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Konrad Willeit: Gottes Mühlen mahlen langsam
Wohnverhältnisse: zwei ganz kleine Räume für sie, die drei Kinder und Oma, fast keine Möbel, alles übereinandergestapelt.
Eines Tages war aus dem Aufenthaltsraum mein Handy verschwunden. Schuld daran war mein Prinzip, dass mein Haus immer offen war. Beim Mittagessen klagte ich meiner Köchin – ich hatte nur eine Hilfe fürs Mittagessen und für die Wäsche – so ¦ Konrad Willeit, Vinzentinum, Brixen Die St. Josefs-Missionsgesellschaft war gerade einmal vier Jahre alt, als zum ersten Mal davon die Rede ging, die Mission auf Borneo zu übernehmen. In einem Brief vom 11. Mai 1870 an Lady Herbert of Lea hatte der Grünzum Scherz: „Ich glaube, ich geh weg. Da wird eh nur gestohlen.“ Nicht für eine Sekunde dachte ich daran! Die gute Frau aber erzählte auf dem Heimweg allen Leuten, was ich gesagt hatte. Entsetzen: der Padre will weg gehen! Und siehe da! Schon am nächsten Morgen kam mein Freund, der Friseur, und sagte, dass er auf seinem Handy eine Botschaft von Unbekannt erhalten habe. Sie besagte, dass mein Handy unter den Ziegeln hinter meiner Garage zu finden sei. Und wirklich, da war es! Wenn viele Leute das wollen, finden sie meistens den Dieb. Und in diesem Fall haben
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Gottes Mühlen mahlen langsam
sehr, sehr viele gewollt! der, Herbert Vaughan, erwähnt, dass Kardinal Bernabeo beabsichtige, die Apostolische Präfektur Labuan „bald“ an die Mill Hill Missionare zu übertragen. Anfangs ist Vaughan über diesen Auftrag höchst erfreut. Er erkundigt sich in Mailand bei den Missionaren des Päpstlichen Missionsinstituts (PIME). Sie hatten die beiden
Missionare Don Riva und Don Borgazzi zusammen mit dem Apostolischen Präfekten Don Quarteron 1855 nach Borneo gesandt. Diese waren inzwischen zurückgekehrt. Nach der Unterredung ändert Herbert Vaughan jedoch seine Meinung. Er hatte große Sorge, die enorme Hitze, die Luftfeuchtigkeit, die heimtückischen Fieberattacken und die gefährlichen Auseinandersetzungen mit dem Sultan könnten die Arbeit seiner Missionare stark behindern, wenn nicht gar gefährden.
Seit dem Gespräch mit Kardinal Bernabeo und der eigentlichen Übernahme der Mission vergingen weitere elf Jahre. Die Mill Hill Missionare hatten 1871 von Rom den Auftrag erhalten, die „Negros“ und freigelassenen Sklaven in Baltimore – USA zu betreuen. Ein Jahr darauf wird Herbert Vaughan zum Bischof von Salford ernannt, wodurch die Leitung der Missionsgesellschaft neu geregelt werden muss. 1875 wird Mill Hill gebeten, die Diözese Madras in der Britischen Kolonie Indien zu unterstützen.
Erst allmählich rückt Borneo wieder in den Blickpunkt. 1876 kommt durch Zufall Bewegung in die Angelegenheit. Eine besorgte englische Lady beklagt sich in einem Schreiben, dass ihr Sohn, der in Sarawak in der Britischen Armee Dienst tat, seinen religiösen Pflichten nicht nachkommen könne, weil es keinen Priester gebe. Das Schreiben wird an Bischof Vaughan nach Salford weitergeleitet, der sich mit der Bitte an den Vatikan wendet, die Borneo-Sache nochmals aufzugreifen. Aus Rom kommt postwendend Antwort, dass man zur Behandlung der Angelegenheit die bevorstehende Rückkehr Quarterons abwarten wolle.
Mehrere Male hatte der Vatikan Don Quarteron nach Rom eingeladen, wohl ein Vorwand, ihn aus Labuan abzuziehen. Doch dieser zögert, lässt Zeit verstreichen, fordert immer wieder neue Missionare aus Europa an. Im März 1879 macht Kardinal Simeoni von Propaganda Fide dem langen Leiden ein Ende. Er fordert Quarteron unmissverständlich auf, zur Lagebesprechung nach Rom zu kommen. Nachdem dieser einen Freund gebeten hatte, auf das Eigentum der Mission aufzupassen, verlässt Don Carlos am 30. Juli 1879 Labuan ein letztes Mal, ausgelaugt und kraftlos. Kurz vor Weihnachten kommt er in Rom an, reicht offiziell seinen Rücktritt als Apostolischer Präfekt ein und begibt sich heim nach Cadiz. Dort stirbt er wenige Monate später am 12. März 1880. Ihm zu Ehren läuten die Kirchenglocken seiner Heimatstadt.
Oben:
Das Büro des britischen Gouverneurs in Labuan.
Unten:
Fischerdorf in Sabah am Chinesischen Meer.
Rektor Benoit (1.), Rektor im St. Josefs Kolleg Mill Hill, soll einen Namen für den Apostolische Präfektenvorschlagen; geworden ist es Thomas Jackson (2.); seine Mitstreiter: Aloys Goosens (3.) und Edmund Dunn (4.)
Bereits im Juni 1878 bespricht Father Benoit, Rektor in Mill Hill, mit Kardinal Simeoni erneut das BorneoProjekt. Beide Kirchenmänner sind sich einig, dass die Josefs-Missionare den Missionsauftrag für Borneo übernehmen sollen. Als Quarteron im Spätherbst 1879 endlich nach Rom zurückkehrt, drängt Vaughan erneut auf einen schnellen Abschluss der Sache. Mit Brief vom 15. Februar 1880 fragt er Rektor Benoit um Rat, wen er als Apostolischen Präfekten der neuen Mission vorschlagen würde. Dieser hingegen will die Sache vorsichtiger angehen. Wegen der vielen verschiedenen Missionsaufträge rät er zur Zurückhaltung „bis die Afghanistan-Affäre geklärt sei“, um die junge Missionsgesellschaft personell nicht zu überfordern. Vaughan jedoch drängt darauf, unverzüglich drei Namen an Propaganda Fide zu übermitteln. Er verfügt sogar, dass diese aus der Gruppe derer benannt werden, die bereits in Afghanistan und Indien tätig sind. Die erste Wahl fällt auf Father J. Aelen, den späteren Gründer des Missionshauses in Roosendaal. Der Ortsobere der kleinen Mill-Hill Gruppe in Madras, G. Browne, will jedoch auf seinen besten Mitarbeiter nicht verzichten. Dann wird Father Thomas Jackson als aussichtsreichster Kandidat für das Amt des Apostolischen Präfekten von Labuan genannt. Am 15. März 1881 nimmt Bischof Vaughan das Heft selbst in die Hand und übermittelt den Namen Thomas Jackson an Propaganda Fide, in der vollen Zuversicht, dass sein Vorschlag angenommen wird. Auch in Mill Hill wirbt er persönlich für den Missionseinsatz auf Borneo, sodass schließlich drei junge Missionare, zusätzlich zu Father Jackson, der bereits in Indien weilt, nach Fernost aufbrechen.
Father Goosens schreibt 1931 anlässlich seines 50. Weihejubiläums in sein Tagebuch: „Eines Abends im Jahr 1878, nachdem wir wie gewöhnlich im Kreuzgang des St. Josefs Kollegs das Abendgebet vor der Statue des hl. Josef gesungen hatten, rief der Generalobere Vaughan … plötzlich den Studenten zu: „Wer von euch möchte nach Borneo in die Mission gehen?“ Die Anfrage kam so unvermittelt, dass nur zwei (Dunn und Goossens) ihre Hand erhoben.“
Father Jackson war damals Kaplan der Britischen Truppen in Afghanistan und sehr beliebt. Er war dort so etwas wie ein Held geworden. Als die Soldaten von seinem neuen Auftrag hören, rufen sie zu einer Spendensammlung auf, deren Erlös von 200 Pfund für Jackson ein willkommenes Startgeld ist. Während sich sein Abschied aus der Armee in Quetta ver
zögert, machen sich seine Mitbrüder bereits im März 1881 von London aus auf den Weg nach Rom, wo ihnen Papst Leo XIII. vor der Abreise eine Privataudienz gewährt. Darüber schreibt Father Goossens in sein Tagebuch: „Misi sumus – Wir sind jetzt gesandt!“ Die drei Mill Hill Missionare sind der Holländer Aloysius Goossens, der aus Dublin gebürtige Edmund Dunn und der neugeweihte Daniel Kilty aus Liverpool. Goossens war Professor für Mathematik und Naturwissenschaft am St. Josefs Kolleg Mill Hill, ein Mann mit außergewöhnlichen Sprachfähigkeiten. Sein bester Freund, Edmund Dunn, war ein ausgezeichneter Sprachwissenschaftler und hatte Völkerkunde studiert. Daniel Kilty hingegen fühlt sich ein wenig als Außenseiter der Gruppe. Nur wenige Jahre hält er in Borneo durch, bittet dann um Versetzung nach Indien, wo er am 23. April 1889, erst 33-jährig, in Kashmir stirbt.
Von London über Paris und Rom hatte Bischof Vaughan, der Gründer der St. Josefs Missionsgesellschaft, seine Missionare persönlich bis nach Triest begleitet. Am 9. April besteigen sie ein Hochseeschiff, das sie nach Singapur bringt, wo sie am 13. Mai 1881 ankommen. Father Thomas Jackson, der designierte Apostolische Präfekt von Labuan, der bei seiner Ernennung bereits in Indien arbeitete, hatte seine Mitbrüder schriftlich angewiesen, ihre Reise von Singapur aus fortzusetzen, bis er nachkomme. Dunn und Goossens sollten nach Kuching (Sarawak) weiterreisen, wo sie am 10. Juli nach sehr rauer Seefahrt ankommen. Kilty hingegen sollte sich nach Labuan begeben und auf die Ankunft Jackson᾽s warten. Dieser erreicht, von Singapur kommend, am 24. August 1881 zunächst Kuching. Am 29. September reist er per Dampfschiff weiter nach Norden. Anfang Oktober kommt er an seinem Bestimmungsort Labuan an, wo Father Kilty inzwischen versucht, das von Quarteron hinterlassene Eigentum der Mission zu sichern. Viel ist nicht mehr geblieben: eine Handvoll Katholiken aus den Philippinen, ein Kelch, eine Hütte und eine kleine Kapelle, die allerdings an einen reichen Chinesen vermietet ist; die Schule ist ausgeräumt, das Mobiliar verscherbelt, Quarterons Segelboot liegt noch am Strand. Es wird später um 300 Dollar verkauft, während die Schiffsglocke noch einige Jahrzehnte als Kirchenglocke dienen darf. Sowohl Kilty, als auch Jackson werden von der Bevölkerung und dem Britischen Gouverneur herzlich willkommen geheißen – eine gute Voraussetzung für ihre beginnende missionarische Tätigkeit!
Die Statue steht neben der neuerbauten Kirche von Bintulu in Sarawak und wurde 1929 errichtet. Sie erinnert an das Kommen der ersten Missionare.