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Lebenswelten: Stimmen aus drei Kontinenten

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Kurz gesagt

Kurz gesagt

Sechs Fragen, drei Stimmen aus drei Kontinenten

Wie sieht das Leben der Menschen anderswo aus? Drei Menschen, die vertrieben wurden und die wir über unsere Nothilfeprojekte erreicht haben, erzählen – in Südsudan, in Costa Rica und Indonesien.

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* Alle Namen der

Redaktion bekannt

«Wegen eines Überfalls auf unser Dorf mussten wir alles zurücklassen. Wir haben nichts mehr.»

Mary K.*, 40, floh vor einem gewalttätigen Überfall auf ihr Dorf im Südsudan.

Wo leben Sie im Moment?

Wir leben in einer Primarschule im Ort Lainya. Wir sind zu Fuss aus unserem Dorf geflohen.

Wie sieht Ihre Unterkunft aus?

Ich schlafe mit meinen fünf Kindern und weiteren Vertriebenen in einem kleinen Raum voller Insekten. Wir haben keine Matratzen, sondern liegen auf dem nackten Boden.

Wieso sind Sie hierher gekommen?

Im Südsudan gibt es Konflikte zwischen Bauern und Nomaden. Eines Tages kamen Mundari-Hirten in unser Dorf. Sie verfolgten und töteten viele der Dorfbewohner. Also flohen wir. Wir rannten einfach weg, bis wir hierher kamen.

Wie sah Ihr Leben vor der Flucht aus?

Uns ging es gut. Wir hatten kaum Geld, aber es gab immer etwas zu essen, Erdnusspaste oder Cassava und Erbsen, die wir anbauten. Die Kinder und ich waren glücklich.

Welche Art von Unterstützung ist für Sie momentan am wichtigsten?

Wir brauchen eine Unterkunft, zumindest eine Unterlage zum Schlafen. Lebensmittel und Geschirr. Kleider für die Kinder. Wegen der Kämpfe mussten wir alles zurücklassen. Wir haben nichts mehr.

Wie geht es weiter?

Was soll ich sagen? Wir sind hier und können nichts tun.

«Das Wasser hat meine Arbeitsgeräte zerstört und mein Erspartes ist aufgebraucht.»

Dian Lia R.*, 43, musste ihr Haus in Banjarmasin, Indonesien, wegen Überschwemmungen verlassen.

Wo leben Sie im Moment?

Abends geht die ganze Familie in eine Moschee in der Nähe. Die Tage verbringen wir damit, unser Haus wieder instand zu setzen.

Wie sieht Ihre Unterkunft aus?

In der Moschee ist Platz für bis zu 500 Menschen. Die Frauen und Kinder sind drinnen, die Männer wachen draussen auf den Terrassen.

Wieso sind Sie hierher gekommen?

Wegen der Überschwemmungen Anfang Jahr. Die Moschee ist höher gelegen als die Wasseroberfläche und so fühlen wir uns hier sicherer.

Wie sah Ihr Leben vor der Flucht aus?

Ich habe Textilien mit traditionellen Sasirangan-Mustern und umweltfreundlichen Farben produziert.

Welche Art von Unterstützung ist für Sie momentan am wichtigsten?

Gleich nach den Überschwemmungen brauchten wir vor allem Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente.

Wie geht es weiter?

Ich muss schauen, dass ich wieder arbeiten kann. Die Überschwemmungen haben meine Farben und Arbeitsgeräte zerstört und mein Erspartes habe ich während der Zeit der Evakuierung aufgebraucht.

Yasuri O.*, 29, verliess Nicaragua, nachdem sie wegen humanitären Einsätzen Drohungen erhalten hatte.

Wo leben Sie im Moment?

Ich wohne in der Notunterkunft des DEI** in San José, Costa Rica.

Wie sieht Ihre Unterkunft aus?

Wegen der Pandemie habe ich ein Zimmer für mich allein. Wir Bewohner*innen teilen Esszimmer, Wohnzimmer und Aussenfläche.

Wieso sind Sie hierher gekommen?

2018 brachen Bürgerproteste aus, die gewaltsam niedergeschlagen wurden. Da ich im letzten Jahr meiner Ausbildung zur Krankenschwester war, beschloss ich, Menschen zu helfen, die bei den Zusammenstössen verletzt wurden. Ich hätte nie gedacht, dass Solidarität ein Verbrechen ist, aber für die Regierung von Daniel Ortega ist es das. Nachdem ich von der Universität verwiesen wurde, Drohungen erhalten und die Gewalt gesehen habe, entschied ich, in ein sicheres Land auszuwandern.

Wie sah Ihr Leben vor der Flucht aus?

Ich konzentrierte mich auf mein Studium. Eine Trans-Frau in der nicaraguanischen Gesellschaft zu sein, bringt viele Herausforderungen mit sich. Es ist wichtig, sich für eine gute Ausbildung zu entscheiden.

Welche Art von Unterstützung ist momentan am wichtigsten?

Am wichtigsten ist es, einen guten Job zu finden.

Wie geht es weiter?

Das ist ungewiss, also versuche ich, Tag für Tag zu leben und meinen Mitmenschen in dem zu helfen, was in meiner Reichweite liegt.

«Ich hätte nie gedacht, dass Solidarität als Verbrechen gilt.»

Helfen Sie mit

Unterstützen Sie mit uns Menschen in Notsituationen. Spenden: Konto PC 40-726233-2, oder online: www.mission-21.org/spenden

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