Der neue vollelektrische
Nachhaltige Mobilität auf ganzer Linie. Wenn es genau jetzt ein Elektro-Bus mit Platz für fünf Personen aus Familie und Freunden sein soll – dann ist es Zeit für den neuen ID. Buzz. Selbst bei voller Auslastung bleibt genug Platz für Gepäck: mit einem Fassungsvermögen von bis zu 1.121 Litern hinter der zweiten Sitzreihe.
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IM SCHMOLLWINKEL
Plaudert man mit altgedienten Genossen über den Zustand ihrer Partei, dann fällt nicht selten das Wort „leidgeprüft“ – nicht etwa erst seit dem Debakel bei der NÖ Landtagswahl, sondern als Ausdruck chronischen Unbehagens seit mehreren Jahren, und man fragt sich: Was ist da los? Tatsächlich scheint die BundesSPÖ, seit sie bei den Nationalratswahlen 2017 auf die Oppositionsbank verbannt wurde, nicht mehr in die Spur zu finden und taumelt durch den Politalltag bisweilen wie ein orientierungsloser Teenager mit zornig-schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck. Noch immer haben die Roten die rote Karte den Wählern, vor allem aber dem Ex-Koalitionspartner ÖVP nicht verziehen – noch heute etwa geht eine beliebte Erzählung so, dass an allem eigentlich der böse Juniorpartner schuld gewesen sei, weil die Schwarzen in der Koalition alle guten Ideen torpediert hätten. Dumm nur, dass man selbst jahrzehntelang stimmenstärkste Partei war und den Kanzler stellte. Aus dem Blickwinkel überraschte auch die erste Reaktion des mittlerweile Ex-Parteiobmanns von Niederösterreich nicht – wenngleich sie Beleg einer veritablen Wahrnehmungsstörung ist – der das eigene Wahlergebnis zwar als „durchwachsen“ bezeichnete, aber zugleich frohlockte, dass man immerhin die Absolute der ÖVP gebrochen hat. Nur, die SPÖ hat dazu genau gar nichts beigetragen, sondern das Kunststück zusammengebracht, alle aufgelegten Elfer zu versieben und sogar selbst Stimmen zu verlieren. Der größte Feind der altehrwürdigen und geschichtsträchtigen SPÖ ist auch nicht der böse Zeitgeist, wie manche Genossen klagen, sondern aktuell die Partei selbst. Es grenzt etwa an politisches Harakiri, dass man im Jahr vor der Nationalratswahl nach wie vor die leidige Obfrau/ Obmann-Debatte nicht vom Tisch hat. Man kann noch so viele Ideen, Lösungsansätze und Konzepte aus dem Hut zaubern, sie werden wie bislang allesamt unter der mutierten Gretchenfrage „Genosse, wie hältst du‘s mit Pamela“ untergehen. Und daran sind nicht die bösen Me-
dien schuld, die zugegeben penetrant nachfragen, sondern die innerparteilichen Zündler, die das Thema schön am Lodern halten – wenngleich nicht ganz ersichtlich ist, zu wessen Vorteil. Jenem der eigenen Partei bestimmt nicht. Der zweite Kardinalfehler betraf die Rolle im Untersuchungsausschuss. Nicht nur, dass man sich als einfacher Bürger fragt, wie aus einem ursprünglichen FPÖ-IbizaAusschuss ein reiner „ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss“ werden konnte, so dass die FPÖ knapp vier Jahre nach dem Sündenfall im NÖ Wahlkampf kokett „saubere Politik“ auf ihre Wahlplakate pflastert, hat sich die SPÖ in ihrem Fetisch, der ÖVP am Zeug zu flicken, völlig verrannt. Keine Frage: Aufklärung ist wichtig – gerade in der Politik nicht nur die strafrechtliche, sondern auch die moralische – aber ein Gespür für Relationen und Stil sind es nicht minder. Wenn man etwa wenige Tage vor der Landtagswahl hektisch versucht, Munition gegen die Media Contacta und damit die ÖVP zu sammeln, dann ist die politische Energie schlichtweg fehlgeleitet. Denn die sollte zu diesem Zeitpunkt ausschließlich in die Lösung von Problemen, die für die Menschen wirklich wichtig sind, gesteckt werden. Mag ja sein, dass für manche das Verbeißen im vermeintlichen Gegner eine lustvolle Form von Selbstverwirklichung darstellt – nur, Politik ist kein Spielplatz zur privaten Ego-Befriedigung, sondern Gestaltungsraum der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Dies ins Stammbuch aller Vertreter der Zunft. Warum ich Ihnen das alles erzähle? „Ist doch mir egal, was mit der SPÖ los ist“, könnten Sie einwerfen. Nun, angesichts des Wiedererstarkens radikaler Populisten, Scharfmacher und Spalter in diesem Land scheinen mir die großen alten Volksparteien geforderter denn je, endlich wieder ihrem Selbstverständnis als konstruktive, staatstragende Kräfte – über parteipolitisches Hickhack hinweg – gerecht zu werden und dagegen zu halten. Also liebe Genossinnen und Genossen – hört die Signale und kommt endlich raus aus eurem Schmollwinkel!
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... in der Gastronom Michael Nährer gleich auf zweierlei Weise neue Wege beschreitet: So hat der begnadete Haubenkoch aus Rassing das Thema Weinbau für sich entdeckt und begonnen, nicht mehr bewirtschaftete Weingärten im Traisental zu sammeln. Die Trauben dieser, wie er es nennt, „vergessenen Gärten“ vinifiziert er mit Hilfe von Winzer Tom Dockner. Weil Nährer aber auch ein großes Herz hat, stiftet er den Inhalt eines Fasses des naturbelassenen Weines, immerhin rund 1.000 Flaschen, dem Lions Club St. Pölten. Aufgewertet wird der Tropfen mit dem klingenden Namen „#lionsgarden21“ noch zusätzlich durch die von Künstler Florian Nährer gestalteten Etiketten. Der Lions Club unterstützt mit dem Reinerlös das Gewaltschutzzentrum. Wer also genießen und zugleich helfen will, kann den edlen Tropfen unter office@lionsgarden.at bestellen!
in der mit Stefan Sodek ein Mann lebt, der bei der nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Planica viele Medaillen errungen hat. Okay, vielleicht ein bisschen übertrieben, der aber zumindest daran Anteil hatte. Denn der kreative orthopädische Schuhmacher aus St. Pölten stattete alle Top-Athleten und Athletinnen von Fischer mit einer Geheimwaffe aus – eigens angefertigten Schuh-Einlagen aus dem 3D-Drucker. „Das hat gut geklappt, die Damen und Herren waren sehr erfolgreich“, freut sich Sodek, der selbst für zwei Tage WM-Luft schnupperte und dabei erlebte, wie auf seinen Einlagen einmal Gold und einmal Silber erlaufen wurde. Für die perfekten Schuheinlagen werden zunächst exakte dreidimensionale Aufnahmen des Fußes im 3D-Vollfußscanner gemacht. Sodek druckt die Scans von Sportlern aus aller Welt im speziellen 3D-Drucker aus.
in der St. Pölten als „Pionierstadt“ im Rahmen der Mission „Klimaneutrale Stadt“ des Umweltministeriums mit rund zwei Millionen Euro für Strategien und Maßnahmen zur Energie- und Mobilitätswende gefördert wird. Nur ein Mosaikstein jüngster Bemühungen. Im Umweltkomitee sitzen mittlerweile etwa auch Vertreter von Fridays For Future oder Klimahauptstadt 2024. Mit Carina Wenda wurde in der Stadtplanung eine eigene koordinierende Kraft in städtischen Umweltbelangen installiert. Und Klimaschutz findet Niederschlag in Leitplänen wie dem Masterplan 25/50 oder der Klimarahmentrategie, wenngleich hier noch messbare Zielvorgaben und Deadlines samt Sanktionsregime nottun. Die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas scheiterte an einer externen Jury. Den Wandel zur „Klimahauptstadt“ haben wir selbst in der Hand!
AUSGEBREMST
Viele Jahre war sie verschwunden, nun ist die Inflation zurück und lässt Experten und Politiker nach dem richtigen Umgang mit diesem Kreislauf suchen: Steigen die Preise, reichen vielen Menschen ihre Einkommen nicht mehr. Steigen dann in Folge die Löhne, wird Arbeit für die Unternehmen teurer – und somit erhöhen diese abermals ihre Preise... Während der Staat bei den Stromkosten die durchschnittlichen Mehrkosten eines Haushalts übernimmt, konnten sich ÖVP und Grüne auf
Bundesebene nicht auf eine Mietpreisbremse einigen. Die Richtwertmieten werden ab April somit um knapp neun Prozent steigen, die Bremse hätte diese Erhöhung mit rund vier Prozent begrenzt.
SPÖ, FPÖ, Grünen und NEOS beschlossen Ende Februar im St. Pöltner Gemeinderat nun eine Resolution, die genauso eine Bremse fordert. Nur die ÖVP stimmte dagegen: Auch Vermieter seien Menschen, die unter der Inflation leiden und die ihre Kosten decken müssen.
JUST YOUR TWO CENTS
K eine 5.000 Euro pro Jahr nimmt St. Pölten mit 195 Hausbesitzern ein, deren Balkone auf öffentlichen Grund ragen. Für das Stadtbudget ist jener Teilaspekt der „Gebrauchsabgabe“ also de facto wurscht, verursacht aber wohl Verwaltungsaufwand und bei knapp 200 Bescheidadressaten jährlich Kopfschütteln. Im jüngsten Bericht stellte der Stadtrechnungshof diese Sachlage dar und empfahl die Abgabe aufzuheben. Im Kontrollausschuss folgte die SPÖMehrheit der Empfehlung jedoch nicht, die Abgabe bleibt somit. In der Gemeinderatssitzung blitzte die ÖVP
Fraktion mit einem Zusatzantrag auf Abschaffung ebenfalls ab. Zumindest kündigte die SPÖ an, über Gemeindeabgaben und Bagatellsteuern in Ruhe nachdenken zu wollen.
PIONIERGEIST?
Blättert man durch das „ServiceMagazin der Stadt“, scheint die Welt fast in Ordnung. Das offizielle Amtsblatt berichtet konkret über aktuelle Maßnahmen der Stadtverwaltung, die helfen sollen, die großen Probleme unserer Zeit anzugehen. Eine Privat-Universität im Einflussbereich der Stadt öffnet eine Ambulanz für psychische Probleme. Für die bevorstehende Kindergartenoffensive wird Personal gesucht. Das gesellschaftliche Leben ist nach der Corona-Ruhe wieder in bunter Vielfalt zurück. Und: Selbstbewusst erklärt man sich zur auserkorenen „Pionierstadt“ und will St. Pölten klimaneutral machen. Ehrliches Bemühen und hoffnungsvolle Versprechungen – das ist besser als Nichts und in Anbetracht der drastischen Ausgangslage ein wertvoller Beitrag. Um es mit Klimaklägerin Michaela Krömer zu sagen: „Alles macht einen Unterschied.“
Aber natürlich sollen wir uns nicht täuschen oder gar täuschen lassen. Das Leben ist komplex, auch in St. Pölten. Eine interessierte Öffentlichkeit denkt selber nach und hinterfragt kritisch. Kann man Klima-Musterschüler sein und gleichzeitig die S 34 bauen wollen? Braucht die Innenstadt ein neues, grünes Gesicht in Form einer völlig umgebauten Promenade, aber zugleich sind fünf Bäume am neu zubetonierten Domplatz wirklich alles, was geht?
Diese Fragen werden wir uns selber stellen müssen, die Mächtigen servieren sie uns nicht zum Frühstück.
Als aufgeklärte Bürger bestimmen wir den Diskurs, am Stammtisch ebenso wie in den sozialen Medien. Unser ganzer Grant auf Politik, Medien und das System insgesamt –ist letztlich unsere eigene Schuld.
QUO VADIS SPÖ?
Spricht man mit langgedienten Sozialdemokraten dieser Tage und fragt sie nach dem niederösterreichischen Wahldesaster ganz plump heraus „Was ist eigentlich los mit eurer Partei?“ so erntet man entweder ein unüberhörbares Seufzen, ratloses Achselzucken, widerwilliges Kopfschütteln oder eine kämpferische „Jetzt erst recht!“-Haltung. Wir baten drei Genossen um ihre Analyse, frei nach dem Motto „Quo Vadis SPÖ?“
GENOSSE EWALD
Federnden Schrittes betritt Ewald Sacher das NXP Bowlingcenter. Wenn jemand sagt, Politiker altern schneller, so ist Sacher die Antithese. Seine 73 Lenze merkt man dem Politpensionär nicht an. Er war fast alles – Stadtrat und Vizebürgermeister in Krems, Nationalrat, 2. Landtagspräsident in Niederösterreich. Heute ist er aus dem parteipolitischen Betrieb zwar draußen, sozialpolitisch mischt er als Präsident der Volkshilfe Österreich aber immer noch mit. „Ich habe unlängst mit Michael Häupl, jetzt unser Wiener Volkshilfe-Präsident, über Schwerpunkte unserer gemeinsamen sozialen Arbeit im Café Landtmann beraten – das war wie ein Déjà-vu“, lacht er, weil der Reihe nach Altsozi wie Rudolf Streicher, Sepp Rieder, Franz Vranitzky und schließlich noch Christian Kern samt Hund hereinmarschiert sind. Natürlich war auch im Gespräch mit Häupl der Zustand der Partei, „und wie es weitergeht“ Thema. Sacher ist dabei keinesfalls ein Nostalgiker von wegen „früher war alles besser“ (wenngleich dieser Befund auf die SPÖ bezogen absolut zutrifft), „aber man hat noch nicht die richtigen Antworten auf den Wandel der Gesellschaft gefunden, wie mir scheint.“ In seiner Jugend wäre noch in jeder Gasse ein eigener Subkassier unterwegs gewesen, der die Parteimarken einkassierte und so mit den Leuten direkt ins Gespräch kam. Auch große Betriebe als Hort sozialdemokratischer Agitation und Mitgliederwerbung seien Geschichte. „Es gibt noch immer gute Betriebsräte, die sich für ihre Leute engagieren, aber nicht mehr parteipolitisch.“ Selbst die SJ, einst dynamischer Stachel im Fleisch der Altgenossen, sei brav geworden, „früher haben sie parteiintern wenigstens noch Wirbel gemacht und etwa gegen Zwentendorf protestiert – aber nicht einmal mehr das. Uns ist tatsächlich die Breite, die Struktur abhanden gekommen.“ Das mag auch mit geringeren finanziellen Mitteln zusammenhängen sowie der für die SPÖ scheinbar noch immer
ungewohnten Rolle als Oppositionspartei, aber freilich nicht nur. „Im Wirtshaus sehe ich etwa die FPÖler am Stammtisch mit den Leuten diskutieren – wo sind da unsere Genossen?“
Dabei gäbe es aktuell genügend Fragen zu beantworten, welche die Menschen beschäftigen wie Inflation, Mietpreise, Energie „das sind ja alles Urthemen der SPÖ, aber wir bringen es einfach nicht rüber“, schüttelt Sacher den Kopf. „Und das betrifft praktisch alle Themen, wo wir eigentlich stark sind und
etwas zu sagen hätten: Bildungspolitik, Sozialpolitik, Kulturpolitik –wo sind da unsere offiziellen Statements, wo sind unsere Leute in den Fernsehdiskussionen, wo die Vorsitzende im ORF? Warum melden wir uns nicht offensiver zu Wort?“ Eine grundsätzliche Antwort gibt Sacher gleich selbst darauf: „Unser Auftritt, unser Marketing, unsere Kommunikation – egal ob bei der NÖ-Wahl oder ganz allgemein – sind sehr verbesserungswürdig!“ Hier müsse man raschest Änderungen herbeiführen, wenn man den Negativtrend
Der U-Ausschuss war schrecklich, weil was ist bei den Bürgern denn hängen geblieben? Die Politiker sind eh alle gleich und allesamt Lumpen.
EWALD SACHER
aufhalten möchte. Sacher würde sich diesbezüglich Profis vom Kaliber eines Josef Kalina wünschen, die die Partei beraten und beim Entstauben alter Strukturen mithelfen. „Man braucht sich ja nur anschauen, wie die FPÖ etwa im Internet auftritt. Da hat jeder Kandidat ein eigenes Profil, postet – wir schauen dahingehend alt aus. Ebenso wie unsere Wahlkämpfe, das ist alles mau.“
Dass die SPÖ mit ihrer ungelösten leidigen Obmann/Obfrau-Debatte – wie ich suggestiv unterstelle – auch selbst gehörig am eigenen Untergang arbeitet, verneint Sacher nicht, wobei er auch diesbezüglich ein grundsätzlicheres Problem in der Partei ortet: „Wir haben zwar gscheite Leute, aber es fehlt an Persönlichkeiten, die die Botschaften authentisch rüber bringen, so dass die Leute ihnen das auch abnehmen – und ich rede nicht nur von der Parteiführung, sondern das zieht sich durch alle Ebenen der Partei, auch in den nahen Institutionen.“ Mit Karikaturist Ironimus, Gustav Peichl, habe er sich einmal über Gemeinsamkeiten zwischen Kunst und Politik ausgetauscht „und der meinte, da wie dort brauchst du Menschen mit Ecken und Kanten, mit Eigenheiten, die sie unverwechselbar machen.“
Und einer klaren Botschaft und Themen, die für die Bürger relevant sind. Dass der Untersuchungsausschuss – wo sich die SPÖ medial stark positionierte, damit aber eigene andere Themen übertünchte – nicht unbedingt dazu zählt, sieht auch Sacher so: „Der war in Wahrheit schrecklich, weil was ist bei den Bürgern denn hängen geblieben? Die Politiker sind eh alle gleich und allesamt Lumpen.“
Man dürfe das Feld jedenfalls nicht den „Schreihälsen, den Populisten überlassen, wenn ich mir etwa die Aschermittwochsrede von Kickl anschaue, das ist purer Hass und Hetze.“ Deshalb müsse die SPÖ ihre Hausaufgaben machen, die Sacher zum Schluss nochmals zusammenfasst: „Glaubwürdige Persönlichkeiten. Bessere Kommunikation.
Und unsere Inhalte. Wir haben ja gute Ideen und gesellschaftspolitische Ansätze, aber wir verwandeln die Elfmeter nicht, wenn ich etwa nur an Teuerung, Miete & Co. denke.“ Gelinge das nicht, dann sähe es nicht nur für die SPÖ, sondern für ganz Österreich düster aus.
GENOSSE ROBERT
Schauplatzwechsel, Café Wellenstein, 11 Uhr. Als ich komme, sitzt Nationalrat Robert Laimer schon im hinteren Teil des Lokals an einem
Tisch, der nicht besser gewählt sein könnte. Über ihm prangt nämlich ein Bild, das eine schreiende Frau mit (rosa)roter Brille zeigt. Ich sehe darin natürlich sofort eine Allegorie der leidgeprüften SPÖ, der einfach nur zum Schreien zumute ist. Der 56-jährige Neo-Opa hat bislang eine facettenreiche SPÖ-Karriere hingelegt, war u. a. Bezirksparteisekretär in St. Pölten, ebendort Stadtrat sowie Landesgeschäftsführer der SPÖ Niederösterreich. Seit 2017 sitzt er für die Roten im Nationalrat, wo er u. a. als Wehrsprecher der Partei
fungiert.
Zu Beginn begeben wir uns auf Factfinding-Mission, was bei der NÖ-Wahl schiefgelaufen ist, wobei Laimers Grundbefund mit jenem Sachers ziemlich übereinstimmt „Wir machen Wahlkämpfe wie vor 20 Jahren – heute sind aber soziale Medien wichtig, von Podcasts bis hin zu ganz klaren Kandidatenprofilen, um so auch die Breite der Bewegung rüberzubringen.“ Dass von vielen vor allem Spitzenkandidat Franz Schnabl für die Niederlage verantwortlich gemacht wird, greift dem Nationalrat allein zu kurz, „weil der Spitzenkandidat natürlich die Verantwortung trägt, aber er verliert eine Wahl ja nicht allein!“ Der Wechsel an der Parteispitze war jedenfalls als Reaktion richtig, wobei sich Laimer vom neuen Obmann Sven Hergovich, den er in Anlehnung an „Wiki und die starken Männer“ den „roten Sven“ nennt, frischen Wind erhofft. „Er steht für einen neuen Politikstil und verkörpert idealerweise die Attribute offenmodern-sozial. Seine Vorleistungen als AMS-Chef in Niederösterreich sind groß, ja großartig“ Damit vermittle man ad personam auch das SPÖ-Kernanliegen schlechthin, soziale Gerechtigkeit. „Das ist DER gesellschaftliche Angelpunkt – welche Verwerfungen und destruktiven Kräfte eine diesbezügliche Schieflage bringen kann, haben die 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts leidvoll gelehrt.“ Gerade Themen wie Teuerung, Mieten, Energie, Digitalisierung seien heute relevant, darauf gelte es Antworten zu geben. Der Fokus der SPÖ sei im Wahlkampf auf Landesthemen gerichtet gewesen, „in Krisenzeiten schlagen allerdings Bundesagenden besonders emotional auf.“ So ging man mit wichtigen Anliegen wie etwa Kin-
derbetreuung in den Wahlkampf, während die FPÖ insbesondere mit ihrem Dauerbrenner „Ausländer“ an der SPÖ vorbeizog, „weil sie Emotionen bedient hat. Das haben wir nicht geschafft. Dabei habe ich bereits im Herbst gefordert, dass auch wir unsere Positionen zum Thema Sicherheit und Migration klar vermitteln müssen. Da hat es geheißen, mit dem Thema kann man nix gewinnen – man kann aber, was nicht begriffen wurde, damit vehement verlieren, wenn man es ignoriert!“
Auch der Untersuchungsausschuss habe der SPÖ wie der Politik insgesamt eher geschadet, „weil er demokratiepolitisch in der Außensicht aber auch nach innen problematisch ist. Da geht es doch sehr ans Eingemachte, sodass die Protagonisten teils völlig zerstritten und die Beziehungen zerrüttet sind. Das erleichtert nicht gerade die künftige Zusammenarbeit.“ Politik müsse aber stets den politischen Diskurs und nicht Bashing des Mitbewerbers in den Vordergrund rücken, „das bringt ÖVP und SPÖ nämlich gar nichts, sondern hilft nur der FPÖ.“
Sicher nicht weiter bringt die SPÖ auch die Dauerdebatte um den Parteivorsitz, wobei Laimer Pamela Rendi-Wagner als Mensch schätzt, „vor allem ihre offene, liberale Haltung. Sie holt sich etwa von den Ressortsprechern Expertise ein, hält sich am Laufenden, lässt aber auch anderen öffentliche Auftritte – das unterscheidet sie sehr von ihren Vorgängern.“ Vielleicht, mutmaßt man als naiver Beobachter, ist aber gerade das ihr Problem? Die Führungsdebatte und „diese Dolchstoßgeschichten sind jedenfalls völlig skurril und unverständlich, weil sie uns nur schaden – das kann ich ehrlich gesagt auch nicht akzeptieren“,
ärgert sich Laimer, räumt aber zugleich ein, „dass in dieser Frage bald eine Entscheidung gefällt werden muss.“ Nicht zuletzt, weil sie fast alles andere überstrahlt. „Ich rede ja oft mit Leuten, etwa am Markt, und da sagen mir viele, durchaus Sympathisanten der Partei: ‚Du Robert, ich wähl euch erst wieder, wenn ihr einmal selbst wisst, wofür ihr steht und was ihr wollt.‘“
Überhaupt müssten die Politiker wieder mehr bei den Leuten draußen sein. Diesbezüglich ortet er eine gewisse Schieflage in der SPÖ insofern, „weil unsere Politik aktuell zu sehr auf die Städte, insbesondere Wien fokussiert ist, während die Themen in den Ländern zu wenig Beachtung finden.“ Der Nationalrat plädiert deshalb für eine DoppelGeschäftsführung „wo eine Person für den urbanen Bereich, die andere für den ländlichen zuständig ist.“ Ebenso müssten die Strukturen der SPÖ „schlanker werden – wie wir es etwa in Niederösterreich mit den sieben Wahlkreisen aufgezogen haben. Und es braucht gute Leute an der Spitze, die sich die Arbeit aufteilen: einer für die Organisation, einer für die Kommunikation, einer für die Kommunen!“ Last but not least müsse man auch „die befreundeten Organisationen wieder stärker in die Bewegung einbinden, ihre Expertise einholen – das darf man nicht an irgendwelche Agenturen auslagern! Das ist ja absurd!“
Klingt nach einem Mammutprogramm, für das es vielleicht so etwas wie eines Befreiungsschlages bedürfte? „Ich empfehle eine Art Einigungsparteitag 2.0. Vielleicht sogar symbolträchtig in Hainfeld, wo dereinst Viktor Adler die Partei 1888 einte und damit die Sozialdemokratie begründete. Als Grundlage das Linzer Programm von 1926, quasi in Rückbesinnung auf unsere ureigenste DNA und Werte, aber natürlich mit Antworten auf die großen Fragestellungen unserer Zeit: soziale Gerechtigkeit, Klimawandel, Krieg, Demokratiegefährdung, Digitalisierung etc. Daseinsvorsorge etwa ist staatliche Verantwortung. Be-
Diese Dolchstoßgeschichten sind völlig skurril und unverständlich, weil sie uns nur schaden –das kann ich nicht akzeptieren.
ROBERT LAIMER
züglich des liberalisierten Gas- und Strommarktes gehört die Systemfrage klar angesprochen.“ Die SPÖ könne jedenfalls nur dann wieder eine breite Bewegung werden, wenn sie ihre Lösungsansätze „die es ja gibt und die gut sind, wenn ich etwa an Mietpreisdeckel, temporäre Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel etc. denke“ zu vermitteln weiß, so dass ihr die Leute wieder vertrauen und nicht auf Populisten hereinfallen. „Die FPÖ schürt den latenten Pessimismus und die Spaltung der Gesellschaft. Aber die Kunst ist, den Menschen auch in den schlimmsten Stunden eine Perspektive, Zuversicht, Zukunft zu vermitteln, sonst macht sich Weltuntergangsstimmung breit.“ Die SPÖ weiß, wovon sie redet.
GENOSSE MATTHIAS
Den Hias, wie ihn manche parteiintern nennen, reißt es um – wir erreichen den St. Pöltner Bürgermeister daher nur online und wickeln das Gespräch per Mail ab. Matthias Stadler hat dabei Einblick auf alle Ebenen der SPÖ. In St. Pölten ist er als Langzeit-Bürgermeister einer der letzten Mohikaner mit einer SPÖAbsoluten, er bekleidete in Niederösterreich schon die Funktion des SPÖ-Landesparteivorsitzenden und ist Mitglied im SPÖ-Bundesparteivorstand. Sein Wort hat Gewicht in der Partei. Bereits einen Tag nach der Wahlschlappe ließ er via NÖN ausrichten „Wenn man Wahlen verliert, muss man auch die Konsequenzen ziehen.“ Stunden später war Franz Schnabl als Vorsitzender Geschichte, an seiner statt übernahm Sven Hergovich die Geschicke der Landespartei. Dass man quasi das Wahl-Ungemach hätte voraussehen können, glaubt Stadler nicht. „Im Nachhinein ist man immer klüger. Mit so einem Ergebnis hätte aber niemand gerechnet.“ Mit Sven Hergovich setze man jetzt jedenfalls ein Signal Richtung Verjüngung und zeitgemäßer Weiterentwicklung.
Auch den Vorwurf, dass sich die SPÖ mit ihrer Dauerdebatte
rund um den Bundesparteivorsitz sowie ihrem Verrennen im ÖVPUntersuchungsausschuss vor allem selbst im Weg steht und quasi auf wichtigere Themen vergessen hat, weist Stadler zurück. „Dass auf Themen ‚vergessen‘ wurde, stelle ich in Abrede. Die SPÖ war zum Beispiel die erste Partei, die auf die steigenden Energiepreise – lange bevor sie wirklich explodiert sind – hingewiesen hat oder auch einen Stopp bei den Mietpreisen forderte. Alles Themen, die sich im Nachhinein als wichtig herausgestellt haben und auch von der Regierung aufgegriffen wurden.“ Vielmehr dreht er den Spieß um und wirft den Medien vor, dass sie zu eindimensional über die SPÖ berichteten.
„Es ist halt schwierig mit Themen unterzukommen, wenn es für die Medien attraktiver ist über Streit und personelle Diskussionen zu
berichten!“ Diese Munition liefert freilich die SPÖ laufend selbst – das Burgenland lässt grüßen – und es ist eine, die definitiv nach hinten losgeht. „Dass Streiten schadet, steht außer Frage. Und wenn in Parteien nach außen hin gestritten wird, verlieren die Menschen das Vertrauen. Das ist kein SPÖ-Phänomen. Ich selbst habe mich an solchen Diskussionen daher nie beteiligt“, zeigt Stadler wenig Interesse, sich am Rendi-Dosko-Irgendwer-Roulette zu beteiligen, sondern konstatiert trocken: „Beim letzten Bundesparteitag wurde Pamela Rendi-Wagner zur Obfrau gewählt. Wir sind eine demokratische Partei und jedem und jeder steht es frei als Obmann/ Obfrau zu kandidieren und sich den Gremien zur Wahl zu stellen. Solche Entscheidungen gehören nämlich in den Gremien getroffen und dann rasch umgesetzt.“
Dort sollte man sich freilich auch mit der unbequemen Frage auseinandersetzen, warum – wie es auch Stadler beschäftigt – „trotz der Themenlage, die SPÖ nicht mehr Vertrauen der Wählerinnen und Wähler gewinnen konnte?“ Der St. Pöltner Bürgermeister hätte einige Erklärungen bzw. Empfehlungen parat. „Es braucht eine klare Positionierung bei den Kernthemen der Sozialdemokratie. Man muss glaubhaft vermitteln, dass, wenn wir die Mehrheit haben, auch soziale Politik für die Menschen umgesetzt wird, wie man in St. Pölten, Wien, dem Burgenland und auch Kärnten sieht. Gerade das Burgenland zeigt aktuell, nicht nur mit der Umsetzung
des Mindestlohns, dass sozialdemokratische Politik von den Menschen auch honoriert wird.“ In St. Pölten sei dies nicht anders. „Die SPÖ steht für eine sachliche, ehrliche Politik zum Wohle der Menschen“
Freilich hat man bei den Landtagswahlen trotzdem auch in der Hauptstadt ein sattes Minus von fast 9% eingefahren und damit sogar noch mehr verloren als die ÖVP. Bereitet ihm dieser Verlust, zumal er auch im Vergleich zu anderen Städten in Niederösterreich überproportional ausgefallen ist, Sorgen? „Natürlich schauen wir uns die Ergebnisse genau an und analysieren. Aber wo man viel hat, kann man auch viel verlieren. Hätten alle in Niederösterreich das St. Pölten Ergebnis, wäre es sogar ein Plus geworden. Aber alle Wahlen sind unterschiedlich und schwer miteinander zu vergleichen“, gibt sich Stadler betont gelassen. Auch im Hinblick auf die bevorstehenden Nationalratswahlen sieht er für seine Partei daher nicht schwarz, sondern quasi rot. „Die SPÖ stellt den Anspruch zu regieren und mitzugestalten. Das war immer unsere Stärke, wie man an den Errungenschaften, die die Sozialdemokratie erkämpft hat, sieht, und die federführend dazu beigetragen haben, dass Österreich jetzt da steht, wo es steht.“
Von der großen Historie allein kann man sich freilich nichts kaufen, und Dank ist bekanntlich keine Tugend der Wähler, wie etwa die französischen Sozialisten leidvoll erfahren mussten. Die einst mächtige Präsidentenpartei, die 2012 noch bei knapp 30% der Stimmen lag, hat sich in jahrelangen internen Streitigkeiten völlig aufgerieben und ist, wie es „Le Monde“ formulierte, „ein Stern, der verglüht ist.“ Von 280 Mandataren 2012 sind zehn Jahre später nur mehr 26 in der Nationalversammlung übrig geblieben. Ein Schicksal, das auch der SPÖ – v. a. auf Bundesebene – blühen könnte, wenn sie nicht rasch die Kurve kratzt? Stadler antwortet mit einer Ansage: „Wir orientieren uns nach oben, nicht nach unten!“
KLEIN(GEISTIG)
Ich kann’s nicht mehr hören, dieses weinerliche Herumsudern, wenn sich etwas verändert, wenn etwas verschwindet, wenn etwas zu Ende geht. Der Kreisverkehr rund um den hässlichen Brunnen am Europaplatz ist zur zeitgemäßen Kreuzung geworden. Und es beschweren sich wirklich Menschen, dass das Wasser speiende schirche Etwas nicht mehr die Mitte ziert, obwohl sie jetzt schneller und problemloser von West nach Ost und von Nord nach Süd kommen. Oder: Das Mausloch, die enge Unterführung bei der Heinrich-Schneidmadlstraße, wurde zu einer modernen, der Breite heutiger Autos angepassten Durchfahrt umgebaut. Da gibt’s doch tatsächlich Leute, die dem engen, Rückspiegel abrasierenden, Schlupf nachtrauern. Es gibt aber auch die St. Pöltner, die sich Sorgen machen über die Geschäftsgebarung von Bauträgern, nämlich darüber, dass diese Wohnungen bauen: „Steht eh alles leer.“ Was unbewiesen ist. Eigentumswohnungen jedenfalls sind nicht viele auf dem städtischen Markt, und wenn Immobilienentwickler keine Chance sähen, ihre Wohnungen zu vermieten, würden sie kein Geld in Wohnprojekte stecken. Ja eh, wenn gebaut wird, dann wird Boden versiegelt. Aber erstens kann ökologisch vernünftig –auch in die Höhe – gebaut werden. Zweitens: Menschen wohnen nicht mehr in Höhlen, brauchen also ein Dach über dem Kopf. Drittens: Es spricht nichts dagegen, dass dieses Dach in St. Pölten ist – außer, wir wollen klein(geistig) bleiben, wie wir sind. Ja, und das Floriani-Prinzip vertreten die Suderanten natürlich auch – „woanders kann ja gebaut werden, nur nicht in meiner Nähe.“
Wir orientieren uns nach oben, nicht nach unten!
MATTHIAS STADLERKOLUMNE BEATE STEINER FOTO ADOBE STOCK
HOW TO GET AWAY WITH KLIMAWANDEL. Sind Kinderrechte mehr wert als das Papier auf dem sie gedruckt sind? Zwölf KlägerInnen fragen nach.
ALLES MACHT EINEN UNTERSCHIED
Gefährdet die Bundesregierung mit verfassungswidrigen Klimaschutzgesetzen die Zukunft junger Menschen?
Zwölf Kinder und Jugendliche wollen, dass der Verfassungsgerichtshof korrigiert, was die Politiker ihrer Meinung nach verbockt haben. Michaela Krömer erklärt uns ihre Klimaklage.
Eigentlich wollte Michaela Krömer gar keine Anwältin werden. In London studierte sie Wirtschaft, stellte aber bald fest, dass ihre Leidenschaft mehr das Argumentieren ist – und weniger die Zahlen. Also doch die Juristerei. Nach Studien in Wien und Harvard widmete sie sich den Themen Migration und Menschenrechte. Zum Klimaschutz war es da nicht mehr weit, denn was bedroht die fundamentalen Rechte jedes Einzelnen mehr als ein lebensfeindlicher Planet? Weltweit ringen Menschen um Antworten, wie auf den Klimawandel zu reagieren ist. Wissenschaftlich fundierte Ziele brauchen konkrete Maßnahmen, die von Staaten in Form von Gesetzen umgesetzt werden. Michaela Krömer ist überzeugt, die österreichischen Klimaschutzgesetze gehen nicht weit genug. Sie stehen deshalb sogar im Widerspruch zu den Rechten, die uns unsere Verfassung zusichert. Darum führt sie ihre mittlerweile vierte Klimaklage wieder an den österreichischen Verfassungsgerichtshof. Dort entscheiden die Höchstrichter über einen Individualantrag, den Krömer im Namen von zwölf Kindern und Jugendlichen im Alter von fünf bis sechzehn Jahren eingebracht hat. Wenn man so will, eine Generationenklage.
Wenn der Klimawandel in Zukunft die Jungen massiv trifft, liegt die heute bestimmende Generation schon unter der Erde. Es geht also um Verantwortung für unsere Zukunft. Was passt da besser als das Bild der mutigen Anwältin umringt von Kindern und Jugendlichen, die um ihre Zukunft bangen? In Partnerschaft mit Aktivisten von „Fridays For Future“ lieferte Krömer handwerklich perfekte PR zur Klage und erreichte schon mal ein Ziel: Aufmerksamkeit.
Doch auch inhaltlich meint es die gebürtige St. Pöltnerin ernst. Rund ein halbes Jahr habe sie an der Klage gearbeitet, lange überlegt, was der richtige, nächste Schritt in ihrem Kampf um Klimagerechtigkeit sei. Ihre Lösung: Ein Zugang über die Kinder und ihre Rechte. Denn der Verfassungsgerichtshof macht keine Gesetze, dafür ist die Politik zuständig, als demokratisch legitimierte Gesetzgebung. Das Höchstgericht kann Gesetze jedoch teilweise oder ganz aufheben. Aber nur, wenn jemand diese Aufhebung zulässigerweise beantragt. Gerade diese Zulässigkeit ist das Problem, die Hürden sind hoch, sinngemäß soll nicht jeder daherkommen können und unliebsame Gesetze zu Fall bringen. Haben Klimaklagen also überhaupt eine Chance auf Erfolg?
TEAM KLIMAKLAGE
Michaela Krömer lebt mit ihrer 2021 geborenen Tochter in Wien. Sie stammt aus einer St. Pöltner Juristenfamilie und erhielt im Jahr 2021 den Menschenrechtspreis der Österreichischen Liga für Menschenrechte als Auszeichnung für ihr Engagement im Bereich Klimaschutz und Menschenrechte. Sie studierte in London und Wien sowie an der weltweit renommiertesten rechtswissenschaftlichen Fakultät, der Harvard Law School in den USA. www.climatelaw.at
Der sechzehnjährige Barsam wohnt in St. Pölten. Der HTL-Schüler hatte bis dato eigentlich keine Erfahrung mit Aktivismus, kannte Michaela Krömer aber persönlich und entschloss sich darum, bei ihrer Klimaklage mitzumachen. „Ich war überrascht, wie viele Gleichaltrige mich schon kurz nach dem Einbringen darauf angesprochen haben. Über Instagram ist das Thema in der jungen Zielgruppe sehr präsent“, erzählt er. Einerseits hofft er auf ein rasches Aktivwerden der Politik, andererseits appelliert er an jeden Einzelnen mit dem eigenen Verhalten Teil der Lösung zu werden: „Ehrliche Aufklärungsarbeit ist dafür so wichtig, auch bei jungen Menschen, damit wirklich jeder mitzieht. Wir haben nicht mehr Zeit, um weiter einfach abzuwarten.“ Ob er umstrittene Aktionen wie das Festkleben auf Verkehrsflächen gut findet? „Strategisch gäbe es wohl klügere Wege – ohne dass man viele Leute in der Gesellschaft gegen sich aufbringt. Aber man muss sehen, dass diese Menschen offenbar verzweifelt sind. Ich wünsche mir, dass diese Art von Aktivismus nicht nötig ist, weil Umweltund Klimaschutz den Stellenwert in der Gesellschaft haben, den sie brauchen.“
Matilda wohnt wenige Autominuten von St. Pölten entfernt. Vor der Landtagswahl im Jänner 2023 verbrachte sie viel Zeit im Protestcamp von „Fridays For Future“ im Regierungsviertel. „Es geht mir einfach nicht ein, wieso die Politik nicht mehr gegen die Klimakrise unternimmt“, erzählt die vierzehnjährige Mittelschülerin. Ihr Aktivismus wird von ihrer Familie kräftig unterstützt, ihre Freunde haben aber oft andere Themen im Kopf, stellt sie fest: „Darum braucht es auch in den Schulen mehr Aufmerksamkeit für das Thema! Mit Workshops könnte man Expertise von Fachleuten einbringen und so das Bewusstsein stärken“, ist sie überzeugt. Die Klimaklage ist für sie eine Möglichkeit, um die Aufmerksamkeit der Mächtigen zu erreichen, denn „von der Politik kommt einfach nicht genug.“
In anderen Ländern haben Klagen dazu geführt, dass Gesetze nachgebessert werden mussten. Mehrere Verfahren sind anhängig, verschiedene Stoßrichtungen werden ausprobiert. Dabei ist aber klar, dass Gerichte nicht die Aufgabe der Politik übernehmen können. „Es ist wie beim Yoga. Da dehne ich mich und versuche meine Zehenspitzen zu erreichen. Der Standpunkt bleibt gleich, das ist das Gesetz. Da komm ich nicht drumherum. Aber wie die Gerichte das Gesetz auslegen, das entwickelt sich mit der Zeit weiter, da schafft man mit dem richtigen Stretching eine Entwicklung“, gibt sich Krömer zuversichtlich. Geht ihr Antrag durch, steht Österreich mit einem „besseren“ Klimaschutzgesetz da oder die Politik muss es in diesem Sinne korrigieren. Doch was ist, wenn der Antrag abgewiesen wird? Dann wird die Begründung geprüft und ein neuer Ansatz gesucht, kündigt Krömer an. Zu groß ist der Wunsch, Teil der Lösung zu sein: „Einzelpersonen können das Kollektiv verändern. Jede und jeder kann selbst aktiv werden, nicht nur mit finanzieller Unterstützung oder verändertem Konsumverhalten, sondern auch mit einem Demobesuch. Ist es zu viel verlangt, an einem Freitagnachmittag auf eine große Klimademo zu gehen? Die Menschen unterschätzen, wie massiv Veränderungen in der Politik davon bestimmt werden, was auf der Straße passiert.“
Doch welchen Sinn haben all die Anstrengungen im kleinen Österreich, wenn anderswo zu wenig passiert? „Diese Ausrede ist unglaublich kindisch. Wenn wir als Kinder unser Zimmer nicht aufräumen wollten, waren auch immer die Zimmer der Geschwister die willkommene Ausrede. Dabei haben wir meistens falsch eingeschätzt, wie die Zimmer der anderen wirklich aussehen. Genauso sollten wir Klimaaktivisten etwa in Asien nicht unterschätzen. Alles macht einen Unterschied – die eigene Anstrengung ist Inspiration für andere und die Folgewirkung können wir gar nicht abschätzen.“
Die Menschen unterschätzen, wie massiv Veränderungen in der Politik davon bestimmt werden, was auf der Straße passiert.
MICHAELA KRÖMER, RECHTSANWÄLTIN
kerngesund*
*[haleandhearty]
WAS UNS IN ST. PÖLTEN SO FIT MACHT?
DasswirGesundheitbreitersehen:Sportstättenund SporteventsfürdieKondition.KulturundMiteinanderfür den Geist. Und nicht zuletzt: über moderne Abwassertechnik HygienebisinjedenWinkelderStadt.
DER FLÜGELSCHLAG SCHMETTERLINGS
Wenn man nach einem authentischen Gesicht der St. Pöltner Klimaschutzszene fragt, landet man unweigerlich bei Dieter Schmidradler. Der studierte Techniker hat als Gründer, Initiator und Mastermind von Plattformen wie Verkehrswende.at oder „Klimahauptstadt St. Pölten 2024“ eine breite Umwelt-Bewegung angestoßen, die sich auf vielerlei Weise in den Klimaschutz-Diskurs der Stadt einbringt. Das Ziel ist St. Pölten als „Europas Modellstadt für eine menschen-, umwelt- und klimagerechte Welt“.
Wir treffen den Doktor der technischen Wissenschaften an einem klirrend kalten Montagvormittag im wohlig warmen Cinema Paradiso. Dort sitzt Schmidradler im wahrsten Sinne des Wortes in der Auslage, als ich das Lokal betrete. Ein passendes Bild, ist Transparenz doch eines seiner Grundanliegen an Politik und Verwaltung, ebenso selbstdefinierter Grundpfeiler der Plattformarbeit. Beim vermeintlichen journalistischen Warm-up, dem Kennenlernen, sind wir sogleich in medias res gegangen. Als ich nämlich wissen möchte, wie er zum Klimaaktivisten geworden ist, kommt die überraschende Antwort: „Gar nicht.“ Mit dem Begriff hat der Wissenschaftler so seine Pro-
DES
bleme: „Wenn ein Lobbyist aus der Wirtschaft zu Wort kommt, ist er ein ‚Experte‘. Wenn aber Menschen wie wir, die sich für die Umwelt einsetzen, die Stimme erheben, dann ist von ‚Aktivisten‘ die Rede.“ Und zwar, wie Schmidradler überzeugt ist, mit einer gewissen Schlagseite, die unterschwellig Chaotentum suggeriert und so das Engagement banalisieren soll. „In Wahrheit sind wir aber nicht minder Expertinnen und Experten – dazu braucht man sich nur anzuschauen, wer bei uns aller mit an Bord ist: Das ist ein breiter gesellschaftlicher Bogen, von Jungen wie Alten, von Juristinnen über Architekten bis hin zur Bäuerin. Das ist ja unsere Stärke, dass wir eine breite Basis mit enorm viel Knowhow haben und daher in der Materie sehr substanziell argumentieren können.“ Neuhochdeutsch würde man von Schwarmintelligenz sprechen. Nicht immer zur Freude von Behörden und Politik, die dann bisweilen in Argumentationsnotstand geraten und – wie es Schmidradler empfindet – mit klassischen Abwehrreflexen reagieren. „Es war etwa witzig zu beobachten, als wir zuletzt einen offenen Brief gegen das geplante Sicherheitszentrum am Eisberg übergeben haben, dass sofort versucht wurde, das abzuschwächen von wegen: ‚Naja, da geht’s ja nur um ein paar Anrainerinteressen‘ – womit eine Voreingenommenheit unterstellt wird. Nur bei Klimahauptstadt2024 geht es immer um das große Ganze und nicht irgendwelche Partikularinteressen, in dem Fall also etwa um den Umstand, dass dort Entscheidungen für einen ganzen Stadtteil St. Pöltens getroffen werden, die dann für die Zukunft irreversibel sind.“ Auch dass man quasi immer Stellung beziehen soll im Hinblick auf die „Klimakleber“ der letzten Generation, „mit denen ich mich in der Sache verbunden fühle, auch
(l.),
wenn meine Methoden andere sind“, ist für Schmidradler ein symptomatischer Versuch, das Klimaengagement „in ein Querulanten-Eck zu drängen. Aber in Wahrheit sind nicht wir die Querulanten, sondern jene, die sich vor der Tatsache verschließen, dass, wenn wir jetzt nicht etwas unternehmen, die Welt den Bach hinuntergeht.“
Ins freie Tun kommen Dieses „Unternehmen“ im Sinne einer verantwortungsvollen ressourcen- und umweltschonenden Lebensweise entwickelt sich im Falle Schmidradlers sukzessive heraus. Bis zu seinem fünften Lebensjahr wächst er in Waitzendorf auf, danach zieht die Familie nach Ybbs „wo ich in Kemmelbach miterlebt habe, dass die dörfliche Struktur durch das blindwütige Zubetonieren völlig zerstört wurde und alles Grün verschwunden ist – genau das wollen wir in St. Pölten verhindern!“ Nach der Schule studiert Schmidradler an der TU Wien, wo er anschließend als Universitäts-Assistent tätig ist und in dieser Zeit unter anderem ein Verfahren zur Optimierung von Dieselmotoren entwickelt. „Das war insofern spannend, als schon Jahre vor Auffliegen des Dieselskandals eine Messtechnik zur Verfügung stand, mit der man statt zu tricksen die Probleme sorgfältig lösen hätte können.“ Anschließend heuert Schmidradler bei Kapsch an, verlässt das Unternehmen aber nach sechs Jahren „weil es meinem Grundver-
ständnis entspricht, dass ein freier Geist auch frei bleiben soll, und ich deshalb außerhalb der festgefahrenen Strukturen arbeiten wollte.“ Freilich muss er rasch feststellen, dass einem selbständigen Wissenschaftler mitunter Gegenwind entgegen bläst bzw. es mit der Freiheit der Wissenschaft nicht immer so weit her ist, „weil etwa durch die Etablierung der Drittmittelfinanzierung in den 90er-Jahren heute eine potenzielle Abhängigkeit systemimmanent ist.“ Gerade derartige Prozess- und Systemfragen beginnen den Wissenschaftler zusehends zu beschäftigen, wobei er das Gefühl nicht los wird, dass eingelernte Muster und Prozesse zusehends ins Verderben führen, weil sie zu eindimensional und starr gedacht werden anstelle ganzheitlich und dynamisch im Hinblick auf ihre langfristigen Folgen auf Umwelt und Gesellschaft. 2012 nimmt er eine bewusste Auszeit zum Nachdenken, „in der ich praktisch den ganzen Tag Ö1 gehört und selbst eine Küche gebaut habe“, schmunzelt er. Eine große Inspiration ist in
SCHMIDRADLERNicht wir sind die Querulanten, sondern jene, die sich vor der Tatsache verschließen, dass, wenn wir jetzt nicht etwas unternehmen, die Welt den Bach hinuntergeht. DIETER
dieser Zeit die Gedankenwelt der Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, die Schmidradler auf seiner Homepage „Metamorphosis 2050“ wie folgt zitiert: „Wir leben in einer Zeit des Umbruches, in der sehr klar ist, dass unser derzeitiges Denken und Wirtschaften ihre Grenzen erreicht haben, und ein grundlegendes Umdenken platzgreifen muss. Welche Denkansätze und Wege in der Zukunft erfolgreich sein werden, ist derzeit nicht abschätzbar. Deshalb sind viele Ansätze und viele Versuche von Menschen nötig, die bereit sind, als Pioniere vorauszugehen.“ So ein Pionier möchte auch Schmidradler selbst werden, quasi vom Reden und Theoretisieren ins konkrete Tun kommen, und so beginnt er „eine Art Selbstversuch“, der schließlich zur bewussten Lebensführung wird. Er zieht 2013 vom großen Wien ins dörfliche Waitzendorf seiner Kindheit zurück und beginnt dort den
großelterlichen Bauernhof zu revitalisieren, autonomes Bewirtschaften inklusive. Sein Auto verkauft er und fährt stattdessen seitdem mit dem Klapprad durch St. Pölten. Schmidradler tut dies aber nicht als weltabgewandter Eremit, „sondern ich habe begeisterungsfähige Leute gefunden, die mich weiter ermutigt haben.“ Seine Nachbarn etwa halfen dem Heimkehrer, den (inzwischen wieder verwildernden) Garten zu bestellen. Menschen wie Maria Zögernitz wiederum, vielen als Gruppenleiterin der St. Pöltner Radlobby bekannt, gibt ihm Tipps zur Medienarbeit. Neue Bekanntschaften werden geknüpft, Menschen tauschen sich aus, Netzwerke bilden sich – wie etwa die von ihm ins Leben gerufene Initiative „Metamorphosis 2050“. Sein darin vorangestelltes Motto, demnach der kleinste Flügelschlag eines Schmetterlings Ausgangspunkt großer Veränderung sein kann, wird in
gewisser Weise zur self-fulfilling prophecy, denn rund um Schmidradler entsteht in den kommenden Jahren eine immer größer werdende Umweltbewegung, „in der es auf jeden einzelnen ankommt und zugleich auf alle zusammen. Denn jeder hat zwei Schultern, so dass sich die Lasten weiter verteilen und wir gemeinsam noch mehr stemmen können!“
Klimahauptstadt 2024
Mit Maria Zögernitz gründet er 2019 den Verein „Verkehrswende. at“, der seit Februar als Umweltorganisation anerkannt ist und damit etwa Parteienstellung bei UVPs genießt. Der Aktionsradius ist dabei bundesweit – in Niederösterreich etwa tritt der Verein in der Region St. Pölten gegen die Realisierung der S 34 ein, unterstützt „Vernunft statt Ost-Umfahrung“ in Wiener Neustadt oder setzt sich für die Reaktivierung der Donauuferbahn ein. Zugleich beschäftigt man sich mit allgemeinen Mobilitätsthemen und versucht die Mobilitätswende der Bevölkerung zu erklären – aktuell etwa den Nutzen von Temporeduktion im Straßenverkehr.
Dem nicht genug – auch hier ist Schmidradler als Mitbegründer und Projektkoordinator treibende Kraft – schließen sich 2019 im Fahr-
Es kommt auf jeden einzelnen an und zugleich auf alle zusammen. Denn jeder hat zwei Schultern, so dass sich die Lasten weiter verteilen und wir gemeinsam noch mehr stemmen können!
DIETER SCHMIDRADLER
wasser der Bewerbung St. Pöltens zur Europäischen Kulturhauptstadt 14 Vereine und Organisationen zum Netzwerk „Klimahauptstadt 2024“ zusammen. Damit entsteht – bei Autonomie der einzelnen Mitglieder –so etwas wie eine Dachmarke über die diversen Umweltinitiativen der Region. Deren Agenda liest sich auf der Homepage wie folgt: „Gesunde Böden, sauberes Wasser und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft mit regionaler Lebensmittelversorgung sind essenzielle Überlebensgrundlagen für kommende Generationen. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, St. Pölten zu einem international angesehenen Hotspot für Nachhaltigkeit, Klima- und Artenschutz zu entwickeln.“
Mittlerweile ist der lose Zusammenschluss auf 19 Organisationen und Vereine angewachsen „wobei auch Einzelpersonen mitmachen können.“ In regelmäßigen Abständen finden Koordinationstreffen statt „in deren Zuge wir uns austauschen, aktuelle Themen besprechen, wo man vielleicht aktiv werden muss, oder wo wir auch über die Aufnahme neuer Gruppen und Personen basisdemokratisch entscheiden. Für uns ist diesbezüglich wichtig, dass jede Initiative frei und unabhängig bleibt, wir zugleich aber unser Haus insgesamt sauber halten und es zu keinen Interessenskonflikten kommt.“ Zudem bemüht man sich, nicht etwa Allgemeinplätze zu bedienen und Überschrif-
ten zu produzieren, „sondern unsere Forderungen mit klaren Fakten zu unterfüttern. Wir arbeiten nicht mit Unterstellungen, sondern belegen alles transparent mit Quellen“, so Schmidradler, der die Initiative zugleich in gewisser Weise auch als eine Art Hüterin der Bürgerrechte begreift. „Wir leben in Österreich in einem starken Rechtsstaat, einer Demokratie. Aber man muss immer wachsam bleiben – wir erleben im Zuge von Verfahren immer wieder, dass versucht wird, die Rechtsgrundlagen zu verbiegen, manchmal so sehr, dass sie zu zerbrechen drohen – da wird es dann demokratiepolitisch gefährlich.“ Er spielt mir ein Video des Verkehrsexperten Hermann Knoflacher vor, in dem dieser im Hinblick auf die S 34 befindet, dass das System aus Politik, Verwaltung, Gutachtern & Co. so gestrickt ist, dass es zumindest, wenn man ihn richtig interpretiert, korruptionsanfällig ist – die Gutachten also, könnte man sagen, jedenfalls mit Vorsicht zu genießen sind und ihrerseits hinterfragt werden müssen.
Die Klimahauptstadt tut dies mit allen ihr zur Verfügung stehenden legalen Mitteln der mitwirkenden Menschen und Organisationen. Man stellt offizielle Anfragen bei Behörden und Politikern, tätigt Einsprüche im Zuge von Verfahren, schaltet Volks- und Bürgeranwälte ein, ruft Petitionen ins Leben, veranstaltet Aktionstage, führt Diskussionsabende durch oder geht demonstrieren „wobei ich sogar die Übergabe unseres offenen Briefes gegen das Sicherheitszentrum im Regierungsviertel angemeldet habe“, so Schmidradler. Und lässt man sich zu einer „Klebeaktion“ hinreißen, so tut man dies mit einem konstruktiven Augenzwinkern „Wir haben Patschen gepickt!“ Die Methoden der unterschiedlichen Vereine und Initiativen des Netzwerkes seien jeden-
KLIMAHAUPTSTADT2024
MITGLIEDER
• Alpenverein St. Pölten
• Bauwende 3100
• Exit Green
• Extinction Rebellion NÖ
• Fridays For Future St. Pölten
• Gemeinwohl Ökonomie
• Grünstattgrau
• Klimavolksbegehren
• Landrettung.at
• Lebenswertes Traisental
• Metamorphosis 2050
• Naturfreunde St. Pölten
• Nein zur Spange Wörth
• NÖ Berg- und Naturwacht
• Radlobby St. Pölten
• Stopp S34
• Umwelt Lebenswert Obergrafendorf
• Verkehrswende.at
• ZUUM
www.klimahauptstadt2024.at
falls vielfältig und absolut legitim, „solange keine anderen Personen gefährdet werden. Wichtig ist, dass wir unvorhersehbar bleiben und uns nicht auseinanderdividieren lassen!“ Den öffentlichen Protest sieht er dabei nicht als erste Option, sondern eher als letztes Mittel „wenn man merkt, dass man überhaupt nicht ernst genommen wird“, wie er es etwa empfunden hat, als man dem Gemeinderat eine Petition mit 10.370 (!) Unterschriften gegen die S 34 übergeben hat „aber im Grunde genommen von der Stadtregierung ignoriert wurde.“ Prinzipiell gehe es darum, miteinander zu reden, „weil man so oft Vorurteile abbauen kann. Erst wenn gar nichts passiert und versucht wird, den Widerstand zu ignorieren, muss man öffentlich die Buschtrommel schlagen.“
DIETER SCHMIDRADLER
Wir arbeiten nicht mit Unterstellungen, sondern belegen alles transparent mit Quellen.
FASCHINGSFASTEN
Heute ist Faschingsdienstag, das Maximum an peinlich erzwungenen Fröhlichkeiten. Sie schenkelklopfen sich zwischen viel Zahnfleisch und Niederösterreich, „Wo Ferien noch Ferien sind“, herzhafter Werbespruch mit Herz und herzlichem „Herzliches Willkommen!“, tief im Herzen. Landestheater, Landesmuseum, Landhaus, Landeinfärbung, Land der Berge, Land am Strome, Land der Länder, Landreich bist du reich und Ostmark, mir graust.
St. Pölten ist aber Stadt und Humor in der Stadt statt Stattersdorf plus Cabrio mit Navi zur SCS. Humor ist das Gegenteil von Spaß. Die Fernsehsendung „Verstehen Sie Spaß“ ist Strudengau, Wachau, au! Wenn Sie das lesen, ist schon Aschermittwoch, Ascherdonnerstag, Ascherfranz geht mir das auf die Nerven. Diese betuliche Ergriffenheit, Enthaltsamkeit, sprich: Fischessen um 250,– Euro für zwei Personen oder das Doppelte für ebenfalls zwei Personen. Also Textfressen beim Hnzn-Snzn mit Bindestrich und Brechreiz. Sie lieben es. „Idee vom Hummer im Dialog mit Heidelbeer-SüßkartoffelKroketten an Kresse in süd-üü-toskanischem Hollywood-Dressing“. mei liawa. Ich esse lieber Essen mit lachenden, interessanten Menschen und Pommfritt. Coca Cola und Backhendl, viel und groß. Oder Schweinsbraten mit Knödel und Saft, Oma und Dralonschürze. Und lass ich mich vom taubstummen, blinden, querschnittgelähmten Analphabetentum der Großbürgerl- Buberl und Mäderl nicht unterkriegen, weil ich bin im Blut ein „Gsindl“. Wer will, geht mit.
Politische Kraft
Dass man diese in Zukunft angesichts zunehmenden Wachstums direkt im Gemeinderat schlägt, also etwa als eigene Liste bei Wahlen antritt, kann sich Schmidradler nicht vorstellen. „Unser Anliegen ist ja nicht Sache einer einzelnen Partei, sondern es geht um gesamtgesellschaftliche Belange. Warum sollten wir in Konkurrenz zu etablierten Parteien treten – wir wollen die Politiker, egal welcher Couleur, ja vielmehr für unsere Themen, für die Zukunft unserer Kinder gewinnen – das muss ja allen am Herzen liegen.“
Man sieht sich auch keinesfalls als reine Protestbewegung, sondern vielmehr als konstruktive Kraft, die ihr Know How zum Wohl der Zukunft St. Pöltens einbringen möchte. Dies passiert etwa im Rahmen des Umweltschutzkomitees der Stadt „wo wir quasi in beratender Funktion mit an Bord sind.“ Freilich nicht als Feigenblatt, sondern als substanzieller Akteur und mit der Forderung, „dass Inputs ernst genommen werden und man etwaigen Missständen auch aufrichtig nachgeht.“
In diesem Kontext möchte Klimahauptstadt 2024 der Verwaltung insofern den Rücken stärken, „dass die Politik ihre Expertinnen und Experten auch ernst nimmt und auf sie hört.“ Schmidradler wünscht sich zudem neben mehr Transparenz auch eine gewisse Fehlerkultur der Regierenden. „Ich verstehe halt nicht, dass Politiker, wenn man nach Prüfung der Fakten bei bestimmten Projekten vielleicht zu einem anderen Ergebnis kommt, nicht ehrlich sagen: ‚Okay Leute, so wie wir uns das vorgestellt haben, funktioniert es nicht! Wir machen es anders oder blasen es ganz ab.‘ Da wäre niemand böse, im Gegenteil! Aber so wird oft versucht, im stillen Kämmerlein
Fakten zu schaffen, möglichst wenig preiszugeben und Projekte um jeden Preis durchzupeitschen, auch wenn sie schädlich sind – so dass man bei der Recherche den Eindruck gewinnt: Egal welchen Deckel wir aufheben, es stinkt mächtig heraus.“
Politiker würden diesbezüglich, wie Schmidradler überzeugt ist, oft Opfer ihrer eigenen Bubble und einer gewissen verzerrten Wahrnehmung werden. „Ein Mandatar meinte etwa unlängst in Sachen Sicherheitszentrum am Eisberg ‚Das ist ja eh eine gute Sache dort oben, aber die Kommunikation war halt schlecht!‘ Nur die Wahrheit ist: Oft ist eben die Sache an sich schlecht, da brauche ich dann als Bürger keine ‚bessere‘ Kommunikation, die das schön redet. Sondern wir Bürger brauchen Politiker, die das Gemeinwohl aller Bürger als oberste Priorität ihres Handelns in den Vordergrund rücken und nicht – wie leider häufig der Fall – etwa nur die Interessen der Wirtschaft oder einen falsch verstandenen Wachstumsbegriff.“
Es gebe jedenfalls noch viel zu tun in und für die Stadt: „Uns wird nicht fad“, lacht Schmidradler. Was er – wenn er die berühmten drei Wünsche frei hätte – konkret umgesetzt sehen möchte? Da winkt er ab: „Das will ich gar nicht so beantworten, weil es meinem Grundzugang widerspricht. Prinzipiell ist unser Ziel einfach, dass St. Pölten für die Zukunft lebenswert bleibt und wir die besonderen Eigenschaften, die wir heute noch haben, nicht verspielen: Eine Stadt der Dörfer, wo die Lebensmittel noch direkt aus der Region kommen, wo wir Wasser aus unseren gesunden Böden pumpen – kurzum eine Stadt mit resilienten Strukturen, die wir nicht zubetonieren dürfen!“
Wir Bürger brauchen Politiker, die das Gemeinwohl aller Bürger als oberste Priorität ihres Handelns in den Vordergrund rücken!
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Manche Projekte brauchen einfach viel Platz. Aber welche Bodenversiegelung ist wirklich nötig?
Während der REWE-Konzern in St. Georgen ein Zentrallager plant, geht es bei Supermärkten neuerdings nicht nur um die Schnäppchen im Markt, sondern auch um nachhaltige Bauweise.
Im Sommer 2022 verkündete das St. Pöltner Rathaus, der REWEKonzern setze ein „deutliches Zeichen für den Wirtschaftsstandort St. Pölten.“ Der Einzelhandelskonzern mit den Marken Billa, Penny, Bipa, Adeg und anderen plane im Gewerbegebiet von St. Georgen auf 200.000 Quadratmetern die Neuerrichtung eines zentralen Frischelagers. Den Großteil der Fläche verkaufe die Stadt, den Rest private Grundeigentümer nach Vermittlung der städtischen Wirtschaftsservicestelle Ecopoint. Es dauerte nicht lange, bis eine Diskussion darüber entstand, ob derartige Großprojekte nötig sind. Stichworte: Flächenverbrauch, Bodenversiegelung. Die
Stadtregierung würde eigene Flächen „aus reiner Profitgier und Größenwahn an einen Riesenkonzern verscherbeln“, zitierte die NÖN den St. Pöltner Grünen-Mandatar Fabian Schindelegger. Diese konterte mit der Absicherung von Arbeitsplätzen und einer Stärkung des Wirtschaftsstandortes. Zudem seien die Gründe für genau solche Zwecke als Gewerbegebiet vorgesehen.
Während Kritiker mit Nachhaltigkeit und Ökologie argumentierten, taten es ihnen die Verteidiger der Ansiedelung gleich: Das neue Zentrallager würde einen größeren Raum zentral bedienen und bessere Voraussetzungen für regionale Erzeugnisse und Frischeprodukte
schaffen, heißt es. Wieso das so ist, konnte uns der REWE-Konzern jedoch nicht erklären. Auch zur Frage, welche Standorte in Folge der Zusammenlegung aufgelassen werden und welche Nachnutzung für diese Flächen angedacht ist, gab es keine Antwort: „Unser geplanter Logistikstandort befindet sich noch in einem sehr frühen Stadium – es finden derzeit zahlreiche Gespräche statt, um offene Punkte zu klären und den weiteren Projektverlauf festzulegen. Wir bitten um Verständnis, dass wir laufende Konsultationen nicht öffentlich kommentieren.“
Wie so oft schwingt bei der Kritik an Großprojekten das alte FlorianiPrinzip mit. Keiner will neben dem Feuerwehrhaus wohnen, aber wenn es brennt, kann die Löschmannschaft nicht schnell genug an Ort und Stelle sein. Ob es der Umwelt hilft, wenn das Zentrallager nicht in Gemeindegebiet von St. Pölten errichtet wird, sondern hinter der Stadtgrenze? Wo sonst wohl, soll man ein riesiges Logistikzentrum bauen, als in ein explizites Gewerbegebiet? Und es wäre nicht St. Pölten, würde nicht auch die Gretchenfrage
der städtischen Verkehrspolitik mitschwingen: Wie hältst du es mit der S 34? Ist die Anbindung an eine Schnellstraße nötig und wenn ja, wie wirkt sich die Unsicherheit des Straßenbauprojektes auf die Pläne des Händlers aus?
Wie relevant Nachhaltigkeit für Handelskonzerne abseits von Werbeprospekten ist, zeigte sich im Dezember ein paar Kilometer östlich von St. Pölten. In Eichgraben wurde ein neuer Billa-Markt eröffnet. Kritiker stießen sich daran, dass die Parkplätze auf einer Asphaltschicht errichtet wurden, es würden versprochene Bäume und innovative Flächen fehlen, bei denen Regenwasser versickern kann. REWE betont hingegen, dass alle Projektauflagen eingehalten wurden: „Verbauung in den Hang und Ausstattung mit einem Gründach sowie Pflanzung von Bäumen in der Pflanzhöhe von rund vier Metern, welche jahreszeitbedingt natürlich erst im Laufe der kommenden Wochen und Monate richtig anwachsen und Blätter ausbilden werden.“ Österreichweit werde das Filialnetz heuer um 460 Millionen Euro modernisiert, besonders wichtig dabei: „Ökologisch errichtete Märkte, bei denen unterschiedlichste Maßnahmen zum Einsatz kommen, die ineinandergreifen. Energieeffiziente Technik, Photovoltaik-Anlagen, Begrünungen, der Einsatz ökologischer Bauweisen und LED-Technik sowie die Beauftra-
gung von Firmen in unmittelbarer Nähe.“ Bei versickerungsoffenen Parkplätzen sei man erst in einer Entwicklungsphase.
Weiter scheint man diesbezüglich beim Mitbewerber SPAR, der in seiner St. Pöltner Zentrale ein halbes Jahr lang mit drei unterschiedlichen Testparkplätzen experimentiert hatte. Laut einer Presseaussendung des Landes Niederösterreich setzte sich dabei die „Sickergitter-Vari-
REWE ÖSTERREICH
ante“ durch. Sie geht nun in Serie, denn Land NÖ und Spar hätten eine „Offensive gegen Bodenversiegelung“ gestartet. Mit dabei sind Photovoltaikanlagen am Dach der Supermärkte und Sickergitter statt Asphaltfläche am Boden. Auch ein anderer Anfang scheint gemacht, der kurz vor der Landtagswahl geborene „blau-gelbe Bodenbonus“. Dabei sollen vorrangig Gemeinden Projekte gefördert bekommen, die zur Entsiegelung der Oberflächen beitragen. In der kurzen Zeit sind dreißig konkrete Förderanfragen eingegangen, welche auf Förderfähigkeit geprüft werden und im Frühjahr wohl genehmigt werden. Bund und Land stellen dafür jährlich zwei Millionen Euro zur Verfügung.
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BANKBERATUNG GOES DIGITAL
Die Sparkasse Niederösterreich
Mitte West bietet als eines der ersten Bankinstitute Österreichs seine gewohnt gute Betreuungsqualität nun auch remote an.
Beratungsgespräche können damit ab sofort ortsunabhängig und bequem aus dem Home-Office, vom Arbeitsplatz aus oder von unterwegs durchgeführt werden. Das eigens dafür neu eingerichtete Beratungszentrum ist telefonisch, per Video, per E-Mail oder per Nachrichten via George, dem Internetbanking-Angebot der Erste Group, erreichbar. Die Sparkasse hat dafür einiges investiert. Einerseits in moderne Technik, die hochqualitative Beratungen über Videotelefonie möglich macht, andererseits in spezielle Schulungsprogramme für die künftigen Remote-Betreuer. „Die erste Zeit war sehr intensiv. Wir haben mehrere Monate in die Ausbildung der Mitarbeiter investiert, einfach
weil Beratung über Video etwas ganz anderes ist als in der Filiale“, so Matthias Vojta, Leiter des Beratungszentrums.
Dabei ist die Remote-Betreuung nicht als Konkurrenz zum Filialnetz zu sehen, sondern vielmehr als Alternative für Menschen, die
gerne digitale Lösungen in Anspruch nehmen. „Ein Trend, der sich seit der Pandemie verstärkt hat.“ Umgekehrt ist die Remote-Betreuung aber auch nicht als Ergänzung zum jetzigen Service gedacht, sondern als völlig neue Art der Online-Beratung. Nicht nur das Gespräch selbst, sondern auch Produktabschlüsse oder Vertragsdokumente können online über George abgewickelt werden. Damit entfällt der Gang in die Filiale. Für Kunden, die kein Onlinebanking nutzen, steht zudem das Betreuerteam des Beratungszentrums auch telefonisch zur Verfügung. Technische Voraussetzungen für das digitale Angebot braucht es auf Kundenseite – abgesehen von einer Internetverbindung – keine. Beratungstermine können direkt über George vereinbart werden. Außerdem bekommen Kunden im neuen Beratungszentrum, wie aus der Filiale gewohnt, ihren persönlichen Ansprechpartner zur Seite gestellt. „Bisher haben wir sehr positive Rückmeldungen bekommen, vor allem was die einfache Bedienung angeht!“, freut sich Vojta.
SCHRÖDINGERS SCHNELLSTRASSE
Die Geschichte der S 34 ist lang und verschlungen. Die jüngsten Wendungen im Schnellstraßenkrimi stehen gleichsam für den Zustand der österreichischen Politik.
Nobelpreisträger Erwin Schrödinger war ein österreichischer Physiker und gilt als einer der Gründer der Quantenmechanik. 1935 entwarf er mit „Schrödingers Katze“ ein bekanntes Gedankenexperiment (siehe Infobox).
Vereinfacht geht es dabei um Folgendes: Eine Katze wird für eine Stunde in eine Metallkiste gesperrt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie nach dieser Stunde noch lebt, liegt bei 50 Prozent. Fest steht das erst, wenn die Kiste geöffnet wird – bis dahin gilt sie als gleichzeitig tot und lebendig. Hätte Schrödinger den Bau der S 34 miterlebt, wären ihm wohl einige Parallelen zwischen seiner erdachten Katze und dem Schnellstraßenprojekt aufgefallen. MFG hat sich auf Spurensuche be-
SCHRÖDINGERS KATZE
„Schrödingers Katze“ ist ein Gedankenexperiment des österreichischen Physikers Erwin Schrödinger. Dabei befinden sich eine Katze, eine kleine Menge radioaktiver Substanz und eine Flasche giftiger Substanz in einer geschlossenen Metallkiste. Die Menge der radioaktiven Substanz ist so gewählt, dass innerhalb einer Stunde mit der gleichen Wahrscheinlichkeit eines der Atome zerfällt oder nichts passiert. Zerfällt das Atom, wird die giftige Substanz freigesetzt und die Katze stirbt, zerfällt es nicht, überlebt die Katze. Ob die Katze tot oder lebendig ist, kann erst festgestellt werden, wenn die Box geöffnet wird. Bis dahin ist sie gemäß Gedankenexperiment gleichzeitig lebendig und tot.
geben, um zu ergründen, ob das Straßenprojekt nun lebendig oder bereits tot ist.
Ein kurzer Rückblick
Am Beginn dieser Geschichte steht ein kurzer Rückblick auf die jüngste Episode in der S 34-Saga. 2021 verkündete das Bundesministerium für Klimaschutz (BMK), das Baupro-
Wir haben Alternativen geprüft, die Notwendigkeit der S 34 ist aber weiterhin gegeben.
LEOPOLD LECHNER, ASFINAG
gramm der Asfinag auf Vereinbarkeit mit klimapolitischen Zielen zu prüfen.
Am 30. November lässt der zuständige niederösterreichische Landesrat Ludwig Schleritzko per Aussendung, die von mehreren Medien zitiert wird, wissen, dass es eine Einigung mit dem Ministerium gebe und eine „Redimensionierung“ der S 34 geplant sei. Man begrüße die Entscheidung, so Schleritzko damals weiter und schließlich: „Ministerin Leonore Gewessler gibt mit ihrer Entscheidung ein klares Bekenntnis zur Notwendigkeit einer Entlastungsstraße für die Landeshauptstadt St. Pölten ab.“ Alles wartete auf die offizielle Präsentation der neuen Pläne, die das BMK für den Tag darauf am 1. Dezember ankündigte – bloß, sie kam nicht. „Die S 34 wird nicht in der geplanten Form umgesetzt – gemeinsam mit dem Land Niederösterreich sollen bessere Alternativen erarbeitet werden, die die Bevölkerung vom Stau entlasten und wertvolle landwirtschaftliche Flächen erhalten“, war damals im Anschluss an die Pressekonferenz zu lesen.
Was ist zwischen dem 30. November und dem 1. Dezember mit den Plänen einer Redimensionierung der Schnellstraße passiert?
Wahrscheinlichste Antwort: Es gab sie nie.
Politische Eiszeit
Darauf lassen die Aussagen der Beteiligten heute, mehr als ein Jahr später, schließen. Aus dem Ministerium heißt es in einer schriftlichen
Anfragebeantwortung: „Der Rechnungshof hatte bereits vor Jahren darauf hingewiesen, dass die S 34 nicht als Autobahn, sondern als niederrangige Straße hätte konzipiert werden müssen. Sie hat ausschließlich regionale Wirkungen. Auch aus diesem Grund ist die Evaluierung
des ASFINAG-Bauprogramms zum Schluss gekommen, das Projekt in der bestehenden Form nicht weiter zu verfolgen. Denn die S 34 hat den Klimacheck, so wie sie geplant wurde, nicht bestanden.“ Und weiter: „Wir haben anschließend das Land Niederösterreich mehrfach eingeladen, gemeinsam mit uns an besseren Verkehrskonzepten und Alternativen zu arbeiten.“
Das Land habe die Einladungen bisher aber nicht angenommen, heißt es aus dem Ministerium abschließend. Das Büro von Mobilitäts-Landesrat Schleritzko äußert sich zur Causa äußerst knapp: „Zur S 34, Entlastungsstraße für St. Pölten, geht das Bundesland Niederösterreich davon aus, dass diese Verbindung umgesetzt wird, das ist auch im geltenden Bundesstraßengesetz so festgelegt. Alternativen zur S 34 sind uns keine bekannt.“ Trotz erfolgter Einladung sei vom Klimaministerium kein Kontakt mit dem NÖ Straßendienst aufgenommen worden, heißt es weiter. Von den angeblichen Plänen zur Redimensionierung spricht niemand (mehr).
Quo vadis S 34?
Vom Bau bzw. Nicht-Bau der Schnellstraße ist die Stadt St. Pölten besonders betroffen. Auch dort pocht man auf die Umsetzung der S 34. Im Bundesstraßengesetz sei das Projekt seit 2010 verankert, die Erklärung das Projekt zu stoppen politisch motiviert. Auch Schadenersatzforderungen stellte die Stadt im Mai 2021 in Aussicht. Weiter verfolgt wurden die allerdings bisher nicht. „Wir denken, dass im Sinne der Bevölkerung hier gemeinsam eine Lösung gefunden werden kann und auch muss“, heißt es heute aus dem Rathaus. Diskussionen darüber, wie diese Lösung aussehen könnte, dürften allerdings derzeit nicht geführt werden. „Die entsprechenden Erkenntnisse und Einschätzungen wurden der Ministerin mitgeteilt, leider bis dato ohne spürbares Ergebnis für die St. PöltnerInnen und trotz mehrmaliger Korrespondenz ohne positive Antwort“, so Vizebür-
germeister Harald Ludwig
Ungeachtet der politischen Debatten arbeitet Asfinag-Projektleiter Leopold Lechner weiter am Schnellstraßenprojekt. Das letzte Gerichtsurteil im Zusammenhang mit der S 34 stammt vom 27. Dezember 2022. Darin hat der Verfassungsgerichtshof die Anfechtung des UVPBescheids 2019 abgelehnt.
Anhänglich ist jetzt noch eine außerordentliche Revision beim Verwaltungsgerichtshof – für die Gegner der S 34 ist das nun das letzte rechtliche Mittel gegen das Projekt. Mit der Spange Wörth wird ein weiteres Element des Straßenprojekts derzeit beim Bundesverwaltungsgericht verhandelt, bis hier eine Erkenntnis vorliegt, wird es wohl bis Jahresende dauern. Alternative Pläne kommentiert Lechner so: „Wir haben Alternativen geprüft, die Notwendigkeit der S 34 ist aber weiterhin gegeben.“ Fest steht, dass ein alternatives Projekt – in welcher Form auch immer – alle Genehmigungsschritte von vorne durchlaufen müsste. Eine Fertigstellung der Schnellstraße, deren Planungen seit den 1970er-Jahren(!) laufen, würde damit in die Ferne rücken.
Im ASFINAG-Bauprogramm ist die S 34 übrigens nach wie vor enthalten, die Bauraten sind allerdings auf 0 gestellt und müssten im Fall der Umsetzung neu dotiert werden.
Die Kiste, in der die S 34 schlummert, ist weiterhin fest verschlossen. Ob sie am Leben, tot oder „redimensioniert“ ist, bleibt für den Moment ungewiss.
Der Rechnungshof hatte bereits vor Jahren darauf hingewiesen, dass die S 34 nicht als Autobahn, sondern als niederrangige Straße hätte konzipiert werden müssen.
MINISTERBÜRO LEONORE GEWESSLER
Alternativen zur S 34 sind uns keine bekannt.
BAUPROJEKTE IM UMBAU
Viele angekündigte Bauprojekte in der Stadt bleiben seit Jahren Luftschlösser. Andere werden umgehend realisiert. Ein Überblick.
Der Alumnatsgarten wird ab 2024 ein öffentlich zugänglicher „Stadtgarten“ sein –derzeit unterstützen erste Bauarbeiten die archäologischen Grabungen. Der neue Promenadenring wird zwar erst in rund fünf Jahren fertig, die Arbeiten am ersten Abschnitt haben aber schon begonnen. St. Pölten baut um und aus, seit vielen Jahren. Oder soll umgebaut werden. Ein Blick auf einige der zahlreichen Projekte, die St. Pölten verändern, ver-
größern, modernisieren sollen: Wie geht’s weiter mit dem geplanten urbanen Stadtquartier, mit der Glanzstadt, mit dem Wohnquartier auf den WWE-Gründen? Was entsteht auf der Dauerbaustelle Neugebäudeplatz – und wann?
Urbanes Stadtquartier beim Rathausplatz
Das Immobilienunternehmen SIGNA hat 2020 Pläne für das 9.000 Quadratmeter große Leiner-Areal
in der Innenstadt vorgelegt, mit Geschäftslokalen, 180 Wohnungen, Konferenzzentrum und Hotel und das einreichfähige Projekt an die SÜBA AG verkauft. Der Bauträger evaluiert derzeit die bisherige Planung für das urbane Stadtquartier mit vielfältiger Nutzung. Der Flächenwidmungsplan ist aktuell. „Eine Baubewilligung soll zeitnah erwirkt werden“, hofft SÜBA-Sprecherin Linda Michalech auf rasche Aktivität der Behörde.
Büro- und Wohnhaus statt Hofer-Filiale
Noch vor der Jahrtausendwende sind die letzten Mieter unter den Löwa-Türmen ausgezogen. Seither stehen rund 10.000 Quadratmeter Handelsfläche am Neugebäudeplatz leer. Seit 2017 wird saniert. „Aktuell müssen das Innenleben und die Garage noch fertiggestellt werden“, sagt Eigentümer Michael Miksch, der verspricht, dass bis Ende des Jahres Mieter und Kunden die Geschäfte beleben. Mit der ursprünglich geplanten Hofer-Filiale neben den Türmen wird es jedenfalls nichts. Das Areal, auf dem das als „Eierspeisburg“ bekannte Arbeiterwohnhaus stand, hat den Eigentümer gewechselt. Die WETgruppe plant hier ein Wohn- und Bürogebäude. Das Projekt mit rund 12.000 Quadratmetern Wohn- Nutzfläche und sieben Stockwerken ist bereits baueingereicht und genehmigt, wird allerdings noch evaluiert. Baustart soll Ende 2024/Anfang 2025 sein. „Die WETgruppe hat dieses Grundstück mit dem Ziel erworben, ein funktionales Büro- und Wohngebäude zu errichten, um den steigenden Bedarf an Büro- und Wohnflächen im Raum St. Pölten abzudecken“, informiert WET-Sprecherin Julia Leitner-Christ.
Neuer Stadtteil im Norden Bereits 2024 soll mit dem Bau von 500 Wohnungen auf den WWEGründen, einem 5,5 Hektar großen ehemaligen Glanzstoffareal an der Traisen, begonnen werden. Die Entwürfe von fünf Architektenbüros wurden ausgewählt, um diesen neuen Teil der Landeshauptstadt zu gestalten. Geplant sind dort auch ein Kindergarten und Restaurants.
Realisiert wird der Stadtteil zwischen Innenstadt und Viehofner
Seen von ARE Austrian Real Estate (ARE) und der SIGNA Development Selection. Die Auslober sind begeistert von der Lage ihres Projekts: „Hier stoßen industrielle Relikte der ehemaligen Glanzstofffabrik und historische Prägungen auf verwilderte Landschaften am Wasser. Vor allem der Auwald entlang der Traisen, dessen weitgehende Erhaltung Priorität genießt, wird für höchste Freiraumqualität der zukünftigen Bewohner sorgen.“ Für die gibt es schon einen Ansprechpartner vor Ort und im Rathaus: Dietmar Zeiss beantwortet als Ombudsmann unter
0664/88543620 anstehende Fragen, wie: Wann starten die Arbeiten, wann und wo kann man sich für Wohnungen anmelden, wie groß sind diese, Kauf oder Miete.
Dauerbrenner in Warte-Position
Die Verantwortlichen bei NV-Immobilien sind anderer Ansicht über die Stadtentwicklung als die Auslober auf den WWE-Gründen und die WET am Neugebäudeplatz. Und so muss die Realisierung der seit 2015 geplanten 60 Wohnungen zwischen Wiener Straße und Fuhrmannsgasse warten: „Wegen der starken Bautätigkeit in St. Pölten in den letzten Monaten und Jahren haben wir uns entschlossen, dieses Projekt zu verschieben“, erklärt NV-Sprecherin Gabriela Schneider. Auch die „zuletzt enorm gestiegenen Baupreise“ spielen dabei eine Rolle. „Es ist uns sehr wichtig, leistbaren Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu agieren. Das ist unter den der-
Die WETgruppe hat dieses Grundstück mit dem Ziel erworben, ein funktionales Büro- und Wohngebäude zu errichten, um den steigenden Bedarf an Büro- und Wohnflächen im Raum St. Pölten abzudecken.
zeitigen Bedingungen kaum möglich“, so Schneider. Ebenfalls vom NV-Baustopp betroffen sind die Gebäude Wiener Straße 6-8, die umgebaut werden sollten.
Ähnlich argumentiert auch Eva Czirny, Geschäftsführerin der Domus Liegenschaftsverwaltung, die das Glanzstoff-Areal zur Glanzstadt entwickelt: „Unsere Baupläne liegen wegen der Kostensteigerung auf Eis.“ Und weitere Ideen sind erst in einigen Wochen spruchreif.
Sicher ist, dass die GlanzstoffGebäude mehr und mehr als EventLocation gebucht werden. Nicht nur die Konerei, auch das Kesselhaus und die Turbinenhalle. Und der schöne Gastgarten des geschlossenen Lokals „Villa“ wird wieder genutzt – hier ziehen Food-Trucks ein.
Zu den Dauerbrennern, die auf Wiederbelebung warten, gehört die Remise in der Herzogenburger Straße. Eigentümer Michael Miksch: „Verschiedene Nutzungsvarian-
ten werden im Detail geprüft. Eine Sanierung wird nach Festlegung der neuen Nutzung gestartet.“
Wohnungen auf dem Markt und in Planung
Gibt es jetzt zu viele oder zu wenige Wohnungen in St. Pölten? Stehen wirklich soviele leer, wie Alleswisser im Netz und per Mundfunk behaupten? Wie viele Wohnungen sind in Planung, wie viele in Umsetzung?
„‚In Planung‘ ist natürlich ein sehr dehnbarer Begriff ist, weil hier auch Projekte eingerechnet werden, die – wenn überhaupt so – erst in vielen Jahren konkret werden“, sagt Rathaussprecher Thomas Kainz. Zum jetzigen Zeitpunkt kann jedenfalls grob mit folgenden Zahlen gerechnet werden: In Planung sind knapp 4.000 Wohneinheiten, davon alleine 1.000 bei der Glanzstoff – die ja derzeit nicht aktuell sind – und 500 bei den WWEGründen. In Umsetzung und vor der Fertigstellung sind 2.800 Wohneinheiten, darunter große Projekte wie Mühlbach Ost von der Alpenland Wohnungsgenossenschaft oder der Steingötterhof beim ehemaligen Metro mit knapp 390.
Zum Leerstand gibt es keine Zahlen, weil dieser ja nirgends verzeichnet werden muss, erklärt Thomas Kainz und verweist auf die Gemeinderatsresolution, in der die Landesregierung aufgefordert wird, eine Leerstandsabgabe für Wohnungen nach dem Vorbild anderer Bundesländer einzuführen.
Wie viele Eigentumswohnungen in St. Pölten gerade zu haben sind, darüber geben die Immobilien-Plattformen Auskunft. Zwischen 91 und 200 sind da zu finden – mit dabei das oben angeführte Alpenland-Projekt, das gerade fertiggestellt wird und auch der Steingötterhof, in den erst nächstes Jahr die Käufer einziehen können – das Angebot ist also überschaubar.
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DER TALENTIERTE
MR. RENZ
Es gibt ja die „Einidraher“ (wenn Sie das Wort sofort verstehen, gratuliere!), Blender und Dampfplauderer, die gern erzählen, was für unglaubliche Superchecker sie nicht sind und wie viel sie nicht schon auf die Beine gestellt haben. Bei näherem Betrachten entpuppt sich das „Viel“ dann zumeist v. a. als VIEL heiße Luft. Und dann gibt es Menschen wie Lukas Renz. Die tatsächlich so viel gleichzeitig leisten – noch dazu mit Erfolg –dass man sich fragt: Wie zum Teufel macht er das? Nun – wir fragten nach und trafen den Tausendsassa im Café EMMI.
Leicht verspätet, am Handy hängend, trickst der junge Unternehmer im Kaffeehaus ein und gibt noch schnell letzte Anweisungen, bevor er sich mit einem „Tschuldige die Verspätung“ zu mir setzt. Renz bestellt ein Bärnstein, what else, handelt es sich doch um seine eigene gemeinsam mit Martin Paul gegründete Getränkemarke. St. Pöltens erfolgreichster, jedenfalls aber bekanntester Jungunternehmer zählt dabei nicht zur Kategorie „Businessfuzzi“ im Slimfit-Anzug, sondern wirkt im legeren Pullover eher wie der Kumpel von nebenan: sympathisch, offen, kommunikativ. Die Erfolgsgeschichte von Bärnstein hat er schon gefühlte 1.000x – auch bei uns im MFG – erzählt, daher im Schnelldurchlauf: Als Freund Martin – damals Wirt im Vagötz‘God in St. Georgen – auf der Suche nach einem trendigen antialkoholischen Getränk ist, am besten was Regionales, bringt Renz – frisch aus Bahrain retour – die bei uns nicht bekannte grüne Kaffeebohne als Grundingredienz ins Spiel. Die beiden beginnen im Schankraum herumzuexperimentieren und heben 2015 schließlich Bärnstein, „Österreichs kraftgebenden Moment für Genießer aus Grünem Kaffee“, aus der Taufe. Man könnte es auch als
die nachhaltigere und gesündere Variante von sonst synthetischen Energydrinks nennen, womit die Jungunternehmer jedenfalls voll den Zeitgeist treffen. In Folge räumen sie so gut wie alle Start-up-Preise ab. Der GEWINN listet sie unter die Top 100 Jungunternehmer Österreichs, Bärnstein wird unter die „Top 3 Marken Österreichs“ gewählt und der Falstaff vergibt 93 von 100 möglichen Punkten für das neue Trendgetränk. Der Markteinstieg glückt also famos. Die wohl noch größere Leistung besteht aber darin, dass sich Bärnstein auch heute, knapp acht Jahre später noch immer „in einem der heiß umkämpftesten Märkte behauptet“ und bei Lebensmittelhändlern wie SPAR ebenso gelistet ist wie in zahlreichen Lokalen Österreichs ausgeschenkt wird. Für Renz ist Bärnstein zu Beginn jedenfalls auch die erste Station, „wo ich mir sozusagen unternehmerisch die Hörner abstoßen, mich ausprobieren konnte.“
Unternehmervirus
Wenn man den 27-Jährigen fragt, wo er sich das Unternehmervirus überhaupt eingefangen hat, verweist er auf sein Elternhaus.
Papa Leopold war unter anderem jahrelang Gemeinde- und Stadtrat in Wilhelmsburg und hat als Initiator und Herz des Vereins „Schloss Kreisbach“ selbiges vor dem Verfall gerettet – eine Lebensaufgabe für die ganze Familie. „Meine Eltern kommen ja beide ursprünglich aus landwirtschaftlichen Betrieben, und Schloss Kreisbach wurde zu so etwas wie unserem ‚Unternehmen‘, wir haben dort ja auch die Gastrokonzession. Es wurde im Grunde genommen immer gearbeitet und die Eltern haben uns schon früh vermittelt, dass von nichts auch nichts kommt, dass man also anpacken muss, wenn man etwas erreichen will.“ So hilft der Junior ständig im Betrieb mit, räumt Tische ab, steht hinter der Schank, wäscht Geschirr oder packt bei den diversen Reno-
Die Eltern haben uns schon früh vermittelt, dass von nichts nichts kommt, dass man also anpacken muss, wenn man etwas erreichen will.
LUKAS RENZ
GUT LACHEN. Lukas Renz ist St. Pöltens bekanntester Jungunternehmer. Zuletzt wurde er vom Forbes Magazin unter die „Top 30 unter 30“ gereiht.
vierungsarbeiten an.
Schulisch absolviert er klassisch die Volksschule, danach geht er in St. Pölten in die Tourismusschule, die ihm sozusagen auch das Tor zur Welt öffnet. Im Zuge diverser Praktika sammelt er erste Erfahrungen außerhalb heimatlicher Gefilde. „Ich hab im Casino in Baden gearbeitet, in München, in Italien und schließlich gut vier Monate in Bahrain/Arabien.“ Vor allem dieser Aufenthalt ist eine in jeder Hinsicht prägende Erfahrung, weil Renz dort nicht nur auf eine komplett andere Kultur trifft, sondern sich auch mit der ständigen Möglichkeit von Terroranschlägen konfrontiert sieht, was ihm ein Gefühl von Endlichkeit bewusst macht. „Irgendwie hab ich begriffen, dass es wichtig ist, seine Ziele und Ideen zu verwirklichen, weil das Leben einfach zu kurz ist, um halbe Sachen zu machen –man weiß nie, wann es vorbei ist.“ Schließlich ist Bahrain auch jener Ort, wo er, wie bereits erwähnt, grünen Kaffee kennenlernt – womit wir zu Bärnstein zurückkehren.
Bärnstein & more
Im kongenialen Duo mit Martin
Paul „mir macht es Riesenspaß Strategien zu entwickeln, während Martin mehr vom Operativen herkommt“ brauen die Jungspunde ja nicht einfach nur irgendeine Brause, sondern entwickeln Bärnstein sukzessive zur starken Marke weiter. Als Vehikel dazu dient die gemeinsam gegründete Agentur „Promonaut“, in der sie ihr profundes WerbeKnow-how, insbesondere im Gastro- und Lebensmittelbereich, mit konkreten Vorort-Umsetzungsmöglichkeiten wie Verkostungen, Samplings, Roadhows & Co. verschmelzen. Der Auftritt ist dabei so durchschlagend und auffällig, dass alsbald andere Unternehmen und Institutionen in Abwandlung zur berühmten Szene aus „Harry & Sally“ zum Schluss kommen: „Das will ich auch!“ Selbst vermeintliche Mitkonkurrenten wie Egger Getränke beauftragen die Promonauten „so dass wir im Zuge der Egger-Genusstour im Egger-Truck durch die Lande gezogen sind und Bierverkostungen durchgeführt haben.“
Die damals gesponnenen Bande mit dem Getränkeriesen sollten sich noch weiter vertiefen. Renz, mittlerweile in Sachen Produktund Markenentwicklung, Markenauftritt, Vertrieb & Co. absoluter Profi, gründete 2020 gemeinsam mit Michael Hameseder „der mehr von der Optimierung von Wertschöpfungsketten, Controlling und Energieeffizienz Ecke kommt “ die Consulting-Agentur HaRe. Diese bietet eine empirische Unternehmensberatungspalette an, wobei man die Sachen aber sehr prozessorientiert angeht. Vielfalt ist dabei Trumpf. HaRe unterstützt zum Beispiel Klein- und Mittelbetriebe beim Vertrieb und Marketing, hat für die AMA die Doku-Serie „AB HOF“ für young farmer mitbegleitet, betreut Künstler, die sich am internationalen Markt positionieren möchten, setzt Workshops für Wirtschaftskammer, Landwirtschaftskammer oder private Unternehmen um, ist beauftragt mit der Entwicklung von neuen Vertriebskanälen für eine nationale Handelskette oder
erarbeitet für den SKN eine neue Markenstrategie „mit einer klaren, regionalen Linie, so dass man weiß, wofür der Verein steht.“
Last but not least vertieft man auch die Zusammenarbeit mit Egger Getränke und hat mittlerweile das komplette strategische und operative Marketing sowie den gesamten Eventbereich des Getränkeherstellers übernommen. „Unter anderem möchten wir Egger Getränke direkt in St. Pölten noch stärker verankern, weil es ist unser Bier im wahrsten Sinne des Wortes, und darauf können wir stolz sein!“ Wie Renz als klassischem Netzwerker überhaupt die Idee gefällt, dass zwei St. Pöltner Unternehmen an einem Strang ziehen. Das hat aber nichts mit engstirnigem Lokalpatriotismus zu tun, sondern entspringt seiner Überzeugung, dass man eine Art Heimat von Gleichgesinnten schaffen muss „die einander ergänzen, schätzen und gemeinsam Freude an der Arbeit haben, was für jeden einzelnen auch persönlich erfüllend ist.“ Diese „Heimat“ hat dabei keine Grenzen, sondern kann die gesamte Welt umspannen, womit wir zum nächsten „Renz-Baby“ kommen: HydroSolid. Wobei das Baby eher das Potential zum Riesen hat.
It’s Wasserstoff, stupid!
Bei diesem Start-up ist sein Mitstreiter Bruder Michael, der aus einer ganz anderen Ecke kommt: „Er arbeitet seit 17 Jahren im Energiesektor – insbesondere im Bereich Erneuerbare wie Photovoltaik, Wasserkraft, Windkraft und Biogas.“
Auf seinen Reisen nach Afrika, Vietnam, Südamerika, in den Mittleren Osten und diverse Entwicklungsländer ist er immer wieder mit einem
Das Leben ist einfach zu kurz, um halbe Sachen zu machen – man weiß nie, wann es vorbei ist.
LUKAS RENZTAUSENDSASSA. Bärnstein, HydroSolid, Promonaut, HaRe-Agentur – Renz gründet Firmen im Dauerfeuermodus.
grundlegenden Problem konfrontiert: Wie versorge ich abgelegene Regionen mit Energie, „die nicht, wie in unseren Breiten, an ausgebaute Energienetze angeschlossen sind.“ Wie kommt die Energie überhaupt dorthin, und wie kann ich sie nachhaltig und kostengünstig speichern. Genau in diesem ZukunftsSegment möchten die Brüder unternehmerisch aktiv werden, wobei das Energieträgermedium von Beginn an klar ist: Wasserstoff. „Im Zuge unserer Marktanalyse stellten wir fest, dass es zwar schon gute Elektrolyseure gibt, ebenso jede Menge Forschung hinsichtlich Brennstoffzellen, dass die eigentliche Schwachstelle im System aber die Frage der Speicherung ist. Denn ohne kostengünstige Speicher bringt mir alles andere gar nichts.“ So vergrößern
sie das Team um einen befreundeten Chemiker und einen Juristen und beginnen in einer Garage am Fabriksgelände eines Freundes mit diversen Speichermedien zu experimentieren. Klar ist, es muss ein Feststoff sein, in dem man den Wasserstoff binden kann, um ihn ideal transportieren und vor Ort wieder umwandeln zu können. Im Laufe der Labor-Versuche entwickeln die Brüder ein eigenes Material, das sie sich patentieren lassen. Danach lassen sie ihr neues Unternehmen „HydroSolid“ vom Stapel und … gehen durch die Decke. „Es war, als hätten wir in eine Blase hineingestochen!“, erinnert sich Renz. Zumal spätestens mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges das Thema Energieunabhängigkeit und Energiewende noch dringlicher in den Fokus rückt.
Institutionen, Firmen, Großindustrie, Staaten, aber auch Private – alle sind an der innovativen Lösung von HydroSolid interessiert. „Aktuell flattern jeden Tag vier bis zehn Anfragen herein“, verrät Renz. „Das ist schon geil, weil praktisch alle großen Wasserstoffexperten bei uns am Tisch setzen.“ Das theoretische Auftragsvolumen in den Büchern liegt mittlerweile bei über 20 Millionen Dollar! Theoretisch deshalb, weil man für die Umsetzung der Projekte, die in Kooperation erfolgen, diverse Fördertöpfe anzapfen muss – und hier spießt es mitunter. „Sebastian Kurz hat ja als Kanzler einmal vollmundig gemeint, Österreich soll Wasserstoffnation Nummer 1 der Welt werden. Nur, so wird das nicht funktionieren“, schüttelt Renz den Kopf, denn die Mühlen der Verwaltung mahlen nicht nur langsam, sondern muten bisweilen „regelrecht innovationsfeindlich an.“ Beirren lassen sich die Unternehmer davon freilich nicht. „Es ist ja alles da: Das Know-how. Die Auftragslage. Die Kunden. Jetzt müssen wir einfach strategisch kühlen Kopf bewahren und mit den richtigen Leuten wachsen, Schritt für Schritt. Die Branche ist jedenfalls heiß. Wir sind genau im richtigen Segment unterwegs.“
Einer unter 30
Das sehen nicht nur die Gebrüder Renz so, sondern das unterstreichen auch zahlreiche Auszeichnungen für HydroSolid. So wurde das Unternehmen 2022 für den besten Businessplan Österreichs, als bestes Greentech-Unternehmen und bestes Start-up Österreichs ausgezeichnet. Des Weiteren hat es HydroSolid in den hochspezialisierten Inkubator der Europäischen Weltraumagentur ESA geschafft und darf jetzt
Mit HydroSolid war es, als hätten wir in eine Blase hineingestochen.
LUKAS RENZ
NOCH 4, 3, 2…!
„Mama, jetzt noch 10 Squats!“ Mein sportlicher Sohn hat sich mich als Opfer auserkoren und supportet mich beim Abnehmen. Dafür schickt mir der Teenager Youtube-Videos von jungen, knackigen Männern, die ihrer Community in gut gelauntem Ton Ernährungspläne und Workouts für den Traumkörper ins Ohr trällern. Ich hab nichts gegen Männer mit nacktem Oberkörper oder Leiberln, bei denen immer die Ärmel fehlen. Doch der Sohn hat eines nicht gecheckt: ER ist der Grund, warum ich nicht mehr Größe 36 trage. Bei jedem Foto aus der Vergangenheit, das mir unterkommt, hab ich nur einen Gedanken: Wow! Da war ich aber schlank! – Warum nur hab ich das damals nicht gecheckt?
Nicht mal Madonna kann in Würde altern, wie soll das dann eine normalsterbliche Frau schaffen? In der letzten Saunarunde war ich dann aber wieder etwas milde gestimmt.
Selbst die Schlankste unter den Mädels hat irgendetwas, das sie stört. Die eine mag ihre Oberschenkel nicht, die andere ihre üppigen Brüste. Themen wie erhöhter Blutdruck und die neusten Diäten schleichen sich immer mehr in die Gespräche, in denen es früher um SSS ging: Spaß, Sex und Shopping.
„Tiefer!“ Die Sportlehrer haben ganze Arbeit geleistet. Er weiß, wie ein richtiger Squat geht. Ich hingegen musste das Wort erst googeln. Ich bin aufgewachsen mit Kniebeugen und Strecksprüngen. Und nebenbei erwähnt mit Nutellasemmeln und Schweinsbraten.
„Noch 4!“, schreit mir mein Sohn ins Ohr. Jetzt nur nicht aufgeben!
Beim Erscheinen dieser Kolumne bin ich sicher fünf Kilo leichter. Madonna wird staunen!
Weltraumtechnologie zur Weiterentwicklung deren irdischer Technologie verwenden. Am bemerkenswertesten war aber vielleicht die Berücksichtigung von Lukas Renz in den „Top 30 unter 30“ des renommierten Wirtschaftsmagazins Forbes, das alljährlich die 30 spannendsten Persönlichkeiten unter 30 Jahren im deutschsprachigen Raum wählt – sozusagen die heißesten „Humanaktien“ der Zukunft. Für den Jungunternehmer nicht nur eine „Auszeichnung für das ganze Team“, sondern zugleich Anerkennung für die vielen Momente „in denen nicht immer alles funktioniert. In denen du nachts wachliegst und grübelst, wie es weitergehen soll. Jeder Unternehmer kennt das – und kennt er es nicht, ist er kein richtiger Unternehmer“, lacht er. Dass mit dem „Ruhm“ auch die Neider gestiegen sind, nimmt Renz relativ gelassen: „Die sehen ja nicht, dass ich jahrelang keinen einzigen Cent verdient habe – darauf wären sie wohl nicht neidisch!“, lacht Renz. „Aber wie heißt es so schön: Neid ist bekanntlich die höchste Anerkennung – den muss man sich erst verdienen!“ Im Falle des Unternehmers vor allem durch harte Arbeit und ein Pensum am Rande zur Selbstausbeutung. Als er mir quasi so en passant erzählt, dass er nebenbei auch noch weitere kleinere Projekte vorantreibt, in der Wirtschaftskammer als Bezirkssprecher der Fachgruppe Unternehmensberatung engagiert ist, fürs Lebensministerium als Berater bei Gesetzesänderungen in Sachen Lebensmittel-Codex eingebunden ist, für viele Vorträge, Workshops sowie Präsentationen gebucht wird oder immer wieder mal – unentgeltlich – in die Rolle des Mentors für angehende Unternehmer schlüpft „weil ich auch selbst immer wieder erfahrene Leute und Experten einfach angerufen habe, ob sie mir weiterhelfen können, und am Ende des Tages davon meist beide Seiten profitieren“, frage ich mich: Wie zum Teufel macht das der Renz? Vor allem: Wie bringt er all das unter, ohne in ein veritables Burnout zu
schlittern? Seine schlichte Antwort. „Mit Spaß! Ich glaube, das ist der beste Puffer, um nicht auszubrennen. Wenn du hingegen nicht magst, was du tust, bist du gefährdet! Aber ich liebe es einfach, Dinge besser zu machen, mich selbst zu verwirklichen, Projekte aufzureißen und voranzutreiben.“ Zudem hat er, wenn man so will, dazu gelernt bzw. lassen es heute größere Ressourcen zu, sich besser zu organisieren. „Ich habe mittlerweile eine Assistentin, die mir bei der Terminkoordination hilft. Außerdem schaffe ich es, den Sonntag weitestgehend terminfrei zu halten und auch am Samstag, soweit möglich, Freiräume zu schaffen.“
Momente, um die Akkus wieder aufzuladen. Denn fertig ist Renz noch lange nicht, dazu sprüht der Jungspund viel zu sehr vor Ideen und Unternehmergeist. Und tatsächlich steht er mit seinen 27 Lenzen – wenn er auch schon viel auf die Beine gestellt hat – noch immer am Anfang seiner Karriere, so dass man gespannt ist, in welch hohe Sphären diese noch führen mag, wenn er sie schon mit solch Paukenschlägen begonnen hat. Vielleicht dereinst in eine andere Liste von Forbes? Zuzutrauen ist es ihm allemal, dem talentierten Mr. Renz!
Neid ist bekanntlich die höchste Anerkennung –den muss man sich erst verdienen!
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LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG ALS VOLKSSPORT
Die Frage, wie der neue „Hager“-Bäckerei-Standort am St. Pöltner Hauptbahnhof bei den Leuten ankommt, erübrigt sich von selbst. Alle fünf Minuten wird das „MFG“-Interview mit „Hager“-Geschäftsführer Wolfgang Hager von Kunden unterbrochen, die das Geschäft betreten. Es ist Samstag. „Danke für das Interesse, aber wir haben heute geschlossen“, klärt er sie auf. Geöffnet ist stets von Montag bis Freitag. „Spannend, die Leute kommen sogar außerhalb der Öffnungszeiten“, sagt Hager verschmitzt und nimmt einen Schluck von seinem Kaffee. Dabei handelt es sich um keine reguläre „Hager“Filiale, sondern um ein neues Nach-
Rund 800.000 Tonnen Lebensmittel landen in Österreich laut Rechnungshof jährlich im Müll. Schuld daran sind alle: Landwirtschaft, Handel, Konsumenten. Doch auch in St. Pölten sagen Bürger und Unternehmen der Lebensmittelverschwendung den Kampf an.
haltigkeits- und Testprojekt: den „Gutes von Gestern“-Laden. „Wir haben täglich etwa 800 bis 1.000 Kilo an Retourware. Etwa 40 Prozent der Menge aus ausgewählten Filialen wollen wir hier für 60 Prozent des Ursprungspreises an den Kunden bringen.“
Gerade Brot und Backwaren sind bei Lebensmittelverschwendung besonders „gefährdet“. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Die Ansprüche der Kunden an die Frische von Backwaren seien teilweise extrem. „Manche verstehen unter der Vokabel ‚frisch‘ wirklich nur ofenwarmes Gebäck. Das entwickelt sich in eine falsche Richtung“, erklärt der Chef der 200-Mitarbeiter zählenden Bäckerei. Jedoch gesteht er ein: „Wir haben diesen Trend zwar nicht ausgelöst, aber dennoch mitgetragen in der Vergangenheit.“ Brot, meint Hager, sei gerade bei älteren Bevölkerungsteilen „ein sensibles Thema.“ Wenn Brot weggeschmissen wird, dann „schmerze“ das diese Menschen ganz besonders. Angeboten werden sollen nun im neuen „Gutes von Gestern“-Standort nicht nur Brote, sondern Überschussware quer durch das gesamte Sortiment. Hager sieht das Projekt außerdem als Testlabor für neue Back-Kreationen. „Da können wir
sehen, wie das bei den Leuten ankommt.“ Zwar ist der „Gutes von Gestern“-Laden zum Zeitpunkt des Interviews erst knapp zwei Wochen alt, bisher könne er sich aber nicht über zu wenig Andrang beschweren. Pro Tag fänden etwa 100 bis 150 Käufer ihren Weg dorthin. „Darunter sind Pensionisten mit kleinem Geldbörsel, aber auch sehr nachhaltig denkende Menschen“, erklärt Hager.
Kein Wunder, dass es bereits weiterführende Pläne der Bäckerei in Richtung „Restl-Verwertung“ gibt: So werde aktuell getestet, wie man aus Altbrot Gin macht. „Wenn das gelingt, haben wir St. Pöltner Gin und eine vollständige Verwertung unseres Produktes“, zeigt sich Hager mit Vorfreude.
Bäckereien legen sich zunehmend mit Einzelhandelskonzernen an Die praktikabelste Lösung des Verschwendungsproblems – welches er auch als Mentalitätsproblem versteht – sieht Hager aufseiten der Bürger und Unternehmer. „Es wird zu einer Änderung der Einstellung gegenüber Lebensmitteln kommen.“ In anderen EU-Ländern wie Frankreich ist es Großhändlern und Supermärkten seit 2016 verboten,
Lebensmittel wegzuwerfen. In Österreich sieht Hager jedoch schwarz für politisch gesteuerte und systemische Änderungen. „Unsere politischen Entscheider sind auf dem Gebiet zu schwach.“
Auch an anderer Front werde aktuell gekämpft: Dass Bäckereien die Überschussware der von ihnen belieferten Einzelhandelskonzerne zum vollen Preis zurücknehmen, sei in der Vergangenheit gängige Praxis gewesen. „Die können bis kurz vorm Zusperren ihre Regale knallvoll halten, ohne jedes finanzielle Risiko.“ Bäckereien würden allerdings allmählich einen anderen Kurs einschlagen. Hager bestätigt jedenfalls, seinerseits keine Retourware mehr annehmen zu wollen. Und wenn Spar, Rewe und Co. ihn als Konsequenz von der Zuliefererliste streichen? „Dann ist das eben so“, meint Hager lakonisch.
„Hager“-Filialen nehmen weiter an „Too Good To Go“-App teil „Unsere Spenden an Sozialmärkte halten wir natürlich trotz des ‚Gutes von Gestern‘-Ladens aufrecht“, versichert der Geschäftsführer. Außerdem wird sein Bäckereibetrieb weiterhin an der App „Too Good To Go“ teilnehmen. Die Verkäufe im neuen Laden stünden nicht in Konkurrenz zum App-vermittelten Verkauf.
Seit etwa dreieinhalb Jahren erfreut sich „Too Good To Go“ immer größerer Beliebtheit. Durch die App können Einzelhandel, Bäckereien, Cafés, Hotels und Restaurants ihr überschüssiges Essen als Selbstabholer zum vergünstigten Preis anbieten. Kunden können per App bestellen und bezahlen und anschließend im angegebenen Zeitfenster ihre Portion abholen. Mit August 2022 nutzten nach Angaben
LEBENSMITTELRETTUNG PER APP.
„Too Good To Go“ wird bereits von etwa 1,2 Millionen Österreichern genutzt.
des Unternehmens rund 5.000 Partnerbetriebe und 1,2 Millionen Menschen in Österreich das Angebot. Eine von ihnen ist Sigrid Bannert. Die in Pyhra wohnhafte Volksschuldirektorin wurde vor etwa einem Jahr über eine Arbeitskollegin auf die App aufmerksam. „Bei einem Projekttag an unserer Schule ging es um Müllvermeidung und das Kochen mit Überresten. Im Laufe dessen hat sie mir von „Too Good To Go“ erzählt“, erklärt Bannert. Die Handhabung der App ist recht simpel: Nach der Anmeldung kann man das Gebiet, aus dem man Angebote erhalten will, räumlich eingrenzen, kann auch Favourites festlegen, bei denen man regelmäßig vergünstigt einkauft. Mit der Dichte des „Too Good To Go“-Angebotes sei sie recht zufrieden. „Beim St. Pöltner Denns Bio-Markt ist es aber oft schwer noch etwas zu bekommen, der ist sehr schnell ausverkauft.“ Mit Restaurant-Angeboten könne sie sich nicht so recht anfreunden. „Erstens koche ich gerne selber, weil ich da genau weiß, welche Produkte im Essen drin sind.“ Außerdem komme sie mit den angegebenen Abholzeiten der Restaurants nicht zurecht. „Die Sachen sind meist sehr spät abzuholen und da esse ich meist nichts mehr. Und gewisse Speisen, wie etwa Sushi, möchte ich mir ungern bis am nächsten Tag aufheben, um das dann zu essen.“
WOLFGANG HAGER
Bei Einzelhandelskonzernen wie Spar werden „Too Good To Go“-Waren in Form von „Überraschungssackerln“ verkauft. „Letztes Jahr konnten wir 500.000 Sackerln verkaufen“, bestätigt Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann. Mittlerweile werde auch auf vegetarisch essende Kunden Rücksicht genommen, es gibt eigene „VeggieSackerl“. Laut einer Erhebung des österreichischen Rechnungshofes ist der Handel für 15 Prozent aller weggeworfenen genießbaren Lebensmit-
Es wird zu einer Änderung der Einstellung gegenüber Lebensmitteln kommen.
tel verantwortlich. Vor allem die Einzelhandelsriesen stehen in der Kritik, Lebensmittelverschwendung auch in Privathaushalten indirekt mit zu befördern. Etwa durch Mengenrabatte, die Großeinkäufe begünstigen. Diese Kritik will man bei Spar nicht gelten lassen: „Wir finden, dass man mit diesem Vorurteil unsere Kunden für dumm erklärt. Wohl nur wenige werden sich zwei Produkte kaufen, wenn nur eines benötigt wird.“ Mengenangebote seien für mehrköpfige Familien oder generell Kunden gedacht, die mehr von einem Produkt bräuchten. Gerade für diese Haushalte seien solche Aktionen auch wichtig.
Lebensmittelverluste in Privathaushalten hätten laut Spar eine Vielzahl von Gründen. „Das hängt zum Beispiel damit zusammen, dass viele nicht mehr mit Restln kochen können oder wollen, oder dass man es gewöhnt ist, jeden Tag das zu essen, worauf man gerade Lust hat.“
Vom Rewe-Konzern gab es auf die „MFG“-Anfrage keine Antwort.
Sozialmärkte straucheln wegen sinkenden Lebensmittelspenden
Während jährlich 800.000 Tonnen
Lebensmittel in Landwirtschaft, Produktion, Handel und Privathaushalten weggeworfen werden, herrscht am unteren Ende der ökonomischen Skala ein Kampf darum. Dass die Sozialmärkte des Landes schon entspanntere Zeiten erlebten als jene seit Frühjahr 2022 ist bekannt. Wie prekär die Lebensmittelversorgungssituation für die ökonomisch Schwächsten jedoch ist, zeigt sich aktuell im Sozialmarkt (Soma) am Kremser Bahnhof. Dort werden Lebensmittel, die das Mindesthaltbarkeitsdatum um bis zu zehn Tage überschreiten dürfen, um ein Drittel des Originalpreises verkauft. „Wir kämpfen von einem Tag auf den anderen“, sagt die Marktleiterin
Gabriele Sigl. Leere Regale seien im Soma bereits um 8.00 Uhr morgens – also kurz nach Ladeneröffnung – keine Seltenheit mehr. Groß- beziehungsweise umfangreiche Vorratseinkäufe seien im Soma schon bisher nicht erlaubt gewesen. Jedoch müssten die Marktangestellten immer genauer hinsehen und regelmäßig Käufern etwas wegnehmen. Das berge natürlich Stoff für Konflikte.
Es sind zweierlei Trends, die dem siebenköpfigen Soma-Team Sorge bereiten: Einerseits sind die Mengen gespendeter Lebensmittel des Handels schon seit Längerem rückläufig. Erhielt der Soma im Jahr 2020 noch 120 Tonnen Lebensmittel, waren es 2022 nur noch 77. „Die weiter verbreitete Nutzung der ‚Too Good To Go‘-App im Einzelhandel spielt da auf alle Fälle eine Rolle“, erklärt Soma-Projektleiterin Claudia Psota. Einen weiteren möglichen Grund für die Spenden-Flaute sieht sie auch in der heruntergeschraubten Produktion während der Corona-Krise.
Verschärft wird die Situation durch die explodierten Bedürftigenzahlen. Eine Soma-Berechtigungs-
karte können Einzelpersonen mit bis zu 1.328 Euro Monatsnettoeinkommen, Zwei-Personen-Haushalte mit 1.992 Euro erhalten. Anfang 2022 waren es 215 aktive Berechtigungen. Mit Jänner 2023 hat sich diese Zahl auf 652 glatt verdreifacht.
Auch in den 12 „Soogut“-Sozialmärkten lassen sich ähnliche Szenarien täglich beobachten. „Der Andrang in unseren Märkten ist groß, manche Produkte sind schnell weg“, bestätigt „Soogut“-Sprecherin Ursula Oswald. „Dass es dabei immer wieder zu Drängeleien kommt und strenge Kontrollen der Mengenabgaben nötig sind, ist leider Fakt.“ Aktuell versorgen sich 43.500 Bedürftige in den „Soogut“-Märkten, etwa 25 Prozent mehr als 2022. Dem gegenüber stünden etwa um fünf Prozent gesunkene Lebensmittelspenden im Jahr 2022. „Für einen Großteil unserer Kunden ist der Einkauf bei uns lebensnotwendig. Haben sie das Gefühl von Warenmangel, überkommen sie schlichtweg Existenzängste.“ Die soziale Situation hat sich verschärft und ein Ende der Misere ist nicht in Sicht.
SPAR ÖSTERREICH
Viele können oder wollen nicht mehr mit Restln kochen, oder man ist es gewöhnt, jeden Tag das zu essen, worauf man gerade Lust hat.MEHR ANDRANG, WENIGER SPENDEN. Claudia Psota und Gabriele Sigl vom Sozialmarkt„Soma“ am Kremser Bahnhof.
Anzahl der Seherinnen und Seher in Niederösterreich, die Ihre Werbung, Firmeninformationen und Berichte im Fernsehen mehrmals täglich erreichen kann*. Zusätzlich auf YouTube, Facebook und auf der Website. 1995 gegründet wird p3tv heute unabhängig von den drei Inhabern Sven Vajda, Thomas Schulz und DI Stefan Sieder geführt. *Quelle
„GEMEINSAM BESSER LEBEN“
So lautet der aktuelle Slogan von UNIQA. Einer, der diesen mit Leib und Seele verkörpert, ist Landesdirektor Thomas Zöchling, der seit 2021 die Geschicke von Niederösterreichs flächendeckendstem Versicherer mit 64 Standorten und rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führt.
Zöchling ist dabei, wie man im Fußball sagen würde, klassischer Eigenbauspieler. Mit 19 Jahren tritt er ins Unternehmen ein und hält ihm bis heute die Treue. „Immerhin schon 32 Jahre“, schmunzelt er.
In dieser Zeit ist er im Verkauf tätig, arbeitet im Marketing und spezialisiert sich schließlich, „weil mir das am meisten getaugt hat“ zusehends Richtung Vertrieb – 15 Jahre fungiert er dabei als Vertriebsleiter für die Regionen Wald- und Mostviertel. 2021 steigt er schließlich zum Landesdirektor auf. „Ich hatte immer einen tiefen Bezug zum Unternehmen, zum Team, und daher wollte ich irgendwann einmal auch die Gesamtverantwortung tragen.“
Eine Bilderbuch-Karriere, die er auch im Gespräch mit Lehrlingen – UNIQA NÖ bildet aktuell 14 aus und möchte auf 17 erhöhen –oft als Beispiel bringt, „dass man es bei uns vom Lehrling bis ganz an die Spitze schaffen kann. Wobei das für manche Youngsters gar nicht immer das große Ziel ist“, lacht Zöchling und zeigt Verständnis. Die berühmte WorkLife-Balance wird immer wichtiger „und das Besondere bei UNIQA ist, dass es bei uns viele Möglichkeiten gibt, als Mitarbeiter:in die richtige Nische für sich zu finden.“ Dies in einem Unternehmen, das trotz seiner Größe mit 500 Mitarbeiter:innen, davon gut 320 im Außendienst, „sehr familiär ist – zahlreiche unserer Führungskräfte haben ja selbst als Lehrlinge begonnen, die Loyalität ist also hoch.“ Dies führt Zöchling nicht zuletzt auf das gute Arbeitsklima, die hohen Sozialleistungen für die Mitarbeiter:innen sowie ein generell attraktives Berufsbild zurück „denn wer gern mit Menschen arbeitet, für den ist
„Ich hatte immer einen tiefen Bezug zum Unternehmen, zum Team, und daher wollte ich die Gesamtverantwortung tragen.“
es ein schöner, verantwortungsvoller und erfüllender Beruf, weil man Menschen bei wichtigen Themen ihres Lebens kompetent zur Seite steht.“ Unsere Berater:innen sind dabei fix angestellt und genießen ein sicheres Einkommen aus fixem Gehalt und Provision, ihre Zeit können sie sich frei einteilen. „Und jenen Topperformern, die überhaupt mehr Richtung selbständiges Unternehmen gehen möchten, bieten wir eine exklusive Partnerschaft als UNIQA GeneralAgent:in an.“ Im Innendienst wiederum gibt es eine breite Palette an Arbeitszeitmodellen, auch Homeoffice spielt dabei eine immer wichtigere Rolle.
UNIQA 3.0
Ein Trend, der sich seit der Pandemie verstärkt hat. Dass Zöchlings Amtsantritt just in diese herausfordernde Zeit fiel, war zwar im Hinblick auf die klassischen Erstantrittsbesuche suboptimal, „weil das natürlich schon persönlich und nicht nur per Video passieren sollte“, umgekehrt passte es vom Timing her aber insofern ganz gut, weil damals die Zukunftsstrategie UNIQA 3.0 ausgerollt wurde. „Im Zuge dessen sind wir gerade dabei, uns in vielen Bereichen strukturell neu aufzustellen, auf die großen Megatrends die richtigen Antworten zu geben.“
Dies betrifft Themenfelder wie Zinswende und allgemeine Machtverschiebungen; den demographischen Wandel und die damit einhergehenden veränderten Ansprüche und Kundenwünsche; den Klimawandel, auf den man mit diversen Maßnahmen sowohl nach innen reagiert „das reicht von Photovoltaik bis zur sukzessiven Umstellung der Fahrzeugflotte auf E-Mobilität“, als auch nach außen durch neue Produkte und Services. Schließlich spielen Fragen der Digitalisierung und technischen Innovation eine immer bedeutsamere Rolle. Diesbezüglich ist Zöchlings Anspruch eindeutig: „Wir müssen einfacher werden. Die Kunden müssen die Produkte besser verstehen. Wir müssen uns den neuen Gewohnheiten, dass man quasi seine Geschäfte flexibel 24 Stunden sieben Tage die Woche abwickeln möchte, anpassen.“ Und man ist schon mittendrin in diesem Prozess. Abschlüsse können mittlerweile per SMS oder digitaler Unterschrift getätigt werden. Polizzen müssen nicht mehr per Post hin- und hergeschickt werden, sondern findet man im eigenen Postfach in der myUNIQAApp. Auch diverse Einreichungen, etwa für Arztbesuch, Rezeptgebühren und ähnliches
können dort direkt hochgeladen werden, und wer möchte, trifft auch seinen Berater online per Videoschaltung. Es geht dabei aber nicht, wie Zöchling betont, um ein Entweder-oder, „sondern wir bieten ein Hybridmodell, soll heißen, dass es sich der Kunde aussucht, was besser zu ihm passt.“
Persönliche Beratung bleibt dabei nach wie vor Trumpf, „rund 320 Verkäuferinnen und Verkäufer im Außendienst sprechen diesbezüglich eine klare Sprache“. Wobei Zöchling Beratung in einem gesamtheitlichen Sinne versteht. „Wir versichern ja nicht nur, sondern unsere Mitarbeiter stehen den Kunden als kompetente Servicepartner etwa auch im Hinblick auf Prävention zur Seite.“ Helfen also, dass das Risiko eines Schadensfalls soweit wie möglich reduziert wird oder, wenn doch etwas passiert, man sozusagen bestmöglich darauf vorbereitet ist. Dies betrifft Fragen der Gesundheitsvorsorge, im Zuge dessen UNIQA als marktführender Gesundheitsversicherer zahlreiche Programme anbietet, ebenso wie den Bereich der angesichts des Klimawandels leider steigenden Katastrophen. Diesbezüglich berät man Kunden aus Landwirtschaft und Industrie etwa im Hinblick auf Brandschutzanlagen und ähnliches, „der Service reicht aber auch bis hin zu unserer SMS-Unwetterwarnung, die man direkt aufs Handy bekommt und so vielleicht rechtzeitig zum Nachbarn sagen kann ‚Du, bei mir ist noch das Fenster offen, kannst du es bitte schließen?!“
In der Region für die Region Service steht also ganz oben auf der Agenda der UNIQA NÖ, ebenso wie ein tiefes Bewusstsein gesellschaftlicher Verantwortung. Dieses manifestiert sich nicht nur im Angebot seriöser Produkte für die Einzelkunden, sondern auch in einem allgemeinen öffentlichen Engagement. Österreichweit fördert UNIQA immer wieder Einzelsportler und Events „etwa die Special Olympics, wofür unsere Mitarbeiter, wenn sie mithelfen, sogar freigestellt werden.“ Zum anderen ist man auch direkt in der Region aktiv. „Im Sozialbereich unterstützen wir in Niederösterreich etwa die Caritas im Zuge der Aktion Laufwunder oder beim KIPKE Sommercamp. Außerdem haben wir – was ein Riesenspaß und zugleich eine schöne Erfahrung war – mit 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Vision Run in St. Pölten teilgenommen und so Spenden eingesammelt!“ Last but not least ist man auch kulturell stark verankert. Hier unterstützt man in der Region den Kulturbetrieb in Schloss Thalheim Classic oder „das VAZ St. Pölten, mit dem uns schon seit zwei Jahrzehnten eine tiefe Partnerschaft verbindet und wo wir immer wieder schöne Stunden mit Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verbringen.“ Zugleich trägt man als Hauptsponsor auch dazu bei, dass ein attraktiver Betrieb für alle St. Pöltner ermöglich wird. UNIQA ist eben mehr, als „nur“ eine Versicherung, das Motto Programm: gemeinsam besser leben.
LEUTSELIGE WIRTE-LEGENDE
Der Lkw-Fahrer in der zugeparkten Fuhrmannsgasse dürfte sich gewundert haben, war aber sicher auch dankbar für die Unterstützung: Da stand doch tatsächlich ein Mann auf der Straße und lotste den Laster lautstark durch die schmale Spur. Nicht einmal, sondern beinahe täglich an vielen sommerlichen Tagen war das spannende Schauspiel zu sehen und zu hören. Dieses Service gibt’s kommenden Sommer nicht mehr. Denn Josef Otzelberger, der Wirt in der Fuhrmannsgasse, der aktionsstark Blechschäden verhindert hat, ist in Pension gegangen. 25 Jahre hat er „Otzi’s Hirschenstube“ betrieben und von der „Tranklerhütte zum gutbürgerlichen Wirtshaus gemacht, mit sechs Angestellten“, wie er stolz
erzählt: „Die Trankler hab‘ ich alle rausgeschmissen.“
Zum Speisen und Trinken geblieben ist halb St. Pölten. Da saßen Hof-, Gemeinde- und andere -räte
beim g’schmackigen Mittagessen in der Stube oder im schönen Gastgarten gemütlich zusammen und übersahen dabei an so manchen Tagen das Ende der Mittagspause. „Alle Schulwarte waren da, viele Mitarbeiter des Magistrats, Angestellte der Firmen rundherum und auch Polizisten wärmten sich an kalten Tagen bei mir auf“, verrät „Otzi“. Der nie jemanden weggeschickt hat, weil kein Tisch frei war. Mit einem guten Schmäh hat der geschäftstüchtige Wirt Gäste zu anderen dazugesetzt oder wartenden Gästen an der Bar die Zeit vertrieben, bis wieder ein Platz frei war, erinnert sich Mario Winkler, Eigentümer der Immobilientreuhandfirma ImmoCentral. Auch daran, dass die Hirschenstube einige Zeit am Vormittag Treffpunkt
aller Chefs der heimischen Handwerksbetriebe war: „Jeder Insider hat sich dort eingefunden, um unkompliziert Kontakte zu knüpfen und Aufträge abzuschließen. Wenn der Chef des Handwerksbetriebes telefonisch nicht erreichbar war, wusste man als Hausverwalter mit großer Sicherheit, dass man ihn in der Hirschenstube antrifft. Vom Schlosser über den Maler bis hin zum Tischler...“
Nicht nur bereits vormittags war beim Otzi schon was los. Die Hirschenstube war auch Anlaufstelle nach einer langen Nacht, die in der Früh noch nicht vorbei war. Bei Otzi standen bereits um 6.30 Uhr die Türen offen, aus der Küche kam der zwiebelige Geruch einer frisch angesetzten Suppe, und der Wirt versorgte die Nachtschwärmer mit Gulasch und Bier.
Apropos Gulasch: das war eines der beliebtesten Gerichte in der Hirschenstube. Vor allem das feurige Priestergulasch mit einem steil nach oben ragenden, von halben Erdapferln gestützten Würstl, das es beim Otzi gegenüber vom Alumnatsgarten seit dem Skandal im Priesterseminar gab. Solche Ideen entstehen natürlich am Stammtisch, wie auch das berühmte Schnitzl, das Josef Otzelberger kreiert und nach einem berüchtigten Mostviertler benannt hat, der in St. Pölten vor Gericht stand. Das Schnitzl darf nicht mehr so heißen, weil der Wirt wegen des Namens verklagt wurde: „Das hat mich viel Geld gekostet.“ Die zahlreichen Stammtische haben Geld gebracht, und nicht nur das. Klar, dass da auch gekartelt wurde. Klar, dass der Hausherr manchmal mitgespielt hat. Und weil er ein begnadeter Kartenspieler ist, hat er beim Schnapsen sogar einmal ein Auto gewonnen: „Das ist das, mit dem mein Schäferhund mitfahren darf.“
Vom Konditor-Lehrling zur Wirte-Legende
Der Schäferhund ist momentan eine starke Herausforderung für den 76-Jährigen, der nach mehreren Operationen gerade wieder zu
Kräften kommt. Nicht zuletzt deshalb hat Josef Otzelberger sein Wirtshaus einem Nachfolger übergeben. Daniel Zuzak will das Lokal in bewährter Tradition weiterführen.
Begonnen hat die Gastro-Karriere von Josef Otzelberger vor 60 Jahren als Konditorlehrling in der Pirklstuben. Damals fuhr der „Joschi“ mit dem Fahrrad vom Norden der Stadt in die Josefstraße, oft links und rechts schwer bepackt mit Milchkannen, die in der Mirimi in der
Mit seiner Scheidung ging’s wirtschaftlich begab, aber Josef Otzelberger rappelte sich wieder auf und machte das Lokal in der Fuhrmannsgasse für 25 Jahre zu „Otzi’s Hirschenstube“.
Dort wurde natürlich auch gern gefeiert. Der ehemalige Musikschuldirektor Viktor Mayerhofer hat beim Otzi geheiratet, viele Geburtstagsfeiern hat Otzi‘s Hirschenstube miterlebt, und selbstverständlich auch Weihnachtsfeiern – die allerletzte im Dezember 2022 vom Bürgerservice des Magistrats.
Schöpferstraße befüllt worden waren. Es folgten Jahre als Mehlspeiskoch in Deutschland, wo er Caterina Valente Apfelstrudel servierte, Jahre in Gastein und wieder St. Pölten. Vor 50 Jahren heuerte Josef Otzelberger als Mehlspeiskoch im ehemaligen Forumkaufhaus an, wurde dort Chefkoch und Regionsleiter: „Wir servierten bis zu 600 Essen am Tag und mussten bei Festen bis zu tausend Leute bewirten.“
Dann machte er sich mit einem eigenen Lokal – dem späteren Gwercher und jetzigen Klang.Spiel –in Stattersdorf selbstständig.
Auch als das Wirtshaus im Lockdown war, ließ Josef Otzelberger seine Stammgäste nicht hängen und servierte Weihnachtliches auswärts. Mario Winkler: „Er hat gesagt ‚Kein Thema. Ich bringe euch Tische und Sessel ins Büro, und wir machen bei euch ein schönes Buffet, das ich liefere.‘ Nach dem Lockdown hat er uns dann in seinen Weinkeller zu einem Umtrunk eingeladen.“
Damit ist’s vermutlich auch jetzt nicht vorbei. Denn den Weinkeller neben der Wirtsstube hat sich Josef Otzelberger privat behalten. Dort hängt er das Schild „Otzi’s Hirschenstube“ auf, neben ein Foto mit seinen ehemaligen Angestellten. Denn: „Es waren schöne Zeiten.“ Im bestens bestückten Keller wird er sich weiterhin mit Freunden treffen und Spaß haben. Weil: „Ich bin immer gern unter Leuten gewesen.“
Ich bin immer gern unter Leuten gewesen.
JOSEF OTZELBERGER
VERLIEBT IN DESIGN
Begonnen hat alles mit einem Bausparer, nun ist der Kreativmarkt „Designverliebt“ Niederösterreichs größter Designmarkt und lockt regelmäßig eine erhebliche Zahl, die Schönheiten schöpferischer Handwerksarbeit schätzender Besucherscharen an. Sigi Kolda ist der Mann, der hinter diesem atmosphärisch schönen und nahezu familiären Konzept steckt.
Eintauchen in eine Wohlfühlatmosphäre, schlendern und gustieren bei Marktständen, deren Produkte abseits der Beliebigkeit von Massenware noch in liebevoller, handwerklich eigenständiger und kunstfertiger Art und Weise hergestellt werden – das ist das Konzept des Kreativmarktes „Designverliebt“. Sich erfreuen an kreativen Formen und nachhaltigen Materialien, sich ergötzen an den sprühenden Ideen der Ausstellerinnen und Ausstellern und das eine oder andere Designerstück – auch für die kleine Brieftasche – mitnehmen. Wenn das passiert, dann freut sich auch Sigi Kolda, der vor sieben Jahren erstmals die Idee zu einem derartigen Event hatte. „Unser Kreativmarkt wird inzwischen sehr geschätzt, bedeutet einen Mehrwert für St. Pölten“, so Kolda, der besonders die dahinterstehende Idee des unbeschwerten Erlebnisses, abseits einer Welt universeller Gleichförmigkeit, beim Kreativmarkt schätzt. Und diese Grundidee wird auch vom Publikum goutiert. Längst hat die Marke „Designverliebt“ von St. Pölten aus eine strahlende Wirkung nach außen angetreten. Das war nicht immer so.
Der Beginn
2016 wurde Kolda von seiner damaligen Partnerin, die sich im Klei-
dungssektor kreativ ausdrückte, inspiriert. Ähnliche Formate in Tulln oder Linz wurden besucht, einiges zum Thema recherchiert und prompt war die Idee geboren, so ein Ding auch in St. Pölten zu installieren. Unter dem Motto „STP ist verliebt“ fand der erste Kreativmarkt am Neugebäudeplatz statt. „Ich habe selbst mit der Putzmaschine hantiert, Staub gewischt, die Säulen renoviert, Strom gelegt, die Toiletten gesäubert“, erinnert sich Kolda an die Anfänge im ehemaligen SchöpsVerkaufsraum, bei denen er schon
KREATIV. Sigi Kolda liebt es, Menschen zusammenzubringen und lässt dabei gutes Design und die Beislkultur hochleben.
von der Stadtgemeinde in der Person von Thomas Kainz unterstützt wurde. Mit geringem Budget, siehe Bausparer im Vorspann dieses Textes, wurde mit 40 Austellerinnen und Ausstellern schon damals einiges auf die Beine gestellt. „Wir haben regionale Kreative aus Niederösterreich, Wien, der Steiermark, aber auch aus Berlin oder Bayern vorgestellt – Holzskier, Skateboards, Schmuck und viele spannende Erzeugnisse.“ Jeweils im Frühjahr und zu Weihnachten lief das Ding. Das hat sich auch nicht am neuen Standort, der Glanzstoff Konerei geändert. „Dabei hat Kommissar Zufall eine nicht unwichtige Rolle gespielt. Was ist das für eine Halle, habe ich mir beim Vorbeifahren gedacht“, erzählt Kolda, der sofort nachfragte und die Halle, wo vorher auch die NDU (New Design University) ihre Zelte aufgeschlagen hatte, gleich als idealen Ort, um seinen Kreativmarkt abzuhalten, erkannte. Vor vier Jahren zog „Designverliebt“ in die Glanzstoff-Halle und nur Corona konnte die Erfolgsgeschichte kurz stoppen, oder besser aussetzen. Aber auch da ließ sich das Team, das alles selbst macht, vom Marketing bis zum Aufbau, rund um Kolda nicht entmutigen. 2020 wurde sogar die Domgasse mit einem Popup-Stand bespielt. „Die Konerei mit ihrer Infrastruktur ist einfach genial für unser Projekt.“
Tolles Konzept
Warum funktioniert das Ding so gut? „Ich denke, dass wir familiär, unterstützend agieren, hart, aber fair. Wir schauen genau, ob Produkte bei uns funktionieren, Mas-
Ich habe zehn andere Konzepte daheim in der Schublade liegen, den Domplatz etwa könnte man dabei auch gut bespielen.
SIGI KOLDA
senproduktion, Franchise- oder Vertriebsgeschichten wollen wir nicht. Wir schwirren auch überallhin aus, um mögliche Partner zu entdecken. Dabei ist es uns wichtig, dass wir verschiedene Charaktere, verschiedene Produkte präsentieren, nicht nur T-Shirts, nicht nur Spirituosen, nicht nur Pflegeprodukte. Wir wollen nicht fünf, die das gleiche Produkt verkaufen. Unser Kreativmarkt soll mannigfaltig, bunt und qualitätsvoll sein.“
Darum ist man mit der NDU auch eine Kunstkooperation eingegangen. Marcello, vulgo Martin Hrasko, Lehrer an der NDU, fragt Studierende, ob sie im Kreativmarkt Erfahrungen sammeln wollen. „Die gestalten dann bei der Halle mit, verkaufen auch ihre Werke bei uns. Das ist ein Lerneffekt für die Studenten, von der Präsentation bis zum Verkaufsgespräch. Dabei werden sie auch von der NDU unterstützt“, freut sich Kolda über diese hochwertige Partnerschaft.
Ort zum Eintauchen
90-100 Ausstellerinnen und Aussteller und die Food-Trucks machen „Designverliebt“ zu einem Ort, an dem großartige Materialien mit ebensolcher, individueller Gestaltung einhergehen und durch die entspannte und warmherzige Atmosphäre zum Gustieren, Genießen und Mitnehmen einladen. „Ich
KREATIVMARKT „DESIGNVERLIEBT“
25. & 26. März 2023
25. & 26. November 2023
jeweils Samstag & Sonntag 10-18 Uhr Glanzstoff Konerei in St. Pölten
www.designverliebt.at
BEISLFEST
Krems
29. & 30. September 2023
St. Pölten
6. & 7. Oktober 2023 ab 18 Uhr bis Sperrstunde
kaufe mir regelmäßig selbst etwas beim Markt“, so Kolda, der nie daran gedacht hat, dass sein Kreativmarkt solche Dimensionen erreichen würde.
Sigi Kolda, seines Zeichens Einzelhandelskaufmann, machte übrigens seine Anfänge in der Eventszene mit DJ-Booking, wo er auch Kaliber wie DJ Agostino vermittelte. „Ich verbinde gerne Leute mit Leuten, kommuniziere gerne, um Synergien zu nutzen“, erzählt er. Darum kümmert er sich auch seit 2020 um das St. Pöltner Beislfest. „Das ist die perfekte Möglichkeit, Bekannte zu treffen, den Abend zu genießen. Für jeden und für jede Al-
tersgruppe ist da etwas dabei, beim Beislfest kann man in relativ kurzer Zeit viel erleben. Gute Gesellschaft, gute Getränke und eine tolle Atmosphäre“, umreißt Kolda das Konzept, „bummvoll war es das letzte Jahr in den Beisln.“ Marketingtechnisch hat man an ein paar Schrauben gedreht, am Außenauftritt gearbeitet. Lokale in der Innenstadt sorgen für Essens- und Getränkeaktionen, lassen DJs ans Mischpult und sich sonst einiges einfallen. Dann gibt es den Stempelpass, der Minimum von vier Lokalen abgestempelt werden muss, danach gibt es die Chance auf ein GoodiePack, wie ein Bärnstein-Package, Biervorrat oder eine Fotobox für die Dauer einer Feier. Auch das Steiner Beislfest, in Zusammenarbeit mit den Bärnstein-Erfindern Martin und Lukas, gehört zu Koldas Portfolio. „Wir lassen die Beislszene hochleben, jedes Lokal hat dabei ein anderes Flair.“ Tausende Besucher folgen regelmäßig sowohl dem Konzept des Beislfestes als auch dem des Kreativmarktes „Designverliebt“.
Dass er bei seinen Events Präsenz zeigt, ist selbstverständlich, schließlich mag er Design und auch Lokalbesuche, und vor allem auch die Leute, die dahinterstecken, und neue Ideen. „Ich habe zehn andere Konzepte daheim in der Schublade liegen, den Domplatz etwa könnte man dabei auch gut bespielen.“
STARPROFESSOR. Otto Prokop unterrichtete nicht nur Studenten. Er hielt auch Vorträge für ein breites Publikum. Wenn Prokop vortrug, war der Hörsaal meist zum Brechen voll.
Arzt, Forscher, Sportler. Otto Prokops Leben war gezeichnet von Superlativen. Als charismatischer Gerichtsmediziner obduzierte der gebürtige St. Pöltner an der Charité Berlin fast 50.000 Leichen und avancierte mit seinen spektakulären Forschungen zum Star in der DDR sowie zum heutigen Liebling der Truecrime-Szene. Dass der Mediziner aus der bekannten St. Pöltner ProkopDynastie stammte, geriet hierzulande jedoch in Vergessenheit. Versuch einer Erinnerung von Lukas Kalteis.
WER WAR OTTO PROKOP?
Kinder- und Jugendjahre in St. Pölten
Geboren wurde Otto Prokop am 29. September 1921 als zweiter Sohn von Ludwig sen. und Elfriede Prokop in St. Pölten. Sein Vater stammte aus dem Egerland (Böhmen), zog jedoch schon im Alter von acht Jahren nach Niederösterreich und arbeitete später im St. Pöltner Krankenhaus und als Zahnarzt. Seine Mutter Elfriede war Malerin, die mit einem Staatspreis für Kunst ausgezeichnet wurde. Die Ehe hielt allerdings nicht lange und Ludwig sen. heiratete erneut.
Bis zur dritten Klasse Gymnasium absolvierte Prokop seine Schulkarriere in St. Pölten, wobei ihm – wie seinen Geschwistern – vor allem der Sport wichtig war. Eine besondere Leidenschaft entwickelte er dabei zum Schwimmen, das er Zeit seines Lebens ausübte, außerdem galt er bereits in seiner Kindheit als talentierter Wasserkunstspringer. Die Prokop-Kinder, für die Disziplin immer eine Tugend war, verstanden zugleich in den krisengebeutelten Dreißiger- und Vierzigerjahren auch zu feiern. Das Anwesen der Familie Prokop am Hammerweg 2 war
berühmt berüchtigt für seine sogenannten Bottle-Partys, bei denen die Besucherinnen und Besucher ihre Getränke selbst mitnahmen und tanzten.
Springerstiefel statt Laborkittel Vor der Matura zog es Otto nach Salzburg, wo er 1940 die Reifeprüfung ablegte. Im selben Jahr begann er, auf Wunsch des Vaters, wie sein älterer Bruder Ludwig ein Medizinstudium an der Universität in Wien. Mittendrin musste der junge Mann den Arztmantel gegen die Uniform eintauschen und wurde zur Wehr-
macht eingezogen, wo er als Soldat im Sanitätskorps an Gefechten in der heutigen Ukraine beteiligt war. Im November 1941 wurde der 20-jährige Student bei einem Fliegerangriff verwundet. Insgesamt zwei Mal musste der angehende Arzt selbst im Lazarett behandelt werden, bevor er zu Kriegsende in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. Seine Großeltern, laut dem Enkel „bloß deutschnational gesinnt, nicht etwa Nazis“ begingen angeblich aus Angst vor der Besatzung Selbstmord. Die Erinnerungen an diese Schrecken ließen Prokop zeitlebens nie wieder los.
Nach dem Krieg absolvierte Prokop die letzten Semester seines Medizinstudiums an der Universität in Bonn. Er wollte Augenarzt werden, bekam jedoch nur die Note „gut“ auf die Prüfung in Augenheilkunde. Dadurch verwarf er seine Pläne und kam erstmals mit der Gerichtsmedizin in Kontakt. Einer seiner Pro-
fessoren erkannte seine besonderen Fähigkeiten für Fotografie und begeisterte den wissbegierigen Studenten für die Pathologie.
1948 promovierte Prokop schließlich in Bonn. Seine Doktorarbeit trug den ausgefallenen Titel „Mord mit Tierhaaren“. Darin untersuchte er Morde, bei denen Opfern Tierhaare ins Essen gemischt wurden, die über die Zeit den Darm massiv schädigten. In einem Fall streute eine Frau ihrem Gatten etwa absichtlich kleingeschnittene Rosshaare aufs Butterbrot und brachte ihn damit schlussendlich um. In der Folge wurde Prokop mit einer experimentellen Untersuchung zu Blutgruppenantigenen in Bonn habilitiert und hielt erste Vorlesungen.
Mord war sein Hobby
1957 folgte Prokop dem Ruf an die Humboldt-Universität Berlin. In der Stadt an der Spree bekam er mit Mitte 30 einen prestigeträchtigen Lehrstuhl für das Fach „Gerichtliche Medizin“ und wurde Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Charité, das bis zu seiner Pensionierung 1987 sein zweites Zuhause wurde. Selbst an Wochenenden zog es den Professor ins Büro und den Seziersaal, wo er unablässig forschte und bis spät nachts arbeitete.
Poltischen Verwicklungen in der DDR versuchte er zu entgehen, kam aber dennoch nicht daran vorbei. In der Nacht auf Sonntag, den 13. August 1961 änderte sich nicht nur die politische Lage zwischen Ost und West, sondern auch das Leben Otto Prokops nachhaltig. Die DDR riegelte Ostberlin vom Westen ab und die Charité befand sich plötzlich im unmittelbaren Grenzgebiet an der Mauer. Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Personal flüchteten scharenweise kurz vor der Schließung in den Westen, doch der
Österreicher blieb und unterzeichnete eine Loyalitätsbekundung. Prokop hatte sich mit seiner aus Bonn stammenden Frau Wilhelmine in Ostberlin ein gemeinsames Leben aufgebaut. Außerdem erwarteten die beiden nur wenige Wochen nach dem Mauerbau ihr zweites Kind.
Die sogenannten „Mauertoten“, die bei ihrem Versuch in den Westen zu flüchten von Grenzern getötet wurden, landeten häufig auf dem Seziertisch von Otto Prokop. Ein politisch brisanter Fall betraf etwa den Tod eines Westdeutschen, der 1983 von DDR-Grenzern zu Schmuggeldelikten befragt wurde und an einer Kopfverletzung verstarb – der Verdacht eines gewaltsamen Todes stand im Raum, was zu politischen Spannungen zwischen Ost und West führte. Otto Prokop konnte durch Experimente schließlich nachweisen, dass der Mann ohne Fremdeinwirkung an einer Herzattacke verstorben war und die Verletzungen von einem Sturz auf den Heizkörper stammten.
Mit Schirm, Charme und Pistole Otto Prokops Markenzeichen war eine Fliege unter seinem weißen Laborkittel (auch sein Bruder Ludwig war als Mascherl-Träger berühmt). Er wusste sich auch abseits der Universität elegant in Szene zu setzen und begeisterte als charismatischer
MASCHERL. Otto Prokop war als Fliegenträger bekannt, doch sie war nicht nur sein Markenzeichen, sondern generell unter Ärzten beliebt, da Krawatten bei der Arbeit im Weg gewesen wären.
FAMILIE MIT DEM ÜBERFLIEGER-GEN
Der DDDDr. & der Handball-Star
Der Name Prokop ist der Region um St. Pölten kein unbekannter. Nicht nur Otto, sondern fast alle Familienmitglieder standen durch ihre Erfolge in der Öffentlichkeit.
DER GROSSVATER
Ottos Großvater väterlicherseits, Josef Prokop (1868-1937), zog um die Jahrhundertwende aus Böhmen nach St. Pölten, wo er zum Stadtbaudirektor ernannt wurde. Unter anderem wirkte der Architekt entscheidend beim Bau des Elektrizitätswerkes im Hammerpark, dem Reithallenkino, der Daniel-GranVolksschule und dem Straßenbahnbau mit.
DIE GESCHWISTER
Bruder Ludwig Prokop war Sportmediziner und erlangte als vierfacher Doktor sowie als „Dopingjäger“ internationale Bekanntheit. Heinz Prokop war ebenfalls Doktor, der als forensischer Psychiater, Gutachter und Sachverständiger fungierte.
Gunnar Prokop, der Halbbruder aus der zweiten Ehe von Vater Ludwig sen., wurde als Leichtathletik-Trainer seiner Frau Liese sowie Schwägerin Maria Sykora bekannt, die er zu diversen internationalen Titeln führte, ebenso wie die Damen des Handball-Vereins Hypo Niederösterreich, den er mitbegründet hatte. Heidi Prokop erzielte beachtliche Erfolge als Turnerin und heiratete den St. Pöltner Baumeister Julius Eberhardt und widmete ihre Freizeit als Vorständin der Sportunion.
Doyen der Gerichtsmedizin nicht nur Studentinnen und Studenten, sondern alsbald auch die breite Öffentlichkeit. Die Hörsäle waren sogar an Sonntagen oft zum Bersten voll, wenn Otto Prokop für ein breites Publikum über abscheuliche Verbrechen und deren Aufklärung vortrug. Auch in den Medien wurde gerne über den charmanten Professor und seine maßgeblichen Gutach-
ten bei Prozessen berichtet. Prokop hinterließ der Nachwelt mehrere Standardwerke zur Gerichtsmedizin, Fortschritte in der Vaterschaftsbestimmung und kämpfte vehement gegen Homöopathie und Erdstrahlengläubige.
Beinahe Legendenstatus bekamen seine Lehrfilme über Leichenfäulnis, die Prokop für Kriminalbeamte an der Charité anfertigte. Die als „Horrorfilme“ verschrienen Dokumentationen verließen selbst hartgesottene Kriminalisten mit fahlem Gesicht und einem flauen Gefühl im Magen. Nicht wenige mussten gar noch vor Ende der Vorführung überstürzt zur Toilette laufen.
Auf der Suche nach Tätern war Prokops Zugang „Wenn das Herz klopft, steht der Verstand still“. Stresssituationen führten zu Fehlern, war er überzeugt, und genau das nutzte er, um Mördern und Verbrechern mittels nüchterner Betrachtung der Fakten und Experimenten auf die Schliche zu kommen.
Nachdem „Das Böse“ Menschen seit jeher fasziniert, avancierte Otto Prokop mit seiner Arbeit auch zu einem Star der True Crime Fans. Der deutsche Kriminalbiologe und „Forensik-Rocker“ Mark Benecke etwa verfasste als bekennender Otto
Prokop Fan diverse Bücher über sein Idol. 2021 wurde Prokop zudem gar zum „Filmstar“. In der dritten Staffel der Fernsehserie „Charité“ schlüpfte Philipp Hochmair in die Rolle des charismatischen Professors.
Die Bande zu seiner Familie und St. Pölten rissen nie ab. „Zu Weihnachten mussten immer alle Familienmitglieder zu Hause in St. Pölten antreten, egal wo sie lebten. Da führte unser Vater ein strenges Regime. Otto fuhr dann immer im Porsche vor“, erinnert sich der 19 Jahre jüngere Bruder Gunnar Prokop.
Das Stadtmuseum St. Pölten erinnert aktuell mit einer kleinen Dokumentation an den berühmten St. Pöltner, noch zu sehen bis April.
www.stadtmuseum-stpoelten.at
TRUECRIME. „Forensik Rocker“ Mark Benecke hat eine Biografie über sein Idol verfasst.
KOLUMNE THOMAS FRÖHLICH DER
GENERVT
Liebe Zwangsveganer, Kampfabstinenzler, Anti-Rauch-auch-im-FreienJihadisten und Gender-Paranoiker (ja, ich pfeif auf Binnen-I und TransSternderln)! Wenn ihr euer Leben im Fair-Trade-Sack und in verklebter Asche verbringen, euch nur noch von linksdrehendem Fallobst ernähren und der organisierten Sprachverhunzung huldigen wollt, so tut das doch bitte, wenn‘s euch Spaß macht (falls sowas wie Spaß in eurem Leben überhaupt existiert)! Aber bastelt nicht aus euren medial und parteipolitisch sanktionierten Neurosen einen Leitfaden für alle! Ihr redet zwar von Diversität, doch lebt ihr das genaue Gegenteil. Jeder Hauch von Vielfalt fällt eurer grauenhaften Cancel Culture zum Opfer. Diskurs heißt offenbar: alle haben einer Meinung zu sein – eurer. Und wer das nicht tut, ist in eurer traurigen Einfalt ein pöser Rechter oder zumindest alter weißer Mann, dem eure glückselig machende Gehirnwäsche noch nicht zuteil wurde. Ihr nervt. Und zwar nachhaltig. Übrigens: Auch ich bin gegen Tiertransporte quer durch Europa, esse jedoch gerne Fleisch – es ist ja nicht verboten nachzufragen wo’s herkommt. Ich tschechere gerne, auch wenn das für eine immer breitere Bevölkerungsschicht nicht halal ist. Und ich rauche für mein Leben gern Zigarren, vor allem im Sommer, am liebsten im Gastgarten nach einem Schweinsbraten und einem oder mehreren Krügeln. Auch Wein ist mir willkommen. Und über weitere Rauchwaren lass ich ebenfalls mit mir reden. Also: Wischt euch doch bitte den Schaum der Selbstgerechten vom Mund und verlasst wenigstens vorübergehend eure miefige Bubble! Raus in den Frühling! Jetzt!
PERPETUUM reiten wieder. Okay, das ist vielleicht das falsche Bild. Aber die Theatergruppe kehrt nach „Kochen mit Elvis“ mit dem nächsten Stück, einmal mehr der Kategorie Kammerspiel zuzuordnen, in den feinen Saal des ehemaligen Forum-Kinos zurück. Und wenn Perpetuum etwas kann – dann Kammerspiel! Am besten aus Frankreich! Unvergessen sind etwa Produktionen wie „Kunst“ (damals noch mit dem „Gott hab ihn selig“ grandiosen Heimo Huber) oder „Gott des Gemetzels“, beide aus der Feder Yasmina Rezas. Diesmal
gibt man die französische Gesellschaftskomödie „Der Vorname“ (Le Prénom), aus der Feder von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière zum Besten. Wer vielleicht schon die französische oder deutsche Verfilmung des Dramas gesehen hat – beide ein Riesenerfolg – weiß, dass es bald nicht mehr nur um die Frage geht, ob man sein Kind Adolf nennen darf, sondern eher ans Eingemachte. Zwischen den Freunden tun sich ungeahnte Gräben auf. Noch bis 1. April!
www.perpetuum.at
VOGELGESCHICHTEN & BAUMGEDANKEN
ür den Hauptfriedhof St. Pölten schuf Roul Starka „Vogelgeschichten zwischen Bäumen“ sowie „Baumgedanken zwischen Seelen“, die dort auf Tafeln verewigt sind. Nun sind die stimmungsvollen Erzählungen auch in Buchform erschienen und verraten etwa, wie schnell der Turmfalke im Flug umdrehen kann, warum die Brieftauben bis 1994 in der Schweiz eine eigene Abteilung mit Beamten hatten, warum die Amselmänner so schön singen und vieles mehr. Starka lässt aber auch Bäume sprechen, die Rotbuche, die Fichte oder den Kastanienbaum, Freund der Eibe.
F
Erhältlich über roulstarka@gmail.com oder im Tourismusbüro am Rathausplatz. Dort lädt der Autor am 10. März von 13-15 Uhr auch zur Signierstunde.
Das FestspielhausProgramm im Frühling:
ELEKTRISIEREND, TEUFLISCH GUT, ZUKUNKFTSFIT & HOCHSEETAUGLICH
KULTURDARWINISMUS 2.0
Früher musste man die ganze Ochsentour gehen: im Volksschul-Krippenspiel auffallen, in den Pausen den Klassenkasperl geben, in den Ferien bei den Cliniclowns anheuern ... um endlich einen Auftritt auf der Wirtshausbühne in Gramatneusiedl zu ergattern samt erster Gage – 1 Paar Frankfurter und ein Seiterl. Der Weg zum Ruhm war ein steiniger und langer. Das ach so böse, zeitfressende, stupide worldwideweb (O-Ton Eltern), hat diesen radikal verkürzt, weil es nämlich zugleich Hort kreativer Betätigung sowie große Arena zum Ausprobieren ist. Wer es dort schafft, hat auch das Zeug dazu, auf einer analogen Bühne für Furore zu sorgen. So wie etwa Toxische Pommes – allein für diesen Namen lieben wir sie schon. Die hat während der Pandemie begonnen, satirische Kurzclips auf TikTok hochzuladen, mit einem gewissen Faible für die hässlichen Seiten des Lebens. Mit „Ketchup, Mayo und Ajnar“ präsentiert sie ihr erstes abendfüllendes Programm am 24. März, wobei wir ihre bange Frage: „Kann ich auch länger als 15 Sekunden lustig sein?“ mit einem lauten JA beantworten können.
fr 17/03
Erwin Schrott:
Tango Diablo
Musik/Tango/Oper
sa 15/04
Wu Tsang . Zürcher
Kammerorchester:
MOBY DICK; or, The
Whale Musik/Film
sa 25/03
Jan Martens . Opera Ballet
Vlaanderen:
FUTUR POCHE
Tanz
sa 06/05
fABULEUS .
Tonkünstler-Orchester:
Electric Life
Tanz/Musik/Klassik
Satire ist nicht minder die Spezialität von Dr. Bohl. Das Brüderpaar betreibt seit geraumer Zeit einen eigenen youtube-Kanal und sorgt auch auf TikTok für Lachflashs, wenn sie das krude Leben der Studentenschaft, hippe Jetset-Urlauber & Co. auf die Schaufel nehmen. Ein bisschen Ochsentour haben die beiden übrigens doch absolviert: Sie spielten 2020 im Keller der alten Schule vor 120 Freunden –der Rest ist Geschichte und spült sie mit ihrem bereits zweiten Programm „Anabohlika“ am 1. April in die Bühne im Hof. Kein Scherz!
www.buehneimhof.at
Als Sie 2020 zum ersten Mal nach St. Pölten gekommen sind, war es wohl ruhiger als hier im Lokal – wir befanden uns damals ja mitten in der Pandemie. Relativ ruhig – nach außen hin – blieb es in Folge aber auch um die Tangente, so dass viele fragen: Was machen die eigentlich? Also, an Arbeit mangelt es uns bestimmt nicht. Meine Arbeitswoche hat aktuell durchschnittlich 75 Stunden, und ich befürchte, das wird sich so schnell nicht ändern. Jetzt bereiten wir gerade das Pressegespräch vor, im Zuge dessen wir am 20. März erste konkrete Programmpunkte ankündigen werden. Man muss berücksichtigen, dass wir bei null beginnen mussten. Es ging ja nicht nur darum, ein Mission-Statement zu formulieren, einen Titel zu finden, die Marke hochzuziehen und uns auf die Programmierung zu stürzen, sondern wir mussten überhaupt erst einmal eine funktionierende Organisationsstruktur schaffen, auf deren Basis wir das Festival vorbereiten und durchführen können. Erschwerend kam hinzu, dass ich mitten in der Pandemie angetreten bin und es aufgrund der negativen Auswirkungen auf den Kulturbetrieb im Grunde genommen bis heute alles andere denn leicht ist, passendes Personal mit entsprechender Expertise zu finden. Da sind wir immer noch nicht ganz durch, aber auf einem guten Weg. Aktuell zählt das Team 17 Leute, am Ende dieses Jahres werden es etwas mehr als 20 sein.
CHRISTOPH GURKFIRST EXIT TANGENTE ST. PÖLTEN
Okay, eigentlich bräuchte man ja nur im journalistischen Handbuch für Interviewführung, Seite 39, Absatz 2, Punkt 5 nachzuschlagen: „Mache niemals Interviews am Valentinstag in einem Lokal – schon gar nicht, ohne vorher zu reservieren!“
Ich gestehe, ich habe beides versemmelt, zumal an diesem Abend im Wellenstein nicht Herzerl in gedämpft-romantischer Atmosphäre durch den Raum fliegen, sondern es zugeht wie am Ballermann zur Happy Hour. Mein Gesprächspartner Christoph Gurk, künstlerischer Leiter des Tangente-Festivals, nimmts mit stoischer Gelassenheit und redet wacker gegen den Lärmtsunami an. Der Mann scheint gute Nerven zu haben – keine schlechte Voraussetzung für seine Mission!
Wobei viele die St. Pölten-Quote bislang ja unterrepräsentiert sehen.
(lacht) Ja, das ist immer ein Reizthema bei derlei Projekten, von wegen „Da kommen die ganzen Wiener Kulturfuzzis, nur um unser Geld zu verdienen.“
Ich verstehe diese Sorge und den Unmut, der sich da bisweilen breit zu machen droht – aber unser Team ist wirklich breit aufgestellt und wir müssen die Leute ja nach ihrer jeweiligen konkreten Qualifikation aussuchen, die wir jeweils für die-
se eine bestimmte Stelle brauchen. St. Pöltner spielen natürlich eine wichtige Rolle. Jakob Redl etwa war lange der Projektleiter der Kulturhauptstadt 2024, verfolgt jetzt aber seine politische Karriere weiter. Angelika Schopper ist aus Niederösterreich und war viele Jahre im Festspielhaus St. Pölten tätig. Die Assistenz der Geschäftsführung, Ines Müller und meine persönliche Assistentin, Mine Bayazite sind St. Pöltnerinnen, wir haben Andi Fränzl mit an Bord geholt für verschiedene Aufgaben, unter anderem die Netzwerkpflege, und auch Katja Erlach, die fürs Sponsoring zuständig ist, lebt in Niederösterreich. Wir bessern uns also! Mit mir haben wir drei Deutsche im Team – ich finde, das ist nicht zu viel, auf die Gesamtzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerechnet (lacht).
Das ist immer ein Reizthema bei derlei Projekten, von wegen „Da kommen die ganzen Wiener Kulturfuzzis, nur um unser Geld zu verdienen.“
CHRISTOPH GURK
OUT OF GERMANY. Christoph
Gurk war als Journalist sowie späterhin als Kurator tätig. 2020 wurde er zum Leiter der Tangente St. Pölten bestellt.
Wir sind nicht die Kulturhauptstadt!
Ist das tatsächlich ein Thema –so nach dem Motto „Die PiefkeSaga lässt grüßen“?
Naja, Deutsche werden im österreichischen Kulturbetrieb nicht unbedingt gerne gesehen. Aber ich glaube, gerade bei einem Projekt wie unserem ist es wichtig, dass nicht nur „Abstammungsösterreicher“ am Werken sind, sondern sich die Pluralität der Gesellschaft – die ja durchaus eine Zuwanderungsgesellschaft ist – im Team abbildet. Deshalb haben wir Kolleginnen und Kollegen mit bosnischen, polnischen, türkischen, rumänischen oder schweiz-französischen Wurzeln. Diese Diversität ist in der täglichen Arbeit extrem bereichernd und macht riesigen Spaß. Der Anteil an Frauen bei uns im Team kann sich auch sehen lassen.
Wobei wir ja auch Sie, wie ich gehört habe, bald als St. Pöltner durchgehen lassen können?
Tatsächlich möchte ich im Herbst eine Wohnung in St. Pölten beziehen, weil mir die direkte Anbindung vor Ort wichtig ist. Außerdem ist es mühsam, am Abend, wenn man noch Besprechungen hat oder gerade ein nettes Gespräch führt, mittendrin aufzuspringen, um ja noch den letzten Zug zu erreichen. Ich bin aber auch schon jetzt viel in der Stadt unterwegs, komme mit vielen Leuten in Kontakt – da ist das Cinema Paradiso zu so etwas wie meinem St. Pöltner Wohnzim-
Diese findet 2024 nicht in St. Pölten statt.
CHRISTOPH GURK
mer geworden. Hier im Wellenstein gefällt’s mir aber auch!
Um quasi beim St. Pöltner Lokalchauvinismus zu bleiben: Die Erwartungen sind hoch, dass auch möglichst viele regionale Künstler Berücksichtigung im Programm finden. Wie wichtig ist die Einbindung der heimischen Szene?
Immens wichtig natürlich. Diesbezüglich hat uns, das muss man schon auch sagen, die Pandemie insofern keinen Gefallen erwiesen, weil wir lange Zeit sehr schwer persönlich in Kontakt treten konnten. Schnell im Gespräch waren wir mit LAMES. Demnächst steht – endlich – ein weiteres Treffen mit „Kulturhauptstart“ an.
Wir möchten jedenfalls ein Gefühl des Fremdelns verhindern, damit nicht der Eindruck entsteht: „Okay, die Tangente wird zwar mit Millionenbeträgen gefördert, aber was kann sich die freie Szene davon kaufen?“ Das ist eine absolut berechtigte Frage, und daran wird auch unser Erfolg zu messen sein. Für mich kann das Festival überhaupt nur dann Sinn machen, wenn wir etwas schaffen, das auch zu einer nachhaltigen Verbesserung der Entfaltungsmöglichkeiten der freien Szene beiträgt und nicht etwa – wie ja weiland bei diversen Kulturhauptstädten passiert – zum großen Trübsinn, weil zwar viel Geld in hingeklotzte Großprojekte geflossen ist, aber nicht in nachhaltige Strukturen.
Wie kommt ihr an die Szene, die ja nicht nur aus LAMES oder Kulturhauptstart, sondern aus zahlreichen Vereinen und Einzelkünstlern besteht, heran?
Es gibt verschiedene Kanäle. Manche Personen und Initiativen empfiehlt uns der städtische Kulturabteilungsleiter Alfred Kellner, zu dem wir – wie eigentlich zu allen relevanten Stakeholdern – ein sehr gutes, ja fast freundschaftliches Verhältnis pflegen. Andi Fränzl gibt immer wieder Tipps, oft werde ich
auch direkt im Kaffeehaus angesprochen. Wir gehen zugleich aktiv auf die Leute zu. Ab April setzen wir ein neues Format auf – den Kulturdialog. An verschiedenen Orten der Stadt laden wir Kulturinteressierte und Künstler ein, über ihr Verhältnis zur Kultur und zur Stadt zu diskutieren – auch zur Frage, was sie von der Kulturpolitik halten.
Es wird aber auch Enttäuschungen geben. Denn zum einen können wir nicht alles umsetzen, was ehemals im Bidbook für die Kulturhauptstadt angedacht war. Und zum anderen passt vieles nicht zu den Fragestellungen der Tangente. Wir brauchen ein klares Profil als Festival, können nicht alles machen.
Sonst wird uns – zurecht – Beliebigkeit vorgeworfen. Eines möchte ich ganz klar festhalten: Wir sind nicht die Kulturhauptstadt! Diese findet 2024 nicht in St. Pölten statt, sondern in Bad Ischl. Mit der Tangente entsteht ein Festival, das hoffentlich mehr als einmal stattfindet. Es soll nicht das Ende und das glückliche Finale des Prozesses rund um die Kulturhauptstadtbewerbung sein. Sondern eigentlich erst der Beginn einer Entwicklung, von der das Kulturleben in St. Pölten dauerhaft profitiert.
Nach Ankündigung der Politik, 2024 trotz Scheiterns der Kulturhauptstadtbewerbung
Für mich kann das Festival überhaupt nur dann Sinn machen, wenn wir etwas schaffen, das auch zu einer nachhaltigen Verbesserung der Entfaltungsmöglichkeiten der freien Szene beiträgt.
CHRISTOPH GURK
einen Kulturschwerpunkt zu setzen, waren die Erwartungen hoch. Präsentiert wurde schließlich ein Festival für Gegenwartskultur, was nicht alle vollends überzeugte von wegen „A Festival hat mittlerweile eh jedes Kuhdorf, was soll das schon Besonderes werden?“
Also, die Tangente hat schon einmal deshalb Seltenheitswert, weil wir einen Mehrsparten-Ansatz verfolgen. Einen solchen Festivaltypus gibt es eigentlich in ganz Österreich nicht, am ehesten fiele mir noch der Steirische Herbst ein, wo nicht nur Theater, sondern auch Bildende Kunst, Literatur und Musik miteinander gemischt werden. Die meisten Festivals hingegen sind immer sehr eindeutig einem Genre zugeordnet: Die Wiener Festwochen machen – zumindest momentan – überwiegend Theater, die Ars Electronica widmet sich digitalen Kunstformen, es gibt Tanzfestivals und so weiter. Wir bewegen uns zwischen den Genres und stellen inhaltliche und ästhetische Bezüge über die Sparten hinweg her.
Mussten Sie Ihr Grundkonzept aus dem Jahr 2020 eigentlich adaptieren – die Welt ist seitdem ja mit rasender Geschwindigkeit noch mehr in den Krisenmodus geschlittert: Pandemie, Ukrainekrieg, Energiekrise samt Teuerung, Klimakrise …
Ich glaube, dass wir tatsächlich erst jetzt in ein Zeitfenster hineinkommen, in dem die Pandemie oder der Krieg selbst zum Inhalt künstlerischer Auseinandersetzung in Theater und Kunst werden. Das wird auf die eine oder andere Weise wohl auch bei uns Eingang ins Programm
finden, ohne hier schon mit konkreten Ankündigungen vorgreifen zu wollen.
Meinem Konzept, das ich der Jury während eines Berufungshearings vorgetragen habe, bin ich aber im Grunde genommen sehr treu geblieben, weil es die aktuellen Fragen, die schon damals weltweit unter den Nägeln brannten, vor Ort verhandelt: Klimawandel, Migration, Antisemitismus, Rassismus, Wandel der Arbeitswelt und Digitalisierung, die Krise der Demokratie. Keine Sorge, wir wollen keine schlechte Stimmung verbreiten, sondern ganz bewusst auch den Blick in die Zukunft richten – und zwar auch und gerade im Hinblick auf St. Pölten: Wie stellt sich die Situation hier dar? Wie finden wir, die Menschen, wieder in eine Position der Handlungsfähigkeit? Welche Chancen bieten sich für die Stadt, welche Optionen kann sie ganz konkret ergreifen?
Im Unterschied zur Kulturhauptstadt, die ja ein ganzes Jahr lang bespielt worden wäre, fokussiert man sich bei der Tangente auf den Zeitraum April bis Oktober. Warum eigentlich? Das hat auch mit den budgetären Möglichkeiten zu tun. Als Kulturhauptstadt wäre – ohne Infrastruktureinrichtungen – ein höheres Programmbudget veranschlagt gewesen.
Das Festival läuft gut ein halbes Jahr lang. In diesem Zeitraum werden wir drei sogenannte Peaks hochziehen, die jeweils zwei bis drei Wochen dauern. Da wird jeweils ein Kernthema im Fokus stehen, und es wird dann besonders viel Programm geben. Das geht weit über das hinaus, was in St. Pölten normalerweise zu erleben ist. Es gehört zu meinem Auftrag, dass wir auch
ganz bewusst überregionale Gäste ansprechen.
Welche Leitthemen werden den Peaks zugrundeliegen?
Einmal geht es um St. Pölten als ehemalige Industriestadt, die sich im Strukturwandel zur Dienstleistungsgesellschaft befindet und den Anspruch hat, klimaneutral zu werden.
Ein zweiter Bereich betrifft jüdisches Leben in St. Pölten und die Renovierung der ehemaligen Synagoge. Heute lebt ja nur mehr ein einziger Jude in der Stadt, Hans Morgenstern! Da muss man natürlich fragen: Was ist da passiert? Warum ist das so? Welche Rolle spielte St. Pölten, seine Bevölkerung zwischen 1938 bis 1945? Was wird daraus für die Zukunft? Ebenso stellt sich für uns die Frage, wenn aus einer ehemaligen Synagoge ein Ort der Kultur und der Erinnerung entsteht, an wen sich das Programm richtet, für wen es gemacht ist, wenn Juden und ihre Nachfahren gar nicht mehr da sind. Wie hält man dieses Erbe wach, wie geht man damit um? Wir alle wissen natürlich auch, dass das auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge angesiedelte Institut für jüdische Geschichte und das Team um Martha Keil hervorragende Arbeit macht.
Dritter Schwerpunkt ist dem Thema Demokratie gewidmet. Hier geht es mir nicht so sehr um Bö-
Keine Sorge, wir wollen keine schlechte Stimmung verbreiten, sondern ganz bewusst den Blick in die Zukunft richten.
CHRISTOPH GURK
sewichter, Diktatoren, Populisten, sondern mehr um die Frage – was braucht es, um dieses momentan doch recht gefährdete politische Konzept zu schützen und gedeihen zu lassen?
Ich weiß, dass Sie der Programmpräsentation im März nicht vorgreifen können, aber – um das ein bisserl auf den Boden zu bringen – was kann man sich da vorstellen? Prinzipiell möchten wir die Leute dort abholen, wo sie sind bzw. bei Sachen, die sie ohnedies gern machen: zum Beispiel spazieren gehen entlang der Traisen. Da könnte es 2024 durchaus passieren, dass man auf Dinge stößt, die vorher noch nicht da waren und die zur Auseinandersetzung anregen – zum Beispiel mit dem Thema Wasser. Es gibt kaum eine größere Stadt, die nicht an einem Fluss gelegen ist. Ohne Wasser gibt es kein Leben und auch keine Zivilisation. Aber es kann immer auch schnell zur Bedrohung werden. Denken wir an einen Tsunami oder an Geflüchtete, die übers Meer von Afrika nach Sizilien wollen.
Ich denke, viele Themen unseres Festivals lassen sich sehr konkret an diesem Element aufhängen und zur Darstellung bringen. An der Traisen entlang entsteht ein Parcours mit Kunst im Öffentlichen Raum. Er wird über die gesamte Stadt verstreut sein, an etwa 20 unterschiedlichen Standorten.
Dem Vernehmen nach soll ja auch der Domplatz Teil der Tangente sein beziehungsweise programmatisch eingebunden werden?
Der Domplatz war vor vielen Jahren ein Friedhof und ursprünglich gar nicht als öffentlicher Platz konzipiert. Später wandelte er sich zum Marktplatz und auch zum Parkplatz. Nun ist er wieder autofrei, dennoch wird diskutiert, ob er in seiner Umsetzung zeitgemäß ist und auf die Herausforderungen durch den Klimawandel reagiert. Das alles
2024. Frei nach dem Motto „Nach der gescheiterten Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt ist vor der Tangente St. Pölten“ hoben Stadt und Land gemeinsam das Mehrsparten-Kulturfestival aus der Taufe, das 2024 erstmals läuft.
TANGENTE ST. PÖLTEN
Festival für Gegenwartskultur 30. April bis 6. Oktober 2024 www.tangente-st-poelten.at
und mehr führt uns zu der Frage –welche Rolle soll er für die Stadt in Zukunft spielen? Genau das werden wir aufgreifen. Deshalb haben wir zwei Künstler eingeladen, die sich für diesen Ort etwas ausdenken werden. Zugleich wird am Domplatz immer auch die Archäologie eine Rolle spielen. Wir wissen, dass die Vorträge des Stadtarchäologen Ronald Risy über die Domplatzausgrabungen immer knackevoll sind – das Thema, mit dem er sich jahrelang intensiv auseinandergesetzt hat, interessiert die Leute also – und zwar über ein reines Fachpublikum hinaus. Wir möchten auch, dass dort größere Konzerte stattfinden.
Die wohl ebenfalls überregional Beachtung finden sollen? Im Hinblick auf die Kulturhauptstadt war ja der logische An-
spruch, dass sie nicht nur nach innen, sondern auch nach außen – ja europaweit – wirken muss. Wie ist diesbezüglich der Zugang der Tangente?
Im Grunde genommen kann man auch hier von einem „Sowohl – als auch“ sprechen. Wenn ich den Fokus zunächst auf die Hauptstadtregion selbst richte und frage, wen ich ansprechen möchte, dann ist die klare Antwort: Alle Bürger! Nicht, indem ich alles für alle mache, sondern indem ich ein vielfältiges Angebot schaffe, um damit unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen.
Ziehe ich den Radius etwas weiter, dann ist der Raum zwischen Linz und Wien relevant, der verkehrstechnisch gut ausgebaut ist und in dem es durch die Pendlerströme schon jetzt zu einer Durchmischung kommt, ja eine Metropolregion im Entstehen ist. Hier hoffen wir natürlich auf Besucher, die aufgrund der relativen Nähe gerne –durchaus auch öfter – zum Festival kommen.
Schließlich haben wir dann noch das benachbarte Ausland als Zielgebiet definiert. Hier denken wir an Städte wie München, Prag, Bozen,
Belgrad, Bratislava – oder Berlin. Da sind jene Personen gemeint, die sich explizit für Kultur interessieren und bereit sind – bei entsprechend attraktivem, internationalem Angebot – den Weg auf sich zu nehmen und vielleicht gleich ein Wochenende in der Region zu verbringen. Solche Angebote, das kann ich garantieren, werden wir bieten.
Das klingt durchaus zuversichtlich. Drehen wir zum Abschluss das Rad der Zeit nach vor: Tangente 2024 ist geschlagen, was würden Sie sich wünschen, wie Ihr Fazit ausfällt?
Ich wünsche mir, dass wir 2024 sozusagen nicht nur viele Projekte finanzieren, sondern mit unserem Programm nachhaltige Entwicklungen angestoßen haben: dass St. Pölten, in seinem Selbstverständnis als vollwertige Landeshauptstadt gestärkt, auch österreichweit so wahrgenommen wird und für seine Aktivitäten dementsprechend mediale Aufmerk-
samkeit erfährt. Ich wünsche mir, dass sich die Arbeitsmöglichkeiten für die freie Szene auch außerhalb der Tangente strukturell und nachhaltig verbessert haben.
Und ich wünsche mir, dass die Tangente als einzigartiges Mehrspartenfestival längerfristig etabliert wird. Dass sie fortan alle ein, zwei Jahre wiederholt wird und irgendwann einmal eine so bedeutende Rolle für St. Pölten und Niederö-
sterreich spielt wie schon heute der Steirische Herbst für Graz und die Steiermark.
Wie steht es – sehr frei nach Peter Handke – um die Angst des Intendanten vorm Scheitern?
Einer meiner Lehrer hat einmal gesagt: „Wer sich Großes vornimmt, muss mutig sein. Am Ende des Tages wird man vielleicht drei Viertel Mist produziert haben, aber wenn es gelingt, dass ein Viertel wirklich richtig gut war, dann hat man schon viel erreicht!“ Das ist natürlich bewusst übertrieben. Aber, wir gehen bewusst ins Risiko. Damit etwas passiert, in dieser interessanten und vielleicht auch unterschätzten Stadt. Vieles wird die Leute begeistern, manches vielleicht erschrecken, einiges wird auch krachend scheitern – aber in dem Fall wünsche ich mir dann aufgeschlossene Bürger*innen, die milde darüber hinwegsehen, und sich dafür umso mehr am Gelungenen erfreuen.
Ich wünsche mir, dass wir 2024 sozusagen nicht nur viel Geld verpulvert haben, sondern nachhaltige Entwicklungen angestoßen haben.
HEIMISCHE KULTUR AM SCHIRM
Mit „Das wird Folgen haben“ positioniert sich ein neuer Videopodcast in der Landeshauptstadt.
Rund um die Vorläufer des Kulturfestivals „Tangente“ blitzen neue St. Pöltner Kulturinitiativen auf. So begeistern derzeit sympathische Videos mit heimischen Künstlern im Netz: Einmal monatlich bitten Marlies Eder und Florian Wurzinger Gäste mit St. Pölten-Bezug zum Gespräch über Kultur und Gesellschaftsthemen. Zu sehen und zu hören sind bis jetzt Tim Gotschim und Andi Fränzl. Die beiden bildenden Künstler stellten in der temporären Galerie auf der Promenade aus und standen Marlies Eder dort vor der Kamera Rede und Antwort. „Die Idee zu einem ‚St. Pölten Podcast‘ trugen Florian Wurzinger und ich schon länger mit uns herum, bei einem Treffen mit gemeinsamen Freunden wurden am Kaffeehaustisch im Schubert die ersten Pläne geschmiedet“, erzählt die Kulturarbeiterin.
DIE PODCASTER
Marlies Eder ist Kulturarbeiterin in St. Pölten. Sie initiierte Literaturformate wie Lesestoff & Schnaps und den Ingeborg Flachmann-Preis.
Florian Wurzinger ist Cinematographer und Physiotherapeut aus St. Pölten, er dokumentiert filmisch die Freie Szene und ist bekannt durch seine Arbeiten für die STP-Skate Association.
Mit dem Podcast „Das wird Folgen haben“ wollen die beiden ein Format etablieren, das St.Pölten überregional als vielfältigen soziokulturellen Ort manifestiert. „Wir geben den Menschen und der Geschichte der Stadt eine Bühne und Reflektionsfläche, frei nach dem Motto ‚Wir hören und wir sehen uns‘“, so die Neo-Podcaster.
Zu finden sind die Folgen unter youTube@daswirdfolgenhaben Instagram@daswirdfolgenhaben
„Aufsässiges Land. Streik, Protest und Eigensinn“ ist der Titel der neuen Ausstellung im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich. Denn Aufbegehren im ländlichen Raum haben soziale und politische Entwicklungen der letzten 170 Jahre entscheidend mitgeprägt.
Die Menschen kämpften gegen schlechte Arbeitsbedingungen, geringe Bezahlung oder setzten sich für Gleichberechtigung und gegen Umweltzerstörung ein. Die Ausstellung wirkt einer Geschichtsschreibung entgegen, die den ländlichen Raum als politisch passiv betrachtet.
Es geht um Hans Kudlich, den „Bauernbefreier“ von 1848, um den Protest von Tabakarbeiterinnen in Stein gegen die Entlassung einer Kollegin, um die großen Streiks in den Rüstungsbetrieben in Neunkirchen und im Traisental sowie ein Widerstandsnetzwerk von Zwangsarbeiter*innen in der NS-Zeit. Auch das eigensinnige Aufbegehren von Dienstbot*innen und Saisonarbeiter*innen zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist Thema der Ausstellung.
Zu den jüngeren Beispielen zählen Demonstrationen von Landwirt*innen seit den 1960er-Jahren und die Besetzung der Hainburger Au. Eine interaktive Station beschäftigt sich mit aktuellen Protestbewegungen. Auf rund 250 Quadratmetern Fläche erzählt die Ausstellung in 16 Kapiteln faszinierende Geschichten von Streik, Protest und Eigensinn. Zeichnungen von Lenz Mosbacher il-
lustrieren die Inhalte und prägen die Gestaltung der Ausstellung. Die Sonderausstellung wurde vom Team des Hauses der Geschichte bestehend aus Christian Rapp (Leitung), Maren Sacherer, Benedikt Vogl und Andrea Thuile gemeinsam mit Jessica Richter vom Institut für die Geschichte des ländlichen Raumes und dem Schriftsteller Martin Prinz kuratiert.
WERDEN SIE MITGLIED!
Ich weiß schon, viele können das Wort „Corona-Pandemie“ nicht mehr hören, aber diese letzten drei Jahre waren so einschneidend, dass sie noch bis heute stark nachwirken –nun als Kontrast für eine jetzt positive Entwicklung.
Denn zum aktuellen Zeitpunkt können wir getrost sagen, dass die Lage überwunden scheint, dass unsere Kulturbetriebe wieder voll am Laufen sind und ein Highlight nach dem anderen produzieren. Es macht riesig Spaß, endlich wieder die Droge Kunst für Herz, Verstand und Seele genießen zu können. Ich empfinde jede unserer Veranstaltungen im Kreis der Freunde der Kultur St. Pölten als Labsal für die Seele!
Bei manchen ist noch immer Unsicherheit und Vorsicht zu spüren und es gibt auch welche, die sich noch nicht so recht „zurücktrauen“ oder aufgrund der langen Pause ein bisschen „verloren“ gegangen sind.
Alle Liebhaber*innen unserer Institutionen, die gerne ein besonderes Kulturerlebnis mit zusätzlichem Benefit erleben möchten, laden wir herzlich ein, Mitglied in unserem Verein zu werden. Die Anmeldung ist ganz leicht unter www.freundederkultur-stp.at/de/mitglied-
werden. Bei Rückfragen kontaktieren Sie uns unter freunde@kultur-stp.at oder 02742 90 80 90 941
Durch eine Mitgliedschaft kommen Sie in den Genuss unserer breiten Angebotspalette, die von Vergünstigungen über exklusive Previews bis hin zu Künstlerempfängen und -gesprächen reicht. Im Frühling besuchen wir u. a. das Landestheater Niederösterreich bei den Proben zu „Pygmalion“, erleben eine exklusive Preview zur Ausstellung „Kommunikation im Tierreich“ im Museum Niederösterreich oder schauen traditionell die Vorstellung des Bürgertheaters an. Im Anschluss klingen die Veranstaltungen bei gemütlichem Beisammensein und spannenden Gesprächen aus.
Als Mitglied genießen Sie aber nicht nur exklusives Programm, sondern werden zugleich Förderer unserer Institutionen Bühne im Hof, Festspielhaus St. Pölten, Landestheater
Niederösterreich, Landesbibliothek, Landesarchiv, Museum Niederösterreich, Stadtmuseum St. Pölten.
Ich würde mich freuen, Sie als Freund*in der Kultur St. Pölten in unserer Mitte begrüßen zu dürfen.
Ihr Lothar Fiedler (Präsident Freunde der Kultur St. Pölten)
9. März
PROBENBESUCH: PYGMALION
Im Anschluss Empfang. Landestheater Niederösterreich
16. März
PREVIEW:
KOMMUNIKATION IM TIERREICH
Im Anschluss Empfang. Museum Niederösterreich
20. April
VORTRAGSREIHE ZUR GESCHICHTE DES LANDES NÖ (Vorträge 7 & 8)
Im Anschluss Diskussion & Ausklang. Niederösterreichische Landesbibliothek
12. Mai
BÜRGERTHEATER:
AM BEISPIEL DER KOHLRABI –WIE KÖNNEN WIR DIE ERDE REPARIEREN?
Im Anschluss Empfang. Landestheater Niederösterreich
18. Mai
HANS THEESSINK & ERNST MOLDEN, OUTLAW SONGS & GAUNERLIEDER
Im Anschluss Empfang. Bühne im Hof
MITGLIED WERDEN und die zahlreichen Vereinsvorteile (Exklusivveranstaltungen, Previews, Künstlertreffen, Exkursionen, Ermäßigungen uvm.) genießen. Anmeldung und Infos unter T +43 2742 90 80 90-941, F +43 2742 90 80 94, freunde@kultur-stp.at
15 JAHRE UND NOCH KEINE ALTERSERSCHEINUNGEN
Im Frühjahr 2023 feiert die Tischlerei Melk Kulturwerkstatt das 15-jährige Bestehen. Zum Geburtstag präsentiert sich das „Wohnzimmer der Melker*innen“ wieder vielseitig, spontan und neugierig auf Neues.
reichen Wortwitz mit stimmungsvollen Melodien und das komplett ohne Instrumente. Kabarett-Fans nimmt Angelika Niedetzky am 25.03. mit auf die Hochzeit ihres Ex-Freunds. Auch die miteinhergehende Sinnkrise wird ausführlich behandelt.
Erstmals zu Gast in der Tischlerei ist Oehl, er bringt am 10.03. „keine Blumen“ mit nach Melk und lässt melancholische Texte auf eine Leichtigkeit treffen, zu der getanzt und geschwelgt werden darf. Die Echten verbinden am 18.03. in ihrem Programm einfalls-
Das Stimmwunder Lou Asril gibt am 01.04. seinem Hang zur elektronischen Musik nach und lässt in seine soulig groovigen Songs Elemente aus HipHop und Rap einfließen. Fans von großen Stimmen und stimmungsvollen Melodien kommen auf ihre Kosten. Ein Musical auf Zuruf entwickelt der Salon Spontan am 05.05. live vor Ort in der Tischlerei. Die Besucher*innen werden dabei zu Autor*innen und Regisseur*innen und gestalten den einzigartigen Abend mit. Dirk Stermann präsentiert am 12.05. sein erstes
Soloprogramm „Zusammenbraut“. Dabei wird aus einer ausgelassenen Feier eine Abrechnung mit den Vaterqualitäten des Fernsehstars.
Zum Gedankenaustausch in gemütlichem Ambiente lädt die neu geschaffene Gesprächsreihe Let’s talk about … die sich jeden dritten Mittwoch im Monat unterschiedlichen Themen widmet.
Programmübersicht und Tickets unter tischlereimelk.at
25 MÄRZ 2023
BOOKS & COFFEE-BREAK
Es gilt, die Stadtbücherei samt Zweigstellen zu reorganisieren, ein Veranstaltungskonzept zu entwickeln und ein neues Haus am Domplatz zu planen. Ja, ein Leitungsposten ist keine Kinderjause! Die Bücherei, die sich früher schon mal am Domplatz befunden hat, übersiedelt ins heimatliche Grätzl, in das ehemalige Oberbank-Gebäude. Das ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk und bedarf daher einer langen Planung, was für Frau Ungeduld, wie ich eine bin, schwer auszuhalten ist. Was hält mich und mein Team sonst auf? Nix! Wir fangen jetzt schon an, Vorhaben umzusetzen, so gut es in den beengten Räumlichkeiten geht. Kinderveranstaltungen finden
schon jetzt regelmäßig statt, und die Nachfrage ist erfreulicherweise hoch. Oder eher besorgniserregenderweise, denn wir geraten immer häufiger in die Situation, Doppelveranstaltungen anbieten zu müssen. Und dann gibt’s da noch die Zweigstellen. Die Räumlichkeiten im Süden der Stadt, im ehemaligen Forumkino, werden demnächst ausgebaut – heißt: Mehr Platz, Gemütlichkeit, und Licht, dafür weniger Barrieren. Die Zweigstelle im Norden in der FH muss nicht mehr umgebaut werden, hier ist alles hochmodern. Am Campus befindet sich nicht nur die Bibliothek der Fachhochschule, sondern auch ein Zweig der Stadtbücherei, den jeder besuchen darf. Auch hier wird der Medienbestand noch ordentlich aufgestockt.
Zum Thema Öffnungszeiten: Eine Stadtbücherei, die eine derart begrenzte Zeit geöffnet hat, ist besonders für Vielleser:innen nicht reizvoll und wenn wir offen haben, ist es schwierig, die geballte Flut an Besucher:innen zu beraten. Wenn also die EU plant, sich zu erweitern, werden wir das mit unseren Öffnungszeiten auch tun. Ein friedliches Zeichen, mit Eierkuchen dazu! Ich denke, das Hauptproblem ist die Ideenfülle, die durch mein Gehirn schwappt. Die Vielfalt an Veranstaltungen, die ich Interessierten näherbringen will. Oder muss, denn es ist bei mir schon fast zwanghaft, andere erfahrungshungrige Menschen zu begeistern. Aber ja, ich nehme regelmäßig meine Medizin. In Form eines Koffeingebräus. Meist einen Hektoliter pro Tag.
Überkommen hat mich diese Lust am Tun, als meine drei Kinder in mein Leben geflutscht sind. Meinen Beruf als Schauspielerin habe ich an den Nagel gehängt, um mit meiner Familie die Welt zu entdecken. Wie zum Beispiel die kleine Hinterhof-Bibliothek in Kirchstetten, die mein zweites Zuhause wurde: Ein Ort zum Spielen, Quatschen, Lachen, Vorlesen. Aus einer Laune heraus habe ich begonnen, Kinderlesungen zu veranstalten. Dann Bilderbuchkinos.
Dann einen Pflanzentauschmarkt, Spielefeste, Workshops, Lesungen, Vorträge etc. Die Bücherei wurde zum Treffpunkt und Informationszentrum. Ein Wohlfühl-Fixpunkt in der Gemeinde mit immer größer werdendem Zustrom. Und genau das will ich auch in der Landeshauptstadt erreichen: Ich möchte Besucher:innen einen gemütlichen Aufenthalt zum Schmökern, Stöbern und Gustieren bieten. Ich möchte ein breites Spektrum an Veranstaltungen zu einem Erlebnis machen und einen Ort schaffen, an dem unkonventionell Wissen vermittelt wird. Einen Ort, der Informationen zu aktuellen Themen bietet und an dem Wertschätzung, Respekt für Diversität und Nachhaltigkeit Selbstverständlichkeit sind.
Und wenn all das schon in einer kleinen Bibliothek möglich war, was ist dann erst in einer großen städtischen Einrichtung möglich? Ich probier‘s einfach aus! Und ihr schaut es euch an. Abgemacht? Ich nehm‘ euch beim Wort. – So. Und jetzt brauch ich wieder meine Medizin. Mit Milch. Ohne Zucker.
JEUNESSE
KONZERTE FÜR
DIE KLEINEN
Konzerte für Babys, Kleinkinder, SchülerInnen und Schüler sowie für Jugendliche. Die insgesamt rund dreißig Veranstaltungen der Konzertreihe Jeunesse richten sich ausschließlich an die junge Generation.
Aus der Reihe tanzt nur „Mit Baby ins Konzert“, eine Reihe, bei der junge Eltern die Möglichkeit haben, am Vormittag mit Baby ein Konzert zu genießen. Jeunesse bringt damit ein facettenreiches und vielfältiges Unterhaltungsprogramm für jedes Alter in die Landeshauptstadt.
Eines der Highlights im April ist das Familienkonzert „Das Gedankenreiseorchester packt aus“: ein spannendes Mitmachkonzert mit schwungvollen Melodien und Bodypercussion rund um die Geheimnisse eines ungeöffneten Koffers.
Termin
Sonntag, 23.4.23 um
14:30 in der Bühne im Hof
Karten
karten@noeku.at oder 02742/90 80 80 600
Weitere Infos unter www.jeunesse.at/standorte/st-poelten
WHEN MUSIC GETS UNDER YOUR SKIN
Jedes Jahr zaubert das international renommierte Barockfestival St. Pölten barocke und zeitgenössische Musik auf die Bühnen der Stadt. Heuer umfasst das Festival zwischen dem 10. und 24. Juni 2023 insgesamt sieben Konzerte unter dem Motto „When music gets under your skin“. Das genaue Programm wird am 23. März präsentiert. Einer der musikalischen Höhepunkte, der bereits jetzt verraten werden kann, ist das Radio String Quartet aus Wien. Das String Quartet ist keinesfalls ein gewöhnliches Streichorchester. Durch Improvisationen, genreübergreifende Kompositionen und unterschiedliche Einflüsse eröffnen die vier Musiker:innen mit besonderer Hingabe völlig neue Klangwelten. Programm und Karten ab Ende März auf der Website erhältlich.
VERANSTALTUNGSTIPPS
17. März
Etcetera Präsentation und Lesung – Hirn mit Ei Stadtmuseum, Prandtauerstraße 2
24. März
TTR-Allstars | Support: CHiLLiLL, Z-Ko & Flo Knixx + Sample As That Auswärtsspiel Freiraum, Herzogenburgerstraße 12
15. April Julia Anna Freiraum, Herzogenburgerstraße 12
6. Mai
Akustixx feat. Gary Lux, Ferdl & Die Gschupften Freiraum, Herzogenburgerstraße 12
14. Mai
Meisterkonzerte – Jazz vom Feinsten. Nikki Parrott, Martin Breinschmid Stadtsaal, Völklplatz 1
27. Mai
Meisterkonzerte –Klavier & Tanz
Maria Radutu, Eno Peçi Stadtsaal, Völklplatz 1
Volkshochschule
Philosophische Abende –Philosophische Positionen zur Arbeit jeden Dienstag im Mai Tanzwochenend-Workshops
18./19.3. (Boogie, Tango Argentino, Walzer). Weitere Infos unter: www.vhs-stpoelten.at
Festspielhaus
25. März Jan Martens. Opera Ballet Vlaanderen – FUTUR PROCHE
17. April Lucas & Arthur JussenVictorien Vanoosten
6. Mai fABULEUS TonkünstlerOrchester – Electric Life www.festspielhaus.at
Weitere Veranstaltungen finden Sie unter events.st-poelten.at
Landestheater
6. Mai Premiere – Oder der stillste Tag von Alexandra Koch
25. Mai Premiere – Dunkelblum von Eva Menasse
www.landestheater.net
Stadtbücherei
19. März Einstieg in die Robotik mit dem Bee-Bot und dem Ozobot
15. April Die Welt auf meinem Teller
12. Mai Bilderbuchkino (für Kinder von 4 bis 6 Jahren)
https://st-poelten.bibliothecaopen.de/Veranstaltungen/ Veranstaltungen
www.facebook.com/stpoelten www.instagram.com/st.poelten www.twitter.com/st_poelten
ORF: RSO EINSPAREN?
FLAGGE ZEIGEN!
Kultur braucht Medien, die Kultur transportieren. Ein solcher Transporteur ist der ORF. Der ORF muss als öffentlich-rechtlicher Rundfunk- und Fernsehanbieter erhalten bleiben. Um nicht gänzlich von Regierungen und wechselnden Mehrheitsverhältnissen und den von diesen gestalteten Budgets abhängig zu sein, muss er ein öffentlichrechtliches Institut bleiben. Nun wird er von der Regierung auf neue Finanzierungsbeine gestellt. Eine sogenannte „Haushaltsabgabe“ soll die bisherige GIS-Regelung ablösen, die ja vom Verfassungsgerichtshof als gleichheitswidrig aufgehoben worden ist. So weit, so gut. Wäre da nicht eine Vorbedingung von einer der beiden Regierungsparteien, welche die Medienministerin stellt: Bis 2026 soll der ORF 300 Millionen Euro einsparen! So weit auch gut. Es ließe sich da wohl einiges finden, wo unbestritten der Sparstift angesetzt werden kann. Aber gerade dort zu streichen, wo es den Kulturauftrag betrifft? Auf die Idee muss man erst kommen! Und so wird das renommierte RSO, Radiosymphonieorchester des ORF wieder einmal in Frage gestellt. Mit großer Empörung protestierten umgehend viele Musikverbundene. Diesem Aufschrei schließen wir uns als NÖ Kulturform uneingeschränkt an! Mag sein, dass es nur taktischer Versuch der ORF-Spitze ist, die Finanzierung jemand anderem – wohl der Regierung bzw. der Kulturstaatssekretärin – zuzuschieben. Aber bezeichnend für den an dieser Spitze herrschenden Geist ist es schon, wenn angesichts von Sparvorgaben als erstes die Kultur beschnitten werden soll. Das Musikland Österreich muss hier wirklich Flagge zeigen, damit eines der besten und immer Neuem aufgeschlossenen Orchester mit seinen exzellenten Musikerinnen und Musikern und seinem musikalischen Kulturauftrag nicht unter die Räder kommt. Mozart, Beethoven, Schubert und Co. sollen sich nicht im Grab umdrehen müssen … Prof. Ewald Sacher, Obmann
EIN HALBES JAHRHUNDERT KULTURARBEIT
Im nächsten Jahr, 2024, wird das NÖ Kulturforum sein 50-jähriges Bestehen feiern können. Neben all den ungezählten Aktivitäten wie Ausstellungen, Enqueten, grenzüberschreitenden Aktivitäten, der Entwicklung regionaler Initiativen und vieler Projekte an der Basis, der Präsentation und Förderung lokaler Künstlerinnen und Künstler hat sich das NÖ Kulturforum in diesem halben Jahrhundert auch den Ruf erworben, selbst auch fleißig publizistisch tätig zu sein.
Ein herausragendes Beispiel ist das von Gotthard Fellerer mehrmals jährlich produzierte Kulturmagazin BravDa. Er bezeichnet es selbst als „Organ für kunstvolle Äußerungen aller Art“oder in dem ihm eigenen Sarkasmus als „Organ gegen Kulturdiktat und intellektuelle Einebnung Mitteleuropas“. Seit 1993 erscheint dieses Magazin mehrmals jährlich von Wr. Neustadt aus, dem Wohnsitz Prof. Fellerers, und ist aus der Kulturszene unseres Landes nicht mehr wegzudenken. Dank Brav-
Da erschließt sich einem großen Interessentenkreis das Wirken des NÖ Kulturforums. Im NÖ Zentralraum bietet das in St. Pölten erscheinende Magazin MFG eine Plattform, auf der die Aktivitäten des NÖ Kulturforums einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt werden. Dieses urbane, zeitgeistige und zugleich kritische Medium stellt ein Instrument dar, auf dem das NÖ Kulturforum seine Projekte und zugleich seine Werte und Haltungen zu den verschiedensten Themen vermitteln kann. Die eigene publizistische Tätigkeit des NÖ Kulturforums hat einen breiten Umfang angenommen. Im Jahr 2015 erschien die erste Ausgabe der Serie „Aus Freude. Impulse zur Kreativität.“ mit dem Band Nr. 1, einem Katalog zu einer Fotoausstellung unter dem Titel „Die Spannung der Stille“. In der Folge sind es an die zwei Dutzend Broschüren geworden, die meist als begleitende Kataloge zu Ausstellungen des NÖ Kulturforums von Werken namhafter zeitgenössischer Künst-
Oben: Auch zur vorjährigen Ausstellung „Krebs & Kraft“, mit Frauenbildern des Fotografen Franz Weingartner, erschien ein Bildband!
Rechts: Ein Fixpunkt ist Gotthard Fellerers BravDa!
lerinnen und Künster, vorwiegend aus NÖ, aufgelegt worden sind. In den allermeisten Fällen fungiert dafür auch Prof. Gotthard Fellerer als Experte, Autor und Layouter als verantwortlicher Gestalter. Über die Grenzen Österreichs hinaus sind die Hefte dieser Serie in den Bibliotheken, z. B. in der deutschen Nationalbibliothek in Leipzig archiviert, selbstverständlich auch in der Österreichischen Nationalbibliothek und der NÖ Landesbibliothek. Eine kurze Aufstellung der zahlreichen Ausgaben, die unter kulturforum@ aon.at nachbestellt werden können, zeigt die Vielfalt der Themen und der präsentierten Persönlichkeiten: Elisabeth von Samsonow, Robert Hammerstiel, Florian Jakowitsch, Franz Kaindl, Herwig Zens, Wolfgang Walkensteiner, Fria Elfen, Christine Jones, Franz Erntl, Johann Berger u. a. m., die weit über NÖ hinaus Bedeutung haben. Auch regionale Kulturinitiativen wurden durch diese Broschüren des Kulturforums gefördert und in ihrem Tun motiviert: So z. B. das Kunstforum Loosdorf oder der ESV Fotoklub St. Pölten anlässlich seines 80-Jahr-Jubiläums. Alles in allem stellt diese Broschüren-Serie „Aus Freude. Impulse zur Kreativität.“ eine bemerkenswert, vielfältige Dokumentation des niederösterreichischen Kunstschaffens dar.
Auch zahlreiche Buchproduktionen sind auf Initiative des NÖ Kulturforums entstanden bzw. von diesem gefördert worden. Um nur einige anzuführen: „Bahnnostalgie in
NÖ“, ein Bildband, gestaltet von Ulrich Gansert, ebenso wie dessen Fotoband „Denkmal statt Arbeit“, in dem ehemalige Industrieobjekte in NÖ dokumentiert werden, die mittlerweile anderweitig genutzt werden oder oft auch dem Verfall ausgesetzt sind, aber durch diesen Band nicht vergessen werden. Mit dem Schicksal der „Roma in Mitteleuropa –Integration oder Ausgrenzung“ – so der Titel des Bildbandes Ulrich Ganserts zur gleichnamigen Kulturforums-Ausstellung – setzt sich dieses mit einem nach wie vor in den osteuropäischen EU-Ländern existenten Thema auseinander.
In dieser Weise kommt das NÖ Kulturforum zugleich seinem künstlerischen als auch seinem gesellschaftspolitischen Auftrag nach. Es lassen sich noch weitere Projekte in diesem Sinne anführen, wie z. B. der Umgang betroffener Frauen mit ihrer Erkrankung in
Immer wieder bringt das NÖ Kulturforum beeindruckende Bild- und Fotobände heraus – oft begleitend zu vom NÖ Kulturforum umgesetzten Ausstellungen.
der Fotoausstellung „Krebs und Kraft“, oder die jüngste, von der Aktualität des UkraineKrieges geprägte Ausstellung „Altösterreichs Spuren in Städten der Ukraine“, die heuer auch in St. Pölten gezeigt werden wird. Neben der Förderung von Literatur und wissenschaftlicher Dokumentationen – z. B. Siegfried Naskos Karl-Renner-Bücher – wurden vom NÖ Kulturforum auch immer wieder Musik-CD-Produktionen beauftragt oder unterstützt. Österreichweite Bekanntheit hat das Duo Angelika Sacher & Klaus Bergmaier erlangt, welches sich als eine der wenigen MusikerInnen mit dem Thema Arbeiter-, Friedens- und Freiheitslieder befasst. Deren CDs , aber auch Produktionen des Musikers Andreas Pirringer mit dem ARTETT, Weinviertler Elegien von Joachim Luitz (Musik) und Bernhard Schaffer (Text) oder die Vertonung von Gedichten Karl Renners durch Johannes Winkler mit dem Titel Wintersonnenwende wurden als Musikproduktionen vom NÖ Kulturforum gefördert.
Wenn 2024 diese umfangreiche Kulturarbeit des NÖ Kulturforums dann im Rückblick ausführlich präsentiert werden wird, so können die dafür Verantwortlichen, allesamt ehrenamtlich engagiert, durchaus von sich sagen, 50 Jahre lang die niederösterreichische Kulturlandschaft mitgestaltet zu haben.
KOLUMNE THOMAS WINKELMÜLLER
DER EINFACHE WEG
ChatGPT ist ein Computersystem, das dafür sorgt, dass ich als Journalist meine Arbeit noch schneller erledigen kann. Es nutzt eine künstliche Intelligenz (KI), um aus gegebenen Aufgabenstellungen entsprechende Texte zu generieren. Durch seine Fähigkeit, natürliche Sprache zu verstehen und zu produzieren, kann es in vielen Bereichen eingesetzt werden.
Als Journalist muss ich präzise Informationen recherchieren und verarbeiten. Da kann eine KI eine große Hilfe sein. Sie kann mich bei der Recherche von Statistiken unterstützen, oder eine erste Fassung eines Artikels erstellen. Und die Nachteile? Ich habe nur bedingt Sorgen, dass ChatGPT meine Arbeit überflüssig machen wird.
Denn keine Angst, ihr menschlichen Journalisten, ChatGPT ersetzt uns nicht vollständig. Eine KI wie ChatGPT kann zwar Fakten und Daten liefern, aber sie kann nicht die menschliche Perspektive einbringen, die für eine gute Reportage unerlässlich ist. Bei einem Text aus einem Gefängnis, wäre die KI nicht in der Lage, Emotionen und Erfahrungen der Gefangenen zu verstehen und adäquat darzustellen.
Auch wenn ChatGPT also eine große Hilfe sein kann, bleibt die menschliche Komponente in der journalistischen Arbeit unverzichtbar. Ich nutze ChatGPT daher als Werkzeug, um meine Arbeit zu unterstützen, aber nicht, um sie zu ersetzen. Gleichzeitig ist die KI fehleranfällig und mit Vorsicht zu genießen.
Genau das habe ich ChatGPT auch erklärt, bevor es diese Kolumne für mich geschrieben hat. Aber ohne meinen Aufträgen wäre die KI nicht weit gekommen.
Der 27. Mai wird bunt. Dann lädt der Verein „St. Prides – Queere Menschen in NÖ“ wieder zur hiesigen Pride-Parade. Heuer rechnen die Veranstalter bereits mit über 1.000 Teilnehmern an der Demonstration, die am Rathausplatz ins Pride-Village samt Bühne, Ständen von befreundeten Vereinen und AfterPride-Clubbing münden wird. „Vor zwei Jahren waren wir erst ein kleiner Stammtisch – wer hätte gedacht, dass wir, durch viel ehrenamtliches Engagement, schon dieses Jahr eine vierstellige Teilnehmerzahl für ‚unsere‘ Pride zu erwarten haben?“,
freut sich Obmensch Oskar Beneder. Der Grundgedanke der Pride ist dabei einmal mehr, auf die Anliegen queerer Menschen aufmerksam zu machen. „Die Leute sollen noch mehr feiern, noch lauter sein, und noch sichtbarer als letztes Jahr … wenn man in irgendeiner Form queer ist, dann ist das oft schwer in NÖ, gerade in St. Pölten. Einen Samstag im Jahr wird St. Pölten bunt und laut! Dafür sorgen wir!“, so Schriftführer Erwin Rossmann. Der Verein sucht übrigens noch helping hands.Wer also ehrenamtlich mithelfen möchte, kann sich auf www.stpride.at anmelden.
NACHTSCHICHT
Die Retrowelle geht munter weiter, weil aber der oft gebrauchte Spruch „Alt, aber gut“ eben wirklich perfekt zutrifft. Und weil „das Alte“ oft wieder zum Hype fürs Neue wird. Aus diesem Grund lässt Markus Steinwender nun auch den Kult um die legendäre „Nachtschicht“-Disco aufleben und lädt am 18. März zum „Nachtschicht Revival“ ins VAZ St. Pölten – DJs und vor allem Mucke von damals mit den besten Dancehits inklusive. „Die Nachtschicht war eine Institution in den 90er- und 2000er-Jahren! Wir haben hart daran gearbeitet, eine Nacht zu schaffen, die den alten Nachtschicht-Spirit wiederbelebt und die Besucher in
eine Zeit zurückversetzt, als das Feiern noch richtig cool war“, freut sich Steinwender. In diesem Sinne sag ich nur … Hyper Hyper!
www.nachtschichtrevival.at
SIS IS BACK
Classic Rock is dead? No Way! Mit seiner brandneuen EP „Nucleus Affairs” schließt der charismatische Herzogenburger Sänger Markus Sis an seine Liebe zu klassischem Rock und Soul an, und stellt erneut seine stimmlichen Qualitäten unter Beweis.
Bemerkenswert ist dabei die Band, die Sis um sich geschart hat: An der Gitarre werken Johannes Maria Knoll und Matthias Dockner, Bass spielt Marcus Schleifer, wobei auch Knoll ab und an Hand anlegt, hinter den Drums hat Martin Nemec Platz genommen und feinsten KeyboardSound steuert Christian Lotter bei.
So breit aufgestellt wie die Band klingt sodenn der Sound von „Nucleus Affairs“, auf dem sich soulig gehauchte Balladen („Good Old Friend“) ebenso finden wie klassisch gitarrenlastiger Rock („Octopus Love“) oder auch laute und verzerrte New-RockIndie-Klänge („Soul Rebel“). „Zu dem Projekt kam es eigentlich über Schleifer Marcus, der schon mit Lotter und Nemec im Studio werkelte, dann kam ich dazu.“ Irgendwann ist man sich einig, dass man Knoll für ein Gitarrensolo Knoll mit an Bord haben möchte „dem es dann aber so getaugt hat, dass wir schließlich drei weitere Songs in der 5er-Besetzung aufgenommen haben.“
„Nucleus Affairs“ ist dabei gar nicht das einzige Projekt, das Sis gerade am Laufen hat. „Eigentlich sinds vier: Sisnation – unsere Funkcoverband zu acht; NUUN, meine Zusammenarbeit mit dem Musikproduzenten AE Till aus St.Pölten; Funk Explotion, ein Funkduo mit dem Schauspieler und Bassisten Peter Karolyi sowie eben „Markus Sis & Band.“ Man darf also auf weiteren Output gespannt sein. „Nucleus Affairs“ soll diesen Frühling erscheinen und wird online über die „üblichen Verdächtigen“, sprich Spotify, Deezer, Amazon, iTunes & Co. erhältlich sein.
was ich kann. Als Lehrling bei SPAR!“
IMMER EINEN SCHRITT VORAUS!
Im Studienjahr 2021/2022 studierten in Österreich über 391.000 Menschen an einer Fachhochschule, Privatuniversität oder öffentlichen Universität. Und auch im kommenden Herbst werden sich wieder Tausende junge Menschen anschicken, ein Studium in Angriff zu nehmen. Dabei hat man die Qual der Wahl: Alleine die österreichischen Fachhochschulen bieten mittlerweile über 700 verschiedene Studiengänge an, das Studienangebot der Universitäten ist vielfältigst. Wohin sich also wenden, welches Studium passt zu mir und welche Berufsperspektive bietet es? Nachfolgend stellen wir einige der Top-Ausbildungsstätten unseres Landes vor.
Biotech Campus Tulln der FH Wiener Neustadt STUDIEN-INFOTAG AM 17.3.2023
Wir stellen unsere Studiengänge „Biotechnische Verfahren“ und „Bio Data Science“ vor und beantworten alle Fragen rund ums Studium. Vor Ort gibt’s Einblicke in die HighTech Labors und Hands-On Stationen aus dem Bachelorstudium, Präsentationen zu den Studiengängen, Führungen von Studierenden durch die FH, die neuen Räumlichkeiten im Haus der Digitalisierung, das Studentenheim und individuelle Beratung zum Studium!
office@tulln.fhwn.ac.at I biotechstudieren.at
Montanuniversität Leoben
BERG- UND HÜTTENWESEN
Hier hab ich Raum zum Entfalten.
OPEN.DAY 10.03.2023
13 – 18 Uhr FH St. Pölten
Am modernen Campus genießt du ein vielfältiges Studienangebot in 9
Die Montanuniversität Leoben ist eine Technische Universität und Österreichs einzige Hochschule für Berg- und Hüttenwesen. An der MU Leoben werden u. a. Studienrichtungen in Geowissenschaften, Rohstoffingenieurwesen, Energietechnik, Werkstoffwissenschaft, Kunststofftechnik uvm. angeboten.
www.unileoben.ac.at
MUSIK, SCHAUSPIEL UND TANZ
850 Studierende aus allen Teilen der Welt absolvieren hier ihre künstlerische und künstlerisch-pädagogische Ausbildung in den klassischen Instrumentalfächern, in Gesang, Alter Musik, Jazz, Komposition, zeitgenössischem Tanz, Schauspiel, Musikvermittlung und Elementarer Musikpädagogik. www.bruckneruni.at
Wir haben was zu bieten.
Ausbildung zum Pflegeberuf in ganz Niederösterreich.
✔ Finanzielle Unterstützung bei Weiterbildungen
✔ Krisensicherer Arbeitsplatz vor der Haustüre
✔ Karrieremöglichkeiten innerhalb größtem Gesundheitsunternehmen in NÖ
✔ Abwechslungsreiche Tätigkeiten in einem modernen Unternehmen
✔ Sonderurlaub zur Kindererziehung
✔ Betriebskindergärten und Ferienbetreuung (standortabhängig)
JOSH.
EXPRESSO & TSCHIANTI IM VAZ
Mit Hits wie „Cordula Grün“, „Expresso & Tschianti“ oder „Vielleicht“ ist Josh. aus dem Radio nicht mehr wegzudenken. Am 23. März startet der Amadeus-Gewinner seine große Live-Tour im VAZ St. Pölten. Grund genug, dem sympathischen Wiener ein paar Fragen zu stellen.
FRAGENHAGEL
Espresso oder Chianti?
Espresso und Chianti
Lieblingssong?
Slow Dancing In A Burning Room
Pizza oder Burger?
Pizza
Sommer oder Winter? Sommer, da können wir nämlich auch im Freien spielen.
Lieblingsfilm?
Notting Hill
Was ist dein Lebensmotto? Weniger ist weniger!
Wo bist du am liebsten? Auf der Bühne
Party oder gemütlicher
Beschreibe „Josh.“ in 3 Worten. Musiker. Emotional. Wiener. Das würde es ganz gut treffen, denke ich.
Ab März bist du wieder auf Tournee. Worauf freust du dich?
Endlich wieder mit meiner Band auf der Bühne stehen zu können, noch mehr aber auf die Menschen, die zu unseren Konzerten kommen. Ich lieb’s ja, in ihre Gesichter zu schauen und die Reaktionen auf die Musik zu beobachten. Persönlich bin ich natürlich schon gespannt darauf, wie die neuen Songs, die wir im Gepäck haben, bei unseren Fans ankommen werden.
Bist du vor deinen Auftritten eigentlich noch nervös?
Natürlich, ein gewisser Grad an Nervosität gehört einfach dazu. Vor einem Auftritt steigt die Anspannung, denn ich möchte bei jedem Konzert mein Bestes geben. Das kann man eventuell mit Spitzensportlern vergleichen, die sich vor einem Wettkampf auf das konzentrieren, was vor ihnen liegt. Das tue ich auch. Und dann geht’s raus.
Wo trittst du am liebsten auf? Das ist wirklich gar nicht so leicht zu beantworten. Ich mag die Intimität von kleinen Clubs mindestens
Abend zuhause?
Beides
Selber kochen oder bestellen?
Selber kochen, sofern eben Zeit dafür ist.
Fußball oder Basketball?
Fußball
genauso wie das Gefühl, beim Donauinselfest auf der Hauptbühne zu stehen. Bei euch im VAZ hatten wir bereits tolle Auftritte und so cheesy das jetzt klingt, aber das ist ein bisserl wie Heimspiel bei euch.
Was war dein schönster Auftritt?
Der Auftritt beim Donauinselfest auf der Hauptbühne war schon etwas besonders. Da hatte ich Gänsehaut.
Wie sieht dein Alltag aus?
Mein Alltag unterscheidet sich nicht viel von dem anderer Leute. Ich stehe auf, erledige anstehende Dinge und gehe regelmäßig ins Studio, so wie andere ins Büro oder Geschäft gehen. Ich arbeite aktuell intensiv an meinem dritten Album, das füllt meine Tage gut. Auf Tour verschiebt sich vielleicht der Tagesrhythmus, weil wir später ins Bett kommen und abends wieder fit sein wollen.
Du hast mittlerweile eine riesige Fanbase. Von wem bist du Fan?
Element of Crime und vor allem John Mayer. Der ist für mich vielleicht sogar der Größte überhaupt, da werde ich zum „peinlichen“ Fan. Aber ich mag auch viele andere – im Tourbus gibt’s jedenfalls immer eine
HEIMSPIEL. „Im VAZ hatten wir bereits tolle Auftritte und – so cheesy das jetzt klingt – aber das ist ein bisserl wie ein Heimspiel bei euch in St. Pölten.“
sehr abwechslungsreiche Playlist.
Wann hast du deinen ersten Song geschrieben und worum gings?
Als Teenager. Aber hüllen wir besser den Mantel des Schweigens darüber. Es war ein erster Song. Und so hat er auch geklungen.
Welcher eigene Song ist dein liebster?
Das kann ich unmöglich beantworten – das ist so, als ob du einen Vater danach fragst, ob er ein Lieblingskind hat. Natürlich bin ich „Cordula Grün“ dankbar, denn der Song hat es mir ermöglicht, von meiner Musik zu leben. Aber deshalb ist er nicht mein liebster.
Wer ist Cordula Grün?
Eine Mischung aus Fiktion und Wirklichkeit. Jedenfalls keine reale Person aus meinem Leben. Obwohl sich eine Cordula Grün, die in Deutschland lebt, mal bei uns gemeldet hat.
Was machst du, wenn du nicht gerade arbeitest?
Ich fahre gerne Rad. Und ich koch für mein Leben gerne.
Mit welchem Musiker würdest du gerne mal einen Song machen?
John Mayer. Also Hans, wenn du das liest – ich bin bereit!
TANZEN PUR
In vielen Städten der Welt hat sich Ecstatic Dance schon etabliert. In St. Pölten bieten Susan Raven und Jörg Eigenbauer diese Tanz-Bewegung, die sich auf die Suche nach losgelöster Ekstase im Tanz begibt, seit fünf Jahren an. Obwohl jedes Tanzevent durch bestimmte Richtlinien Ritualcharakter hat, sehen sie sich dabei aber keinesfalls als esoterische Hippie-Tanzgruppe.
In jungen Jahren tanzte sich der St. Pöltner Jörg Eigenbauer durch die Clubs und Diskotheken. Nicht selten war dabei auch das eine oder andere Rauschmittel mit im Spiel. „Damals erlebte ich auch viel Ekstase, aber in dieser Form ist es für mich nicht mehr vorstellbar, denn im Grunde war es ein Entfliehen vor den Alltagsproblemen“, erinnert sich Jörg Eigenbauer zurück. Ähnlich ist es auch seiner Partnerin Susan „Raven“ ergangen. In der Club-Szene in Frankfurt am
Main unterwegs, war es für die gebürtige Ostdeutsche als Frau immer auch ein Problem, sich in diesem Raum „austanzen“ zu können. Permanente männliche Beobachtung und ständige „Antanz-Situationen“ im Club-Setting schränken gerade Frauen in ihrer Lust zu tanzen ein. „Bei Ecstatic Dance habe nicht nur ich einen sicheren Rahmen, mich auszuleben“, sagt Susan, die in St. Pölten auf Jörg und diese Tanzbewegung gestoßen ist. Seitdem arbeitet Jörg Eigenbauer, ausgebildeter
JÖRG EIGENBAUER
Sozialarbeiter und Körper- & Bewusstseinscoach, gemeinsam mit Susan Meier-Preuß, ausgebildete Kundalini-Yoga-Lehrerin, systemisch integrative Sozialtherapeutin und Tanzpädagogin, am Projekt Ecstatic Dance St. Pölten.
Tanzraum für alle
„Es ist uns wichtig, einen Raum zu eröffnen, in dem sich Menschen jeden Alters und jeden Hintergrundes möglichst ungezwungen, vorurteilsfrei und barrierefrei bewegen können“, umreißen die beiden ihre Tanzrituale. „Tanzen ist nicht die Flucht aus dem Alltag, sondern alles, was ich dabei erlebe, in den Alltag mitzunehmen“, so Susan. „Tanz es, zeig es“, pflichtet ihr Jörg bei,
Das Schönste ist, wenn die Leute heimgehen, mit dem Wissen, dass etwas miteinander entstanden ist.
„wir sind dabei auf der Suche nach ganz neuen Tanzbewegungen, die einen vielleicht selbst überraschen. Technisch kann es alles oder nichts sein, vom Herumkugeln bis zu komplexeren, ekstatischen Moves.“ Ein Tanzevent ist von einigen Richtlinien bestimmt, die drei wichtigsten sind: kein Sprechen am Dancefloor – um weniger im Kopf und mehr im Körper zu sein, den eigenen Raum und den der anderen achten, kein Alkohol und keine Drogen.
Ecstatic Dance hat Ritualcharakter, einen fixen Aufbau, der Sicherheit geben soll. „Zuerst erfolgt der Einlass, da wird dekoriert oder geräuchert, danach das Ankommen in Stille mit meditativer, sphärischer Musik. Im Anfangskreis erkläre ich das Thema des Abends. Bei der 10-15-minütigen Tanzeinführung kommt es darauf an, sich über das Atmen führen zu lassen, das
Thema über die Bewegung zu erfassen. Dann übernimmt der DJ-Act und bevor es zum Abschlusskreis kommt, gibt es ein Soundhealing mit Live-Musik, etwa von Harfenklängen“, gibt Jörg Einblick in die Vorgangsweise.
„Into the wild“ wird das Thema des nächsten Abends am 12. März sein. „Hier wird es nicht nur um das Wilde, Ungezähmte gehen, sondern auch um Naturverbundenes, das auch ganz zart sein kann“, erzählt Jörg, „denn im Ecstatic Dance geht es auch um etwas Uraltes, das etwa im Kult um Dionysos oder bei den Maoris ausgelebt wurde.“ Die Idee, den Verstand, die Kontrolle auszuschalten, auf Augenhöhe mit Seele und Körper zu sein.
Basiert auf drei Säulen
Auf drei Säulen basiert die Tanzbewegung in St. Pölten: Auf IndoorEvents im Saal der Begegnung im Gewerkschaftshaus, wo 120 mittanzende Menschen keine Seltenheit sind; auf Open-Air-Tanz mit einer „fetten Soundanlage“, wo im Schnitt an die 70-80 Menschen tanzen; und auf Silent Ecstatic Dance mit Kopfhörern, z. B. im Sparkassen-Park oder Domgarten. „Wir wollen das in die Stadt hineinbringen, mitten in die Gesellschaft tanzen, sichtbarer werden“, so die beiden im Gleichklang. Besonderen Wert legt man auf den offenen Zugang. Jung und Alt, arm oder reich, männlich, weiblich, divers, aus den unterschiedlichsten Kultur- und
Ecstatic Dance-Abend
„Into the wild“
12. März (16.30 bis 20 Uhr) mit DJ Bramaji und Soundhealerin Antonia Dosti, Harfe
Saal der Begegnung, St. Pölten, Gewerkschaftsplatz 2
www.facebook.com/ ecstaticdancestpoelten www.ajuni.at
Sprachkreisen, bei Ecstatic Dance ist jeder Mensch gern gesehen. „Wir kooperieren mit dem Büro für Diversität, werden gefördert, um mit freien Spenden einen niederschwelligen Zugang zu unserem, auch sozialen Projekt zu ermöglichen.“
Mittlerweile hat sich eine starke Community gebildet. „Das Schönste ist, wenn nach einem Ecstatic Dance-Event, Menschen mit dem Gefühl heimgehen, dass etwas beim gemeinsamen Tanzen miteinander entstanden ist, wenn man neue Leute kennengelernt hat und es mehr als ein Auspowern war“, freuen sich Susan und Jörg über jeden gelungenen Tanzabend, der bewusst früh, meist um 16.30 Uhr beginnt und um 20 Uhr endet.
Wenn sie also demnächst einer Gruppe von Menschen, die sich auf dem Weg zur Tanzekstase befindet, begegnen, schütteln sie nicht den Kopf, denn sie gehören zu einer Tanz-Community, die gegenseitig auf sich schaut, keinen Unterschied zwischen Menschen macht und sicheren Raum gibt.
Diese Buntheit, Vielfalt und Mannigfaltigkeit des Lebens bedeutet freilich eine gut und scharf gewürzte
Mischung aus Leben & Tod, aus Eros & Thanatos, aus Wollen & Loslassen, aus Höhen & Tiefen.
SUSAN UND JÖRGGEMEINSCHAFT. Susan Raven und Jörg Eigenbauer gehen mit ihren Ecstatic Dance-Events in die Höhen und Tiefen des Lebens.
SKN-BASKETBALLER NEHMEN TOP-4 INS VISIER
In den 90ern bereitete Mike Coffin als Spielmacher der Kapfenberg „Bears“ dem Liga-Giganten UKJ Süba St. Pölten immer wieder mal einige Sorgen. Mittlerweile schwingt der Wahl-Steirer aus Kalifornien beim SKN das Trainerszepter. Und gegen die „Wölfe“ möchte im Play-off keiner so recht ran.
Der SKN St. Pölten hat 2019 gerade noch das letzte Ticket für die neu geschaffene Superliga ergattert, die Zehnerliga mit einem Minimal-Budget in Angriff genommen. Mittlerweile leuchtet der SKN als Fixstern am heimischen Basketball-Himmel. Nur die St. Pöltner, die Gmunden Swans und die Oberwart Gunners haben es jedes Mal in die Zwischenrunde der Top-6 in der mittlerweile auf zwölf Klubs angewachsenen Superliga geschafft. Die St. Pöltner drei Mal
unter der Trainer-Regie von Andi Worenz, der nun als Sportlicher Leiter fungiert, aktuell unter Mike Coffin. Dabei sind sich die Basketball„Wölfe“ stets treu geblieben, haben beharrlich ihre „Formel 444“ angewandt, auf vier Eigenbauspieler, vier Österreicher und vier Legionäre gesetzt. Aktuell haben sie zwar fünf Legionäre im Kader, doch nur, weil sich Mike Holton verletzt hatte und Philip Jalalpoor verfügbar war. Der Deutsch-Iraner, 2021 für den Iran bei Olympia im Einsatz, hatte in
Reykjavik lediglich einen Vertrag bis Weihnachten gehabt und wurde gleich hellhörig, als seine St. Pöltner, für die er schon 2019/20 auf Korbjagd ging, wieder um ihn anfragten. „Er hat mir gesagt, er wechselt entweder zu einem Klub, bei dem er viel Geld kriegt, oder in ein exotisches Land, das er gerne bereisen möchte, oder zu einem Verein, wo er weiß, dass er sich wohlfühlt. Er hat sich dann glücklicherweise fürs Wohlfühlen entschieden. So exotisch sind wir ja nicht“, lacht Worenz. „Philip ist ein richtiger ‚Playmaker’, der das Spiel für die anderen leichter macht“, freut sich Coffin über die Verstärkung bis Saisonende. „Wir können es kaum erwarten, Mike und Philip zusammen spielen zu sehen“, ergänzt Worenz.
Plafond noch nicht erreicht Platz fünf im Grunddurchgang mit elf Siegen aus 22 Spielen war noch nicht ganz das, was sich das Führungsduo erwartet hat. Neben Holton mussten auch noch Kelvin Lewis und Steven Kaltenbrunner verletzungsbedingt mehrere Spiele pausieren. „Wir haben unseren ‚Peak Point’ noch nicht erreicht. Vielleicht schaffen wir ja jetzt einmal eine Serie von drei, vier oder sogar fünf Siegen in Folge“, funkeln Coffins Augen. Mit der Entwicklung seiner Youngsters Felix Angerbauer, Rashaan Mbemba und Akkan Atasoy (alle 2003er-Jahrgänge) ist er auch sehr zufrieden. „So einfach ist das nämlich nicht, wenn du in der U19 spielst und dann rauf kommst. Da merkst du schnell, dass plötzlich vieles nicht mehr so geht wie vorher“, weiß Coffin. In der zehn Runden dauernden Zwischenrunde visieren die SKNler jetzt einmal Platz vier an, der im anschließenden
Play-off im Viertelfinale um die Meisterschaft Heimvorteil bedeuten würde. Im Grunddurchgang konnten sich nur Vienna und Gmunden von den anderen Teams etwas absetzen. Sie erzielten durchschnittlich mehr als 90 Punkte pro Spiel! „Das liegt aber auch daran, dass sie weniger Ballverluste haben“, weiß Coffin, „wenn wir es schaffen, pro Spiel sechs Mal weniger den Ball zu ver-
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STRATEGE. Als Spieler war Mike Coffin ein Denker und Lenker, als Trainer gilt er als Stratege.
lieren und vier Mal danach treffen, sind wir auch dort. Das könnte jetzt mit der Hilfe von Philip gelingen.“
Gemischte Erinnerungen
Erlebt hat der in Los Angeles aufgewachsene 52-Jährige „Mister Kapfenberg“ als Spieler schon einiges. Eine seiner bittersten Niederlagen mit den „Bears“ bezog er 1998 im Cup-Halbfinale mit Spezi John Griffin gegen UKJ Süba St. Pölten. „Johnny hat knapp vor Schluss ein Alley oop angezeigt. Ich habe einen perfekten Pass gespielt und er das Ding nicht reingebracht. St. Pölten hat mit der Sirene gewonnen. Und es war vorher schon klar, wer dieses Spiel gewinnt, wird Cupsieger.“ Im Finale versenkten die St. Pöltner dann die Wörthersee Piraten (68:50). Bei der Frage nach seiner
persönlichen Bilanz gegen Worenz als Spieler schweigt Coffin und lächelt entspannt. Worenz ergreift das Wort: „Ich war jung, er schon alt. So kann man das bitte zusammenfassen.“ Nun ergänzen sie einander. „Ich frage ihn schon manchmal in der Pause, ob er etwas bemerkt hat, was ich vielleicht übersehen habe“, sagt Coffin, „vier Augen sehen mehr als zwei.“ Auch der Austausch im Gesamtverein wurde intensiviert, koordiniert werden Marketing und die Social-Media-Kanäle. Die „Erste“ der Basketballer wurde vor dieser Saison als GmbH ausgegliedert und gehört zu 51 Prozent dem Verein. Das Budget ist rund 20 Prozent gewachsen, die Zuschauerzahlen haben sich nach der Pandemie auf bislang rund 600 pro Spiel verdoppelt. In den Play-offs werden die St. Pöltner wohl noch etwas mehr Fans anziehen. „Wenn du dich bei den anderen Klubs so umhörst, uns wünscht sich dort keiner als Gegner“, strahlt Worenz.
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THE DAY MY FATHER DIED
Der amerikanische SingerSongwriter Brian Fennell alias SYML präsentiert sich auf seinem neuen Werk nicht nur sehr atmosphärisch und nachdenklich, sondern bindet neben vielen Singer/Songwriter-Elementen auch immer wieder Sounds in seine Songs ein, die ebenso gut aus der Flower-Power Zeit der 1960er-Jahre stammen könnten. Musikalisch ist das Album eine wunderschön klingende Erlebnisreise.
HYPOCHONDRIAC BRAKENCE
Midwest-Emo-Gitarren, natürliche Stimmen und futuristische Produktionen – auf seinem neuen Album „hypochondriac“ beweist brakence, dass Hyperpop auch anders kann. Mit einer Mischung aus Melancholie und koffeingeschockten Beats wechselt das Projekt ständig zwischen verschiedenen Genres – von Glitchcore bis hin zu ruhigen Indie-Balladen mit verzerrten Drums kennt es keine Grenzen für brakence.
ZUM SCHAUEN
ZUM HÖREN
HEXENSCHUSS
Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben!
Waren es zuletzt jene aus Zentraleuropa, widmet sich Burnt Friedman auf „Hexenschuss“ afrikanischen Polyrhythmen. Diese spinnt er verlässlich in flirrend-zappelnde Elektronik ein – kein Kracher am Dancefloor, umso mehr aber ein hypnotisierendes Aufbrechen unserer 4/4 Hörgewohnheiten. Hexenschuss ins Schwarze!
WAKE UP THE KIDS
Endlich wieder mal was Neues von der NÖ-Wien Connection: Lukas und Ludwig von Fourward haben sich seit einiger Zeit auf DJ Frictions Label Elevate etabliert und bringen mit „Wake Up The Kids“ einen Roller, der Anleihen beim Sound der Jahrtausendwende nimmt. Ich habe bei dem Track das Gefühl, dass die messerscharf modulierten, crispy Reece Edits regelrecht zu mir sprechen –und genau so soll das auch sein!
ZUM SPIELEN
Christoph Schipp
HOGWARTS LEGACY
AVALANCHE SOFTWARE
Lydia Tár befindet sich als erste Chefdirigentin auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Doch während der Proben zu Mahlers Fünfter Sinfonie offenbaren sich immer mehr Risse in Társ Welt. Ihre Ehe mit der ersten Violinistin läuft nicht mehr so gut. Eine von ihr geförderte Musikerin begeht Selbstmord und dann zieht eine junge Cellistin sie noch in ihren Bann.
„Hogwarts Legacy“ ist ein Action-RPG mit spaßigen Kämpfen, kniffligen Rätseln und einer hübschen, wenn auch nur zum Teil Current-Genwürdigen Technik. Das Game ist zudem ein vollwertiges Rollenspiel, das die magische Welt der Vorlage in nahezu jedem Aspekt erstklassig einfängt und mit seiner zauberhaften Welt nicht nur für Fans von Harry Potter interessant ist.
DEAD SPACE
Dass sich Adam Driver mit Übernatürlichem recht gut auskennt, wissen wir spätestens seit den neuen „Star Wars“ Filmen. Hier bekommt er es aber nun nach einer Bruchlandung mit seinem Raumschiff auf einem unbekannten Planeten mit riesigen Dinosauriern zu tun. Doch ist der Planet wirklich so unbekannt wie vermutet…?
Das „Dead Space“ Remake ist absolute Pflicht für Fans des Horror-Genres. Eine modernisierte Grafik, neue ShaderEffekte, perfekt eingesetzte Lichteffekte und auch soundtechnisch spielt das Remake ganz klar in der Oberliga. Atmosphärisch zählt der Titel mit zum Besten des Genres und lehrt einen immer wieder das Fürchten. Eine ganz klare Kaufempfehlung!
LE VERGINI FOLLI
Wer einer Mischung aus Renaissance- und Barockmusik sowie neofolkigwaviger Experimentierfreude etwas abgewinnen kann und gern „schönen“ Stimmen und hinreißend dargebrachten italienischen Melodien lauscht, ist hier richtig: melancholisch, traurig und den Alltag auch immer wieder gleichsam heroisch verlachend. Der stimmige Soundtrack zu einer Venedig-Reise abseits ausgetretener Pfade
TURBO POLKA PARTY RUSSKAJA
Mit ihrem aktuellen Album liefert Russkaja den Soundtrack für eine deftige Turbo Polka Party und fetzen in Highspeed durch unterschiedlichste Musikrichtungen und Sprachen. Unbedingt anhören sollte man sich den Kracher Shapka, verzichten kann man indessen auf das Cover von Last Christmas. Alles in allem ein Album, das Spaß macht. Leider die letzte Veröffentlichung der mittlerweile aufgelösten Multikulti-Kombo.
ZUM LESEN
DIE VERLOCKUNG DES AUTORITÄREN
Derbe Populisten an den Spitzen mehrerer EU-Länder und der USA, illiberale Demokratien in Polen und Ungarn oder der Brexit führen die Fragilität vermeintlich stabiler westlicher Staaten vor Augen. Die politisch konservative Autorin sucht mögliche Ursachen für die Erosion demokratischer Kulturen, die in den Sog autoritärer Strömungen gezogen werden.
DEMOKRATIE ALS ZUMUTUNG
Sie ist für uns geradezu selbstverständlich, doch irgendwie werden wir unsicher. Wie steht es um unsere Demokratie? Wird sie angegriffen? Nur im Ausland, wo die Kriegsfront verläuft und fremde Regime ihre Völker unterdrücken? Oder auch bei uns, wo die demokratischen Gewohnheiten verkommen und sich Bürger von Repräsentationen entfremden?
Manshee | C. Schumacher H. Fahrngruber | M. Müllner Manshee | mikeSnare | Thomas Fröhlich | Thomas Winkelmüller | Rob.STP | Michael Reibnagel (von links nach rechts) TÁR TODD FIELDHIGHLIGHT
VAZ St. Pölten
OTTO SCHENK
23. APRIL Das Programm „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut – Otto Schenk im Gespräch mit Herbert Fechter“, das im Jänner 2023 im Theater Akzent als endgültiger Abschied der Bühne aufgeführt wurde, wird auf ausdrücklichen Wunsch des Künstlers auch im VAZ St. Pölten gezeigt. Die Erinnerungen, Anekdoten und Pointen des großen Komödianten, unterstützt durch TV-Szenen aus sechs Jahrzehnten, rührten und amüsierten das Publikum im restlos ausverkauften Theater Akzent gleichermaßen. „Auch wenn mein Körper gebrechlich ist, mein Hirn funktioniert noch tadellos“, sagt Otto Schenk über den Abend.
ERWIN SCHROTT
17. MÄRZ Unter dem Titel
„Tango Diablo“ befeuert Erwin Schrott seinen legendären Status als herausragender Bassbariton. Er nimmt das Publikum mit auf eine Reise nach Südamerika, wo Klänge von Bandoneon, Klavier und Gitarre zur romantischen und farbenfrohen Atmosphäre beitragen und in der sich Oper und Tango zu einem heißen, teuflischen Tanz vereinen.
FESTSPIELHAUS | KONZERT
STILLE | LEERE | WEISS
VON 20. APRIL BIS 20. MAI
Die weiße Monochromie, Materialminimalismus und Reduktion bilden den visuellen Mittelpunkt der Schau. In der Leere|Stille|Ruhe einer scheinbar monochromen Eintönigkeit soll die Vielfalt und vor allem die Wichtigkeit von schlichten zurückgenommenen Kunstwerken neu bewertet werden und Raum finden.
KUNST:WERK | AUSSTELLUNG
MARIO BERGER
22. APRIL Wenn der sympathische Gitarrist Mario Berger in der Bühne im Hof auftritt, ist das für ihn ein Heimkommen. Diesmal bringt er viele neue Eigenkompositionen in seine Heimatstadt St. Pölten mit – alle zwischen dem lichten Süden und dem virtuosen 19. Jahrhundert, dem Glücklichsein und der Melancholie angesiedelt. Ein Poet unter den Konzertgitarristen.
BÜHNE IM HOF | KONZERT
MYTHOS COCO
18. MÄRZ Choreograf Peter Breuer widmet sich in seinem biographischen Handlungsballett dem Mythos von Gabrielle „Coco“ Chanel – eine Frau, die die Modewelt revolutioniert, die Kunstwelt inspiriert und sich selbst bereits zu Lebzeiten zu einer Legende gemacht hat, und für die Geradlinigkeit und natürliche Bewegungsfreiheit zählt.
BERNHARD FIBCH
22. APRIL Mit seinen lustigen und schwungvollen Mitmach-Liedern aus seinen CDs „Gschamster Diener“ und „Muff, der kleine Teddybär“ ist Österreichs Kinderliedermacher Nr. 1 Bernhard Fibich wieder auf Tournee. Kinder und Erwachsene werden in das Konzert spielerisch miteinbezogen. Empfohlen für Kinder von 3-11 Jahren.
HERBERT GRÖNEMEYER
24. MAI Im November 2022 hat Herbert Grönemeyer bei „Wetten, dass..?“ vor über zehn Millionen Menschen seine neue Single „Deine Hand“ vorgestellt. Der Song ist ein Vorbote auf das neue Album „Das ist los“, das im Frühjahr 2023 erscheint. Ab Mai kehrt Herbert Grönemeyer dann live mit seiner Band auf die Konzertbühnen zurück.
25. MÄRZ Der Zauber zweier schöner Frauenstimmen hat viele Komponisten zu traumhaften Duetten inspiriert. Die Sopranistin Ildiko Raimondi und die Altistin Cornelia Sonnleithner präsentieren in Begleitung von Robert Lehrbaumer am Klavier die schönsten Lieder und Duette von Schubert, Mendelssohn, Brahms u. a. im Rahmen der Meisterkonzerte.
17./18. APRIL Der Sänger, Songwriter, Poet, Autor und Multiinstrumentalist Van Morrison gilt als einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit. 1964 gründete er Them, bevor er seine Solokarriere startete und zeitlose Hits wie „Brown Eyed Girl“, „Moondance“ und „Into The Mystic“ veröffentlichte. Im April beehrt er den Großen Saal im Wiener Konzerthaus.
MI 19.04.23 // 19:30
AUSSENSICHT
DENKEN WIR BEIM EINKAUFEN MITTLERWEILE AUCH AN MORGEN?
GEORG RENNER
Für eine gute Sache bin ich durchaus bereit, manches bemühte Wortspiel zu vergeben – und die „Come Bäck“Taschen der Bäckerei Hager sind so eine gute Sache. Um ein paar Euro verpackt die St. Pöltner Kette da übrig gebliebenes Gebäck vom Vortag und bietet es so noch einmal zum Verkauf an, statt es einfach zu entsorgen. Das ganze gibt es auch über die „Too Good To Go“-App, die anzeigt, wo es solche Sackerln zu erwerben gibt.
Wenn Kollege Winter und ich uns entscheiden, welchem Thema wir uns an dieser Stelle widmen, wird es üblicherweise schnell zynisch, unerfreulich, schadenfroh oder alles davon auf einmal. Wir hätten heute also über die SPÖ schreiben können, über die jahrzehntelangen Versäumnisse bei der Klimapolitik oder über den Europaplatz. Stattdessen würde ich diesmal gern etwas Positives hervorheben, bei dem ich bei allem Bemühen nicht viel auszusetzen habe.
Also: Dass ein regionales Unternehmen mit enormer öffentlicher Präsenz überzeugt ist, mit dem Thema Nachhaltigkeit zu punkten, ist eine super Sache. Die Frage, wie wir unsere begrenzten Ressourcen einsetzen – Nahrungsmittel ganz besonders – ist eine zentrale politische Frage. Wenn ein Betrieb jetzt von sich aus alte Weckerl in eine Ehrenrunde schickt (oder aus altem Brot neue bäckt), ist das ein kreativer Lösungsansatz für ein wirtschaftliches, letzten Endes aber auch moralisches Problem: Essen wegzuschmeißen ist ja weit über die CO2-Bilanz der Lebensmittel hinaus etwas, das es zu vermeiden gilt.
Denn Hagers Initiative steht nicht nur für ein Umdenken auf Unternehmerseite – sondern auch dafür, dass man mit einer solchen Aktion auch bei Konsumenten Meter machen kann. Das ist ein schönes Zeugnis dafür, dass das Bewusstsein für Nachhaltigkeitsfragen wächst: Wo kommt meine Jause her? Welchen Fußabdruck hinterlassen wir dadurch auf der Welt? Was geschieht mit den Resten? Früher waren das Orchideenthemen, jetzt rücken sie nach und nach ins zentrale Sichtfeld der Konsumenten. Und das ist eine grundgute Sache.
Ganz ehrlich – wer denkt schon im Supermarkt kurz vor Kassaschluss daran, was aus den Früchten, dem Gemüse und den Backwaren wird, die es nicht mehr rechtzeitig ins Einkaufswagerl schaffen? Dabei ist es nur logisch: Der Überfluss im Angebot muss hinterher als Überschuss aussortiert werden. 750.000 Tonnen an Lebensmittelabfällen kommen in Österreich jährlich zusammen.
Alle tragen ihren Mist zum tonnenschweren Haufen bei – die privaten Konsumenten, der Handel, die Landwirte und die Gastronomie. Da kommt ein Unternehmen gerade richtig, das verspricht, Essen vor der Mülltonne zu retten. Die „Too Good To Go“-Sackerln sind inzwischen berühmt, über die App können Gastrobetriebe, Bäcker oder Supermärkte ihre übriggebliebenen Lebensmittel als Überraschungspakete anbieten – Kunden zahlen nur ein Drittel vom Originalpreis.
Klingt zu gut, um wahr zu sein? Ist es auch. Zwar kann die App dazu beitragen, bei Konsumenten das Problembewusstsein für Lebensmittelverschwendung zu steigern. Aufessen ist besser als entsorgen, da sind sich wohl alle einig. Auf den zweiten Blick ist „Too Good To Go“ aber nicht der Gamechanger, für den das Unternehmen viele halten. Die App hat den Überschuss zur Ware gemacht, ihn neu verpackt und ins digitale Verkaufsregal gestellt. Am Überschuss an sich ändert sich nichts.
Um den Müllberg zu verkleinern, braucht es mehr als neue Kaufanreize. Es würde schon helfen, wenn Supermärkte ihre „nimm mehr, zahl weniger“-Rabatte reduzierten. Viele lassen sich zur Großpackung verleiten und werfen hinterher einen Teil davon weg, weil sie ihn schlicht nicht verbrauchen. Es würde helfen, wenn Verbraucher ihre Einkäufe mit mehr Vorausschau planten.
Und dann wäre auch ein politischer Maßnahmenplan gefragt. Der würde damit beginnen, die Lebensmittelverschwendung systematisch zu messen, mit entsprechenden Vorgaben an große Betriebe. Denn auch wenn wir lieber gar nicht wissen wollen, wie viel Essen entsorgt wird, ist eine solide Datenbasis die Grundlage für Verbesserungen.
„Mit Nachhaltigkeit kann man inzwischen beim Konsumenten punkten.“JAKOB WINTER Aufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Redakteur beim „profil“.
„Klingt zu gut, um wahr zu sein? Ist es auch.“Der Wilhelmsburger arbeitet als Journalist bei der „Kleinen Zeitung“. FOTOS: LUIZA PUIU, ALEXANDRA UNGER
WER BREMST VERLIERT? Nach der Wahlschlappe in Niederösterreich mehren sich die Zweifel in der SPÖ, ob das bisherige Motto „Augen zu und durch!“ tatsächlich zum Erfolg führt ...
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