Männliche Lebenswelten in Südtirol

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Serie – Männer

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Männliche Lebenswelten in Südtirol

Einblicke in Männer-Welten

Wie sehen männliche Lebenswelten in Südtirol aus? Hannes Reichegger im Gespräch mit Armin Bernhard, Mitinitiator der ersten Südtiroler Männerstudie.

Arbeit

Die Mehrzahl der Männer teilt die Auffassung, dass Kompetenz und nicht Geschlecht oder Alter für die berufliche Stellung ausschlaggebend sein müssen und akzeptiert einen Bildungs- und Berufsaufstieg der Frauen. „Bei den Lebenszielen wird nach wie vor durchgängig die Ernährerrolle des Mannes betont“, so Armin Bernhard. „Dies zeigt, wie eng das Mannsein an die Arbeitsrolle gebunden ist. Die Arbeit gibt den Männern Lebenssinn.“ Ein gutes Viertel äußert sehr deutlich ihre Bereitschaft,

beit wird immer noch abgewertet.“

Elternzeit zu nehmen und kann sich auch die Rolle als Hausmann vorstellen, allerdings meist nur für eine begrenzte Zeit. Überraschend ist, dass ältere und jüngere Männern zum Thema Arbeit ähnliche Positionen vertreten.

Mannsein

Probleme besprechen jüngere wie ältere Männer vor allem mit der Partnerin, wobei Bernhard auf eine Unausgewogenheit hinweist: „Auffallend ist die Selbstverständlichkeit, mit der Männer die Partnerin als Adressatin für ihre Probleme betrachten. In keinem der Interviews gehen Männer darauf ein, welche Probleme ihre Partnerin hat oder haben könnte und ob sie dann der Ansprechpartner für ihre Probleme sein könnten.“ Weiters gehen Männer nach wie vor häufig davon aus, dass die Geschlechter unterschiedlich gefühlsbetont sind. Dass der Mann in der Beziehung den sexuell aktiveren Part einnehmen soll, wird nur von einer Minderheit bejaht. Auffallend ist, dass viele Männer Schwierigkeiten mit einem schwulen Sohn hätten und sich besonders um dessen Anerkennung im Dorf sorgen. Anhand der Ergebnisse aus den Interviews wurde ein Fragebogen entwickelt, der derzeit vom ASTAT abgefragt wird. Daraus wird sich ein umfassendes Bild zur Lebenssituation der Männer in Südtirol ergeben.

Beziehung/Partnerschaft

Die Hälfte der Männer gab an, bisher zu wenig Zeit für ihre Partnerin gehabt zu haben. „Es ist immer wieder die Arbeit, welche die Zeit der Männer aufbraucht. Die gemeinsame Zeit scheint vor allem für Unternehmungen genutzt zu werden; dass die Partnerin auch ihre Probleme mit dem Mann besprechen könnte, kam in den Interviews nur selten vor“. Meist ergibt sich ein Bild, das einer der Männer so beschreibt: „Nach außen hin bin ich der Stärkere. Nach innen ist die Frau die Stärkere.“

Vaterschaft

Zur Frage, ob der eigene Vater ein Vorbild ist: in der männlichen und beruflichen Rolle ja, in der emotionalen Rolle der Zuwendung zum Kind weniger. Insbesondere bei jüngeren Männern fällt auf, dass sie nicht nur für „Action“ zuständig sein wollen, sondern gerne mehr emotionale Erziehungsarbeit leisten möchten. Bei Kleinkindern ist ein Großteil der Männer der Ansicht, dass die Mutter die „natürliche“ Bezugsperson ist.

Arbeitsteilung

„Bei den älteren Befragten überwiegt die traditionelle Aufteilung: Frauen sind für Haushalt, Erziehung zuständig, Männer für finanzielle Absicherung. Bei den jüngeren Männern geht noch die Hälfte von dieser traditionellen Arbeitsteilung aus. Dabei wird meist Erziehung von Hausarbeit getrennt. Bei der Hausarbeit ist es im Gegensatz zur Kindererziehung nur eine Minderheit, welche sich auch dafür zuständig sieht. Hausar-

Quelle: Shutterstock

Die erste Südtiroler Männerstudie wird von der Freien Universität Bozen, Fakultät für Bildungswissenschaften, in Kooperation mit dem Arbeitskreis Männer- und Bubenarbeit, dem Forum Prävention und dem ASTAT durchgeführt. Möglich wurde die Studie u.a. durch das Engagement des anerkannten Geschlechterforschers Prof. Lothar Böhnisch. In einer ersten Untersuchung wurden 128 Männer interviewt, jeweils die Hälfte zwischen 18 und 45 sowie 45 und 66 Jahren alt: Männer aus allen Landesteilen, mit verschiedenen Berufen und in unterschiedlichen Lebenssituationen. Die wichtigsten Ergebnisse:

Dr. Armin Bernhard

„Do Puschtra” Nr. 17/2. September 2010


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