ausgabe 6 M채rz & April
moustache | editorial
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editorial Liebe Leser Nun haben wir bereits die sechste Ausgabe des Moustache Magazins abgeschlossen und sind gespannt, wie sie euch gefällt. Auch an dieser Ausgabe haben viele liebe Menschen freiwillig mitgearbeitet und uns ein paar Liter ihres Herzbluts gespendet. Dafür ein fettes DANKE. Auch in Zukunft hoffen wir, dass sich noch viele Schnauzfans melden werden und etwas zu unserem Magazin beisteuern wollen. Moustache entwickelt sich immer mehr zu dem, was wir seit Anfang sein wollen – eine Plattform für euch. Für angehende Künstler. Für Schreiberlinge. Für Fotografen. Musiker. Poeten. Also immer her mit neuen frischen Ideen – wir sind gespannt auf euch! Ausserdem fällt euch vielleicht auf, dass ihr dieses Moustache Magazin in den Händen halten könnt. So richtig in Händen aus Fleisch und Blut (wäh, schon wieder Blut) und euch nicht am Bildschirm durch die Seiten klicken müsst. Ja, wir konnten eine Ausgabe drucken – leider nur in einer schmerzhaft kleinen Auflage. Wenn ihr also jemanden kennt, der noch den einen oder anderen Bazen für das Projekt Moustache Magazin locker machen kann und will, immer her damit! Wir haben auch irgendwo noch lustige Schnauzkleber rumfliegen, die könnt ihr dann als Dankeschön haben. Die sind imfall lässig! In der sechsten Moustache-Ausgabe haben wir eine Ode an Berlin, einen Reisebericht aus Jerusalem und spannende Filmrezensionen für euch. Es grüsst schnauzig, Miriam Suter
moustache  |  inhalt
inhalt Mode Frassy Rags
kultur 6
Reisebericht Berlin
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Reisebericht Israel
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Milena Moser
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Film Der Deutsche Film Rezensionen Judiths Pflichtfilm-Tipp
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musik The Incredible Staggers
schnauziges 8
Horoskope
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Impressum
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Zum Brotkorb mit ‌
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El Bigote
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Frassy
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Rags – Fancy Lumpen Du hast Bock auf coole Vintage Klamotten, aber keine Lust dich durch Brocki und co. zu wühlen? Na, dann ist Frassy Rags genau das Richtige für dich. Der hippe Onlineshop wird von Fashionbloggeuse Audrey Leighton betrieben und bietet nebst hübschen Kleidchen im Sixtiesstyle auch Schmuck, Blusen, Blazer und vieles mehr an. Die Vintage Teile werden von Audrey persönlich und exklusiv auf ihren Abenteuern durch die ganze Welt auserlesen und sind einzigartig. Die lässigen Stücke gibt’s ausserdem im Dauer-Sale und nichts kostet mehr als 20 Pounds (also etwa 30 Franken). Ausserdem: Frassy Rags shippt natürlich internationally. Enjoy! (Text: Vania Kadic)
www.frassyrags.com
moustache | musik
The Incredible
Staggers Sie zählen als eine der meist liveauftretenden Bands Österreichs und sorgen mit jedem Konzert für gute Stimmung und eine wilde Party. Mit ihrem Garage-Trash-Rock‘n‘Roll begeistern sie immer wieder aufs Neue – auch das Moustache-Team. Wir freuen uns, euch dieses Interview mit Frontmann Wild Evel über Schnäuze, irre Fans und Warzenwildschweine präsentieren zu können. Have Fun! (Interview: Sara Suter)
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moustache | musik
Damit das mal geklärt ist, was hält ihr von Schnäuzen?
Also Schnäuzen ist bei uns ja wenn man sich die Nase putzt. Und das ist natürlich gut wenn man die Nase voller Schnupftabak oder sonst irgendeinem Zeugs hat! Falls du Schnauzer meintest? Die sind natürlich gut zum rotzbremesen! Also in beiden Fällen nur positiv!
Wie ist die Band entstanden? Wo habt ihr euren Ursprung?
Die Band ist 2001 in Graz entstanden. Unser ursprünglicher Leadgitarrist Pat S. hat mich in einem Club mal angeredet ob ich nicht Lust hätte, bei seiner Surfband zu singen. Da sagte ich nicht nein! Bin dann gleich mal bei einer der nächsten Proben aufgetaucht und wir haben ein paar Sonics-Nummern gecovert um mal einen Einstieg zu finden. Ganz am Anfang hatten wir eine Saxophonistin dabei, die wir dann aber durch Iris an der Orgel ersetzt haben.
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Der Bassist wurde durch «Shaking Matthews» ausgetauscht und schon waren wir The Staggers! Nach ca. 4–5 Jahren haben sich die Staggers aus Amerika bei uns gemeldet und meinten, wir müssen uns einen anderen Namen zulegen! Da es die anderen schon länger als uns gibt, haben wir uns auf The Incredible Staggers umgetauft. Nach einigen Line-up-Changes sind wir nun seit ca. 4 Jahren in der gleichen Besetzung unterwegs.
Gibt es auch unangenehme Situationen auf Tour? (Oder während den Konzerten selbst?)
Hört ihr eure Musik selbst? Wenn ja, habt ihr ein Lieblingslied?
Ich wäre ein afrikanisches Warzenwildschwein und würde mich den ganzen Tag nur im Schlamm wälzen und Leoparden mit meinen Hauern aufschlitzen! harrr…
Ja klar hören wir unsere Musik auch selbst. Alleine schon beim Aufnehmen müssen wir uns die Nummern 10‘000 mal anhören. Meistens kann ich nach einer Aufnahmesession die Nummern auch gar nicht mehr hören! Weil ich von vorn bis hinten dabei war und das ganze überhaupt nicht mehr objektiv hören kann! Da muss ich meine Öhrchen erst mal etwas ruhen lassen und nach einer gewissen Zeit kann ich mir die Nummern wieder anhören. Mein Lieblingslied ist «Zombies of love» (wie auch der Titel unserer letzten Platte)!
In Spanien bei einem Festival wollte mal einer mit einem Messer auf mich losgehen! Aber die Securities haben ihm das Messer selber ins Gesicht geschlagen, abgewehrt und rausgeworfen! Der Typ hatte komplett irre Augen! Ich glaube, der wollte mir ans Leder… Gerade nochmal davongekommen! Hui…
Was macht ihr als Ausgleich und Entspannung?
Saufen und Drogen nehmen! hahaha… also ich leg mich hin und wieder einfach mal gern vor die Glotze und schau mir irgendeinen Scheiss an!
Wenn ihr einen Tag lang Tiere sein könntet, welche wärt ihr und wieso?
Lieblingseis?
Trockeneis! Damit kann man es schön qualmen lassen! Zuckermeloneneis schmeckt auch nicht schlecht!
Wie seht ihr euch selbst und die Band in Zukunft? Gibt es Pläne?
Mit Glatze in der Versenkung...!! Wir spielen im März 6 Shows in Mexiko! Russland steht wahrscheinlich im Frühjahr noch an und im Juni ist eine Spanien-Tour geplant! Einzelne Shows in Italien usw.... ein neues Album sollte auch her! Ach ja wir kommen auch in die Schweiz zum Hangar -Rockin Anfang Juli!
Wollt ihr sonst noch etwas loswerden? Cheers an alle unsere treuen Fans! Fuzz or Die!!!
Ihr zählt als eine der am meist livespielenden Bands, welches ist denn euer Lieblingspublikum?
Ich glaube die Spanier! Die waren immer äusserst wild und wahnsinnig! Aber generell sind wir immer froh wenn Leute bei unseren Gigs auftauchen, egal wieviele, wann und wo!
Was war das Verrückteste, das je ein Fan getan hat?
Sich unsere Monster-Maske von der «Teenage trash insanity»-Platte und die «One ugly child»-Schrift von meinem Stageoutfit über den ganzen Oberkörper reintättoowieren! Kann man auch online auf meiner Wild-Evel-facebookSeite bewundern…
le Staggers The Incredib Screamer Wild Evel - Frafisa organ Iris ightning L - Guitar Shaking Matthews uitar Los Fixos - G Krigor - Bass Candee - Drumms
om/stag gers .c ce a sp y .m w w w
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Mein Berlin
– der Versuch eines Reiseberichts
Berlin. Mutterstadt. Vier Tage, Drei Nächte, drei Freunde und eine Handvoll Geschichten. (Text: Vanja Kadic, Fotos: Vanja Kadic, Julian Stäuble)
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Tag 1: 5.42 Uhr: Zwei Freunde stehen frierend am Flughafen Basel – Mulhouse, einer hält ein Schild in der Hand. Auf dem Schild steht «Berlin, Berlin, Wir fahren nach Berlin». Sie warten auf den dritten Freund, der noch nicht weiss dass er gleich mit den anderen zwei nach Berlin fliegen wird. Die Überraschung ist gross, als der dritte Freund die Augenbinde abnimmt und das Schild sieht. Einige Tränen fliessen, es folgt ein letztes Ziehen an der Zigarette und das Rumpeln der Rollkoffer in Richtung Check In. Die Reise beginnt. 8.04 Uhr: Ankunft Berlin Schönefeld. Der Himmel ist grau und der Wind brutal. Das Wiedersehen mit der Mutterstadt ist dennoch schön. U-bahn-Karte lösen, was zu Trinken holen, auf den Bus warten. Die Überraschte und ich bringen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. «Wir sind in Berlin. Könnt ihr das fassen?» Bisschen Später: Ankunft Wohnung. Zeug hinschmeissen, Klogang und jetzt kommt das Beste: die Zigarette in der Küche. Die one and only Küche in der one and only Machonstrasse. Die Küche in der schon Filme gedreht, gesungen, getanzt, gelacht, geweint, peinliche Geschichten erzählt, romantische Geschichten erzählt, gejammert, sich dünnere Beine gewünscht und etliche Flaschen Rotkäppchen Sekt getrunken wurden. Doch viel Zeit bleibt nicht für die Küchenbegrüssung, gleich geht’s weiter zum Shopping. 15.12 Uhr: Schnappatmung setzt ein als die drei Freunde den Weekday Store an der Friedrichsstrasse betreten. 17.18 Uhr: Abendessen bei Mustafa. Die Schlange ist lang, das Warten lohnt sich: Mustafas Gemüse Kebap ist der beste Kebap in ganz Berlin, da bin ich mir nach dem ersten Bissen sicher. Da sind sogar Minzblätter drin! 22.00 Uhr: Gedrängel im Bad, man will ja was hermachen da draussen. Später: Erster Cuba Libre im «Tacheles». Zwei der Freunde gönnen sich Zigarren die sie zuvor im 1-Euroshop ergattert haben. Die sind furchtbar, die Zigarren. Der Raum ist in komplett rotes Licht getaucht, der DJ bastelt groovige Minimalsongs aus Yann Tiersen Liedern. Ich kotze Worte in mein Notizbuch, alles wie früher, alles wie gehabt. Ich bin glücklich. Später: «Keinen Ausweis dabei? Na gut Junge, hör mir mal zu. Siehst ja eijentlich janz passabel aus. Wenn du mir aber irgendwelchen Ärger machst da drinnen dann spalt ich dir deine Eier, is det klar?», meint die blonde Frau am Eingang. Na dann, herzlich wilkommen in der «Wilden Renate»! Später: Wir wandern durch die Wilde Renate. Da sind viele verschiedene Räume die man betreten kann, jeder ein bisschen anders. Dunkle Nischen, ein Hochbett?, Menschen, Körper, Musik, laut, gut. Ein bisschen wie eine WG Party in extremer Ausführung.
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Tag 2: 12.33 Uhr: Draussen regnet es. Als wir aufstehen ist etwa Mittag. Zum Frühstück gibt’s Kaffee, Multivitaminsaft und Aspirin. 14.23 Uhr: Schwules Museum. Ein gewisser Jean Genet wird geehrt. «Kennst du den?» Schlurfe durch das kleine Museum und schlafe fast vor einer Videoprojektion ein. Wache spätestens auf als auf der Leinwand ein Gefangener seinen Penis hin und her schwingt. Später: Die drei Freunde sind immer noch komplett geschändet von der letzten Nacht und lassen sich für einige Stunden im «Schwutz» nieder, eine abgefuckte, schöne, rotlichtige Bar gleich neben dem Schwulen Musem. Abends: Zurück in der Wohnung. Gekocht wird, ausgeruht, geschlafen, schick gemacht für den Ausgang. Einer der drei Freunde beschliesst zu Hause zu bleiben da er übelst erkältet ist. Mädelsabend also! 23.49 Uhr: Ordentlich Cuba Libre und Wein im «Kaffee Burger». Und dann: Tanzen, tanzen, tanzen! Später: Wir treffen Julian aus Buenos Aires und plaudern ein bisschen. Hierher kommen viele Touristen, man trifft hier also Leute aus aller Welt. Auch im Kaffee Burger gibt’s ordentlich rotes Licht, aus den Boxen dröhnt Shantel, das Tanzparkett glüht. Eine Handvoll Mädchen stehen gelangweilt am Rand, vereinzelt streunen ältere Typen rum und nippen an ihrem Bier. Tag 3: Irgendwann Mittags: Als wir das «An einem Sonntag im August» betreten schlägt uns erstmal ein echt übler Geruch entgegen. Lüften wärs auch mal ey, try it! Egal, irgendwann sterben die Synapsen ab und wir holen uns erstmal was zu Essen am Brunchbuffet. Aus
dem «Kurz was essen» werden einige Stunden, das Aufstehen fällt schwer und ich will den Moment in diesem Café irgendwie für immer konservieren. Die Kellnerin ist etwa in unserem Alter und total seltsam. Am Schluss vergisst sie sogar das Essen zu berechnen. 15.23 Uhr: Hallo Mauerpark! «Was hab ich dich vermisst», denk ich mir so als ich endlich davor stehe. Der Himmel ist grau, immerhin hat der Wind aufgehört. Viele Menschen, wie immer. Ich kaufe ein altes Foto von einem Strauss. Abends: Wir rollen aus einem Restaurant, einer der Freunde hat der Kellnerin eben Unmengen von Trinkgeld gegeben weil er seinen Teller nicht leergegessen hat und ihm das so peinlich war. Die drei Freunde sehen fancy aus, denn es ist die letzte Nacht in der Mutterstadt. Es gilt alles aufzusaugen, jeden Moment der noch bleibt, denn man weiss nie wann man Mama das nächste mal wiedersehen wird. «Wollen wirs versuchen?», fragt der Freund mit dem Trinkgeld und meint das Reinkommen ins Berghain. Die anderen zwei Freunde grinsen sich an und nicken.
Später: «Der härteste Technoklub der Welt» sei es, das Berghain. Keine Chance reinzukommen, die Türsteher sind gnadenlos. Es ist uns egal, wir wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht wie berüchtigt das Berghain ist und genau das lässt uns dem Türsteher kalten Arsches und völlig gelangweilt in die Visage gucken. Nicht nur ist mir egal ob ich reinkomme, auch vergeht mir die Lust fast vollkommen als ich sehe dass wir 12 Euro Eintritt zaheln sollen. «Ich find die ganz okay, was meinst du?», sagt der bullige Türsteher zu den Leibeigenen hinter ihm. Wir werden ersthaft etwa drei Minuten lang begutachtet und dürfen dann schlussendlich rein. Bisschen Später: Die Kameras müssen wir am Eingang abgeben. Tatsächlich ist das im Nachhinein völlig nachvollziehbar; dort drinnen sieht man Dinge die man lieber nicht auf Fotopapier haben will. Die erste Stunde im Berghain ist nicht gut. Die drei Freunde fühlen sich wie Fremdkörper. Nicht dass sie nicht gerne wilde, aufregende Orte wie diesen aufsuchen. Aber DAS ist erstmal zuviel. Jeglicher Versuch das Ganze zu beschreiben wäre vergebens, ein Fieber-
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traum ist das dort. Menschen, Masse, Musik, Nackt, Schön, Verkleidet, Fetisch, Fleisch, Schwul, Sex, laut, Drogen, die volle Entfaltung, aua mein Trommelfell. Noch bisschen Später: Die drei Freunde haben sich mit ein paar Drinks beruhigt. Schliesslich wagen sie sich auf die Tanzfläche, und je mehr sie sich dem Ganzen eröffnen umso mehr Spass macht es. Sie treffen Menschen, tanzen, geniessen die letzte Nacht in der grossen Stadt. 7.16 Uhr: im Taxi nach Hause. Das war also das Berghain. Holy Shit! 4. und Letzter Tag: 13.04 Uhr: Der alte jüdische Friedhof. Das schöne Grab von Moses Mendelssohn, gestorben 1786. Die Steine auf dem Grab. Es ist ruhig auf dem kleinen Friedhof, ein Gärtner kehrt irgendwas
mit seinem Besen zusammen, in meinem Ohr piepst es noch von der lauten Musik. Die Sonne scheint und ich will nicht weg. Nachmittags: Wir müssen gehen. Die Sonne lacht. Mama lacht, das Biest. Drei Tage hat sie nie gelacht, jetzt strahlt sie über beide Ohren. So ist sie, die Mutterstadt. Am Flughafen wird die letzte Zigarette geraucht, wieder das Rumpeln des Rollkoffers. Mir drohen ständig Tränen aus dem Auge zu fallen, die Stimmung ist eher nicht so. Ich mag mich nicht verabschieden von der Stadt. Immer ist es dasselbe und immer tut es weh. Später: Im Flugzeug, wir heben ab. Bevor ich einschlafe, schaue ich noch ein letztes Mal runter auf Berlin. «Tschüss Mama!» Ich komm wieder, keine Frage.
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Lieblingsadressen SHOPPING
KLUBS, BARS UND NACHTLEBEN
FOOD & LECKER KÄFFSCHEN
Weekday Friedrichstr. 140 U6, S Friedrichstr.
Tanzwirtschaft Kaffee Burger Torstrasse 58/60 Ubahn: Rosa Luxemburg Platz
Secondhand: Colours Bergmannstr. 102 U6, U7 Mehringdamm
Salon zur wilden Renate Alt-Stralau 70 S Ostkreuz
Kauf dich glücklich Oderberger Strasse 44 10435 Berlin, Deutschland 030 48623292 U-Bahn: Eberswalder Strasse
Secondhand: Made in Berlin Neue Schönhauser Str. 19 U8 Weinmeisterstrasse Hier gibt’s Magazine & Zines aus aller Welt: Doyoureadme?! Auguststrasse 28 U6 Oranienburgertor
Kulturbrauerei Schönhauser Allee 36 U2 Senefelderplatz Madame Claude Lübbener Str. 19 U1 Schlesisches Tor
Mustafas Gemüse Kebap Mehringdamm 32 U6, U7 Mehringdamm (Ausgang Yorckstr.)
DON`T MISS! Schwarzweiss Fotoautomat Kastanienallee U2 Eberswalderstrasse Flohmarkt Mauerpark U2 Eberswalderstrasse Sonntags Flohmarkt Boxhagener Platz U5 Samariterstr Sonntags
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Wir suchen
eine/n Autor/in Du schreibst viel und gerne? Du kannst dir vorstellen, Teil unseres Teams zu werden? Wir suchen dich! Deine Arbeit besteht darin, Interviews zu f체hren, Berichte zu schreiben und Rezensionen zu verfassen. Deiner Kreativit채t sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Voraussetzungen: Du schreibst in fehlerfreiem Deutsch, bist offen und hast Interesse an Mode, Kultur und Kunst. Lohn erh채ltst du am Anfang leider noch keinen. Wenn wir dein Interesse geweckt haben, melde dich doch bei unserem Redaktionsteam: redaktion@moustache-magazin.ch
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Israel
Israel – Krieg, Bomben, Unruhen, Gefahren. Das sind die Stichworte, die den meisten auf Anhieb in den Sinn kommen, wenn sie an dieses Land denken. Doch Israel hat bei weitem viel mehr zu bieten – Geschichte, Religionen, Kultur, Naturschätze. All dies gilt es zu entdecken. Ein persönlicher Reisebericht aus einem mit Vorurteilen besetzten Land, dessen Schönheit bezaubert. (Text und Fotos: Nadine Kettner)
«Deine Vermutungen sind dein Fenster zur Welt. Putze sie von Zeit zu Zeit, sonst kommt kein Licht herein.» Alan Alda Diese Aussage trifft auf Israel sehr gut zu und mitgebrachte Vorstellungen und vor allem Vorurteile lösen sich sofort in Luft auf, sobald man das Land betritt. Es geht nicht lange und man wird in dessen Bann gezogen. Es ist faszinierend, die drei grossen Weltreligionen auf so engem Raum kennenzulernen und zu erleben. So ist es das wichtigste Land der christlichen Geschichte, das gelobte Land der Juden und eine der heiligsten Stätte des Islam. Drei bedeutende Meere, Wüste, Seen, grüne Hügel, Nationalparks. Auch an Naturschönheiten mangelt es nicht in Israel. Ob nun umgeben von Sand und Ruhe oder schwebend auf dem Rücken im Toten Meer, es gibt genügend Orte, um die Seele baumeln zu lassen und sich von strengen und hektischen Tagen in den Städten zu erholen. Natürlich darf man nicht ausser Acht lassen, dass sich das Land im Kriegszustand befindet und nicht immer alles so rosig aussieht. Beispielsweise sind da die strengen Sicherheitskontrollen am Flughafen oder vor den Einkaufshäusern oder so ist es immer wieder erschreckend zu sehen, wie sich 20-jährige Soldaten mit ihren Sturmgewehren in den Städten bewegen, gemütlich am Imbiss-Stand anstehen oder gemeinsam mit den Touristen im Bus sitzen. Ein Anblick, an den man sich nicht gewöhnt, den man aber hinnehmen muss. Doch gegenwärtig ist der Zustand in Israel sehr ruhig und es lauern keine weiteren Gefahren, die es in anderen Ländern nicht auch gibt. Trotzdem soll man mit gesundem Menschenverstand rumreisen und keine Risiken eingehen und so vielleicht auf den Gazastreifen verzichten. All das lässt sich aber am besten vor Ort und mit Tipps der Einheimischen einschätzen.
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Die Menschen leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, den Aufenthalt als gelungen zu erleben. Trotz teilweise schwierigen Situationen und all den Vorurteilen, die sie aufgehalst bekommen, strotzen Israelis, jüdische wie auch arabische, vor Offenheit, Liebenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft. Für eine gemütliche Plauderstunde sind sie immer zu haben, ob nun an der Strandpromenade oder in ihrem kleinen Laden. Man sollte sich einfach die Zeit dazu nehmen, ihnen auch mit Offenheit gegenübertreten und dann steht nichts mehr im Wege, faszinierende Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen. Denn Geschichten haben sie zu erzählen, wie das Land selber auch. Mit einem offenen Gehör lernt man das Land von einer sehr intensiven und ergreifenden Seite kennen und kommt ihm auf eine ganz eigene Art ein Stück näher. Innerhalb vier Wochen machten wir uns auf, dieses faszinierende Land zu erkunden, seinen Geschichten zuzuhören und dabei bezaubernde Dinge zu sehen und zu erleben und wunderbare Menschen kennenzulernen.
Tel Aviv
Moderne, alte Schätze, Ruheoasen, Partylokale. Meer, Hochhäuser, Parkanlagen – All das findet man in der erst 100 Jahre alten Stadt. Vielfältigkeit macht unter anderem ihren Charme aus. Doch Tel Aviv kann man nicht mit dem Rest von Israel vergleichen. Wie die Israelis sich selber ausdrücken, befindet sich die Stadt wie in einer Blase, in der das Hier und Jetzt von Belang ist. Den Menschen geht es um das Erleben und Geniessen. Deshalb entwickelt sich Tel Aviv zu einer Partystadt, zu einer Stadt, in der sich die Kunstszene ausleben kann, in der man stolz auf die linke Partei ist und in der das stark religiöse Jerusalem eher belächelt wird. Besonders gut zu spüren bekommt man diese Lebensart an einem Freitag zu spüren, denn da tummeln sich beinahe alle Menschen draussen auf den Strassen herum, flanieren durch die Einkaufsmeilen, treffen sich mit Freunden in den überfüllten Restaurants und geniessen das (meist) schöne Wetter. Man sollte wirklich darauf achten, dass man einen Freitag in Tel Aviv erleben kann, denn dann liegt eine ganz bestimmte, schwer zu beschreibende Stimmung in der Luft, ein Hauch von Vorfreude auf das Wochenende, Unbeschwertheit, Freiheit und Lebensfreude. Abends kann man sich dann in das bunte Nachtleben stürzen, das einiges zu bieten hat und in welchem bestimmt jeder auf seinen Geschmack kommt. Auf jeden Fall ist Tel Aviv ein unvergessliches Erlebnis, das auch die beste Gelegenheit bietet, neue Freundschaften zu schliessen. Man findet schnell sehr liebenswerte und offene Menschen, die sich gerne über alles Mögliche austauschen. Besonders rührend war zu erleben, wie aufmerksam sie sich um einen kümmern und wie wichtig es ihnen ist, dass uns der Aufenthalt in ihrem Land in so guter Erinnerung wie möglich erhalten bleibt. Da scheuten sie keine Mühen und boten gerne mal ihre eigene Wohnung als kostenlosen Schlafplatz an oder gaben sich mal als Stadtführer aus.
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Oben, links: Die hängenden Gärten der Bahai, Haifa Oben, rechts: Weisse Moschee, Nazareth Unten, links: Gassen in Nazareth Unten, rechts: Gewürzladen in der Altstadt Jerusalems
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Haifa Haifa ist eine bedeutende Hafenstadt am Fusse des Berges Karmel, in der geschäftiges Treiben herrscht. Man kann sie nicht als besonders malerisch beschreiben, doch ein Besuch lohnt sich. Hauptattraktion sind natürlich die Hängenden Gärten der Bahai. Der Bahaismus ist die jüngste Religion der Welt und hat Haifa zu ihrem Pilgerort gemacht. Mit der U-Bahn fährt man den Berg hinauf, wobei man eine herrliche Aussicht über die ganze Stadt und den Hafen hat. Anschliessend macht man sich auf, einen Teil der 19 Terrassen hinabzusteigen. Das Wort «Perfektion» trifft wohl am besten auf diesen Ort zu, denn jeder Busch und jeder Grashalm scheint perfekt zugeschnitten zu sein, und nirgends ist Unkraut zu finden, dafür sorgen die über hundert Gärtner. Der Garten versprüht einen Hauch von königlichem Flair. Tipp: Weilt man in Haifa, sollte man auf jeden Fall noch einen kleinen Ausflug nach Akko machen. Es ist eine schöne, steinerne, 800 Jahre alte Stadt, die geprägt ist von engen Gassen, Schutzwallen, und beeindruckenden Minaretten. Der einzige negative Punkt ist, dass man das erste Mal Bekanntschaft mit der manchmal aufdringlichen arabischen (männlichen) Jugend macht. Nazareth
Die grösste arabische Stadt Israels hat eine wunderschöne Altstadt zu zeigen, deren Merkmal die charmanten Kopfsteinpflastergassen sind und in denen man immer wieder den Touristenmassen entfliehen kann. Natürlich ist die Stadt auch sehr bedeutend für das Christentum und es ist ziemlich beeindruckend, dieser Geschichte, ob man nun religiös ist oder nicht, so nahe zu kommen und auf einmal in der kleinen Kirche zu stehen, wo angeblich der Engel Gabriel Maria erschienen ist oder vor der Grotte in der Verkündigungskirche, wo vermutlich Marias Haus gestanden hat. Tipp: Das Hostel Fauzi Azar Inn ist ein Muss zum Übernachten! Es ist ein eher ungewöhnliches Hostel, welches sich in über vierhundert Jahre altes Gemäuer einschmiegt. Besucht man die weisse Moschee, sollte man unbedingt schauen, dass man auf das Dach kommt, denn da hat man einen wunderschönen Blick über die ganze Stadt und kann neben den Lautsprechern das Gebet des Muezzins hautnah mitzuerleben.
See Genezareth Auch hier kann und soll man den Spuren Jesus nachgehen. Einerseits kommt man dieser bedeutenden Geschichte wieder ein ganzes Stück näher, indem man beispielsweise die Brotvermehrungskirche besucht oder Kapernaum, die Hauptwirkungsstätte von Jesus besichtigt. Begibt man sich auf den «Jesus Trail», ermöglicht dies einem, die einzigartige und vielfältige Natur rund um den See zu erleben. Jerusalem
Hektisch, laut, eindrucksvoll, berührend, spannend, faszinierend, fesselnd, anstrengend… All das sind
Worte, die auf diese Stadt zutreffen. Man muss sich wirklich Zeit nehmen, um sich dieser alten, ehrwürdigen Stadt hinzugeben und ihren Geschichten nachzugehen. Denn Geschichten hat sie zu erzählen, unzählige. Es ist sehr spannend, plötzlich selber vor der Klagemauer zu stehen, den betenden Juden zuzusehen und selber seine Wünsche auf einem Blatt in eine Ritze zu all den anderen Klagen und Wünschen hinzuzulegen, oder auf einmal vor dem eindrucksvollen Felsendom zu stehen, oder zu sehen wie die drei Weltreligionen auf so engem Raum nebeneinander leben. In kürzester Zeit kann man vollkommen verschiedene Kulturen, wenn nicht gar unterschiedliche Welten betreten. Tipp: Ein Abstecher in das jüdische ultra-orthodoxe Viertel Mea She’arim muss auf jeden Fall drin liegen, denn es ist unglaublich eindrucksvoll, wenn nicht gar bizarr, von einer Minute auf die nächste von wirbelnden schwarzen Mänteln, vorbeihuschenden Filzhüten und sich zügig bewegenden Bärten umgeben zu sein. Auch ist es sehr interessant, mal in eine Buchhandlung zu treten und beispielsweise einen dicken Ratgeber zu betrachten, wie jüdische Eltern verhindern können, dass sich ihre Kinder in nicht-jüdische Menschen verlieben.
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Elat Elat ist nicht unbedingt das, was man als schöne Stadt bezeichnen würde. Mitten aus der Wüste ragen pompöse Hotels empor und das ist es auch, was die Stadt etwas unangenehm macht, die vielen Touristen. Doch sie ist sehr gut dafür geeignet, sich nach dem hektischen Jerusalem ein wenig zu erholen und einfach mal nichts zu machen ausser faul am Strand zu liegen. Doch was sie besuchenswert macht, sind das rote Meer und die atemberaubende Kulisse der roten Berge Jordaniens. So sollte man unbedingt auch mal Schnorcheln gehen, denn setzt man sich nur schon ins Wasser und hebt den Kopf unter die Wasseroberfläche kann man schon die ersten Aquarienfische begrüssen. Zudem ist Elat ein guter Ausgangspunkt für einen Ausflug nach Jordanien.
Petra
Ist man schon in der Nähe Jordaniens, sollte man unbedingt einen Besuch zu einem der neuen sieben Weltwunder einplanen, denn das sollte man wirklich nicht verpassen. Schon nur die Hinfahrt nach Petra lohnt sich, durch die endlose Wüste mit ihren hohen Steinmassiven, vorbei an Kamelen und Hirten mit ihren Schafen. Auf jeden Fall sollte man in Petra einen guten Preis für einen Ritt zu Pferd aushandeln und die rote Stadt auf diesem Weg erkunden. Abseits von allen Menschenmassen kann man die Wüste auf sich wirken lassen und dieses wunderschöne, fast unwirkliche Bild in sich aufnehmen. Tipp: Vorbereitet sollte man auf die sehr aufdringlichen und teilweise nervigen Einheimischen sein, die jede Möglichkeit nutzen, einen Ritt auf ihren Eseln oder Kamelen an den Touristen zu bringen. Man sollte einfach versuchen diese Störungen auszublenden, um die Schönheit dieses Ortes nicht aus den Augen zu verlieren. Übrigens wird man diese Erfahrungen in den arabischen Teilen öfters machen.
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Totes Meer (En Gedi) Eine wunderschöne Oase inmitten der Wüste und am niedrigsten Punkt der Erde bildet En Gedi. Auf keinen Fall darf man sich ein Bad im Toten Meer entgehen lassen, denn es ist einfach ein einzigartiges Gefühl auf dem Wasser zu schweben. Auch sollte man auf keinen Fall eine kleine Wanderung in den dortigen Nationalpark verpassen. Mitten in trockener Felsenumgebung entspringt eine Süsswasserquelle und verwandelt den Sand in tropische Vegetation, begleitet von wunderschönen Wasserfällen.
Natürlich gibt es in diesem Land noch so viel mehr zu sehen und zu erleben und für mich wird es sicherlich nicht der letzte Besuch gewesen sein, denn die Vielfältigkeit an Natur, die verschiedenen Kulturen und die Menschen haben mich einfach in ihren Bann gezogen. Ich kann nur jedem empfehlen, ob es sich nun um Israel oder ein anderes, eher unkonventionelles Reiseziel handelt, über alle Vorurteile hinwegzusehen, über seinen eigenen Schatten zu springen und den Mut zu fassen, in ein solches Land zu reisen und sich diesem Abenteuer zu öffnen. Man wird es sicher nicht bereuen, eher wird man etwas verpassen, wenn man es nicht wagt. Na dann, ab in den Nahen Osten und rein ins Abenteuer!
«Ta‘asu Ha‘iim!» – Habt eine gute Zeit! :-)
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POFFA Optik AG Brillen Kontaktlinsen Visualtraining Bahnhofplatz 1 5001 Aarau www.poffaoptik.ch
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Boiler Club, Rathausgasse 18, 5000 Aarau www.boilerclub.ch
Programm April 2011 Freitag, 1. April 22.30 – 04 Uhr High Fidelity Presented by Delight Productions De La Ren Funk, Soul, Electronic Tunes, Old School Classics, Beats&Breaks, Bastard Pop and the finest High Fidelity Tracks Samstag, 2. April DJ Xanthipus Party Beats and Disco Classics
22.30 – 04 Uhr
Disco Deluxe
Freitag, 8. April DJ Fatoni Party Beats and Disco Classics
22.30 – 04 Uhr
Disco Deluxe
Samstag, 9. April DJ [S-PI] Party Beats and Disco Classics
22.30 – 04 Uhr
Disco Deluxe
Freitag, 15. April The Dramaqueens Our City’s Heartbeat
22.30 – 04 Uhr
We Love Aarau
Samstag, 16. April DJ Garcia Party Beats and Disco Classics
22.30 – 04 Uhr
Disco Deluxe
Freitag, 22. April
geschlossen wegen Karfreitag
Samstag, 23. April
geschlossen wegen Ostern
Freitag, 29. April DJ Razzmatazz Party Beats and Disco Classics
22.30 – 04 Uhr
Disco Deluxe
Samstag, 30. April Ai Trick Beats & The Funky Spanking Bigbeats, Funkybreakbeats, Mash-Ups
22.30 – 04 Uhr
Shakeadelic!
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«Kann man das Schreiben lernen,
Milena Moser ?»
Milena Moser, Sie betreiben mit Silylle Berg und Anne Wieser eine Schreibschule und lehren Menschen das Schreiben. Wie entstand diese Idee?
Sibylle und ich hatten bereits unabhängig voneinander und auf ganz unterschiedliche Weise unterrichtet. Es war unsere gemeinsame Agentin Anne Wieser, die die Idee hatte, diese unterschiedlichen Ansätze zusammenzuführen und ihre eigenen Kurse anzubieten. Gemeinsam decken wir das ganze Spektrum vom Finden der eigenen Sprache über das Verfeinern des Stil bis zur Verlagssuche ab.
Warum kommen die Leute in Ihre Schreibschule? Wollen Sie alle erfolgreiche Schriftsteller werden, oder schreiben die meisten einfach zum Spass?
Das geht vom ganz unbestimmten Wunsch, seine Gedanken zu Papier zu bringen über konkrete Projekte bis zu angefangenen und weggelegten Werken, die aus der Schublade befreit werden sollen. Der gemeinsame Nenner ist die Lust am Schreiben. Wenn jemand, was selten vorkommt, gleich als erstes sagt, ich will vom Schreiben leben können, lache ich nur laut und zeige meine Abrechnungen vor.
Was kann man in der Schreibschule lernen – und was nicht?
Seine eigene Sprache, seine eigene Form zu finden, authentisch und unverwechselbar zu schreiben. Das Schreiben zur täglichen Selbstverständlichkeit zu entwickeln. Durchhaltevermögen, Lust am Umschreiben, Gelassenheit bei der Verlagssuche. Wo wir allerdings ganz klar sind - denn es gibt zu viele unseriöse Angebote, die mit dem heimlichen Wunsch, ein Buch zu veröffentlichen, Geld machen: Es gibt keine Erfolgsgarantie.
(Text: Lisa Catena)
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Wie sahen denn Ihre ersten Schreibversuche aus?
Ich stamme aus einer Schriftstellerfamilie und habe immer schon geschrieben. Schon bevor ich lesen konnte, versuchte ich, die Geschichten die mir vorgelesen wurden, umzuschreiben. Meine Mutter erzählt, dass ich sie mit etwa drei gefragt hätte wie man «Preisselbeere» buchstabiert, obwohl ich erst Striche und Kreise malen konnte…
Wann haben Sie gemerkt, dass schreiben mehr ist als ein Hobby und was gab den Ausschlag, vom Schreiben leben zu wollen? Ein Hobby im Sinn von Freizeitvergnügen war es nie. Ich schreibe, weil ich nicht anders kann. Davon leben kann ich aber nach zwanzig Jahren noch nicht, jedenfalls nicht vom Verkauf meiner Bücher.
Hatten Sie damals einen Lehrer, einen Mentor?
André Kaminski hat meine ersten Geschichten gelesen und mich ermuntert, weiterzumachen, obwohl ich damals nur Absagen von Verlagen einsammelte. Das war sehr grosszügig und hilfreich.
Wie nutzen Sie selber diese neuen Kanäle? Noch zu wenig.
Wenn Sie Ihre Karriere noch einmal ganz von vorn anfangen müssten: Was würden Sie definitiv anders machen?
Ich würde mich definitiv nicht mehr vom Argument, dass Toni Morrisson ihre immerhin nobelpreiswürdigen Bücher schliesslich auch am Küchentisch geschrieben habe, davon abhalten, seriöse Kinderbetreuung zu organisieren.
Und zum Schluss: Welches ist der beste Rat, den Sie von einem Schriftstellerkollegen jemals erhalten haben?
Ich bin wie Obelix als Kind in den Zaubertrank gefallen. An meinem Vater habe ich gesehen, wie leicht ein Schriftsteller an Kritik oder mangelnder Anerkennung zerbrechen kann. Das schützt mich. Für mich bedeutet das Schreiben unendlich viel mehr als die Rezeption meines Schreibens. Das gibt mir grosse Freiheit.
Woran scheitern Schreibende am häufigsten?
An den Mythen, die das Schreiben umgeben. An der Vorstellung, ein Roman lasse sich planen. An der täglichen Realität des Schreibens.
Mit dem Internet, Blogs und social media haben sich für Schreibende neue Möglichkeiten aufgetan. Ist es für junge Schriftstellerinnen und Schriftsteller leichter geworden, Fuss zu fassen?
Es ist bestimmt einfacher geworden, ein Forum zu finden. Die „offizielle“ Verlagswelt ist aber meiner Meinung nach in den letzten Jahren noch vorsichtiger geworden. Es werden hauptsächlich Lizenzen für Bücher eingekauft, die sich anderswo bereits erfolgreich verkauft haben. Es werden weniger Risiken mit unbekannten Autoren eingegangen.
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Der deutsche Film Ich bin der Meinung, dass es schon lange – schon sehr lange – an der Zeit ist, mal ein paar Worte Klartext über den Deutschen TV-Film zu sprechen. (Text: Judith Erdin)
Zu oft haben wir schon kommentarlos die «Grossen Sat 1 Filme» wie «Ein Millionär zum Frühstück», «Die Braut von der Tankstelle» oder «Das Zimmermädchen und der Millionär» über uns ergehen lassen. Haben, wie Mutter es uns ans Herz gelegt hat, einfach stillgehalten bis es fertig war. Aber damit ist nun Schluss. Um unsere Gefühle mal in einem Satz zusammenzufassen: DEUTSCHE TVFILME SIND SCHEISSE! Die waren schon immer scheisse, und werden es immer sein. Punkt. Oder eher Ausrufezeichen! Gesagt soll sein, ich spreche hier nicht von Deutschen Filmen wie «Keinorhasen» oder «Der Schuh des Manitu», wo man sich noch Mühe für einen eigenständigen, sauberen Plot gegeben hat. Hier behandle ich die von bekannten Hollywoodfilmen schlecht abgekupferten und in einer Woche abgedrehten Drecks-Dienstagabend-Streifen, die weder Niveau noch Unterhaltungswert besitzen. Filme die einem ungewollt das Fernsehen abgewöhnen.
Gesagt soll sein: ich spreche hier nicht von Deutschen Filmen wie «Keinorhasen» oder «Der Schuh des Manitu»
Kleines Ratespiel zum Thema «abgekupfert» dazwischen: Das muntere «Von-welchem-Hollywoodfilm-wurde-hier-geklaut-Quiz».
Manhattan Love Story (Zimmermädchen Jennifer Lopez wird von einem reichen Mann mit einem Hotelgast verwechselt und sie verlieben sich.)
Deutscher Filmtitel: «Die letzten 30-Jahre» Deutscher Inhalt: Resa und Oskar treffen sich das erste Mal während des Jurastudiums. Sie kommen noch nicht zusammen. Ihre Wege trennen sich und sie treffen sich ein paar Jahre später wieder. Diesmal funkt es ein bisschen zwischen den beiden, Oskar verschwindet dann eines Tages plötzlich. 20 Jahre später stehen sich die beiden noch einmal gegenüber. Happy End.
Wieder zurück: Ihr bemerkt, ich spreche hier also von hochwertigem TVSondermüll wie er uns von «Sat 1» mit einer unverfrorenen Regelmässigkeit dienstagabends serviert wird, und sich wie ein Kochrezept konzipieren lässt. Ich stelle mir dabei immer gerne vor, wie die Produzenten mit dem unterbezahlten Drehbuchautor zusammensitzen und sich die Story ausdenken.
Lösung: «Harry und Sally» (DER Vorzeige-Beziehungs-Liebesfilm schlechthin) oder Deutscher Filmtitel: «Das Zimmermädchen und der Millionär» Deutscher Inhalt: Der Millionär Johannes wird von der Hotelangestellten Sophie irrtümlich für eine Service-Kraft in seinem eigenen Hotel gehalten. Er lässt sich darauf ein, korrigiert sie in ihrem Fehler nicht und führt die Maskerade weiter. Die beiden verlieben sich, Happy End. Lösung (diesmal wars etwas schwieriger, weil die Rollen vertauscht wurden):
Zuerst wird mal von der Weinflasche der Schraubverschluss gelöst und jeder kriegt sein Bierglas damit gefüllt. Dann sieht man sich gemeinsam ein paar Kino-Trailer von Hollywoodromanzen an und jedes Mal wenn darin das Wort Liebe zu Hören oder Lesen ist, muss getrunken werden. Danach wird nochmal nachgeschenkt und jeder ist mit irgend etwas wichtigem beschäftig (Papiere ordnen, Dreck unter den Fingernägeln hervorpuhlen), damit er keine Ideen bringen muss. Der Drehbuchautor linst das erste Mal auf seine Uhr, nimmt noch einen Schluck und kritzelt Kreise auf sein Notizpapier die aussehen wie kleine Blümchen. Und DANN kommt die zündende Idee: «Hey, wir könnten was mit Blumen machen. Der Film spielt in einer Gärtnerei oder einem Blumengeschäft!»
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Wahnsinnsidee, alle sind begeistert weil sie was zum festbeissen gefunden haben. Dann gehts weiter mit: «Wisst ihr noch in dem einen Trailer, da ist doch … passiert! Das könnte man doch auch machen!» Alle stimmen zu und trinken darauf. Die Stimmung wird besser, entspannter und deutlich lustiger. «Ja, und meine Frau hat mal 'nen Film gesehen wo sie … gemacht haben, das könnten wir doch auch noch einbauen!» Freudige Zustimmungsrufe werden laut. «Haha, und wisst ihr noch bei dem anderen Film, wo … passiert ist? Das kam doch beim Publikum auch noch gut an!» Gute Idee, sehr gute Idee, beinah wie selbst gemacht. Sonst noch was? Nein? Gut, reicht ja auch.
Dann gehts weiter mit: «Wisst ihr noch in dem einen Trailer, da ist doch … passiert! Das könnte man doch auch machen!»
Man erhebt sich langsam, klopft sich gegenseitig auf die Schultern und schwankt zur Tür hinaus in die Nacht. Das Einzige was bleibt sind die billigen Weinflaschen die leer in der Ecke rumliegen. Und ein Filmplot das auch nicht mehr Wert hat.
Zum Schluss für alle die selbst gerne einmal diese Art Film nachdrehen möchten, hier als zusätzliches kleines Präsent, das Rezept: Zutaten: 2–3 ältere Hollywood-Romanzen 1x weibliche Protagonistin (entweder von der Sorte: «Tritt-in-jedes-Fettnäpfchen-das-sich-ihr-bietet» mit den Charaktereigenschaften schusselig, süss und etwas schrullig oder von der Sorte: «Ich-bin-wahnsinnig-aufmeine-Karriere-fixiert-und-will-michdurch-nichts-davon-ablenken-lassenschon-gar-nicht-von-der-Liebe» mit den Charaktereigenschaften karrieregeil, pingelig und in Liebesdingen markant unbeholfen) 1x männlicher Protagonist (auch in zwei Sorten erhältlich. Entweder als: «Ich-erkenne-die-Liebe-bevordie-Frau-sie-erkennt», diese Sorte ist wahlweise mit oder ohne Kind erhältlich, oder als: «Ich-erkenne-die-Liebe-nichtselbst-wenn-sie-mir-eins-mit-der-Pfanne-überzieht», die nur in kinderloser Ausführung dafür mit einer grossen Portion Testosteron erhältlich ist.) 10 kg Zucker Zubereitung: 1. Man schäle von den älteren Hollywood-Romanzen die Story aus dem Film heraus (der Schnickschnack rundherum kann grosszügig weggeschnit-
ten werden), werfe sie in einen grossen Topf und mische die verschiedenen Geschichten grosszügig miteinander. 2. Protagonisten vorsichtig einrühren, damit sie den Geschmack des Films nicht zu sehr beeinflussen. 3. Je nach Testosterongehalt des männlichen Protagonisten mehr oder weniger Zucker beigeben, damit ein klebrig zäher Film entsteht. 4. Ohne abzuschmecken den Gästen lauwarm servieren.
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Kokowääh Eine Rezension über den deutschen Film Kokowääh, der momentan in den Kinos läuft. (Text: Jasmine Varadi, Bild: © 2010 Warner Bros. Ent.)
Inhalt Henry (Til Schweiger) ist ein erfolgloser Drehbuchautor und ein unbelehrbarer Frauenheld. Wie aus heiterem Himmel erhält er ein sensationelles Angebot: Er soll als Co-Autor an einer Bestsellerverfilmung arbeiten – zusammen mit der Autorin, seiner Ex-Freundin und grosser Liebe Katharina (Jasmin Gerat). Natürlich nimmt er das Angebot sofort an. Doch da taucht plötzlich die 8-jährige Magdalena (Emma Tiger Schweiger) auf, die seine Tochter aus einer kurzen Romanze sein soll. Henry soll sich vorübergehend um sie kümmern, solange ihre Mutter, Charlotte (Meret Becker), in den USA eine Gerichtsverhandlung hat. Henry, der Kinder eigentlich hasst, ist genauso wie Tristan (Samuel Finzi), der sich bisher für den Vater des Mädchens hielt, mit der Situation total überfordert. Wie soll er sich um Magdalena kümmern und gleichzeitig seine grosse Liebe Katharina zurückgewinnen? Mein Kommentar Obwohl ich eigentlich kein Til Schweiger-Fan bin, hat mir dieser Film sehr gut gefallen. Die 8-jährige Emma Schweiger als vorwitzige und ein bisschen klugscheisserige Magdalena lenkt die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Es gibt viele lustige Szenen, bei denen man laut auflachen kann, und die den Film auflockern. Gegen Ende wird der Film immer ernster. Zum einen ist da seine gros-
se Liebe Katharina, die nicht glauben kann, dass Henry ein Kind hat und er sie belogen hat. Zum anderen ist Magdalena nur für eine begrenzte Zeit bei Henry und dieser hat sie langsam in sein Herz geschlossen. Der Schluss ist total kitschig, es werden viele Szenen mit Magdalena, Henry, Tristan und Katharina gezeigt, glückliche, zukünftige Momente. Und auch etwas verwirrend: ein fremdes Kind, das ich bis heute noch nicht zugeordnet habe. Action kann man von diesem Film nicht erwarten, dass macht aber nichts. In
diesen 126 Minuten ist mir trotzdem nie langweilige geworden. Diese Komödie ist für die ganze Familie.
Humor Anspruch Action Erotik
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Das Ende ist mein Anfang Die Lebens- und Sterbensgeschichte über Tiziano Terzani – ein Reporter, der den Kommunismus nicht einfach nur beschreiben, sondern erleben wollte. (Text: Sara Suter, Filmplakat: www.dasendeistmeinanfang.de)
Inhalt Der grosse Reisende und leidenschaftliche Journalist Tiziano Terzani (Bruno Ganz) hat mit seinen langen Wegen abgeschlossen. Früher oft unterwegs als Reporter für bekannte Magazine wie DER SPIEGEL machte er weite Reisen nach China – wo er sich dann später auch niedergelassen hat und seine Kinder in die Kommunisten-Schule schickte. Doch diese Zeiten sind nun vorbei. Tiziano hat Krebs und ist jetzt auf seiner letzten Reise. Mit seiner Frau Angela (Erika Pluhar) wohnt er in einem Haus in der Toskana. Zusammen mit seinem Sohn Folco (Elio Germano) erarbeitet er das Buch über sein Leben. Er beantwortet ihm eine Menge Fragen und erzählt viele Geschichten. Zwischen den Beiden entstehen durch die Gespräche Momente grosser Vertrautheit und diese sind auch als Zuschauer spürbar. Nach dem Tod des Vaters streut Folco seine Asche in den Wind der Berge der nördlichen Toskana. Und er wird das Buch herausgeben, um das sein Vater ihn gebeten hatte: Das Ende Ist Mein Anfang.
Hintergrund «Das Ende Ist Mein Anfang» ist die Verfilmung des Lebensabends des langjährigen Südostasien-Korrespondenten des SPIEGEL, Tiziano Terzani, der im Juli 2004 in seinem Haus in der Toskana starb. Als Tiziano spürte, dass er nicht mehr lange zu leben hat, erzählte er seinem Sohn Folco die Geschichte seines abenteuerlichen Lebens und wie er sich auf den Tod vorbereitet. Aus diesen Gesprächen formte der Sohn das ergreifende Buch «Das Ende Ist Mein Anfang», das zum Kultbuch für all jene wurde, die über den Zustand der Welt nachdenken. Meine Kommentar Dieser Film ist absolut sehenswert. Bruno Ganz zeigt eine schauspielerische Glanzleistung und der ganze Film stimmt einen sehr nachdenklich. Einerseits möchte man weinen, andererseits zeigt die Geschichte von Tiziano, dass das Leben eine einzige Reise ist. Und man weint nicht.
Humor Anspruch Action Erotik
«Wenn Du von einem alten Menschen etwas erfährst, das aufnimmst, was er weiSS, dann weiSSt Du es schon als junger Mensch. Es ist wie ein Anfang, um weiter zu gehen.» Folco Terzani
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Judiths Pflichtfilmtipp-Archiv
Kennst du den? Den arroganten Schleimscheisser von der Arbeit, der ständig von Filmen spricht und so tut als wüsste nur er was läuft? Oder den süssen Typen, der dich ins Kino eingeladen hat, du aber keine Ahnung hast was er sich mit dir ansehen will? Oder den Kassierer an der Kinokasse, der dich verwirrt und abschätzig zugleich ansieht, während du ihm mit wirren Worten zu erklären versuchst, für welchen Film du ein Ticket möchtest? Falls dir eine oder mehrere dieser Situationen bekannt vorkommt, oder du dir einfach nur mal wieder einen guten Tipp für den nächsten Filmabend suchst, heisse ich dich herzlich Willkommen in meinem Pflichtfilmtipp-Archiv. Du bist hier goldrichtig!
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dieses mal: Monty Python and the Holy Grail / Die Ritter der Kokosnuss (1975) Dieses Mal werden wir uns kulturell weiterbilden. Der heutige Tipp zählt zu einem der wichtigsten Ereignisse der Filmgeschichte bis heute und stellt meiner Meinung nach den Ursprung des britischen Humors dar. (Foto: fanpop.com)
Ganz nach dem Motto «wozu die Arbeit aus den Händen geben, wenn man es selbst besser macht» übernimmt die Monty-Python-Mannschaft rund um John Cleese gleich meherer Rollen in diesem Pflichtfilm. So wird bespielsweise Sir Galahad (einer der Ritter der Tafelrunde), ebenso wie Dennis der Landarbeiter, ein Dorfbewohner, der linke Kopf des dreiköpfigen Riesen, der Anführer der Ritter die «Ni» sagen, der Herr des Sumpfschlosses, ein Hochzeitsgast, ein Mönch und der Erzähler (in der englischen Originalfassung) von Michael Palin allein gespielt. Die sieben Hauptdarsteller spielen im Gesamten sage und schreibe 35 verschiedene Rollen. Ich für meinen Teil, ziehe erfürchtig meinen Hut davor. Inhalt: Als erstes hätten wir da mal König Artus. Aus irgendeinem Grund zieht er mit seinem Diener und einer Kokosnuss anstelle eines Pferdes durchs Land und sammelt einen nach dem anderen, die Ritter der Tafelrunde ein, um sich mit ihnen auf die Suche nach dem Heiligen Grahl zu machen. Auf seinem beschwerlichen Weg begegnet er den unsäglichsten und bizarrsten Wesen und Kreaturen. Fluchenden Franzosen, gefährlichen Ziegen, grässlichen Monstern, zauseligen, alten Männlein, mannstollen
Ordensschwestern und dem Zauberer Tim. Und dann ist irgendwann Schluss. Darsteller: Aufgrund der zahlreichen Rollen, welche von den Hauptakteuren gespielt werden, nur deren richtige Namen: John Cleese, Graham Chapman, Eric Idle, Terry Gilliam, Terry Jones, Michael Palin Regisseure: Terry Gilliam, Terry Jones
Mein Kommentar: Brillante Sache dieser Film. Monty Python schaffen es, ohne Roten Faden einen ganzen Film zu drehen. Und man hat Spass dabei. Dieser Film ist heute noch genauso witzig wie als ich 12 war und hat einfach diesen ganz besonderen britisch-steif-schwarzen Humor, der einen so manches mal denken lässt: «Oh mein Gott, was soll denn das?» Dazu passt: Piña Colada, Fish and Chips. Humor Anspruch Action Erotik
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horoskope Steinbock
Wassermann Fotoautomaten sind lustig, mach doch wieder einmal ein paar Fotos von dir (mit Schnauz)!
Fische
Du möchtest gerne eine Band gründen? Dann nichts wie los! Das Glück ist auf deiner Seite.
Widder Der Winter hat dir ein bisschen aufs Gemüt geschlagen, keine Angst, die Sonne wird dir gut tun.
Iss mehr Früchte, die sind gesund und machen dich fit für den Frühling!
Stier
Zwilling Du musst nicht lügen, um voranzukommen. Die Wahrheit tut manchmal weh, bringt dich aber weiter.
Krebs
Lieber seltsam als langweilig sein. Geh deinen eigenen Weg, lass dir von niemandem reinschwatzen.
Löwe Drama ist zur Zeit dein Ding. Manchmal muss man es regnen lassen, bis die Sonne wieder kommt.
Besuche alte Freunde von dir, sie haben nun Schnäuze! Und tolle Erinnerungen.
Jungfrau
Waage Wir alle haben unsere Geheimnisse, vertrau deine nicht den Falschen an... (es sei denn sie tragen Schnäuze!)
Fühlst du dich manchmal verloren und heimatlos? Mach einen Selbstfindungstrip!
Skorpion
Schütze Du sprühst momentan nur so vor Kreativität, lass alles raus – es kommt gut an!
Nimm dir mehr Zeit für Dinge, die dir wichtig sind. Freunde, Liebe, Dich selbst.
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IMPRESSUM REDAKTION Chefredakteurin: Miriam Suter Vanja Kadic LAYOUT Sara Suter Corinne Leuthard, Jasmine Varadi FOTOGRAF & WEBSEITE Oliver Fabel DRUCK Heller Media AG, Muri
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FREIE MITARBEITER Judith Erdin, Pablo Labhardt, Alejandra Jean-Mairet, Selin Aktekin, Daniel Mahrer
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mit DaniL
zum Brotkorb
DONNER Dienstag Nachmittag, es regnet in Strömen und ich bin zu spät dran. Regenschirme stehen mir nicht, ausserdem gehen sie oft entweder sehr schnell kaputt, verloren oder beides, in einer komplizierten Aneinandereihung nicht vorhersehbarer Zufälle. Auf jeden Fall verursachen sie ganz allgemein mehr Ärger als sie verhindern. Ich schlage also meinen Mantelkragen hoch, trete von einem Bein aufs andere und dann ein paar Schritte zur Seite, um dem Wasserspeier des Gebäudes, das mir eigentlich Unterstand bieten sollte, auszuweichen. Ob ich vielleicht ein klein bisschen weniger fluchen könnte, wurde ich vor ein paar Wochen gefragt und weil ich mir das sehr zu Herzen genommen habe, bestätigt nun grad eine Ausnahme die Regel. Das Tram fährt ein und kommt ratternd und knirschend zum Stillstand, ich steige ein, setze mich und tropfe schweigend vor mich hin, als die Türen schliessen und sich das Gefährt klappernd und klingelnd wieder in Bewegung setzt. Ich bin müde und schläfrig, gähne ein Gähnen, das mich sofort zu Staub zerfallen lässt und durch das vom Regen verschwommene Fenster ziehen gleichgültig die Häuser der Stadt an mir vorbei. In meinem Kopf erklingt leise und kaum hörbar Zirkusmusik, während sich ein subtiler Bananengeschmack auf meiner Zunge ausbreitet. Ich ziehe eine Augenbraue hoch, lege meinen Kopf zur Seite, schaue die andern Fahrgäste an. Sie scheinen weder zu hören, was ich höre noch zu schmecken was ich
schmecke, sie lesen Zeitung oder mümmeln ein wenig dümmlich dreinblickend vor sich hin. Ich blinzle, die Musik ist weg, das Tram quietscht durch eine Kurve auf die nächste Haltestelle zu, beginnt weit vorher aber abrupt zu bremsen, hält fast an und der kleine See, der sich unter meinem Sitz angesammelt hat, fliesst in mehreren Armen nach vorne. Ich mag es nicht, in zu langsam fahrenden Transportmitteln zu sitzen, da kommt in mir, oft genauso unweigerlich wie unbegründet, sofort das unangenehme Gefühl auf, am Vorwärtskommen gehindert zu werden, etwas verpassen zu können. Noch während ich etwas nervös auf meinem Stuhl hin und herrutsche, beschleunigt das Tram urplötzlich aus dem Nichts heraus mit einem Ruck, der mir den Kopf ins Genick krachen lässt und mit einem Affenzahn rasen wir auf die Station zu. «Ja ist der eigentlich vom Aff gebissen?!» will ich schreien und aufspringen, in dem Moment wo wir durch die Haltestelle schiessen, als mir auffällt, dass die anderen Passagiere keine Miene verziehen, auf ihren Plätzen sitzen wie zuvor, lesend und mümmelnd. «Mach ich mich grad zum Affen?» denk ich mir, während draussen die Stadt als gräuliches Band mit bunten Lichtsprenklern gespickt immer schneller am Fenster vorbeizieht. Wie wir bergab auf die nächste Kurve zudonnern, ist mir klar, dass das Tram ent-
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WETTER gleisen wird, der Fahrer gibt weiter Gas, der Wagen rüttelt und zittert, knarzt und ächzt, und trotz dem mittlerweile zur ohrenbetäubenden Lautstärke angeschwollenem Lärmpegel höre ich wieder ganz leise diese Zirkusmusik. Ein Orchester in meinem Kopf? Mit einem lauten Knall hebt das Tram vom Boden ab, ich halte mich panisch am Sitz fest, der Wagen verdreht und verzieht sich in sämtliche Richtungen, die Geräuschkulisse steigert sich bis zur absoluten Unerträglichkeit, die Lichter gehen aus und mir dreht sich alles. Auf einen Schlag wird’s gleissend hell, ich schliesse meine Augen die zu brennen beginnen und der Wagen kommt zum stehen. Totenstille. Die anderen Fahrgäste sind verschwunden, einsam raschelt eine auf dem Boden liegende Gratiszeitung in einem leichten Luftzug, der durch den Gang weht. Das Tram steht verlassen mitten in einer weiten Ebene, die Sonne brennt. Ich erschrecke ein wenig, als neben mir die Tür aufgeht, von draussen dringt wieder dieselbe Zirkusmusik hinein und ein älterer Schimpanse mit einem lustigen Hut auf dem Kopf steigt ein. «Wurde auch Zeit mein Junge, komm mit!» grinst er mich an und nimmt mich bei der Hand. Über eine trockene, staubige Wiese gehen wir auf ein riesiges Zelt zu, die Musik wird lauter und die intensive Duft von gebrannten Mandeln und frittierten Bananen liegt triefend schwer in der Luft. Mit einem Schlag wird mir alles klar: Der Affenzirkus! Der Affenzirkus, mit seinen lauthals kreischenden, dauerbetrunkenen Hochseil- und Trapezakrobaten, mit seinen flinken, aber unglaublich ungeschickten Jongleuren, mit seiner in jeglicher Hinsicht total desorientierten Clowntruppe, die absolut unvorhersehbar in den unpassendsten Momenten aus dem Nichts
auftaucht, und einer der blutrünstigsten Raubtiernummern überhaupt. Dass die chronisch miesgelaunten Löwen die gesamte Affenbande bisher noch nicht mit Haut, Hut und Haar gefressen haben, mag wohl daran liegen, dass diese alle Kettenraucher von der allerschlimmsten Sorte sind, und deshalb nicht nur überaus zäh im Biss sondern vor allem auch ganz furchtbar im Geschmack. Noch auf dem Weg ins Hauptzelt, an dem Gebrüll der Löwen vorbei, schminke ich mich dezent, schiebe meinen Hut ein wenig ins Genick und klebe mir einen Schnauz unter die Nase auf den mein Vater stolz gewesen wäre. Der alte Schimpanse zwinkert mir zu, und mit der kleinen Verspätung, die ich nie mehr aufholen werde, betrete ich die Manege. Das Publikum ist mucksmäuschenstill. «Bonjour meine Lieben, da bin ich wieder!»
bigote
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