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Franz Bischof: Aufbauen und Weiterziehen
Aufbauen und
Sr. Felistus (1. von links), die Lehrerin, kennt die Nöte der Familien. Liese (2.), die Nothelferin, leitet das Projekt „Miteinander“ und kommt aus Mellau in Vorarlberg auf Besuch. Rehema (3.), die Witwe, wird von ihren acht Kindern umgeben.
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weiterziehen
¦ Franz Bischof, Malindi, Kenia
Sonntagabend: wir sind im Pfarrhaus versammelt. Wir: das sind Pfarrer Albert, ein Holländer; der Kaplan, ein Inder; ich, der Missionsbruder aus Österreich; zwei unserer Studenten, der eine aus Uganda, der andere aus Kamerun; und drei junge Schwestern aus Kenia. Die einen sind angehende Josefs-Missionare, die anderen sind es schon, außer den Schwestern.
Jeden Sonntag treffen wir uns zum Abendgebet und anschließendem Abendessen abwechselnd im Pfarrhaus oder im Schwesternhaus. Dies gibt Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch, zur Verständigung und Hilfe. Die Studenten, die ihr Philosophie- oder Theologiestudium unterbrochen haben, sind zwei Jahre bei
uns, nicht um weiß Gott was aufzubauen, sondern um Augen und Ohren offen zu halten, von uns Älteren zu lernen und sich für eine fremde Kultur zu öffnen.
Ein Traum erfüllt sich Während wir gemütlich beim Abendessen sitzen, überhöre ich, was die zwei Studenten dem Pfarrer erzählen: „Diese Woche haben wir viele Leute getroffen; denn wir besuchten die beiden Basisgemeinden Maria vom hl. Rosenkranz und die des hl. Paulus. Was uns besonders betroffen gemacht hat, war die Armut und die armselige Behausung einer Familie, das heißt einer Mutter mit ihren acht Kindern. Ihr Daheim ist nur eine schiefstehende Hütte. Das Dach aus Palmblättern ist zum Teil von den Ameisen zerfressen und alles Holzwerk nichts mehr wert. Die Termiten haben „volle Arbeit“ geleistet. Dieser Mutter mit ihren Kindern sollte dringend geholfen werden; denn ihre Hütte wird der nächste Regen zerstören.“
Eine der Schwestern pflichtete ihnen bei; denn sie ist Lehrerin. Drei jener Kinder gehen bei ihr zur Schule. Sie kennt die Behausung und auch die Mutter. Der Vater war vor zwei Jahren an Tuberkulose gestorben. Da wurde ich hellhörig, mischte mich ins Gespräch und ermunterte die Schwester, mich am kommenden Samstag dorthin zu führen. Ich wollte die Situation kennenlernen. Da sie freudig zusagte, nahm ich einen guten Handwerker mit. Wir besuchten Mama Rehema, die Mutter, die ganz erstaunt und erfreut war und uns willkommen hieß. Nachdem wir den Grund unseres Besuches erklärt und sie ihre Vorstellungen eines neuen Hauses dargelegt hatte, nahm der Handwerker die Maße. Er versprach, mich die Kosten für einen Neubau in drei Tagen wissen zu lassen.
Nun lag es an mir, dass ich mich um die Finanzierung kümmere. Das war unverhofft leicht. Eine Gruppe von Idealisten in der Heimat erklärte sich sofort bereit, die finanzielle Sorge zu übernehmen. Nach einem Monat stand das Haus, das heißt der Rohbau im herkömmlichen Stil mit Wellblech als Dach. Die Hauswände hat die Mutter mit den Kindern gern selber mit lehmiger, roter Erde vermischt mit Wasser verstrichen. Sie wusste darum, bald ein schönes Daheim zu haben.
Die Hütte steht im Rohbau. Jetzt gilt es die Hauswände mit Lehm zu verstreichen.
Die Fliesen in der neuen, achteckigen Kirche sind bald alle verlegt.
Außenansicht der achtseitigen Kirche. Sie ist der Stolz der neuen Pfarre zum hl. Karl Lwanga. Pfarre zum hl. Franz Xaver Unsere Pfarre Franz Xaver feierte 2007 Kirchweih. Seitdem hat sie großartigen Fortschritt erfahren. Gottes Segen über ihr war offenkundig. Pfarrer Albert versteht es vortrefflich, die Leute in die Verantwortung einzubinden: die Basisgemeinden wachsen und erstarken, das Gefängnis erhält regelmäßigen Besuch, das Gesundheitswesen arbeitet gut, ein Pfarrzentrum wurde errichtet, und ein Kindergarten für Kinder aus armen Familien angefangen. Der Kaplan macht hauptsächlich Krankenbesuche und ist geistlicher Begleiter für die verschiedenen kirchlichen Gruppen. Gelegenheit zur Messe ist täglich morgens und abends. Unsere zwei Studenten sind eine große Hilfe im Jugendapostolat. Sie besuchen die Kinder und Jugendlichen im Untersuchungsgefängnis, die Schuljugend
in den Hauptschulen und leiten die Ministrantengruppen.
Die Pfarre zählt 18 Basisgemeinden, die sich wöchentlich treffen. Eine davon, dessen Gläubige sich den hl. Karl Lwanga zum Kirchenpatron gewählt hat, ist etwa 3 km von der Pfarrkirche entfernt. Die Gegend heißt Muyeye. Beim Bau der Kirche hat die Mutterpfarre mitgeholfen. Die Gemeinde war stolz, dass die Zahl der Gläubigen wuchs. Nach zwei Jahren war die Kirche schon zu klein.
Das neue Projekt Lange besprach man sich, was zu tun sei. Nachdem ich die bestehende Kirche verbreitert hatte und es nur eine ungenügende Notlösung war, fasste man den Entschluss, völlig neu und größer zu bauen. Jeder wusste, dass
dieser Beschluss von jedem große Opfer abverlangen werde. Ich fragte: „Aber wie werdet ihr das machen? Das kostet Unsummen von Geld!“ Mit bald vermessenem Gottvertrauen antworteten sie: „Oh! Gott wird uns schon helfen. Mungu atajua.“
Nun oblag es mir, einen Architekten zu finden, der meine Ideen zu Papier bringt. Dann brauchte es die Baugenehmigung von der Stadt und schließlich eine Baufirma, das Projekt gut und kostengünstig auszuführen. So kam es, dass wir eines Morgens auf dem Baugrund uns versammelten, um Gottes Segen zum Gelingen der Arbeit herabzurufen. Hernach begannen sie, das Fundament auszuheben. Gott sei Dank, die verschiedenen Arbeiten gingen gut und unfallfrei voran. Doch zum Schluss mochte ich die Sache drehen und wenden, wie ich wollte – ich musste einsehen: das Geld reichte einfach nicht.
Dank an die Leser Da habt ihr, liebe Missionsfreunde, im letzten Missionsboten des vorigen Jahres 2019 meinen Hilferuf gelesen und seid großartig eingesprungen! Ich war erstaunt, wie entschlossen und großzügig ihr wart zu Gottes Ehren. Er vergelte es euch vielmal! Es erinnert mich an die Stelle in der Bibel, wo berichtet wird, dass Jesus im Tempel saß und die Leute beobachtete, wieviel sie willens waren, Gott zurückzugeben. Eine alte Frau übertraf alle; denn sie gab ihren ganzen, winzigen Lebensunterhalt! Diese Großzügigkeit ihm gegenüber hat Gott nie mehr vergessen. Wir wissen davon bis auf den heutigen Tag.
Der Bischof unserer Diözese Malindi, ein Kapuziner, war schon länger kränklich und verstarb schließlich vor drei Jahren. Er hatte bei den Jesuiten um Personal angesucht, um ihm bei der pastoralen Arbeit in der Diözese zur Seite zu stehen. Die Jesuiten sagten zu und übernahmen die Verantwortung über die neue Pfarre zum hl. Karl Lwanga. Als Josefs-Missionare waren wir über diese Entwicklung froh. Aber als Mensch betrachtet war es doch schmerzlich, nach so vielen Jahren guter Zusammenarbeit nun das „Steuer“ an andere zu übergeben. – Ich bin sicher, dass die Einweihe der neuen Kirche ein großer Festtag zu Ehren der Märtyrer von Uganda sein wird und wir alle berechtigt stolz darauf sein dürfen.
Das lebensgroße Kreuz im Altarraum ist ein großzügiges Geschenk des Bildhauers Bernardi aus Gröden.