Serie
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Schwangerschaftsabbruch – für Männer kein Thema?
Einblicke in Männer-Welten
Ein Schwangerschaftsabbruch stellt für Frauen eine schwierige Situation dar. Doch wie gehen die für die Schwangerschaft mitverantwortlichen Männer damit um? Hannes Reichegger, Psychologe und Leiter der MIPKontaktstelle informiert. Männer und Schwangerschaftsabbruch
Laut Gesetz soll beim Beratungsgespräch auch der Mann dabei sein, die Frau muss dem jedoch zustimmen. Ebenso wird die Entscheidung über das Austragen oder den Abbruch einer Schwangerschaft letztendlich von der Frau alleine getroffen. Es gibt kaum Untersuchungen darüber, welche Rolle ein Mann bei einem Schwangerschaftsabbruch hat und wie es ihm bei und nach einem Abbruch geht. Wenn Männer zunehmend aktivere Väterrollen entwickeln sowie mehr Verantwortung in Erziehung und Betreuung übernehmen, kann davon ausgegangen werden, dass sie auch einen Schwangerschaftsabbruch po-
tentiell intensiver erleben als noch ihre Väter und Großväter. Für Männer ist es manchmal nicht einfach zu akzeptieren, dass sie zwar mitreden können, die Entscheidung aber letztlich bei der Frau liegt. Bei gegensätzlichen Positionen fühlen Männer sich oft voller Wut, Ohnmacht und Hilflosigkeit.
Handlungsfähigkeit wiederherstellen
Die Frau kann man zu nichts zwingen: Dies zu akzeptieren ist der erste Schritt. Oftmals bringt es Männern eine große Entlastung: Der Drang, unbedingt etwas tun zu müssen tritt in den Hintergrund, man kann erst einmal in Ruhe über sich und die Situation nachdenken. Man tut sich leichter, die Frau in dieser schwierigen Situation zu unterstützen und zu einer Lösung zu kommen, mit der beide leben können. Wenn er Vater werden möchte muss er auch konkrete Perspektiven aufzeigen: Welchen Anteil ist er bereit, bei der Kinderversorgung zu übernehmen? Wie schaut es mit der Bereitschaft aus, Teilzeit zu arbeiten? In einem offenen Gespräch wäre zu klären, was genau ihre Gründe gegen ein Kind sind, welche Ängste sie bewegen und welche konkreten Möglichkeiten überhaupt gegeben sind.
wird häufig nach dem Motto „Wenn es passiert wird es schon passen“ verfahren. Männer sind anders als Frauen auf eine ungewollte Schwangerschaft meist nicht vorbereitet. Ein klares Bild über die eigenen Vorstellungen hilft, mit Schwangerschaftskonflikten besser umgehen zu können. Dieses muss im Gespräch mit anderen und in der Auseinandersetzung mit sich selbst entwickelt werden. Das Gesprächsangebot der Männerinitiative Pustertal ist ein Ort dafür.
TIPP:
www.familienplanung.de mit eigener Rubrik „Wissenswertes für Männer“
Quelle: Hannes Reichegger
Die rechtliche Situation
In Italien wird der freiwillige Schwangerschaftsabbruch durch das Gesetz 194 vom 22. Mai 1978 geregelt: In den ersten 90 Tagen einer Schwangerschaft hat die Frau das Recht auf einen Abbruch, wenn ein Austragen ihre physische oder psychische Gesundheit oder ihre Beziehung gefährden könnte. Ob solche Umstände vorliegen unterliegt der Selbsteinschätzung der Schwangeren. Allerdings muss sie sich von einem Arzt oder einer anerkannten Beratungseinrichtung beraten lassen und nachher eine Bedenkzeit von sieben Tagen einhalten, erst dann darf der Abbruch durchgeführt werden.
Quelle: Shutterstock
Familienplanung
In Beziehungen wird manchmal kaum oder nur sehr unklar über eigene Vorstellungen gesprochen: Ein Kinderwunsch wird beispielsweise in blumige Worte oder als halb ernstgemeinter Scherz verpackt, der vom Partner nicht gehört oder nicht verstanden wird. Trotz Aufklärung und Verhütungsmöglichkeiten
Hannes Reichegger, Psychologe und Leiter der MIP-Kontaktstelle.
„Do Puschtra” Nr. 15/22. Juli 2010