Biber, November 2014

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www.dasbiber.at

P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M

mit scharf Magazin für neue Österreicher

NOVEMBER

2014

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MIGRANTEN FÜR DEN KNAST DUDU IM PARLAMENT NACHTLEBEN REEPERBAHN

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3 min mit MÜNIRE INAM

„ICH LIEBE MEZE“ Die Fernsehjournalistin Münire Inam moderiert seit Ende Oktober die ORF-Sendung „Heute Österreich“. Die gelernte Soziologin über ihre biber-Vergangenheit, türkisches Fernsehen und warum der Migrationshintergrund im Hintergrund bleiben sollte. TEXT: AMAR RAJKOVIĆ, FOTO: SOPHIE KIRCHNER

bereitgestellt

biber: Hallo Münire, wir sind es vom biber. Kannst du dich noch an

uns erinnern? MÜNIRE INAM: Klar, ich habe ja für die erste Biber-Ausgabe zwei Geschichten geschrieben. Ein Interview mit dem Modedesigner Atil Kutoglu und drei Porträts von Politikerinnen mit Migrationshintergrund. Stört es dich, wenn man dich als eine Person mit Migrationshintergrund bezeichnet? Ja, sicher. Zuerst waren es die Ausländer, dann Migranten und jetzt sind das Menschen mit Migrationshintergrund. Nach mehreren Generationen sollte man anfangen, die Menschen als Bürgerinnen und Bürger zu bezeichnen. Migrationshintergrund muss im Hintergrund bleiben! Bist du stolz, Gastarbeiterkind zu sein? Mit dem Begriff „stolz“ kann ich wenig anfangen. Ich bin Gastarbei-

ter-Enkelkind, meine Großeltern sind in den 70ern nach Österreich gekommen. Ich find das gut! Hast du Vorbilder in Sachen Moderation? Vorbilder? Anne Will finde ich besonders toll. (Pause) Das reicht dir nicht, oder? (lacht) Wenn es dein Vorbild ist, bin ich zufrieden. Konsumierst du türkisches Fernsehen? Du wirst es mir nicht glauben, aber ich bin ohne türkisches Fernsehen aufgewachsen. Deswegen bist du so gut integriert? Genau (lacht). Spaß beiseite, ich empfange noch immer keine türkischen Kanäle, dafür hat meine Mama aufgerüstet. Welche Gerichte von Mama schmecken dir am besten? Ich liebe Meze (türk. Vorspeisen), dann Manti (türk. Ravioli) und als Abschluss Künefe.(Dessert mit Zuckersirup) afiyet olsun!

Wer ist sie Name: Münire Inam Alter: 31 Geboren: in Bandirma, Türkei Besonderes: Hat das Bachelor-Studium der Soziologie auf der Uni Wien absolviert. Titel der Bachelor-Arbeit: „Geschlechtsspezifische Körpersprache“


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INHALT NOVEMBER 2014

3_3 Minuten mit Münire Inam. 08_Place of the Month

Selfie mit Bürgermeister Michi.

10_Ivanas Welt

Schluss mit der Selbstinszenierung auf Facebook!

Bock auf Häfn? Die Justizwache sucht händeringend nach internationalem Gefängnispersonal Wir haben hinter die Gitterstäbe geschaut.

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POLITIKA 12_Muslimische Jeanne D‘Arc

Sie bricht mit dem Bild der zurückgezogenen, unfreien Muslima im Kopftuch. Dudu Kücükgöl sieht sich als Feministin und bereitet Sebastian Kurz schlaflose Nächte.

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_Migranten im Knast sind Mangelware, zumindest auf der anderen Seite der Gitterstäbe. Die Justizwache sucht!

20_Interview in Zahlen:

Finanzminister Schelling spendet 10.000€ im Jahr, hat 100 mal Windeln gewechselt und hat vier Kanaken-Freunde.

22_Im iPod von: NEOS-

Weltraumbeauftragter Niko Alm.

RAMBAZAMBA 26

_Kolo-Deluxe: Der balkanesische Folklore-Brauch ist bei jungen Serben in Wien besonders beliebt. Redakteurin Alexandra Stanic wagte sich mit den Europameistern aufs Tanzparkett.

31_Serbische Schindler: Sie hat

tausende Frauen und Kinder vor dem Tod gerettet. Die österreichisch-serbische Weltkriegsheldin Dijana Budisavljevic im Porträt.

„Alhamdulillah bin ich Muslima!“ Die islamische Feministin und MJÖ-Pressesprecherin Dudu Kücükgöl über enge Kleider, bügelnde Männer und Saufen im Weinviertel.

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Huren, Dildos und Orgasmen: Unser Hamburg-Redakteur Carl-Philipp verrät dir, wo du auf der Reeperbahn kommen und welche abgefahrenen Wünsche du Prostituierten offenbaren kannst. Ein kompakter Überblick.

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_Meine Eltern kennen mich nicht: Zuhause brav in Hose und Sneakers, draußen in Rock und High-Heels: Was Migrantische Mädchen ihren Eltern verheimlichen.

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_Fetzweiber und Gangsterbräute: Schadi war mit einem ultraharten GhettoGirl zusammen. Als sie ihn „Bruda“ nannte, war es Schluss mit der Beziehung.

KARRIERE 42

Doppelleben: Was für viele österreichische Eltern „normal“ ist, ist für neuösterreichische Familien ein rotes Tuch. Biber hat die jungen Mädels beim Versteckspiel begleitet .

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Ajmo, Ajmo, Kolo: Der traditionelle Reigentanz ist bei serbischen Jugendlichen aus Wien besonders beliebt. Biber traf die Europameister auf dem Tanzparkett.

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_Endstation Praktikum: Warum junge Menschen heutzutage von Praktikum zu Praktikum wandern, ohne dauerhaft Wurzeln zu schlagen.

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_Wiener Mut: Das sind zwei Gewinner der großen Preisverleihung: Professor der Organischen Chemie Nuno Maulide und ehemalige Biberica Eser Akbaba.

TECHNIK 53

_Was gibt‘s Neues? Adam über portable Projektoren, die HTC „Periskopkamera“ und das neue Nexus 6 von Google.

LIFE & STYLE 54_Lifestyle-Tips: Delna über bunte

Hosen, Laser-Haar-Entfernung und mit der Frage: „Bin ich zu nett?“

OUT OF AUT 56_Hamburg: „Hure ist kein

Schimpfwort.“ Wenn du das hörst, weißt du – „Ich bin auf der Reeperbahn.“

60_FAKEBOOK: Vollpfosten und fast FPÖFunktionär Robert Nissl

62_Die Leiden des jungen Todor: Ajde Bruder, spring doch schon.

Marko Mestrović, Tina Herzl, Daniel Schmidt


ED ITO R IAL

Liebe Leser und Innen,

IMPRESSUM

„Alhamdulillah bin ich Muslima!“, sagt die islamische Feministin und MJÖ-Pressesprecherin Dudu Kücükgöl in unserem exklusiven Gespräch „über Gott und die Welt“. „Alhamdulillah“ (was auf Arabisch „Gott sei Dank“ bedeutet) sagen im Häfn höchstens die Gefangenen, wenn sie freigelassen werden. Verstehen wird das auf der Seite des Gefängnispersonals aber kaum jemand, weil Multikulti hier Mangelware ist. Da die Justizwache nun auf die Suche nach migrantischen Bewerbern geht, haben wir hinter die Gitter geschaut und sind – alhamdulillah – auch wieder raus gekommen. Grund für ein „Alhamdulillah“ hatten auch unsere Kolo-tanzenden Coverstars. Die serbischen Folkloretänzer sind neue Europameister und unser Fotochef Marko musste ordentlich Tempo geben, um da Schritt zu halten. Wir gratulieren zum Marko Mittendrin: Fotochef und der serbische Folkloremeister in Action! Meistertitel und zu den Meisterfotos!

Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien

MEDIENINHABER:

HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR: Simon Kravagna STV. CHEFREDAKTEUR: Amar Rajković STV. CHEFREDAKTEURIN: Delna Antia ONLINE: Amar Rajković KOLUMNIST/INNEN: Ivana Martinović, Todor Ovtcharov

Alexandra Stanić

FOTOCHEF: Marko Mestrović REDAKTION & FOTOGRAFIE: Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Muhamed Beganović, Adam Bezeczky, Milena Borovska, Ayper Cetin, Amélie Chapalain, Maida Dedagić, Amra Ducić, Ali Cem Deniz, Nana Egger, Susanne Einzenberger, Menerva Hammad, Tina Herzl, Markus Hollo, Mahir Jamal, Lyudmila Gyurova, Sophie Kirchner, Maria Matthies, Marko Mestrović, Ivana Martinović, Marie-Noel Ntwa,Anastasia Osipova, Todor Ovtcharov, Jelena Pantic, Michele Pauty, Marian Smetana, Vanessa Spanbauer, Daniel Spreitzer, Alexandra Stanić, Teoman Tiftik, Aleksandra Tulej, Artur Zolkiewicz ART DIRECTOR: Dieter Auracher

Alhamdulillah, sagen zum Schluss auch wir! Wir haben für Euch noch in Hamburgs Ritze geschaut, in Finanzminister Schellings Geldbörse und in das Doppelleben migrantischer Mädchen, die Zuhause und in der Schule zwischen zwei Identitäten leben. Und während unser chilliger Redaktionshund Tito die ganze Produktion schnarchend durchgeschlafen hat, freuen wir uns auf das fertige Heft zu blicken und es in Eure Hände zu legen. Viel Spaß beim Lesen! Bussis, die Redaktion

LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer LEKTORAT: Christina Gaal ANZEIGEN: Teoman Tiftik, Adam Bezeczky BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller GESCHÄFTSFÜHRUNG: Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna Florian Wieser

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KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien Tel: +43/1/ 9577528 redaktion@dasbiber.at marketing@dasbiber.at abo@dasbiber.at INTERNET: www.dasbiber.at

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FAC E O F T H E M O N T H


FACE OF T H E M ONTH

FACES OF THE MONTH

AUF EIN SELFIE MIT DEM BÜRGERMEISTER!

Chefsache: Jährlich flaniert Wiens Bürgermeister Michael Häupl über den Brunnenmarkt, grüßt, plaudert und posiert. BIBER war dabei und initiierte ein Selfie – am schönsten Ort von Österreich. Von Delna Antia und Marko Mestrović (Foto) „Mach ma Foto, Herr Bürgermeister!“ Schon sprintet der junge Brunnenmarkt-Verkäufer um seinen Stand herum, zückt sein Handy, posiert und „Klick“: Das Selfie mit Michael Häupl erstrahlt am Display. Der freut sich. Vorher hatte er bloß allein mit einem Apfel in der Hand in die Kamera lächeln müssen. Beim Gang über die Hauptschlagader Ottakrings übten sich Wiens Bürgermeister Michael Häupl, Bezirksvorsteher Franz Prokop und Stadtrat Christian Oxonitsch in Volksnähe, gefolgt von einer Entourage aus Presse, Beratern und „Bodyguards“. Eigentlich hätte es ein kleiner, natürlicher Spaziergang über den Brunnenmarkt werden sollen, aber dann kam alles anders. Weil der Markt als einer der „schönsten Plätze Österreichs“ bei einer ORF-Show nominiert war, zeigte der Bürgermeister höchstpersönlich die Prachtmeile mit viel medialem Blitzgewitter her. Und nicht nur der Chef posierte: Die Damen am Markt zupften ihre gemusterten Kopftücher zurecht, die Halbstarken an der Hauswand wechselten das Standbein, um noch größere Lässigkeit zu erzielen, und die schnauzbärtigen Standbesitzer grüßten laut und schüttelten Häupls Hand. Zwar reichte es für den Brunnenmarkt letztlich nicht zum Sieg – landesweit verstanden die Österreicher unter „schön“ wohl etwas anderes. Aber die Ottakringer zollten Häupls „Walk of Fame“ Respekt. Das Selfie wird noch eingerahmt.

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M IT S C H AR F

IVANAS WELT

Foto: Igor Minic´

DAS TOLLE LEBEN DER ANDEREN

In Ivanas WELT berichtet biberRedakteurin Ivana Martinović über ihr daily life.

Familie und Freunde glaubten, sie sei in Thailand. Geiler Urlaub, schöne Fotos – genau das Richtige für Facebook, damit den unzähligen Fakefreunden der Mund offen bleibt. Was für ein tolles Leben, was für Abenteuer, was für Kohle, die sie dafür haben muss. Zum Beneiden? Nichts davon ist wahr. Es war ein Photoshopexperiment einer holländischen Grafikstudentin. Sie hat sich in die Landschaft von Thailand hineinkopiert. Alle glaubten ihr. Was sie getan hat, bringt einen dazu über sich selbst nachzudenken. Über den Druck sich beweisen zu müssen, durch tolle Urlaube, Restaurantbesuche und den eigenen Erfolg, anderen zu beweisen, man hätte ein besseres Leben, als das stille Publikum. Als dieses Thema durch die Medien ging, sah ich Reportagen über Italiener, die sich im Urlaub in den eigenen vier Wänden verstecken, damit die Nachbarn glaubten, sie seien im Urlaub. Über Postkartenfirmen wurde berichtet, deren Spezialgebiet es ist, den Freunden Postkarten aus fremden Ländern zu schicken. Ist das nicht schräg?

APPLAUS ODER NEID?

KEIN UNGLÜCK Vor allem der Tatsache wird man sich bewusst, dass doch vieles inszeniert ist. Schließlich posten wir Momente des Glücks und nicht des Unglücks. Welche frischgebackene Mutter postet schon, heimlich vor lauter Stress geheult zu haben? Wer postet schon nach den glücklichen Urlaubsfotos, sich getrennt zu haben, weil es am Strand Zoff gab? Wer gibt schon zu, dass der Stresspegel im neuen Job einem schlaflose Nächte bereitet? Von Scheidungen etc. hört man dann, wie früher auch üblich, über Mundpropaganda der Verwandtschaft. Was ist nur aus uns geworden, dass wir uns virtuell beweisen müssen und dabei vergessen, uns selbst zu fragen, welche Träume und Ziele wir haben? Der eigene Weg, Erfolgserlebnisse, Niederlagen – das ist real. Eine Statusmeldung, ein Bild, ein Like sind Inszenierungen für den Augenblick, die einen dazu bringen, mehr über das scheinbar tolle Leben der anderen nachzudenken, als über das eigene Leben selbst. Vor allem ist es eine Ablenkung darüber nachzudenken, was man eigentlich selbst will. martinovic@dasbiber.at

Entgeltliche Einschaltung

Das Ganze war ein Fingerzeig, auch auf mich. Ok, ich photoshoppe mich nicht auf die Malediven und tue nicht so, als würde ich neben einem tibetischen Mönch stehen. Aber ich renne zum Handy, wenn ich auf Reisen bin und lasse meine Mitmenschen wissen, dass ich in Paris, Rom und was weiß ich wo bin. Als ich meinen Abschluss machte, postete ich mein Zeugnis, freute mich über Likes und bestätigende Kommentare. Ab und zu gab es auch food porn, wo ich „Facebook“ zeigte, wie toll ich in Prag gegessen habe. Mann, bin ich armselig. Wozu das Ganze? Brauche ich wirklich den Applaus der anderen, wenn mir doch kein einziger von denen im realen Leben auf die Schulter klopft? Und ist das tatsächlich Applaus oder Neid, den ich bei anderen herauskitzle?

Wenn wir schon bei Neid sind. Auf der anderen Seite bin ich das Publikum. Ich sehe berufliche Erfolge, Familienzuwachs, unbeschwerte Urlaube, Liebesbeweise bla bla bla. Wobei ich mich erwische? Im Vergleich! Dieses ganze social networks-Zeugs drückt auch bei mir den Knopf, zumindest bei diesem kurzen Augenblick der Spannerei, mich mit ihnen zu vergleichen. Ab und zu entspringt auch ein Wunsch, beeinflusst durch den Konsum der glücklichen Statusmeldungen, auch dort hinzureisen, Kinder haben zu wollen oder nach neuen beruflichen Herausforderungen zu suchen. Bis es mich wachrüttelt und ich zu mir ehrlich sein muss. – Das ist nicht mein Leben!

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Foto von Marko Mestrović

WER NICHT ZIELEN KANN, WIRD WÄRTER.

POLITIKA


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P O L ITIKA

INTERVIEW DUDU KÜCÜKGÖL

„ALHAMDULILLAH BIN ICH MUSLIMIN.“ SIE IST DIE HÄRTESTE WIDERSACHERIN VON SEBASTIAN KURZ: DUDU KÜCÜKGÖL IST VORSTANDSMITGLIED DER MUSLIMISCHEN JUGEND UND KÄMPFT GEGEN DAS NEUE ISLAMGESETZ. DIE FEMINISTIN ÜBER ENTTÄUSCHTE MUSLIME, GEBÜGELTE KOPFTÜCHER UND KARRIEREPLANUNG.

VON AMAR RAJKOVIC (TEXT), DELNA ANTIA, YASMIN SZARANIEC (MITARBEIT) UND TINA HERZL (FOTOS)

„I

ch bin echt schwer enttäuscht von dir, Sebastian.“, schreibt User Muhamed K. Userin Gül V., eine junge Frau mit bordeauxrotem Kopftuch, stellt fest: „In den sozialen Netzwerken scheint alles perfekt zu sein, in der Realität bleiben Ausländer wirklich Ausländer.“ – Ein normaler Tag auf der Facebook-Pinnwand von Sebastian Kurz. Der Integrationsminister muss seine erste Nagelprobe bestehen. Der Grund ist der Entwurf zum neuen Islamgesetz. 102 Jahre nach seiner Erlassung sieht die Politik aufgrund der angespannten Lage um den Heiligen Krieg des „IS“ akuten Handlungsbedarf. Vor allem die Finanzierung von Kulturvereinen aus dem Ausland soll untersagt werden, es soll eine einheitliche Koranübersetzung geben und Imame sollen in Zukunft auf Deutsch predigen. (Siehe Infobox) Der raue Gegenwind kommt ausgerechnet aus der Richtung der MJÖ (Muslimische Jugend Österreichs), der Fraktion, die bis jetzt zu den treuesten Anhängern des beliebten Ministers zählte. Das belegen zahlreiche öffentliche Auftritte, bei denen Kurz demonstrativ „den regen Gedankenaustausch“ mit der MJÖ betonte und medienwirksam umgarnt von Frauen mit Kopftuch in die Kamera blickte. Die ideologische Nähe ist zweifellos vorhanden. Wertkonservative Jugendliche mit religiöser Ausrichtung passen perfekt in das Wahlprofil der ÖVP. Jetzt ist aber Schluss mit der interreligiösen Seelenruhe. Angeführt von der islamischen Feministin Dudu Kücükgöl organisiert die MJÖ Pressekonferenzen gegen den aktuellen Gesetzesentwurf, startet eine Bürgerinitiative und informiert die Öffentlichkeit. Wir treffen Dudu Kücükgöl im Parlament. Die 31-Jährige diplomierte Wirtschaftspädagogin wirkt müde. Sie habe in den letzten Wochen kaum geschlafen und sich extra Urlaub genommen, um gegen das Islam-Gesetz zu kämpfen. Kücükgöl ist das Gesicht der neuen, islamischen Generation: Wortgewandt, gebildet, nach Mitbestimmung suchend. Und das alles mit Kopftuch, einem Mann in Karenz und ohne Alkohol.

biber: Als wir dich nach deinem bevorzugten

Interviewort gefragt haben, kam von dir sofort das Parlament. Warum? DUDU KÜCÜKGÖL: Wir haben mit der Muslimischen Jugend eine Bürgerinitiative gegen das neue Islamgesetz gestartet. Diese haben wir im Parlament eingereicht. Wir sind nicht zufrieden, und um unseren Unmut auszudrücken gehen wir demokratische Wege, die uns zur Verfügung stehen. Deswegen das Parlament.

Freund war und wir uns von der Bundesjugendvertretung kannten, hätte ich mir gewünscht, dass er stärker auf uns zugeht. Wir (Anm.: die „MJÖ“) sind enttäuscht. Wir wurden zwar im Dialogforum involviert, zu Veranstaltungen eingeladen, hatten aber keine Mitgestaltungsmöglichkeit. Stattdessen hat man auf Pseudo-Experten wie Ednan Aslan gesetzt.

Hat Kurz dadurch sein gutes Standing in der musl. Community verloren? Bist du von Integrations- und Außenmini- Sebastian Kurz hat das Islam-Thema verster Sebastian Kurz enttäuscht? sachlicht und Experten herangezogen. Das Nachdem Sebastian Kurz ein persönlicher nutzt aber nicht viel, wenn er alle mus-


POLI TI KA

„WIR SIND VON SEBASTIAN KURZ ENTTÄUSCHT.“

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P O L ITIKA

„ICH MÖCHTE IN EINER DEMOKRATIE LEBEN, IN DER ALLE MENSCHEN GLEICHBERECHTIGT SIND.“ Wie kam dir diese Eingebung? Ich habe schon immer gewusst, dass ich gerne Muslimin bin, und dass ich den Islam für richtig halte. Was mir gefehlt hat, war eine Community. Ich wollte gleichzeitig österreichisch und muslimisch sein. Kurz nach den Anschlägen auf das World Trade Center und die aufflammende Islamphobie, habe ich die MJÖ kennengelernt. Ich wusste sofort, da möchte ich dabei sein. Ich will nicht passiv sein und werde versuchen die Gesellschaft in Bezug auf den Islam aufzuklären.

„Wir wollen als kritischer Teil der Gesellschaft gesehen werden.“ limischen Österreicherinnen und Österreicher mit dem neuen Islamgesetzt vergrämt. Muslime fühlen sich im Stich gelassen und unter Generalverdacht gestellt. Wen repräsentiert die Muslimische Jugend? Der Islam ist divers, so sind seine Jugendlichen. Die Muslimische Jugend besteht aus jungen muslimischen Österreicherinnen und Österreichern. Wir wollen als aktiver, kritischer, vitaler und mündiger Teil der Gesellschaft gesehen werden. Wir haben um die 30.000 Mitglieder. Zu deinem Privatleben: Seit wann praktizierst du den Islam? Ich bin in einer religiösen Familie aufgewachsen. Trotzdem habe ich erst mit 19, 20 Jahren angefangen den Islam auch tatsächlich zu leben. Was bedeutet Islam für dich? Boah, was ist das für eine Frage? Lass mich überlegen. Der Islam bedeutet die Zuwendung von mir als Mensch zu meinem Schöpfer. Ich möchte einen Bezug zu Gott haben und Gottes Existenz auch in das Leben transportieren.

Du stehst momentan im medialen Rampenlicht. Du gibst Interviews, organisierst Pressekonferenzen, trittst in der ZIB auf. Wie geht dein Mann damit um? Unsere Beziehung beruht auf Gleichberechtigung und Wertschätzung. Ich sage anderen Frauen immer: Karriereplanung beginnt mit dem Lebenspartner. Für mich war das logisch, dass mein Partner mit mir sowohl Haus- als auch Erziehungsarbeit aufteilt. Wenn er mal zwei Wochen viel zu tun hat, bin ich viel mit den Kindern oder schicke sie zu meinen Eltern. Derzeit steht mein Mann mehr in der Pflicht. Er zieht in der Früh die Kinder an, bringt sie in den Kindergarten und bügelt auch mal mein Kopftuch. Seit wann trägst du das Kopftuch? Ich habe - kurz nachdem meine Mutter begonnen hat Kopftuch zu tragen – es ihr gleich getan. Da war ich gerade acht Jahre alt und wusste nicht um die Bedeutung. Wann hast du gemerkt, dass das Kopftuch mehr als ein Stück Stoff ist? Mit 20 machte ich mir Gedanken zu meiner Religion. Ich wusste, dass das Tragen einer Kopfbedeckung einem religiösen Gebot entspricht.

Siehst du dich als Vorbild? Ja, obwohl das vielleicht großkotzig klingt. Ich bin der Meinung, dass muslimische Jugendliche Vorbilder brauchen. Die islamische Gesellschaft in Österreich ist zum größten Teil schwach gebildet. Als ich begonnen habe zu studieren, dachte ich oft: “Ich werde es den Menschen zeigen.“ Wenn die Leute glauben, du kannst kein Deutsch, du bist nicht frei, nicht intelligent, nicht stark genug. Das ist so elendig, das hat mich immer geärgert. Wie hast du darauf reagiert? Mit einer Trotzreaktion. Mein Traum war es, eine Managerin in einer großen Firma zu werden und jeden Tag durch die Welt zu jetten und Geschäfte abzuwickeln. Der Hass und die Ignoranz der Menschen haben mich zusätzlich beflügelt. Du bezeichnest dich als muslimische Feministin. Oh yes! Ich fordere für Frauen die gleiche Teilhabe an Macht, Einfluss und wirtschaftlicher Unabhängigkeit wie für Männer. Frauen müssen in allen gesellschaftlichen Bereichen präsent sein und sie haben das Recht auf die gleichen Handlungsoptionen und Freiheiten wie das andere Geschlecht. Du stellst “muslimisch“ vor Feministin. Wie bringst du Feminismus und Islam in Einklang? Ich sehe die heutigen Muslime nicht repräsentativ für den heutigen Islam. Der Islam hat die ersten Gesetze zur Befreiung von Frauen erlassen, er hat Frauen das Recht auf Mitbestimmung, Bildung, eige-


POLI TI KA Was hältst du von der Kombi Kopftuch und hautenges Kleid, wie sie von vielen jungen Muslima in Wien getragen wird? Es ist nicht mein Stil. Ich kann ein Kleid schön finden, das heißt aber nicht, dass ich es selbst anziehe. Wenn die Leute mich fragen, ob mir im Sommer heiß ist, dann sage ich ihnen, „Schau dir die Männer an, sie sind genauso angezogen wie ich.“ Mir kann keiner erzählen, dass Frauen- und Männerkörper in der Gesellschaft gleich Was sagen andere Muslime dazu? Oft bekomme ich gesagt, Allah hat uns bewertet werden. doch alle Rechte schon gegeben. Ich erwidere, ich kämpfe nicht gegen Allah, Jeder Mensch hat zwei Seiten. Denkst du sondern um meine Rechte, die mir von dir nicht auch mal, hätte ich bloß später Kinder bekommen und stattdessen meine Männern weggenommen wurden. Freiheit genossen? Reicht da nicht die Bezeichnung Femini- Diese Frage kannst du jeder berufstätigen Frau mit zwei Kindern stellen. Falls du stin? In vielen Bereichen reicht es nur Femini- das Fortgehen meinst: Ich bereue nicht, stin zu sagen. Aber wenn ich gegen kul- dass ich nie in einer Kotzlacke aufgewacht turelle Unterdrückung von Frauen und bin. Ich bin im Weinviertel aufgewachsen. islamisch gerechtfertigte Unterdrückung Da wird bis zur Bewusstlosigkeit gesoffen. ankämpfen will, dann muss ich das „mus- Ich hole mir lieber meine Freunde nach Hause und wir machen bis 3 Uhr früh limisch“ dazu nehmen. durch und haben „Action“. Dafür brauch Ist das kein Widerspruch? Einerseits für ich keinen Alkohol und laute Musik. die Rechte der Frauen zu kämpfen und auf der anderen Seite sagst du, du kleidest dich islamisch. Wenn ich mich islamisch kleiden möchte, dann tue ich das und verlange das nicht von anderen. Am liebsten wäre es mir, wenn niemand das Thema „Kleidung“ diskutieren würde. Komischerweise wird das Auftreten von Frauen in den Mittelpunkt gestellt und über Männer und ihre Kleidung gibt es keine Diskussion. Das ist sexistisch. nes Vermögen und Erbschaft verschafft. Seit wann haben Frauen im Westen das Recht auf eigenes Vermögen? Muslimische Frauen waren früh wirtschaftlich unabhängig. Der Prophet selbst hat eine reiche Geschäftsfrau geheiratet (Khadija). Diesen Respekt, den der Prophet Frauen entgegengebracht hat, wünsche ich allen Musliminnen heute.

Kannst du dich in einen Atheisten hineinversetzen? Es ist verständlich, wenn jemand sagt, er glaube an nichts, was er nicht sehen kann. Wenn ich mich selbst in verschiedenen Passagen des Korans wiederfinde, denke ich mir, das muss von Gott kommen. Es hört sich naiv an, aber ich denke mir oft, Alhamdulillah (Gott sei Dank) bin ich Muslimin. Die Islamische Glaubensgemeinschaft ist männerdominiert. Gibt es konservative Stimmen, die dir Küche statt Parlament nahe legen? Niemand, der so eine Einstellung hat, würde es wagen, so mit mir zu reden. Wenn ich mich als muslimische Feministin bezeichne, dann nicht plakativ für eine nicht-muslimische Öffentlichkeit, sondern um mich zur muslimischen Community zu wenden. Ich finde das Zitat von Malcolm X sehr passend. Der zum Islam konvertierte, amerikanische Menschenrechtler sagte einmal: „Überall, wo Frauen an der Gesellschaftsentwicklung teilnehmen, gibt es Fortschritt.“

INFOBOX

ISLAMGESETZ

Vor zwei Jahren feierte die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) das 100-jährige Bestehen des Islamgesetzes. Dieses Jahr soll das Gesetz reformiert werden, da es nicht mehr zeitgemäß ist. Viele Kulturvereine in Österreich werden aus dem Ausland finanziell unterstützt. Integrations- und Außenminister Sebastian Kurz möchte die „Einflussnahme aus dem Ausland“ verhindern. Derzeit werden viele Imame direkt vom türkischen Staat bezahlt. Expertenmeinungen zufolge ist der Entwurf des neuen Islamgesetzes verfassungswidrig. Die MJÖ hat einen eigenen Entwurf präsentiert, der sich an den österreichischen Gesetzen anderer Religionen orientiert. Der Gesetztesentwurf wird bis zum 7. November begutachtet. Ob die Regierung bei ihrem Entwurf bleibt oder doch Gesetztespassagen ändert, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

interaktive plattform zu globalen themen Lifelong Learning This project has been funded with support from the European Commission. This publication reflects the views only of the author, and the Commission cannot be held responsible for any use which may be made of the information contained therein.

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P O L ITIKA

WANTED * * MIGRANTEN FÜR DEN

HÄFN


POLI TI KA

MENSCHEN AUS ÜBER 50 NATIONEN SITZEN HINTER GITTERN, DOCH VOM PERSONAL VERSTEHT SIE FAST NIEMAND. KAUM EIN JUSTIZWACHBEAMTER HAT MIGRATIONSHINTERGRUND. MIT EINEM NEUEN AUSWAHLVERFAHREN AB 2015 SOLL DAS GEFÄNGNISPERSONAL INTERNATIONALER WERDEN. TEXT: MAIDA DEDAGIC, FOTOS: MARKO MESTROVIĆ

T

nikation wenig beschönigend. „Das ist eben so. Man schaut, ageslicht ist rarer als Zigarettenqualm in der Justizanstalt dass Mitinsassen beim Übersetzen aushelfen, wenn sie etwas Josefstadt. Die Stimmung ist genauso bedrückend, wie mehr Deutsch oder Englisch beherrschen. Dolmetscher werdie alten Wände des Betonbaus von außen wirken. Die grüden nur in äußersten Fällen bestellt. Dabei würden mehr Kolne Farbe auf Gitterstäben und Stahltüren trägt hier eher zur legen mit Migrationshintergrund nicht nur die Verständigung Hoffnungslosigkeit bei: Schön ist hier nichts, wir sind eben mit Gefangenen erleichtern. Sie wären auch für mehr kultuim Gefängnis. Bunt ist im „Grauen Haus“ einzig die Persorelles Verständnis unter Bediensteten gut“, sagt Scheuchl. nenvielfalt. Migranten sind in der Justizwache unterrepräsentiert. Das Unter den 8863 Insassen in österreichischen Gefängnissen Problem sei nicht, dass man keine Migranten wünscht, sie behalten sich In- und Ausländer annähernd die Waage. Rund werben sich einfach kaum, sagt die Personalleitung. Nachdem 45 Prozent sind nicht-österreichisch. Im Ballungszentrum die Anweisungen des Justizministers kamen, Wien vergrößert sich der Prozentanteil ausist man bei der letzten Ausschreibung für die ländischer Staatsbürger nochmal auf 54 ProJustizanstalt Josefstadt extra die Namensliste zent. Zwar verrät die Staatsbürgerschaft nichts nach „ausländisch klingenden Namen und über tatsächliche Sprachkenntnisse, doch die Sprachkenntnissen“ durchgegangen: Auf 400 Gefängnispopulation ist mit über 50 NatioJETZT IST EIN Bewerber kommen auch da nicht mal 10 Pronalitäten und Sprachen aus unterschiedlichen MIGRANT EINER zent zusammen. sozialen Schichten so herausfordernd wie der Umgang mit ihren Delikten. VON 200 IN DER EIN SICHERER JOB Auf der anderen Seite steht das GefängnisJUSTIZWACHE. ES An schlechter Bezahlung kann es in der Jupersonal, das kaum multikulturell gewappnet nicht liegen. „Es ist ein sicherer ist. Auf „maximal 10 Prozent“ schätzt die DiIST DIE GLEICHE stizwache Job. Das Gehalt ist in dem Beruf sehr positiv“, rektion die Zahl der Wachbeamten mit Migraverrät Karl M. Der 26-Jährige arbeitet bereits tionshintergrund. Das soll sich ab Jänner 2015 SITUATION WIE seit sechs Jahren als Justizwachbeamter in der mit einem neuen Auswahlverfahren ändern. BEI FRAUEN Josefstadt und verdient um die 2.300 Euro netJustizminister Wolfgang Brandstetter hat sich to. Vielleicht liegt es doch eher am Job selbst? mit Außen- und Integrationsminister SebaFRÜHER. „Griaß di. Servus“, grüßen Karl und seine stian Kurz beraten und beschlossen den MiKollegen sich ständig im Vorbeilaufen. Durch grantenanteil in der Justizwache zu erhöhen. die 26 Abteilungen bringen die Wachbeamten So wie in Schweden, wo Brandstetter ein GeGefangene aus den Hafträumen zur Vorführfängnis besuchte, in dem Wachbeamte über 30 zone, zum angeschlossenen Landesgericht, zur Spitalzone Sprachen und Kulturen abdeckten. Schwer beeindruckt kam oder zurück von ihrem Besuch oder ihrem Arbeitsplatz. Einier mit neuen Zielen für österreichische Häfn zurück: „Mitarge sind im Selbstversorgungsbetrieb Gefängnis in der Bäckebeiter mit Migrationshintergrund bringen kulturelle Vielfalt, rei, der Kantine, in der Elektroreparatur oder der Tischlerei von der man im Gefängnisalltag profitieren kann“, heißt es auf angestellt. Eigentlich ist Mittagspause, aber sie wollen lieber Anfrage. Die neuen Ausschreibungen sollen MigrantInnen eine Stunde länger arbeiten statt essen zu gehen. „Sie haben gezielt ansprechen. Mit dem Österreichischen IntegrationsGeld auch lieber. Das ist hier wie überall“, kommentiert der fonds (ÖIF) entwickelt man einen Kurs, der auf die neue Aufverantwortliche Wachbeamte in der Tischlerei. Auch einige nahmeprüfung vorbereiten soll. Bedienstete in Muskelshirts verzichten auf ihr Mittagessen: „Viele Kollegen nutzen die Pause, um trainieren zu gehen.“ „MIT HÄNDEN UND FÜSSEN“ Karl kennt sie alle, von den Wachbeamten in der Aufnahme„Derzeit verständigt man sich mit Händen und Füßen mit stelle, wo Häftlinge ihre sieben Sachen abgeben, bis zur Kolden Gefangenen“, beschreibt Kerstin Scheuchl, stvd. Leiterin legin am Wachposten am Dach, wo man mit Blick auf Wien der Vollzugsdirektion-Personalabteilung die Alltagskommu-

„ “

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P O L ITIKA

und die Sprache mit der gleichen unterbringt.“ Die Organisation ist nicht einfach, sie hat aber den Vorteil, dass Zimmernachbarn beim Dolmetschen aushelfen. Am ersten Tag bekommt jeder Gefangene die Hausordnung in seiner Muttersprache ausgehändigt. Danach müht man sich auf Deutsch, Englisch und eben dem, was die Insassen sich selbst untereinander übersetzen, ab.

Karl M. (26) ist seit sechs Jahren Justizwachbeamter: Das Gehalt stimmt, der Multikulti-Faktor noch nicht die Gittergrenzen kontrolliert. „Man verbringt so viel Zeit gemeinsam in den Schichten. Natürlich kennen sich alle untereinander. Man macht auch mal privat was zusammen und schließt Freundschaften.“ Viel Zeit bedeutet für Justizwachbeamte sechs Tage die Woche, wobei man jeden sechsten Tag eine 24-StundenSchicht einlegen muss. Wenn Karl in seiner Freizeit unterwegs ist, verrät er seinen Beruf oft gar nicht. „Nicht weil ich ihn nicht mag, aber die Menschen draußen wissen einfach nichts über meinen Job. Es kommen immer die gleichen Fragen und Vorurteile.“ Durch den Flur tönt wieder „Grüß Gott“: Ein asiatisch-, ein afrikanisch- und ein europäisch-stämmiger Häftling schieben in Begleitung eines österreichischen Wachbeamten gerade einen Putzwagen zum Lift. „Man hat es jeden Tag mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun. Ich mag vor allem die Abwechslung an dem Beruf “, zieht Karl sein Fazit. MUSLIME ZU MUSLIMEN. TSCHETSCHENEN ZU TSCHETSCHENEN. Aktuell kommen rund 520 Bedienstete auf 1250 Gefangene in der Josefstadt. Im größten Gefängnis Österreichs mit der hohen Fluktuationsrate sitzen zu einem Großteil Untersuchungshäftlinge - Männer, Frauen, Jugendliche. „Viele Menschen hier sind psychisch auffällig. Sie haben die Grenzen der Gesellschaft nicht erkannt. Sie kennen alle Tricks, insofern ist es ein gefährlicher Job. Aber gleichzeitig ein sozialer, denn wir versuchen sie wieder an die Gesellschaft heranzuführen“, sagt Anstaltsleiterin Helene Pigl. Im Haus werden die Grenzen von der Leitung klar gezogen. „Man muss schauen, dass man den Schwerverbrecher nicht mit einem Kleinkriminellen zusammentut. Dass Muslimen zu Muslimen, Frauen zu Frauen, Tschetschenen zu Tschetschenen kommen, dass man die Nation mit der Nation

FRISCH EINGELIEFERT „Gerade wenn jemand frisch eingeliefert wird, wäre es wichtig, dass ein Justizwachbeamter da ist, der helfen kann sich zu orientieren und seine Angehörigen zu verständigen “, bemerkt Walter Kriebaum von der Strafvollzugsakademie. „Es gibt viel Unverständnis dem Gegenüber, sprachlich, kulturell und religiös bedingt“, fügt Gerhard Pichler, der Leiter der Akademie hinzu. Die beiden arbeiten derzeit intensiv an dem neuen Auswahlverfahren mit. Dass ein Justizwachbeamter mit serbokroatischen Kenntnissen in der Josefstadt aber gar nicht möchte, dass man weiß, wo er herkommt, weil Gefangene meinen, man sei einer von ihnen und dieses und jenes wollen, scheint ihnen nachvollziehbar „Jetzt ist ein Migrant einer von 200 in der Justizwache. Es ist die gleiche Situation wie bei Frauen früher. Heute sind Frauen in dem Beruf selbstverständlich und das soll bei Menschen mit Migrationshintergrund auch so werden“, betont Pichler. „ÄCHTE DIE TAT, ACHTE DEN TÄTER!“ “Warum bist du Justizwachbeamter geworden?“, fragen wir Karl M. „Es lag in der Familie“, antwortet er. Scheinbar alle, die wir im Häfn treffen, arbeiten da, weil Vater, Onkel oder Bekannte bereits in der Justizwache tätig waren. „In der Öffentlichkeit ist der Job nicht präsent oder wird missverstanden“, sagt Kriebaum. Die Falter-Geschichten über Missbrauch & Co in Gefängnissen sitzen offensichtlich tief: „Es ist ärgerlich, wenn man einen „Dolm“ als repräsentativ für die Justizwache darstellt. Wir brauchen hier keine Rächer der Gesellschaft, sondern Menschen, die für Sicherheit sorgen und den Beruf gleichzeitig als sozial verstehen.“ Die Zukunft soll mehr Bewegung ins Gefängnis-Personal bringen.

Abgenommene Messer: „Die Insassen kennen alle Tricks.“


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SO SCHAFFST DU ES IN DEN KNAST Bisher war die erste Hürde ein Diktat, bei dem 50 Prozent aller Bewerber gleich durchfielen. Ab 2015 wird ein EDV-unterstütztes, bundesweit einheitliches Verfahren eingeführt. VERFAHREN: Multiple-Choice-Test (Text- und Rechenkompetenz, Allgemeinbildung und Basiswissen über den Strafvollzug), HindernisParcours, 3.000-Meter-Lauf, psychologischer Test, Bewerberinterview. VORAUSSETZUNGEN: Österreichischer Staatsbürger, mind. 18 Jahre alt, abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung, Wehrdienst oder Zivildienst (bei männl. Bewerbern), Unbescholtenheit, Harntest, Lungenröntgen; BewerberInnen mit einem Übergewicht über 15 %, über 3 Dioptrien und Tattoos im sichtbaren Bereich sind nicht exekutivdiensttauglich. PLUSPUNKT: Wer weitere Sprachkulturen mitbringt, wird bei ansonsten gleicher Eignung bevorzugt.

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HERR FINANZMINISTER, WIE VIELE KRAWATTEN HABEN SIE? INTERVIEW IN ZAHLEN: IN DER POLITIK WIRD SCHON GENUG GEREDET. BIBER FRAGT IN WORTEN, FINANZMINISTER HANS JÖRG SCHELLING (ÖVP) ANTWORTET IN ZAHLEN.

Mit wie viel Jahren haben Sie Ihre erste Million Schilling verdient?

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Wie viel Euro spenden Sie im Jahr?

10.000

Von Simon Kravagna, Maida Dedagic und Christoph Liebentritt (Fotos)

Wie viel Euro geben Sie für Weihnachtsgeschenke aus?

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0 Euro für Weihnachtsgeschenke: Der Familienvater von 2 Töchtern schätzt Weihnachten ohne Geschenkestress Für Biber packt Finanzminister Schelling die Geldbörse aus

Wie oft im Jahr kaufen Sie Ihrer Frau Blumen?

Wie viel Euro geben Sie im Monat für Kleidung aus?

Was kostet das teuerste Möbelstück in Ihrem Haus?

Wie oft haben Sie Windeln gewechselt?

Wie viel Prozent ÖVP stecken in Ihnen?

7.000 100 200 90 12


POLI TI KA

Wie viele Krawatten besitzen Sie?

Wie viele PS hat Ihr Auto?

Wie viel Euro haben Sie maximal für ein Geschenk an Ihre Frau ausgegeben?

Wie viele Minuten pro Tag reden Sie mit Ihrer Frau?

350 140 7.000 30

Einer seiner vier Freunde mit Migrationshintergrund versorgt den Finanzminister mit Baklava.

Zu welchem Preis kaufen Wie viel Euro haben Sie gerade Sie ein Kilo Kartoffeln? eingesteckt?

215 1,50

Wie viele Lücken gibt es diese Woche in Ihrem Terminkalender?

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Mit 60 Jahren hat Schelling sein Leben fünf Mal radikal geändert

Wie oft haben Sie eine Rechnung zu spät gezahlt?

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Wie viele Freunde mit Migrationshintergrund haben Sie?

Wie oft haben Sie Ihr Leben radikal geändert?

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P L AYL IS T

Die d rei meist gespi elten Song in Ihr s er Pla uIron ylist? Maid en – „ of the The N beast umbe “, abe am 6 r r

DIE PLAYLIST VON

NIKO ALM

nur w den g eil wir anzen es Tag im la u fen lie Büro u Kil ßen. ler be .6.06

INTERVIEW: MAIDA DEDAGIC FOTO: MARKO MESTROVIĆ

u Was war Ihre Erste Platte? Eine „Best Of“ von Steppenwolf wegen „Born to be wild“. u Ihr erstes Konzert? Mit den Eltern in der Stadthalle: EAV! u Bevorzugte Musikrichtung? Mehr als nur elektronische Musik, aber „Alles“ ist keine Antwort. u Lieblingskünstler? Helmet, Quicksand, Rival Schools, Nine Inch Nails, Laibach… viele!

u Spielen Sie ein Instrument? Seit 20 Jahren Gitarre, aber so schlecht, dass ich mich nicht trauen würde zu sagen, dass ich ein Instrument spiele.

„MUSIK IST

WICHTIGER ALS POLITIK

u Wer ist die coolste weibliche Künstlerin? Debbie Harry (Blondie). Die ist auch mit 69 Jahren noch lässig. u Lieblingsact, made in Austria? Bei den Österreichern darf man nichts Falsches sagen. Blow, das war ein Nebenprojekt von Christian Fuchs.

u Was bewegt mehr, Musik oder Politik? Musik, eindeutig! Politik ist Hygienefaktor. Aber ohne Musik geht’s nicht, das ist Emotion pur und deshalb so viel wichtiger. u Welche Musik motiviert Sie beim Laufen? Punk ist da super, Kinderpunk wie Rise Against und Anti-Flag. Und Musik, die andere als aggressiv bezeichnen: Killer be Killed oder Dillinger Escape Plan. u Nike+ Power Song: Rival Schools – Shot After Shot u Die schlimmsten Songs 2014? Bei „Atemlos“ (Helene Fischer) gab es eine Überbelastung, wo man nicht die Wahl hatte wegzuhören.

u Welcher Song steht für die NEOS? Das ist einfach: New Order – „Krafty“.

u Ihre größte Musiksünde? Limp Bizkit!

u Wen verbinden Sie mit der FPÖ? Mittlerweile auch den Gabalier, aber ich will kein Naheverhältnis konstruieren. u Platten oder Downloads? Früher sehr viele CDs, heute bin ich mit meinem SpotifyAbo sehr zufrieden.

Killed – „W Feath ings o er and f u St. Wax“ Lucia . – „Ele vate“ .

u Ein Musiktipp an einen Politker, den Sie loswerden wollen? Will ich die Politiker oder den musikalischen Tipp loswerden?

NIKO ALM

Nationalratsabgeordneter (NEOS), Gründer & Geschäftsführer (Super-Fi) NEOS-Schwerpunkte: Wirtschaft – Medienpolitik – Netzpolitik

u Was wäre Ihnen lieber zum Loswerden, Musiktipp oder Politiker? Ein bisschen Entspannung könnten alle vertragen. Deshalb empfehle ich allen miteinander die Band Jungle zu hören.


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M I T S C HAR F

WILLKOMMEN IM SPIESSERLAND!

DA SCHREIBST DU EINEN BLOG ZUR CANNABIS-DEBATTE UND SELBST ARMIN WOLF MISCHT SICH EIN. SO PASSIERT, ALS UNSER VIZECHEF DIE SPIESSIGEN FRAGEN DES ZIB-STARS BEIM INTERVIEW MIT NEOS-CHEF STROLZ KRITISIERTE. VON AMAR RAJKOVIĆ

ENTKRIMINALISIEREN UND AUTOFAHREN Strolz will die 500.000 Kiffer „entkriminalisieren“ und zugleich den Dealern den Riegel vorschieben. Mich verwunderte die kritische, aber naive Fragestellung des ORF-Anchormans. Auf Strolzs Aussage, eine halbe Million Ösis würden Pot rauchen, bringt Wolf den Vergleich mit dem zu schnellen Autofahren. Nur weil das viele tun, ist es nicht das Richtige, so Wolf sinngemäß. Jeder Mensch, der schon einmal gekifft hat, weiß: Auf der Couch einen Joint inhalieren hat kein fremdes Menschenleben gefährdet. Zu schnell fahren schon.

Marko Mestrović, Susanne Einzenberger

WOLF HAT NOCH NIE GEKIFFT Ebenso ist es merkwürdig, dass Armin Wolf die harte Droge Ecstasy mit Marihuana vergleicht. „Warum nicht Ecstasy legalisieren?“, fragt er den angriffslustigen Strolz. Der reagierte mit etwas verdutztem Gesichtsausdruck. In Gedanken: „Hat der das echt gerade gesagt?“ Der von mir geschätzte ZIB-Star hat im biber-Interview gestanden noch nie einen Joint probiert zu haben. Nach der gestrigen Sendung ziehe ich meinen Hut vor seiner Ehrlichkeit. Er kennt sich mit Drogen wirklich nicht aus. Das gleiche wird sich die halbe Million Kiffer gedacht haben, als ihnen beim Anschauen der ZIB2 der Joint aus der Hand gefallen ist. Übrigens: Sie haben damit keine Menschenleben gefährdet, höchstens ihre Gehirnzellen.

ANTWORT VON ARMIN WOLF Lieber Herr Rajkovic, Da gibt’s ein paar Missverständnisse. Mein Job ist es, im Studio die Aussagen und Argumente von PolitikerInnen kritisch zu hinterfragen. Herr Strolz hat die Neos-Forderung nach Legalisierung von Cannabis nicht damit begründet, dass Kiffen niemand anderen gefährde, sondern mit der Zahl der Konsumenten. Deshalb meine Frage, ob er auch andere Vorschriften abschaffen würde, an die sich sehr viele nicht halten. Scheint Ihnen „naiv“, mir aber noch immer nicht unlogisch. Herr Strolz hätte darauf natürlich mit dem Fremdgefährdungs-Argument antworten können. Hat er aber nicht. Zugegeben, Sie dürften mehr praktische Erfahrung mit Drogen haben als ich. Aber lesen kann ich halbwegs – z.B. diesen interessanten Vergleich des Sucht- und Gefährdungspotentials diverser Drogen: http://tinyurl.com/lqvlt4m Erklären Sie mir, warum es absurd sein sollte, nach Ecstasy zu fragen, wenn jemand für die Freigabe von Cannabis ist? Mir erscheint die Frage angesichts der Fakten ziemlich logisch (und erst recht, angesichts der Junos-Forderung nach der Freigabe sämtlicher Drogen). Und sorry, dass ich noch nie gekifft habe. Ist mir eh ein bisschen peinlich, aber jetzt bin ich wirklich schon zu alt dafür. Besten Gruß aus dem Spießerland, Ihr Armin Wolf.

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„Wir sind dafür da, mutig zu sein“, sagte Neos-Chef Strolz, nach dem Beschluss seiner Partei, Cannabis zu legalisieren. Was in der Politik einer echten Sensation gleichkommt, ist für einen großen Teil der Wiener Bevölkerung unter 40 das Normalste auf der Welt. Selbst meine 59-jährige Nachbarin, die selbst nie gekifft hat, sprach sich gestern für die Legalisierung der weichen Drogen aus.

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SCHLÜPF IN DIE LEDERSANDALEN! DAS HIER SIND DIE FÜSSE DER EUROPAMEISTER IN SERBISCHER FOLKLORE. AUSGERECHNET DER VEREIN „KUD STEVAN MOKRANJAC“ AUS FAVORITEN HAT SICH BEI DER EM IN BANJA LUKA GEGEN INSGESAMT 60 KONKURRENTEN BEWIESEN. BIBER BEGLEITET DEN SIEGER BEI EINEM AUFTRITT UND ERFÄHRT, WAS HINTER DEN KULISSEN VORGEHT UND WARUM DER VOLKSBRAUCH SO WICHTIG FÜR DIE COMMUNITY IST. ALEXANDRA STANIC UND MARKO MESTROVIC (FOTOS)

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in Mädchen in einer gold verzierten Tracht und mit buntem Haarschmuck aus Silberketten und Federn zieht sich gestrickte Socken über die Knie. Sie bindet lederne Sandalen um ihre Knöchel, streicht ihr Kostüm glatt. Ihr Name ist Suzana Todic, sie ist 19 Jahre alt und Folklore-Tänzerin bei dem serbischen Verein „Kud Stevan Mokranjac“. Um sie herum herrscht reges Treiben. In der einen Ecke der Garderobe stehen ein paar Jungs, schlüpfen in weiße, mit Blumen bestickte Hemden und helfen sich gegenseitig beim Festmachen des Bauchgürtels. Sie atmen tief ein und halten die Luft an, der Gürtel muss hauteng sitzen. Auf der anderen Seite probt eine Gruppe von stark geschminkten und in Trachten gekleideten Mädchen ein altes serbisches Volkslied. Suzana richtet sich auf, blickt strahlend in ihr Spiegelbild und erneuert ihren pinken Lippenstift. Bis sie so aussieht, wie es für den Auftritt gedacht ist, braucht sie mindestens eine Stunde. „Das Anziehen und Schminken geht eigentlich schnell, die Frisur kostet am meisten Zeit“, so die 19-Jährige. Obwohl der Gesang im Hintergrund eine beruhigende Wirkung hat, ist die Stimmung im Umkleidezimmer konzentriert und angespannt. Eine der Sängerinnen läuft nervös im Raum hin und her, übt immer wieder den Text ein. „Sie ist aufgeregt, weil sie zum ersten Mal auf der Bühne singen wird“, erklärt Suzana. Folklore kann man sich in etwa so vorstellen: Eine Gruppe von traditionell gekleideten Mädchen und Jungen performt eine Show,

Milorad Runjo, folgendes: „Ich verlange viel Disziplin, es gibt nur fünf Minuten Pause in dem zweistündigen Intensivtraining.“ Das Training findet drei Mal die Woche statt, nur wer regelmäßig trainiert, darf auch mittanzen. Suzana erzählt, dass die Proben knallhart sind, die Tänzer müssen vollen Körpereinsatz zeigen. „Das ist kein simples Herumgehüpfe, nach zwei Stunden ist jeder von uns komplett fertig.“

ERHALT DER SERBISCHEN TRADITION Der 36-jährige Choreograph Milorad hat als Kleinkind mit Folklore begonnen und leitete mit 14 seine erste Gruppe. „Bist du einmal in den Sandalen, bleibst du ein Leben lang in ihnen“, sagt er lachend. Suzana besucht sein Training regelmäßig. Seit sie mit 12 mit Folklore angefangen hat, kann sie sich ein Leben ohne nicht mehr vorstellen. Die Tänzer touren oft durch ganz Europa, besuchen andere serbische Folklore-Vereine und tanzen bei verschiedenen Veranstaltungen. Die Reisen finanzieren sich die Tänzer selbst. „Ich identifiziere mich als Folklore-Tänzerin“, erklärt die Maturantin. „Folklore ist einfach ein Teil von mir.“ Der Großteil ihres Freundeskreises tanzt Folklore, die Mitglieder und der Verein sind eng miteinander verbunden.

„FOLKLORE IST MEIN LEBEN!“ die alte Bräuche widerspiegelt. Manchmal geht es um Hochzeiten, Festlichkeiten wie die Slava (siehe biber-Ausgabe 05/14) oder um ein Neugeborenes. Das Ganze ist kombiniert mit altertümlichem Gesang, Gedichten und einem Volkstanz, der je nach Region eine andere Schrittfolge hat. Auch das Aussehen der Trachten ist abhängig von der Gegend. Folklore ist am ganzen Balkan verbreitet und beinhaltet die Tradition verschiedener ethnischer Gemeinschaften. In Wien hat sich eine eigene Subkultur entwickelt. In der gesamten ex-jugoslawischen Community ist Folklore ein Bestandteil für die Aufrechterhaltung alter Werte, doch vor allem in der serbischen Szene ist der Volksbrauch wichtig. So gibt es sechs große serbische Vereine in Wien: Stevan Mokranjac, Karadjordje, Branko Radicevic, Bambi und Jedinstvo.

„KEIN SIMPLES HERUMGEHÜPFE“ Suzana selbst tanzt seit zwei Jahren bei „KUD Stevan Mokranjac“ im zehnten Bezirk. Der Klub bereitet sich für einen Auftritt beim serbischen Fernsehsender „RTS“ vor. Mehrere Wiener Vereine sind anwesend, aber als Gewinner der diesjährigen Europameisterschaft in serbischer Folklore muss sich der Klub Stevan Mokranjac von seiner besten Seite zeigen. Im Oktober haben sie sich gegen insgesamt 60 Teilnehmer bei der EM in Banja Luka, Bosnien-Herzegowina, bewiesen und sind nun zum zweiten Mal infolge Sieger. Mit 99 Punkten von 100 möglichen erreichten sie die höchste Punkte-Vergabe in der Geschichte. Auf die Frage, wie sie das geschafft haben, antwortet der Choreograph des Vereins,

Einer von Suzanas Tanzpartnern, Ivan Ban, kann ihr nur zustimmen. Seit vier Jahren tanzt der Schüler bei dem Verein Stevan Mokranjac. „Tanzen ist alles für mich, es ist wie eine Sucht“, beschreibt der 18-Jährige seine Folklore-Liebe. Während er redet, schlüpft er in eine bestickte Weste, zieht seine Strümpfe weiter hoch. „Mein Leben dreht sich um Folklore, alles andere ist nebensächlich“, sagt Ivan. Vielen anderen in seinem Alter scheint es genauso zu gehen. Allein in dem Klub Stevan Mokranjac tanzen über 200 Personen. Vor allem Kinder und junge Erwachsene haben Gefallen an der Tradition gefunden. „Sehr viele Eltern schicken ihre Sprösslinge zum Folklore, weil es ein sicherer Ort ist und so die serbische Tradition erhalten bleibt“, meint Sasa Bozinovic, stellvertretender Obmann des Vereins. Insgesamt gibt es fünf Gruppen, angefangen von den ganz Kleinen bis hin zu der Hauptgruppe. In der Hauptgruppe ist die Jüngste 15, der Älteste 25. Es gibt aber keine fixe Gruppe, die immer auftritt. Es kommt ganz darauf an, wer am besten tanzt, immer bei den Proben ist und wie viele Personen auf die Bühne sollen.

TRACHT, SCHRITT, MUSIK Der 45-jährige Stellvertreter erzählt weiter, dass der Gesamtwert der Trachten im fünfstelligen Bereich liegt. Es handelt sich um handgefertigte Einzelstücke, die am Balkan hergestellt wurden und bis zu 150 Jahre alt sind. Anhand der Kleidung erkennt jeder Folklore-Kenner, woher die vorgeführten Stücke stammen. Zwei weitere Kriterien sind die Schrittwahl und die Musik. So sieht


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R AM B AZ AMB A Die Tänzer schminken sich meistens selbst und helfen sich gegenseitig beim Anziehen der Trachten.

„DAS TANZEN IST WIE EINE SUCHT“ man anhand dieser drei Dinge, aus welcher Region des Balkans der Tanz gewählt wurde oder ob es sich um kroatische, bosnische oder mazedonische Vereine handelt. Suzana bestätigt diese Aussage. „Wenn ich die Melodie eines Tanzes höre, weiß ich, was für eine Schrittfolge gewählt wird“, ist sie sich sicher. Bei dem Auftritt für das serbische Fernsehen hat sich KUD Stevan Mokranjac für einen vlachischen Tanz entschieden, der aus der Region der serbisch-rumänischen Grenze stammt. Es bleiben noch 20 Minuten, bevor die Show beginnt. Die Mimik des Choreographen wird streng, er befiehlt der Sängerinnen-Gruppe ein letzte Probe. Nebenbei weist er ein paar Jungs zurecht, deren Kappen schief sitzen. Er zieht die Schürze eines Mädchens enger, richtet ihren Haarschmuck. Alle müssen perfekt aussehen. Er unterbricht die Sängerinnen, eine von ihnen kann den Text nicht ganz auswendig. Sie müssen von vorne anfangen. Danach ruft er: „Jungs und Mädchen, ich will euch nebeneinander stehen sehen!“ Die Tanzpaare platzieren sich in der kleinen Garderobe, halten sich an den Händen. Die Mädchen strahlen über beide Backen, die Jungs blicken stolz ins Nichts.

rend des Tanzes - alles Teil der Show. Das Publikum applaudiert, der Auftritt ist gut gelungen. Die Stimmung der Tänzer ist jetzt entspannt, sie marschieren direkt zur Garderobe, reden ausgiebig miteinander. „Ich kann es kaum erwarten, raus aus dieser Tracht zu sein“, sagt Suzana. „Sie ist zwar schön, aber nicht bequem.“ Am nächsten Tag findet wieder eine Probe statt, der Verein muss sich für die nächsten Auftritte vorbereiten. Geld verdienen die Tänzer übrigens keins, aber darum geht es den Jugendlichen auch gar nicht. „Wir tanzen nicht, weil es nur ein Hobby ist oder weil wir Geld bekommen wollen“, erklärt die 19-Jährige. „Wir tanzen Folklore, weil es eine Verbindung zu unserer Tradition ist.“

MEHR ALS NUR EIN HOBBY Nach stundenlangem Warten und Vorbereiten ist soweit: Die EM-Sieger sind an der Reihe. Als die Gruppe die Bühne betritt, stimmen die Musiker des Vereins mit Trommel, Ziehharmonika und Flöte die Melodie eines vlachischen Liedes an. 20 Personen bewegen sich in gleichem Tempo, die bunt bestickten Trachten der Mädchen schwingen in der Luft. Ledersandalen berühren kurz den Boden, bevor sie wieder in die Höhe schnellen. Einer der Jungs pfeift zwischendurch, die Mädchen lachen übers ganze Gesicht. Die Melodie wird schneller, ein kurzer, hoher Schrei ertönt wäh-

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biber-history:

Die serbische Schindler In serbischen Medien wird Diana Budisavljevic als “die serbische Schindler” betitelt, in österreichischen Zeitungen als “Innsbrucker Heldin”. Sie hat Orden verliehen bekommen und nun wurde ein Wiener Park nach ihr benannt. Doch wer ist die Frau, die geehrt wird? VON JELENA PANTIC

wikipedia.com

DIANA, DIE GROSSE Oskar Schindler, der bewundernswerte Mann, der mit seinem Unternehmen 1200 jüdische Zwangsarbeiter rettete, ist weltweit bekannt. Doch jene Frau, die 12000 serbische, jüdische und Roma-Kinder aus dem Konzentrationslager der Ustascha vor dem Tod bewahrt hat, ist, wie so viele Wohltäter am Balkan, fast unbekannt. In Wien wurde nun ein Schritt gesetzt, um dies zu ändern: Auf Insistieren des serbischen Kulturvereins “Prosvjeta” wurde ein Park im Servitenviertel des neunten Bezirks nach der großen Diana Budisavljevic benannt. Die Humanistin wurde 1891 als Diana Obexer in Innsbruck geboren und heiratete mit 26 Jahren den kroatischen Serben und Chirurgen Dr. Julije Budisavljevic, mit dem sie zwei Jahre später nach Zagreb zog. 1941 erfuhr Diana von Bekannten, dass im KZ Loborgrad, nordwestlich von Sarajewo, immer mehr serbische und jüdische Frauen und Kinder inhaftiert wurden. Sie handelte sofort und schickte Hilfspakete nach Loborgrad. Ihre österreichische Herkunft ermöglichte es ihr dem KZ sogar einen Besuch abzustatten. Das Elend, das sie dort vorfand, bestärkte sie darin, so viele Kinder wie nur möglich zu befreien. EINE (FAST) VERGESSENE HELDIN Das faschistische Ustascha-Regime hatte keine Verwendung für kleine und kranke Kinder, also ergriff Diana die Chance, holte diese Kinder ab und brachte sie in Pflegefamilien unter. Über die Jahre weitete sie ihre humanitäre “Aktion Diana Budisavljevic” auf weitere KZ aus, darunter eines der größten Europas, das “Auschwitz des Balkans”, KZ Jasenovac. Ab 1943 waren weitere Evaku-

ierungen unmöglich, sodass sie sich Familienzusammenführungen zuwandte. Sie dokumentierte ihre Hilfseinsätze sowie die Namen der Kinder akribisch in einem Tagebuch, durch das wir heute Einblick in ihre Heldentaten haben. Ihr Tagebuch zählt 12000 mehrheitlich serbische gerettete Kinder. Wie viele Familien sie dadurch zusammenbringen konnte, ist bis heute nicht zu fassen. 1978 starb Diana Budisavljevic in ihrer Heimatstadt Innsbruck. Sie wurde posthum mit mehreren serbischen Auszeichnungen geehrt und Straßen in Belgrad, Zagreb und Kozarska Dubica tragen ihren Namen. In Österreich erinnern ihr Geburtshaus, ein Orden, ein Kindergarten in Innsbruck und nun auch der Diana-BudisavljevicPark in Wien an sie.

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Doppelleben:

„MEINE ELTERN KENNEN MICH NICHT “ Fortgehen, kurze Röcke und Jungs sind bei vielen Mädchen aus den Communities ein Tabuthema daheim. Um den unendlichen Diskussionen zu entkommen, werden Eltern angelogen, Dinge verheimlicht und zwei verschiedene Identitäten konstruiert. Von Mona Rahmanian und Marko Mestrovic (Fotos)

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mgeben von beschmierten Schulklowänden, schaut Besa an ihren schwarzen Leggings unter dem Rock herab. Leggings, die sie gar nicht tragen wollte. Um die erste Schulstunde nicht zu verpassen, beeilt sie sich. Rasch zieht sie die Hose aus und stopft sie in ihre Tasche. So beginnt einer der vielen Schultage von Besa. Wie Besa geht es vielen Mädchen. Sie lügen ihre Eltern an, riskieren täglich aufzufliegen und spielen mit dem Feuer. Denn was für viele Österreicherinnen selbstverständlich ist, ist für ihre Eltern ein rotes Tuch. Ob türkischer, persischer, arabischer oder sonst wie interkultureller Background, oft erlauben ihre Eltern nicht, was anderswo „normal“ ist – oder ihre Erlaubnis muss durch Bitten und Flehen erwirkt werden. Zwei Identitäten miteinander zu vereinbaren ist ein Kampf, in dem sich einige Mädchen befinden. So kommt es zum Doppelleben. BEHINDERTE LEGGINGS UND KNIELANGE RÖCKE „Ich wurde schon sehr konservativ erzogen“, erklärt Besa. Die 19-jährige Studentin aus Wien kommt ursprünglich aus Albanien. Ihre Familie legt sehr viel Wert auf heimische Traditionen. Anders als ihre österreichischen Freunde kann Besa nicht jede Entscheidung in ihrem Leben selbst treffen. In Sachen Kleidung bekommt Besa oft ein Nein zu hören. „Ich hatte dieses Sommerkleid, das ich zur Schule anziehen wollte, aber es war zu kurz. Ich bekam diese Leggings von meiner Mama aufgedrückt, die einfach behindert aussah.“ Den Eltern zu widersprechen ist für Besa nicht möglich, da sie immer das letzte Wort haben. Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Leggings anzuziehen und sie am versifften Schulklo wieder auszuziehen. Die Geheimnistuerei ist anstrengend. Mit ihren Problemen hat Besa alleine zu kämpfen. „Ich hatte in der Schule niemanden, der mir zur Seite stand“, so die Studentin. Weder ihre österreichischen Freunde, noch die ausländischen Freunde verstanden ihre Probleme. Für die einen ist es klar, dass man selbst über den Kleidungstil bestimmt, für die anderen, dass man die Eltern respektiert. Und für Besa gilt eben beides. Ähnlich geht es der 19-jährigen Studentin Tina, aus iranischem Hause. Ihre Familie, die seit Jahren in Österreich lebt, hat trotz liberaler Einstellungen viele Werte aus dem Orient mitgetragen. Den Eltern ist es besonders wichtig, dass Tina passend gekleidet aus dem Haus geht. Hier haben sich die Meinungen von Eltern und Tochter oft gespalten. Mit der iranischen Tradition begleitet, waren kurze Röcke und Kleider bei Tina nicht gern gesehen. „Meine kurzen Röcke habe ich immer bis zu den Knien runtergezogen und mich aus dem Haus geschlichen“, lacht sie. Wenn sie erwischt wurde, musste sie oft zurück ins Zimmer und sich umziehen.


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MEINE RÖCKE HABE ICH IMMER BIS ZU DEN KNIEN RUNTERGEZOGEN UND MICH AUS DEM HAUS GESCHLICHEN.

DISKUSSION STATT DISCO POGO Mittlerweile lebt Tina alleine. Als Schülerin geriet sie beim Fortgehen aber oft in Diskussionen. Fortgehzeiten waren ein hitziges Thema. Ihre Eltern verstanden nie, wieso sie im Allgemeinen fortgehen, geschweige denn längere Zeit im Club verbringen wollte. Jede Woche, so wie Schulkolleginnen, konnte Tina nicht Party machen. „Ich war schon neidisch auf meine Freunde, sie konnten gehen und kommen wann sie wollten“, so Tina nachdenklich. Der tropfende Schweiß von den Decken, die besoffenen Minderjährigen und billige Anmachsprüche, mit sowas wurde Tina nur bis halb eins konfrontiert, länger durfte sie nicht wegbleiben. Ihre Abende nahmen immer dasselbe Ende: Der Vater vor der Tür des Clubs, mit dem Auto, bereit sie abzuholen. „Ich bin fast 20 und meine Eltern wissen immer noch nicht, dass ich fortgehe“, sagt die junge Albanerin entschieden. Während Tinas Eltern sich weichkochen lassen – immerhin darf sie fortgehen – bleiben Besas Eltern standhaft. Die 19-Jährige darf nie abends ausgehen. Mittlerweile lebt die Studentin schon alleine, ihre Eltern sind aber immer noch im Glauben, dass sie ihre Abende daheim verbringt. Tee und Pyjama in den Augen der Eltern, Bier und Disco Pogo aber die Realität. Damals, als Schülerin, musste sie oft lügen und behaupten, sie übernachte bei Freunden, um abends mit fortgehen zu können. „Ich war extrem eifersüchtig auf den Lebensstil meiner Freunde, sie waren so frei.“ Wenn es um Fortgehen geht, muss sie ihre Eltern immer anlügen und neue Ausreden erfinden. Ihre Eltern wissen davon nichts. „Meine Eltern kennen mich nicht“, sagt die Studentin bestimmt, aber doch mit zitterndem Lächeln. DOPPELLEBEN ALS EINZIGER AUSWEG In dieser prekären Lage befinden sich nicht nur Tina und Besa. Viele haben Probleme ihre beiden Identitäten aufrecht zu erhalten. Manche brechen aus und hauen von zu Hause ab. Für diejenigen, die ihre Familien verstehen, ist das Doppelleben der einzige Ausweg. Die Eltern anzulügen ist für niemanden leicht. Ihre Lügen sind ein skurriles

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Zeichen des Respekts. Die Eltern sollen in dem ganzen Lügensalat nicht verletzt werden, sondern nur verschont bleiben. Daheim verhalten sie sich, wie es sich gehört und treten niemandem auf die Füße. Sie verstehen beide Seiten, beide Welten, denn für das Doppelleben haben sie sich bewusst entschieden. VERLOBT, VERLIEBT, VERHEIRATET Amira ist eine 19-jährige Ägypterin aus Linz. Für sie gibt es selten Momente, in denen sie ihre Eltern anlügen muss. Sie wurde liberal und zur Selbstständigkeit erzogen. „Sie haben meinen Geschwistern und mir immer klar gemacht, dass wir in Österreich sind und uns anpassen müssen, aber trotzdem unsere Herkunft nicht vergessen dürfen“, sagt sie. Über ihren Kleidungsstil wurde sie nie unterrichtet. Sie wusste immer, was den Eltern gefällt und was nicht und hat sich dementsprechend gekleidet. Doch die liberale Erziehung der Eltern hat eine Grenze: Jungs. Seit einiger Zeit hat Amira jemanden, den sie gern hat. Die Tatsache, dass es diesen Jungen gibt, muss sie ihren Eltern verschweigen. „Ich könnte Besa entledigt sich der Leggings, die Mama ihr aufgedrückt hat. ihn erst mit nach Hause bringen, wenn ich mir 100 prozentig sicher bin, dass ich ihn heiraten will“, erklärt sie. Denn in Ägypten verlobt man sich meist, bevor man sich kennenlernt. Für Amira ist das nicht so leicht, denn ihr Weltbild gleicht nicht ganz dem ägyptischen. Sie versteht ihre Eltern zwar und will einen Jungen gründlich kennenlernen, aber nicht gleich in eine Verlobung springen. Nach Hause nehmen wird sie ihn für eine lange Weile nicht. Die Verlobung ist ihr noch zu früh, also geht’s erst einmal auf einen heimlichen Kaffee. Der Albanerin mit den „behinderten“ Leggings geht es darin gleich. Einen Jungen mit nach Hause zu nehmen, ist auch für Besa kein Kinderspiel. Sie müsste sich der Ehe ebenso sicher sein, andernfalls bräuchte sie ihn gar nicht erst den Eltern vorstellen. „Sie haben absolutes Mitspracherecht und ihr größter Wunsch ist es, dass er aus Albanien kommt. Sie vermitteln mir immer, dass ich es ihnen schulde, nach ihren Wünschen zu handeln“, meint sie. Einen festen Freund hat sie noch nicht, somit liegen diese Gedanken tief unter der Erde und werden nicht angesprochen. Sie ist glücklich darüber, keinen Jungen zu haben. Es wäre nur zusätzlicher Stress, da es für Besa klar ist, dass nicht jeder Bursche gleich Hochzeit und gemeinsames Leben bedeutet. Alle drei Mädchen haben Eltern aus verschiedenen Ländern. Gemeinsamkeiten gibt es trotzdem. Den Eltern etwas zu verheimlichen oder sie anzulügen, hat jede schon geschafft. Sie sind nicht die einzigen. Aus Angst und Unentschlossenheit gibt es unzählige Doppelleben. Tausende Schülerinnen wechseln, wenn die Schulglocke zum Unterrichtsschluss läutet, in die zweite Identität, die zweite Haut. Wie Besa. Sie steht am Schulklo, zieht ihre Leggings wieder an und geht nach Hause.


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HEAST DU OPFER, ICH LIEBE DICH! BRUDER SCHADI HAT EIN PROBLEM: DIE FRAUENSORTE „GHETTO-GIRLS“ RAUBEN IHM SEINE MACKER-ROLLE UND DEN GLAUBEN AN DIE FRAUEN. WARUM ER VON IHNEN NIE MEHR „BRUDA“ GENANNT WERDEN WILL, LEST IHR HIER. VON SCHADI MOUHANDES UND GEORG WAGENHUBER (ILLUSTRATION)

Schimpfwörter, Rap-Musik und auf den Boden spucken werden intuitiv dem männlichen Geschlecht zugeschrieben. Gut so! Stellt euch vor, es gäbe Frauen, die mit einem Zahnstocher im Mund herum laufen und dich mit „Eyyy Brudaa“ begrüßen. Ich muss euch enttäuschen: es gibt sie. Was ist nur los mit der Frauenwelt? Warum wollt ihr Männer sein? Warum wollt ihr unseren Job übernehmen? Mann Mädels, dann sind wir ja überflüssig! Damit ihr versteht, welche Sorte Mädchen ich meine, versuche ich sie euch einmal zu beschreiben. Meist läuft sie mit einem Trainingsanzug in Rosa herum, während aus ihren Kopfhörern aggressiver Deutsch-Rap dröhnt. Ihre Lieblingswörter sind „Heast“, „Bruda“ und „Du Opfer!“. Sie steht ganz normal auf Jungs, aber auf solche, die sie fast schon unterdrücken und kontrollieren. Wie oft ich gehört habe, dass ein Mädchen zum anderen sagt: „Ey Bruda, gib mir mal das Kajal, isch glaub es ist verwischt. Scheiße Oida.“? –

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R AMBA Z A M BA Zu oft. Zwei Menschen weiblichen Geschlechts, mit eindeutigen weiblichen Kennzeichen, nennen sich „Bruda“. Ernsthaft? Und dann hat diese Spezies noch jedes Lied von Farid Bang und Haftbefehl auswendig im Kopf, in denen es meist um die Beglückung ihresgleichen geht. „ICH BIN ZUM SCHWACHEN GESCHLECHT GEWORDEN.“ Das Geilste ist ja, dass ich einmal mit so einer dieser Spezies zusammen war. Damals dachte ich, dass ich mit so einem Ghetto-Girl auf einen Schlag einen „besten Kumpel“ und eine „Freundin“ haben kann. Denn ja, sie sind in vielen Hinsichten chilliger, als Mädchen, die Lady-like sind. Allerdings waren einige Situationen schon sehr komisch. Zum Beispiel als ein Junge sie anmachte und meine Faust schon im Anflug auf sein Gesicht war, sprang sie wie ein kleiner aggressiver Pitbull auf ihn drauf und vernichtete ihn innerhalb von Sekunden. Als sie noch sagte: „Schatz, geht’s dir gut, hat er dir was getan?“, wollte ich nur noch weg, denn dieses Gefühl war schrecklich. Ich bin zum schwachen Geschlecht geworden. Respekt, kleiner Pitbull, einen arabischen Sturkopf zu deprimieren. Ich versuchte aber mit diesem Übel klar zu kommen und so blieben wir noch weitere Monate zusammen. Doch als sie zu mir sagte: „Bruda, stell dir vor wir wären verheiratet“, beendete ich die Beziehung. Das grenzt ja schon an Inzest! Leute, stellt euch das vor, wie ich mit meinem Girl vor dem Altar stehe und sie sagt: „Ja Bruda, ich will.“ Und unsere Kinder! Oh mein Gott! Die werden

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anstatt Schuhe binden, lernen wie man ein Messer unter einer Sekunde aufklappt. Oder noch schlimmer, sie werden mich anstatt Papa, nur noch Bruda rufen. Schwestern, was ist los mit euch! Wieso versteht ihr nicht, dass das nicht geht? Meine Ex meldete sich dann nach einiger Zeit bei mir und wollte es nochmal probieren, doch ein: „Heast du Opfer. Wallah isch schwöa isch liebe disch!“, hat nicht unbedingt den höchsten romantischen Stellenwert bei mir, womit die Geschichte beendet blieb. IM ENDEFFEKT IST DER MANN SCHULD Meine Analysen haben ergeben, dass durch die starke Feminisierung des Mannes, z.B. durch die Reduzierung der Augenbrauen auf 5 Prozent des Originalvolumens, sowie Nutzung jeglicher Make-Up-Produkte, sich die Frauenwelt verlassen fühlt und selbst anfängt, ihr eigener Mann zu sein. Also sind wir im Endeffekt selbst Schuld! Liebe Männer, wenn euch ein Mädchen (auch nur aus Spaß) Bruder nennt, bitte ich euch auf Abstand zu gehen, weil es, egal wie man es dreht oder wendet, in die Hose geht. Und lieber soll es in die Hose gehen, als dass euer „Bruda“ euch in die Hose greift. Wenn ihr unbedingt mit diesem Bruda zusammenkommen wollt, müsst ihr noch härter und männlicher als sie sein, damit sie ihre männliche Seite ablegen kann. Ich wünsche euch viel Kraft, die Zeiten werden schwieriger für uns. Schadi

31.10.14 10:52


B EZ AH LTE A N Z E I G E

WIEN WILL’S WISSEN!

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IEN WILL’S WISSEN: Was die Menschen in der Stadt bewegt, was sie freut, was sie ärgert und warum man gern in Wien lebt. Auf der Website www.wienwillswissen. at erzählen Menschen, was sie an ihrer Stadt lieben und wo sie überall mit den Services und Dienstleistungen des Magistrats in Kontakt kommen.

RADFAHREN IM WIENERWALD

Wie Thomas. Der Unternehmensberater kommt in seinem Job viel herum. London, New York, Berlin, Istanbul. Aber er weiß, was er an Wien hat. Nach einem langen Arbeitstag will er raus aus dem Alltag und rein in die Natur. „Hier haben wir die Natur direkt vor der Haustür, das vermisse ich auf meinen Geschäftsreisen“, erzählt der 50-Jährige. Im 23. Wiener Gemeindebezirk, wo er auch aufgewachsen ist, tankt Thomas in der Freizeit Energie. Wander- und Joggingwege, Radstrecken und saubere Luft dank des Wienerwalds. Seine Tochter fährt gern mit dem Rad auf die Donauinsel oder auf der Hauptallee durch den grünen Prater. Gemeinsam machen sie meist bei einem Trinkbrunnen halt: „Ich kenne keine andere Weltstadt, wo ich so ein Trinkwasser aus den Bergen bekomme.“ Ein Radler hält neben ihnen, um seine Wasserflasche aufzufüllen. Er erzählt, dass er eben vom Bednarpark kommt. Dort war Thomas noch nie, es ist ein recht neuer Park im zweiten Bezirk. Seine Tochter erzählt beiden von einem neuen Projekt namens „Garteln ums Eck“, wo Grünflächen mitten in der Stadt von Nachbarinnen und Nachbarn genutzt werden, um eigenes Gemüse anzupflanzen. Das gefällt Thomas. Jeder sollte die Möglichkeit haben, das „Grün“ der Stadt zu genießen. „Ich habe gelesen, statistisch gesehen kommen auf jede Wienerin und jeden Wiener 120 Quadratmeter Grünfläche. Jeder und jedem ein eigener Garten quasi.“ Nach einer kleinen Rast radeln die

Fotos: vyhnalek.com

VON DIR!

Was macht dein Wien aus? – Auf der Plattform „wienwillswissen.at“ erzählen Wiener, was ihre Stadt für sie so lebenswert macht. Ob es beitragsfreie Kindergartenplätze sind, Mountainbikestrecken im Wiener Wald oder Trinkwasser aus den Bergen. Erzähl auch du, wofür dein Herz schlägt.


beiden weiter. Thomas muss heim, denn am Abend trifft er sich mit alten Bekannten beim Heurigen. „Ich freue mich schon auf den Most und ein Speckbrot“, lacht er. Der Bednarpark lässt Thomas keine Ruhe. Er ist begeistert, dass in Wien neue Parks gebaut werden und der Grünraum ausgebaut wird, während anderswo Grünraum betoniert wird. „In der Donaustadt wurde das Projekt Wienerwald Nord-Ost beschlossen. Vielleicht werden dort deine eigenen Kinder einmal Schwammerl suchen gehen“, sagt Thomas zu seiner Tochter.

NIE FAD IM KINDERGARTEN

Oder Daniel, der leidenschaftlich gern in den Kindergarten geht. Und seine Mama freut sich, denn der Kindergartenbesuch in Wien ist beitragsfrei. Und das ist in Zeiten wie diesen nicht selbstverständlich. Der vierjährige Daniel grinst übers ganze Gesicht. Auf seinem neuen blauen Fahrrad strampelt er begeistert durch den Park, natürlich auf Stützrädern. „Danke Mama!“ ruft er herüber. Bisher hatte Mutter Vera ihm keines gekauft, aber heute wartete sie plötzlich mit dieser Überraschung auf ihn. „Ich spare jeden Monat, weil Daniels Kindergarten beitragsfrei ist“, erzählt sie ihrer Mutter, die heute mit im Park ist. Gemeinsam sitzen sie auf der Parkbank und beobachten den Kleinen beim Spielen. „Deshalb konnte ich mir jetzt endlich das Rad leisten, das er sich gewünscht hat.“ Daniels Mutter geht nach der Karenz wieder arbeiten, deshalb besucht Daniel tagsüber den Kindergarten. Dort trifft er seine Freundinnen und Freunde, spielt mit Lego-Steinen und bastelt mit Steckperlen. Sein letztes Kunstwerk war ein Herz für seine Mama, mit dem er ihr eine Riesenfreude bereitet hat. Wenn die Kindergruppe in den Garten geht, spielt Daniel am liebsten Fußball und rennt, so schnell er kann. Immer dabei: Lazarus und Anna. In seiner Kindergruppe gibt es auch ein Mädchen im Rollstuhl. Daniel versteht sich gut mit ihr, Berührungsängste kennen sie nicht. „Jeden Tag daheim zu sein wäre urfad“, findet Daniel. Die anderen Kinder würden ihm fehlen. Auch für seine Mutter hätte das große Auswirkungen. Sie hätte zum Beispiel nicht in ihren Job zurückkehren können, die ganze Familie hätte dann weniger Geld. Die städtische Kinderbetreuung ist beitragsfrei und auch private Kindergärten werden mit bis zu 500 Euro im Monat gefördert. Die Kinder profitieren davon. Sie erleben abwechslungsreiche Tage mit Spiel, Ausflügen, Malerei und Basteln. Außerdem lernen sie Freundschaften zu schließen und mit anderen Kindern zurechtzukommen. Das hilft später, sich in der Volksschule besser zurechtzufinden. Daniel kann natürlich nicht einfach ohne Anmeldung in den Kindergarten: Die Anmeldungen für den städtischen Kindergarten finden jedes Jahr im November und Dezember statt und sind auch ganz einfach über das Internet möglich. Daniel freut sich auch über den kurzen Weg zum Kindergarten: Er braucht zu Fuß nur fünf Minuten von daheim bis zu seinen Betreuerinnen Kathi und Barbara.

WIEN WILL`S WISSEN!

EINE INTERAKTIVE PLATTFORM „Die zahlreichen Angebote, Services und Dienstleistungen der Stadt nehmen auf der neuen Dialogplattform „wienwillswissen“ eine zentrale Rolle ein. Und obwohl nicht immer alle Wünsche der BürgerInnen erfüllt werden können, sind die vielen Angebote doch für jede und jeden eine wichtige Unterstützung im täglichen Leben. Wofür schlägt Ihr Herz? Alle WienerInnen sind nun eingeladen, ihre Beweggründe und Lebensgeschichten auf der Plattform zu teilen. Entweder als Kurzmeldung mit 111 Zeichen oder als ausführliche Nacherzählung eines persönlichen Erlebnisses. Die Verbundenheit zur Stadt kann auch mit einem T-Shirt -Selfie zum Ausdruck gebracht werden. Gevotet wird mit dem Verteilen von Herzen. Und wer Fragen zu bestimmten stadtrelevanten Themen hat, kann sich diese über wienwillswissen auch beantworten lassen. DIE PLATTFORM IM DETAIL Insgesamt ist die Dialogplattform in vier Kategorien unterteilt: „Wiener Geschichten“, „Fragen und Antworten“, „Wofür schlägt ihr Herz“ und ein „T-Shirt-Wettbewerb“. Die Kategorie „Fragen und Antworten“ bietet aus allen Bereichen der Stadt Informationen zu Themen, die die Menschen immer schon über Wien wissen wollten. Machen Sie sich selbst ein Bild über die vielen Angebote und Services der Stadt und sagen Sie uns ihre Meinung. www.wienwillswissen.at WIEN LIEBT MICH www.kindergaerten.wien.at www.natuerlichwien.at www.wienerwohnen.at www.fahrradwien.at www.wien.at


KAR R IER E

ZAHL DES MON

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28 %

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der insgesamt 344. ständigen in Ös 000 SelbstMigranten. Laut terreich sind der Wirtschafts kammer hat kn app ein Drittel der Gründer keine österreichische Staatsbürgersc haft oder wurd e im Ausland ge boren.

Ganz schön erfolgreich Belma Cokovic ist neue Integrationsbeauftragte in der österreichischen Botschaft in Belgrad. Die Aufgabe der 26-jährigen Montenegrinerin ist es Zuwanderern die ersten Schritte in Österreich zu erleichtern.

Studieren statt Saunieren. Von Alexandra Stanić

Meinung:

Selbst ist der Student Arbeit, Uni, Arbeit, Uni - der Alltag vieler Studenten ist nicht Drei-Euro-Cocktails zu trinken oder bis nachmittags zu schlafen. Wenn ich mich in meinem Umfeld umschaue, sehe ich nämlich nur Erfolgsgeschichten. Fast alle meiner Freunde arbeiten und finanzieren sich ihr Studium selbst. Da wäre Melisa, mit 24 Magister und engagierte Lehrerin, Damir, der gerade in Bildungskarenz ist und in Schweden seinen Master macht oder Victoria, die Sprachwissenschaft studiert und als ausgebildete Kindergärtnerin arbeitet. Auch ich gehöre zu der Kategorie Selbstverdiener. So habe ich zwar immer das Gefühl zu meinen Eltern kommen zu können, für den Fall, dass ich in einer finanziellen Krise stecke. Aber das war bisher eigentlich nicht der Fall. Ich verdiene mir meine eigenen Brötchen, erhalte keine Beihilfen und komme trotzdem ganz gut über die Runden. Was es dazu braucht? Eine große Portion Ehrgeiz, Drang nach Selbständigkeit und vor allem: Ausdauervermögen. Manchmal beneide ich die Richkids, die nichts tun, außer zu studieren und von ihren Eltern durchfinanziert werden. Aber dann denke ich an meinen Vater, der mir immer gesagt hat, dass nichts so schön ist, wie das Gefühl, selber etwas auf die Reihe zu bekommen. Ich kann ihm nur zustimmen. Es fühlt sich gut an, mit 23 unabhängig zu sein und auf eigenen Beinen zu stehen. stanic@dasbiber.at

3 Fragen an Johannes Kopf, Vorstandsmitglied des AMS, über die Möglichkeiten einer Bildungskarenz.

Wer darf in Bildungskarenz gehen? Arbeitnehmer mit Anspruch auf Arbeitslosengeld, die ihre Karenz mit dem Arbeitgeber vereinbart haben, vor Karenzbeginn sechs Monate arbeitslosenversicherungspflichtig beschäftigt waren und nachweisen können, dass sie eine Bildungsmaßnahme von mindestens 20 Wochenstunden machen wollen.

Damit kann man Geld verdienen? Die bosnischen Spielentwickler und Brüder Denis und Davor Mikan haben es mit ihrem Spiel „Blek“ in 47 Ländern in die iTunes-Charts geschafft. Die beiden Wahlwiener, bekannt unter dem Namen „Kunabi-Brother“ haben etliche Preise für ihr Logik-Game eingeheimst.

Darf man währenddessen arbeiten? Ja, man kann geringfügig dazu verdienen, aber auch bei Honoraren darf die monatliche Einkommensgrenze der Geringfügigkeit nicht überschritten werden. Gibt es Einschränkungen, welche Ausbildungswege man mitmachen darf? Ja, in der Bildungskarenz werden keine Lehrausbildungen und keine Hobbykurse, sondern nur beruflich verwertbare Ausbildungen von anerkannten Bildungsinstituten unterstützt.

Fotos: Monika Saulich, bereitgestellt, Marko Mestrović, Dragan Tatić

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KAR R IER E

WATCH OUT, PRAKTIKUM!

Kaffeekochen, Briefe stempeln und kopieren – dafür sind Praktikanten nicht da. Trotz geringem Lernfaktor, rackern sich viele unbezahlt ab. Die Plattform watchlist-praktikum.at gibt Betroffenen die Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Von Yasmin Szaraniec und Mafalda Rakos (Fotos)

„I

ch habe keinen Cent für mein Praktikum gesehen, nicht einmal VergünGewerkschaftsaktivistin Veronika Kronberger sagt Geizkragen den Kampf an: Praktika gehören bezahlt! stigungen für Fahrkarten oder Essen. Ich musste sparen, um es machen zu können. Es dauerte 6 Wochen, 40 Stunden pro Woche. Im Gegen Ausbeutungen wie diese wurde die Endeffekt hatte ich nur Ausgaben und wenig Er- Plattform watchlist-praktikum.at gegründet. fahrung, weil man als PraktikantIn meist eh nur Veronika Kronberger ist Vorsitzende und SpreBelastung für’s Personal ist“, erzählt Sarah H. cherin der Plattform, sowie Interessenvertreterin der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA):

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K A RRI ERE

ENTLOHNUNG IST KEIN SONDERRECHT Nicht jeder hat das Glück auf finanzielle Unterstützung von den Eltern wie Lukas H. Der Medizinstudent schätzt 1-2 monatige Forschungspraktika wegen der Erfahrung, auch wenn er keinen Cent dabei sieht. “Heute, drei Jahre nach meinem Studienabschluss, habe ich keinerlei berufliche Perspektiven mehr,“ erzählt Stefanie, 29. Sie ist Biologin. Nach vielen Praktika und Versuchen eine fixe Anstellung zu bekommen, war sie gezwungen einige Zeit als Zimmermädchen zu arbeiten. Dann lebte sie von Arbeitslosengeld. Mit der Hoffnung auf bessere Berufschancen

oder eine Fixanstellung absolvieren viele Studenten und Akademiker ein Praktikum nach dem anderen. Pflichtpraktika gehören zudem in vielen Studienrichtungen zur Agenda – sollten aber 3 Monate nicht überschreiten. Die schwammigen Praktikumsausschreibungen machen es vielen schwer, zu erkennen, worum es sich genau handelt. Das erkennt man erst nach Arbeitsbeginn – die meisten ziehen es trotzdem durch. Laut einer aktuellen Studie - waren ein Drittel der absolvierten Praktika in Österreich unbezahlt und dauerten länger als drei Monate. „Ich befürchte aber, dass sich das inzwischen noch verschlimmert hat und die Dauer der Praktika länger wird“, bemängelt sie. Keine Branche ist ausgenommen. Watchlist-praktikum.at macht hoffnung: Dies soll eine abschreckende Wirkung auf Betriebe haben und dem Missbrauch entgegenwirken. „Bis jetzt funktioniert das sehr gut, denn wir bekommen viele Meldungen.“ Kronberger glaubt, die Lösung sei ganz einfach: “Würden sich Unternehmen an die Rechtslage halten und junge Menschen nicht weiterhin ausbeuten, dann hätten wir in Österreich kein Problem mit Praktika.’’

Gütesiegel Praktikum Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) vergibt seit 2011 Gütesiegel für Pflichtpraktika. Diese sind ein Jahr gültig und zeichnen Firmen aus, die sich an die Kriterien von fairen Praktikumsplätzen halten. Unter anderem sind das Ansprechperson, Versicherung, finanzielle Entschädigung und Ausbildungsziele.

Watchlist-praktikum.at Diese Plattform dient dazu, die Rechte von jungen Menschen in der Arbeitswelt durchzusetzen. Mittels Formular können Praktikanten schwarze Schafe unter den Betrieben anonym melden. Veronika Kronberger auf Twitter: @V_Kronberger www.watchlist-praktikum.at www.oeh.ac.at/guetesiegel/

UNTERNEHMEN ENERGIEWENDE MACHT ÖSTERREICH IMMER LEBENSWERTER. Der Klimawandel bringt große Herausforderungen mit sich. Mit unseren Klimaschutzinitiativen treiben wir mit verantwortungsvollen Unternehmen die Energiewende voran. Viele heimische Betriebe – vom Nahversorger bis zur Fluglinie – setzen auf erneuerbare Energien und investieren in Nachhaltigkeitsprojekte. Das schont Klima und Ressourcen, kurbelt die Wirtschaft an und schafft Arbeitsplätze. Auf diese Weise wurden 2013 mehr als 6,7 Millionen Tonnen CO2 gespart. So bleibt Österreich auch in Zukunft lebenswert. Helfen auch Sie mit, unser Klima zu schützen! Sparen Sie zu Hause oder in Ihrem Unternehmen ganz einfach Energie und somit bares Geld. Alle Infos finden Sie auf bmlfuw.gv.at/umwelt Entgeltliche Einschaltung

Fotos: Mafalda Rakoš

„Praktika zahlen sich nur dann aus, wenn man dabei etwas lernt’.’ Es hapert nicht am Gesetz, sondern daran, ,,dass sich Unternehmen nicht daran halten“, erklärt Kronberger. Das Gehalt kann also eingeklagt werden, nur macht das keiner aus Hoffnung in diesem Unternehmen vielleicht eine fixe Arbeitsstelle zu ergattern. „Auf dieser Plattform können Betriebe, die nichts oder zu wenig für ein Praktikum bezahlen, anonym gemeldet werden.“

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15.10.14 15:51


LEHRE MIT ZUKUNFT – DEINE CHANCE BEIM BUNDESHEER! D

U HAST DEINE PFLICHTSCHULZEIT beendet und weißt noch nicht, welchen Beruf du ergreifen willst? Das Österreichische Bundesheer (ÖBH) bietet jungen Menschen eine große Chance für ihre Zukunft. Denn beim Bundesheer kannst du die Lehre zu deinem Traumberuf starten und nach eigenem Wunsch zusätzlich die Matura abschließen. Im Gegensatz zu anderen Lehrlingsausbildungsstätten, bietet das ÖBH nach erfolgreichem Abschluss der Lehre eine militärische Laufbahn im Bundesheer. Doch auch die Lehrlinge, die nach Abschluss der Lehre woanders hinwollen, werden vom ÖBH bei der Suche nach einem zivilen Arbeitsplatz durch Bewerbungstrainings unterstützt.

Fotos: Christoph Liebentritt

Das Österreichische Bundesheer bildet zurzeit 200 Lehrlinge in 30 verschiedenen Lehrberufen aus. Ob Tischler, Koch, Luftfahrzeugtechniker oder Fotograf – hier kann jeder seinen Traumberuf finden.


D I E S E R A RT I K E L I S T T E I L E I N E R SERIE ÜB E R KAR R IE R E N B E IM H E E R . D IE SER IE WIR D VO M B U NDESHEER F INANZIE LL U NT E RST ÜT ZT UN D VO N DER B IB E R -R E DAK T IO N G E STA LTET.

GROSSE AUSWAHL, GUTE AUSBILDUNG

beitsklima ist super und die Ausbilder sind herzlich – es war immer ein Traum von mir beim Bundesheer zu arbeiten.“ Auch ihr Werkstättenleiter Wilhelm Komosny, der schon 32 Jahre lang beim Bundesheer Lehrlinge ausbildet, kennt die Vorteile der Lehre beim Heer. Er selbst hat beim ÖBH seine Lehre als Schlosser absolviert und gleich nach dem Präsenzdienst beim Heer angefangen. Er ist stolz auf die hohe Lehrabschlussrate beim Bundesheer und freut sich, dass sich so viele Jugendliche für eine Lehre entscheiden: „Bei uns bewerben sich junge Frauen genauso wie junge Männer, wir bilden alle gleich aus.“ Die Ausbildungs- und Zielvorgaben der Lehrlingsausbildung werden von der Wirtschaftskammer bestimmt, die Lehrlinge selbst aber werden von dem Heerespersonalamt ausgewählt und können dann im Zuge einer Schnupperwoche die Werkstatt kennenlernen und entscheiden, ob diese Ausbildung die richtige für sie ist.

Der 15-jährige Patrick Sulzer hat die Vorteile der Lehrlingsausbildung beim ÖBH erkannt und macht zurzeit seine Lehre als Berufskraftfahrer, die drei Jahre dauert. Bevor er in seinem Job so richtig loslegen kann, verbringt er zunächst ein halbes Jahr in der Metallverarbeitungswerkstätte der VPWKaserne in Wien Penzing. „Jeder, der in seinem Lehrberuf etwas mit Metall zu tun haben wird, kommt zunächst in die Lehrwerkstätte zur Grundausbildung“, sagt sein Werkstättenleiter Wilhelm Komosny, der zusammen mit seinem Kollegen Manfred Guttmann, neben Patrick weitere fünf Lehrlinge ausbildet. Von September bis Jänner arbeiten hier die Jugendlichen zusammen in der Werkstätte, danach setzt jeder seine Ausbildung in der zuständigen Kaserne fort. Der 17-jährige Clemens Mandl möchte sich dann als Mechatroniker spezialisieren, die Ausbildung dazu dauert dreieinhalb Jahre. Er ist im Internet auf das Lehrlingsangebot des Bundesheers gestoßen und sehr zufrieden mit seiner Wahl: Bevor Patrick und seine Kollegen dann mit ihrer Lehre be„Hier erwarten einen Herausforderungen, man genießt eine ginnen konnten, mussten sie zunächst den Aufnahmetest gute Ausbildung und die Auswahl an Lehrberufen ist groß.“ bestehen (s. Infokasten). Die Anstrengung zahlt sich aus: Patrick verdient jetzt 537 Euro netto, plus zusätzliche Quartalssonderzahlungen. Zusätzlich zur Arbeit in der Werkstätte, Sein Kollege Patrick ergänzt: „Am Anfang dachte ich, es besuchen die Lehrlinge die Berufsschule. „Ich habe immer würde hier alles strenger sein als woanders, doch das Ar- donnerstags Berufsschule, die restlichen Tage bin ich hier

DER WEG ZUR LEHRE

HERZLICHES ARBEITSKLIMA


VORAUSSETZUNGEN: die österreichische Staatsbürgerschaft Vollendung des 15. Lebensjahres Vollendung der Schulpflicht (9. Schuljahr) positiver Hauptschulabschluss einwandfreier Leumund ein Bewerbungsschreiben in dem steht für welche Lehrstelle du dich interessierst. wo sich diese Lehrstelle befindet. warum gerade du die Lehrstelle bekommen solltest ein Lebenslauf inklusive deiner Kontaktdaten und deine letzten Zeugnisse

AUFNAHMEPRÜFUNG: Lückentest in Deutsch Grundrechnungsarten in Mathematik Allgemeinwissen (Kreuzerltest) Reaktions- und Konzentrationstest Psychologischer Test (Überprüfung des praktischen und logischen Denkens) handwerkliches Geschick

SONSTIGES: Die Lehre beginnt meistens im September. Die Lehre beim Bundesheer hat nichts mit einer militärischen Ausbildung zu tun. in der Werkstatt von 6:30h-15h. Freitags dürfen wir zwei Stunden früher gehen“, freut sich der 16-jährige Valentin Steiner und fährt unter dem Blick des erfahrenen Ausbildners mit dem Feilen fort. Der weiß: „Die Ausbildung beim Bundesheer ist umfangreicher, die Lehrlinge wechseln die Stationen und lernen von allem ein bisschen kennen, im Gegensatz zu anderen Firmen, wo die Lehrlinge beispielsweise nur spezielle Geräte bedienen.“ Während die Lehrlinge an ihren Hebelblechscheren arbeiten, erfüllt plötzlich der Geruch von Spaghetti die Werkstatt. Die konzentrierten Gesichter der Lehrlinge erhellen sich. Direkt gegenüber von ihnen bereiten die Kochlehrlinge des Bundesheers frische Speisen vor: „Es stehen uns immer drei leckere Gerichte zur Auswahl“, sagt Valentin begeistert – beim Bundesheer ist eben für jeden etwas dabei.

Ein Arbeitsplatz beim Bundesheer in Deinem Lehrberuf im Anschluss an die Lehre ist möglich Eine Bewerbung ist "ONLINE" über die "Jobbörse des Bundes" möglich: www.jobboerse.gv.at, unter "Stellensuche", Ressort/Land: "Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport", Zielgruppe: "Lehrlinge" im Bundes-land: "Alle oder das jeweilige Bundesland". Mehr Informationen unter: http://lehrlinge.bundesheer.at/ueberblick


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K A RR IE R E

PENSIONSVORSORGE

MIT 66 JAHREN, DA FÄNGT DAS LEBEN AN

DIESE KOLUMNE KANN IHR LEBEN ENTSCHEIDEND ÄNDERN. FINANZ- UND LEBENSPLANER ALI ERALP ÜBER DEN IRRTUM, DASS MIT PENSIONSANTRITT DER SPASS VORBEI IST.

Ali Eralp: Finanzplanung ist Lebensplanung

Marko Mestrović

„M

it 66 Jahren, da fängt das Leben an. Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran.“ Udo Jürgens wusste es bereits vor Jahrzehnten, als er mit seinem Song die Charts stürmte. Und der Schlagerstar ist selbst das beste Beispiel. Udo Jürgens ging mit 65 nicht in Pension, sondern gab lieber noch ausverkaufte Konzerte. Wie wird das bei Ihnen sein? Sie lesen biber und haben wohl wenig Lust an die Pension zu denken. Das verstehe ich, denn heute wird einem immer nur Angst gemacht. Die Jungen werden keine staatliche Pension mehr bekommen, heißt es. Oder es wird so wenig sein, dass es nicht fürs Leben reicht. Für diese Sicht der Dinge gibt es auch tatsächlich begründete Zahlen. 2030 wird jeder 3. Österreicher über 65 Jahre alt sein

und unser Pensionssystem wird extrem unter Druck geraten. Trotzdem ist mir ein positiver Ansatz lieber. Bereits jetzt studieren mehr „Senioren“ als jemals zuvor auf den Universitäten, arbeiten weiterhin in ihrer Pension oder gründen sogar Firmen. Es zahlt sich daher heute aus, für diese Zeit vorzusorgen. Wie ich das mache? Erstens versuche ich gesund zu leben. Das ist bereits die beste und günstigste Investition für ein gesundes Altern. Zweitens sorge ich aber auch finanziell vor. Damit ich auch in meiner Pension unabhängig bin und mein Leben gestalten kann. Welche Möglichkeiten es konkret für Veranlagungen gibt, darüber schreibe ich in meiner kommenden Kolumne. Haben Sie eine Frage? Dann schreiben Sie mir: ali. eralp@finum.at

Zur Person: Ali Eralp ist Vorstand der FINUM. PRIVATE FINANCE AG, einem Finanzberatungsunternehmen. Im Dezember schreibt Ali Eralp über die richtige Finanzstrategie.

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KAR R IER E

Zwei Gewinner des „Wiener Mut“-Preises, Eser Ari-Akbaba und Nuno Maulide, erzählen über ihr Leben in Wien, womit sie die Stadt bereichern und was man für ein besseres Miteinander tun kann. Von Alexandra Stanic´, Gizem Yazgan und Christoph Liebentritt (Fotos)

WIENER MUTBÜRGER

„I

ch hätte nie gedacht, dass ich gewinne“, erzählt Nuno Maulide lachend. Der 35-Jährige ist „Wiener Mut“-Preisträger in der Rubrik Wissenschaft. „Mein Ziel war es, die Probleme zu zeigen, die man hat, wenn man als Wissenschaftler nach Österreich kommen will.“ Sein Team von 16 Mitarbeitern zählt 12 verschiedene Nationen, damit hat er also reichlich Erfahrung. Nuno selbst ist im Oktober 2013 nach Österreich gekommen und ist der jüngste Professor an der Universität Wien. Er arbeitet am Institut für organische Chemie, spricht fünf Sprachen fließend und hat Chemie in Lissabon, Paris und Stanford studiert. Er ist überzeugt davon, dass kulturelle Vielfalt in allen Lebenslagen von Vorteil ist. Deswegen möchte er den Wissenschaftsstandort Wien internationaler positionieren. Preise wie den

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Die Initiatoren von „Wiener Mut“ sind der Verein Wirtschaft für Integration und das ORF Landesstudio Wien. Der Preis ist eine Auszeichnung für alle Wiener, die sich beruflich, ehrenamtlich und/oder privat dafür einsetzen, Wien kulturell und sprachlich zu bereichern. Bewerben können sich alle, die die Stadt vielfältiger und bunter machen. Heuer wurde der Preis in sechs Kategorien vergeben: Bildung, Bühne, Kulinarik, Sport, Wirtschaft und Wissenschaft. Außerdem gab es zwei Sonderpreise in den Bereichen Flucht und Migration. „Wiener Mut“ hält er für bedeutend. „Es ist eine Anerkennung der eigenen Arbeit, das ist sehr wichtig,“ erklärt der gebürtige Portugiese. DER FLÜCHTLING IN DIR Dieser Meinung ist auch Eser Ari-Akbaba. Viele kennen die in Wien geborene Türkin als Wetterfrau beim ORF. Aber Eser ist auch stellvertretende Obfrau in dem Verein „Nubigena Wolkenkind.“. Zusammen mit ihrer Freundin Sumaya Saghy-Abou-Harb hat sie das Projekt ins Leben gerufen, um die Flüchtlingsthematik Jugendlichen näher zu bringen. Im Rahmen von Schulbesuchen vermitteln sie Schülern, was es bedeutet, als Flüchtling zu leben. Für dieses Engagement haben sie den Sonderpreis im Bereich Flucht und Migration erhalten. „Österreich braucht mehr solcher Preise,“ findet die 35-Jährige. „Dadurch werden Menschen auf Themen wie Flucht aufmerksam gemacht,“ begründet sie. Viele hätten Angst vor Flüchtlingen. Mit dem Verein versuchen die beiden Frauen den Menschen hinter der Geschichte hervorzuheben. Mit einem Gewinn haben sie nicht gerechnet, umso größer war die Freude. „Voll leiwand,“ wie es Eser lachend auf den Punkt bringt.


K A RRI ERE

„ICH WILL KONFLIKTE FRIEDLICH LÖSEN“

Sie steht kurz vor ihrer Rechtsanwaltsprüfung, hat Nelson Mandela als Vorbild und kommt ursprünglich aus BosnienHerzegowina. Hanita Veljan erzählt über den Alltag als Rechtsanwaltsanwärterin. Von Alexandra Stanic´ und Susanne Einzenberger (Fotos)

„I

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ch weiß, es klingt klischeehaft, aber es stimmt einfach“, beginnt Hanita Veljan lachend ihre Erzählung. „Ich hatte schon als Kind großes Interesse an Nelson Mandela und Mahatma Gandhi und weil beide Juristen waren, wusste ich mit zehn Jahren schon, was ich werden will.“ Obwohl ihre Eltern lieber wollten, dass sie Ärztin wird, ist sie ihrem Kindheitstraum nachgegangen und steht nun kurz vor der Anwaltsprüfung. Aber der Reihe nach. 1993 ist Hanita mit ihren Eltern während des Balkankrieges aus Sarajewo, Bosnien-Herzegowina, geflüchtet. Nach der Matura begann sie ihr Jus-Studium,

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absolvierte es in vier Jahren Mindeststudienzeit und machte gleich anschließend das verpflichtende Gerichtsjahr. Mittlerweile ist sie seit drei Jahren Rechtsanwaltsanwärterin bei der Kanzlei PHH Prochaska Havranek im ersten Bezirk. Sie arbeitet im Verfahrensrecht-Team. „Ganz einfach ausgedrückt kommen zu uns alle Fälle, die vor Gericht gehen“, erklärt die 27-Jährige ihren Alltag. Nächstes Jahr tritt sie zur Rechtsanwaltsprüfung an und ist dann, nach insgesamt neun Jahren, Anwältin. DIE WELT MIT WÖRTERN BEWEGEN Weil sie in einer konfliktreichen Region geboren wurde, will Hanita Probleme friedlich lösen. „Ich will die Welt bewegen und als Anwalt kann man das mit Wörtern.“ Hanita ist bilingual aufgewachsen, deswegen kann sie auch ihre Muttersprache nutzen, um Menschen zu unterstützen. „In der Kanzlei werde ich natürlich auch bei Fällen, in welchen Native Speaker gebraucht werden, einbezogen“, erzählt die gebürtige Bosnierin. „Viele Menschen fühlen sich wohler, wenn sie in ihrer Muttersprache reden können.“ Aber nicht nur ihre Sprachkenntnisse machen sie zu einer guten angehenden Anwältin. „Um ein guter Anwalt zu sein, muss man ein Gespür für Menschen haben“, erklärt die Konzipientin. „Man hilft Mandaten durch eine schwierige Phase, da muss man wissen, wie man ihnen bestmöglich zur Seite stehen kann.“

Meinen Lehrabschluss wollte ich schon lange nachholen!

DU WILLST ANWALT WERDEN? HIER WICHTIGE INFOS: • Der Bildungsweg dauert insgesamt neun Jahre (vorausgesetzt du studierst in Mindestzeit und ohne Unterbrechung) • Vier Jahre davon studierst du, danach brauchst du grundsätzlich fünf Jahre Berufserfahrung im juristischen Bereich, die Ablegung einer positiven Rechtsanwaltsprüfung und die Erfüllung diverser formaler Kriterien • Anwälte sollten gut im Umgang mit Menschen sein • Das Leben als Anwalt ist wegen der gesetzlichen Änderungen ein kontinuierlicher Lernprozess • Anwälte haben sich an die Statuten der Rechtsanwaltskammer zu halten

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Keine Friseursalon-Werbung: Die biber-Akademiker (v.l.n.r) Vanessa Spanbauer, Magdalena Vachova, Alexandra Stanić und Adam Bezeczky sehen immer so gut aus.

MADE BY BIBER Auf den ersten Blick haben sie nichts gemeinsam. Sie haben unterschiedliche internationale Wurzeln und verschiedene Ausbildungen. In die biberAkademie kamen sie um zu schreiben. Heute sind die Stipendiaten Verlagsmanager, stv. Chefredakteure und Ressortleiter.

Die biber-Akademie wurde 2011 gegründet, um engagierte Jungjournalisten mit migrantischen Wurzeln zu rekrutieren und auszubilden. Je vier Stipendiaten werden zwei Monate lang in der biber-Akademie ausgebildet und veröffentlichen eigene Berichte und Reportagen im Heft. Zwei weitere Monate absolvieren die biber-Akademiker in einem Partnermedium, oder in den Pressestellen großer, österreichischer Firmen. Stellvertretend lassen wir vier Stipendiatinnen und Stipendiaten einer Akademie-Klasse ihre Erfahrungen schildern: MAGDALENA VACHOVA, 27 In meinem Pass steht, ich bin tschechische Staatsbürgerin. Aufgewachsen bin ich aber in den USA und in Wien lebe ich auch

schon eine ganze Weile. Nach der Matura ging es für mich über ein Dolmetsch- und Abend-Studium des Executive Managements an der FH Wien zum Controlling-Job bei der Zeitung „Die Presse”. So weit, so trocken. Bei meinem Job bekam ich aber erste Eindrücke vom Zeitungsbusiness und davon, wie Redakteure arbeiten. Das faszinierte mich. Mir wurde klar, dass ich zwar schon im richtigen Gebäude saß, aber den falschen Job hatte: Ich wollte schreiben. Also musste ich etwas ändern. Drei Monate vor meinem Master-Abschluss schmiss ich das Studium, wechselte Gebäude und Job. Jetzt schreibe ich. Meine journalistische Laufbahn begann vor in der biber Akademie. Nach acht Wochen konnte ich bereits meine erste abgedruckte Reportage über einen AsiaMarkt in Tschechien, von dem aus

Crystal Meth nach Österreich geschmuggelt wird, in den Händen halten. Nach der Akademie wurde mir ein zweimonatiges Praktikum bei der Zeitung “Kurier” ermöglicht. Vom ersten Tag an durfte ich aus meinen Ideen Storys machen. Dort wollte ich bleiben. Und man wollte auch, dass ich bleibe. Mittlerweile bin ich beim „Kurier“ im Team und darf im Karriere- und Business-Ressort mitschreiben. VANESSA SPANBAUER, 23 Ich studiere Anglistik und Geschichte an der Universität Wien. Die biber-Akademie war für mich ein Glücksfall. In den zwei Monaten wurde ich richtig fit für den Journalisten-Beruf gemacht. Heute bin ich freie Redakteurin bei gotv, Redakteurin bei enemy. at und stellvertretende Chefredakteurin bei fresh, dem Magazin für Black Austrian Lifestyke.

Marko Mestrovic

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MIT S CH AR F

Markus Prantl, office@feelimage.at, OMV,

BEWIRB DICH JETZT!

Wir suchen für die nächsten Klassen der Akademie im Januar 2015 neue Talente mit internationalen Wurzeln. Schick uns ein E-Mail mit deinem Lebenslauf, einem Motivationsschreiben und drei Artikelvorschlägen an: antia@dasbiber.at.

„Mir ist eine Versachlichung der Integrationsdebatte sehr wichtig. Dabei können Journalisten mit Migrationsbackground viel dazu beitragen und daher unterstützen wir die biberAkademie. Zudem geht es mir aber auch einfach darum, dass Integration gelebt wird und auch möglichst viele Menschen mit unterschiedlichsten Lebensgeschichten im Journalismus beschäftigt sind. Sebastian Kurz, Bundesminister für Europa, Äußeres und Integration

„Wir sind ein internationaler Öl- und Gaskonzern, in dem mehr als 60 verschiedene Nationen an einem Strang ziehen. Das macht uns erfolgreich und stark. Integration wird bei uns gelebt und gespürt, einer von uns ist immer in einem unserer 30 Länder neu. Und daher hat uns, als OMV, die Idee der biber-Akademie sofort begeistert. Wir wünschen viel Erfolg und freuen uns auf die neue Kommunikationsgeneration!“ Michaela Huber, Senior Vice President Corporate Communications & Sustainability, OMV

„NOVOMATIC will zu einer vielfältigen Zivilgesellschaft beitragen und unterstützt daher die Akademie für Nachwuchsjournalisten. Journalisten mit migrantischem Background bringen eine neue, längst überfällige Sichtweise in die festgefahrene Integrationsdebatte in Österreich ein.“ Harald Neumann, Generaldirektor Novomatic AG

„Die Industriellenvereinigung unterstützt gerne die biber-Akademie, da hier offene und kritische junge Menschen als zukünftige, journalistische Exzellenz Österreichs ausgebildet und gefördert werden.“

Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereiningung

TOPKINO | GARTENBAUKINO SCHIKANEDER | FILMCASINO | BRUNNENPASSAGE

ALEXANDRA STANIĆ, 23 Ich war schon vor der Akademie, seit dem Schüler-biber 2010, freie Redakteurin bei biber. Die Akademie hat mir geholfen, meine schreibtechnischen Fähigkeiten zu verbessern. Unser Akademieleiter Clemens Neuhold hat uns einen tollen Crashkurs von Portrait bis Reportage gegeben – hvala Cle! Danach habe ich ein Praktikum bei einer großen Tageszeitung in Sarajevo gemacht und sogar den Preis „Reporter 14 Ost“ der Tageszeitung „Die Presse“ gewonnen sowie einen Artikel bei stern.de veröffentlicht. biber bin ich treu geblieben, ich leite den Karriere-Ressort und gestalte den Almanah 2014.

BIBER DANKT DEN SPONSOREN:

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ADAM BEZECZKY, 30 Ich wurde in Budapest geboren, bin in Wien aufgewachsen und habe an der Uni Wien studiert. In der biber-Akademie wurden wir von Tag eins an wie richtige Journalisten behandelt. Und dank meiner Praktika konnte ich auch in die Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen wie Heidi Glück public affairs consulting und bei T-Mobile Einblick gewinnen. Heute bin ich bei biber Vertriebs- und Verlagsmanager.



TECHNI K

Drohnen-Spaceshuttle Ganze zwei Jahre (!) verbrachte das Mini-Spaceshuttle der US Air Force in der Umlaufbahn der Erde. Missionsdetails der X-37B: streng geheim. Gemunkelt wird, dass die US Regierung ein Ass im Ärmel behalten möchte, sollten sich die Versprechungen der privaten Raumfahrtunternehmen doch nicht bewahrheiten.

TECHNIK &Mobil

Alt+F4 und der Tag gehört dir. Von Adam Bezeczky

Meinung:

Foto Wilke, Nexus, Philips, bereitgestellt Marko Mestrović, bereitgestellt

Beamer 2 go Beamer waren mal groß und klobig. In der mobilen Smartphone-, Tablet- und Laptopwelt müssen aber auch Beamer portabel werden. Genau das hat Philips mit dem PicoPix PPX 3614 geschafft. Das kleine schwarze „Kastl“ zaubert ein bis zu 305 cm großes Bild an die Wand und spielt Inhalte im Großbildformat direkt vom USBStick oder SD-Karte ab. Die Akkuladung reicht aus, um einen zweistündigen Film zu schauen. Praktisch: das PPX3614 kann auch ohne PC betrieben werden, und eignet sich daher auch für Präsentationen. Über WLAN verbindet es sich dann entweder mit dem Internet oder mit dem Smartphone. Der Beamer benötigt also außer einer weißen Wand eigentlich nur eine Steckdose – und schon hat man auf der Schihütte genauso wie im Badeurlaub die Heimkinoanlage dabei. bezeczky@dasbiber.at

HTC Re – Die Periskopkamera Eine Digicam ohne Bildschirm macht eigentlich keinen Sinn. Oder doch? Das HTC Re verwendet einfach das Handy zum Anzeigen der Bilder und Videos und überträgt Inhalte per Bluetooth. Die Cam ist dadurch kleiner, stoß- und wasserfest ist sie auch und kann praktisch überall hin mitgenommen werden. HTC stößt damit in fremde Gebiete vor, und muss sich mit Actioncams messen – und schafft das im Ersteindruck überraschend gut. Preislich günstiger, aufnahmetechnisch ähnlich gut – das taiwanesische Unternehmen kann einen Verkaufshit gut gebrauchen, denn die Gewinne auf dem Smartphone-Markt zu machen wird für kleinere Hersteller immer schwieriger.

Lollipop Lollipop Mit Version 5.0 bringt Google eine neue Design-Sprache ins Android-Betriebsystem. Das „Material Design“ wird klarer und aufgeräumter daher kommen, weitere Updates sollen die Batterielaufzeit verbessern. Das neue Flaggschiff des neuen Releases ist das Nexus 6 von Motorola, zahlreiche Hersteller versprechen aber Updates nachzuliefern.

3 Fragen an Günter

Haberler, ist Vice President von Handyhersteller und Netzwerkspezialist Huawei Austria. Welches Handy verwenden Sie? Ich verwende derzeit unser aktuelles Smartphone Huawei Ascend P7. Welche App haben Sie zuletzt auf Ihr Handy geladen und warum? Erst unlängst habe ich eine neue App geladen, welche mich bei der Steuerung und Monitoring meiner Photovoltaikanlage unterstützt. Somit kann ich genau sehen, wieviel Strom mein „Kraftwerk“ produziert. Welches Gadget haben Sie gekauft, aber nie verwendet? Eigentlich keines, da ich Technik nur sehr gezielt nutze.

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L IF E S TYL E

Style MännerBunte Beine Rot, blau, gelb, grün, sogar rosa – Männer treiben es bunt. Statt wie ewig nur in gedecktem Jeansblau, Schwarz und Grau rumzulaufen, machen Jungs jetzt den Italian-Look. Wie Biber-Stylomat Schadi himself hier in grün.

Schuh-Tipp

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& LIFE

Shoppen senkt den Blutdruck. Von Delna Antia

Style

MEINUNG

Zu nett, zu flirty, zu offen! „Du bist viel zu nett!“, „Du lachst zu viel!“, „Vieeel zu offen!“ – Ich falle unangenehm bei meinen Mitmenschen auf. Bloß fällt es mir extrem schwer, konsequent unfreundlich und verschlossen zu sein. Meine Gene sind Schuld: Mutter ist eine „rheinländische Frohnatur“, Papa kommt aus Indien und da machen sogar die Polizisten allmorgendlich Lach-Yoga. Der Vorwurf an meine Art spitzt sich letztlich zu: „Nicht zu viel flirten!“, pflegte stets mein Freund zu sagen, bevor ich abends aus dem Haus ging. Dabei „flirte“ ich, wenn man es genau nimmt, dann auch mit Frauen, Kindern und Hunden. Und alleine vor dem Fernseher spiele ich auch an meinen Locken und versuche nicht den Fernsehmoderator zu bezirzen. Es ist so: Wenn mir „Wesen“ interessant, herzensgut und/oder humorbegabt erscheinen, begegne ich ihnen – shame on me – nett! Ich baue gerne eine „connection“ auf und das, möchte ich betonen, ist ein Talent. Zudem, was wäre die Alternative? Spröde und spaßlos rumstehen?! Was kann ich dafür, dass sich Menschen bei anderen Menschen lieber wie ein Kühlschrank verhalten? Letztlich ist die Kritik aber berechtigt. Die Missverständnisse mit meiner Umwelt sprechen dafür. Vor allem mit der männlichen. Ich kriege Angebote, die ich eigentlich nicht einzuholen beabsichtigte. Wenn ich nett bin, heißt das ja nicht, dass ich interessiert bin und wenn ich lache, will ich nicht mit ihm ins Bett. Ich muss da was kalibrieren. Tipps sind bitte willkommen! antia@dasbiber.at

Ayurveda Tipp

WARM IT UP!

Warmes Essen ist besser für den Bauch. Am Besten dreimal am Tag reichlich und nahrhaft. Nix da ständig nur Käsebrote, Salate und Kekse. Das bläht den Bauch, bringt eher „Kälte“ ins System und erlahmt den Verdauungsmotor. Ein Grießbrei am Morgen heilt Hunger und Sorgen.

5 FRAGEN AN

Ergan Goeksu, Spezialist für dauerhafte Haarentfernung, Inhaber von „Epilas“ und von Beruf „Laserschutzbeauftragter“ Wie funktioniert dauerhafte Haarentfernung bei Ihnen? Wir bieten eine Therapie mit Laser oder Hochleistungsblitzlampe an, bei der die Haare an der Wurzel verödet werden. Bei jeder Sitzung werden 10-15 % der Haare erwischt, es braucht also insgesamt 8-10 Sitzungen. Tut die Behandlung weh und gibt es Nebenwirkungen? Nein, es ist komplett schmerzfrei und ohne Nebenwirkungen. Nachher kann die Haut leicht gerötet sein, aber das ist ein gutes Zeichen, dass die Therapie gewirkt hat. Wirkt die Haarentfernung bei jedem? Wir haben eine spezielle

Air-Max von Nike kann doch keiner mehr sehen. Ich jedenfalls nicht, weil: Hat jeeeder. Daher freu ich mich über die neuen Modelle von Adidas. Fresher Retro-Style!

Maschine, mit der wir begutachten können, ob die Haare weggehen werden oder nicht. Generell sollten die Haare nicht zu hell und die Haut nicht zu dunkel sein. Wer kommt zu Ihnen? Alle, die noch keine weißen Haare haben. Männer und Frauen gleichermaßen, wobei ich sogar sagen würde: Zu 51% Männer! Was wird behandelt? Bei Männern werden immer mehr Rücken und Nacken ein Thema, aber auch Brust und Wangen. Frauen wollen alles machen lassen – von der Oberlippe, bis zum Intimbereich und Beinen. Kosten: Oberlippen-Paket inkl. 10 Behandlungen 125€, Nacken 280€, Intimbereich 490€ / Es werden auch VIP-Sitzungen zu Hause angeboten. www.epilas. at/ Brunnengasse 33, 1160 Wien

Fotos: Adidas, Courtesy Everett Collection, Delna Antia

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Fotos: Marko Mestrović, bereitgestellt

L I FE S T Y LE

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Du bist, was du isst. Von Artur Zolkiewicz

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1.371 Österreicherinnen haben Perfect Mousse getestet und waren begeistert.*

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MEINUNG

Broccoli wird nicht akzeptiert! „Das kann doch keinem schmecken!“, höre ich wahrscheinlich öfter als „Mahlzeit!“. Broccoli, Selleriestangen, Magerquark, Thunfischdosen und Eiweißpulver werden sozial einfach nicht akzeptiert. Pizzaschnitten, Döner und Schokoriegel können hingegen kommentarlos verspeist werden. Essen zu genießen heißt für mich nun mal nicht, nur Pommes, Pizza und Schokolade zu verzehren. Ich freue mich auf meine gesunden Fette, meine gesunden Kohlenhydrate und mein proteinreiches Mittagessen genauso, wie du dich auf deine Pizzaschnitte, dein Sandwich und deine Nachspeise freust! Wir haben offensichtlich andere Ziele, oder um es besser auszudrücken: Mein Ziel ist es, mehr als nur satt zu werden. Ich esse, um gesund zu sein, um mich gut zu fühlen und meine sportliche Leistung zu verbessern. Ich habe gelernt die Essgewohnheiten anderer Menschen zu respektieren und mehr verlange ich auch nicht für mich selbst. Lasst mich also bitte in Ruhe an meinem Grünzeug knabbern! Dabei ist die alte Wahrheit nicht zu vergessen: Du bist, was du isst! zolkiewicz@dasbiber.at

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EINEN VON ZWEI SCHMERZEN MÜSSEN WIR ERTRAGEN: DEN SCHMERZ DER DISZIPLIN ODER DEN EINES SCHLECHTEN GEWISSENS. DER UNTERSCHIED IST, DISZIPLIN WIEGT GRAMM, EIN SCHLECHTES GEWISSEN WIEGT TONNEN.

- Jim Rohn

LASS ES SCHMELZEN

Tabata: 4 Minuten Quickie im Gym So einfach geht’s: 20 Sekunden Belastung, 10 Sekunden Pause. 8 Mal wiederholt ergibt das 4 Minuten. Am besten in Verbindung mit einer Ganzkörperübung. Tabata ist die ultimative Fettschmelze: Der Kalorienverbrauch steigt und bleibt für 24 Stunden aufrechterhalten! Füge es deinem regulären Trainingsplan hinzu und sichtbare Fortschritte sind in Kürze garantiert. Vorsicht: Richtig gemacht ist dieser Quickie höllisch anstrengend und bringt dich besonders schnell ins Schwitzen!

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Tipp


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O U T O F AU T

IN HAMBURG AUF ST. PAULI:

„HURE IST KEIN SCHIMPFWORT.“ TEXT VON CARL PHILIPP WALTER, FOTOS VON DANIEL SCHMIDT

BORDELLE, KNEIPEN UND STRIPCLUBS – ST. PAULI, DAS VIERTEL RUND UM HAMBURGS „REEPERBAHN“ IST BERÜHMT BERÜCHTIGT. BIBER-KORRESPONDENT CARL PHILIPP WALTER MACHT STADTFÜHRUNGEN IM EINSTIGEN ARBEITER- UND HURENVIERTEL. EIN RUNDGANG. Wer nach Hamburg kommt, geht „auf “ St. Pauli. So sagt man das hier im deutschen Norden, weil St. Pauli einst ein Hügel war. Ich arbeite dort als Stadtführer. Jedes Wochenende bekomme ich mit, wie sich der Stadtteil verändert. Die Reeperbahn wirkt heute eher wie ein Disneyland für Erwachsene und nicht wie das urige Arbeiter- und Hurenviertel aus den Erzählungen meines Vaters. Auf der Reeperbahn müsst ihr nicht mehr um euer Leben fürchten, denn der Stadtteil ist erheblich sicherer geworden. Ihr solltet aber wissen, an welchen Ecken nicht alles auf Touristen ausgerichtet ist – denn dort findet ihr noch Spuren der alten Zeit. Mir nach! CARL PHILIPP WALTER ist in Hamburg geboren und will dort bleiben. Zumindest solange, bis es seine österreichische Frau zurück in ihre Heimat zieht. Er schreibt unter anderem für Stern und man kann ihn auch als Stadtführer buchen bei www.hamburg-erlebniswelt.de

„BOXKELLER UND ZUHÄLTERTREFF“ RITZE 1974 baute der ehemalige DDR-Profiboxer Hanne Kleine das Pissoir des angrenzenden Bordells zu einer Kneipe um, darunter richtete er sich einen Boxkeller ein. Die „Ritze“ entwickelte sich schnell zum Zuhältertreff. 1981 ließ der österreichische Zuhälter Wiener Peter den Chinesen-Fritz hier vom Barhocker schießen, der Anfang des großen Kiez-Krieges. Im Keller trainierten die ganz großen Boxer, darunter Eckhard Dagge, Dariusz Michalczewski und die Klitschkos.

Reeperbahn 140, 14 Uhr bis keiner mehr steht.

„48 STUNDEN TECHNO“ DOCKS 1.500 Gäste passen in Hamburgs größten Club. Hier dauern die Techno-Partys auch mal zwei Tage, mit 30 DJs, 4 Floors und Showeinlagen. Und wenn es dann doch mal schließt, kannst du im Frühclub weiterfeiern – einfach die Türsteher danach fragen.

Eintritt 10 bis 30 €, Konzerte mehr. Spielbudenplatz 19.


O UT OF A UT

„VÖGELN AUF DER BÜHNE“ SAFARI Der letzte Live-Sex-Club schloss 2013, bislang ist aber der Originalzustand erhalten geblieben. Gleiches Konzept wie ein Strip-Club, mit dem Unterschied, dass auf der Bühne gevögelt wurde. Da Live-Pornographie in Deutschland verboten ist, deklarierte der Besitzer die Shows als Körperkunst: Stellungswechsel alle 21 Sekunden und keine Orgasmen. Alle paar Monate prüfte das Ordnungsamt. Motto: „Hier geht’s ab, hier geht’s rund – erst in‘n Arsch und dann in‘n Mund!“ Große Freiheit 24-28.

„FÜR FRAUEN VERBOTEN“

„ACHTUNG: GRÖLENDE ENGLÄNDER“

HERBERTSTRASSE

HANS-ALBERS-PLATZ

Hamburgs kürzeste und verkehrsreichste Fußgängerzone. 200 wunderschöne Huren sitzen hier in Schaufenstern und erfüllen auch die abgefahrensten Wünsche, sofern die Bezahlung stimmt. Für Frauen ist der Zutritt nicht verboten, aber unerwünscht und auf eigene Gefahr: Ein Becher mit Pipi ist noch eine der harmloseren Begrüßungen.

Der Hans-Albers-Platz vereint das Beste und das Schlimmste am Kiez. Das Beste: Die zahlreichen Kneipen, in denen um 0:30 Uhr Hans Albers‘ größter Hit „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ gesungen wird. Das Schlimmste: Die Horden grölender Engländer, die den Platz besetzt halten, bis sie gegen 23 Uhr ins Koma sacken, weil sie nicht wissen, dass es in Hamburg keine Sperrstunde gibt.

„FOTOGRAFIEREN VERBOTEN“

„SCHLÄCHTER VON ALTONA“

DAS MAGISCHE VIERECK

ZUM GOLDENEN HANDSCHUH

Hier ist die Straßenprostitution von 20 bis 6 Uhr erlaubt. Fotografieren verboten, das gibt Ärger mit den Zuhältern. Kleine Statistik: In Hamburg arbeiten rund 4.000 Huren, die täglich etwa 500.000 € erwirtschaften. „Hure“ ist hier übrigens kein Schimpfwort, so bezeichnen die Damen sich selbst. „Prostituierte“ klingt ja wie eine Geschlechtskrankheit. Preis: Verhandlungssache.

Keine schöne Kneipe, aber eine mit Geschichte: Fritz Honka soff hier. In den 1970er Jahren zersägte Honka vier Frauen. Die Leichenteile versteckte er auf seinem Dachboden, gegen den Gestank legte er WC-Steine aus. Nützte nichts, der „Schlächter von Altona“ wurde gefasst und kam in die Psychiatrie. Über dem Eingang erinnert die Aufschrift „Honka-Stube“ an ihn.

Eintritt umsonst, alles andere Verhandlungssache.

Viereck zwischen den Straßen Reeperbahn, Davidstraße, Herbertstraße, Gerhardstraße und Hans-Albers-Platz.

Hamburger Berg 2, 24 Stunden geöffnet.

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O U T O F AU T

„STANDARDWARE DILDO“ BOUTIQUE BIZARRE Der größte Sex-Shop Europas erstreckt sich über zwei Stockwerke. Eine Mischung aus Kaufhaus und Museum: oben Standardware von Dildo bis Video, unten Fetisch von Rohrstock bis Anpinkeln. Auch wenn ihr nicht auf so etwas steht, lohnt sich der Besuch.

Eintritt abends 1 €. Reeperbahn 35, 10 bis 2 Uhr.

„STRENGES WAFFENVERBOT“ DAVIDWACHE Die Polizeiwache mit dem kleinsten Revier in ganz Europa. Eine Übernachtung mit Frühstück und begleitetem Gang zur Toilette kostet 38,50 € – und eine Strafanzeige. Aber keine Sorge, Hamburger Polizisten sind superfreundlich. Nur zwei Dinge gilt es zu beachten: absolutes Waffenverbot (also auch kein Pfefferspray) und keine Glasflaschen nach 22 Uhr. Spielbudenplatz 31.

„VERSCHWITZTE ELEKTRO-STUDENTEN“ POOCA BAR Typisch für den Hamburger Berg, Hamburgs Studentenkiez: In der „Pooca Bar“ ist es eng, laut und verschwitzt. Hier legen die DJs der alternativen Electro-Szene die Sounds von morgen auf, am Wochenende kocht der Laden über.

Eintritt frei, Konzerte 3 €. Hamburger Berg 12, 20 Uhr bis Open End.

„KULT: ASTRA-UM 1,90“ ZUM SILBERSACK Absolute Kult-Kneipe, seit 1949. Hier trinken auch Promis gerne ihr Lütt und Lütt, Bier und Kümmel. Gründerin Erna Thomsen stand bis zu ihrem Tod 2012 hinter dem Tresen und war damit die dienstälteste Wirtin in ganz Deutschland. „Solide Preise“ steht dran, und das stimmt: Ein Astra kostet 1,90 €. Silbersackstraße 9, 15 bis mindestens 5 Uhr.


O UT OF A UT

Safari

Zum Goldenen Handschuh

Hamburger Berg

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Talstraße

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Pocoa

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ILLUSTRATION: DIETER AURACHER

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Silbersack

Boutique Bizarre

Seilerstraße

Reeperbahn

Ritze

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POL IZEI

Herbertstraße

Kastanienallee Docks Davidwache

Queen Calavera

„STRIP-TEASE DER 30ER JAHRE“

„GAY-KINO UND ANONYMER SEX“

QUEEN CALAVERA

TALSTRASSE

In dieser Burlesque-Bar gibt es Strip-Tease wie aus den 1930er Jahren. Die Frauen ziehen sich nicht ganz aus, dafür ist hier jede Nacht Bombenstimmung. Eine fantastische Alternative zu den überteuerten Strip-Clubs: Wilder Swing, schöne Frauen und günstige Preise.

St. Paulis kleine Schwulenszene. Neben Gay-Kinos und Treffpunkten für anonymen Sex findet man hier auch das Haus der Heilsarmee. Am Ende der Talstraße beginnt der Transenstrich in der Schmuckstraße. Sehr zu empfehlen: Die abgefahrene kleine Kneipe „Taverne“, in der die Geschlechtergrenzen verschwimmen. Frau oder Mann? Auf St. Pauli ist das egal.

Eintritt 5 bis 7 €. Gerhardstraße 7, 21 bis mindestens 2 Uhr.

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Robert „Jesus“ Nissel Pinnwand

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Nissel gefällt die Gruppe: Girls aus dem Ostblock 04. November 2014 um 14:25 Uhr Chicken Charlie, ATV, Karina Sarkissova, Olesya Orlovska, und 27 anderen gefällt das. Tara: wooooos wÜsT iM OsTen sag a moiiiiiiii. Bei uns gibts genug schöhne! Schau mal meine Babiiieeees an!!!

Informationen Beruf: Lovecoach, Komiker, Porschefahrer Beziehungsstatus: Ja bitte! Hobbys: Politik, Liebe, Esoterik und Schneemänner bauen

04. November 2014 um 14:28 Uhr 2 anderen gefällt das

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Ali G: Westside is the best side!

Zuerst Abschleppen, dann abschleppen lassen

04. November 2014 um 14:30 Uhr 25 anderen gefällt das Richard Lugner: Ich dachte du hast jetzt eine Thailänderin und bist endlich glücklich.

Mario Orsolics Nissel Oida Deppada! Stimmt das mit der Kandidatur für die FPÖ? I hob ma doch du gehst in Promiknast für die ATV’ler? Freunde 30.400

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Sugardaddy.com Nie mehr alleine sein.

03. November 2014 um 19:40 Uhr Moneyboy, Chris Stephan, Schaumburg-Lipp und 15 anderen gefällt das Nissl: Also ich habe gesagt. Vielleicht mal in der Zukunft. Das wurde falsch verstanden mein Lieber. 03. November 2014 um 19:42 Uhr 2 anderen gefällt das

Richard Lugner

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03. November 2014 um 19:45 Uhr 507 anderen gefällt das

Hier das „Fakebook“Profil des Monats – voll fake versteht sich. Schreibt Teoman Tiftik, wessen Pinnwand ihr in der nächsten Ausgabe lesen wollt: tiftik@dasbiber.at

Dominik Heinzl: Promiboxen? Da bin ich dabei! 03. November 2014 um 19:50 Uhr 2 anderen gefällt das

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Mario Orsolics: Deppada i würd di so gern Boxn. Des könnens aufnehmen und a abspielen. I schwörs da, des schaun sich olle an!

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Ich vor 5 Tagen aktualisiert

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Langenscheidt Wörterbuch Nissel Lieber Herr Nissel! Wir würden gerne ein Englisch – Nissel Wörterbuch herausgeben. Bitte kontaktieren Sie uns wenn Sie interesse daran haben? 01. November 2014 um 08:15 Uhr Strasser, Prohaska, Toni Polster, Lottar Matthäus und 15 gefällt das

vor 45 Tagen aktualisiert

Robert "Jesus" Nissel I need a Help. I need a Translatorübersetzung in Russki from Deutsch. I pay like a Prinzessin. So much Money. Aber i need it dringend. I pay evertyhing. 02. November 2014 um 19:45 Uhr Langenscheidt Wörterbuch, Peter Langhammer, Strasser und 2 anderen gefällt das

HC-Strache Also jetzt machst du doch nicht mit in Bad Fischau? Das ist wirklich Schade. Jo ich würd eigentlich eh gerne meine Nächstenliebe mit euch teilen, aber das geht jetzt nicht. Vielleicht in der Zukunft. Also überlegs da nochmal Jetzt wo der Jugo weg ist, bräuchten wir noch einen der den Menschen den Shit gut verkaufen kann.

Fotos: Robert Nissel / OTS, Daniel Scharinger / picturedesk.com, Starpix / picturedesk.com, HERBERT PFARRHOFER / APA / picturedesk.com, Starpix / picturedesk.com, moneyboy, Florian Wieser, bereitgestellt

04. November 2014 um 14:32 Uhr 25 anderen gefällt das


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Von Todor Ovtcharov

ir saßen mit Freunden in einem Lokal im 12. Bezirk in Wien und aßen Schnitzel. Felix Baumgartner war auf dem Weg seinen berühmten Sprung aus der Stratosphäre zu wagen. Wir, wie Millionen von Menschen auf der Welt, schauten wie gebannt auf den Bildschirm eines Telefons und warteten, dass der furchtlose Österreicher aus einer Rekordhöhe zur Erde fliegen würde. Felix stieg langsam in die Stratosphäre empor. Der „Live Stream“ vom „Jahrtausendsprung“ blieb die ganze Zeit stecken. Das Internet im Schnitzellokal war verdammt langsam. Das Gespräch von Felix mit seiner Bodencrew war auch sehr langweilig, wenn man überhaupt was verstehen konnte. Trotzdem schauten wir gebannt auf das Display des Handys. Wir vergaßen unsere Schnitzel zu essen und sie wurden kälter. Das Gesicht vom unglaublichen Felix Baumgartner schmückte die Titelseiten von allen österreichischen Printmedien, sowohl die Boulvard-, als auch die Qualitätszeitungen. Felix sah uns ohne zu lächeln an. Schließlich war das, was er vorhatte, todernst. Die österreichische Presse verglich ihn mit Neil Armstrong und Christoph Kolumbus. Getragen von den Flügeln

„AJDE BRUDER, SPRING DOCH SCHON!“ eines populären Energydrinks stieg Felix langsam in die Stratosphäre empor. Währenddessen aß Österreich Schnitzel mit Pommes und schaute zu. Neulich ist ein andrerer aus der Stratosphäre gesprungen. Ein 57-jähriger Google-Manager. Die Welt erfuhr davon erst, nachdem er seinen Sprung vollbracht hatte. Alan Eustace sprang sogar von zwei Kilometer höher, als Felix. Viele Medien in Österreich haben nicht mal darüber berichtet. Die, die es taten, machten es voller Enttäuschung. Leider gehört der Weltrekord nicht mehr „ihrem“ Felix. Das erinnert mich an eine Situation in meinem Heimatland. Bulgarien hält seit mehr als 20 Jahren zwei Weltrekorde in der Leichtathletik. Jedes mal, wenn es einen großen Wettbewerb in Leichtathletik gibt, betet der bulgarische Kommentator zu Gott, dass alle Athleten einen schlechten Tag haben und nicht „unsere“ Rekorde verbessern. Mit der Hilfe des Allmächtigen und der Tatsache, dass die bulgarischen Pharmawerke ein sehr gutes und schwer nachweisbares Doping produzierten, sind „unsere“ Rekorde noch sicher. Eustace stieg in die Stratosphäre ohne eine Kapsel und landete sicher auf der Erde. Ohne Live Stream. Jedes Medienereignis hat anscheinend zwei Gesichter. Eines, das die Medien zum Jubeln bringt und eines, was lieber nicht gezeigt werden soll. Sonst sind Felix und Eustace beide sehr mutige Männer. Sie sind aus der Stratosphäre gesprungen und wir haben dabei Schnitzel gegessen. Ich kann mir schwer die Stratosphäre vorstellen. Das Schnitzelessen ist mir aber ganz bekannt. Die Medien berichten aber nicht über Leute wie mich, sondern über die, die aus der Stratosphäre springen. Zumindest das erste Mal. Danach wird das Springen wie ein Besuch im benachbarten Schnitzellokal.


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