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NEMANJA RADULOVIĆ SPIELT MOZART UND RAVEL
MI 02. FEB 2022
EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT
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Abonnementskonzert
Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.00 Uhr Ende gegen 21.30 Uhr CHF 78/65/43/30 Abo 12/4 09.30 Uhr Öffentliche Generalprobe CHF 20, freie Platzwahl Mitglieder gratis, bitte Mitgliederausweis mitbringen «Red Sofa» im Anschluss an das Konzert im Park Hotel, Comensoli-Saal: Dominik Deuber im Gespräch mit Nemanja Radulović und Gergely Madaras
Musikkollegium Winterthur
LEITUNG Gergely Madaras VIOLINE Nemanja Radulović
NEMANJA RADULOVIĆ SPIELT MOZART UND RAVEL
Maurice Ravel (1875 –1937) «Tzigane» Rhapsodie für Violine und Orchester (1924) 10'
Zoltán Kodály (1882 –1967) «Tänze aus Galánta» (1930) 15'
Lento – Andante maestoso – Allegretto moderato – Andante maestoso – Allegro con moto grazioso – Animato – Andante maestoso – Allegro – Stringendo – Poco meno mosso – Allegro vivace – Andante maestoso – Allegro molto vivace
— Pause —
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791) Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 G-Dur, KV 216 (1775) 26'
Allegro Adagio Rondeau: Allegro – Andante – Allegretto – Tempo I
Béla Bartók (1881 –1945) Tanz-Suite für Orchester (1923) 18'
Allegro Allegro molto Allegro vivace Comodo Moderato Molto tranquillo
Erstmals zu Gast
Erstmals zu Gast Gergely Madaras wurde in Budapest geboren und studierte Flöte, Violine und Komposition; zudem hat er einen Masterabschluss im Fach Orchesterdirigieren. 2011 war er einer der drei Finalisten beim 52. Internationalen Dirigentenwettbewerb in Besançon. Nach seinem Debüt 2010 im Wiener Musikverein mit dem Radio-Symphonieorchester Wien folgten Gastdirigate beim Brussels Radio Philharmonic, Bergen Philharmonic, BBC Philharmonic, Royal Scottish National Orchestra sowie bei den London Mozart Players und beim St. Petersburg State Hermitage Orchestra. 2013 wurde Gergely Madaras Chefdirigent beim Orchestre Dijon Bourgogne. 2014 übernahm er ausserdem den Posten des Chefdirigenten beim Savaria Symphony Orchestra in seiner ungarischen Heimat. Auch als Operndirigent ist Madaras ein vielgefragter Gast, zuerst bei der English National Opera, dann bei De Nedelandse Opera Amsterdam, bei der Ungarischen Staatsoper sowie beim Grand Théâtre de Genève. Zudem widmet er sich engagiert der zeitgenössischen Musik.
Bereits mit 14 Jahren wurde der Geiger Nemanja Radulović am Pariser Konservatorium aufgenommen. Anschliessend nahm er an Meisterkursen von Yehudi Menuhin, Joshua Epstein und Salvatore Accardo teil. Er wurde beim Internationalen Joseph Joachim-Violinwettbewerb in Hannover, beim George Enescu-Wettbewerb in Bukarest, beim Antonio Stradivari-Wettbewerb in Cremona sowie beim Lipinski-WieniawskiWettbewerb in Polen ausgezeichnet. Seinen Durchbruch erlebte er als Einspringer für Maxim Vengerov 2006 mit Beethovens Violinkonzert. Im darauf folgenden Jahr gab er im Rahmen der Reihe «Rising Stars» sein Rezital-Debüt in der Carnegie Hall. Seither sorgt er in der Alten und Neuen Welt sowie in Asien regelmässig für Furore. «Journey East», seine erste internationale CD-Veröffentlichung, erschien im Februar 2015 und wurde sogleich mit einem ECHO KLASSIK ausgezeichnet. Im Oktober 2016 folgte das Album «Bach», wo Radulovic als Geiger und Bratscher zu hören ist. 2017 erschien eine Tschaikowsky-CD, und sein jüngstes Album «Baïka» wurde 2018 veröffentlicht.
Besetzung: Violine solo, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, Trompete, Schlagwerk, Harfe, Celesta, Streicher Uraufführung: 26. April 1924, London, Violine Jelly d’Arányi, Klavier Henri Gil-Marchex
Musikkollegium Winterthur:
Erstmals aufgeführt am 1. März 1938, Leitung Ernst Radecke, Solist Corrado Baldini; letztmals am 7. Juli 2017, Leitung Thomas Zehetmair, Solistin Leticia Moreno
Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, Pauke, Schlagwerk, Streicher
Uraufführung: 23. Oktober 1933, Budapest, Leitung Ernst von Dohnányi
Musikkollegium Winterthur:
Erstmals aufgeführt am 22. Oktober 1941, Leitung Niklaus Aeschbacher; letztmals am 20. November 2021, Leitung Pascal Druey Maurice Ravel «Tzigane»
Die Konzert-Rhapsodie «Tzigane» von Maurice Ravel entstand, nachdem er die ungarische Geigerin Jelly d’Arányi 1922 bei einem Konzert in London gehört hatte. Ravel war fasziniert, wie virtuos die Grossnichte des Geigers Joseph Joachim ihr Instrument beherrschte, und bat sie nach dem Konzert, einige «Zigeunerweisen» – wie er sie nannte – zu improvisieren. Angeblich konnte er davon nicht genug bekommen: Bis um fünf Uhr morgens habe er immer weitere Stücke hören wollen. Von den Melodien und d’Arányis Virtuosität begeistert schrieb Ravel 1924 dann die «Tzigane». Allerdings zweifelte der Komponist selbst daran, ob das Stück überhaupt spielbar sei – vor der Uraufführung am 26. April 1924 schrieb er tatsächlich an die Geigerin: «Einige Passagen könnten eine grossartige Wirkung erzielen, vorausgesetzt sie sind spielbar – worüber ich mir nicht völlig sicher bin.» Die Widmungsträgerin liess daran keinen Zweifel, und so wurde die «Tzigane» später sogar orchestriert. Bis heute besticht sie nicht nur durch ihre Virtuosität, sondern auch durch ihren improvisienden Charakter, obwohl alles genau auskomponiert ist.
Zoltán Kodály «Tänze aus Galánta»
Auch Zoltán Kodálys «Tänze aus Galánta» entstanden nach Eindrücken, die Kodály von Musik der Sinti und Roma empfangen hatte. Bei ihm waren es allerdings Kindheitserinnerungen, auf die er sich bezog. In Galánta – einer Stadt in der heutigen Slowakei, die damals zu Österreich-Ungarn gehörte – habe er, von der dortigen «Zigeunerkapelle» gespielt, «den ersten ‹Orchesterklang›» gehört. Die Hauptmotive dieses Werkes, das eines seiner bekanntesten werden sollte, entstammten einem um 1800 erschienenen Heft mit Melodien «von verschiedenen Zigeunern aus Galántha». Dabei sind seine Tänze vor allem durch den «Verbunkos» geprägt, einem ungarischen Tanz- und Musikstil mit markanten Synkopen. Die fünf ineineinander übergehenden Sätze steigern sich gewissermassen in Wellen, umrahmt von virtuosen Passagen der Klarinette in der langsamen Einleitung und in der Kadenz. Die «Tänze aus Galánta» waren dem 80-jährigen Bestehen des Budapester Philharmonischen Orchesters gewidmet und wurden aus ebendiesem Anlass am 23. Oktober 1933 unter der Leitung von Ernst von Dohnányi uraufgeführt.
Besetzung: Violine solo, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher Uraufführung: unbekannt
Musikkollegium Winterthur:
Erstmals aufgeführt am 11. November 1903, Leitung Ernst Radecke, Solist Oscar Studer; letztmals am 24. Oktober 2020 Leitung und Solist Roberto González-Monjas
Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagwerk, Harfe, Streicher
Uraufführung: 19. November 1923, Budapest, Konzerthaus Vigadó, Orchester der Philharmonischen Gesellschaft Budapest, Leitung Ernst von Dohnányi
Musikkollegium Winterthur:
Erstmals aufgeführt am 10. März 1926, Leitung Volkmar Andreae; letztmals am 26. Oktober 1996, Leitung Heinz Holliger Wolfgang Amadeus Mozart Violinkonzert Nr. 3 G-Dur
«Strassburger Konzert» lautet der Beiname dieses Violinkonzerts – in Anlehnung an den dritten Satz, der ein Strassburger Volkslied aufnimmt. Der damals 19-jährige Mozart schuf ein Werk, das Kontraste effektvoll verbindet. Gleich zu Beginn prescht das Orchester vor und präsentiert das Thema des Soloinstruments, wodurch der erste Einsatz der Solovioline dann eine besondere Bedeutung erhält. Es geht nicht mehr nur um das Wechselspiel von Solo und Tutti, sondern Soloinstrument und Orchester werden miteinander verwoben. Ein starker Gegensatz zu den aufregenden Zwiegesprächen des ersten Satzes entsteht im Adagio, dem Herzstück des Konzerts. Die sanfte Kantilene dieses Satzes klang für den Mozart-Biografen Alfred Einstein sogar «wie vom Himmel gefallen». Zurück auf den Boden kommt man dann spätestens mit dem dritten Satz: Die bisherigen Themen werden neu ausgelotet und überraschend ergänzt – unter anderem mit einer Variation über das Volkslied «Willem von Oranien» und einem ungewöhnlichen Schluss: Statt mit fulminanten Schlussakkorden klingt das Violinkonzert leise, fast fragend aus.
Béla Bartók Tanz-Suite
Auch Béla Bartóks Tanz-Suite ist von Volksmusik inspiriert – allerdings verwendet er kein einziges originales Zitat. Zum 50. Jahrestag der Vereinigung der Städte Buda, Pest und Óbuda zur Hauptstadt Budapest wurde bei den drei Komponisten Béla Bartók, Zoltán Kodály und Ernst von Dohnányi je ein Werk in Auftrag gegeben. Bartók machte es sich zur Aufgabe, die «Verbrüderung der Völker» zu feiern. Er selbst beschrieb 1931 den Charakter der Sätze wie folgt: «No. 1 hat teilweise, No. 4 gänzlich orientalischen Charakter, Ritornell und No. 2 ist ungarischen Charakters, in No. 3 wechseln ungarische, rumänische, sogar arabische Einflüsse; von No. 5 ist das Thema derart primitiv, dass man bloss von einer primitivbäuerlichen Art sprechen kann, und auf die Klassifizierung nach Nationalität verzichten muss.» Ausserdem setzte er schon hier in die Tat um, was er einige Jahre später so formulierte: Atonale Volksmusik sei unvorstellbar. Damit entfernte sich Bartók mit der Tanz-Suite zum ersten Mal ein wenig von der strikten Ästhetik Arnold Schönbergs.