Lebenswelten: Drei Vertriebene erzählen Seite 14
Starke Frauen für eine bessere Welt Seite 4
Nr. 2, Juni 2021
Inhalt
Vorwort des Direktors
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Fokus Gender-Gerechtigkeit
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Malaysia: Einkommen für Frauen – Gewinn für alle
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Kamerun: Gleichstellung und HIV-Prävention
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Peru: Demokratie gibt es nur mit Frauen
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Persönlich: Josefina Hurtado-Neira
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Projekt aktuell Impressum begegnen Nr. 2 Juni 2021 Herausgeberin: Mission 21, Evangelisches Missionswerk Basel, Missionsstrasse 21, 4009 Basel «begegnen» erhalten Gönnerinnen und Gönner von Mission 21 viermal jährlich ab einem Beitrag von 25.– im Jahr. Auflage: 15 100 Ex. Redaktion: Miriam Glass Layout: vvh-basel.ch Gedruckt in der Schweiz: Gremper AG, Basel ISSN: 2673-8635 Titelbild: Frauen aus dem Projekt «Gesundheitsversorgung und HIVPrävention» in Kamerun. Foto: Tanja Giannone Trägervereine von Mission 21 sind die Basler Mission, die Evangelische Mission im Kwango und die Herrnhuter Mission.
Spendenkonto: PC 40-726233-2
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Hilfe für gewaltbetroffene Frauen und Kinder in Indonesien
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Die gute Nachricht von Ira Imelda, Indonesien
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Unsere Mission im Jahr 2021
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Kurz gesagt
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Lebenswelten: Stimmen aus drei Kontinenten
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Internationale Lerngemeinschaft
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Fachtagung zum Thema «FriedensKunst»
Engagiert
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Madame Curry: Irene Berner sorgt für volle Currydosen
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Kampagne 2021: Unsere Zukunft bilden wir gemeinsam
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Archiv: Ein Bild, eine Geschichte Agenda
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Vorwort des Direktors
Liebe Leserin, lieber Leser Unter säkularen Unternehmen gehört es inzwischen geradezu zum guten Ton, eine «Mission» zu haben. Für ein christliches Missionswerk ist es dagegen heutzutage ungleich schwerer, von «Mission» zu sprechen, ohne in weitschweifige und apologetische Erklärungen darüber zu verfallen, wer wir sind und was wir tun. Zu stark sind populäre Zerrbilder in vielen Köpfen, die christliche Mission einseitig und generalisierend gleichsetzen mit der Entwürdigung von Menschen und der Zerstörung ihrer Kultur. Umso wichtiger ist es uns daher, unser Selbstverständnis und unsere Arbeit als Missionswerk allgemeinverständlich und prägnant darzustellen. Meine Ausführungen dazu finden Sie auf Seite 12. Eines der zentralen Themen, in denen dieses Selbstverständnis zum Ausdruck kommt, ist der Einsatz für Gender-Gerechtigkeit; und das nicht erst seit #MeToo. Er zieht sich durch all unsere Handlungsfelder und durch alle Programme und Projekte unserer Entwicklungszusammenarbeit. So zeigt sich zum Beispiel in der HIV-Prävention, dass der Kampf gegen sexuelle Gewalt enorm wichtig ist, um die Ansteckungsraten zu senken. Mehr darüber erfahren Sie von Projektkoordinatorin Rita Mbah aus Kamerun im Beitrag ab Seite 4, der auch die Verbindung von Gender-Gerechtigkeit mit Einkommensförderung und Bildung verdeutlicht. Um den Kampf gegen sexuelle Gewalt geht es auch bei der Arbeit unserer Partnerkirche GKP. Sie führt in Bandung in Indonesien eine Notunterkunft für Frauen, die Gewalt erlebt haben. Im Jahr 2020, dem ersten Jahr der Corona-Pandemie, haben sich die Anfragen von Gewaltopfern vervierfacht. Dieser enorme Anstieg hat verschiedene Gründe, aber er zeigt eines deutlich: Wir werden noch lange unterwegs sein auf unserem Weg hin zu einer Welt, in der niemand aufgrund seines Geschlechts diskriminiert oder bedroht wird. Ich danke Ihnen, dass Sie uns auf diesem Weg wohlwollend begleiten und wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Ihr
Pfarrer Jochen Kirsch, Direktor Mission 21
Unsere Angebote online Sie erhalten dieses Magazin vier Mal jährlich. Doch auch in der Zeit zwischen den Ausgaben haben wir interessante Informationen für Sie. Zum Beispiel im Newsletter und auf unserer Website. Wenn Sie über unsere Projekte und die Zusammenarbeit mit den Partnern auf dem Laufenden bleiben wollen, abonnieren Sie den Newsletter und folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Linkedin. Informationen zur Newsletter-Anmeldung und weiteren Online-Angeboten finden Sie unter www.mission-21.org
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Fokus Gender-Gerechtigkeit
Starke Frauen für eine bessere Welt Noch sind in keinem Land der Welt Menschen unterschiedlicher Geschlechter in allen Belangen gleichgestellt. Diskriminierung aufgrund des Geschlechts ist ein globales Problem. Mission 21 bekämpft diese Ungerechtigkeit in all ihren Projekten und Programmen. Warum der Einsatz für Gender-Gerechtigkeit so wertvoll ist, zeigt sich unter anderem in den Projekten in Malaysia, Kamerun und Peru. zVg
Text: Eva Sidler, Mission 21
Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Gegenden der Welt: Junia Anilik aus Malaysia, Rita Mbah aus Kamerun umd Yolanda Choquecota aus Peru. Ihr Alltag und ihr Umfeld sind sehr verschieden. Doch sie alle beschäftigt dasselbe Thema und sie arbeiten auf dasselbe Ziel hin: Alle Menschen sollen frei von Diskriminierung und Gewalt leben können. Alle Menschen – auch Frauen. Rita Mbah koordiniert ein Projekt zur HIVPrävention in Kamerun, Junia Anilik arbeitet in Malaysia dafür, dass Frauen mehr Einkommen erwirtschaften können und Yolanda Choquecota setzt sich in Peru für die Rechte indigener Frauen ein. Junia, Rita und Yolanda sind drei von vielen wichtigen Frauen in den Projekten von Mission 21, denn in allen Arbeitsbereichen ist das Ziel der Gender-Gerechtigkeit zentral. Die Beispiele, über die Sie auf den kommenden Seiten mehr erfahren, zeigen: Ob es um Einkommensförderung geht, um HIV-Prävention und Bildung oder um poltitische Teilhabe – überall stellt sich die Frage, ob Verbesserungen in diesen Bereichen wirklich allen Menschen zugutekommen und was es dafür braucht, dass dies der Fall ist. 4
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Da die deutsche Sprache keinen Unterschied zwischen biologischem und sozialem Geschlecht macht, verwenden wir den englischen Begriff «Gender», um damit auf die gesellschaftliche Rolle verschiedener Geschlechter hinzuweisen. Diese gesellschaftliche Rolle berücksichtigt Mission 21 in all ihren Wirkungsbereichen. Das Ziel ist es, die Verletzlichsten einer Gesellschaft zu unterstützen und dazu gehören meist Mädchen und Frauen.
Helfen Sie mit Die Beispiele aus Malaysia, Kamerun und Peru zeigen, wie der Einsatz für Frauen und Mädchen sich durch sämtliche Projekte von Mission 21 zieht. Gender-Gerechtigkeit auf allen Ebenen zu berücksichtigen, ist Ziel des «Gender-Mainstreaming», einer der Handlungslinien unseres Programms für Gender-Gerechtigkeit. Helfen Sie mit, Frauen und Mädchen vor Übergriffen zu schützen und ihnen Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Einkommen zu ermöglichen. Programm für Gender-Gerechtigkeit: Nr. 840.1005 Spenden: Konto PC 40-726233-2, oder mission-21.org/spenden Mehr Informationen: www.mission-21.org/gender
Malaysia: Einkommen für Frauen – Gewinn für alle Junia Anilik arbeitet für ein Projekt zur Einkommensförderung für indigene Gemeinschaften in Malaysia. Sie sagt: «Wenn Frauen ihr eigenes Einkommen haben, gleicht das Machtverhältnisse aus. Die Frauen gewinnen die Freiheit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.» Bei ihrer Arbeit stellt sie immer wieder fest, dass die Aktivitäten, die Frauen ein eigenes Einkommen ermöglichen, zu gleichberechtigteren Gemeinschaften führen. In Malaysias ärmstem Bundesstaat Sabah ist Mission 21 mit Projekten für Bildung und Einkommensförderung präsent. Diese tragen dazu bei, starke Gemeinschaften zu bilden. Dabei fokussieren die Projekte auf die Förderung von Frauen, denn Frauen sind stärker von Armut betroffen als Männer. Das Einkommensförderungsprojekt bietet unter anderem Weiterbildung in traditionellen Handarbeiten an, zum Beispiel dem Fertigen von Hüten, bestickter Kleidung oder Webteppichen. Gemeinsam vermarkten die Ausgebildeten anschliessend ihre Produkte. Sie sind dabei erfolgreich: Mit dem erwirtschafteten Einkommen tragen sie dazu
bei, ihre Familien zu ernähren und unterstützen soziale Initiativen ihrer Gemeinden. Noria Majaman, die Projektkoordinatorin vor Ort, beobachtet, dass der wirtschaftliche Erfolg auch das Selbstbewusstsein der Frauen stärkt: «Gerade während der Pandemie habe ich gemerkt, wie sie sich und andere motiviert haben.» Die Gruppen bleiben inmitten der aktuellen Wirtschaftskrise wandlungsfähig. Viele Produzentinnen sind auf den Verkauf ihrer Produkte über die sozialen Medien umgestiegen, als die Märkte wegen der Lockdowns schlossen. Einige begannen mit der kommerziellen Haltung von Hühnern und Fischen, denn Nahrungsmittel sind auch während eines Lockdowns gefragt und können in der Regel auch verkauft werden.
Gefragte Arbeit: Die Produzentinnengruppe Lompozou in Sabah, Malaysia, erhielt vom lokalen Spital den Auftrag zur Produktion von 600 Schutzanzügen für das medizinische Personal.
Von der Hausfrau zur Lehrerin Dass finanzielle Eigenständigkeit selbstbewusst macht, zeigt sich zum Beispiel bei Jurina, einer Begünstigten der Projekte zur Einkommensförderung. Die Mutter von sieben Kindern ist Mitglied einer Produzentinnengruppe. 2017 verstarb ihr Ehemann nach 23 Jahren Ehe an Hepatitis. Bis dahin war Jurina Vollzeit-Hausfrau gewesen, während ihr Mann sich um die finanziellen Angelegenheiten gekümmert hatte. begegnen 2 | 2021
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Fokus Gender-Gerechtigkeit Kamerun: Gleichstellung und HIV-Prävention
Neu die alleinige Verantwortung für die Familie zu tragen, war schwierig, ihr jüngstes Kind war noch nicht einmal zwei Jahre alt. Sie erzählt: «Fast jeden Tag weinte ich.» 2018 kam für Jurina die Wende. Sie wurde Teil der Lompozou-Handwerksgruppe der Protestantischen Kirche in Sabah, einer Partnerkirche von Mission 21. In der Gruppe lernte sie, Perlenschmuck herzustellen, zu weben und zu sticken sowie ihre Produkte zu vermarkten. Schon bald konnte sie Einkommen erwirtschaften. Heute bildet sie andere Frauen im Weben aus. «Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich eines Tages Lehrerin bin», sagt sie stolz.
zVg
Rita Mbah koordiniert ein Projekt zur HIVPrävention und -Behandlung in Kamerun. Die Presbyterianische Kirche in Kamerun, Partnerkirche von Mission 21, leistet mit diesem Projekt Aufklärungsarbeit in den Gemeinden. Betroffene können sich gratis testen lassen und erhalten Beratung. 2020 erreichte die PCC mit diesen Aktivitäten über 55 000 Menschen. Das Projekt richtet sich an alle Betroffenen, doch Rita Mbah stellt fest, dass es besondere Ansätze braucht, um Frauen zu erreichen und zu schützen. 2019 steckten sich in Kamerun 4800 Männer neu mit HIV an, dagegen steht die Neuansteckung von 17 000 Frauen. «Wir sehen: Die HIV-Epidemie hat ein weibliches Gesicht», sagt Rita. Ein wichtiger Risikofaktor für eine HIV-Übertragung ist sexuelle Gewalt. Frauen und Mädchen, die sexuelle Gewalt erleben, haben ein etwa dreifach höheres Risiko, sich im Laufe ihres Lebens mit HIV anzustecken. Rita sagt: «Wenn wir also ein Ende der AidsEpidemie sehen wollen, müssen wir gegen geschlechtsspezifische Gewalt vorgehen.»
Tests und Medikamente reichen nicht aus Wie bei der Corona-Pandemie gilt auch bei der HIV-Epidemie das Testen als eine der Top-Strategien zur Bekämpfung des Virus. Doch Rita
Auch in Krisenzeiten widerstandsfähig Mit Beginn der Pandemie wurde es für Jurina schwierig: «Die Verkäufe sind zusammengebrochen. Ich arbeite nun auch auf Reisfeldern.» Doch im November 2020 gab es einen Lichtblick. Die Produzentinnengruppe erhielt vom lokalen Spital den Auftrag zur Produktion von 600 Schutzanzügen für das medizinische Personal. Dieses Jahr folgte ein Auftrag für Schuluniformen. Jurina sagt: «Meine Nachricht an alle Frauen da draussen, die wie ich Schwierigkeiten erleben: Gebt nie auf!» Mit dem Erfolg von Jurina und der Produzentinnengruppe, die selbst in Krisenzeiten den Mut nicht verlieren und innovativ sind, zeigt sich, wie die Projekte Gemeinschaften stärken. Jurina kann ihren vier schulpflichtigen Kindern Bildung ermöglichen und trägt so dazu bei, dass sie später eine gute Stelle finden. Ihre ökonomische Selbständigkeit stützt damit die ganze Gemeinschaft.
Detlef Lienau
Jurina mit selbst gefertigtem Perlenschmuck.
Diese Frauen fertigen in einer Gruppe Handwerksarbeiten zum Verkauf an. 6
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Dorothee Adrian
hat festgestellt, dass Tests und Medikamente zur Bekämpfung nicht ausreichen. Es braucht weitere Strategien wie sexuelle Aufklärung und Bildung, und es braucht einen Ansatz, der eine Genderperspektive miteinbezieht. Rita bemerkte in ihren HIV-Sensibilisierungsworkshops mit Gemeindearbeiter*innen «grosses Unwissen bezüglich Themen wie Gender und geschlechtsspezifischer Gewalt». Sie zeigt daher in den Workshops auf, wie HIVPrävention mit einem Bewusstsein für GenderGerechtigkeit verknüpft ist. Frauen und Mädchen sind häufiger von Armut betroffen. Das setzt sie wiederum einem grösseren Gewaltrisiko aus, denn sie haben beispielsweise weniger Kapazitäten, aus Missbrauchsbeziehungen auszubrechen.
Krisen verschlimmern Ungleichheiten Rita berichtet: «Durch Kameruns gewaltvolle politische Krise mit Hundertausenden von Vertriebenen und durch die Pandemie sind die Fallzahlen von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung gestiegen.» Ein weiteres Problem ist, dass viele Frauen nur wenig Wissen über ihre Sexualität und ihre Rechte haben: «Sie wissen nicht, dass das, was sie erleben, Missbrauch ist.» Auch darum haben Rita und ihr Team letztes Jahr ein Sexualkunde-Zentrum eröffnet. Das «Freemind Center» in Buea bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen Beratung
zu Themen wie persönliche Entwicklung, Beziehungen und Sex. Das Team informiert über sexuell übertragbare Krankheiten und Formen von sexueller Gewalt. In Kursen wie «Sexy, clever und sicher» kommen auch Geschlechterrollen und Gleichberechtigung zur Sprache. Es wird aufgezeigt, wie patriarchale kulturelle Normen und Werte die Rechte und Würde von Frauen und Mädchen verletzen können. Jugendliche über sexuelle Themen aufzuklären, geht also Hand in Hand mit der Arbeit hin zu einer gendergerechten Welt.
Peru: Demokratie gibt es nur mit Frauen Yolanda Choquecota ist Bäuerin. In Peru gehört sie zu den verletzlichsten, gleich mehrfach diskriminierten Gesellschaftsgruppen: Sie ist indigen, überdurchschnittlich von Armut betroffen, hat nur die Primarschule besucht und ist weiblich. Doch sie hat es geschafft, sich in der Gesellschaft Gehör zu verschaffen: Die 43-Jährige ist Präsidentin der Aymara-Frauenvereinigung. Die Aymara zählen neben den Quechua zu den grössten indigenen Gruppen Perus. Yolanda Choquecota hat gelernt, für die Anliegen ihrer Gruppe einzustehen. Sie besuchte die Gemeinschaftsschule «Kullakanakana Sartawipa», auf Deutsch: «Das Gehen der Schwestern». Die Schule ist Teil eines von Mission 21 unterstützten Projekts der lokalen Partnerorganisation IDECA. Im Projekt werden indigene Frauen in ihrer kulturellen Identität und Bildung gestärkt. Das IDECA (Institut für das Studium der andinen Kulturen) setzt sich dafür ein, dass die
Rita Mbah hat mit ihrem Team das «Freemind Center» aufgebaut, wo junge Erwachsene Informationen erhalten, zum Beispiel über sexuell übertragbare Krankheiten und Formen sexueller Gewalt.
indigene Bevölkerung und ihre Kultur in der peruanischen Bevölkerung ihren Platz finden. Neben Forschung und akademischer Bildung zu Themen wie Dekolonialisierung und interkulturellem Dialog bietet das Institut auch Kurse für die indigenen Bauerngemeinden an.
«Wir müssen jeden Tag kämpfen» Es gibt Unterricht in den Bereichen Umweltschutz, Klimawandel, Landwirtschaft, politische Partizipation und Gleichberechtigung. Ein Ziel ist es, dass die Teilnehmerinnen nach den Kursen für ihre Anliegen einstehen können, zum Beispiel, indem sie bei Wahlen kandidieren. Damit das von politischen Unruhen durchzogene Peru eine starke, demokratische und gerechte Gesellschaft wird, ist die Repräsentation indigener Frauen auf politischer Ebene unabdingbar. Yolanda fühlt sich durch das neue Wissen gestärkt, bemerkt jedoch: «Als Aymara-Frauen müssen wir weiterhin jeden Tag kämpfen, um weiterzukommen.» Mission 21 unterstützt Frauen wie Yolanda auf diesem Weg hin zu einer Welt ohne Diskriminierung. begegnen 2 | 2021
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Fokus Gender-Gerechtigkeit – persönlich
«Wir wollen Gerechtigkeit – aber momentan herrscht Unrecht» Josefina Hurtado setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte von Frauen ein. Ein Rückblick auf die Arbeit als Leiterin der Stabsstelle Frauen und Gender bei Mission 21. Interview: Eva Sidler, Mission 21
Mission 21
Was bedeutet der Begriff Gender-Gerechtigkeit? Warum heisst das Programm von Mission 21 so und nicht zum Beispiel Programm für Gleichberechtigung?
Josefina Hurtado-Neira leitete acht Jahre lang die Stabsstelle Frauen und Gender bei Mission 21.
Unser Ziel ist, Gleichberechtigung für alle zu schaffen. Denn unser Startpunkt ist keine Weltgemeinschaft, in der dies erreicht ist, sondern eine, in der eine grosse Ungleichheit herrscht. In unserem Programm geht es darum, Gerechtigkeit herzustellen. Der Name weist darauf hin, dass momentan Unrecht herrscht. Wir arbeiten mit Personen, deren Rechte verletzt sind und unterstützen sie, zu ihrem Recht zu gelangen. Mission 21 sagt damit klar: «Hier herrscht eine Ungerechtigkeit und die wollen wir beseitigen!»
Hat das Programm schon Früchte getragen? Ein Fokus liegt auf der Weiterbildung unserer Partner*innen. Sie lernen, wie sie die Menschenrechte der Frauen auf lokaler Ebene einfordern können, etwa mithilfe internationaler Werkzeuge wie der UNO-Konvention gegen jede Form von Diskriminierung der Frau. Diese Fähigkeiten setzen die Teilnehmer*innen ein.
Gibt es dafür ein Beispiel?
Josefina Hurtado (zweite von links) auf Dienstreise in Nigeria, 2017,
Nach dem Besuch unseres Trainings hat zum Beispiel Teilnehmerin Etel Nina Cáceres mit ihrer Organisation in Peru erreicht, dass die
Anliegen indigener Frauen im Parlament grösseres Gehör finden. Eine Herausforderung ist es nun, diese Errungenschaften weiter zu begleiten und diese ersten Erfolge auszubauen.
Wo ist der Handlungsbedarf besonders gross? Jeder Mensch soll sagen können: «Über meinen Körper bestimme ich!» Doch viele Frauen besitzen dieses Recht der Selbstbestimmung nicht. Mädchen werden zwangsverheiratet. Jede dritte Frau erlebt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt. Auf dem Körper der Frau liegen so viele gesellschaftliche Zwänge. Jeder Mensch soll jedoch frei sein, selber über sich zu entscheiden.
Warum ist es wichtig, dass sich glaubensbasierte Organisationen wie Mission 21 im Bereich der Frauenmenschenrechte einsetzen? Kirchen sind grosse Netzwerke und die Kirche ist nahe bei den Menschen. Sie ist auch bei Menschen, für die sonst niemand da ist. Kirchen können Schutzräume bieten. Mission 21 arbeitet aber nicht für die Kirche, sondern für die Menschen, deren Rechte verletzt sind und die ausgeschlossen werden. Momentan erlebe ich in der Schweiz viel Druck auf NGOs, nicht politisch sein zu dürfen. Wer sich für die Verletzlichsten dieser Welt einsetzt, kann jedoch nicht unpolitisch sein, sondern nimmt klar eine Haltung ein.
Diesen Sommer gehen Sie in Pension. Was war Ihr persönliches Highlight? Mein Highlight sind die jährlichen Treffen des Netzwerks für Frauenmenschenrechte von Mission 21. Hier teilen Aktivist*innen aus den Projekten von Mission 21 ihre Strategien, Arbeitserfahrungen, Emotionen und auch Spiritualität. Dieses Lernen voneinander fand ich unglaublich bereichernd. Ich freue mich sehr, dass meine Nachfolgerin Barbara Heer diese Arbeit weiter entwickeln wird, die visionäre Frauen in verschiedenen Kontinenten begonnen haben.
Stabsübergabe
zVg
Josefina Hurtado geht per Anfang Juni 2021 in Pension. Für den Wirkungsbereich Gender-Gerechtigkeit ist neu Barbara Heer zuständig. Mission 21 dankt Josefina Hurtado herzlich für ihre engagierte Arbeit und wünscht ihr alles Gute. Barbara Heer heissen wir herzlich willkommen. 8
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Miriam Glass
Projekt aktuell
Indonesien Projekt aktuell: «Hilfe für gewaltbetroffene Frauen und Kinder» In Indonesien wurden im Jahr 2020 rund 300 000 Fälle von Gewalt gegen Frauen gemeldet. Die Dunkelziffer liegt weit höher. Und hunderttausende von Indonesierinnen arbeiten im Ausland und sind dort häufig Missbrauch und Übergriffen ausgesetzt. Mit unsererem Projekt unterstützen wir Frauen in Notsituationen und setzen uns ganzheitlich für mehr Gender-Gerechtigkeit ein. Denn die Gleichberechtigung ist eng verzahnt mit anderen Themen wie Bildung, Einkommensförderung und interreligiösem Dialog.
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Projekt aktuell
Zurück ins Leben: Perspektiven für von Gewalt betroffene Frauen Yuli* fand in einer Notsituation Schutz im «Durebang Center» in Bandung, Indonesien. Die Partnerkirche von Mission 21 fängt dort Frauen auf, die Missbrauch erlebt haben, begleitet Gerichtsverfahren und bildet Beraterinnen aus.
Miriam Glass
Text: Miriam Glass, Mission 21
naus in den Hof. Vor einigen Jahren hat sie hier gelebt, heute ist sie für ein Interview zurückgekehrt. Das «Durebang Center» unterstützt Frauen, die von häuslicher oder sexueller Gewalt betroffen sind und kümmert sich um Arbeitsmigrantinnen und Opfer von Menschenhandel. Yuli kam hierher, nachdem ein Nachbar sie mehrfach vergewaltigt hatte. Zunächst hatte die damals 16-Jährige aus Angst und Scham niemandem etwas erzählt. Doch dann kam sie in Kontakt mit einer Mitarbeiterin der Sapa Foundation. Diese muslimische Organisation unterstützt Frauen in den Dörfern rund um Bandung und arbeitet eng mit der GKP zusammen.
Vor dem Täter geschützt
Informationen zum Projekt Yuli in der Notunterkunft «Durebang Center» in Bandung.
*Name geändert 10
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Die Notunterkunft «Durebang Center» ist Teil des Projekts «Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder». In der Unterkunft finden Gewaltopfer Schutz und Beratung. Ausserdem gehören zum Projekt Kampagnen gegen Gewalt an Frauen in Asien und der Einsatz für indonesische Arbeitsmigrantinnen. Die Aktivitäten sind verbunden mit Projekten zur Einkommensförderung, Bildung und zur interreligiösen Zusammenarbeit. So arbeiten im Projekt muslimische und christliche Organisationen eng zusammen.
Ein Schlafzimmer mit Doppelbett, ein Aufenthaltsraum mit Küche: Die Notunterkunft im «Durebang Center» sieht aus wie eine Zweizimmerwohnung, etwas unpersönlich und kahl. Doch für Yuli, die hier eine entscheidende Phase ihres Lebens verbracht hat, ist es ein Ort voller Erinnerungen. Das Apartment in der indonesischen Stadt Bandung ist durch einen Innenhof abgeschirmt von der Strasse, wo sich Essensgerüche mit dem Gestank der Abgase mischen. Das Haus ist zugleich das Zentrum der GKP, Partnerkirche von Mission 21 in Bandung, die das «Durebang Center» betreibt. Yuli steht am Fenster und sieht hi-
«Die Frau von der Sapa Foundation ging so positiv auf mich zu, dass ich Vertrauen fasste», erzählt Yuli. Sie entschied sich, vor Gericht zu gehen. Die folgenden Wochen verbrachte sie im «Durebang Center». Dort war sie vor dem Täter geschützt. Sie konnte ihre Erlebnisse verarbeiten und wurde durch den Gerichtsprozess begleitet. Der Täter kam für drei Jahre in Haft. Im «Durebang Center» habe sie viel gelernt, sagt Yuli. Sie bekam Unterricht an der Nähmaschine und fand dadurch später Arbeit in einer Kleiderfabrik. Ausserdem schrieb sie erstmals Tagebuch. Sie hat für sich selbst festgehalten, wie sie aus einer enorm belastenden Situation wieder zurück ins Leben fand.
Handlungsbedarf auf vielen Ebenen Das «Durebang Center» ist Teil eines grösseren Projekts zum Schutz gewaltbetroffener Frauen und Kinder. Frauen werden in Fällen von Missbrauch und Ausbeutung unterstützt. Dazu gehören psychologische, medizinische und juristische Betreuung. Doch die Projektarbeit geht weit darüber hinaus. Es geht auch darum, Frauen wirtschaftlich zu stärken und sie über ihre Rechte aufzuklären. Denn in Indonesien sind patriarchale Strukturen und Werte stark verankert. Häusliche Gewalt ist verbreitet, ebenso Frauen- und Kinderhandel sowie sexuelle Ausbeutung. Viele Frauen leben in Verhältnissen, die sie angreifbar machen. Sie sind finanziell abhängig und im Schnitt schlechter ausgebildet als Männer. Die Armut in vielen Regionen Indonesiens zwingt Frauen dazu, in den Nachbarländern Arbeit zu suchen. Dort sind sie häufig sexueller Gewalt und weiteren Übergriffen ausgeliefert.
Die gute Nachricht
Die GKP und weitere Partner von Mission 21 organisieren Präventionskampagnen, um die Frauen über Rechte und Risiken zu informieren und sie so zu schützen. Auf politischer Ebene wird für besseren Schutz von Arbeitsmigrantinnen und von Opfern häuslicher und sexueller Gewalt lobbyiert. Mission 21 unterstützt auch Projekte zur Einkommensförderung und Bildung. In vielen Fällen arbeiten verschiedene Institutionen gemeinsam an der Reintegration der Frauen in ihrer Heimat und helfen, Zukunftsperspektiven zu schaffen.
Pfrn. Ira Imelda ist Leiterin des Pasundan Durebang Women's Crisis Center in Bandung, Indonesien.
Ergebt Euch, aber gebt nicht auf
Die Nachfrage steigt
Ueli Knecht
2020 haben über 6500 Personen von Beratung und Unterstützung durch das gesamte Projekt profitiert. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie arbeitet das «Durebang Center» unter Einhaltung von Schutzmassnahmen. Die Nachfrage dort hat sich mit 90 Fällen im Vergleich zum Vorjahr fast vervierfacht. Zugenommen hat auch die Zahl der Anfragen zu sexualisierter Gewalt im Internet. Der Grund ist einerseits der Anstieg von Gewalt gegen Frauen in der Pandemie. Andererseits ist das Angebot immer bekannter und besser vernetzt. Klientinnen finden über soziale Medien zur Beratung, Diskussionen auf Youtube sensibilisieren für das Thema geschlechterbasierter und sexueller Gewalt. Yuli verabschiedet sich nach dem Interview mit einer Neuigkeit: Sie hat inzwischen geheiratet und erwartet ein Kind. Ihr Leben geht weiter. Trotz des Übergriffs und auch dank der Unterstützung, die sie bekommen hat.
Wir brauchen Ihre Unterstützung «Kooperationsprogramm Asien»: Nr. 225.1001 Spenden: Konto PC 40-726233-2, Vermerk 225.1001 oder online: www.mission-21.org/spenden
«I look to you, I look to you, after all my strength is gone, in you I can be strong. I look to you, I look to you, and when melodies are gone, in you I hear a song, I look to you.» Haben Sie das obige Lied schon einmal gehört? Es handelt sich um den Song «I Look to You», komponiert von R. Kelly und von Whitney Houston populär gemacht. Das Lied beschreibt den inneren Kampf einer Person, die den tiefsten Punkt in ihrem Leben erreicht. Niemand kann ihr helfen. Sie ist völlig allein.
Zum Projekt gehört auch die Unterstützung von Frauen in armutsbetroffenen Regionen.
In einer solchen Situation kann sie nur eines tun: den Kopf heben und den Blick auf einen höheren Ort richten. Der Ausdruck «höherer Ort» wird oft verwendet, um die Kraft zu beschreiben, die mit der spirituellen Dimension verbunden ist. Man glaubt, dass diese Macht «etwas» ist, auf das man sich verlassen kann, das Kraft gibt, einen Ausweg zeigt. Etwa in Psalm 121:1 «Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt meine Hilfe?» und Psalm 123:1 «Ich erhebe meine Augen zu dir, zu dir, der du im Himmel thronst.» Die Lieder vermitteln, dass man in Zeiten der Hilflosigkeit die Augen aufhebt und zu Gott schreit. Den Blick auf einen höheren Ort zu richten, ist ein Symbol für die Hingabe an Gott. Hingabe ist keine fatalistische Haltung im Glauben, im Gegenteil, sie zeigt ein Ringen um den Glauben und einen Glauben an die Gegenwart Gottes in den Leiden, die Menschen erleben. Auch wenn sich jemand in einem hilflosen Zustand befindet und Probleme nicht sofort gelöst werden, kann er oder sie die Kraft haben, sich ihnen zu stellen, weil Gott in seiner/ihrer Niedergeschlagenheit und Hilflosigkeit präsent ist. Die Lied-Zeilen können für Opfer sexueller Gewalt stehen, aber auch für die Begleiterinnen im Durebang Center. Für die Opfer ist es nicht leicht, sich zu erheben, aber auch für Begleiter und Beraterinnen ist es schwer, den Heilungsprozess zu unterstützen, besonders im aktuellen indonesischen Kontext, in dem es kein Gesetz zur Beseitigung sexueller Gewalt gibt. Durch das Lied «I Look to You» können wir gemeinsam unsere Erfahrungen reflektieren. Ergebt euch, aber gebt nicht auf. Gehen wir Hand in Hand und stellen wir uns der Herausforderung, Gerechtigkeit für die Opfer von sexueller Gewalt in Indonesien zu erreichen. begegnen 2 | 2021
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Nachhaltiges Engagement
Unsere Mission im Jahr 2021 Dieses Jahr wird Mission 21 zwanzig Jahre alt. Ein guter Moment, um zu fragen: Was ist unsere Mission? Und wie drückt sie sich in unserer Arbeit aus?
Kurzprofil Mission 21
unserem zweiten Handlungsfeld: In der internationalen Entwicklungszusammenarbeit setzen wir uns gemeinsam mit unseren Partnerkirchen und -organisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika ein für eine Welt, in der alle Text: Jochen Kirsch, Direktor Mission 21 Menschen und die gesamte Schöpfung in Frieden und Gerechtigkeit zusammenleben. Als Als Gemeinschaft Gemeinschaft von von Partnerkirchen Partnerkirchen und und Partnerorganisationen Partnerorganisationen in in vier vier KontinenKontinenUnser Verständnis von Mission gründet im ten ten setzt setzt Mission Mission 21 21 seit seit mehr mehr als als 200 200 Jahren Jahren weltweit weltweit Zeichen Zeichen der der Hoffnung Hoffnung auf auf Glauben, dass Menschen unterschiedlich, Beitrag zur UN-Agenda 2030 der Glaubens für ein in für der Basis Basis des des christlichen christlichen Glaubens füralle ein Leben Leben in Würde Würde für alle alle Menschen. Menschen. aber mitDialog gleichem Wert und gleicher Würde ge- Religionen Die Direktion für Entwicklung und ZusamWir mit unterschiedlicher Wir tun tun dies dies im im respektvollen respektvollen Dialog mit Menschen Menschen unterschiedlicher Religionen menarbeit des Bundes (DEZA) anerkennt und schaffen sind. Daher sollten sie auch unabhänund Gemeinsam setzen wir uns eine in und Weltanschauungen. Weltanschauungen. Gemeinsam setzenvon wirGeschlecht, uns ein ein für für eine Welt, Welt, in der der fördert diese Arbeit, weil Mission 21 damit gig von ihrer Ethnie, Religion alle alle Menschen Menschen und und die die gesamte gesamte Schöpfung Schöpfung miteinander miteinander in in Frieden Frieden und und Gerechtigkeit Gerechtigkeit wirkungsvoll dazu beiträgt, die Ziele für nachoder geografischer Herkunft in gleichem Masse zusammenleben. zusammenleben. teilhaben können an dem, was die Bibel «Leben haltige Entwicklung der UN-Agenda 2030 zu Als der reformierten der Als internationales internationales Missionswerk Missionswerk der evangelischen evangelischen reformierten Kirchen Kirchen der Wir sind überzeugt, dass gerade die in Fülle für alle» nennt (Joh 10, 10). erreichen. Schweiz laden wir ein zur Partizipation an der weltweiten Kirche, zu einem solidaSchweiz laden wir ein zur Partizipation an der weltweiten zu einem solidaAuf dieser Überzeugung bauen Kirche, wir unsere Kirchen von ihrem christlichen Auftrag her, mit rischen gegenseitigen Austausch und Lernen. rischen Engagement, Engagement, zum zum gegenseitigen Austausch und voneinander voneinander Arbeit auf – in den Handlungsfeldern interna-Lernen. ihrer breiten und nachhaltigen Verwurzelung tionale Lerngemeinschaft und internationale in ihren jeweiligen Gesellschaften und mit ihrer internationalen Vernetzung eine ganz weEntwicklungszusammenarbeit. sentliche Rolle spielen können und sollen in der Weiterentwicklung unseres Zusammenlebens: Internationale Lerngemeinschaft Die internationale Zusammenarbeit auf Augenhöhe spiegelt sich auch in unserer Die wir internationale Zusammenarbeit aufund Augenhöhe weltweit.spiegelt sich auch in unserer Zum einen laden Menschen ein, an der Fülle hier Struktur: Unser höchstes Gremium ist die Missionssynode. Hier Struktur: Unser höchstes Gremium ist die Missionssynode. Hier entscheiden entscheiden Quer durch beide Handlungsfelder hindurch unserer weltweiten Gemeinschaft von mehr als Delegierte aus vier Kontinenten über Strategie und Ausrichtung der von Delegierte aus vier Kontinenten über Strategie und zentrale Ausrichtung der Arbeit Arbeit von ziehen sich drei Themen, die unse70 Partnerkirchen, christlichen Bewegungen Mission 21. Mission 21.Partnerorganisationen re operative Arbeit seit mehr als 200 Jahren und interreligiösen 21 von evangelischen reformierten Kirchen der prägen: der Zusammenhang von Religion teilzuhaben; Mission an interkulturellem Austausch, Mission 21 wird wird unterstützt unterstützt von den den evangelischen reformierten Kirchen und der Schweiz (EKS) sowie von für und Schweiz (EKS)und sowie von der der eidgenössischen eidgenössischen Direktion für Entwicklung Entwicklung und Entwicklung,Direktion die Förderung eines friedlichen solidarischem Engagement gegenseitigem Zusammenarbeit (DEZA). Das Werk ist staatlichen Behörden als Werk ist durch durch die die als gegeMiteinanders vonstaatlichen Menschen Behörden unterschiedlicher Lernen. DieseZusammenarbeit Gemeinschaft von(DEZA). MissionDas 21 ist meinnützig anerkannt, durch ZEWO und EduQua zertifi ziert und Mitglied des anerkannt, durch ZEWO und EduQua zertifi ziert undHerkunft Mitglied und des ethnischer und/oder religiöser im Sinne des meinnützig obengenannten Wortes von Jesus Netzwerks ACT Alliance. Netzwerks ACT Alliance. geschaffen zum Dienst an den Menschen und die Förderung von Gender-Gerechtigkeit. All diese Themen sind eng miteinander veran dieser Welt. bunden und in unserer täglichen Arbeit aufDaher ist die Einladung zur Teilhabe an unDie Grundstruktur der einander abgestimmt. serer weltweiten Gemeinschaft verbunden mit Arbeit von Mission 21,
Unsere Unsere Mission Mission
Unsere Unsere Struktur Struktur
Unsere Unsere Handlungsfelder Handlungsfelder
tabellarisch dargestellt.
Unsere Unsere Themen Themen
Religion Religion und und Entwicklung Entwicklung
Interreligiöse Interreligiöse und und interkulturelle interkulturelle Friedensförderung Friedensförderung
Gender-Gerechtigkeit Gender-Gerechtigkeit
Internationale Internationale Lerngemeinschaft Lerngemeinschaft
Teilhabe an an weltweiter weltweiter Teilhabe Kirche in ihrer gesellKirche in ihrer gesellschaftsverändernden schaftsverändernden Funktion: Bildung, Bildung, AusAusFunktion: tausch und und Begegnung Begegnung tausch
Aufbau einer einer weltweiten weltweiten Aufbau Jugendbewegung Jugendbewegung
Auseinandersetzung Auseinandersetzung mit der der Rolle Rolle von von Frauen Frauen mit in Kirche, Mission und in Kirche, Mission und Gesellschaft Gesellschaft
Internationale Internationale EntwicklungszusammenEntwicklungszusammenarbeit arbeit
Religiöse Akteurinnen Akteurinnen Religiöse und Akteure als ResResund Akteure als source für Frieden und source für Frieden und nachhaltige Entwicklung nachhaltige Entwicklung
Interreligiöse und und interinterInterreligiöse kulturelle Zusammenkulturelle Zusammenarbeit für für friedliche friedliche und und arbeit inklusive Gesellschaften inklusive Gesellschaften
Überwindung von von Gewalt Gewalt Überwindung an Frauen und Kindern an Frauen und Kindern
Unsere Unsere Handlungsfelder Handlungsfelder
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Kurz gesagt Mission 21
Kamerun: Weiterbildung für Pflegefachleute Unsere Partnerkirche in Kamerun, die Presbyterian Church in Cameroon (PCC), führt zahlreiche Gesundheitseinrichtungen. Das Pflegepersonal bekommt nun die Möglichkeit, sich weiterzubilden: Mit Unterstützung von Mission 21 wird die PCC ein Trainingszentrum aufbauen. In den kommenden zwei Jahren sollen sich über hundert Pflegefachpersonen weiterbilden, ab dem dritten Jahr ist auch die Ausbildung neuer Fachkräfte geplant. Zur Zeit werden dafür in Zusammenarbeit mit den Universitäten Buea und Bamenda sowie dem Gesundheitsdepartement der PCC ein Curriculum entwickelt und in Limbe im Südwesten des Landes ein Gebäude renoviert. | MG
Zwei Bäuerinnen aus dem Landwirtschaftsprojekt kehren am Abend von der Feldarbeit zurück.
DR Kongo: Frauen sorgen für ihr eigenes Saatgut Aus einer Notsituation heraus hat sich in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) ein erfolgreiches Projekt entwickelt. Vor einigen Jahren ging die Maniok-Ernte wegen einer Pflanzenkrankheit zurück. Als Alternative setzte der Frauenbund unserer Partnerkirche CEK ein Saatgutprojekt um. Angebaut werden Soja und Mais auf Feldern in Kazembe und Kishiama in der Provinz Kwango. Im ersten Semester 2020 ernteten die Frauen zwei Tonnen Mais, 750 Kilo Erdnüsse und 230 Kilo Bohnen. Ein Teil der Ernte wird als Saatgut verwendet, ein anderer Teil dient der Ernährung und dem Verkauf. Der Frauenbund baute zudem ein Saatgutdepot und verkaufte über 600 Kilo gemahlenen Mais. In erster Linie kommt das Projekt dem Frauenbund und den ihm angeschlossenen Frauen zugute. Durch den Verkauf der landwirtschaftlichen Produkte generieren sie ein kleines Einkommen. Hinzu kommt, dass die Helferinnen und Helfer auf den Feldern rund CHF 1.30 pro Tag verdienen und schliesslich konnten im Zusammenhang mit dem Saatgutprojekt insgesamt 120 Bäuerinnen für den agrarökologischen Anbau geschult werden. Sie geben die erworbenen Kenntnisse nun in ihren Dörfern weiter. Der Anbau von Mais und Soja trägt dazu bei, den von Maniok beherrschten, einseitigen Speiseplan zu erweitern und den Nährwert der Mahlzeiten zu verbessern. | MG
Landwirtschaftsprojekt in der DR Kongo Das Saatgutdepot gehört zum Projekt «Bäuerinnen sorgen für lokales Saatgut und ökologischen Landbau.» Mehr Informationen: www.mission-21.org/projekte Spenden: Konto PC 40-726233-2, Vermerk 197.1813 oder online: www.mission-21.org/spenden
Tanja Giannone
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Lateinamerika: Trotz Corona viele Projektfortschritte Die Coronapandemie hat die Projektarbeit an vielen Orten erschwert. Doch in zahlreichen Projekten in Lateinamerika wurden trotz der schwierigen Ausgangslage gute Erfolge erzielt. In Bolivien haben gleich mehrere Partnerorganiationen an besserem Zugang zu Trinkwasser und Bewässerung gearbeitet. Die Stiftung Machaqa Amawta in Bolivien zum Beispiel hat in der Gemeinde Ayata ein Bewässerungssystem aufgebaut. Damit konnten zahlreiche Bauernfamilien ihre Produktion steigern und diversifizieren. Zudem ist es den Projektteilnehmenden gelungen, durch aktive Lobbyarbeit ihrer Gemeinde vier Projekte zur Umsetzung eines Trink- und Bewässerungssystems vorzuschlagen. In Peru hat die Partnerorganisation Cedepas Solarduschen konstruiert und so den Zugang zu Warmwasser ermöglicht. Dies hilft 25 Familien, insbesondere den Kindern, ihre Hygiene und Gesundheit zu verbessern. All diese Projekte werden in abgelegenen Regionen durchgeführt, in denen die Menschen unter schwierigen wirtschaftlichen und klimatischen Bedingungen leben. Im Bereich der Vermarktung war Focapaci, unser Projektpartner in El Alto/Bolivien, innovativ. Da wegen der Pandemie keine Märkte für landwirtschaftliche Produkte stattfanden, wurden virtuelle Verkaufsstellen auf Social Media eröffnet, Die Büros von Focapaci in Elt Alto dienten als Sammelstelle, wo die Produkte unter Einhaltung der Hygienevorschriften abgeholt und verkauft werden konnten. | MG begegnen 2 | 2021
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Lebenswelten
Sechs Fragen, drei Stimmen aus drei Kontinenten Wie sieht das Leben der Menschen anderswo aus? Drei Menschen, die vertrieben wurden und die wir über unsere Nothilfeprojekte erreicht haben, erzählen – in Südsudan, in Costa Rica und Indonesien.
«Wegen eines Überfalls auf unser Dorf mussten wir alles zurücklassen. Wir haben nichts mehr.» Mary K.*, 40, floh vor einem gewalttätigen Überfall auf ihr Dorf im Südsudan. Wo leben Sie im Moment? Wir leben in einer Primarschule im Ort Lainya. Wir sind zu Fuss aus unserem Dorf geflohen.
Wie sieht Ihre Unterkunft aus? Ich schlafe mit meinen fünf Kindern und weiteren Vertriebenen in einem kleinen Raum voller Insekten. Wir haben keine Matratzen, sondern liegen auf dem nackten Boden.
Wieso sind Sie hierher gekommen? Im Südsudan gibt es Konflikte zwischen Bauern und Nomaden. Eines Tages kamen Mundari-Hirten in unser Dorf. Sie verfolgten und töteten viele der Dorfbewohner. Also flohen wir. Wir rannten einfach weg, bis wir hierher kamen.
Wie sah Ihr Leben vor der Flucht aus? Uns ging es gut. Wir hatten kaum Geld, aber es gab immer etwas zu essen, Erdnusspaste oder Cassava und Erbsen, die wir anbauten. Die Kinder und ich waren glücklich.
Welche Art von Unterstützung ist für Sie momentan am wichtigsten? Wir brauchen eine Unterkunft, zumindest eine Unterlage zum Schlafen. Lebensmittel und Geschirr. Kleider für die Kinder. Wegen der Kämpfe mussten wir alles zurücklassen. Wir haben nichts mehr. * Alle Namen der Redaktion bekannt
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Wie geht es weiter? Was soll ich sagen? Wir sind hier und können nichts tun.
Dian Lia R.*, 43, musste ihr Haus in Banjarmasin, Indonesien, wegen Überschwemmungen verlassen. Wo leben Sie im Moment? Abends geht die ganze Familie in eine Moschee in der Nähe. Die Tage verbringen wir damit, unser Haus wieder instand zu setzen.
Wie sieht Ihre Unterkunft aus? In der Moschee ist Platz für bis zu 500 Menschen. Die Frauen und Kinder sind drinnen, die Männer wachen draussen auf den Terrassen.
«Das Wasser hat meine Arbeitsgeräte zerstört und mein Erspartes ist aufgebraucht.»
Wieso sind Sie hierher gekommen? Wegen der Überschwemmungen Anfang Jahr. Die Moschee ist höher gelegen als die Wasseroberfläche und so fühlen wir uns hier sicherer.
Wie sah Ihr Leben vor der Flucht aus? Ich habe Textilien mit traditionellen Sasirangan-Mustern und umweltfreundlichen Farben produziert.
Welche Art von Unterstützung ist für Sie momentan am wichtigsten? Gleich nach den Überschwemmungen brauchten wir vor allem Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente.
Wie geht es weiter? Ich muss schauen, dass ich wieder arbeiten kann. Die Überschwemmungen haben meine Farben und Arbeitsgeräte zerstört und mein Erspartes habe ich während der Zeit der Evakuierung aufgebraucht.
Yasuri O.*, 29, verliess Nicaragua, nachdem sie wegen humanitären Einsätzen Drohungen erhalten hatte. Wo leben Sie im Moment? Ich wohne in der Notunterkunft des DEI** in San José, Costa Rica.
Wie sieht Ihre Unterkunft aus? Wegen der Pandemie habe ich ein Zimmer für mich allein. Wir Bewohner*innen teilen Esszimmer, Wohnzimmer und Aussenfläche.
Wieso sind Sie hierher gekommen? 2018 brachen Bürgerproteste aus, die gewaltsam niedergeschlagen wurden. Da ich im letzten Jahr meiner Ausbildung zur Krankenschwester war, beschloss ich, Menschen zu helfen, die bei den Zusammenstössen verletzt wurden. Ich hätte nie gedacht, dass Solidarität ein Verbrechen ist, aber für die Regierung von Daniel Ortega ist es das. Nachdem ich von der Universität verwiesen wurde, Drohungen erhalten und die Gewalt gesehen habe, entschied ich, in ein sicheres Land auszuwandern.
«Ich hätte nie gedacht, dass Solidarität als Verbrechen gilt.»
Wie sah Ihr Leben vor der Flucht aus? Ich konzentrierte mich auf mein Studium. Eine Trans-Frau in der nicaraguanischen Gesellschaft zu sein, bringt viele Herausforderungen mit sich. Es ist wichtig, sich für eine gute Ausbildung zu entscheiden.
Welche Art von Unterstützung ist momentan am wichtigsten? Am wichtigsten ist es, einen guten Job zu finden.
Wie geht es weiter? Das ist ungewiss, also versuche ich, Tag für Tag zu leben und meinen Mitmenschen in dem zu helfen, was in meiner Reichweite liegt. ** Departamento Ecuménico de Investigaciones, Partnerorganisation von Mission 21.
Helfen Sie mit Unterstützen Sie mit uns Menschen in Notsituationen. Spenden: Konto PC 40-726233-2, oder online: www.mission-21.org/spenden
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Internationale Lerngemeinschaft
FriedensKunst: Kunst als Brücke zwischen Kulturen Die diesjährige Fachtagung von Mission 21 thematisiert das friedensfördernde Potential von Kunst im interkulturellen Dialog. Wie kann Kunst Menschen und Kulturen verbinden?
vvh-basel.ch
Text: Claudia Buess, Mission 21
Kunst hat das Potential, ein friedliches Zusammenleben zu fördern.
Interaktive Workshops Alle Kulturen bringen Kunst hervor und Kunst kann Menschen unterschiedlicher Kulturen und mit unterschiedlichen Hintergründen erreichen und berühren. Wie lässt sich das Potential von Kunst nutzen, um mehr Verständigung und ein friedliches Zusammenleben zu fördern? Dieser Frage geht die diesjährige Fachtagung von Mission 21 nach. Interreligiöse und interkulturelle Friedensförderung ist ein Schwerpunkt in der Arbeit von Mission 21. Um einen Beitrag zur Friedensförderung zu leisten, arbeiten wir auf mehreren Ebenen. Friedensförderung ist ein Teil der Entwicklungszusammenarbeit. Dazu gehören
Fachtagung: Information und Anmeldung Wann: 21. Juni 2021 von 9.00 Uhr bis 17 Uhr. Wo: Je nach Situation online oder im Missionshaus, Missionsstrasse 21, 4055 Basel. Anmeldung und Informationen: www.mission-21.org/fachtagung
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unter anderem Aktivitäten in den Bereichen Bildung und Gleichstellung. Doch auch der reflektierte interkulturelle Austausch stärkt Verständigung und friedlichere Gesellschaften. Die Fachtagung trägt zu diesem Austausch bei. Referierende und Workshop-Leiter*innen mit spezifischen Kenntnissen begleiten durch die Veranstaltung: Prof. Johannes Küster, Religionswissenschaftler aus Mainz, interpretiert anhand von Bildern, wie Künstlerinnen und Künstler Brücken über kulturelle und religiöse Grenzen bauen und Fundamentalismus und Unterdrückung trotzen. Der Basler Kulturwissenschaftler Dr. Caspar Battegay spürt jüdischen Figuren in populären Netflix-Serien, wie «Unorthodox» oder «Shtisel» nach. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie solche Figuren nicht bloss Klischees reproduzieren, sondern zu mehr kultureller Diversität beitragen können. Hannan Salamat, Fachleiterin für Islam am Zentrum für interreligiösen Dialog in Zürich, untersucht, wie Kunst einen Perspektivenwechsel auslösen kann, der die Grenzen zwischen dem «Wir» und dem «Anderen» überspringt und einen Begegnungsraum eröffnet.
Im Anschluss an die Referate stehen vier Workshops zur Auswahl: Die Schauspielerin, Tänzerin und Theaterpädagogin Kapi Kapinga Grab thematisiert, wo sich in der Kunst subtiler und struktureller Rassismus versteckt und wie sich Denkmuster aktiv verändern lassen. Der interaktive Workshop schärft das Bewusstsein und animiert zum Handeln. Sabine Rotach, Leiterin Bildung und Vermittlung des Museums der Kulturen in Basel, erprobt mit den Teilnehmenden, wie Kunstobjekte helfen können, eine Kultur zu verstehen und wie sie vielleicht auch Auskunft geben zu Fragen, die uns heute beschäftigen. Theologe Dr. Christian Weber von Mission 21 zeigt auf, wie Kunstwerke aus verschiedenen kulturellen Kontexten Bibeltexte interpretieren und so aus der Bibel einen transkulturellen Friedenstext machen, der zur Verständigung beiträgt. Leila Semaan, Kulturvermittlerin und Theatermacherin in Hannover, zeigt anhand der Erfahrungen der Teilnehmenden, wie künstlerische Interventionen Konflikte verwandeln können und das friedvolle Zusammenleben stärken.
Engagiert
Madame Curry
Der Titel «Madame Curry» passt zu Irene Berner. Nicht nur, weil sie tatsächlich Herrin über das vielverkaufte indische Curry von Mission 21 ist, seit sie dieses alle zwei Wochen von neun-Kilo-Ballen in Dosen und Beutelchen umfüllt. Sondern auch, weil «Madame Curry» ein bisschen klingt wie «Madame Curie». Madame Curie, das war die Frau, die die Radioaktivität entdeckt hat. Irene Berner weist lachend auf diese Verbindung hin. Sie meint es nicht ernst, aber: Obwohl Irene Berner keine bahn-
«Ich leiste meinen Einsatz für die Menschen in den Projekten.» brechende Entdeckung wie die Nobelpreisträgerin Curie gemacht hat, teilt sie doch einige Eigenschaften mit ihr. Auch Irene Berner bleibt an Dingen dran und verfolgt das, was ihr wichtig ist, beharrlich und mit grossem Einsatz. Eingesetzt hat sie sich zum Beispiel jahrzehntelang für fairen Handel. Als Verantwortliche für Ökumene, Mission und Entwicklung (OeME) in der Kirchenpflege in Lenzburg wollte sie in den 80er Jahren an kirchlichen Anlässen fair gehandelte Produkte anbieten. Das gab es damals noch kaum. Und Irene Berner kam auf
ihrer Suche nach Waren mit der Kalebasse in Kontakt, dem damaligen Laden von Mission 21. Das Geschäft heisst heute Mercifair und ist vonMission 21 unabhängig. In der Kalebasse begann Irene Berner kurz darauf als freiwillige Helferin. Vom «Mädchen für alles» wurde sie zur Curry-Verantwortlichen. Als ausgebildete Handarbeitslehrerin gab sie später auch Kurse an den Werktagen, sie leitete 17 Jahre die Basargruppe Lenzburg und betreut noch heute einen Stand am Bazar von Mission 21. Warum setzt sie sich dermassen ein? «Ich arbeite für die Menschen in den Projekten», antwortet Irene Berner. Es sei ein Luxus, nicht überall auf materiellen Lohn angewiesen zu sein. «Es kommt vieles zurück: Wertschätzung, Begegnungen, Beziehungen». Die Stunden aus Irene Berners freiwilligem Einsatz lassen sich nicht mehr zählen – Mission 21 bedankt sich herzlich für dieses wertvolle Engagement! | MG
Miriam Glass
Wer das «Missionscurry» einmal probiert hat, füllt die Dose immer wieder auf. Irene Berner sorgt für Nachschub: Als Freiwillige füllt sie das Pulver in Dosen und Nachfüllbeutel ab.
Irene Berner mit Curry scharf und Curry mild im Garten des Basler Missionshauses.
Curry bestellen Das Curry aus Kerala können Sie bestellen: www.mission-21.org/shop oder telefonisch: 061 260 22 36
Kampagne 2021: Unsere Zukunft bilden wir gemeinsam Mit unserer diesjährigen Kampagne rücken wir unsere Bildungsarbeit in den Fokus. Wir beleuchten die Bedeutung von Bildung im Weltsüden wie auch in der Schweiz. Denn für friedliche, inklusive und gerechte Gesellschaften braucht es Bildung für alle sowie Begegnungen auf Augenhöhe. Im Zentrum unserer Kampagne stehen besonders verletzliche Kinder in Tansania. Wir unterstützen sie unter anderem mit der Finanzierung von Schulmaterial und Schuluniformen, damit sie am Unterricht teilnehmen können und so Bildung erhalten. Kampagnenzeitraum: 26. September bis 10. Dezember 2021
Auskünfte zur Kampagne und zu Mitwirkungsmöglichkeiten Kontakt: Kevin Ischi, Tel. 061 260 23 37, kevin.ischi@mission-21.org Informationen: www.mission-21.org/kampagne begegnen 2 | 2021
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Foto aus dem Archiv der Basler Mission, BMA-30.61.020
Ein Bild, eine Geschichte Wegen Aasfliegen an der Zimmerdecke wird diese heruntergerissen und eine weitere tote Ratte kommt zum Vorschein. Die Decke aus Palmblättern wird verbrannt, das Haus erneut desinfiziert. Im Dach des Stalls steckt eine weitere tote Ratte – es wird verbrannt, der Stall desinfiziert. Zur Sicherheit wird auch das Ziegeldach des Wohnhauses abgedeckt «damit die Sonne hineinbrennen könne, deren Licht & Wärme die Pestkeime zu zerstören vermag.» In ihrem Bericht nach Basel schreibt Helene Krauss, dass Häuser mit «Pestratten» oder einem Pestfall aussen gekennzeichnet wurden, auch mit dem Datum der Desinfektion. Das Betreten war demnach für eine gewisse Zeit nicht mehr erlaubt.
Quarantäne damals und heute «Schülerinnenheim in Kalikut von der Hofseite (ca. 1910)». Ähnlich darf man sich auch das Mädchenheim in Mangalore vorstellen, von dem kein Bild überliefert ist.
Mit Desinfektionsmittel gegen Pestratten Das Mädchenheim der Basler Mission im indischen Mangalore wurde im April 1902 eingeweiht. Ein halbes Jahr später war es eine verlassene Bauruine. Schuld daran war die Pest. Text: Andrea Rhyn, Mission 21
Im Oktober 1902 wird eine tote Ratte im Mädchenheim in Mangalore entdeckt. Für die Vorsteherin des Heims, Helene Krauss, nicht ganz unvorhersehbar: «Seit Wochen hatte die Pestgefahr meinem Mädchenheim mehr gedroht denn je. Die Kinder hatten das Nötigste zusammen zu packen & das Haus sofort zu verlassen für 10 Tage.» ... «Von dem Vorfall musste sofort Anzeige gemacht werden, am folgenden Tag erschien der Pestinspektor mit etwa 12 Kulis, um die Desinfektion des Hauses vorzunehmen.»
Ende des 19. Jahrhunderts rollte die dritte und letzte Pestwelle mit rund 15 Millionen Toten über den Globus, besonders Asien war betroffen. 1898 wurde der Erreger der Pest entdeckt. Durch die Erforschung der Übertragungswege leiteten sich neue Wege der Bekämpfung ab. Es mag gewagt sein, die Pest und Covid-19 zu vergleichen. Doch beide sind Pandemien und im Umgang mit den Erregern gibt es erstaunliche Parallelen: Damals wie heute gibt es Vorgaben der Behörden und eine eigene Abteilung zur Pandemiebekämpfung. Schon damals gab es Schliessungen von Schulen und Betrieben wegen möglicher Infektionsquellen, dazu Quarantäne und strikte Massnahmen im Bereich der Desinfektion. Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Ein Hauch von Desinfektion weht auch durch das Archiv von Basler Mission und Mission 21. Auch nach dem Lockdown Nr. 2 befolgen wir strikte Schutzmassnahmen. Nach dem ersten Lockdown galt eine Zeit lang sogar, dass benutzte Bücher und Archivalien fünf Tage in Quarantäne mussten, bevor sie wieder berührt werden durften! Das Mädchenheim in Mangalore wurde nach der Pandemie wieder aufgebaut, das Leben kam wieder in Gang. Eine Perspektive auch für die heutige Zeit.
Friends of the Archives Unser Archiv dokumentiert umfassend und in vielen Facetten mehr als 200 Jahre Missionsund Weltgeschichte. Menschen aus der ganzen Welt nutzen jedes Jahr unsere Bestände für ihre vielfältigen Forschungsfragen. Helfen Sie mit, das historische Kulturgut dieses einzigartigen Archivs zu bewahren und werden Sie Mitglied in unserem Gönnerclub «Friends of the Archives». Weitere Informationen: https://www.mission-21.org/forschungsarchiv
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Agenda Wichtiger Hinweis zur ausserordentlichen Corona-Situation Wir müssen unser Veranstaltungsangebot den Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie anpassen. Bitte informieren Sie sich vor Ihrem Veranstaltungsbesuch auf unserer Website: www.mission-21.org/agenda Unsere Kurse können sowohl online wie auch als Präsenzkurse stattfinden. Das gesamte Kursangebot finden Sie unter: www.mission-21.org/kurse
International Youth Summit Sa., 5. Juni 2021, 11 Uhr, Workshops von 14-16 Uhr, Konzert und Afterparty ab 16.30 Uhr Online-Veranstaltung Unter dem Slogan «Yes, we care!» setzen sich junge Erwachsene mit ihrem psychischen und körperlichen Wohlbefinden auseinander. Am Youth Summit diskutieren Teilnehmende aus der Schweiz und den Partnerländern von Mission 21, tauschen sich in Workshops aus und erhalten fachliche Inputs. Informationen und Anmeldung: www.mission-21.org/youth-summit Kontakt: young@mission-21.org Impulsvortrag «Gemeinsam unterwegs» Sa., 12. Juni, 15.20 Uhr, Online-Veranstaltung Zum Abschluss der Missionssynode hält Pfarrer Dr. Christian Weber einen Vortrag mit dem Titel «Gemeinsam unterwegs». Externe Gäste willkommen. Bitte melden Sie sich für einen OnlineZugang an.
jeweiligen Gemeinschaften, als Einzelne und in der Gesellschaft gestalten. Weitere Informationen: www.interrel-frauenparlament.ch www.mission-21.org/agenda Workshop zur Kampagne für Pfarr- und Lehrpersonen Mi., 8. September, 18.30-19.30 Uhr Mi., 27. Oktober, 18.30-19.30 Uhr Ab dem 26. September 2021 läuft die Kampagne «Unsere Zukunft bilden wir gemeinsam» von Mission 21 (siehe Seite 17). Zur Vorbereitung stellen wir in einem Workshop für Pfarrpersonen und andere Unterrichtende die Materialien und Hintergrundinformationen zum Thema vor. Anmeldung: bis eine Woche vor der Veranstaltung unter www.mission-21/kampagne
Auskünfte und Anmeldung: synode@mission-21.org Tel. 061 260 21 20
Missionsbazar Sa., 30. Oktober, 10-17 Uhr Der Missionsbazar bietet Handgemachtes, Kulinarisches, Kunstgegenstände aus aller Welt und ein Kinderprogramm. Dazu lockt Feines vom Kuchenund Dessertbuffet.
Interreligiöser Gottesdienst
Begegnungsreise nach Chile
So., 13. Juni, 9.30 Uhr Gellert-Kirche, Christoph Merian-Platz 5, Basel Der Gottesdienst bildet den Abschluss der Missionssynode. Internationale Delegierte der Partnerkirchen werden online zugeschaltet.
22. Oktober bis 2. November 2021 Mission 21 engagiert sich in Chile für soziale Gerechtigkeit, Armutsbekämpfung und Frauenförderung. Zu dieser Reise gehören neben touristischen Höhepunkten auch Begegnungen mit der Bevölkerung und mit Partnerkirchen von Mission 21.
Fachtagung «FriedensKunst»
Kontakt: Daniel Frei, Tel: 061 260 22 47 weltweite.kirche@refbl.ch
Mo., 21. Juni, 9-17 Uhr Online-Veranstaltung; evtl. auch als Präsenzveranstaltung, Missionsstrasse 21, Basel Detailinformationen zum Programm, zu Auskunft und Anmeldung finden Sie auf Seite 16. Internationales Frauenparlament So., 29. August, 10-17 Uhr Haus der Religionen, Europaplatz 1, 3008 Bern Was bedeutet es für religiöse Frauen, in einer pluralen und zunehmend säkularisierten Gesellschaft zu leben? Die Teilnehmenden tauschen sich darüber aus, wie Frauen ihre Zukunft in ihren
Tansania-Studienreise 29. Januar bis 10. Februar 2022 Die Reise ermöglicht Begegnungen mit Land und Leuten und Einsichten in Bildungseinrichtungen, Spitäler, Waisenkinder-, Frauen- und HIV-Projekte. Reiseleitung und Information: Pfr. Jacques-Antoine von Allmen, Dr. theol., Tel. 044 258 91 74; Pfr. Christian Weber, Dr. theol., Basel, Tel. 061 260 22 60, christian.weber@mission-21.org begegnen 2 | 2021 19
In Indonesien gibt es kein Gesetz zum Schutz von Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt werden. Mission 21 und ihre Partner vor Ort bieten diesen Frauen Unterstützung – zum Beispiel mit Notunterkünften und Rechtsberatung.
Ihre Spende hilft! Mit 100 Franken ermöglichen Sie einer von Gewalt betroffenen Frau einen Monat Aufenthalt im Frauenhaus «Durebang Center» in Indonesien. Spendenkonto: 40-726233-2 IBAN: CH58 0900 0000 4072 6233 2
Mission 21, Missionsstrasse 21, CH-4009 Basel www.mission-21.org
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Unterstützen Sie Frauen und Mädchen in Asien