Moustache Magazin 1

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moustache  |  inhalt

INHALT MODE

KULTUR

Neue Designer braucht 5 das Land

Kunst

Blackbook

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«Wie man mit T-Shirts von H&M und einem Bügeleisen zum Designer werden kann »

Fräulein Rosarot Fräulein Krautwurst

«Wurstwaren – Darf‘s ein bisschen mehr sein? »

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Laend 14 «Von Bon Iver und Schoggi Cornet »

Fiona Dinkelbach

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Literatur Copycat Roadkill

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Film Alice In Wonderland

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A Glass of Milk?

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AUSGANG

MUSIK

SCHNAUZIGES

Je t‘aime Bar

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CD-Rezensionen

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Horoskope

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Agenda

30

Maskenball

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Impressum

39

Wettbewerbe

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Zum Brotkorb

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Vorschau

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Live @ kaufleuten Zürich

A Fine Frenzy Bomb In a Birdcage Tour 2010

New Wave Bossa Nova Pop

Fr 21.5.10, 20.00

Die uk-Newcomerin des Jahres!

Di 8.6.10, 20.00

einziges konzert in der Schweiz

Fr 4.6.10, 20.00

Freak Folk

ONE-O-FIVE

Di 13.7.10, 20.00

einziges konzert in der Schweiz

VorVerkauF: www.allblues.ch • www.kaufleuten.com • Alle Ticketcorner,

Die Post, Manor, SBB, Migros City Zürich • VERANSTALTER: AllBlues Konzert AG und Kaufleuten


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NEUE DESIGNER BRAUCHT DAS LAND! Die Schweiz ist ja allgemein eher für lecker Schoggi und schöne Uhren bekannt als für bahnbrechendes Modedesign. Moustache zeigt euch, dass Hoffnung besteht. Wir durften vier jungen Desinger, einige schon mit eigenem Label, ein paar Fragen stellen.

Mustach by Tom Eerebout, Belgium


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WIE MAN MIT EINEM BÜGELEISEN ZUM DESIGNER WERDEN KANN. André Lorenz Stock ist erst 18 Jahre alt und hat mit BlackBook im August 2008 sein eigenes Modelabel gegründet. Mit Hilfe eines Bügeleisens brachte er die Designs, die er zuvor mit dem Microsoft Programm ‚Paint’ entworfen hat, auf den Stoff. Heute kann man die Stücke in seinem Onlineshop kaufen. Ausserdem ist der Schwede das nächste Opfer der H&M-Designer-Kooperation. Ob die T-Shirts so schnell weg gehen wie damals die von Herrn Lagerfeld? Wir sind gespannt und haben André vorab mit einigen Fragen gelöchert. (Interview und Text Miriam Suter, Bilder: René Zibold, H&M)

André Lorenz Stock mit einem seiner selbst designten T-Shirts.


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UND T-SHIRTS VON H&M

Was war für dich ein ausschlaggebendes Erlebnis, das dich zum Nähen gebracht hat? Ich hatte schon immer einen sehr starken Drang, etwas zu kreieren, etwas herzustellen. Wer sind deine Idole in der Modewelt? Hast du überhaupt welche? Ich habe keine Modevorbilder, aber mich faszinieren die früheren Ikonen wie Coco Chanel und Gianni Versace. Wie sie Mode gelebt, wie sie Mode richtiggehend geatmet haben ist sehr interessant. Wenn du irgendeine Person (real oder fiktiv) einkleiden dürftest - wer wäre das und was bekäme sie oder er anzuziehen? Ich würde gerne Tupac Shakur einklei-

den. Wenn er wieder zurück kommt, im 2014. Für mich ist er ein Pioneer seiner Zeit. Eine grossartige Inspiration und der beste Rapper meiner Meinung nach. Beschreibe deine Arbeit mit einem Lied / einer Band. Me Against the World von 2Pac. Ich mag die Aussage des Liedes - du brauchst niemand anderen ausser dir selber, um zu tun was du wirklich willst. Man kann das übrigens wunderbar auf die Modewelt anwenden: zieh dich doch einfach so an, wie es dir gefällt, auch wenn der ganze Rest anders herumläuft.

Hast du beim Arbeiten spezielle Rituale? Skizzierst du zum Beispiel nackt oder schlägst zwischen den Näharbeiten Räder? Nein. Ich setze mich einfach ruhig hin und lasse ‚es’ kommen. Ich habe eine sehr starke Vorstellungskraft, die mich dann in Wellen überkommt. Aber ich denke, jeder sollte seinen eigenen Weg finden, Dinge zu kreieren. Wenn Musik hören hilft, dann hört Musik! Mit welchem Satz würdest du deine erste Modenschau eröffnen? «Out on bail, fresh out of jail, California dreaming» Die gesamte Kollektion gibt‘s auf:

www.bbook.se

Neben André durften noch andere Designer zu Farbe und Pinsel greifen: Coutore by Romas Makuhha, England

Redhead by Giulia Voltini, Italy

Beard by Sophia Tarouhit, Sweden


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FRÄULEIN rosarot Ich habe mich verliebt. Verliebt in die unzähligen, wunderschönen und aussergewöhnlichen Täschlis von Fräulein Rosarot. (Judith Erdin)

Mein erster Gedanke, als ich das erste Mal von Fräulein Rosarot gehört habe und die Internetseite besuchte, war: Was ist denn das? Ich begann mich einzulesen und klickte mich oberflächlich durch die Seite. Die Frontpage und das Grafikatelier, ich gebe es ehrlich zu, konnten mein Interesse nicht wirklich wecken und ich spielte bereits mit dem Gedanken doch lieber die Statusmeldungen auf Facebook abzuchecken als hier meine Zeit zu verschwenden. Doch dann kam es: die Täschlifabrik. Meine Augen begannen zu glänzen, mein Herz hüpfte vor Freude höher und meinem Mund entfuhr ein verzücktes Seufzen. Sporttaschen, Necessaires, Etuis, Schminktäschli, Nateltäschli, Shopper oder Handtäschli in den buntesten Farben und ausgefallensten Mustern beglückten meine Augen und meine Seele und mir war mit einem Schlag klar: das will ich auch! Wie so viele Frauen will ich nicht das haben, was jede zweite Frau besitzt. Man denke an Horrosituationen im Club oder an einer Bar, wo die Frau neben dir (die blöde Kuh) das selbe Kleid trägt wie du – und darum räumte Fräuleins gut platzierter Slogan «Jedes Täschli ein handgefertigtes Unikat» die wenigen Zweifel aus und ich war ganz und gar eine gefangene im Traumland von Fräulein Rosarot.


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«Das Einzige was ich wusste war: ICH MUSS DAS HABEN!» Mein Kopf war leergefegt, der kleine Teil im Gehirn, welcher für meine Finanzen zuständig ist, ausgeschaltet und mein freier Wille gebrochen. Es brauchte seine Zeit bis ich meine erste Bestellung Richtung Rosarot abschicken konnte, denn eine Entscheidung zu treffen stellte sich als schwieriger heraus, als ich mir vorgestellt hatte. Die Auswahl unter den verschiedenen Stoffen ist einfach zu gross als dass ich mich innert einer Minute oder zwei hätte entscheiden können, obwohl ich mich nicht unbedingt zu den unentschlossenen Men-

schen zählen würde. Schlussendlich habe ich mich dann doch entscheiden können und die Bestellung abgeschickt - die Lieferung zu mir nach Hause liess nicht lange auf sich warten. Geduldig erwartete sie mich im Briefkasten und liess sich ohne Widerrede von mir ins Wohnzimmer tragen. Einer Zeremonie gleichend öffnete ich den Umschlag und zog mit andächtiger Ehrfurcht das filigrane Schminktäschli heraus. Die kleinen Rosen auf dem cremefarbenen Grund blinzelten mir verschwörerisch zu und ich konnte nicht anders als über das glatte feine Material

zu streichen und die elegante Form zu bewundern. Verstohlen wischte ich die kleine Träne im Augenwinkel weg. Das war der Moment als ich den Täschlis von Fräulein Rosarot ganz und gar verfallen war. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich diesen Artikel zuerst gar nicht verfassen, und Fräulein Rosarot nur hinter vorgehaltener Hand als ultimativen Geheimtipp weiterempfehlen. Jetzt jedoch bin ich zur Meinung übergegangen, dass es ein nicht wieder gut zu machender Fehler, einer Straftat gleichend, wäre, ihre Täschlis der Menschheit vorzuenthalten. Darum: Wer nur einen kleinen Funken Sinn für das Schöne besitzt, sollte diese Internetseite unbedingt besuchen: www.fraeuleinrosarot.ch Zum Schluss möchte ich noch sagen: Ich besitze mein Schminktäschli nun schon seit über einem Monat und noch immer kann ich mir ein liebevolles Lächeln nicht verkneifen wenn ich das Täschli am Morgen aus dem Badezimmerschrank hole. Darum sind weitere Bestellungen meinerseits auch bereits in der nicht zu unterschätzenden Entscheidungsphase. Also nehmt meinen Tipp an und verfallt auch ihr dem unwiderstehlichen Charme von Fräulein Rosarot.


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WURSTWAREN –

DARF’S EIN BISSCHEN MEHR SEIN? Ihre Kleider sind immer tragbar, manchmal extravagant, selten klassisch und nie langweilig: Hannah Wolf näht, was das Zeug hält, und was dabei rauskommt erhält das Label Frl. Krautwurst. Wir haben Hannah nach ihrer Inspiration und Ritualen gefragt, und wollten vor allem wissen, woher der Name Krautwurst kommt. (Text und Interview: Miriam Suter, Bilder: Tim Klausing)


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Woher kommt der Name Krautwurst? Meine Oma lebte in einem kleinen Ort nähe der bayerischen Grenze. Schaafheim. Sie kümmerte sich um diverse Gräber. Ich verbrachte also mit ihr immer mal wieder ein paar Stunden auf dem Friedhof. Ich lief herum und ich las die Namen auf den Grabsteinen. Ein drittel der Menschen dort hatte irgendwelche Namen (Meier, Müller, Schmidt), ein anderes Drittel hieß Roth und das dritte drittel Krautwurst. Alte Schlachterdynastie. Ich liebte diesen Namen immer auf eine schaurig schöne Weise. Der klingt einfach bekloppt. Die Nachbarin meiner Oma hieß auch so. Erna Krautwurst. Ich mochte sie und ihren Papageien und vor allem ihren schier unendlichen Vorrat Schokolade sehr. Was war für dich ein ausschlaggebendes Erlebnis, das dich zum Nähen gebracht hat? Ich sah nie so aus, wie meine Mitschülerinnen. Schon vom Gesicht her nicht und dann auch nicht vom Outfit. Einfach weil ich das kultivieren wollte. Und auf meiner Schule, ich war damals so 13 hatte knallrote Dreads und eine 70iger Jahre Bluse an, war ein wahnsinnig schönes Mädchen. Sie war in der zwölften Klasse und mein heimliches Idol. Und dann eines Nachmittags sprach sie

mich in der Innenstadt an. Woher ich denn meinen tollen Rock hätte. Er war selbst genäht. Und sie bat mich ihr auch einen zu nähen. Das tat ich. Mehr schlecht als recht. Aber es war ein gutes Gefühl. Und dann bewunderte ich sie weiter auf der anderen Seite des Schulhofs. Wer sind deine Idole in der Modewelt? Hast du überhaupt welche? Ich glaube ich habe keine. Natürlich gibt es Menschen, die tolle Sachen machen. Die letzten, die mich echt begeistert haben, waren Peret und Schaad. Aber die sind auch wieder zu nah um wirklich Idole zu sein. Sie sind von meiner Uni und die Stoffe hat eine aus meinem Kurs gemacht. Und wirklich gut kenne ich mich auch nicht aus. Ich kenne kaum Namen und es interessiert mich auch wenig. Ich mag mich nicht an anderen orientieren oder mich von ihnen einschüchtern lassen. Dazu neige ich nämlich leider. Wobei ich Rose Bertin schon beeindruckend finde. Unter Marie Antoinette war sie quasi «Modeministerin». Sie hat quasi «Trends» überhaupt erst erfunden. Ohne sie gäbe es das, was wir heute als Modeindustrie kennen, gar nicht erst. Was sie natürlich auch ein bisschen hassenswert ist.

Wenn du irgendeine Person (real oder fiktiv) einkleiden dürftest - wer wäre das und was bekäme sie oder er anzuziehen? Ich hätte große Lust Kostüme, die sich nicht an der Realität messen müssen, zu gestallten. Eine Band zum Beispiel. Scooter. Das würde mir großen Spass machen. Ein bisschen Blade Runner meets Lady GaGa. Warum jetzt Scooter? Nicht nur, weil sie Trash sind. Sondern auch weil ich sie für mich ein gelungenes Beispiel für die Unterhöhlung der Musikindustrie gelten. Man beachte die Reminiszenzen an «The Klf» oder auch das Hörbuchprojekt von H.P. Baxter bei dem er Thomas Bernhard Texte ließt. Können die nicht mal ein Musical machen? Beschreibe deine Arbeit mit einem Lied / einer Band. Forrest Families von the Knife. Das Gefühl sich nicht verstanden zu wissen und der Anpassungsdruck, dem man in der Provinz unterliegt und die unendlichen kreativen Potenziale, die sich freisetzen, wenn man endlich in einer anderen Umgebung ist. Das ist meine Geschichte.


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Hast du beim Arbeiten spezielle Rituale? Skizzierst du zum Beispiel nackt oder schlägst zwischen den Näharbeiten Räder? Ich habe keine grossen Rituale. Meist läuft der Fernseher oder ein Hörspiel - zum Musik genießen ist es leider zu laut. Und ich Rauche viel. Das hat aber nichts mit dem Nähen zu tun, das mach ich eh immer. Und nach ca. 10 Minuten bin ich (halb)nackt. Einfach weil ich die Sachen immer wieder anprobieren muss und ich zu faul bin mich immer wieder an und auszuziehen. Mit welchem Satz würdest du deine erste Modenschau eröffnen? Die Folter endet nie. Tocotronic. Und für mich das lebensbejaenste Lied der letzten Zeit.


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Denkst du, dass das Internet, speziell das Phänomen Modeblogs die Modeindustrie in einer ähnlichen Art bedrohen, wie der Musikdownload die Musikindustrie? Die meisten Modeblogs sind belanglos und werden nichts ändern. Wenn überhaupt nur das Shoppingverhalten von Mittelstandskindern. Und dann gibt es ein paar wenige, denen ich schon Macht zu sprechen würde, The Business of Fashion zum Beispiel. Aber nein, eine Bedrohung wie für die Musikindustrie werden sie nicht werden (wobei selbst das noch zu diskutieren wäre). Ich kann einfach keine Fotos anziehen. Es geht nicht. Heruntergeladene Musik kann ich hören und sie erfüllt ihren Zweck (wenn auch nicht immer in bester Qualität). ich denke viel mehr, dass die wenigen Modeblogs, die inhaltlich interessant sind, viel mehr die Macht haben, kleinere Designer, die eben noch keine Show in Paris machen können, unterstützen können. Vielfalt, das ist das einzige, das passieren könnte. Und gleichzeitig wird sich ein Lagerfeld auch nicht um seine Pfründe sorgen müssen. Zu kaufen gibt es Hannahs Kleider entweder auf Bestellung in ihrem Blog oder in ihrem Dawanda-Onlineshop.

www.frlkrautwurst.blogspot.com


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VON BON IVER UND SCHOGGI CORNET Laend Phuengkit gehört zu den erfolgreichsten letztjährigen Absolventen der Fachhochschule Gestalung und Kunst Basel. Wir durften ihm ein paar Fragen stellen. (Miriam Suter)

Was war für dich ein ausschlaggebendes Erlebnis, das dich zum Nähen gebracht hat? Meine Grossmutter hat mich eindeutig beeinflusst. Ihr beim Nähen, Stricken zuzusehen war für mich faszinierend aber wirklich mich getraut hab ich mich nicht selber ranzugehen. Erst nach der Handelsschule habe ich dann gemerkt was ich wirklich lernen will. Wer sind deine Idole in der Modewelt? Hast du überhaupt welche? Ich habe keine Idole. Vielmehr finde ich verschiedene Künstler/Designer interessant, wie sie arbeiten und was sie der Gesellschaft mitteilen wollen. Vielmehr interessiert es mich das Vorangehensweise eines Modedesigners und ihren Statements und nicht das Produkt. Beschreibe deine Arbeit mit einem Lied / einer Band / einer Musikrichtung Diese Frage ist toll... da ich oft während dem Entwurfsprozess Musik höre und dies mich intensiviert beim Designen. Dadurch reflektiere ich viel besser. Die Stimmung ist für mich super wichtig. So kann ich die Outfits bzw. Gesamtkollektion definieren. Für mich hat jede von meiner Kollektion ein anderes Lied bzw. Musikrichtung. Meine Diplomkollektion zum Beispiel war Bon Iver, das Lied Lump Sum. Die melancholisch verträumte Mystik. Die nächste Kollektion wird die Stimmung Apparat und Moderat haben.

Hast du beim Arbeiten spezielle Rituale? Skizzierst du zum Beispiel nackt oder schlägst zwischen den Näharbeiten Räder? Ich recherchiere sehr viel bis mir irgendeine Inspiration oder Idee einfällt. Das können Bilder aus dem Museum oder Magazinen sein oder auch Gebäuden bzw. Architekur wie z.B. von Daniel Liebeskind. Und wenn ich die Ausgangslage gefunden habe, gehts eigentlich gleich los mit dem Entwurf Skizze und Abformen an der Büste und an mir selbst. Mit welchem Satz würdest du deine erste Modenschau eröffnen? Laend: Mit gar keinem! Welche ist deine Lieblings Glacé-Sorte? Mein Lieblingsglacé ist Schoggi-Cornet


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Wie beurteilst du die Auswirkung von Modeblogs auf die ‚professionelle‘ Modewelt? Liest du selber auch Modeblogs? Welche? Generell sind Modeblogs hilfreich für die Modewelt. Ein digitales Archiv für die Recherche. Der Blog zeigt, was heute und evtl. morgen Trend ist. Der Nachteil ist, dass Designer diesem rationalen Wandel im Blog gar nicht mehr nachkommen können mit kreieren, weil teilweise die Blogs viel schneller sind als wir. Spezifisch kann ich nicht sagen, welche Blogs ich am meisten lese oder mein Favorit ist. Während ich in den Blogs rumstörbere, suche ich eh nur Bilder raus. Was da wirklich steht interessiert mich generell nicht. Denkst du, dass es in der heutigen Zeit noch Stilikonen wie vor 50, 60 Jahren gibt? Wenn ja, wer? Ich würde sagen, Kate Moss ist die Stilikone der 90er in der heutigen zeit. Was sind für dich absolute Faux Pas was Mode angeht? Bauchfrei!

Einige Desinges aus seiner Spring-Summer-Kollektion


moustache  |  literatur

COPYCAT ROADKILL «Findet man ein geiles Sample, ja dann nimmt man das!» rappt Denyo von den Beginnern 2003 auf der Single «Fäule» und bringt damit jenes Selbstverständnis zum Ausdruck, mit dem sich Produzenten von HipHop-Beats beim Komponieren ihrer Stücke seit Beginn der Bewegung bei anderen Musikern und deren Songs bedienen. (Text und Bild: Daniel Mahrer)

Ob Helene Hegemann diese Zeile wohl im Hinterkopf umherschwirren hatte, als sie sich an den Schreibtisch gesetzt hat, um ihren Debütkracher «AXOLOTL ROADKILL» zu schaffen, müsste man sie wohl schon selber fragen. Dass sie damit allerdings bis zum heutigen Tag «Wirbel wie ne Turbine» gemacht hat, wie es im Refrain des selben Songs heisst, ist eine unbestrittene Tatsache. Nach Erscheinen des Romans im Januar diesen Jahres in den Feuilltons durchgehend in den Himmel gelobt und als Wegbereiterin einer neuen Sprache, die die Web 2.0-Kultur und die hedonistische-gleichgültige Lebenseinstellung der urbanen Jugend der Nullerjahre in die Literatur einbringt, lernte sie schnell die Schattenseite zeitgenössischer Medienkultur kennen, als Blogger Deef Pirmasens auf auffällige Ähnlichkeiten zwischen AXOLOTL ROADKILL und dem 2009 erschienen Untergrund Techno-Roman «STROBO» von Blogkollege Airen hinwies, und damit eine Plagiatsdiskussion ausgelöst hat, die bis heute im Gange ist und in deren Laufe weiter ungenannte Quellen, Zitate und wörtlich übernommene Inspirationen aufgetaucht sind.

Das Lesen des Buches bekam so eine ganz neue Qualität, der an sich doch eher banale Inhalt trat hinter die Spannung einer Suche nach noch unentdeckten copypaste-Passagen zurück – ganz im Sinne einer literarischen Schnitzeljagd. Von der Wonderwoman des Literaturbetriebs zur Copycat, der schillernde neue Pfau im Gehege doch nur ein schüchternes Küken, das sich mit fremden Federn geschmückt in eine Welt vorgewagt hat, die sich als noch eine Nummer zu gross erweist und in der es nun von wütenden Schnäbeln der etablierten Hennen und Gockel zerfetzt wird? Die Häme, mit der Helene Hegemann quer durch sämtliche Medien übergossen wurde, war gewaltig und bei mehr als einer Schelte glaubte man die Erleichterung des Autors darüber spüren zu können, dass das vermeintliche Wunderkind nun doch betrogen und ihn nicht mit purer Begabung auf dem Weg nach oben abgehängt und in dunkle Reich der ewigen Bedeutungslosigkeit verbannt hat.

Dass sich Kunstschaffende seit jeher bei ihren Vorgängern bedienen, ist ein fester Teil unserer Kulturentwicklung, egal ob in Musik, Film, bildender Kunst oder eben in der Literatur: abgekupfert, neuinterpretiert, gesamplet, transformiert, zitiert oder schlicht und einfach geklaut wurde in unterschiedlichem Ausmass schon immer fleissig und somit bewegt sich Hegemann nicht nur inhaltlich auf zumindest nicht neuen Pfaden. Dass aber insbesondere die älteren Vertreter des Literaturbetriebs gegen sie heftig auf die Barrikaden gehen, liegt weniger an dem medialen Generationenkonflikt, der sicherlich auch eine Rolle spielt, als wohl viel mehr an der Tatsache, dass Hegemann besonders skrupellos, um nicht zu sagen platt geklaut hat. Ganze sechs A4-Seiten füllen die Passagen aus seinem Buch, merkt Airen in seinem Erlebnisbericht der vergangenen Tage im Rolling Stone Magazine an, Passagen die Hegemann nicht nur in ihrer Aussage und teilweise auch Wortlaut unverändert lässt, sondern auch in ihrem Kon-

«Bad artists copy, good artists steal» Pablo Picasso


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text. Die Geschichte ist somit insofern problematisch, als die von Airen geklauten Stellen einen grossen Teil des Reizes an AXOLOTL ROADKILL ausmachen, bieten sie doch genau jenen Einblick in eine nihilistische Welt aus bedenkenlosem Drogenmischkonsum und anonymem Sex in der urbanen Orientierungslosigkeit der Nullerjahre, die vielen von uns ansonsten verwehrt bleiben würden, und die man Helene Hegemann, vor allem auch aufgrund ihres jungen Alters nur schwerlich abkauft. Auch wenn diese darauf besteht kein Tagebuch geschrieben, sondern ein Experiment gemacht zu haben, so begleitet stets ein schaler Nebengeschmack fehlender Authenzität die Lektüre des Buches. Statt aus dem tatsächlichen Leben von Airen, finden diese Erlebnisse nun halt im fiktiven Leben der mit der Zeit ziemlich nervend altklugen Protagonistin Mifti statt und können somit wohl auch einen Teil, der um einiges grösseren Aufmerksamkeit erklären, die AXOLOTL ROADKILL gegenüber STROBO erregt hat: Wenn ein siebzehnjähriges Mädchen in dieser Sprache («Fickundkotz-Jargon», die Zeit) über exzessive Party-,


moustache  |  literatur

Sex- und Drogenerlebnisse schreibt, so kommt da nicht nur ein gewisser voyeuristischer Reiz ins Spiel: Es wirkt denn auch in Kombination mit SMS- und E-Mail-Auszügen viel eher avantgardistisch als das Absturztagebuch eines Aussteigers Ende zwanzig, dem vom durchschnittlichen Rezipienten schnell mal der Begriff Junkie, gleichbedeutend mit Versager auf die Stirn gedrückt wird.

Hegemanns Rechtfertigung, ihr Plagiieren sei eine zeitgemässe Schaffensform greift insofern zu kurz, als dass sie weder die kopierten Stellen als solche markiert, noch auf deren Quellen aufmerksam gemacht hätte. Dass sie in einer ersten Stellungnahme abgestritten hat, STROBO zu kennen, hilft ihr da nicht weiter, erweckt es doch im Gegenteil den Anschein eines besonders dreisten Diebstahls, da sie offenbar damit gerechnet haben muss, bei der geringen Verbreitung der Vorlage würde er nicht auffallen.

«Unreifes Verhalten einer jungen, unerfahrenen Autorin oder eiskalte Berechnung des Verlags zu PR-Zwecken?»

www.ullsteinbuchverlage.de

Während Hegemann nach ihren fast schon arrogant anmutenden Rechfertigungsversuchen plötzlich wieder Welpenschutz vor den Reaktionen der Medien beansprucht (bei Harald Schmidt, man müsse bedenken, was man mit einer Siebzehnjährigen in der Öffentlichkeit machen könne), will man beim Ullstein Verlag von

sämtlichen Plagiaten nichts gewusst haben und verweist darauf, dass bei allen herausgegebenen Büchern sämtliche Zitate mit ihren Quellen ausnahmslos genannt werden müssten. Es bleibt zu bemerken, dass aus der ganzen Geschichte, abgesehen von Helene Hegemanns öffentlichem Ansehen zumindest keine offensichtlichen Verlierer hervorzugehen scheinen, so hat die umfassende Berichterstattung während Wochen, sowohl in den klassischen Medien, wie auch im Internet, nicht nur AXOLOTL ROADKILL, sondern auch dessen Vorlage einen reissenden Absatz beschert. Ullstein wird noch diesen Herbst Airens STROBO ebenfalls als Taschenbuch herausbringen, und während dieser mit I AM AIREN MAN bereits nach kurzer Zeit nachgelegt hat, scheint auch Blogger Deef Pirmasens von der gesteigerten Aufmerksamkeit um seine Person profitiert zu haben, ist er doch soeben mit seinen multimedialen Lesungen zu STROBO durch Deutschland getourt.


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A

B

online shop: www.bang-on.ch


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ALICE IN WONDERLAND – TIM BURTON

We‘re all mad here, Mit Johnny Depp als Hutmacher und Mia Wasikowska als Alice Kingsley sind die Rollen perfekt besetzt. Der Film enthält eine ganze Auswahl an verschiedenartigen Szenen, von witzig bis makaber und seltsam.

…I’m mad. You’re mad», sagt die Grinsekatze zu Alice, als sie ins Wunderland eintaucht. Doch im neuen Film von Tim Burton wird nicht die Geschichte erzählt, die man kennt. Es ist der zweite Teil des Klassikers. (Sara Suter)

Die inzwischen 19-jährige Alice Kingsley hat ihre Abenteuer im Wunderland schon lange vergessen, träumt jedoch immer noch von den Erlebnissen vor 13 Jahren. Mit ihrer Mutter fährt sie zu einer Gartenparty von den Ascots, doch das Fest entpuppt sich als Verlobungsfeier: Vor allen Anwesenden bittet der langweilige Hamish Alice um ihre Hand. Sie reagiert zerstreut und weiss nicht, was sie sagen soll. Bis sie ein weisses Kaninchen ins Gebüsch hoppeln sieht. Sie rennt ihm

3D-animierte Gegenstände und Personen bekommen eine sehr echt wirkende Ausstrahlung. Es lohnt sich also, den Film im 3D-Kino zu schauen. Von uns gibts gekämmte 5 von 5 Schnäuzen! hinterher und fällt in ein tiefes Loch, der Eingang zur neuen Welt – dem Wunderland. Die Geschichte hält viele Parallelen zum Kinderfilm, ist jedoch auch um einige interessante Sachen erweitert.


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Alice …


moustache  |  film

Got Milk? Ob das Glas halb voll oder halb leer ist, interessiert uns für einmal einen feuchten Dreck. Unsere Autorin Vera hat sich mit dem Milchglas als wiederkehrendes Stilmittel im Film auseinandergesetzt. (Text: Vera)

Als Oberst Landa mit einem Lächeln auf den Lippen ein Glas Milch für die Mademoiselle ordert, läuft dem Zuschauer ein kalter Schauer über den Rücken. Denn wir erinnern uns noch allzu gut an die Eröffnungsszene des Films, in der besagter Oberst den Bauern LaPadite befragt, und was sich der Oberst erbat war – ein Glas Milch. Dieses Glas Milch, dass mehrmals, in Wort und Bild, seinen Auftritt in Tarantinos «Inglourious Basterds» (2009) erfährt, ist bei weitem nicht das erste Glas Milch der Filmgeschichte. Da ist zum Beispiel das berühmteste, das in «Suspicion» (1941) naemlich, welches Carry Grant als Johnnie Aysgarth seiner Frau ans Bett bringt. Diese verdächtigt ihn, sie umbringen zu wollen, und das Glas Milch, dass der Gatte im expressionistischen Setting die Treppe hinauf zum Schlafzimmer trägt, leuchtet geradezu gespenstisch. Im Interview mit Truffaut weist Hitchcock, dem wir diese Szene zu verdanken haben, dann auch dezidiert darauf hin, dass der Effekt durch eine Glühbirne in der Milch herbeigeführt wurde – damit der Zuschauer auch ja auf das Glas

schaue und nicht auf den allzu angebeteten Darsteller. Man muss sich nur zu helfen wissen! Aber auch in früheren Filmen setzte Hitchcock das Glas Milch ein. Wenn zum Beispiel in «The 39 Steps»(1935)der unschuldig Schuldige Richard Hannay mit der unfreiwillig an ihn gefesselten Pamela in einem Gasthaus Unterschlupf sucht, erbittet er ein Glas Milch für die Dame, in deren Begleitung er sich befindet. Dieses Glas Milch leert Hannay dann später, nach einem weitren Disput mit Pamela, selbst; Die Lacher hat er auf seiner Seite. Und dann wird in einem weiteren Film dem Milchglas eine geradezu philosophische Dimension hinzugefügt. Xavier durchlebt geradezu ein Wechselbad der Gefühle in Cedric Klapischs «Les Poupées Russes» (2005). Und warum er sich hat dazu hinreissen lassen, nach Moskau zu fahren und dort das Modell Cecilia zu treffen, anstatt weiterhin in St Petersburg mit seiner Freundin Wendy zu bleiben – das weiss er plötzlich auch nicht mehr genau. In dem Moment nämlich, in dem

er in einer Moskauer Disko auf der Tanzfläche steht, mit einem Glas Milch in der Hand, um welches ihn eben jene Cecilia gebeten hatte, die dann, während Xavier an der Bar stand, zufällig Bekannte traf und mit diesen über alle Berge verschwand. Und Xavier wird sich bewusst, welchen Fehler er mit seiner Fahrt nach Moskau begangen hat und steht nun im bunten Scheinwerferlicht und die Bässe stampfen und die Milch zieht Kreise. Das Milchglas also lässt sich in den unterschiedlichsten Filmen unterschiedlichster Epochen und Genres wiederfinden, es scheint geradezu eine Faszination auszuüben auf die Regisseure jeglicher Couleur. Und metaphorisch lässt es sich auch immer wieder unterschiedlich deuten – als Zeichen der Machtausübung in «Inglourious Basterds», als Sinnbild für den Verdacht der Ehefrau in «Suspicion», aber ebenso als sexuelle Metapher, gerade in der direkten Verbindung mit den oft angeführten Handschellen in «The 39 Steps». Und nicht zuletzt als Verbildlichung der Bässe in «Les Poupées Russes», die Wiederum als dem Herzschlag ähnlich klassifiziert werden, im OTon der Bilder.


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moustache  |  kultur | kunst

FIONA DINKELBACH Collagen basteln kennen die meisten von uns ja noch aus Kindergartenzeiten: Ein bisschen was ausschneiden, neu anordnen und wieder zusammenkleben. Ganz einfach, eigentlich. Nur sehen die meisten Collagen auch danach aus. Nicht so bei Fiona Dinkelbach: Ihre Werke erinnern an laue Sommerabende, an denen die Füsse noch angenehm warm kribbeln. Wir haben ihr ein paar Fragen über ihr Schaffen gestellt! (Interview: Miriam Suter)


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e g a l l o c

ICH KLEB DIR GLEICH EINE!

Was war für dich ein ausschlaggebendes Erlebnis, das dich zur Collage / zur Kunst gebracht hat? Der Zufall. Begonnen habe ich mit meiner Arbeit 2004. Das Prinzip der Collage habe ich gewählt weil ich eine große Schwäche für alte Dinge habe, So auch alte Zeitungen, Zeitschriften sowie das Vergängliche. Ich habe viel Material gesammelt ohne zu wissen, zu welchem Zweck. Bis ich dann schließlich begonnen habe mit diesen Fragmenten zu arbeiten. Wer sind deine Idole in der (Kunst) Welt? Hast du überhaupt welche? Idole habe ich nicht. Natürlich gibt es Künstler die ich sehr bewundere und achte. Richard Prince ist einer von ihnen. Ich liebe seine Nurse-Paintings. Das ist vielleicht auch eine Technik, mit der ich mich irgendwann einmal auseinandersetze: Das Übermalen von bereits existierenden Bildern. Beschreibe deine Arbeit mit einem Lied / einer Band. Die Musik der 60er Jahre: The Velvet Underground & Nico. Astrud Gilberto ist für manche Arbeiten auch sehr passend. Es kommt auf den Entstehungszeitraum an. Ich habe um 2007 viel mit rosa Tönen gearbeitet und Spitze was sehr mädchenhaft bestimmt war. Da sind es Melodien

aus Filmen, die man im Kopf hat und nicht zuordnen kann. Vielleicht lassen sich meine Arbeiten viel besser mit Filmen beschreiben. Hast du beim Arbeiten spezielle Rituale? Skizzierst du zum Beispiel nackt oder schlägst zwischen den Näharbeiten Räder? Ich kann hauptsächlich nachts arbeiten. Dunkelheit, eine kleine Lampe und Ruhe.

Wer neugierig auf Fionas Bilder geworden ist, kann sich auf ihrem Blog Anti War is Anti Orgasm einen genaueren Einblick verschaffen. Auf jeden Fall einen Blick wert!


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je t‘aime bar Die Lücke zwischen dem KiFF und dem Flösserplatz wurde endlich aufgefüllt. Die Je t’aime Bar in Aarau ist wirklich zum lieb haben! (Miriam Suter)

Die Je t’aime Bar in Aarau ist klein, aber nicht einengend. Gemütlich, aber nicht auf der KuschelrockSchiene. Wein und Bier sind günstig, die Musik ist gut, kurz: der perfekte Ort, um einen Abend anzufangen oder ausklingen zu lassen. Je Taime Bar/Concerts das sind zwei junge Herren aus der Umgebung Aarau: Valentin und Celeste: «Enstanden ist das ganze aus einer gewissen Unzufriedenheit. Da es in der Stadt der schönen Giebel wenig alternative Orte gibt, wussten wir was zu machen ist – das ganze muss selber in die Hand genommen werden. In den paar wenigen, aber ausgewählten Konzerten, die wir bis jetzt organisiert haben, hatten wir das durchmischte Publikum, das

wir uns erhofften. Unsere Konzerte sollen nicht nur ein junges oder altes Publikum ansprechen sondern die Mischung macht es aus. Wir machen das Ganze mit viel Herzblut und sind froh wenn wir nicht aus eigener Tasche noch drauf zahlen müssen.» Die Bar liegt mitten in der Aarauer Altstadt (frühere Barracuda-Besucher können den Weg wohl bereits im Schlaf wandeln) vor der Kettenbrücke, direkt neben der Spaghetti Factory (wo das Moustache Magazin übrigens seine Anfänge gefunden hat). Die Moustache-Redaktion und ihr Gefolge hat die Je t’aime Bar bereits ausgiebig getestet und als hervorragend befunden: An einem Ort, wo die Getränke günstig und die Musik gut sind, wo die Konzerte in einem

winzigen Keller stattfinden und die Bänkli mit Leopardfell bezogen sind kann man sich ja nur wohlfühlen! Bevorstehende Konzerte: POESIE plus X 08.05.2010 Ein feinsinnig poetischer, nachdenklich-besinnlicher, über die Stränge schlagender, Grenzen sprengender, swingender, unbedingt persönlicher, nach vorne denkender Abend mit Rap und Jazz im Zeichen der gereimten Wortes.

www.tobias-pingler.net

Budget Boozers 22.05.2010 Die Budget Boozers lauten Rock n Roll und ekstatischen Garage-


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Rock. Im Herbst 2005 trafen sich die Drummerin, der Bassist und der Gitarrist das erste Mal im Langenthaler Kulturzentrum «Lakuz» – über 40 Konzerte in der Schweiz und Deutschland mit Bands wie «The Monsters», «Jancee Pornick Casino» oder «Slam & Howie» folgten.

hen hausgemachte Beats, veredelt mit poppigen Melodien und rotzigen Lyrics. Was im Wohnzimmer als Spaß anfing, hat sich inzwischen zu einem ernsthaften Projekt entwickelt. Die ersten Songs überzeugten die LiveTesthörer derart, dass Mischu und Cheyenne sofort mehr produzierten.

waren immer der Ansicht, dass die hiesige Musikszene sehr verstaubt daherkommt. Doch anstatt sich nur zu beschweren, feilte die Band an einem Sound, der durch Eigenständigkeit, Witz und Bühnengeilheit geprägt wird. Inspiriert von Grössen wie «The Prodigy», «Peaches» oder «Mani Matter», machte man

Urban Junior 28.05.2010 Anfang 2007 hat Urban Junior sein Set aufgerüstet: Neben Schlagzeug, Gitarre und Gesang, gesellt sich seither ein Synthie plus Hi-Hat. Während intensivem Soundgetüftel in Appenzell und Aarau hat Urban Junior mit diesem Set sein neues Album «E-B.O.M.B.» enstehen lassen. Alle 15 Songs auf der Scheibe sind übrigens live eingespielt.

Das Pferd 17.07.2010 «Wieso heisst ihr eigentlich das Pferd?» ist die wohl am meist gestellte Frage, mit der sich die Band auseinandersetzen muss. Doch eine passende Antwort haben Andreas Mattmann und Felix Hohler bis heute nicht gefunden. Oder will die Band damit nur einen Mythos aufrecht erhalten? Man wird es wohl nie erfahren. Passender wäre wohl die Frage: «Wieso gibt es das Pferd?» Die Antwort ist einfach: Vor 5 Jahren gründeten 2 Musiker aus Frust über die bestehende Band ein neues Projekt mit dem Ziel eine Lücke in der Schweizer Musikszene zu füllen. Das Konzept: 2 Leute machen mit möglichst wenigen Instrumenten Musik, die eine 5 köpfige Rock-Band in den Schatten stellt. Felix und Andi

sich daran ein unterhaltsames, punkiges und tanzbares Live-Programm zu präsentieren. Wie die meisten Bands, begann auch die Karriere von das Pferd in besetzten Häusern, alternativen Open-Airs oder wo auch immer eine Band erwünscht war. Als Gage diente meistens eine Kiste Bier und Benzingeld.

Budget Boozers (Myspace)

Urban Junior (Myspace)

Copy & Paste 12.06.2010 Copy & Paste, das verdrehte ElectroTrash-Pop Duo aus Bern, dass sich an Punkshows wohler fühlt als bei Dancefloor Events, veröffentlicht seine zweite Scheibe auf Everestrecords. Sie verdichten und verdre-

Copy & Paste Myspace

Das Pferd (Myspace)


moustache  |  ausgang

AGENDA! MAI MUSIK 07. & 08.05. Angriff der Killergitarren (My Name Is George, Christopher Christopher, Translantic Flight, Navel, Lomego Surfers) Flösserplatz Aarau (18.-) 08.05. bandXaargau Finale KiFF Aarau (gratis) 08.05. Poesie Plus X Je t’aime Bar Aarau (20.-) 09.05. Lars & The Hands of Light KiFF Aarau (20.-)

WETTBEWERB: GEWINNE 1 x 2 TICKETS FÜR DAS KONZERT: schickt eine E-Mail mit dem Betreff «Lars & The Hands of Light» an info@moustache-magazin.ch 13.05. Stereo Total Mascotte Zürich (32.-) 14.05. Arthole Strobo: We Love Machines KiFF Aarau (15.-) 15.05. Kashmir / Swinging Safari KiFF Aarau (28.-)

WETTBEWERB: GEWINNE 1 x 2 TICKETS FÜR DAS KONZERT: schickt eine E-Mail mit dem Betreff «Kashmir / Swingin Safari» an info@moustache-magazin.ch 18.05. Gisbert zu Knyphausen KiFF Aarau (25.-) 20.05. Dinosaur jr / Built To Spill Dynamo Zürich (50.-)

20.05. Solange La Frange Kofmehl Solothurn (15.-) 21.05. Minimal Makes You Animal KiFF Aarau (10.-) 22.05. Johnossi Abart Zürich (35.-) 22.05. The Budget Boozers Je t’aime Bar Aarau (15.-) 23.05. Klaxons (DJ-set) Mascotte Zürich 26.05. Theater Marie & KiFF präsentieren: Toast Hawaii (Matto kämpft & Die Zorros) KiFF Aarau (20.- / 15-.)

de l‘Est», Peter Bichsel überrascht und provoziert immer mit messerscharfen spontanen Statements, Gedankenreichtum und verschmitztem Witz. Entgegen jeglichen Klischees nimmt uns Peter Bichsel in Zimmer 202» auf eine sehr persönliche Reise mit. In Zimmer 202 werden viele Zigaretten geraucht, obwohl, es vom Tempo her betrachtet, eigentlich ein Pfeiffenraucherfilm ist, gemütlich, unspektakulär und sehr, sehr schweizerisch. Mit Bildern von Kameramann Pio Corradi werden die aktuellen Aussagen Bichsels geschickt mit Archivaufnahmen und Auszügen aus Texten des Autors durchflochten. Die Musikerin Sophie Hunger hat zudem für Zimmer 202 einen sehr eigenständigen, genialen Soundtrack komponiert.

26.05. Foals Abart (35.-) 28.05. Urban Juniors Je t’aime Bar Aarau (gratis) 29.05. Don’t Sleep: Edition 9 KiFF Aarau (20.- / Rolling Rock Aarau: 15.-)

JUNI MUSIK 04.06. Sophia: Solo/Acoustic Show KiFF Aarau (23.-) 09.06. Deichkind Maag Event Hall Zürich (58.-)

KINO Ab 10.05. im Kino Freier Film, Aarau: Zimmer 202 Peter Bichsel ist zwar ein Kenner von Paris, war aber selber noch nie dort. Im Rahmen des neuen Filmes von Eric Bergkraut (Letter to Anna) wagt er jetzt eine Reise. Sie führt ihn bis ins Zimmer 202 im Hotel «Gare de l‘Est» im gleichnamigen Bahnhof, weiter aber nicht. Ob auf der Bahnfahrt oder im und um das Hotel im «Gare

12.06. Copy & Paste Je t’aime Bar Aarau (15.-) 19.06. Vive La Fête Stall 6 Zürich


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04.06. Nouvelle Vague Kaufleuten Zürich (55.-)

WETTBEWERB: GEWINNE 1 x 2 TICKETS FÜR DAS KONZERT

Schon auf ihren ersten zwei Alben haben Nouvelle Vague Elektro-, Punk- und New-Wave-Klassiker der 80er Jahre erfrischend neu arrangiert und in ein luftiges Bossa Nova-Kleid gesteckt. Daher auch der Bandname - beide Musikrichtungen sind mit «Neue Welle», also mit «Nouvelle Vague» zu übersetzen. Bestehend aus dem ProduzentenTeam Marc Collin und Olivier Libaux aus Frankreich, sowie brasilianischen Sängerinnen und Sängern (Eloisia, Camille, Marina Celeste, Silja, Mélanie Pain, Daniella D’Ambrosio, Gérald Toto, Phoebe Tolmer) verwandeln Nouvelle Vague Dance-Nummern

von Soft Cell in Barjazz samt schnurrendem Kontrabass. Oder einen dunklen Echo & The Bunnymen-Song in ein Easy-Listening-Werk in bester Lee Hazlewood-Tradition. Ein ums andere Mal nehmen Nouvelle Vague den Urfassungen ihre Schwere, bringen sie zum Schweben in luftiger Höhe und lassen sie ihren zweiten Frühling erleben. Nach ihrem furiosen und ausverkauften Konzert am letztjährigen Zürcher jazznojazz-Festival werden Nouvelle Vague endlich auch einmal dort auftreten, wo sie am Besten zur Geltung kommen: Im Kaufleuten! Um euer Glück zu versuchen, schickt eine E-Mail mit dem Betreff «Nouvelle Vague» an info@moustache-magazin.ch

(Mermaid Vs. Sailor , 70 selbst gebrannte CDs, die sie über MySpace vertrieb), wurde 2009 unter Neon Gold Records die EP The Crown Jewels veröffentlicht. Danach unterschrieb sie einen Vertrag bei 679 Recordings und nahm ihr Debütalbum The Family Jewels auf, welches im

Veranstalter: Kaufleuten // Allblues 08.06. Marina And The Diamonds, Kaufleuten Zürich (45.-)

WETTBEWERB: 2 TICKETS FÜR DAS KONZERT

Marina And The Diamonds - schon allein der Name klingt musikalisch. Und glitzrig. Genau das verkörpert die 24-jährige Marina Lambrini Diamandis mit Leib und Seele (Zitat: «I’m Marina. You’re the diamonds.»). Ihre Lieder klingen wie eine Mischung aus Lady GaGa und ABBA mit einer Prise freche-Gören-Rock. Marina ist der lebende Beweis dafür, dass Studium abbrechen und mit der Apple-Softwareanwendung GarageBand eigene Lieder komponieren nicht unbedingt die schlechtesten Ideen sind: Nachdem sie eine private EP herausbrachte

Frühjahr 2010 veröffentlicht wurde. Nun kommt die hübsche Waliserin in die Schweiz, nach Zürich, ins Kaufleuten, imfall. Da wir euch immer gerne mit guter Musik und hoffentlich ebenso guten Konzerten versorgen, könnt ihr bei uns 1x2 Tickets für das Konzert am 8. Juni gewinnen. Um euer Glück zu versuchen, schickt eine E-Mail mit dem Betreff «Marina And The Diamonds» an info@moustache-magazin.ch Veranstalter: Kaufleuten // Allblues


moustache  |  musik

Anna Aaron – I’ll dry your tears little murderer «Sinnliche Grausamkeit», so zwei beschreibende Stichworte auf myspace. com/annaaron. Die Musik lässt in unseren Köpfen mystische Raben krächzen und purpurfarbene wilde Tiger knurren – die Musik von Anna Aaron. Die 23-Jährige aus Basel hat Ende 2008 ihr Debüt-Album herausgegeben, das sich auf nur sieben Lieder beschränkt. Kurz aber oho! Das Werk nennt sich «I’ll dry your tears little murderer». Mit dabei ist ein schön gestaltetes Booklet, die Songtexte sind aber aufgrund der exzentrischen Handschrift nur schwer lesbar. Schon die Kombi-

nation von Titel und CD-Cover wirft Fragen auf. Wäscht sie auf diesem Bild, mit Rüschenrock im Fluss, Blut von einem Messer ab?? «I’m in love with the man who dreams of the devil every night» – jede Menge Böses verkündet uns die raue, verruchte Stimme. Das Kalte und Schwere wird markiert durch die eindrücklichen Klavierläufe. Die Sängerin und Pianistin hat einen authentischen Klavierstil, der sich in fast allen Songs wiederfindet. «The Drainout», worin sich Blasmusik zum für einmal dezenten Orgelklang gesellt, sticht von daher als einziges Stück heraus, wobei in den anderen Songs mehr noch Streicher und starke Takte mit im Spiel sind – oder was es eben so zu hören

gibt in melancholischen Jazz-Stücken. Ob es sich um Jazz handelt, sei dahingestellt; es ist schwer, sie einzuordnen, und wahrscheinlich auch gar nicht nötig. Die Vorstellung aber von einer dunklen Jazzbar mit Anna Aaron am verstaubten, dunkelhölzernen Klavier passt gut, die rauchende Frau, die sich die Seele aus dem Leib singt, morgens um drei, so dass man sich dazusetzen möchte, um mit ihr mitzusingen und mitzuleiden. So, dass man sich wünscht, sie würde niemals zu spielen und singen aufhören. Leider, leider löst sich der Wunsch nach gegebenen 21 Minuten in Luft auf. Ausser man drückt noch einmal auf Play. Olivia Abächerli


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Charlotte Gansbourg – IRM Nach dem besonders in Frankreich abgefeierten ersten Album «5:55» von 2006, in dem Air, Neil Hannon und Jarvis Cocker mit von der Partie waren, sprach die ewige Tochter Serge Gainsbourgs für «IRM» dem amerikanischen Alleskönner Beck ihr volles Vertrauen für die Zusammenarbeit aus. Es ist ein sehr mutiges und Charlotteuntypisches Album geworden, das ihr öffentliches Image der unberührten, elfenähnlichen Tochter des französischen Enfant Terribles in ähnlicher Weise zurechtrücken könnte wie jüngst die «Antichrist»-Rolle. Dies fängt beim Albumtitel «IRM» an, der Bezeichnung für einen Kernspintomographen, der für Charlotte nach einem Unfall ein halbes Jahr lang zum ständigen Begleiter wurde. Für die meisten ein einziger Alptraum, für die zierliche Französin auch künst-

Wild Beasts – Two Dancers Ein Rezensent rühmte das Erstlingswerk «Limbo Panto» der Wild Beasts einst mit den Worten «zwischen verkatertem Spandau Ballet und versifftem Bronski Beat» und hat damit den Nagel voll auf den Kopf getroffen. Ganz schöne Vorschusslorbeeren für diese doch noch sehr junge britische Band, die mein musikalisches Gedächtnis nicht auf Anhieb mit irgendetwas anderem vergleichen mag – grundsätzlich schon mal ein gutes Zeichen. Die Musik der Wild Beasts geht zurück in die frühen Achziger, die Zeit des schwul anmutenden Pops, Hysterie, Romantik und Dandys in der Musikwelt. Damit unterscheiden sich die

lerischer Ansporn: «Jedes Mal, wenn ich in der Röhre lag, war ich total fasziniert von diesem Rhythmus. Er fliegt in alle Richtungen, klingt sehr chaotisch und furchterregend. Es fühlt sich an wie ein Hammerschlag, aber nach einer Weile konnte ich dabei sogar einschlafen.»

ist bisweilen schroff (einziges Duett «Heaven Can Wait») und stark rhythmusbetont («Trick Pony»), trägt also zweifellos Becks Handschrift als Songwriter und Produzent. Miriam Suter

Das monoton-pochende, mit metallischen Störgeräuschen versehene Stück «IRM» wurde zur ersten Idee fürs Album, die sie mit Beck furchterregend realistisch umsetzte. Inhaltlich ist sie da schon bei EKG-Ergebnissen und der Entmagnetisierung ihres Körpers angelangt, nachdem sie auf dem Eröffnungsstück «Master‘s Hands» bereits von Geistern sprach, die «zertrümmert» werden müssen und von einem Kopf «voller Löcher». Keine Themen für den geselligen Familienabend. Im Vergleich zum letzten Album wurden die Mondsucht-Air-Momente deutlich zurückgefahren. Der Sound Briten deutlich von anderen momentanen Hype-Bands der Insel, greifen diese doch mehrheitlich auf die «angry young men»-Attitüde zurück und frönen den Wurzeln des Punks der frühen Siebzigern (und laufen damit oft ins Leere, weil sie im Gegensatz zu ihren Vorbildern wie, ich sage jetzt mal den Sex Pistols, gar nicht wissen, warum sie denn überhaupt so angry sind). Wütend sind dagegen die Wild Beasts überhaupt nicht, sondern wunderbar entrückt und zeitweise flatterhaft. Beim Durchhören der Platte war übrigens doch eine Assoziation aufgetaucht: stimmlich erinnert Hayden Thorpe ein wenig an Anthony (and the Johnsons). Ein wenig, aber ein gutes «wenig». Die Wild Beasts haben für mich mit

«Two Dancers» den Glam in die Popwelt zurück gebracht und das hat bisher in meinen Augen nur der ehrenwerte Herr Bowie fertig gebracht. Mehr könnte ich meinen Hut nicht zücken und ich harre gespannt der Dinge, die noch kommen werden. Miriam Suter


moustache  |  musik

Laura Marling – I speak because I can Laura Marling ist wieder zurück. Die schöne Britin, die schon mit ihrem Debütalbum «Alas I can not swim» blutjung die Freunde melancholischer, intelligenter Folkmusik verzauberte, veröffentlicht am 22. März den heiß ersehnten Nachfolger «I speak because I can». Schon mit dem ersten Lied des Albums, «Devil‘s Spoke» schafft sie es, den Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Ihre Stimme klingt älter und ein bisschen selbstsicherer: «All of this can be broken», singt sie, mal vorsichtig, mal entschlossen, stark und in für sie ungewohnt tiefen Tonlagen. Titel Nummer zwei, «Made by maid» hingegen klingt – wie man es von Laura Marling kennt – ein bisschen traurig, zart und sehr melancholisch. Mit den Worten «Oh, naïve little me/Asking what things you have seen/And you‘re vulnerable in your head/you‘ll scream and you‘ll wait till you‘re dead» beginnt «Rambling Man», – und steigert sich dann in ein melodiöses, instrumental auffällig stark besetztes Lied, das Laura fast kämpferisch klingen lässt: «Let it always be known that I was who I am.»

Der Einfluss von befreundeten Künstlern wie Mumford&Sons und Johnny Flynn ist kaum überhörbar, und das ist auch gut so. «Blackberry Stone», ein Lied, das auch in der Albumversion mit Streichern und Lauras nachdenklicher Traurigkeit überzeugen kann, ist immer noch am berührendsten in der Live-Version mit Marcus Mumford. Der sass übrigens während der Aufnahme ihres ersten Albums in Marlings Band an den Drums. Kein Lied scheint schwach oder unoriginell zu sein, auch «Goodbye England (covered in snow)» weckt das Verlangen, Laura Gitarre spielen und singen zu hören – am liebsten vor einem Kamin irgendwo tief im verschneiten England. Für mich eins der Meisterwerke des Albums: «What he Wrote» – sollte man sich am besten mit Kopfhörern im Dunkeln anhören und von dem Herzschmerz mitreißen lassen, der über die zarte musikalische Untermalung klingt. Das Album, bis jetzt eher durch seine Melancholie überzeugend, scheint nun die Richtung zu wechseln – nicht ganz, aber ein wenig. Der Titel des nächsten Liedes «Darkness descends» ist irreführend – es fühlt sich eher so an, als verabschiede sich die

Dunkelheit und verschwände irgendwo am Horizont aus dem Blickfeld. Und auch das zehnte und letzte Lied, das dem Album den Titel gibt, lässt den Zuhörer mit einem gutem Gefühl zurück: zunächst eher ruhig und melancholisch, sehr konzentriert auf Lauras Gesang - dann beinahe explodierend. «I swear it was not my choice, I used to be so kind» bedauert sie, und beendet das Album mit kräftiger, entschlossener Stimme, im Hintergrund begleitet von einer verdächtig bekannt klingenden Männerstimme und einer ganzen Palette von Instrumenten. Laura Marlings zweites Album wird wohl die wenigstens Anhänger ihrer Musik enttäuschen. Sie hat den Wiedererkennungswert nicht verloren und einiges an neuen Facetten hinzugewonnen: Ein bisschen dunkler, erwachsener vielleicht. Laura ist keine zerbrechliche Puppe mehr, und trotzdem: die zehn neuen Lieder bieten wundervolle Texte, Melodien und Emotionen, die im Ohr bleiben. Laura Marling spricht, weil sie es kann. Und sie macht Musik, weil sie es kann – und vielleicht sogar nicht anders kann. Ilinca Barsan


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Bower Birds – Upper Air Wer in einer der renomiertesten Musikzeitschriften fast die volle Punktzahl erhält (und die Platte ist erst die zweite Veröffentlichung), muss schon gehörig was liefern, um dieser Bewertung gerecht zu werden. Ob das den Bowerbirds aus North Carolina mit «Upper Air» gelungen ist? Für mich persönlich schwer zu sagen. Die Band klingt einfach zu sehr nach Bands wie Fleet Foxes und Bon Iver (mit dem die Vögel übrigens gemeinsam auf Tour waren – da ist also viel-

The Dodos – Time To Die Das neue Album taucht bereits Monate vor Veröffentlichung illegal im Netz auf – wohl einer der grössten Albträume jeder Band. The Dodos ist mit «Time To Die» genau das passiert. Kurzerhand hat das Folk-Duo daraufhin eine Internetseite eingerichtet, auf der die komplette Platte angehört werden kann. Vielleicht wollten die Jungs aus San Francisco damit ihre Fans auch sanft auf die kommenden Veränderungen vorbereiten. Zum Beispiel auf den Umstand, dass von nun

leicht etwas hängen geblieben) und hat für mich keinen wirklichen Wiedererkennungswert. Nach dem ersten Hören würde ich also sagen: neun von zehn Punkten für dieses Album sind definitiv utopisch. Damit will ich nicht sagen, dass «Upper Air» schlecht ist, im Gegenteil – bereits der Opener «House Of Diamonds» lässt einen vom eigenen Häuschen am See inklusive Boot träumen und den gekonnten Wechsel zwischen NeoFolk und Ausrasten beherrscht das Trio definitiv aus dem Effeff. Zauberhaft allerdings ist die stimmliche Harmonie zwischen Beth Tacular und

Phil Moore, schöner und Gänsehaut erregender geht’s kaum. Unterstützend wirken ausserdem Instrumente wie Orgel, Geige oder Akustikklampfe – was aber leider nicht über vereinzelte Durchhänger beim Songwriting hinwegzutrösten vermag. Alles in allem sage ich also: nette Platte, schön anzuhören aber bestimmt nicht neun von zehn möglichen Punkten, reicht «Upper Air» doch nicht im geringsten an das Debütalbum «Hyms For A Dark Horse» heran. Ich gebe den Bowerbirds aber trotzdem gerne noch etwas Zeit, flügge zu werden.

an ein dritter mitmischen wird: der 21-jährige Keaton Synder unterstützt die Band ab sofort am Vibrafon, dem er dank einiger Effekte Töne von der Gitarre bis zum Synthesizer entlockt und den bisherigen Sound der Band kräftig aufmischt. Noch grösseren Einfluss dürfte aber Produzent Phil Ek (der auch mit The Shins und Built To Spill zusammenarbeitet) haben, der das Wilde und Raue vom Vorgängeralbum Visiter zwar für mehr Harmonie opferte, damit aber für eine grössere Geschlossenheit im Album gesorgt hat. Gitarrist und

Sänger Meric Long sagt dazu: «Wir wollten eine Rock-Platte machen. In erster Linie eine Akustikband zu sein steht zwar im Gegensatz dazu, aber Phil hat auch diese Seite unserer Band hervorbringen können.» The Dodos sind somit so eingängig wie nie zuvor – was allerdings so manch alter Fan als Verlust der Eigenständigkeit betrauern mag. Trotzdem werden Songs wie «Fables» oder «The Strums» mit Sicherheit nicht auf der Liste der besten Indiesongs 2009 fehlen dürfen. Miriam Suter

Miriam Suter


moustache  |  musik

MASKENBALL Die Jugend von heute ist faul, dumm und orientierungslos. Gar nicht! Die Jugend von heute macht Musik und dreht selber Videos dazu. Laura Carbone aus Mannheim zum Beispiel. Neben der Bloggerei tourt sie momentan mit ihrer Band «Deine Jugend» in der Gegend herum. Wir haben uns mit Laura über Musik, Berlin und Facebook unterhalten. (Interview: Vanja Kadic)

Euer Bandname ist ja echt knorke! Wie seid ihr darauf gekommen? Wir haben einen Namen gesucht, der einfach und sehr aussagekräftig ist. Einen Namen zu dem jeder sofort etwas assoziieren kann und sich sofort angesprochen fühlt. Bonassis kam auf den Namen, den ich zuerst unglaublich Panne fand, dann aber nach Stunden und Tagen immer mehr davon angetan war ein Teil Deiner Jugend zu sein. Wie definierst du deine Jugend? Was ist Jugend für dich? Meine Jugend ist gerade in vollem Gange! Zwar geht diese schon einige Jahre, wird mich aber wohl nicht so schnell entlassen, was sehr gut ist! Die Jugend sind die Jahre und die Zustände in denen man sich ausprobiert, neue Dinge entdeckt und sich weiterentwickelt. Die Jugend leitet einem in bestimmte Richtungen und prägt. Das natürlich nicht immer auf eine kluge Art und Weise, aber hey.. das ist die Jugend, oder? Könnt / wollt ihr von eurer Musik leben? Momentan kann ich noch nicht von der Musik leben. Das ist ein Traum, ein Ziel und ich denke und hoffe, dass unsere erste EP viel gehört wird und

wir dadurch die Möglichkeit bekommen viele Konzerte spielen und ich bald meinen Traumjob ausüben darf. «Deine Maske» – worum geht es in dem Song? (War da Sido nicht sauer? ;)) Der Song «Deine Maske» handelt von Freiheit und beschreibt wie es ist im «hier und jetzt» zu leben. Wie man den Song interpretiert bleibt einem natürlich selbst überlassen, das naheliegendste ist natürlich an die Story unseres Musikvideos zu denken.

Was inspiriert dich? Unglaublich viele Dinge. Musik, Bilder, Menschen und Städte. Meistens muss nur eine kleine Sache zu einer bestimmten Zeit passieren und es kann verwertet werden. Dabei ist es fast egal, ob positive oder negative Dinge um einen passieren, so lange man sich das Beste herauszieht kann vielleicht ein neuer guter oder schlechter Text entstehen der das Passierte ausdrückt.


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Habt ihr ein Ritual vor den Konzerten? Wir trinken Schnaps. Traurig aber wahr.

c. Schnurrbart unsexy, Miami Bass Warrios haha :) d. Mannheim zu Hause. e. Schweiz Ich liebe die Schweiz. Das kommt auch eventuell davon, dass ich ein Genussmensch bin und Käse, Wurst und Schokolade in der Schweiz einfach toll sind. Zudem finde ich es bemerkenswert, dass ein Land seine Jugend und Kultur so sehr fördert. Bisher war jedes Kulturzentrum in dem wir gespielt haben bezüglich der Organisation und Ausstattung einfach top, sodass deutsche Clubs es wirklich schwer haben dagegen anzukommen.

Was fällt dir ein zu folgenden Stichworten: a. Facebook Social Network, schleierhafte AGBs, extreme Informationsverbreitung, die man sich besser gut überlegen sollte. b. Berlin Hauptstadt, keine Liebe, kein Hass. Ich kann noch nicht nachvollziehen, warum jeder nach Berlin möchte auch dort liegt das Glück nicht auf der Straße, oder?

f. Bloggen Tue ich. Ist wahrscheinlich auch das moderne Arschgeweih. Es gibt gute, es gibt schlechte, jeder hat eins und nur die wenigsten werden in 10 Jahren stolz auf ihr Getanes zurückblicken. g. Axlotl Roadkill Hab ich nicht gelesen. Sorry! h. Musik Downloads Super! Solange das Ganze legal läuft. Wenn man überlegt, dass eine Single

mittlerweile nur noch 90cent kostet ist es doch eigentlich eine Schande, dass man illegal downloadet. Nen Euro hat jeder in seiner Hosentasche und ich verstehe es nicht, dass man es für selbstverständlich nimmt, dass Musiker kostenlos im Studio hocken und ihre Ideen für «umme» ins Netz hauen. Ich für meinen Teil gehe lieber in einen Laden und kauf mir eine CD, schau durch das Booklet und mag es die in den Händen zu halten.


moustache  |  schnauziges

Steinbock

Wassermann Fühlst du dich angespannt? Das beste Gegenmittel: ein gemütlicher Abend mit deinen Freunden (und Bier)!

Fische

Keine Angst, dein Motivationsproblem kriegst du hin, glaub einfach an dich und geniesse das Leben.

Widder Du solltest mehr Erdbeeren essen. Hast du gewusst, dass diese nicht nur gut schmecken, sondern auch weissere Zähne machen?

Stier

Überleg dir mal, wer deine wirklichen Freunde sind. Vielleicht sind wilde Schnäuze unter ihnen.

Zwilling Du lebst in Saus und Braus, hör auf deinen Körper und mach mal Pause. Deine Gesundheit wird dir dankbar sein.

Krebs

Noch Single? Dann nichts wie raus auf den Markt, jemand wird dein Herz erobern.

Löwe Kämme deinen Schnauz mal durch und bring Ordnung in dein Leben. Du wirst dich danach viel besser fühlen.

Jungfrau

Das Leben hat so viel mehr zu bieten, als du denkst. Greif nach den Sternen, aber Vorsicht, die sind heiss.

Waage Wirf Steine in einen See. Das Geräusch entspannt dich und der ganze Ballast fällt von dir ab.

Skorpion

Nimm dir ein bisschen mehr Zeit für dich selbst. Du hast es verdient.

Schütze Schau dich mal an! Dir fehlt definitiv ein Schnauz! Du wirst gleich viel besser gelaunt sein.

Im Moment schein alles zu funktionieren, oder? Aber Achtung, jemand mag dir deinen Erfolg nicht gönnen.


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IMPRESSUM REDAKTION Chefredakteurin: Miriam Suter Vanja Kadic LAYOUT Sara Suter Corinne Leuthard, Jasmine Varadi

KONTAKT www.moustache-magazin.ch info@moustache-magazin.ch redaktion@moustache-magazin.ch layout@moustache-magazin.ch

© 2010 bei moustache. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Alle Bild- und Textmaterialien sind Eigentum von www.moustachemagazin.ch und dürfen nur mit deren Erlaubnis verwendet werden.

FOTOGRAF Oliver Fabel

STANDORT Atelier Bleifrei Buchserstrasse 19
 5000 Aarau

WEBSEITE Oliver Fabel

Ein freundliches Danke an: Judith Erdin, Daniel Mahrer, Olivia Abächerli, Ilinca Barsan, Vera


moustache  |  schnauziges | wettbewerbe

WETTBEWERBE FÜR ALLE! Was ist schon ein Leben ohne Schnauz? Für die weniger behaarten unter uns haben wir in den Weiten des Internets ein paar Schätze ausgegraben, die wir nun schweren Herzens in eure Hände legen. Beschützt sie mit eurem Leben! (Miriam Suter)

Unsere Chefredakteurin mag Schmuck. Ganz besonders gerne mag sie ironisch witzigen Schmuck. Zu ihren Lieblingen in der Schmuckschatulle zählen ein Donut-Ring sowie ein Kaffeetassen-Anhänger. Sie stöberte also so ein bisschen im Internet rum und siehe da, da hat jemand alle tollen Schmuckideen genommen, sich an eine Plastikausschneidemaschine gesetzt, et voilà! Kool Kat Kustom ist die reinste Goldgrube für alle, die schon immer ein angebissenes Stück Schokolade am Finger spazieren tragen oder sich einen Milchzahn an die Kette hängen wollten. Natürlich sind die Stücke alle aus stabilem Acryl gefertigt, damit man möglichst lange Freude daran hat. Lisa, die koole Kat, hat uns diesen lässigen Schnauz-Anhänger gesponsert:

Das Leben als Schnauzträger hat ja so seine Tücken. Ständig muss man aufpassen, dass der Schnauz richtig sitzt, dass er sauber ist und gut riecht. Deshalb ist es wichtig, alle dazu notwendigen Dinge stets griffbereit zu haben: Schnauzhaarlack, Schnauzbürsten und Schnauzparfüm. Für den gepflegten Schnauzmenschen, aber auch für alle anderen, die immer ihr Hab und Gut bei sich haben wollen, fertigt Friederike wunderbare Taschen mit unserem Lieblingsprint an. Zwei davon hat sie uns netterweise zur Verfügung gestellt (einmal in blau und einmal violett):

Nun stehen wir also so da, mit unserer Schnauzkette um den Hals und der ultraglamourösen Tasche in der Armbeuge und denken uns so «Ja, Kaffee und was zu beissen wären jetzt schono angebracht, hm.» Was also tun? Fastfood wollen wir nicht (unsere Layoutchefin erzählt euch hierzu liebend gerne, woraus Chicken Nuggets wirklich bestehen - danach geht ihr da ganz freiwillig nicht mehr hin) und die meisten anrüchigen Kaffeehäuser sind entweder überfüllt oder einfach zu teuer. Das Schnauzshampoo nimmt eh schon den grössten Teil der Budgetplanung ein. Wir haben die ultimative Lösung für euch! Ein Besuch bei Claudia in ihrer Boutique, die eine Galerie ist, die ein Bistro ist - Frau Meise in Baden ! Im Lädeli an der Unteren Halde 15 kann man von Mittwoch bis Sonntag bis 16.00 frühstücken. Ein Traum für unsere Chefredakteurin, die es an Wochenenden meist nicht vor dem Mittag aus dem Bett geschweige denn in den Bus hinaus zur Zivilisation schafft. Mit herzhaften Croissants, leckerem Brot vom Bauernhof aus der Region und mit Nonnas selbstgemachter Konfitüre lässt es sich prima in den Tag starten. Mittwoch bis Freitag erhält man ausserdem über den Mittag ein Mittagsmenü. Für den kleinen Hunger zwischendurch gibt’s


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frisch zubereitete Bagels und Sandwichs. Möchte man den Abend gemütlich ausklingen lassen, verwöhnt euch Frau Meise mit einem Glas Wein und Antipasti. Aber nicht nur süsses Gebäck gehört zu Claudias Vorlieben, sondern auch aussergewöhnliche Mode und Accessoires. Junge Designer aus der Region und aus Städten Europas präsentieren und verkaufen hier ihre Kreationen. Zu diesen Labels gehören Potipoti (Barcelona/Berlin), Ad Usum (Wien), Animo Fashion (Berlin), Olivia Estermann (Basel), Lillarosa (Zürich), Odem (Baden) und Kimandra Vintage Clothing (Zürich/Stockholm). Einmal im Monat fliegt Frau Meise aus - dann wird in einer anderen Lokalität in Baden gefeiert! Eine Modeschau, ein Konzert oder eine Party, alles ist möglich und regt zum Mitfliegen an. Aber auch ins eigene Nest zurückkehre lohnt sich: Junge Künstler und Künstlerinnen präsentieren im Café regelmässig ihre Werke. Die monatlich wechselnde Ausstellung wird jeweils mit einer Vernissage eröffnet. Zudem finden regelmässig Lesungen der besonderen Art statt. Wir verlosen ein Frühstück bei Frau Meise. Der Gewinner darf drei Freunde mitnehmen - wählt die sorgfältig aus, so was Leckeres bekommt ihr so schnell nicht wieder!

Bilder von: Pascal Grob

Was ihr tun müsst, um einen dieser Preise zu gewinnen? Ganz einfach - inszeniert den Schnauz. Form und Farbe sind uns egal, ihr könnt euch selber mit Schnauz fotografieren oder eine Collage anfertigen, malen, stricken, eine Ode auf den Schnauz singen oder was man sonst noch so machen kann. Einsendungen bis zum 21.05.2010 an info@moustache-magazin.ch Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt.


moustache  |  schnauziges rubrik

Während Balkanpartys früher ausschliesslich im Underground anzutreffen waren gehören sie mittlerweile schon zum Mainstream. Ich frage mich nur, warum ich diese wundervolle Art des Spasshabens erst jetzt entdeckt habe- vor allem weil mir Balkansound nicht fremd ist; ich habe Wurzeln in Kroatien und kenne die Musik und die Mentalität durchaus. Goran Bregovic gammelt schon seit Jahren auf meinem iPod rum, gemocht habe ich ihn immer schon aber richtig bemerkt habe ich Bregovic und seine Balkanklänge nie wirklich. Vor ein paar Tagen war ich an seinem Konzert im Zürcher Volkshaus und es war genau dasselbe Szenario wie im Moods: alle Leute sind aufgestanden und haben getanzt, und mit tanzen meine ich nicht den Billotanzstil den man heute in jedem Lokal serviert bekommt (=Ärsche aneinanderreiben, meist von selbstgebräunten Assibräuten praktiziert), sondern ein herzhaftes, lebensfrohes Rumschwingen und Rumwackeln bis das Parkett glüht. Blablabla- was ich eigentlich sagen wollte ist, dass Balkanpartys irre viel Spass machen und eine gelungene Abwechslung zu vielen anderen Freitag/Samstagabendbeschäftigungen sind. Und auch wenn der Eintritt gleich teuer ist wie bei anderen Partys; für ein schönes «Jugofäscht» gebe ich mein Geld gerne her. www.balkankaravan.ch Goran Potkonjak hilft, den Balkantrend in der Schweiz zu spreaden!

mit Vanja Kadic

Die letzten Monate ausgehen war die reinste Folter. Wie oft habe ich eine gefühlte Million Franken Eintrittsgeld hingeblättert, um dann den ganzen Abend in einem leeren Klub in der Ecke rumzustehen, an einer überteuerten Cola zu nippen, Kette zu rauchen und einer UH LÄSSIGEN INDIEBAND zuzusehen- und den anderen vier Besuchern ging es meistens nicht anders. Die Motivation reichte in solchen Momenten nicht mal für ein schwaches Fusswippen aus. Ich weiss nicht was falsch lief, wahrscheinlich habe ich schlicht und einfach die falschen Orte zur falschen Zeit aufgesucht. Es war echt immer dasselbe: viel zu viel Geld ausgeben, einen miesen Abend an einem miesen Ort mit langweiligen Menschen verbringen um dann um drei Uhr morgens an einem verdreckten Bahnhof zu stehen wo man nach Koks gefragt wird. Im Februar war ich bereits so weit, dass ich an Samstagabenden lieber zu Hause blieb um mir Bridget Jones anzusehen und mein Zimmer aufzuräumen. Das kanns doch nicht gewesen sein. «Ich will eine nightlife revolution!», schrie mein enttäuschtes Party-Ich. Und tatsächlich, vor drei Wochen habe ich den ultimativen Spass entdeckt. «Balkan, baby!», denke ich mir als ich das Moods im Schiffbau betrete. Der Raum ist in rotes Licht getaucht, die Musik fetzt schon mal kräftig vor sich hin und die Leute haben sichtlich Spass. Sie tanzen! Alle! Niemand steht in der Ecke und wippt nur mit dem Fuss! Und das ist wahrscheinlich das Schönste am Balkanfest: Man fühlt sich frei und will einfach nur tanzen. Mir ging es in diesem Moment nicht anders- und wer mich gut kennt weiss, dass ich ohne ordentlich Wein intus keinen Fuss auf die Tanzfläche setze. Aber der sogenannte Turbo-Folk hat mich und meine Begleiter augenblicklich gepackt und so tanzten wir begeistert zur schmissigen «Jugomusig» bis wir Schnappatmung bekamen.

zum Brotkorb

Balkan, baby!


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Was erwartet dich in der n채chsten Ausgabe? Weitere Themen literatur just kids mode: 81 hours schnauziges: ponyh체tchen musik: hi-grip

Schnauzseifen Niria Lejandra

und vieles mehr zu gewinnen

Die n채chste Ausgabe erscheint

Anfang Juni 2010 www.moustache-magazin.ch


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