Der neue Evolution
der Elektromobilität
Jetzt Probe fahren
Doppelten Porsche Bank Bonus mit kostenlosem ID.Service* sichern.
*) ID. SERVICE kostenlos für 5 Jahre ab Kaufvertrags-/Antragsdatum bzw. bis zum Erreichen von 100.000 km. Nur gültig bei Finanzierung über die Porsche Bank, ausgenommen 50:50 Kredit und Drittelfinanzierung. Mindestlaufzeit 36 Monate. Stromverbrauch: 15,3 – 19,4 kWh/100 km. CO₂-Emission: 0 g/km. Symbolfoto. Stand 06/2023.
3100 St. Pölten
Breiteneckergasse 2
Telefon +43 505 91123
ZEIT FÜR EINE WARME DUSCHE
Wir leben in eigenartigen Zeiten. Im österreichischen Lebensmittelhandel werden mittlerweile Schulungen durchgeführt, im Zuge dessen die Unternehmen ihren Mitarbeitern ganz bewusst ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Eine gute und schöne Sache! Irritierend ist freilich einer der Hintergründe: Die Schulungen sollen nämlich nicht nur das Selbstvertrauen heben, sondern damit verbunden auch zu höherer Widerstandsfähigkeit des Personals beitragen, um den täglichen Wahnsinn an der Kasse auszuhalten. Und wenn auf einem Screen im Bürgerservice des Magistrates zu lesen ist „Bitte behandeln Sie unser Personal mit Respekt! Please treat our staff with respect“, dann weiß man sowieso schon, was es gespielt hat. Die Kunden werden immer renitenter. Das Wort „durchgeknallter“ trifft es wohl noch besser. Und so geht es praktisch allen Berufsgruppen im Dienstleistungssektor. Egal ob Polizei, Pädagogen, Gastro, Pflegepersonal etc. – sie alle berichten quer durch die Bank von Kunden, die schnell explodieren, beratungsresistent sind und jegliches Benehmen vermissen lassen. Ich weiß ja nicht, wer toxische Binsenweisheiten wie „Der Gast ist König“, „Der Kunde hat immer recht“, „Wer zahlt, schafft an“ verzapft hat, aber streichen Sie diese jedenfalls aus Ihrem Geist und Ihrem Herzen. Die Zeiten von oben und unten, von Master & Servant sollten längst überwunden sein – es geht um respektvollen Umgang miteinander. Zumindest in der Idealvorstellung. In der Praxis würden sich viele Dienstleister schon über ein einfaches „Grüß Gott“ und „Auf Wiedersehen“ freuen, ein „Bitte“ und „Danke“ wäre sowieso schon wie Ostern und Weihnachten zusammen.
Stattdessen müssen sie immer öfter als Blitzableiter herhalten und bekommen den Grant der Bürger zu spüren. Der entspringt zum einen aus sich verschärfenden Lebensbedingungen, die sozusagen unrund machen – was keinem das Recht gibt, seinen Dampf an anderen abzulassen – zum anderen spielt ein überbordender Narzissmus
eine Rolle, der manche tatsächlich in den Wahn versteigen lässt, sie seien der Nabel der Welt. Tut mir leid, dass ich euch das so brutal sagen muss: Ihr seid es nicht! Social Media Echokammern, wo man seine geballte Überdosis Wut und „Wir gegen die anderen“ verabreicht bekommt, sowie Eitelkeitsbefriedigungsplattformen tragen das ihre dazu bei. Und wären die Zeiten nicht ohnedies schon herausfordernd genug, treiben Populisten aller Couleur die Spaltung der Gesellschaft noch munter voran, indem sie aus Kalkül (seltenst aus Überzeugung) das Trennende vor das Verbindende stellen und so zu einer Zerstörung der Gemeinschaft beitragen, in der am Ende des Tages nur mehr rücksichtslose, egomanische Zombies herumlaufen. Aber wollen wir das wirklich? Und wie kann man dem entgegenwirken?
Ich wäre diesbezüglich etwa für die flächendeckende Einführung der „warmen Dusche“. Nein, das hat jetzt nichts mit einem Revival des berühmten „Tröpferlbads“ zu tun, auch nichts mit Hygiene (na ja, Seelenhygiene vielleicht), sondern das praktiziert meine Frau in der Volksschule. Am Ende der Woche bilden alle Kinder einen Kreis, und eines – jede Woche ein anderes versteht sich – darf in die Mitte, um sich eine „warme Dusche“ zu gönnen. Alle anderen dürfen in diesem Moment nämlich nur positive Sachen über die Mitschülerin, den Mitschüler sagen! Das wärmt nicht nur das Herz und geht runter wie Öl, sondern stärkt nebstbei das Selbstvertrauen, den Zusammenhalt und den Glauben an die Gemeinschaft.
Umgemünzt auf den Alltag haben warme Duschen freilich – im Unterschied zu den „verordneten“ in der Schule – eine spannende innere Logik: Man kommt am ehesten in ihren Genuss, indem man selbst großzügig verteilt und seinen Mitmenschen mit Aufmerksamkeit, Liebenswürdigkeit und Wertschätzung begegnet. Denn eine Binsenweisheit stimmt dann doch in der Regel: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“
Viel Spaß beim nächsten Einkauf!
Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen. Herausgeber/GF: Bernard und René Voak, in Kooperation mit dem Kulturverein MFG. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chefin vom Dienst: Anne-Sophie Müllner Redaktionsteam: Thomas Fröhlich, Sascha Harold, Johannes Mayerhofer, Michael Müllner, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller, Timo Wöll Kolumnisten: Thomas Fröhlich, Michael Müllner, Tina Reichl, Roul Starka, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, David Meixner, Michael Müllner, Clemens Schumacher, Manuel Pernsteiner, Michael Reibnagel, Christoph Schipp, Robert Stefan, Thomas Winkelmüller Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Anja Benedetter, Matthias Köstler, Hannah Strobl Cover: a.Kito Art Director & Layout: a.Kito Korrektur: Anne-Sophie Müllner Hersteller: Walstead NP Druck GmbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.
SPIELZEIT 23/24
Der Menschenfeind von Molière
Der Regenbogenfisch von Marcus Pfister
Kasimir und Karoline von Ödön von Horváth
Dunkelblum von Eva Menasse
Emil und die Detektive von Erich Kästner
Die größere Hoffnung von Ilse Aichinger
Tschick von Wolfgang Herrndorf
Der Prozess von Franz Kafka
Orpheus oder
Die Sprache der Liebe
nach Ovid, Monteverdi, Shakespeare und anderen
Die Troerinnen von Euripides
Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt
Alfa Romeo und die elektrische Giulietta von Wunderbaum
Reservieren Sie Ihre Karten und Abos unter: www.landestheater.net
OBERBANK PRIVATE BANKING, WEIL VERTRAUEN PRIVATSACHE IST.
Dr. Franz Gasselsberger, MBA – Generaldirektor Oberbank AGFÜR EINER STADT LEBEN WIR EIGENTLICH
in der es seit einigen Jahren –insbesondere im Kulturbereich –unsäglicher Brauch geworden ist, zu „Pressegesprächen“ zu laden, die sich vorort als Selbstbeweihräucherungsevents mit „zwangsrekrutiertem Massenpublikum“ erweisen. Selbiges wird zumeist (bestenfalls!) von Angestellten der einladenden Institution(en) gestellt, der direkte Konnex derselben zum dargebrachten Inhalt erschließt sich nicht immer. Und das zur „Verteidigung“ vorgebrachte „Argument“, dass man sich als Journalist ja auch mit diesen Personen dann beim anschließenden Buffet ungezwungen austauschen könne – ah ja, genau! In Wahrheit werden die herbeibeorderten Mitarbeiter als „menschliches Füllmaterial“ missbraucht, um so überbordendes mediales Interesse vorzutäuschen und dem Präsentierten Gewicht zu verleihen. Geschehen ist dieses „Aufblasen“ zuletzt wieder bei der Pressekonferenz zum „Fest zur Domplatz Eröffnung“, das einem Unwissenden den Eindruck vermitteln musste, St. Pölten hätte eine Mediendichte weit jenseits jener New Yorks. Nur – von den geschätzt 50 anwesenden Zuhörern waren gefühlt fünf Vertreter der Presse. Und als erstgenannte Gruppe dann gar noch willfährig applaudierte, wurde der Verpackungsschwindel offensichtlich, denn Journalisten sind nicht zum Klatschen und Lobpreisen da, sondern zum Arbeiten und Berichten.
in der auch St. Pölten sein sommerliches Gender-Debatterl hatte. Nahm die Bäckerei Hager durchaus mit einem gehörigen Schuss Humor die Steilvorlage der neuen Genderregelung in der niederösterreichischen Kanzleidordnung auf und taufte unter dem Motto „Die Zeiten gendern sich. Unser Brot auch“ das „St. Pöltner“ Brot kurzerhand in „St. Pöltner*In“ Brot um, ruderte man angesichts sozialmedialer Schnappatmung kurz darauf schon wieder zurück und entschuldigte sich: „Wir haben leider Mist gebaut“. Das Resultat: Der nächste Empörungstsunami, diesmal von der „anderen“ Seite. Wobei man ja leidlich darüber diskutieren kann, ob es nicht eher „Mist“ ist, eine neue Sprachregelung zu verordnen, die dem eignen noch 2021 herausgegebenen „Leitfaden geschlechtergerechtes Formulieren“ teils diametral entgegensteht und den Bediensteten bei Zuwiderhandeln gar mit Sanktionen droht. Ganz abgesehen davon, dass in zahlreichen – landesnahen – Einrichtungen gegendersternderlt und gebinnenIt wird, was das Zeug hält. Herzrhythmusstörungen braucht man darob trotzdem keine bekommen, sondern sollte die künstlich aufgebauschten Ersatzkriege als solche durchschauen, die nur von den wirklich wichtigen Fragen ablenken: Ist es im 21. Jahrhundert normal über „Normalität“ zu diskutieren, und was sagt eigentlich die schweigende Mehrheit dazu?
in der „Birds do it, bees do it, even educated fleas do it …“ Nein, wir reden jetzt nicht von „Let’s fall in love“, sondern vom weniger romantischen Bodenentsiegeln bzw. Begrünen öffentlicher Plätze. Die Tierwelt dient uns hier nur als Platzhalter für Kommunen wie Tulln, Wien oder auch Hafnerbach (!), die in Sachen Platzbegrünung ernst machen. Wobei auch St. Pölten (Stichwort „grüner Loop“) on the way ist – umso widersprüchlicher nimmt sich nach wie vor die reaktionäre Domplatzneugestaltung aus. Dass nach einem Sommer wie diesem Handlungsbedarf besteht, dürfte mittlerweile aber allen Verantwortlichen klar sein. Dies legt nicht nur die neue, offizielle Sprachregelung nahe, demnach der Platz ja quasi noch gar nicht fertig ist, weil ja noch Gastronomie, Kulturprojekte und Möblierung folgen. Ebenso lässt den gelernten St. Pöltner aufhorchen, wenn die Idee einer Oppositionspartei (mobile bepflanzte Würfel) nicht gleich in Bausch und Bogen hinweggefegt wird, sondern aus dem Rathaus ein „wir prüfen das“ zu hören ist. Was man aus einem Provisorium herausholen kann, exerziert aktuell das Museumsquartier Wien vor, wo man fürs Erste auf mobile Grüninseln setzt (s. Bild). Schaut nicht nur hipp aus und sorgt für Wohlfühlstimmung, sondern soll die Umgebungstemperatur um 7–10 Grad senken. Also: Mutig in die neuen Zeiten –Zeit für Domplatz 3.0.
Erinnern Sie sich noch an den CityBus – jenen sandfarbenen Kleinbus, der im Jahre Schnee wendig durch die Stadt flitzte? Jetzt feiert er eine Art Revival, hat die Stadt doch mit Anfang September den Probebetrieb des „Innenstadt Shuttle“ gestartet. Gedacht ist dieser nicht nur als Sedativum für jene, die den Wegfall von Oberflächenparkplätzen in der City beklagen, sondern vor allem als Service für Personen, die nicht so gut zu Fuß sind, in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder schlicht keinen
Bock haben, die Einkaufssackerl quer durch die Stadt zu tragen. Einsteigen kann man an den wichtigsten Knotenpunkten der City (teils auch innerhalb der FUZO), Bahnhof und Tiefgaragen sowieso inklusive, wo man kommod in den Shuttle umsteigen kann, der alle 10-12 Minuten vorbeirauscht. Der Service ist übrigens kostenlos – findet er genug Nutzer, soll er fix etabliert werden. Wenn nicht, wird er wieder in den ewigen Jagdgründen verschwinden wie weiland der City-Bus.
LITTLE ASIA IM FORUM
Was eine Stadt urban macht?
Neben ihren Persönlichkeiten v. a. das Angebot. Und dieses ist seit kurzem um eine spannende kulinarische Facette reicher – hat doch im ehemaligen FORUM der Asia Food Store eröffnet, auf dass man für ausgefallene Zutaten nicht mehr nach Wien fahren muss. „Wir sind eigentlich ein klassischer Supermarkt, nur dass wir eben ein anderes Sortiment haben“, erläutert Geschäftsführer Ernst Rieder. Und zwar eines, das alle Liebhaber der asiatischen Küche mit der Zunge schnalzen lässt. Denn im Asia Food Store gibt es gefühlt
nichts, was es nicht gibt in Sachen asiatischer Zutaten. „Und findet man einmal etwas nicht, können wir das Gewünschte gerne bestellen“, verspricht Rieder. Na dann – Mahlzeit!
STAU UND SPIELE
Beim Herbst scheiden sich die Geister. Die einen vermissen den Sommer, die legere Kleidung und die leergeräumten Kalender in der Ferienzeit, wenn alle einen Gang runterschalten. Die anderen hingegen kaufen voller Vorfreude den ersten Lebkuchen und genießen, dass der Baustellensommer zu Ende geht. Eigentlich will ich ja gar nicht Sudern oder dem Mob der einschlägigen FacebookGruppen nach dem Maul reden. Zumal sich eh alle einig sind, dass das dichte Bauprogramm mit den damit verbundenen Einschränkungen genauso ein Witz ist, wie der neue Domplatz. Das sind billige Punkte, also mühe ich etwas in Präzision.
Natürlich muss man nötige Arbeiten an der Infrastruktur dann machen, wenn (statistisch gesehen) diese am wenigsten benutzt wird. Dass im Sommer viele Baustellen zusammenfallen, haben sich nicht St. Pöltner Garsteln ausgedacht. Dass aber manche Projekte schlicht nicht aufeinander abgestimmt werden, dass Ampeln auf verstopften Hauptverkehrsrouten selbst zur morgendlichen Primetime nicht von Polizisten geregelt werden, dass Aktivisten ihre Meinungsfreiheit nötigender Weise anderen aufs Auge drücken, das ist dann vielleicht doch etwas zu viel verlangt und ginge besser. Und vielleicht wäre vor zehn Jahren diese Art der Neugestaltung eines zentralen Innenstadtplatzes noch durchgegangen. Aber heute bleibt die berechtigte Frage, ob das wirklich alles an Kreativität, Qualität und Nachhaltigkeit ist, die man sich um ein paar Millionen Euro erwarten darf. Und diese Fragt bleibt, auch wenn man noch so viel Geld für Brot und Spiele nachwirft.
(KEIN) RESPEKT
Ich-Bezogenheit und AlltagsAggressivität nehmen zu –da kann jeder Erlebnisse erzählen. Aber: Sind das nur persönliche Empfindungen oder ist die Gesellschaft roher, rauer, rücksichtsloser geworden?
Die Hitze der letzten Woche erhitzte die Gemüter, machte uns alle reizbar. Das gesellschaftliche Klima aufgeheizt haben aber nicht nur die heißen Sommertage in der Stadt. Wer spürt es nicht, dass aggressives Verhalten mehr wird, und die Leute an Respekt, Toleranz und Empathie verlieren.
Klar, die Gesellschaft ist diverser geworden. Daher wird es immer wahrscheinlicher, dass meine Freiheit die Freiheit eines anderen einengt und der dann ungut reagiert. Aber welche Verhaltensweisen sind noch tolerierbar?
Dazu kommt, dass die Gesellschaft sensibler – woke – geworden ist für Verhaltensweisen, die als aggressiv wahrgenommen werden. Verhalten im Alltag, das vor einiger Zeit noch ignoriert wurde, ruft jetzt einen Shitstorm hervor. Stichwort: Belästigung. Stichwort: Gendern. Stichwort: Kulturelle Aneignung. Dazu kommt, dass Medien und soziale Medien eine veränderte Atmosphäre schaffen, in der die Menschen ihren Alltag erleben.
Statistische Zahlen dazu gibt es nicht, aber dass rücksichtsloses Veralten zugenommen hat, bestätigen St. Pöltner unterschiedlichster Professionen und Sozialwissenschafter.
Es ist Handlungsbedarf
Einer, der sich mit Aggression und Gewalt auskennt, ist Florian Neuburg. Der Sozialwissenschafter ist im
Vorstand bei „turn – Verein für Gewalt und Extremismusprävention“ und externer Lektor am Department Soziales der FH St. Pölten. Während sich der Befund einer „Verrohung der Gesellschaft“ schwer fassen und nicht messen lässt, sieht Neuburg u. a. zwei Bereiche, in denen es Handlungsbedarf gibt. „Da ist zum einen das Thema Femizide, also Morde an Frauen. Das hat im internationalen Vergleich stark zugenommen, da liegt Österreich in Europa weit vorne. Gerade in Lockdown-Zeiten während Corona haben die Frauenhäuser hier Alarm geschlagen“, erläutert der Sozialwissenschafter.
Ein weiterer Bereich, der fast gebetsmühlenartig erwähnt wird, wenn es um aggressives oder beleidigendes Verhalten geht, ist das Internet. Während der Pandemie habe das Netz sicher zu einer Verschlechterung beigetragen: „Das Internet gab es natürlich schon vor der Pandemie, aber gerade in dieser Zeit haben sich, wenn man etwa an Verschwörungsideologen denkt, soziale Medien und Internetforen als
NETZBEISPIELE
AUFREGERTHEMA: DER DOMPLATZ-KLASSIKER
XXX: was mit den domplatz für ein theater gemacht in der innenstadt schliesst ein geschäft nach den anderen und ich höre nur domplatz
ZZZ: Wegen der Beton Wüste so ein Tam Tam machen, Stadtfest hätte wesentlich mehr Sinn so wie früher
YZX: Dieses Wort „Domplatzeröffnung“ ist eine Farce. Steinbeschauung wäre treffender.
ZXY: Weiß jemand, an welchem Tag die Betonkünstler auftreten? Sorry, das musste sein.
XXZ: Kalt wird es sicher auch nicht am BeDOMplatz.
XXY: Traurigerweise für alle 3Tage Musik am Domplatz alle Eintrittskarten schon lange Ausverkauft.. Soviel... zu... einen Platz für alle St. Pöltner
ZZY: I bin mir ziemlich sicher, wenn du jetzt hingehst hast viel Platz.
Bereiche hervorgehoben, in denen viel destruktive Aggression vonstatten geht.“ Dass die Auswirkungen dabei nicht „im Netz“ bleiben, zeigt etwa der Fall Kellermayr – jene Ärztin, die sich nach Hassnachrichten und Morddrohungen das Leben genommen hat.
Covid habe gleichzeitig keine grundlegend neuen Verhaltensweisen hervorgerufen. „Solche gesellschaftlichen Krisen gehen meist mit einer Art der Zuspitzung und Anspannung einher, dadurch werden Konfliktlinien, die eventuell vorher schon da waren, verstärkt. Die Krise wird damit zu einem Katalysator“, erläutert Neuburg. Besonders schwerwiegend sei, dass sich dabei Strukturen bilden, die auch über die Krise hinaus Bestand haben, also nachhaltig wirken können.
Analog und digital haben viele von uns also verlernt, sich wertschätzend, respektvoll, höflich zu benehmen. Das spüren v. a. Mitarbeiter im Dienstleistungsbereich, aber auch Lehrer, Polizisten, Rechtsanwälte. Ein Stimmungsbericht aus verschiedenen St. Pöltner Welten.
Die Polizei
Die Menschen sind respektloser geworden, sind zum Teil sehr aggressiv, bestätigt Chefinspektor Johann Baumschlager. „Meistens ist das dem Übergenuss von Alkohol geschuldet, Alkohol verstärkt die Grundeinstellung.“ Etwa egozentrisches Verhalten. Da passiert es dann, dass Rettungsdienste von Betrunkenen blockiert werden, etwa bei einem Fest im Mostviertel, als eine Frau Pfefferspray versprüht hatte, die Security die Verletzten nach draußen brachte und die Sanitäter nicht zufahren und helfen
Gesellschaftliche Krisen gehen meist mit einer Art der Zuspitzung und Anspannung einher, dadurch werden Konfliktlinien, die eventuell vorher schon da waren, verstärkt.
FLORIAN NEUBURG, SOZIALWISSENSCHAFTER
konnten, weil die besoffenen Festbesucher den Weg nicht freimachten. Auch am St. Pöltner Bahnhof müssen die Polizisten immer öfter gegen aggressive Alkoholisierte vorgehen. „Unsere Leute sind geschult, leben die 3D-Philosophie: Deeskalation, Dialog, Durchsetzen“, erklärt der Leiter des Referats Medien der Landespolizeidirektion.
In den Coronajahren haben auch die Demonstrationen zugenommen, bei denen die Polizei verstärkt den Unmut der Wutbürger zu spüren bekam: „Wir wurden sogar bezichtigt, die SS der Regierung zu sein.“
Derzeit beschäftigen die Klimakleber die St. Pöltner Polizei. „Das sind unangemeldete und daher verbotene Versammlungen.“ Dazu kommt, dass die Klimakleber auf der Autobahn schnell einen beträchtlichen Stau verursachten. „Das war am Stauende bei der nassen Fahrbahn sehr gefährlich, glücklicherweise ist nichts passiert“, schildert Gruppeninspektor Raimund Schwaigerlehner die Situation, bei der neun Personen mit Unterstützung von Sanitätern von der Fahrbahn gelöst und dann festgenommen wurden. Sie haben die öffentliche Sicherheit gefährdet – und den Zorn der wartenden Autofahrer auf sich gezogen. „Wir warnen vor solchen Aktionen am Flughafen und Gefährdung des Flugverkehrs. Regressforderungen
könnten da sehr teuer werden“, sagt Johann Baumschlager.
Dann gibt es noch die Mitbürger, die in Österreich geltende Regeln nicht akzeptieren. „Auch die werden mehr“, bestätigt Johann Baumschlager. In Vösendorf haben zum Beispiel Hochzeitsgäste für einen PolizeiEinsatz gesorgt, weil sie mit Schreckschusspistolen aus dem fahrenden Auto schossen. Und der Mann, der sich wegen seines Glaubens weigerte, mit einer Polizistin zu sprechen, hat sich nicht durchgesetzt.
Grundsätzlich, betont Johann Baumschlager, gibt es hier wenig Kriminalität. „St. Pölten ist eine schöne und lebenswerte Stadt.“
Der Rechtsanwalt
„Man bemerkt bei Gerichtsverhandlungen vermehrt, dass die Streitparteien selbstgerecht auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber wehleidig“ sind, sagt Rechtsanwalt Markus Mayer. Dazu sei die Sicht auf die Position der Gegenseite und damit die Vergleichsbereitschaft gesunken, auch das Misstrauen gegenüber Obrigkeiten habe zugenommen. „Was der Richter sagt, wird in Zweifel gezogen. Auch der eigene Anwalt wird, wenn das Ergebnis nicht den Erwartungen entspricht, hinterfragt. Manche Klienten wechseln eher den Anwalt, bevor sie eigene Unzulänglichkeiten zugeben.“ Denn Nachgeben scheint zwischenzeitlich in unserer Gesellschaft als Niederlage zu gelten. „Wenn ich schon nicht gewinne, will ich auch nicht, dass der andere was davon hat.“ Das Ich-bezogene Weltbild verstärkt das Auseinanderdriften der Gesellschaft, ist der Spezialist für Arbeits- und Insolvenzrecht überzeugt: „Geht ein Unternehmen in Konkurs, redet man nicht über Sanierung, sondern wer schuld an der Insolvenz ist.“
Dazu komme die „VollkaskoMentalität“ vieler Menschen und eine steigende Unwilligkeit gewisse
Rechtspositionen zu akzeptieren. Wenn ein Anspruch – nach über zehn Jahren – verjährt ist, wird dies nicht nur nicht verstanden, sondern gar mit schlechten Bewertungen in Online-Portalen gedroht. „Das mangelnde Unrechtsbewusstsein resultiert auch aus Online-Medien“, ist Markus Mayer überzeugt und zitiert Gerichtspsychiaterin Heidi Kastner: Die Dummheit hat aufgehört sich zu schämen.
Der Vermesser
Vermesser Dominik Mesner wickelt für sein Unternehmen Vermessung Schubert bis zu zehn Grenzverhandlungen pro Woche ab.
Da ist immer gute Mediation gefragt. Er beobachtet dabei gerade menschliche Verhaltensweisen in kritischen Situationen genau und hat sich so zum Experten für zwischenmenschliches Verhalten entwickelt. „Die Leute explodieren immer schneller und heftiger, wenn sie etwas aufregt. Und es wird schwieriger, sie wieder zu beruhigen.“
Auch hier dominiert das Thema Vollkasko-Mentalität: „Vor allem Menschen, denen es an nichts mangelt, sind der Überzeugung, dass ihnen noch mehr zusteht, von der Gesellschaft, vom Staat“, sagt Mesner und bringt ein Beispiel: „Am meisten fordernd sind oft finanziell sehr gut situierte junge Paare Ende 20, Anfang 30 mit ungefährdetem Job, viel Freizeit und einer besonders guten Work-Life-Balance …“
Das Bürgerservice
„Ein Amtsbesuch ist für viele Menschen nicht immer einfach“, entschuldigt Martin Koutny, dass sich das Benehmen der St. Pöltner gegenüber den Mitarbeitern des Bürgerservice seit der Pandemie verschlechtert hat: „Die Leute sind angespannt, oft in einer Zwangslage“. Die ältere Generation ist meist unhöflicher, beobachtet der Leiter des Bürgerservice im Magistrat. „Die stehen auf dem Standpunkt – ‚ich komm rein und ich will das jetzt‘ und wollen zum Beispiel nicht verstehen, dass sie fürs Passamt heutzutage einen Termin brauchen. ‚Weil das war ja vor 15 Jahren nicht so.‘“ Die Mitarbeiter im Rathaus sind auf diese Informationsdefizite eingestellt, weisen Nervigen mit fachlicher Kompetenz, Empathie und Freundlichkeit den richtigen Weg. Und antworten auch geduldig auf schräge Fragen: „Wo krieg‘ ich einen Wasserkocher her?“
97 Prozent des Parteienverkehrs läuft normal ab, betont Martin Koutny: „Die Leute sind oft auch dankbar, wenn wir ihnen weiterhelfen. Da halten wir die wenigen Prozent Unangenehmen gut aus.“ Die können aber ganz schön aggressiv sein, z. B. in der Niederlassungsbehörde. Das reicht bis zu Mord- und Bombendrohungen. „Diese ziehen allerdings Konsequenzen, also Anzeigen, nach sich. Wir schützen unsere Mitarbeiter“, so Koutny.
Konsequenzen hatte auch der Amtsterror eines St. Pöltners: Er ist täglich erschienen, hat die Mitarbeiter sekkiert. Jetzt hat der Mann Hausverbot und darf das Rathaus nur mehr mit Polizei oder Begleitperson betreten.
Natürlich gibt es auch die, die sich bei Medien oder beim Bürgermeister beschweren wollen, wenn sie nicht kriegen, was sie wollen. „Wir ärgern aber die Leute nicht. Wir haben Vorgaben, die wir erfüllen müssen. Wir reflektieren aber auch, ob der Zorn der Menschen nicht doch gerechtfertigt ist – bei 700 Leistungen kann auch was schiefgehen. Nicht alle, die sich aufregen, sind im Unrecht.“
NETZBEISPIELE
AUFREGERTHEMA: FREQUENCY – DER MÜLL-KLASSIKER
XXX: so, jetzt muss ich mich auch einmal aufpudeln. bin soeben über die Traisenbrücke in Spratzern gefahren und, was sehe ich einfach unglaublich kein Müll weit und breit mehr ein DICKES DANKESCHÖN an alle, die bei der Hitze so tolle Arbeit leisten und geleistet haben, IHR SEID EINFACH TOLL.
YYY: ich finde es überflüssig, die Konzertbesucher sollen ihren Müll entsorgen.
ZZZ: Als ob sie noch nie etwas auf die Straße geworfen haben? Unschuldsengel
YYY: Ich nehme an, Ihnen gefällt es sicher, wenn man den Mist in ihren Garten schmeißt. Frau ZZZ, ich wünsche ihnen ein schönes Leben.
AUFREGERTHEMA: DER BAUSTELLEN-KLASSIKER
XXX: Hallo geht‘s noch!!! Mir ist schon klar, das Straßenbauarbeiten usw. gemacht werden müssen, aber sollte man das nicht so koordinieren, dass jeder halbwegs zu seiner Wohnung kommen kann? Dazu kommt natürlich auch, dass jetzt kaum Parkplätze vorhanden sind.
YYY: Verkehrschaos pur in St.Pöltens Innenstadt. Zufahrt in die Fuhrmannsgasse nur möglich, wenn man gegen die Einbahn fährt. Das wird auch von den Bauarbeitern empfohlen. Wem ist wohl so etwas eingefallen. Alle Zufahrten gesperrt und kein Plan. Verzweifelte fahren im Kreis!!!
ZZZ: Planlosigkeit ist das Beste was unser Straßenbauteam auf Lager hat, überall aufgraben und nichts fertigmachen. Mag. Beton schaut zu und rührt kein Ohrwaschel, ich werde mich bei den nächsten Wahlen daran erinnern, hoffentlich viele andere auch.
Die Lehrerin
Eva Heimberger-Maringer unterrichtet seit vielen Jahren in einer Volksschule. Die Lehrerin bestätigt, was viele vermuten: Auch Kinder sind in den letzten Jahren rücksichtsloser und bestimmender geworden. „Viele Eltern sind mit ihren Kindern überfordert“, weiß die er-
fahrene Pädagogin. Die Eltern sind oft selbst unter Druck, kommen mit ihrer Lebens- und Arbeitssituation nicht zurecht, schaffen es nicht, Energie in ihre Kinder zu stecken. Und sie behandeln Kinder wie Erwachsene, gehen auf deren Bedürfnisse zu wenig ein. „Die Kinder reagieren fordernd, ich-bezogen und sind
nicht bereit zurückzustecken“, so Heimberger-Maringer und bringt das Beispiel eines auffälligen Buben in ihrer Klasse. Das Kind hat immer wieder den Unterricht gestört, sich nicht in die Gruppe integriert, war sozial überfordert. Die Eltern allerdings haben auf die Information aggressiv reagiert, keine Kritik zugelassen, die Lehrerin angegriffen, wie ihr Kind keine Regeln akzeptiert. Heimberger-Maringer: „Die Toleranz ist im Allgemeinen gesunken.“
Der Gastronom
Wie ist das mit dem kolportierten Fehlverhalten der Gäste in Lokalen, das Kellner ihren Job verleidet?
„Damit lernt man umzugehen in der Gastronomie. Jeder hat seine eigene Methode, aufgeregte Mitmenschen runterzuholen“, sagt Gastronom
Michael Glöckel. Allerdings gilt:
„,Der Gast ist König‘ ist ein saudummer Spruch. Wir erbringen auf Augenhöhe eine Dienstleistung. Wir verlangen von unseren Mitarbeitern, dass sie sich respektvoll verhalten und erwarten das auch von unseren Gästen.“ Das passe zu 98 Prozent. Die meisten würden die Serviceleistung des Personals im Café Schubert schätzen, allerdings kriege man in der Gastro manchmal Watschen ab, die für jemand anderen bestimmt sind. „Und am Abend denkt man dann über den einzelnen nach, wo es nicht funktioniert hat.“
Wichtig ist dem Gastronomie-Unternehmer Fehlerkultur im Betrieb.
„Unsere Kellner wissen, bei jeder Reklamation wird zurückgenommen und neu gebracht. Wenn etwas passiert, und das kann passieren, kommen die Mitarbeiter sofort zu mir“, betont Glöckel, dass er immer hinter seinem Team steht. Von einem Großteil der Gäste komme Wertschätzung. „Da haben die Leute Macht, mit so kleinen Sachen kann man die Stimmung verändern.“
Der Internetgruppen-Dompteur Besonders deutlich, weil schriftlich, ist die zunehmende Rücksichtslosigkeit und Ich-Bezogenheit der Menschen in den sozialen Medien zu sehen. Diskussion gibt’s nicht, nur Schwarz-Weiß-Malerei, und immer wieder dieselben AufregerThemen, an denen sich dieselben Erregten abarbeiten, viele persönliche Angriffe und Beleidigungen. Facebook & Co. zeigen quasi einen verschärften Lupen-Blick auf unsere unfreundliche Lebenswelt. Einer, der als Administrator seine Gruppe im Griff hat und gekonnt deeskaliert, ist Ricardo Zanot. Der Gastro-Unternehmer investiert allerdings sehr viel Zeit in die „Betreuung“ seiner digitalen St. Pöltner. Zanot sieht es als seine Hauptaufgabe an, dass die Teilnehmer in seinen Kanälen respektvoll miteinander umzugehen. „Wir alle wissen, dass das im Internet schwieriger ist als im echten Leben. Die Sprache ist hier noch wichtiger, denn Instrumente wie Mimik, Gestik, Unterton fehlen völlig.“ Und das geschriebene Wort komme sehr oft sehr falsch an. Das Resultat: Bewusstes oder unbewusstes Missverstehen. Außerdem seien viele beim – anonymen – Schreiben deutlich harscher zu ihrem Gegenüber, als sie das auf der Straße wären.
Wie aber schafft Ricardo Zanot, dass es in der Gruppe „Was ist los in St. Pölten“ vergleichsweise gesittet zugeht? „Das liegt daran, dass ich oft gebetsmühlenartig meine Prin-
zipien mitteile und auch nicht lockerlasse. Bei mir ist jede Meinung, fast jede Diskussion, erlaubt und erwünscht – solange man respektvoll miteinander umgeht.“
Als problematisch empfindet der Gruppen-Administrator, dass Themen, die die Menschen ohnehin spalten, permanent wiederholt werden. „Man fokussiert sich – in anderen Gruppen – auf die Unterschiede, niemals auf die Gemeinsamkeiten. Und das überträgt sich auf unsere gesamte Gesellschaft.“ Was er in seiner Gruppe nicht akzeptiere, sind diverse wüste Beschimpfungen jedweder Art. Auch die immer wiederkehrenden Beiträge – Beispiel Domplatz – seien nicht erwünscht. „Die Gesellschaft weiß, dass der Domplatz die Gemüter erhitzt und ich sehe nicht ein, dass wir dreimal in der Woche jeweils Zehntausenden Menschen den immer gleich aussehenden Domplatz präsentieren und jede:r sich über jede:n aufpudelt.“ Er habe es zu seiner Aufgabe gemacht, ein neutrales Forum zu schaffen, in dem sich die Mitglieder austauschen und informieren können, „sicherlich jedoch nicht dafür, dass wir uns nur zanken, zoffen und schimpfen. Das können die Menschen gerne im realen Leben, oder in anderen Gruppen machen.“
Ricardo Zanot hält es dahingegen mit dem sehr gescheiten Motto: „Durch’s Reden kommen d‘ Leut‘ z’amm‘ – das wussten schon unsere Großeltern!
Eine Entdeckungsreise für die ganze Familie.
Ein Ausflug mit der historischen Schmalspurbahn auf den Strecken Gmünd – Litschau und Gmünd – Groß Gerungs ist immer ein besonderer Genuss.
Speziell für Kinder: Mit den beiden Maskottchen Paul & Lisa wird eine Bahnfahrt für die jüngsten Fahrgäste zum besonders spannenden Erlebnis. An mehreren Haltestellen gibt es große
Entdeckertafeln, wo Paul und Lisa den Kindern Hinweise für die Waldviertelbahn-Rätselrallye liefern. Auf spielerische Weise erfährt die ganze Familie Spannendes über die Waldviertelbahn und die Region, in der die Bahn ihr Zuhause hat. Besondere Highlights der Waldviertelbahn sind auch ihre abwechslungsreichen Themenfahrten, die an diversen Terminen in der Saison stattfinden.
Nur Mut zum Umbauen und Sanieren
Wohntraum realisieren und Wertanlage für Generationen schaffen.
Donnerstag, 19. Oktober 2023, 18.30 Uhr
Live Event im Sparkassenhaus St. Pölten
Direktübertragung nach Melk und Waidhofen an der Ybbs
Nähere Informationen und Anmeldungen bis 17. Oktober unter: www.spknoe.at/wohnbauveranstaltungen
Themenfahrten-Tipps:
• Erdäpfelexpress: 17.9.
• Schafkäseexpress: 23.9.
• Karpfenexpress: 1.10.
• Waldviertelbahn und Wanderung: 14.10.
• Waldviertler Gulaschzug: 15.10.
• Martiniganslexpress: 29.10.
• Sonderzüge Litschauer Advent: 2.12.
• Sonderzüge Weitraer Advent: 2. & 3.12.
• Silvesterzug: 31.12.
ALLE GEGEN DIE SPÖ
ZWEITE HALBZEIT
Zweieinhalb Jahre sind seit der letzten St. Pöltner Gemeinderatswahl vergangen, genauso viele stehen bis zur nächsten bevor. Nach dem großen Bürgermeisterinterview in der letzten Ausgabe hat MFG diesmal die Oppositionsparteien befragt: Was haben sie erreicht? Wo sind sie gescheitert? Was soll bis zur Wahl 2026 noch geschehen?
Die Grünen gestehen zwar, dass die eigenen Schwerpunkte „unter den gegebenen Mehrheitsverhältnissen nur in kleinen Schritten erreicht werden“ könnten, „einige Erfolge“, so Grünen-Stadträtin Christina Engel-Unterberger, „konnten wir jedoch verbuchen.“ Konkret erwähnt sie etwa die Erhöhung des Budgets für Radwege von 250.000 auf zwei Millionen Euro 2023 und voraussichtlich auch 2024. „Dass in St. Pölten nun keine PVC-Rohre mehr für Trinkwasserleitungen verwendet werden, ist auch unserem engagierten Einsatz
zu verdanken“, erklärt die Sozialarbeiterin weiter. Da im Gemeinderat eine absolute rote Mehrheit herrscht, würden die Grünen ihre Oppositionsrolle in „Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern und der Zivilgesellschaft“ anlegen. „Politisch, juristisch und medial haben wir so schon einiges erreicht, etwa beim Protest gegen das REWE-Frischelager, das S34Projekt oder bei der Initiative gegen die andauernde Geruchsbelästigung bei der Mülldeponie!“
Wortkarger sieht die Antwort der Freiheitlichen Partei aus. „Da die SPÖ in St. Pölten derzeit die absolute Mehrheit hat und alleine entscheidet, ist es für andere Parteien unmöglich, Forderungen durchzusetzen. Leider erkennt die SPÖ die Zeichen der Zeit nicht, hoffentlich wird diese Mehrheit bei der nächsten Wahl ein Ende finden“, erklärt FP-Stadtrat Klaus Otzelberger.
Neos-Mann Niko Formanek habe beobachtet, dass sich die anderen Fraktionen während der ersten Gemeinderatssitzungen seinen Forderungen – unter anderem ein Ärztezentrum für Kinder und ein modernes Betriebsansiedelungskonzept – angeschlossen hätten. Jedoch geizt auch er nicht mit SPÖ-Bashing: „Bürgermeister Stadler erklärte aber gleichzeitig, dass er ja gar nicht zuständig sei und der Bund oder das Land hier aktiv werden müssen. Erstaunlich wie hilflos und machtlos ein Bürgermeister einer Landeshauptstadt ist, der seit nahezu 20 Jahren mit absoluter Mehrheit regiert.“ S34-Kritiker Formanek meint weiters, dass der Bau „einer 260 Millionen Euro teuren und neun Kilometer langen Betonpiste“ kein modernes Betriebsansiedelungskonzept darstelle.
Die St. Pöltner Stadt-ÖVP labelt sich selbst als „Kontrollpartei“, „Familienpartei“ und „Vor-OrtPartei“. „Im Wahlkampf 2021 ging es uns etwa um bessere Angebote bei der Kinderbetreuung. Mit der Blau-Gelben Kinderbetreuungsoffensive des Landes NÖ bekommen
wir genau das nun hin. Der Ausbau der Wahlfreiheit ist damit ein ganz konkreter Erfolg der VP in den letzten 2,5 Jahren“, ist ÖVP-Vizebürgermeister Matthias Adl überzeugt. Erfolge habe es auch beim Einsatz für Klimainseln am neuen Domplatz und bei abgespeckten Bauplänen auf den WWE-Gründen gegeben.
Neos und Grüne gegen „Umweltverbrechen“
Was die zweite Halbzeit des Gemeinderats betrifft, haben die St. Pöltner Grünen noch einige Punkte auf ihrer politischen To-Do-Liste. „Wir wollen uns weiter für eine Baumschutzverordnung einsetzen und die Unterschutzstellung von 185 Bäumen weiter forcieren, welche wir mit dem Verein greensteps und der Forschungsgemeinschaft LANIUS beantragt haben“, erläutert EngelUnterberger. Bezüglich des neuen Domplatzes – von Kurier-Journalist Thomas Trenkler zuletzt als „Platz des Todes“ bezeichnet – wolle man sich für eine ökosoziale Ausgestaltung einsetzen. „Außerdem braucht es ein Car-Sharing-System für St. Pölten, vor allem auch in den neuen Wohngebieten, ein leistungsfähiges Radwegenetz und Verbesserungen beim LUP.“ Weiters wollen die Grünen auf eine transparentere Finanzplanung hinwirken, welche sich an konkreten strategischen Zielen und Prioritäten misst.
„Dass in St. Pölten nun keine PVC-Rohre mehr für Trinkwasserleitungen verwendet werden, ist auch unserem engagierten Einsatz zu verdanken.“
FP-Stadtrat Otzelberger sieht die gestiegenen Wohn- und Energiekosten als zwei der drängendsten Themen der kommenden Jahre und packt wiederum den Bihänder gegen die SPÖ aus. „Leider hat die SPÖ auch die Fernwärme um sagenhafte 159 Prozent erhöht! Da wir nicht locker gelassen haben, gab es nun wieder eine Senkung um 21,2 Prozent. Dies ist unserer Meinung nach jedoch noch immer zu wenig“, kritisiert er. „Auch die Gemeindewohnungen sollten endlich wieder leistbarer werden, das fordere ich nun seit mehr als 20 Jahren, leider ist die SPÖ-Mehrheit dagegen.“
Neos-Einzelkämpfer Formanek zeichnet bezüglich der angebrochenen zweiten Halbzeit im Gemeinderat eine eigene Perspektive: „Ich betrachte jeden Politikbereich unter der Frage, welche Auswirkungen gewisse Entscheidungen auf die junge Generation haben.“ S34, Domplatz, REWE-Zentrum – für Formanek allesamt „Umweltverbrechen an der kommenden Generation“. Die Betitelung St. Pöltens als „Klimapionierstadt“ werde dadurch ad absurdum geführt. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass
„Mit den Roten gibt es keine Zusammenarbeit!“NIKO FORMANEK, NEOS CHRISTINA ENGEL-UNTERBERGER, DIE GRÜNEN
die Bundes-Förderungen, die im Zusammenhang mit der Klima-Pionierstadt stehen, vom Bund zurückgefordert und keine weiteren Gelder mehr unter diesem Titel an St. Pölten zur Verfügung gestellt werden.“ Bei der ÖVP bleibt man bezüglich politischer Ambitionen bis 2026 eher bei vagen Formulierungen. Man wolle die Oppositionsrolle „offensiv“ auslegen, den „Steuerzahlern die Mauer machen“, den „Wirtschaftsstandort stärken und neue Arbeitsplätze schaffen.“
Parteien bewerten Zusammenarbeit mit SPÖ überwiegend kritisch Sachpolitik ist das Eine. Was den Politikbetrieb allerdings ebenfalls maßgeblich beeinflusst, ist die Kultur der politischen Zusammenarbeit. Und diese bewerten die Gemeinderats-Oppositionspolitiker überwiegend negativ – zumindest wenn es um den politischen Goliath, die SPÖ, geht. „Wir haben eine sehr gute Gesprächsbasis mit den Neos und den Grünen“, heißt es etwa vonseiten Adls. Die FPÖ orientiere sich seiner Meinung nach sehr an der SPÖ, gerade bei Finanzund Kontrollfragen. Bei Fragen der Wirtschaft und Innenstadt habe die ÖVP aber oft Übereinstimmungen
mit den Blauen. Jedoch: „Bei der SPÖ hat sich im Vergleich zu den letzten Jahren nichts geändert: Man ist in der Mehrheitsfraktion selten bis nie bereit inhaltliche Initiativen der Opposition aufzugreifen. Das ist schade, denn die Stadt verliert damit an Potential.“
Bei den Grünen sieht man ein „von Anfang an eingetrübtes Verhältnis zum Bürgermeister.“ „Die SPÖ hat ohne Not unmittelbar nach der Wahl die Zahl der Mitglieder in den Ausschüssen von zehn auf neun reduziert. Damit verloren wir dort unseren Sitz und damit jegliche Mitgestaltungsmöglichkeit. In den Gremien, die die Themen für den Gemeinderat vorbereiten, haben wir Grüne seither keine Stimme mehr“, kritisiert Engel-Unterberger. Weiters habe sie einen „kategorischen Beißreflex“ der Roten erlebt, alles, was nicht aus den eigenen Reihen kommt, schlecht zu machen und abzulehnen. Ein besonderer Tiefpunkt sei die Sitzung im Juni 2022 gewesen. Da habe die SPÖ den GrünenGemeinderat Walter Heimerl-Lesnik bezüglich des Neubaus des LeinerAreals für befangen erklärt und hinauskomplimentiert. Besonders gute Zusammenarbeit lobt die Grünen-Chefin jedoch mit dem freien
Gemeinderat Josef Brader (ehemals ÖVP) und Niko Formanek (Neos).
Letztgenannter lässt an der SPÖ – „Mit den Roten gibt es keine Zusammenarbeit!“ – kein gutes Haar, wittert Machtgier, gar „Despotismus“. „Nachdem die SPÖ Anträge der Opposition durchgängig nicht einmal auf die Tagesordnung lässt, gibt es für mich auch keinen Grund, irgendeinen kleinen Schritt auf die SPÖ zuzugehen“, zeigt er sich kantig. Die rote Absolute müsse fallen, das müsse das gemeinsame, vorrangige Ziel der Opposition sein.
Vergleichsweise milde äußert sich Otzelberger: „Wir wollen unsere Anliegen in gutem Einvernehmen mit den anderen Parteien verwirklichen, um das Bestmögliche für die St. Pöltner umsetzen zu können. Viele Mandatare von den anderen Fraktionen sind ebenfalls um gutes Einvernehmen bemüht, leider nicht alle.“
Bürgerbeteiligung in St. Pölten nur „rudimentär“ ausgeprägt Gerade auf der kommunalen und städtischen Ebene, wo es um konkrete, lokale Fragen gehe, steht immer wieder die Frage im Raum: Findet Politik nur innerhalb der Gemeinderatsmauern statt, oder hat die Bevölkerung auch direkt etwas zu sagen (außerhalb von Wahlen, versteht sich)?
Die Grünen bewerten die Bürgerbeteiligung in der Landeshauptstadt als „rudimentär entwickelt.“ Diese gehe zumeist nicht über das „Abfragen von Ideen oder Wünschen“ hinaus. In Entscheidungen würden Bürger jedoch kaum eingebunden, auch wenn Engel-Unterberger „erste Ansätze“ sieht, etwa bei der Gestaltung der Promenade oder des Sturm-19-Parks. „Bemerkenswert ist in St. Pölten allerdings die selbstorganisierte und aktive Bürgerschaft.“
Die FPÖ wiederum verweist darauf, dass man schon immer mehr Bürgerbefragungen gefordert habe.
„Der Widerstand der Bevölkerung bei S34, dem REWE-Lager oder dem Domplatz sowie die zahl-
„Da die SPÖ in St. Pölten derzeit die absolute Mehrheit hat und alleine entscheidet, ist es für andere Parteien unmöglich, Forderungen durchzusetzen.“
KLAUS OTZELBERGER, FPÖ
„Man ist in der Mehrheitsfraktion selten bis nie bereit inhaltliche Initiativen der Opposition aufzugreifen.“
MATTHIAS ADL, ÖVP
reicher werdenden Initiativanträge der Bevölkerung mit tausenden Unterschriften zeigen: Die Stadtregierung ist mit der Bürgerbeteiligung gescheitert“, urteilt Niko Formanek. Er sieht die Zukunft jedoch nicht in immer neuen Bürgerbeteiligungsmodellen. „Die werden dann sowieso oftmals mit Tricks ausgehebelt oder als machtpolitische Demonstration niedergestimmt“, ist er überzeugt. Die einzige Sprache, die Stadler und die SPÖ verstünden, das sei das Abstimmungsverhalten der Bürger bei Wahlen.
Bei der ÖVP ortet man Bürgerbeteiligung nur bei solchen Materien und Themenfeldern, wo am Ende das herauskommt, was die SPÖ ohnehin wolle. „Wir wollen das anders angehen und starten deshalb im Herbst einen Beteiligungsprozess, der sich ganz offen an alle Menschen in St. Pölten richtet“, erklärt ÖVP-Klubobmann Florian Krumböck. „Gleichzeitig haben wir mit dem Kindergemeinderat einen Vorschlag geliefert, durch den wir langfristig eine Stärkung der Demokratie und Bürgerbeteiligung erreichen wollen, indem wir eben auch Kindern Chancen und Verantwortung zur Mitentscheidung bieten und sie dadurch lernen, wie man sich auf Pläne einigt.“
Soll St. Pölten bundespolitisch die „Schnauze aufmachen“?
St. Pölten ist keine Insel, sondern hat als Landeshauptstadt des flächenmäßig größten und bevölkerungsmäßig zweitgrößten Bundeslandes auch gewisses Gewicht in Bundesund Landespolitik. So gab es in der Vergangenheit immer wieder Resolutionen des St. Pöltner Gemeinderates zu Bundes- und Landespolitikthemen, etwa der Leerstandsabgabe. ÖVP-Mann Adl kritisiert jedoch, dass der Bund und das Land oft als Ausreden für (SPÖ-)eigene Versäumnisse herhalten müssten.
Engel-Unterberger sieht Appelle an andere Ebenen „manchmal sinnvoll.“ „So könnte die Stadt St. Pölten im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen vorschlagen, dass Gemeinden, die den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der aktiven Mobilität besonders unterstützen und vorantreiben, einen Bonus erhalten.“
Otzelberger meint, St. Pölten sollte sich stark machen für den Schutz und die Sicherheit der Bevölkerung, für die österreichische Neutralität, die finanzielle Entlastung der Menschen, einen Gebührenstopp sowie leistbares Wohnen.
„Ein Gemeinderat, dessen Stadt sich mit Projekten wie S34 und Domplatz samt Finanzskandal lächerlich gemacht hat, sollte sich mit Belehrungen und Resolutionen einfach zurückhalten“, ätzt hingegen Formanek. Resolutionen seien nur dazu da zu tarnen und zu täuschen und Schlagzeilen zu erzeugen. „Sie sind ein falsches Spiel, wertlos!“
Fazit: Der Oppositions-Grant über die „Machtgier“, „Abgehobenheit“ und „Ausschließeritis“ der SPÖ St. Pölten ist immens. Aber in der Demokratie gilt: Der Wähler hat immer Recht. Ob die scheinbar unzerstörbare rote Absolute in St. Pölten 2026 gekippt wird, so wie die „ewige“ schwarze Absolute auf Landesebene 2023? Die Opposition hat dies jedenfalls, wenig überraschend, zu ihrem gemeinsamen Ziel erklärt.
SCHAU, EIN STAU!
Jetzt, nach den Ferien, wuzeln sich wieder die Kolonnen durch die Stadt. Vor jeder Schule stehen sie, mit laufendem Motor, Auspuff an Auspuff, es knallen die Türen, nachdem die mit bunten Schultaschen bepackten Kinder aus dem Fond gesprungen sind. Und weiter stauen die meist nur mit dem Lenker besetzten Autos, rollen langsam zur nächsten roten Ampel, eines hinter dem anderen. Nein, nicht die Baustellen hindern am schnellen Fortkommen, auch nicht böswillige Stadtplaner, die nicht ermöglichen, dass Schulkinder bis ins Klassenzimmer mit dem Auto geführt werden. Die Wartezeit im Auto haben die Fahrer selbst gewählt, niemand sonst ist dafür verantwortlich. Ärgern über die Stauzeit hilft da gar nix, Verhaltensänderung sehr wohl, nach dem Motto: Besser zwei Beine bewegen oder auf zwei statt vier Rädern rollen. Denn viele Strecken in der Stadt können zu Fuß oder mit dem Rad schneller zurückgelegt werden als mit dem Auto. Ja, das gilt auch für Schulkinder, denen elterliche Taxidienste nachweislich schaden – sagt eine Studie des Verkehrsclub Österreich. Denn auf dem selbständigen Weg zur Schule lernen die Kinder das richtige Verhalten im Straßenverkehr, sie werden richtig wach, können Freunde treffen, auch im Bus, wenn der Schulweg weiter ist – und laufen ist bekanntlich gesünder als im Auto sitzen. Im Übrigen ist das Verkehrschaos vor Schulen und das Herausspringen aus in zweiter Spur parkenden Autos nicht ungefährlich. Und noch ein Tipp: Es macht Spaß, zu Fuß an stauenden, fluchenden, in ihren Blechkisten eingesperrten Menschen vorbeizuspazieren.
„Wir starten im Herbst einen Beteiligungsprozess, der sich ganz offen an alle Menschen in St. Pölten richtet.“
FLORIAN KRUMBÖCK, ÖVP
DIE NEUE MIT ALTEN PROBLEMEN
Was ist die Kunst des AMS?
Es geht ums „Matching“. Wir hatten Ende Juli in NÖ 38.598 Arbeitssuchende und 18.624 freie Stellen, die uns die Unternehmen melden. Am ersten Blick fragt man sich, wieso diese offenen Stellen nicht mit den Suchenden besetzt werden? In der Praxis ist es aber nicht so einfach. Die Gruppe der Arbeitslosen dreht sich stark, das sind nicht immer die gleichen Menschen. Langzeitarbeitslos, also länger als ein Jahr ohne Beschäftigung, sind rund 4.700 Personen, also rund zwölf Prozent aller Arbeitslosen. Unser Job ist es, die gerade aktuell verfügbaren, arbeitsuchenden Menschen mit den derzeit freien Stellen zusammenzuführen. Dafür müssen die Eckdaten passen, etwa Qualifikation und Mobilität der Bewerber, aber auch die Vereinbarkeit der Arbeitszeiten mit Betreuungspflichten.
Wie kann man die Langzeitarbeitslosigkeit senken?
Wir haben mittels einer Studie erhoben, wie sich Langzeitarbeitslosigkeit am effektivsten reduzieren lässt. Da gibt es verschiedene Ansätze, etwa Eingliederungsbeihilfen oder
Kaum ging die Corona-Pandemie zu Ende, sprang die Wirtschaft wieder überraschend kräftig an. Bemerkbar machte sich das nicht nur in vollen Auftragsbüchern, langen Wartezeiten und vollen Lokalen – sondern auch am Arbeitsmarkt. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten ist hoch wie nie, der Arbeitsmarkt demnach leergefegt. Seit Längerem fragen sich viele, wo sind all die Arbeitskräfte hingekommen? Wie wirkt sich der demografische Wandel aus, welche Einstellungen zur Arbeit haben sich in den letzten Jahren geändert und wie wird der Arbeitsmarkt der Zukunft aussehen? Eine Bestandsaufnahme mit der neuen Chefin des AMS Niederösterreich Sandra Kern.
Beschäftigungsprojekte. Der stärkste Hebel, den wir gefunden haben, ist aber eine intensivere Betreuung durch das AMS. Wir haben als erste Landesorganisation eine Organisationsreform durchgeführt und im letzten Jahr abgeschlossen. Das Ziel dabei ist, dass die Betreuerinnen und Betreuer mehr Zeit haben um sich intensiv um jeden einzelnen Langzeitarbeitslosen zu kümmern. Anfangs hätten wir auch eine sinkende Zufriedenheit in Kauf genommen, doch es kam anders: Die Leute sind sehr froh und zufrieden, dass wir nun mehr Zeit für sie haben und sie besser vermitteln können.
SANDRA KERN, AMS-NÖ-CHEFIN
Wie kommt man da wieder raus, aus so einer langen Arbeitslosigkeit?
Ungefähr jeder zweite Langzeitarbeitslose hat eine gesundheitliche Einschränkung, die sich auf seine beruflichen Möglichkeiten auswirkt. Ab 55 Jahren wird es eine Herausforderung, die Leute erfolgreich zu vermitteln. Dabei sind sie oft noch fit und haben für die Arbeitgeber einen wertvollen Schatz an Wissen. Viele behaupten von sich selbst, sie wären aufgrund des Alters nicht mehr vermittelbar. Bei den Unternehmen sollte sich zunehmend die Erkenntnis durchsetzen, dass man diese Leute sehr wohl noch aufnehmen kann und von ihnen profitiert. Das hat nicht nur mit gesetzlichen Rahmenbedingungen zu tun, auch mit den Einstellungen aller am Arbeitsmarkt.
Ja, wer einen Job vermittelt bekommt, der muss sich bewerben
Wie erheben Sie denn die Kundenzufriedenheit? Öffentlich treten ja eher die Kritiker auf, die nicht glücklich sind. Viele wissen nicht, wie transparent das AMS ist. Wir lassen regelmäßig die Zufriedenheit unserer Kunden von einem unabhängigen Institut abfragen, etwa zur Kompetenz und Freundlichkeit der Betreuerinnen und Betreuer. Generell haben wir da sehr gute Werte. Verbessern können wir uns bei der Passgenauigkeit von Vermittlungsaufträgen. Das ist wohl auch der Punkt, weshalb man das AMS kritisiert, weil man vermittelte Job-Angebote als nicht
passend empfindet. Welcher Job zumutbar ist, ist immer ein schwieriges Thema, etwa wenn wir an die Kinderbetreuung denken oder Anfahrtszeiten. Wobei da der rechtliche Rahmen vorgibt, dass eine einstündige Anfahrt zum Job zumutbar ist.
Unternehmen erkennen oft schon an den Bewerbungen, dass diese nur abgesandt wurden, weil das AMS vermittelt hat. Dann bewerben sich Leute, die den vermittelten Job gar nicht annehmen möchten. Letztlich sind dann doch alle frustriert?
ZUR PERSON
Sandra Kern wurde 1972 in St. Pölten geboren und begann ihre politische Karriere in ihrer Heimatstadt Krems. Sie bekleidete verschiedene Positionen bei der Volkspartei Niederösterreich, arbeitete im Kabinett der damaligen Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und später als Landesgeschäftsführerin des NÖ Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbundes. Von 2015 bis 2019 war sie für die ÖVP Mitglied des Bundesrates. Nach einem Verkehrsunfall trat sie von allen politischen Ämtern zurück. 2021 wurde sie stellvertretende Leiterin des AMS Niederösterreich. Nach dem Wechsel des Leiters Sven Hergovich in die Politik als Chef der SPÖ-NÖ, leitete Kern das AMS NÖ interimistisch. Da sich der Verwaltungsrat des AMS nicht auf eine neue Leitung einigen konnte, bestellte der Bundesminister für Arbeit, Martin Kocher, im Juli 2023 Sandra Kern zur Nachfolgerin von Hergovich. Die aktuelle Funktionsperiode läuft nur mehr bis Juni 2024, dann müssen Verwaltungsrat oder Minister eine neuerliche Entscheidung für die an sich sechsjährige Funktionsperiode treffen.
Ja, wer einen Job vermittelt bekommt, der muss sich bewerben. Das mag für manche nicht immer angenehm sein, weil sie den ausgeschriebenen Job nicht passend finden. Es wird auch vorkommen, dass verständliche Gründe dagegensprechen, etwa wenn Arbeitszeiten nicht mit Betreuungszeiten kompatibel sind. Aber das lässt sich mit den Betreuerinnen und Betreuern klären. Tatsache ist, es ist unser Job, dass wir passende Stellen vorschlagen. Und wer vom AMS eine Unterstützung bezieht, der bezieht sie nach gesetzlichen Vorgaben und diese sehen vor, dass man „arbeitsfähig und arbeitswillig“ sein muss. Es steht ja auch allen Jobsuchenden frei, dass sie selber aktiv werden. Wenn die vermittelten Angebote vom AMS nicht passen, ist das oft ein hilfreicher Schubs, dass man sich mal selber hinsetzt und sich etwas Passendes sucht.
Auch über Schulungen wird oft diskutiert. Wie findet man denn wirklich passende und sinnvolle Kurse für Arbeitssuchende?
Wer als arbeitslos vorgemerkt ist, bekommt von uns immer ein Angebot: einen Job oder ein Förderangebot. Der erste Fokus ist die Vermittlung eines Arbeitsplatzes. Wir schauen aber auch, ob jemand schlecht vermittelbar ist, weil beispielsweise etwas fehlt – Sprachkenntnis oder eine Ausbildung. Wenn wir also keinen Job vermitteln können, dann schlagen wir unter anderem eine Ausbildung vor. Dazu haben wir ein eigenes Gutscheinheft entwickelt. Es ist sicher ein richtiges Ziel der Arbeitsmarktpolitik, dass wir beispielsweise darauf schauen, dass Leute einen Lehrabschluss machen, das bringt den Menschen etwas, aber auch den Arbeitgebern. Dabei achten wir auch darauf, dass von uns bezahlte Ausbildungen auch wirklich abgeschlossen werden. Zudem werden heute auch alle Kurse streng evaluiert, ob sie sich am Arbeitsmarkt erfolgreich bewehren. Außerdem gibt es eine regionale Prüfung. Gelegentlich kommt eine Beschwerde, weil eine Ausbildung nicht genehmigt wird, aber in einem anderen Bezirk sei sie genehmigt worden – das liegt aber am Bedarf der Unternehmen. Darum ist es auch so wichtig, dass diese ihre offenen Stellen und die dafür nötigen Qualifizierungen bei uns melden. Wenn wir sehen, es gibt in einem Bezirk Bedarf an Fachkräften mit einer konkreten Ausbildung, dann werden wir dort den Arbeitssuchenden eher diese Ausbildung finanzieren.
Es gibt Unternehmen, die ihre freien Stellen gar nicht mehr beim AMS melden, weil sie sowieso keine Hoffnung auf erfolgreiche Vermittlungen haben. Wenn rund 18.000 Stellen bei Ihnen aufscheinen, wie viele werden es denn tatsächlich sein?
Dazu müsste man die Daten anschauen, die sich aus Umfragen der Wirtschaftskammer ergeben. Natürlich melden nicht alle ihren Bedarf exakt ein. Mit unserem „Service für
Unternehmen“ haben wir aber sehr engagierte Ansprechpartner, die sich um Arbeitgeber kümmern und die viel Unterstützung geben können. Und man muss auch sagen, viele Job-Interessenten suchen auf der AMS-Jobplattform „alle jobs“ und kommen so auf ihren zukünftigen Arbeitgeber, lange bevor sie bei uns überhaupt aufscheinen oder von uns vermittelt werden. Nur wenn wir möglichst alle freien Stellen gemeldet bekommen, können wir zielgerichtet arbeiten – etwa auch, wenn es darum geht die Mangelberufslisten zu erstellen.
Kontrovers wird auch gesehen, dass man zum Bezug des AMSGeldes auch bis zur Geringfügigkeitsgrenze dazuverdienen darf. Das sind Teilzeitjobs, mit maximal 500 Euro Monatsverdienst, die hat man oft mit ein paar Stunden Arbeit pro Woche. Dazu das AMS-Geld und schon hört man in Bewerbungsgesprächen: Wieso soll ich für ein paar hundert Euro zusätzlich in Vollzeit arbeiten gehen? Ist gerade in Branchen mit niedrigen Löhnen das nicht eine Inaktivitätsfalle?
Das Dazuverdienen bis zur Geringfügigkeitsgrenze kann ein Sprung ins Arbeitsleben sein, man hat sozusagen den Fuß in der Tür der Firma. Aber man muss auch ehrlich sagen, dass es schon Fälle gibt, in denen sich dadurch die Arbeitslosigkeit verfestigt und unsere Vermittlungstätigkeit erschwert wird. Es gibt bei diesem Thema – wie so oft im Leben – kein Schwarz-Weiß, denken Sie an eine Person mit Betreuungspflichten, die nicht sehr flexibel ist, von uns nur ein paar hundert Euro bekommt, die aber dank eines Jobs bis zur Geringfügigkeitsgrenze doch noch über die Runden kommt.
Das AMS setzt auch hier derzeit einen Schwerpunkt und versucht mehr Vollversicherungen zu erreichen?
Ein aktueller Erlass des Arbeitsministers sieht vor, dass wir Arbeitslose motivieren, in ein vollversichertes Beschäftigungsverhältnis zu kommen. Wir fragen ab, warum ein Arbeitsverhältnis eigentlich nur bis zur Geringfügigkeitsgrenze geht und die Leute nicht mehr Stunden beschäftigt werden. Zudem gibt es auch von anderen Stellen, etwa der Finanzpolizei, Anstrengungen hier etwaige Missstände aufzudecken und abzustellen. Ein wichtiger Aspekt bei unserer Tätigkeit ist auch stets die Aufklärung und Beratung. Gerade jungen Menschen wollen wir natürlich klarmachen, warum ein vollver-
DER ARBEITSMARKT IN NÖ – ZAHLEN, DATEN, FAKTEN
Von Jänner bis Juni 2023 wurde in NÖ beinahe ein Sechstel aller Beschäftigungsverhältnisse mit einer neuen Arbeitskraft besetzt (16 Prozent). Die Fluktuation ist je nach Branche sehr unterschiedlich, besonders hoch ist sie in der Tourismusbranche. Im selben Zeitraum starteten rund 105.000 Personen ein neues unselbstständiges Beschäftigungsverhältnis. Knapp die Hälfte davon (44 Prozent) waren zuvor beim AMS als arbeitslos vorgemerkt. Insgesamt gingen in Niederösterreich Ende Juli rund 665.000 Personen einer unselbstständigen Beschäftigung nach, eine leichte Steigerung zum Vorjahr um 0,8 Prozent.
Ende Juli 2023 waren in Niederösterreich 4.709 Personen länger als ein Jahr arbeitslos – die sogenannten Langzeitarbeitslosen. Das sind um 29,8 Prozent weniger Personen als im Juli 2022. Der Anteil dieser Langzeitarbeitslosen an den gesamten Arbeitslosen beträgt 12,2 Prozent.
Ende Juli 2023 waren 18.624 freie Stellen in Niederösterreich beim AMS gemeldet, was dem zweithöchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1960er-Jahren entspricht. Nur im Rekordjahr 2022 lag der Wert noch höher – um 14,8 Prozent.
Die jüngste Entwicklung zeigt einen Anstieg der Zahl der Arbeitslosen – insbesondere in den Branchen Arbeitskräfteüberlassung, Bau, Tourismus sowie Warenproduktion stieg die Arbeitslosigkeit an. Ende Juli 2023 lag die Arbeitslosenquote stabil bei 5,5 Prozent (im Vorjahr waren es 5,4 Prozent).
sichertes Arbeitsverhältnis wichtig ist, für den Bezug von Sozialleistungen und eine spätere Pension.
Von jungen Menschen hört man oft, dass Arbeit nicht die höchste Priorität im Leben einnimmt und sie finanzielle Abstriche für mehr Freizeit in Kauf nehmen, Stichwort: Work-LifeBalance und Vier-Tage-Woche. Wurde das Leistungsversprechen gebrochen, und ist es nicht nachvollziehbar, dass junge Leute nicht mehr eine spätere Pension glauben? Wozu Vollzeit hackeln, für Überstunden Länge mal Breite Steuern zahlen, wenn das mühsam Ersparte am Konto dann von der Inflation ohnehin aufgefressen wird? Ich denke, das Leistungsversprechen wurde nicht gebrochen und auch die Jungen werden eine staatliche Pension bekommen. Natürlich kann man den Ball an den Gesetzgeber spielen und über Steuer- und Sozialpolitik diskutieren, es kommt aber auch auf die Einstellung der Menschen an. Auch meine Generation sollte nachdenken, welches Vorbild wir für die Jungen abgeben. Ich denke nicht, dass wir ein generelles Problem mit der Leistungswilligkeit junger Menschen haben. Steuerpolitisch fände ich es schon überlegenswert, wie man Arbeiten in Vollzeit attraktiver machen kann – wir müssen aber auch sehen, dass nicht jeder Vollzeit arbeiten kann, denken wir nur an die Kinderbetreuung oder Menschen, die es einfach körperlich nicht mehr schaffen. Für die braucht es dann auch etwaige sozialpolitische Lösungen.
Wie wird der Arbeitsmarkt der Zukunft anhand der aktuell absehbaren Trends aussehen? Arbeitnehmer befinden sich nun in
einer besseren Position, das heißt sie können sich ihren künftigen Arbeitgeber aussuchen. Hatten Personalsuchende früher zwanzig Bewerbungen, freuen sie sich heute über fünf. Das führt dazu, dass sich die Arbeitgeber zunehmend mit der Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter beschäftigen. Wenn wir uns auf junge Leute fokussieren, sehen wir wie herausfordernd Arbeitsmarktpolitik ist, auch wiederum beim Thema Vollzeit – dass es eben auch für die Absicherung wichtig ist, wie viel man ins Sozialsystem einzahlt. Ich denke auch an ein Gespräch vor kurzem, eine junge Dame war sehr zufrieden und engagiert in ihrem neuen Job, hatte aber auch schon fix den Plan gefasst, diesen nur zwei oder drei Jahre auszuüben, weil sie dann wieder etwas Neues kennenlernen will. Das sind Einstellungen, die frühere Generationen so in der Regel nicht hatten und auf die man sich als Unternehmen auch ausrichten muss. Ganz grundsätzlich, wir haben einen Höchststand an unselbständig Beschäftigten, das heißt so viele Menschen, wie noch nie, gehen einer Arbeit nach. Der demografische Wandel bleibt auch in den
SANDRA KERN, AMS-NÖ-CHEFIN
SUDER-AUSZEIT
su-dern, Präteritum: su-der-te, Partizip II: ge-su-dert
österreichisch: sich beklagen, jammern, nörgeln, raunzen
Klimakleber in St. Pölten. Große Aufregung auf Facebook und sogar in der Familien-Whatsapp-Gruppe ist die Aktion das Thema Nummer 1. Wer hat dafür warum (kein) Verständnis und die Emotionen gehen so hoch, dass man denken könnte, die Klimakleber blockieren die eigene Einfahrt. Streit liegt in der Luft. Sobald nur ein Radweg asphaltiert wird, ist schon von Bodenversiegelung die Rede. Man ist schnell auf 1000 in diesen Tagen und begibt sich auf dünnes Eis! Darf man überhaupt noch auf Kreuzfahrt fahren?
Ich frage für einen Freund, am besten anonym. Und wenn ja, dann nur mit einem E-Auto zum Abfahrtshafen? Oder nein, lieber nicht, die sind ja auch schon in Verruf geraten. Es gibt kein grau mehr. Es wird nur mehr kollektiv gesudert. Domplatz, Frequency, Baustellenmanagement und Klimakleber haben definitiv die Wetterthemen abgelöst. Aber ich will diese Suderei hinter mir lassen. Will mit Menschen reden, die eigene Themen haben, die nicht in der Zeitung stehen. Will das Handy weglegen und nicht wissen, warum wer wem nicht die Hand gegeben hat beim Tennismatch und was dahintersteckt. Wer wen ungerechtfertigt auf den Mund geküsst hat und was seine Mutter dazu sagt. Eine SUDER-AUSZEIT wird in dieses Haus einziehen.
„Was? Am Montag beginnt schon wieder die Schule? Oidaaa!“ Okay, jetzt muss ich das mit der suderfreien Zone nur noch meinem Sohn verklickern.
nächsten Jahren unser Hauptthema: Geburtenstarke Jahrgänge gehen in die Pension, verlassen den Arbeitsmarkt, aber die Jahrgänge, die nachkommen, sind geburtenschwächer. Das dünnt den Arbeitsmarkt aus, zudem sind junge Leute oft länger in Ausbildung oder studieren und treten erst später in den Arbeitsmarkt ein. Es ist notwendig, dass wir das gesamte Potential am Arbeitsmarkt heben – beispielsweise durch bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, Stichwort Kinderbetreuung, aber auch Gesundheit am Arbeitsplatz, damit ältere Arbeitnehmer möglichst lange im Job bleiben.
Der demografische Wandel war doch vorhersehbar. Hat die Politik diese Warnung nicht ernstgenommen?
Der demografische Wandel war seit langem bekannt, das wussten wir schon vor fünfzehn Jahren, dass sich das nicht aufhalten lässt, auch wenn die damit verbundenen Auswirkungen vielleicht unterschätzt wurden. Schwieriger ist es, die Wirtschaftsentwicklung und den Bedarf an Arbeitskräften vorherzusagen. Wir haben bessere Zahlen als in den Jahren vor Corona, das war so keineswegs sicher und hat Experten überrascht. Eine Stellschraube, an der die Politik schon länger gedreht hat, ist das Frauenpensionsalter. Hier kommt es laufend zu einer Erhöhung, das sind somit laufende Effekte, die für den Arbeitsmarkt schon sehr wichtig sind.
Was wir bei unserem Gespräch bisher komplett ausgelassen haben, ist die Migration. Wenn man sich die Zahlen ansieht, hatte Ende 2022 jeder vierte Beschäftigte Migrationshintergrund, also 25 Prozent. Bei den Arbeitslosen betrug der An-
AMS-NÖ-CHEFINteil 36 Prozent. Müsste man vor dem Hintergrund der Herausforderungen am Arbeitsmarkt dem Zuzug nicht viel positiver begegnen?
Migrationshintergrund ist, wie Sie sagen, nicht nur bei Arbeitslosen ein Thema, sondern insgesamt in der Gesellschaft. Wir sehen, dass es durch die Pandemie einen Rückgang bei den Einpendlern gab, die Lohnniveaus haben sich mit der Zeit angenähert. Vielleicht kommen manche langfristig gesehen dann doch wieder zurück? Bei manchen Nationalitäten, denken wir etwa an Menschen aus Afghanistan oder Syrien, sind Sprachkenntnisse ein großes Thema. Auch in Folge des Ukraine-Krieges vermitteln wir viele Deutschkurse, das ist immer die Grundlage für einen erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt. Bei den teilweise sehr hochqualifizierten Menschen aus der Ukraine dauern Nostrifizierungen oft jahrelang – solange arbeiten etwa Lehrerinnen in weniger qualifizierten Jobs, weil ihre Ausbildung noch nicht anerkannt ist. Das Thema ist sehr komplex, wenngleich wir zunehmend mehr Arbeitsaufnahmen haben.
Ab 55 Jahren wird es eine Herausforderung, die Leute erfolgreich zu vermitteln.
SANDRA KERN,
RADFAHREN IM WEINLAND TRAISENTAL
Zwischen dem Südufer der Donau in Traismauer und St. Pölten liegt das Weinland Traisental – ein wahres Radparadies!
Die abwechslungsreiche Landschaft des Weinlands Traisental bietet eine ideale Kombination aus Rad- und MTB-Trekking-Strecken. Ob man durch malerische Kellergassen, idyllische Weingärten, vorbei an Kulturerbestätten oder entlang der Flüsse radelt – überall eröffnen sich Einblicke in die landschaftliche Vielfalt des Traisentals.
Der perfekte Begleiter: Die neue Radkarte
Das abwechslungsreiche Netzwerk an Radwegen durch das schöne Naherholungsgebiet unweit der Landeshauptstadt St. Pölten ist in der neuen Radkarte des Weinlands Traisental perfekt abgebildet. Sie ist ein unentbehrlicher Begleiter für alle, die die Region auf zwei Rädern entdecken möchten. Viele Routen lassen sich beliebig miteinander verbinden – zur Belohnung laden überall Heurige zum Stärken und Verweilen ein.
Radeln um den Mittelpunkt Niederösterreichs
Die neueste Strecke im umfangreichen Radwegenetz des Weinlands
Traisental ist die Mittelpunkt-Radroute. Die 46 km lange Rundtour führt östlich der Traisen auf Nebenstraßen und Güterwegen durch eine hügelige Feld- und Wiesenlandschaft. In gut drei Stunden lassen sich die Orte rund um den Mittelpunkt Niederösterreichs erradeln – am besten mit dem Mountainbike oder E-Bike. Highlights entlang der Strecke sind u. a. das Stift Herzogenburg, das Schloss Atzenbrugg, Würmlas Wände und die Max-Schubert-Warte, die genau am geografischen Mittelpunkt Niederösterreichs platziert ist.
Tipp: Öffentliche Anreise mit der Bahn, bequem und unkompliziert über St. Pölten oder Traismauer!
Information, Rückfragen und Bestellungen tourismus@traisental.at | +43 (0)2782 83321 | www.traisental.at
GUT DING BRAUCHT WEILE
Am ehemaligen Glanzstoff Areal wurde zuletzt wieder „Produktion“ umgesetzt, Prefa hat einen Standort am Areal eröffnet. Ist dies Beleg dafür, dass das Gelände doch noch länger seiner ursprünglichen Bestimmung gemäß erhalten bleibt?
So pauschal kann man das nicht sagen. Zum einen hat die emissionslose Produktion von Prefa nichts mit der ehemaligen chemischen Industrie hier am Standort zu tun, zum anderen sind die Hallen, die derzeit von Prefa genutzt werden, ein in sich abgeschlossenes Areal. Die Flächen des Glanzstoff-Areals, die
Es war eines der einschneidendsten Ereignisse der jüngeren Stadtgeschichte: Der Brand der Glanzstoff-Fabrik 2008 sowie die darauf folgende Schließung des Werks. In Folge wurde die Vision eines neuen Stadtteils skizziert, 2014 das Projekt „Glanzstadt“ mit auf Sicht bis zu 1.300 Wohnungen präsentiert. Mittlerweile sind die dafür notwendigen Umwidmungen ebenso erfolgt, wie die Altlastensanierung des ehemaligen Fabrikareals. Wir sprachen mit Eva Czirny, Geschäftsführerin der für die Verwertung zuständigen Domus, über den aktuellen Stand der Dinge.
aktuell zu entwickeln sind, werden in keiner Weise beeinträchtigt. Wir sehen es sehr positiv, dass ein kleiner Teil unserer Hallen wieder Arbeitsplätze schaffen konnte, nachdem hier über 100 Jahre erfolgreich produziert wurde.
Nach dem Aus der Glanzstoff 2008 entstand die Vision eines neuen Stadtteils – wie weit ist man auf diesem Weg aktuell? So eine große Fläche muss sich entwickeln können und dürfen. Der einfachste und schnellste Weg wäre
der Abverkauf verschiedener Parzellen an Bauträger und Investoren, dann wäre hier recht schnell vieles verbaut. Das würde aber – wie wir an einigen Stadtteilentwicklungen der letzten Jahre in anderen Städten gut beobachten können – vermutlich dazu führen, dass die einzelnen Projekte nichts miteinander zu tun haben – weder architektonisch, noch funktional. Es braucht ein Zentrum, um welches der Stadtteil in seinem Tempo herum wachsen darf und das auch Identität stiftet und prägt. Daran arbeiten wir aktuell mit vielen kleinen und größeren Projekten.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Der Fokus liegt aktuell auf dem denkmalgeschützten Kernbereich, der ein großartiges industriegeschichtliches und architektonisch wertvolles Erbe darstellt. Diese Bereiche mit adäquatem Leben zu erfüllen ist auch wesentlich für die Stadtteilentwicklung. Hier sind wir auf einem guten Weg. In der ehemaligen Konerei haben wir eine sehr ansprechende Eventlocation etabliert, viele kennen das Gebäude vermutlich vom Designverliebt oder Vintage-Markt oder verschiedenen Messen. Neben Veranstaltungen für Unternehmen möchten wir hier noch weitere Angebote für die Bevölkerung schaffen, die Richtung Kultur und Genuss gehen. Die Aufenthaltsqualität beeinflusst ganz entscheidend auch das Branding des Glanzstoff-Areals als sympathische Wohn- und Arbeitsumgebung.
Wobei es in diese Richtung noch andere Aktivitäten gibt. Was sind weitere Projekte?
Ähnliches gilt für unser Kesselhaus und die Turbinenhalle, welche ebenfalls Schritt für Schritt veranstaltungsfit gemacht werden. Wesentlich ist uns hier die Qualität und der Allgemeinnutzen der Veranstaltungen – z. B. fördern wir die ArtSession in besonderem Maß, es gab und gibt auch Veranstaltungen im Rahmen der Tangente 2024. Mittlerweile dauerhaft angesiedelt haben sich die glanz-greißlerei, die ich allen, die Wert auf die Herkunft und die Herstellung ihrer Lebensmittel legen, sehr ans Herz legen möchte. Neben einigen Büros haben wir zudem ein Yoga-Studio, einen Fitness-Parcours mit Schwerpunkt Hindernisse und einen Gynäkologen anzubieten. Schöne Nutzungsmöglichkeiten mit breitem Sympathiewert für künftige Bewohner wären auch noch ein Indoor-Spielplatz, ein Food-Court, eventuell in Kombination mit einigen Marktständen, hier sind wir aktuell auf Partnersuche. Bei einem Hallenteil sind wir schon recht weit, hier wird es hoffentlich in Kürze konkrete Neuigkeiten geben.
Vor gut zehn Jahren wurde auch das Projekt „Glanzstadt“ mit bis zu 1.300 Wohnungen präsentiert – ist dieses noch spruchreif oder sanft entschlafen?
Der Masterplan „Glanzstadt“ hat sich in erster Linie mit der zukünftigen Erschließung der Flächen beschäftigt, also wo wird es Straßen und Plätze geben, wo werden Baugrundstücke sein, wo sind Grüngürtel sinnvoll usw. Das ist der aktuelle Planstand, auf dem wir bei allen Entwicklungen aufsetzen. Ob es jetzt irgendwann 1.300 Wohnungen werden oder weniger beschäftigt uns im Moment noch überhaupt nicht. Auf jeden Fall steht für uns die Lebens- und Wohnqualität der künftigen Bewohner deutlich über der Anzahl an Wohneinheiten. Wir haben 2021 bereits 84 Neubauwohnungen fertiggestellt, die von den Bewohnern auch sehr gut angenom-
men und bewertet werden. Leider haben uns dann ebenfalls all die Lieferketten- und Preisprobleme eingeholt, die Baukosten sind dadurch so stark gestiegen, dass wir die Mieten deutlich erhöhen hätten müssen. Daher haben wir den zweiten Bauabschnitt noch nicht realisiert.
Welche nächsten Schritte sind in Sachen Verwertung geplant? Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit der Entwicklung eines möglichst energieautarken, grünen und autofreien Generationenwohnquartiers, in dem auch die entsprechende Infrastruktur nicht zu kurz kommt. Wohnen im Alter wird ein immer größeres Thema. Gleichzeitig interessiert uns, wie die klimasensible Jugend von heute morgen gerne wohnen möchte. Einen Schwerpunkt stellt die weitere Entwicklung des denkmalgeschützten Stadtteilzentrums dar. Wir sind immer offen für neue Ideen, auch pfiffige Gastronomieprojekte und Start-ups finden bei uns offene Türen vor!
„Glanzstoff“-Projekte
www.diekonerei.at
www.glanzstoffevents.at
www.netswerk.net/greisslerei_2_0/ www.soilyoga.at
www.elementics.at
www.dreszlari.at
& WINZER WIRT
schmeckt und schmeckte. Denn hier, zwischen der Donau und den Alpen, wurde schon vor tausenden von Jahren Wein gekeltert, hier wurden die ältesten Weinsamen Österreichs gefunden.
Die Stimmung ist sensationell. Auf einer Bretter-Bühne rocken Clara Luzia und ihre Band in voller Lautstärke, davor tanzen begeisterte Fans, manche mit umgebundener Gastro-Schürze, mittendrin Wirt Mike Nährer. Der Gastgeber schaffte es, bei seinem Event „Rock & Wein“, die Gäste mit feinem Fingerfood zu verwöhnen, besonderen Wein auszuschenken und samt seinem Team Spaß zu haben. Und damit Teil der NÖ-
Tourismusserie „Kultur bei Winzerinnen und Winzern“ zu sein.
Haubenkoch Mike Nährer ist Winzer? Richtig, mit Unterstützung, und ein ganz besonderer. Er hat nicht mehr bewirtschaftete Gärten rund um sein Haus gefunden, mit uralten überwachsenen Rebstöcken. Und weil Mike Nährer ein Schatzsucher ist, der sich freut, wenn er Vergessenes wiederbeleben – und verkochen – kann, wollte er herausfinden, wie Wein im Traisental
Mike Nährer hat die mehr als 70 Jahre alten Rebstöcke in den „Vergessenen Gärten“ rund um Rassing revitalisiert, sie tragen jetzt wieder g‘schmackige Trauben. Aus den unterschiedlichen Weiß- und Rotweinsorten keltert Nährer mit Winzer Tom Dockner und Weinspezialist Jürgen Leithameyer außergewöhnliche „Gemischte Sätze“, die ihren Geschmack aus tiefverwurzelten Reben ziehen. Nährers Weine werden von Kennern geschätzt und mittlerweile auch in Berlin und Basel ausgeschenkt. „Jede Riede schmeckt anders. Die Weine sind authentisch, aber nicht vom ersten Schluck an gefällig, sie haben Ecken und Kanten. Bei mir muss Spannung und Abwechslung drin sein“, so Nährer. Und Geschmack: „Es geht immer ums Schmecken und Abschmecken“.
Selbstverständlich auch bei den Gerichten, die in der Nährerschen
Küche kreiert werden, aus dem, „was die Natur uns vergibt, mit Putz und Stingel“ und mit einem hochgelobten Gespür für das Zusammenspiel von Aromen, für das Mike Nährer als „Junger Wilder“ ausgezeichnet wurde.
Gewohnter und überraschender Geschmack aus lokalen Produkten Begonnen hat die kulinarische Laufbahn des Mike Nährer im elterlichen Gasthaus. Seine ersten Salzburger Nockerl zauberte der spätere Starkoch bereits mit acht Jahren. „Da hab‘ ich entdeckt, dass Speisen einmal so und einmal so schmecken können, und ich habe das dann selbst ausprobiert.“
Nach der Tourismusschule folgten Lehrjahre in „tollen Betrieben in der Wachau und dann im Taubenkobel im Burgenland. Da habe ich Faszinierendes über Aromen und Texturen gelernt.“ Bei Ferran Adria, dem wohl einflussreichsten Koch der letzten Jahrzehnte, absolvierte Mike Nährer ein Praktikum. „Das habe ich aus eigener Kraft geschafft, weil ich einen Wettbewerb gewonnen habe.“ Der junge Koch eignete sich damals viel Wissen aus Büchern an, auch aus spanischen, „ich habe Wort für Wort übersetzt.“ Schon vorher hatte Mike
Nährer bei Marc Veyrat in Frankreich eine einfache Küche aus besten regionalen Produkten entdeckt. Und das setzt er seit einigen Jahren mit Begeisterung und Erfolg im Traisental um, bringt Gerichte auf die Teller, die gewohntem Geschmack eine eigene Note geben. „Zum Kochen gehört dazu, dass Rezepte ihre Wirkung verlieren“, philosophiert Mike
Nährer. Er hat sich viel mit Aromen beschäftigt, die hier zuhause sind, die unsere Gegend prägen. Und er weiß, dass es im Mostviertel sehr viele Produkte in überdurchschnittlicher Qualität gibt.
Mit diesen lokalen Lebensmitteln starteten Mike Nährer und einige neugierige und ausgezeichnete Kollegen ein kulinarisches Experiment, die Mostviertler Feldversuche. Die Köche experimentieren mit den bekannten Produkten, manchmal an außergewöhnlichen Orten, oft gemeinsam. Und die Gäste dürfen das Ergebnis testen und genießen.
Saisonale Schmankerl im Jahreszeiten-Gasthaus Seine Grundprodukte bezieht Mike Nährer von Biobauern aus der
Umgebung, von regionalen Fischzüchtern, von lokalen Produzenten.
„Das sind Partnerschaften auf Augenhöhe, mit gegenseitiger Wertschätzung. Wenn es deinen Nachbarn gut geht, geht es dir auch gut.“
Jetzt, im Spätsommer, stehen zum Beispiel Eierschwammerl-Cremesuppe, Paradeiserraritäten-Salat und Sommertrüffel-Nudeln auf der Speisekarte im Nährerschen Gasthaus.
MIKE NÄHRER
TOURISMUSGRANDEN BEI ROCK & WEIN ÜBER
„Jung, wild, experimentierfreudiger Koch“
Michael Duscher, Geschäftsführer NÖ-Werbung
„Begnadeter Koch, der sogar aus Dachs ein schmackhaftes Gericht zaubert.“
Andreas Purt, Geschäftsführer Mostviertel Tourismus
„Innovativer, bodenständiger Highend-Gastronom“
Stefan Bauer, Tourismusdirektor St. Pölten
Das neue Lokal: Gläsernes Gartenhaus in den vergessenen Gärten Ab Herbst servieren Mike Nährer und sein Team ihre Schmankerl – mit „Weinglas auf Augenhöhe mit dem Teller“ – im neu gebauten Gasthaus, in dem Mike Nährer seine Vision als Koch und Gastgeber verwirklicht und das Clara Luzia quasi noch als Baustelle zur Bühne gemacht hat.
Aber auch traditionelles Rieslingbeuscherl, Mostviertler Krenfleisch und Kalbsbutterschnitzel. „Ich bin keiner, der Trends nachläuft“, sagt der Wirt, der überzeugt ist, dass ehrlich gekochte Küche Bestand hat, weil Geschmäcker Emotionen hervorrufen und Erinnerungen, etwa an Omas Topfenknödeln. „Da sieht man dann freudiges Glitzern in den Augen“, strahlt der Koch.
Der große offene Gastraum ist ein riesiges gläsernes Gartenhaus in den vergessenen Gärten, in dem das Draußen mit Obst, Gemüse und Blütenpflanzen und das Drinnen mit gemütlichen Holzbänken und Tischen optisch verschmelzen und so die Jahreszeiten spürbar werden. Wie bei den Speisen von Mike Nährer: „Möglich wär‘ ja alles, aber bei mir kommen Erdbeeren im Winter nicht auf den Teller.“
feldversuche.at gasthaus-naehrer.com
Es geht immer ums Schmecken und Abschmecken.SAISONAL. Erdbeeren landen nur in der Erdbeerzeit auf den Desserttellern.
kerngesund*
*[haleandhearty]
WAS UNS IN ST. PÖLTEN SO FIT MACHT?
DasswirGesundheitbreitersehen:Sportstättenund SporteventsfürdieKondition.KulturundMiteinanderfür den Geist. Und nicht
zuletzt: über moderne Abwassertechnik HygienebisinjedenWinkelderStadt.
ZÜGEL FÜR DIE TANGENTE?
Denn drei Monate später flatterte unter dem vermeintlich harmlosen Titel „Tangente St. Pölten – Personelle Veränderung“ eine APA-Aussendung in die Redaktion, die es in sich hatte: „Der Vertrag mit Christoph Gurk wurde wegen unauflösbarer Differenzen zwischen der Geschäftsführung der NÖ Kulturwirtschaft GesmbH und dem künstlerischen Leiter in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst.“
Damit hatte auch St. Pölten, das bislang mitunter selbstgefällig und mit einem Schuss Schadenfreude auf die „Chaospartie“ in der kommenden Europäischen Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl verwiesen hatte, seinen ersten prominenten Abgang zu vermelden. In der gemeinsam akkordierten Presse-Aussendung wurde einander dennoch wohlhöflich gedankt, Gurk wünschte alles Gute und mit Tarun Kade wurde zudem ein neuer dramaturgischer
Noch im März führten wir mit Christoph Gurk, damals künstlerischer Leiter des „Tangente Festivals“, ein umfassendes Interview – Didi Kühbauer würde im Rückblick sagen: „für die Würst“.
Leiter präsentiert. Alles eitel Wonne also?
Scheinbar nicht, denn im August folgte der nächste Knalleffekt. Das Kollektiv ENDBOSS, bis dahin mit der Entwicklung des Festivalzentrums betraut, ließ per facebookPosting wissen: „Wir hören auf.“ Auch in diesem Fall war von „unvereinbaren Unterschieden mit der Leitung der NÖKU“ die Rede, die Protagonisten beklagten eine „Beschränkung der künstlerischen Freiheit“ und deuteten politische Einflussnahme an, die mit den eigenen „Grundprinzipien“ nicht vereinbar sei, welche da lauten: „Lass dich gut für deine Ideen bezahlen, aber niemals gekauft werden [sic!]“ Ob
es nun eher an der Bezahlung oder am Gefühl des Gekauftwerdens scheiterte – who knows. Als Beobachter der Szene fragte man sich jedenfalls: Was ist da los bei der Tangente, zumal das Kulturgroßprojekt – zumindest nach außen hin – bislang nicht so recht vom Fleck zu kommen schien, obwohl Gurk bereits seit 2020 daran arbeitete, von einer emotionalen Bindung zur indigenen Bevölkerung ganz zu schweigen. Natürlich hätten wir gerne erfahren, welcher Natur die kryptisch formulierten „unüberbrückbaren Differenzen“ denn nun konkret waren, die Betroffenen zeigten sich aber nicht weiter auskunftsfreudig. „Nachdem meine Tätigkeit als künstlerischer Leiter für die Tangente zu Ende gegangen ist, bemühe ich mich, Abstand zu gewinnen und den Blick nach vorne zu richten. Von daher habe ich beschlossen, keine Interviews in dieser Angelegenheit zu führen“, ließ etwa Christoph Gurk wissen. Und auch Endboss gab sich zugeknöpft: „Von unserer Seite haben wir mit dem Post grundsätzlich erstmal alles gesagt.“ Als Neuigkeit verriet man lediglich, dass man die Nutzungsund Bearbeitungsrechte des für das Festivalzentrum entwickelten Konzeptes „exklusiv an die Leute von KulturhauptSTART“ übertragen habe, „weil wir es gut und folgerichtig fänden, wenn der lokalen Kulturszene ein wesentlicher Gestaltungsanteil in diesem hochdotierten Festival zukäme.“ Was die damit genau anfangen sollen, erschließt sich dem unbedarften Beobachter nicht wirklich, weil nach der Endboss-Absage – wie auch die Stadt St. Pölten mitteilt – andere zum Zug kommen: „Vor dem Hintergrund der Planungen des neuen Festivalzentrums in der Linzerstraße gibt es mehrere Bewerbungen. Die Anzahl der mög-
lichen Ausführenden hat sich nun verkleinert.“
Ansonsten wollte auch die Stadt über das bisher Gesagte hinaus nicht mehr verraten, hielt aber auf Nachfrage explizit fest: „Die künstlerische Freiheit wurde nie eingeschränkt! Die GmbH wurde auch aus Gründen der Unabhängigkeit jeglicher Art gegründet.“
BOSS statt Endboss
Mit der GmbH ist die NÖ Kulturlandeshauptstadt GmbH gemeint, die für die Durchführung des Tangente Festivals sowie den Betrieb des Kinderkunstlabors gegründet wurde. Gesellschafter sind zu 50 % die Stadt St. Pölten, zu 35 % die NÖKU und zu 15 % die NÖ Werbung. Die GmbH selbst wiederum
ist Teil der großen NÖKU Holding, die mittlerweile 30 der größten Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen des Landes Niederösterreich unter ihrem Dach vereint. Und deren Geschäftsführer, quasi der Boss der Bosse, ist Paul Gessl. Bei ihm lande ich auch in dieser Causa unweigerlich – obwohl es eigentlich eine eigene Geschäftsführung der Tangente gibt. Für langjährige Kulturbeobachter keine allzugroße Überraschung, denn immer wenn ein NÖKU-Projekt aus dem Ruder zu laufen oder zu stottern scheint, nimmt der Boss himself die Zügel stärker in die Hand, um – in diesem Fall – das 16 Millionen schwere potenzielle „Kultur-Rennpferd“ namens Tangente (so hoch ist das reine Programmbudget) auf Kurs zu halten bzw. überhaupt erst darauf zu bringen. Für Gessl logische Konsequenz der Strukturen: „Wir sind als NÖKU ja selbst Mit-Gesellschafter in der GmbH, und es ist unsere Pflicht und ursächlichste Aufgabe, dass wir unser Know-how und unsere jahrzehntelange Erfahrung einbringen – es wäre ja Wahnsinn, wenn wir bei der Tangente quasi mit allem bei null anfangen.“
Im Kern befinde man sich gerade in der Phase, „neue Organisationsstrukturen und Standards zu implementieren – in den neuen Häusern wie Kinderkunstlabor oder Synagoge ebenso wie bei der Tangente. Wir sprechen da am Ende des Tages von 150 Dienstnehmern!“ Für die gelte es Dienstverträge abzuschließen, ebensolche mit Künstlern zu vereinbaren, es gehe um Fragen wie fair pay, employer branding, compliance, um Wissenstransfer bis hin zu Hilfe in Fragen der IT, Homepage, Datenschutz und vieles mehr. Kurzum, könnte man zusammenfassen, bei aller künstlerischen Ausrichtung um big business. „Dass es bei einem Projekt dieser Größenordnung nicht immer nur Happi-
Die künstlerische Freiheit wurde nie eingeschränkt!
Der Vertrag mit Christoph Gurk wurde wegen unauflösbarer Differenzen [...] aufgelöst.
ness geben kann und Personen im Laufe des Prozesses kommen und gehen und auch nicht alles, was man sich vornimmt, immer genauso gelingt, liegt wohl auf der Hand. Am Ende des Tages geht es um das große Ganze, da lassen wir uns von Einzelentscheidungen nicht irritieren“, gibt sich der Kulturmanager betont gelassen.
Dass diese Entscheidungen teils mit dem Vorwurf politischer Einflussnahme und Beschränkung der künstlerischen Freiheit einhergehen, kann Gessl nicht nachvollziehen. „Ganz ehrlich, ich sehe das sehr pragmatisch. Wir arbeiten mit Steuergeld, da haben wir eine dementsprechende Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler, dieses transparent, effizient und sparsam im Sinne der Kunst einzusetzen. Das hat nichts mit Kontrolle zu tun,
auch nichts mit Einschränkungen, und schon gar nichts mit politischer Intervention, sondern schlicht mit klaren Rahmenbedingungen und einer effizienten Struktur, die für jeden Gültigkeit hat. Wer das nicht versteht, der kann nicht unser Partner sein.“
Auch ein künstlerisches Führungsvakuum nach dem Abgang Gurks, in dem quasi jeder einzelne Kurator jetzt ob einer fehlenden letztverantwortlichen künstlerischen Leitung machen kann, was er will, und damit Chaos und Konflikte vorprogrammiert sind, befürchtet Gessl nicht. „Halten wir fest: Das Programm und die kulturpolitische Strategie wurden von Christoph Gurk entwickelt und stehen. Auch die Finalisierung und Umsetzung wurden von Gurk eingeleitet. Von daher gibt es keine Gefahr der Ver-
wässerung oder irgendwelche Unklarheiten.“ Mit Tarun Kade wurde zudem ein dramaturgischer Leiter als eine Art primus inter pares installiert, „der die Entscheidungen der Kuratoren koordiniert, in künstlerischen Fragen ein Einspruchsrecht hat und als Sprachrohr der Kunst nach innen und außen fungiert.“
Laut Gessl laufe jedenfalls alles nach Plan, und spätestens mit der Domplatzeröffnung Anfang September werde die Tangente auch kommunikativ stärker in die Offensive gehen. „Allein der Umstand, wie schnell die Tickets für die Domplatzeröffnung weg waren, belegt doch, dass die Leute neugierig und offen für die Tangente sind!“ Am 30. September wird dann – ebenfalls am Domplatz – die erste künstlerische Intervention erfolgen, „und im November präsentieren wir das Gesamtprogramm für 2024“, skizziert der Kulturmanager die nächsten Schritte. Zugleich verweist er auf „harte Fakten: Das Kinderkunstlabor steht schon und nimmt Gestalt an. Die Synagoge wird bereits umgebaut. Der Domplatz – und da bitte ich abzuwarten, was er zu leisten imstande ist, bevor man schimpft –wird seiner Bestimmung übergeben. All dies passiert, jetzt, und das sind keine Eintagsfliegen, sondern sie tragen nachhaltig dazu bei, St. Pölten als Zentrum der Kunst- und Kulturvermittlung in Europa zu positionieren. Wir schaffen hier gemeinsam etwas, das weit über 2024 hinausreichen wird. Und – das ist meine absolute Überzeugung: Das größte Bundesland braucht ein starkes Herz, braucht eine starke Hauptstadt! Kultur hat da eine wichtige Rolle zu spielen und kann einen wichtigen Beitrag leisten!“
Das hat nichts mit Kontrolle zu tun, nichts mit Einschränkungen und schon gar nichts mit politischer Intervention, sondern schlicht mit klaren Rahmenbedingungen, die für jeden Gültigkeit haben. Wer das nicht versteht, der kann nicht unser Partner sein.
PAUL GESSL
SpezialEinsatz in St. Pölten!
SINGING IN THE RAIN
Wahrscheinlich haben Sie’s auch gemerkt: Neben all dem Sonnenschein war der heurige Sommer ziemlich regenfeucht. Nun rede ich gar nicht von den katastrophalen Unwettern, sondern von „ganz normalen“ Regengüssen, die sich diesmal besonders gerne eingestellt haben, wenn es irgendwo ein Open Air-Konzert gab. „Jazz im Park“ in St. Pölten fällt mir da ein, das beinahe schon zum Parkbaden einlud (Waldbaden ist was anderes). Oder das diesjährige „KlangKasten“Festival, das verspätet anfangen musste, da der Himmel zuvor sämtliche Schleusen geöffnet hatte, was die Mostblueser aber rasch vergessen ließen. Auch der Auftritt der Ridin‘ Dudes im Kremser Stadtpark wurde ausgiebig begossen (in jeder Hinsicht, aber das passt schon!). Und last but not least wurde das energiegeladene Konzert von Goran Bregovic auf der Donaubühne Tulln am Ende der Darbietung von Sturm, Hagel und Starkregen gekrönt. Doch bringt derlei Unbill mitunter auch Menschen zusammen. Hat man sich nämlich einen überdachten, schmalen Platz zum Unterstellen gefunden, kommen auch jene miteinander ins Gespräch, die das vielleicht sonst nicht täten. Da werden nicht selten in der Beengtheit zarte Bande geknüpft, die zwar oft die Sonnenstrahlen des nächsten Tages nicht überleben – doch bei manchen ebnet das Regenwetter auch den Weg zur großen Liebe. „Isn’t it a lovely day to be caught in the rain?“ sang schon dereinst Fred Astaire, bevor er Ginger Rodgers im Hollywood-Pavillon küsste.
Übrigens: Cari Cari spielten heuer bei herrlichstem Sommerwetter. Es war trotzdem ein gutes Konzert!
WER SINGT MIT AM DOMPLATZ?
Am letzten Juli-Samstag war‘s soweit: St. Pöltens erster PopupChor erklang lautstark am Domplatz. Die Stimmung war großartig, als ein fröhlicher Flashmob zwischen den Marktstandln „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen und „Jö, schau“ von Georg Danzer performte. Am letzten August-Samstag erklangen dann Reinhard Fendrichs „Vü schener ist des Gfüh“ und „Don’t worry, be happy“ aus hunderten glücklichen Kehlen, die an unterschiedlichsten Stellen auf-
poppten. Ganz Mutige wagten an beiden Tagen noch Solo-Auftritte.
Vocal-Coach Eva Wannerer hatte die Idee zum Popup-Chor und setzte diese auch in perfekte Auftritte um. Zwei Mal geht’s heuer noch, am letzten September- und am letzten Oktober-Samstag, um 11 Uhr. Die Teilnehmer finden sich am Ort des Geschehens, also am Domplatz, ein und auf „Los“ geht’s los. Nach dem Auftritt löst sich der singende Flashmob sang- und klanglos auf. Nähere Infos unter www.evawannerer.at
IN STP
Wer kennt sie nicht, die Gallows Fellows, die seit Jahren Bluegrass-Musik und irisches Feeling nach St. Pölten bringen? Die Gruppe hat sich jetzt zur traditionellen Country- und Folkmusik Neues einfallen lassen – „The Gallows Fellows Wild West Show“. Darin werden Geschichten eines Abenteurers im US-Bürgerkrieg erzählt, der dann als Musiker und Cowboy durch die Lande zieht. Schauspieler und Regisseur Georg Wandl gibt den Erzähler, die Band mit Andreas Hartl, Robert Mitterbauer, Florian Hartl, Johann Wagner, Harry Stöckl und Norbert Wallentin spielt die passenden Songs dazu. Die Show geht am Samstag,
30. September, um 20 Uhr im Freiraum über die Bühne. Nähere Infos unter gallowsfellows.at
„WILD WEST“KOLUMNE THOMAS FRÖHLICH
DINNERSHOW & ZIRKUSFEST
SÜNDHAFT GUTE VIBES FÜR DEN HERBST
23 SEP 2023
Hofesh Shechter . Sharon Eyal: GöteborgsOperans Danskompani Tanz
13 OKT 2023
Gilberto Gil: Aquele Abraço Tour Musik/Música Popular Brasileira
Komplettes Herbstprogramm: festspielhaus.at
06 OKT 2023
Gauthier Dance: The Seven Sins Tanz
10 NOV 2023
Cécile McLorin Salvant: Mélusine Musik/Jazz
Inspiriert von einem weltbekannten Broadway-Themenrestaurant startet die Bühne im Hof am 14.09. in ihre erste Saison unter der Leitung von Alexander Hauer. Beim StarCast Dinner & StarCast Brunch stehen feine Häppchen aus Musik, Kabarett, Zirkus, Kleinkunst und Stand-up auf dem Programm. Mit dabei sind u. a. Vincent Bueno, Tini Kainrath und Robin Witt. Poetisch und pointiert gleichermaßen: Am 21.09. präsentiert mit Anna Mabo eine der stärksten Stimmen des Landes ihr neues Album.
Infos: www.festspielhaus.at | Tickets: karten@festspielhaus.at /festspielhaus | festspielhaus.at
Klimakrise, Pandemie, Ukraine-Krieg, der Wegscheider. Wie konnte es bloß soweit kommen? Das fragt sich Die Tagespresse History am 30.09.! Der Oktober glänzt u. a. mit Gunkl (07.10.), Alexander Goebel & Band (09.10.), Benedikt Mitmannsgruber (12.10.) und Norbert Schneider (14.10.). Spektakuläre Performances bietet das viertägige Zirkusfest von 19. bis 22.10.
www.buehneimhof.at
FREUNDE DER KULTUR
Die „Freunde der Kultur St. Pölten“ sind mit rund 500 Mitgliedern St. Pöltens größter Kulturverein. Zuletzt erhielt der Vorstand mit Unternehmerin Daniela Kittel, vielen auch als Vizeobfrau der Plattform St. Pölten bekannt, sowie dem renommierten St. Pöltner Notar Ferdinand Krug prominente Verstärkung. Ein Antrittsbesuch.
Wüsste ich es nicht besser, könnte man es ja fast für „inszeniert“ halten. Als ich nämlich zum Vorstand der „Freunde der Kultur St. Pölten“ stoße, unterhalten sich dessen Mitglieder gerade lebhaft über die Neuinszenierungen der diesjährigen Salzburger Festspiele, wobei dem Außenstehenden sofort klar wird: Da reden absolute Experten miteinander. Menschen, deren Herz leidenschaftlich für Kunst und Kultur schlägt. Kurzum Personen, die nicht besser für ihre Funktion in St. Pöltens größtem Kulturverein prädestiniert sein könnten.
Und noch eines fällt dem Zuhörer auf. Immer wieder fließt wie selbstverständlich St. Pölten als Vergleichsparameter ein, und zwar als einer, der den hehren Kulturhauptstädten Österreichs wie Salzburg oder Wien aus den Augen der Insider um nichts nachzustehen scheint – und die müssen es wissen, denn sie nutzen nicht nur die Angebote der Stadt, sondern sind aktive Kulturkonsumenten auch über heimatliche Gefilde hinaus. „Es ist einfach unglaublich viel weitergegangen in St. Pölten. Allein wenn ich an unser Landestheater denke – früher sind wir oft nach Wien ins Theater gefahren. Heute ist es geradezu umgekehrt, kommen viele Wiener nach St. Pölten, weil das Niveau hier so hoch ist“, hält Martina Amler fest. Und auch Daniela Kittel schwärmt vom „unglaublich umfangreichen und qualitativ hochwertigen Kulturangebot der Stadt, das neben anderen Aspekten wie etwa der belebten Innenstadt, dem Frequency Festival, dem Unternehmergeist und vielem mehr enorm zum positiven Image St. Pöltens beiträgt. Darauf können wir stolz sein – und diesen Stolz wollen wir als Verein auch nach außen tragen und vermitteln.“
Brücken schlagen
Dass St. Pölten diese positive Entwicklung in Sachen Kultur genommen hat, ist nicht zuletzt ein Mitverdienst der „Freunde der Kultur“ selbst. 2002 noch als „Förderverein Kulturbezirk“ vom legendären Führungsduo
Herbert Binder und Franz Rupp gegründet, mit dem klaren Auftrag, die Institutionen des neu gebauten Kulturbezirks in St. Pölten vor allem auch emotional an die „Altstadt“ anzubinden, folgte unter der Ägide Lothar Fiedlers als Präsident sowie Martina Amler und Caroline Salzer als dessen Stellvertreterinnen eine stete Erweiterung des Angebotsspektrums. „In der ersten Phase ging es – was wir ja nach wie vor tun – tatsächlich allen voran einmal um die Förderung der Einrichtungen des Kulturbezirks an sich. In Folge haben wir aber laufend die Vorteile für die Mitglieder aus-
DIE FREUNDE DER KULTUR ST. PÖLTEN
Die Freunde der Kultur St. Pölten sind der größte Kulturverein der Landeshauptstadt. Ihm gehören 12 Mitgliedsbetreibe an (siehe unten) sowie rund 500 kulturbegeisterte Privatpersonen. Während der Verein über die Mitgliedsbeiträge zum einen verschiedenste Projekte der Kulturinstitutionen unterstützt (vom Ankauf von Sitzmöbeln für das Festspielhaus über die Förderung des Bürgertheaters bis hin zur Unterstützung von Busfahrten, um Schülern den Kulturbesuch zu ermöglichen), können die Mitglieder zum anderen zahlreiche Vorteile in Anspruch nehmen: Sie erhalten vergünstigte Tickets, Benefits bei befreundeten Institutionen, der Verein organisiert Kulturreisen ebenso wie Exkursionen, zudem erhält man Einladungen zu exklusiven PreviewVeranstaltungen, spannenden Kulturtreffs und Probenbesuchen, wo man mit den Stars in Tuchfühlung kommt. Informationen zur Mitgliedschaft unter: www.freundederkultur-stp.at, 02742 90 80 90-941
MITGLIEDSBETRIEBE FREUNDE DER KULTUR
Bühne im Hof
Ehemalige Synagoge St. Pölten
Festspielhaus St. Pölten
Landestheater Niederösterreich
Museum Niederösterreich
NÖDOK
Niederösterreichisches Landesarchiv
Niederösterreichische Landesbibliothek
NÖN
ORF NÖ
Stadtmuseum St. Pölten
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
geweitet.“ Heute kommen diese etwa in den Genuss exklusiver Künstlergespräche, erhalten Einblick hinter die Kulissen der Häuser, können Proben besuchen, an spannenden Exkursionen und Kulturreisen teilnehmen etc. – von den attraktiven Ermäßigungen in den teilnehmenden Institutionen ebenso wie deren Partnerbetrieben ganz zu schweigen: „Eine win-win Situation für alle: für die Häuser, die Mitglieder, die Stadt“, ist Fiedler überzeugt und erklärt damit auch die Umbenennung in „Freunde der Kultur St. Pölten, weil wir heute eben mehr als ‚nur‘ ein Förderverein Kulturbezirk sind.“
Vor allem hat man im Laufe der Jahre die Grenzen des Kulturbezirks gesprengt bzw. den „Kulturbezirk“ sphärisch sozusagen auf ganz St. Pölten ausgedehnt. „Mittlerweile haben wir eine Brücke in die Innenstadt geschlagen, indem wir das Landestheater Niederösterreich, die Bühne im Hof oder das Stadtmuseum St. Pölten als Mitgliedsbetriebe aufgenommen haben.“ Letzteres
wohl Fiedlers Meisterstück, weil sich damit erstmals eine Institution der offiziellen Stadt St. Pölten den bisher ausschließlich landesnahen Einrichtungen hinzugesellte. Ein inklusiver Weg, den man auch in Zukunft weiter beschreiten möchte, wie Daniela Kittel verrät. „Wir werden Lothars Idee verfolgen, das Museum am Dom, das nunmehr über einen attraktiven direkten Zugang zum neuen Domplatz verfügt, als Mitglied einzuladen!“, womit auch die Diözese als wichtiger Kulturprotagonist der Stadt aktiv eingebunden wäre.
Neue Mitglieder
Erweitern möchte sich der Verein aber auch auf Ebene der einzelnen Mitglieder. Wie im Fall der Besucherstruktur der meisten Hochkulturbetriebe ist nämlich auch bei den „Freunden der Kultur“ eine gewisse Überalterung nicht zu übersehen. Die größte Alterskohorte bildet aktuell die Gruppe der 60-90-jährigen, in Zukunft möchte man auch
jüngere Semester aktiv ansprechen: „Die 20bis 40-jährigen werden wir wahrscheinlich schwer erreichen – in dieser Lebensphase ist man doch sehr eingespannt, da steht vielleicht gerade die Familiengründung an, baut man beruflich seine Karriere auf, gründet einen gemeinsamen Haushalt. Aber die Gruppe der 40- bis 60-jährigen, die sozusagen schon gesettelt ist und wo vielleicht auch schon wieder mehr Geld für den Kulturgenuss zur Verfügung steht, das ist schon eine Zielgruppe, die wir ins Auge fassen“, führt Ferdinand Krug aus, der das „Werben“ auch als persönlichen Beitrag sieht. „Ich kenne ja sehr viele Persönlichkeiten in der Stadt, die potenziell interessiert sein könnten, aber vielleicht noch nie angesprochen wurden. Ebenso verfügt Daniela etwa als Vizeobfrau der Plattform St. Pölten über ein tolles Netzwerk – daraus wollen wir in Zukunft auch für den Verein Nutzen ziehen!“
Informationsvorsprung
Ebenso wie man den guten und vor allem direkten Draht zu den Kulturverantwortlichen nutzen möchte, um den eigenen Mitgliedern in Sachen Kultur einen Informationsvorsprung zu verschaffen. „Ein Ziel ist schon, dass unsere Mitglieder über Neuentwicklungen im Kulturbereich als erste erfahren und auch neue Häuser und Institutionen im Idealfall als erste kennenlernen dürfen – in diesem Bereich tut sich ja aktuell enorm viel, wenn wir etwa an das Kinderkunstlabor, die Synagoge, den neuen Domplatz oder die Tangente denken, ebenso auch an Stadtprojekte wie die Überdachung des Karmeliterhofes sowie den neuen Grillparzercampus, wo ein spannendes Grätzl entsteht“, erläutert Daniela Kittel. Der Wissensvorsprung sei dabei aber kein pseudoelitärer Selbstzweck, „sondern wir sehen uns ja als Botschafter der St. Pöltner Kulturszene, deren Anliegen wir als Multiplikatoren hinaustragen möchten, um so andere für das großartige Kulturangebot der Stadt zu begeistern.“
Dass die „Neuen“ im Vorstand diese Begeisterung bereits jetzt zu entfachen vermögen, weil sie merklich für die Sache brennen, quittiert Lothar Fiedler am Ende des Gesprächs mit einem zufriedenen Lächeln: „Ich freue mich einfach riesig, dass wir so tolle Persönlichkeiten mit an Bord haben! Das ist gut für den Verein! Das ist gut für die Kultur! Das ist gut für St. Pölten!“
www.freundederkultur-stp.at
IM WORTREICH
Der St. Pöltner Autor Mario Kern zählt zu den Ausnahmetalenten unter den Schriftstellern. Fernab jeglicher modischer Strömung entwickelt er ein lyrisches Universum, das im vor Kurzem erschienenen „Sternenklang und Erdenwort“ seinen aktuellen Eintrag fand.
Ein flammender Schnabel kratzt an der Schale unserer Welt, es regnet Feuer vom Himmel ins trockene Feld der Wirklichkeit …
AUS: PHÖNIX, ENTFESSELT
„Literarisch verorte ich mich am ehesten auf einer kleinen Insel.“
So der Autor Mario Kern in einer kurzen Selbstanalyse. Und: „Ich weiß, dass mein Schreiben nicht je-
den Geschmack trifft. Doch ist mir das Schreiben so wichtig, dass es einfach passiert.“ Passieren muss. „Und wenn jemand anderer es auch gut findet, wunderbar!“ Seine Wortwahl, seine thematischen Vorlieben fußen nicht unbedingt auf dem, was heute im Zeitgenössischen gängig ist. Meistens schreibt er Lyrik. „Lyrik lebt vom Rhythmus. Der ergibt sich nicht zuletzt durch scheinbare
Gegensätze. Tag und Nacht etwa. Es ist ja verdichtete Sprache, reich an Symbolen.“ Eine Aneinanderreihung an Alltagsbanalitäten, gar Kraftausdrücken interessiere ihn gar nicht. „Vielleicht wirkt das antiquiert – aber ein Gedicht über einen Kühlschrank scheint mir nicht möglich.“ Er sieht sich vielmehr als spirituellen Menschen: „Spiritualität ist das Bestreben, mit etwas Höherem in Berührung zu kommen, im Inneren wie auch über die Außenwelt.“ Das ist meilenweit von amtskirchlichen Regeln, aber mindestens genauso weit von globalen Esoterikformaten entfernt, die in erster Linie der sehr irdischen Bereicherung ihrer Gurus dienen.
All diese Blätter vor mir mit all ihren Namen und Gesichtern sind letztlich nur ein Kleid, das der Wald einst wieder ablegt …
AUS: WAS BLEIBT
Mario Kern verfasst seit seinem 18. Lebensjahr Gedichte. Mit 21 hatte er sein Lese-Debüt auf einem alten Gehöft in Norwegen mit einer Auswahl lyrischer Erkundigungen der inneren Natur des Menschen im Spiegelbild der ihn umgebenden Natur. Ein Erlebnis, das ihn prägen sollte. „Ich las zu dieser Zeit und auch davor gerne Shakespeare, Blake, Yeats oder Machens ‚Berg der Träume‘. Lyrik habe ich insgesamt stets wenig gelesen.“ Dennoch machte er sich einen hervorragenden Namen als Lyriker, auch wenn er mittlerweile zusätzlich regelmäßig Prosa, von Fiktionalem bis Essayistischem, veröffentlicht. Auch ein Roman ist derzeit im Entstehen. Es folgten Lesungen an den unterschiedlichsten Orten wie Konzerthäusern, Kinos, Kirchen, Burgen, Galerien, meist mit musikalischer Begleitung. Und diese Begleitung war mitunter sehr verschiedenartig, vom St. Pöltner Domorganisten über den Schlagzeuger Daniel Letschka bis hin zu MultiInstrumentalist Marcus Hufnagl und Ballycotton-Violinistin Christina Gaismaier, „jedes Mal etwas ganz Besonderes“, wie Kern gern zugibt. 2006 erschien sein Lyrikband „Traumverwoben“, und nun, im April 2023, „Sternenklang und Erdenwort“ in der Edition Syrinx. Mit Letzterem versuchte er, seine eigene Entwicklung seit „Traumverwoben“ nachzuvollziehen. „Mir lag nichts an einer Aneinanderreihung von ‚Highlights‘. Es sollten die besten Gedichte drin sein, aber in einer strukturierenden Unterteilung.“ Kern präzisiert: „Es gibt drei Kapitel: ‚Innenwelt‘, ‚Erdfülle‘ und ‚Gebet‘, die alle meine Ausrichtung widerspiegeln. ‚Gebet‘ etwa zeigt, wie stark Spiritualität bei mir verankert ist.“ Es handle sich um nichts weniger als den Versuch, „den bestmöglichen Ausdruck meiner poetischen Empfindungen der letzten
Jahre zu finden.“ Titelbild und Grafiken stammen vom slowenischen Künstler Marko Pogačnik, den der Autor überaus schätzt. Mario Kern geht es ums Essenzielle. Und wird durchaus philosophisch: „Das Leben ist grundsätzlich die Essenz von allem und gleichzeitig alle Nuancen davon. Einheit und Polarität: Beides ist Wahrheit.“ Er scheut sich nicht, „das Göttliche“ zu benennen und in seine Lyrik einfließen zu lassen. „Das ist die Quelle des Lebens. Es ist in jedem Menschen, in jedem Wesen, in allen Dingen. Und ist zugleich etwas sehr Persönliches.“ Ist Mario Kern religiös? „Jede Religion kann nur ein Handlauf sein.“ Und wie jede Religion sei auch jeder Mythos eine Annäherung. Und zugleich eben auch eine persönliche Sache, „so wie jeder anders singt, textet oder sein Leben lebt.“ Und obgleich er in der Kunst allgemein das Reflektierende sehr schätzt, „fange ich schon auch etwas mit populären Dingen an“. Die erste „Star Wars“-Trilogie oder die „Herr der Ringe“-Filme haben es ihm nachhaltig angetan „Und ich bin auch ein großer Basketball-Fan.“
Die Welt ist nicht wie sie scheint denn sie ist wie sie ist …
Kern, der in seiner Haltung und in seinen Meinungen oftmals dem Mainstream diametral entgegensteht, ist trotz seiner klassisch anmutenden Herangehensweise an Literatur und Kunst kein Bewohner eines wie auch immer gearteten Elfenbeinturms. Als genauer Beobachter gegenwärtiger Entwicklungen beunruhigt ihn derzeit ein Thema, das die Politik überhaupt nicht angreift: die KI. „Das, was uns mitunter vor vielen anderen Dingen ur-menschlich macht, nämlich unsere Kreativität, geben wir da gerade leichtfertig aus der Hand.“ Doch von Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit ist Kern weit entfernt. Auf die Frage, wo er lieber hingehe, in den Wald oder ins Kaffeehaus, antwortet er nach kurzem Nachdenken: „In den Wald. Und nachher ins Kaffeehaus.“
FREQUENCY & DIE JAMMERER
Die Frequenz wurde frequentiert. Und ich find das gut und bin stolz auf unser Frequency. Die Jammerer jammern. Das tun sie aber hauptberuflich seit ihrer Geburt. Da war auch alles grad so schön geputzt und dann das. Es ist ihnen zu heiß oder zu kalt. Viel zu viel Wind, richtig unangenehm, oder total windstill, richtig unangenehm. Sie müssen Beton essen, weil alles zubetoniert wird. Es sind zu viele Baustellen, oder diese Straße gehört endlich mal repariert. Und was sagen sie, wenn es am Sonntag angenehm warm und wolkenlos ist? „Wirst sehen, es wird wieder kalt und regnerisch.“ Schenkst du ihnen 100.000,Euro bar in 200er Euroscheinen, sagen sie: „Und wer soll mir das wechseln?“
Ich glaube, sie sagen in der Früh in ihren Badezimmerspiegel: „Na, könntest auch mal bissl freundlicher sein!“ Auf Facebook machen sie nicht nur hinter sondern auch vor ihren Sätzen bis zu 20 Rufzeichen, mit ihrem Wutfinger auf der Tastatur. Ihr Lieblingswort ist „reinigen“. Sie riechen nach altem Schweiß und Putzmittel.
Sie haben keine Musik, sie wissen nur, welche schlecht ist. Sie essen immer das alte Brot von vorgestern, weil das neue muss man aufheben. Ihre Möbel sind zugedeckt, dass sie sich nicht abnützen. Ihr Hirn und ihr Herz sind zugedeckt, dass sie sich nicht abnützen. Und sie fressen schlechte Nachrichten, um weiter zu existieren.
Aber vielleicht haben sie als Kind nichts anderes gelernt und wurden nie umarmt. Frequency könnte helfen, das bassbummst dir die Angst aus dem Leib und küsst die Seele. Jugend, du bist gesund. Super!
ROUL STARKA
NAGOZZEIDONK!
Zuletzt trat er vor allem als Literat in Erscheinung und schuf Vogel- und Tiergeschichten für den St. Pöltner Hauptfriedhof (ein neuer Teil über Persönlichkeiten ist gerade im Entstehen). Nun kehrt Roul Starka mit seinem neuen Programm „nagozzeidank“ auch als Liedermacher auf die Bühne zurück. Wir baten zum Gespräch.
Ihr letzter Auftritt liegt gut sieben Jahre zurück – war die Pause Corona geschuldet?
Mit Corona hatte die Pause nicht unbedingt zu tun, also nicht bewusst. Als Künstler war Corona sogar sinnvoll für mich, klingt makaber, ich weiß. Es gab keine Ablenkungen draußen. Füllfeder, Laptop und Klavier hatten mich angenehm und fest im Griff.
Das heißt Corona als eine Art Kreativ-Booster für Künstler?
Hinsichtlich Kreativität kann ich nur über mich sprechen. Sie ist Tag und Nacht im Überfluss vorhanden, da steh ich bis zum Hals drinnen! Vier Zeilen aufs Papier oder vier Takte am Klavier in Form zu bringen, das ist die Arbeit. Darum bezeichne ich mich auch stolz als Arbeiter. Die Kreativität wurde mir geschenkt, im Übermaß. Da hat Corona gut gedämpft und mich zur Arbeit an der Form hingesetzt.
Was ist dabei herausgekommen – worum geht’s in den Liedern?
Die neuen Lieder thematisieren wie immer mein Ich, unser Wir. Da ist alles in meinem St. Pöltner Dialekt, das muss aus dem Bauch kommen. Sonst kann es das Publikum nicht mit dem Bauch aufnehmen.
Das Publikum ist für mich ja eine Frau, so wie meine, und ich muss JETZT meine Seele zeigen, wenn ich Vertrauen schaffen will. Da ist nix mit schummeln, gscheit oder lässig elegant sein. Eine Frau, das Publikum, spürt das im Ansatz, mit
meinem ersten Atemzug. Da kann auch ein Mensch drinsitzen, der meine Sprache nicht spricht, aber „sie“ spürt mich.
Wie kann man sich Ihren Arbeitsprozess vorstellen? Was ist zuerst da – Melodie oder Text? Einmal so, einmal so. Zugleich oder zuerst das, dann das. Ich hör den Text im Kopf, wurscht, wo ich bin. So auch die Melodie. Eine Sekunde vorher hab ich keine Ahnung davon. Manches ist sofort fertig, manches hab ich 1989 im Kopf gehört, nein, der Mund hat es einfach gesagt: „Der liebe Gott und das Mädchen Physik.“ Der heftigste Satz meines
Lebens, während einer nächtlichen Autofahrt von Italien nach Österreich. Und zack! Am 15. September 2023 lese ich das Gedicht vor, das daraus wurde. Dem Publikum muss ich eine Emotion schenken, sie erzeugen. Das ist mein Traumberuf. Und wer zu meinen Auftritten kommt, wird lachen und weinen und wieder lachen. Und es wird seinem „Kind im Bauch“ besser gehen als vor der Vorstellung. Das ist mein Anspruch an mich.
Sie gelten als eifriger Poster auf Facebook, zugleich als Kritiker der „Versocialisierung.“ Was ärgert Sie am meisten? Mich ärgert alles auf Social Media, vor allem das Erkennen, dass ich genauso bin, wie die Dinge, wie die Menschen, wie wir. Ich kann mich nur oft sprachlich besser „rausschummeln“, da hilft mir meine künstlerische Eitelkeit. Und nur auf Facebook kann ich mich am besten über Facebook aufregen. Natürlich schreibt sich jeder seine GratisTageszeitung, und die hat dann die Leserbriefe sekündlich im Hauserl des Postings. Und die meisten Leserbriefe schreibt man sich gleich selbst. Vor allem in den drei Tabuthemen der ach so offenen Gesellschaft: Politik, Sex, Religion. Aber auch ich würde dafür kämpfen, dass jeder seine Meinung sagen darf, und sei sie noch so gegenteilig zu meiner. Das ist unsere höchste Errungenschaft in unserer Geschichte. Ich liebe die Menschen, weil ich mich selbst lieben kann.
WILDE PARTY ZUM 15. GEBURTSTAG
Geballtes Comedy- und Musikprogramm bietet die Tischlerei Melk Kulturwerkstatt im Herbst und feiert damit ihr 15-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr tummeln sich wieder zahlreiche Gäste wie Gregor Seberg, Federspiel, Clara Luzia, die Comedy-Hirten, Marco Pogo, Martin Frank, Gunkl, Sigrid Horn und viele mehr im Veranstaltungskalender.
Eröffnet wird das bunte Saisonprogramm von Entertainer und Influencer Michael Buchinger, der am 29.09. mit „Ein bisschen Hass muss sein“ zu Gast ist.
Großes Tischlerei-Fest
Zur großen Feier lädt das „15 Jahre TischlereiFest“ am 30.09. Mit dabei ist die 11-köpfige Formation I-REEN mit brodelnder Rhythmusgruppe, knackiger Bläser-Sektion und dreistimmigen Gesang. Modernen Indie-Swing liefern Marina & The Kats, das Duo Jaeyn rundet das Line-up mit Songs an den Genregrenzen von Pop, Elektronik und Jazz ab.
Vom Gschichtldrucker
Eines der Highlights beim „15 Jahre Tischlerei-Fest“ am 30. September: das Duo Jaeyn.
zu Expert:innen für eh alles TURBOBIER Frontmann Marco Pogo gibt am 6.10. einen Einblick in sein außergewöhnliches Leben. Malarina widmet sich am 12.10. der Integration ihrer serbischen Landsleute in die österreichische Kultur. Am 7.10. lädt die Tischlerei erstmals zur
Kleidertausch-Party. Nicht mehr regelmäßig Getragenes mitbringen und gegen Schätze anderer einzutauschen ist dabei der Grundgedanke. Ab 15:00 wird getauscht, ab 19:00 beim Clubbing abgetanzt.
Begleitet vom Streichquartett Das Nest stellt Sigrid Horn am 18.10 ihren liebevoll-düsteren-Dialekt-Liederzyklus in der Tischlerei vor. Eine Reise in die Schwerelosigkeit unternimmt das Quartett Alpha Trianguli am 11.11. bei der Präsentation ihres Albums „Zero Gravity“. Am 17.11. verzaubert Clara Luzia mit Liedern aus ihrem neuen Studioalbum „Howl At The Moon, Gaze At The Stars!“ Spontan-Expert:innen können am 08.11. beim Powerpoint Karaoke ihr umfangreiches Wissen unter Beweis stellen.
Kontakt und Karten:
Wachau Kultur Melk GmbH
+43 2752 540 60
office@wachaukulturmelk.at
www.tischlereimelk.at
AUSSTELLUNG „DER ZWEITE BLICK“
NS-ZWANGSARBEIT IN DER SCHMIDHÜTTE KREMS
Der Kremser Historiker Dr. Robert Streibel gestaltete in Kooperation mit dem NÖ Kuturforum das Projekt „Der zweite Blick“ zur Zwangsarbeit während des NS-Regimes in der Kremser Industrie. In Form einer Ausstellung im KS-Zentrum Volkshaus KremsLerchenfeld sowie der Errichtung einer Stele mit Schautafeln in der Nähe des Werkstores der heutigen voestalpine Krems, die während des Krieges als Schmidhütte Krems in Betrieb gegangen ist, welcher nur mit hunderten Zwangsarbeiterinnen und –arbeitern aufrecht erhalten werden konnte, wird auf das Thema eingegangen. Die Ausstellung lief im Rahmen des Viertelfestivals Waldviertel bis 15. August im KS-Zentrum, 3500 Krems, Hofrat-Erben-Straße. Die Stele an der Ecke Schmidhüttenstraße-Auparkweg wird vorerst bestehen bleiben!
Die Ausstellung „Der zweite Blick“ im KS-Zentrum Krems-Lerchenfeld sowie die Erinnerungsstele erregten großes Interesse.
Die Ausstellung „Der zweite Blick“ wurde in Kooperation mit dem NÖ Kulturforum realisiert, sehr zur Freude von Obmann Ewald Sacher, Fotograf Nick Mangafas und Historiker Robert Streibel (v.l.n.r.)
ZAUBER DES KLANGES
NÖ KULTURFORUM PRÄSENTIERT DAS
MUSIKALISCHE SCHAFFEN JOHANNES WINKLERS
Dem in Wr. Neustadt beheimateten Musiker Johannes Winkler widmet das NÖ Kulturforum einen Videofilm über sein vielseitiges künstlerisches Schaffen. Unter dem Titel „Zauber des Klanges“ wird die Persönlichkeit des bekannten Musikers, Musikpädagogen, Komponisten und Literaten gewürdigt. Johannes Winkler arbeitet seit Jahren mit dem NÖ Kulturforum eng zusammen, besonders dann, wenn es um Musik geht – um Musikvermittlung, um Förderung junger Musiktalente, um CD-Produktionen. Bei der Produktion und Herausgabe von „worksongs“ oder – als Komponist – bei der Vertonung von RennerGedichten unter dem Titel „Wintersonnenwende“ hat sich Winkler eingebracht. Als Förderer der künstlerischen Talente junger Menschen hat sich Johannes Winkler zudem als Juror bei den Jugend-Kreativwettbewerben des Kulturforums wie „aufbrechen“ und „zugänge“ verdient gemacht. Das Video ist unter https://youtu.be/9gfZ6n6lr8c oder auf der Homepage des NÖ Kulturforums zu sehen.
STADTGALERIE WR. NEUSTADT
Einige Beispiele von CD-Produktionen, die in Zusammenarbeit mit Johannes Winkler entstanden sind. Nun würdigt das NÖ Kulturforum den Musiker, Pädagogen, Komponisten und Literaten mit einem eigenen Video.
REGE AUSSTELLUNGSTÄTIGKEIT DES NÖ KULTURFORUMS IN DER STADTGALERIE
WR. NEUSTADT
Die Einrichtung der Stadtgalerie des NÖ Kulturforums in der Herzog-Leopold-Straße in Wr. Neustadt, direkt in der Fußgängerzone in Nachbarschaft zum Stadttheater, hat sich zu einer bedeutenden kulturellen Begegnungsstätte entwickelt. Nahezu monatlich werden hier vom Kurator Prof. Gotthard Fellerer Künstlerinnen und Künstler präsentiert. Darüber hinaus liegen jeweils von ihm gestaltete Broschüren auf, die vom Publikum und den betroffenen Kulturschaffenden sehr positiv angenommen werden. Zuletzt waren Ausstellungen wie „Seelenbalsam“, Cartoons von Martin Omasits, „An die Zeit gefesselt“, Bilder von Hans Sisa, oder „Umkehrschub“, Bilder und Texte von Otto Beck, zu sehen. Aktuell ist eine Ausstellung über den Waldviertler Maler und Literaten Helmuth Gräff in Vorbereitung.
BLÄTTERWIRBEL HOLT
LITERATUR VOR DEN VORHANG
Im Oktober wirbelt Literatur durch das Stadtmuseum. Von Philosophin Isolde Charim über Journalist Fritz Dittlbacher bis zu neuen Publikationen, wie der Brache, ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Der „Blätterwirbel“ ist eine Initiative des Landestheaters mit Partnern aus dem Land NÖ und der Landeshauptstadt St. Pölten. Jedes Jahr im Oktober wird ein umfangreiches Programm rund um Literatur geboten. Das heurige Literaturfestival eröffnet die Philosophin Isolde Charim am Donnerstag, dem 5. Oktober 2023 im Stadtmuseum. Wie aus den wöchentlichen FalterKolumnen bekannt, stellt sie sich den brennenden Fragen der Gesellschaft. In ihrem neuen Buch geht Isolde Charim der Spaltung der Gesellschaft auf den Grund. Wie kommt es, dass wir uns den Verhältnissen unterordnen? Sie erklärt mit beeindruckender Klarheit, was uns dazu bringt, uns freiwillig den „Qualen des Narzissmus“, so auch der Titel ihres neuen Buches, zu unterwerfen.
Am Dienstag, dem 10. Oktober, um 19 Uhr folgt die LitGes-Präsentation des neuen 93. ETCETERA-Heftes mit den Fragen der Redakteure: „Was ist wirklich und was unwirklich?“. Darauf antworten Beppo Beyerl, Christian Orou, Sophie Schollum, Kristian Lind & Johannes Kofler mit Texten, in denen sich die Protagonisten vorsichtig in der Welt bewegen. Den Facetten des Themas entspricht die formale Vielfalt. Der Verlust der Realität
schließt dabei jede sinnvolle Kommunikation aus. Sophie Schollum und Kristian Lind erzeugen mit Flöten, Stimmen und Bassetto Klangwelten von der Klassik bis zum Jazz. Heftkünstler Johannes Kofler aus Brixen präsentiert seine Bildwelten der leichtfüßigen Parabeln. Gerald Jatzek und Gabriele Müller führen durch den Abend.
Am Donnerstag, 12. Oktober steht „Die Brache“, das jüngste literarische Unterfangen der Landeshauptstadt, im Zentrum. „Die Brache“ legt ihren Schwerpunkt auf die Publikation von Texten bereits etablierten, aber auch von weniger bekannten Autor:innen. Die Heftpräsentation im Stadtmuseum mit Antonia Leitner und Johannes Schmid wird von einem Streicherensemble musikalisch begleitet.
Das neue Sterzinger Projekt „leise im kreise“ ist eine Hommage an Elfriede Gerstl, Feministin, Dichterin, Modezarin und heimliche Königin der Wiener Dichtkunst im 20. Jahrhundert. Zu hören sind Vertonungen von Original-Gedichten und Collagen aus dem Wortmaterial Elfriede
Gerstls. Eine Matinee am 15. Oktober mit Stefan Sterzinger am Akkordeon und Joerg Mikula an den Schlaginstrumenten.
Beim Blätterwirbel im Stadtmuseum darf Hubert Wachters Gesprächsrunde nicht fehlen. Der diesjährige Talk am 24. Oktober wird ein Spaziergang mit niemand Geringerem als Fritz Dittlbacher. Der „Zeit im Bild“-Chefreporter hat für sein Buch „Warum in Wien das Römische Reich unterging und Vorarlberg nicht hinterm Arlberg liegt“ Fakten, Ereignisse und Hintergründe aus Österreich und dem Rest der Welt zusammengetragen, wie z.B., dass sich Griechenland und Bayern nicht zufällig die Farben ihrer Flaggen teilen.
Im Rahmen des „Blätterwirbel“ wird zudem die Buchpräsentation der Anthologie „ungebunden“ zelebriert – das Ergebnis einer inspirierenden Wettbewerbsausschreibung, die dazu ermutigte, St. Pölten in schriftstellerischer Form zu erkunden. Literatur aus und über St. Pölten im Zuge einer Matinee am 29. Oktober – ein würdiger Abschluss des Festivals.
Die vollständigen Termine sind unter www.stadtmuseum-stpoelten.at zu finden.
CRIME-TIME WOCHE IN DER STADTBÜCHEREI
Die Faszination des Bösen ist Inspiration für Krimis und Thriller. Grund genug, Verbrechen und ihre Aufklärung in den Mittelpunkt einer Veranstaltungswoche zu stellen und damit auch das 100-jährige Bestehen von INTERPOL zu feiern.
In der ersten CrimeTimeWoche vom 27.11. bis zum 1.12. bekommen Krimi- und True-Crime-Fans kostenlos die Möglichkeit, in der Stadtbücherei ihrer Leidenschaft bei Lesungen, Vorträgen und Workshops zu frönen. Unterhaltung für Kinder und Erwachsene bieten EscapeGames, Pub-Quiz und Schnitzeljagden sowie ein Selbstverteidigungscrashkurs oder ein Trickbetrug-Vortrag.
Zu Gast sind Krimiautor Bernhard Aichner, Kriminalbiologe Mark Benecke, Wien-Krimi-Autorin Beate Maly, Autor und Ermittler Ernst Geiger, Kinderkrimiautorin Karin Ammerer sowie Vertreter:innen von Polizei und INTERPOL.
Programm und Anmeldung unter st-poelten.bibliotheca-open.de
FESTIVAL DER KIRCHENMUSIK FEIERT JUBILÄUM
An den fünf Sonntagen zwischen 10. September und 8. Oktober holen Diözese und Stadt zum 50. Mal international bedeutende Kirchenmusiker:innen in den Gotteshäusern von St. Pölten, Lilienfeld und Herzogenburg vor den Vorhang. Das heurige Festival widmet sich den Werken Johann Sebastian Bachs, der so viele Komponisten inspirierte. Wie im Vorjahr steht die Gegenüberstellung einer historischen Aufführung und einer modernen Improvisation der Werke mit zeitgenössischen Mitteln im Zentrum des Programms. So zeigen Otto Kargl und die Cappella Nova Graz, wie Bachs Werke im 18. Jahrhundert klangen, während Wolfgang Mitterer mit dem Jakob Prandtauer Ensemble, Wolfgang Puschnig, Roland Schueler und Ludwig Lusser die Kantaten des Musikgenies modern verpacken und so in ungewohnter Form neu erlebbar machen.
VERANSTALTUNGSTIPPS
Freiraum
22.–23. September
STP Metalweekend
29. September
Ulli Bäer, Matthias Kempf & Andy Baum – Ein Abend zu dritt
6. Oktober
Martin Rotheneder & Band –Album Release
Stadtmuseum
Bis 8.Oktober
Ausstellung Stadt im Bild –400 Jahre Stadtansicht von Balduin Hoyel
Bis 30. September Bisenz der Maler
8. Dezember
„Die Tugenden“ Prof. Josef Stolz im Bürgermeisterzimmer
Landestheater
15. September
Der Menschenfeind –Premiere
30. September
Kasimir und Karoline –Premiere
28. September
Der Regenbogenfisch –Premiere
Weitere Veranstaltungen finden Sie unter events.st-poelten.at
15./16. September
Bravissimo Straßenspektakel
Festspielhaus
6. Oktober
Gauthier Dance/Dance Company Theaterhaus
Stuttgart
10. November
Cécile McLorin Salvant
www.facebook.com/stpoelten www.instagram.com/st.poelten www.twitter.com/st_poelten
MEISTER EDER
KOLUMNE THOMAS WINKELMÜLLER
NATIONALNARBE
Letzten Monat war ich für zwei Tage auf Recherche im ukrainischen Lemberg, der größten Stadt im Westen des Landes. Dort habe ich versucht nachzuzeichnen, wie man dort sich bemüht, zehntausenden Kriegsversehrten ein neues Leben zu ermöglichen – traumatisiert, verbrannt und oft ohne Gliedmaßen.
Vor der großangelegten Invasion Russlands gab es in der Ukraine kaum Reha-Zentren. Deswegen stampft das Land nun genau solche nacheinander aus dem Boden, vor allem in Lemberg. Das ist nötig, denn bis zu 50.000 Ukrainer brauchen jetzt schon Prothesen. Im Vergleich: Während des Ersten Weltkriegs verloren etwa 41.000 Briten Gliedmaßen. Auch ein Jahrhundert später hat sich an der Grausamkeit des Kriegs nichts geändert.
Das wurde mir schmerzlich schnell klar, als ich in die Gesichter hinter diesen Zahlen blickte. Junge Männer und Frauen, deren Körper von Russland ruiniert wurden. Ich bin Menschen begegnet, deren Köpfe zu einer Masse aus Narben und Fleisch zusammengebrannt wurden – ohne Nase, Ohren oder Lippen. Noch vielen mehr haben Landminen die Beine weggerissen. Sie müssen aber nicht bloß neu gehen lernen, sondern ebenso, wie man Äpfel schneidet oder Kinder aus dem Gitterbett hebt.
Woran ich nach meiner Reise allerdings keinen Zweifel hege, ist, dass die meisten von ihnen all das wieder lernen werden. Auch wenn ihr Weg ein langer sein mag – unterstützt von Prothesen, Krücken und Rollstühlen.
Okay,
sorry – das billige Wortspiel konnten wir uns einfach nicht verkneifen – wobei unser Meister Eder nicht mit seinem Pumuckl, sondern mit seiner Band kommt. Die Rede ist natürlich von Alexander Eder, der am 29. September den Auftakt seiner ersten großen Tournee im VAZ St. Pölten feiert. Dort rockte der Mann mit der tiefen Stimme schon im Vorjahr gehörig die Bude, zudem heizte er diesen Sommer beim Splash Hard am Ratzersdorfer See ein. Quasi ein Warm-up für die nunmehrige „Die nicht ganz normal“-
Tournee. Dass er seine Reise gerade von St. Pölten aus in Angriff nimmt, liegt auch auf der Hand: Alexander kommt aus der Hood und entdeckte als Schüler des BORG St. Pölten anno dazumal sein musikalisches Talent. Und was für eines! Mit seiner markanten Stimme und Energie brillierte er schon bei The Voice of Germany, seitdem geht’s durch die Decke – auch viral: 3 Millionen Follower auf TikTok, eine halbe Million auf Instagram, fast 800.000 auf spotifiy. Das ist wirklich nicht ganz normal … aber phänomenal!
FH MUSIZIERT
Ahnung, ob es das schon einmal gegeben hat in der langjährigen Geschichte der FH St. Pölten – falls nicht, ist man fast geneigt zu sagen: War auch überfällig! So hat St. Pöltens Bildungskaderschmiede Nummer 1 dieser Tage einen Musiksampler namens „FHSTP Sampler – Das Album der FH St. Pölten“ herausgebracht, der so vielfältig ist wie die Studentenschaft selbst – musikalisch geht’s querbeet von solo über Band, von Elektronik über Deutschpop bis Hard Rock. Am Sampler finden sich übrigens jene zehn „Auserwählten“, welche die Jury am meisten überzeugen konnten – insgesamt waren 49 Produktionen eingereicht
Keine
worden. Das Album ist auf allen gängigen Musik-Plattformen zu finden, zudem wurde auch eine limitierte Vinyl-Auflage produziert. Tja, und wir wollen das jetzt natürlich auch live hören, liebe Freunde!
MARTIN ROTHENEDER
AUF DEN RESETKNOPF GEDRÜCKT
Genau genommen war es der 19. März 2021. Martin Rotheneder, der bislang seine zehn Alben alle in englischer Sprache herausbrachte, erinnert sich noch sehr genau daran: „Ich war im Megastress, physisch und psychisch, spazierte durch die Nacht, da hatte ich den finalen Gedanken, auf Mundart zu singen, wollte mich mit unmittelbaren Texten, die von den Leuten direkt verstanden werden, an mein Publikum wenden.“ So entstand die Nummer „Unbekanntes Leben“. Schon länger, wie er sagt, „wie ein steter Tropfen, der schön langsam den Stein aushöhlt“, gab es bei Rotheneder die Tendenz zur Mundsprachlichkeit, aber er hielt es bis dato Musikern wie etwa Ostbahn Kurti vorbehalten, regionalsprachlich unterwegs zu sein. „Ich habe den Weg über den Sound gefunden. Bei den ‚Achterln‘ (5/8erl in Ehr‘n – Anm. der Redaktion) passt es auch.“ Nun weiß er, dass es bei ihm auch funktioniert. Beim Festival in Ratzersdorf sang der St. Pöltner Musiker sowohl auf Englisch als auch in Mundart. Eine Besucherin kam nach dem Konzert auf ihn zu: „Die englischen Nummern waren leiwaund, die in Mundart haben mich zutiefst berührt.“ Auch wenn die meisten im Publikum der englischen Sprache mächtig sind, eine geradlinige Direktheit und einen
Es war im März vor zwei Jahren, als der St. Pöltner Musiker Martin Rotheneder bei einem nächtlichen Spaziergang die Eingebung hatte, seine Lieder in Mundart zu singen. Nun kommt dieser Tage sein neues Album „Endlich wieda Feia“, das durchgängig seiner heimatsprachlichen Diktion folgt, heraus.
intensiven Zugang erzielt meist nur das mundsprachliche Idiom. Während aber bärtige, amerikanisch hinterwäldlerische Kleinstädter ihren Weltschmerz auf die Eliten nördlich von Richmond herunterbrechen, begreift sich Rotheneder als Musiker, der mit melodiösen und behutsam arrangierten, harmonischen, aber zugleich herausfordernden Songs das Miteinander und das Schöne hervorholen möchte.
Hatte Feuer verloren
Seit 2017 arbeitete Rotheneder schon auf das neue Album hin, aber es hatte sich nicht so ergeben, „ich hatte das Feuer irgendwie verloren, die letzten Jahre, gerade auch in der Pandemie, waren nicht nur für mich eine schwierige Zeit.“ Aber er hat sich das Feuer, wie der Titelsong des Albums deutlich erkennen lässt, wieder zurückgeholt.
„Die Musik war wie eine Zäsur, ein therapeutischer Prozess und ein Aufräumen der letzten 44 Jahre.“ Der Musiker, ehemals als Ben Martin, Soulitaire und „I Am Cereals“ unterwegs, drückte den Reset-Knopf. „Es war für mich ein unerwarteter Identitätsfindungsprozess, sowohl psychischer als auch physischer Natur. Das steckt alles in diesem Album.“
Alle Instrumente spielt Martin dabei selbst. „Das ist Teil meiner Identität, macht mir sehr großen Spaß und es steckt auch ein ökonomischer Aspekt dahinter“, so der Multiinstrumentalist, der mit seiner Akustikgitarre das komplette Arrangement abdeckt. „Meine Songs funktionieren solo genauso wie mit meiner Band“, erzählt Martin Rotheneder, der schon als 15-jähriger seine Musik mit mehreren Instrumenten selbst eingespielt hat.
Erfahrungen werden zu Liedern Nimmt er aus seiner umgebenden Realität etwas wahr, macht er ein Lied daraus. So dreht sich etwa der Song „Gipfel“ um Nachhaltigkeit und den Earth-Overshoot-Day. „Ich mache natürlich auch die Beobachtung, dass wir hier in einer enormen
Fülle, einem Überfluss leben, wir sitzen in einer Blase.“
Ob er glaubt, dass er mit seiner Musik und seinen Texten etwas in den Menschen bewirken kann? „Veränderung ist immer ein Prozess, besteht aus vielen Punkten, die auf Menschen einwirken. Irgendeiner dieser Punkte trägt dann zur Veränderung bei, deshalb teile ich meine persönlichen Geschichten und meine Sicht auf alltägliche Themen. Ich bin nicht der Einzige, der das tut, aber es lohnt sich für alle und auch für mich“, gibt sich der Musiker bescheiden und doch engagiert.
Stehe gerne auf der Bühne Immer wieder geistert in seinem Kopf die Frage, warum er auch mit Band – Roman James auf der Gitarre, Urge Kirchner am Schlagzeug, Wolfgang Köck am Bass und Gregor Huber an den Keyboards – Konzerte gibt, herum. „Songs zu schreiben ist der Anlass, Konzerte zu geben. Ich stehe gerne auf der Bühne, vor allem gemeinsam mit meiner Band, mag die Begegnung mit Menschen, ob im Backstage, mit Technikern oder dem Publikum. Und außerdem sind mehr Leute zum Anschauen auf der Bühne.“ Alkohol- oder andere Backstage-Gelage wie im MusikBusiness öfters vorkommend, sind dabei nicht im Spiel. „Meine Lieder sind technisch herausfordernd, schwierig zu spielen, das geht mit Alkohol nicht“, so Rotheneder, der sich selbst als absolut optimistischen Menschen sieht. „Das ist auch das Credo meines neuen Albums, es geht um die Liebe, zu sich selbst, zu anderen oder zu Themen, viel um Empathie. Es ist eine persönliche Entscheidung von mir, dem Schönen zugeneigt zu sein, positiv durchs Leben zu gehen. Natürlich weiß ich, dass es auch das ‚Schiache‘ gibt.“
Das Miteinander im Vordergrund Das zeigt sich auch in seinen Liedern, die bei aller Kritik an der Gesellschaft immer das Miteinander in den Vordergrund stellen und gegen die Spaltungstendenzen, die gerade auch in der österreichischen Gesellschaft zu verorten sind, auftreten. „Jede und jeder im Publikum hat seine eigene Geschichte, kann das reflektieren, nur gemeinsam funktioniert es.“
Dieses empathische Gefühl nimmt er auch mit, wenn er sich um die musikalisch-organisatorischen Belange von musik.stp und den Freiraum kümmert. „In St. Pölten passiert ganz viel Musik, vor allem auch in der Breite. Die Leute nehmen das gerne an. Wir füllen problemlos alle zwei Jahre ein DoppelVinyl mit erstklassiger St. Pöltner Musik und demnächst präsentieren wir eine Kooperation mit der Tangente“, schwärmt Rotheneder von der hiesigen Musikszene. Vielleicht hat er doch recht, wenn er uns in seiner Musik das Miteinander in Erinnerung ruft.
Ich weiß, dass es auch das „Schiache“ gibt, aber es ist eine bewusste Entscheidung, dass ich mich eher dem Schönen zugeneigt fühle. MARTIN ROTHENEDERAm 6. Oktober 2023 präsentiert Martin Rotheneder mit seiner Band im Freiraum sein neues Album „Endlich wieder Feia“.
Überspitzt formuliert: Warum brauchts dann noch ein Tonstudio … wobei bei dir ja alles ein bisschen anders abläuft, weil du quasi gleich die Band mitlieferst. Wie kann man sich den Produktionsprozess vorstellen? Meistens bekomme ich zuerst die Basic Tracks vom Künstler, die ich bei mir in die DAW importiere und mal mit vorgefertigten Drumpatterns unterlege, um eine gewisse Richtung festzulegen. Dann spiel ich meine Keyboards, Bass oder Backing Voc‘s ein, falls welche benötigt werden. Anschließend geht das
MUSIKALISCHE DACHBODENGESCHICHTEN
Mit vier bekam Christoph Lotter seine erste Melodica, in den 80ern begann er Musik zu produzieren und in den 90ern gründete er den Rooftop Room – eines der bekanntesten Tonstudios der Region. Ein Besuch.
Fangen wir ganz am Anfang an – wie hat es dich in die Musikbranche verschlagen?
Zur Musik bin ich gekommen, als ich mit vier Jahren eine Melodica zu Weihnachten geschenkt bekam. Danach blieb es dann bei den weißen und schwarzen Tasten. Die erste Band muss wohl so um 1985 entstanden sein, als wir mit unserem Englischprofessor im Gymnasium eine Version der Rocky Horror Picture Show erstellt haben, mit der wir damals die „FABRIK“ vollgefüllt haben. Seitdem hat es mich offensichtlich nicht mehr losgelassen.
Ist ein bisschen untertrieben –mit dem Rooftop Room hast du ja ein eigenes Tonstudio gegründet. Woher rührt der Name und warum gerade Prinzersdorf? Der Rooftop Room hat sich irgend-
wann in den 80ern entwickelt, ohne dass er vorher einen Namen hatte. Mit den ersten Produktionen in den heutigen Räumlichkeiten ging es dann 1996 los. Der Name kommt schlicht daher, dass sich der Raum auf dem Dachboden befindet, und Prinzersdorf: Nun, ich wohne seit 30 Jahren hier, und ich mag das Land mehr als die Stadt.
30 Jahre sind in der Musikbranche, v. a. in Sachen Produktionsmöglichkeiten, ja eine Ewigkeit. Was hat sich verändert?
Kurzgesagt: Früher war alles analog, heute ist alles digital. Jeder Musiker, der auch konsequent komponiert, besitzt heute einen Computer mit Software sowie ein Interface oder ein digitales Mehrspurgerät und produziert zu Hause im Schlafzimmer.
File weiter zu Knolli, der seine Gitarren bei sich zu Hause aufnimmt. Danach kommt meistens Mats mit seinen Ideen zu den Drums, welche dann wieder bei mir eingespielt werden. Das wird dann so lange wiederholt, bis wir ein ordentliches Grundgerüst haben. Anschließend gibt es das Feedback vom Künstler, wie weit wir seine Idee und sein Feeling zum Song getroffen haben. Dieser Prozess läuft dann so lange weiter, bis alle zufrieden sind. Zum Schluss machen wir die Vocals mit dem Künstler drauf und fertig.
Wie leitest du die Musiker durch diesen Prozess, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen? Das ist unterschiedlich. Manche benötigen mehr Zuspruch und Unterstützung sowie auch viele Takes, bis es passt. Andere brauchen nur einen Versuch, der dann der Beste ist, und wo es nachher nur schlechter wird. Wichtig ist, denke ich, eine gute Atmosphäre und ein freundschaftlicher Umgang auf Augenhöhe miteinander. Schließlich ziehen ja alle am selben Strang.
Gibt’s irgendwelche Rituale? Nein, ich bin kein abergläubischer Mensch, dass ich vor der Arbeit ein Räucherstäbchen anzünde. Geräte hochfahren, alles vorbereiten, das ist Routine.
Routiniert wie deine Kunden, da finden sich v. a. Profis, oder? Ganz im Gegenteil – die „Profis“ brauchen unser Angebot nicht, denn die haben selbst genug Möglichkeiten. Für uns ist es wichtig, was wir im Song hören können und ob sich was draus machen lässt. Zudem ist natürlich auch die Chemie mit dem Künstler wichtig. Also hören wir uns gerne alles an, was an uns herangetragen wird. Wir sind immer offen für Neues.
Das heißt, Rookies welcome –welche Tipps hast du für jene, die zum ersten Mal aufnehmen? Üben, Ausprobieren und nicht aufgeben, wenn es nicht gleich klappt.
Wobei bei dir ja schon zuletzt auch sehr namhafte Künstler ein- und ausgegangen sind. Die letzten zwei Jahre waren richtig spannend, mit dem dritten Album „Gin Tonic In Heaven“ von Fresh Freddie und der EP „Nucleus Affairs“ von Markus Sis sowie dem ersten Video „Soul Rebel“, das wir
produziert haben. Derzeit arbeiten wir an zwei Projekten: „Herb m Sweet“ mit Herbert Minarik, dem ehemaligen Frontman von DoubleU6 und „Hea Dreckat“ – ein Dialektrockprojekt, da haben wir am 1.7. das erste Video „Jägermeister“ auf YouTube veröffentlicht. Zudem haben wir auch noch eine dritte Anfrage, die in der Warteschlange steht.
Wobei der Rooftop Room in den sozialen Netzwerken kaum vertreten ist – Absicht?
Ich mag es eher klassisch. Es gibt die Homepage mit vielen Infos und Musik, den Youtube Kanal und eine Soundcloud-Seite. Ich halte aber nicht viel von „Ich-like-Deins-wennDu-vorher-meins-likest“-Geschichten. Aber wer weiß, vielleicht poste ich mal ein kurzes Tik-Tok Video, wenn Mats beim Drummen wieder mal einen Stick zu Kleinholz verarbeitet oder ich mit dem Feuerzeug eine Bierflasche öffne.
Kannst du eigentlich vom Tonstudio leben?
Als Musiker/Musikproduzent kannst du nur davon leben, wenn dir ein weltweiter Nummer 1 Hit gelingt – bis dahin entstehen eigentlich nur Kosten. Oder man spielt sehr viel live und unterrichtet nebenbei, was ich auch lange gemacht habe. Also gehen wir auch alle brav arbeiten.
Klingt nach einem schweren Business. Wie beurteilst du die aktuelle Musikindustrie?
Die Musikindustrie ist, wie der Name schon sagt, eine Industrie und genauso handelt sie auch. Wenn Menschen wie Bruce Springsteen an Streams nur 4.000 Euro pro Jahr verdienen, dann läuft etwas falsch. Mit den Möglichkeiten der digitalen Veröffentlichung steht einem zwar die ganze Welt offen, aber innerhalb der Millionen Veröffentlichungen gefunden, gehört und dann vielleicht auch noch von einem Major Label gesignt zu werden, ist unwahrscheinlicher als ein Lotto-
MEHR ALS EIN TONSTUDIO
Rooftop Room music productions ist kein klassisches Tonstudio, wo „nur“ Tonaufnahmen von Künstlern hergestellt werden, sondern dahinter verbirgt sich auch ein Musikerkollektiv aus erfahrenen Live- und Studiomusikern. Dieses fungiert als Backing Band und hilft bei der Entwicklung, beim Arrangement und bei der Produktion von Ideen und Demos der Kunden weiter.
Zur Rooftop Room Kombo zählen Christian Lotter (keys/guit/b/voc/arr/ prod/tech), Martin Nemec (drums/ arr/prod), Johannes Maria Knoll (guit/b/arr/prod) „und auch Max Schleifer (b) steht uns manchmal zur Verfügung!“, so Mastermind Christian Lotter.
www.rooftoproom.com
Jackpot. Es geht uns aber mehr um die Musik als Leidenschaft, weil uns einfach etwas fehlen würde, wenn wir damit aufhörten. Erfolg ist für mich auch nicht ausschließlich durch finanzielle Einnahmen messbar. Erfolg ist vielmehr, wenn der Künstler und wir alle im Team sicher sind, dass wir es nicht besser hätten machen können. Egal ob das Ergebnis jetzt hunderttausenden Menschen gefällt oder nicht. Musik zu produzieren ist ein positiver Schaffensprozess, der hoffentlich dem einen oder anderen beim Anhören ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Music is the language of passion!
LET THE GAME BEGIN
Vom Kindergeburtstag zum Betriebsausflug oder einfach als sportlicher Freizeitspaß. NXP Lasertron in St. Pölten bietet abwechslungsreiche Action für kleine und große Gruppen.
Seit über zehn Jahren ist Europas einzige Multilevel Cybersport-Arena mit dem USOriginal LASERTRON in St. Pölten ein Fixpunkt für Freunde des Laser-Tag-Sports. Mit Bowlingbahnen und Billardtischen steht Entertainment für jeden Anlass am Programm.
NXP Lasertron
www.lasertron.at
Bimbo Binder Promenade 15, 3100 St. Pölten
Laser-Tag auf zwei Ebenen
Zwölf Bowlingbahnen
Billardtische und Airhockey
Getränke und Snacks
SICHERE DIR JETZT BIS ZU € 11.500,–*
AUF ALLE CUPRA BORN JUNGWAGEN.
Stromverbrauch 15,3–19,4 kWh/100 km. CO2-Emission 0 g/km. Symbolfoto. Stand 07/23.
*€ 11.500,- Nachlass setzt sich zusammen aus: € 2.400,- brutto E-Mobilitätsbonus (Importeursanteil) bei Kauf u. Zulassung eines CUPRA Born JW bis 31.12.23 (Datum Kaufvertrag). Staatl. Prämie/Förderung v. BMLFUW u. bmvit f. e-Modelle (s. www.umweltfoerderung.at), Mindestbehaltedauer 48 Monate. € 2.000,- Frühjahrsaktion (=€ 500,- PB Bonus u. € 1.500,- Frühjahrsaktion) und € 500,- Versicherungsbonus bei Finanzierung eines JW (max. 18 Monate, EZ bis 30.06.23) u. Abschluss einer KASKO über die Porsche Bank Versicherung. € 500,- Servicebonus f. JW (max. 18 Monate/15.000 km) bei Abschluss eines Service- od. Wartungsproduktes der Porsche Bank. Aktionen gültig bis 30.09.23 (Kaufvertrags-/Antragsdatum), Mindestlaufzeit 36 Monate. MindestNettokredit 50 % vom Kaufpreis. Ausgen. Sonderkalkulationen f. Flottenkunden u. Behörden. Stand 07/23. € 6.100,- Performance-Prämie bei Kauf eines CUPRA Born JW von 01.07. bis 30.09.23. Aktion gültig bei teilnehmenden CUPRA Händlern.
3100 St. Pölten Breiteneckergasse 2 Tel. +43 505 91123 www.porschestpoelten.at
„ES MERKT JEDER HIER, DASS ETWAS IM ENTSTEHEN IST“
Während der ersten Länderspielpause thront Titelaspirant
SKN St. Pölten an der Tabellenspitze der 2. Liga. Nicht zuletzt aufgrund der Neuerwerbungen, die quasi allesamt eingeschlagen haben.
Sportdirektor Tino Wawra hat im Transferfenster ganze Arbeit geleistet und ist auch weit näher an der Mannschaft dran als viele seiner Vorgänger.
Seine Uhr vibriert. Tino Wawra hat wohl eine gewisse Vorahnung und kann es sich nicht verkneifen, nachzuschauen. „Matthias Seidl ist gerade erstmals ins Nationalteam einberufen worden“, strahlt der Sportdirektor des SKN St. Pölten, hält kurz inne und fügt noch zufrieden „das ist cool“ hinzu. Jener Matthias Seidl, der mit dem SV Kuchl den dritten Platz in der Salzburger Liga (vierten Leistungsstufe) belegt hatte, ehe ihn Wawra 2021 als 20Jährigen zu BlauWeiß Linz in die 2. Liga holte. Fally Mayulu war gar vereinslos, als ihn Wawra im Sommer 2022 nach Linz lotste und ist nun ebenfalls Rapidler. Turgay Gemicibasi fischte Wawra aus der Regionalliga Ost vom FC Mauerwerk raus. Jetzt ist der DeutschTürke gerade das Um und Auf bei der bisherigen BundesligaÜberraschungsmannschaft Austria Klagenfurt. Bevor Wawra selbst nach St. Pölten weiterzog, band er aber auch noch „Mentalitätsmonster“ Fabian Windhager an die Linzer (bis 2024 mit Option auf ein weiteres Jahr), der womöglich bei
MEISTERMACHER. Blau-Weiß Linz formte er zur Bundesliga-Mannschaft – nun möchte er den SKN St. Pölten zum Aufstieg führen.
seinem Abgang auch noch einmal frisches Geld in die Kasse der Oberösterreicher spülen wird.
Am Platz, nicht im VIP-Club Ausschlaggebend für Wawras Wechsel zum SKN, der schon im März beschlossene Sache war, war „Jan Schlaudraff, mit dem die Zusammenarbeit überragend ist, die Infrastruktur hier und ich glaube schon, dass in Linz nach den beiden ZweitligaMeistertiteln 2021 und 2023 ein gewisser Plafond erreicht ist.“ Sein Gespräch mit dem MFGMagazin hat Wawra zwischen dem Vormittagstraining und dem gemeinsamen Mittagessen mit der Mannschaft und dem Trainerteam eingebettet. Im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger beim SKN ist der 44Jährige bei jeder Übungseinheit anwesend und verfolgt die Spiele nicht von der VIP oder PresseTribüne aus, sondern sitzt (wie einst auch Christoph Brunnauer) auf der Betreuerbank. „Als Sportdirektor musst du mitkriegen, wie die Coaches auf den nächsten Gegner hintrainieren lassen und wie die Spieler das dann umsetzen. Das habe ich in meinen bisherigen fünf Jahren als Sportdirektor immer so gehandhabt“, erklärt Wawra.
Keine Baustelle
Aktuell sieht Wawra keine großen Baustellen im Kader. Kein Wunder! Nach sechs Spieltagen ist der SKN St. Pölten Tabellenführer und hat vier Mal zu Null gespielt. Von den sieben Neuerwerbungen sind Dario
Tadic, Marcel Ritzmaier, Gerhard „Joel“ Dombaxi, Andree Neumayer und Stefan Thesker Stammspieler, Marc Stendera meist (noch) Joker. Stefan Nutz kommt nach seinem im Februar erlittenen Kreuzbandriss womöglich erst im Frühjahr zurück. Das war aber von vornherein einkalkuliert. Er hat, wie alle anderen Neuen einen längerfristigen Vertrag unterschrieben. Obendrein hat Rio Nitta, den die „Wölfe“ nun fix von Sagan Tosu losgeeist haben, voll eingeschlagen. Dass Neumayer als gebürtiger St. Pöltner nach seinem
Abgang von den Juniors 2016 wieder ins Wolfsrudel aufgenommen wurde, wird den einen oder anderen Fan doppelt freuen, überhaupt nach dessen überwiegend guten Vorstellungen auf der „Sechser“Position, die er mit seinem Goldtor beim 1:0Derbysieg in Amstetten noch krönte. „Die Identifikation war ein Punkt, Andree hatte ich aber auch in Linz schon auf meinem Zettel“, sagt Wawra, „aufgrund meiner Erfahrung weiß ich, dass du Spieler brauchst, die die zweite Liga kennen, wie Andree und Joel. Die wissen, was einen in Dornbirn, Kapfenberg oder beim FAC erwartet, was dort gespielt wird.“ Obendrein sei Neumayer einer, der voran geht und die Dinge auch anspreche. Der 27Jährige war in Horn Kapitän, wie Nutz in Ried, Thesker in Kiel und Tadic nach dem Rücktritt von Keeper René Swete in Hartberg.
Überzeugungsarbeit
Wie überzeugt man eigentlich einen der effizientesten BundesligaStürmer wie Tadic nach St. Pölten zu kommen? „Lange Gespräche. Ich habe gemerkt, dass er in Hartberg nicht mehr die Wertschätzung bekommen hat, die er sich verdient und er wollte dann schon noch einmal raus aus der Komfortzone und sich woanders beweisen, vor allem aber nicht wieder gegen den Abstieg spielen.“ Bei den Deutschen Stendera und Thesker haben vornehmlich Schlaudraff und das Trainerduo Stephan Helm und Emanuel Pogatetz Überzeugungsarbeit geleistet. „Es ist halt schon ein Unterschied, ob du in Hannover vor über 30.000 Zuschauern spielst, oder hier vor 1.000“, weiß Wawra, „aber unsere Infrastruktur und auch die Kooperation mit dem VfL Wolfsburg waren hilfreich.“ Nachsatz: „Vor allem vom Knowhow des VfL können wir
hier sehr profitieren. Für die Wolfsburger wäre ein BundesligaAufstieg unsererseits natürlich ebenso wünschenswert, um die Partnerschaft weiter zu intensivieren und hier junge Spieler zu parken, damit sie gegen Klubs wie Salzburg oder Rapid wertvolle Erfahrung sammeln können.“
Perspektive
Rundum zufrieden ist „Kaderplaner“ Wawra freilich auch wieder nicht. „Mit unseren beiden ‚Neunern’ Bernd Gschweidl und Dario Tadic, die auch mit dem Rücken zum Tor mit dem Ball etwas anstellen können, sind wir top aufgestellt. Ein Zweiter wie Nitta, der in die Tiefe geht und schnell hinter die Abwehr kommt, täte uns vielleicht noch gut. Aber das ist momentan finanziell nicht drin.“ Aktuell besteht das Wolfsrudel aus drei Torhütern und 25 Feldspielern. 22 wären für Wawra ideal. Wenn im Frühjahr vielleicht zwei, drei von der Gehaltsliste fallen, tut sich möglicherweise eine Option auf. Nebenbei arbeitet Wawra auch daran, die Kommunikation mit der vereinsunabhängigen
Als Sportdirektor musst du mitkriegen, wie die Coaches auf den nächsten Gegner hintrainieren lassen.
TINO WAWRA
DIE SKN TRANSFERS
Gerhard „Joel“ Dombaxi (D/ANG)
20.10.1996
Position: linker
Mittelfeldspieler, linker Verteidiger
Bisherige ProfiStationen: BW Linz, Vorwärts Steyr
Zweitliga-Spiele/Tore: 84/15
Rio Nitta (JAP)
10.4.2003
Position: Stürmer
Bisherige ProfiStationen: Sagan Tosu, Wacker Innsbruck
Zweitliga Spiele/Tore: 25/4
Andree Neumayer (StP)
14.9.1995
Position: Mittelfeld
Bisherige ProfiStationen: SV Horn, SKU Amstetten, wieder Horn Zweitliga-Spiele/Tore: 136/4
Stefan Nutz
15.2.1992
Position:
Zentrales Mittelfeld
Bisherige ProfiStationen: SV Grödig, Rapid Wien, SV Ried, SCR Altach, wieder SV Ried
Bundesliga-Spiele/Tore: 222/27
Marcel Ritzmaier
22.4.1993
Position: Mittelfeld/ Flügel
Bisherige Profi-Stationen: Austria Kärnten, PSV Eindhoven, SC Cambuur, NEC
Nijmegen, Go Ahead
Eagles, Wolfsberger AC, Barnsley FC, Rapid Wien, wieder Barnsley, SV Sandhausen
Bundesliga-Spiele/Tore (für Kärnten, WAC und Rapid): 72/5
Dario Tadic
11.5.1990
Position: Mittelstürmer
Bisherige Profi-Stationen: Austria Wien,
1. Wiener Neustädter SC, Austria Lustenau, TSV Hartberg
Bundesliga-Spiele/Tore: 203/62
Marc Stendera (D)
10.12.1995
Position: Mittelfeld
Bisherige ProfiStationen: Eintracht
Frankfurt, Hannover 96, FC Ingolstadt 04, VfB Oldenburg
Bundesliga-Spiele/Tore in D (für Frankfurt): 78/5
Akademie St. Pölten zu verbessern: „Es kann ja nicht sein, dass die dort hervorragend ausgebildeten Spieler überall hingehen, nur nicht zum SKN.“ So sehr die Angriffsreihe mit Tadic im Zentrum, Gschweidl im Zentrum oder rechts, Nitta rechts, Ritzmaier links und Joker Kevin Monzialo überzeugt, weiß Wawra nur zu gut, dass die Defensive die Meisterschaften gewinnt. Bislang haben die Wölfe hier sowohl mit einer Viererkette, als auch mit einer Dreierkette, die im Spiel gegen den Ball von den schnellen Flügeln Julian Keiblinger (rechts) und Joel Dombaxi (links) unterstützt wird, überzeugen können. Außer gegen Liefering! Bei der 0:1Heimniederlage gegen die jungen Bullen fehlte der verletzte ÖFBU21Teamspieler David Riegler offensichtlich. „Mit ihm wäre die Ausgangslage etwas anders gewesen, er hätte uns als einer der schnellsten Innenverteidiger sicher weiterhelfen hätte können“, weiß Wawra, „aber das Tor haben wir aus einer Standardsituation bekommen. Da müssen wir uns künftig schon auch noch verbessern. Daran arbeiten wir.“
Kritisches Publikum
Stefan Thesker (D)
10.12.1995
Position: Abwehr
Bisherige Profi-Stationen: Fortuna Sittard, FC Twente, TSG Hoffenheim 1899, Hannover 96, SpVgg Greuther Fürth, wieder Twente, Holstein Kiel
Bundesliga-Spiele/Tore in D (für Hoffenheim und Hannover): 8/0
Der nächste große Prüfstein wird die wieder erstarkte Vienna sein, die nach der Länderspielpause am Freitag (15. September, 18.10 Uhr) mit ihrem prominenten Sturmduo Christoph Monschein und David Peham bzw. den ExWölfen Daniel und Bernhard Luxbacher, Marcel Tanzmayr, Noah Steiner und Armin Gremsl in der NV Arena aufkreuzen wird. „Vielleicht kratzen wir dann auch erstmals an der 2.000ZuschauerMarke“, wagt Wawra eine Prognose. Zuletzt kamen zwischen 1.450 und 1.650 Besucher zu den Heimspielen. „Die St. Pöltner sind ein kritisches Publikum, aber das muss ich dann halt überzeugen und das kann ich am besten mit Siegen“, so Wawra, „wenn ich mich hier so umsehe und auch mit den Kollegen aus den Nachbarbüros über den Vorverkauf rede. Es merkt jeder hier, dass etwas im Entstehen ist.“
ZUM HÖREN
RIVERS OF HERESY
Das Avantgarde-KrachProjekt Empire State Bastard von Dave Lombardo zieht sich quer durch die Alt-Metal-Landschaft. Die Songs des Albums schlagen ein wie ein Vorschlaghammer und spielen zwischen MatheChaos und Grindcore-Grausamkeit oder taumeln mit Stoner-Rock-Bedrohung in Zeitlupe. Laut ESB sind es die misanthropischsten und nihilistischsten Songs, die bisher je geschrieben wurden.
UNPLUG FIDLAR
Die kalifornische SkatePunk-Band Fidlar (Fuck it dawg, life’s a risk) hat mit ihrer neuen EP „unplug“ ihre größten Hits – passend zum EP-Namen – akustisch eingespielt. Wem die Nummern in der Originalversion noch zu hart waren, wird hiermit sicher glücklich sein. Die Melodien gehen leichter ins Ohr und bleiben gleichzeitig tanzbar. Ihren rauen Charme büßen die Lieder aber an manchen Stellen etwas ein.
ZUM SCHAUEN
WOCHENENDREBELLEN
Jason ist Autist und stößt in der Schule auf viel Unverständnis. Sein Vater Mirco schließt daher einen Pakt mit ihm: Jason verspricht, sich in der Schule nicht mehr provozieren zu lassen, wenn Mirco ihm hilft, einen Lieblingsfußballverein zu finden. Allerdings will Jason sich erst für einen Verein entscheiden, wenn er alle 56 Mannschaften live gesehen hat …
A HAUNTING IN VENICE
Hercule Poirot, der weltbeste Meisterdetektiv, genießt seinen Ruhestand im schönen Venedig. Doch mit der Ruhe ist es bald vorbei, als bei einer Séance eine Bedienstete von einem Mord erzählt, den sie beobachtet hat, und kurze Zeit später selbst tot aufgefunden wird. Poirot nimmt sich des Falls an und seine meisterlichen Fähigkeiten sind mehr als gefragt …
DISAPPEARING COIN
Ja, eh. Sicher trägt die Hitze dieser Tage Mitverantwortung für jene Wehrlosigkeit gegenüber sanftem, mehrstimmigen Gesang und verwehte San Francisco Psych-Vibes. Jeden der 14 Songs seines neuen Werks durchzieht eine Einfachheit und Glaubwürdigkeit, die heute so rar geworden sind. Zusätzlich bieten Steinbrinks Texte genügend Substanz und Hintersinn, dass sich das tiefere Eintauchen auch nach der Sommerhitze lohnt.
MESMER
Mein Drum&Bass Mindblow dieser Tage ist der Track Mesmer von Mila Falls, Sota und Circadian. Hinter letzterem Pseudonym verbirgt sich Chris Garvey von den legendären Prototypes, die sich zu Beginn des Jahres aufgelöst haben. Die Nummer besticht durch solide Produktion, ausgefuchstes Songwriting und hebt sich angenehm von dem derzeit gängigen Sesselquietsch Jump-Up ab.
ZUM SPIELEN
Christoph Schipp
ATLAS FALLEN
„Atlas Fallen“ zeigt gute Ideen, zieht aber nicht alle Register: Die dünne Story enttäuscht und auf Dauer fehlt es an Abwechslung, Tiefgang und einer lebendigen Spielwelt. Neben einigen tollen Komfortfunktionen und guten Ideen für das Kampfsystem, hapert es aber an der Umsetzung. Manche Schwächen sollen mit einem versprochenen Patch noch behoben werden.
REMNANT 2
Die Fortsetzung bietet ein Feuerwerk an actiongeladenen und fordernden Kämpfen, in einer wunderschön kreativ gestalteten Umgebung, die besonders im kooperativen Spiel mit Freunden am meisten Unterhaltung bringen. Das Kampfsystem ist präzise und jeder Boss besticht mit einzigartigen Mechaniken. Wer zudem noch gerne Builds bastelt, kommt hier voll auf seine Kosten.
THE CALL OF THE VOID NITA STRAUSS
Trotz des Nachnamens erwartet uns hier definitiv keine Walzerseligkeit. Nita Strauss, unter anderem langjährige Gitarristin bei Alice Cooper, legt mit „The Call of the Void“ –von zahlreichen Gaststars unterstützt – ein Hard Rock/Metal-Brett hin, das neben all dem herrlichen Shred-Krach auch über einen überzeugenden Pop-Appeal verfügt. Ein wunderbar lautes Antidepressivum für dräuende neblige Herbsttage!
THE BALLAD OF DARREN
Gibt es Britpop noch als innovative, eigenständige Energie … oder besteht er nur mehr in einem sich reproduzierendem Kreislauf. Das aktuelle Album von Blur, einst DIE Ikonen des 90erBritpop, legt eher zweiteres nahe. Die Songs sind Blur in Reinkultur, „Innovatives“, gar Überraschendes darf man sich aber nicht erwarten. Muss aber auch gar nicht sein! Wir lieben Blur, weil sie Blur sind!
ZUM LESEN
Uspenka in der Steppe Kasachstans, nach dem Zerbrechen der UdSSR: Das Leben in diesem sowjetischen Plandorf erodiert wie auch Staat und Gesellschaft. Eine triste Existenz ohne Perspektiven treibt die junge Generation zur Emigration in den Westen – Verrat? Obwohl bereits in Deutschland aufgewachsen, sind Heimatlosigkeit und Wehmut stete Begleiter.
Mit spannend lesbaren Büchern über Geografie erklärt Tim Marshall Geopolitik und die Geschichte der Menschheit. Sein neuestes Buch beschäftigt sich mit der Zukunft der Menschheit – nicht Science-Fiction, sondern Astropolitik: das strategische Wettrennen von China, Russland und den USA mit seinen realpolitischen Auswirkungen.
Manshee | C. Schumacher H. Fahrngruber | M. Müllner Manshee | mikeSnare | Thomas Fröhlich | Thomas Winkelmüller | Rob.STP | Dr. Schramek (von links nach rechts)HIGHLIGHT
VAZ St. Pölten
POXRUCKER SISTERS FEAT. KATHARINA STRASSER
13. OKTOBER Seit zehn Jahren begeistern die Poxrucker Sisters ihr Publikum mit Dialektpop aus Oberösterreich. Sie bestechen mit Bodenhaftung und Lebensfreude und ihren Hits wie „Glick“, „Herzklopfn“ oder „Sie“. Manche nennen sie gar eine Naturgewalt, die mit Energie und Gespür gemeinsam mit ihrer Band für ein Liveerlebnis der besonderen Art sorgen. Gefeiert wird nun mit einem Best of aus vier Studioalben und zehn Jahren musikalischem Schaffen und einigen Geburtstagsüberraschungen. Eine davon ist der Gastauftritt der wunderbaren Katharina Straßer. Deafs davon a bissl mehr sei? Jo sicha!
BRAVISSIMO
15.+16. SEPTEMBER Beim diesjährigen Bravissimo in der St. Pöltner Innenstadt bieten 12 internationale und hochkarätige neue Acts aus 15 verschiedenen Ländern spektakuläre Shows bis in die Abendstunden. So unterschiedlich die Künstlerinnen und Künstler auf Weltklasse-Niveau sind, eines kennen sie alle: staunende Gesichter und tosender Applaus bei jeder Show!
INNENSTADT ST. PÖLTEN | FESTIVAL
ALEXANDER GOEBEL
8. OKTOBER Seinen Geburtstag verbringt Alexander Goebel heuer auf der Bühne in der Bühne im Hof. Das Publikum darf sich auf eine Live-Geburtstagsshow einstellen – mit Hits aus 50 Dienstjahren, Comedy aus den erfolgreichsten Programmen, viel Atmosphäre und einer bestgelaunten Spitzen-Band. Ein Hoch auf einen großen Entertainer!
BÜHNE IM HOF | KONZERT
RIAN
21. OKTOBER Wenig Melancholie, dafür umso mehr Happy-Vibes – das ist RIAN. Mit seiner Musik aus Pop, HipHop und Indie sowie seinen humoristischen Comedy-Einlagen findet Rian auf allen möglichen Plattformen enormen Anklang. Allein sein Ziegen-Song „Schwarzes Schaf“ wurde bislang 40 Millionen mal geklickt und zum viralen Hit.
VAZ ST. PÖLTEN | KONZERT
WEINHERBST
16. SEPTEMBER Der Traisentaler Weinherbst wartet im Rahmen seiner Eröffnung mit einem bunten musikalischen Programm auf, u. a. mit den Traisenschrammeln, der Stadtkapelle Herzogenburg und den „Banderos Rock’n’Roll“. Für das leibliche Wohl sorgen die Traisentaler Winzerinnen und Winzer und schenken ihre erlesenen Weine aus.
ST. ANDRÄER STEG/RAD RASTPLATZ
GILBERTO GIL
13. OKTOBER Beim einzigen Österreich-Termin seiner angekündigt letzten Tour zelebriert Gilberto Gil im Festspielhaus sein 60-jähriges Bühnenjubiläum. Dabei wird es sehr familiär, wenn von den Söhnen Bem und José bis zu den Enkelkindern Flor und João gleich mehrere Gil-Generationen das Vermächtnis des Ausnahmemusikers aufblitzen lassen.
20+2 JUBILÄUM
21. OKTOBER „The incredible Staggers“ are back from the grave! Für das 20+2 Jahre Jubiläum der Rock’n’Roll Highschool konnte niemand Geringerer als DIE Sixties-Garage-Surf-Institution aus Graz verpflichtet werden. Außerdem on stage: Skarface, The Rioters, The Zsa Zsa Gabors, Salamirecorder und Batman and the Mighty Antiheroes.
30. SEPTEMBER Horváths
„Kasimir und Karoline“ ist angesiedelt in der von Armut und Wirtschaftskrise geprägten Zeit der untergehenden Weimarer Republik. Regisseur Moritz
Franz Beichl inszeniert Horváths Klassiker als melancholisch-poetisches Sittenbild über zwei, deren Umstände sie immer weiter vom gemeinsamen Glück entfernen.
7. OKTOBER Seit 2007 können im Stadtmuseum jahrtausendealte Funde aus St. Pölten und Umgebung bewundert werden. Bei der ORF-Langen Nacht der Museen 2023 wird ein allerletzter Blick auf die archäologische Sammlung geworfen. Die permanenten Ausstellungen werden nach dieser Nacht geschlossen und abgebaut. Taschenlampe einpacken!
SO 15.10.23 // 14:00
SA 21.10.23 // 20:00
SA 11.11.23 // 19:30
AUSSENSICHT
WARUM DIE KLIMAKLEBER ERFOLGLOS BLEIBEN
GEORG RENNER
Der Wilhelmsburger ist freier Journalist bei der Wiener Zeitung und DATUM.
Aufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Redakteur beim „profil“.
Ich bin ja nicht sicher, ob es das ist, was die Klimakleber wollten. Aber immerhin haben sie es geschafft, dass meine Kinder am ersten Schultag 18 Kilometer Schulweg geradelt sind, statt mit dem Auto zu fahren.
Wie alle Eltern bin ich von der panischen Angst verfolgt, meine Kinder könnten zu spät zur Schule kommen. (Sie wissen schon, man ist einmal unpünktlich, broken windows, das Abgleiten in die Gosse ist praktisch unumgänglich.) Insofern war die Protestaktion der Kleber am Europaplatz eine Woche vor Schulbeginn psychologische Kriegsführung vom Feinsten. Einschlägige Elterngruppen brodelten die Tage danach mit dem Gerücht, jemand habe fix gehört, dass die Jugendlichen just zu Schulbeginn eine neue Aktion planen würden.
Also ja, per Rad von der Stadtgrenze in die Schule. Ich mit zwei Schultaschen am Rücken, weil das war dem Nachwuchs dann doch nicht zuzumuten. Das Wetter war perfekt dafür, ein schönes Radeln der Traisen entlang, kann man empfehlen, den Kindern hat es auch gefallen. Vielleicht machen wir es öfter. Dass es dann am Tag selbst keine Klebe-Aktion in StP gab, geschenkt.
Das war die gute Seite. Die andere Seite ist, dass die Klimakleber eine Truppe sind, die nach unten tritt: Sie belästigen nicht die Regierung, nicht irgendwelche Ölkonzerne, niemanden, der unmittelbar etwas an der Situation ändern kann. Sie schaden Eltern, die ihre Kinder bringen wollen, Firmen, denen Auftäge entgehen, Arbeitern, die nach der Schicht nach Hause wollen. Das bringt das berechtigte Anliegen, mehr Klimaschutz zu fordern, völlig in Verruf, es schadet der Sache und ist menschlich elend. Ja, ihre Aktionen sind vom Versammlungsrecht gedeckt und das ist richtig so – aber nachweinen wird diesen Protesten keine Mensch.
Dass wir das mit dem Treibhausgas-Ausstoß unter Kontrolle bringen müssen, bleibt trotzdem richtig, Fanatikern, die sich auf die Straße kleben, zum Trotz. (Justament zu sagen „z’fleiß tun wir jetzt nichts!“ wäre kindisch.) Und: Wir werden es auch schaffen. Zum Beispiel einfach mal öfter mit dem Rad fahren.
So wie es die Klimakleber anlegen, wird daraus aber nichts.
Wie es besser ginge? Bewegungen können auf drei Arten Erfolg haben. Erstens: Als destruktiver Protest. Streiks von Piloten und Zugführern haben auf den ersten Blick viel mit den Klimablockaden gemeinsam. Menschen werden daran gehindert, von A nach B zu kommen. Allerdings nimmt das Flug- und Zugpersonal die Verspätungen der Passagiere bloß als Kollateralschaden in Kauf – ihr eigentliches Ziel ist, den Airlines und Bahngesellschaften Verluste zuzufügen, die ihre Reisegäste teuer entschädigen müssen. So bauten Beschäftigte bei Lohnverhandlungen immer wieder erfolgreich Druck aufs Management auf. Die Klimablockaden schaden allerdings nur den Verkehrsteilnehmern. Der Regierung – die das eigentliche Ziel der Aktion ist – können die Klebeaktionen ziemlich egal sein. Damit verpufft der intendierte Effekt nicht nur, die Blockierer ziehen auch den Hass der Blockierten auf sich und diskreditieren damit die Klimabewegung insgesamt.
Zweitens: Als Massenprotest. Wenn Zehntausende zusammen auf die Straße gehen und im Kollektiv ihren Ärger entladen, ist das ein unüberhörbares Signal an Regierende, Medien und alle Bürgerinnen und Bürger des Landes. Die Demonstrationen gegen die Justizreform in Israel, gegen restriktivere Abtreibungsgesetze in Polen, aber auch die Gelbwestenproteste in Frankreich haben ihre Wucht durch die große Zahl ihrer Anhänger.
Drittens: Als Verhinderungskommando. Die Gründung der Grünen wurzelt in Österreich in dieser Protestform. Umweltschützer verhinderten durch die Besetzung der Hainburger Au, dass Holzfäller anrücken konnten, um die Bäume zu roden. Die Verzögerungstaktik funktionierte aber nur, weil sich auch die Stimmung in der Bevölkerung zugunsten der Besetzer drehte. Und die Regierung das Bauvorhaben abblasen musste.
Wenn es den Klimaklebern nicht gelingt, ihre Proteste an die Richtigen zu adressieren, werden sie ein Minderheitenprogramm bleiben.
Wir werden das mit den Treibhausgasen schaffen. Trotz, nicht wegen der Klimakleber.JAKOB WINTER
Protest kann eine starke Waffe bei der Durchsetzung der eigenen Interessen sein.FOTOS: LUIZA PUIU, ALEXANDRA UNGER
GENDERN VERBOTEN! Seit 1. August ist der „Gendererlass“ in Niederösterreich, welcher Landesbediensteten die Verwendung von Binnen-I, Doppelpunkt oder Genderstern strengstens untersagt, in Kraft. Wie angedroht wird gegen Revoluzzer bei Zuwiderhandeln bereits hart durchgegriffen …
WOHNEN AM ANGER
Neubau Stifterstraße
JETZT ANMELDEN
Allgemeine gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft St. Pölten
Josefstraße 70 - 72
Das Team der Wohnungsgenossenschaft St. Pölten
berät Sie gerne in unserer N3 Wohnberatung!
Praterstraße 12 │ 3100 St. Pölten
laufendes Wohnungsangebot unter
www.wohnungsgen.at oder
Tel.: 02742 / 77 2 88 - 14 und 24