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Niederstetten

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MUTEC 2022

MUTEC 2022

Hintergrund: Blick auf den Ortskern, Foto: © Uwe Weil Rechts:Walter Krüger, der Gründer des Museums und Vereinsvorsitzender. Foto: © Kevin Balley

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Ein Museum durchbricht seine Mauern

„Niederstetten entdecken – ein Stadtspaziergang“: mit dem Audioguide Stadtgeschichte erleben Autor: Dr. Adalbert Ruhnke

Seit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung um das Jahr 800 ist Niederstetten, die kleine Stadt im Einzugsgebiet des oberen Taubertals nahe Rothenburg ob der Tauber, einen erstaunlichen Weg gegangen : obwohl der Ort weitab von den großen Zentren und wichtigen Verkehrswegen gelegen ist, war Niederstetten stets den Ereignissen und Entwicklungen in Deutschland eng verbunden, immer wieder haben viele bedeutsame Ereignisse der deutschen Geschichte hier ihren Widerhall gefunden – das Schlagwort „Kleine Stadt mit großer Geschichte“ hat durchaus seine Berechtigung. Viele Zeugnisse dieser langen Geschichte sind am Ort erhalten geblieben, beispielsweise bestehen immer noch weite Teile der Stadtmauer aus dem frühen 14. Jahrhundert und fast alle Stadttürme der alten Stadtbefestigung. In dem Bewusstsein, dass sich in den historischen Gebäuden das Gedächtnis und die Weisheit vergangener Generationen befindet, wurden diese Zeugen der Vergangenheit von jeher sorgfältig und liebevoll erhalten. Bereits im Jahr 1977 erging ein erster Aufruf des damals noch jungen Realschullehrers Walter Krüger, geeignete Gegenstände für den Aufbau eines Handwerker- und Bauernmuseums zu spenden, aus dem sich bald die Idee zur Gründung eines Heimatmuseums entwickelte. Folgerichtig kam es 1984 zur Gründung des Heimatvereins „Steidemer Männle“, der die Idee dieses Museums rasch vorantrieb. Neben der Erinnerung an historische Ereignisse in der Stadt ging es von Anfang an auch darum, wichtige Zeugnisse der kleinbürgerlichen, handwerklichen und bäuerlichen Lebenswirklichkeit der Bewohner von Stadt und umliegenden Dörfern vor dem Vergessen zu bewahren und an kommende Generationen weiter zu reichen. Es sollte an das Leben und die Arbeit der vielen fleißigen, bodenständigen und oftmals namenlos gebliebenen Menschen erinnert werden, ohne die das blühende Landstädtchen Niederstetten in seiner heutigen Form nicht denkbar wäre. Ein geeignetes Gebäude für die Aufnahme

Oben Schloss Haltenbergstetten Mitte: Haus Meider Unten: Schlossgarten Rechts: Hist. Wirtshausschild, im Hintergrund Rathaus und Schimmelturm Fotos: © Uwe Weil

der umfangreichen Sammlungen konnte rasch gefunden werden : das Haus Frey (benannt nach seinen letzten Besitzern) aus dem Jahre 1740 stellt eines der letzten Kleinbürger- und Handwerkerhäuser dar, das in dieser authentischen Form nur noch in Freilichtmuseen zu finden ist. Weitere Besonderheiten sind die hochwertige Stuckdecke in der „guten Stube“ und der „doppelstöckige“ Gewölbekeller. Fast 30 Jahre lang konnte das Haus durch die tätige Mithilfe der „Steidemer-Männle“- Mitglieder gepflegt, gehegt und erhalten werden, wurde durch viele Aktionen mit Leben erfüllt und erfreute mit der großen Zahl an Ausstellungsobjekten seine Besucher. Im Laufe der Jahrhunderte war es immer wieder zu Eingriffen in die Bausubstanz gekommen, durch die die Statik nach 280 Jahren in ernste Gefahr geriet. Deshalb ist das Gebäude – sehr zum Leidwesen der Niederstettener – derzeit geschlossen und es wird an einem Sanierungskonzept für das Haus oder einer Verlagerung der Bestände gearbeitet. In der Bevölkerung wurde es sehr bedauert, dass ein sehr wichtiger Ort, der die Möglichkeit bietet, die Vergangenheit der Stadt und ihrer Bewohner unmittelbar zu erleben, plötzlich nicht mehr zur Verfügung stand. Durch das Förderprogramm „Neustart Kultur“ ergab sich hier die ideale Möglichkeit,

Oben: Blick zur Jakobskirche. Foto: © Uwe Weil Rechts: Ein besonderes Erlebnis für die ganze Familie. Interessantes erfährt man an der Audiostation vom Glockenturm Ev. Pfarrkirche St. Jakob Foto: © Kevin Bailey

mit einen Audioguide die historischen Gebäude der Stadt und damit ihre interessante Geschichte direkt erlebbar zu machen. „Unser Museum“ so sagen die Verantwortlichen des „Steidemer Männle“, „durchbricht geradezu seine Außenmauern und geht hinaus zu vielen Orten unserer Stadt.“ In enger Zusammenarbeit mit den Fachleuten der Firma „Museum.de“ wurde von den Verantwortlichen des Heimatvereins ein Stadtundgang mit insgesamt 35 Stationen entwickelt, der durch seine professionelle, hochmoderne Gestaltung beeindruckt. Mehrere Stimmen erzählen abwechselnd, vielfach umrahmt von Musik

Oben: Eingangsportal zur Schlosskirche und Torbogen in den Schlosshof Mitte: Blick auf das Städtchen mit zwei historischen Stadtmauer-Türmen. Fotos: © Uwe Weil

Oben: Torhaus an der Stadtmauer Links: Innenhof Schloss Haltenbergstetten Linke Seite, unten: Blick auf Schloss Haltenberstetten und Kirchturm der Kath. Kirche St. Johannes Evangelist Fotos: © Uwe Weil Rechts: Audioguide am Torhaus. Foto: © Kevin Bailey

Oben: Fachwerkhaus und Reste der Stadtmauer Foto: © Uwe Weil Unten: Audioguide mit Fußweg-Navigation und passenden Geräuschen, und auch eine englische Version ist abrufbar. Selbst Fotos können betrachtet werden, beispielsweise bei Gebäuden, die nicht von innen besichtigt werden können. Wem übrigens die Stimmen manchmal seltsam bekannt vorkommen: „Museum.de“ hat bekannte Sprecher unter Vertrag, die normalerweise in der Werbung oder bei Hörbüchern mitwirken. Alle Audiodateien sind problemlos vor Ort mit dem Smartphone durch einfaches Einscannen des QR-Codes abrufbar. Wer sich nicht zu Fuß auf den Weg durch die Stadt machen will, kann übrigens mit Leichtigkeit in seinen eigenen vier Wänden mit Computer oder Smartphone über die Internetseite ohne QR-Code auf den Stadtspaziergang zugreifen.

„Wir wollen“ so betont Dr. Adalbert Ruhnke, der den Audioguide vor Ort wesentlich erarbeitet hat, „die Besucher unserer Stadt und besonders auch unsere jungen Mitbürger neugierig machen. Sie sollen angeregt werden, sich quasi im Vorbeigehen an vielen verschiedenen Orten die interessanten Texte anzuhören und unseren Ort aus einem ganz neuen Blickwinkel zu betrachten. Die Menschen werden sicherlich staunen, Dinge zu erfahren, die sie noch nicht über Niederstetten gewusst haben.“ Stadt Niederstetten - Kulturamt Albert-Sammt-Str. 1 97996 Niederstetten Tel. 07932-910213 www.niederstetten.de ruhnke1@gmx.de

AUDIOGUIDE NIEDERSTETTEN ENTDECKEN

www.museum.de/ audioguide/416/lang/DE

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