Heute, am 30. März, mitten in der Nacht, mitten bei der Arbeit, ein paar Stunden vor Drucklegung dieser Moviebeta-Ausgabe, erfuhren wir, dass Harald Mingers, stadtbekannt als Harald Borsta, irgendwann* in den letzten Tagen gestorben ist. Nie habe ich es so sehr gehasst, arbeiten zu müssen, wie ausgerechnet jetzt! Erinnerungsfetzen schwirren mir durch den Kopf, verlangen eigentlich nach ungeteilter Aufmerksamkeit, während ich an diesem blöden Rechner sitze und wie ein Blöder robote. Trotz allem überkam mich soeben ein Anfall klammheimlicher Heiterkeit, weil ja gerade Harald in seinem berühmten Schnodderton vehement darauf bestanden hätte, mich nicht „so anzustellen“, sondern meinen Job zu machen. Als MOVIEBETA-Mann der ersten Stunde, hat er in der 80ern beim verfassen unserer Filmtexte mit Argusaugen darüber gewacht, dass wir keinen Mist bauen, dass wir unsere Arbeit nicht so lala machen, sonder, wie es sich gehört und wie er es vormachte, mit Herzblut. Ein Zuckerschlecken war das nicht. Oft flogen die Fetzen und meistens hatte er recht. Ich lasse die verdammte Arbeit jetzt mal sein und versuche nachzufühlen, was Harald am meisten Ausmachte, wieso er so wertvoll war und wieso es mich so fertig macht, dass er nicht mehr da ist. Klar, sein Humor war herrlich schräg – echter Balsam für die Seele, und sehr selten. Genauso wie sein respekteinlößendes Filmwissen und das *Wahrscheinlich ist er am Mittwoch, den 25. März, in seiner Wohnung einem Herzanfall erlegen.
ebenso fundierte Urteil über Musik, Kunst und überhaupt alles, was interessant war. Die vielen durchgefeierten Nächte in der „gemütlichen Kneipe Hauptquartier“ boten deshalb immer premium Gesprächsstoff. Das alles ist schön und auch sehr gut, ist aber nicht das Eigentliche. Das kostbartse an Harald, war seine grundlegende, verlässliche Unkorrumpiertheit. They don‘t make people like that anymore. Erst denken und dann sagen was man denkt. Auch laut. Deshalb galt Harald bei vielen als „schwierig“. Die, die das sagten, sagten es meistens nur aus verletzter Eitelkeit. Dieser Kerl kannte nun mal nix, ließ nichts durchgehen und hatte meistens recht. Aber das sagte ich schon- zu recht. Als Meister Yoda der Aachener Filmgemeinde, war sein Geschmacksurteil Gesetz. Halbheiten wurde nicht toleriert und Bullshit wurde mit unerbittlichem Suchstrahl unverzüglich erkannt und abgeschossen. Ich glaube, dass ihn soviel Geradeheraussein auf Dauer auch angestrengt hat. Vielleicht erschuf er sich deshalb mit Borsta ein mildes, kindliches Zweit-Ich. Machs gut, Harald! Mir ist gerade irgendwie schön warm ums Herz und und mache mir um dich überhaupt keine Sorgen. Borsta wird dir den Weg schon zeigen. Und wenn es guten Mächten mal nicht so gelingen sollte, ihre elysischen Lichterspiele korrekt zu fokkussieren – lass gut sein. Gabor