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Megabeta Januar 14 – MUELLER
INTRO Wir müssen reden!
Liebe Megabeta-, liebe Moviebeta-Leser, in der rastlosen Betriebsamkeit unserer modernen Gegenwart ist es wichtig, dass wir uns gelegentlich eine Auszeit gönnen mit ein wenig Werbung: Schöne Bräune auch im Winter: Bräunungskapseln mit Beta-Carotin.
Beta Carotin wird auch Provitamin A genannt, es wird von unserem Organismus in Vitamin A umgewandelt. Vor kurzem haben Forscher belegt, dass Beta-Carotin den Bräunungsprozess entscheidend verbessert und den Sonnenbrand reduziert. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ihre, Trusted Nutriform Deutschland Auch in der Kunst des Comics bzw. in der Lebenskunst überhaupt, gilt es, zu entschleunigen und sich auf das Wesentliche zu besinnen. Seien wir ehrlich, das Zeitalter der Ironie ist abgelaufen. Sind wir nicht alle müde geworden ständig zu zwinkern, kunstvoll zu zweifeln und alles mindestens im zweiten Grad zu dekonstruieren? Was in den 80er Jahren mal der Wahrheitsfindung diente, steht heute mehr dafür, Wahrheiten zu verschleiern. Die Menschen wollen wieder ungebrochen, direkt und positiv bejahend durchs Leben gehen, Nähe und Emotionalität zulassend Wahrheiten suchen und Verantwortung übernehmen. Die jahrzehntelang das Geistesleben dominierende Ironie ist zu einer Art Haftungsausschluss angesichts jeder denkbaren Form der Verantwortung verkommen. Das Zeitalter der Postironie ist angebrochen. Im Rest der Welt ist diese Zeitenwende ziemlich genau auf das Jahr 2005 datierbar: Als Christian Bale in Batman Begins der zum sarkastischen Scherzkeks verkommenen Batman-Figur die Ernsthaftigkeit zurückgab, die ihr von ihren Erfindern eigentlich zugedacht war. Bis solche Strömungen in Aachen ankommen, dauert es immer etwas länger. Aber nun wissen Sie ja bescheid. Einer der mit dem feinen Gespür des Künstlers diesen Trens bereits vor Jahren registriert hat, ist der
Comiczeichner Christoph Mueller. Statt auf ironische Unverbindlichkeit und zwanghaft gesetzter Pointen, setzt Mueller auf den unaufgeregten Blick, auf die nicht immer lustigen Realitäten der Condition humaine. Statt strategisch gesetzter Schlüsselreize zum Loswiehern, komponiert Mueller die filigrane Grundstimmung einer melancholisch über den Wassern schwebende Heiterkeit. Die handwerkliche Meisterschaft mit der er dieses noble Unterfangen begleitet, ist geradezu unglaublich und wäre in ihrer, im besten Sinne altmodischen Detailliebe und Sorgfalt, in der Ära der Postmoderne undenkbar gewesen – war es doch das erklärte Ziel dieser Geisteshaltung, nicht nur den Kanon der Kunstgeschichte, sondern überhaupt alles und jedes, ad absurdum zu führen. Wir ziehen den Hut vor dem Werk dieses eigenwillig charakterstarken Künstlers, indem wir ihm jeden verfügbaren Quadratmillimeter dieser Ausgabe widmen – womit wir aber das weite Feld seines Schaffens bei weitem nicht abbilden. Zur Vervollständigung Ihres Mueller-Wissens empfehlen wir den Besuch seiner Website: www.muellersjournal.com oder: thedraughtsman.tumblr.com Eins ist klar, wie bei jeder Kunst die es ernst mit sich meint, erschließt sich Muellers Kosmos nicht ohne Mühe. Man muss schon Zeit mitbringen, um diesen Kosmos mit Bedacht zu erforschen und allzu blöde darf man sich auch nicht anstellen, denn wer Mueller will, muss englisch können. Ein besinnlich gesundes, postironisches 2014 wünscht, Ihr Gabor Baksay P.S. Was aus unseren im letzten Heft angekündigten Experimenten mit dem Terminkalender geworden ist? Nun ja, vergessen Sie’s.
Heimat vs. Fernweh Aachen:
Megabeta Januar 14
Haste mal 'n Zimmer?
Haste mal 'n Zimmer?
Dank des vorbildlichen Einsatzes der Stadt und ihrer selbstlosen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der beispiellosen Kampagne namens EXTRARAUM konnten inzwischen zahlreiche Studenten und Studentinnen erfolgreich vermittelt werden. Wenn Sie selbst noch keinen jungen Untermieter gefunden haben, müssen Sie nicht taurig sein. Denn auch für kommende Semester gilt:
STUDENTEN SUCHEN EIN ZUHAUSE Carla Asten
Moviebeta Miniposter November 2010 revisited
Wer bei dieser Frage an Rotlichtmillieu, billige Stundenhotels oder an verwahrloste Geschöpfe denkt die sich ein paar schnelle Euros verdienen müssen, der hat weit gefehlt. Die Stadt Aachen höchstselbst ist seit einiger Zeit mit diesem Anliegen unterwegs. Nicht, um ein paar schnelle Euros zu verdienen, obwohl die bestimmt nicht ungelegen kämen, sondern um der Flut der Studenten die es an Aachens Hochschulen drängt, gerecht zu werden. Denn so gemütlich, überschaubar und hübsch Aachen für eine Studentenstadt ist, so knapp ist der Wohnraum; und was für Familien, Geringverdiener wie wohlhabende Alt- und Neu-Aachener schwierig ist, ist für Studenten kaum lösbar - eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Viel Zeit zum Leben bleibt den heutigen Studenten sowieso nicht, aber Lebensraum in dem man schlafen, lernen, sich waschen und etwas essen kann, ist selbst für den fleißigsten Streber von Nöten.
Dieser junge Mann ist überglücklich, dass er ein Dach über dem Kopf gefunden hat. Bei guter Pflege wird seine Vermieterin sicherlich noch lange Freude an ihm haben. Unser Tipp: Nehmen Sie ihm nicht zu häufig das Spielzeug weg, das könnte seinem Selbstbewusstsein schaden.
Nachtbürgermeister auch für Aachen
PARIS
, Stadt der Mode und der Lichter, Du hast so viele Gesichter - und bei Nacht, da zeigst Du Dich chic: IN SAMT und SEIDE! So sang einstmals Paola, wo doch der Mann Kurt Felix an Krebs starb kürzlich, das fällt mir ein zu PARIS, Hauptstadt FRANCE, sowie dass ein Perrier auf den CHAMPS ELYSÉES 10 € kostet; aber einen NACHTBÜRGERMEISTER haben sie da jetzt. Wo ist der in AC??? Wäre das bei uns wohl jemand, der immer nachts herauskommt und sich wie alle anderen herumtreibt und die Parties und Gelage beaufsichtigt als Ober-Dionysos, auch in GLANZ und GLITTER gehüllt? Jemand, der, um seinen Job dann auch auszuhalten, selbst permanent Drogen einnimmt???? Der inklusive Hofstaat in einer GOLDENEN Bierkutsche von ETABLISSEMENT zu ETABLISSEMENT fährt???? Sicher, Frage: Stellt sich jemand zur Wahl, um die schwarz-silberne, DIAMANTENBEDECKTE BÜRGERMEISTERKETTE von AC zu tragen? Es müsste schon ein Vampirähnlicher sein. Für Repräsentatio. Falls es da noch Kneipen gäbe, die er mit seiner Anwesenheit beehren könnte (ja, ein Mann sollte es schon sein!), da diese ja alle geschlossen werden zur Zeit. Kneipensterben/Kiosksterben naja: Wegen Rauchverbot bleiben eh jetzt immer alle zu Hause, da ist auch das Saufen billiger! Aber dann ist es endlich mal leise auf den Straßen und kein Betrieb mehr,
der einen stören könnte: So kann man in RUHE seinen Zwangshandlungen nachgehen und muss nicht das Ordnungsamt rufen, Motto: Unehrenhaft entlassene Lehrer/Justizbeamte/Soldaten fanden da auch noch einen Job. Früher waren überall Videoverleihe drin, da wo mal Pubs waren vorher, jetzt wird alles: Studentenwohnung. Diese zunehmenden Ruhestörungsanrufe bei der Polizei sind meistens ZWANGSHANDLUNGEN. Wer hat die nicht. Ich kenne Menschen, die machen den Kofferraum des Autos zehnmal zu und zählen dabei bis drei, ich in der Haustüre stehend schließe sie um zwei, wenn ich um drei verabredet bin und dann gucke ich: Steht der Türgriff waagerecht und ist die Tür auch ZU? Dann sage ich "ZUZUZU!" und klopfe mit dem Zeigefinger dabei mehrmalig auf den Griff; wenn man mich dabei stört, fange ich von vorne an, bevor ich die Bude verlasse, ordne ich auch noch meine T-shirts nach Farben und klebe Tesa auf den AUS-Knopf der Kaffeemaschine, ich drehe an den Wasserhähnen rum und sage immer wieder "AUSAUSAUS!", dann gucke ich, ob sie tropfen und dann kontrolliere ich den Klodeckel auf "ZU", später gehe ich nochmalig überall auf und ab und durch und rufe wieder AUSAUSAUS und ZUZUZU. Das dauert halt, dann kann ich im Grunde eh nicht mehr ausgehen! (wohin auch?) MAD XXX
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Portrait of a Man
of Taste
Seit Jahren schon arbeitet Christoph Mueller im Frankenberger Viertel beharrlich, aber nahezu unbemerkt, an einem exzellenten Comic Oeuvre. Unbemerkt zum Glück aber nur in der Aachener Comic-Diaspora. In Frankreich und den USA genießt Mueller, nicht nur in Fachkreisen, inzwischen einen hervorragenden Ruf. Pointen sind nicht so sein Ding. Damit befindet sich Christoph Mueller in der erlesenen Gesellschaft von Chris Ware, Daniel Clowes und allen anderen, die Comics als originäre Ausdrucksform für Erachsene ernst nehmen. Das heißt aber keineswegs, dass es bei Mueller nichts zu lachen gibt, nur ist es nicht das Ablachen über eine Punchline, sondern das philosophische Lachen Samuel Becketts, von dem der Satz stammt: „Es gibt nichts komischeres als das Unglück.“ Damit ist nicht nur die notorische Bananenschale gemeint, sondern vor allem das urkomische, ultimative Unglück überhaupt: Zu existieren. Diese Prima Materia des allerhöchsten Slapstick dürfen nur die Besten bearbeiten: Rabelais, Crumb, Loriot und neuerdings eben auch Christoph Mueller.
Foto©: Delayed Action Release
Man muss sich Christoph Mueller als glücklichen Menschen vorstellen. Gabor Baksay
Foto©: Delayed Action Release
Dabei ist er Gentleman genug, nicht ahnungslose Dritte durch den Fleischwolf zu drehen, sondern vorzugsweise, nahezu ausschließlich sich selbst. Sein in Frankreich erschienener Band The Mighty Millborough: Contes d‘un homme de goût behandelt die Kalamitäten eines gebildeten, sowohl altmodisch als auch druckreif parlierenden Monsieurs, der eindeutig Mueller ist. Die Schonungslosigkeit, mit der er die klassischen Themen großer Humoristen – Schmerz, Tod, unerwiderte Liebe – an sich selbst durchexerziert, wirkt erst befremdlich, dann bewegend und zuletzt auf überirdische Weise erheiternd. Das ist besser als Pointen: das ist Lebenshilfe. Mueller ermutigt zum beherzten Sprung in die Schlangengrube der Selbsterkenntnis, auf deren Grund dem Mutigen Versöhnung winkt. Christoph Mueller in der Behaglichkeit seines Heims
Was die anderen sagen: „Alles von seinen Portraits über die Typographie bis hin zu seinem Ornamentierungsgespür ist herausragend und beruht auf akribischen Studien voller Scharfblick. Seine graphischen Fähigkeiten sind extrem außergewöhnlich.“ Chris Ware – Acme Novelty Library, Jimmy Corrigan - The smartest Kid on Earth „Von Albrecht Dürer über Robert Crumb hält Christoph Mueller im 21. Jahrhundert die Tradition der Renaissance in der Kunst lebendig. Er hat eine einzigartige, tiefgehende Sicht auf das Leben, kombiniert mit beeindruckenden illustrativen Fähigkeiten und der Meisterschaft seiner handgezeichneten Typographie. Muellers Zeichnungen sind wie ein Blick in den Spiegel und es ist befreiend und inspirierend, wenn ein Künstler oder Autor dies schafft; uns zu helfen, uns selbst besser zu sehen und zu verstehen, auch wenn diese Reflektion nicht unbedingt die ist, die wir sehen wollten.“ Everett Rand - Herausgeber Mineshaft-Magazine Daheim bei dem Idol: Mueller-Bespaßung durch R. Crumb
Megabeta Januar 14 – MUELLER
„Vier Striche pro Sekunde“ Interview mit Christoph Mueller Meistens sind die Zeichnungen schlechter als in der Kunst und die Texte schlechter als in der Literatur. Wieso sollte man sich also mit einem Medium wie Comics abgeben? Ob die Zeichnungen wirklich schlechter sind als in der zeitgenössischen Kunst, wage ich vorsichtig zu bezweifeln, Herr Baksay. Aber davon abgesehen, vermag das Medium Comic für mich auf eine sehr eigene Weise das Erlebnis des Lebens fassbar und kommunizierbar zu machen. Es gibt kein vorgegebenes Tempo wie im Film oder in der Musik, oftmals keine beschreibende Narration und keine vorgefertigten Gedanken wie in der Literatur. Der Leser muss selbst die Verbindung zwischen den Panels herstellen, selbst den Sinn hinter den Strichen für sich finden. In der Summe ist der Comic also mehr als seine Teile. Handwerkliche Perfektion wird von Künstlern gerne als Knock-out-Argument eingesetzt, um potentieller Kritik von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen: “Aber seht doch, wie gut das gemacht ist!” Als vorzugsweise visuell denkender Mensch möchte ich, dass ein Bild als Bild bestehen kann und nicht nur bloße Reliquie der Idee irgendeines Konzeptlers ist. Bilder sollen mich nicht betäuben, sondern aufwecken. Was meine Arbeit angeht, neige ich dazu, schnell unzufrieden mit dem zu sein, was ich zeichne. Ich habe grundsätzlich das Gefühl, dass das, was ich mache nicht gut genug ist. Diese psychologische Zwickmühle zwingt mich dazu, immer weiter an meinen Fähigkeiten zu arbeiten. Ich glaube nicht, dass ich jemals von dieser Unzufriedenheit loskommen werde, dafür liegen die Ursachen viel zu weit in der Vergangenheit. Ich versuche, das einfach als Teil von mir zu akzeptieren. Allein schon die Bewegungsmetapher legt nahe, dass Schraffieren, ähnlich wie Gitarre spielen, eine Sublimierung von Masturbation ist. Ist die Qualität der Befriedigung nach einer ausgiebigen Schraffur-Sitzung vergleichbar mit der Qualität des “real thing”? Aus einem bisher noch nicht weiter ergründeDer Prachtband: The Mighty Millborough
“Ein obsessiver Zwangscharakter ganz nach meinem Herzen.” Robert Crumb - Zap-Comics, Fritz the Cat, Mr. Natural, Genesis „Auf mich wirken Christoph Muellers Arbeiten wie exquisite, museale Objekte aus einer anderen Zeit. Der Perfektionismus und die Delikatesse seiner Handwerkskunst haben in dieser lärmend ihrem Untergang entgegenrasenden Welt absoluten Seltenheitswert. Mueller wirkt, als wäre er soeben aus einer Zeitmaschine gestiegen und hätte uns einen Schatz an überbordenden Details und exquisiter Schönheit mitgebracht. Als außergewöhnlich talentierter Illustrator verbindet er konservatives Arbeitsethos mit hypersensibel provozierender Wahrheitsliebe. Habe ich schon erwähnt, dass Christoph Mueller ein angenehm charmanter Gentleman alter Schule ist, mit dem es eine Freude und Ehre ist, zusammenzuarbeiten?“ Lana Gentry – loBurn-Magazine
ten Grund löst es in der Tat ein gewisses Glücksgefühl aus, sobald man die zweite Schraffurlage über die erste setzt. Danach dann die dritte Lage lässt einen fast vergessen wie sehr man sein Leben bei der ersten Lage noch gehasst hat. Von der Qualität her ist das allerdings nicht mit der Vehemenz eines sexuellen Höhepunkts vergleichbar, nein, oftmals wird das stundenlange Schraffieren nur durch regelmässige Masturbationspausen erträglich. Schraffieren ist aber auch eine gute Gelegenheit zur Meditation. Ein Buddhist würde raten, möglichst viel Aufmerksamkeit auf jeden einzelnen Schraffurstrich zu legen. Arbeitest du so oder lässt du lieber die Gedanken schweifen? Das hängt ganz davon ab, allerdings werden meine Striche unordentlicher, je mehr ich mich gedanklich vom Zeichentisch entferne. Grundsätzlich denkt man aber über sehr viel nach, wenn man seine Tage mit Zeichnen verbringt. Wenn ich mir fertige Zeichnungen ansehe, erinnere ich mich manchmal noch, womit ich mich innerlich auseinandergesetzt habe, als ich gewisse Teile des Bildes gezeichnet habe. Welche Musik, Radiosendungen, Wortbeiträge hörst du beim Arbeiten? Am konzentriertesten kann ich mittlerweile arbeiten, wenn ich überhaupt nichts höre, keine Stimme und keine Melodie. Musik hat eine große Wirkung auf die Stimmung, das kann sich deutlich in einer Zeichnung widerspiegeln. In der Vergangenheit habe ich Musik oft genutzt, um mit meinen Gefühlsleben in näheren Kontakt zu treten, man könnte das Method-Drawing nennen. Früher habe ich auch ziemlich viel Kaffee bei der Arbeit getrunken. Damit habe ich vor kurzen komplett aufgehört, ich versuche jetzt bei der Arbeit auf jegliche die Stimmung künstlich verändernde Faktoren zu verzichten.
„Das haut einem das schlaffe Genick weg und legt sich um die müden Augen wie ein zäher Pelz auf der Zunge, den man glaubte weg geschrubbt zu haben. Unglaublich krude, kitschig, detailverliebt, genial. Christoph Mueller spielt mit sich, den Romantizismen der rüden Realität, den Klischees der Grafik, mit uns als Spielbällen unseres vermeintlichen Comicwissens, einer symbolischen Innenwelt, den abstrusen Welten der tiefen Wälder und grauen amerikanischen Fantasmen usw. Es macht mich sprachlos, wenn es so gut als eiskaltes Kombipack Underground, Gegenkultur, Avantgarde, Design und Attitude ins Gesicht klatscht – einfach anders ist als der zeitgenössische Mainstream und mich wieder an die legendären Zeiten des Jörg Schröder denken lässt.“ Gregor Jansen – Direktor der Kunsthalle Düsseldorf
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Zeichnungen: Christoph Mueller
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Megabeta Januar 14 – MUELLER Du könntest dir durch häufigere Verwendung von Computerprogrammen viel Zeit und Arbeit sparen, ohne dass das Ergebnis zwangsläufig mechanischer aussehen müsste. Keine Lust?
sentlich mutiger. Glücklicherweise sind einige Passagen aus dem Buch in meiner englischen Originalversion im Comic-Magazin Mineshaft erschienen. Dadurch wird es ein bisschen weniger tragisch.
Wenn ich meine Bilder künstlich am Computer zusammen basteln würde, käme ich mir ziemlich schmutzig vor, als würde ich das Lebenswerk aller großen Zeichner und Zeichnerinnen der Menschheitsgeschichte verraten, und als würde ich mich selbst um einen signifikanten Geschmack des Lebens bringen. Davon abgesehen ist mir der handwerkliche Aspekt und die fertige Zeichnung als Objekt sehr wichtig, und ich bezweifele ein wenig, ob ich da wirklich viel Zeit sparen würde. Beim Schraffieren komme ich im Schnitt auf vier Striche pro Sekunde und kann die Striche intuitiv und direkt setzen.
Du veröffentlichst schon seit sechs Jahren im Mineshaft und neuerdings auch in loBurn. Beschreibe bitte die Besonderheiten der beiden Publikationen. Mineshaft wird als so etwas wie das letzte der großen Underground Zines beschrieben. Der Fokus liegt auf Kunst, Dichtung, Literatur und seit einiger Zeit auch auf Comics und Fotografie. Das Line-Up ist erstklassig und kombiniert alte Legenden mit neuen Talenten. So stößt man beispielsweise auf Künstler und Autoren wie Charles Bukowski, Billy Childish, Harvey Pekar, Robert Crumb, Spain Rodriguez und Art Spiegelman. Eine kleine, aber feine Goldmiene weit abseits des Mainstreams, gemacht von Überzeugungstätern für Menschen, die solche Dinge schätzen. loBurn ist eine relativ neue Publikation aus Richmond, Virginia, die sich in erster Linie mit Künstlern aus dem Outsider-Lobrow-Sumpf auseinandersetzt. Die erste Ausgabe war beispielsweise Joe Coleman gewidmet und in der aktuellen Ausgabe gibt es ein langes Interview mit Robert Crumb und einen Beitrag von mir. loBurn ist eines dieser Magazine, das sich ähnlich wie Juxtapoz in den USA oder HEY! in Frankreich mit der Populären Kunst jenseits des klassischen Kunstmarkts befasst, im Grenzbereich zu den „Unsophisticates“.
Der eigentliche Sinn der Kreuzschraffur ist, Grauflächen zu simulieren, die historische Druckverfahren nicht direkt darstellen konnten. Das Problem hat sich seit dem Offset-Druck erledigt. Man kann als Zeichner also gut druckbare Grauflächen mit dem Pinsel viel schneller und bequemer herstellen. Du schraffierst aber weiter, als hätte es die Fortschritte in der Drucktechnik nicht gegeben. Der Vorgang, viele Linien auf einem Stück Papier zu platzieren, um ein visuell reizvolles Bild zu schaffen, ist meine äußerst fragwürdige Weise, meinem Leben Sinn zu geben. Die Zeit und Arbeit, die ich in die Zeichnungen stecke, sind wichtiger Bestandteil des gesamten Prozesses, und ich finde, in Kreuzschraffur steckt viel Poesie. Technologischen Fortschritt als Grund zu nehmen, etwas Schönes nicht mehr zu tun, ist im übrigen der Weg in eine Welt, in der ich nicht leben möchte. Du hast, was deine Lebensart, deine Vorlieben für Musik, Comics und geistige Getränke angeht, eine leidenschaftliche Amerika-Obsession. Was gefällt dir Noam Chomskys folgende Bemerkung zum Land of the Free: “Würde man die Nürnberger Gesetze anwenden, wäre jeder amerikanische Nachkriegspräsident gehenkt worden.” Soziales und kulturelles Interesse bedeutet ja nicht, dass man sich auf die Seite eines Regimes stellt. Noam Chomsky ist ja auch Amerikaner und wird trotzdem von einem Anti-Amerikaner* wie dir zitiert. Mich interessiert die amerikanische Mythologie und wie sie im krassen Kontrast zur Realität steht; wie so viele unterschiedliche Nationen und Kulturen auf diesem landschaftlich äußerst reizvollen Kontinent mal mehr, mal weniger freiwillig verschmolzen sind und was sich daraus alles entwickelt hat. Als soziales Phänomen ist das in der Geschichte relativ einzigartig. *Eine unbewiesene Behauptung des Herrn Mueller, die ich die Leser bitte, nicht weiter zu beachten.
Für jemanden, der wie du Amerika so sehr liebt und der sprachlich höchst elaborierte Sätze für den Mighty Millborough geschrieben hat, ist es geradezu tragisch, dass dein erster großer Band in Frankreich publiziert wurde. Hast du ernsthaft versucht, amerikanische Verlage zu finden? Ich hatte ursprünglich gar nicht den Plan, ein Buch zu zeichnen. Das Ganze fing mit ein paar Web-Comics an. Die hat ein Freund seinem Verlag in Frankreich gezeigt, und schon hatte ich ein Angebot, ein Buch zu machen. Als Europäer ein Buch in Amerika zu publizieren, ist nicht leicht, schon gar nicht, wenn es sich um das erste Buch handelt. Wie die deutschen Verlage gehen auch die Amerikaner ungern das Risiko ein, einen Debütanten zu verlegen. Die Franzosen sind da we-
Es gibt geradezu überschwängliche Expertisen über deine Arbeit von Koryphäen wie Crumb, Chris Ware und Joe Coleman. Du hast alle drei auch persönlich kennengelernt. Wie kommt man an solche über jeden Zweifel erhabenen Ikonen der Comickultur überhaupt ran? Naja, man schreibt ihnen einfach. Auch wenn mir die Arbeiten, die ich damals mitgeschickt habe, jetzt eher peinlich sind, schienen sie doch irgendein verstecktes Potential gesehen zu haben. Ich weiß auch nicht, ich kann es immer noch nicht ganz verstehen. Vielleicht hat es damit zu tun, dass man als Zeichner, auch als sog. Großmeister, die meiste Zeit mit sich allein verbringt, man ist Jahrzehnte am Zeichentisch mit sich allein. Dann zu sehen, dass all die Zeit der Einsamkeit einen anderen Menschen beeinflusst und geprägt hat, dass da etwas weitergegeben wurde... Vielleicht ist das auch etwas Wertvolles. Mir hat der Kontakt und die Ermutigung sehr viel bedeutet. Vor allem, als ich kurz vor dem Ende meiner Zeit als Student vor einer äußert unsicheren Zukunft stand. Zu wissen, dass meine großen Helden und Mentoren hinter mir standen, hat mich dazu ermutigt, meinen Weg als Zeichner weiterzugehen. Im Frühjahr hast du Robert und Aline Crumb in Frankreich besucht. War der Meister nicht nervös, weil du ihn vom Zeichnen abgehalten hast? Den Eindruck hat er nicht gemacht. Vielmehr schien er sich zu freuen, einen so geduldigen Zuhörer zu Besuch zu haben. Wir haben uns bis zum Morgengrauen unterhalten und philosophiert, Bücher und Bilder studiert und Musik gehört. Aber vor allem hat er immer wieder versucht, mir meine eigene, die deutsche Kultur, näher zu bringen. Crumb ist fasziniert von der deutschen Kultur. Und vom Zeichnen habe ich ihn sicherlich nicht abgehalten, die Zeichenmanie, die ihn einst geprägt hat, ist deutlich abgeklungen. Daraus macht er aber auch kein großes Geheimnis, er hat alles erreicht, wovon er als junger Außenseiter geträumt hat: Ruhm, sexuelle Eroberungen, eine der exquisitesten Schellack-Plat-
Megabeta Januar 14 – MUELLER tensammlungen der Welt... Alles, was er jetzt noch anstrebt, liegt außerhalb der physischen Sphären. Die „Fackel des Zeichnens“ hat er symbolisch vor ein paar Jahren in einem Brief an mich weitergegeben. Er schrieb damals, er sei froh, sie weiter zu geben, erleichtert, dass er jetzt in den Ruhestand gehen könne und kein schlechtes Gewissen mehr haben muss, weil er nicht mehr zeichnet. Du warst ja auch bei Joe Coleman in New York. Ist der Mann so exzentrisch oder gar gefährlich, wie ich ihn mir vorstelle? Ich hatte mir vor meinem Besuch schon Gedanken darüber gemacht, ob das, was ich da vorhatte, vernünftig war. Immerhin hat der Mann einen menschlichen Kopf in einem Glas zuhause rumstehen. Als ich dann aber bei ihm war, war ich überrascht, wie angenehm, ja fast festlich, die Atmosphäre in seinem morbiden Kuriositätenkabinett war. Coleman ist sicherlich ein Mensch, bei dem man darauf achtet, was und wie man etwas sagt. Ihn umgibt eine gewisse Dunkelheit, eine Aura des Schmerzes. Während meines Besuchs war er ein wahrer Gentleman, er hat mich damals ermutigt, mich in meiner Arbeit intensiver mit mir selbst, mit meinen Ängsten und Dämonen auseinander zu setzen. Was ist das Beste, das man von Crumb lernen kann? Wie Zeichnen helfen kann, sich selbst und seine Obsessionen besser zu verstehen und wie man sich durch‘s Zeichnen vielleicht sogar ein bisschen selbst therapieren kann. Und von Chris Ware? Bescheiden, freundlich und aufmerksam zu sein, seiner Arbeit ernst nachzugehen und immer weiter an sich selbst als Menschen zu arbeiten. Was kann man in der FH-Aachen lernen? Wenn man zeichnen lernen möchte, muss man sein eigener Lehrer sein. Wie verlief deine comicologische Sozialisation? Als Kind habe ich Stunden damit verbracht, Asterix, Lucky Luke und Carl Barks‘ Donald-Duck-Hefte anzugucken. Ich habe erst relativ spät angefangen zu lesen, also waren Comics für mich lange Zeit ein rein visuelles Phänomen. Später habe ich mich dann sehr für Batman interessiert. Mit elf oder zwölf habe ich Robert Crumb entdeckt, vor allem sein Skizzenbuch inklusive seiner üppigen Frauendarstellungen, und mir war sofort klar, dass es sich um große Kunst handeln musste. Kurze Zeit drauf sah ich ein Bild von Chris Wares „Acme Novelty Library Nr. 1“ in einem Katalog und war so berauscht, dass ich es sofort bestellen musste. Um die Wartezeit zu verkürzen, fing ich an, meine eigene Version des Covers zu zeichnen. Als ich das Heft dann endlich mein eigen nennen konnte, war es wie eine große Offenbarung. Mir fehlte zwar noch die Lebenserfahrung, um den Inhalt wirklich zu verstehen, aber die tief melancholische Wirkung, die Chris Wares Arbeit auf mich hatte, beeindruckte mich, sowas hatte ein Comic noch nie in mir ausgelöst. Kurzzeitig habe ich mich dann um die 20 mit Dave McKean beschäftigt, um dann bis 30 fast ausschließlich Crumb, Ware und Harriman zu lesen. Erst vor ca. drei Jahren hab ich angefangen, die Welt der Comics neu zu entdecken.
Drei Comics die Megabeta-Leser gelesen haben müssen, bevor sie vom digitalen Voodoo ihrer Konsolen ins Nirvana gesogen werden? „Lint“ von Chris Ware „Mr. Wonderful“ von Daniel Clowes „I Shall Destroy All The Civilized Planets!“ von Fletcher Hanks Interessiert dich bei der Arbeit die Kontaktaufname mit dem Unbewussten? Meine zwangsneurotische Art verleitet mich dazu, eine Menge an Details zu zeichnen. Unbewusste Dinge schleichen sich dabei immer von selbst mit ein, vor allem an den Stellen für die ich keinen festen Plan hatte und die sich dann einfach zu irgendetwas Neuem entwickeln. Deine Arbeit zeichnet sich durch einen erfrischend schonungslosen Umgang mit dir selbst aus. Schon mal was davon bereut? Die persönlichen Arbeiten entstehen immer aus einem Bedürfnis heraus, mir meiner Gefühle bewusster zu werden, im Grunde eine Art Selbstheilung. Wenn ich etwas zeichne, kann ich das Problem von außen betrachten, das gibt mir Sicherheit und eine neue Perspektive auf meinen emotionalen Zustand. Mir hilft es, hässliche, bedrohliche Dinge verstehbar und ästhetisch ansprechend zu machen. Was dabei rauskommt ist vielleicht nicht Jedermanns Sache, al-
lerdings scheinen sich einige Menschen darin wieder zu erkennen, es scheint ihnen zu helfen. Crumb konnte sich in den Sechzigern und Siebzigern eines beachtlichen Ansturm von Groupies erfreuen. Dieses Privileg scheint bei Comiczeichnern heutzutage weitgehend ausgestorben zu sein. Zumal die meisten deiner Kollegen lupenreine Nerds sind. Bist du ein Nerd? Ich glaube, die Beschreibung trifft es nicht ganz, wie wäre es mit „eigenwilliger Connaisseur“? Nach Erscheinen deines Millborough-Bandes bist du in Frankreich ganz schön herumgereicht worden, außerdem darf ich sagen, dass du für einen Comiczeichner äußerst vorzeigbar aussiehst. Ist dir bei diesem sozialen Aufstieg möglicherweise nicht doch das ein oder andere Groupie begegnet? Gibt es also demnächst einen Band „Histoires de chambres d‘hôtel“? Auch wenn ich im Moment tatsächlich an einem erotischen Band arbeite, wird der wohl kaum auf irgendwelchen tatsächlich erlebten Abenteuern in französischen Hotels basieren. Groupies lesen Mangas, The Mighty Millborough scheint bisher vornehmlich von Herren über 50 goutiert zu werden. Die Gründe dafür sind mir schleierhaft, aber für die habe ich letztes Jahr ziemlich viele Bücher signiert. Man könnte also sagen, du passt da genau in meine Zielgruppe. Das Gespräch führte Gabor Baksay
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MEIN BLOCK UND DER MULTIPLE KLEINE KARL IN DER (VERBOTENEN) STADT Zum Karlsjahr lässt die Stadt 500 handlich kleine Karlsfiguren in kack- bzw. schokoladenbraun auf dem Markt aufstellen. (www.meinkarl2014.de) Lies das, bitte: „Der Zwerg als Figur ist keine Bewertung einer Gesellschaft. Er ist auch nicht deren Spiegelbild.Vielmehr füllt er ein Vakuum, Zeichen bzw. Gesten aus gesellschaftlichen Zusammenhängen heraus zu praktizieren. Also ist auch mein persönliches Verhältnis zu dem “Poisoned”-Zwerg* eine äu-
RInderLUNGE RInderLUNGE ßerst neutrale Position. Das heißt, ich habe diesen Zwerg für die Öffentlichkeit gemacht. Ich verkünde keine Postulate, keine Ideologien, kein Programm. Ich verkünde eine Idee, die ich in die Gesellschaft einspeise, damit diese sich ihr eigenes Programm macht. Ob ein Mensch diesen Zwerg als ironische Position ansieht, ob er ihn so ernst nimmt, dass er beleidigt ist; welche Art von Gefühlen die Menschen bei der Betrachtung oder Kommunikation mit dieser Figur einnehmen, steht nicht mehr in meinem Zusammenhang.“ (Zitat von Prof. Ottmar Hörl) Ich sehe das genau so: Es gibt keine höhere Stufe der Beliebigkeit als Kunst, die keine ist und Künstler, die keine sind und sein wollen. Nun gut: Die Kunst ist frei – für alles und nichts. Und der Be-
ILLU: GABOR BAKSAY
H
griff der „Entkunstlung“ (… hab ich zum Glück nicht erfunden) verbietet sich ja kategorisch. Ich tue gerne auch Dinge, die in keinem finalen Zusammenhang stehen. Ich würde das ja eben genau so machen:Vielleicht die nächste „Xenox“-Filiale leer räumen – etwa alle Mini-Plaste-Buddhas für 99 Cent klauen, irgendwo auf einem Platz festkleben – und dann noch bunt ansprühen.Vor allem in Gold, goldig bepinselte Figur-Banalitäten als Fließband-Plaste-Armee im öffentlichen Raum sollen sich nämlich am besten verkaufen lassen. Das funktioniert wirklich, das hat ja schon funktioniert mit ähnlichen Aktionen von Hörl – etwa mit Ratten, Sitzengeln, Richard Wagner, Pinguinen, Tauben, Erdmännchen, Pferden (erinnert sich noch jemand?), also eigentlich mit fast allem und jedem (vielleicht auch mit der längsten Nase oder dem schönsten Männerarsch von Aachen, wahrscheinlich auch mit überdimensionierten Sackflöhen) und jetzt bald auch auf dem Katschhof mit Karl dem Großen – als 500fache Todestagfeier-Bezwergung. Eine Wahnsinnsidee eben, die im Kern wohl eine ganz exklusive ist, wenn man in der Definition der Idee an sich noch irgendetwas mit Vernunft, Ursache/Wirkung, Sinnhaftigkeit und Transformation in Verbindung bringen will und kann. Selbst der bescheidenste Lego-
ades stand vor der Tür seiner neuen Herbergseltern. DER SUK #17: Idee für eine neue Wie würden sie ihn wohl aufnehmen? Kurzgeschichte... ...Wichtiger noch, für wie lange? Titel: “Jörg Hades “Draußen ist auch schön” stand auf - Die Geschichte der fuchsfarbenen Fußmatte. Nach eines Umtauschstu- kurzem Überlegen klingelte er... derSuk denten” IM KOPF VON
land-Laden könnte mehr mit Erkennen, Einsicht, Zielsetzung und Fertigkeit zu tun haben – als etwa eine nach Rampenlicht gierende Setzkasten-Aktion für SammelMessies.Vielleicht wäre dies auch nur eine geile Export-Idee der chinesischen Trashspielzeug-Industrie… Peking,Verbotene Stadt, Terrakotta-Krieger… das könnte ja naheliegen.Vielleicht bin ich aber auch nur neidisch, weil ich meinen 3D-Drucker noch nicht dazu missbraucht habe, auch meinen toten Zwergrammler hundertfach zu duplizieren, um damit etwa die Antoniusstraße zu möblieren und dabei gleich auch fast 200.000 Euro zu verdienen. Projektname: „Keine Erektionsstörung ist für immer“. Kann das Bepostern des öffentlichem Raums mit persönlichen und prominenten Skulpturklonen schöner, kollektiver, sinnstiftender sein? Nun gut: Mögen Sie die kleinen Karls… aus welchen Gründen auch immer… kaufen – in den Garten stellen, als Rollenhalter im Klo aufbahren, sich ins Bett legen, einfach lieb haben eben. Irgendwo habe ich noch dazu gelesen: „Die Bilder von der Installation werden um die Welt gehen!“ Das macht natürlich Sinn. Martin Heinen *Umstrittene Hitler-Multiples von Ottmar Hörl
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MADxxx Die hölzerne Weihn8spyramide. Es ist mir etwas richtig Blödes passiert: 1 Rentner aus meinem Block hielt seinen Golf kürzlich 4 der Haustüre an und darin war 1 mannshohe hölzerne Weihnachtspyramide, eben mehrstöckig und so mit Figürchen drinne, die sich bei Kerzenhitze unter großen Flü-
SA. 07.12., MUSIKBUNKER: SCOTT MATTHEW
nerin zwischen handgesägten Holzhäuschen. Die macht alle ganzjährig der Rentnervater (89), da 4 4 Jahren seine Ehefrau starb. Leider bezahlte ich viel Geld da4, da ich aus dem Handel nicht mehr rauskam, bekam noch 1 Zusatzkerze... ich gab das meinen Eltern, die Flügel fielen schon ab, das wird unsere Putzfrau bekommen, die hat 4 alles 4wendung!!! J;)
geln im Kreise drehen, das kiefernfarben, ich sagte dann im Sinne der nachbarschaftlichen Beziehungen und ihrer Aufrechterhaltung zudem, dass dies die überhaupt schönste Weihnachtspyramide sei, die ich je gesehen hätte; im Überschwang ich dann so, haben Sie nicht 1 in klein, da ich noch 1 Wgeschenk 4 meine Eltern suchte??? Ich hoffte nicht. Kurzum Gaby: Leider hatte er 1 kleinere. Er führte mich auch in seine Wohnung, wo sogar Pyramiden von der Decke hingen. Da saß stolz seine Rent-
In Aachen dürfen sich selbst große Künstler noch ignoriert fühlen. Wohl darum wissend hat sich Scott Matthew nach zwei Jahren erneut für den Musikbunker buchen lassen. Das Wort „intim“ mag peinlich klebrig klingen und selbst ein Sarah Connor Konzert wurde dieses Jahr anderswo gewiss schon derart etikettiert. Wenn es aber nur einmal zutreffend war in letz-
ter Zeit, dann wohl für das, was ein paar auf Bierbänken fröstelnde Menschen am 7. Dezember zugehaucht bekamen. Mit seiner Falsett-Stimme vermag Matthew selbst Whitney Houstons „I Wanna Dance With Somebody“ allen Dancefloor-Pathos vom Leib zu schälen, bis die nackte Tragik des Textes allein im Raum steht.
GROTESK: O. Texier, übersetzt von mat
IMPRESSUM 33. Jahrgang Verbreitete Auflage: 13.850 verteilte Exemplare in 261 Verteilstellen ( IVW II. Quartal 2011) im Großraum Aachen
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Bich Roy, Gabor Baksay, Mathias Dubois Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 8 vom 1.2.2011 Anzeigen- & Terminschluss ist der 15. des Vormonats. www.moviebeta.de
Vor zwei Jahren war der ewig Bärtige mit seinen eigenen Kompositionen als großer Entschleuniger aufgetreten. Dieses Jahr hat er bewiesen, dass er sich nahezu jede Vorlage einverleiben kann, und selbst bei Neil Youngs „Harvest Moon“ noch eine Schüppe mehr Leid möglich ist. Thomas Glörfeld