dance for you 39

Page 1

Essentials

for you! Tu

LUCINDA CHILDS 2M

P2

o tt Tu

M

o

P22

nc

rt

P9

Ne

Bia

ro

tto

Vo

AKRAM KHAN

ex

2

ROEL VOORINTHOLT INTRODANS

MÄNNER IM BALLETT II

S3

it

z

3M

3

p

ANGELIN PRELIOCAJ

Und dann tausend Jahre Ruhe

Dancer: Bradley Dreyer ©Sansha 2010

P40C

Bl

Hi-Ste

TRAUMROLLEN: Armand, La Sylphide, Onegin 39

www.danceforyou-magazine.com

NOVEMBER / DEZEMBER 2010 • ISSN 1613 - 8988

magazine

D € 4,50 • L € 4,50 • A € 4,70 • CH Fr.7,70 • HU 1600 HUF • RO 24 RON


Entdecken Sie Ihren ganz neuen und fabelhaften Roch Valley Online-Shop! www.roch-valley.de Home

Wir über uns

AGB

WAS TANZ BEWEGT

Größen und Farben

UND WIE GEFÄLLT IHNEN DAS? Bis zum 31. Mai 2011 kann DANCE FOR YOU MAGAZINE, zu günstigen Konditionen im Probeabo bestellt werden.

Tanzschuhe und Tanzbekleidung für Kinder und Erwachsene zu Top-Preisen

Zahlungsarten:

Kreditkarte

PayPal

Gerne nehmen wir Anfragen von Tanzgeschäften und Tanzschulen entgegen.

Banküberweisung

Ja, ich möchte DANCE FOR YOU MAGAZINE kennenlernen und bestelle 6 Ausgaben für nur 25 Euro, statt 35 Euro. Wenn ich DANCE FOR YOU nicht weiterlesen möchte, bestelle ich sie spätestens nach Erhalt der zweiten Ausgabe ab. Wenn ich weiterlesen möchte, erhalte ich DANCE FOR YOU zum Preis von 35 Euro (6 Ausgaben) pro Jahr. Frei Haus in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ich kann das Abo 6 Wochen vor Ablauf kündigen. Bestellungen ab sofort unter probeabo@danceforyou-magazine.com

www.danceforyou-magazine.com

© MIVI Verlag Foto: Peter Leutsch

Mit einer Ersparnis von 10 € für das Jahresabonnement wartet die neue Abo-Aktion auf.


Inhalt Contents 8.

10. 13. 14.

16.

contents

On the cover: La Morte del Cigno, Zachary Chant, Ch. Mauro de Candia © Hans Gerritsen

PEOPLE Abstrakt und Exakt. Interview mit Lucinda Childs anlässlich ihrer Premiere von STERREN&STREPEN in Arnheim INTRODANS - Damals und Heute. Interview mit Roel Voorintholt, Artistic Director von Introdans Interview mit Simona Noja, Leiterin der Ballettschule der Wiener Staatsoper “The notion of something bigger than us” - Akram Khan speaks about “Vertical Road” and the demands on his dancers

SPEZIAL Männer im Ballett (Teil II). Tänzer der Gegenwart über ihren beruflichen Werdegang und die Akzeptanz der Gesellschaft

20. Hand in Hand mit der Musik,

unermüdlich im Einsatz für den Tanz – Maija Plissezkaja zum 85. Geburtstag

25. SIXT SPEZIAL: Gibt´s denn da keine Freikarte?

DANCE FOR YOU FOR KIDS

28. Schwäne im Ballett

BÜCHER

30. Tamara Karsavina: “Diaghilev’s Ballerina”

BALLROOM

32. Stuttgarter German Open:

Bestes Tanzen und Weltniveau

GROSSE ROLLEN

35. TRAUMROLLEN:

Armand, La Sylphide, Onegin Fast jeder Tänzer träumt irgendwann von einer ganz bestimmten Rolle. Was reizt die Tänzer an dieser Figur? www.danceforyou-magazine.com

39


2

dance for you! magazine

Inhalt Contents Wo steckt die choreografische Herausforderung? Und wie fühlen sie sich dabei? In diese Ausgabe: Thiago Bordin, Hélène Bouchet, Rex Harrington

SZENE INTERNATIONAL

3-7.

Start-up

5.

Editorial

22-24. Kalender – Performance Diary 27.

Schulindex – School Directory

29.

Bücher und DVD´s

38. Die Apocalypse als Quelle der

Interpretation. Gespräch mit Angelin Preliocaj über seine Création 2010

41.

No ballet – aber viel innovativer Tanz aus aller Welt. Der 5. Internationale Choreografie-Wettbewerb Ludwigshafen

42. Jochen Ulrich´s Anna Karenina in Linz 43. ”Vuurvogel” à la Goecke, ein NijinskyBallett von Krzysztof Pastor und Nanine Linning als ihre eigene Interpretin

44. Introdans: Stars&Stripes. Van Manen, Childs, de Candia & Gisela Rocha

45. Stijn Celis „Undine“ in Essen 46. Nanine Linnings ”Madama Butterfly” als Tanzoper

47.

Molière und Henze: Das Ballett Hagen ehrt zwei Künstler zugleich

48. Faszinierend und bewegend: Akram Khans „Vertical Road“ bei der Ruhrtriennale

Inhalt-Fotos: Thomas Kirchgraber, Richard Haughton, Enrico Nawrath, Universum Film, NO Ballet, Kalle Kuikkaniemi, Hans Gerritsen, Foto Kühle, JC Carbone, Mario Perricone

Inserenten-Index Ausgabe 5/2010 Ballettschule Berna Uythof www.ballettschule-berna-uythof.de Ballett-Seminare Stuttgart www.ballettseminare-stuttgart.de Centre de Danse du Marais www.parisdance.com Dance Emotion Freiburger Akademie für Tanz www.danceemotion.de Dance Academy Skopje www.dancefestskopje.commk Roch-Valley Dancewear www.roch-valley.co.uk SANSHA Dancewear and shoes www.sansha.com Tanzbedarf www.tanz-bedarf.de Zurich Ballet – Heinz Spoerli www.zuercherballett.ch www.danceforyou-magazine.com


start-up

november / dezember 2010

3

Ariana Lallone

Pacific Northwest Ballet Artistic Director Peter Boal and Chairman of the Board Aya Hamilton have announced that principal dancer Ariana Lallone will be leaving the company at the end of the 2010-2011 season, following a 24-year career with PNB.

Looking back on a career filled with memorable performances in the finest classical and contemporary roles, it was difficult for me to make the decision to have this be her farewell season. Over the next nine months, Ariana will dance roles which she defined for PNB in works by Kylian, Duato, Tharp, Morris, Stowell, and Balanchine. Her career as a unique and accomplished ballerina is one for us to celebrate: Her fans are many for her onstage contributions, but she also deserves recognition for her tireless offstage advocacy and devotion to PNB. We will savor her performances this season and salute the extraordinary career of this powerful artist.”

Ismael Ivo Wie kaum ein anderer hat Ismael Ivo die Entwicklung des internationalen modernen und zeitgenössischen Tanzes mitgeprägt. Dass Brasilien das auch zu schätzen weiß, zeigt es nun mit einer großen Ehrung an den aus Brasilien stammenden Künstler: Am 2. Dezember 2010 wird Ismael Ivo, Tänzer, Choreograf, Mitbegründer des ImPulsTanz - Vienna International Dance Festival - und Direktor der Tanz-Biennale Venedig die höchste kulturelle Auszeichnung Brasiliens zuteil: Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva und Kulturminister João Luiz Silva Ferreira überreichen ihm im Teatro Municipal in Rio de Janeiro den Ordem do Merito Cultural do Brasil. Der 1955 in São Paulo geborene Ismael Ivo studierte erst soziale Studien, Psycholgie und Philosophie, ehe er 1976 parallel mit einer Tanzausbildung im Dance Center Ruth Rachou (São Paulo) begann. Seine Weltkarriere startete er 1983 am Alvin Ailey Dance Center in New York. 1984 rief er gemeinsam mit Kulturmanager Karl Regensburger die Internationalen Tanzwochen Wien ins Leben, die sich im Laufe der Jahre zum größten Tanzfestival Europas entwickeln sollten - ImPulsTanz. Zu seinen künstlerischen Höhepunkten zählen unter anderem seine Welterfolge “Francis Bacon” (1993) und “Othello” (1995), jeweils unter der Regie von Johann Kresnik, die Arbeit mit George Tabori in “Moses und Aron” sowie die gemeinschaftliche Choreografie und Tanzperformance mit Márcia Haydée in “Tristan und Isolde” 1999 und die Wiederaufnahme seiner Zusammenarbeit mit dem Pianisten Takashi Kako in “Apocalypse” www.danceforyou-magazine.com

Ismael Ivo ©MartaLamovsek

Ariana Lallone in Rubies, Ch. George Balanchine © The George Balanchine Trust.

The announcement was made during this evening’s Board of Trustees meeting. “On behalf of the board of PNB, it is with mixed emotions that we acknowledge Ariana’s final season at PNB,” said Ms. Hamilton. “Ariana is an extraordinary dancer, an earnest PNB advocate, and a true friend. We hope all of her many admirers will be with us throughout the season as we look for ways to honor Ariana’s glorious career and celebrate her truly unique imprint on PNB.” Lallone joined the PNB company in 1987 (after a year in Pacific Northwest Ballet School), and very quickly made her mark as a dancer with a “singular style,”. “Ariana Lallone is at the very core of Pacific Northwest Ballet,” said Mr. Boal. “As perhaps the most admired and identifiable presence onstage and off, we know that no one will match her contribution to our company.

unter der Regie von Ushio Amagatsu (2006). 1997 bis 2000 leitete er das Tanztheater am Deutschen Nationaltheater in Weimar. Seit 2005 ist er Direktor des Tanzfestivals im Rahmen der Biennale di Venezia. Ismael Ivo erhielt die erfreuliche Nachricht über diese Ehrung während der Proben für sein neues Stück mit der Compagnie des Teatro Castro Alves, Salvador Bahia, in Brasilien. Das Theater hat eine besondere Bedeutung für den Künstler: ebendort sah Alvin Ailey 1981 die Solo Performance des damals 26-jährigen Tänzers und bot ihm ein Stipendium im bekannten Alvin Ailey Dance Center in New York an - ein wesentlicher Schritt für seine weitere internationale Karriere. Ismael Ivo wird den Orden am 2. Dezember 2010 im Rahmen einer Zeremonie im Teatro Municipal in Rio de Janeiro persönlich überreicht bekommen.


4

start-up

dance for you! magazine

Jiri Kylián © Codarts

Forschungsprojekt Jiri Kylián bei Codarts in Rotterdam Ab September 2010 leitet der Choreograph Jiri Kylián mit einer Professur ein vierjähriges Forschungsprojekt bei Codarts (Universität der Künste, einschließlich der Rotterdam Tanz Akademie) in Rotterdam. Wissenschaftlich begleitet von Dr. Friederike Lampert und Dr. Désirée Staverman wird Kylián zusammen mit Künstlern aus verschiedenen Disziplinen eine breite Auswahl von tanzrelevanten Themen untersuchen. Das praxisgeleitete Forschungsprojekt soll nicht nur das Tanzwissen von Studenten und Dozenten von Codarts erweitern, sondern gleichzeitig die Ergebnisse für wissenschaftliche Interessen verbreiten. Es ist das erste Mal, dass ein renommierter Choreograph sich in dieser Weise mit einer Ausbildungsinstitution verbindet. Die Zusammenarbeit ist ein wichtiger Schritt für diese Kunstform und wird einen großen Einfluss auf die Tanzausbildung haben – nicht nur bei Codarts, sondern auch für die professionelle Tanzausbildung im Allgemeinen. Ziel des Forschungsprojektes – namens One Of A Kind – ist es, auf einen größeren Kontext von Tanz zu verweisen und diesen praxisnah zu vermitteln. Künstler und Theoretiker mit interdisziplinärem Hintergrund werden eingeladen, Workshops und Vorträge zu geben, um so ihr spezifisches Wissen auszutauschen. Themen, wie der Ausdruck des Körpers verschiedenen Alters, Stimme und gesprochenes Wort, Musik, Bühnenbild, Architektur, Kostüm, Photographie, Videokunst und Lichtdesign werden eingehend während des Forschungsprojektes untersucht. Das Projekt soll in Buchform und auf DVD dokumentiert werden.

Alen Bottaini Nach seinem Ausscheiden beim Bayerischen Staatsballett war und ist Alen Bottaini in Griechenland, Japan und China intensiv und erfolgreich tätig. Unter den Preisen, die ihm während der letzten Monate verliehen wurden, ist auch der Grand Prix Giuliana Penzi seiner Heimat Italien. Bereits zum zweiten Mal wurde Bottaini mit dem Premio Positano „Léonide Massine“ ausgezeichnet, der seit 1969 ausgelobt wird. In diesem Jahr gingen die Verdienstpreise (Premi al Merito) an Pasquale Ciciretti, Mary Falcade und Ertugrel Gjoni (allesamt Solisten am Teatro di San

Carlo), sowie Damiano und Paolo Mongelli (Solisten am Teatro dell’Opera di Roma). Die Preise für die künstlerische Bedeutung (Premi al Valore) wurden neben Bottaini an Thiago Bordin und Joëlle Boulogne (Hamburg Ballett), Oksana Kucheruk und Igor Yebra (Ballett der Opéra in Bordeaux), François Mauduit (Gründer der Compagnie Chorégraphique François Mauduit) und Vito Mazzeo, Primoballerino der Oper in Rom vergeben. Einen Spezialpreis erhielt Heinz Spoerli für sein choreografisches Werk. Vesna Mlakar

www.danceforyou-magazine.com

impressum ISSN 1613-8988 Herausgeber / Publisher: MIVI Verlag Mainberger Str. 12, 97422 Schweinfurt, Germany Tel: +49 9721/7309595 Fax: +49 9721/188001 www.danceforyou-magazine.com Redaktion / Editor: Mihaela Vieru, Isabell Steinböck redaktion@danceforyou-magazine.com Ständige Korrespondenten, Permanent correspondents: Jason Beechey, Judith Percival, Volkmar Draeger, Julia Gaß, Claudia Gass, Oliver Peter Graber, Dagmar Klein, Thomas Kirchgraber, Ute Fischbach-Kirchgraber, Michael Crabb, Marieluise Jeitschko, Lucia Lacarra, Christine Lehmann, Silvia Plankl, Vesna Mlakar, Stefan Sixt, Hartmut Regitz, Gunild Pak-Symes, Jane Simpson, Karin Schmidt-Feister, Nicolae Vieru, Hans-Theodor Wohlfahrt. Anzeigen/Advertising: ads@danceforyou-magazine.com Leser-Service, Info/ subscription, info Tel: + 49 9721/7309595; Fax: +49 9721/188001 E-Mail: info@danceforyou-magazine.com Abo online ganz einfach unter: www.danceforyou-magazine.com Abo & Service Erscheinungsweise / frequency: Jahresabonnement: dance for you magazine erscheint alle zwei Monate mit 6 Ausgaben pro Jahr. Das Jahresabo kostet 35,00 Euro (D), 45,00 Euro Europa und 55,00 Euro Welt. Die Kündigung beträgt 6 Wochen zum Ende des Bezugszeitraums, ansonsten verlängert sich das Abonnement um ein Jahr. Subscription: dance for you magazine is issued 6 times a year. One year subscription costs 35,00 Euro (Germany), 45,00 Euro Europe, 55,00 Euro World. The subscription may be cancelled 6 weeks before end of the year. Distribution: UMS Press Limited Verkauf und Abo: MIVI Verlag, Buch- und Zeitschriftenhandel, Hoser & Mende KG in Stuttgart, Leserauskunft GmbH, HARRASSOWITZ GmbH & Co. KG in Wiesbaden, UMS Press, Morawa (Wien, Österreich). Verbreitung im In-und Ausland. Distributed: national and international Druckunterlagen und Anzeigenschluss: der 10. des Vormonats vor Erscheinung Printing data and deadline for adverts: the 10th of the previous month Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages und unter voller Quellenangabe. Für eingesandte Manuskripte und Bildmaterialien, die nicht ausdrücklich angefordert wurden, übernimmt der Verlag keine Haftung. Die mit Namen gekennzeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Please do not send original photographic material by post. Photos sent by email need to be 300 dpi and should be clearly captioned in File Info. We cannot be held responsible for items which go astray in transit.

© MIVI Verlag • Alle rechte vorbehalten.


november / dezember 2010

Liebe Leser, wer an Balletttänzer denkt, hat hartes Training vor Augen, eiserne Disziplin und unbedingte Hingabe. An Diskriminierung oder Spießrutenlaufen in der Gesellschaft denkt man dagegen kaum. Schon gar nicht bei so wunderbaren Tänzern wie Mikhail Kaniskin, Leonard Jakovina oder gar dem Star-Intendanten, Vladimir Malakhov, vom Staatsballett Berlin. Doch so rosa-rot wie Ballett mitunter scheinen will, ist es in der Realität eben selten. Im Interview mit Volkmar Draeger ha-

Probably more than any other ballet, Petipa’s “Swan Lake” has been re-choreographed, revised, shortened and given an ending that suits the re-stager’s current production. Balanchine just had the swans run off at the end, while some directors have the Prince and the Swan Queen commit suicide together by jumping into the lake, while other versions have them destroy the evil sorcerer who cast a spell on the Princess who became a swan, and yet another ending found the Prince and swan disappearing into a cave. “Swan Lake,” as re-choreographed by Matthew Bourne for his all-male version (including 5 female roles) comes up with yet another ending. Bourne, the U.K.’s most popular choreographer-director, with this production created the longest run, won a five-time Olivier Award, a Tony Award and recently played 5 weeks in New York’s City Center Theater. The production is in its fifteenth year Bourne, with his U.K. and Edinburgh training, keeps to the classical pedagogy as a basis and retains the two most important pillars of the work: the Tchaikovsky score and the story line...somewhat altered, but there for all to remember the work as we have seen it all our ballet-going lives. There isn’t a pointe shoe in sight except for an excerpt for an excerpt “spoof” section. All have had impressive schooling in dance, with a disciplined performance of consistent training seen only in the Russian companies. The production starts out with the

ben diese Tänzer von ihrem Leben erzählt... Wohl fast jeder Tänzer träumt irgendwann von seiner Lieblingsrolle, in einem Stück, das ihn vielleicht sogar berühmt macht. Wir haben mit Thiago Bordin und Hélène Bochet vom Hamburg Ballett sowie mit Rex Harrington, ehemals Star des National Ballet of Canada, gesprochen und sie ihre Traumrolle beschreiben lassen. Wir wollten wissen, was technisch besonders anspruchsvoll ist, wo die Herausforderung steckt und wie sich die Tänzer dabei auf der Bühne fühlen.

Jahre wohl kaum vermutet. Jetzt ist ihr Werk „Dance“ wieder auf der Bühne zu sehen, rekonstruiert von Introdans in Arnhem. Mit dance for you sprach die Choreografin über den Einsatz medialer Technik im zeitgenössischen Tanz und über die Postmoderne der New Yorker Tanzszene.

Dass Lucinda Childs einmal weltberühmt werden würde, hätte man Ende der 1970er

Eine gute Zeit wünscht Ihre dance for you - Redaktion

Vielleicht proben Sie in Ihrer Ballettschule ja auch gerade an einem Weihnachtsmärchen? Dann lesen Sie doch Stefan Sixt´s Kolumne. Die spricht Ihnen bestimmt aus dem Herzen.

SWAN LAKE

birthday of the Prince, who is ready to choose a princess to this liking—and the queen-mother’s. Bourne introduces the birthday prince in his royal chamber, in a huge bed with hidden trap doors that support his delusion of an enchanted princess, the swan queen. The familiar Prince’s tutor (known as a private secretary in this production) was performed by Ashley Bain, whose Royal Ballet training gives him not only a mesmerizing presence in the role, but (like so many British performers) is someone with an impressive background in drama. But it is the overpowering entrance of 38 males dressed in feathered chaps with bare chests and shaved heads who are the swan corps that is retained in unforgettable memory. Bourne avoids being “cute” as some British choreographers seem to be, and presents his work in a straightforward manner.

www.danceforyou-magazine.com

The dancers are mature, dedicated and the production runs with a seldom-seen smoothness. Omissions include the ethnic dances, as they are omitted in so many productions, probably because “character dance” is seldom taught today. The interpolated scenes are contemporary, for the most part, amusing, when necessary and not distracting from the original premise of a new “take”on the classic. The ending? Ah yes. Bourne has his own ending and returns the Prince to his chamber with an indication that the Prince is a bit delusional. Never mind, we knew that all along. Next Bourne production will be “Cinderella” to commemorate the 70th anniversary of the London blitz coming up later this year. Marian Horosko (New York)

Matthew Bourne’s Swan Lake, Richard Winsor © Bill Cooper

editorial

5


dance for you! magazine

KEIN TANZ OHNE RAUM Der Münchner Kulturreferent Küppers hat ein Herz für den tänzerischen Nachwuchs. Vorbildlich unterstützt das Referat seit 3 Jahren die insbesondere durch einen Mietzuschuss, mit dem die Iwanson-Sixt-Stiftung einen Proberaum für den tänzerischen und choreographischen Nachwuchs finanziert. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Die Stadt München muss sparen. Und das, obwohl die Stiftung eine brillante Erfolgsbilanz vorzuweisen hat: Eine große Zahl von Aufführungen, Publikumszahlen wie sie im Tanz nur selten zu sehen sind, Präsenz auf internationalen Festivals, Wettbewerben – und eine gute Presse! Hochrangige Münchner Tanzpersönlichkeiten unterstützen Stiftungschef Sixt in seinem Bemühen, zumindest ab 2012 wieder eine Förderung zu erreichen. „Klar, dass auch wir beim Sparen helfen müssen; wir setzen die Isadorapreis-Verleihung um ein Jahr aus, bringen Eigenmittel auf und planen eine Benefizveranstaltung“ meint Sixt. „Aber auf die lange Sicht sind wir auf die Förderung angewiesen. Kein Tanz ohne Raum!“

Wayne McGregor

Acclaimed British choreographer ’s dynamic style and ground-breaking collaborative approach across dance, film, music, visual art, technology and science has seen him create an exceptional body of interdisciplinary works over the years. A Sadler’s Wells Associate Artist, his latest work FAR is performed at Sadler’s Wells from Wednesday 17 to Saturday 20 November, followed by a UK tour in Spring 2011. Inspired by the controversial Age of Enlightenment and by the 18th century French philosopher Diderot’s very first set of encyclopaedia, FAR mines an era that first placed ‘a body in question’. Ten company dancers from Wayne McGregor | Random Danceconfront the distortions, sensuality and feeling of the 18th Century’s searing contemporary sensibility, to a new, haunting score by the critically-acclaimed composer Ben Frost. Staged in a mesmerising environment of shadow and light designed by rAndom International and Lucy Carter, object and film designed by Moritz Junge and Ravi Deepres, FAR binds cutting edge design with choreography made from a radical cognitive research process.

Tzu-Chao Chou, The Australian Ballet © James Braund

Rising through the ranks

at The Australian Ballet

Change is in the air at The Australian Ballet, with Artistic Director David McAllister announcing a series of exciting promotions. An unprecedented 15 dancers have been elevated for the 2011 season, demonstrating the wealth of talent at the company. Juliet Burnett, Tzu-Chao Chou and Ty King-Wall are leading the charge, with all three set to become senior artists in the New Year. TzuChao has been dancing with The Australian Ballet since 2005. A Telstra Ballet Dancer Award nominee in 2008, he is known for his incredible jumps and athleticism onstage. Tzu-Chao was promoted to soloist in 2008 and worked closely with Wayne McGregor in 2009, dancing a major role in Dyad 1929. The youngest soloist to be promoted is Ty King-Wall, who joined the company in 2006 and has rapidly risen through the ranks. Promoted to soloist at the beginning of 2010, Ty also performed the principal role of Octavian in The Silver Rose and is currently vying for this year’s Telstra Ballet Dancer Award. Joining these dancers on the rise are Ben Davis, Amy Harris, Rudy Hawkes, Robyn Hendricks, Brett Simon, Jacob Sofer www.danceforyou-magazine.com

and Andrew Wright, who will all climb to the position of soloist from coryphée.

Ty King-Wall The Silver Rose © David Kelly

Wayne McGregor FAR © Random Dance

6


7

The Boston International Ballet Competition (BIBC)

8. Internationales Jugendtanzfestival in Berlin 16.02. 20.02.2011 Mehr als 600 junge Tänzerinnen & Tänzer aus 30 Nationen in Berlin! Der Tanzolymp wird immer größer: Waren es im Gründungsjahr 2004 noch 380 Teilnehmer, werden 2011 mehr als 600 junge Tänzerinnen und Tänzer in Berlin erwartet. Die ausgewählten Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen sowohl von staatlichen als auch von privaten Schulen und sind im Alter zwischen 10 und 21 Jahren. Im kommenden Februar erwarten uns Beiträge aus 30 Ländern. Zum ersten Mal dabei sind Tänzer aus Venezuela, Paraguay, Thailand und Malaysia. Das Festival gilt inzwischen unter Künstlern und Fachleuten international als „Börse“ für junge Talente. Hier treffen Intendanten auf Tänzer, Tänzer auf Förderer, Ausbildungsstipendien werden vergeben, Kontakte geschmiedet, zukünftige Karrieren entstehen. Höhepunkt und Abschluss des Festivals ist die Gala am 19. Februar 2011 im Admiralspalast Berlin. Der Abend ist ein Zusammenschnitt mehrerer Gewinner jeweiliger Kategorien, den schönsten Beiträgen der Wettbewerbstage. Neben den jungen Festivalteilnehmern treten internationale Stargäste der Berliner Ballettszene auf. Mehr Informationen unter: www.tanzolymp.com

NEW YORK CITY BALLET Since relocating to Lincoln Center in 1964, NYCB has begun its performance season in November with an annual Opening Night Benefit and performances of George Balanchine’s The Nutcracker™, followed by an eight-week Winter Repertory Season. Until 1994, NYCB also performed several weeks of repertory in November, prior to the start of the Nutcracker season, but the 2010 Fall Repertory Season will mark the first time the Company has performed at Lincoln Center during September and October, the traditional start of the cultural season in New York City. Following the Fall Repertory Season, which runs from September 14 through October 10, NYCB will next perform its annual holiday season of George Balanchine’s The Nutcracker™, from November 26 through January 2, followed by the Winter Repertory Season, January 18 through February 27, and the Spring Repertory Season, May 3 through June 12. During the course of the 2010-2011 season NYCB will perform 64 different ballets including 34 works by George Balanchine and 14 works by Jerome Robbins, NYCB’s co-founding choreographers. The season will also include seven works by NYCB’s Ballet Master in Chief Peter Martins, including his full-length staging of Tschaikovsky’s Swan Lake. Other choreographers represented during in the 2010-2011 season will include Benjamin Millepied, who will present a New York premiere during the Fall Repertory Season; acclaimed Broadway director and choreographer Susan Stroman, who will create a new work for the Winter Repertory Season; and Lynne Taylor-Corbett, who will create a new production of Kurt Weill and Bertolt Brecht’s The Seven Deadly Sins, featuring two-time Tony Award winner Patti LuPone in her New York City Ballet debut. In addition, the 2010-2011 season will also feature ballets by choreographers Mauro Bigonzetti, Wayne McGregor, Alexei Ratmansky, and Christopher Wheeldon. www.danceforyou-magazine.com

founded and directed by Valentina Kozlova added to its list of awards the Liepa Prize, named for Maris Liepa, legendary dancer, choreographer and teacher at the Bolshoi Ballet. The Maris Liepa Fund, directed by Liepa’s children Andris and Ilze, was established for the purpose of preserving and celebrating the beauty of classical ballet. Andris Liepa, former principal with the Bolshoi Ballet and one of the judges of the new BIBC, will present the award to an outstanding dancer of his choice. BIBC announces other special prizes: scholarships to ballet schools to be announced, and a contract with the Washington Ballet II, under the direction of Septime Webre, who will also act as a judge. The first BIBC will take place May 12-16 in John Hancock Hall, Boston, Massachusetts (USA). For more information please visit www.bostonibc.org

Wendy Whelan in Peter Martins’ Swan Lake © Paul Kolnik

Gewinner des Grand Prix 2010 Kim Myung Kyu Korea © Tanzolymp

november / dezember 2010


8

dancefor foryou! you!magazine magazine dance

ABSTRAKT UND EXAKT Interview mit Lucinda Childs anlässlich ihrer Premiere von STERREN&STREPEN in Arnheim Von Mihaela Vieru Ein sanftes Lächeln umspielt ihre Lippen, als sie mich mit ihren großen, tiefblauen Augen begrüßt. Die Choreografin wirkt beinahe irreal, wenn sie zwischen eine Schar IntrodansTänzer gleitet, die sich über ihre Probe angeregt unterhalten. Sie liebt es, sich schwarz zu kleiden, schlicht, elegant doch zugleich bescheiden. Lucinda Childs erarbeitet mit Introdans die Premiere „Dance“. Als das spektakuläre Werk zur Musik von Philip Glass mit dem Film/Dekor von Sol LeWitt im Jahre 1979 in New York uraufgeführt wurde, sprachen die dortigen Medien vom „Versagen“. Das Publikum war damals einfach noch nicht reif für ein solches Werk. Dennoch entwickelt sich die Choreografin zu einer herausragenden AvantgardeKünstlerin, als eine der wenigen Tanz- Legenden unserer Zeit. Nur kurze Zeit danach gewinnt sie ausgerechnet mit diesem Werk den beneidenswerten Guggenheim Award. Außergewöhnliche Arbeit leistet sie nicht nur im Tanz, sondern auch im Bereich von zeitgenössischer Kunst und Theater. Sie arbeitet mit den ganz Großen, kreiert für das Ballett der Pariser Oper, das Pacific Northwest Ballet, das Ballett der Deutschen Oper Berlin, das Lyon Opéra Ballet, Les Ballets de Monte-Charlo und das Bayerischen Staatsballett. Ihre legendären Kreationen werden am Theatre de la Ville in Paris gezeigt und auf dem DANCE Festival in München. Ihr Schaffen ist so immens, dass man hier kaum Platz hat, alles aufzuführen. Lucinda Childs beginnt 1963 ihre Karriere als Tänzerin und Choreografin als Mitglied des Judson Dance Theatre in New York. Nachdem sie 1973 ihr eigenes Ensemble gegründet hat, arbeitet sie zum ersten Mal mit Robert Wilson und Philip Glass als Tänzerin und Choreografin an der Oper „Einstein on the Beach“ in New York, an deren Wiederaufnahme 1984 und 1992 sie sich ebenfalls beteiligt. Da sie von experimentellen Arbeiten überzeugt ist, arbeitet sie verstärkt im Bereich der Oper, beispielsweise in Luc Bondys Inszenierung von Richard Strauss’„Salome“, in der sie für die Salzburger Festspiele choreowww.danceforyou-magazine.com


graphiert oder 1999 an Verdis „Macbeth“ für die Scottish Opera. Für die Inszenierung der Nederlandse Opera „Moses und Aaron“ arbeitet sie mit Peter Stein und führt 1995 für ihre erste Oper, Mozarts „Zaïde“, am Theater de La Monnaie in Brüssel Regie. Sie choreografiert und führt Regie für Wagners „Lohengrin“, in einer Inszenierung der Los Angeles Opera unter der musikalischen Leitung von Kent Nagano, in Glucks „Orfeo ed Euridice“ für die Scottish Opera, der Neuinszenierung von „Orfeo ed Euridice“ in Los Angeles und für „Parsifal“, 2004 am Grand Theatre de Genève. Eine außergewöhnliche Begegnung war die Zusammenarbeit mit dem legendären, russischen Tänzer Michail Baryshnikov, der ihr bei einem Dokumentarfilm-Projekt in New York hilft. Lucinda Childs ist nun zum wiederholten Male in Arnhem und erarbeitet gerade die Premiere von STERREN&STREPEN. „Ich habe schon 1993 für Introdans das „Concerto“ choreografiert“, erzählt sie mir in einem Interview, „und ich habe die Compagnie von Anfang an in mein Herz geschlossen. Die Tänzer haben eine hohe Bewegungsqualität, sind kreativ, inspirierend, eben etwas Besonderes.“ Mit Introdans rekonstruiert Childs in diesem Jahr ihre Choreografie „Dance“, ein Stück das vor allem von der eigenen New Yorker Compagnie getanzt wurde und für auswärtige Künstler schwer zu erlernen ist, denn „Dance“ ist ein Experiment mit Klang und Raum, ein Multimedia-Werk, eine Kombination aus Tanz, einer Video-Projektion des verstorbenen Künstlers Sol LeWitt und der Musik des Komponisten Philipp Glass. Es ist ein abstraktes Stück, das hinter einer Art Vorhang, einem transparenten Gewebe, aufgeführt wird. Die Projektion aus dem Jahr 1979 gibt exakt dieselben Bewegungen der Tänzer wieder. Angezogen in cremefarbenen Hemden, Hosen und Schuhen vollführen sie schnelle, athletische, exakte Schritte und Sprünge, die sehr viel Konzentration abverlangen Es scheint alles irreal zu sein und man verliert schon nach einigen Momenten die Beziehung zum Raum. Faszinierend! „Das Anspruchsvolle daran ist die Präzision. Die Tänzer müssen viel auswendig lernen, weil die Musik-Tänzer-Beziehung exakt konzipiert ist. Das erfordert Aufmerksamkeit, Ausdauer und ist technisch sehr schwer.“ Meinen Sie, dass der Einsatz von Technik im Theater das Medium/Mediale erweitert oder kann es auch sein, dass es vom Tanz selbst ablenkt? In diesem speziellen Fall richtet sich die Technologie vollkommen auf die Synchronisation mit den Tänzern auf der Bühne. Für mich war das die Idee für mein Dekor, die Tänzer sollten das eigentliche Dekor sein. Wir wollten nicht nur einfach Tanz mit Visueller Technologie

9

stilistischen Qualitäten, die seine persönliche Identität im Tanz wiedergibt. Ich möchte auf keinen Fall, dass die heutigen die damaligen Tänzer imitieren. Sie sollen sich frei bewegen und sich eine dynamische Interpretation aneignen. Die Qualität der Bewegung durch verschiedene Interpreten schafft eine Ebene dynamischer Spannung zwischen Choreograf und Tänzer. Dies kann selbst neue Werke inspirieren und – ebenfalls - neue Stile definieren. Stil ist keine Qualität der Übereinstimmung, sondern ein Aspekt, der ein Werk von einem anderen unterscheidet. Haben Sie jemals etwas in Ihren Werken vermisst? verbinden, das hätte kein Sinn gemacht, sondern wir wollten etwas Neues, Anderes, außerhalb der bisherigen Tanz-Inszenierungen auf einer Bühne erschaffen. Was bedeutet Tanztheater für Sie und wie betrachten Sie Ihre Arbeit in Bezug zur Post-Moderne? Meine Arbeit ist von Anfang an sehr konzeptuell und komplex gewesen, und auf jeden Fall abstrakt. Es gab schon in den sechziger Jahren eine wichtige New Yorker Strömung im Tanz: experimentellen Tanz, minimalistische Bewegungsart oder auch die PopArt Bewegung. Sehr individuell, mit einer klaren Richtung und mit einem neuartigen Verständnis für die Bewegung. Ohnehin war und ist New York das Mekka der Tanzkompagnien. Dort gibt es alles, jede Inspiration, die man überhaupt finden kann. Sie haben bei Merce Cunningham studiert... Er war mein wichtigster Lehrer, den ich in den 60-er Jahren am Sarah Lawrence College hatte. Der Begriff der Postmoderne kommt von ihm. Er war die große Inspiration für alle post-modernen Choreographen wie mich. Ich wurde damals in die Compagnie des Judson Dance Theatre aufgenommen. Für Cunningham war es äußerst wichtig, dass sich die Tänzer auf die Arbeit in der Compagnie fokussierten und nicht als Choreografen an anderweitigen Projekten arbeiteten. Er ermutigte mich insofern, meine Arbeit als Choreografin anzunehmen und fortzuführen. Was charakterisiert Ihren choreografischen Stil? Das ist eine interessante Frage. Sagen wir so: In der Videoprojektion von „Dance“ führen die Tänzer dieselben Bewegungen und Schritte aus, wie die Tänzer auf der Bühne. Musikalisch gesehen, sind sie genau synchronisiert. Jedoch wenn man es analysiert, ist der Stil der heutigen Tänzer offensichtlich unterschiedlich zu dem der Tänzer auf der Leinwand. Jeder Tänzer hat seine angeborenen, www.danceforyou-magazine.com

Dann hätte ich sofort aufgehört (lächelt). Nein, absolut nicht. Jedes Werk, das ich geschaffen habe, ist eine Reflektion des Moments, in dem ich es gemacht habe. Ich wollte als nächstes immer etwas anderes schaffen, als das Vorherige. Welche Entwicklungen haben Sie in der Welt des zeitgenössischen Tanzes im Laufe der Zeit beobachtet? Es gibt eine ganze Menge positiver Entwicklungen. Insbesondere von der Ästhetik her möchte ich William Forsythe erwähnen. Er ist insofern sehr wichtig, weil sich durch ihn viel in der Tanzwelt geändert hat. Von modern bis postmodern und ‚post-post-modern „, wenn Sie so wollen. Ich war so beeindruckt, als ich seine Werke das erste Mal sah. Durch das Idiom des Balletts eine so gewaltige, kreative Kraft im zeitgenössischen Tanz zu entwickeln, das ist fantastisch! Im modernen Tanz könnte man Anne Teresa De Keersmaeker nennen. Arbeiten Sie an etwas Neuem? Ja, an einer neuen Kreation „Reflektions“ für einige Tänzer vom Bolshoi Ballet; für Introdans ebenfalls in nächstem Jahr auch eine neue Premiere. Für das Ballet de Nice, das Ballet de Marseille und das Ballet du Rhin choreografiere ich 2013. Und noch viel mehr… Dance © Hans Gerritsen

Lucinda Childs © Hans Gerritsen

november / dezember 2010


10

dancefor foryou! you!magazine magazine dance

EINZIGARTIG UND INNOVATIV INTRODANS Damals und heute Interview mit Roel Voorintholt, Artistic Director von Introdans

von Mihaela Vieru

I

m Herzen Arnhems beheimatet, ist Introdans in den vergangenen 40 Jahren fest mit der Struktur der Stadt verwachsen. Man kann sich diesen Ort kaum noch ohne seine dynamische, innovative Kulturstätte vorstellen. „Wenn wir über die Geschichte von Introdans sprechen, denken wir momentan zuerst daran, dass unsere Compagnie im kommenden Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiert“, sagt der Künstlerische Leiter der Compagnie, Roel Voorintholt, während er mich freundlich in sein Büro weist. Ich mache einen ersten Schritt und bleibe staunend vor der Tür stehen: Ein heller, überaus farbig-freundlicher Raum offenbart sich. Das Interieur, das eine besondere Wärme ausstrahlt, ist von einer überwältigenden Pop-Art Farbzusammen-

stellung: Ästhetische Lebenswirklichkeit ist hier auf einzigartige Weise mit Kunst verbunden. Der Schreibtisch ist voll gestellt mit klar geordneten, von Hand gefertigten Glaskugeln aller Art und Farben, an der Wand hängt ein High Tech Fernsehen. Die weichen, abgerundeten Designer-Möbel treffen auf grafische, kontrastreiche Farbflächen der Wände; die langen, fließenden Gardinen sind mit Blumen besetzt und man könnte schwören, sie sind echt. Man kann das „Kreative“ förmlich spüren. Die Geschichte von Introdans beginnt in den 1971/72-er Jahren, als der Choreograf und Tanzpädagoge Ton Wiggers die Idee hat, in Arnhem eine Ballett- Compagnie zu gründen. Damals war die Struktur der niederländischen

www.danceforyou-magazine.com


11

RoelVoorintholt © ErwinOlaf

Tanzwelt wenig ausgewogen: Es gab das Het Nationale Ballet, das Nederlands Dans Theater und das Scapino Ballet, durchaus bewährte und hochgeschätzte Compagnien. Im Osten des Landes existierte allerdings nichts dergleichen. Damals unterrichtete Ton Wiggers an der Arnhem Dance Academy Bühnentanz und Tanzpädagogik. Zusammen mit Hans Focking, der eine Theateragentur in Arnhem besaß, gründet er 1971 das „Studio L.P.“, den Vorgänger von Introdans. Die Compagnie leistet harte Pionierarbeit, gastiert vor allem in Schulen der Region, abends laufen dann die Auftritte im Theater. Von Anfang an ist es das Ziel, Tanzkunst einer möglichst breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Nach jahrelanger, mühsamer Arbeit, ohne Unterstützung öffentlicher Mittel oder Sponsorengelder, droht die Auflösung des Unternehmens. Erst 1979, nach unendlich viel Lobby-Arbeit, erhält die Compagnie Zuschüsse der Landesregierungen von Gelderland und Overijssel sowie dem niederländischen Staat. Die Compagnie zieht in ein größeres Gebäude und der neue Name setzt sich durch: „Introdans“, abgeleitet von „Einführung in den Tanz“. Als Erstes beschließen die Leiter der Compagnie, Gastchoreografen einzuladen. Nils Christe, Ed Wubbe, Hans Tuerlings oder Hlif Svavarsdottir sind nur ein paar Namen aus dieser Zeit zu Beginn der 1980er Jahre.

Spektrum an Theater-und Bildungsaktivitäten bietet, die weit über die regionalen Grenzen hinausgehen. Über 100 000 Zuschauer im Jahr (darauf kann eine kleine Compagnie durchaus stolz sein) mit mehr als 150 Vorstellungen pro Jahr kann Introdans heute vorweisen. Tourneen führen die Compagnie durch Europa, Südkorea, New York (Broadway), Buenos Aires (Teatro Colón), Tallinn (Nationaloper) und Mexiko City (CENART / Teatro de las Artes). Und: Introdans ist die erste ausländische Compagnie, die auf der Bühne des Moskauer Bolshoi-Theaters steht.

Sie kreieren erfolgreiche Choreografien und Introdans gewinnt endlich seine verdiente, künstlerische Anerkennung. 1984 erhält die Compagnie den „Theater Critics ‚Award“ für die innovative Rolle, die sie innerhalb der niederländischen Ballettszene spielt. Die Compagnie wächst, verändert sich und erhält eine eigene Abteilung für die Jugend. „Introdans Interaction“ organisiert fortan zahlreiche Workshops und Projekte an Schulen. Mittlerweile hat sich Introdans zu einem großen Unternehmen entwickelt, das mehr als 70 Personen beschäftigt, und ein breites

Roel Voorintholt : „Ich kam 1982 als Tänzer zu Introdans. Im Laufe der Zeit ist die Nachfrage nach Aufführungen stetig gestiegen. Das konnte eine Compagnie alleine nicht mehr bewältigen. Da ich bereits pädagogische Erfahrung hatte, fragte mich die Künstlerdirektion, ob ich neben meiner Tätigkeit als Tänzer auch eine Nachwuchs - Compagnie leiten könnte. Ich nahm die Herausforderung gerne an, arbeitete kreativ und mit Begeisterung. Bald stellten renommierte Choreografen, wie Conny Janssen, Jirí Kylián, Hans van Manen, Nacho Duato und David Parsons ihre Werke für Jugendballette zur Verfügung, wodurch wir unglaublich viel Erfolg ernteten. Was mich mit Freude erfüllt, ist, dass wir während der Jahre hier in Arnhem und den ganzen Walkoffame, Ch. Gisela Rocha © Introdans, Photo Hans Gerritsen

Compositie, Ch. Hans van Manen © Hans Gerritsen

november / dezember 2010

www.danceforyou-magazine.com


12

dance for you! magazine

Walkoffame, Ch. Gisela Rocha © Introdans, Photo Hans Gerritsen

Niederlanden, besonders unter jungen Leuten, sehr viele treue Zuschauer gewinnen konnten, die uns bis heute begleiten und begeistert unterstützen. Was unterscheidet Introdans von anderen Compagnien? Roel Voorintholt lächelt: „Das ist nicht so einfach zu erklären. Aber ich denke, es sind unser ausgewähltes Repertoire und die Tänzerpersönlichkeiten. Sie kommen von überall aus der Welt, aber sie sind wirklich etwas Spezielleres, sie passen eben zu Introdans. Sie werden mit Freude von unserer Compagnie angenommen und bleiben meist für viele Jahre bei uns. Dabei müssen sie präzise sein, in dem, was sie darstellen, und alle Tanzrichtungen beherrschen. Nehmen Sie die Werke, die wir jetzt gerade aufführen. Die avantgardistischen Kreationen von Lucinda Childs oder die extrem modernen Werke von Gisela Rocha, die den Tänzern eine hohe Vielseitigkeit abverlangen. In den Stücken müssen die Tänzer singen, schauspielern und improvisieren können. Ich würde sagen, das Bemerkenswerte an Introdans ist, dass jedes Mal andere, neue, dynamische Werke präsentiert werden, die von vielseitigen internationalen Choreografen kreiert werden. Es ist nie dasselbe Programm. Außerdem achten wir hier sehr auf das Image der Compagnie, legen viel Wert auf Qualitätsmarketing, haben eine eigene Mediengestaltung und ein super Team kompetenter Fotografen.“ Welche Ziele verfolgen Sie noch? „Schauen Sie, am Anfang, waren hier nur etwa 5 Tänzer, heute umfassen die HauptCompagnie und das Introdans Ensemble for Youth mehr als 40 Tänzer! Renommierte Choreografen, wie zum Beispiel Lucinda Childs, lieben unsere Compagnie und kreieren eigens für sie neue Werke. Unglaublich! Sicher, es sind viele Erwartungen, die ich stelle, an mich und an die Compagnie. Tatsache ist, dass uns die finanzielle Krise auch im Kunstbereich einen Streich spielt. Ich hätte zum Beispiel sehr gerne ein Orchester gehabt, das wäre ein großer Fortschritt gewesen. Aber ich denke, die eigenen Ambitionen sollen nicht das Maß an gesundem Menschenverstand überragen. Man sollte langsam und kontinuierlich wachsen.“ Introdans leistet eine bemerkenswerte Arbeit, ist kreativ, dynamisch, einfach inspirierend. Durch die junge Compagnie ist ein idealer Weg gefunden, um auch junge Leute fürs Tanzen zu begeistern, gleichzeitig bietet Introdans ein qualitativ hochwertiges, künstlerisches Programm für Erwachsene – eine Compagnie, die Sie gesehen haben sollten!

www.danceforyou-magazine.com


Simona Noja © Künstlerarchiv

november / dezember 2010

Interview mit Simona Noja Der Anfang in Wien war beruflich erfolgreich, doch Zuhause habe ich mich nicht wirklich gefühlt. Böse Briefe haben mein Leben schwer gemacht. Zwei lange Jahre hat es gedauert, und dann wurde ich auch von den Wiener Fans akzeptiert! Obwohl Sie Wien als Lebensmittelpunkt wählten, haben Sie die Verbindung zu Rumänien nie verloren und setzen sich auch für den rumänischen Ballettnachwuchs intensiv ein, wofür Sie auch mit dem Titel „Chevalier“ und weiteren Auszeichnungen geehrt wurden. Welche Projekte unterstützen Sie in Rumänien? Sehr geehrte Frau Noja, seit September dieses Jahres haben Sie die Leitung der Ballettschule der Wiener Staatsoper übernommen. Doch dürfen Sie vor allem auch auf eine erfolgreiche Karriere als Erste Solistin verweisen. Welches sind die wichtigsten Stationen Ihres künstlerischen Weges und woran erinnern Sie sich am liebsten? Mein Debut mit 18 Jahren in den Hauptrollen von Schwanensee in meiner Heimatstadt ClujNapoca war mein erster großer Erfolg und der Beginn einer 20 Jahre umspannenden Karriere als 1.Solotänzerin. Die Silbermedaille beim Jackson Wettwettbewerb 1990 eröffnete mir unerwartete Möglichkeiten, im Westen zu tanzen. Der Jahre in der Deutschen Oper am Rhein unter Heinz Spoerli erinnere ich mich als eine harte Schule. Eine der schicksalhaftesten Begebenheiten dieser Zeit war das Zusammentreffen mit Bill Forsythe und eine langjährige und inspirierende Zusammenarbeit mit ihm. Das doppelte Engagement ab 1995 in der Wiener Staatsoper (unter Renato Zanella) und der Deutschen Oper Berlin (unter Ray Barra) hat mir die Chance gegeben, alleine in der ersten Spielzeit 12 Premieren in Wien und zwei in Berlin zu tanzen. Ich wollte damals alle klassischen Rollen, sowie Stücke aus dem dramatischen Ballettrepertoire (wie z.B. von Cranko und MacMillan) tanzen, neue Stücke mit Choreografen kreieren und auch viel gastieren, reisen. In den darauf folgenden 10 Jahren kann ich sagen, dass es mir auch gelungen ist. Wie sind Sie zum Ballett gekommen? Ich war Mitglied der Rumänischen Olympischen Turnmannschaft, hatte einen sehr gut trainierten Körper und die schöne Perspektive ein Turnstar zu werden. Mein Traum war Nadia Comaneci! Eines Tages, während einer Ballettvorstellung im Nationalen Opernhaus von Cluj, fiel ich einer Ballerina auf, die meinen Vater überredete mich ins Ballett zu bringen. Das war 1978. So hat es begonnen. Ich war 10 Jahre alt und traurig, mir ein so langweiliges Training wie das Exercise antun zu müssen, ohne Saltos und Geräte... Und noch trauriger war meine Enttäuschung nie eine Nadia Comaneci werden zu können. Wie waren die Anfänge und was waren die Höhepunkte in Wien?

Ich unterstütze dort alles was, mit Tanz zu tun hat, speziell den hoch talentierten Nachwuchs. Im Anschluss an Ihre Karriere als Erste Solistin der Wiener Staatsoper haben Sie am Wiener Rennweg zusammen mit Boris Nebyla das Projekt „dancearts“ (www.dance-arts.at) ins Leben gerufen, das mit eigenem Theater und Kinderballettensemble sowie aufgrund seiner renommierten Lehrkräfte und Ausstattung zu den ersten Adressen der privaten Tanzausbildung in Österreich/Mitteleuropa zählt. Wie kam es dazu und wie ist die Situation des Unternehmens aktuell? Mein Mann und ich wollten mit jungen Leuten arbeiten und gemeinsam mit diesen neue Wege für den Unterricht des klassischen Balletts entdecken. Unsere Ersparnisse sind dort eingeflossen, unsere Zeit und Arbeit auch. Sicher klopft man sich selber auf die Schulter, wenn man es schafft alle SchülerInnen und StudentInnen mit bestandenen staatlichen Reifeprüfungen zu belohnen! Der Umstieg von der aktiven Bühnenkarriere zu einer erfüllenden Tätigkeit „danach“ ist ein ebenso schwerer wie entscheidender in jedem Ballettleben, der vielen Kolleginnen und Kollegen sehr zu schaffen macht und von wenigen so souverän und vorbildlich gemeistert wird, wie von Ihnen. Können Sie unseren Leserinnen und Lesern ein „Rezept“ verraten, wie dieser ganz spezielle Pas gelingen kann? Wenn man mit sich selbst ehrlich ist, findet man auch den richtigen Weg! Eine Familie um sich herum zu haben, der man vertraut, ist sicher auch von Vorteil! Das geht aber nicht wie „Hokus-Pokus“ – also von heute auf morgen quasi wie durch Zauberei. Darüber soll man sich schon in früheren Jahren Gedanken machen. Eine glückliche Beziehung, Kinder, Freunde helfen einem sehr dabei, einen neuen Horizont zu schaffen. Altersdynamik zu akzeptieren, ist ein gesunder und für mich erfreulicher Lernprozess. So viel geschafft zu haben und sich dennoch auf Neues hin orientieren zu können, ist doch etwas Wunderbares, oder? Zu Ihren vielfältigen Tätigkeiten – die sich dadurch wie man vermuten darf sicherlich verändern werden – kommt nun die Leitung der Ballettschule der Wiener Staatsoper hinzu. Wie

13

von Oliver Peter Graber

sieht Ihre Vision für die Zukunft der Institution aus? Unser Ziel ist es, die Begeisterung und Leidenschaft der Kinder für den Tanz zu wecken und zu pflegen. Diese sollen zu professionellen, technisch und kreativ qualifizierten Tänzern ausgebildet werden sowie zu geschätzten Botschaftern des Tanzes heranwachsen. Ich sehe die Ballettschule der Staatsoper als eine qualitativ starke und leistungsorientierte Schule mit Motivation zur Kreativität, zu Engagement und Eigenverantwortung. Wie ist die Verbindung zwischen dem Ballettensemble der Wiener Staatsoper und der Ballettschule der Wiener Staatsoper organisiert? Eine Weiterführung des bewährten Praktikums in der Staatsoper und Volksoper in Form unserer „Theaterklasse“, sowie das Ansteigen der Anzahl der an der Staatsoper und Volksoper sowie renommierten Kompanien aufgenommenen Absolventen der Schule ist vorgesehen. Eine weitere wichtige Kooperation besteht mit dem Gymnasium Boerhaavegasse in Wien; dies ermöglicht es den Schülern auch zu einem mit Matura (Abitur in Österreich, Anmerkung der Redaktion) abgeschlossenem Studium zu gelangen. Das große Thema Wettbewerbe: Sollte es in Wien einen internationalen Ballettwettbewerb, vergleichbar dem Niveau von Lausanne, geben? Wien hätte das Potenzial einen renommierten Wettbewerb zu etablieren. Ich wäre bereit, es zu unterstützen! Was würden Sie Eltern raten, deren Nachwuchs sich für Ballett als Lebensweg entschieden hat? Ich würde ihnen raten den Kindern die freie Wahl zu überlassen! Wenn die Kinder das Talent und Potential haben und das Berufsleben des Tanzes von Herzen ausüben wollen, dann ist es die Aufgabe der Eltern, sie dabei voll zu unterstützen. Wie beurteilen Sie die gegenwärtigen Berufschancen am Sektor Ballett? Je nachdem von welchem Blickwinkel man schaut... Ich habe ein gutes Gefühl! Um zum Anfang unseres Gespräches zurückzukehren: Es wäre wunderbar, Sie doch wieder einmal auch als Solistin auf der Bühne zu erleben – dürfen wir entsprechende Hoffnungen hegen? Man soll die Hoffnungen nie aufgeben! Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!


14

dance for you! magazine

“The notion of something bigger than us” Akram Khan speaks about “Vertical Road” and the demands on his dancers

Akram Khan © by Rankin

By Isabell Steinböck

www.danceforyou-magazine.com


november / dezember 2010

Vertical Road is a powerful, fascinating, strong peace which seems to be full of spirituality, of religion in the way of buddhism - about rebirth, from stone to angel. Is that right? Yes, to a degree. It is a piece that I very deliberately approached in a more abstract way, as opposed to a literal way. So the concept of rebirth, from stone to angel, is present somewhere floating in the work and maybe it was more present, and concrete an idea in the actual process and making of the work, and now what‘s left is the residue of the idea. Whether it is very clear to an audience... well, that is for them to say. But there were so many starting points and images, that I suppose what was left was a collage of those initial ideas. Do you want to focus on religion, to keep god in mind of the spectator? No, because the second one uses the word ‚God‘, the piece loses its purpose. It was through reading a little about Sufism, that I realised, that to give a name to an idea, is to imprison the very notion that something beyond us exists. As human beings, we are constantly striving to solidify, define, restrain an idea or a belief, and to even restrain the notion of faith, rather than to just have faith in faith. So, I had no intentions to put ‚god‘ directly into the piece, but preferred rather the notion or suggestion of ‚something bigger than us‘ existing within our lives, also because I did not want to trap myself in many questions the word ‚God‘ conjures up, i.e. Which God are we talking about? What does God look like? Does God really exist? etc...

15

I have no idea because the rules or the manual book for what makes a good dancer is constantly changing and evolving depending on the subject matter of the work. However, I suppose there are some hard and fast rules, which are more instinctively embedded in me, when choosing a dancer. One is that they must be technically strong. Second, they must be able to speak to me through their bodies, not by moving through shapes, but by remaining pretty still. So I can see if they can carry the message through their body consistently and not only reveal the message when they move, (which is most often the case with dancers). Third, they have to be open to sharing and collaborating their creative ideas with me and the team, otherwise, I have no use for them, except to just use their bodies as mechanical instruments and I have no desire to work like that. How did you get the idea to create a piece about human beings and their way to (a kind of) god? I suppose it is my own personal questions that I have constantly revolving around my head and life, that sparked the urge to explore those questions through making a piece. Is spirituality permanently present in your work, in your life? I would like to think it is. (see the review on page 48)

A pathway, simply that! Did you speak with the dancers about religion? Yes, to a certain extent, but it was more to clarify and reconfirm to the dancers, that this was exactly what I wanted to avoid at all costs, to avoid to represent any specific religion. That was the bottom line! What kind of qualifications does a good dancer for you need to have?

www.danceforyou-magazine.com

Fotos: Vertical Road © Richard Haughton

What means religion (Buddhism/Sufism) for you personally?


16

dancefor foryou! you!magazine magazine dance

M채nner im Ballett (II)

www.danceforyou-magazine.com


männer im ballett

17 Vladimir Malakhov und Michael Bahnzaf in Caravaggio, Ch. Mario Bigonzetti © Enrico Nawrath

november / dezember 2010

TÄNZER DER GEGENWART ÜBER IHREN BERUFLICHEN

WERDEGANG UND DIE AKZEPTANZ DER GESELLSCHAFT

Rainer Krenstetter in Sylvia, Ch. Frederick Ashton © Enrico Nawrath

Von Volkmar Draeger

Schier unübersehbar ist heute weltweit das Heer an männlichen Tänzern. Für die meisten von ihnen ist der Beruf ihr Traumjob. Für die wenigsten jedoch erfüllt sich der Jobtraum vom großen Geld, von Ruhm und langer Karriere. Im Film oder Video ist das eher möglich. Fred Astaire, der Charmeur im Tap-Rhythmus, John Travolta, Musical-Hero in „Saturday Night Fever“ und „Staying Alive“, Patrick Swayze, unvergessener Mambo-König in „Dirty Dancing“, Michael Jackson, Zeus im Olymp tanzender Popstars, verdanken den Medien auf Zelluloid-Basis ihre Unsterblichkeit. Den Kollegen vom Bühnentanz stehen perfekte Kameraführung und raffinierte Schnitttechnik nicht zu Gebote, sie müssen sich jeden Abend live zeigen, erreichen kein Millionenpublikum und erst recht nicht Massen an kauf- und hingabewilligen Teenagern. Dennoch hat sich der Mann auch auf der Tanzbühne eine mehr als respektable, nicht nur im Sinn des klassischen Kanons gemeinte Position erarbeitet. Kraft, Ausdauer, Tempo, Geschmeidigkeit, Eleganz, virtuoses www.danceforyou-magazine.com

Draufgängertum, Risikofreudigkeit, furiose Athletik und – möglichst – Attraktivität vom naturbelassenen Scheitel bis zur nimmermüden Tanzsohle sind Eigenschaften, die man vom überregionalen und sogar lokalen Star erwartet: eben den konfektionierten Roberto Bolle. Keine leichte Bürde für die tanzenden Herren der Schöpfung, ein hoher Anspruch auch an ihre Ausbildungsinstitute. Wie fühlt sich der Balletttänzer anno 2010, wie lebt er, wie reagiert seine Umgebung auf den noch immer mit dem Ruch des Absonderlichen behafteten Beruf? Was reizt ihn am Tanz und wie hält er sich fit für eine möglichst lange Laufbahn bei immer härterer Konkurrenz, ins Artistische reichenden Anforderungen seitens der Choreografen und – nicht zuletzt – der Zuschauer? Sechs Tänzer des Staatsballetts Berlin, alle zugegebenermaßen in privilegierter und daher nicht ganz typischer Situation für ihren „Durchschnitts“Kollegen, geben darauf sehr persönliche Antwort. Wohl fühlen sich einmütig alle in


Dinu Tamazlacaru in Die Bajadére © Enrico Nawrath

Mikhail Kaniskin in Die Bajadére © Enrico Nawrath

18 dance for you! magazine

www.danceforyou-magazine.com


männer im ballett

In unserem „Schwanensee“, erzählt Mikhail Kaniskin, Absolvent der Bolschoi Ballettschule Moskau und der John Cranko-Schule, zehn Jahre im Stuttgarter Ballett, seit 2007 Erster Solotänzer in Berlin, tanzt Siegfried rund 80 Minuten, ehe Odette die Szene betritt: Heute zeigt fast jeder, was früher nur Baryschnikow konnte. Bei vielen Choreografen sieht er den Mann exponiert, so Tetley, Béjart, Bourne, dessen „Schwanensee“ auf rein männlichem Fuß lebt. Und kontert Fragen mit russischer Sprichwörtlichkeit. Man könne nicht jeden Tag Kartoffeln essen, meint, dass Frauen und Männer gleichwertig auf der Bühne stehen. Berufsalternative wäre Arzt gewesen wie die Großmutter: Sie rettete Leben, wir Tänzer retten Seelen. Als Philosophen unter den Choreografen nennt er Neumeier, die Arbeit mit ihm an der „Kameliendame“ war seine größte Erfahrung. Viel schlafen, wenig rauchen und trinken sind sein Jungborn. Ähnlich sorgenfrei argumentiert Dinu Tamazlacaru, der am Moldawischen Ballettgymnasium, dann am Wiener Konservatorium studierte. Im Unterschied zu den 1950ern tanze man heute sauberer, flexibler, achte mehr auf Stretching und Linie. Vom Herzen müsse kommen, was man auf der Bühne zeigt. Hart war die Ausbildung daheim in Moldawien, von 100 Bewerbern wurden 15 genommen, alle 12 Jungen seiner Klasse sind im Ausland. Als Sohn einer Folkloresängerin erbte er deren Musikalität, spielte Klarinette und Flöte, eher ihn der Tanz magnetisch anzog. Jeder Schritt ist dort ein Wort, müsse etwas bedeuten. Spazieren mit der Freundin ist Hobby, die jährliche Blutuntersuchung Gesundheitsprophylaxe. 80 Prozent der Menschen seiner Umgebung wundern sich, wenn er vom Beruf erzählt; viele, aus dem Haus, der Bank, hat er in Vorstellungen eingeladen – für die meisten ihr erster Ballettbesuch, dem bald weitere folgten. Technik darf nicht Selbstzweck werden, fordert auch er. Nachdenkliche Töne schlägt Solotänzer Leonard Jakovina an. Als zentrale Figur bei der Emanzipation des Tänzers sieht er Rudolf

Nurejew, seither sei der Mann nicht mehr nur „Schlepper“. Noch in „Les Sylphides“, daheim getanztes Juwel im „heiligen Museum“, kommt nur ein Mann vor. Sein Geschmack sei das nicht mehr, ihn reize die Darstellung. Und da liegen ihm besonders die dunklen, vielschichtigen Charaktere. Ob der Mann auch Spitzenschuhe trage, wurde er schon gefragt, dabei sei der heute, inhaltlich verstanden, tragende Säule vieler Stücke. Erschütterndes hat er in der Kindheit erlebt. Vier Jungen gegenüber 150 Mädchen gab es in der heimatlichen Ballettschule Zagreb, von den Männern seiner Umgebung fühlte er sich gehetzt, wurde ausgelacht, ging nicht mehr zur Schule, wollte aufhören. Die Mutter, Designerin und Malerin, bestärkte ihn in seinem Talent, half ihm, bis 1997 als letzter Junge zu bleiben. Als ins Nationaltheater, wo die Schüler für gewöhnlich probten, eine Bombe einschlug, befand er sich im Bus, konnte sich unter einer Brücke verstecken. Fast 30 Tänzer machte der Krieg zu Invaliden. Ein Stipendium eröffnete Leonard mit 15 den Weg an die Bosl-Stiftung in München: Respekt erfuhr er dort, verliebte sich in den Beruf, fand Freunde, „die schönste Zeit“. Per Nachtbus fuhr er regelmäßig nach Hause und erwarb dort das Abitur: zur Sicherheit. Nach kurzem Engagement am Bayerischen Staatsballett wechselte er nach Berlin, war dort zu seinem Erstaunen für einen Darsteller-Preis nominiert. In Deutschland fühle er sich frei, in Kroatien schäme er sich oft zu sagen, als was er arbeite. Ähnliche Erfahrungen hat Federico Spallitta, Gruppentänzer im starken Aufwärtstrend, gemacht. Italien sei in Nord und Süd gesplittet.

Während der Norden, woher der gebürtige Turiner stammt, geistig aufgeschlossener ist, gebe es im Süden nach wie vor Diskriminierung: als Tänzer und Schwuler. Er habe Freunde, die sich noch immer mit dem „Schutzschild“ einer „Freundin“ wappnen, wenn sie in den Süden fahren. Seit er fünf war, wollte er zur Verblüffung der Mutter Tänzer werden, liebt Oper und Sprachen, geht gern in Karaoke-Bars. Mit 17 ging er von zu Hause fort: Die Lehrerin seiner Privatschule empfahl ihm eine professionelle Ausbildung. Die erhielt er zusammen mit zwei Freunden an der Ballettakademie München – ohne jegliches Heimweh. Ich will tanzen, lautet sein Credo. Den Beruf nennt er Leidenschaft, nimmt zur Vorbereitung auf das Training am Floor Barre genannten Aufwärmungsprogramm teil, das Kollegin Najda Saidakova anbietet. Die

www.danceforyou-magazine.com

19

Tänzerin steht für Schönheit, der Mann soll das Publikum „crazy“ machen, etwa in der Coda, sagt er. Auch der, dem das über zwei Dezennien gelingt, Intendant Vladimir Malakhov, weiß Gegensätzliches zu berichten. An der 13-Minuten-Variation des Prinzen in Nurejews „Dornröschen“ macht er die heutige Stellung des Balletttänzers fest, sieht die Funktion des Mannes auch darin, die Partnerin vorteilhaft zu präsentieren. Diskriminierung habe er, einer der raren Weltstars des Tanzes, nie erfahren. Dass man fürs Tanzen Geld bekommt, macht seinen Neffen staunen, ob er auf dem Eis, im Zirkus oder Varieté tanze, fragen ihn Fremde. Als Knabe, so erinnert er sich, habe er selbst in der Ballettschule als zu feminin gegolten, sei von Mitschülern geschlagen worden. Bis heute könne er mit dem Vater nicht über sein Schwulsein reden, wohl aber mit der Mutter. Wie alle interviewten „Schützlinge“ lebt er leidlich gesund, ohne Kaffee, aber mit Süßigkeiten, unterzieht sich einmal jährlich einer Darmreinigungskur. Jeder müsse im Beruf sein Unverwechselbares finden, ermutigt er junge Tänzer: Ballett ist eine Kunstform, in der, wer kreativ ist, auch so etwas wie Philosophie entdecken kann.

Dinu Tamazlacaru in Les bourgeois © Enrico Nawrath

ihrem Beruf. Auch wenn die Öffentlichkeit Ballett noch immer mit Tütü und Spitzentanz, den Tänzer mit feminin, schwul, rosa assoziiert, meint Solotänzer Rainer Krenstetter. Nach der Ausbildung in der Heimatstadt Wien mit mehreren Wettbewerbspreisen, so in Lausanne, gewann er ein Zusatzjahr in der Royal Ballet School London, lernte früh, sich auf der Bühne zu bewähren. Entsprechend umfangreich ist sein Repertoire, dank ökonomischem Umgang mit dem Körper fiel er nur einmal länger aus. Wie der Idealtänzer auszuschauen hat, dafür sieht er kein Richtig oder Falsch, wenn nur die Handlung nicht durch ein Zuviel an Virtuosität überdeckt wird.

november / dezember 2010


20

dance for you! magazine

Hand in Hand mit der Musik, unermüdlich im Einsatz für den Tanz

Maija Plissezkaja zum 85. Geburtstag

H

ingabe zur Kunst, eine eiserne Disziplin bis in die Fingerspitzen und ein von Temperament sprühender Charme voller Ernsthaftigkeit: Niemals ist Maija Plissezkaja sich selbst – oder der „Rolle“ ihres Lebens, ihrer Lebensaufgabe „Tanz“ untreu geworden. So ist es ihr gelungen, ihre phänomenale Karriere als eine der herausragendsten und einzigartigsten russischen Starballerinen, von den Anfängen in den 1940er Jahren am Bolschoi-Theater bis hin zu dem sowjetischen Regime abgetrotzten internationalen Erfolgen, ins hohe Alter fortzuführen. Immer wieder kann man ihre hochaufgerichtete, schlanke Gestalt, z. B. in von Mariss Jansons dirigierten Konzerten, an der Seite ihres Mannes – des Komponisten Rodion Shchedrin (*1932) – ausmachen. Die Musik und das Ballett prägten sie von frühester Kindheit an. Und so manch märchenhafter oder mythischer Bühnenfigur verhalf Maija Plissezkaja mittels ihrer – für damalige Zeiten! – brillanten Technik, gewaltigen Sprungkraft und individuellen Ausdrucksstärke zu Wahrhaftigkeit und Ausstrahlung. Saint-Saëns Sterbender Schwan, den sie laut Aufzeichnungen mehr als 20 000 Mal verkörperte, machte sie weltberühmt. Ihre Interpretation von Béjarts legendärem Boléro (Ravel) 1975 – da war sie 50 – jedoch zeigte, wie wenig sie sich trotz aller Treue zur russischen Tradition des Bolschoi in ein Korsett purer Klassik sperren ließ. Gegen heftige Widerstände setzte sie moderne Choreografien durch, und das kommunistische Russland verdankte ihr die Akzeptanz von Roland Petits und Maurice Béjarts Schaffen. Von Stalin beklatscht, von Chruschtschow gepiesackt und von Putin verehrt, überwand Maija Plissezkaja im Namen der Tanzkunst die politischen und künstlerischen Grenzen ihres Heimatlandes. Flucht kam für sie nicht in Frage. Überlegungen, sich nach dem Fall des eisernen Vorhangs in Paris niederzulassen, schlug sie in den Wind. Seit 1991 lebt sie (allerdings nicht ausschließlich) in München.

Plissezkaja trainierten unter seiner pädagogisch großartigen Obhut. Aber auch die Schwester der Mutter, Sulamith Messerer, gehörte zur Bolschoier Ballettkompanie. Sie war es auch, die Maija betreute, während ihre Mutter Rachel von 1938 bis 1946 im Gefängnis festgehalten wurde. Der Vater Plissezki stammte aus Gomel und trat 1918 der kommunistischen Partei bei. 1938 – Maija war gerade mal 13 Jahre alt – wurde er in Stalins Auftrag von Tschekisten erschossen (20 Jahre später, zur Zeit des Chruschtschowschen „Tauwetters“ posthum „wegen des Fehlens eines Tatbestandes“ rehabilitiert). Auch Maijas Bruder Alexander Plissezki schlug die Tänzer- und Ballettmeisterlaufbahn ein. Der für seine Community Dance- und Education-Projekte berühmte Brite Royston Maldoom ist ihm einmal am Flughafen von Arequipa (Peru) begegnet … „Vorbelastet“ – in doppelter Hinsicht – bestand Maija Plissezkaja 1934 die Zulassungsprüfung für den Eintritt in die Moskauer Choreographische Lehranstalt unter dem damaligen Schuldirektor Viktor Alexandrowitsch Semjonow, ehemals Premier danseur des St. Petersburger Marien-Theaters und einer der ersten von Agrippina Waganowa ausgebildeten Tänzer. Die Abschlussfeier in ihrer Schule am 21. Juni 1941 fiel auf den Vortag des Kriegsbeginns zwischen Hitler-Deutschland und der Sowjetunion Stalins. Zwei Jahre später, nach Beendigung ihrer Ballettausbildung, wurde Maija Plissezkaja mit Auszeichnung am Bolschoi aufgenommen und bekam ein 10m2 großes Zimmer in einer Kommunalwohnung des Theaters an der Schtschepkinstraße 8 zugeteilt. Diese Adresse behielt sie bis 1955.

1951 feierte das Bolschoi-Theater 175. Jubiläum und Maija Plissezkaja wurde mit dem Titel „Verdiente Künstlerin der Russischen Föderation“ ausgezeichnet. Nach ihrer Heirat mit Rodion Shchedrin am 2. Oktober 1958 zog sie in eine Wohnung am Angetan hat es ihr „der OrdKutusow-Prospekt. Als sie dann ab nungssinn und Fleiß“ der DeutEnde der 1950er Jahre wiederholt schen. In ihrer Heimat, deren auf Auslandstourneen geschickt Sprache sie – zwar Weltbürgerin wurde (der persönliche Verdienst – nach wie vor an erster Stelle pro Vorstellung betrug 40 Dollar), zu sprechen pflegt, wurde ihr als musste ihr Mann quasi als Pfand Primaballerina Assoluta der Sta- Maja Plissezkaya mit Vladimir Putin in November 2002 © quelle privat daheim zurückbleiben. So eroberte tus eines „nationalen Heiligtums“ sie New York (1959), Paris (1961) und zuerkannt. Und das, obwohl sie 1993 die spanische Staatsangehörig- England (1963) im Sturm. Zurück in Moskau wurde ihr 1964 die höchskeit annahm. Gemeinsam mit der 31-jährigen Tänzerin Tamara Rojo te Auszeichnung für Künstler in der Sowjetunion verliehen: der Lenin(ab 2000 Erste Solistin des Royal Ballet in London) wurde ihr Ende preis. Eine Filmaufzeichnung (DVD VAI 4264) gibt davon Zeugnis. MaiJuni 2005 der mit 50 000 Euro dotierte Prinz-von-Asturien-Preis in der ja Plissezkajas Stärke lag unzweifelhaft in der Rollengestaltung. Der Sparte Kunst verliehen. Plissezkaja und Rojo setzten sich damit gegen Tanz, die Entwicklung einer Bühnenpersönlichkeit und die darzustelFavoriten wie den Architekten Frank Gehry, den Dirigenten Claudio lende dramatische Aktion stellen für sie eine untrennbare Einheit dar, Abbado und den Regisseur Steven Spielberg durch. Im Rahmen ei- die mittels virtuoser Beherrschung der Balletttechnik (schau-)spielener zu ihrem 80. Geburtstag im Moskauer Kreml ausgerichteten Gala risch gemeistert werden muss. Viele namhafte Choreographen haben tanzte sie noch einmal die von Béjart zu ihrem 50. Bühnenjubiläum im Ballette für sie kreiert, die 1972 mit Anna Karenina (nach Tolstoi; DVD Jahr 2000 kreierte Bach-Miniatur: „Ave Maya“. VAI 4286/neu VAI 4496) selbst zu choreographieren begann. In den 1980er Jahren folgten Die Möwe (nach Tschechow; DVD Arthaus MuMaija Michailowna Plissezkaja wurde am 20. November 1925 als sik 101 477) und Die Dame und das Hündchen – alle zur Musik von Enkelin einer litauischen Familie in Moskau geboren. Ihre Mutter, Rodion Shchedrin. Bis heute gibt Maija Plissezkaja ihre Geheimnisse Rachel Messerer, war von Beruf Filmschauspielerin, verdiente sich ihr und ihre unbändige Liebe zum Tanz in ausgesuchten Meisterklassen Geld aber auch als Telefonistin, Registratorin in einer Poliklinik oder an jüngere Generationen weiter. Und sie wäre nicht Maija ohne die selbstständige Masseurin. Assaf Messerer, Maijas Onkel, war ein her- Feststellung: „Natürlich sind meine Sprünge nicht mehr so hoch, aber vorragender Tänzer und ersann zahlreiche technische Tricks, womit er die alte Kraft spüre ich immer noch.“ den virtuosen Stil des klassischen männlichen Solotanzes vorantrieb. Ballettlegenden wie Ulanowa, Wassiljew, Maximowa und die junge Vesna Mlakar www.danceforyou-magazine.com


WAS TANZ BEWEGT

Sie finden DANCEFORYOU nicht in jeder Buchhandlung. Möchten Sie UNS erst einmal kennenlernen? Kein Problem: Dafür haben wir das Probe-Abo geschaffen. Sie erhalten zwei DANCE FOR YOU - Ausgaben und zahlen nur eine. Senden sie uns eine E-Mail an: probeabo@danceforyou-magazine.com

www.danceforyou-magazine.com www.danceforyou-magazine.com

21

© MIVI Verlag Foto: Peter Leutsch

november / dezember 2010


22

dance for you! magazine

KALENDER - PERFORMANCE DIARY

NOVEMBER-DEZEMBER 2010

11/12

Deadline für die Ausgabe Januar-Februar 2011: 5. Dezember 2010 Infos bitte an performance@danceforyou-magazine.com senden

Deutschland Bayerisches Staatsballett www.bayerisches.staatsballett.de 9.11 : Artifact 21,22,26,28.11 : Mein Ravel 3,6.12 : Onegin 5.12 : Ballett Gala 10,13.12 : 100 Jahre Ballets Russes 17,20,25.12 : Dornröschen Staatsballett Berlin www.staatsballett-berlin.de 7.11: La Peri 11,19,26.11 : Shut up and Dance ! Reloaded 6,9,11,17.11;22.12 : Caravaggio 10,12,-14,18.11 : Malakhov & Friends 10,13,21,26,28.12 : Der Nussknacker Theater Bielefeld www.theater-bielefeld.de 5.11 : Reise in Verborgene Theater Bremen www.theaterbremen.de 20,28.11 : Flash Mob Staatstheater Braunschweig www.staatstheater-braunschweig.de 21,28.11 : Bingo? Stadttheater Bremerhaven www.stadttheaterbremerhaven.de 12,14,20,27.11;5,11,26,28.12 : Das Nussknackerspiel Theater Chemnitz www.theater-chemnitz.de 6,12,21.11;16,20.12 : Sheherezade Deutsche Oper am Rhein – Ballett am Rhein www.deutsche-oper-am-rhein.de 3,4,8,11,17,18,22,26.12 : b.06 14,15,21,29.12 : b.02 Staatstheater Darmstadt www.staatstheater-darmstadt.de 21,24.11;10,19,30.12 : Ulrike Mainhof Anhaltisches Theater Dessau www.anhaltisches-theater.de 19,27.11;25.12 : Der Widerspenstigen Zähmung

6,10,13,19.11 : h.a.m.l.e.t - die geburt des zorn 14.11 : Marius Petipa –Meister de Klassischen Balletts 5, 26, 27.12 : Mozart

12.11 : Geschichte vom Soldaten / Carmina Burana 4.12 : Die Schöne und das Biest 12,13.12 : Der Nussknacker – Eine Weihnachtsgeschichte

6,21,22.11 : Antigone 10.11 : Giselle 13,28.11 : Carmen 18.11 : Die Bremen Stadtmusikanten 27.11 : Frauen-Männer-Paaren

Aalto Ballett Theater Essen www.theater-essen.de 13,24.11 : La Sylphide 28.11 : Tanzhommage an Queen

Ballett der Staatsoper Hannover www.oper-hannover.de 6,14,20.11;10.12 : Ein Sommernachtstraum 10.11;5,15,18.12 : Ein Stück Zeit / Walking Mad 26.11; 3,13,17,23,26,30.12 : Der Nussknacker 27.11;21.12 : Seven Up

Tanztheater Städtische Bühnen Münster www.stadttheater.muenster.de

Landestheater Eisenach www.theater-eisenach.de 27.11 : The Best of Karlheinz 10,19.12:Rapsodie Espagnole The Forsythe Company www.theforsythecompany.de 18-20,24-27.11;2-4.12 : N.N.N.N. / Neuproduktion / Wolf Phrase 9-12.12 : Yes we can’t Theater Freiburg www.theater.freiburg.de 6.11 : pvc.Engel der Verzweiflung 13,14,21.11 : pvc – Little Pig 19,26.11 : Cindarela Gauthier Dance www.theaterhaus.com Theater & Philharmonie Thüringen Bühnen der Stadt Gera www.tpthueringen.de 5,9.11;5,11.12 : Warum Frauen Klüger sind und Männer es nicht haben wollen 18.12 : So nah 28.12 : Menschensohn Staatstheater am Gärtnerplatz www.gaertnerplatztheater.de 12,14,16,20,26,28.11 ; 9,12,16,26.12 : Der Nussknacker Stadttheater Gießen www.stadttheatergiessen.de 13.11 : c’est la vie 7, 20.11 : Gershwin – vom Big Apple nach Paris

Sächsische Staatsoper Dresden www.semperoper.de 10,12,15,17,19.12 : Dornröschen

Hamburg Ballett www.hamburgballett.de 9,19.11 : Fließende Welten 20.11 ; 22, 26.12 : Weihnachtsoratorium 5,7,10,12.12 : Chopin Dances 18,23,28,31.12 : Der Nussknacker

Theater Dortmund www.theaterdo.de

Opernhaus Halle www.opernhaus-halle.de

Theater und Orchester Heidelberg www.theaterheidelberg.de 10-16.12 :Die Beschenkten – Bibel III Badisches Staatstheater Karlsruhe www.staatstheater.karlsruhe.de 20,24.11;3,9,11,14,17,23,25.12 : Der Nussknacker - Eine Weihnachtsgeschichte Ballett Kiel www.theater-kiel.de 6,12,26.11;31.12 : Crazy for You Theater Krefeld Mönchengladbach www.theater-krefeld.de 6,9,11,19,28.11; 2.12 : Casanova 14,23-26,30.11; 1,6-11,13,14,16-18,20-22,25.12 : Prinz Rama Oper Leipzig www.oper-leipzig.de 5,14,17.11;1,18,22,26,30.12 : Chaplin Theater Magdeburg www.theater-magdeburg.de 11,16,23.12 : Der Nusskancker ballettmainz www.staatstheater-mainz.de 5,10,12,15,17,18,20,23,26,27.11 : in 48 Nationaltheater Mannheim www.nationaltheater-mannheim.de 12.11;11.12 : Film Noir 7,18.11 : Bang on it 27.11;6.12 : Frida Kahlo 4,5,10.12 : Full Bloom Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin www.theater-schwerin.de

www.danceforyou-magazine.com

Theater Nordhausen www.theater-nordhausen.de 12,20,27.11;5,26.12 : Cindarella Nordharzer Städtbundtheater www.harztheater.de 5,12.11;4,10.12 : Romeo und Julia 28,30.11;6,12,14,19,25,26.12 : Dornröschen Theater Osnabrück www.theater.osnabrueck.de 7,12.11 : Bacon 3,4,8.11 : Dance for Nature 27.11;10.12 :Dolby Pfalztheater Kaiserslautern www.pfalztheater.de 11,20,27.11 : Rossini 13.11 : Schwanensee fabrik Potsdam Internationales Zentrum für Tanz und Bewegungskunst www.fabrikpotsdam.de 5.11 : Mad of cup of Tea 26-28.11 : Dances for non / Fictional Bodies Theater im Pfalzbau www.theater-im-pfalzbau.de 13.11 : AileayII 15.11 : Beautiful Thing 17.11: Air Lines 27,29.11 : Creaiton 2010 –Apokalypse 4.12 : Orbo Novo Theater Pforzheim www.theater-pforzheim.de 20,26.11 : Best of Ballett Theater Regensburg www.theaterregensburg.de 6,8,9,24,25.11;28,29.12 : Die Geschichte Lilith 27.11 : Inter.AIDS Tanzgala Saarländisches Staatstheater www.theater-saarbrücken.de 14,25,28,30.11 : Casa Azul 4,23,31.12 : Silent Mov(i)e


november / dezember 2010

Stuttgarter Ballett www.stuttgart-ballet.de 5,7.11 : Neumeier/Mcgregor/Elo 18,21,23,26.11: Leonce und Lena Schleswig Holsteinische Landestheater www.sh-landestheater.de 20.11;5,11,14,20,29 : Der Glöckner von Notre Dame Tanzhaus nrw www.tanzhaus-nrw.de 6.11 : Laboratory Dance Project 7.11 : Young Korean Choreographers’ Night 12.11: Germaine Acogny / Compagne Jant Bi Theater Ulm www.theater.ulm.de 5,7,10,14,16,19.11 : Maria de Buenos Aires Theater Vorpomen www.theater-vorpommern.de, 6,14.11 : 4+1 die Elemente 9.11 : Sechs Tanzstunden für sechs Wochen 19,28.11 : Der Nussknacker 20.11 : Ballett Benefiz Gala 12-15.12 : Dornröschen Tanzspeicher Würzburg www.tanzspeicherwuerzburg.de 27.11.2010 : „gegenwartsmoment „ work 2 „bordered“ Tanztheater Wuppertal www.pina-bausch.de Nov / Dez : On Tour

Österreich Ballett der Wiener Staatsoper und Volksoper www.dasballett.at 5,7,10,18,21.11 : Juwelen der Neuen Welt 25,30,31.12 : Die Fledermaus St.Pölten Festspielhaus St. Pölten www.festspielhaus.at 3,4.11 : Le Group Grenade : Le Sacre Innsbruck: Tiroler Landestheater und Orchester GmbH Innsbruck www.landestheater.at 6,12,14,24.11;17.11: Georg Trakl 4,11,30.12 : Ladies und Gentlemen : Bolero Landestheater Linz www.landestheater-linz.at 7,9,15,17,20,23.11;4,16.12 : Anna Karenina

Belgien Brussels Kaaitheater www.kaaitheater.be 12,13.11 : Journey Home 16,17.11 : For Edward Krasinski 2,3.12 : Doo 10-12.12 : Big Girls do big Things

23

21-13.12 : The Song Royal Ballet of Flanders www.koninklijkballetvanvlaanderen. be 19,20,24,26,27.11 : Artifact 15-19.12 : Swan Lake

Canada Compagnie Marie Chouinard www.mariechouinard.com On Tour National Ballet of Canada www.national.ballet.ca 11-14,17-20.11 : Cinadrela 24-28.11 : Chroma & Serenade & Emergece 11.12.15-19,21-24,28-30.12 : The Nutcracker Les Grands Ballet Canadien de Montreal www.grandsballets.com 5-7.11 : Leonce et Lena 10-14.11 : Jumeaux 1-4,8-11.11 : Hymn to the Universe 11,12,16,18,19,22,23,26,27,29 : Case Noisette 27-29.12 : Alea Canto

Dänemark The Royal Danish Theater www.kglteater.dk 26.11-19.12 : Sleeping Beauty

Danceforyou_93x133.qxp:Layout 1

11.10.2010

18:49 Uhr

England The Royal Ballet www.roh.org.uk 3,6,9,10,12,15.11 : Sylvia 20,27.11;2,3,9,13,17,21, 28,29,31.12 : Cindarela 14,16,18.12 : Peter and The Wolf / Tales of Beatrix Potter 20,23,24,30.12 : Les Patinateurs / Tales of Beatrix Potter English National Ballet www.ballet.org.uk 10-30.12 : The Nutcracker Rambert Dance Company www.rambert.org.uk On Tour Birmingham Royal Ballet www.brb.org.uk 24.11-12.12 : Cindarela Sadler‘s Wells www.sadlerswells.com 9-13.11: Rambert Dance Company 12-13.11 : Independent Ballet Wales 17-20.11 : Wayne McGregor/ Random Dance 25-26.11 : Jasmin Vardimon Company 30.11-23.01.2011 : Matthew Bourne’s Cindarela Scottish Ballet www.scottishballet.co.uk Dez.- On Tour : Cindarella

AUDITIONS HEINZ SPOERLI’S ZURICH BALLET 4 December 2010 / 22 January 2011, 14.00 h www.zuercherballett.ch

www.danceforyou-magazine.com

Seite


24

dance for you! magazine

Estonia

16,18,19,29,30,31.12 : Swan Lake

Estonian National Opera www.opera.ee 3.12. : The Nutcracker

Aterballetto www.aterballetto.it On Tour

Finnland

Niederlande

Finnisch National Opera www.operafin.fi 5,9,11,13,24.11: Blood Wedding & Sheherezade 19,21.11 : Swan Lake 4,7,9,13-16,21,26,28,30.12 : The Nutcracker and the Mouse King

Amsterdam Het Nationale Ballett www.het-ballet.nl 9,14,16,18-24,26,28-31.12 : The Sleeping Beauty

Alexanders Theatre Helsinki www.nomadi.fi 17,19-24.11 : Summer details

Frankreich Aix-en-Provence Centre Choréographique National www.preljocaj.org On Tour Maison de la danse www.maisondeladanse.com 6.11 : Ballet de Perm 17-20.11 : Israel Galvan 18-20.11 : A.Lachaise / V.Golubev 24-28.11 : Ballet de Geneve 2-4.12 : Jean Claude Gallotta 7-12.12 : Eifman Ballet 7.11.12 : Th.Guerry/ C.Rocailleux 16-18.12 : Perrine Vali Marseille Ballet National de Marseille www.ballet-de-marseille.com on Tour Paris Ballet de L´Opera www.opera-de-paris.fr 7.11 : Paquita 13,29.11;2,5,10,12,13,15, 16,18,21,23,24,26,27,29.12 : Swan Lake 10-12,14,15,17,19,23,24,29.12 : Balanchine/ Brown / Bausch Strasbourg/Mulhouse/Colmar Opera National du Rhin www.opera-national-du-rhin.com 17-21.11 : Empty Spaces Theatre du Capitole www.theatre-du-capitole.org 23-26.12 : Alice au pays de Merveille Malandain – Ballett / Biarritz www.malandainballett.com 5.11 : Mozart a 2 6.11 : Pas de 2 Le portrait de L’ínfante 20,21.11 ;1,11,14,17,21,22.12 : Romeo&Juliette 27.11;4.12 : Magifique – Tchaikovski Suites

Italien Mailand Teatro alla Scala www.teatroallascala.org

Arnheim Introdans Ensemble for Youth www.introdans.nl on Tour Maastricht Theater aan het Vrijthof www.theateraanhetvrijthof.nl 12.11 : We should be dead 19.11 : Love Dolls 2-9.12 : Holland 15.12-8.01 : Synthetic Twin Rotterdam Scapino Blallet www.scapinoballet.nl 7.12-20.01 : Twolls at the Opera 18-20.12 : The Nutcracker to Stuttgart Portugal National Ballet of Portugal www.cnb.pt on Tour

Polen Teatr Wielki-National Opera www.teatrwielki.pl 27,28.11;5,18,21-23.12 : Cindarella 4,8,9.12 : Alpha and More / When you end Ibegin…/In search of colours / Alpha Kryonia Xe

Rumänien Opera Națională București www.operanb.ro 13.11 : Simfonia Fantastică 14,27.11 : Visul unei nopti de vară 18.11 : Frumoasa din pădurea adormită 21.11 : Seara Balanchine 5.12 : Crăiasa zăpezii 24.12 : Spărgătorul de nuci 26.12 : Magazinul de păpuși

Russland Mariinsky Ballet www.mariinskiy.com 6, 8.11 : Don Quixote 8,10.11 : Romeo and Juliet 11.11 : One act ballets 13.11 : La Sylphide 16.11;1,16.12 : Cindarella 20,26.11 : La Bayadere 21,24.12 : Swan Lake 15,29.09;6.10 Spartacus 17.09 : Ballet Gala 18.09 ;3,16.10 : Swan Lake

27,28.11 : The Little Humpbacked Horse Bolshoi Ballet www.bolshoi.ru 5,6.11 : Romeo and Juliet 12.11 : Spartacus 16.11 : Esmeralda 4.12 : Chipollino 12,17,19,29,30,31.12 : The Nutcracker 22,23,25,36.12 : Serenade/ Rubies / Herman Scherman Spanien Teatro de Madrid www.teatromadrid.com 12-19.11 : Festival Inter. Madrid en Danza 26.11-8.12 : El Corazon Compania National de Danza www.cndanza.mcu.es On Tour

Schweiz Theater Basel www.theater-basel.ch 6.11 Jubiläumsabend 10,17,28.11;3,9,14,19.12 : One of a Kid Kurtheater Baden www.kurtheater.ch 18.11 : Tasten 5.12 : Schwanensee Theater St. Gallen www.theatersg.ch 13,14,16,21,23.11 : Scenes of nothing Lausanne Theatre Sevelin 36 ch www.theatresevelin36 23,24,28.11 ;8-10,17-19.12 : Je veux bien vous croire Bejart Ballet Lausanne www.bejart.ch On Tour Compagnie Linga www.linga.ch On Tour Geneva Grand Theatre de Geneve www.geneveopera.ch Zürich Opernhaus www.opernhaus.ch 7,18,28.11;3.12 : Falling Angels / Il giornale della necropli / Le Sacre du Printemps 21.11 : und Mied den Wind

Schweden The Cullberg Ballet www.cullbergballet.se On Tour Göteborg Ballet www.opera.se 10-13.11 :Dance on Tour Royal Swedish Ballet

www.danceforyou-magazine.com

www.operan.se 5;6,9,11,19,24,30.11;2,3.12 : Manon 11,14,16,30.12 : The Nutcracker

Türkei Ankara State Opera and Ballet www.dobgm.gov.tr Antalya State Opera and Ballet www.dobgm.gov.tr

USA New York City Ballet www.nycballet.com 26-28,30.11;1-5,7-12,14-24,2631.12 : The Nutcracker Cedar Lake www.cedarlakedance.com On Tour Pacific Northwest Ballet www.pnb.org 5-14.11 : All Tharp The Georgia Ballet www.georgiaballet.org 3-5.12 : The Nutcracker Miami City Ballet www.miamicityballet.org On Tour

Ungarn Nationales Tanztheater Budapest http://www.dancetheatre.hu 5.11;18.12 : Homo Ludens 6.11 : The Dance Master 7.11;30.12 : 1001 Years 9,14.11;5.12 : Aunt Holle 10.11 : Carmina Burana 11.11 : Carneval 12,21.11;3,29.12 : Romeo and Julia in Jerusalem 13.11 : Barrica Rustico – The Four Season 15,30.11 : Sleeping Beauty 16.11 : Peter und der Wolf 17.11 : Dance Steps 19.11 : Carmen 25.11;8,19,27.12 : The Nutcracker 26.11 : Twins 2.12 : Connection 10.12 : Eternal Circle 15.12 : Flabbergast Bolero

Australien The Australian Ballet www.australianballet.com. On Tour

Neuseeland Royal New Zealand Ballet www.nzballet.org.nz On Tour


september / oktober 2010

100 ballet class every week

Centre deD anse du Marais 41 Rue du Temple, Paris 75004 mail : info@parisdanse.com Tel: +33 1 42 77 58 19 Programs on www.parisdanse.com

ANZEIGENSCHLUSS FÜR DIE AUSGABE JANUAR - FEBRUAR ERSCHEINT ANFANG JANUAR 2011

10 ADVERTISING DEADLINE FOR OUR JANUARY/FEBRUARY ISSUE PUBLISHED BEGIN OF JANUARY 2011

DEZEMBER

www.danceforyou-magazine.com ads@danceforyou-magazine.com

www.danceforyou-magazine.com

25


dance for you! magazine

„Gibt‘s denn da keine Freikarte?“ „Gibt‘s denn da keine Freikarte?“ fragt der Vater der Tochter, der Sie gerade mit größter Mühe versuchten, die letzten Schritte für die Vorstellung beizubringen und die Sie ermahnten, nur ja keine Ohrringe zu tragen und nicht ins Publikum zu winken.

Stefan Sixt Spezial

26

Welche Freikarte? - Na ja, meint der Vater, ich dachte, meine Tochter tanzt ja mit. Normalerweise ist das doch so am Theater, dass die Darsteller immer Freikarten bekommen. Oder? Und fürs Ballett, bezahlen wir ja sowieso so viel ... Kindervorstellungen haben ihre ganz eigenen Gesetze. Und jedes Mal, wenn man es hinter sich gebracht hat, sagt man sich: Nie wieder! Warum tut man sich das an? Kinder, die sich ihre Schritte nicht merken und dann wegen Omas Geburtstag nicht zur Hauptprobe kommen können. Mütter, die kurzerhand zur Probe mitkommen, Verbesserungsvorschläge machen und der Ansicht sind, ihre eigene Tochter käme auf Spitze und mit etwas Glitzer im Tutu wesentlich besser zur Geltung. Und dann noch dieser Vater. Freikarte! Ist doch klar, wie der Vater vor seinem geistigen Auge rechnet: Stadttheater, 600 Plätze à 15 Euro macht 9.000 Euro. Da wird vor dem Tanzstudio Gloria bald ein neues Cabrio glänzen. Man sollte so einen Vater mal mitnehmen, wenn abgerechnet wird. Miete: 2500 Euro, ist ja nicht so wild. Dazu kommen 500 Euro für die Scheinwerfer, 300 für den Tanzteppich, 400 für die Beschallungsanlage, 1000 für Licht- und Ton-Technikerstunden. 300 Euro für die Einlassdamen, 60 für die Abendkasse, 350 für das Video (wird aber super professionell), 80 Euro Haftpflichtversicherung, 300 für die Feuerwehr, 500 für die „freiwilligen Helfer“ ... Sie kennen das. Außer-

www.danceforyou-magazine.com

dem sind die 9.000 keine 9.000, weil es am Ende eben doch jede Menge Freikarten gibt, weil Kinder die Hälfte und Kleinkinder gar nichts bezahlen – und überhaupt. Am Ende freut man sich, wenn man 0 zu 0 davonkommt. Also, zumindest freuen sich diejenigen, die erstmals eine Kindervorstellung veranstaet haben. Die alten Hasen wissen: Von der Bruttoeinnahme will das Finanzamt den immerhin ermäßigten Kulturmehrwertsteuersatz von 7 % abkassieren, die Künstlersozialkasse fragt, wer das Plakat und das Programmheft entworfen habe und zu guter Letzt kommt die Gema. Die macht eine einfache Rechnung auf. Großer Saal, große Bühne, Supersonderextraermäßigung: 800 Euro. Plus 20 % GVL-Abgabe natürlich, was immer das auch ist. Plus Mehrwertsteuer. Jetzt wissen wir, warum die Karten bei Madonna nicht 15 sondern 150 Euro kosten. Von irgendetwas muss man schließlich leben. Und das mit dem Cabrio stellen wir zunächst noch einmal zurück. Wir erklären dem Vater also ganz höflich, dass das nichts wird mit der Freikarte und versuchen kurz zu begründen, was er uns ohnehin nicht glaubt: Die hohen Kosten! Dann nutzen wir die peinliche Pause im Gespräch und ergreifen mit der Bitte um 10 Euro Kostümkostenpauschale die Flucht nach vorn. Dem Vater fehlen die Worte. Kostümkostenpauschale? Na ja, entgegnen wir, die Kinder können ja nicht nackt tanzen, oder? Nein, das sieht er ein, gerade heutzutage. Wir erklären ihm, dass früher die Mütter eben die Kostüme immer selbst genäht hätten. Aber das war eben früher, als Frauen noch nähen konnten und tagsüber zu Hause waren. Das sieht er ein. Früher war eben alles besser. Und früher hat auch der Ballettunterricht nicht so viel gekostet, da waren die Ballettlehrer noch Idealisten.

?

Der Vater der Tochter macht gute Mine zum bösen Spiel, greift ins Portemonnaie und erkundigt sich ganz nebenbei nach der Kündigungsfrist.


november / dezember 2010

27

Tanzschulen

0 Postleitzahlbereich

HOCHSCHULE FUR TANZ

7 Postleitzahlbereich

PALUCCA SCHULE DRESDEN Hochschule für Tanz, Basteiplatz 4, 01277 Dresden Tel. +49 (0)351-25906-0, Fax + 49 (0)351-25906-11 einzige eigenständige Hochschule für Tanz in Deutschland mit Studiengängen Bühnentanz, Choreografie und Tanzpädagogik www.palucca.eu

1 Postleitzahlbereich

New York City Dance School Leitzstr. 4, 70469 Stuttgart (Tanzhaus Stuttgart); Tel.: 0711-856316 Fax: 0711-857816; dance@nycds.de www.nycds.de DanceEmotion - freiburger akademie für tanz Bühnentanz und Tanzpädagogik / BaföG; Humboldtstr. 3; 79098 Freiburg Tel.: 0761/72524 Fax: 0761/7071238 akademie@danceemotion.de; www.danceemotion.de Tanz- und Theaterwerkstatt e.V. Kurse, Projekte, Produktionen, Hindenburg Str. 29; 71638 Ludwigsburg, Tel. 07141-92 05 14, info@tanzundtheaterwerkstatt.de, www.tanzundtheaterwerkstatt.de

Staatliche Ballettschule Berlin Erich-Weinert-Straße 103, 10409 Berlin Tel. +49 030-405779-70; Fax +49 030-405779-19 Berufsbildung mit integrierter Schulausbildung Klasse 5 bis Abitur und Studiengang Bühnentanz

8 Postleitzahlbereich IWANSON SCHULE Ausbildung für Bühnenreife und Tanzpädagogik, Fortbildung, Adi Maislinger Str. 12 – Tel:089-7606085, 81373 München www.iwanson.de/schule@iwanson.de

2 Postleitzahlbereich LOLA ROGGE SCHULE Leitung: Christiane Meyer-Rogge-Turner - Staatlich anerkannte Berufsfachschule f. Tanz und Tänzerische Gymnastik im Lehrberuf. Dauer 3 Jahre; 1jährige berufsbegleitende Weiterbildung T-an-S Tanz an Schulen. D-22087 Hamburg, Landwehr 11-13, Tel.+49-40-444568, Fax 4103341 und Elbchaussee 499, Tel. +49-40-863344, info@lolaroggeschule.de www.lolaroggeschule.de TANZPARTERRE Himmelstr. 10-16, 22299 Hamburg, Tel. +49-40-475865 Leitung: Mona Brandenburg, Prof. Training täglich 11-13 Uhr in Modern und klass. akad. Tanz

BALLETTAKADEMIE ROLEFF-KING · Bühnentanz u. Tanzpädagogik Enhuberstr. 8 · 80333 München · Tel. 089/521207 · Fax 089/3105231 www.ballettschule-roleff-king.de · roleff-king@arcor.de Ballett und Tanzzentrum Augsburg Morellstr. 33, 86159 Augsburg; Tel.: +49 (0)821 38115, Fax.: +49 (0)821 314186, E-Mail: info@ otevrelschule.de, Webseite: www.otevrelschule.de

9 Postleitzahlbereich

CONTEMPORARY DANCE SCHOOL HAMBURG Berufsfachschule für zeitgenössischen Tanz. 22765 Hamburg, 3-jährige Ausbildung; Tel: +49 40 41924560 Fax: +49 40 28053310 info@cdsh.de; www.cdsh.de

BALLETT VIERU Ang. Ausbildungsschule für Bühnentanz Professionelle Ballettausbildung, Modern, Contemporary, Früherziehung Berufsbegleitende Tanzpädagogik-Fortbildungen, Späteinsteiger-Kurse Mainberger Str. 12, 97422 Schweinfurt Tel.Fax: 09721/16800, E-Mail: vieru@ballettvieru.de, www.ballettvieru.de

Ballettschule des HAMBURG BALLETT Caspar-Voght-Str. 54; 20535 Hamburg, Tel: +49 40 21118830/31; Fax: +49 40 21118888, E-Mail:Schule@hamburgballett.de; www.hamburgballett.de

BALLETTFÖRDERZENTRUM Nürnberg e.V. Gleißbühlstr. 12; 90402 Nürnberg Tel:0911/992399 Fax:0911/24655 BallettNuernberg@t-online.de; www.ballettförderzentrum.de

Schule f. Theatertanz und Tanzpädagogik Erika Klütz Hamburg, staatl. anerk. 3-jähr.Ausb.z.Lehrer(in) f. Tanz u. Tänzerische Gymnastik, www.kluetzschule.de

BUHL DANCERS, Ausbildung für Bühnentanz, Choreographie, Pädagogik. Haidplatz 7, D-93047 Regensburg, Büro: Seestr. 10, D-92355 Velburg/ Tel. 49 (0)9182-931981 www.imma-buhl-dancers.de

3 Postleitzahlbereich

Schweiz

BALLETTSCHULE ILONKA THEIS Staatlich anerkannte Berufsfachschule für Bühnentanz und Tanzpädagogik; Georgstraße 20, 30159 Hannover, Tel/Fax+49-511-323032

Züricher Hochschule der Künste, Tanz Akademie Zürich Baslerstrasse 30; CH-8048 Zürich; Tel: 0041 (0)43 446 50 30; Fax: 0041 (0)43 446 50 39; E-Mail: info.tanz@zhdk.ch; www.tanzakademie.ch

4 Postleitzahlbereich

Zürcher Hochschule der Künste ZHdK Departement Darstellende Künste und Film, Bachelor of Arts in Tanz, Neuer Vollzeitstudiengang (3 Jahre) für Zeitgenössischen Tanz Seefeldstr. 225, CH-8008 Zürich, +41-43-4465322 E-Mail: nadine.faessli@zhdk.ch Internet: www.zhdk.ch

OFF THEATER NRW Akademie für Tanz, Theater und Kultur Salzstr. 55 41460 Neuss/Düsseldorf Tel.: 02131/83319; www.off-theater.de; info@off-theater.de

5 Postleitzahlbereich

Österreich

Ballett + Tanz Akademie NRW staatlich anerkannte Ergänzungsschule für Bühnentanz + Tanzpädagogik / www.ballettakademie.com / Tel.: 02371 / 5844 Grüner Weg 2, 58644 Iserlohn

6 Postleitzahlbereich

BALLETTSCHULE DER WIENER STAATSOPER Mit Internat/Kinder ab 10 Jahren, Gymnasium/Abitur; Künstl. Leitung: Gyula Harangozó Geschäftsf. Leitung: Jolantha Seyfried, Admin. Leitung: Frau Dr. Gabriele Schacherl; A-1010 Wien, Goethegasse 1 Tel.+43-1-51444-2641, Fax -2631; www.opera-balletschool.com

Staatliche Hochschule für Musik und Darstellenden Kunst Mannheim Akademie des Tanzes - N7, 18 - 68161 Mannheim, Tel. 0621/292-3515 , Fax 0621/292-2238, adt@muho-mannheim.de; www.akademiedestanzes.de

EUROPA BALLETTKONSERVATORIUM ST.PÖLTEN und Youth company BALLETT ST.PÖLTEN; Leitung: Michael Fichtenbaum, Tel.+ 43 2742/230000 Fax+20; 3100 A, St. Pölten, Oriongasse 4; st.poelten@ballett.cc, www.ballett.cc

www.danceforyou-magazine.com


28

dance for you! magazine

u o y r o f e danc

for kids

„Laura und die Primaballerina“ – Folge 3 Bestell-Nr.: 06025 273785 4 (1) 1 CD – Spieldauer ca. 60 Minuten Laura tanzt in der Anfängerklasse bei Madame Moulin. Da besucht eine Primaballerina aus Sankt Petersburg die Ballettschule. Das russische Ballett ist so ganz anders als das, was Laura bisher kennt – aber genauso aufregend und faszinierend. Wird Laura die Gelegenheit erhalten, von der großen Solotänzerin zu lernen?

Schwäne im Ballett

„Laura tanzt mit einem Jungen“ – Folge 4 Bestell-Nr.: 06025 273785 5 (8) 1 CD – Spieldauer ca. 55 Minuten Preis ca. 7,99 € - empfohlen ab 5 Jahren Lauras große Liebe ist das Ballett. Die Mädchen in der Ballettschule teilen ihre Leidenschaft für den klassischen Tanz. Jungs sind dort Mangelware. Deshalb ist die Aufregung groß, als Tristan zum Unterricht erscheint. Ein Junge! Was will der in ihrer Ballettschule? Können Jungs überhaupt tanzen? Die Kinderbuchautorin Dagmar Hoßfeld verzaubert mit ihren gleichnamigen LauraBüchern (Carlsen Verlag) ballettbegeisterte Mädchen ab 5 Jahren. Die Geschichten aus dem Alltag kleiner Ballerinen sind gut recherchiert und sehr authentisch. Mit jeder neuen Geschichte erfahren die kleinen Zuhörer etwas mehr über die Welt des Balletts und der Klassischen Musik. Wer aber glaubt, dass Ballett nur etwas für Mädchen ist, wird in der neuen Folge „Laura tanzt mit einem Jungen“ eines Besseren belehrt. In der Folge „Laura und die Primaballerina“ lernt Laura, dass es ein harter und langer Weg ist, bis man eine bedeutende Tänzerin wird. Dazu gehören auch Vorbilder, die sehr motivieren können.

KIDS AUFGEPASST!

t 5 der gazine verschenk dance for you ma RA“ AU „L n rspiele vo neuen Ballett-Hö eine e nd Se g). rla Ve en (erschienen in Carls mit dei. Dezember 2010 E-Mail bis zum 25 wann it se d un be ga an ner Adresse, Alters ail: E-M . on die Redakti du Ballett übst an e.com zin ga ma uryo redak tion@dancefo

bald beginnt die Weihnachtszeit. Dann werden romantische Ballette besonders häufig auf der Bühne gezeigt. Am bekanntesten ist natürlich das Ballettmärchen vom Nussknacker und Mäusekönig. Aber auch „Schwanensee“ sieht im Winter oft auf den Spielplänen der Theater. Die Figur der Prinzessin Odette, die von Zauberer Rotbart in einen Schwan verwandelt wurde und sich in Prinz Siegfried verliebt, gehört zu den berühmtesten der Ballettgeschichte. Technisch wie auch darstellerisch ist es sehr schwer diese Rolle zu tanzen. So sind es unter anderen die 32 Fouettés aus dem 3. Akt, die Pierina Legnani, erste Prima-Ballerina Assoluta des Mariinski-Theaters, berühmt gemacht haben. Darstellerisch ist die Solorolle vor allem dann anspruchsvoll, wenn Odette und ihre Widersacherin Odile von ein und derselben Tänzerin dargestellt wird. Ist Odette gut und sanftmütig, so verkörpert Odile als schwarzer Schwan, der den Prinzen betört und ihn so die Treue zu Odette brechen lässt, das Böse, Dämonische.

Vier kleine Schwäne Neben dem Corps de ballet, das in der klassischen Schwanensee-Interpretation einiges zu tun hat, damit die geometrisch-synchronen Figuren auch wirklich gut wirken, gibt es noch weitere Schwäne, die berühmt geworden sind. Zum einen sind es die vier kleinen Schwäne aus dem 2. Akt, die, in einer Reihe aufgestellt, wunderbar verspielt wirken. Zum anderen ist es die Solo-Choreografie Michel Fokines, „Der sterbende Schwan“. www.danceforyou-magazine.com www.danceforyou-magazine.com

Matthew Bourne’s Swan Lake, Richard Winsor © Bill Cooper

Liebe Kinder,

Männer als Schwäne Wer von euch denkt, dass Schwäne nur von Frauen getanzt werden könnten, irrt gewaltig. Matthew Bournes hat mit seiner zeitgenössischen Interpretation „Swan Lake“ bewiesen, dass Männer großartige Schwäne tanzen können, zwar weniger filigran, dafür näher an der Natur. Eure Isabell

Der sterbende Schwan Michel Fokine schreib das Solo 1907 für die berühmte russische Tänzerin Anna Pawlowa. Die Choreografie zur Musik von Camille Saint-Saëns aus „Karneval der Tiere“ beträgt nur etwa drei Minuten. Und doch gehören die Armschwünge, inspiriert vom zeitgenössischen Tanz der Isadora Duncan, zu den traurig-schönsten der Ballettgeschichte.


BÜCHER

Hinter den Linden - Das Berliner Staatsballett von Kerstin Zillmer

Die Berliner Staatsoper „Unter den Linden“ als reale Welt im Foto, festgehalten von der Berliner Fotografin Kerstin Zillmer. Die entstandenen Bilder sind eine Mixtur aus Poesie des Tanzes und friedlicher Unordnung. In den Bildern ist der Alltag des Staatsballetts omnipräsent. Verbrauchte Spitzenschuhe, Pantalons, Tütüs, Trikots sind in jedem Bild zu sehen, genau wie alte Fensterrahmen oder schlappe Gardinen. Ein Stillleben kurz von dem Abschied. Ende einer Epoche. Die Lindenoper wird saniert. Kerstin Zillmer deutet in ihrem Werk an, was ihm vorausgeht: der Makel des Alltags. 50 Jahre Ballett unter den Linden sind in den Bildern als intime Welt an einem historischen Ort festgehalten. Jutta Voigt fügt dem interessanten Fotoband ergänzend ein Essay hinzu. ISBN 978-3-89466-298-1

TANGO

Wehmut, die man tanzen kann von Salas & Lato Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann Im vergangenen Jahr wurde der Tango von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Vor 140 Jahren entstand der Tanz im verarmten Arbeiterviertel am Rio de la Plata als Summe menschlicher Empfindungen, mit tiefen Sehnsüchten und Leidenschaft. Der Argentinier Horacio Salas, weltweit bekannter Tango-Experte, sowie Illustrator Lato erzählen durch Wort und Zeichnung die Geschichte des Tango. Mit Ihrem ungewöhnlichen Buch gelingt es Ihnen, diesen Tanzstil transparent zu präsentieren, in enger Verschmelzung mit der Geschichte Argentiniens. ISBN 978-3-570-58021-9

Bewegtes Wissen

von Antja Kennedy, mit Zeichnungen von Elisabeth Howey Laban / Bartnenief -Bewegungsstudien verstehen und erleben „Bewegtes Wissen“ versteht sich als „schließende Lücke“ in der Literatur um die „Bartenieff Fundamentals“. Das Buch soll neugierig machen auf die praktische Arbeit von Irmgard Bartenieff (Schülerin des berühmten Rudolf von Laban), beziehungsweise bereits vorhandenes Wissen von Ausdruckstanz und Tanztherapie ergänzen. Eine DVD mit praktischen Beispielen liegt diesem inspirierenden Buch bei. ISBN 978-3-8325-2263-6

november / dezember 2010

„Ballett“

von Rebecca Hoppé

Von Dagmar Ellen Fischer

Eine Hand tanzt neben einem Fuß auf dem dunklen Holzboden – beide gehören Sébastien Thill, einem ehemaligen Tänzer des „Hamburg Ballett“. Andere Mitglieder der berühmten Company wurden während einer Probe im Sprung oder hoch konzentriert auf der Bühne festgehalten. Oder aber ganz privat, nackt und ungeschützt. Dass sie sich so zeigen konnten, liegt am besonderen Blick der Fotografin – Rebecca Hoppé begleitete die Tänzer des „Hamburg Ballett“ acht Jahre lang. Das Ergebnis ist nun in einem Bildband auf 208 Seiten zu bewundern: Kunstvolle Fotografien, die nicht digital, sondern altmodisch analog in schwarz-weiß hergestellt wurden, per Handabzug entstandene Porträts und Momentaufnahmen des Tanzes. Dass die Fotografin als Kind selbst einige Jahre John Neumeiers Ballettschule in Hamburg besuchte, hilft bei der Begegnung mit und der Nähe zu den Tänzern. Aber vielleicht wirkt da auch ein Gen, das der berühmte Fotograf E. O. Hoppé an seine Urenkelin weitergeben konnte: Er lichtete vor rund 100 Jahren Tänzer der „Ballets Russes“ ab, Tamara Karsawina und Waslaw Nijinsky gehörten zu seinen Motiven. Anders, sinnlich und berührend, setzt Rebecca Hoppé die Tradition der Ballettfotografie fort. ISBN 978-3-941387-77-3 Rebecca Hoppé © Lea Fischer

POLINA

- Aus der Moskauer Vorstadt auf die großen Bühnen der Welt von Gerhard Haase-Hindenberg Ich war kein Wunderkind , sagt die heute 25-jährige Polina Semionova. Aber sie hatte einen Traum. Den zu verwirklichen, trainierte sie bis zur Erschöpfung. Der BolschoiStar Yuri Vasjuchenko glaubte, in dem schmächtigen Mädchen die größte Ballerina des neuen Jahrhunderts zu erkennen. Gegen Widerstände setzte er Polina auf internationalen Wettbewerben durch. Der Aufstieg zum Weltruhm begann, als Wladimir Malakhov die 18-Jährige als Primaballerina an das Berliner Staatsballett holte. Gerhard Haase-Hindenberg erzählt nach vielen Gesprächen mit Polina Semionova die ungewöhnliche Geschichte eines jungen Mädchens, das unter härtesten Bedingungen seinen großen Traum verwirklichte. Über den Autor Gerhard Haase-Hindenberg, Jg. 1953, siedelte nach dem Abitur zeitweilig in die DDR über und studierte an der Hochschule für Schauspielkunst ‚Ernst Busch‘ in Ost-Berlin. Er arbeitet als Schauspieler, Regisseur und Autor für Theater und Film. Regelmäßig publiziert Haase-Hindenberg Reportagen und Interviews in überregionalen Zeitungen und Magazinen, sowie für diverse Hörfunkformate. ISBN: 978-3-8025-3714-1

www.danceforyou-magazine.com

29


30

Tamara Karsavina

dance for you! magazine

He has also compiled an exhaustive list of her roles, both with Diaghilev and with the Imperial Ballet, plus concert and guest appearances, together with the dates when she first performed them. Anyone who has read Karsavina’s own memoir, Theatre Street might be forgiven for imagining that they already know the great ballerina, it is written in such a fresh and candid fashion. Anyone who hasn’t read it should do so, if only for a glimpse into an enclosed world, now vanished for ever. But, as she told the writer and critic Richard Buckle, “there were things that my pudeur prevented me from having published during my lifetime”. So Foster tells us about her first marriage to Vasili Mukhin, following Michel Fokine’s unsuccessful proposal, and her first meeting with the English diplomat Henry Bruce who was to become the father of her only child and her husband.

I

t’s impossible to think of the Ballets Russes without remembering Tamara Karsavina: “Diaghilev’s Ballerina”, as Andrew R Foster describes her in his new biography. She is so well known as the creator of roles such as the Girl in Spectre de la Rose, the ballerina doll in Petrushka and the title role in The Firebird, that it is easy to forget she had a parallel career as Imperial prima ballerina. Foster has been researching Karsavina’s life and career for more than thirty years and has amassed the largest collection of photographs of her in private hands. But he has done more than admire them. Through detailed study he has been able to find firm dates for many of them and identify many of the people who appear in informal pictures of the ballerina.

Tamara Karsavina

(around 1911, auth

www.danceforyou-magazine.com

or’s collection)


new biography

november / dezember 2010

But it is the pictures that form the heart of the book, beautifully reproduced and sensibly arranged. Karsavina was an exceptionally beautiful woman with wonderfully expressive dark eyes which she may have inherited from her Greek grandmother. Through the photographs one watches her grow from the serious student in her blue cashmere dress and white apron to the accredited beauty posing in fashionable clothes. The chronicle of her life takes the reader to the point where she left Russia for the last time and is interspersed with sections on ballets with which she is particularly associated. This means that there is some repetition, but given the structure Foster has chosen, that was perhaps inevitable. He has also included some quotations from contemporary observers. So it is that we learn that initially, her technique was considered weak, but she was backed by the theatre’s director Teliakovsky who

31

discerned her qualities and wrote in his diary; “Karsavina was delightful as always. If she has enough strength to dance in The Humpbacked Horse, then she could make a ballerina”. She certainly proved him right, her strength and technique improving to the point where, arriving in St Petersburg from a busy tour with Diaghilev, she danced three performances of The Sleeping Beauty in just two weeks. With this book Foster has provided a worthy tribute to a great ballerina. Whether you are looking for hard information or simply admiring Karsavina’s beauty and evident charm you are unlikely to be disappointed. Tamara Karsavina – Diaghilev’s ballerina is available from Amazon or from dancebooks.co.uk; price £40. Judith Cruickshank

StreetDance 3D endlich auf DVD und Blu-ray Was hat klassisches Balett mit modernem Streetdance gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel, denn weder die ruhigen Musikstücke, noch die coolen Hip Hop Sounds lassen sich irgendwie vereinen. Wenn aber zwei so unterschiedliche Welten aufeinander treffen, können auch einzigartige Verbindungen entstehen, die im ersten komplett in 3D produzierte Tanzfilm perfekt in Szene gesetzt wurden. In einer temporeichen Mischung aus Musik, Tanz und vor allem Leidenschaft geht StreetDance 3D direkt unter die Haut und lässt keinen Zuschauer still sitzen.

ETTSCHULE ERFOLGREICHE BALL VERKAUFEN IN NORDBAYERN ZU Voll ausgestattete, professionelle Räumlichkeiten (300 qm) Keine Nutzungsänderung erforderlich

In dem Kino-Hit, der allein in Deutschland über eine halbe Million Zuschauer begeisterte, überzeugen nicht nur die preisgekrönten StreetdanceActs Flawless und Diversity mit einzigartigen Choerographien, denn auch der 17-jährige George Sampson, Gewinner von ‚Britain‘s Got Talent‘ 2008, dufte in dem rasanten Tanzfilm sein Können unter Beweis stellen. Daneben konnten zahlreiche namhafte Sänger für den Soundtrack gewonnen werden, denn sowohl N-Dubz, Chipmunk, Pixie Lott, Cheryl Cole und Tinie Tempah sind mit Tracks im Film vertreten.

Tanzpädagoge w/m im Bodenseeraum gesucht Wir sind eine große, gut eingeführte Ballettschule im Bodenseeraum und suchen zum März/April 2011 eine ausgebildete und engagierte Lehrkraft (w/m) für Klassisches Ballett (gerne RAD) in allen Altersstufen. Eine fundierte, pädagogische Ausbildung setzen wir voraus, ebenso Unterrichtserfahrung und Freude am Umgang mit Menschen.

Innenstadtlage, stabiler Mitgliederbestand Einarbeitung und Übernahme des Inventars Zuschriften an: ads@danceforyou-magazine.com Chiffre DFY-VK2910

• •

V E R K A U F E

Professionelle Braig-Barre (Doppel - Ballettstangen) von BENZ 2 x a 3,50 m lang und 1 x a 5,00 m lang 140 qm mobilen Tanzteppichboden (Harlequin) für alle Tanzarten von Ballett bis Stepp geeignet. Rollen a 2 m breit und ca. 12 m lang. Farbe schwarz/weiss (2 Seiten benutzbar) Kontakt per E-Mail: ballett712@googlemail.com

ZU VERKAUFEN

BALLETT SCHULE Südlich Stuttgart gelegen

Wir würden uns über ein neues Mitglied unseres Teams freuen und geben gerne Unterstützung beim Start.

Langjähriger und solider Kundenstamm

Kontakt: Tel. Nr.+Fax 0751 - 21852 oder ballettschule_berna.uythof@web.de

Zuschriften an ads@danceforyou-magazine.com Chiffre DFY-VK 0910

www.danceforyou-magazine.com

Beste Ausstattung, großer Fundus Einarbeitung als Übergang möglich


32

Ballroom

dance for you! magazine

Bestes Tanzen und Weltniveau

Aufsehenerregend: Ex-Weltmeister Mirko Gozzoli zeigte sich mit seiner neuen Partnerin Edita Daniute ungewohnt experimentierfreudig.

Von Ute Fischbach-Kirchgraber

M

an muss nicht mehr unbedingt nach Blackpool fahren, dem Tanzmekka schlechthin. Stuttgart tut es auch. Denn während in den ehrwürdigen englischen Hallen parallel zur Vormachtstellung der Briten der Stuck von der Decke bröckelt, hat sich die Stuttgarter German Open inzwischen zum größten Tanzturnier der Welt gemausert – mit internationaler Top-Besetzung. So konnten die Veranstalter stolz vermelden, dass in den höchsten Amateurklassen sowohl in Latein als auch in Standard die jeweils zwölf Besten der weltweiten Rangliste angetreten sind, und auch bei den Professionals gaben sich etliche Weltmeister die Ehre. Freude schöner Götterfunke also im riesig dimensionierten Beethovensaal, während weitere Turniere, vor allem Jugend nebenan im Hegelsaal, nicht minder Anlass zum Staunen gab. Die Reithalle als dritter Veranstaltungsort bringt zusätzlich nostalgisches Ball-Flair ins Spiel und ist ob dieser Atmosphäre vor allem bei Standardtänzern überaus beliebt. Schade nur, dass sich trotz gutem Publikumsandrang die reinen Zuschauer eher in der Minderheit befinden, fast jeder Besucher tanzt selbst oder hat selbst getanzt. Das führt dazu, dass man sich geradezu in einer geschlossenen Gesellschaft befindet, die sich dann auch entsprechend geriert. So kann es einem durchaus passieren, dass man im Hegelsaal Junioren-Latein besichtigt und sich ein Mädel neben einem mit drei Spraydosen von Selbstbräuner bis Haarspray für

die nächste Runde einnebelt, ganz so als würde es keine Garderoben geben. Gesprochen wird übrigens russisch – das Land, aus dem der meiste Nachwuchs stammt. Aber was da kommt, ist außerordentlich vielversprechend. Wer da Zehnjährige sieht, die mit der natürlichsten Selbstverständlichkeit www.danceforyou-magazine.com

Fotos: Thomas Kirchgraber


Eleganz und Extension: Sascha und Natascha Karabey sind das deutsche Professional-Spitzenpaar im Standardtanzen. Jugend A-Latein

november / dezember 2010

der Welt Sex-Appeal wie die Großen verströmen und eine richtige Performance abliefern, gerät ins Staunen. Die Schnelligkeit der Bewegungen und Drehungen, die Elastizität und Präzision, mit der sich die Kleinen verkaufen, verrät viel von hartem Training und Drill. Auch im Standardbereich sind beneidenswerte Promenadenpositionen zu besichtigen, Musikalität zu bestaunen und eine unaufgeregte Floorcraft, wie sie den Großen gelegentlich nicht so gut gelingt. Wer in Stuttgart bei der GOC antritt, hat bereits eine lange Turnier-Karriere hinter sich und ist fest entschlossen, zu gewinnen. Das Publikum durfte also Bestleistungen erwarten und sich Anregungen fürs eigene Tuniertanzen holen. Denn neben der Qualität des Vorgeführten ist die GOC auch immer gut, um Entwicklungen nachzuspüren und Moden zu entdecken. Denn auch das Turniertanzen ändert sich ständig. Der Einsatz von Energie wird immer stärker und sprengt gerade im Amateurbereich die Regel, dass keine Kräfte nach außen verschleudert werden sollten. Inzwischen macht man sich einen richtigen Sport daraus. Der Quickstep hat an Rasanz ungeheuer zugelegt, nicht www.danceforyou-magazine.com

33

nur an Tempo, sondern auch an Sprüngen, die oft schon wie Ballett aussehen. Im Tango wird wieder verstärkt mit Headbang gearbeitet, dem peitschenden Effekt der entsteht, wenn eine Bewegung abrupt gestoppt wird. Im Langsamen Walzer sowie im Slowfox zeigen sich Checks und Posen overextended. Der Wiener Walzer wird noch schneller durch nun erlaubte Achsen. Vorbei die Zeiten, da es tadelnd hieß: „No pivots please“. Wovon die Paare allerdings nicht allzu exzessiv Gebrauch machten. Denn Standing Spin und Fleckerl bieten ohnehin Gelegenheit zum Virtuosen. Bestens demonstriert von Domenico Soale, dem so sympathischen weil innovativen Amateurweltmeister, der nun sein Glück bei den Professionals versucht. Er absolvierte nicht weniger als 32 Takte lang Fleckerl, was vergleichbar ist mit den 32 Fouettés aus der „Schwanensee“. Am Ende wurde er Zweiter hinter Mirko Gozzoli, dem lange Zeit unangefochtenen ProfessionalWeltmeister, der nun mit seiner neuer Partnerin Edita Daniute antrat. Sascha und Natascha Karabey, die erst am Turniertag aus Japan zurückgekommen waren, schafften dennoch den dritten Rang. Im Amateurlager verteidigten die deutschen Weltmeister Benedetto Ferruggia und Claudia Köhler ihren Platz an der Weltspitze erfolgreich gegen die ungemein weich und harmonisch tanzenden Dänen Emanuel Valeri / Tania Kehlet. Simone Segatori und Annette Sudol konnten sich den dritten Platz sichern. Auch im Professional-Lateinlager waren die deutschen Paare ausgesprochen erfolgreich. An Franco Formica und Oxana Lebedev führt ohnehin kein Weg vorbei, Markus Homm und Ksenia Kaspar wurden Dritte. Fast noch spannender als die Mammut-Turniere der German Open gestaltete sich die Deutsche Meisterschaft der Professionals über 10 Tänze in Chemnitz, ausgetragen in zwei Turnieren, Standard und Latein, die auch von Paaren wahrgenommen wurden, die nur in einer Sektion tanzen. Denn durch die kleineren Starterfelder treffen Paare


dance for you! magazine

aufeinander, die sich in einem großen Turnier nie begegnen würden, weil manche da schon längst ausgeschieden wären. Schließlich wird die Teilnehmerzahl von Runde zu Runde verringert, teils halbiert, bis die letzten sechs ins Finale einziehen. Dass es sich durchaus um klasse Tänzer handelt, die im Amateurbereich mindestens auf Landesebene durchaus an der Spitze bestehen können, steht außer Frage. Doch wenn sie direkt neben Weltmeistern auftreten und womöglich die gleiche Schrittfolge nebeneinander hertanzen, werden auch fürs breitere Publikum Unterschiede sichtbar. Besonders krass ist das bei den Lateinern. Denn Franco Formica gab sich die Ehre und zeigte outstanding warum er einer der besten Tänzer der Welt ist. Keiner der ebenfalls international anerkannten Verfolger wie Jesper Birkhoj mit Anastasia Kravchenko oder Ex-Weltmeisterin Debbie Seefeld (die mit Sergiy Plyuta wieder einmal einen neuen Partner verschleißt) können mithalten, wenn es um Schnelligkeit der Bewegung, spielerischen Umgang mit Partnerin und Musik, Innigkeit und Explosivität gleichermaßen geht. Die hervorragende Regel, je einen Tanz nur mit Basic-Figuren zu bestreiten, die auch Tanzschulschüler kennen, zeigt, was Technik und Musikalität zu leisten vermögen. So waren im Standardbereich Sascha und Natascha Karabey, gefolgt von Rüdiger Homm und Viktorija Triscuka (übrigens 7. bei der German Open), eine Klasse für sich. Oliver und Jasmin Rehder (Gewinner der Rising Star Standard bei der GOC) können da noch nicht mithalten, ihr Tanzen wirkt im Vergleich zu leichtgewichtig (Platz 3). Dass Paare, die beide Sektionen tanzen, nicht in jeder Disziplin auf höchstem Niveau sein können, versteht sich. So reichte es nur gelegentlich zur Finalteilnahme. Und das Feld der Zehntänzer liegt leistungsmäßig relativ dicht beisammen. Im Standardfeld fällt da im Vergleich zur Weltspitze eine gewisse Steifheit auf, ein zu schnelles Erreichen der Endposition, bei Latein eher geringere Elastizität und emotionale Harmlosigkeit (gelegentlich auch jeweils nur von einem der Tänzer im Paar). Dennoch konnte man hervorragende Leistungen bewundern. Boris und Madeleine Rohne verteidigten ihren Titel als Deutsche Professional Zehntänzemeister erfolgreich, gefolgt von Stefan Heinrich / Manuela-Agata Brychzy sowie Juri und Aleksandra Kaiser. Angenehme Überraschung im Starterfeld: die Newcomer Matthias Wirth und Annelie Röhrl auf Platz 4.

Selbstbewusst und sexy präsentierten sich die Paare der Jugend A Latein bei den German Open Championships.

34

Die German Open Championships haben die bisher größte Turnierveranstaltung in Moskau überflügelt. Tänzer aus 47 Nationen kamen nach Stuttgart, 3905 Paare starten fünf Tage lang in Standard- und Lateindisziplin. Kinder, Jugendliche, Hauptgruppe und Senioren kämpften um den Einzug ins Finale der 33 Einzelturniere. Getanzt wurde parallel in drei Veranstaltungssälen - eine logistische Leistung von Veranstaltungsdirektor Harry Körner, denn neben den Tänzern mussten auch die Internationalen Wertungsrichter betreut werden ebenso wie Turnierleiter-Teams.

www.danceforyou-magazine.com

Im Medaillenspiegel liegt Russland unangefochten vorne mit 16 Goldmedaillen. Der Sieg von Ferrugia / Köhler beim letzten Turnier der GOC sicherte Deutschland den zweiten Platz vor Italien. Bemerkenswertes am Rande: In den Standard-Finalen tummeln sich jede Menge italienischer Herren, die jedoch nicht immer für Italien antreten. So sind beispielsweise die deutschen Top-Damen Claudia Köhler und Annette Sudol mit einem italienischen Partner am Start. Ein Anlaß für Späßchen: italienische Herren tanzen nur deshalb so gerne, weil sie endlich auch was zu vermelden haben wollen...


november / dezember 2010

35

Traumrollen: Armand, La Sylphide, Onegin Einmal „Odette“ in Schwanensee sein, die „Carmen“ von Mats Ek oder Nijinskis „Faun“. Wohl fast jeder Tänzer träumt irgendwann von einer ganz bestimmten Rolle. Wir wollten wissen: Was reizt die Tänzer an dieser Figur? Wo steckt die choreografische Herausforderung? Und wie fühlen sie sich dabei? Thiago Bordin und Hélène Bochet vom Hamburg Ballett sowie Rex Harrington, ehemals Star des National Ballet of Canada, haben mit uns darüber gesprochen.

Anspruchsvoll und romantisch: John Neumeiers „Kameliendame“ über seine Rolle als Armand

Von Dagmar Ellen Fischer Als der kleine, brasilianische Junge so gar kein Interesse für Fußball, dafür umso mehr am Tanz zeigte, hielt man ihn für krank – nur mühsam konnte Thiago Bordin seine Familie in Sao Paulo davon überzeugen, dass er auf eine Bühne und nicht ins Stadion gehört! Seine steile Karriere als Tänzer wurde 2010 mit dem „Prix Benois de la Danse“ gekrönt, dem Oscar der Tanzwelt. Und diese höchste Auszeichnung erhielt er für seine Interpretation des Armand, jenes leidenschaftlichen Liebhabers von Marguerite, besser bekannt als „Die Kameliendame“. John Neumeiers getanzte Version der Weltliteratur wurde 1978 in Stuttgart uraufgeführt. 13 Jahre war Thiago, als er sich in Brasilien das Ballett-Video kaufte, mit Marcia Haydée in der Titelrolle der kranken Kurtisane und Ivan Liška als ihrem jüngeren Lover Armand. Seither träumte Thiago davon, diese Rolle irgendwann einmal zu tanzen. Dieser Traum ging nun in Hamburg in Erfüllung. „Ich liebe dieses Ballett, die Musik von Chopin und die besondere Art, wie John Neumeier die traurige Geschichte erzählt.“ Seit 2001 gehört Thiago Bordin zum „Hamburg Ballett“, 2006 wurde er zum jüngsten Ersten Solisten der Company ernannt. „Ich bin ein Romantiker,“ sagt der heute 27-jährige Tänzer und erklärt so die emotionale Nähe zu

seiner Lieblingsrolle. Deren besondere Herausforderung liegt in dem ständig sich ändernden Gefühlszustand, denn die Liebe zwischen der schwindsüchtigen „Kameliendame“ und ihrem Geliebten hat keinen Bestand. Drei Pas de deux beschreiben die Beziehung der beiden, und alle drei sind extrem anspruchsvoll und fordern komplizierteste Hebungen. Doch die besondere Schwierigkeit liegt in der Balance zwischen einer eigentlich unkontrollierten Leidenschaft, die der Liebhaber zeigen muss, und den technischen Ansprüchen, die dabei zu meistern sind – ein Widerspruch, den www.danceforyou-magazine.com

das Publikum nicht spüren soll. Kevin Haigen, Erster Ballettmeister beim „Hamburg Ballett“, war hier die wichtigste Hilfe des Tänzers. „Beim dritten, dem sogenannten schwarzen Pas de deux (weil Marguerite ein schwarzes Kleid trägt), bin ich – oder ist Armand – schon sehr erschöpft, aber es ist genau diese Müdigkeit, die John Neumeier braucht und nutzt, um das dramatische Ende der Beziehung zu zeigen!“ Thiago Bordins Lieblings-Pas de deux jedoch ist jenes im zweiten Akt, weil es die unbeschwerten Momente des verliebten Paares zeigt – Romantik pur eben.

Thiago Bordin und Silvia Azzoni in Die Kameliendame Ch. John Neumeier © Holger Badekow

Thiago Bordin


36

dancefor foryou! you!magazine magazine dance

Traumrollen

Die Wandlung der „Sylphide“

Hélène Bouchet über die Elfe, gestern und heute Von Dagmar Ellen Fischer Hélène Bouchet in La Sylphide Ch. John Neumeier © Holger Badekow

Mit ihr lernte das Ballett fliegen: „La Sylphide“, das flatterhafte Elfenwesen, setzte den Tanz auf Spitze durch. Zwar gab es schon Jahre zuvor Versuche, sich auf den Fußspitzen zu halten, doch erst nach der Pariser Premiere 1832 musste jede Tänzerin, die etwas auf sich hielt, kleine Holzstückchen vor die Zehen binden, um den Bodenkontakt so gering wie nötig, den Schwebezustand dafür so perfekt wie möglich zu halten. Marie Taglioni tanzte die Titelrolle in der Uraufführung, mit kleinen Flügeln auf dem Rücken und einem mehrschichtigen Rock aus leichtem Stoff, der die Illusion des Fliegens bei jedem Sprung unterstützte. Hélène Bouchet, Erste Solistin des „Hamburg Ballett“, verkörperte „La Sylphide“ im 21. Jahrhundert. „Um in diesem romantischen Stil tanzen zu können, musste ich vieles vergessen, was im klassischen Ballett heute täglich trainiert wird. Denn damals waren die Schuhe viel weicher, die Bewegungen runder und der Oberkörper war immer ein wenig vorgeneigt in einer leichten Diagonale.“ Selbst eine Balance gestaltete sich anders: „Heute setze ich eine Balance zum Beispiel über ein Piqué an und halte sie. Damals gab es keinen Haltepunkt in der Balance, die Tänzerin war ständig in Bewegung!“ Entsprechend ist auch die Technik für Beine und Füße eine andere, „stricken mit den Füßen“ nennt die Französin die unzähligen Batterien, die vielen Pas de Bourrées, Ronde de Jambes und kleinen Schritte, die dem ätherischen, fantastischen SylphidenWesen abverlangt werden. Schier endlos erschien Hélène Bouchet die Anzahl der Variationen, die Pierre Lacotte von der Pariser Oper mit ihr einstudierte – er kennt wirklich jede noch so winzige Bewegung des Balletts.

„La Sylphide“ gehört zu den anspruchsvollsten Herausforderungen, die an eine Ballerina gestellt werden, erst recht unter den Werken des 19. Jahrhunderts. „Der zweite Akt ist extrem anstrengend“, erzählt die 29-jährige Tänzerin, die 2010 den „Prix Benois de la Danse“ für die Rolle der Eurydike in John Neumeiers „Orpheus“ erhielt, „denn als Sylphide hat man keinen Moment der Ruhe, sie ist permanent da, tanzt durch den Wald www.danceforyou-magazine.com

und muss alles geben!“ So groß die Angst vor dem Auftritt, so wunderbar das Gefühl danach: „Wenn ich nach Hause gehe, bin ich nach „La Sylphide“ jedes Mal noch glücklicher, es geschafft zu haben, als nach jedem anderen Ballett!“


november / dezember 2010

37

Traumrollen

REX HARRINGTON By Michael Crabb

Harrington as Eugene Onegin in Onegin © Roy Round

Rex Harrington, former star of the National Ballet of Canada, can’t even remember how many times he danced the title role in John Cranko’s Onegin, but now that he’s teaching it to younger dancers he’s constantly reminded how challenging it is, technically and dramatically. The lead couple, Onegin and Tatiana, dance three big pas de deux; one for each act. They’re familiarly known as the “book,” “mirror” and “bedroom” duets. The last two, with their spectacular lifts, may appear to audiences as the most technically daunting but even now, six years after his final performance, Harrington remembers Act I as “a killer.” “People judge by all the heaving and hauling in Acts 2 and 3. Yes, they are hard,” explains Harrington. “Because of the way the lifts work, it’s difficult to breath and despite everything you still have to make sure you’ve got some line left. But Act 1 really takes its toll. The movement appears deceptively easy and simple but in fact it’s so controlled. Even Onegin’s opening pirouettes have to be minutely calibrated and musically expressive. By the end of it, you’re dead.” Onegin is the role most closely associated with Harrington during his long career. “I guess I can now claim to know Onegin inside out,” he says. Harrington’s first Tatiana in 1988 was with renowned Canadian star Evelyn Hart. Through the next 16 years, at home in Toronto and abroad, Harrington performed it with at least a dozen different Tatianas, including such internationally celebrated ballerinas as Alessandra Ferri, Carla Fracci, Karen Kain and Ekaterina Maximova. He particularly recalls the nerve-wracking honour of being invited to dance Onegin with Stuttgart Ballet, where Cranko’s masterwork had its premiere in 1965. Looking back, Harrington says that in the early years he probably over-embellished his interpretation but learned with

experience that “less is more.” Now that he coaches the role, apart from explaining the mechanics of the partnering – where to grasp the ballerina, how to shift one’s weight – he puts special emphasis on the dramatic evolution of the character. www.danceforyou-magazine.com

“I explain to them that when you first come on you can’t play too cold and nasty or the audience will never feel any sympathy for Onegin. It took me years of thought and experiment before I truly felt I’d found the character.”


38

dance for you! magazine

ANGELIN PRELIOCAJ Von Mihaela Vieru Kunst ist etwas Sonderbares: Sie ist frei gestaltbar, frei bewertbar und ein vielseitig verwendbares Medium. Sie ist so beliebig interpretierbar wie die Religion. Es gibt keine konkreten Formen, keine objektiven Maßstäbe für den Wert der Kunst. Diese geheimnisvolle Mehrdeutigkeit dient Künstlern dazu, uns ihre persönlichen Interpretationen anzubieten. In jede neue Kreation entsteht jedoch immer wieder mal ein Zweifel, ob das Kunst sei oder nicht. Ich denke, jede Form von Ausdruck besitzt Qualität, wenn sie Prozesse auslöst, seien es Gedanken oder Gefühle. Im Tanz – die Kunst des Unbeschreiblichen par excellence - ist besonders schwer zu beantworten, was Kunst ist und was nicht. Letztendlich ist das Urteil des Einzelnen für sich selbst entscheidend. Kunst dient an erster Stelle dem Künstler selbst und natürlich der Gesellschaft; sie kann etwas verdeutlichen, erzeugen, von Wesentlichem ablenken, zur Einseitigkeit verführen oder auch zur Spekulation benutzt werden. Manchmal kann die Kreativität und Originalität gesellschaftliche Bedeutung eines Künstlers erzeugen. Dieser Künstler kann dann die Freiheit haben, alles zu kreieren, was er sich vorstellt und sich damit weiter entwickeln. Der Gesellschaft erweist er auch einen großen Dienst. Doch wie Bertold Brecht schon sagte: „Der Künstler hat nicht nur die Verantwortung vor der Gesellschaft. Er zieht auch die Gesellschaft zur Verantwortung.“ Mit Spannung erwartet, stellte der bekannte, französische Choreograf Angelin Preliocaj vor mehr als 3000 Zuschauern Ende September seine Weltpremiere unter dem Namen „Création 2010 – Und dann tausend Jahre Ruhe“ bei der Biennale de la Danse in Lyon vor. Das Besondere dabei ist die Zusammenarbeit seiner Compagnie mit zehn Tänzern des Bolshoi Balletts, eine äußerst bereichernde Erfahrung für beide Seiten. Denn die eher klassisch orientierten Bolshoi-Tänzer in perfekten Einklang mit den modern ausgerichteten, multikulturellen

Preliocaj-Tänzern zu bringen, war alleine schon ein Versuch Wert und zugleich auch ein interkulturelles Abenteuer. Ich sprach mit dem französischen Avantgarde-Choreografen nach seiner Premiere in Lyon über die neue Choreografie, sein Engagement und seine künstlerische Vision. AP: „Alexej Ratmansky fragte mich vor drei Jahren, ob ich für das Bolshoi Ballet ein neues Stück kreieren würde. Das nahm ich damals mit großem Enthusiasmus an. Wir dachten, es würde sich sehr gut anlässlich des Frankreich-Russland-Jahres 2010 eignen. Es war eine große Chance. Die Arbeit war mühsam und nahm sehr viel Zeit in Anspruch, doch die Möglichkeit eines Austauschs durch den Tanz und die Bewegung sah ich als große Herausforderung an. Wir starteten unsere Arbeit zunächst in Aix-en-Provence und erst später in Moskau. Das war gut für die russischen Tänzern, denn sie fühlten sich freier in ihren persönlichen und kreativen Handlungen. Dass mein choreografischer Stil sowohl die Erarbeitung einer klaren Struktur wie auch ein gewisses Maß an Improvisation beinhaltet, war für die Bolshoi-Tänzer zuerst bizarr. Doch mit der Zeit verstanden sie meine Intention, befreiten sich und erreichten unglaubliche, kreative Ebenen. Wir zeitgenössischen Künstler denken heute, dass wir der Avantgarde angehören. Doch nach meiner Zusammenarbeit mit den Bolshoi-Tänzern habe ich gemerkt, dass wir uns selbst dadurch verändert und zu neuer Inspiration

www.danceforyou-magazine.com

Fotos: „Création 2010 – Und dann Eintausendjahre Ruhe“ Ch. Angelin Preliocaj © Jean Claude Carbonne

© Mihaela Vieru

Und dann tausend Jahre Ruhe


szene international

gefunden haben.“ Das Ballett trug ursprünglich den Titel „Apokalypse“, was manche als abstoßend empfanden. So änderte man den Namen in „Création 2010 – Und dann Eintausendjahre Frieden“. Wenngleich Preliocaj die Bedeutung „Apocalypse“ (aus dem Griechischen apo: „heben“ und calypsis: „Schleier“, „Offenbarung“) als Quelle der Interpretation benutzt, darf man hier nicht nach Bildern oder Klischees suchen, die den berühmten, prophetischen Text der „Offenbarung des Johannes“ veranschaulichen. Preliocajs Auslegung – auf die er auch im Programmheft

november / dezember 2010

hinweist - erinnert an die Idee der Offenbarung, Enthüllung beziehungsweise an das Hervorheben von Elementen, die in unserer Welt vorhanden sein könnten, aber unseren Augen verborgen sind. Es sollte hervorrufen, was sich im Innersten unseres Daseins befindet, statt die katastrophale, irreparable Zerstörung oder das bevorstehende Ende der Welt zu prophezeien. Die Botschaft darin leitet den Grund-Gedanken an eine Revolution, die darauf abzielt, eine neue Weltordnung und Frieden zu begründen. AP: „In meiner Arbeit erforsche und beschäf-

www.danceforyou-magazine.com

39

tige ich mich mit Themen wie Mythologie, Religion und Riten. Für mich bedeutet Choreografie, mit Zeit und Raum zu arbeiten. In meiner Apokalypse-Choreografie besteht die Idee, dass Menschen auf der ganzen Welt, in verschiedenen Epochen und unter verschiedenen Aspekten auf dieselben Art und Weise denken und handeln. Man kann das sehr gut durch Tanz ausdrücken. In dem Moment, als ich anfing mit den BolshoiTänzern zu arbeiten, dachte ich indirekt an den Text in der Offenbarung des Johannes. Die Apokalypse wurde zu Beginn des ers-


40

dancefor foryou! you!magazine magazine dance

ten Jahrhunderts geschrieben, darin gibt es Anspielungen auf Babylon, doch eigentlich wird auf das römische Reich verwiesen. Ich merkte, dass der Text sehr revolutionär war und dachte unweigerlich an die Geschichte der französischen Republik und der russischen Revolution. Es war tatsächlich eine ähnliche Situation zu verschiedenen Epochen, doch in ihrer Synthese absolut gleich. Die Revolutionen standen für Veränderungen und durch diese Veränderungen sollte eine neue Macht entstehen, eine neue Ordnung begründet werden. Die Idee führt zu dem, was Menschen schon seit ewig für Unerreichbar erklärten: den Frieden.“ So außergewöhnlich und spannend die leitende Idee ist: die zweistündige (ohne Pause!) durchweg abstrakte Choreografie Preliocajs wirkt schwer, auch wenn sie von einer so hochkarätigen Besetzung getanzt wird. Preliocajs Versuchung, auf poetische und impressionistische Weise durch Tanz eine – nicht irrationale - Leserart der Apokalypse auszudrücken, stellt viele Fragen und man sucht nach einer Verbindung seiner Aussagen mit dem, was auf die Bühne passiert. Bemerkenswert ist, dass Preliocaj auch andere zeitgenössische Künstler verpflichtet: die Inszenierung des indischen Künstlers Subodh Gupta ist einer der Erfolge dieser Aufführung. Stufenweise enthüllt er das einfache, aber subtile Bühnenbild, verwandelt Dinge des alltäglichen Lebens in Kunstobjekte: die Blöcke des Geldes als Urgesteine interpretierbar, Menschen-Kokons aus Kunststoff, Metall-Ketten, die von oben regnen, wie Gewehre geworfen werden und

gleichzeitig die Menschen an ihr Schicksal binden. Für die größtenteils elektronische Musikpartitur wählt Preliocaj die Komposition des französischen Techno-DJs Laurent Garnier, der das Ballett mit seiner tranceinduzierenden Musik begleitet. Die Kostüme stammen vom russischen Modedesigner Igor Chapurin, bekannt aus mehreren Bolshoi - Inszenierungen. Die strengen Entwürfe Chapurins spielen mit geometrischen Schnitten und vereinen Elemente aus Folklore, Nostalgie und Purismus. In seiner Choreografie wiederholt Preliocaj minimalistische Bewegungen und Gesten, von einfachen bis komplexeren Gruppenmustern. Rätselhafte Ensemble-Szenen zu rauschender Technomusik wechseln sich ab mit lyrischen Duetten zur Mondscheinsonate von Beethoven. Trios oder Solos entfalten sich zu einem schwer verständlichen, mitunter nicht zusammenhängenden Tanztheater. Die Tänzer sind oft asymmetrisch positioniert, vermutlich um den Charakter der Gruppe zu betonen. Der Choreograf wirft alles hinein, wozu er sich berufen fühlt; Frauen und Männer tanzen mit Stühlen und Büchern auf eine rauschende Musik. Es ist wie ein rätselhaftes Spiel, mit fast gymnastischen, symmetrischen Bewegungsmustern. Es herrscht militärischer Drill; sie bewegen sich fast wie Roboter. Die Techno-Welle erreicht ihren Höhepunkt, Frauen kriechen unter Folien, Männer schmiegen und wickeln sich in Folie hinein wie in Kokons. Der Tumult spaltet sich auf in ruhige, fast atmosphärische Tänze, mit Frauen auf High-Heels und Roboterkopfbewww.danceforyou-magazine.com

deckung. Verschleiert kneten sie Metallketten als wären sie Angst einflößende Waffen, werfen sie weg oder wickeln sie um ihre Körper. Alles deutet auf ein Bild der Zerstörung und des Untergangs hin. Die Vision des Apokalyptischen empfindet der Choreograf als eine – reichlich strittige „Kopulation der Kulturen“ und transponiert sie mit hardcoreähnlichen, fast kinematografischen Szenen von Sextreibenden auf die Bühne. Es gibt starke Szenen und politische Botschaften, darunter auch ein homosexueller Kuss oder Landesflaggen, die in einem großen Küchenspülbecken reingewaschen werden. Die Aufführung endet mit einer gut gemeinten „Frieden in einer neuen, freien Welt“ – Metapher: Zwei Tänzer bringen niedliche, echte Lämmerbabys auf die Bühne und füttern sie. Alles in allem eine realitätsnahe Arbeit, die es dem Publikum zwar nicht leicht macht, aber durch Komplexität besticht und sowohl Herz als auch Verstand anspricht. „Habe den Mut, dich dein eigenes Verstandes zu bedienen“, sagte einst Kant. So soll über Preliocajs Kunst jeder für sich entscheiden und zu seinem Gefühl stehen, auch wenn es nicht mit der Allgemeintheit übereinstimmt. Das Premierenpublikum war sichtlich gespalten. Festspiele Ludwigshafen Deutsche Erstaufführung: 27.11.2010 (28.11. / 29.11.) Berliner Festspiele: 2.12.-4.12.2010


november / dezember 2010

41

No Ballet - aber viel innovativer Tanz aus aller Welt Der 5. Internationale Choreografie-Wettbewerb Ludwigshafen

Weiß Gott, wie der Mann das aushält! „No Man is an Island“ heißt das Stück, das der libanesisch-amerikanische Choreograf Erik Kaiel bei „No Ballet“ zeigt, und er hat Recht: Natürlich ist der Mensch keine Insel, aber Jasper Dzuki Jelen scheint die Tatsache zu ignorieren. Zehn Minuten lang tritt er Kim Jomi Fischer mit Füßen. Er balanciert auf dem schmalen Knochengrat seiner Arme herum, erkundet den liegenden, scheinbar leblosen Leib auf jede nur erdenkliche Weise und turnt auf dessen Knochengerüst herum, als könnte er mit ihm willkürlich verfahren. Kein einziges Mal verlässt er seinen „Boden“, und erst gegen Ende verkehrt sich die Passivität seines Partners auf einmal ins Gegenteil. Langsam richtet sich Fischer auf

Keine Frage, dass sich solch atemberaubende Aktion auszahlen sollte. Die Jury zögerte denn auch keinen Augenblick, die riskante Unternehmung mit 7500 Euro, d. h. mit dem ersten Preis zu honorieren. Schließlich sollte ja beim Internationalen Choreografie - Wettbewerb Ludwigshafen nach dem Willen seiner Initiatorin ausdrücklich Neuland betreten werden – und sei’s auch nur die erwähnte Insel. Rund 300 Bewerbungen aus 52 Ländern hatte Juliane Rößler in Zusammenarbeit mit Graziela Padilla, Ellen Kokaras und Darrel Toulon gesichtet und darunter 18 immerhin für so interessant gehalten, um sie der Jury (und selbstverständlich auch dem Publikum im nicht immer ausverkaufen Theater im Pfalzbau) zu präsentieren – darunter tatsächlich auch ein Duo aus Deutschland, das durchaus Gefallen fand. Aber innovativer waren nun mal die anderen, und das muss Bärbel Stenzenberger ja nicht unbedingt entmutigen. Den zweiten Preis, immerhin mit 5000 Euro dotiert, vergab die stets gut gelaunte Jury (der u. a. mit Reinhild Hoffmann und Susanne Linke, Kajo Nelles, Klaus Obermaier, Ralf Rossa, Darrel Toulon, Xin Peng Wang und selbstverständlich Juliane Rößler prominent besetzt) an „Green Armchair“ von Petri Kekoni aus Finnland: ein Stück Tanztheater, in seiner Art nicht weniger konsequent als der Beitrag Kaiels. Vier Tänzer und Tänzerinnen haben sich auf den vier Sitzmöbeln platziert – und wie in der Folge ihre (E)Motionen www.danceforyou-magazine.com

miteinander korrespondieren, das beweist nicht nur Musikalität, sondern ein enormes Talent in der Strukturierung obsessiver Verhaltensweisen. Berührend in seiner Ambivalenz zwischen Performance in Privatheit das ganz anderes geartete Männer-Duett „Modern Feeling“ von Insoo Lee aus Südkorea, das den 3. Preis gewann ¬– und auf seine Weise perfekt „A & P“ von Sébastien Ramirez und Hyun-Jung Wang, ein Pas de deux, der dem Publikum am besten gefiel. Knapp dahinter: der junge Jie Dong mit seiner Gruppen-Choreografie „Red Lantern Diaries“ und Maya Brinner aus Israel mit ihren minimalististen „Red Ladies“: zwei Namen, die man sich merken sollte, und gleichzeitig zwei Beispiele, die auf ihre Art beweisen, wie hoch inzwischen das Qualitätslevel ist, das „No Ballet“ bereits im fünften Jahr seiner Existenz erreicht hat. Hartmut Regitz

2. Preis Petri Kekoni, Finnland, „Green armchair“ © No Ballet

1. Platz Erik Kaiel, USA, „No man is an island“ © No Ballet

und schultert den Mann, der ihn so lange geschunden hat: ein Balance-Akt auf andere, nicht minder gefährliche Art.


42

dance for you! magazine

Verchoreografierte Literatur

Jochen Ulrich bringt in Linz Tolstois Anna Karenina in der sozial-epischen Breite der Romanvorlage auf die Bühne.

Im Fall von Jochen Ulrich, Jahrgang 1944 und Mitbegründer des legendären Tanz-Forums Köln, geht die Liebe zur großen Erzählform weit bis Mitte der 1980er Jahre zurück. Entgegen kommt ihm dabei, dass er, statt mit den Traditionen des klassischen Tanzes zu brechen, eher stets deren Verlinkung mit bzw. den Brückenschlag zum Tanztheater suchte. Nach einem uraufführungsreichen Engagement am Tiroler Landestheater in Innsbruck hat er seit seinem Amtsantritt 2006 in Linz mit eigenen Erarbeitungen von Tschaikowskys Nussknacker und Dornröschen, Delibes Coppelia, Prokofjews Cinderella, Lorenzaccio (nach Alfred de Musset) oder Fidelio – ein Ballett einen treuen Publikumsstamm gewonnen. Sein jüngstes Werk Anna Karenina ist ein Ereignis. Auf der Bühne und in den Foyers. Zur Premiere am 9. Oktober im Linzer Landestheater erscheinen die Damen in schicken Roben, die Männer in Anzüge gezwängt. Man kennt sich und kokettiert erwartungsvoll – mit Bekannten wie dem Sujet: hochdramatische, russische Weltliteratur. Während der Vorstellung, im Schutz der schummrigen Dunkelheit, zieht dann so mancher das Programmheft zu Rate, um dem – durchaus konsequent inszenierten – figuralen Getümmel auf der bis über den Orchestergraben

vorgezogenen Bühne mit seinen emotional verwickelten Strängen richtig folgen zu können. Ulrich nämlich, das merkt man deutlich, hat Leo Tolstois zwischen 1875 und 1877 entstandener Ehebruch-und GesellschaftsRoman in seiner Totalität gepackt. Anders als noch Maija Plissezkaja in ihrer Bolschoi-Adaption von 1972 – in der sie die sich parallel zu Annas Geschichte entwickelnde Beziehung zwischen dem Gutsbesitzer Lewin und Kitty (der Schwester von Annas Schwägerin) ausklammert – wagt Jochen Ulrich eine Tanzdramatisierung mit insgesamt 18 der Vorlage entliehenen Personen. Sie alle einzuführen, kostest Zeit – und verwässert im Verlauf der zweieinhalb Stunden Spielzeit durch immer wieder eingestreute Episoden (u. a. Wahnsinn und Tod von Lewins Bruder Nikolai) den eigentlichen Spannungsbogen, indem von Annas leidenschaftlich entbrennender Liebe zu dem Offizier Wronski, ihrer Entzweiung mit Ehemann Karenin und als Folge dem psychisch belastenden Kontaktverbot zum geliebten Söhnchen abgelenkt wird. Wie gut allein der Seelenkonflikt und die in das gesellschaftliche Umfeld gebettete Zerrissenheit der Titelfigur sich für ein aufregendes Ballett eignen, hat Boris Eifman in seiner 2005 in St. Petersburg vorrangig auf Anna, Karenin, Wronski und dessen Ex-Geliebte Kitty konzentrierten Fassung unter Beweis gestellt. Ulrich hielt in Linz unter Inkaufnahme von Verständnisirritationen mit einem mosaikartigen Kaleidoskop unterschiedlichster Partnerschaftsmodelle dagegen. Nichtsdestotrotz gelang es seiner Kompanie mit wachsender Intensität (v. a. im zweiten Teil) innerhalb eines lichten, geschickt bespielten Einheitsbühnenbildes (Alexandra Pitz; Licht: Johann Hofbauer) und augenfälligen, historisierenden Kostümen (Marie-Therese Cramer) den Zuschauern die verschiewww.danceforyou-magazine.com

denen Charaktere in ihren individuellen sowie zwischenmenschlichen Verstrickungen nahezubringen. Neben dem technisch versierten Lewin (Martin Vraný) und kräftig schauspielernden Nikolai (Alexander Novikov) entwickelten librettobedingt Fabrice Jucquois als Annas Bruder Stiwa und Ziga Jereb in der Rolle des Wronski – angeführt von dem ausdrucksstarken Karenin-Paar Anna Štěrbová und Martin Dvořák (seit 2009/2010 Gasttänzer des Ensembles) - zunehmend Profil. Dieses wurde von den Protagonisten in entscheidenden Szenen, wie dem großen, sich leidenschaftlich-verschraubenden Pas de deux Anna/Wronski oder eindrücklichen Auseinandersetzungen mit Karenin (dessen introvertiertes Solo im zweiten Akt in den Bewegungsmodi etwas an Thoss’ Figur des Professor Unrat erinnerte) mittels einer von Ulrich gebrochen-dynamisch und athletisch-virtuos angelegten Eleganz auch wundervoll ausgetanzt. Ein Plus darüber hinaus: Rachmaninows farbengewaltige Symphonien Nr. 2, 3 und seine Symphonische Dichtung Die Toteninsel live auf der Bühne hinter mächtiger Fensterfront, einfühlsam präsentiert vom Bruckner Orchester Linz unter Ingo Ingensand. Vesna Mlakar Weitere Aufführungen: 15., 17., 20., 23. November, 4., 16., 21., 26. Dezember 2010, 22. Januar und 08. Februar 2011

© Vesna Mlakar

Die Tanzmoderne hat sich schon früh und gern großer Stoffe angenommen. Man denke zum Beispiel an die amerikanische Modern-Dance-Ikone Martha Graham oder an Kurt Jooss. Der Abendfüller ist längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr für das „hehre (oft mit Romantik gleichgesetzte) Genre Ballett“. Auch jüngere Choreografen setzen – seit einigen Jahren schon – verstärkt auf bestehendes Dramen- und Literaturgut, um mit ihren oft nicht mehr als an die 15 Mitglieder zählenden Theatertanztruppen Produktionserfolge zu erzielen.


november / dezember 2010

43

Nederlandse Dansdagen Maastricht:

Vuurvogel, Scapino Ballet, Ch. Marco Goecke © Antoinette Mooy

ein ”Vuurvogel” à la Goecke, ein Nijinsky-Ballett von Krzysztof Pastor und Nanine Linning als ihre eigene Interpretin

Das Duo dauert keine acht Minuten, und doch könnte man stundenlang zuschauen. Ed Wubbe hat als Ausrichter der Gala van de Nederlands Dans seinen besten Mann gebeten, im Rahmen der Nederlandse Dansdagen Maastricht eine Kreation beizusteuern. Marco Goecke lässt sich nicht lange bitten, obwohl er zwischen Montréal und Oslo weiß Gott genug zu tun hat, und choreografiert einen “Vuurvogel pas de deux”, der so ganz anders ist als der, den wir beispielsweise von Cranko kennen: schwarz wie die Nacht, die allein sein Tanz erhellt, und ohne auch nur den Anschein einer Apotheose, wie sie Igor Strawinsky in seiner Musik aufleuchtend instrumentalisiert. Dabei verzichtet der Haus-Choreograf des Scapino und des Stuttgarter Balletts auf jeden Theatereffekt. Kein Flammenwerfer ist im Einsatz, und kein Räucherstäbchen. Nicht einmal ein aufblitzendes Feuerzeug ist zu sehen. Eben nichts, was vom Eigentlichen hätte ablenken können. Bonnie Doets und Mitchell-lee van Rooij sind auf sich allein gestellt. Und doch vermittelt sich das Flatterhafte des Feuervogels, kaum dass Bonnie Doets aus dem Dunkel des Theaters auftaucht. Den Kopf kahl geschoren, ist sie im schwarzen Habit nicht auf Anhieb als Frau zu erkennen – und die Ambivalenz ihrer Erscheinung ist es denn auch, die ihrem Geschöpf etwas Geheimnisvolles gibt, ihm seine Aura belässt. Immer wieder verkrallen sich die Hände. Die Arme schwingen Flügeln gleich. Auf Zehenspitzen trippelt die Scapino-Solistin mitten hinein in einen Tanz, der ganz in sich ruht und alles Hektische hinter sich gelassen hat. Konzentriert auch Mitchell-lee van Rooij, der wenig später ihren Spuren folgt: kein Prinz, wie man ihn aus dem Märchen kennt, sondern ein Mann, der nicht einfach zupackt, wenn der Vogel in eine Schräglage gerät, sondern sich wie ein choreografisches Cha-

mäleon mehr und mehr in sein Gegenüber verwandelt. Am Ende – die Berceuse und das Finale, live gespielt vom Limburgs Symfonie Orkest unter Jan Stulen, sind längst verklungen – hat sich die Welt der beiden auf eine wundersame Weise verändert. So, wie es präzise auf dem Programmzettel heißt: ”Ein Vogel, der tanzt; ein Mann, der fliegt.” Im Rahmen des Scapino Ballet Rotterdam haben sie sicher noch öfter Gelegenheit dazu. Einer, der wahrhaft geflogen ist, ist ohne Zweifel Vaslav Nijinsky, dem das Niederländische Nationalballett ein gleichnamiges Ballett gewidmet hat. Krzysztof Pastor hat es als eine Art Lecture Demonstration choreografiert – mit eben jenem Arthur Japin als Erzähler, dessen “Vaslav”-Roman im September auf Holländisch erschienen ist: chronologisch aufgebaut und textlich unterfüttert, gelingt vor dem Background seiner Rollen ein durchaus überzeugendes, www.danceforyou-magazine.com

wenn auch nicht unbedingt originelles BioPic – mit einem kraftvollen Cédric Ygnace in der Titelrolle, Alexander Zhembrovskyy als Diagilew und Michele Jimenez als Romola. Ganz anders Nanine Linning, die die Dansdagen mit dem “Endless Song of Silence” beschließt. Sie ist nicht nur Direktorin der Dance Company Theater Osnabrück/ NANINE LINNING, sondern nach wie vor in ihrer Heimat mit einem eigenen Ensemble überaus präsent. Das ist auch gut so, denn die langjährige Haus-Choreografin des Scapino Ballet hat das Tanzen nicht verlernt. Im Gegenteil. Auch wenn das starke Stück (zu Góreckis Sinfonie der Klagelieder) nicht wirklich von der Stelle kommt, bewegt es doch eine ganze Menge. Nicht zuletzt Nanine Linning und Danilo Colonna, die am Ende eins scheinen und sich doch entzweit haben. Hartmut Regitz


44

dance for you! magazine

Van Manen, Childs, de Candia & Gisela Rocha choreografieren

Die diesjährige Eröffnung der Spielzeit stieß beim Publikum in Arnhem auf Begeisterung. Kein Wunder, schließlich verbindet Stars & Stripes Choreografien von Hans van Manen, Mauro de Candia, Gisela Rocha und Lucinda Childs auf einzigartige Weise. Mit „Compositie“ kam ein typisches van Manen-Werk auf die Arnhemer Bühne.

Compositie, Ch. Hans van Manen © Introdans, Hans Gerritsen

Zur Musik von John Adams und Morton Feldmann schuf van Manen bereits 1994 eine klar strukturierte Choreografie von beeindruckender Schlichtheit für acht Tänzer. In der Regel vermeidet Hans van Manen die Verwendung von narrativen oder dramatischen Strukturen. Stattdessen erkundet der Choreograf Formen und Stile, indem er die Idee vertritt, dass sich der Tanz über sich selbst und die Tänzer ausdrückt. Allerdings sind seine Ballette nie abstrakte Kreationen, sondern Kunstwerke, die die Schönheit der Bewegung in virtuosen Schritten oder stilvollen Ensemble-Szenen offenbaren. Van Manens Lieblingsthema, die komplexen und manchmal widersprüchlichen Beziehungen zwischen Männern und Frauen bzw. allgemein zwischenmenschliche Beziehungen, sind darin fast immer präsent. So auch hier. Lucinda Childs Meisterwerk „Dance“ hatte 1979 in New York Premiere. Auf die minimalistische Musik von Philip Glass und einer Videoprojektion des verstorbenen Videokünstlers Sol LeWitt gelingt der Choreografin eine beeindruckende Kreation, in der sich wiederholende Bewegungen von der einen zur anderen Seite der Bühne immer wieder vermischen, mit Tänzern, die die gleiche www.danceforyou-magazine.com

La Morte del Cigno, Ch. Maro de Candia © Introdans, Hans Gerritsen

Walk of fame, Ch. Gisela Rocha © Introdans, Hans Gerritsen

Stars&Stripes für Introdans


november / dezember 2010

45

Seelenlos klassisch: Stijn Celis „Undine“ am Aalto Theater Essen Undine, Ch. Stijn Celis © Mario Perricone

Von Isabell Steinböck

Choreografie ausführen wie im Film. 20 Minuten fesselnder, dynamisch wirkender Tanz von geradezu magischer Trance. „Walk of Fame“ von Gisela Rocha wurde speziell für die Introdans-Tänzer choreografiert und zeigt, wie vielseitig sie sind. Die spannende Choreografie verwendet eine wirksame Klanglandschaft von Michael Sauter und brillantes Lichtdesign von Berry Classen. Gisela Rocha setzt sich in ihrer Produktion kritisch mit der Sehnsucht nach Ruhm auseinander, bleibt allerdings in Klischees stecken. Die Tänzer singen, schauspielern, ahmen VIP´s, Models, Sänger, Boygroups, Stars und Sternchen nach. Auf der Bühne herrscht ein regelrechter „Hunger“ nach Anerkennung, mit chaotischen Übergängen. „La Morte del Cigno“ (2009) des italienischen Jungchoreografen Mauro de Candia ist der absolute Höhepunkt des Abends. Das Stück, in dem das Sterben eines Schwans dargestellt wird, dauert insgesamt vier Minuten und wird von einem männlichen Tänzer, Zachary Chant, getanzt. Auf die Originalmusik von SaintSaens erfindet der Choreograf eindrucksvolle Bilder voller Eleganz, Muskelkraft und Geschmeidigkeit. Großartige, weite, vollendete Armbewegungen, die mitunter sogar die Form eines Schwan-Schnabels abbilden, dargestellt von einem zuckenden, plastisch wirkenden Körper, der sich mal in die Luft bohrt, mal auf dem Boden wälzt. Mihaela Vieru

Strahlend-schön, vor Selbstbewusstsein sprühend, versucht die Tänzerin ihr Gegenüber einzuwickeln. Virtuose Pirouetten, große Sprünge und kecke Posen sollen Palemon von seiner zukünftigen Ehefrau, Beatrice, ablenken. Die Nymphe, hinreißend dargestellt von Adeline Pastor, steht unter dem Einfluss ihres Herren und Meisters Tirrenio. Er will Undine rächen. „Undine“, ursprünglich ein Auftragswerk des Royal Opera Hause, Covent Garden, entstand in enger Zusammenarbeit mit dem damaligen künstlerischen Leiter des Balwww.danceforyou-magazine.com

letts, Frederick Ashton und dem deutschen Komponisten Hans Werner Henze. Am Aalto Theater Essen wurde das Stück jetzt im Rahmen des diesjährigen „Henze-Projekts“ neu einstudiert, als Hommage an einen der bedeutendsten Komponisten unserer Zeit. „Undine“ erinnert in manchem an den berühmten „Schwanensee“. Auch hier tritt ein ätherisches Wesen auf, das die Gefühlswelt eines Mannes verwirrt, ein Wesen, das den Gesetzen einer Gegenwelt folgen muss und den Geliebten schließlich in den Tod führt. Die dem Ballettmärchen innewohnende


dance for you! magazine

Dramatik scheint den belgischen Choreografen, Stijn Celis, allerdings wenig inspiriert zu haben. Seine Undine tanzt Yulia Tsoi zwar ohne Makel, jedoch farbund emotionslos. In der Anmutung hat sie wenig mit einem ätherischen Wesen gemein, allein ihre Arme, die, in die Höhe gestreckt, Wasser zu teilen scheinen sowie Wellenbewegungen der Hände, wecken Assoziationen an ein Meerwesen. Verführung, die Adeline Pastor als Nymphe so virtuos auf die Bühne bringt, bleibt bei „Undine“ dagegen aus. Auch der versierte Tänzer Marat Ourtaev kann als Verlobter, der sich zwischen zwei Frauen entscheiden muss, wenig überzeugen. Dass er seinen beiden Geliebten anstelle eines Amuletts ein goldenes Haus andient, welches er mal der einen, mal der anderen überreicht, wirkt geradezu grotesk. Ana Sánchez Portales tanzt die Verlobte Beatrice dagegen zurückhaltend-melancholisch und Breno Bittencourt brilliert als Undines Vater Tirrenio. Mit phantastisch-großen Sprüngen, wirbelnden Pirouetten und dämonischer Ausstrahlung gelingt es ihm tatsächlich, wie im Programmheft beschrieben, eine Persönlichkeit zu verkörpern, die sich zwischen Varieté- / Showmaster, Manager und Zuhälter bewegt. Auch dann, wenn er seine mit glänzenden Corsagen bekleideten Nymphen dirigiert. Hier gelingt es Celis und seinem charismatischen Tänzer nicht nur, einer Figur Profil zu verleihen, er kreiert sie auch modern, der heutigen Zeit entsprechend. Alles andere jedoch wirkt seelenlos, angefangen von Jann Messerlis wenig originellen Bühnenbild aus Welle, Schiffswrack und grünen Blättern über die Ausstattung der Gesellschaft (Matrosen in weißen Hosen, Adelige in nichtssagenden dunklen Kostümen) bis hin zur glatten Gesamtinterpretation. Dazu kommt Henzes anspruchsvolle Musik: Die Bochumer Symphoniker unter der Leitung von Volker Perplies bringen die Komposition zwar facettenreich zu Gehör, die Choreografie will jedoch nicht so recht dazu passen. Choreografie: Stijn Celis Fotos: Mario Perricone Undine: Yoo-Jin Jang Palemon: Marat Ourtaev Beatrice: Ana Sanchez Portales Tirrenio: Breno Bittencourt Hermit: Dragan Selakovic

Raffiniert und optisch reizvoll Nanine Linnings ”Madama Butterfly” als Tanzoper

Madame Butterfly, Ch. Nanine Linning © Kalle Kuikkaniemi

46

Von Tanz kann das Publikum derzeit am Theater Osnabrück nicht genug kriegen, und das ist nicht zuletzt Nanine Linning zu danken. Seit einer Spielzeit wagt die junge Holländerin den Spagat und leitet nicht nur zu Hause in Amsterdam ihr eigenes Ensemble, sondern in Deutschland eine Dance Company, der ihr jugendlicher Impetus, ihre internationale Erfahrung, vor allem aber ihr zeitbewusster, dabei immer attraktiver Zugriff auf Tanzthemen sehr zu Gute kommt. ”Synthetic Twin” war in der letzter Saison jedenfalls ein solcher Erfolg, dass Intendant Holger Schultze gleich vier zusätzliche Aufführungen eingeschoben hat. Selbst die waren im Nu ausverkauft. Nanine Linning hat nicht zuletzt das Angebot aus Osnabrück angenommen, weil sie www.danceforyou-magazine.com

schon immer mal den Sprung ins Opernfach wagen wollte. Der ist ihr in der zweiten Spielzeit auch gelungen, und ihre ”Madama Butterfly” erscheint ebenso Erfolg versprechend wie ihre “Siamesischen Zwillinge”. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Choreografin bringt in die ”japanische Tragödie” Giacomo Puccinis ganzes Bewegungswissen ein und macht aus der Vorlage eine ”Tanzoper”, die das Innen und Außen der vorgestellten Figuren auf eine ebenso raffinierte wie auch optisch reizvolle Weise zur Geltung bringt. Während die Sänger, allen voran Lina Liu und Bernando Kim in den beiden Hauptpartien, sich den sozialen Strukturen des Stücks zu ergeben scheinen und wie im Kabuki-Theater ihr Rollenspiel gleichsam ritualisieren, lassen die zehn Tänzer und Tän-


november / dezember 2010

47

„Wilder Wohlklang“, mit Begeisterung getanzt

Molière und Henze: Das Ballett Hagen ehrt zwei Künstler zugleich Marcelo Moraes, Shaw Coleman in Molière, Ch. Ricado Fernando © Theater Hagen, Foto Kühle

zerinnen deren ”Beweggründe” sichtbar werden: ein choreografisches Kollektiv, das niemals vordergründig agiert, sondern immer wie ein seelischer Nachhall aufs Eindringlichste Wirkung zeigt. Die Kargheit der Bühne (Martin Fischer) und die fantasievoll modischen Kostüme (Iris van Herpen) verstärken noch die Spannung zwischen strenger Stilisierung und psychischer Projektion. Intensiv auch die Sänger, die konsequent das Bewegungskonzept Nanine Linnings umsetzen. Von GMD Hermann Bäumer und dem Osnabrücker Symphonieorchester in jeder Hinsicht unterstützt, können sie sich auf das Eigentliche konzentrieren. Auf Lina Liu beispielsweise. Die Sprache ihrer Hände genügt als Ausdrucksmittel - und nur ein einziges Mal wird sie als Cio-Cio-San so von ihrer Sehnsucht erfasst, dass sie, von den anderen getragen, den Boden unter ihren Füßen verliert. Umso tragischer ihr Tod, wenn sie zuletzt hinter den Tänzern einfach verschwindet. Zurück bleibt das Kind, das Tommaso Balbo verkörpert, ein Mitglied der Dance Company Theater Osnabrück/NANINE LINNING. Auf allen Vieren scheint er sie – eine Kreatur wie auf einer Fotografie Robert Mapplethorpes – immer wieder katzenhaft zu umschmeicheln. Erst zum Schluss, nachdem seine Mutter hinter den anderen Tänzern verschwunden ist, richtet er sich vor Pinkerton in einschüchternder Größe auf. Und anklagend signalisiert er damit ganz körperhaft: die gemeinsame Geschichte ist noch lange nicht zu Ende, auch wenn der letzte Ton der Oper verklungen ist. Hartmut Regitz

Von Isabell Steinböck Tragisch, komisch, überheblich, dreist oder einfältig kommen die Figuren aus JeanBaptiste Molières Theaterstücken daher. Im 17. Jahrhundert hat der Dramatiker mit seiner Kritik an Mensch und Gesellschaft immer wieder Aufsehen erregt, bis heute werden seine moralisierenden, unterhaltsamen Stücke gerne gespielt. Nun hat das Ballett Hagen eine Tanz-Hommage an den berühmten französischen Dramatiker gewagt und ehrt damit zugleich einen der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart, Hans Werner Henze. Der Ballettabend „Molière“ ist damit Teil des sogenannten „Henze-Projekts. Neue Musik für eine Metropole“. Initiiert von der www.danceforyou-magazine.com

Kulturhauptstadt Europas Ruhr 2010 umfasst das Projekt 40 Partner mit rund 200 Veranstaltungen, die in diesem Jahr Henzes musikalische Werke zu Gehör bringen. „Le disperazioni del Signor Pulcinella“ wurde 1950 unter dem ursprünglichen Titel „Jack Pudding“ uraufgeführt. 1997 kam es in Schwetzingen als Überarbeitung unter dem Titel „Die Verzweiflung des Herrn Pulcinella“ zur Aufführung, in Hagen wurde das Stück nun zum dritten Mal auf die Bühne gebracht. Hans Werner Henzes Neue Musik, die im Programmheft auch als „wilder Wohlklang“ beschrieben wird, macht es dem Choreografen nicht leicht, doch Ballettchef Ricardo Fernando gelingt es, tänzerisch Akzente zu set-


48

dance for you! magazine

Hinein in die Unendlichkeit

Im Zentrum der Choreografie stehen Andre Baeta als Pulcinella, der sich mit virtuosen, großen Sprüngen gegen sein feindliches Umfeld zu wehren versucht und dabei eine Bodenständigkeit vermittelt, wie man sie von einem Bauern erwartet. Den Kontrast dazu bildet sein Widersacher, Salvatore Lupino. Bis zur Übertreibung komisch tanzt Marcelo Moraes den Kavalier, der schließlich Smeraldine, Pulcinellas Frau, verführt. Die Nase in der Luft, die Beine steif gestreckt, bewegt sich der leichtfüßige Edelmann mit aufgesetztem Lächeln über die Bühne – die Karikatur eines Adeligen. Als Smeraldine, virtuos getanzt von Hayley Macri, seinem Werben nachgibt, ist Pulcinella so verletzt, dass er sich schließlich erfolglos zu erhängen versucht. Andre Baetas ausdrucksstarke Soli bilden dabei einen gelungenen Kontrast zur Maniriertheit des Adels. Der zweite Teil des Abends bildet zur Musik von Richard Strauss, Jean-Baptiste Lully, Darius Milhaud und Christoph Willibald Gluck ein Potpourri aus Molières Werken ab, vom „Bürger als Edelmann“ über den „eingebildeten Kranken“ bis hin zu „Dom Juan“. Marcelo Moraes überzeugt auch hier als Molière, Matthew Williams stellt, unterstützt von dem durchweg spielfreudigen und ausdrucksstarken Ensemble einen albern-lüsternen Hypochonder dar, nur Dom Juan ist mit Leszek Januszewski wenig glaubwürdig besetzt. Der große Tänzer bringt als trotteliger Möchtegern-Edelmann die Komödie noch wirkungsvoll zum Ausdruck, den Herzensbrecher nimmt man ihm allerdings kaum ab und auch choreografisch bekommt er wenig Gelegenheit, die Rolle auszufüllen. Brillant ist dagegen Carla Silva als Verführerin wie als sich rächende Geliebte.

Faszinierend und bewegend: Akram Khans „Vertical Road“ bei der Ruhrtriennale Von Isabell Steinböck Der Mann scheint abgeschnitten von der Welt zu sein. Hinter einem durchsichtigen Bühnen-Vorhang hält er seinen Oberkörper waagerecht, der Kopf drückt sich in den hellen Stoff, die Arme suchen, hilflos-ausgestreckt, nach Balance. Tastende Hände sind als Schatten zu sehen. Befinden wir uns hier in einer Zwischenwelt? In einem Übergangsstadium auf dem Weg zur Wiedergeburt? aus der Anfangszene ins Rampenlicht tritt und Dominosteine zu Fall bringt. Er scheint das Geschehen lenken zu können, wenn er die anderen positioniert und mit Gewalt vorantreibt. Diese stampfen den Rhythmus in den Boden, aggressiv und wie getrieben in ihrer Manie, sich zu befreien.

„Vertical Road“ ist ein Tanzstück des Spirituellen, Transzendentalen. Akram Khan, Tänzer und Choreograf indischer Herkunft, hat das Stück für die Ruhrtriennale kreiert und sich dabei nicht nur von der Tradition des Sufismus, sondern auch von dem persischen Poeten Mevlana Rumi inspirieren lassen. Eines von Rumis Gedichten, das den Weg seiner Wiedergeburt vom Stein über Pflanze und Tier bis hin zum Menschen beschreibt, scheint hier Programm zu sein. Auf der Bühne der Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg liegen sieben Tänzer gekrümmt, eng beieinander auf der Erde. Versteinert wirken diese Wesen, die, als sie sich erheben, den Staub von den Kleidern reiben. Wie auch der Tänzer der Eingangsszene sind sie traditionell-indisch geleidet, der weiße Stoff unterstreicht ihre ätherisch-fremdartige Erscheinung. Nitin Sawhneys Komposition beginnt beinahe geräuschlos mit Assoziationen von Wind und steigert sich bald durch lautes Uhrenticken, hämmernde Bässe und peitschende Trommelschläge, wenn der Solo-Performer www.danceforyou-magazine.com

Es folgen faszinierende Pas de deux, athletisch und schnell, wenn sich die uniform gekleideten Figuren in weiten Hosen und langen Kleidern gegenseitig manipulieren. Wie Zauberer lassen sie ihr Gegenüber durch Handbewegungen fallen, springen, straucheln oder horizontal durch die Luft schleudern. Akram Khan verlangt seiner Company einiges ab; die acht Tänzerinnen und Tänzer, die in ihrer Internationalität wirken, als verkörperten sie die Kulturen dieser Welt, vollbringen Höchstleistungen, wenn sie das Publikum mit wirbelnden Armen und perfekt aufeinander abgestimmten Bewegungen mitreißen, in einem Strudel aus Dynamik und Kraft. Als sich schließlich ein Liebespaar über den Boden rollt und die Frau am Ende stirbt, sind die Wiederbelebungsversuche vergeblich. Der Tod rückt näher, nach und nach verschwinden die Tänzer und die Figur des Anfangs beugt sich mit ausgebreiteten Armen tief nach hinten ins Cambré. Diesmal steht er auf der anderen Seite, berührt sacht einen anderen hinterm Vorhang, wirkt mit geradezu rührenden Gesten auf ihn ein. Als der Regen fällt, fällt auch der Vorhang. Es geht eine Leiter hinauf – die „Vertical Road“, hinein in die Unendlichkeit.

Vertical Road, Ch. Akram Khan © Richard Haughton

zen, Komposition und Tanz musikalisch miteinander zu verschmelzen. Henze hat das Libretto nach Molières Schauspiel „George Dandin“ geschrieben. Es erzählt die Geschichte des reichen Bauern Pulcinella, der die Tochter eines verarmten Adeligen geheiratet hat, von dieser jedoch betrogen, und dafür auch noch von der Adelsgesellschaft verspottet wird.


Entdecken Sie Ihren ganz neuen und fabelhaften Roch Valley Online-Shop! www.roch-valley.de Home

Wir über uns

AGB

WAS TANZ BEWEGT

Größen und Farben

UND WIE GEFÄLLT IHNEN DAS? Bis zum 31. Mai 2011 kann DANCE FOR YOU MAGAZINE, zu günstigen Konditionen im Probeabo bestellt werden.

Tanzschuhe und Tanzbekleidung für Kinder und Erwachsene zu Top-Preisen

Zahlungsarten:

Kreditkarte

PayPal

Gerne nehmen wir Anfragen von Tanzgeschäften und Tanzschulen entgegen.

Banküberweisung

Ja, ich möchte DANCE FOR YOU MAGAZINE kennenlernen und bestelle 6 Ausgaben für nur 25 Euro, statt 35 Euro. Wenn ich DANCE FOR YOU nicht weiterlesen möchte, bestelle ich sie spätestens nach Erhalt der zweiten Ausgabe ab. Wenn ich weiterlesen möchte, erhalte ich DANCE FOR YOU zum Preis von 35 Euro (6 Ausgaben) pro Jahr. Frei Haus in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ich kann das Abo 6 Wochen vor Ablauf kündigen. Bestellungen ab sofort unter probeabo@danceforyou-magazine.com

www.danceforyou-magazine.com

© MIVI Verlag Foto: Peter Leutsch

Mit einer Ersparnis von 10 € für das Jahresabonnement wartet die neue Abo-Aktion auf.


Essentials

for you! Tu

LUCINDA CHILDS 2M

P2

o tt Tu

M

o

P22

nc

rt

P9

Ne

Bia

ro

tto

Vo

AKRAM KHAN

ex

2

ROEL VOORINTHOLT INTRODANS

MÄNNER IM BALLETT II

S3

it

z

3M

3

p

ANGELIN PRELIOCAJ

Und dann tausend Jahre Ruhe

Dancer: Bradley Dreyer ©Sansha 2010

P40C

Bl

Hi-Ste

TRAUMROLLEN: Armand, La Sylphide, Onegin 39

www.danceforyou-magazine.com

NOVEMBER / DEZEMBER 2010 • ISSN 1613 - 8988

magazine

D € 4,50 • L € 4,50 • A € 4,70 • CH Fr.7,70 • HU 1600 HUF • RO 24 RON


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.