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EINE POSTKARTE AUS PARIS
SA 13. NOV 2021
EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID‑ZERTIFIKAT
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Freikonzert
Stadthaus Winterthur Beginn 17.00 Uhr ohne Pause Ende gegen 18.30 Uhr Eintritt frei, nummerierte Platzkarten CHF 12
Musikkollegium Winterthur
LEITUNG Bogdan Božović VIOLA Nicolas Corti MODERATION Matthijs Bunschoten
EINE POSTKARTE AUS PARIS
Darius Milhaud (1892 – 1974) Symphoniette pour cordes, op. 363 (1957) 10'
Leo Smit (1900 – 1943) Konzert für Viola und Streicher (1940) 13'
Allegro ma non troppo Lento Allegro vivace
Joseph Haydn (1732 – 1809) Sinfonie Nr. 73 D-Dur, Hob I:73 «La chasse» (1781) 21'
Adagio – Allegro Andante Menuetto Presto
Erstmals zu Gast
Erstmals als Solist zu hören am 4. April 2007, letztmals am 9. Mai 2018 Der Geiger Bogdan Božović ist ein gefragter Solist und Kammermusiker. Von 2012 bis 2015 war er Mitglied im renommierten Wiener Klaviertrio. Von 2016 bis 2019 war er Erster Konzertmeister beim Stuttgarter Kammerorchester. Zudem gastierte er als Konzertmeister beim Orchestre de la Suisse Romande, bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, der Kammerakademie Potsdam, beim Wiener Kammerorchester, beim Kölner Kammerorchester, bei den Augsburger Philharmonikern sowie beim Ensemble Phoenix Basel. Er ist Gründungsmitglied des Leondari Ensembles, das jährlich das Saronic Chamber Music Festival in Griechenland veranstaltet. Bogdan Božović ist designierter Erster Konzertmeister beim Musikkollegium Winterthur.
Nicolas Corti wurde in Zürich geboren und erhielt bei Ottavio Corti sein Lehr-, Orchester- und Reifediplom. Weitere Studien führten ihn nach New York zu Emanuel Vardi, einem Solo-Bratschisten von Arturo Toscanini. 1976 wurde er Zuzüger beim Tonhalle-Orchester Zürich; zudem war er fünfzehn Jahre lang Mitglied beim Collegium Musicum von Paul Sacher. 1982 gründete er das Amati Quartett und ist ausserdem Mitglied im Pianova Quartett (Klavierquartett), im Trio Musaïque (Flöte, Viola und Harfe) sowie im Kammertrio Zürich (Flöte, Viola und Gitarre). Mit See Siang Wong am Klavier spielt er Duo. Seit 1996 hat Nicolas Corti eine Professur für Viola und Kammermusik an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK inne, und seit 2005 ist er Solo-Bratschist beim Musikkollegium Winterthur.
Seit 2009 ist der niederländische Bratschist Matthijs Bunschoten beim Musikkollegium Winterthur als Jugendbeauftragter und Projektleiter der Musikvermittlungsprojekte für Kinder und Jugendliche tätig. Die kreative Begegnung zwischen Kindern und professionellen Musikern ist zum Kernstück der musikalischen Winterthurer Jugendarbeit herangewachsen. Das zeigt sich bei den jährlich wiederkehrenden, von Matthijs Bunschoten ins Leben gerufenen Angeboten wie «Meet the Orchestra», «Orchester hautnah» oder «Sing Mit!». Mit seiner exemplarischen Jugendarbeit hat das Musikkollegium Winterthur in den letzten Jahren eine Vorreiterrolle eingenommen.
Besetzung: Streicher Uraufführung: 1957, Orchestre National de la Radiodiffusion française, Leitung André Girard
Musikkollegium Winterthur:
Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt.
Besetzung: Viola solo, Streicher Uraufführung: 24. April 1940, Concertgebouw Amsterdam, Kleiner Saal, Klein Orkest, Leitung Frieda Belinfante, Viola Juup Raphaël
Musikkollegium Winterthur:
Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt. Darius Milhaud Symphoniette pour cordes Will man das Wirken von Darius Milhaud auf einen Begriff bringen, so ist es wohl seine enorme Vielseitigkeit. Aufgewachsen als Sohn eines Mandelhändlers in Aix-en-Provence, studierte er am Pariser Conservatoire Violine, Komposition und Dirigieren, reiste 1917 im Gefolge des befreundeten Dichters und Diplomaten Paul Claudel als Botschafts-Attaché nach Brasilien, war anschliessend Mitglied der Komponistenvereinigung «Groupe des Six» und einer der führenden Köpfe der Pariser Musikavantgarde. Nach der kriegsbedingten Flucht in die USA 1940 wurde Milhaud Kompositionsprofessor am Mills College (Oakland) und ab 1947 auch am Pariser Conservatoire, wobei er seine Lehrtätigkeit jeweils auf ein «französisches» und ein «amerikanisches» Halbjahr aufteilte. Als er 1974 in Genf verstarb, hinterliess Milhaud über 400 Werke unterschiedlichster Gattungen. Sie sind gekennzeichnet durch die Assimilation verschiedenster Einflüsse von Claude Debussy über Igor Strawinsky und den Jazz bis zur südamerikanischen Folklore sowie durch ihre rhythmische und melodische Prägnanz und die manchmal fast schon lakonische Kürze. Die Symphoniette für Streichensemble von 1957 fasziniert durch ihre klare, «neoklassizistische» Durchhörbarkeit und die vielfältigen Klangschichtungen vom Unisono bis zur Neunstimmigkeit.
Leo Smit Konzert für Viola und Streicher
Strawinsky, Ravel, «Groupe des Six», Jazz und Nachtklubs, Rundfunk und Film: Paris war in den 1920er Jahren ein Musikzentrum mit enormer Strahlkraft. So zog es neben vielen anderen auch den jungen Amsterdamer Komponisten Leo Smit in die französische Metropole. Smit konnte sich in Paris hauptsächlich der Komposition widmen, trat aber auch als Klavierbegleiter und Improvisator in Nachtklubs auf. Mit seinen vom Jazz beeinflussten, mitreissenden Kompositionen erzielte er beachtliche Erfolge sowohl in Paris als auch im heimatlichen Amsterdam. 1936 zogen Smit und seine Ehefrau aus familiären Gründen zunächst nach Brüssel und kehrten 1937 schliesslich nach Amsterdam zurück. Dort entstand 1940 das Violakonzert für den befreundeten Bratschisten Juup Raphaël, in dem die Jazz-Elemente zugunsten eines lyrischen, bisweilen an Schostakowitsch erinnernden Tonfalls in den Hintergrund treten. Die Uraufführung des Werks fand zwei Wochen vor dem deutschen Überfall auf die Niederlande im Kleinen Saal des Concertgebouw statt.
Besetzung: Flöte, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauke, Streicher Uraufführung: Spätestens im Februar 1782 auf Schloss Esterháza, Leitung Joseph Haydn, zur Rückkehr des Fürsten Nikolaus I. Esterházy aus Paris
Musikkollegium Winterthur:
Erstmals aufgeführt am 30. November 1887, Leitung Edgar Munzinger; letztmals am 10. Januar 1988, Leitung Franz Welser-Möst Der Krieg hatte für den jüdischstämmigen Smit katastrophale Folgen. Abgeschnitten vom ohnehin darbenden kulturellen Leben versuchte er, sich mit Unterricht und Orchestrationsarbeiten über Wasser zu halten. Als letztes Werk gelangte im November 1941 das Cello-Concertino von 1937 mit dem Neuen Jüdischen Kammerorchester vor einem jüdischen Publikum in der Amsterdamer Schouwburg zur Aufführung. Rund ein halbes Jahr später musste das Ehepaar Smit unfreiwillig in ebendieses Theater zurückkehren, das inzwischen von den Nationalsozialisten zum Sammelort von Juden umfunktioniert worden war. Von dort aus wurden beide in das Durchgangslager Westerbork deportiert und am 30. April 1943 im Vernichtungslager Sobibor (Polen) ermordet.
Joseph Haydn Sinfonie Nr. 73 D-Dur «La chasse»
«Mein Fürst war mit allen meinen Arbeiten zufrieden, ich erhielt Beyfall, ich konnte als Chef eines Orchesters Versuche machen, beobachten, was den Eindruck hervorbringt, und was ihn schwächt, also verbessern, zusetzen, wegschneiden, wagen»: Kaum eine Selbstaussage eines Komponisten scheint treffender als dieses (vom Biografen Georg August Griesinger überlieferte) Zitat Joseph Haydns. Ab 1761 in den Diensten der Fürsten Esterházy in Eisenstadt fand Haydn ideale Bedingungen vor, um musikalische Effekte zu erproben, den Geschmack des Publikums zu studieren und in überraschender Weise mit dessen Erwartungen zu spielen. In der um 1781 entstandenen Sinfonie Nr. 73 tastet sich Haydn in der langsamen Einleitung (Adagio) allmählich an die musikalische Substanz heran, um daraus ein Motiv aus drei Achtelnoten zu gewinnen, aus dem sich das nachfolgende, vorwärtsdrängende Allegro entspinnt. Im zweiten Satz (Andante) griff Haydn auf das Thema seines Klavierlieds «Gegenliebe» zurück, und auch dem Finalsatz mit dem Titel «La chasse» legte Haydn ein bereits existierendes Werk zugrunde, nämlich die Ouvertüre zu seiner Oper «La fedeltà premiata», die er zur Wiedereröffnung des abgebrannten Esterházy’schen Opernhauses im Februar 1781 komponiert hatte. In diesem Stück spielt die Jagdgöttin Diana eine wichtige Rolle, was sich im schnellen Sechsachteltakt und den charakteristischen Hornrufen widerspiegelt – einer davon zitiert sogar das bekannte Jagdsignal «La vue», das die erste Sichtung eines Hirschs anzeigt.