MOT_Magazine 3/2015

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www.motmagazine.de

Ausgabe 3/2015 • € 2,90

Motorradleben

isle of man zwei wochen volles tempo

TOP 100 motorräder bestenliste | TEIL 3

tasmanien der wilde westen


INHALT

04 28

12 20

04 TASMANIEN

12 TOP 100 MOTORRÄDER

28 MOTORRAD-REISEN

Der wilde Westen

Bestenliste Teil 3

DANE Trophy Thailand/Laos

10 MOTO-Fashion

20 ISLE OF MAN

30 MOTORRADLEBEN

Lost in Moldavien Teil 4

Von der Fachpresse getestet

Zwei Wochen volles Tempo

26 TOURENTIPPS Deutschland und Österreich


EDITORIAL Folge

La Mannschaft

Es gibt gute Motorrad-Jahre und wirklich gute Motorrad-Jahre.

Unser Plan: Mit dem Motorrad durch das hoffentlich

2015 ist aus unserer Sicht ein wirklich gutes Jahr.

sonnenheiße Frankreich, auf den Spuren des amtierenden Weltmeisters bei seiner Jagd nach dem 4. europäischen

Denn wir haben den Eindruck gewonnen, dass das Motor-

Stern. Entsprechend der veränderten Motorradszene eine

radfahren generell noch weiter aus seinem zwischenzeitlichen

sehr relaxte Tour, von der wir offen gestanden selber noch

Dornröschenschlaf erwacht ist und kräftiger am Gas zieht. Ein

nicht wissen, wie wir sie gestalten, denn schließlich hat sich

Indiz dafür sind die ansteigenden Zulassungszahlen bei den

zum Zeitpunkt des Drucks DIE MANNSCHAFT noch nicht

Neufahrzeugen: Ein zweistelliges Plus ist eine erfreuliche Ent-

einmal qualifiziert.

wicklung. Wir wissen aber, dass wir es tun werden, und dass es ein Die Motorradwelt erscheint uns immer vielfältiger, relaxter und

einmaliges Erlebnis werden wird. Also folge uns auf

auch wieder jünger. Und sie erscheint uns auch weiblicher.

www.motmagazine.de und informiere dich über den (ent)spannendsten Trip des kommenden Sommers. Ach,

Wir waren ehrlich überrascht darüber, welche Menge an Zu-

was reden wir, den spannendste Sommertrip deines

schriften uns bei unseren Aufrufen in den sozialen Medien von

Motorradlebens.

jungen Motorradfahrerinnen erreicht haben. Dank der abwechslungsreichen Modellpolitik der Hersteller,

2016 wird ein wirklich, wirklich gutes Jahr!

dem Boom der Umbauszene, einem allgemeinen Trend zur Entschleunigung und imageprägender Treffen wie Gleiseck und Wheels & Waves erscheint uns die Szene zu unserer Freude deutlich entspannter, urbaner und moderner. Das zwischenzeitlich bisweilen etwas angestaubte Image des Motorradfahrens scheint sich in Luft auf zu lösen. Das Motorrad wird wieder immer mehr Lifestyle. Wir möchten mit unserem Magazin dieser erfreulichen Entspanntheit eine sommerliche Facette hinzu fügen und präsentieren euch eine Tour, auf der wir uns freuen, wie Mario Götze in der 113 Minute: Und wir laden euch ein, uns zu begleiten. Arbeitstitel: FOLGE La MANNSCHAFT

IMP RE S S UM Erscheinungsweise jährlich 4 Ausgaben.

RedaktioN & text

Herausgeber und Abonnierung

Jahres-Abo-Preis 11,60 Euro.

Jens Föhl, Klaus Rohrbach,

MOT Medien Verlag

Alle veröffentlichten Beiträge sind urheber-

Sven Svensson

Siedlung 13

27607 Geestland

rechtlich geschützt. Ohne Genehmigung von MOT_Magazine ist eine Verwertung

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und Vervielfältigung strafbar.

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Klaus Rohrbach, Heike Kelling

Wenn Sie das Magazin nicht mehr zugesendet haben wollen, bitte eine entsprechende

konditionen & preise

E-Mail an abo@motmagazine.de

Es gelten die Mediadaten 2015

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Der Wilde Westen

Tasmaniens 4


dane adventure team

Auf den Spuren des alten KontinentS Gondwana erkunden wir den dichten Regenwald im west-

Die kleine Hafenstadt

lichen Tasmanien und folgen dabei dem weiSSen

Strahan an der West-

Funkeln des „Western Explorer“

küste Tasmaniens ist der Ausgangsort für unsere

Text: Bettina Höbenreich

bevorstehende Motor-

Bilder: Helmut Koch und Bettina Höbenreich

radtour durch den Wilden Westen Tasmaniens.

Dass der beschauliche Fischerort Strahan Australiens regenreichster Ort sein soll, können wir bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen um die 25 Grad gar nicht glauben, und so lassen wir es erst einmal etwas ruhiger angehen und schlendern ein wenig an der Uferpromenade entlang. Noch heute spürt man den Einfluss der englischen Kolonialzeit deutlich, was vor allem an den vielen gut erhaltenen Gebäuden aus dem späten 19. Jahrhundert liegt, die sich entlang des Macquarie Hafens aneinander reihen. Einige wohl gepflegte Oldtimer, die ebenfalls das schöne Wetter ausnutzen und sich an der Uferpromenade versammelt haben, tun ihr Übriges. Zu lange wollen wir uns hier jedoch nicht aufhalten, zieht es uns doch in die Wildnis des westlichen Tasmaniens. Nur unsere Motorräder müssen wir noch einmal volltanken, denn in Strahan befindet sich die letzte Tankstelle für die nächsten 215 Kilometer. Die Asphaltstraße, die uns Richtung Norden führt, schlängelt sich in sanften Kurven und Steigungen immer an der alten Eisenbahnstrecke zwischen Strahan und Zeehan entlang, und wir genießen die Fahrt bei herrlichem Sommerwetter in vollen Zügen. Am Abend schlagen wir unser Nachtlager gut versteckt im Dickicht des Waldes direkt am Ufer des Henty River auf. Wir sind umgeben von majestätischen, bis zu 3.000 Jahre alten HuonKiefern, einer der langlebigsten Baumarten dieses Planeten, deren dunkelgrünes Blätterdach uns Schatten spendet. Außerdem funktionieren wir einen flachen Felsbrocken kurzerhand in einen Tisch um, um unser Abendessen zuzubereiten. Als die Sonne am Horizont untergeht, taucht sie die Wolken am Himmel und den dichten Regenwald, der das Ufer des Henty River säumt, in rosa Dämmerlicht, das von der absolut ruhigen Oberfläche des Flusses wie ein Spiegel reflektiert wird. Bereits früh am nächsten Morgen sind wir wieder auf der Straße. In der Ferne sehen wir Mount Zeehan und Mount Heemskirk vor-

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dane adventure team

beiziehen, bevor die Landschaft immer flacher und weitläufiger

Während des großen Goldrausches in Tasmanien

wird. Erst einige Kilometer vor dem kleinen Örtchen Corinna wird

im späten 19. Jahrhundert war Corinna ein leben-

der Wald wieder dichter und drängt sich als immergrüne Mauer

diges Handelszentrum und vielgenutzter Hafen,

bis and die immer schmaler und kurviger werdende Straße heran.

um die gefundenen Goldnuggets abzutransportieren, und angeblich wurde in einem Fluss nur

Kurz vor Corinna müssen wir dann den Pieman River überque-

unweit nördlich von Corinna einst ein über 7 kg

ren, was an sich ja nichts Besonderes wäre… wenn es denn eine

schwerer Goldnugget gefunden.

Brücke geben würde.

Heute dient Corinna als Ausgangspunkt für

Da sich aber nur sehr wenige Fahrzeuge in diesen abgelegenen

Touristen, die auf dem „Western Explorer“ die

Winkel Tasmaniens verirren, rentiert es sich nicht, eine Brücke

Tasmanische Wildnis erkunden wollen oder eine

über den Fluss zu bauen, und so müssen wir den Fluss mit Hilfe

entspannte Kreuzfahrt auf dem Pieman River

eines Frachtkahns überqueren, der an einem dicken Stahlkabel

machen wollen.

von einer Seite des Ufers auf die andere gezogen wird. Ab Corinna ist es dann soweit, die schmale As-

6

Der Kahn ist täglich von 9:00 Uhr bis 19:00 Uhr in Betrieb, kostet

phaltstraße geht in eine Schotterpiste aus strahlend

10 Australische Dollar pro Motorrad und muss per Knopfdruck

weißem Granulat über, die uns die nächsten gut

erst einmal vom anderen Ufer gerufen werden. Kaum hat man

120 Kilometer durch die einsame Wildnis Tasmani-

den Knopf betätigt, ertönt ein Signal, das dem Kapitän, einem

ens führen wird.

jungen Burschen der, wenn er nicht gerade eine Überfahrt hat, im

Die Piste ist stellenweise recht schmal und kur-

nahegelegenen Pub arbeitet, signalisiert, dass er Kundschaft hat.

venreich, doch der Schotter ist bis auf wenige

Dann dauert es noch einmal ein paar Minuten, bis sich der Fracht-

Ausnahmen relativ kompakt und daher auch mit

kahn, von den Einheimischen liebevoll „The Fat Man“ genannt, in

unseren schwer beladenen Reiseenduros sehr gut

Bewegung setzt.

zu befahren. Dank spätsommerlicher Temperatu-


be safe. bayard. QUALITY HELMETS.

ren um die 25 Grad macht die Strecke richtig Laune und wir lassen es ein paar Mal so richtig stauben. Trotz unserer Begeisterung für Strecke und Landschaft müssen wir uns etwas bremsen, denn die Australier in ihren dicken Allradfahrzeugen schießen oftmals mit über 100 km/h um die teilweise recht engen Kurven, da sie nicht mit entgegenkommenden Motorrädern rechnen, was unter Umständen zu wirklich brenzligen Situationen führen kann. Eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft schlängelt sich die strahlend weiße und durch das einfallende Sonnenlicht geradezu funkelnde Piste durch die Landschaft. Die einzigartige, helle Farbe der Strecke kommt vom siliziumhaltigen Sand, der in einer nahegelegenen Mine abgebaut wird, und wenn er nicht zur Weiterverarbeitung nach China und Japan verkauft wird, zur Befestigung der Piste benutzt wird. So unendlich und dicht das satte Dunkelgrün des umliegenden Regenwaldes auch auf den ersten Blick erscheinen mag, so empfindlich ist dieses Ökosystem doch. Immer wieder passieren wir riesige Gebiete mit abgestorbenen Bäumen, die wie dürre, weiße Gerippe komplette Berghänge überziehen. Ursache für die vielen Baumleichen ist ein verheerender

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dane adventure team

Waldbrand, der im Jahr 2008 unglaubliche 17.000

beschreibt ein knapp 450.000 Hektar großes Gebiet gemäßig-

Hektar Regenwald im Westen Tasmaniens vernich-

ten Regenwalds im Nordwesten Tasmaniens, das durch seinen

tete, bevor er eingedämmt werden konnte.

unglaublichen Tier- und Pflanzenreichtum beeindruckt, was direkt auf das Erbe des Urkontinents Gondwana vor über 200 Millionen

Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang finden

Jahren zurückzuführen ist.

wir am Ufer des Lindsey River, versteckt hinter

Außerdem findet man in diesem Gebiet eine der größten An-

einigem Buschwerk, den perfekten Zeltplatz für die

sammlungen heiliger Kultstätten der Tarkiner-Aborigines, die den

bevorstehende Nacht. Als die Sonne am Horizont

Westen Tasmaniens bereits vor über 30.000 Jahren bevölkerten.

versinkt, und das letzte Vogelgezwitscher des heutigen Tages verstummt, wird es absolut still

Über Couta Rocks führt unser Weg an die Westküste Tasmaniens,

um uns herum. Außer dem Rascheln der Blätter

genauer gesagt zum Gardiner Point in Arthur River, wo wir tat-

im Wind und dem Knistern unseres Lagerfeuers

sächlich „The Edge of the World“, das „Ende der Welt“, erreicht

sind wir eingehüllt in eine unglaublichen Ruhe, die

haben. Warum das? Der Indische Ozean, der sich westlich von

es uns erst so richtig bewusst werden lässt, dass

Tasmanien erstreckt, ist die längste ununterbrochene Ausdehnung

wir umgeben sind von vielen hundert Kilometern

eines Weltmeeres. Er erstreckt sich von der Küste um Arthur River

dichtem Regenwald, die uns von der sonst so

um die halbe Welt bis an die Ostküste Argentiniens.

allgegenwärtigen Zivilisation trennen, und uns eins

Mit diesem Wissen im Hinterkopf blicken wir hinaus auf das Meer

werden lassen mit der unberührten, ursprünglichen

und lassen uns in Gedanken von den Wellen bis nach Südamerika

Natur um uns herum.

tragen, wo wir unsere Motorradreise in wenigen Monaten fortsetzten werden… doch das ist eine andere Geschichte.

Als wir uns am nächsten Morgen auf den dritten Teil unserer Etappe durch den Wilden Westen

Mit dem Erreichen von Arthur River nimmt auch unser Offroad-

Tasmaniens machen, ist das Wetter leider nicht

Abenteuer “Western Explorer” sein Ende. Es wird Zeit, den

mehr so einladend wie in den letzten Tagen. Dicke

Wilden Westen Tasmaniens zu verlassen, wieder in die Zivilisation

graue Wolken hängen am Himmel, und so hoffen

zurückzukehren und unseren Motorrädern, die vom weißen, seli-

wir, dass wir den restlichen Teil der Offroad-Strecke

kathaltigen Sand der Piste der letzten Tage völlig eingestaubt sind,

noch trockenen Fußes, oder vielmehr trockenen

eine ordentliche Dusche mit dem Hochdruckreiniger zu verpassen.

Reifens, zurücklegen können. Bea & Helle sind derzeit mit der DANE GORE-TEX® Kombination Vom Lindsey River geht es heute weiter durch die

LIMFJORD/BRONDBY unterwegs. Einen ausführlichen Erfah-

sogenannte „Tarkine Wilderness Area“ in Rich-

rungsbericht findet ihr unter:

tung Couta Rocks. Die „Tarkine Wilderness Area“

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top 100 Teil3: Plätze 1-26

motorräder bestenliste Motorräder mit dem gerne be-

Natürlich ist es Geschmackssache. Und eine Rangliste natürlich immer subjektiv. Denn das richtige Motorrad ist immer eine Frage der eigenen Situation, des Geschmacks, der technischen Entwicklung, des Zeitgeistes und natürlich auch des Geldbeutels. Nehmt doch unsere Liste mal

schworenen Nachhaltigkeits-Faktor, Motorräder, die jeder gerne einmal gehabt hätte, Motorräder, die einem nicht aus dem Kopf gehen, Motorräder, die Zeichen gesetzt haben. Das alles sind verdiente Kandidaten für unsere ultimative BESTENLISTE. Vorhang auf für die groSSe Schau der

gung in die TOP 26 Liste, eines war im Prinzip ein Fehlgriff und ein weiteres war eine peinliche Entgleisung. Dies gilt aber natürlich nur rückblickend, denn zum jeweiligen Zeitpunkt fuhr ich die jeweiligen Maschinen aus vollster

wahren Motorrad-Perlen.

Überzeugung.

TEXT motorräder: Jo Soppa I Fotos:

Natürlich ist unsere abschließende

MO-Archiv, Beuttenmüller, Werk

zum Anlaß, und macht euch

TOP 26 Liste also Geschmacksache, die Rangliste subjektiv und alle deine Mopeds gehören ei-

den Spaß und durchforstet eure eigene „Motographie“. Meine

gentlich in die Top 10. Aber es ist ja auch nur eine

(Jens Föhl, MOT_Magazine) liest sich folgendermaßen: Suzuki 80

kleine Spielerei, denn Hauptsache dein Gefährt

GtL, Honda XL 500R, Kawasaki GPZ 900R, HONDA Fireblade,

besitzt zwei Räder und du liebst es.

Kawasaki ZXR 750, KTM LC4, Harley Davidsson 48, MV AGUSTA F4 und BMW R100R.

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1.

HONDA CB 750 Komposition und Linienführung begeistern noch immer. Als die CB 750 anno 1969 präsentiert wurde, kam dies dem Urknall des modernen Superbikes gleich. Diese Zündung entfachte ganze Generationen und trug maßgeblich zur flächendeckenden Ausbreitung des MotorradVirus bei. Ohne diese Honda wäre die jüngere Motorradgeschichte komplett anders gelaufen. Von daher ganz klar die Nummer 1.

2.

HILDEBRAND & WOLFMÜLLER Das Serien-Motorrad, eine deutsche Erfindung. Der aus Landsberg am Lech stammende Flugpionier Alois Wolfmüller konstruierte Ende des 19. Jahrhunderts dieses Gefährt. In Wolfmüllers Patentschrift tauchte zum ersten Mal der Begriff „Motorrad“ auf. Ab 1894 begann die serielle Produktion. Beachtlich ist der geradezu ducatiesk anmutende Fachwerk-Rohrrahmen. Die Pleuelstangen arbeiten direkt aufs Hinterrad. Mit knapp 1,5 Litern Hubraum war es ein „Big Bike“, der Zweizylinder brachte es auf 2,5 PS bei nur 240 U/min.

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3. BMW R 32 Die erste BMW setzte endgültige Zeichen. Die vom Schwaben Max Friz in seiner Freizeit entworfene Ur-BMW trägt bereits alle Merkmale, die noch heute ein richtiges Bayern-Krad auszeichnen: Boxermotor längs eingebaut, Kardanantrieb und eine schnörkellos sachliche Linienführung. Präsentiert wurde das Motorrad im September 1923 auf der Fahrzeugmesse in Berlin. 3090 Exemplare wurden bis 1926 gebaut.

4.

5. DAIMLER REITWAGEN Gedacht als Erprobungsgestell für seinen Viertaktmotor, gilt Gottlieb Daimlers Reitwagen von 1885 als erstes Motorrad der Welt mit Benzinmotor. Verblüffend, wie das aus Eschenholz gebaute, um den Zylinder herumgeführte Fahrgestell an moderne Superbike-Chassis erinnert. Der 264 ccm große Einzylinder brachte es damals auf rund eine halbe Pferdestärke. Interessant: Bis heute nutzt der Daimler-Konzern nicht die geldwerte historische Gunst, Erfinder des modernen Motorrads zu sein. BMW wird’s freuen.

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INDIAN REGULAR MODEL Dass die große amerikanische Marke ganz zurecht wiederbelebt wurde, beweist dieses bei uns nahezu unbekannte Modell. Dieses 500 ccm große EinzylinderMotorrad stammt aus dem beachtlich frühen Jahr 1913 und zeichnet sich bereits durch sämtliche Merkmale aus, die noch heute ein modernes Motorrad ausmachen: Als da wären Kettenantrieb, Vorderradfederung und Hinterradfederung. Damals war die Indian eine wegweisende, revolutionäre Konstruktion.


top 100

6. PEUGEOT 500 Die französische Marke ist heute nur noch für ihre unsäglich verquollen designten Autos bekannt. In den Pioniertagen bauten die rennsport-verrückten Peugeot-Brüder schnelle Zweiräder. Und das auf brillantem Niveau. Dieser 500er-Zweizylinder-Renner von 1913 hatte bereits ein mit dem Motor verblocktes Getriebe, vier Ventile und zwei obenliegende Nockenwellen. Grandios.

7. VESPA Wie der Notbehelf zum nachhaltigen Kult werden kann, demonstriert das italienische Fortbewegungsmittel schlechthin: die Vespa. Nach dem Krieg entstanden aus den Startermotoren der Flugzeuge, entwickelte sich das urige Zweirad zum höchst profitablen Produkt für den durch die Auflagen der Alliierten vom Flugzeuggeschäft ausgeschlossenen Piaggio-Konzern.

9.

DUCATI 750 SUPERSPORT Das Quartett der italienischen Traum-Klassiker besteht aus Laverda SFC, MV Agusta 750 S, Moto Guzzi V 7 Sport und Ducati 750 Supersport von 1972. Wobei die unvergleichlich elegante Maschine aus Bologna die klare Königin der Herzen ist. Mit ihr katapultierte sich der bis dato kleine Nischenanbieter aus dem Stand ins Zentrum des Interesses. Die Faszination hält bis heute an.

10.

BMW RS 54 Nur 25 Stück wurden 1954 an erfolgversprechende Rennfahrer verteilt. Entsprechend begehrt sind diese Perlen seit langer Zeit. Dieser Produktions-Renner ist ein Meisterwerk in Sachen Technik – Stichwort Königswellen-Boxer – und nebenbei der schlagende Beweis dafür, dass Motorräder ohne Berufsdesigner am schönsten werden.

Als die GSX-R 750 präsentiert wurde, wussten die Tuner, was die Stunde geschlagen hatte

8.

DKW RT 125 RT steht für „Reichs-Type“, und so sollte die ab 1939 in Zschopau gebaute DKW zum motorisierten Standard für Jung und Alt werden. Das schaffte die einfache wie verlässliche Konstruktion derart überzeugend und gut, dass sie rund um den Globus nachgebaut wurde. Unter anderem auch von Harley-Davidson.

11.

SUZUKI GSX-R 750 Der bekannte Schweizer Tuner Fritz W. Egli brachte es auf den Punkt: „Als 1985 die Suzuki GSX-R 750 vorgestellt wurde, wusste ich, dass es Zeit war, nach neuen Aufgaben zu suchen.“ Mit der GSX-R begann die Epoche der radikal zugespitzten Supersport-Motorräder. Das aus Leichtmetall-Profilen zusammengeschweißte Fahrgestell folgte noch klassischen Doppelschleifen-Mustern.

15


12.

14. 13.

BMW R 80 G/S Im Kreuzfeuer der japanischen Modellflut gelang BMW 1980 ein genialer Befreiungsschlag. Man verpasste dem betagten Boxer ein rustikales Abenteuer-Image und erfand ganz nebenbei die neue Motorrad-Gattung „Reise-Enduro“. Ein Konzept, das BMW bis heute mit der R 1200 GS auf kräfigen Boxerschwingen weiter in die Zukunft trägt.

GILERA 500 GRAND PRIX In der Vor-MV-Agusta-Ära gaben die Vier– zylinder-Renner aus Arcore den Ton auf den Rennstrecken vor. Konstrukteur Pietro Remor wurde sodann von Conte Agusta höchst erfolgreich verpflichtet. Ein Erfolg, der auch andere Hersteller inspiriert haben dürfte, allen voran Soichiro Honda, der das Konzept ebenso nachhaltig für seine Zwecke adaptierte.

15.

17.

HONDA VFR 750 F Mit ihrem ebenso charmanten wie kultivierten V-Vierzylindermotor ist die VFR 750 F-Serie das Sinnbild des modernen, optimal auf die Fahrerbedürfnisse zugeschnittenen Universal-Motorrads. Geriet die Urversion von 1986 noch vergleichsweise leicht, legte die VFR im Zuge der Modellpflege immer wieder an Gewicht zu, was ihre Attraktivität beim Publikum zusehends schmälerte.

HARLEY-DAVIDSON SPORTSTER Die Sportster aus Milwaukee ist so etwas wie das amerikanische Basic-Motorrad schlechthin. Bereits seit den fünfziger Jahren wird das Konzept bis zum heutigen Tage nahezu unverändert produziert. Dieses enge Arbeiten am ursprünglichen Original beschert allen Besitzern ein unvergleichlich rohes, intensives Motorrad-Erlebnis.

16.

DUCATI 916 Bis zum Erscheinen der 916 haftete Ducati ein zwar sympathisches, aber doch leicht chaotisches Bastlerimage an. Mit der begeisternd durchkonstruierten und vor allem atemberaubend von Tamburini gestalteten Superbike-Ducati katapultierte sich die Marke 1994 an die Spitze der menschgemachten Begehrlichkeiten. Ein Energieschub, von dem die Marke bis heute zehrt.

MOTO GUZZI LE MANS I Das überlegene Konzept aus Mandello del Lario. Als die Ur-Le Mans 1976 präsentiert wurde, blickte der charakterstarke V-Twin bereits auf eine elfjährige Geschichte zurück. Auf dem Mailänder Salon 1965 wurde die V7-Urversion als solides Gebrauchs- und Tourenkrad präsentiert.

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top 100

18.

19.

BMW K 100 RS Die Ur-K 100 ist ein wenig aus dem Fokus geraten. Zu Unrecht. Die K ist das deutsche Ingenieurs-Krad schlechthin.

KAWASAKI Z1 900 Die große Z war ab 1972 so etwas wie der emotionale Nachbrenner zur Honda CB 750. Mit ihr wurde es richtig böse.

22. 21. YAMAHA XT 500 Das japanische Volks- und Abenteuer-Motorrad brachte viele Fans in den Sattel, die dort heute noch anzutreffen sind.

23. KREIDLER FLORETT Zumindest hierzulande war das Produkt aus der Kornwestheimer Drahtwaren-Fabik für viele Zweiradler die Einstiegsdroge.

SUZUKI SV 650 Die ebenso clever wie effizient konstruierte V-Twin Suzuki gilt vollkommen zurecht als perfekter Preis-Leistungs-Hammer.

Honda setzte 1988 den neuen Standard in Sachen SerienSuperbike. Und wurde gleich Weltmeister

24. HONDA VFR 750 R – RC 30 Ein Starkstromschlag für die Motorrad-Szene im Jahr 1988, und die Elektrizität schlägt bis heute Funken. Ein echter Langstrecken-Renner mit Straßenzulassung, bildschön und technisch bestmöglich gemacht. Traum.

20. MV AGUSTA F4 Mit seinem zweiten großen Meisterwerk katapultierte sich Konstrukteur Massimo Tamburini 1997 entgültig in die Hall of Fame der großen Motorrad-Macher. Ein atemberaubender Entwurf, der den Neustart der ruhmreichen Marke zum Großereignis machte.

BRITTEN V 1000 Mit seinen radikalen Ansätzen beschämte „HobbyKonstrukteur“ John Britten aus Australien ab 1985 die großen Werke. Ein Motorrad wie ein Naturereignis. Packend.

25. HARLEY-DAVIDSON ELECTRA GLIDE Amerikanische Opulenz auf zwei Rädern. Seit bald einem halben Jahrhundert steht der Begriff „Electra Glide“ für maximalen Tourenkomfort und ein Motorraderlebnis der ganz besonderen Art. Für die aktuellen Versionen beginnen die Preisschilder bei satten 27000 Euro.

26.

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TT

Zwei Wochen volles Tempo 端ber LandstraSSen, akustisch untermalt von ausgepressten Viertakt-Fanfaren. Die Isle of Man

ist zugleich der h辰rteste Test f端r Mensch und Maschine mit Runden足durchschnittszeiten von 210 km/h Text: Phillip Tooth Fotos: David Traynor, Peter Guld

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Isle of Man

Ziemlich mieses Wetter begrüßte diesmal die

YZF-R1 zum chancenlosen Arbeitsgerät und wechselt auf BMW

Besucher und Teilnehmer der TT-Wochen. Da fand

zurück. Angeblich war die Fortführung des letztjährigen BMW-

mancher TT- Pilger seine Gründe, am Abend ein

Engagements an Dunlops zu selbstbewussten Gagenforderungen

paar Humpen Bushy’s mehr als üblich hinter die

ge­scheitert. Man munkelt im Fahrerlager etwas von 90.0000

Binde zu kippen. Mittwochs ging es dann bei per-

Britischen Pfund.

fektem Wetter mit dem Abendtraining der Super-

Inzwischen klettern die Geschwindigkeiten. Guy Martin und sein

bikes so richtig los. Publikumsliebling Guy Martin

Team-Kollege William Dunlop kommen auf ihren Tyco-BMWs auf

ist der erste, der mit seiner BMW eine gezeitete

knapp 129 Meilen pro Stunde, das sind 206,4 km/h. TT-Legende

Runde im Kasten hat. 203,63 km/h sind respekta-

John McGuinness auf Honda und Ian Hutchinson auf der PBM-

bel, auf diesem Niveau pendeln sich die weiteren

Kawasaki reißen als erste die 130-Meilen-Latte, umgerechnet 208

Zeiten bis hoch auf 206,4 km/h ein. Am Ende sind

km/h. Die Anspannung unter den Fahrern ist förmlich greifbar.

es acht Fahrer, die sich in diesen Hemisphären bewegen.

Am Samstag treffe ich Guy Martin auf ein Interview. Ein freundlicher Geselle, der aber vor anstehenden Rennen auch sehr ver-

Nach dem BMW-Sieg von Michael Dunlop haben

schlossen und einsilbig werden kann. Jetzt ist er aber gut drauf,

viele Fahrer diesmal auf eine Bayerische gesetzt.

und so frage ich ihn, ob das am potenziellen Sieger-Bike liegt, das

Alles deutet auf eine extrem dichte Spitzengruppe

er diesmal unterm Hintern hat. „Es sind die Eier“, sagt Guy mit

hin. Das verspricht eine spannende TT zu werden.

einem breiten Grinsen. Aber warum ist die BMW bei den Fahren diesmal so extrem beliebt? „Ganz einfach“, sagt Martin, „letztes

Bereits am Donnerstag verbreitet sich eine Nach-

Jahr hat Michael drei Rennen damit gewonnen. Und jetzt meinen

richt wie ein Lauffeuer im Fahrerlager. Letztjahres-

alle, sie könnten es ihm gleich tun.“ Von 72 Superbikes sind 17

Dreifachsieger Dunlop erklärt seine 2015er Yamaha

BMWs am Start, und beim wichtigsten Rennen auf der Insel, der

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Senior-TT, setzen von 42 genannten Startern 14 auf das deutsche

Seit 2010 wird auf der TT auch ein Rennen für

Superbike. Mit Tyco hat Guy Martin ein eingespieltes Team hinter

Elektromotorräder ausgetragen. Man darf sich fra-

sich, und an der BMW sollte es wahrlich nicht scheitern.

gen, ob das wirklich die Zukunft ist, wenn Motorräder wie Waschmaschinen klingen. Die Technik ist

Jeder hier im Fahrerlager weiß, dass Guy im britischen Fernsehen

in jedem Fall eindrucksvoll. Anders als bei den Ben-

ein Star ist. Aber er ist auch ein Lkw-Mechaniker, der pünktlich

zinern wird nur eine Runde über rund 60 Kilometer

um halb sechs aufsteht und mit dem Motorrad zur Arbeit fährt,

gefahren. Mehr geben die Akkus bei vollem Renn-

um an Scania-Lastern zu schrauben. Der Job wird nicht sonderlich

tempo noch nicht her. 2010 lag der Rundenrekord

gut bezahlt, aber Guy will ihn für ein volles Fernseh-Engagement

bei 155 km/h, zwei Jahre darauf bereits bei 175,4

nicht aufgeben. „Ich hab’ nicht mal einen Fernseher“, sagt Guy

km/h. Letztes Jahr schraubte McGuinness das Maß

und gießt sich eine große Tasse Tee ein. Immer die Milch zuerst,

bereits auf 188 km/h, und die Frage lag auf der

sagt Guy, das gibt eine Emulsion und verbessert den Geschmack.

Hand, ob in diesem Jahr die 190-km/h-Marke fallen würde. Mit 190,85 km/h gelang dieser Schritt,

22

Aber bereits der Sonntag mit dem Superbike-TT-Lauf bringt Guy

wobei für die englische 120-Meilen-Grenze (192

Martin kein Glück. Die BMW fällt gleich nach dem Start aus.

km/h) noch ein klein wenig fehlt. Anzunehmen,

Dafür schlägt die Stunde für den bärtigen Neuseeländer Bruce

dass diese Latte im nächsten Jahr gerissen wird.

Anstey, der seine Honda laufen lässt und Ian Hutchinson auf

Aber auch so reichte es für McGuinness auf ­seiner

Kawasaki den zweiten Platz zuweist. Michael Dunlop, der seine

Elektro-Victory zum Sieg. Die Elektro-Klasse ist üb-

BMW heftig presst, hat den dritten Platz im Visier, stürzt aber in

rigens mit den Top-Fahrern der TT besetzt. Bruce

der letzten Runde und macht so den Weg frei für James Hillier auf

Anstey kam auf den zweiten Platz, Lee Johnston

Kawasaki. Mancher ahnt bereits, dass bei dieser TT das Sieges-

vervollständigte das Elektro-Podium. TT-Sieg ist

Abo für BMW bereits abgelaufen sein könnte.

schließlich TT-Sieg.


Isle of Man

23


24


Isle of Man

Bei den Supersportlern sollte 2015 Ian Hutchin-

Aber dann treten am abschließenden Freitag die Platzhirsche auf

son mit seiner Yamaha YZF-R6 dominieren. Drei

die Fahrbahn: Senior-TT. Nach seinem Elektro-Sieg sollte es der

Rennen konnte er insgesamt gewinnen, Guy

Tag von John McGuinness werden. Nach einem schweren Unfall

Martin versuchte bei den Supersportlern auf einem

in der Anfangsphase musste der Lauf neu gestartet werden. Die

Triumph-Drei­zylinder sein Glück. Im zweiten Lauf

Distanz wurde auf vier Runden gekürzt. McGuinness gelang

gelang ihm damit immerhin sein erster Podiums-

bereits in der Startrunde mit 210,9 km/h ein neuer Rekord, den er

platz auf der TT.

mit neuem Rundenrekord (212,3 km/h) noch krönte.

Am Freitag fuhr James Hillier auf der neuen Kawa-

Mit diesem siebten Sieg in der Senior-TT hat McGuinness mit

saki H2R eine Paraderunde. Das aufmontierte Navi

Mike Hailwood in den Rekordlisten gleichgezogen. Auf Joey

registrierte dabei eine Höchstgeschwindigkeit von

Dunlops Gesamtrekord von 26 TT-Siegen fehlen McGuinness nur

knapp 330 km/h.

noch drei Platz-1-Pokale. Und wie lief es für BMW in der Senior-

Noch interessanter als dieser Gewaltakt ist die

TT? Für Guy Martin blieb kein Platz auf dem Podium. Neben

Lightweight-TT. Dort wird Motorradsport am an-

McGuinness standen die Kawasaki-Fahrer Hillier und Hutchinson.

deren Ende der Preisschraube betrieben. Vorausset-

Martin kam auf Platz vier und für Michael Dunlop blieb es dies-

zung ist ein Straßenmotorrad mit wassergekühltem

mal bei Rang fünf. Trotzdem: fünf BMW unter den Top Ten.

Twin, der maximal 650 ccm Hubraum haben darf. Dominiert wird die Klasse von zur Rennmaschine mutierten Kawasaki ER-6. Die erzielten Rundenzeiten liegen bei 193,3 km/h, womit die rund 100

Mit freundlicher Unterstützung ein

PS starken Twins ganz klar die Effizienzmeister der

Bericht aus MO MOTORRADMAGAZIN

TT-Wochen sind.

www.mo-web.de

25


SCHWARZWALD Kurhäuser und Burgruinen im Nordschwarzwald Schnell haben die Gipfel der Berge die 1.000-Meter-Grenze überschritten. Am Mummelsee herrscht zwar Hochbetrieb, dennoch lohnt ein Stopp an diesem landschaftlichen Idyll. Ein Abstecher nach Baden-Baden sollte auf dieser Tour nicht fehlen. Für den Rückweg bieten sich einige kleinere Nebenstrecken an, in deren Umgebung man auf etliche Burgruinen trifft. Ein letztes fahrerisches Highlight ist das Kurvengewitter zwischen der Passhöhe Ruhestein und Oppenau, bevor es über den Roßbühl zurück nach Freudenstadt geht. Hotel-Tipp zur Tour

ROADBOOK

Motorradkarte

190km Freudenstadt - Baiersbronn - Ruhestein Mummelsee - Unterstmatt - Hundsbach - Stausee Schwarzenbach - BadenBaden - Bühlertal - Sasbachwalden - Kappelrodeck - Seebach - Ruhestein Allerheiligen - Oppenau - B 500 - Kniebis - Freudenstadt

Schwarzwaldhotel Freudenstadt

Im Herzen dieses Bikerparadieses befindet sich das Schwarzwaldhotel in Freudenstadt. Die Zimmer sind komfortabel eingerichtet, das Haus bietet alles, was Biker-Herzen höher schlagen lässt, auch eine großzügige Badelandschaft mit Innen- und Außenbecken, Sauna und Wellnesseinrichtungen. Tiefgarage. Helene-Frey-Weg 2, 72250 Freudenstadt Fon 07441/9390, Fax 07441/939222 www.schwarzwaldhotel-freudenstadt.de

OBERBAYERN Oberbayerisches Alpenvorland ROADBOOK 190km Bad Aibling - Rosenheim - Stephanskirchen - Rimsting - Seebruck - Chieming - Grassau - Unterwössen - Reit im Winkl - Kössen - Oberaudorf - Brannenburg - Nussdorf - Törwang - Frasdorf - Stephanskirchen - Bad Feilnbach - Bad Aibling

Die gut 190 Kilometer lange Tour beginnt und endet im Mangfalltal. Weiter geht es gen Westen und zum beeindruckenden Chiemsee. Demzufolge hat man auf dieser Tour über längere Zeit immer wieder das blaue Nass im Blick – aber stets auch eindrucksvolle Berggipfel. Das fahrerische Highlight dieser Tour erstreckt sich auf der Etappe von Nussdorf bis nach Fransdorf: Hier ist die Straße kurvig, griffig, schmal, bergig und nahezu immer sehr verkehrsarm. Hotel-Tipp zur Tour

Hotel Johannisbad

Motorradkarte

26

Familiengeführtes 3-Sterne Hotel in zentraler Lage direkt am Bad Aiblinger Kurpark. Alle Zimmer sind ausgestattet mit Direktwahl-Telefon, KabelFernsehen und Bad/ Dusche/WC. Restaurant und Gartenwirtschaft mit regionaler Küche und lokalen Bieren. Hoteleigener Parkplatz sowie kostenlose Unterstellmöglichkeiten für Ihre Motorräder. Rosenheimer Str. 45, 83043 Bad Aibling Fon 08061/93460, Fax 08061/934650 www.hoteljohannisbad.de


tourentipps SAUERLAND Rund um Winterberg durch das Hochsauerland Motorradkarte

Das Sauerland gilt unter Insidern als eines der schönsten Gebiete für Motorradfahrer. Weite Wiesen- und Waldlandschaften mit Laub- und Nadelbäumen, die von kleinen Landstraßen durchzogen werden, bieten Bikern zahlreiche Wege, dem üblichen Verkehr zu entkommen. Besonders beliebt sind die vielen Stauseen im Sauerland, wo sich einige bekannte Biker-Treffs etabliert haben. Darüber hinaus gibt es weitere interessante Ziele, etwa den Kahlen Asten in Winterberg – NordrheinWestfalens höchsten Gipfel mit 841 Metern.

ROADBOOK 230km Medebach - Küstelberg - Niedersfeld - Wiemeringhausen - Elpe - Andreasberg - Heringhausen - Remblinghausen - Meschede Nichtinghausen - Bremke - Menkhausen - Wormbach - Felbecke - Bracht - Saalhausen - Fleckenberg - Schmallenberg - Winkhausen - Oberkirchen - Winterberg - Züschen - Hallenberg - Braunshausen - Neukirchen - Sachsenberg - Korbach - Medebach

Hotel-Tipp zur Tour

Biker Hotels Sauerland 7 Motorradhotels, die Wirte fahren selbst Motorrad und bieten auch geführte Touren mit schmale Serpentinen, lange Geraden, liebliche Täler und anspruchsvolle Steilstrecken quer durch das Sauerland. Alle Infos zu Deinem Bikerhotel im Sauerland findest Du unter: www.bikerhotels-sauerland.de info@bikerhotels-sauerland.de

TIROL Rund um die Kitzbüheler Alpen ROADBOOK 200km Scheffau - Söll - Hopfgarten im Brixental - Niederau Wörgl - Kundl - Brixlegg - Strass - Zell am Ziller - Gerlospass - Krimmler Wasserfälle - Mittersill - Kitzbühel - Reith - Scheffau

Vom Wilden Kaiser geht es zunächst auf einen kurzen Abstecher auf kleine Nebenstrecke ins Brixental hinein. Im Inntal, dem großen Tiroler Fluss folgend, bietet sich ein Aufenthalt in Rattenberg an. Es ist immerhin die kleinste Stadt Österreichs und bekannt für ihre Glasbläsereien. Bei Strass geht es dann hinein ins Zillertal. Wer nicht am Talboden bleiben mag, darf sich gerne von der Zillertaler Höhenstraße – gegen eine geringe Maut – in luftige Höhen entführen lassen. Der 1.507 m hohe Gerlospass ist über eine gut ausgebaute Straße zu erreichen. Hotel-Tipp zur Tour

Bikerranch Wiesenhof Die Bikerranch Wiesenhof spricht für sich. Hier erwarten Euch rustikal-moderne Unterkünfte, ein gemütlicher Biergarten, ausgelassene Partys und noch so einiges, was das Herz jedes Motorradfahrers höher schlagen lässt. Rückholservice ist selbstverständlich.

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Die NEUE DANE TROPHY

thailand/laos Stellt euch mal Folgendes vor:

Zehn Tage durch subtropische Regionen, an die

Ihr habt die ersten fünf Monate eines deutschen Winters hinter

Grenze zu China und Burma, entlang des Mekong

euch, das Motorrad steht hoch und trocken und seit gefühlt

Flusses und bis auf 2000 m Höhe. Tausende von

ewigen Zeiten in der Garage. Die vergangenen Wochen pfiff ein

Kurven, allerfeinste Straßen, quirrliges Leben und

andauernd eisiger Wind mit gelegentlichen Graupelschauern,

fantastische Landschaften.

der Winter scheint nie enden zu wollen und ihr befindet euch im

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Flieger, um in tropisch heißem Urlaubsparadies auf einer Kawasaki

Wir haben die Tour für euch getestet und können

Versys eine fantastische Reise zu erleben.

sie nur wärmstens empfehlen.

Nichts einfacher als das: Die DANE TROPHY THAILAND/LAOS

Südostasien in seiner schönsten Form. Bereits

wartet auf euch!

am Morgen beträgt die Temperatur 30 Grad. Die


dane trophy

Menschen sind freundlich und offen, die tropische

Auf der anderen Seite dann quirrlige Städte, wie zum Beispiel

Landschaft beeindruckend und das an uns vorbei

Luang Prabang, die Stadt der tausend Tempel. Herrliche Kolonial-

ziehende asiatischer Treiben von unglaublicher

bauten, Bars, Strassencafes, Massagesalons, Kunsthandwerk und

Genügsamkeit und Vielfalt.

Tempelanlagen. Globales (Party)volk, Technomusik, Bowlingbahnen und Backpacker.

Thailand, eines der meist besuchten und schönsten Länder der Welt, bietet eine hervorragende Infra-

Eine pulsierende Metropole im Aufbruch an einem Tage, eine

struktur, einzigartige Strände und mit Bangkok eine

einzigartige Landschaft, die aussieht als wäre sie als Filmkulisse

der faszinierendsten Metopolen dieser Welt.

digital erschaffen an einem anderen Tage.

Laos, das noch unbekannte Nachbarland, zeigt uns

Ein 10-Tagestrip in die schönsten Länder Südostasiens mit kurzen

seine ursprüngliche Schönheit.

Abstechern an die Grenze von Burma und China.

Wir fahren schmale Bergpässe, die uns zu kleinen

Mitten im deutschen Winter! Mit dem Motorrad!

Ansiedlungen in das Hinterland führen, in denen

Worauf wartest du noch?

die Bergstämme auf einfachste Weise leben. Etwas

Meet Nature

abseits dieser Touren erleben wir dabei den teilweise noch unberührten Dschungel.

Alle Infos dazu unter www.dane-trophy.de

29


LOST IN

MOLDAWIEN Teil IV da die Ursache für das Abhanden-

Für die Leser unseres kleinen Reiseberichts, die erst jetzt

Da denkt man, die jahrelang gesam-

kommen des Nummernschildes

in die Reihe einsteigen, noch

melten Kneipenerfahrungen hätten

ungeklärt ist. Ich schlief in dieser

ein sehr kurzes „Was-bisher-

für das Leben nichts gebracht.

Nacht den Schlaf des gerechten und

geschah“:

Dann kommt man nach Moldawien

ermüdeten Motorradfahrers.

und wird eines Besseren belehrt.

Mangels Überwachungskamera gibt

Ihr befindet euch an der

Merke: Fährst du nach Moldaiwen,

es zwei Theorien für den Nummern-

Stelle, an der mein Num-

dann kanst du was erzählen.

schildverlust: A. Das Nummernschild wurde in der

mernschild geklaut wurde, mein Handy verloren war,

Nacht gemeinerweise gestohlen.

Text und Bilder: Jens föhl

B. Es hat sich während der Fahrt auf

die deutsche moldawische

den gewöhnungsbedürftigen Stra-

Botschaft sich eher genervt als hilfsbereit zeigte, die deutschen Zulassungsbehörden sich einer

ßen Moldawiens gelöst und ist schnöde verloren

praktikablen Lösung verweigerten, und ich auf zum Teil illegalen

gegangen.

Wegen mein Fahrtziel erreicht und im Prinzip dort im moldawi-

Ich habe mich für Variante A. entschieden, da sie

schen Nirwana festsaß, weil ich ohne Nummernschild nicht bis

A. dramatischer klingt und B. anderen die Schuld

zur, geschweige denn über die Grenze kommen würde.

zuweist.

Zumindest nicht ohne mein treues Moped. Nachdem ich den Verlust bemerkt habe, bin ich Was macht man in solchen Momenten sinnvollerweise? Mann

zunächst einmal zurück ins Hotel, habe in Deutsch-

geht am besten erst mal in die Kneipe.

land beim Straßenverkehrsamt („NEIN, eine Zu-

Zunächst aber steh ich hier am Stadtrand von Chisinau und

sendung eines Nummernschildes ist aufgrund der

bemerke, dass mir über Nacht mein Nummernschild abhanden

Rechtslage nicht möglich, sie müssen hier erschei-

gekommen ist. Diese Formulierung ist eher uneindeutig gewählt,

nen“), bei einer Rechtsanwältin des ADAC („wenn

Das Dorf am Ziel der Reise.

30


motorradleben

sie verhaftet werden, rufen sie nochmal an“) und der deutschen Botschaft in Chisinau („Sprechen sie durch dieses Panzerglas“) nur sehr bescheidene telefonische Hilfe erhalten und war deshalb ziemlich weinerlich zuwege.

Ein Stück Westeuropa: Klimagekühlt und überteuert.

Ein weiterer Anruf ins Heimatland brachte neuen Kampfesmut. Die beste Frau der Welt, die ohnehin schon maßgeblichen Anteil an das Zustande-

Kleine Datschen, teilweise zerfallen, Hühner und Gänse auf der

kommen des schönsten aller Trips hatte, riet mir

Straße, Pferd und Wagen als innerörtliches Transportmittel. Ein

die gängige Gesetzeslage zu ignorieren und mich

kleiner „Tante Emma Laden“ als Mittelpunkt und eine aus deut-

einfach ohne Kennzeichnung auf den Weg zum

schen Spendengeldern restaurierte Kirche, die augenscheinlich

Ziel meiner osteuropäischen Reise zu machen: das

wieder dem Verfall anheim gegeben wurde. Ich kannte diese Kir-

kleine bessarabische Dorf Albota.

che aus dem Familienalbum und versuchte anhand ihrer Position das großväterliche Haus zu finden. Da sich in den 70 Jahren, die

In Notfällen und beim Navigationssystem sollte

seit der Flucht der deutschen Bevölkerung in Bessarabien vergan-

man der weiblichen Stimme folgen.

gen waren, es sich doch zumindest ein wenig verändert hat und

Auch wenn ihr Rat in diesem Fall eher unvernünf-

ein(!) weiteres Haus in der in Frage kommenden Straße gebaut

tiger Natur war. Denn jeder gemeine moldawische

wurde, gelang mir dies zunächst nicht.

Polizist hätte meine nummernschildlose Odyssee jederzeit beenden und das Motorrad im Nirwana

So machte ich mich auf den Weg, meinen „Gastvater“ für die

der Provinz stilllegen können, wenn ihm danach

kommenden Tage auf zu suchen. Da ich nur einen Namen hatte,

gewesen wäre, einen deutschen Touri mal zu är-

blieb mir nichts anderes übrig, als einen Fahrer eines anscheinend

gern. Zu Fuß – mit Motorradstiefel zudem – durch

behördlichen Fahrzeugs in der Nähe der Kirche zu fragen. Ein

Moldawien, erschien mir nur wenig attraktiv.

etwas heikles Unterfangen, angesichts der Tatsache, dass ich nach wie vor ohne Nummernschild unterwegs war. Um dem Behörden-

Nichtsdestotrotz sattelte ich, im Merkelschen Sinne

Mann also meine nummerschildlose Rückansicht zu ersparen,

eher alternativlos, die BMW und machte mich auf

drang ich darauf, dass er mir noch den Weg weisen solle, indem

die restlichen 140 km nach Albota. Drei Stunden

er VORWEG fährt, und ich ihm dann folgen würde.

und vier bis fünf kleinere, nicht erwähnenswerte Probleme später fuhr ich nach 3000 km Anreise in

Da es sich bis zu dem Haus meines Gastvaters dann nur um eine

das Dörflein meiner Vorfahren ein.

Strecke von cirka 40 m handelte, entwickelte sich dann eine etwas skurrile Szene gemäß dem Film BANG BOOM BANG, in dem

Durch einen kleinen alten Lageplan, der im Haus

Oliver Korittke die 40 m von seinem Haus bis zu seiner Videothek

meiner Großeltern hing, hatte ich eine gewisse

mit dem Auto zurücklegte, um bei der Ankunft dann zu merken,

Orientierung. Diese wäre allerdings gar nicht nötig

dass man diese Strecke auch hätte laufen können.

gewesen, denn bei der dörflichen Infrastruktur handelte sich ohnehin nur um zwei kleine Straßen,

Egal, der Behördenvertreter eskortierte mich brav zu meiner Gast-

von denen nur eine asphaltiert war.

familie, die mich mit großer Freude und Warmherzigkeit begrüßte, als sei ich ein lang vermisster Freund.

Aus den Erzählungen meiner Großmutter und meines Vaters hatte ich mir ein toskanisches Dorfbild

Sie gestanden mir, dass ich unter den zahlreichen Besuchern, die

gebastelt, das bei der Anfahrt in den Ort auch

sich das Land ihrer Vorfahren ansehen wollen, der erste sei, der

durchaus seine Bestätigung fand.

diese Strecke mit dem Motorrad zurückgelegt hatte. Anscheinend beeindruckt von meiner Abenteuerlust zeigte mir der Gastgeber

Im Dorf schien die Zeit stehen geblieben zu sein.

nur kurz das extra für mich frei geräumte Wohnzimmer, das die

31


motorradleben

Völkerverständigung: Gepflegte Kneipenkultur ist international.

Fusel für meine neuen Freunde bei Tante Emma.

nächsten beiden Tage meine Bleibe sein sollte und nahm mich

die, bei denen der Wirt ordentlich mit bechert – ist

dann zu meiner Freude schnurstracks mit in die örtliche Dorf­

immer ein Hort für wundersame Begegnungen

kneipe.

von großer Traurigkeit und Schönheit aber auch

Ohne dass ich dies ahnte, sollte dort meine Rettung auf mich

Hilfsbereitschaft im Angesicht von menschlicher

warten.

Not. Dies, so sollte ich feststellen, ist anscheinend ein Universalgesetz. Es gilt für die Kneipen in der

Und zwar in Form einer völlig betrunkenen vier-köpfigen Ab-

moldawischen Provinz ebenso, wie für die Heimat-

ordnung der ortsansässigen „Hobbyalkoholiker“ (dieses Wort

kneipen in der norddeutschen Tiefebene.

ist nicht meinem Wortschatz entsprungen, sondern stammt aus dem Mund meiner „Gastmutter“, die diese letztendlich treffende

Zunächst jedoch setzten wir uns höflicherweise

Formulierung fand, als wir acht Stunden später, geschätzten zwölf

eine Holzbank weiter, denn – auch das kennt man

Bier, vier Wein und sechs Wodka von der allerheiligsten Sorte

ja – der Promillevorsprung zwischen mir und mei-

sowie vier(!) Nummernschilder reicher wieder im Haus meiner

nem Gastvater sowie den fantastischen Vier war

Gasteltern eintrudelten. Auf mich machte es den Eindruck, als

trotz einer nachmittäglichen Flasche Wein nicht so

würde sie uns der Abordnung Hobbyalkoholikern zuordnen. Lag

schnell auf zu holen. Dies spielte bei unserer zu-

aber wahrscheinlich nur an der mir unbekannten Sprache.)

rückhaltenden Platzwahl letztendlich eine größere Rolle als die Sprachbarriere.

Ich bin selber auf dem Dorf aufgewachsen und möchte daher das Wort „Dorfkneipe“ genauer definieren. Es handelte sich eher um

Als ich auf unserer Holzbank an der Reihe war,

einen Kolonialwarenladen im Tante-Emma-Stil, der als Umsatz-

die nächste Runde zu spendieren, teilte mir Tante

quelle und Service für seine Kunden noch ein paar Holzbänke in

Emma mit, dass sie in absehbarer Zeit schließen

den Eingangsbereich gestellt hat.

würde, was mich auf die immer gute Idee brachte, „auf Vorrat“ einzukaufen. Auch eine international

Dort saßen meine vier neuen Freunde und ließen es sich augen-

übliche, erprobte gern gesehene Praxis.

scheinlich gut gehen. Ihre gute Sommerstimmung war daran absehbar, dass sich einer der Vier, der örtlichen Kultur entspre-

Aufgrund der äußerst vorteilhaften Preiskalkulation

chend, seines Hemdes entledigt hatte und zudem noch auf ein

wollte ich auch die vier Hobbyalkoholiker nicht in

paar Zähne und die Finger der rechten Hand verzichtete. Der

den kalten Entzug bringen und spendierte ihnen

rechts neben ihm sitzende Kumpel tat es ihm bis auf die Finger

aus einer Laune heraus eine weitere Flasche von

gleich, hatte aber zum Ausgleich eine Kapitänsmütze auf dem

dem Billig-Wodka.

Kopf. Auch die anderen beiden Exemplare waren in aufgeräumter Stimmung, was nicht zuletzt an der vor ihnen stehenden Flasche

Ich stellte also das Fläschchen auf den Tisch des

Wodka lag, die – wie ich später feststellte – bei einem Preis von

wackeren Quartetts und machte mich wieder auf

drei Euro liegen sollte.

den Weg zur Ersatzbank bei meinem Gastvater. Die

Ich mochte die Jungs sofort!!

Begeisterung der vier Originale ob dieser kleinen Geste eines zugereisten Deutschen war so groß,

32

Wie gesagt, ich bin ein Junge vom Dorf und mochte schon immer

dass sie mit Nachdruck darauf bestanden, das ich

die in der Orts-Kneipe auffindbare trinkfeste, knobelerfahrene,

mich mit meinem Gastvater zu ihnen setzen solle.

leicht melancholische Subkultur. Eine Dorfkneipe – zumindest

Dieser zögerte zunächst ein wenig. Vielleicht weil



motorradleben

„Herr Klitschko“ und sein Sohn sind zuständig für Dokumentenfälschung

Happy Family. Gastfreundschaft, Humor und Zufriedenheit. Egal wer gerade so regiert.

er späteren Ärger mit der Gattin befürchtete, gab sich dann

deutschen Kennzeichen aus Essen. Er fährt den

aber angesichts meiner leuchtenden Augen einen Ruck, und wir

Wagen seit zehn Jahren und auf meine Frage hin,

setzten uns zu den liebenswerten Jungs. Als Tante Emma ihren

warum er denn immer noch in Deutschland ange-

Laden schloss, erlaubte sie uns noch eine weitere Extrabestellung,

meldet und versichert sei, schaute er mich ange-

und dann entwickelte sich ein Sommerabend voller Herzlichkeit,

sichts meiner deutschen Kleinkariertheit fragend

Gastfreundschaft und Warmherzigkeit.

an: Versicherung? Was denn für eine Versicherung? Steigt ein und fährt los.

Die Sprachkenntnisse meines Gastvaters lösten halbwegs das

Morgen scheint wieder die Sonne, und der selbst

Verständigungsproblem, und so erzählte ich ein wenig über mein

angebaute Wein wird reifen.

Leben in Deutschland, den Grund meiner Reise und den kleinen Abenteuern auf der Tour. Die Jungs erzählten aus ihrem Leben,

Auch ein Nummernschild ist nicht so wichtig, denn

und da sie trinkfester waren als wir, und wir ihr Getränke-Tempo

hier, bitte entspann dich mal du nervöser Deut-

mitgehen mussten, schloss sich auch immer mehr der zwischen

scher, denn hier löst man das so:

uns liegende Promilleabstand. Um 00:30 Uhr berichtet mein Gastvater den Wir saßen dort in dem moldawischen Sommer auf ein paar

fantastischen Vier von meinem kleinen Nummern-

Holzbänken, es dämmerte und es wurde Nacht, und ich verstand

schildproblem. Sofort greift der Nüchternste zum

im Laufe dieses Abends ein wenig mehr, warum die Menschen in

Hörer und telefoniert in die moldawische Nacht.

Bessarabien trotz wirtschaftlicher Not einen glücklichen und aus-

Ergebnis: Wir mögen uns bei Wassili melden, er

geglichenen Eindruck machen. Ich verstand zudem, warum meine

würde unser Problem lösen.

Großeltern zeit ihres Lebens eine leichte Melancholie befiel, wenn sie aus ihrem Leben in Bessarabien berichteten.

Ich verabschiedete also unsere neuen Freunde, ließ den Rest-Wodka leichten Herzens bei ihnen, und

Das Leben erschien mir dort leicht. Klimatisch, und auch gefühlt,

ich folgte meinem Gastvater bei vollkommener

ein nicht enden wollender Sommer. Mein Gastvater und mei-

Dunkelheit und, vorsichtig formuliert, leicht ange-

ne neuen Freunde erklärten mir nachvollziehbar, dass es ihnen

schickert Richtung Wassilis Haus.

eigentlich egal sei, in welchem System sie lebten und wer sie

Es sollte sich heraus stellen, dass er der bei der

regierte. Natürlich sei seit dem Fall des Eisernen Vorhangs alles

Geburt getrennte dritte Bruder der Klitschkos sein

anders geworden und vieles auch besser. Die Jugend würde in

musste.

die Welt gehen, um dann gerne irgendwann zurück zu kehren.

Wassili hat eine sehr nette Frau, einen patenten

Die Freiheit sei gut. Aber eigentlich wichtig wär es, dass ihr selbst

Sohn und einen schönen Trainingsanzug.

angebautes Obst und Gemüse gut gedeihe, der Sommer lang ist

Und er würde mein Problem lösen.

und sie nachts bei hohen Temperaturen auf ihren Holzterrassen schlafen könnten.

Mehr dazu in der kommenden Ausgabe.

Das Leben ist dort in diesem kleinen Dorf ein langsamer, ruhiger

34

stetiger Strom und der Rest, inklusive behördlicher Vorgaben sei,

Anmerkungen, Kritik, eigene Erfahrungen?

nicht so wichtig: Mein Gastvater fährt einen Golf II mit einem

Sehr gerne an: jens.foehl@motmagazine.de


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