Moustache Magazin Ausgabe Acht
Cover-Hommage: The Rocky Horror Picture Show
moustache | schnauziges
eDiTorial Unsere Praktikantin Marit hat diese Ausgabe fast alleine geschrieben – oder jedenfalls den grössten Teil davon. Marit studiert Event Management und hat das letzte halbe Jahr in Hongkong gelebt. «Ich liebe es zu reisen und versuche dabei und während verschiedenen Praktika herauszufinden, was ich werden will, wenn ich gross bin. Das Moustache Magazin erlaubt es mir, über alles zu schreiben was mich interessiert – Musik, Reisen, Mode und Kunst. Hier geht es nicht wie bei den anderen Zeitungen, für die ich bisher gearbeitet habe, lediglich ums Geldverdienen. Nach meinem Bachelor würde ich gerne Backpacking durch Indien und ein Praktikum in Südafrika machen. Danach steht dann noch ein PR Master an, für den ich am liebsten in New York studieren würde, aber das ist bisher nur Wunschdenken.» Wir wünschen Marit, die bei Redaktionsschluss gerade in London ist, alles alles Gute und bedanken uns für ihren grossartigen Einsatz. Marit, wir freuen uns, dich auch in Zukunft als freie Mitarbeiterin bei uns zu haben!
Wenn du dein ganzes Leben lang nur noch ein einziges Lied hören dürftest, welches wäre das? Keep your head up von Ben Howard Wenn du nicht du wärst, wer wärst du gerne? Weltreisende Bester Film auf Erden? Schwarz-weiss Filme Momentaner Gefühlszustand? müde Dein Held/deine Heldin? Menschen mit innovativen Ideen, die diese auch umsetzten Digital oder analog? beides Hell oder dunkel? hell Süss oder bitter? süss Morgen oder Abend? morgen Mag: die Welt sehn, die Nacht durchtanzen und anschliessend mit Freunden Frühstücken gehen Hasst: wenn das Leben nicht spannend ist Erster Gedanke beim Aufstehen am Morgen: scheint die Sonne? Welche Socke ziehst du zuerst an? gute Frage
moustache | inhalt
inhalT MoDe Fashion in zürich
kulTur 6
Pflichtfilm-tipp
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nina Bee
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interview mit Markus Kavka
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Secondhand in zürich
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ein tag in hongkong
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Musik
schnauZiges
Bon Voyage
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horoskope
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Blueballs-Festivalbericht
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impressum
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zum Brotkorb mit ‌
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moustache | mode
Fashion in Zürich (Text: Marit Filger)
Die Jungdesigner der Vordiplomsklasse des Institutes Mode-Design an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel präsentierten am 9. Juli ihre Kollektion aus dem sechsten Semester im Seefeld Razzia in Zürich. Wenn es nach den Studenten aus Basel geht, liegen Schwarz und Weiss eindeutig im Trend. Bunte lebendige Farben waren die Ausnahme, Muster nicht vorhanden. Minimalistisch arbeiteten die Studenten mit unterschiedlichen Materialien wie Leder, Strick und Spitze und liessen überflüssige Details weg. Fliessende, transparente Stoffe, die viel Haut zeigten, fanden sich in nahezu allen Kollektionen . Die drei Nachwuchsdesigner Alexandra Stutz, Michael Aerni und Julia Foery haben Moustache ihre Kollektionen vorgestellt und ihre Inspirationsquellen verraten.
oben: Kollektion von Michael Aerni links: Kollektion von Alexandra Stutz
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AlexAndrA Stutz
Alexandra, deine Kollektion «I will awaken the dawn» war die einzige des Semesters die völlig auf dunkle Farben verzichtet hat. Ist Schwarz für dich kein Trend?
Meine vorherige Kollektion war weiss, grau und schwarz, aber jetzt musste dringend Farbe her. Sie ist förmlich aus mir herausgebrochen.
Wo kam deine Inspiration für die Verwendung von lebendigen bunten Farben her?
Ich hatte als Inspiration das Bild von Blumen die aus meinen Händen wachsen. Die Lebensfreude, die Energie, die Abenteuerlust, die das für mich bedeutet, da musste einfach Farbe her. Zudem hab ich das letzte halbe Jahr in Belgien verbracht, und von da viel Inspiration mitgebracht. Die unterschiedlichen Farben waren auch von Blumen inspiriert. Zuhause auf dem Balkon hab ich verschiedenste Farben zusammengemischt. Die meterlangen Seidenbahnen, die ich selbst gefärbt habe, sahen einfach fantastisch aus im Wind.
Deine Models hatten alle keine Schuhe an, sondern lediglich kleine Riemen um die Füsse, zudem die leichten Seidenstoffe. Ist Leichtigkeit und Natürlichkeit für dich ein Sommertrend?
Nicht nur ein Sommertrend! Die Leichtigkeit, die Unbeschwertheit, aber ohne die Bodenhaftung zu verlieren, das wünsche ich mir für all die Frauen, für die ich Kleider machen möchte.
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MichAel Aerni
Männer in Kleidern, wie kam es denn zu dieser provokanten Kollektion, Michael?
Zum einen ging ich mit der Tunika zurück zum Ursprung der genähten Kleidung, lange bevor es Hosen gab. Zum anderen bin ich etwas auf der Spur, das aus unserer Kleidkultur verloren gegangen ist, während es in anderen Kulturen, wie z.B. im arabischen Raum, überdauert hat. Mich interessiert das Verwischen von Grenzen der konventionellen Rollenbildern und die futuristische Vision, die aus dem Zusammenprallen von sehr Altem und der gegenwärtigen Mode möglich ist.
Inwieweit unterscheidet sich deine aktuelle Kollektion von deinen früheren? Zeichnet sich eine persönliche und künstlerische Entwicklung ab?
Bei dieser Kollektion habe ich mich vom eher tragbaren Design früherer Arbeiten entfernt, um eine gewagtere Vision zu präsentieren. Es war toll, meine eigenen Normen zu sprengen und mich herauszufordern. Dies gilt im Besonderen auch für die Farben dieser Kollektion, die sich stark von den dunklen, unbunten Tönen meiner bisherigen Arbeit abhebt.
Wie siehst du den Unterschied zwischen Frauen und Männern in der Mode?
Grundsätzlich strebe ich gerade das Umgehen und Überschreiten von bestehen-
den Konventionen für die Geschlechter an. Als Designer denke ich, dass die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei Kleidern immer verzichtbarer werden. Auf der Seite des Trägers sehe ich jedoch nach wie vor unterschiedliche Herangehensweisen. Der Mann braucht bei seiner Kleidung beispielsweise vielmehr bekannte Elemente, Details, die ihm vertraut sind, die ihm helfen, sich in einem Teil wohl zu fühlen. Die Frauen lehnen sich da, glaube ich, lieber und weiter aus dem Fenster.
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JuliA Foery
Julia, in deiner «A/W 11/12» Kollektion verwendest du viele Felle und Leder, was willst du mit deiner Mode ausdrücken?
Ich möchte Frauen nicht nur feminin, sondern auch tough darstellen und die Wertigkeit der Materialien unterstützt dieses Bild.
Ist Tierschutz für dich ein Thema?
Auf jeden Fall! Die Schweizer Rotfüchse werden ohnehin ausgeschossen um den Bestand zu regulieren. Die Schweizer Pelze, mit welchen ich arbeite sind von sehr hoher Qualität, was bedingt, dass Menschen dahinter stecken, welche mit Liebe, Respekt, Ehrfurcht und Würde, dem Tier, der Natur, sowie auch dem Ökosystem gegenüber stehen. In der Schweiz haben Produktion, Handel und Verarbeitung von Pelzen so gar nichts mit den Schauermärchen gewisser Medien zu tun. Im Gegenteil! Der Markt ist wichtig für unsere Heimischen Arten. Des Weiteren kenne die Hersteller meiner Materialien und weiss, wie die Produktion abläuft.
Das Vordiplom ist geschafft und als nächstes kommt für dein Semester das Diplom. Hast du schon eine Idee wo dich dein Weg nach dem Abschluss hinführt?
Erstmal freue ich mich auf die Arbeit am Diplom. Danach steht eine Bewerbung zum Master-Studium in London
für mich zur Debatte. Vor allem ist es mein Wunsch und Streben, dass das was ich jetzt tue, in naher wie auch ferner Zukunft, zentraler Teil meines Lebens, meines Alltags, bleibt.
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ninaBee
ALTE ScHMUcKSTÜcKE ZU NEUEM LEBEN ERWEcKT Romantisch, verspielt, verträumt – diese Beschreibung trifft nicht nur auf NinaBees Schmuck, sondern auch auf sie selber zu. Zum Interview trägt die junge Schmuckdesignerin und studierte Kunst- und Fotohistorikerin ein sommerliches Kleid mit Tupfen, an den Ohren baumeln Schwalbenohrringe mit türkisen Strasssteinen aus ihrer eigenen Kollektion. (Interview: Franziska Monnerat)
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Nina, wo findest du die Einzelteile für die Schmuckstücke deines Labels NinaBee?
Auf dem Flohmarkt und auf Reisen. Ausserdem wühle ich mich durch alte Modeschmuckbestände. Die alten Materialien verbinde ich dann mit neuen zu einzigartigen Schmuckstücken.
Was haben für dich alte Materialien, was neue nicht haben?
Teilweise ganz einfach das Aussehen. Die limitierte Auflage, dass es irgendwann keine mehr geben wird, macht die Vintageteile speziell. Mich reizt, dass ich die Schmuckstücke irgendwo ausgrabe und zu neuem Leben erwecke.
Wie sieht es in deinem Atelier aus, wenn du Ohrringe, Broschen, Anhänger und Ketten kreierst?
Meistens etwas chaotisch. Ich höre entweder Musik oder Hörbücher dazu. Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf. Wenn ich etwas Neues kreiere, vergleiche ich und habe zwanzig verschiedene Perlen auf dem Tisch. Das chaos inspiriert mich, irgendwann muss ich dann aber alles wegräumen, weil es nicht mehr geht (lacht).
Was inspiriert dich sonst?
Das können ganz verschiedene Dinge sein: Mode, alte Möbel und Kleider, Schmuckstücke von anderen Designern, Kunst. Wenn ich zum Beispiel
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eine Kunstausstellung besucht habe, komme ich nach Hause und habe Lust, selber etwas zu schaffen, obwohl es sich bei meiner angewandten Kunst um eine ganz andere Art von Kunst handelt als bei der bildenden Kunst im Museum. Ich mag wahnsinnig gerne Bilder aller Art, das können auch Fotos auf Blogs von anderen jungen Designern sein.
Welche Blogs kannst du empfehlen?
Ganz toll finde ich den Blog von Jo Brauer. Die Designerin hinter dem Label schneidert Vintagekleider um, lebt auch in Zürich und dokumentiert ihr Projekt «Jo Brauer Vintage and more» mit stimmungsvollen Bildern und Berichten, zum Beispiel von Fotoshootings ihrer Kollektionen.
Du fertigst Schmuck in Kleinserien, aber auch Einzelstücke an. Welche Kundenwünsche hast du schon erfüllt?
Diesen Monat hat mich eine Frau angeschrieben und gefragt, ob ich eine Idee für das Taufgeschenk ihres Patenkindes habe. Ich habe mir überlegt, dass es etwas Feines, nicht aus Modeschmuck, sondern echtem Material wegen der empfindlichen Babyhaut, sein soll. In einem alten Gedichtband habe ich kleine Illustrationen mit Vögelchen und Kätzchen gefunden, die ich hinter Glas gesetzt habe. Als ich der Kundin ein Foto
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des Schmuckstücks gesandt habe, war sie begeistert und hat für sich und ihre Freundin auch noch eines bestellt. Das sind schöne Momente, wenn ich merke, dass die Käufer Freude an meinen Schmuckstücken haben.
Neben der Taufe gibt es noch andere Tage im Leben, die mit einem Schmuckstück festgehalten werden. Wie stellst du dir deinen Hochzeitsring vor? Schlicht mit altem Touch. Etwas, das Vintage anmutet, vielleicht auch Vintage ist, aber dann wäre wohl die Frage, ob wir zwei Ringe finden würden.
Ehrlich gesagt habe ich mir dazu noch keine Gedanken gemacht (lacht).
Werfen wir einen Blick in deine private Schmuckschatulle. Welches Lieblingsstück verbirgt sich darin?
Ein Ring mit einem korallfarbenen Stein, den mir meine Grossmutter geschenkt hat, liegt mir am meisten am Herzen. Ich musste ihn kleiner machen lassen und traue mich manchmal nicht, ihn zu tragen, aus Angst ihn zu verlieren. Sonst wechsle ich viel und habe eine Weile ein Lieblingsstück und andere Stücke, die ich nicht mehr trage. Auch meinen eigenen Schmuck bewahre ich in meinem Schmuckkästchen auf.
Warum nennst du dein Schmucklabel NinaBee?
Mein Nachname beginnt mit B. Ausserdem hat mich eine Freundin immer Nina B. genannt, davon habe ich Bee, den englischen Begriff für Biene, abgeleitet. Bienen sind fleissige Tierchen, klein und fein, was gut zu meinem Schmuck und mir als Tierfreundin passt. Einen Teil meiner Einnahmen spende ich Tierschutzorganisationen; weil viele Tiermotive meine Schmuckstücke zieren, zum Beispiel das Eichhörnchen, habe ich das Bedürfnis, etwas zurückzugeben.
www.ninabee.ch
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SECONDZÜRIcH (Text & Bilder: Carla Peca)
Am 14. und 15. Mai, war wieder Kreislauf 4&5 in Zürich. Designerläden öffneten Ihre Tore und spendierten cüplis – jedenfalls die mit Stil. Schön für das Auge, weniger schön für die Geldbörse, wenn man, wie ich, eine arme Studentin ist. Doch Lust im langweiligen H&M-Brei rumzulaufen habe ich nicht und Geld für teure Designerkleider auch nicht. Nun was tun? Genau! Stöbern durch Brockis, Secondhand und Vintageläden. Und zu meinem Glück wimmelt es in Zürich nur so davon. Mit Hilfe eines Secondhandführers von «nicht-neu» machte ich mich auf nach Zürich, in den Secondhand-Dschungel und suchte für euch die schicksten Secondhandläden raus. Hier findet ihr sie nun zusammengestellt, als kleinen Spaziergang durch den Kreis 4 & 5. Donnerstag, Freitag oder Samstag eignen sich fürs Secondhand Shopping am besten, denn dann haben sicher alle Läden offen. Die Preise sind mit einem bis drei Sternen gekennzeichnet, wobei ein Stern «billig» und drei Sterne «eher teuer» bedeuten. Und nun viel Spass!
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8 «nicht-neu» sammeln alle Secondhand- und Vintageshops in Zürich und binden sie zu einem zuckersüssen Büchlein. Auch für Brockis gibt es eine Ausgabe. Schaut doch mal auf www.nicht-neu.ch vorbei.
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JUDITHS PFLICHTFILMTIPP-ARCHIV
Kennst du den? Den arroganten Schleimscheisser von der Arbeit, der ständig von Filmen spricht und so tut als wüsste nur er was läuft? Oder den süssen Typen, der dich ins Kino eingeladen hat, du aber keine Ahnung hast was er sich mit dir ansehen will? Oder den Kassierer an der Kinokasse, der dich verwirrt und abschätzig zugleich ansieht, während du ihm mit wirren worten zu erklären versuchst, für welchen Film du ein Ticket möchtest? Falls dir eine oder mehrere dieser Situationen bekannt vorkommt, oder du dir einfach nur mal wieder einen guten Tipp für den nächsten Filmabend suchst, heisse ich dich herzlich willkommen in meinem Pflichtfilmtipp-Archiv. Du bist hier goldrichtig!
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Dieses Mal: TeaM aMerica (2004) Diesmal, meine Lieben, präsentiere ich euch den härtesten Marionettenfilm seit Anbeginn der Zeit, von den Machern von South Park. wer denkt Puppen wären nur was für Kleinkinder, sei gewarnt, denn dieser Film hats in sich. Nix da mit Jim-Knopfschem-Friede-Freude-Eierkuchen-wir-sind-alle-so-fröhlich-undnett-und-knuffig-und-adrett-Gedöns. Hier gehts zur Sache, soweit sogar, dass die amerikanische Kinofassung zensiert werden musste. Puppensex ist halt schon eine krasse Sache. (Bild: www.xlyrics.de)
inhalt Das «Team America» ist eine knallharte Spezialeinheit, bestehend aus Anführer Spottswoode und seinen Schafen Sarah, Lisa, Joe und chris, die dem Terrorismus auf der ganzen Welt Einhalt gebietet. Und wenn dafür das Louvre oder die Sphinx in die Luft fliegt, ist das eine Nebensächlichkeit, welche im Dienste der grösseren Sache (Bekämpfung des Bösen) in Kauf genommen wird. Ohne mit der Wimper zu zucken. Als ein neuer Auftrag in Kairo ansteht,
beschliesst Anführer Spottswoode den ambitionierten Broadway-Schauspieler Gary Johnston ins Team aufzunehmen, um ihn als Undercoveragent ins Lager der feindlichen Terroristen zu schleusen. Denn nur ein wirklich guter Schauspieler würde es schaffen, sich überzeugend unter das Böse zu mischen. Diese Entscheidung stösst jedoch nicht bei allen Mitgliedern des Team America auf Zustimmung, weil der Schönling Gary für einige Verwirrung in der Gefühlswelt des Teams sorgt. Denn Joe
steht auf Sarah, die ist jedoch verliebt in Gary, welcher aber auf Lisa abfährt, die wiederum immernoch ihrem verstorbenen Verlobten nachtrauert. regisseur Trey Parker (South Park) drehbuch Trey Parker, Matt Stone, Pam Brady Mein Kommentar Wer South-Park mag, wird diesen Film lieben. Es ist einfach nur brillant wie diese beschissen blöd aussehenden Puppen sich durch das Drehbuch bewegen und mit einer Ernsthaftigkeit, wie es nur Marionetten können, Amerika, die Hollywood‘sche Filmindustrie, den Terrorismus und alles was es sonst noch gibt aufs Korn nehmen. Präzise pointierte Ironie vom Feinsten. dazu passt Bier und Freunde, oder auch nur Bier.
Humor: Anspruch: Action: Erotik:
(v.l.n.r.) Joe, Gary, chris, Lisa, Sarah
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Männerrunde Mit Markus kavka Unser Autor Daniel Mahrer hat den Autor, DJ und Moderator zu einem Gespräch über seinen Roman «Rottenegg», über Frauen, Dorfjugend und naja, eigentlich über alles getroffen. Und er hat ihn sogar zum Zeichnen gebracht. (Interview: Daniel Mahrer)
Du hast ja vielleicht mitbekommen das Martin Sonneborns «die Partei» eine Initiative gestartet hat, die Züritüütsch verbieten will.
Das ist mal wieder so eine typische Aktion von ihm, ich hab aber jetzt lustigerweise eine Plakataktion an der Litfasssäule gesehen, so eine Initiative, dass in Kindergärten wieder Dialekt gesprochen werden soll, zum Erhalt des Schweizerdeutschs.
Das kommt so eher aus der konservativen Ecke raus, wo man sich ein bisschen davor fürchtet, dass die Schweizer Identität untergraben werden könnte.
Ja da gabs ein paar ganz kuriose Sachen in der Schweiz, ich hab die Schweizer immer als total weltoffene, tolerante Leute empfunden. Ich weiss aber, dass es in jedem europäischen Land so rechtskonservative Tendenzen gibt. In der Schweiz ist das ja eh nicht einfach, weil da sind ja noch Franzosen und Italiener, auch ein paar Räthoromaner, und da muss halt irgendwie alles unter einen Hut. Grundsätzlich, in bin aus Bayern und ich sehe auch wie mein Bruder sein Kind erzieht und das spricht auch Bayrisch mit den Eltern. Ich find das ganz gut, wenn man so eine Identität erhält, finds aber mindestens genauso wichtig, dem Kind auch beizubringen, dass das nicht irgendwie das Einzige ist.
Der Dialekt scheint aber in Deinem Roman «Rottenegg» schon eine wichtige Rolle zu spielen?
Ja, gerade im Hinblick auf diesen Kontrast Grossstadt Medienszene – Bayern. Das ist auch nicht wirklich ein Zufall, dass Johanna nicht so eine Hipsterin ist vom Dorf, sondern halt eine brave Sparkassenangestellte, die natürlich noch Bayrisch redet, auch mit ihren Kunden. Um diesen Kontrast eben zu verdeutlichen wars wichtig, dass die Leute die tatsächlich aus diesem Ort kommen einigermassen Bayrisch reden, wobei ich das Bayrisch im Buch, gemessen daran, wie wirklich bei mir zu Hause gesprochen wird, schon so ein bisschen eingehochdeutscht hab, weil sonst wärs auch schwer gewesen, das überhaupt zu lesen, geschweige denn auch noch zu kapieren. In der Lesung lese ich ja dann auch Bayrisch, dann allerdings eher ein Münchner Bayrisch, das ja so ein wenig abgeschwächt ist. Aber da wo ich herkomme, gerade auch die älteren Leute – Puuhh! – das ist schon noch so richtig hardcore.
Der Heimatbezug ist für Gregor Herzl sehr wichtig, was für ein Verhältnis hast du zu deiner Bayrischen Herkunft?
Ich habe die nie verleugnet bis dato, es ist tatsächlich sogar so, dass ich nicht sage «Ich komm aus Bayern», sondern
mir ist es dann auch wichtig zu sagen «Ich komm aus Manching», weil ich meine behütete Kindheit da immer noch sehr sehr schätze. Ich hatte eine extrem glückliche Kindheit, direkt hinter dem Haus meiner Eltern ging der Wald los, da war ne Wiese zum Fussball spielen, da war ein kleiner Bach auf dem wir Floss gefahren sind, wir haben Baumhäuser gebaut, alles was man halt so mit Kindheit, Natur, auf dem Land verbindet. Gleichwohl würde ich da nicht wieder hin zurückziehen, selbst wenn ich jetzt vielleicht mal selber Kinder habe, denke ich schon dass die, vielleicht nicht in Berlin Kreuzberg aufwachsen, wo ich lebe zur Zeit, aber zumindest in der Grossstadt und da halt dann auch lernen, wie vielfältig das Leben sein kann. Denn das ist das einzige, was ich so ein bisschen versäumt habe in meiner Kindheit, im Prinzip gabs für mich nur diesen kleinen Horizont. Ich hab dann, spätestens als ich die Pubertät kam und so mit 14, 15 angefangen habe, an mir rumzustylen und anders ausgesehen habe, als die andern Kids bei mir im Dorf, gemerkt dass das nicht meine Welt ist, dass ich da raus muss, dass mir das zu klein, zu kleingeistig ist. Ich bin halt ein Stadtmensch. Ich brauche die Inspiration, ich brauche den Trubel, und deswegen bin ich zwar stolz auf meine Wurzeln, aber werde, aller Voraussicht nach, nicht noch mal in Bayern leben.
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Wahrscheinlich musstest Du ähnlich wie Gregor in deiner Jugend sehr darum kämpfen, dass Du deinen Style ausleben konntest. Hat man der Grossstadtszene was voraus, wenn man mit Grossraumdorfdisco aufgewachsen ist?
Man hat denen tatsächlich was voraus, auch in punkto Durchsetzungsvermögen und im Hinblick darauf, einzustehen für Dinge, die einem wichtig sind, die man vor anderen irgendwie verteidigen muss, auch körperlich oft. Das war ja gang und gäbe, dass ich bei mir im Dorf ein paar auf die Fresse bekommen hab, denn auf dem Dorf wird halt einfach nicht lange diskutiert, du schaust komisch aus – Batsch! – schepperts. Vielleicht wird danach gefragt «Warum schaust du so aus?», aber vorher auf gar keinen Fall. (lacht) Und so gings halt fast jedes Wochenende und meine Eltern haben schon sehr früh erkannt, dass mir das wichtig ist, weil wenn man jedes Wochenende mehr oder weniger freiwillig Prügel einsteckt, – man müsste sich ja nur anders anziehen und andere Musik hören, dann hätte man die Probleme nicht – wenn man dann dieses Ungemach auf sich nimmt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass es einem wichtig ist. Meine Eltern mussten sich in der Zeit viel Scheisse anhören, es gab da die diversesten Gerüchte über mich im Dorf, die Leute fanden das halt hochgradig komisch, weil das macht man nicht, dass man sich schwarze Klamotten anzieht, sich schminkt und Rosenkränze umhängt. Das hat mich halt geprägt, ich grenze nichts und niemanden aus, ich kuck mir alles erst mal an, ganz entspannt, und dann entscheid ich aber auch, ganz rational «ist das was für mich oder ist das nix?» Und auf die Art und Weise habe ich auch schon viel kennengelernt, auch Sachen die ich nicht so toll fand, aber das erweitert natürlich den Horizont, wenn man sich nicht so einschränkt.
Bei Gregor geht es seit der Kündigung konstant das Klo hinunter, aber eigentlich sind ja die Frauen an allem schuld.
Ja die Frauen stehen so ein bisschen stellvertretend für so eine Grundeigenschaft von Gregor Herzl, nämlich diese mangelnde Fähigkeit, für Dinge einzustehen, die einem wichtig sind und dieses fehlende Durchsetzungsvermögen. Er selbst sieht sich ja eher als ein Opfer der Umstände, aber tatsächlich ist ja das alles hausgemacht, wenn man da genau hinschaut, und das ist halt Scheisse, die er sich aufgrund seines Phlegmas permanent einbrockt, weil er halt nicht zu der Frau hingeht und sagt «Pass ma auf, so läufts nich!», weil er in der Arbeit nicht sagt «Find ich nich so geil», sondern alles immer nur passieren lässt und dadurch halt so eine Verkettung von Ereignissen selbst provoziert auch. Keiner hat ihn gezwungen, sich im Berliner Nachtleben rumzutreiben und da hat er sich diese Schlaflosigkeit eingefangen, und keiner hat ihn gezwungen, Schlaftabletten zu nehmen. Er ist schon so der klassische Antiheld, er ist nicht rundum sympathisch, er ist halt auch ein bisschen so ein Depp.
Ein selbstkritischer Blick in den Spiegel für Dich?
Ich glaube, dass ich vieles von dem, was Gregor Herzl jetzt so ausgesetzt ist, wirklich schon abgearbeitet, und daraus meiner Meinung nach auch die richtigen Schlüsse gezogen habe. Insofern bin ich ihm weit voraus, aber ich hatte natürlich auch meine Phasen, in denen ich eingesteckt hab und auf die Fresse gefallen bin, auch weil ich vielleicht zu nachsichtig war mit Situationen und Menschen, und klar, da fängt man sich so seine Enttäuschungen ein. Allerdings, Gregor Herzl ist vielleicht ein Mensch bei dem, so endet das Buch ja auch, so ein bisschen Hopfen und Malz verloren ist. Also der hat halt verpasst, zum richtigen Zeitpunkt kor-
rigierend einzuschreiten und jetzt ist es wahrscheinlich zu spät.
Am Anfang gibt’s eine sehr schöne Stelle, die die Haltung des urbanen Singlemannes perfekt auf den Punkt bringt. «Ich wollte rumknutschen wegen der menschlichen Wärme und hin und wieder Sex haben, um mir zu beweisen, dass mir eigentlich alles scheissegal ist.»
Das ist natürlich dieser Traum der Unverletzbarkeit. Wenn man die Nummer so durchzieht, dann kann einem wenig passieren, allerdings wird man dann nie in die Ebene wahren Glücks eintauchen, weil das erfährt man natürlich erst, wenn man sich entsprechend öffnet und nicht so diesen brutal hedonistischen Ansatz pflegt. Ich hatte aber zwischen meinen Beziehungen zwei Phasen, einmal in den 90ern zwei Jahre und einmal bevor ich
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meine jetzige Freundin kennengelernt hab fast drei Jahre, in denen ich Single war und dann war ichs auch so richtig auf die zwölf. Ja da hab ich dann schon fast deckungsgleich diesen Ansatz gepflegt. Diese Jahre, hab ich dann im nachhinein festgestellt, waren extrem wichtig für die Qualität, die meine jetzige Beziehung hat, weil ich da..naja, es klingt immer so lapidar, aber wenn man jetzt sagt «Ein Typ muss auch einmal ein Arschloch sein». Ich mein jetzt nicht explizit ein Arschloch, aber man sollte als Mann in der Lage sein, Dinge abzustecken und einfach Dinge nicht passieren zu lassen, auf die man keinen Bock hat. Und ich habe wirklich so ganz ganz lange mein Leben komplett nach den Bedürfnissen der Frauen ausgerichtet, mit dem Erfolg, dass die mir irgendwann einen Arschtritt verpasst haben, weil ich halt so ein Weichei bin. Ich möchte nicht ausschliessen, dass ich in dieser Zeit die eine oder andere Frau verletzt hab, aber ich hab keine im Unklaren gelassen, worauf sie sich da jetzt einlässt. Das war halt für mich ganz klar eine Zeit, in der ich gesagt hab, ich möchte mich nach den vorausgegangenen Enttäuschungen nicht binden, komme was wolle – hab ich gesagt – und gerade in der Hochphase dieser Zeit kam meine jetzige Freundin um die Ecke, was auch kein Zufall ist. Nur dann funktionierts, so wirklich auf dem Höhepunkt des eigenen Selbstbewusstseins in Bezug auf Beziehungen und auf dem Höhepunkt des sich selber auch mal mögen und wichtig finden, dann kann man eine Beziehung haben, die funktioniert. Vorher war das halt immer so, dass ich viel zu viele Zweifel an mir selbst hatte und mangelndes Selbstbewusstsein, immer gedacht habe, die Frau wird schon sagen wos langgeht (lacht). Scheissidee! (lautes Gelächter)
Blödbär mit Schnauz
Siehst Du Grex’ Laufbahn als ein Worst Case-Szenario, etwas was Dir nach deiner Kündigung bei MTV, die
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ja tatsächlich passiert ist, auch hätte passieren können? Gabs bei Dir mal diese Angst, dass Du nach MTV zu einer regionalen Provinzfernsehengrösse abrutschen könntest?
Die Angst hat es bei mir zu keiner Sekunde gegeben in der Wirklichkeit. Meine Kündigung bei MTV war ja nicht mal halb so dramatisch, wie sich das anhört, es wurde ja letzten Endes nur mein Festvertrag aufgekündigt, ich war danach ja immer noch zwei Jahre da als freier Moderator.. Es war halt ein bisschen Wehmut dabei was die Zeit bei MTV betrifft, weil ich schon wusste, das wird so nicht wieder kommen, dass man sich vor eine Kamera stellen kann und einfach macht, worauf man Bock hat, und dass da niemand kommt und sagt das läuft so nicht. Das waren halt so die grossen Jahre generell so im privaten Fernsehen, da konnte man Sachen ausprobieren, ohne dass irgendwie jemand mit der Quotenkelle gewedelt hat, einfach ab dafür. Da wusste ich, dass ich das nicht mehr haben werde, aber schon zu der Zeit als dieser feste Vertrag gekündigt wurde, habe ich ja schon Sachen fürs ZDF gemacht und im Prinzip auch als ich noch bei MTV war, kam diese Anfrage von Kabel 1. Also es ging ja dann eigentlich nahtlos mit lauter coolen Sachen weiter, insofern gab es für mich kein so wirklich schlimmes Szenario. Bei Gregor Herzl wars halt so... der muss da durch jetzt. Bei mir hätte es nie so kommen können, da spielen ja auch andere Sachen eine Rolle als nur berufliche Niederschläge. Wenn man die drei Sachen nimmt, die sich am schlimmsten für ihn ausgewirkt haben; Frauen, Job und diese Drogengeschichte, dann sind das ja alles Sachen, die sich für mich nie so dargestellt haben. Ja Gott sei Dank.
Geht’s es mit dem Fall von Gregor Herzl analog auch mit dem Musikfernsehen und generell mit der Popkultur westlicher Prägung bergab?
Ich möchte da nicht wirklich in diesen kulturpessimistischen Kanon einstimmen, man muss sich ja nur mal ankucken, von wem kommen solche Feststellungen? Das sind halt Journalisten, jenseits der 30, oft jenseits der 40 die jetzt so ein bisschen beleidigt das Ende der Popkultur ausrufen, aber damit, relativ offensichtlich meiner Meinung nach, nur das Ende ihrer eigenen Popkulturaffinität proklamieren. Die haben in Problem damit, älter zu werden, die haben ein Problem damit, der Geschwindigkeit der Dinge nicht mehr folgen zu können, und deswegen stellen sie sich hin und sagen «früher war alles besser». Das ist ein Satz, der mir ungelogen noch nie über die Lippen gekommen ist. Und der wird mir auch nie über die Lippen kommen, wenn überhaupt, dann wars früher anders. Klar so Popkultur generell ist viel heterogener geworden, und deswegen auch so schwer durchschaubar, aber man findet doch mindestens noch genauso viele spannende Sachen und neue Sachen wie vor 10 oder 20 Jahren, man muss halt jetzt ein bisschen suchen, man kriegt das nicht mehr auf dem Silbertablett überreicht. Wenn ich in den 90er Jahren die für mich passenden Musikzeitungen gelesen hab dann war ich informiert. Jetzt ist es halt wahnsinnig schwer so als Musikjournalist den Überblick erst mal zu behalten, so eine Filterfunktion auszuführen, es ist wahnsinnig schwer Musik irgendwie noch einzuordnen, aber das macht es halt auch so spannend. Klar, es ist nicht mehr so, dass es hier die Punks gibt und hier gibt’s die Gothics und irgendwie andere subkulturelle Strömungen, die ziemlich leicht zu klassifizieren waren. Jetzt sieht man den Leuten nicht mehr an, worauf sie stehen, und das machts auch ein bisschen schwer, die in Schubladen zu stecken. Aber das machen die jungen Leute ganz gut, die haben sich aus diesen offensichtlichen subkulturellen Be-
wegungen zurückgezogen ins Internet, und da ist jetzt heidewitzga. Klar kommt man da, als jemand der nicht mit dem Internet aufgewachsen ist einfach nicht mehr mit. Das ist wirklich eine komplett andere Generation, aber man darf sich nicht hinstellen und sagen, früher war alles besser. Man muss sich nur einmal überlegen, wie sehr man diesen Satz von seinen eigenen Eltern gehasst hat, oder von anderen Leuten, die zehn, zwanzig Jahre älter waren. Wenn man Dinge für sich neu entdeckt hat, und dann hat einer gesagt – ich weiss noch, als ich meine erste Depeche Mode Platte gekauft hab, und mir von meinen cousins, oder auch von meinem Vater anhören musste, das ist doch keine Musik, ich hör da keine Gitarren. Aber auch heute noch diese Diskussion über handgemachte Musik, setzt sich ein elektronischer Produzent mit dem Arsch aufs Keyboard? Nee, der nimmt auch seine Hände, programmiert mit seinen Händen, das ist auch handgemachte Musik. Also dieser Kulturpessimismus von den Älteren, ganz ganz ganz ganz schlimm, und dann schreiben sie solche Artikel und nächste Woche siehst du sie auf einer Ü30- oder Ü40-Party. Na herzlichen Glückwunsch. Da hat man dann aber auch aufgehört zu leben, oder?
Zurück zum Buch, was war das für eine Erfahrung für Dich, einen Roman zu schreiben?
Das war für mich auch ein bisschen so learning by doing, weil wenn man vorher noch nie einen Roman geschrieben hat, dann kann man sich nicht einfach so hinsetzen und mal schnell einen schreiben. Also ich habe wirklich auch erst mal ein paar Wochen gebraucht, um erst mal da reinzukommen, alleine wie lange ich schon gebraucht habe für diesen ersten Dialog, weil in Kolumnen, da schreibst du natürlich keine Dialoge. Und das ist nicht einfach, ich habe mir etwa an die 20, 30 Male gedacht «so redet doch niemand, schreib doch mal
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so, wie die Leute reden!», aber das ist echt nicht einfach. Und da dann auch den Überblick zu behalten, dass man halt Sachen 20 Seiten später noch einmal aufgreift und dann Dinge auch nicht vergisst aufzulösen, ich habe dann dieses Buch, als der Text fertig war soweit, bestimmt sechs, sieben mal gelesen, und jetzt vor ein paar Wochen noch einmal komplett, und immer noch mindestens zehn Sachen gefunden, die nicht hinhauen, die ich komplett anders machen würde. Das muss man sich aber glaube ich, bei einem Erstlingsroman auch verzeihen, ich hatte ja auch ein Lektorat, dass dann sehr zufrieden war mit dem Manuskript und auch gar nicht so viel geändert hat, aber Romane schreiben ist auch eine technische, eine handwerkliche Angelegenheit, man muss das können. Und deswegen werde ich mich da bestimmt auch weiterhin dran versuchen.
Verglichen mit dem Auftritt als DJ ist der Auftritt bei einer Lesung eine sehr persönliche Sache, wenn die zerrissen würde, würdest damit automatisch auch Du zerrissen, war das für Dich schwierig zu Beginn?
Also ich bin immer empfänglich für konstruktive Kritik, bei allem was ich mach. Bei Lesungen ist es tatsächlich noch einmal eine eigene Situation, weil ich würde mal behaupten, dass der Prozentsatz von Leuten, die auf eine Lesung gehen, und die wahlweise mich, oder dieses Buch scheisse finden, oder beides, eher klein ist. Das heisst, die meisten Leute sind einem da schon per se mal wohlgesonnen, und so ist auch die Atmosphäre; es wird viel gelacht, es ist sehr wohlig, harmonisch und das macht ganz ganz grossen Spass, das muss man sich mal vorstellen: Die Leute kaufen sich eine Karte, ziehen sich zuhause ihre Jacke an, kommen dann irgendwo hin und lassen sich von mir vorlesen, das ist eigentlich komplett irre. Dennoch ist es bei Lesungen natürlich so, dass ich ein viel unmittelbareres Feedback hab,
wenn ich da was geschrieben habe in dem Buch, ich les das vor und die Leute lachen, dann suggeriert mir das so in meinem Kleinhirn «gut gemacht!». Wenn ich im Fernsehen irgendwas erzähle, dann sehe ich die Leute gar nicht, die das kucken, ich weiss gar nicht, wie die darauf reagieren. Im club ist es so ein Zwischending, weil da seh ich halt so «ist die Tanzfläche voll, bin ich gut – tanzt keiner, bin ich scheisse». Aber da kommt ja dann keiner und sagt, du bist ein beschissener DJ oder so.
Johanna fragt Grex einmal, ob er eigentlich merke, wie verliebt er in sich selber ist. Wie verliebt ist der Markus in sich?
Kaum bis gar nicht. Ich war schon immer jemand, der viel von Selbstzweifeln umgetrieben wurde und eigentlich habe ich mir damit den komplett falschen Beruf ausgesucht, weil ich könnte ja eigentlich zurückgezogen leben und meinen privaten Freundeskreis haben, statt dessen stell ich mich halt hin, und setz mich dem aus.
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Natürlich weiss ich, dass mich nicht alle cool finden, und man kriegt da auch permanent auf die Fresse und ich nehme mir so was immer extrem zu Herzen. Wenn ich irgendwo unterwegs bin, zehn Leute kommen zu mir und sagen «Hey Kavka, du bist echt der Geilste!», und dann kommt aber einer und sagt «Was willst denn du Arsch hier?», dann habe ich diese zehn mal «du bist der Geilste» sofort ausgeblendet und denk aber dann noch vier Wochen nach über den Typ der gesagt hat «du bistn Arsch». Ich weiss nicht, ob ich irgendwann einmal so meinen inneren Frieden finde, vielleicht hängt das auch damit zusammen... also ich will ja gar nicht von allen gemocht werden, das mocht ich ja schon damals nicht, als ich ja auch partout versucht habe, anders zu sein, zu provozieren und anzuecken, und das trage ich ja auch noch immer in mir. Aber mir tun verbale Tiefschläge ähnlich weh wie die Schwinger, die ich da mal aufs Maul bekommen hab in der Dorfdisco. Da denk ich so, was will man machen, ich hab doch nichts gemacht? Ich bin doch einfach so, wie ich bin.
Wo liegen literarisch Deine Vorbilder, was liest der Kavka privat, wer hat Deinen Schreibstil geprägt?
Ich bin schon ein grosser Freund zeitgenössischer Popliteratur, ich mag Rocko Schamoni, ich mag Heinz Strunk, das Frühwerk von Benjamin von Stuckrad-Barre, christian Kracht, wie sie alles heissen. Halt so neue deutsche Literatur. Ich les aber immer zwei Bücher parallel, einen Klassiker und immer ein gerade erschienenes, zeitgenössisches Buch. Ich weiss aber auch, dass ich stilistisch nie an so Leute rankommen werde, die ich verehre, also Franz Kafka, Jonathan Franzen, Jospeh conrad. Da muss ich wahrscheinlich noch zwanzig Romane schreiben, und selbst dann kann ich denen nicht das Wasser reichen.
Mein Lieblingsbuch ist «The cocka Hola company» von Matias Faldbakken, ein dänischer Autor der in Norwegen lebt, und der hat eine Trilogie geschrieben, die heisst «Skandinavische Misanthropie». Die FAZ hat mal geschrieben, cocka Hola company wäre so die Menschenverachtungsbibel. Und solche Sachen lese ich wahnsinnig gerne, ich les wahnsinnig gerne so misanthropischen, anarchistischen Kram, weil das eine Seite ist, die ich in mir trage, für die ich aber zu wenig evil bin um sie auszuleben. Ich bin halt einfach ein zu netter Typ, in den meisten Lebenslagen. Deswegen habe ich, nicht nur in Bezug auf Literatur, auch generell auf Kunst und Film eher den Hang zu verstörenden Dingen.
Wie wird’s weitergehen mit Dir als Autor? Wirst Du Dich in Zukunft vermehrt vom Fernsehen weg in Richtung Literatur bewegen?
Das ist im Moment schwer zu sagen, ich kann auch gar nicht sagen, wo es fernsehmässig mit mir hingeht, davon hängt auch so ein bisschen ab, ob ich überhaupt Zeit finde, buchmässig weiterzumachen. So wie sich die Situation jetzt darstellt... also ich hab das Buch vorletzten Winter geschrieben, da hab ich relativ wenig gedreht, da wollte man auch gar nicht vor die Tür gehen in Berlin, so miserabel war das Wetter, also hab ich einen Roman geschrieben. Ich habe auch schon eine Idee für den nächsten, insofern könnte ich mir vorstellen, dass wenn nicht jetzt ein Riesenfernsehengagement kommt, dass mich über Monate hinweg täglich vor eine Kamera zwingt, dass ich im nächsten Winter wieder einen Roman schreibe. Ansonsten ist es so, dass ich halt diese Sachen immer parallel haben will, ich will auflegen, ich will schreiben, ich will Fernsehen machen, zwischendurch auch einmal Radio oder eine Webshow, oder ganz was anderes. Weil das ja auch alles Dinge sind, die sich so gegenseitig befruchten, ich brauch das,
auch so viele Dinge, die parallel laufen, weil wenn ich mich auf eines konzentrier, dann wird mir schnell fad. Aber ansonsten hatte ich ja noch nie in meinem Leben einen Masterplan, bis jetzt wars dann tatsächlich immer so, dass wenn ich mir gedacht hab «jetzt ist mir aber grad ein bisschen langweilig» dass dann irgendwie simsalabim kam was Neues um die Ecke und hat Spass gemacht.
Ist es Dir bei MTV nie passiert, dass sich die ganzen Geschichten aus dem Musikgeschäft in den Schwanz gebissen haben, hattest Du nie das Gefühl, mal alles gesehen zu haben?
Das Ding ist, das wiederholt sich nicht. Von aussen betrachtet vielleicht, aber das hat immer auch eine ganz neue Qualität, jeder Mensch, den man trifft, ist anders. Es war mir nicht möglich in diesen zehn, fünfzehn Jahren Musikfernsehen da irgendwann mal eine Schablone anzusetzen und zu sagen «so das ist jetzt aber deckungsgleich, das langweilt mich deswegen». Mann muss das dann halt auch so ein bisschen anders machen, wenn man das Gefühl hat, jetzt kommt so eine gewisse Eintönigkeit, eine Langeweile auf, dann muss man halt einen Dreh finden, und das für sich wieder neu und interessant zu gestalten. Das hat irgendwie immer funktioniert, jeder Tag war ein Geschenk, jeder Tag hat was neues gebracht. Obwohl ich so über Jahre hinweg jeden Tag um die gleiche Zeit vor der Kamera stand und das gleiche Magazin präsentiert habe, aber da gabs nie eine Routine, das ist ja eigentlich das tollste, was man über einen Beruf behaupten kann.
Vielen Dank Markus, von meiner Seite wärs das eigentlich. Echt, schon??
rocky horror show in Basel Das Enfant Terrible des Musical-Theaters kehrt zurück! Vom 13. bis 18. September 2011 gibt es die ROCKY HORROR SHOw im Musical Theater Basel zu sehen. Ein Klassiker, bei dem es sich definitiv lohnt, vorbeizukommen!
Die Neuproduktion des Kultmusicals unter der Mitwirkung des Schöpfers, der Kunstikone Richard O`Brien in der Neuinszenierung des Regiestars Sam Buntrock, versetzte bereits 2008/09 an den Bühnen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und Italiens das Publikum in Hochstimmung. 2011 kehrt die wohl extravaganteste Rockoper der MusicalGeschichte zurück: Bad, Bizarre and Bloody Brilliant! Über 20 Millionen Menschen haben das schräge Märchen für Erwachsene seit seiner Uraufführung 1973 am Royal court Theatre in London bis heute erlebt. Mit «The Time Warp», «Sweet Transvestite» und vielen andern aus dem kulturellen Kollektivgedächtnis nicht mehr wegzudenkenden Kompositionen prägte es eine ganze Epoche. Von Anfang an stand es mit seiner genial-bizarren Atmosphäre unerreichbar, allein gegen jegliche Konvention in der schicken Musical-Welt. Ein Jahr darauf folgte die legendäre Verfilmung des unkonventionellen Plots, in dem sich aus der Verirrung des biederen Pärchens Brad und Janet in ein geheimnisvolles Schloss eine aberwitzige, skurrile Story aus treibenden Rock‘n’Roll-Hits, anarchistisch-brillantem Humor und einigen der witzigsten Texte der MusicalGeschichte entwickelt. Bis heute wird die Geschichte um Brad, Janet und den diabolischen Dr. Frank’n’Furter geradezu rituell vom Publikum «zelebriert».
RIcHARD O’BRIEN’S ROcKY HORROR SHOW – die schillerndste der Rockopern – ist ein überwältigendes Vergnügen für die Sinne, eine göttliche Party, ein höllischer Spass im sittsamen Garten Eden. Von Anfang an definierte sie eine Klasse für sich. Mit der international bejubelten Neuinszenierung begibt sie sich zurück zu ihren Wurzeln: hinein in die Faszination und den schrillen charme der B-Movies, der Burlesque und des Glamrock. «Fetzig, rockig, mitreissend», schwärmte die Frankfurter Allgemeine Zeitung anlässlich der Tournee 2008/09, «ein rauschhaftes Rock’n’Roll-Spektakel: schnell, frech, geil», jubelte die Berliner Zeitung, und Bild urteilte schlicht und einfach: «sexy!», während die Kronen Zeitung aus Wien befand, «eine Aufführung nach Fan-Geschmack: fetzig, rasant, voll Pepp, frech, anzüglich, bizarr, skurril, ‘transylvanisch-galaktisch‘!» und der Tages-Anzeiger aus Zürich hatte eine Neuinszenierung gesehen, die «den Klassiker… auf ein neues Level hievt». LET’S DO THE TIME WARP AGAIN!
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nD a e r iZ ar B y , D D o Ba o Bl
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VORSTELLUNGEN Musical Theater Basel, 13. bis 18. September 2011 Dienstag bis Freitag jeweils 19.30 Uhr Samstag 15.30 und 19.30 Uhr Sonntag 14.30 und 18.30 Uhr Dauer
ca. 2 Stunden, inkl. Pause
Sprache
Songs und Dialoge in Englisch, Erzähler in Deutsch (Erzähler: claudio Zuccolini)
Ticketpreise
zwischen cHF 39.– und cHF 109.–
Vorverkauf cH
Ticketcorner 0900 800 800 (cHF 1.19/Min., Festnetztarif) übliche Vorverkaufsstellen und www.ticketcorner.com Eventim 01805 570070 (EUR 0.14/Min, Mobilfunkpreise max. EUR 0.42/Min)
Vorverkauf DE
Weitere Infos
www.rocky-horror-show.ch www.musical.ch
Veranstalter
Freddy Burger Management
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hongkong Ich habe fünf Monate in einer Stadt studiert, die so viele Einwohner hat wie die Schweiz, aber 40 mal so klein ist. Ist Hongkong beengt? Kann man so sagen. Sind die Metros überfüllt? Oft genug. Ist es laut? So siehts aus. Asien ist nicht im Ansatz mit Europa vergleichbar, was gut so ist und ich kann jedem empfehlen sich ins Flugzeug zu setzen. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber wen man so drüber nachdenkt, warum eigentlich nicht. (Text & Bild: Marit Filger)
Ein Auslandssemester ist an meiner Hochschule Pflicht und während die meisten sich für die Metropolen Europas und Amerika entschieden haben, bin ich nach Asien gegangen um eine völlig neue Kultur kennen zu lernen. Hongkong hat mich nicht enttäuscht. Die Stadt ist lebendig und wenn man die Augen nur weit genug aufmacht, kann man überall Neues entdecken. Für euch habe ich einen Tag in Hongkong festgehalten. Gelebt und studiert habe ich auf dem campus der Hongkong Baptist University und wenn man von dort die Metro nach Tsim Sha Tsui nimmt, kann man mit der Fähre den funklenden blauen Victoria Harbour nach Hongkong Island überqueren. Die Touristen, die in den Museen am Hafen Schlange stehen, lässt man so schnell hinter sich und geschäftige Anzugträger, die für die Banken dieser Welt arbeiten, kommen einem gehetzt und dank 90 Prozent Luftfeuchtigkeit völlig verschwitzt auf dem Weg zu ihren Vormittagsterminen entgegen. central ist aber nicht nur Finanzdistrikt, denn nach Sonnenuntergang findet man hier auf drei Strassen nahezu alle Bars und clubs von Hongkong – die Partymeile wird Lan Kwai Fong genannt. Die Studenten der zahlreichen Universitäten feiern hier jede Nacht bis zur ersten Vorlesung. Für die Frauen ist das kostenlos, denn sie dürfen in den meisten clubs umsonst
trinken, was – traurig aber wahr – die beste Masche ist, um die Mädchen in den kurzen Kleidchen, die unten wie oben nahezu alles entblössen, an einen Punkt zu bringen, wo sie sich leicht abschleppen lassen. Dafür bezahlen die Gentlemen der Stadt dann auch hohe Eintrittspreise und überteuerte Getränke, was den clubbesitzern den nächsten Urlaub in Bali finanziert. Tagsüber sind die Strassen von Lan Kwai Fong leer, die One-Night-Stands der letzten Nacht vergessen und die Barbesitzer der Wellington Street nehmen ihre Getränkelieferungen entgegen. Geht man die Wellington Street weiter hoch kommt man nach Soho und Sheung Wan und ich liebe diese Gegend mehr als jede andere. Zwischen Hochhäusern, in denen die Einwohner eines ganzen Stadtteils von Zürich platz fänden, entdeckt man hier immer wieder alte Tempel und chinesische Märkte. Auf denen kann man lebendige Schildkröten, Frösche und Hühnerfüsse fürs Abendessen kaufen und in der Nachmittagssonne ist der Gestank der getrockneten Fische bestialisch. In diesem Teil der Stadt sprechen die chinesen kaum Englisch und obwohl man nur zehn Gehminuten vom Finanzdistrikt entfernt ist, haben die Briten während ihrer Kolonialzeit in diesem Bezirk nie kulturell behaupten können. Wenn ich in einem Geschäft den alten zahnlosen chinesen hinter dem Tresen
frage, wofür Tigerbalm verwendet wird und was ich mit getrockneten Krebsen mache, grinst er nur und tippt einen Preis in seinen Taschenrechner ein – er hat kein Wort verstanden. Ich nehme mir den Taschenrechner, zeige ihm eine neue Zahl und nach kurzem hin und her haben wir uns geeinigt. Um weiter einzukaufen, fahre ich mit der Metro wieder in den Bezirk Kowloon und ich steige in Mong Kok aus. Zwar gibt es in Hongkong alle fünf Meter eine Shopping Mall, aber Mong Kok ist mit seinen belebten Strassen einfach interessanter als ein klimatisiertes achtstöckiges Einkaufszentrum. In den Strassenläden gibt es gefälschte converse für 20 Schweizer Franken und auf dem Night Market kann man um alles freilschen, man braucht nur etwas Talent. Ich hab mich noch nie abziehen lassen und um 30 bis 40 Prozent kann man den Preis immer drücken, wobei die Qualität auch nicht die Schlechteste ist. Mit vollen Einkaufstaschen geht es ins Studentenwohnheim zurück. Abends treffe ich mich mit Freunden an der besten Adresse der Stadt: Mr Wong. Wir lieben den chinesen, der nie aufhören kann zu lachen, doch am meisten lieben wir sein Essen und das Bier, das man sich selbst aus dem Lager holen darf. Er vergöttert Austauschstudenten, die ihm Geschichten aus der ganzen Welt erzählen, und besonders mag er die blonden Mädchen,
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Die bekommen jeden Wunsch erfüllt. Pluspunkt für mich und mit ein paar Geschichten aus meiner Deutschen Heimat bekommt unsere Gruppe noch zwei Flaschen Wein und eine extra Portion Frühlingsrollen. Niemand darf den klapprigen Tisch mit den unbequemen Plastikstühlen verlassen bevor er nicht satt geworden ist. Es gibt gebratenen Reis, Fisch süss-sauer und Brokkoli mit gerösteten Erdnüssen und ja, es ist genauso lecker wie es sich anhört – wenn man davon absieht, dass wir an dem Abend eine Made im Brokkoli gefunden haben, aber das passiert schon mal. Bei den hygienischen Standards muss man in Hongkong beide Augen zudrücken, sonst kommt man nicht weit und verhungert früher oder später. Bei Mr Wong bezahlt man 40 Hongkong-Dollar, was gut vier Schweizer Franken sind, und satt und angetrunken machen wir uns auf den Weg ins Happy Valley. Die Pferderennbahn in causeway Bay ist der einzige Ort in der Stadt, wo die
Hongkonger ihrer Spielsucht frönen können. Hochkonzentriert sitzen hunderte von chinesen an kleinen Tischen, lesen Statistiken und füllen ihre Wettkarten aus. Gesetzt wird der Wochenlohn oder was in der Haushaltskasse übrig war und so geht es bei jedem von den acht Rennen um mehrere Millionen Hongkong-Dollar. Touristen, Studenten und die westlichen Geschäftsleute machen es sich unter der Tribüne bei den Bierständen gemütlich. Hier trifft man sich und wettet nicht nach Statistik, sondern sucht die am witzigsten klingenden Pferdenamen aus. Ich wette auf «Pumkin Soup» und weil ich das Lied von Kate Nash mag, setze ich anstatt meiner üblichen 10 gleich 20 Hongkong-Dollar. Der Mann neben mir schaut zu mir rüber, lacht und legt 1000 Hongkong-Dollar auf den Tresen, er setzt «Winning Boy» auf Sieg. Als das Rennen startet geben die Wettsüchtigen chinesen auf der Tribüne keinen Ton von sich, aber an der Rennbahn jubeln und schreien alle, als die Pferde
an uns vorbei donnern. Am Ziel wird es ziemlich eng, aber nach fünf Minuten Auswertung ist klar, dass mein Pferdchen es unter die ersten Drei geschafft hat, «Winning Boy» hingegen ist weit abgeschlagen und der 1000-DollarMann geht sich genervt ein neues Bier kaufen. Ich hole meinen Gewinn ab und bringe es auf 35 Hongkong-Dollar, also 15 Plus. Davon kann ich nicht mal die Metro nach hause bezahlen, aber ich freu mich wie ein kleines Kind im Süssigkeitenladen. Nach den Rennen setzen meine Freunde und ich uns in die nächste Tram und fahren nach Wan chai, das (einstige) Rotlichtviertel, und trinken und tanzen bis die Sonne aufgeht. Gegen sechs Uhr morgens setzte ich mich mit einigen anderen in ein Taxi und erkläre dem Fahrer auf Kantonesisch den Weg zum campus. Er soll sich beeilen, sage ich ihm, meine erste Vorlesung fängt in zwei Stunde an und ich sehe wie die Sonne hinter der Hochhauslandschaft von Hongkong aufgeht.
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AUF REISEN MIT Bon voyage Eine Band die stets auf Reisen ist. Ob mit der Musik oder auf zu fernen Ländern, Reisen ist ihr Ding. Nicht wie gewohnt traf ich die Musiker für das Interview in einer verrauchten Bar (jawohl, ich schwelge in alten Zeiten – heute gibt’s ja das Rauchverbot) oder einem gammeligen Bandraum, sondern im Stadthaus Zürich hinter der Bühne. (Text & Bilder: Carla Peca)
Bon Voyage war als Special Guest an die Maturprämierung des Kantons Zürich eingeladen worden. Hektisch laufen sie hin und her, binden sich die Fliegen um, frischen das Make-up auf und flüstern aufgeregt, während gerade eine Rede gehalten wird. Und trotz hektischer Stimmung verlieren sie ihren Humor nicht, sondern witzeln über falsche Sockenfarbe und das langweiliges Palaver auf der Bühne. Während sie noch beschäftigt sind, habe ich kurz Zeit zu erzählen, wer alles zu Bon Voyage gehört. Die Band besteht aus einem Streicher Trio mit Laia an der Violine, cédrine an der Viola und Janine am Violoncello, dazu spielt Pascal akustische Gitarre. Er ist zudem der Komponist der Stücke und schreibt die Texte, wenn sie nicht von berühmten Dichtern sind, für die Sängerin Sarah. Ergänzt wird das musikalische Gespann durch Moritz mit seiner Klarinette und Lukas am cajon. Gemeinsam kreieren sie eine Musikrichtung, welche sie selbst chamberPop nennen. Ganz sanft und zerbrechlich, aber auch mitreissend und groovy sind ihre Melodien. In dieser Formation traten sie zum ersten Mal Mitte Mai im Dampfschiff Brugg auf. Seither hat sich in meinem Kopf das Bild festgesetzt von Bon Voyage, als lustige Matrosenbande, welche mit ihrem Dampfer durch die 7en Weltmeere zieht. Nach dem Konzert in Zürich, haben sie sich Zeit genommen, um im Hinterhof des alten Gebäudes, meine Fragen zu beantworten.
von links nach rechts, stehend: Lukas Kuprecht, Cedrine Pittet, Sarah Bangerter, Laia Braun, sitzend: Pascal Ammann, Moritz Roelke, Janine Hösli
Bon Voyage. Was ist euer Transportmittel? Dampfschiff oder doch Privat Jet?
Pascal: Doch das Dampfschiff passt perfekt. Wir reisen mit Stil. Sarah: Ja, ihr die trinkfreudigen Schiffsjungen und wir die singenden Matrosinnen. Pascal: Nein, wenn ein Schiff, dann wär ich doch Pirat. cédrine: Pirat oder Kapitän.
Die Band ist aus einem Schulprojekt entstanden. Wieso seid ihr trotzdem keine klassische Schülerband?
Pascal: Der grosse Unterschied ist sicher der Musikstil. Man kann uns nicht richtig kategorisieren. Durch unseren Mix von Pop und Kammermusik haben wir etwas Neues geschaffen. Da kann man uns nicht als Schülerband abstempeln. Sarah: Die Frage ist eher ob wir überhaupt eine Band sind.
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Moritz: Man würde uns wohl als Ensemble bezeichnen. Sarah: Aber das klingt so spiessig. laia: Bleiben wir doch bei der Schiffsbesatzung!
Also dann liebe Matrosen und Seeweiber, wie seid ihr denn zur Musik gekommen?
Pascal: Lukas soll anfangen, er hat die lustigste Geschichte. lukas: Eigentlich habe ich erst vor 2 Jahren begonnen cajon zu spielen. Ich war an einer Musikmesse und habe verschiedene Instrumente ausprobiert – unter anderem das cajon. Der Typ, welchem der Stand gehörte wollte Mittagspause machen und überliess mir die Verantwortung. Ich war darüber zuerst ein bisschen perplex, nutzte die Gelegenheit jedoch, um in der Zwischenzeit das cajon ein wenig aus zu probieren und mit den Anwesenden zu jammen. Als er nach 2 Stunden wieder kam, kaufte ich mein erstes cajon und bekam sogar Rabatt. Sarah: Die Stimme ist ja kein Instrument in dem Sinne darum ist es auch schwer zu sagen wann ich angefangen habe zu singen. Noch bevor ich sprechen konnte? Eigentlich singe ich seit immer und habe schon als Kind zu all meinen cD’s mitgesungen. Klingt doof, sagen alle - ist aber so. Pascal: Jeeeh Britney Spears! Sarah: (lacht) Nein sicher nicht! Ich interessierte mich schon früh für Gospel
und Soul. Ich bin heute noch Mitglied eines Gospelchors, welchem ich mit 13 Jahren beigetreten bin. Pascal: Ich habe die Gitarre an einem Musikparcour entdeckt. Dort konnte ich verschiedene Instrumente ausprobieren. Das Schlagzeug gefiel mir auch gut – war mir dann aber doch zu fest «Bäng-Bäng». Und so wurde es dann die Gitarre. Moritz: Meine Musikkariere begann mit 6 Jahren. Ich war mit meinen Eltern an einem Kezmer Konzert von Giora Feidman. Er spielte auf seiner Klarinette jüdischen Jazz. Es hat mir sehr gefallen und ich sagte: «Mama, das will ich auch machen.» Janine: In meiner Familie spielen alle cello. Es war naheliegend, dass ich auch cello spielen wollte. Doch anstatt es mir einfach zu schenken, versteckten sie es in unserem Haus und ich musste es zuerst suchen. laia: Ich wusste schon mit 4 Jahren, dass ich ein Streichinstrument spielen wollte. Bei einem Spaziergang mit meiner Familie nahm ich zwei Holzstöcke in die Hand und tat so, als ob es eine Geige wäre. Irgendwann liessen sich meine Eltern erweichen und schenkten mir eine. cédrine: Bei mir begann ebenfalls alles im Alter von 4 Jahren. Damals stand ich vor einem Schaufenster und darin war eine kleine Geige. Ich begann rumzustampfen mit dem Ziel, diese kleine
Geige nach Hause mitnehmen zu können. Mit 8 Jahren bekam ich dann eine, merkte aber schnell, dass die Bratsche mir klanglich näher lag.
Und zu Bon Voyage?
cedrine: Pascal hat uns zusammen gesammelt. Pascal: Ich kannte alle von irgendwo her. Angefangen habe ich mit einem Streichquartett und habe die Kompositionen dann auf 3 Streicher reduziert. cédrine habe ich bei einem Bierchen in Baden gefragt, Laia kannte ich durch die Schule und Janine kam durch ihn dazu. Später habe ich die Stimme für die Klarinette geschrieben. Ich wollte jemand, welcher nicht nur Klassik spielt, sonder auch offen für Neues ist. Da war Moritz der einzige den ich kannte und in Frage kam. Eine gute Sängerin zu finden war etwas schwieriger. Vor Sarah habe ich bereits 3 angefragt, aber es hat mit keiner geklappt. Bis mir jemand Sarah empfohlen hatte. Sarah: Das lustige daran ist, dass wir uns vorher zwar nicht wirklich kannten, aber auf einer Aufnahme zusammen drauf waren. In Pascals früherer Band ist die Sängerin ausgefallen und ich habe ihren Part übernommen. Pascal: (lacht) Stimmt. Dein Name kam mir so bekannt vor, als ein Freund dich mir empfohlen hatte. Nachdem ich die Aufnahme von früher nochmals gehört hatte, war mir klar – sie ist es.
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Für Musikbanausen – das instrumentenlexikon
cajon
Gitarre
Klarinette
Lukas kannte ich noch von früher und wusste dass er cajon spielte. Es ist ein eher unbekanntes Instrument und das macht sich halt schon gut in einer Band. Wer heute nicht da ist, ist Dino Brandao, welcher seit unserem letzen Konzert auch Teil der Band ist. Er singt zusammen mit Sarah einen Teil der Songs.
Pascal, kann man dich also als Kapitän der Schiffsbesatzung bezeichnen?
Pascal: Naja, ich habe Bon Voyage ins Leben gerufen und komponiere die Stücke… Aber die Reise lebt von allen Weggefährten, nicht wahr.
Wie entstehen denn die Songs?
Pascal: Meistens sitze ich am Abend mit meiner Gitarre, manchmal auch Ukulele, auf dem Sofa und probiere verschiedene Melodien aus. Wenn was Gutes entsteht, fange ich an die Stimmen für die Streicher und Klarinette raus zu schreiben.
Nach dem letzten Konzert im Dampfschiff, hast du gesagt, dass du erfreut warst, dass eure Musik so gut angekommen ist und die Zuhörer es nicht für zu kitschig gehalten haben. Ist denn eure Musik nur für Träumer und Reisehungrige?
Pascal: Was wir geschaffen haben, ist etwas ganz Neues, da weiss man nie wies ankommt. Aber sicher eignet
Viola
Violine
Violoncello
sich unsere Musik gut für Tagträume. Stings Album «If on a Winter’s Night» hat mich für diese Stücke inspiriert. Die Klänge, welche er kreiert sind auch zutiefst nostalgisch und wecken in mir den Drang, meine Sachen zu packen und weit weit weg zu reisen.
Was hat es eigentlich mit der Fliege auf sich? Gehört sie zum Matrosentenü?
Janine: Laia hat die Fliegen besorgt und Bändeli dran genäht. laia: Es sieht doch chic aus. Wir sind Matrosen mit Stil und tragen Fliegen! Inzwischen hatte ein leichter Sommerregen eingesetzt und wir machten uns doch noch auf zu einer gemütlichen Bar, wo wir mit kühlem Bier und Weisswein versorgt wurden. Während ich noch meine letze Frage stellte, bastelten sie fleissig Schnäuze für das Moustache-Repertoire.
Bon Voyage – wohin geht die Reise?
cédrine: Wir studieren noch den Reisekatalog Pascal: Kulturbar-Tour, Wein, nette Bars, gute Musik, Bon Voyage… mal schauen was die Zukunft bringt! cédrine: Bon Voyage – es geht auf Konzertreise! Für genaue Infos geht ihr am besten auf www.myspace.com/_bon_voyage oder findet uns auf facebook unter Bon Voyage.
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Blue Balls FesTival 2011 Vom 22. bis am 30. Juli fand in Luzern das 19. Blue Balls Music Festival in Luzern statt. Insgesamt gab es auf verschiedenen Bühnen in den neun Tagen rund 100 Konzerte sowie verschiedene Ausstellungen bekannter und unbekannter Künstler. wir waren am Abend des 29. Juli dort, um Beth Ditto und Marina & The Diamonds zu sehen. (Text: Jasmine Varadi)
Schon vom Bahnhof aus sehen wir den KKL Luzerner Saal und die verschiedenen Stände. Die Menschen sitzen am Seebecken, essen und reden. Die Stimmung ist entspannt. Vor dem Konzert um 20.30 schlendern wir noch durch die Stände und sind überrascht, wie viel Auswahl die Essensstände bieten. Von Pommes und Hamburgern über Thailändisch bis Mexikanisch ist alles dabei. «Beth Ditto tritt leider nicht auf», ist das Erste, was ich höre, als wir am
Eingang stehen. «Vor einer Stunde hat uns die schockierende Nachricht erreicht, dass Beth Ditto wegen einer Familien-Tragödie, die sich heute Mittag ereignet hat, nicht nach Luzern kommt und auch die kommenden Shows heute abgesagt hat.» Schade. Wir gehen trotzdem rein und sehen Marina & The Diamonds, welche schon auf der Bühne singt. Am Anfang hat es ziemlich wenig Menschen vor der Bühne, aber im Laufe ihres Auftrittes werden es immer mehr,
sogar der Balkon ist voller Leute. Obwohl viele Marina & The Diamonds gar nicht kennen, sind sie von der sympathischen Britin schnell begeistert. Am Anfang ist die Stimmung etwas angespannt, aber von Lied zu Lied wird das Publikum lockerer und entspannter. Obwohl Marina & The Diamonds wegen Beth Dittos Abwesenheit etwas länger als geplant performt, ist das Konzert nach etwas über einer Stunde schnell vorbei. Anstatt Beth Ditto würde ihre Band spielen, aber dazu haben wir keine Lust. Also machen wir es uns am See neben den Verkaufsständen gemütlich. Etwa um 11.30 Uhr wollen wir unsere Jacken aus der Garderoben abholen, die wir vor dem Konzert gratis abgegeben hatten, aber die Tür zum KKL Luzerner Saal ist abgeschlossen. Erst nachdem wir unsere Nummer für die Garderobe zeigen, können wir unsere Jacken abholen. Nächstes Jahr feiert das Blue Balls Festival seine 20. Ausgabe. Dazu wird man sich laut den Veranstaltern einen speziellen Anlass einfallen lassen. Die bewährten Teile des Anlasses – Fotoausstellung, Video-Lounge, bildende Kunst, Film-Vorführungen und die Talk-Show «Meet the Artists» – werden aber beibehalten.
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Wassermann
Steinbock 22.12.– 20.01.
21.01.–19.02.
Hat im Moment enorm viel zu erledigen, was ihm als Tausendsassa ja auch immer wieder erstaunlich gut gelingt.
Energie ist nicht viel bis gar keine vorhanden. Also tu das gleiche wie die Jungfrau.
Fische
Widder
20.02.– 20.03.
21.03.– 20.04.
Er sollte mal wieder überlegen, ob er vielleicht nicht doch ein wenig zu sehr auf der faulen Haut liegt…?! Also auf jetzt, und neues anpacken!
Ist zur Zeit gut drauf, alles geschieht so wie es sein muss und der Welten Lauf ist eh nicht aufzuhalten.
Zwilling
Stier
21.04.– 20.05.
21.05.– 21.06.
Neues dazulernen ist ja immer gut, und auf Reisen geht’s noch besser. Also: Koffer packen und los geht’s!
Er kanns zur Zeit geniessen und die Beine hochlagern. Sonnehut und Eis nicht vergessen!
Löwe
Krebs
22.06.– 22.07.
23.07.– 23.08.
Ja, zugegeben zur Zeit läuft nicht alles wie man’s gerne hätte. Am besten alles den anderen überlassen und sich verwöhnen lassen.
Immer im Mittelpunkt und der Star zu sein ist anstrengend, lohnt sich aber, denn jetzt ist das Publikum besonders zahlreich vorhanden.
Jungfrau
Waage
24.08.– 23.09.
24.09.– 23.10
Harmonische Tage mit viel Energie stehen der Waage ins Haus. Also mal wieder was gut kochen und die Liebsten verwöhnen.
Müde und lustlos macht dieser Sommer die Jungfrau. Also ab in die Badi, aufs Strandtuch und ein gutes Buch ist Erholung pur.
Skorpion
Schütze
24.10.– 22.11.
23.11.– 21.12.
Zu viel Streit tut keinem gut. Besser mal mit Versöhnung probieren, da werden die anderen staunen.
Ferne Ziele rufen und viele neue Ideen dazu. Aber Vorsicht: eins nach dem anderen ist besser als alles auf einmal.
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Pferde satteln, weiter reiten! Seit zwei Tagen ist Schluss, wir haben uns überlegt, es mal damit zu probieren, uns zu trennen, so geht das nicht weiter, das kann nicht alles sein, wir kriegen das nicht mehr auf die Reihe. Das mit dem Abstand und so. Wochenendbeziehung, lange Distanz, andere Männer, andere Frauen. Natürlich jetzt ellenlange Telefonate, ganze Nächte hindurch, Schuldzuweisungen, Tränenausbrüche, die ganze Oper. Die Telekom freut sich. Jetzt sitze ich verheult vor einem café. Ich setze meine Sonnenbrille ab, stecke mir eine Gauloise zwischen die Lippen, schlage meine nackten Beine übereinander. Und plötzlich brennt sich der Blick des Typen am Tisch gegenüber in meine Beine ein. Ich kann ihn förmlich denken hören: Wow, diese Beine, dabei ist es nur Fleisch, das gehört zu so einem Frauenkörper dazu, darüber denkt eine Frau nicht gross nach, dass sie Beine hat und wie sie die nun findet. Und gleich denkt er noch «Liebling» und «Ich liebe dich». Sein Mobiltelefon pfeift eine Sonate von Debussy. Jazz für die Männer, Klassik für die Frauen. Für Menschen ohne Geschlecht, zum Beispiel seine Mutter, gibt es Rockmusik. All Along the Watchtower. «Ja, hallo?» seine Stimme klingt einsam und rührend, denke ich. Debussy hat mich aufmerksam gemacht. Mit wem er wohl spricht, frage ich mich. Er lacht kurz, bestätigt einen Termin, sagt, dass er später zurückruft, wenn er rausgefunden hat, was wo läuft. Filme, Kino. Ein Kinogänger, denke ich mir. Ich spiele gerne das «Lebensentwürfe-in unbekannte Menschen-reindenken-Spiel». Die markante dunkle Sonnenbrille im Kontrast zur rührend unsicheren Stimme. Ein eher nordischer Typ mit hellem Haar und heller Haut. Da fällt mir ein, dass mein Geschmack eigentlich zu dunkel neigt, die Erfahrung aber blond zeigt.
Ich habe Augenkontakt zu ihm aufgenommen. An meinem kleinen Finger ist der Lack ab. Eine Wasserbett müsste man haben, denke ich, oder Sex. Oder einen Hund, der einen tröstet. Jetzt muss er auf die Toilette. Typisch. Zurück von der Toilette fragt er mich um Feuer. Ich zögere kaum und reiche ihm meine Streichhölzer. Er fragt nach meiner Lektüre. Sartre: «Zeit der Reife». Er schwadroniert von seinen Erfahrungen mit den Existenzialisten. Jetzt setzt er sich neben mich. Nimmt die dunkle Sonnenbrille nicht ab, während er mir von seinen Projekten erzählt. Seltsam, wenn man jemanden kennen lernt, möchte man schon gerne wissen, welche Augen sich dahinter verbergen. Er jobbt und hat Projekte. Job = Geld, Projekt = Kreativität. Und plötzlich denke ich, was er wohl für ein Auto fährt. Er ist vielleicht wirklich einer, dem Hubraum wichtiger ist als Wohnraum. Ich lasse ihn reden, von sich erzählen und ertappe mich immer wieder dabei, wie mein Jagdinstinkt auf Frischfleisch geweckt ist. Und plötzlich redet er von «Beziehungsunfähigkeit», von den Vorteilen der Unabhängigkeit, wobei ich gleich wieder an die Debussysonate denken muss und innerlich schmunzle, weil es scheint, als sei auch er dem postmodernen Beziehungsmodell zum Opfer gefallen. Männer sind ersetzbar, denke ich weiter, was aber bleibt, stiften die Dichter und packe meine SartreLektüre in die Tasche. Plötzlich steht er auf, streift sich die Lederjacke über und bückt sich gelassen zu mir. Drückt mir ein Stück abgerissenen Bierdeckel mit seiner Nummer drauf in die Hand. Haucht einen Kuss auf meine Wange und verlässt das café. Ich werde ihn nicht anrufen aber dafür bei der Telecom, um mich nach den ausstehenden Rechnungen zu erkundigen und gleichzeitig meinen Anschluss zu kündigen. Soviel ist sicher, viel mehr aber nicht, nein, nicht viel mehr.
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