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Bilder: Priska Ketterer
Musik, sondern auch in allgemeinen di rigentischen Fragen. «Die Hand ist das wichtigste Kommu nikationsinstrument zwischen dem Diri genten und den Musikern», ist Boulez überzeugt. «Ich bin immer sehr vorsich tig, grosse Reden über Poetik, Ästhetik und so weiter zu halten. Im Grunde ge nommen muss man alles mit der Hand lösen.» Dabei hat sich Boulez musik theoretisch gerade auch mit Fragen der Poetik und Ästhetik beschäftigt, wovon zahllose Essays, Aufsätze, Kommentare und Schriften zeugen. Sonst aber muss für Boulez das Lehren «schnell und mit einer gewissen Härte» erfolgen. Im Schock nämlich beginne man, sich zu bewegen – «und das ist für die Studen ten sehr gut». Das «Learning by doing» ist eine zentrale Devise von Boulez, die auch von seinem Mitstreiter Peter Eötvös gelebt wird. Dabei profitieren die jun gen In strumentalisten und Dirigenten nicht zuletzt von den Erfahrungen der Musiker des Ensemble intercontempo rain, die im Rahmen der Lucerne Fes tival Academy als Dozenten ebenfalls unterrichten. Neben einem jeweiligen «composer-in-residence», der jeweils beim Festival im Mittelpunkt steht, wer den zudem im Rahmen des «Composer Project» auch Aufträge an junge Kom ponisten erteilt. Auch Dai Fujikura oder Christophe Bertrand haben in Luzern schon ihre neuesten kompositorischen Entwürfe präsentiert. Und doch ruht man sich auf Erfol gen nicht aus. Die Lucerne Festival Aca demy entwickelt sich fortwährend weiter und sucht nach anderen Lösungen und Formaten – dem Neuen auf den Schli chen, ein nach Innovation strebendes «work in progress». Deshalb wurden 2011 Eigeninitiativen für die Akademis ten gestartet: In Formaten wie «Open Stage» und «Spotlights» können un gewöhnlichere Projekte frei und in Ei genregie erprobt werden. All dies nützt schliesslich auch dem Publikum, das überall hineinschnuppern darf – auch bei den Proben und Kursen. Denn wie schon der Publizist Jürg Huber wusste: Diese Akademie ist ein «musikalisch-so ziales Gesamtkunstwerk». ■
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Das aktuelle Buch «Das Wunder von Luzern. Claudio Abbado und das Lucerne Festival Orchestra – Pierre Boulez und die Lucerne Festival Academy.» Leipzig: Henschel Verlag 2013. 208 S. Die DVD «Pierre Boulez and the Lucerne Festival Academy». Günter Atteln und Angelika Stiehler (Regie). EuroArts 2058048 (1 DVD).
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Pierre Boulez steht mit der Lucerne Festival Academy seit zehn Jahren für Offenheit gegenüber dem Neuen, gegenüber der musikalischen Zukunft.
17.07.13 15:12