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Leonhard Steger: Die Ernte wird eingefahren

Leonhard Steger, Sarghoda, Pakistan

Die Ernte wird eingefahren

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Ich wurde vor 56 Jahren in Bozen zum Priester geweiht. Nach der Weihe wurde mir Pakistan als Missionsort zugewiesen.

Allein die Anreise dauerte zwei Wochen im Gegensatz zu heute mit dem Flugzeug: einen Tag. Die Ankunft in der Diözese war ein Kulturschock: zunächst die Sprache, die Armut der Leute, die erbärmlichen Behausungen, die Hitze, Wassermangel und die hygienischen Bedingungen. Die erste Zuteilung war die Pfarre in Jelum. Sechs Jahre wirkte ich dort. Dann wurde ich für weitere sieben Jahre nach Rawalpindi versetzt. Von dort zog ich in ein katholisches Dorf in Josephabad, wo ich wiederum sechs Jahre wirkte. Für weitere elf Jahre berief man mich nach Peshawar, wo sich damals Millionen afghanische Flüchtlinge niederließen. Die Lage war sehr prekär! Nach den elf Jahren in Peshawar versetzte man mich nach Kohat an die afghanische Grenze für weitere sieben Jahre. Die letzte Station ist Sarghoda, wo ich nun 17 Jahre bin. Ich möchte in ganz kurzen Worten berichten, was in diesen 56 PriesterJahren als Missionar geschehen ist. Die Hauptaufgabe eines Priesters ist wohl die Feier der hl. Eucharistie und die Verkündigung der frohen Botschaft. Im ganzen Land leben nur 3% Christen, welche wirklich überzeugt sind und sich nicht schämen, in der überwältigenden Mehrheit von Moslems ihren Glauben zu bekennen. Der Staat lässt den Minderheiten nur wenig Hilfe zukommen.

Oben: Die Hauptaufgabe des Priesters ist die Feier der Sakramente und die Verkündigung.

Die schlimmen Umstände, wie Menschen in den Dörfern leben, fordern ein Abwasser-Kanalsystem.

Wenn auch das Kirchengebäude fehlt, der Gottesdienst kann auch unter freiem Himmel sein.

Die Schulung für Kinder und Erwachsene ist der Schlüssel für eine bessere Zukunft. Ich merkte gleich, dass Schulung der Schlüssel für eine bessere Zukunft ist. Es war und ist oft schwer, diese Tatsache den Eltern beizubringen, da ja keine Schulpflicht ist. Dank der vielen Spenden und Hilfen aus der Heimat konnten wir viele Schulen und sogar zwei Hochschulen bauen. Auch an Kirchen, um Gottesdienste zu feiern, mangelte es sehr. Wir feierten vielfach in kleinen Räumen und sogar in erbärmlichen Behausungen. Wiederum durch Spendengelder und Eigenhilfe der dortigen Bevölkerung konnten wir viele Kirchen bauen. Kirchen werden nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für Versammlungen, Vorträge und Unterricht benützt. Die katastrophalen Umstände, wie unzählige Menschen in den Dörfern leben, bewogen mich, ein AbwasserKanalsystem zu errichten, wiederum mit Spendengeldern aus der Heimat. So konnten wir vielen Familien eine Toilette und fließendes Wasser ermöglichen. Beim Bau dieses Projektes mussten die Familien mithelfen, sowie auch finanziell etwas beisteuern, damit sie das Ganze auch mehr schätzen und die Anlage instandgehalten wird. Auch mehrere Häuserprojekte konnten wir in gemeinsamer Arbeit durch viele Spendengelder ausführen. Da die Frauen im Lande sehr benachteiligt sind, errichteten wir in mehreren Dörfern Nähzentren. Somit konnten Frauen und Mädchen als Näherinnen mehr zum Unterhalt ihrer Familien beitragen. Dabei gab es bei diesem Projekt zwischen Chris-

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