. Dort sei es nicht transparent, warum unter einem ÖVP Bürgermeister die Bedarfszuweisungen von unter 100.000 auf zeitweise mehr als zwei Millionen Euro angestiegen seien. Der Angesprochene, Bürgermeister und Klubchef
TEXT: SASCHA HAROLD | FOTOS: VIZ4BIZ/FOTOGESTÖBER-FOTOLIA.COM
der niederösterreichischen Volkspartei Klaus Schneeberger, antwortet auf die Vorwürfe: „Das liegt ganz einfach daran, dass wir in Wiener Neustadt heute zukunftweisende Projekte umsetzen, die für die ganze Region von Bedeutung sind.“ Die Frage bleibt, ob es seinem Vorgänger in ähnlicher Weise möglich gewesen wäre, solche „zukunftsweisenden Projekte“ anzugehen. Politische (Un)Kultur Für den Landtag jedenfalls nicht transparent ist das Zustandekommen der endgültigen Entscheidungen der Landesregierung über Fördervorhaben. Ihm werden diese Beschlüsse nämlich nicht zur Kenntnis gebracht. Ein Indiz für einen lockeren Umgang mit Fördergeldern lieferte die Posse rund um die Erwin Pröll-Privatstiftung, die im Frühling 2017 aufgelöst wurde. Insgesamt waren zwischen 2008 und 2016
Landesförderungen in Höhe von 1,35 Millionen Euro beschlossen worden. In Folge der medialen Diskussion Anfang 2017 wurde zwar festgehalten, dass die Gelder nicht missbräuchlich verwendet wurden. Die anschließende Auflösung – die mit der „mittelfristig nicht realisierbaren“ Erfüllung des Stiftungszweckes begründet wurde – zeigt allerdings den leichtfertigen Umgang mit Förder- und damit letztlich Steuergeld. Dass den Beschlüssen mit ÖVP, SPÖ, FPÖ und dem Team Stronach alle in der Landesregierung vertretenen Parteien zustimmten, deutet dabei auf ein parteipolitisch unabhängiges Problem hin. Neben einer bloßen technischen Lösung, wie einer funktionierenden Transparenzdatenbank, wird es also auch eine Änderung der politischen Kultur brauchen, um Förderungen von persönlichen/parteilichen Befindlichkeiten unabhängig zu machen.
B E D A R F S Z U W E I S U N G E N 2 01 6 Bedarfszuweisungen werden den Ländern vom Bund bereit gestellt und dienen der Unterstützung der Kommunen. Sie werden meist als „nicht rückzahlbare Zuweisungen“ ausgewiesen. 165 Millionen Euro wurden 2016 vom Land Niederösterreich als Bedarfszuweisungen an die einzelnen Gemeinden verteilt. Dabei gibt es eine große Schwankungsbreite: Während Traiskirchen beispielsweise im Jahr 2016 pro Einwohner etwa 40 Cent erhielt, hat Tulln mehr als 57 Euro pro Einwohner erhalten. Die Richtlinien, nach denen das Land über die Vergabe entscheidet, sind online abrufbar – projektbezogene Förderungen sind ebenso möglich wie fortlaufende Zahlungen, etwa für finanzschwache Gemeinden. Das Land betont die Transparenz der Vergaberegeln, die Opposition im Niederösterreichischen Landtag sieht intransparente Vergaben und parteipolitische Einflussnahme. Als Beispiel wird auf Wr. Neustadt verwiesen, wo der Klubobmann der niederösterreichischen Volkspartei, Klaus Schneeberger, Bernd Müller (SPÖ) als Bürgermeister nachfolgte, was die Bedarfszuweisungen des Landes in die Höhe schnellen ließ. 10 größte NÖ Städte ohne St.Pölten*
Einwohner
Partei Bürgermeister
Bedarfszuweisungen 2016
€ pro Kopf
Wr. Neustadt
41305
ÖVP
€ 1.540.550
€ 37,30
Baden
25093
ÖVP
€ 1.028.300
€ 40,98
Stockerau
15624
SPÖ
€ 875.374
€ 56,03
Tulln
15159
ÖVP
€ 871.000
€ 57,46
Mödling
20411
ÖVP
€ 551.933
€ 27,04
Klosterneuburg
25828
ÖVP
€ 507.600
€ 19,65
Amstetten
22847
SPÖ
€ 413.050
€ 18,08
Krems a.d. Donau
24032
SPÖ
€ 331.900
€ 13,81
Traiskirchen
17729
SPÖ
€ 7.300
€ 0,41
Schwechat**
16529
SPÖ
€0
€ 0,00
* St. Pölten erhält ab 2018 erstmals Bedarfszuweisungen. **Keine Anträge eingereicht.
KOLUMNE BEATE STEINER
HAPPY NEW YEAR Diese Vorsätze fürs neue Jahr haben es in sich: Über 22 Millionen Euro hat die Stadtverwaltung auf der Ausgabenseite für 2018 budgetiert. Investiert werden soll in den Ausbau der Infrastruktur, in Wohnen, Bildung, Kultur und WohlfühlEinrichtungen. 7 Millionen werden in Straßen verbaut und verpflastert. Die Kremser Gasse etwa wird Ende 2018 mit neuem Belag in neuem Glanz erstrahlen. Ab Oktober schon soll eine angesagte Sauna-Wellness-Landschaft in die attraktivierte Aquacity locken. Das VAZ wird vergrößert und renoviert. Bildungseinrichtungen vom Kindergarten bis zur FH und Bertha-von-Suttner-Uni wachsen in die Höhe – für 1.000 Studierende und 200 Mitarbeiter ab 2019. Der Rathausbezirk nimmt seine gewünschte Gestalt an – mit wohldurchdachten Umstrukturierungen, kürzeren Wegen und einem verbesserten Service für die St. Pöltner. Und dann starten noch die Vorbereitungen zur Bewerbung St. Pöltens als Europäische Kulturhauptstadt 2024. Das bringt Aufbruchsstimmung und Pluspunkte fürs Image und Urbanisierung, aber auch Aufschub für die DomplatzNeugestaltung und das Haus der Zukunft – beide Prestigeprojekte könnten ja in eine KulturhauptstadtGestaltung eingebunden und daher nach neuen Vorgaben geplant werden, sagt der Bürgermeister. Übrigens: Der erste positive städtische Vorsatz wird schon zur Jahreswende umgesetzt. St. Pölten feiert nämlich offiziell Silvester. Keine peinliche Ballermann-Action wie 2008, sondern ein kleines, aber feines Fest auf dem Herrenplatz, in Kooperation mit der heimischen Gastronomie und mit einem Feuerwerk. Happy New Year – 2018 kann kommen!
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ANTRIEB FÜR WIRTSCHAFT UND WACHSTUM Es ist rot, beschreibt auf 80 Seiten die Bildungsangebote in St. Pölten und definiert sechs wichtige Kompetenzfelder für die Zukunft: Das Weißbuch Bildung ist Grundlage für einen Masterplan, der St. Pölten als Bildungsstadt stärken soll.
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0.000 Bildungsplätze sind über St. Pölten verteilt, für über 14.000 Schüler und Studenten sowie 30.000 Erwachsene, die etwa im Wifi oder an der Volkshochschule weiter lernen wollen. Pflichtschulen, AHS, berufsbildende Schulen mit diversen Schwerpunkten, Hochschulen, Universitäten – es gibt keine Schulform, die es in Niederösterreichs Bildungshauptstadt nicht gibt. „Ich war erstaunt, welche Vielfalt an Bildungsmöglichkeiten es in der Stadt gibt“, konstatiert Josef Kolarz-Lakenbacher, Bildungs24
beauftragter der Stadt, unter dessen Federführung das Weißbuch entstand. Das soll den Status quo an Bildungseinrichtungen dokumentieren, diese vernetzen, weiße Flecken markieren und aufzeigen, welche Bildungsformate in Zukunft entwickelt werden sollen. Denn die Attraktivität als Wirtschaftsstandort und die Anziehungskraft für Zuzügler ist eng verbunden mit dem Bildungsangebot einer Stadt: „Wir entscheiden jetzt, ob wir Rahmenbedingungen schaffen, die interessierte Menschen neugierig machen und
anlocken“, ist der Bildungsbeauftragte überzeugt, und Bürgermeister Matthias Stadler bestätigt: „Wenn ein Betrieb einen Standort sucht, ist die erste Frage nicht mehr, was der Grund kostet, sondern ob es genug qualifizierte Arbeitskräfte gibt.“ Individuelle Pfade durchs Bildungsangebot Vom spielend Lernen in einem der 25 Kindergärten der Stadt über Lesen, Schreiben, Rechnen in einer der 19 Volksschulen bis zum Meister durch eine Lehre oder Master an einer der Hochschulen führen viele Wege. „MEISTERschaft und MASTERship“ ist dabei ein Motto, auf das die Stadt stark setzt. „Die Verbindung von handwerklicher und akademischer Ausbildung
TEXT: BEATE STEINER | FOTOS: ADAM121–FOTOLIA.COM, INS/ZVG, JOSEF VORLAUFER
Ohne Sprachkenntnisse ist keine Integration möglich. VS STATTERSDORF UND HARLAND
ist die wichtigste Ausbildungsschiene in der Region“, ist Josef Wildburger, Obmann der Plattform St. Pölten 2020 und Mastermind des Masterplans Innenstadt, überzeugt. Denn „Hochlohnländer wie Österreich können nur mit gut ausgebildeten Fachkräften reüssieren.“ Regionen, die diese Humanressourcen anbieten, werden Europa wirtschaftlich führen und Wohlstand schaffen, bekräftigt der Unternehmer: „Gerade die globale Digitalisierung wird diesen Bedarf noch verstärken: Verwaltungs- und Bürojobs werden weniger, Handwerker, die die digitalen Werkzeuge meisterlich beherrschen und die alten Techniken kennen und können, werden mehr.“ Die Bildungspfade führen vom Meister zum Master, aber auch umgekehrt: „Diese hervorragenden Karrierewege, die es schon lange gibt, wieder in das Bewusstsein zu tragen, ist wichtig“, betont der Akademiker und Handwerksmeister: „Es ist ein Erfolgsprinzip für Unternehmer.“ Stärken stärken in sieben starken Kompetenzfeldern Auch inhaltlich will sich die Stadt positionieren und so führt die Ausbildungsvielfalt im Weißbuch Bildung zu sechs Leitkompetenzen. Bahntechnologie sowie Gesundheit und Soziales sollen für ein unverwechselbares Profil des Bildungsstandortes St. Pölten sorgen, Entrepreneurship, Regionale Medien, Bau & Technik 4.0 sowie Sicherheit sollen das Profil abrunden, Mechatronik & Automatisierung könnten ergänzen. • Der kommende ÖBB-Ausbildungscampus sowie das FH-Department Bahntechnologie & Mobilität und verwandte Unternehmen wie das Wei-
chenwerk Wörth bilden die Voraussetzung für ein Know-how-Zentrum „Bahntechnologie“. • Gesundheit und Soziales hat die Stadt schon in ihrer „Vision 2020“ festgeschrieben. Assets dafür sind berufsbildende Schulen mit Schwerpunkten im Gesundheitsbereich, mehrere Ausbildungszentren für Pflegebetreuung, Studiengänge an der FH, Forschungsaktivitäten im Uni-Klinikum und nicht zuletzt die Bertha von Suttner Privatuniversität mit ihren Schwerpunkten Psychotherapie und Humanwissenschaften. Der Start des Studienbetriebs ist im Wintersemester 2018/19 geplant, vorbehaltlich der Akkreditierung durch die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria. • Entrepreneurship wird etwa an der NDU als Masterstudiengang angeboten, die FH bildet Medienmanager für Führungsaufgaben aus, das Wifi vermittelt fundiertes Business- und Management-Know-how und graduiert MBAs. • Medienausbildungen bieten die FH und das Wifi an, außerdem gibt es bei ansässigen lokalen Medien die Möglichkeit zur Ausbildung. • Bau & Technik 4.0 lehren die HTL und führende Branchenunternehmen, außerdem existiert eine Kooperation zwischen der NDU und der Innenarchitektur-Abteilung der HTL Mödling. • Besonders aktuell ist das Thema Sicherheit, St. Pölten möchte partizipieren. Das Militärkommando ist schon da, das Ausbildungszentrum der Polizei wird gerade adaptiert. Auf 4.000 Quadratmetern bietet die drittgrößte Polizeischule Österreichs dann 250 Polizeischülern Platz. Den akademischen Ausbildungsschwerpunkt „Sicherheit“ bietet die FH mit den Studiengängen Information Security und IT Security. • Mechatronik und Automatisierung gibt es an der HTL, in den Werkstätten des tede-Z und als Smart Engineering an der FH.
ZUKUNFT FÜR DAS HAUS DER ZUKUNFT Es ist ein Baustein, mit dem sich die Stadt als Bildungszentrum profilieren möchte: das Haus der Zukunft HDZ. Moderne Bibliothek soll es sein und Hotspot, wo Grundwissen im geistesund naturwissenschaftlichen Bereich mit fortschrittlichen Lehr- und Lernmethoden vermittelt wird. Standort sollte das ehemalige Wesely-Haus in der Heßstraße sein. Dort schreitet die Immobilienentwicklung voran, aber nix ist fix. Denn Bürgermeister Matthias Stadler kündigt neue Pläne für das neue Jahr an: „Die Bibliothek bleibt vorerst in der Prandtauerstraße. Ob das Haus der Zukunft am ursprünglich geplanten Standort oder an einem anderen realisiert wird, entscheidet sich nächstes Jahr.“ Dies hänge auch mit den Plänen St. Pöltens zur Bewerbung für die europäische Kulturhauptstadt zusammen. Das ist für FH-Professor Hannes Raffaseder gut nachvollziehbar, „dass die Bewerbung für die Kulturhauptstadt mögliche zusätzliche interessante Möglichkeiten mit sich bringt, die aber dann auch mit dem Land und den Verantwortlichen für die Kulturhauptstadt abgeklärt werden müssen.“ Raffaseder hat sowohl das inhaltliche als auch das Betriebskonzept für das HDZ erstellt und ist nach wir vor zuversichtlich, dass „St. Pölten in einigermaßen absehbarer Zeit ein HDZ mit überregionaler Strahlkraft bekommt.“
Masterplan gegen Bildungsbaustellen und Lücken Wer Stärken stärken will, muss um die Schwächen wissen. Und so ortet das Weißbuch Bildung Lücken und Schwachstellen im heimischen Bildungsangebot. So fehlt neben einer Universität mit Promotionsrecht auch ein umfassendes bilinguales Schulangebot, wie es heißt. In der INS, der International School, endet die Ausbildung mit der fünften Schulstufe (siehe „Education Gap in STP“). „Native Speakers gehören zur Sprachausbildung vom Kindergarten
Die Schaffung einer Plattform für Kooperation zwischen berufsbildenden Schulen und den Wirtschaftsbetrieben wäre wünschenswert. HLW
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MFG URBAN E D U C AT I O N G A P „Die Zeit wäre reif für eine weiterführende bilinguale Schule in der Stadt mit einem internationalen Abschluss“, ist Patricia Kirchknopf, Direktorin der INS, der International School, überzeugt. Derzeit aber bietet die INS die private Vorschule „Early Learners“, dann die vierjährige Volksschule – und dann ist Schluss mit dem zweisprachigen Unterricht. Abgesehen von der Nachmittagsbetreuung, die auch für schulfremde Kinder und Jugendliche bilinguale Kurse beinhaltet. Was es noch gibt in St. Pölten ist die Lower Austrian International School (LAIS) – die ist allerdings eine Oberstufen-Schule nur für Eishockey-Spieler. Die Nachfrage nach einem Platz in der INS ist jedenfalls mit der Einwohnerzahl St. Pöltens gestiegen, berichtet Patricia Kirchknopf: „Wir sind Werbeträger für die Stadt. Immer öfter ziehen gebildete Familien aus Wien nach St. Pölten.“ Auch internationale Manager, die in Wien arbeiten, wählen die Traisenstadt als Wohnort. Aber nur, wenn ihre Kinder hier zweisprachig unterrichtet werden.“ Die Native Speakers an der INS kommen aus England, Irland, Australien, unterrichtet wird in Deutsch und in Englisch: „Wir erfüllen den österreichischen Lehrplan mit Zusatzqualifikationen“, betont die Direktorin. Allerdings nur bis zur fünften Schulstufe. Das Weißbuch Bildung empfiehlt den Aufbau eines durchgängigen bilingualen Angebots vom Kindergarten bis zur Matura zu einem niederschwelligen Preis. In der INS wäre noch Platz dafür.
INTERNATIONAL SCHOOL. Spiel, Spaß und Musik sind beim zweisprachigen Unterricht in der INS sehr wichtig.
bis zur Matura“, ist Masterplan-Mastermind Josef Wildburger überzeugt: „Hier existieren noch massive Lücken. Auch beim Thema Sprachausbildung für Fachkräfte.“ Außerdem haben viele Schüler Probleme beim Übertritt von der Mittelschule in die Oberstufe eines Gymnasiums. Das Weißbuch Bildung empfiehlt als Hilfe Brückenkurse, die die Schüler
auf die neue Ausbildungsstätte vorbereiten. Defizite gibt es auch bei der Integration von Jugendlichen mit nichtdeutscher Muttersprache – eigene Ausbildungswege sollen unterstützen, schlägt das Weißbuch vor. Es soll nicht nur bei Vorschlägen bleiben. Eine Taskforce Bildung mit Vertretern aus der Stadt und aus Bildungseinrichtungen wird bis Ende
Die Bildungspfade ‚Lehre mit Matura’ und ‚Hochschulzugang ohne Matura’ sind für unsere Einrichtung äußerst wichtig. NDU
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Für Schulabbrecher in der Oberstufe sollte es mehr Möglichkeiten geben, Firmen zu besuchen und mehr über Lehrberufe zu erfahren. BG JOSEFSTRASSE
2018 einen Masterplan Bildung auf Grundlage des Weißbuchs erarbeiten. Dieser soll Maßnahmenkatalog für die reale Umsetzung sein. „Auf jeden Fall muss er drei Dinge enthalten“, erläutert Wildburger: „Hebung der umfangreichen Potenziale, die schon vorhanden sind, und zwar durch Effizienz- und Effektivitätssteigerung, durch Kommunikation, Kooperation und vielem mehr; weiters die Schließung der Lücken, die die Hebung dieser Potenziale verhindern; und drittens die Schaffung weiterer Einrichtungen sowie die Erweiterung der Bestehenden, nach Maßgabe der Leitkompetenzen und Schwerpunkte.“ 312 Millionen Euro für Zukunft mit Bildung Die Stadt lässt sich das Wachstum aus Bildung einiges kosten: Bis 2021 sollen gemeinsam mit Land, Bund, ÖBB und Wirtschaftskammer rund 312 Millionen Euro in Bildungseinrichtungen am Standort investiert werden. „Nicht in Bildung zu investieren wäre noch teurer“, setzt Bürgermeister Matthias Stadler auf ein gutes Bildungsangebot als Anreiz für Wachstum bei Betrieben und Bevölkerung. Bestätigt wird die hauptstädtische Initiative durch eine brandneue Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO, in der es unter anderem heißt: „Unternehmen haben bereits jetzt große Probleme, Leute mit gewissen Mindestanforderungen an Bildung zu finden.“ WIFO-Chef Christoph Bardelt streicht einmal mehr ganz explizit hervor, wie stark geringere Bildung in Österreich mit einem geringen sozialen Status verbunden ist. Das Fazit aus diesen Fakten könne daher nur in einem klaren Auftrag kumulieren: „In Bildung investieren.“
ANTRIEB FÜR WIRTSCHAFT UND WACHSTUM
ES GEHT NUR, WENN DIE POLITIK WILL Josef Kolarz-Lakenbacher ist Bildungsbeauftragter der Stadt und Mastermind hinter dem Weißbuch Bildung, für das er vorab 136 Termine absolviert hat. Was macht STP zur Bildungshauptstadt?
20.000 Lernwillige sind täglich in der Stadt unterwegs, bald wird jeder Zehnte in St. Pölten Student der FH oder einer Uni sein. Es gibt alle großen Bildungseinrichtungen und daneben viele kleine, vom Biku bis zu Chormusik. Bei einigen Leitthemen haben wir alles, zum Beispiel bei den Schwerpunkten Sicherheit und Bahn – da sind wir unique.
Was kann die Stadt mit einem Masterplan Bildung bewirken?
Zu glauben, dass morgen alles anders ist, ist ein Irrtum. Und es geht nur, wenn die Politik will. Aber wir wollen der Stadt neuen Drive geben, Schwerpunkte setzen, vernetzen und Bildungspfade bewusst machen. Und wir zeigen die weißen Flecken auf – da können dann Stadt, Land und Bund etwas machen.
Welche Möglichkeiten hat die Stadt?
St. Pölten kann als Bildungsknotenpunkt noch stärker werden. So wachsen unsere internationalen Kontakte konstant. Sogar einige Volksschulen haben bereits Kontakt zu Partnerschulen. Dank des Partnerschaftskomitees haben wir beste Beziehungen mit unseren Partnerstädten, Sprachaufenthalte sind in höheren Schulen die Regel. !Biku hat ein OutreachProgramm mit der Universität in Altoona. Der ehemalige HTL-Direktor Johann Wiedlack ist als stellvertretender Präsident in der EURO-PROF aktiv, dem europäischen Dachverband, der die Interessen der nationalen Bildungsanbieter und Berufsverbände vertritt. Die FH hat 52 Partner-Unis weltweit, die NDU 18 Erasmus-Kooperationen in acht Ländern. Im Entstehen ist die Bildungsachse St. Pölten-Krems-Hollabrunn. Die NDU arbeitet mit der HTL Mödling zusammen.
MASTERMIND. Der Ex-Siemens-Chef bringt St. Pölten als Bildungsstandort voran.
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EIN GRUND ZUR FREUDE? Sollen gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen oder soll dies doch Mann und Frau vorbehalten bleiben? Vor kurzem beschloss der Verfassungsgerichtshof die „Ehe für alle“ zu prüfen, um Menschen wie Herbert Pfeffer vielleicht doch den Bund fürs Leben zu erlauben.
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s war eine Hochzeit, wie sie im Bilderbuch steht. Nach dem Standesamt sitzen viele Gäste, darunter Freunde und Familie, im Hof des Schlosses Traismauer. Vor ihnen steht der Pfarrer und segnet zwei Menschen, die sich lieben, untermalt von romantischer Musik. Sie tauschen ihre Eheringe aus und küssen sich. Alle sind glücklich, und wenn jetzt jemand weint, dann aus Freude. Eine Hochzeit eben. Dennoch hat diese Schlagzeilen geschrieben, denn die beiden Eheleute vor dem Altar sind Herbert und Mathias Pfeffer, zwei Männer. Wegen ihres Geschlechts sind sie seit diesem Tag dennoch nicht verheiratet, sondern „nur“ verpartnert. Das österreichische Rechtssystem erlaubt ihnen nämlich nicht dieselbe gesetzliche Bindung einzugehen, wie sie heterosexuellen Paaren erlaubt ist. Der Unterschied zwischen Eingetragener Partnerschaft und der Ehe ist dabei v. a. formeller Natur. So sieht das auch Herbert Pfeffer, der Bürgermeister von Traismauer. 28
Er ist einer der beiden Männer, die sich damals im örtlichen Schloss das Ja-Wort gegeben haben. Für ihn das Thema „Ehe für alle“ ein klarer Fall: „Es ist ganz wesentlich, dass zwei Menschen, die sich lieben, vor dem Gesetz gleichgestellt sein sollten, ganz, egal welches Geschlecht sie haben.“ Zeit is‘ Gerade in einem modernen Staat wie Österreich, so Pfeffer, solle im 21. Jahrhundert nicht mehr über solche Dinge gestritten werden müssen. Seit dem 1. April finden Eingetragene Partnerschaften, wie auch Ehen, nicht mehr auf der Bezirkshauptmannschaft, sondern auf den Standesämtern statt.
Das bedeutet, dass die Verpartnerung nicht mehr bloß ein formaler Akt im Büro zwischen Schreibtisch und Wartebank bleibt, sondern auf Wunsch der Partner auch eine etwas zeremonieller angehauchte Atmosphäre haben kann. Das Standesamt St. Pölten führt bereits seit sieben Jahren Verpartnerungen durch, und zwar „ohne einen Unterschied zwischen den Formen der Bindung zu machen“, versichert Herbert Herzig vom Standesamt. Dieses Jahr haben sich bisher fünf gleichgeschlechtliche Paare das Ja-Wort gegeben, letztes Jahr waren es sieben. Dennoch: Trotz Anpassung und trotz Vorreiterrollen, Bürgermeister Pfeffer beharrt zusammen mit vielen
Wenn ich auf einer Behörde meinen Familienstand angeben muss, sollte es nicht den Unterschied zwischen Ehe und eingetragener Partnerschaft geben! HERBERT PFEFFER
TEXT: THOMAS WINKELMÜLLER | FOTOS: DAVID SCHREIBER PHOTOGRAPHY
anderen Homosexuellen auf seiner Sichtweise: „Wenn ich jetzt auf einer Behörde meinen Familienstand angeben muss, ganz gleich ob das auf einem Krankenschein, irgendeinem Protokoll oder sonst wo ist, sollte es nicht den Unterschied geben zwischen Ehe und Eingetragener Partnerschaft.“ Rolling Stones Für Pfeffer liegen die Steine am Weg zur „Ehe für alle“ nicht bei den Menschen in unserer Gesellschaft. Den wichtigsten Teil habe der Gesetzgeber zu tragen, denn je weniger Barrieren es von dort gebe, umso schneller werde die gleichgeschlechtliche Heirat auch akzeptiert und als „normal“ angesehen. In seinen Augen haben viele Menschen einfach Berührungsängste, viele Gegner der Homo-Ehe würden nicht einmal ein gleichgeschlechtliches Paar kennen. Leuten, die nicht wollen, dass er heiraten darf, bringt er trotzdem Verständnis entgegen: „Ich glaube, dass es noch eine Zeit lang braucht. Ich erinnere mich an meine eigene Jugend zurück, als ich in der Pubertät war. Damals hatte ich ja genauso Freundinnen, bis ich mich selbst gefunden habe, und manche Menschen brauchen eben genauso Zeit, um Homosexuelle zu akzeptieren.“ Das mit dem Akzeptieren ist so eine Sache. Grundsätzlich ist bekannt, dass die katholische Kirche gleichgeschlechtliche Ehen nicht toleriert,
Ausnahmen gibt es in gewisser Form trotzdem. In diesem Fall hieß sie Pfarrer Wolfgang Payrich, ein Ordensbruder vom Stift Herzogenburg. Er vollzog die Segnung des Paares im Schloss und schenkte ihm symbolisch für die harte Arbeit auf ihrem Weg ein Kreuz und ein altes Kohlebügeleisen. Pfeffer hebt das Wort „Segnung“ bei der Geschichte gerne hervor, denn „heute segnet man alles, von Autos über sonst was, warum also nicht zwei Menschen, die für sich Verantwortung übernommen haben?“ Auch die selbstgeschriebenen Fürbitten durften nicht fehlen. Eine quasi kirchliche Hochzeit war für ihn als gläubigen Menschen wichtig, und auch wenn die Kirche mit seiner Entscheidung nicht ganz einverstanden ist, sieht er es doch anders: „Also der Gott, an den ich glaube, hat sicher nichts dagegen, wenn ich die Person, die ich nun mal liebe, heirate. Es muss für alle Menschen möglich sein, sich unter denselben Rahmenbedingungen das Ja-Wort zu geben.“ Realitätsverweigerung Ob das auch rechtlich bald möglich ist, prüft jetzt der Verfassungsgerichtshof. Anwalt Helmut Graupner vom Rechtskomitee Lambda für Schwule, Lesben und Transgender rechnet noch im Dezember mit einem positiven Beschluss in Sachen „Ehe für alle“. Damit könnten schon Anfang 2018 die ersten Paare eine gleichgestellte Bin-
JUST MARRIED. Herbert und Mathias Pfeffer nahmen sich gegenseitig zum Mann und feierten im großen Rahmen die Hochzeit ihrer Träume.
UNTERSCHIED ZWISCHEN EINER EHE UND DER EINGETRAGENEN PA R T N E R S C H A F T Es gibt einige wenige Verschiedenheiten zwischen den beiden Beziehungstypen, wobei die Eingetragene Partnerschaft schlicht als etwas lockerere Bindung bezeichnet werden kann. Das liegt zum Beispiel an der drei Jahre kürzeren Frist, nach der eine Eingetragene Partnerschaft wegen unheilbarer Zerrüttung einseitig aufgelöst werden kann, der fehlenden Pflicht zur Treue, oder den geringeren Unterhaltspflichten nach der „Scheidung”. Der Unterschied in der Benennung selbst ist der größte Streitpunkt zwischen Befürwortern und Gegnern der sogenannten „Ehe für alle“.
dung, sprich Ehe, eingehen. Die „Realitätsverweigerung“ der ÖVP in Sachen Öffnung der Ehe für alle werde diesem Erkenntnis nach Bürgermeister Pfeffers Glauben nicht im Weg stehen, zumindest hofft er das. Völlig unbeteiligt an der möglichen Veränderung waren Pfeffer und sein Mann wohl nicht. Ihre Hochzeit hat medial Wellen geschlagen, mehr als sie sich vorgestellt haben. Ob ihn das eigentlich stört, dieser Hype? „Teils, teils. Ich versuche mein Privatleben so privat wie möglich zu halten, wie das halt als Kommunalpolitiker gelingen kann. Man ist ja doch immer im direkten Kontakt mit den Menschen.“ Ursprünglich war heiraten für ihn ja eher in weiter Ferne. Im Thailand-Urlaub letzten Jahres habe sich das dann aber schlagartig geändert: „Mathias hat am Strand bei einem Candlelightdinner die Initiative ergriffen und mich gefragt, ob wir nicht heiraten wollen.“ Jetzt, fast ein halbes Jahr verheiratet, feiern Herbert und Mathias ihr achtjähriges Jubiläum und warten auf die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes: „Viele Länder sind uns schon lange einen Schritt voraus – da sollten wir nicht hinten nach hinken. Ich gehe davon aus, dass das Erkenntnis vom Verfassungsgerichtshof in eine positive Richtung gehen wird!“ MFG 12.17
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ALLES WALZER Damen in edlen Roben; Männer, die sich zu wahren Gentlemen verwandeln; heiße Feger übers Parkett – am 13. Jänner steigt im VAZ St. Pölten wieder der Hauptstadtball. Und auch wenn man glaubt, der Ball sei nicht mehr zu toppen, so setzt das Team rund um Michi Bachel immer wieder noch eins drauf. Das wohlbekannte Terrain ist rasch abgesteckt: Mit 5.500 Gästen auf 10.000 Quadratmetern ist der Hauptstadtball der größte Ball des Landes! Zur Musik von fünf Live Gruppen und in zwei Discos kann das Tanzbein geschwungen werden, es gibt rund 25 (!) Bars und kulinarische Versorgungsstellen, und das inklusive Fine-Dining-Restaurant und Fingerfood auf Hauben-Niveau. Genau da muss man schon das erste Mal einhaken, denn die „Hauben“ haben Zuwachs bekommen, es wird noch exklusiver: „Die Gäste werden von Köchen verwöhnt,
die insgesamt sechs Hauben in die Waagschale werfen können, und das wird am Teller und am Gaumen auch deutlich spürbar sein“, verrät Michael Bachel. Dass es für die Haubenküche eine eigene Hauben-KARTE um nur 36 Euro im Vorverkauf (Abendkasse 46 Euro) gibt, lässt Gourmets mit der Zunge schnalzen. Lukullisch runden eine Ginbar, eine Magnumbar und Weinbars, u. a. mit den edlen Tropfen der Winzer Krems, die den diesjährigen Hauptstadtwein featuren, das Angebot ab.
Ebenfalls ein neuer Weg ist unter dem Motto „musik.kunst.tanz“ die vertiefende Zusammenarbeit mit der Musik- und Kunstschule St. Pölten, die heuer ihr 180-Jahr-Jubiläum bestreitet., und damit die älteste ihrer Art in Österreich ist. So wird das Benigna-Quartett der Musikschule gemeinsam mit dem Europaballett die Balleröffnung inszenieren, ebenso sorgt das Europaballet mit der Musikschule und Gästen für eine gediegene Mitternachtseinlage nach einer Choreografie von Renato Zanella. Must-haves wie Fächerpolonaise der Tanzschule Schwebach, Damenspende, NÖN Frühstückssackerl, Tombola mit Preisen im Gesamtwert von 10.000 Euro, Taxi-Service uvm. garantieren einmal mehr, dass der Hauptstadtball zur unvergesslichen Nacht wird. TICKETPREISE UND VORVERKAUFSSTELLEN
Tickets zum Preis von 30 Euro sowie die HaubenKarte um 36 Euro gibt’s im Vorverkauf u.a. im VAZ St. Pölten, Ö-Ticket, Buchhandlung Schubert, Sparkasse NÖ Mitte West AG (Domgasse 5, Zentrum am Schwaighof), Leiner St. Pölten, Flieger Bräu, Tourismusbüro St. Pölten). Abendkasse: Ticket 36 Euro, Hauben-Karte 46 Euro.
STADTSILVESTER Es ist das Comeback des Jahres, wenn man so möchte. Der Stadtsilvester wird
nach acht Jahren in der City wiederbelebt, freilich unter neuen, gediegenen Bedingungen. Hotspot ist am 31. Dezember der Herrenplatz, wo ab 21 Uhr ein DJ zu den Turntables greift, die umliegenden Gastronomen mit Out-Door- (und indoor sowieso) Bars aufwarten, Heizschwammerl & Co. für Gemütlichkeit sorgen – und ein Riesenfeuerwerk darf selbstredend auch nicht fehlen! Der ideale gemeinsame Einstieg ins Jahr 2018!
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©NÖVOG/Lindmoser
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Skivergnügen und Bergpanorama 4 Coolster Snowpark 4 Funslope 4 Freeride Areas 4 Speedstrecke 4 Gemütliche Berghütten
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4 15,5 sportliche Pistenkilometer 4 Steilste Piste Niederösterreichs (74% Gefälle) 4 Eigener Skiverleih und Shop 4 Skischule 4 2 Sesselbahnen und 2 Schlepplifte
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MFG URBAN
VON DER GARAGE IN DIE WELT
Irgendwie ist es symptomatisch. Die Arbeit ist so intensiv, dass die St. Pöltner Eventfirma NXP auf große Feiern verzichtet hat – dabei gäbe es für die Inhaber Bernard & René Voak heuer gleich mehrere Anlässe: NXP wurde vor 25 Jahren gegründet, übrigens ebenso wie das VAZ St. Pölten, dessen Betriebsführung man vor 15 Jahren übernommen hat. Obendrein stieg man vor 20 Jahren im Musiccenter ein, und vor 10 Jahren wurde NXP Bowling aus der Taufe gehoben. Zeit, zumindest medial mit René Voak einen Rückblick zu halten. Im Anfang war, so geht die Mär, eine Garage in der Mittelgasse in St. Pölten, wo ab dem Jahr 1992 ordentlich Krach gemacht wurde. Naja, eigentlich wars der elterliche Keller – dort haben meine Brüder Bernard, Pierre und ich gemeinsam mit weiteren Bandmitgliedern die Musikgruppe Night-X-Press aus der Taufe gehoben. Das war zugleich auch unser Probenlokal. Mit der Band haben wir auf Bällen, Stadtfesten, Konzerten & Co. gespielt. 32
Und damit, wie es die Legende erzählt, die Grundlagen für NXP gebildet – wie ist das zugegangen? In der Art, dass wir uns relativ früh Licht- und Tonequipment angeschafft haben, um gute technische Voraussetzung gewährleisten zu können. Der unerwartete Nebeneffekt war, dass plötzlich andere Bands und Institutionen bei uns angeklopft haben, um sich ihrerseits nun von uns Equipment auszuborgen. Irgendwann erkannten wir sozusagen das Geschäftsmodell
dahinter und gründeten offiziell NXP Ton & Licht, wenn man so will, die Mutter aller Schlachten. Bei den Bands als Kunden ist es dann aber nicht geblieben. (lacht) Nein, heute sind wir da schon breiter aufgestellt, beginnend bei der kleinen Firmenveranstaltung bis hin zum großen Musikfestival oder internationalen Sportevent. Wir statten jährlich über 600 Veranstaltungen technisch aus, von Konzert-
TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: HERMANN RAUSCHMAYR, JOSEF VORLAUFER, DE SOUZA, ZVG
tourneen – wie etwa zuletzt Al Bano & Romina Power oder The Clairvoyants – über Festivals wie das Beatpatrol Festival bis hin zu Sportevents à la Ironman. Dann gibt es natürlich noch zahlreiche Kongresse, Tagungen, Firmenevents, Bälle etc. Um es salopp zu formulieren – es gibt nichts, was wir nicht ausstatten können, von der kleinen Party bis hin zum Megaevent mit Flamejets, LED-Walls, Pyrotechnik & Co. Auch deshalb, weil unser Angebotsspektrum stetig gewachsen ist – mittlerweile sind wir ebenso im Messebau aktiv und betreiben einen eigenen Webshop, und solls „Bruchglas“ für eine Theaterbühne sein – bittesehr, auch damit können wir aufwarten. In Wahrheit sind wir heute ein Generalausstatter – das geht bis hin zur Dekoration, Bühnenvorhang und Messeteppich. Für das VAZ St. Pölten, das NXP dann 2002 als privater Betreiber übernommen hat, war dieses technische Standbein von NXP wohl kein Nachteil, nehme ich an? Ganz und gar nicht. Es war überhaupt erst die Grundvoraussetzung, dass wir uns das als Privatunternehmen zugetraut haben – immerhin haben die Vorgänger allesamt Schiffbruch erlitten und vergleichbare Häuser in Österreich werden in der Regel ausschließlich – ob nun direkt oder indirekt – von der Öffentlichen Hand getragen, bis hin zum Personal. Wir haben aber einfach den Vorteil – und das hat uns relativ rasch auch zum aktiven Veranstalter werden lassen – dass wir drei wichtige Säulen vereinen können, die sonst jeweils für sich einzelne, recht teure Budgetposten darstellen: Das technische Equipment, die Location und das ManagementKnow-how samt Marketing & Co. Know-how gerade auch im Kultursektor – Sie sind ja „gelernter“ Kultur-, Kunst und Medienmanager, haben in Linz, Salzburg und Chicago studiert. Ja, ich hab das Metier, wie man so schön sagt, von der Pieke auf gelernt und konnte über Jahre, lange Zeit auch als Leiter des städtischen Jugend-, Kultur- und Veranstaltungsmanagements, ein solides Netzwerk aufbauen. Das
NIGHT-X-PRESS. So hieß die Band rund um die Gebrüder Voak (René links, Bernard mitte, Pierre 2.v.r.), welche die Keimzelle von NXP darstellt!
hat uns bei der Programmierung des VAZ St. Pölten und bei allen weiteren Projekten natürlich geholfen, ebenso die unglaubliche Kompetenz meines Bruders Bernard in allen technischen Belangen. Als ihr das VAZ übernommen habt, war das ja eher ein klassisches Messezentrum mit wenigen Konzerten. Unter NXP ist das dann geradezu erblüht – heut kommen über 500.000 Besucher pro Jahr, auch weil ihr immer wieder die Crème de la Crème nach St. Pölten lotsen könnt. Das fällt einem augenscheinlich auf, wenn man sich bei euch im Foyer die Künstler anschaut, die schon alle da waren. Dabei ist das ja nur ein klitzekleiner repräsentativer Ausschnitt. Aber es ist tatsächlich bemerkenswert. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, wer schon aller da war. Es gibt natürlich persönliche Highlights wie etwa OTTO, den ich als Kind geliebt habe, und plötzlich spielt er bei uns im Haus. So ist es mir auch mit Gilbert O’Sullivan oder The Who ergangen – das waren schlicht Helden meiner Jugendzeit. Und nehmen wir all die aktuellen Megastars, die hier schon Station gemacht haben – Foo Fighters, Tote Hosen, Mumford & Sons, Steve Aoki, Lenny Kravitz, Avicii, Radiohead. In anderen Genres etwa Lord Of The Dance, die Shaolin Mönche. All die österreichischen Künstler und Grö-
ßen, von Ambros und Fendrich über Georg Danzer bis zu Niavarani oder Otto Schenk … es ist unmöglich, alle anzuführen. Wir haben schon so viel realisieren können … Wobei, wenn man sich die History von NXP anschaut, nicht alles von Bestand war: Man war z.B. am House Of Riddim Studio beteiligt, es gab den Melting Pot, die Pielachtaler Seensucht, das Riverside Festival etc. Die sind irgendwann wieder im Äther verschwunden. Ja, weil das der Gang der Zeit ist – Veränderung gehört dazu, gerade in einem Business wie unserem. Manches hatte sozusagen einfach seine „Zeit“, war eine Zeit lang ein Erfolg und kam dann irgendwann aus der Mode – so war das etwa im Fall des Melting Pot, wobei ich da niemals nie sagen würde. Anderes, wenn ich etwa an Sam Gillys House Of Riddim Tonstudio oder Hermann Rauschmayrs openblend Filmproduktion denke, konnte nach einem gemeinsamen Aufbau und Weg von den Masterminds selbst ausgezeichnet und erfolgreich weiterbetrieben werden. Wieder anderes hat schlichtweg nicht funktioniert und wurde aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt, da würde ich zum Beispiel die Pielachtaler Seensucht dazu zählen, wo nichtsdestotrotz immerhin Coldplay ihr erstes Österreich Debut gegeben haben. Tatsächlich will ich aber keine einMFG 12.17
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MFG URBAN DIE NXP HISTORY 1992
Night-X-Press (Musikgruppe)
1995
NXP Ton & Licht
1997
Music Center Voak & Brandstetter (Musikhandel)
2000-2007 House Of Riddim Tonstudio (Sam Gilly) 2002
VAZ St. Pölten
2002-2012 Melting Pot 2004
MFG – Das Magazin
2004
Warehouse Live Music Club (Norbert Bauer)
2005-2009 Pielachtaler Sehnsucht (Seebühne) 2007-2010 Riverside Festival 2007
NXP Bowling
2007-2016 Openblend Mediahaus (Hermann Rauschmayr) 2007
Oldtimer- und Teilemarkt
2009
Beatpatrol Festival
2010
LASERTRON St. Pölten
2013
LASERTRON Graz
2013 Mittelalterspektakel
zige dieser Erfahrungen missen. Letztlich hat uns alles, selbst das, was ein vermeintlicher Misserfolg war, weitergebracht und zählt zu schönen Erinnerungen – wenn ich etwa an den Circus Roncalli denke, der über eine Woche lang gemeinsam mit der Kelly Family bei uns gastiert hat, wo in der Loge Roncalli Gründer Bernhard Paul und Manfred Deix gemeinsam herumgeblödelt haben. Das war schon großartig – wenngleich finanziell weniger. Deix brachte das VAZ ja sogar einmal in die deutschen Schlagzeilen, als er im von hier aus übertragenen Musikantenstadl den Stinkefinger in die Kamera zeigte. Das war schon witzig, wie leicht man da quasi nur auf einen Knopf drücken brauchte, um die AufgeregtheitsMaschinerie anzuwerfen. Deix hat das gewusst und damit gespielt – uns hat es eben in die Schlagzeilen gebracht – 34
aber wer kannte in Deutschland schon vorher das VAZ (lacht). Deix hat euch aber auch ein Geschenk gemacht. So hat er für das MFGMagazin, das 2004 von NXP aus der Taufe gehoben wurde, einmal ein Cover gezeichnet. Ja, auf dem er auch – einmal mehr mit diesem schelmischen Augenzwinkern – gegen St. Pölten, seine Heimatstadt, gestänkert hat. Aber auf liebevolle Weise. Das war schon eine große Ehre. Das MFG hat sich ja auch fix etabliert – und Sie und Ihren Bruder in einer neuen Rolle, nämlich jener des Herausgebers, gezeigt. Die in dieser Form auch gar nicht geplant war – im Grunde hatten wir ja ein VAZ-Kundenmagazin im Sinn. Das MFG hat sich dann aber in gewisser Weise selbst emanzipiert und, was natürlich auch mit den dahinterstehen-
2015
LASERTRON Linz
2015
Producer & Management The Clairvoyants Thommy Ten & Amélie van Tass
den Protagonisten zu tun hatte, zu Niederösterreichs erstem Urbanmagazin entwickelt. Irgendwie schien die Zeit reif für ein richtiges kritisches Magazin, das eben nicht nur – und das war zu seiner Gründungszeit 2004 noch die Regel – schwarz-weiß malt, sondern eben versucht, die möglicherweise vielen Seiten einer vermeintlichen Wahrheit bzw. Sache zu beleuchten – so eindeutig sind die Zustände nämlich oft eben nicht. Da haben wir die Medienlandschaft sicher bunter gemacht, auch die Hauptstadtregion insgesamt, bzw. haben wir mitgeholfen, die hier existierende Buntheit und Vielfalt auch sichtbarer zu machen. Wobei NXP ja mit der Eröffnung des Bowlingcenters 2007, also genau vor 10 Jahren, sowie drei Jahre später mit dem Lasertron auch auf anderer Ebene für bunte Akzente gesorgt hat.
VON DER GARAGE IN DIE WELT
FEIERLAUNE. 25 Jahre VAZ - 25 Jahre NXP - 15 Jahre NXP im VAZ 20 Jahre Musiccenter - 10 Jahre NXP Bowling! Foto (v.l.n.r.): Norbert Bauer, BGM Matthias Stadler, Steve Aoki, René Voak beim Beatpatrol.
Das hatte auch in der Stadt irgendwie gefehlt. Beide Ideen habe ich aus den USA mitgebracht. Mir hat das einfach immer selbst getaugt, und im Falle von Bowling dachte ich mir, warum gibt es eigentlich schon ein paar Bahnen in unmittelbarer Nachbarschaft, aber in der Hauptstadt selbst nicht – das kann ja nicht sein. Bei Lasertron war der Blickwinkel dann ein noch größerer, denn den Cybersport gab es zu der Zeit in ganz Österreich noch nicht. Das haben wir geändert – mit St. Pölten als erstem Standort, dem mittlerweile weitere in Graz und Linz nachgefolgt sind. Um bei bunt zu bleiben und einen Abstecher ins Private zu machen. Vor knapp zwei Jahren wurde Ihr Sohn Emil geboren. Wie geht das zusammen – Arbeit und Familie? Da geht es mir wie jedem Unternehmer – man ist hin und her gerissen. Der
Witz: „Was ist ein Selbständiger? Ein Mensch, der selbst und ständig arbeitet“ – der hat schon was, leider. Aber im Ernst, natürlich muss man aufpassen, dass man alles sinnvoll unter einen Hut bringt. Es geht immer auch um Verantwortung, der Familie gegenüber, ebenso aber auch den – bei uns mittlerweile – rund 80 Fixangestellten. Übers Jahr betrachtet haben wir zudem rund 400 fallweise Angestellte. Das lastet manchmal schon auf den Schultern. Ich danke da wirklich meiner Frau Sandra von ganzem Herzen für ihr Verständnis und ihre Rücksicht. Das ist nicht immer leicht, das weiß ich sehr wohl, aber sie unterstützt mich großartig. Und das Leben ist mit so einem süßen Zwerg und so einer großartigen Frau natürlich einfach magisch, da bin ich wirklich sehr dankbar. Magisch ist ein gutes Stichwort für
ein anderes „Baby“, jetzt wieder eines von NXP: Sie haben vor gut zwei Jahren die Zusammenarbeit mit den beiden Weltmeistern der Mentalmagie Thommy Ten & Amélie van Tass gestartet, das Management übernommen und heuer eine komplett ausverkaufte Österreich-Tournee auf die Beine gestellt. Was mit solchen Künstlern auch eine große Freude ist. Die beiden sind schlicht großartig. So talentiert und professionell – und seit sie 2016 den 2. Platz bei der weltgrößten Castingshow der Welt „America’s Got Talent“ errungen haben, gehen sie regelrecht durch die Decke. Was an der Sache bemerkenswert ist – auch im Konnex mit dem VAZ und St. Pölten – ist schlicht der Umstand, was hier möglich ist bzw. was von hier aus seinen Ausgang nimmt. Im VAZ hatten wir die erste große abendfüllende Show von Thommy & Amélie, MFG 12.17
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NABEL DER ROCKWELT. Nuke und Lovely Days Festival, wo Granden wie Lenny Kravitz oder The Who spielten, waren der Anfang. Das größte Open Air Festival Österreichs, FREQUENCY, sowie das größte Indoor Festival Österreichs, BEATPATROL, sind die Gegenwart.
das war 2015, und daraus ist dann eine Partnerschaft, ja Freundschaft entstanden. Wir haben die ganze Show gemeinsam produziert und verkaufen sie mittlerweile auch in andere europäische Länder – alles made in STP, bis zu
AUSZEICHNUNGEN 2016 THE CLAIRVOYANTS – Stage Magicians of the Year Journalismuspreis von unten 2015/16 Best-evaluierte Lehrveranstaltung FH STP 2014/15 Best-evaluierte Lehrveranstaltung FH STP 2012 Innovativste Idee VCÖ-Mobilitätspreis NÖ Nominierung Trigos NÖ 2011 Golden Ticket KLIMA:AKTIV 2011 2010 Gewinn Jungunternehmer Goldener Hahn Event Design Award Silberner Hahn 2009 Werbehahn 2004 Gewinn Jungunternehmer
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den Künstlern, wenn man so möchte, denn Thommy und Amélie wurden in St. Pölten geboren. Heute sind sie Weltstars, das ist schon bemerkenswert für eine kleine Stadt wie St. Pölten. Wie auch Camo & Krooked im Bereich Drum’n‘Bass, die auf den größten Festivals der Welt spielen, zuletzt auch beim Beatpatrol Festival zu Gast waren. Ja, weil auch die beiden ganz persönliche Bande zum Haus haben – die sind sich zum ersten Mal im Warehouse im VAZ über den Weg gelaufen. Das ist die Wiege ihrer Zusammenarbeit, ebenso wie dort zum Beispiel auch die Geburtsstunde von Urban Art Forms war, das Christian Lakatos in weiterer Folge zu einer starken Marke aufgebaut hat. Norbert Bauer, der Chef des Warehouse, wiederum hat hier zahlreiche Festivalformate entwickelt, vom Nuke bis hin zum Beatpatrol Festival. Und man darf schon stolz sein, dass St. Pölten heute Standort von Festivals wie dem Frequency und Beatpatrol ist oder in Vergangenheit auch von Nuke und Lovely Days war, und Ö3 diesbezüglich einmal – völlig zurecht – von St. Pölten als „Nabel der Rockwelt“ gesprochen hat. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Ist damit eigentlich schon die Spitze der Fahnenstange erreicht, also so unter dem Gesichtspunkt: Besser geht’s nicht mehr. Das hoffe ich nicht – und glaube ich auch nicht. Es kommt immer irgendetwas Neues daher – von außen, ebenso auch von innen. Wer weiß, was uns noch alles einfällt (lacht). Die Voraussetzungen für eine positive Weiterentwicklung im VAZ wurden ja gerade von der Stadt gemeinsam, was ein Novum darstellt, mit dem Land Niederösterreich auf Schiene gebracht, die gemeinsam rund sieben Millionen Euro in die Infrastruktur des VAZ investieren. Damit wird das Haus noch attraktiver – für Gäste wie für Veranstalter. So wird der Foyerbereich samt Kassensituation komplett neu gestaltet, das Restaurant übersiedelt nach vorne, wo ein Bistro entsteht, und die Halle B wird im Bühnenbereich auf 15 m erhöht, was uns im übertragenen Sinne auch veranstaltungstechnisch in eine höhere Liga hievt – bisher konnten manche Großproduktionen, die gerne gekommen wären, aufgrund der zu niedrigen Bühnenhöhe schlicht nicht umgesetzt werden. Das wird nun bald der Vergangenheit angehören – man darf sich also noch auf viele schöne, weitere Momente bei uns im VAZ St. Pölten freuen. Es bleibt spannend!
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nd es deckt sich definitiv mit Glöckels Zugang zu seiner Profession: „Ein Kaffeehaus muss ein Ort sein, wo du immer, zu jeder Tageszeit, hingehen kannst. Das ist eine Art öffentliches Wohnzimmer.“ Dass er in St. Pölten mit Café Schubert, EMMI und Vinzenz Pauli mittlerweile gleich drei solcher Wohnzimmer geschaffen hat, ist ohne Zweifel bemerkenswert, wenn es auch alles andere denn eine ausgemachte Sache war. „Ich bin da eigentlich mehr oder weniger hineingestolpert“, verrät Glöckel. Eine familiäre gastronomische Vorprägung gab es ebenso wenig wie eine spezifische Ausbildung. Glöckel besuchte nach Volksschule und Unterstufe den besonders musischen Zweig des BORG St. Pölten „wobei ich alles andere als ‚besonders musikalisch‘ war, aber ich habe den alten ‚Kasten’ geliebt.“ Nach der Matura studiert er an der Uni Wien Internationale Betriebswirtschaft „das war nach dem BORG ein ganz schöner Kulturschock, aber die Materie hat mich sehr interessiert.“ Dass er dennoch nicht im Management irgendeines Konzerns landet, sondern in der Gastronomie, hat dann einerseits mit seinem Studienkollegen Christoph Hubmayer zu tun, der späterhin selbst ein Café in Lissabon eröffnen wird, zum anderen mit dem Umstand, dass die am Herrenplatz situierte Buchhandlung Schubert in die ehemalige Filiale des Spielwarenladens „Singer“ übersiedelt. „Ich bin ja in dem Haus am Herrenplatz aufgewachsen. Die Wohnung meiner Großeltern lag direkt über der Buchhandlung, die schon mein Großvater geführt hat. Der hat dort tagein tagaus gearbeitet – und ich hab zwischen den Büchern und Regalen gespielt, oft auch nach Ladenschluss. Das war schon besonders, dieser Geruch von Druckerschwärze und Papier“, erinnert sich Glöckel mit einem Hauch Sentimentalität zurück. Als die Mutter, welche die Buchhandlung weiterführt, schließlich mit dem Geschäft in die Wiener Straße übersiedelt und einen Nachmieter für den Herrenplatz sucht, hat Glöckel so etwas wie ein Aha-Erlebnis. „Ich stand mitten im leeren Geschäftslokal, wo keine Regale mehr den Blick 38
DIE VIELEN WOHNZIMMER DES MICHAEL GLÖCKEL
Es ist ein schlüssiges Bild, das sich mir präsentiert, als ich den hinteren Gastraum des EMMI in der Linzerstraße betrete: Chef Michael Glöckel schmökert gerade im „Falter“ und nimmt dazu einen Schluck vom hauseigenen Felix-Kaffee. Das erinnert an Alfred Polgars Spruch vom Kaffeehaus als Ort, wo man in Gesellschaft allein sein kann. verstellten, wo die Fenster nicht mehr verbarrikadiert waren, und mit einem Mal wurde offensichtlich, wie hell und offen diese Räumlichkeiten waren, welchen Charme sie versprühten – da wurde mir klar, dass das für ein Kaffeehaus geradezu prädestiniert ist.“ Zwar werden noch einige Interessenten bei der Mutter vorstellig, „aber irgendwann war mir klar, dass ich das selbst machen muss.“ Als Glöckel
mit Heribert Weidinger, der die leider nicht mehr existierende Edelbar „Rother Krebs“ in der Kremsergasse eingerichtet hatte, ins Gespräch kommt, steigt dieser überhaupt gleich mit ins Projekt ein. „Erst heuer im Frühling ist Heribert sozusagen in die GastroPension gegangen“, verrät Glöckel. Mit viel Liebe und auch Respekt vor der Substanz setzt man die Vision vom Kaffeehaus räumlich in die Tat um, Bü-
TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER, FOTODIAZ.COM
cherregale als Reminsizenz an die ehemalige Buchhandlung werden ebenso integriert wie heimelige Nischen „und beim Namen waren wir uns rasch klar, dass es Schubert heißen soll – warum sollten wir etwas Neues erfinden?“ Obwohl Glöckel im Vorfeld viele Besserwisser zuraunen „was, schon wieder ein Kaffeehaus?“, hält er Kurs „auch weil ich das ganz anders sah. Der ‚Wolf‘ hatte gerade erst zugesperrt und ich hatte irgendwie den Eindruck, dass so etwas wie das ‚Schubert‘ mit
Ein Kaffeehaus muss eine Art öffentliches Wohnzimmer sein. MICHAEL GLÖCKEL
seinen Öffnungszeiten bis Mitternacht, sieben Tage die Woche in der Stadt einfach fehlte“ – womit der Neogastronom absolut richtig liegen sollte. Das Schubert wird von Beginn weg regelrecht gestürmt. „Am ersten Tag haben wir um 10 Uhr aufgesperrt, um 2 nach 10 herrschte schon Chaos – wir waren ja ein unkoordinierter Wahnsinnshaufen“, erinnert sich Glöckel lachend an die erste turbulente Zeit zurück „da mussten wir so schnell wie möglich Organisation reinbringen.“ Was mit Bravour gelingt, auch weil Glöckel bis heute eine klare Philosophie verfolgt, die im Grunde auf zwei Grundpfeilern abstellt: teamorientierte Personalpolitik und höchster Qualitätsanspruch in allen Belangen. „Ge-
CAFÉ SCHUBERT. Wo ehemals die Buchhandlung Schubert zum Schmökern einlud, schuf Glöckel ein behagliches öffentliches Wohnzimmer mit Charme & Charakter zum Verweilen.
rade ein Kaffeehaus wird ja irrsinnig vom Personal geprägt, von Charakteren! Das heißt jetzt nicht, dass alle Mitarbeiter Grantler sein müssen wie die klassischen Wiener Oberkellner, aber sie dürfen durchaus Ecken und Kanten haben.“ Zudem sollen sie Eigeninitiative zeigen. „Ich seh uns als Team, wo jeder seine Ideen einbringen und sich nach Möglichkeit selbst verwirklichen kann. Mein Job dabei ist es, mich um die Mitarbeiter zu kümmern, Sachen aus dem Weg zu räumen, Vorschläge anzuhören und bei der Umsetzung zu helfen.“ Mit dem Resultat, dass sich die Mitarbeiter voll mit ihrer Arbeit identifizieren, was Glöckels Betrieben einen ganz eigenen Esprit verleiht, der sich auch in positiven Alleinstellungsmerkmalen niederschlägt. Seit gut einem Jahr wird etwa die gesamte Patisserie von zwei Konditorinnen für alle Betreibe selbst hergestellt, wobei auch hier Experimentierfreudigkeit erwünscht ist. Geht einmal etwas schief, auch kein Malheur „weil Fehler gehören dazu“, so Glöckel. Auch thematisch probiert man immer wieder Neues aus, wie etwa die themenbezogenen Brunches im EMMI beweisen, welche das Team quasi autark programmiert. „Da erfahr ich selbst meist erst, wenn ich da sitze, welches Motto diesmal umgesetzt wird – das macht riesig Spaß“, so Glöckel, den von jeher das Konzeptive an seiner Arbeit besonders gereizt hat „also Ideen entwickeln, sich mit Gleichgesinnten austauschen, und diese, so möglich, auch umsetzen.“ Die Sache mit Emmi & Josefine Einer dieser Gleichgesinnten war und ist ohne Zweifel Felix Teiretzbacher – mit seinem Felix-Kaffee so etwas wie der Haus- & Hoflieferant – der im Gleichschlag mit Glöckel sukzessive seine Rösterei und Marke aufbaute. „Durch Felix bin ich überhaupt erst so richtig in das Kaffee-Thema reingekippt. Ich kann mich noch erinnern, als er mir seine ersten Röstungen zum Verkosten gab – ich war begeistert und dachte mir, bei dem Thema ist in St. Pölten noch viel Luft nach oben.“ Dass diese mittlerweile im positiven Sinne dünner geworden ist, hängt auch mit Glöckels zweitem, 2012 eröffneten BeMFG 12.17
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Irgendwann war mir klar, dass ich selbst ein Kaffeehaus machen muss. MICHAEL GLÖCKEL
trieb zusammen: EMMI. Mit dessen Werdung lief es ähnlich wie beim Café Schubert ab. Diesmal gingen die persönlichen Bande zum Haus freilich nicht von Glöckel selbst aus, sondern von Heribert Weidinger, dessen Mutter Emmi im Geschäftslokal in der Linzerstraße ihre gleichnamige legendäre Boutique geführt hatte. Als es galt, eine neue Nutzung für die Räumlichkeiten zu finden, erlebte Glöckel eine Art Déja-vu. „Mir haben die Räumlichkeiten einfach total getaugt, und im Hinterzimmer, wo wir jetzt sitzen, habe ich vorm geistigen Auge schon Felix an seiner Röstmaschine werken sehen – inmitten der Gäste.“ Und genauso kommt es auch. Noch heute kann man am Fußboden erahnen, wo die edle Röstmaschine einige Jahre gestanden ist, bevor die Räumlichkeiten aufgrund der guten Entwicklung von FELIX Kaffee zu klein wurden und Teiretzbacher am Vinzenz Pauli-Areal, also einmal mehr in Tuchfühlung mit Glöckel, seine neue Rösterei baute, während sich das EMMI sitzplatzmäßig ausdehnen konnte. Eine Vergrößerung, die in den Anfangszeiten freilich noch gar nicht absehbar war, 40
denn im Gegensatz zum Café Schubert entwickelt sich das EMMI zunächst eher schleppend. „Die ursprüngliche Idee ist schlicht nicht aufgegangen. Mir schwebte ja eigentlich ein Coffeeshop vor, wo die Leute selbst ihren Kaffee am Tresen holen, wo es etwas billiger ist, weniger Wert auf das Service gelegt wird – das wurde aber nicht angenommen“, konstatiert Glöckel nüchtern. Wobei er nicht zu der Sorte Unternehmer gehört, die quasi dem Publikum für mangelnden Erfolg die Schuld geben, sondern selbstkritisch einräumt, dass „im Nachhinein gesehen die St. Pöltner vollkommen recht hatten: Zu einem guten Kaffeehaus gehört auch umfassendes und freundliches Service! Aber Fehler kann man machen, man muss sie sich halt nur rechtzeitig eingestehen und dann korrigieren.“ Was Glöckel mit Bravour getan hat. Heute ist das EMMI vom Feeling her vielleicht St. Pöltens „internationalstes“ Café, was wohl auch Glöckels stetem Lokal-Radar auf Reisen geschuldet ist. „Natürlich schau ich überall, was die neuesten Trends sind und lass mich inspirieren.“ So hat in den letzten Jahren in Sachen Kaffeetrends etwa eine Verschiebung von Italien Richtung Nordeuropa stattgefunden. „Unsere Bezeichnung Colazione uno, due, tre im Café Schubert ist eigentlich retro“, lacht Glöckel, „tatsächlich sind aktuell die Skandinavier in dem Be-
reich im Vormarsch.“ Was Glöckel dabei mit besonderem Stolz erfült: „Unser FELIX Kaffee steht der Weltspitze um nichts nach!“ Ebenso wie das EMMI mittlerweile den Turnaround geschafft hat und von Gästen wie Kritik höchst gelobt wird. So hat man (ebenso das Café Schubert) im Falstaff 89 Punkte abgestaubt – nur vier Kaffeehäuser in ganz Niederösterreich wurden besser bewertet! Mit 90 Punkten übrigens auch ein weiteres Kaffeehaus aus dem GlöckelReich, das viele St. Pöltner gar nicht kennen: Das Café Josefine in Wien! Dort waren Glöckels Bruder Sebastian und dessen Freundin Alice die Triebfeder hinter der Gründung, die den älteren Michael mit seinem Know-how mit an Bord holten „wobei ich das jetzt dann alles übergeben möchte.“ Das Josefine ist auf seine Art wieder anders als seine St. Pöltner Verwandtschaft. „Es liegt im 8. Bezirk, ist ein Grätzel-Café. Zugleich spielen – im Unterschied zu St. Pölten – aber auch Touristen eine große Rolle.“ Letztlich überzeugt der Cafetier aber auch in der Bundeshauptstadt – denn diese Herausforderung ist überall gleich, in Wien aufgrund des unglaublichen Mitbewerbs aber vielleicht sogar noch potenziert – durch Qualität, Atmosphäre und v. a. tollen Service. „Ein Kritiker hat einmal vom ‚schaßfreundlichsten Kaffeehaus Wiens‘ gesprochen“, lacht
EMMI. St. Pöltens „internationalstes“ Kaffeehaus, wo auch FELIX Kaffee seine erste Bleibe mitten im Lokal fand. Vom Falstaff - wie das Café Schubert - mit 89 Punkten bewertet!
DIE VIELEN WOHNZIMMER DES MICHAEL GLÖCKEL
VINZENZ PAULI. Mit dem Vinzenz Pauli bewies Glöckel, dass er sozusagen nicht nur Kaffeehaus, sondern auch Wirtshaus kann. Aus dem ehemaligen Koll machten er und sein Team ein formidables Speiselokal mit abwechslungsreicher Küche. Glöckel über das nicht alltägliche Lob, und erstaunt damit wohl auch manch Hauptstädter: St. Pöltner Charme als Export-Artikel? Auch nicht schlecht … Die Sache mit Vinzenz Pauli Dass Glöckel freilich nicht nur Kaffeehaus kann, sondern sozusagen auch Wirtshaus, hat er mit der Übernahme des ehemaligen Gasthaus Koll bewiesen. Als das legendäre Wirtshaus nach durchwachsenen Wiederbelebungsversuchen Ende 2014 zum Verkauf steht, fühlt sich Glöckel aufgrund persönlicher Erinnerungen einmal mehr magisch angezogen. „Ich hab beim Koll ja, wie zahlreiche St. Pöltner meiner Generation, quasi meine Jugendzeit verbracht.“ Als er eines Tages mit Coworking-Space-Betreiber Matthias Nolz und Felix Teiretzbacher im Büro zusammensitzt und gerade über den Koll plaudert, schneit Maler Florian Nährer mit den Worten „So Burschen, und was mach ja jetzt mit dem Koll?“
herein. „Spätestens da wusste ich, dass ich es machen muss! Es wäre auch wirklich schade um das Lokal gewesen, mit all seinem Charme, seiner Geschichte – soetwas kannst du ja nicht erfinden oder irgendwo auf die grüne Wiese stellen.“ Zugleich weiß Glöckel, dass die Übernahme kein Spaziergang wird „weil ja alle eine Vorstellung hatten, was der Koll ist oder zu sein hat. Die Herausforderung war also zum einen den Geist zu bewahren, den Koll-Jüngern also nicht alles umzudrehen, zum anderen aber sehr wohl etwas Neues und Eigenes zu schaffen.“ Als Namen switched man auf jenen des ersten Wirten anno dazumal zurück, „Vinzenz Pauli“. Das Ambiente wird, bei Beibehaltung der legendären Holzvertäfelung und Schank, „aufgehellt“ und saniert, der Gastgarten samt genialer Terrasse revitalisiert. V. a. setzt Glöckel aber voll auf die Küche. „Ich wollte einfach ein gutes Speiselokal schaffen,
mit vielfältiger Küche, die auf beste Zutaten setzt aber ohne Schnickschnack auskommt.“ Eine umfangreiche Weinkarte mit rund 200 edlen Tropfen komplettiert das Angebot, während Glöckel auf die legendäre Koll-Schnitzelsemmel, eine Art fleischgewordenes Glaubensbekenntnis der Koll-Jünger, bewusst verzichtet „weil die in der Erinnerung der Kollgänger sowieso derart großartig und glorifiziert war – durchaus zurecht – dass ich da nur hätte scheitern können.“ Stattdessen setzt Glöckel neben Klassikern der österreichischen Wirtshausküche v. a. auf Abwechslung – die Karte wird regelmäßig geändert. „Der Küchenchef soll sich austoben können, wobei wir immer auch ein Augenmerk auf ausgefallene vegetarische Speisen legen!“ Alles, wenn man es so formulieren möchte, mit Herkunftsnachweis, denn Glöckel sind regionale und, wo möglich, Bioprodukte ein ehrliches Anliegen „ganz einfach weil ich wissen möchte, MFG 12.17
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DIE VIELEN WOHNZIMMER DES MICHAEL GLÖCKEL
DREAM-TEAM. Sie verleihen den „Glöckel-Lokalen“ ihren unverwechselbaren Charakter (v.l.n.r.): Maurice Harant (Vinzenz Pauli), Dietmar Kirchner-Schindele (Café Schubert), Diana Gugler (Emmi), Michael Glöckel und Ernst Koch (Küchenchef Vinzenz Pauli)
wo etwa ein Tier herkommt, wie es aufwächst, wie es geschlachtet wird.“ Ein Anspruch, den er im Übrigen auch privat lebt. So holt er sich nicht nur frische Kräuter aus dem Garten seines Hauses im lauschigen Pielachtal „weil frischer Schnittlauch auf ein Brot vom Gutding – besser geht’s ja gar nicht“, sondern hält auch 20 Hühner, die ihm nicht nur frische Eier schenken, sondern die er auch selbst schlachtet. Der Kreislauf wird sozusagen nicht durchbrochen – alles kommt aus einer Hand. Ein Prinzip, das der Gastronom auch in seinen Betrieben noch stärker implementieren möchte. Dies betrifft nicht nur bereits erwähnte hauseigene Patisserie, sondern es kommt mitunter auch vor, „dass wir etwa ein halbes Schwein ins Vinzenz Pauli geliefert bekommen, das wir dann selbst zerlegen und verarbeiten. Diese Woche machen wir zum Beispiel Würste und Speck aus einem Freiland-Schwein vom Biobauern aus Ruprechtshofen“, verrät Glöckel. Die Sache mit der Urbanität Auch hier gibt der Erfolg dem Wirten recht, „auch wenn es anfangs ein hartes Stück Arbeit war.“ Eines, das sich aber – nicht zuletzt auch für die gastronomische Vielfalt der Stadt 42
insgesamt – gelohnt hat. Viele Gäste kommen mittlerweile nämlich nicht nur mehr aus der Stadt selbst, sondern zusehends auch von auswärts, was beileibe nicht immer der Fall war. Lange Zeit galt St. Pölten als blinder Fleck auf der Gourmet-Landkarte. Betrieben wie jenen Glöckels ist es zu danken, dass auch hier der Turnaround geschafft wurde, wenngleich der Wirt durchaus noch Luft nach oben ortet:
Der Küchenchef soll sich austoben können! MICHAEL GLÖCKEL
„St. Pölten ist noch in der positiven Situation, dass mehr Angebot auch mehr Nachfrage nach sich zieht. Das heißt neue Betriebe sind nicht nur Konkurrenz, sondern beleben die Szene zusätzlich!“ Dass er selbst mit seinen Kaffeehäusern und dem Vinzenz Pauli zu dieser Belebung, damit auch zu einem Stück mehr Urbanität nachhaltig beigetragen hat „ist eher so passiert“, wie er bescheiden einräumt, „es ist aber schön, dass es so ist. Tatsächlich ist man ja immer beides: Man wird von anderen inspiriert, und beeinflusst mit seinem Handeln selbst wieder andere.“
Für St. Pölten insgesamt ist diese Dynamik jedenfalls Goldes wert, wobei Glöckel überzeugt ist „dass wir erst am Anfang dieser Entwicklung stehen. St. Pölten hat sich in den letzten Jahren als spannende Kleinstadt positioniert, ist urbaner und selbstbewusster geworden.“ Ein Indiz dafür ortet er etwa in der Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 „weil damit zum Ausdruck kommt, dass wir uns das schlicht zutrauen. In meiner Jugendzeit wäre dieser Gedanke noch völlig absurd gewesen.“ Ebenso für ihn damals wohl jener, dass er dereinst St. Pöltens höchst ausgezeichneter Cafetier sein wird und seinem „Koll“ ein Weiterleben als Vinzenz Pauli ermöglicht. Vor allem hat Glöckel damit aber St. Pölten einige seiner schönsten öffentlichen Wohnzimmer beschert, weshalb wir durchaus Gusto auf noch mehr Glöckel-Häuser hätten. Da lacht der Gastronom und schüttelt abwehrend den Kopf, um dann doch irgendwie einen kleinen Hoffnungsschimmer glimmen zu lassen. „Formulieren wir es so: Ich hoffe, es kommt nicht wieder etwas, wo ich nicht nein sagen kann!“ Da müssen wir leider vehement widersprechen: Wir hoffen das sehr!
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MAGISTRAT ST. PÖLTEN
SESSELRÜCKEN FÜR DIE BÜRGER RATHAUSBEZIRK
Es kommt zusammen, was zusammengehört. So könnte RATHAUS | HAUS A & Einwohnerangelegenheiten 2.OG > Rechtsabteilung manEGdie> Bürgerservice Entwicklung des Rathausbezirkes nennen – ab Einwohner- und Wahlamt Schlichtungsstelle für Mietrechtsangelegenheiten > Zukunftsentwicklung, Wirtschaft & Marketing Standesamt Jänner sind fast alle Magistratsabteilungen innerhalb Wirtschaftsservice ecopoint Bürgeranliegen Strategisches Grundstücksmanagement Büro für Diversität der Promenade erreichbar. Wohnservice Fundamt
Rossmarkt
Rathausplatzgarage Rathausplatz
Marketing
HAUS D
> Baudirektion & Stadtplanung
> St.den PöltenRathausbezirk Tourismus Behörden Die Idee für wurde im Jahr >2007 im Visionsprozess „St. Hauswart Bereichsleitung & Bezirksverwaltung Bau- und Feuerpolizei Pölten 2020“ geboren und im Masterplan festgeschrieben. Als Ziel wurde 1.OG > Bürgermeister Anlagen damals – >neben der Belebung des Rathausplatzes und der zuführenden Magistratsdirektion Gewerbe & Veranstaltungen (Eingang Linzer Straße) > Präsidiale Verkehrs- und Strafamt (Eingang Linzer Straße) Gassen sowieMedienservice der Vermarktung des Rathausplatzes als urbanes und kulUmweltrecht (Eingang Linzer Straße) > Marketing St. Pölten GmbH Sport turelles Zentrum der Stadt – auch die Konzentration der MagistratsdienstGeschäftsführung Freiwillige Einrichtungen Veranstaltungsservice Katastrophenschutz leistungen> Personal formuliert. Innenstadtmarketing
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Rathausgasse Hessstraße traße Prandtauers
Plattform STP 2020
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So werden die verschiedenen Häuser (siehe Plan) zu Blöcken unter der Bezeichnung A, B, C, D, E zusammengefasst, wobei in den Häusern weitest „artverwandte“ Abteilungen situiert sind, also etwa Gesundheit, Kultur, Behörden, Städtische Betriebe etc. Dies soll auch nach innen Synergieeffekte bringen. Zudem stehen im Rathausbezirk nun auch 2.100 lfm Archivflächen zur Verfügung. Im Zuge der Übersiedelung wurden viele Akte digitalisiert und es konnte der Bedarf reduziert werden. Die Magistratsbediensteten haben nämlich bei der Übersiedelung zahlreiche Akte gesichtet und geprüft, ob diese noch aufbewahrt werden müssen, durch digitalisierte Akte ersetzt oder vernichtet werden können. „Durch diese neue Anordnung und die räumliche Nähe können wir Synergien besser
HAUS A
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Zehn Jahre später kann diese Vision dank geschickter Kauf- und Tausch> Fachbereich Bau - Vermessung Vizebürgermeister politik, die>> 1.2.die Nachbargebäude des Rathauses in den Besitz der Stadt Vizebürgermeister > Marketing St. Pölten GmbH - ReisebüroDerzeit laufen im St. Pöltner Rathaus brachte, nun verwirklicht werden. > Kulturhauptstadt 2024 und den umliegenden Verwaltungsgebäuden noch zahlreiche größere und kleinere Umbau- und Adaptierungsarbeiten, Büros werden um- oder KULTUR BILDUNG | HAUS B bzw. erneuneu gestaltet, IT- und & Telekommunikationssysteme angepasst ert sowie Möbel und Schreibtische umgestellt. Zu Jahresbeginn 2018 soll dann große „Sesselrücken“ der MitarbeiGESUNDHEIT &das SOZIALES | HAUS C ter – 148 sind vom Umzug betroffen – abgeschlossen sein, sehr zum Vorteil der Bürger. „Die Bürger von D einem verbesserten Service und FINANZEN | werden HAUS von kürzeren Wegen zwischen den Abteilungen und von deren logischer Anordnung profitieren. Zur raschen Orientierung wird zeitgleich auch an STÄDTISCHE BETRIEBE | HAUS E damit einem neuen Leitsystem für die Kunden und Parteien gearbeitet, die zuständigen Abteilungen rasch gefunden werden können“, erläutert hierzu Bürgermeister Mag. Matthias Stadler.
Linze
Allgemeine Personalangelegenheiten Personalverwaltung Arbeitnehmerschutz
e-Tankstelle
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Passamt Niederlassungsbehörde
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Der Magistrat hat sich räumlich neu aufgestellt. Fast alle Abteilungen sind nun im Rathausbezirk (Haus A = Rathaus) situiert. nutzen und die Abläufe optimieren. Das führt zu einer Effizienzsteigerung in der Verwaltung. Damit gelingt es uns zudem den Verwaltungsapparat schlank zu halten und die Schlagkraft zu erhöhen“, ist Magistratsdirektor Mag. Thomas Dewina überzeugt. Insgesamt wurden für die Umbaumaßnahmen inklusive der Büromöbel 1,8 Millionen Euro investiert, am Werk waren v.a. regionale Unternehmen. Bürgermeister und Magistratsdirektor sind jedenfalls überzeugt, „dass die Bürgerinnen und Bürger von der neuen Struktur und der räumlichen Nähe profitieren werden!“
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ICH SEH, ICH SEH, WAS DU NICHT SIEHST Wenn die einen behaupten, ein Gesetz spalte die Gesellschaft, und die anderen, es wäre genau das Gegenteil der Fall, dann ist irgendetwas nicht ganz nach Plan gelaufen. Ein Faktencheck zum Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz in St. Pölten.
AntiGesichtsverhüllungsgesetz (AGesVG) § 1. Ziele dieses Bundesgesetzes sind die Förderung von Integration durch die Stärkung der Teilhabe an der Gesellschaft und die Sicherung des friedlichen Zusammenlebens in Österreich. Integration ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, dessen Gelingen von der Mitwirkung aller in Österreich lebenden Menschen abhängt und auf persönlicher Interaktion beruht.
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TEXT: THOMAS WINKELMÜLLER | FOTO: SATURA-FOTOLIA.COM
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ie viele Burkaträgerinnen es in Österreich gibt, ist nicht bekannt. Rund 150 schrieb „Die Presse“ vor sieben Jahren, es sei eine Schätzung. Den Ursprung dieser Angabe nannte sie damals nicht. Seitdem macht diese Zahl ihre Runden. Politiker verwenden sie, Gegner und Befürworter des Verhüllungsverbotes. Ob sie stimmt, weiß leider keiner, empirisch ermitteln kann man sie nicht. In St. Pölten gibt es zumindest sicher eine Burkaträgerin. Kurz nachdem das Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz am 1. Oktober in Kraft getreten ist, wurde eine muslimische Frau mit Burka aufgehalten. Wenige Tage später verhüllte sie wieder ihr Gesicht. Beide Male habe sie sich nicht einsichtig gezeigt und wurde daher angezeigt, erzählt Chefinspektor Johann Baumschlager, Pressesprecher der Landespolizeidirektion St. Pölten. Seitdem seien ihm keine Vorfälle mehr bekannt. Alles was Recht ist Aber welche Konsequenzen warten auf eine solche Frau? Beim Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz handelt es sich wie bei der Straßenverkehrsordnung oder dem Baurecht um ein Verwaltungsgesetz und kein Strafgesetz. Der Hauptunterschied ist, dass Verwaltungsgesetze nicht durch Gerichte, sondern durch die jeweilige Bezirksverwaltungsbehörde geahndet werden, in diesem Fall jener St. Pöltens. Dem Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz zufolge kann die Polizei jemanden, der an öffentlichen Orten dagegen verstößt, auf verschiedene Arten bestrafen: Sie kann die Person abmahnen, also sie auffordern ihr Gesicht zu zeigen. Laut Baumschlager seien die Beamten in St. Pölten bemüht das Gespräch zu suchen, um es bei einer Abmahnung belassen zu können. Wenn sich die Person dennoch weigert ihr Gesicht zu enthüllen, sprechen die Polizisten eine Organstrafverfügung von 50 Euro aus, können die Person auch anzeigen oder im Ernstfall sogar festnehmen, um sie der Behörde vorzuführen. Dort kann die Strafe auf bis zu 150 Euro erhöht werden. Baumschlager vergleicht die Durchführung des Verhüllungsverbotes
gerne mit der Rechtslage beim Autofahren: „Wenn Sie nicht angeschnallt ein Auto in Betrieb nehmen und angehalten werden, gibt es eine Strafe. Werden Sie nach ein paar Tagen wieder ohne Gurt erwischt, zahlen Sie erneut und die Strafe wird höher.“ Offene Gesellschaft oder Kontrollstaat? Warum ohne Gurt fahren bestraft wird, ist für die meisten Leute logisch. Beim Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz scheiden sich die Geister: Schon lange hat kein Gesetz mehr so viele Kontroversen aufgeworfen. Freiheitsverlust und Kontrollstaat schießt in die Köpfe vieler Menschen, wenn sie davon hören. Für Baumschlager ist das Gegenteil der Fall. „Wir sind eine offene, kommunikative Gesellschaft, und da gehört es auch dazu, sein Gesicht zu zeigen, wenn ich mit einer Person in Kontakt trete. Deshalb haben sich alle Personen in Österreich daran zu halten“, argumentiert er. Das kann die Islamische Religionsgemeinde St. Pölten nicht wirklich nachvollziehen. Mehmet Isik, Pressesprecher der Glaubensgemeinschaft, sieht die Sache umgekehrt: „Ein Verbot kann nie für eine offene Gesellschaft sorgen!“ Dass ein Gesichtsverhüllungsverbot nicht allein auf Integration in die Österreichische Gesellschaft abzielt, weiß Baumschlager durchaus: „Das Gesetz erleichtert unser Einschreiten bei Demonstrationen oder Krawallen während Fußballspielen natürlich massiv.“ Aus diversen kulturellen, künstlerischen oder beruflichen Gründen ist es grundsätzlich aber legal sein Gesicht zu verdecken. In der Praxis funktioniert diese Regelung aber nicht immer. Zwar nicht in St. Pölten, sondern andernorts, kam es etwa zur Verhaftung von Maskottchen oder auch Schalträgern. Manch findige Firma hat das Gesetz zum PR-Gag genutzt, Gegner wollen es durchjudizieren. Ob das Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz also unsere Gesellschaft tatsächlich zusammen bringt oder doch spaltet? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Viele halten es schlicht für „Pfusch“ und Opportunismus, und das wegen 150 Burkaträgerinnen ... geschätzt.
KOLUMNE ROUL STARKA
GOTT LIEBER GOTT! „Lieber Gott, ich weiß nicht, was ich schreiben soll, kannst du mir helfen?“ „Na klar, also …“ „Wart, hab grad keine Zeit, mein Sohn ruft an!“ Fünf Minuten vergehen. „So, lieber Gott, also?“ „Also, am besten wäre, du gehst spazieren.“ „Gott, ich will jetzt nicht spazieren gehen, ich brauch eine Kolumne.“ „Mhm … ja eh, also soll ich dir jetzt helfen oder nicht?“ Ja, schon gut.“ Zieht sich Schuhe und Jacke an, nimmt seinen Hund an die Leine. Auf der Straße. „Sag mal, lieber Gott, wie geht’s eigentlich dir, wenn du dir die Welt so anschaust?“ „#metoo“ „Was?“ „Ja, also mir geht es wie der Kremsergasse, eine einzige Baustelle.“ „Gott, wir haben jetzt keine Zeit zum Blödeln, ich muss die Kolumne abgeben!“ „Ich hab viel Zeit, und sonst hast genug Zeit, um zu blödeln.“ „Gott, ich hab mir gedacht, du erzählst mir jetzt was von den verfärbten Blättern, von der Adventzeit, Weihnachten…“ „…einkaufen wie deppert, Stress, streiten …“ „Gott, du bist ganz schön zynisch!“ „Hab ich bei euch gelernt.“ „Ja, aber wir sollen doch bei dir lernen, heißt es immer.“ „Hab ich nie gesagt, so einen Schwachsinn kann nur ein Mensch aufgeschrieben haben.“ „Gott, bist du ein Mann oder eine Frau?“ „So ein Zwischendings.“ „Hm. Trägst du manchmal auch hohe Schuhe?“ „Bei Bedarf, sehr gern.“ „Gott, eigentlich kenn ich mich bei dir überhaupt nicht aus.“ „Bin auch nur ein Gott.“ „Gott, wir müssen weitertun, jetzt kommt dann gleich meine Frau nach Hause und fragt mich, ob ich die Kolumne eh schon fertig hab.“ „Oh Gott.“ „Gott, bitte, reiss dich zusammen!“ Der Hund zieht kurz an der Leine und schaut ihm in die Augen. Eine WIFI-Schülerin geht an ihm vorbei.
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WIR MÜSSEN VERKEHR VÖLLIG NEU DENKEN Eigentlich wollten wir mit Richard Mader, der entgegen des Novembergraus voller Elan ins NXP Bowling hereinschneit, über den aktuellen Engpass bei den Fahrschullehrern plaudern. Bei Kakao und Hollersaft sind wir dann aber u. a. bei der generellen Zukunft des Verkehrs sowie der Kammernpflichtmitgliedschaft gelandet. Zuletzt wurde kolportiert, der Fahrschullehrermangel könnte bald Wartelisten bei den Fahrschulen nach sich ziehen – ist es wirklich so tragisch? Tatsache ist, dass wir in der Branche vor einer großen Pensionierungswelle stehen – in absehbarer Zeit wird jeder fünfte Fahrlehrer in den Ruhestand treten, da muss man jetzt gegensteuern, vor allem indem man die Ausbildung reformiert. Inwiefern? Die Ausbildung zum Fahrlehrer dauert aktuell ca. 360 Stunden, das ist für viele zeitlich kaum zu stemmen, schon gar nicht berufsbegleitend. Vor allem ist es aber nicht mehr zeitgemäß. Unser Ziel ist es daher – diese Pläne haben wir auf Bundesebene schon lange erarbeitet – die theoretische Ausbildung auf vier Wochen zu komprimieren und den Fokus weg von der Theorie hin zur Praxis zu legen. Ein erster Schritt ist uns in Niederösterreich bereits bei einer kleinen Reform der Prüfungen gelungen, wo wir den Fragenkatalog entrümpelt haben und die Digitalisierung Einzug gehalten hat. Digitalisierung ist ja so ein Zauberwort – die schlägt sich wohl auch im Unterricht der Fahrschüler nieder. Ja. Heute sitzen die Kunden zum Beispiel mit Ihren Smartphones im Kurs und beantworten über eine App Fragen des Trainers, der dann gleich sieht, wie der allgemeine Wissensstand ist. Außerdem spielen sie dann nicht damit (lacht). Fahrtechnisch hat es sich auch komplett gewandelt. Als ich vor gut 25 Jahren eingestiegen bin, stand noch die Bedienung des Fahrzeuges 46
im Vordergrund – Kuppeln, Gasgeben, Bremsen, darauf wurde höchster Wert gelegt. Heute sind diese Fähigkeiten natürlich noch immer wichtig, aber in Relation zu früher in geringerem Maße, weil die Autos heute technisch viel besser sind als früher, mit zahlreichen Hilfestellungen. Autofahren ist aus dieser Perspektive einfacher geworden. Umgekehrt ist dafür der Verkehr als solcher dichter, herausfordernder als früher. Daher ist die Vermittlung des sogenannten Verkehrssinns oberste Maxime – also das richtige Schauen, das Erkennen und Einschätzen von Situationen, das richtige Reagieren. Das schlägt sich auch in den Prüfungen nieder. Da wird das Absterben des Fahrzeuges eher verziehen als mangelnder Verkehrssinn. Ein anderes Thema ist E-Mobiliät. Auch Sie haben bereits einen E-Golf in Ihrer Flotte. Und wir – und zwar alle Fahrschulen – würden noch viel mehr in diesem Bereich tun, womit wir ohne Zweifel positive Trendsetter wären, wenn uns durch die sogenannte Automatikregelung nicht die Hände gebunden wären. Aktuell ist es nämlich so, dass, wenn du etwa die Führerscheinprüfung auf einem Auto mit Automatikgetriebe ablegst, du auch nur ein solches Auto lenken darfst. E-Autos haben ausschließlich Automatikgetriebe. Hätte ich nur E-Autos in der Flotte, dürften die Kunden also nicht mit schaltbetriebenen Autos fahren. Das muss man ändern. Sinnvoll wäre, im Rahmen der Ausbildung beide Antriebsarten kennenzulernen, die Prüfung aber dann eben auf irgendeinem abzulegen, womit man
dennoch die Berechtigung zum Lenken beider Antriebsarten erhält. Auf Sicht wird’s aber an der E-Mobilität wohl kein Vorbei geben. Zweifellos – die Frage ist aktuell vielleicht noch, ob sich elektrobetrieben oder wasserstoffbetrieben durchsetzt, wobei E-Autos aktuell die Nase vorn haben. In beiden Fällen geht es aber darum, dass der Antrieb aus erneuerbaren Energien gespeist wird und nicht mehr durch Verbrennung fossiler – dieser Trend ist nicht aufzuhalten und wird den Verkehr, wie wir ihn heute kennen, komplett ändern. Auch die Frage der Digitalisierung und weiteren Automatisierung spielt da eine große Rolle. Was heißt das für die Verkehrsplanung, für die Politik? Dass man Verkehr völlig neu denken muss. Es wird extreme Veränderungen in der Mobilität geben, hin zu noch mehr öffentlichem Verkehr, wenngleich es den Individualverkehr immer geben wird. V. a. in Städten werden Formen des Carsharings die Regel werden. Viele Menschen werden in Zukunft kein eigenes Auto mehr besitzen, sondern nur mehr bei Bedarf eines mieten. Zudem wird es eine Übergangszeit geben, wo es parallel selbstfahrende Autos und von Menschen gefahrene geben wird. Die Herausforderungen, die da auf uns zu kommen, sind heute noch gar nicht abzuschätzen – man muss sich ihnen aber schon jetzt stellen. Wobei der Verkehr wohl nicht weniger werden wird. Deshalb muss man ja gegensteuern. Als ich 18 Jahre alt war, bin ich vom Süden über die Mariazellerstraße in fünf Minuten in der City gewesen, heute braucht man zu Stoßzeiten für dieselbe Strecke 20 Minuten, Tendenz steigend. Gerade in Städten wird es weiter den Trend zur Verkehrsberuhi-
TEXT: JOHANNES REICHL | FOTO: GERALD LECHNER
gung und -reduzierung, insbesondere in Innenstädten geben. Fußgängerwege, Radfahrwege, verkehrsberuhigte Flächen werden in diesen Bereichen prioritär behandelt werden, die Öffis werden weiter ausgebaut werden – und das macht absolut Sinn. Die Herausforderung für die Stadtplanung und Politik wird zugleich darin bestehen, einen guten Mittelweg zu finden, denn selbstverständlich wird auch der Privat-PKW nach wie vor seine Berechtigung haben. Der Privat-PKW ist das eine, das andere der LKW und Güterverkehr. Auch hier werden die Ambitionen – soweit möglich – umweltneutralere Wege zu finden, also z.B. den Schwerverkehr auf die Schiene zu verlagern, weiter intensiviert werden. Wobei man da umgekehrt auch realistisch bleiben muss: Irgendwann wird es schlicht Kapazitätsgrenzen geben, auch solche logistischer Natur – die Bahn fährt
nicht überall hin. Der LKW-Verkehr wird uns also erhalten bleiben und hat auch seine Berechtigung. Dennoch müssen sich die Branchenvertreter mit dieser Frage vernünftig und zukunftsgerichtet auseinandersetzen. Zum einen wird auch hier E-Mobilität Einzug halten, zum anderen geht es eben um die Quantität, Verkehrsfluss und solche Themen. Im Übrigen auch um die Frage der Ausbildung bzw. Leistbarkeit, denn auch hier sind wir aktuell mit einem Fahrermangel konfrontiert – die Wirtschaft sucht dringend hochqualifizierte LKW-Fahrer. Da ist auch die Regierung gefordert, die Wirtschaft zu fördern, damit der Beruf des Kraftfahrers wieder attraktiv wird. Ob das eine schwarz/blaue oder schwarz/ rote Regierung macht, ist mir ehrlich gesagt völlig egal. Hauptsache, es wird gemacht. Wobei Sie ja selbst politisch in der Wirtschaftskammer aktiv sind.
Da geht es aber um die Standesvertretung, um die Interessen unserer Branche, nicht um irgendeine Partei. Regionalpolitik, das wäre nicht meine Spielwiese. Vielmehr engagiere ich mich in der Kammer, weil sie für mich als Unternehmer die beste, ja einzige Möglichkeit darstellt, bei Gesetzen mitzubestimmen. Das geht nur über diese Schiene – und das macht meiner Meinung auch Sinn. Ich kann das selbst erst besser abschätzen, seitdem ich selbst aktiv mitwirke – es geht ja nicht nur um die Gesetze, die beschlossen werden, sondern auch um all die Dummheiten, die man verhindern muss. Da macht die Kammer echt gute Arbeit, nur sieht es die Öffentlichkeit selten! Würde das auch ohne Pflichtmitgliedschaft funktionieren, wie zuletzt ja von einigen Kreisen gefordert? Oder ganz ohne Kammern? Da habe ich meine Zweifel. Es ist schon wichtig, dass man mit einer Stimme spricht, geschlossen auftritt und sich nicht auseinanderdividieren lässt – das gilt im Übrigen für jede Kammer. Wenn es keine Pflichtmitgliedschaft gibt, regieren die Großen, Finanzstarken jeder Branche – die Kleinen würden auf der Strecke bleiben. Zugleich ist es wichtig, dass die Kammern miteinander reden und zu gemeinsamen Beschlüssen, ja zu Kompromissen finden, wo jeder aus dem Gespräch rausgeht und sagt: Damit können wir leben. So funktioniert Österreich, und das halte ich für sinnvoll. Das heißt jetzt umgekehrt nicht, dass die Kammern nicht etwa in ihren Strukturen Reformbedarf hätten, das keineswegs. Aber die Kammern an sich halte ich für wichtig, ja für eine Notwendigkeit.
RICHARD MADER Jahrgang 1973, ist Chef der Fahrschule Sauer in St. Pölten, zudem Vorsitzender der NÖ Fachvertretung der Fahrschulen und des allgemeinen Verkehrs, seit kurzem auch Spartenobmann Stellvertreter der Sparte Transport und Verkehr der Wirtschaftskammer NÖ.
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SHORTCUT KULTUR
FOTOS: ZVG, STUDIENVERLAG
KOLUMNE THOMAS FRÖHLICH
UNABHÄNGIGE REPUBLIK ST. PÖLTEN! Keine Sorge, das war jetzt nur ein kleiner Scherz am Anfang. Aber Menschen, die gelegentlich diese Kolumne lesen, wissen um meine regelmäßigen Kulturtrips in die katalanische Stadt Sitges südlich von Barcelona. Und um meine Zuneigung zu Katalonien und seinen sympathisch eigenwilligen Einwohnern. Also Vorsicht – was jetzt kommt, trieft vor Subjektivität! Wohlan: Wenn Menschen jahrelang friedlich auf ihr – auch historisch begründbares – „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ pochen, dann, nachdem ihnen ihre vor einiger Zeit zugestandene Autonomie massiv beschnitten wurde, zu den Urnen schreiten, um ihren Grant nachhaltig kund zu tun, dort im Auftrag der Regierung niedergeprügelt und die „Aufwiegler“ verhaftet werden, Juncker & Co. das alles mit zustimmendem Schweigen quittieren, wohingegen Letztere ansonsten jeden PolitFurz, der etwa in Ungarn entweicht, wortreich anprangern … ja, dann ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem der Gelassenste „an Gachn“ kriegt. Und wenn dann besagte EU-Spitze rumtönt, sich in diese „interne“ Sache nicht einmischen zu wollen, gleichzeitig aber die spanische Zentralregierung unterstützt, aus Angst, es könnte irgendwann zu viele (unkontrollierbare?) Kleinstaaten in Europa geben, dann fühlen sich auch viele derer, die zuvor keine Separationsbestrebungen hegten, gewaltig im Regen stehen gelassen. Und beginnen, ihre eigenen Schirme aufzuspannen. Wie das allerdings mit den in Brüssel propagierten „europäischen Werten“ zusammengeht, erschließt sich mir nicht. Wahrscheinlich war ich zu oft in Katalonien.
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KULTUR-SCHARNIER
igentlich müsste man es ja marketingtechnisch so aufziehen: Gustav Klimt und seine St. Pöltner Freunde“, lacht Stadtmuseums-Leiter Thomas Pulle, angesprochen auf die Ernst Stöhr-Ausstellung im Stadtmuseum. Tatsächlich war der St. Pöltner Maler einer der bedeutendsten Künstler und Mitbegründer der Wiener Secession. „Das 12. Heft von ‚Ver Sacrum‘, der Zeitschrift der Wiener Secession, war ausschließlich dem St. Pöltner
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Künstler gewidmet und im Jahr 1902 war er federführend an der berühmten ‚Beethoven-Ausstellung‘ beteiligt, für die Gustav Klimt seinen weltbekannten ‚Beethoven-Fries‘ schuf. 1903 schrieb Stöhr die einleitenden Worte zum Katalog der ersten Klimt-Ausstellung in der Secession!“, erläutert diesbezüglich Pulle. Anlässlich Stöhrs 100. Todestag widmet das Stadtmuseum dem Künstler eine Retrospektive mit 50 Ölbildern und Graphiken.
WHERE THE STREETS HAVE A NAME
anfred Wieninger, einer von St. Pöltens produktivsten Autoren, hat sich schon diverse Meriten um die Aufarbeitung der niederösterreichischen Geschichte erworben. Nun legt er eine Neuauflage seines Buches „St. Pöltner Straßennamen erzählen“ auf, in dem er Wissenswertes aus Vergangenheit und Gegenwart zu den 1.034 Straßennamen zusammengetragen hat. „Das Ergebnis ist eine vielfältige Sammlung historischer Fakten und interessanter Details, die Einblicke in eine ebenso facettenreiche Stadt geben“, so das Fazit. 2018 folgt dann Wieningers neuer Roman „Aasplatz. Eine Unschuldsvermutung“.
Manfred Wieninger
St. Pöltner Straßennamen erzählen Aktualisierte und erweiterte Neuauflage
StudienVerlag
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FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN / BÜHNE IM HOF
WO IST SIE BLOSS ... ... DIE MITTE DER WELT? Ein Jahr Yoga auf Bali? Hat doch was so ein ganzes Jahr für den Seelenfrieden?! Nur … wenn das Börserl nicht mitspielt oder mal eben streikt, geht auch der exotische Seelenfrieden baden. Nur gut, dass Auszeiten Kopfsache sind und somit auch ein gatschiges, winterlichnebelgrau verhangenes St. Pölten zum Showdown wohlfeiler Seelengenüsse werden kann. Oder um es mit den Worten von Ernst Ferstl zu sagen: „Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt“. Schön und gut – wer nun aber immer noch an irgendwelchen tropischen Stränden seine Mitte vermutet, dem kommt das Festspielhaus ein Stück weit entgegen und summt zustimmend „Meet me Halfway“ von den Black Eyed Peas. Denn „eine Reise tun und viel erzählen können“ ist nicht immer unbedingt gleichzusetzen mit jeder Menge Kerosinausstoß … Und mal ganz ehrlich: Ob eine touristenüberströmte Destination für Pauschalreisen nachhaltig Abhilfe zu schaffen vermag, sei dahingestellt.
Es soll doch vielmehr darum gehen, sich sein eigenes Paradies aka Auszeit im Hier und Jetzt zu gönnen! Die Mitte der Welt befindet sich bekanntlich für jeden irgendwo anders – für manche vielleicht tatsächlich auf einem verlassenen Stückchen Erde. Für viele jedoch auch einfach nur bei einem Treffen mit besten Freunden, in geselliger Runde mit der Familie, oder mit dem Herzblatt bei Tanz-, Musik- oder Konzertaufführungen, die die Gedanken auf Safari in exotische Welten schicken. Aber zurück zur sonst eher weniger sinntiefen amerikanischen Popband: Das Festspielhaus kommt Euch wie versprochen auf halbem Weg entgegen – mit Künstlerinnen und Künstlern vom ganzen Erdball, die imstande sind, eine Mitte der Welt ins Hier und Jetzt zu zaubern. Man muss nur bereit dazu sein … und das obliegt – surprise surprise – jedem selbst!
MENSCH, ROLF Rolf ist hierzulande ja nicht gerade ein Allerweltsname. Am ehesten ist er uns noch von der Ratte Rolf Rüdiger aus dem Kinderfernsehen geläufig, nur erstens kommt er da mit Rüdiger daher, der Rolf, und zweitens ist so eine Ratte ja auch nicht jedermanns/fraus Sache.
Dank Bühne im Hof hat sich das Assoziationsspektrum mit Rolf seit dem Vorjahr aber gewaltig erweitert, und das, obwohl es ironischerweise ja eigentlich um „Ohne Rolf“ geht. Dahinter verbergen sich nämlich jene zwei Schweizer Kleinkünstler, die bei ihrem Kabarett ganz ohne Worte auskommen, dafür nur mittels Plakaten konversieren … und das ist schlichtweg genial und wurde nicht zufällig mit dem Deutschen Kleinkunstpreis gewürdigt. Wann erfährt man aber auch schon die Geschichte zweier Blattländler, die ihr plakatives Dasein in Frage gestellt sehen ... Am 2. Februar in der Bühne im Hof!
Sucht auch Ihr Eure Mitte? Eine persönliche Auszeit im Festspielhaus schafft Abhilfe! Infos und Tickets unter www.festspielhaus.at
Infos und Tickets unter www.festspielhaus.at |
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FOTOS: JESCO TSCHOLITSCH, GUIDO SCHRÖDER
FOTO: ALONZO KING LINES BALLET (SA. 24. FEBRUAR 2018) © RJ MUNA
Ganz bewusst mit Rolf verläuft dahingegen der Abend am 15. Februar, wenn der waschechte Rolf Miller mit seinem – Hans Krankl lässt grüßen – Programm „Alles andere ist primär“ zu Gast ist. Mit dem Titel ist man schon mitten drin in dem, was Millers Sprachkompositionen ausmacht. Alles kommt ganz harmlos daher, oft hinterhältig um die Ecke, und nichts ist, wie es vordergründig scheint. Oder, wie es Miller formulieren würde: „So gut, dass es schon wieder blöd ist.“
www.buehneimhof.at
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FILM-GESICHT AUS ST. PÖLTEN Schauspielerin Veronika Polly entzückt als Medizinerin in Soko Kitzbühel und begeistert Kids fürs Schauspielen.
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agen’s, sind Sie irgendwo Ärztin?“ Ganz kann die ältere Dame am Markt nicht einordnen, wo sie das fröhliche Gesicht mit den großen grünen Augen schon gesehen hat. „Ja, schon, aber im Fernsehen“, klärt Veronika Polly lachend auf: „Das passiert mir oft, dass ich als Frau Doktor angeredet werde oder gleich als Frau Chefarzt einen Aufstieg mache!“ Kein Wunder, ist die Schauspielerin doch derzeit St. Pöltens bekannteste SerienErscheinung auf deutschsprachigen Bildschirmen: Als schräge Gerichtsmedizinerin Dr. Stefanie Löcker hilft Veronika Polly im Kult-Krimi Soko Kitzbühel mit, verzwickte Fälle im Tiroler Promi-Ort zu lösen. Eine Traumrolle für die 43-Jährige mit „medizinischer“ Vergangenheit. Denn vor ihrer Bühnen- und Filmlaufbahn hat Veronika Polly im Büro in der Herzchirurgie im Krankenhaus gearbeitet. Ihren Teenager-Traum von der Schauspielerei erfüllte sie sich erst mit 21 Jahren, mit einer klassischen Schauspielausbildung bei Elfriede Ott, die sie mit Auszeichnung abschloss. Mit ihrer Lehrerin stand die junge Mimin dann auch in Maria Enzersdorf auf der Bühne: „Elfriede Ott ist eines meiner Vorbilder. Ich habe von ihr sehr viel mitgenommen.“ Überhaupt ist Veronika Polly geprägt von österreichischen Schauspielgranden, etwa Paul Hörbiger oder Hans Moser: „Ich liebe bis heute die alten Filme mit Hans Moser. Die habe ich als Kind immer am Samstagnachmittag im Fernsehen gesehen. ‚Hallo Dienstmann’ zum Beispiel. Dieses Bild, wo sich die runzligen Gesichter aneinanderreihen – dieser alte Stil beeinflusst mein Spiel bis heute.“ Ihr Können gezeigt hat Polly zunächst auf verschiedenen Bühnen, in Bregenz und am St. Pöltner Stadtthe50
ater, auch bei den Telfer Volksschauspielen, wo sie Ruth Drexel kennenlernte, „eine imponierende Frau.“ Zwischen ihren Auftritten in diversen Theatern steht Veronika Polly vor Film- und Fernsehkameras. Gelernt hat sie das mit „Learning by Doing“: „Einmal musste ich in einer Szene einen Krapfen anbeißen. Ich hab erst mitbekommen, dass ich nur so tun sollte, als ich den Krapfen schon runtergeschluckt hatte.“ In keinem Beruf könne man als Meister einsteigen, ist Veronika Polly überzeugt, und erzählt von ihrem Film mit Ludwig Hirsch: „Da hab ich zwar meinen Namen im Nachspann gelesen, aber im Film gesehen habe ich mich nicht.“ Die Szene war der Schere zum Opfer gefallen: „Klar, dass Unwichtiges rausfliegt, wenn der Film zu lang ist.“ Das ist alles schon länger her. Die sympathische rothaarige Schauspielerin taucht seither immer wieder auf dem Bildschirm auf, zum Beispiel in der Rolle der jungen Kellnerin Geli in der ORF-Serie „Mitten im 8en“: „Das war eine totale Gaudi“, schwärmt Veronika Polly noch heute von den Dreharbeiten vor zehn Jahren. Wie schafft frau es eigentlich, zu interessanten Rollen beim Film zu kommen, wenn sie nicht den gängigen Klischees entspricht? „Ganz einfach“, lacht Veronika Polly, „aus der vermeintlichen Schwäche kannst du eine Stärke machen. Große Schlanke, die alle gleich ausschauen, kommen viele zum Casting, da kann der Regisseur aus dem Vollen schöpfen. Mein Typ ist seltener – ich hab da noch nie ein Pro-
Es reicht nicht, wenn einer den Kasperl runterreißt. VERONIKA POLLY
TEXT: BEATE STEINER | FOTOS: ORF/STEFANIE LEO
BLUTIGE ANGELEGENHEIT. Schlagfertig und mit viel Humor erledigt Veronika Polly ihren Serien-Auftrag in Soko Kitzbühel.
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FILM-GESICHT AUS ST. PÖLTEN
Ich liebe bis heute die alten Filme mit Hans Moser. VERONIKA POLLY
blem gehabt.“ Unverwechselbar und authentisch müsse eine Schauspielerin sein, wie Barbara Streisand oder auch die Engländerin Maggie Smith. „Und können musst du natürlich schon was, sonst hast du keine Chance“, ergänzt die Mimin. Sie gibt ihr Können jetzt auch weiter. In Kursen der Kreativakademie in der Musikschule möchte Veronika Polly junge Menschen für das Theater und Schauspielen begeistern. „Wir spielen miteinander, arbeiten an Sprache und Ausdruck und lernen, was Gestik und Mimik erzählen können oder ein Blick verrät.“ Neun Kinder machen mit im Kurs: „Manche sind überrascht, dass Arbeit dahinter ist. Aber es reicht nicht, wenn einer den Kasperl runterreißt. Wir erarbeiten ein Programm, das zu Weihnachten im Festsaal der Musikschule gezeigt wird.“ Neben ihrer Lehrtätigkeit gibt die engagierte Schauspielerin immer wieder Lesungen, und hat noch viele Ideen für die nahe Zukunft, etwa für ein Buch, „das kann aber dauern, bis ich das umsetze“, oder für eine neue Lesung: „Vielleicht mit Kuriositäten
SPANNENDER JOB. Gerichtsmedizinerin Stephanie Löcker alias Veronika Polly hat den Durchblick bei Soko Kitzbühel.
aus der Gerichtsmedizin.“ Bis dahin steht sie immer wieder als Gerichtsmedizinerin in der idyllischen Landschaft rund um Kitzbühel vor der Kamera, pendelt von Niederösterreich nach Tirol. Denn die waschechte St. Pöltnerin Veronika Polly lebt gern in ihrer Heimatstadt, gemeinsam mit
ihrer 13-jährigen Tochter Rosa und zwei Katzen: „Ob ich von Wien oder St. Pölten zum Drehen fahr, ist ganz egal. Und St. Pölten ist lebenswert, ein bisserl Stadt, ein bisserl Natur – und vor Ort ist alles, was mir wichtig ist. Meine Freunde, die Familie, die Schule, mein Lieblingsheuriger.“
LEBENSLAUF Geboren 1974 in St. Pölten HLW St. Pölten Schauspielausbildung 1995 bis 1999 bei Elfriede Ott. Diplom mit Auszeichnung Theaterengagements Bregenz, St. Pölten, Telfs, Festspiele Berndorf, Kabarett Simpl
JUNGTALENTE-FÖRDERUNG. Veronika Polly und Markus Freistätter erarbeiten in der Kreativakademie mit Kids Grundbegriffe des Schauspielens.
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Filme (Auswahl) 2003 Twinni 2005 Zwei Weihnachtshunde 2006 Der Vermieter 2007 Lilly Schönauer, Mitten im 8en 2008 Der Besuch der alten Dame, Und ewig schweigen die Männer 2009 Annas zweite Chance, Ein halbes Leben, Todespolka 2013 Lost&Found 2014 Cop Stories 2015 Seit du da bist 2016 Soko Kitzbühel
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MFG KULTUR
WE CAN BE HEROES Wenn in einer Runde das Gespräch auf Jakob Redl fällt, beginnen in der Regel die Augen jener, die ihn kennen, zu leuchten und man hört Sätze wie „Das ist ein ganz gscheiter Bursch“ oder lapidarer „ein echt cooler Typ“. Der ehemalige grüne EU-Abgeordnete Johannes Voggenhuber hat ihn gar einmal für eine Serie in der ZEIT als „Helden von Morgen“ nominiert. Zeit, den Mann kennenzulernen.
C
inema Paradiso. Sonntagabend. Während am Rathausplatz bei Temperaturen um den Gefrierpunkt noch die letzten Versprengten am Christkindlmarkt einen Schluck vom wärmenden Glühwein nehmen, ist das Paradiso knackevoll. Von wegen Sonntag ist nichts los. Jakob Redl, Jahrgang 1983, sitzt gleich beim Eingang, und schickt noch schnell eine letzte Mail von seinem Macbook ab. Danach wutzelt er sich eine Zigarette und nimmt einen Schluck vom Bier. Pressetermine am Sonntag-Abend, noch dazu im Rest-Urlaub seiner aktuellen Anstellung an der Uni Salzburg – wohl ein erster Vorgeschmack auf seinen neuen Job. Denn Redl wird ab 1. Dezember einer der Big Three in Sachen Kulturhauptstadt. Geschäftsführer der NÖ Kulturlandeshauptstadt St. Pölten GmbH, wie es sperrig heißt, wird Michael Duscher, Redl wird einer von zwei Prokuristen, dem wir – Voggenhuber lässt grüßen – als Local Hero sozusagen den Vortritt lassen, zumal er als Mitinitiator der Plattform „KulturhauptSTART“ auch nachhaltig dazu beigeraten hat, dass das Werkl überhaupt erst ins Laufen gekommen ist. „Wir wollten eine Bewegung von unten initiieren, und die Politik sozusagen mitreißen.“ Das ist gelungen. Ebenso hat es sich Redl aber – im positiven Sinne – auch selbst schwer gemacht „weil ich immer mehr in die Sache hineingekippt bin.“ Spätestens, nachdem er Ulrich Fuchs, den künstlerischen Leiter der Kulturhauptstadt Linz09 und Marseille 2013 kennenlernt „und er mir bis in die Nacht hinein von seinen Erfahrungen erzählt hat, wie man so eine Bewerbung angehen kann, wo die Fallstricke lauern“, ist es um Redl geschehen. Er widmet sich unter Aufbringung nahezu aller 54
Freizeit-Ressourcen ehrenamtlich dem Unternehmen Kulturhauptstadt, die nun tatsächlich sein neuer Job wird. „Ich dachte mir, wie soll ich in Ruhe in Salzburg an meinem Doktorat arbeiten, wenn ich weiß, dass in meiner
Heimat St. Pölten gerade eines der spannendsten Projekte überhaupt von statten geht? Darum hab ich mich beworben.“ Und weiß zu überzeugen. Dass seitens der Gesellschafter, also Stadt und Land, auch ein Tick Kalkül
INITIATIV. Jakob Redl hat die Plattform „KulturhauptSTART“ mitinitiiert, nun wird er Prokurist im Kulturhauptstadt-Leitungsteam.
TEXT: JOHANNES REICHL | FOTO: THOMAS SCHNABEL
dahinter stecken mag, in der Person Redls sozusagen auch gleich die Plattform mit an Bord zu holen, mag diese v. a. als Bestätigung ihres bisherigen Engagements verstehen, wobei Redl explizit betont „dass ich da jetzt nicht als Plattform drin bin, sondern eben für alle.“ Und genau deshalb hat man Redl auch angeheuert, weil er für die ihm zugeordneten Bereiche PR und Partizipation tatsächlich die Idealbesetzung darstellt – Europa ist seit etwas über einem Jahrzehnt, auch wissenschaftlich, sein Thema; die Sache mit der Partizipation hat er nicht nur mit KulturhauptSTART, sondern auch als Mitglied von LAMES oder als Mitinitiator von „Sonnenpark bleibt!“ erfolgreich vor- und durchexerziert; und last but not least ist er St. Pöltner, kennt also die Hood und ihre Befindlichkeiten! Dass er gemeinsam mit Geschäftsführer Michael Duscher diesbezüglich – angesichts vieler Gambler wie Stadt, Land, Künstler, Plattform etc. – ein bisschen wie ein Dompteur die verschiedenen Begehrlichkeiten austarieren wird müssen, macht ihm ebenso wenig Angst wie der Umstand, dass fortan – wie beim Fußball-Teamchef – wohl 50.000 kleine Kulturhauptstadtexperten ihren Senf zum Projekt geben werden. „Das ist ja unsere Aufgabe, die Leute zu aktivieren und hereinzuholen! Ich freue mich jedenfalls riesig auf die neue Herausforderung!“ Die künftige Rolle des Projektteams vergleicht er dabei „mit der eines Regisseurs – wenngleich mit partizipativem Grundverständnis. Es entsteht ein Skript, wo die Vorschläge der verschiedenen Skriptschreiber einfließen, an dem man aber auch selbst mitarbeitet. Dann gibt es die Produzenten – da würde ich Stadt und Land sehen, schließlich die Schauspieler, also jene, die es umsetzen und beleben, und die Zuschauer, die aber – das ist die Herausforderung – selbst zu Mitspielern werden, sich einbringen.“ Wie man diesen Prozess ins Laufen bringt – das sind jetzt die nächsten unmittelbaren Herausforderungen für das Triumvirat, denn für die Bewerbung muss man einerseits eine klare Kulturstrategie vorlegen, zum anderen eine konkrete Vision formulieren und diese auch inhaltlich unterfüttern. „Es klingt
jetzt vielleicht weniger spannend, aber in einem ersten Schritt geht es vor allem einmal um eine Analyse des IstZustandes. Wo liegen die Potenziale der Stadt, wo liegen aber auch – und da ist Ehrlichkeit gefragt – unsere Schwachstellen und blinden Flecken. Welche Inhalte sind für das künftige Selbstbild der Stadt relevant, wo möchte man mit der Bewerbung hin.“ Wobei – einem breiten Kulturansatz verpflichtet – die Stadt in ihrer Gesamtheit betrachtet wird, dieser Prozess also nicht nur Fragen der Kultur im engeren Sinne, sondern auch Fragen der allgemeinen Stadtplanung (Schlagwort Smart City), des Verkehrs, des Tourismus, der sozialen Inklusion, der Integration oder etwa auch der historischen Auseinandersetzung betreffen wird „weil das auch ein ganz konkreter Punkt in der Ausschreibung ist, die Einbettung der Bewerberstadt in die europäische Geschichte herauszuarbeiten.“ Als mögliches Vehikel der Partizipations-Aktivierung schwebt Redl der Begriff der „Werkstatt“ vor, „was gerade auch in einer Arbeiterstadt wie St. Pölten schlüssig ist. Vielleicht schaffen wir Ateliers, wo Leute anderen Leuten etwas zeigen, übergreifende ‚Kulturzentren‘, die die Stadt durchdringen, wo sich die Bürger aktiv einbringen können.“ Und noch einen Step weiter wird es dann um passende Formate gehen, um die erarbeiteten Inhalte der Kulturhauptstadt zu vermitteln. Doch das ist noch Zukunftsmusik, die über die nächsten Jahre hinweg in einem großen Gesamtprozess gemeinsam komponiert werden wird. Eine, an deren Schluss aber ein neues Selbstverständnis und Außenbild St. Pöltens als Hauptstadt mit europäischer Dimension samt dementsprechender Vernetzung stehen soll, und zwar mit nachhaltigen Langzeitwirkungen über die eigentliche Kulturhauptstadt 2024 hinaus. Wenn dies Redl und seinen Mitstreitern gelingt, dann wird sich – zumindest aus Stadtsicht – Voggenhubers Prophezeiung vom Helden tatsächlich erfüllen. In diesem Sinne an alle Regisseure und Mitwirkenden, also uns – Film ab für das größte Abenteuer St. Pöltens seit langem. Europa wir kommen!
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MFG KULTUR
VON EINER WUCHT´L ZUR ANDEREN Seit mittlerweile 40 Jahren steht Alexander Bisenz auf der Bühne. Vor 34 Jahren stellte sich Alfred Wurbala an seine Seite. Gemeinsam haben die beiden bekannte Persönlichkeiten persifliert und kritisiert, den Olymp des Kabaretts erklommen und sind in die Niederungen Hansi Hinterseer-ischer Parodien abgestiegen. Anlass genug für den St. Pöltner Kabarettisten, das Buch „Ein gelebtes Kasperltheater“ zu schreiben.
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eh scheißen“ statt des deutschen Grußes hatte schon sein Großvater Friedrich in Richtung hitlertreuer Gefolgsleute in der Morgenröte des tausendjährigen Reiches geschmettert, mit der ihm innenwohnenden, Obrigkeiten zersetzenden Satire. Ähnliches dürfte sich 1962 der frischgeborene Alexander Bisenz gedacht haben, als er mit dem Arsch, oder lassen wir es politisch korrekt erscheinen, mit dem Po voran, in Steißlage, die Welt 56
zum ersten Mal erblickte. Eine subversive und ironische Sicht der Dinge dürfte sich über die Generationen der Familie Bisenz hinweg weitergegeben haben, denn weder Opa Friedrich noch Enkel Alexander scheuten und scheuen die verbale Konfrontation, die passende „Wuchtel“ war und ist in jedem verfügbaren Moment zur Stelle. „Ich konnte zum falschesten Zeitpunkt, das Falscheste über die falschesten Leute sagen, und zwar recht laut,
dass es jeder gehört hat“, erinnert sich Kabarettist Alexander Bisenz an die Zeit, in der er das Wiener Konzerthaus mehrere Male hintereinander füllte, als 150.000 Zuschauer im Jahr seine Programme live mitverfolgten, er unzählige Interviews im Stundentakt geben musste, wo er am Zenit seines Erfolges – er nennt es „Olymp“ – stand. Und um dorthin zu kommen, es war Anfang der 90er-Jahre, hieß es viel zu vernachlässigen. Nummer eins zu sein ist der Wahnsinn „Die Nummer eins zu sein ist der Wahnsinn, aber dabei musst du ein Egoist sein, alles, das rund um dich passiert, wird zurückgereiht, für den Triumph“, erzählt der St. Pöltner Parodist im Interview, „Beziehungen, Familie, was du isst, ob du was isst …“ Gastritis brachte ihm das ein, ein Zwölffingerdarmgeschwür, Schlafstörungen und das „was die Models auch haben, zwei Löffel essen und dann speiben gehen“, und allerhand
TEXT: ANDREAS REICHEBNER | FOTOS: ELIAS KALTENBERGER
fragwürdige Substanzen wurden zur Aufrechterhaltung des Grenzen überschreitenden Parodierens eingenommen. Kaum wer mit gültigem Bekanntheitsgrad war vor bisenzscher Satire sicher. Ob Polster, Semino Rossi, der „argentinische Blinddarm“, der Wolferl Ambros als begriffsstutziger Barde, Falco als dem schnöden Mammon verfallener Sänger, Ex-Landeshauptpapa Erwin Pröll, die strickhaubenbedeckte Jazzlegende Joe Zawinul, Hansi Hinterseer, Kurt Krenn, seines Zeichens legendärer, manche Todsünde kirchlicher Lehre für sich in Anspruch nehmender Bischof, alle kriegten sie ihr Fett weg. Alle zog Bisenz durch den sprichwörtlichen Kakao. Und doch gibt es in seinem nun zum 40-jährigen Bühnenjubiläum erschienen Buch „DER BISENZ - ein gelebtes Kasperltheater“ von den meisten ein gemeinsames Foto mit dem Kabarettisten. Denn, der in Wien, im 17. Gemeindebezirk Hernals aufgewachsene und nun 25 Jahre am St. Pöltner Pernerstorfer Platz lebende Bühnenhumorist parodiert zwar auf Teufel komm raus, den Respekt vor den Zielsubjekten verlor er aber nie. Wie sagt Bisenz im Interview sinngemäß, „geschriebene Kritik ist etwas anderes als wenn du einem das ins Gesicht sagst. Da haust du ihm entweder eine in die Gosch´n oder gehst mit ihm auf ein Bier.“ Mit vielen Parodierten Freund geworden Auf ein Bier ist Bisenz auch mit Wolfgang Ambros, der zuerst mächtig angefressen war ob der Parodie vom Xandi, aber dann sogar eine gemeinsame Platte mit ihm aufgenommen hat, gegangen. Genauso verhielt es sich mit Landeshauptmann Erwin Pröll, zu dessen Freunden er sich nun zählen kann. Auch Pröll hat einen Text für das Buch beigesteuert, Bürgermeister Matthias Stadler übrigens auch. „Mit dem nötigen Respekt begegnen, du kannst einem nicht das Lebenswerk streitig machen“, so sieht es Alexan-
TAIFUN. Mit Bisenz ein Gespräch zu führen, ist wie im Auge eines Schmähtaifuns: Man sieht sich einem permanenten Stakkato an Wucht´ln und subversivem Humor gegenüber.
der Bisenz. Ob es Alfred Wurbala, sein Alter Ego, die Kunstfigur, die er 1983 mit seinem damaligen Musiker Robert Boukal erfunden hatte, ebenso sieht, ist nicht eindeutig verifizierbar. Denn, ist es nun Bisenz oder Wurbala? Auch im Gespräch mit dem Prandtauer-Preisträger, ist nicht immer erkennbar, wer nun Wort führt. Ist es der derbe und sein Hirn im Bauch tragende Alfred Wurbala, der keine Gelegenheit, eine Wuchtel zu schieben, auslässt, oder ist es der verletzliche Alexander Bisenz, der im Grunde seines Herzens Mitgefühl und Empfindlichkeit zeigt. Man ist fast geneigt dazu, Dr. Jekyll und Mr. Hyde zu strapazieren, wer ist gerade am Zug, es gibt kaum ein Thema, das nicht einer satirischen Zerlegung Ausgangspunkt bietet. Warum das Buch? „Weil es schon 35 Bananenschachteln Material gab und weil ich mich, wenn mich die Würmer gefressen haben, nicht mehr wehren kann“, so der umtriebige Künstler. Eigentlich sollte es ja ein Journalist wagen, die Gesamtheit des bisenzschen Kosmos auf Papier zu bringen, „aber der hat das nervlich nicht durchgehalten.“ So hat der „Xandi“, wie ihn viele seiner Weggefährten, die zum Buch einen Text beigesteuert haben, nennen, persönlich
Jeder Blödheit liegt eine gewisse Ernsthaftigkeit zugrunde. ALEXANDER BISENZ
die Sache in die Hand genommen, akribisch und perfektionistisch wie er ist. Obgleich beim Jubiläumsbuch auf Marginalitäten wie Rechtschreibung, auch in Punkto Fälle (sic!), kein großer Wert gelegt wurde. Oberstes Ziel ist drucktechnische Qualität. „Alles ist in Österreich entstanden“, so Bisenz und weist darauf hin, dass „der Wurbala die Bücher und die CDs einpackt“, quasi mit einem Wurbalasiegel veredelt. Dass er auch einen eigenen Webshop betreibt, ist da nur konsequent. Denn Bisenz ist nicht nur begnadeter Parodist, sondern auch Geschäftsmann und bildender Künstler. „In mir fließt jüdisches Blut, ein gewisser Geschäftssinn, ich bin ein Künstler, der auch rechnen kann“, sagt er und versucht sich schon mal im Baumbemalen. „Er ist wie ein Löschpapier, er saugt alles rund um ihn herum auf“, so sein ehemaliger Weggefährte und Manager Albin Wegerbauer. „Ich komme nicht zur Ruhe, kann manchmal anstrengend sein, ...aber, im Alter bin ich konfrontationsscheuer geworden“, sagt der Bisenz nun etwas unaufgeregter, wenngleich sein quirliges Wesen für drei oder vier Menschenleben reichen würde. Er, oder war es sein Alter Ego Alfred Wurbala, hat „eine Trafik varraucht, eine Bierbrauerei ausgsoffen und eine Apotheke gfressen“. Mit Alexander Bisenz ein Gespräch zu führen, um ihm auf die Spur zu kommen, ist, wie wenn man in das MFG 12.17
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MFG KULTUR
VON EINER WUCHT´L ZUR ANDEREN
Auge eine Wirbelsturms gerät, man sieht sich einem immerwährenden Stakkato an Wuchteln, aber auch einem tiefgreifenden subversiven Humor gegenüber. Man begegnet einem Menschen, der weiß, was Marketing heißt, der aber auch seine verletzliche Seele zeigt. Man könnte nach einer Stunde ein Buch schreiben, aber halt, das hat er ja ohnedies gerade getan. Und in dem ist zu lesen, wie er als 15-jähriger Zauberkünstler, angelernt durch seinen Vater Friedrich, der viel zu früh verstorben ist, seinen Weg über kleine Auftritte bis in den Olymp am Kabaretthimmel und in den Ö3Charts mit der LP „Gnadenlos“ zur Nummer eins geschafft hat – „mit 95 Prozent Hock´n, 5% Talent und 5% Glück“, wie er sagt. 20 Neustarts, neue Wege sind im Buch verzeichnet, darunter seine bildnerische Arbeit,
oder wie er auch sagt „Behübschungen“, wo er als Designer vom Auto über Möbel bis hin zu Bäumen viele Dinge mit Buntheit überzieht. Bisenz hat „Hinrichtungen in den Medien“ überstanden, ist seit 35 Jahren Unternehmer mit Steuernummer, wie er gerne erwähnt, etwas ruhiger geworden, dankbar, dass sein Sohn Xandi (25) trotz Aufwachsens in einer Zeit des Mega-Erfolges und väterlicher Absenz schwer in Ordnung ist. Neuerdings zieht Bisenz die Natur der Stadt vor, wandert mit seinem Schwager mit der Inzersdorfer Runde in den Landschaften herum und hat auch ein Lied darüber geschrieben, zu finden auf der neuen CD „Bisenz & Wurbala – Best of“. Politische Verhaberungen wurden ihm oft nachgesagt und jede Menge anderes Zeugs, denn er hat sich in den Vordergrund gestellt, an-
Wenn ich bei den Würmern bin, kann ich mich nicht mehr wehren.
greifbar, so wie er auch seine Parodieziele torpediert hat. „Viele sind überrascht, dass hinter der Showfigur auch ein Mensch steckt“, so Bisenz, „aber wenn du ein Jäger, ein Hinterfrager, Denker bist, dann bist du dein Leben lang ein Zerrissener.“ Wann werden Bisenz und Wurbala eine Ruhe geben? „Wenn i unta da Erd bin. Dann wü mei Frau an Diamant aus mia moch´n, von der Werger kriagats an Brüller außa.“ Das Schlusswort im Buch hat übrigens seine Frau Marianne.
INFO „DER BISENZ – Ein gelebtes Kasperltheater“, eine Bierographie von Alexander Bisenz mit Schnapsbeiträgen von Alfred Wurbala. „BISENZ & WURBALA - Best of – DVD & CD“ Musik: Dieter Libuda – erhältlich im Handel und im Webshop: www.bisenz.at
ALEXANDER BISENZ
Wir sind e t h c e die g n u l s h c e Abw arabella.at
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FREUNDE DER KULTUR ST. PÖLTEN
FÜR DIE KULTURHAUPTSTADT 2024
Präsident Lothar Fiedler (4.v.l.) und Vizepräsidentin Caroline Salzer (3.v.l.) sind mit den Freunden der Kultur St. Pölten bereit für die Bewerbung St. Pöltens zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024. Stadt St. Pölten und Land Niederösterreich haben sie also tatsächlich auf Schiene gebracht: Die offizielle Bewerbung St. Pöltens zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024, die mittlerweile sowohl der NÖ Landtag als auch der St. Pöltener Gemeinderat – jeweils einstimmig – beschlossen haben! Allein dieser erste Schritt trägt schon ungemein viel positive Symbolkraft in sich, die sich mit dem, was wir seitens der Freunde der Kultur seit jeher verfolgen und antreiben, deckt: Es geht um Kultur in St. Pölten, aber für ganz Niederösterreich. Es geht um eine Verschränkung und Kooperation von Landes- und Hauptstadteinrichtungen. Und – das Schöne bei allen oftmaligen politischen Differenzen – die Beschlüsse wurden in beiden Gremien einstimmig beschlossen – es geht also ums Miteinander, alle ziehen an einem Strang! Selbst bei den Kosten für die nunmehrige Ausarbeitung der Bewerbung hat man sich salomonisch geeinigt – sie werden 50:50 geteilt, wobei man – im Falle eines Zuschlages – in weiterer Folge auch zusätzlich auf Unterstützung durch Bund und EU hoffen darf. Was von Anfang an herausgestrichen wird, ist der
Fokus auf Nachhaltigkeit und das Absehen von sündteuren Prunkbauten. Dem neuen Geist der europäischen Kulturhauptstadt entsprechend geht es vielmehr um eine allgemeine (Fort-) Entwicklung der Kultur, um ihre Interaktion und Integration in einen Gesamtkontext, der ebenso Stadtplanung, Umweltplanung, Verkehr, Migration, Integration und vieles andere mehr umfasst. Den Zeithorizont haben Stadt und Land daher sogar weit über das ominöse Jahr 2024 hinaus bis ins Jahr 2030 gezogen. Das, was man nun gemeinsam mit der Bevölkerung erarbeiten möchte, soll – selbst im Falle einer Nichtberücksichtigung – möglichst umgesetzt werden, weil es eben um die generelle Hauptstadt- und Landesentwicklung geht. Dabei liegt der Fokus nicht, wie in früheren Jahren, auf der Umsetzung von Prestigebauten – derer St. Pölten aufgrund seiner kulturinfrastrukturtechnisch guten Ausstattung keiner mehr bedarf – sondern es geht um die Fortentwicklung, um Verbesserung, um spannende Projekte mit Aussagekraft. Dies auch unter Einbindung der Stakeholder, derer selbstverständlich auch der Verein der Freunde der Kultur St. Pölten einen darstellt, weshalb wir uns schon sehr auf die in den Raum gestellten Workshops freuen.
MITGLIED WERDEN und die zahlreichen Vereinsvorteile (Exklusivveranstaltungen, Previews, Künstlertreffen, Exkursionen, Ermäßigungen uvm.) genießen. Anmeldung und Infos unter T +43 2742 90 80 90-941, F +43 2742 90 80 94, freunde@kultur-stp.at
Denn darin liegt das Geheimnis und wohl auch der Erfolg einer nachhaltigen Kulturhauptstadtbewerbung: Die Partizipation der Bevölkerung – selbstverständlich der örtlichen, durchaus aber auch im Sinne befruchtender Inputs auch externer Akteure. Zudem wird man vielleicht die eine oder andere heimische „Berühmtheit“ finden, die sich als eine Art überregionaler, europaweiter Botschafter in den Dienst der Kulturhauptstadt St. Pölten stellt. Es wird darum gehen, möglichst alle zu begeistern, im Idealfall gar zum Mitwirken zu bewegen – wie es bereits auch die Initiative Kulturhauptstart vergezeigt hat: die Bürger, die Wirtschaft – die auch als Sponsoren einen Beitrag leisten kann, die Kulturschaffenden ohnedies, von der Politik ganz zu schweigen. Die Grundlagen schaffen Stadt und Land gerade: Eine eigene GmbH mit den Gesellschaftern Stadt (50%), NÖKU (35%) und NÖ Werbung (15%) wurde gegründet, ein Büro in der City wird geschaffen, ein Geschäftsführer ist bestellt. Und man setzt in Sachen Partizipation gleich ein Zeichen. Da soll nicht im stillen Kämmerlein gemauschelt werden, sondern man wird in den Prozess mit einer geplanten Kick-Off-Veranstaltung in der Bühne im Hof am 12. Dezember um 18.30 Uhr mit Ausrufezeichen einsteigen. Die Voraussetzungen scheinen also gut, dass St. Pölten eine exzellente, von der Breite getragene Bewerbung zustandebringen wird, die hoffentlich dann auch zum Zuschlag zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 führt. Wir seitens der Freunde der Kultur St. Pölten werden jedenfalls mit voller Überzeugung und Freude unseres dazu beitragen, Ihr
Lothar Fiedler
(Präsident Freunde der Kultur St. Pölten)
INFORMATIONEN
www.freundederkultur-stp.at, Tel.: 0 2742 90 80 90-941
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MFG KULTUR
TEXT: DOMINIK LEITNER | FOTO: ZVG/SCHERUGA
ES WIRD IMMER LUSTIGER Michael Scheruga ist nicht nur Diplom-Biersommelier, sondern auch Musiker und Kabarettist aus Wieselburg. Mit seinem aktuellen Programm „Liebe, Sex und Wirtschaftskrise“ tourt er bereits seit 2016 durch ganz Österreich und scheint damit einen Nerv getroffen zu haben. Wenn man sich den Titel Ihres Programms durchliest, fragt man sich: War das Absicht, das doch sehr Negative hier mit dem Positiven zu verbinden? Im Programm geht es um mein Leben von der Geburt bis zum Sterben und auch darüber hinaus. In der Mitte geht es um die Lebenskrise, die auch gleich Themen wie die System- und Wirtschaftskrise aufgreift. Aber zum Titel selber: In der Bravo gab es die Rubrik „Liebe, Sex und Zärtlichkeiten“ – ich hab das für mich dann etwas abgewandelt. Sie haben ja zahlreiche Standbeine: der Job bei der Brau Union, Musik und eben auch Kabarett. Gibt es noch irgendein verstecktes Talent, das man jetzt noch nicht kennt und das noch in Ihnen schlummert? Bei mir ist es so, dass ich alle drei Genres mehr oder minder professionell bespiele: Ich bin Musiker, ich bin Kabarettist – und vor zwei Jahren ist schließlich die Schauspielerei neu dazugekommen. Ich bin in der Wieselburger Stadttheatergruppe und durfte dabei bereits zwei Mal die Hauptrolle spielen. Das macht einen Riesenspaß! Ihre Band „Ungebleicht“ hat 2013 zuletzt etwas veröffentlicht, war damals in den Charts. Ist neues Material in Arbeit? Es ist bei mir immer neues Material in Arbeit und auch noch sehr viel im Archiv. Aktuell konzentrier ich mich aber lieber aufs Kabarett, wo ich die Fäden allein in der Hand halte. Aber die Band ist nicht aufgelöst oder so, sondern nur ruhend. Ihre ersten Kabaretts brachten Sie 2004 und 2005 heraus - das aktuelle 2016! Was ist der Unterschied zu Ihren Auftritten von früher? Damals war das eher im semiprofessionellen Bereich angesiedelt. Da wollte ich einfach wissen, ob ich es kann. Eine interessante Lehrzeit. Heute weiß ich: Selbst wenn man das aktuelle Programm 50 Mal spielt, nützt es sich nicht ab, sondern es wird immer lustiger. Glücklicherweise, denn das spielen wir noch das gesamte 2018er-Jahr – bereits jetzt sind 40 bis 45 Auftritte fixiert, Tendenz steigend. Sie arbeiten an einem neuen Programm namens „Erdbeerblond“ – können Sie dazu schon etwas verraten? Ja, es ist schon was im Entstehen, aber es wird frühestens 2019 kommen. Die Grundidee ist, dass ein Geschichtsprofessor aus dem Jahr 2340 in unsere Zeit kommt. Und er erzählt, dass so viel passiert ist und will einfach live dabei sein und sich anschauen, wie wir heute so leben. 60
TERMINE IN DER REGION 12.01. 14.01. 25.01. 26.01. 17.02. 22.02. 24.02.
Schliefauhof, Randegg (NÖ) Gasthaus Plank, Bodensdorf bei Wieselburg (NÖ) Vinzenz Pauli, St. Pölten (NÖ) Gasthaus Prosserwirt, Glinzendorf (NÖ) Gasthof Pammer, Leopoldschlag (OÖ) Rathauskeller Pöchlarn, Pöchlarn (NÖ) Gasthof Josef Klang , Echsenbach (NÖ)
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MFG KULTUR Florian Jakowitsch
KUNST IST EINE GLÜHENDE BEICHTE
v.l.n. r.: Prof. Gotthard Fellerer, Ingeborg Freyler-Pammer (Galerie Artessa), Prof. Florian Jakowitsch und Prof. Ewald Sacher
Der Wr. Neustädter Maler und Zeichner Florian Jakowitsch kann wohl als Doyen der niederösterreichischen Künstler bezeichnet werden. Trotz seines hohen Alters – er ist Jahrgang 1923 – ist er unermüdlich aktiv und kreativ. Er war Schüler Anton Koligs und Herbert Boeckls. Dieser war sein prägender Lehrer. Jakowitsch verehrt ihn nach wie vor. Er schuf anfangs Ölbilder, welche die Schule Boeckls atmen. Nach dem Besuch der Abendakt-Studien bei Boeckl findet die Aktkunst in Jakowitsch ihren Meister. „Kunst ist eine glühende Beichte“, bekennt er. Das NÖ Kulturforum ist mit Florian Jakowitsch sehr verbunden und brachte zuletzt einen Katalog mit seinen Aktzeichnungen heraus. Zwei Ausstellungen wurden von Prof. Gotthard Fellerer für Jakowitsch gestaltet, und zwar im Österreichischen Kulturinstitut im Palais Palffy in Wien und in der Galerie Artessa in Wr. Neustadt. Jakowitsch, hoch geehrt und verehrt, zeichnete sich nie durch Diplomatie, sondern durch seinen Hang zur Ehrlichkeit, Beharrlichkeit, Bedingungslosigkeit und Raffinesse aus. Dies alles kommt in den Bildern und Zeichnungen dieser großen Künstlerpersönlichkeit zum Ausdruck.
NÖ Kulturforum präsentiert
Franz Kaindl-Katalog Franz Kaindl hat die die nö. Kunstlandschaft maßgeblich geprägt. 2017, im Jahr seines 85. Geburtstages, widmet ihm das NÖ Kulturforum im Rahmen der Serie „Aus Freude. Impulse zur Kreativität“ die neueste Katalog-Ausgabe, gestaltet von Gotthard Fellerer. 1932 in Stollberg geboren, lebt und arbeitet Kaindl heute in Gaweinstal. Sein Herz gehörte sein Leben lang nicht nur seiner eigenen Kunst, sondern auch den Künstlerkollegen. So setzte er sich ab 1972 als Präsident des Landesverbandes der nö. Kunstvereine für deren Interessen bei Bund und Land ein. Er kuratierte zahlreiche Kollektivausstellungen und gründete das NÖ Dokumentationszentrum für Moderne Kunst in St. Pölten, das er bis 1995 leitete.
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„VRANZ“ 80 – AUCH KULTURFORUM GRATULIERT Bundeskanzler Franz Vranitzky beging Anfang Oktober seinen 80. Geburtstag. Ein Kreis niederösterreichischer Freunde lud den Jubilar aus diesem Anlass ins Kloster Und nach Krems, um zu gratulieren und für die Unterstützung zu danken, die er in seiner Zeit als Bundeskanzler dem Land NÖ gewährte. Auch das NÖ
Kulturforum stellte sich im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Ständchen ein: Die Sängerin Angelika Sacher, am Klavier begleitet vom Obmann des NÖ Kulturforums Ewald Sacher, gratulierte mit „Fly Me To The Moon“ und in Erinnerung an erfolgreichere rote Zeiten mit „On The Sunny Side Of The Street“.
KULTUR VOR DER HAUSTÜR – NÖ KULTURFORUM
Erlebnis Czernowitz
AUF DEN SPUREN VON PAUL CELAN Eine Fotoausstellung der besonderen Art läuft aktuell im KulturSozialZentrum KremsLerchenfeld. „Erlebnis Czernowitz – Auf den Spuren von Paul Celan“ ist der Titel eines herrlichen Fotobildbandes (übrigens zweisprachig in Deutsch und Ukrainisch) und der Fotoausstellung, erarbeitet und gestaltet von Maler und Fotograf Ulrich Gansert . Czernowitz war bis zum Ende des 1. Weltkrieges die Landeshauptstadt der Bukowina, des östlichsten Kronlandes der ÖsterreichischUngarischen Monarchie. Das damals im Verlauf einiger Jahrzehnte erbaute kostbare Bild der Stadt mit seiner signifikant österreichischen Architektur, dem klassizistisch geprägten österreichischen Historismus und dem Wiener Jugendstil, ist trotz zweier Weltkriege und jahrzehntelanger Sowjetherrschaft wie durch ein Wunder bis heute komplett erhalten und wird von den heutigen ukrainischen Bewohnern hochgeachtet. Dazu ist die ganze Stadt und ihre Umgebung voller Erinnerungsorte an die reiche kulturelle Vergangenheit mit einer großen Zahl schöpferischer Persönlichkeiten, die in der Stadt geboren wurden und einen Teil ihres Lebens dort
Das NÖ Kulturforum dankt Prof. Ulrich Gansert und hat die Produktion des Bildbandes und der Ausstellung ermöglicht. Im Bild v.l.n.r.: Ewald Sacher, Ulrich Gansert, Gotthard Fellerer
tätig waren. Unter ihnen die Dichter Paul Celan, Rose Ausländer, Karl Emil Franzos, Salma Meerbaum-Eisinger, der weltbekannte Biochemiker Erwin Chargaff, der bedeutende Wiener Maler Gustav Hessing oder der große Arzt und Psychoanalytiker Wilhelm Reich. Der Fotoband und die Ausstellung des Malers
und Fotografen Ulrich Gansert zeigen eindrucksvoll die Stadt Czernowitz heute. Dazu kommen die Bilder aus der ehemaligen und durch den Terror der Nazis zerstörten Lebenswelt der jüdischen Bevölkerung der Stadt und der Bukowina als eindrucksvolles Dokument der Erinnerung.
Dr. Manfred Matzka
Die Staatskanzlei
v.l.n.r.: Dr Michael Rossecker (stv. Dir. Renner-Institut), Prof. Ewald Sacher (NÖ Kulturforums-Obmann), Sektionschef Dr. Manfred Matzka, Bürgermeisterin von Gloggnitz Irene Gölles und Mag. Wolfgang Luftensteiner (Leiter Renner-Museum)
Manfred Matzka ging jahrzehntelang in der „Staatskanzlei“ am Ballhausplatz als hoher Beamter aus und ein. Naturgemäß hat er somit vieles über das Haus, von dem aus Österreich seit Jahrhunderten regiert wird, zu erzählen. Von Maria Theresias Kanzler Kaunitz über Metternich und seine findigen Spitzelsysteme über Dollfuss und Renner – der das Haus gar nicht liebte – bis zum letzten sozialdemokratischen Kanzler Kern spannt sich der Bogen der Ereignisse, die sich unter dem Dach des einstigen Ballhauses abspielten. Sein Buch präsentierte er gemeinsam mit dem NÖ Kulturforum im Renner-Museum in Gloggnitz. Mit hohem Insiderwissen und viel Witz führt der Autor bis in die letzten Winkel des Gebäudes und der österreichischen Politik, die dort jahrhundertelang gestaltet wurde.
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SHORTCUT SZENE
FOTOS: ZVG, PUCLICDOMAIN
KOLUMNE DOMINIK LEITNER
DER #METOO-WAHNSINN Seit Wochen tauchen, von Hollywood ausgehend, immer neue Anschuldigungen gegen Männer bezüglich sexueller Belästigung, Missbrauch oder gar Vergewaltigung auf. Seither teilen Frauen jeden Alters unter #metoo ihre ganz eigenen Erfahrungen. Anstatt einfach zuzuhören, diese Geschichten durchzulesen und vielleicht auch das eigene Verhalten zu reflektieren, haben sich viel zu viele Männer dazu entschieden, die #metoo-Kampagne als eine feministische, männerfeindliche Verurteilungsmaschinerie zu bezeichnen. Dabei wurden in den zahlreichen Erlebnisberichten innerhalb meines Facebook-Kontaktkreises niemals Namen genannt; hier sollte keine Hetzjagd stattfinden, sondern aufgezeigt werden, wie alltäglich dieser Wahnsinn ist. Wer zuletzt die Anschuldigungen, die Rücktrittsrede und die zahlreichen Wortmeldungen zur Causa Peter Pilz gehört hat, kann vielleicht besser verstehen, warum Frauen oftmals lange Zeit über sexuelle Belästigung schweigen. Denn rasch werden aus Opfern Täterinnen, werden aus Belästigten Beteiligte an einer verschwörerischen Medienkampagne. Und irgendwann spricht man nur mehr über das erdachte Konstrukt und vergisst die (mutmaßlichen) Taten. Liebe Männer, es ist wirklich nicht schwer: Hört einfach mal zu. Respektiert (verdammt noch mal) alle Frauen! Redet in eurem Freundeskreis darüber. Erkennt, dass nicht ihr es seid, die bestimmen, ab wann jemand belästigt wird. Das beginnt im ganz eigenen Unwohlfühlbereich. Und noch ein Tipp für all jene, die Angst haben, mit einem Flirt sexuell zu belästigen: Bitte flirtet nie wieder! Danke.
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TETRIS SPIELEN MIT DNA
ie Zukunft der Bio-Technologie beginnt für Helene Steiner mit einer Partie Tetris – auf einem von ihr mitentwickelten 8x8-Bio-Display namens Bixels. Die Bio-Pixel bestehen aus einem fluoreszierenden QuallenProtein und zeigen, was mit DNA programmierte Bio-Computer alles leisten können: Der aus der Zelle gelöste „Prozessor“ wird mit DNA-Info gefüttert und produziert dann das leuchtende Protein, oder auch Enzyme oder Hormone.
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Klingt spektakulär? Ist es auch! Die aufsehenerregende Vision dahinter: ein persönlicher Bio-Computer, der mit dem Körper in dessen natürlicher Sprache über Hormone oder Pheromone interagiert. „Wir wollen smarte Geräte nahtlos in unser Alltagsleben integrieren, etwa mit Wearables oder auch in Textilien“, erklärt hierzu die St. Pöltnerin mit Weitblick. Das irische Startup bringt die Technik jetzt zum selber Ausprobieren auf den Markt, derzeit läuft die Kampagne auf Kickstarter.
SENIORENFLOOR
s ist wohl St. Pöltens längstdienendes Partyformat, v. a. eines, das auch nach 15 Jahren noch immer erfolgreich schnurrt und sich nicht abgenützt hat: Der „Seniorenfloor“! Anno dazumal von Richard Zuser im Rahmen des im VAZ St. Pölten durchgeführten Melting Pot aus der Taufe gehoben, um auch für die Generation 25+ einen gscheiten Dancefloor zu schaffen, hat er sich zu einer eigenständigen Veranstaltung mit wechselnden Venues und Mottos ausgewachsen. Gleich geblieben sind die coolen Housesounds der Seniorenfloor DJs, das Motto „Kinder müssen draußenblieben“ und Norbert Bauer
als Veranstaltungspartner. Zuser-Bauer – ein gutes Party-Tandem, das am 16. Dezember am ursprünglichen „Geburtsort“, dem VAZ St. Pölten, gemeinsam mit der SF-Familie den 15‘er gebührend feiern wird – samt Überraschungsact! Happy Birthday!
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PLEASE FASTEN YOUR SEATBELTS, HERE ARE LPH! Von den Hendlbrüdern zum Aushängeschild in Sachen Drum & Bass aus St. Pölten. Die Brüder Daniel und Aleksander Kaplan haben sich als DJ-Duo „LPH“ und Veranstalter von „Fasten your Seatbelts“ einen Namen gemacht, der bis nach Wien und weiter in der Szene ein Begriff ist. Ihr seid mittlerweile Veranstalter einer der größten Drum & Bass Events Österreichs, Fasten your Seatbelts. Wie ist es dazu eigentlich gekommen? Aleksander: Das war 2014. Daniel war damals in der Schülervertretung des BORG und hat das BORG-Gschnas veranstaltet und mich gefragt, ob ich nicht auflegen will. Ich hab zu dem Zeitpunkt schon hobbymäßig aufgelegt. Ich wollt das aber nicht alleine machen, weshalb wir uns dann einfach zusammengetan haben und ich ihm gezeigt hab, wie auflegen geht. Daniel: Weil das Gschnas so ein Erfolg war, hat uns das Warehouse angeboten, ob wir nicht gleich eine eigene Eventreihe mit Drum & Bass machen möchten. So hat das angefangen. Würdet ihr Fasten your Seatbelts mittlerweile als Familie bezeichnen? Daniel: Ja, eine nette Großfamilie! Aleksander: Es gibt wirklich Leute, die einfach immer dabei sind und mithelfen, wo sie können und wollen. Shoutout an die Leute, die wissen eh wer gemeint ist! (lacht) Vor LPH wart ihr Los Pollos Hermanos, deutsch die Hendlbrüder. Warum gerade die „Breaking Bad“ Referenz? Aleksander: Naja, wir sind beide Brüder und haben damals gerne „Breaking Bad“ geschaut. Damals ist noch die letzte Staffel gelaufen, und wir haben uns gedacht: Warum nicht? Daniel: Wir haben das eigentlich nur aus Spaß gemacht. Hätten nicht gedacht, dass es einmal so weit kommt. Vielleicht hätten wir jetzt ja sogar urheberrechtliche Probleme. Aleksander: Wir sind auch immer nur klein am Flyer gestanden. (lacht) Es gibt Leute, die haben sich sogar 66
LPH tätowiert. Wie fühlt ihr euch, wenn ihr sowas hört? Aleksander: Schon geehrt, aber verrückt fühlt es sich auch an! Und warum veranstaltet ihr Fasten your Seatbelts heute immer noch? Beide: Spaß, wirklich hauptsächlich wegen des Spaßes daran. Wollt ihr aus St. Pölten gehen mit FYS, Clubnächte andernorts veranstalten oder etwas in die Richtung? Daniel: Ja. Wir haben auch schon in Klagenfurt mit der dortigen Crew, die heißen „Beatboxx“, Veranstaltungen gemacht. Aleksander: Also wir würden jetzt nicht von alleine außerhalb von STP was eigenes veranstalten, aber wenn uns jemand fragt, ob wir einen Floor hosten möchten, dann immer gerne! Und was sind eure Ambitionen als DJs und Producer? Wollt ihr einmal Headliner auf Drum & Bass Festivals sein oder das Ganze lieber etwas kleiner und lokaler halten? Daniel: Wir produzieren schon, aber wir haben jetzt nicht unbedingt die Ambition dabei berühmt zu werden, sondern machen das eher aus Spaßfaktor und um zu schauen was passiert. Wir haben ja bis heute kein fertiges Release draußen.
Musik ja schon viel länger als es Fasten your Seatbelts gibt. Daniel: Ich glaub, das ist so die Standardantwort von Leuten in unserem Alter: Pendulum. (Aleksander ruft: Pendulum!) Daniel: Und halt so der Anfang der UKF Drum & Bass Zeiten. Was macht Pendulum für euch so besonders? Daniel: Die Live-Sets mit Instrumenten und Gesang. Die waren echt immer sehr eindrucksvoll! Aleksander: 2009 war ich auf meinem ersten Festival und da war Pendulum. Dort bin ich dann durch sie das erste Mal mit Drum & Bass in Kontakt gekommen! Wie würdet ihr Drum & Bass jemanden erklären der keine Ahnung von der Musik hat? Daniel: Trommeln und Bass. (lacht) Es ist eine elektronische Musikrichtung, die aber instrumental angelegt ist. Man erkennt halt wirklich die Drum Beats und Anlehnungen an Gitarrenriffs. Ich denk da jetzt bisschen weiter zurück, der moderne Drum & Bass geht eh in eine andere Richtung.
Wieso habt ihr überhaupt zu producen angefangen? Daniel: Ich hab schon vorm Auflegen Fruity Loops installiert gehabt, wobei ich jetzt Ableton benutze, also das lag gar nicht so am Auflegen sondern mehr an der Musik an sich.
Was sagen eigentlich eure Eltern zu dem, was ihr macht? Aleksander: Sind beide sehr stolz eigentlich und haben nix dagegen. Unsere Mutter teilt sogar manchmal unsere Events auf Facebook, das ist ziemlich cool! Daniel: Es wird zum Glück immer berücksichtigt, wenn am nächsten Tag Familienessen ist. (lacht) Darf man dann manchmal schwänzen!
Und was hat euch dann zu Drum & Bass gebracht? Ich mein, ihr hört die
Wie kam es eigentlich dazu, dass ihr „Hit the Floor“ als Tochterevent ins
TEXT: THOMAS WINKELMÜLLER | FOTOS: MARTINA KAPLAN
Leben gerufen habt? Daniel: Wir hatten nie genug Platz für alle lokalen DJs und da Fasten your Seatbelts ziemlich bald nur noch für große Headliner da war, haben wir uns gedacht, wir brauchen auch etwas für DJs aus der Gegend und andere Locals. Kann man von eurem Job leben? Daniel: Nein, kurz gesagt. Ohne Unterstützungen eigentlich nicht. Also wenn ich nicht studieren würde und mich voll und ganz drauf konzentriere und mehr produzieren würde, dann könnt es schon gehen. Was wollt ihr nach Fasten your Seatbelts machen? Weiterhin Events oder doch Musikproduzent? Daniel: Ich werd auf jeden Fall im Laufe meines Lebens viele Jobs durchprobieren. Ich werd nicht mein Leben lang dasselbe machen. Aleksander: Seh ich auch so. Jetzt ist es auch noch schwer zu sagen, finde ich! Habt ihr Angst, dass wenn der Drum & Bass Hype wieder abnimmt, auch Fasten your Seatbelts und eure Karrieren etwas abgebremst werden? Aleksander: Nein, das ist dann einfach so. Wir müssten die Events dann halt wieder kleiner machen, aber das wär kein Grund für einen Stilwechsel. Daniel: Wir müssten uns einfach der Größe der Szene anpassen, den harten Kern wird’s ja immer geben. Abschlussfrage: Was würdet ihr gerne an Fasten your Seatbelts verbessern? Aleksander: Ich glaub wir würden gerne mehr Zeit hineinstecken können. Daniel: Dann könnten wir auch besser ausgefeilte Veranstaltungen machen, weil meistens läufts schon sehr stressig ab und wir können nicht alles so machen wie wirs gerne hätten. Das liegt vermutlich aber auch daran, dass wir jetzt monatlich Events haben. Das nächste Mal legen die beiden bei der BEATPATROL Winter Edition am 7. Dezember im VAZ auf. Dort hosten sie nebenbei auch gleich die gesamte Drum & Bass-Stage, mit Namen, die sich in der Szene hören lassen dürfen. Man sieht sich auf der Tanzfläche! MFG 12.17
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PLEASE FASTEN YOUR SEATBELTS, HERE ARE LPH!
THE MAN BEHIND Steve Ponta ist so etwas wie der Spiritus Rector von Fasten Your Seatbelts. Nach wie vor hat er seine Hände organisatorisch und als Booker im Spiel. Ohne dich würde es Fasten your Seatbelts nicht geben. Immerhin hast du die beiden Kaplans damals gefragt, ob sie nicht die Veranstaltung auf die Beine stellen wollen. Warum hast du dir gerade sie ausgesucht? Fasten your Seatbelts ist damals entstanden, nachdem wir City of Bass auf nur mehr wenige Termine im Jahr reduziert haben und die Jungs von Toasted mit der Partyreihe aufgehört haben. Da war ich motiviert, was Neues zu starten. Ich habe die Kappis durch das Borg Gschnas kennengelernt und mich gleich recht gut mit ihnen verstanden. Den Sebi (Climax) habe ich am HTL Ball kennengelernt – da lag es fast auf der Hand, ein neues Team zusammenzustellen. Auf Facebook habe ich dann einfach alle in eine Gruppe geladen und meine Idee einer neuen Drum & Bass Eventreihe mit ihnen geteilt. Wir haben in der Gruppe nach einem Namen ge-
sucht, und durchs Stöbern in alten Drum & Bass Tunes ist mir von Pendulum der Name „Fasten your Seatbelts“ aufgefallen. Irgendwie hat sich der gut angefühlt und wir haben ihn schließlich genommen.
Du arbeitest ja nach wie vor mit ihnen zusammen. Was ist dein Part bei Fasten your Seatbelts? Ich mach ei-
gentlich die Koordination der Termine und die Bookings. Mit Daniel, der den Überblick hat, entscheiden wir dann immer alle gemeinsam, was bzw. wen wir als nächstes buchen.
Willst du noch eine Kleinigkeit über die beiden loswerden? Also: Der Da-
niel ist echt super kreativ, aber leider ein bisschen verplant, Aleks konzentriert sich seit einiger Zeit mehr auf die Uni, was natürlich sinnvoll ist, und der Sebi ist mittlerweile leider nur noch als DJ dabei!
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STEVE PONTA. „Mir ist von Pendulum der Name Fasten your Seatbelts aufgefallen.“
Live E L T T O 9.12. ALKB The Big X mas U p Warm O H O H . O 2 22.1 H Party & Dance R E T N I IImann 29.2. W & I K A . .1 E & 5 BR & Her tling Töd E L T N E G A ON I T A S 19.1. R E V CON Es ST B E H T ic s s T la C S ies - Dance 3.2. JU Best of 80 O, KoCrnK R O ... T T in L te I s m . BU val - Ram
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DER LETZTE SKN-MOHIKANER GEHT Fast zwei Jahrzehnte hat Finanzberater und Immobilienmakler Christian Walter (53) die Geschicke des VSE und SKN St. Pölten in verschiedenen Vorstands-Funktionen mitbestimmt. Jetzt hat der St. Pöltner aber genug und geht freiwillig.
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ach dem Rücktritt von Trainer Jochen Fallmann verlässt mit Christian Walter das letzte St. Pöltner „Urgestein“ den Sportklub Niederösterreich (SKN). Freiwillig. Der 53-Jährige verspürt nach knapp 20 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit – zuletzt als Kassier – eine gewisse „Amtsmüdigkeit“. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und haben auch mit der
aktuellen internen Entwicklung beim Bundesligaklub zu tun. „Das Rad’l wird sich immer in die gleiche Richtung weiter drehen“, weiß Walter, „alle wollen immer mehr Geld und es wird immer schwieriger es aufzutreiben. Die Zeiten sind vorbei, wo du schnell einmal jemanden um Beträge wie 10.000 oder 50.000 Euro angeschnorrt hast.“
MEISTER. Christian Walter mit dem Meisterteller der Ersten Liga 2016. 70
Und mit dem Schnorren musste das SKN-Gründungsmitglied rasch beginnen. 750.000 Schilling für die Sanierung der Haupttribüne aufzutreiben, war der erste große Brocken, der dem sechsköpfigen Gründungs-Vorstand um Sepp Hintermeier, ChristiWalter, Gerhard Reichhard, Raphael Landthaler, Willi Vojta und Heinz Harauer in den Weg gelegt wurde. „Franz Kürzel von Traisenbau war uns damals eine große Hilfe. Wir haben das Geld vorgeschossen bekommen und es über Werbung langsam abgebaut.“ Bürgermeister Willi Gruber und Rudolf Leiner waren in den ersten Jahren nach der Gründung 2000 ebenfalls große Stützen. „Das war damals kein Spaß, bei jemandem in der St. Pöltner Wirtschaft vorzusprechen. Alle hatten den Konkurs des VSE im Hinterkopf, und dann kommen wir schon wieder daher“, erinnert sich Walter. Den Konkurs hat er 1994 als Vize-Präsident selbst angemeldet. Sein Vater Gerhard Walter war von 1991 bis 1994 Präsident: „Er hat privat irrsinnig viel eingezahlt, bzw. am Ende auch noch einmal viel Geld verloren. Es war für mich schon ein persönlicher Antrieb, es selbst besser zu machen.“ Erfolg kam rasanter als erwartet Dass der Weg einmal in der Bundesliga enden könnte, hatte Walter überhaupt nicht am Plan. „Der sportliche Erfolg hat uns jedes Mal überholt. Wir sind kaum nachgekommen, noch mehr Geld aufzutreiben.“ 2000 fing der SKN in der 2. NÖ Landesliga an. 2001 stieg er in die 1. Landesliga auf, 2002 in die Regionalliga, 2008 in die 1. Liga und 2016 in die Bundesliga. Finanziell eng hätte es nach Ansicht Walters nur einmal werden können, wenn die „Wölfe“ 2016 den Aufstieg in die höchste Spielklasse nicht geschafft hätten. Mit rund 50 Punkten hatte der Vorstand kalkuliert. Unter Trainer Karl Daxbacher sammelte der SKN aber 80 Punkte (Ligarekord!). Walter war es auch, der die Tür zum Land Niederösterreich aufgestoßen hat. Damit hat er sich nicht nur
TEXT: THOMAS SCHÖPF | FOTOS: ZVG, SKN/GEPA
Freunde gemacht. Die Nähe des SKN zum „schwarzen Niederösterreich“ ist nach wie vor omnipräsent. „Anders wäre ein Profiklub hier aber nicht zu führen gewesen“, weiß Walter, „außer wir hätten uns einem Wirtschaftstreibenden, wie etwa Herrn Trenkwalder, ausgesetzt. Außerdem hat mir Bürgermeister Stadler klar gesagt: ‚Meinen Segen hast du, das ist zu teuer für die Stadt.‘“ Und erst nachdem das Land beim SKN den Fuß quasi in der Tür hatte, kam das Stadion-Projekt ins Rollen. Eine Sanierung des VoithPlatzes wurde ad acta gelegt, seit 2012 haben die St. Pöltner ihre NV Arena. Mittlerweile kratzt der SKN am 7-Millionen-Euro-Budget und möchte in zwei Jahren die 10-Millionen-Hürde knacken. Als Vorstandsmitglied würde Walter persönlich dafür haften. „Und das ist schon ein Unterschied, ob du als Privater für einen kleinen Klub schnell einmal für ein paar tausend Euro gerade stehen musst, oder für sechs bis sieben Millionen.“ Obendrein obliegen Personalentscheidungen wie etwa
BETTER DAYS. Vorstand in Aufstiegsfreude (v.l.n.r.) Jörg Egger, Mario Burger, Trainer Karl Daxbacher, Präs. Gottfried Tröstl, Roland Habenberger, Harald Sterle und Christian Walter. die Trainerbestellung den mittlerweile 15 strategischen Partnern des Klubs, die eine einmalige Einschreibgebühr von 50.000 Euro und einen jährlichen Beitrag von 10.000 Euro für ihre Mitgliedschaft zu entrichten haben. Haften müssen sie nicht.
Die Sitzungen wird Walter vermissen. „Es entstanden viele Freundschaften. Es waren wirklich tolle Jahre, für die ich sehr dankbar bin und die ich nicht missen möchte.“ Dem SKN wünscht er „hoffentlich noch viele erfolgreiche Jahre in der obersten Spielklasse.“
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TEXT: THOMAS SCHÖPF | FOTO: ELIAS KALTENBERGER
SCHMIDI FÜR SKN MEHR ALS NUR MASKOTTCHEN LUPO Harald „Schmidi“ Schmid verkörpert für den SKN St. Pölten den Lupo. Von seiner Leidenschaft können sich viele eine Scheibe abschneiden. Und er ist felsenfest vom Klassenerhalt überzeugt, obwohl manche jetzt noch „volle Hosen haben“.
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ach dem Abgang von Kassier Christian Walter ist Harald Schmid (45) – alias Lupo – der längstdienende St. Pöltner „Offizielle“ beim SKN. Seit 2011 gehört er zum Wolfsrudel. „Mein bester Transfer“, verkündete der ehemalige Sportdirektor Christoph Brunnauer einmal in einer launigen Rede bei der SKN Weihnachtsfeier, „weil er mit soviel Herzblut und Leidenschaft Maskottchen ist.“ Der „Schmidi“, wie ihn alle nennen, ist gefühlt auch der geschäftigste SKNler. Als Zeugwart der Juniors ist er beim Nachwuchs quasi immer vor Ort. Dazu kommen noch die Termine als Wolf bei den Kampfmannschafts-Spielen und als Maskottchen 72
Speedy bei Rapid. Eine 7-Tage-Woche! „Der SKN hat aber Vorrang“, hält er gleich fest. Einmal kam es tatsächlich zur Termin-Kollision. Da zog Rapid den Kürzeren. Bei den direkten Duellen in Hütteldorf zieht er das SpeedyKostüm aus Respekt vor den SKNSpielern mit dem Anpfiff aus („Ich habe alle gleich gern.“) und nimmt in zivil auf der Tribüne Platz. Zur tristen sportlichen Situation der Kampfmannschaft hat er eine klare Meinung: „Es ist eine Kopfsache. Da kann der Ollie (Trainer Lederer, Anm.) noch so super Übungen machen, wenn die dann einfach das Tor nicht treffen. Man muss schon sagen, sie haben die Hos’n einfach voll. Aber das kann
sich schnell ändern.“ Schmidi glaubt an den direkten Klassenerhalt. „Es ist noch genug Zeit. Ein paar Siege und dann läuft’s sofort wieder.“ Bei den Juniors ist ihm klar, dass es vorrangig darum geht, Talente weiter rauf zu bringen. „Der Ahmed Muhamedbegovic und der Husein Balic haben es schon geschafft. Burak Yilmaz hat zwar zuletzt einen Blödsinn zusammengespielt, das weiß er eh selber auch, aber sonst ist er auf dem besten Weg. Und der Aleksander Vucenovic muss es auch schaffen.“ Zum Abschluss des Gesprächs wollen wir noch wissen, ob er schon Probleme wegen des Vermummungsverbots hatte? „Ah geh, überhaupt nicht. Die wissen ja von da bis Texas, wer in dem Kostüm drinnen steckt.“ Manchmal fotografieren ihn die Polizisten zwar schon, aber nur für private Selfies: „Da haben wir einfach nur Spaß miteinander.“
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DIVES
Nach nur knapp zwei Jahren als Band ist das Trio Dives schon zur festen Größe der Wiener Musikszene geworden. Zurecht! Schließlich unterstreichen die drei Mädels mit bewundernswerter Selbstverständlichkeit genau das, wofür Gitarrenmusik seit Jahrzehnten steht: Den Spagat zwischen jugendlicher Leichtigkeit und den unvermeidlichen Fäulnisherden, die das Jungsein so mit sich bringt – und alles dazwischen.
WE GOT LOVE
THE KELLY FAMILY
LITTLE AXE
LONDON BLUES
Auch wenn hierzulande weitgehend unter dem Radar fliegend, zieht Gitarrist, Sänger und Songschreiber Skip Mc Donald speziell mit seiner Supergroup „Tackhead“ schon seit den 80ern stilprägende Spuren in den Humus des Dub-Reggae. Sein Projekt Little Axe hat sich stets zusätzlich dem Blues verschrieben – und auf „London Blues“ funktioniert diese Vermählung dank bewährter Kollegenschar und solider Produktion hervorragend.
EFFICIENT
ICICLE FEAT. MEFJUS
Mit der Kelly Family ist es ja wie mit manch Partei: Keiner hört sie, aber ihre Alben verkaufen sich millionenfach. So auch ihr Comeback-Album, das erste nach Jahrzehnten getrennter Wege, das erste ohne Übervater Dan. Eine Art Selbstherapie und Familienzusammenführung, die im hymnischen Brothers & Sisters kumuliert. Mit allen Ingredienzien, die Kelly-Fans lieben: triefenden Balladen, Irish Folk, Chören - und ja, das ist … gut!
Mister Eiszapfen, eigentlich schon ein alter Hase, ist vor allem mit seinen Releases seit 2014 ins Spotlight getreten. „The Edge“ oder „Ego“ sind nicht nur echte Klassiker im Neuro Subgenre geworden, auch Icicles Technik hat ganz eigene Standards gesetzt: sehr feinkörnige Produktion mit Liebe zum Detail. Mit dem vorliegenden Release installiert der Londoner nun sein eigenes Label. Mit dabei ist Austrian flagship producer Mefjus.
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MOONSPELL
Nicht nur in ihrer Heimat Portugal sind die Experimental/Goth-Metaller Moonspell seit über 20 Jahren eine gepriesene Institution. Ihr aktuelles Album um das Lissabonner Erdbeben (1955) wird diesen Status wohl zementieren. Großartige Growls und lyrisches Leisetreten (auf Portugiesisch!) von Frontman Fernando Ribeiro, dazu kammer- und ethnomusikalisch aufbereiteter Breitwand-Metal: die beste Geschichtsstunde seit Langem.
IMPATIENCE
AEONS OF ASHES
Drei Jahre nach ihrem letzten Release und knapp ein Jahr nach ihrem letzten Liveauftritt melden sich die St. Pöltener Melodic DeathmetalHelden lautstark mit ihrer neuen Veröffentlichung „Impatience“ zurück. Die sechs Songs der EP klingen wütender und zugleich atmosphärischer als frühere Werke. Dass sich die fünf Jungs mehr Zeit fürs Songwriting genommen haben, merkt man an der Komplexität und Vielfältigkeit.
ZUM SCHAUEN
ZUM SPIELEN
ZUM LESEN
Manshee | C. Schuhmacher
Christoph Schipp
H. Fahrngruber | W. Hintermeier
BATTLE OF THE SEXES
CALL OF DUTY WWII SLEDGEHAMMER GAMES
DANIEL KEHLMANN
Der einstige Tennischamp Bobby Riggs, der sich als „chauvinistisches Machoschwein“ inszeniert, fordert die beste Tennisspielerin der Welt, Billie Jean King, zum Match heraus und will beweisen, dass auch ein in die Jahre gekommener Mann jede Frau der Welt schlagen kann. King wird dabei zur Galionsfigur des Frauentennis aufgebaut.
Call Of Duty ist nach über zehn Jahren wieder genau da, wo ich es 2003 kennen und lieben gelernt habe. Eine krachend inszinierte Kampagne und ein solider Multiplayer plus der Nazi-Zombie Modus runden das Paket gelungen ab. Das WWII Setting haucht der in den letzten Jahren zum futuristischen Einheitsbrei verkommenen Serie wieder neues Leben sein.
Der Narr Tyll Ulenspiegel zieht in den Wirren und Verheerungen des 30-jährigen Krieges durch deutsche Lande. Krankheit, Hunger, menschliche Grausamkeit und Dummheit beherrschen den Alltag. Er begegnet realen historischen Figuren, die das Schicksal des darbenden Volkes bestimmten, ehe der Kriegswahnsinn das Land in Schutt und Asche legt.
JUMANJI: WILLKOMMEN IM DSCHUNGEL
STAR WARS – BATTLEFRONT II
ICH HAB KEINE MACKEN! ...
Nach einem schwierigen Start liefert „Battlefront 2“ ein gelungenes „Star Wars“Paket ab mit einer interessanten Solokampagne und einem Multiplayer mit epischen Schlachten zu Lande und im All mit viel Abwechslung. Vor allem Grafik- und Soundkulisse sind fantastisch! Leider trübt die Lootbox-Mechanik die Langzeitmotivation im Mehrspielerpart.
... Das sind special effects. Der Titel lässt vermuten, dass es um spezifisch deutsche Eigenheiten geht – und das bestätigt sich auch. Aber so weit weg von Österreich sind die Menschen aus Deutschland und ihre Eigenheiten dann doch wieder nicht. Wer gewillt ist, über sich selbst zu lachen oder manches kritisch zu hinterfragen, wird sich beim Lesen gut unterhalten.
JONATHAN DAYTON
JAKE KASDAN
Die alte Spielkonsole sieht eigentlich nicht besonders abenteuerlich aus. Doch als vier High-School-Schüler beim Nachsitzen das Videospiel Jumanji entdecken, werden sie in die virtuelle Welt hineingezogen. Zu spät merken sie, dass Jumanji viel gefährlicher ist, als es auf den ersten Blick erscheint. Ab 22.12. nur im Kino. 74
DICE
TYLL
KAI TWILFER
Fotos: zVg
SHRIMP
MFG VERANSTALTUNGEN HIGHLIGHT VAZ St. Pölten
19. SENIORENBALL
17. JÄNNER Der Ball der NÖs Senioren, der mittlerweile zum größten Seniorenball Österreichs gewachsen ist, öffnet zum 19. Mal seine Pforten. Von 14 bis 20 Uhr ist das VAZ in St. Pölten einmal mehr Schauplatz eines vergnüglichen Nachmittages, an dem Tanzen und Musik nicht zu kurz kommen sollen. Der Seniorenball hat sich mit tausenden Besuchern zur größten Tanzveranstaltung für Senioren in Niederösterreich entwickelt. Die Kuschelrocker führen mit Musik und Unterhaltung durch das anspruchsvolle Programm. In Kooperation mit Tanzschulen und Turniertänzern haben die Kuschelrocker ein Repertoire erarbeitet, das sämtliche gängigen Tanzrichtungen abdeckt.
SURPRISE
BEATPATROL WINTEREDITION
ZSA ZSA GABOR‘S
AUFTAKT KHS2024
DEZEMBER & JÄNNER Die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler – allesamt Mitglieder des St. Pöltner Künstlerbundes – geben Einblicke in bisher un- oder wenig bekannte Aspekte ihrer künstlerischen Tätigkeit: Bisher nicht gezeigte Arbeiten aus alten oder ganz neuen Schaffensperioden, Persönliches, aber vielleicht auch Frühwerke, Texte, Fotos uvm.
7. DEZEMBER Erst vor ein paar Wochen ging das größte Elektronische Indoor Festival Österreichs – das BEATPATROL FESTIVAL – im VAZ über die Bühne, und schon folgt das nächste Festivalhighlight, diesmal als Winteredition. Auf drei Floors stehen große Namen der Drum and Bass-, Psytrance- und Hardstyle Szene im VAZ und Warehouse auf der Bühne.
8. DEZEMBER Im Jahr 2013 in St. Pölten gegründet, legen The Zsa Zsa Gabor‘s 2017 ihr mittlerweile drittes Album „Black Roads Blank Thoughts“ vor. Die Band lässt den Spirit der Frühphase des Punkrocks aufleben und verpackt dies in einen modernen Sound. Die Veröffentlichung wird dabei gebührend im frei:raum St. Pölten gefeiert.
12. DEZEMBER St. Pölten bewirbt sich als Kulturhauptstadt Europas 2024, und dies wird mit einer öffentlichen Kick Off Veranstaltung samt Gesprächsrunde mit Teilnehmern aus Politik & Kultur sowie künstlerischem Rahmenprogramm in Angriff genommen. Anmeldung unter 02742 /908080-600 sowie karten@noeku.at. First come - first serve!
| AUSTELLUNG
VAZ/WAREHOUSE
| PARTY
ADVENTMARKT ...
METELKA UND OFCZAREK
16. & 17. DEZEMBER ...Volkskultur Europa. Genießen Sie den kleinen, aber feinen Adventmarkt im historischen Ambiente der Steiner Altstadt und tauchen Sie in eine zauberhafte Adventidylle ein. Stöbern Sie im reichen Angebot und lassen Sie sich mit adventlichen Weisen und Liedern auf das bevorstehende Weihnachtsfest einstimmen.
11. JÄNNER Tamara Metelka, die Leiterin des Max-ReinhardtSeminars, und Burgtheater-Star Nicholas Ofczarek lesen Bernhards Aufzeichnung über die Staatspreisverleihung – ergänzt durch Zitate aus seinen Werken, die seine literarischen Verweise erhellen und das Verständnis für seine politische Haltung vertiefen. Auch die skandalisierte Dankesrede wird zu hören sein!
| ADVENTMARKT
KREMS
LANDESTHEATER
JUAN DE MARCOS ...
20. JÄNNER Im Sommer stürmte er mit der Neuauflage der „Bully-Parade“ die KinoCharts – an der Seite von Michael „Bully“ Herbig und Christian Tramitz. Solo und live ist der „Grieche“ immer noch auf der Suche nach seinen Wurzeln (Armenien, Bukarest, New York oder doch München?) und gibt sehr persönliche, herrlich komische Einblicke in sein Leben.
21. JÄNNER ... & the AfroCuban All Stars. Er holte die Veteranen des Buena Vista Social Club aus der Versenkung und verhalf der traditionellen kubanischen Musik zu einem fulminanten Comeback: Juan de Marcos ist eine Schlüsselfigur der Son-Renaissance. Mit AfroCuban All Stars lässt er das traditionelle kubanische BigbandFormat wieder aufleben.
| KABARETT
FESTSPIELHAUS
STAGE MAGICIANS OF THE YEAR 2016
WELTMEISTER MENTALMAGIE 2015-2018
| OPENING
BÜHNE IM HOF
TOP2 AMERICA‘S GOT TALENT 2016
BEST SELLING MAGICIAN SHOW IN BROADWAY HISTORY
EINFACH ZAUBERHAFT TOURNEE 2018
| THEATER
RICK KAVANIAN
BÜHNE IM HOF
| KONZERT
FREI:RAUM
St. Pölten Wr. Neustadt Grafenegg Wien
Veranstalter: NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, A-3100 St. Pölten, Kelsengasse 9, www.vaz.at, www.nxp.at, Fotocredit: Sebastian Konopix
KUNST:WERK
31.01. + 01.02. 02.02. 15.02. + 16.02. 23.02. + 24.02. www.theclairvoyants.com
Tickets im VAZ St. Pölten, www.vaz.at, 02742 / 71400, www.oeticket.com, www.noen.at/ticketshop In allen Raiffeisenbanken in NÖ und Wien mit Ö-Ticket Service. Ermäßigung für Raiffeisen Club-Mitglieder.
| KONZERT
MFG 12.17
75
MFG
AUSSENSICHT
NÖ IM JAHR 2023 - WAS SICH IN DEN NÄCHSTEN JAHREN ÄNDERN SOLL? GEORG RENNER
Aufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Redakteur beim „profil“.
Es gibt viele Fragen, die man vor der Wahl diskutieren könnte. Man muss sie nur stellen.
Wer glaubt, in NÖ steht eine demokratiepolitische Zeitenwende an, wird vorerst enttäuscht.
Wenn man auf der Website der niederösterreichischen Freiheitlichen auf „Themen“ klickt, kommt man auf eine völlig leere Seite. „Fehler“ steht in der Kopfzeile, dann kommt lange nichts, in der Fußzeile verweist ein automatischer „Beliebteste Beiträge Link“ auf eine Rede Heinz-Christian Straches beim Neujahrstreffen 2016. Man soll sich ja generell nicht über Pannen lustig machen. Aber es steckt schon eine Botschaft darin, dass die Partei, die am 28. Jänner mindestens drittstärkste Kraft im Land werden dürfte, 62 Tage vor der Wahl keine einzige Zeile darüber anbietet, was sie so vorhat mit Niederösterreich in den kommenden fünf Jahren. Nicht, dass sie damit alleine wäre. Im Gegensatz zur gerade vergangenen Nationalratswahl, vor der alle Parteien mehrere hundert Seiten konkreter Maßnahmen vorgelegt haben, üben sich die Parteien bisher in nobler Zurückhaltung, was Vorschläge angeht, deretwegen man sie wählen sollte: kaum wo mehr als Überschriften. Stattdessen geht es in den Vorkampagnen viel um Identität. Ob jetzt das dicke „Wir“ der Volkspartei, die frechen „neuen Wege für Noe“ der SPÖ oder die Heimat der Freiheitlichen, die v. a. zu anderen abgrenzen soll: Die Inszenierung, die Pose steht im Vordergrund gegenüber dem Inhalt. Das kann sich bis Ende Jänner noch ändern – wir als Bürger sollten aber jedenfalls Antworten einfordern auf die Fragen, die Landtag und Landesregierung in den kommenden Jahren zu beantworten haben. Und das sind gar nicht wenige. Fragen, wie zum Beispiel: - Ist Niederösterreich mit 573 Gemeinden in Zeiten gestiegener Mobilität und digitaler Amtswege zu kleinteilig? - Wie soll es mit defizitären Orten weitergehen, von wo sowohl Unternehmen als auch Junge wegziehen? - Wie reagiert das Land auf den noch immer ungebrochen breiten Wunsch, im Einfamilienhaus zu wohnen – bei in vielen Regionen steigenden Grundpreisen und dem enormen Wachstum der Ostregion? - Tut das Land in seinen Kindergärten und Schulen genug oder könnten sie noch besser werden? Es gibt viele Fragen vor der Wahl. Stellen wir sie. 76
JAKOB WINTER
Der Wilhelmsburger arbeitet als Journalist bei „Quo vadis veritas“.
Für niederösterreichische Verhältnisse war es eine Sensation: „Erste Regierungsklausur mit allen Parteien“, betitelte der ORF-NÖ auf seiner Website das außergewöhnliche Schauspiel im Juni dieses Jahres. Was in anderen Bundesländern gelebte Praxis ist, gereicht in Niederösterreich zur Schlagzeile: Üblicherweise gehen Regierungsparteien gemeinsam auf Klausur und präsentieren hinterher ihre Ergebnisse. Nicht so in Niederösterreich. Hier schnapste sich die machtbewusste ÖVP bisher die Regierungslinie parteiintern aus, die übrigen Landesräte erfuhren die Schwerpunkte aus der Zeitung. Neo-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ist nun sichtlich darum bemüht, mit einigen machtpolitischen Konventionen ihres Vorgängers Erwin Pröll zu brechen – gut so. Wer aber glaubt, in Niederösterreich steht eine demokratiepolitische Zeitenwende an, wird vorerst enttäuscht: Die Allparteienklausur im Frühsommer hatte vor allem Symbolcharakter, parteiübergreifende Meetings sollen die Ausnahme bleiben. Was Mikl-Leitner zugute zu halten ist: Trotz absoluter ÖVP-Mehrheit machte sie der Opposition einige Zugeständnisse, die jüngst als „Demokratiepaket“ den Landtag passierten. Künftig genügen vier Abgeordnete, um einen Antrag im Landtag einzubringen (davor waren es sechs, weshalb der vierköpfige grüne Klub in der auslaufenden Legislaturperiode de facto handlungsunfähig war). Auch die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses wird zum Minderheitenrecht. Einziger Schönheitsfehler: den Vorsitz eines solchen Ausschusses soll der Landtagspräsident führen, den die stimmenstärkste Fraktion stellt. Dass ein schwarzer Präsident ein schwarzes Regierungsmitglied grillt, darf bezweifelt werden. Der U-Ausschuss bleibt also zahnlos. Die wesentlichste Neuerung ist der Umgang mit Regierungssitzungen. Bisher gab es keine Informationspflicht, künftig werden Beschlüsse der Landesregierung auch online veröffentlicht – eine Kontrollmöglichkeit für Journalisten und mündige Bürger. Und ein demokratischer Mindeststandard, immerhin. Bis 2023 hat Mikl-Leitner allerdings noch Luft nach oben.
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REICH(L)EBNERS PANOPTIKUM
DIE KLASSISCHEN VIER. #metoo hat den Blick auf den Alltagssexismus und auf die Grabscher geschärft. Die Wissenschaft unterscheidet seit jeher vier klassische Archetpyen ...
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