['em vau] QII 2012: "Auszeit"

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`[emvau] MECKLENBUR G-VORPOMM E R N

Adrenalin MV fiebert Olympia und der Fußball-EM entgegen

Atempause Ich packe meinen Seesack – die Entdeckung des Freiraums

Auszeit Berufsalltag oder Trainingsplan – für persönliche Bestleistungen brauchen wir Auszeiten. Rückzugsorte für Erholung und Entfaltung finden sich im maritimen Mecklenburg-Vorpommern an jedem Ufer.

QII I 2012


Einblick

Kurs Olympia Mit sieben Jahren bin ich zum ersten Mal auf dem Schweriner See gesegelt. Mein Trainer sagte damals: »Los, fahr auf den Fernsehturm zu.« Heute, zwanzig Jahre später, nehme ich Kurs auf Olympia. Ich bin überglücklich, dass ich mich für die Spiele in London qualifiziert habe. Mein Ziel ist die Finalteilnahme, also unter die besten Zehn zu fahren. Ich segle nicht gegen die Zeit, sondern nur gegen meine Gegner – und hoffe, dass möglichst viele von ihnen nach mir ins Ziel kommen. Um das zu erreichen, habe ich einen strengen Zeitplan. Segeltraining auf dem Mittelmeer gehört genauso zum Programm wie Krafttraining und die Teilnahme an Wettkämpfen. Besonders sind dabei immer Rennen vor heimischem Publikum wie die WM im Mai im Ostseebad Boltenhagen. Dann kann auch meine Familie den Wettbewerb direkt vor Ort miterleben.

Franziska Goltz Die Schwerinerin Franziska Goltz (27) trainiert am Olympiastützpunkt des Deutschen Segler-Verbands und gehört dem Sailing Team Germany an. Die deutsche Meisterin in der Bootsklasse Laser Radial gilt als Ausnahmetalent. 2011 qualifizierte sie sich bei der WM in Australien in der Bootsklasse Laser Radial für die Olympischen Spiele 2012 in London. Die Segelwettbewerbe werden in Weymouth an der Südküste Englands ausgetragen. Franziska Goltz ist seit ihrer Kindheit Mitglied im Schweriner Segler Verein von 1894. Sie studiert an der Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel Sportwissenschaften, Pädagogik und Volkswirtschaftslehre.

Mich begeistert am Segeln das Erlebnis von Freiheit. Gerade weil der Laser Radial sehr schmal und flach ist, spüre ich die Naturgewalten intensiver. Dieser Bootstyp wurde ursprünglich für Urlauber entwickelt und wird von Seglern auch »Surfbrett mit Handschuhfach« genannt. Da im Segelsport mittlerweile weltweit zu jeder Zeit Rennen stattfinden, muss ich mir meine Auszeiten selbst nehmen. Dabei schätze ich meine Heimat Mecklenburg-Vorpommern sehr als Rückzugsort. Vor allem die vielen Seen, auf denen ich schon als Kind im Optimisten unterwegs war. An der Küste ist Warnemünde ein schönes Wasserrevier. Dort sind die Wellen oft höher und es macht Spaß, diese runter zu surfen. Außerdem hatte ich hier im Herbst schon öfter das Glück, Schweinswale zu sehen. Die Törns, die ich nur für mich selbst segle, um ein Gefühl für den Flow zu bekommen, sind leider selten. Deshalb sind sie umso kostbarer für mich. Ich konzentriere mich dann ganz auf den Wind und entscheide oft aus dem Bauch heraus. Eine Bauchentscheidung wird sicher auch mein weiterer Weg. Wenn ich mein Studium und meine Karriere als aktive Sportlerin beendet habe, würde ich gern weiter im Segelsport arbeiten – idealerweise in Schwerin. Denn auch wenn ich bereits einige internationale Gewässer befahren habe, mein Heimathafen bleibt MV.

Ross und Reiter Ruhe und Erholung, dazu sportliches Erleben – das ist Landurlaub auf Gut Lischow. Die reizvolle Lage, nahe der Ostsee und der in Bad Doberan gelegenen ältesten Galopprennbahn auf dem europäischen Festland, lädt Gäste zu Ausritten und Kutschfahrten ein. Das Gut Lischow, mit Landwirtschaft, Gestüt und Gästebetreuung, wird von Familie Schröder betrieben. Anfänger und fortgeschrittene Reiter können hier Reitstunden nehmen und auch das eigene Pferd in den Urlaub mitbringen. Übrigens: Auf über 6.200 Kilometern Reitwegen gibt es in MV für Ross und Reiter Strände, Felder und Wälder zu entdecken. >> www.reiten-in-mv.de

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Fotos Cover, S. 2-3: Landesmarketing MV / Carlo Zamboni (1), STG / Wehrmann (2), Werk 3 – Agentur für Werbung und PR (1), TMV / Norbert Krüger (1), www.shutterstock.de (1)

Q II 2012

`[emvau] MECKL E NB UR G-VOR POM MER N

Inhalt Zu einem Törn ins Wasserland Mecklenburg-Vorpommern lädt diese Ausgabe von [‘em vau]. Sie stellt Ihnen Menschen vor, die am, mit und vom Wasser leben (S. 4–6) und zeigt Rückzugsorte, die einladen, zu kommen und zu bleiben (S. 8–9). Gute Gründe also, um Kurs auf Mecklenburg-Vorpommern zu nehmen.

Seite 4 – 6 Leinen los für Seefahrer

Franziska Goltz

Seite 12 – 13 Der Strandkorb auf Radtour

Seite 7 Ferien mit Lernfaktor Seite 8 – 9 Neue Heimat MV Seite 10 – 11 Fußball und Feste feiern

Seite 14 Das Badetuch-Syndrom Seite 15 Ovationen für Orchester

Impressum Herausgeber Landesmarketing MV, Peter Kranz (V.i.S.d.P.) Schloßstraße 2-4, 19053 Schwerin Tel: +49 385 588 10 95, Fax: +49 385 588 10 97 info@mv-tut-gut.de, www.mv-tut-gut.de Redaktion & Gestaltung Molthan van Loon Communications GmbH (GPRA), www.mvlcc.de Alexandra Sell, Stefanie Quaas Druck NEEF + STUMME premium printing GmbH & Co. KG Auflage 220.000 Redaktionsschluss Mai 2012

Golf und Grün Dass Grün nicht gleich Grün ist, wissen Golfsport-Freunde. In der weiten und unberührten Landschaft MecklenburgVorpommerns kommen sie daher voll auf ihre Kosten. Das Land bietet 17 attraktive Golfclubs, in denen nicht nur die 13.500 Mitglieder des Golfverbandes MV, sondern auch viele Gäste ihr Handicap verbessern können. Der jüngste Platz, der WINSTONlinks, wurde 2011 von der Fachzeitschrift GOLFmagazin als »Bester neuer deutscher Golfplatz« ausgezeichnet. Der nahe Schwerin gelegene Club umfasst insgesamt drei Plätze. Seine Gestaltung wurde den schottischen Dünenlandschaften am Meer nachempfunden und steht damit in beeindruckendem Kontrast zur umliegenden norddeutschen Endmoränenlandschaft.

Rad und Route Mecklenburg-Vorpommern gehört zu den beliebtesten Radregionen Deutschlands. Zwischen Ostseeküste und Mecklenburgischer Seenplatte lassen sich auf acht Rad-Fernwegen touristische und landschaftliche Highlights entdecken. Für viele Urlauber ist daher der Weg bereits das Ziel. Besonders beliebt: der internationale Radweg Berlin-Kopenhagen. Er führt Aktivurlauber zwischen den europäischen Metropolen durch die idyllische, seenreiche Mecklenburgische Schweiz, die am Wegesrand an vielen Stellen zum Baden einlädt. Als erster internationaler Radweg ist er zudem durchgängig mit Ladestationen für Elektrofahrräder ausgestattet.

>> www.golfverband-mv.de

>> www.auf-nach-mv.de/radwandern

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Anklam 53°51’20’’ N · 13°41’19’’ O

Wohlfühlen im Wasserland Mecklenburg-Vorpommern ist das Land des Wassers. Zwischen Ostseeküste und Seenplatte, dem »Meerchen«, lassen sich per Boot 340 Kilometer Ostsee-Außenküste, 1.130 Kilometer Bodden- und Haffküste, 60 Inseln, 2.013 Seen und 26.000 Kilometer Fließgewässer entdecken. Da ist für jeden Boots- und Kapitäns-Typ das richtige Fahrwasser dabei.

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Frühmorgens im Angler-Paradies Kajak-Träume auf dem Amazonas des Nordens Waren _ Auf dem Landweg setze » Fisch gibt’s hier satt, Anklam _ Das Schlängelband des Peene-Flusses da kommt niemand zu kurz.« ich über auf die Müritz. Ein paar fällt beim Kartenstudium kaum ins Auge. »Die S T E F F E N S T E I N B E C K Fischer lassen ihre Netze in der Landschaft des Urstromtals lohnt aber einen geBerufsfischer in Boek an der Müritz Morgensonne trocknen, während nauen Blick«, macht mich Antje Enke, die Leiterin ich als Tourist – in MV angelscheinder Kanustation in Anklam, neugierig. Die Peene – frei – regungslos am Schilfrand in ein Geheimtipp? Auf jeden Fall und ein Abenmeinem Kahn sitze und auf einen Biss warte. Nur eine zuckende teuer. Antje und rund 25 Partner haben daher auch ihr Netzwerk Pose könnte mich aus der Starre locken. Langsam kriecht die Sonne für Wasserwanderangebote »Abenteuer Flusslandschaft« getauft. über den Schilfrand des mit 14 mal 29 Kilometern größten deutMit über 100 schiffbaren Kilometern ist die Peene der längste Fluss schen Binnensees. »Jetzt müssten sie nur noch beißen«, murmele des Landes. Ein unzerstörtes, kaum besiedeltes Paradies, das kürzich vor mich hin. Sie, das sind Barsche, Hechte, Zander und Aale, lich mit dem von der Europäischen Kommission ausgelobten aber auch die große und kleine Maräne. EDEN-Award für sanften Tourismus ausgezeichnet wurde. Jährlich stechen hier etwa 10.000 Naturbegeisterte in »Fluss«. »Fisch gibt’s hier satt«, meint Berufsfischer Steffen Steinbeck im Warener Hafen, »da kommt niemand zu kurz«. Auch die NichtDie natürliche Tiefe der Peene liegt zwischen drei und vier Metern, Angler nicht, die bei ihm den tagesfrischen Fang begutachten und das Gefälle auf dem gesamten Flusslauf beträgt aber nur 28 Zentikaufen. Steffen Steinbeck und seinen rund dreißig Kollegen sei meter. Die Freuden der Langsamkeit und Entschleunigung stellen Dank. Seit 60 Jahren sind sie in der Fischerei Müritz-Plau organisich daher fast ganz von selbst ein. Die biegsamen Schilfhalme neisiert, der mit 26.000 Hektar größten Binnenfischerei Deutschlands. gen sich unter dem Wasserschwall meines Paddels respektvoll zur Leben mit der Natur und von der Natur. Beim morgendlichen Seite. Schwimmende Gras- und Blumeninseln treiben auf mein Netze-Aufnehmen in frischer Luft ist die Stimmung auf dem Boot zu: Amazonas-Impressionen en miniature. »En gros« habe ich Wasser immer wieder atemberaubend. Dabei könne er komplett sie bereits erlebt. Mecklenburg-Vorpommern kann ihnen durchabschalten. »Während die Fischer von heute unter Motor auf aus sein klares Wasser reichen. Antje Enke nutzt dieses Angebot Fang gehen, war das früher ganz anders«, sagt Steinbeck und der Natur oft, um mit ihrem Zedernholz-Kanadier nach wenigen meint die Zeesenboote. Bis in die 70er Jahre waren sie auf Paddelschlägen die Stille des Flusses zu spüren. Diese Stille umBodden, Haff und Sund im Einsatz: rund zehn Meter lang, robust fängt auch mich und begleitet mich wie Eisvögel, Biber und Seeaus Holz, breitrumpfig, gaffelgetakelt und flach. adler zum Fluss-Ursprung im Kummerower See. >>

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Waren 53°31’0’’ N · 12°41’0’’ O

Fotos S. 4-6: Landesmarketing MV / Carlo Zamboni (2), KUHNLE-TOURS GmbH/ Harald Mertes (1), Müritzfischer / Franziska Göttsche (1), Jörn Lehmann (1), privat (1)

Harald Kuhnle _ zu Hause auf See

Antje Enke _ auf Fahrt bei Wind und Wetter

Steffen Steinbeck _ im Einklang mit der Natur

Kirsten Dubs _ haucht Booten und der Freester Werft neues Leben ein

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Schwerin 53°38’0’’ N · 11°25’0’’ O

An den Ufern des Schweriner Sees lassen sich große und kleine Schätze entdecken.

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Unter historischen Segeln auch alte Zeesen mit Skippern chartern für einen »Durch die Nähe zum Wasser beginnt für mich die Entspannung direkt vor Freest _ Kirsten Dubs hat mit Törn unter historischen Segeln. So eine Fahrt mit der Haustür.« den historischen Zeesenbooten, einem Besuch in Kirstens Museumszimmer wird KIRSTEN DUBS von denen bis heute etwa 80 im bestimmt mein nächster Kurztrip. Freester Bootswerft Einsatz sind, immer noch zu tun. Sie ist nicht etwa Fischerin, sonHausboot-Törn mit Schloss-Kulisse dern Bootsbauerin in Freest am buchtenreichen Greifswalder BodSchwerin _ Eine ganz andere Freiheit kann erleben, wer selbst das den, der sich hier zwischen den Inseln Rügen und Usedom weit zur Steuerrad in der Hand hält. Zum Beispiel auf dem Schweriner See. Ostsee öffnet. Mit ihren zehn Mitarbeitern restauriert sie alte Boote Der schneeweiße, fast 13 Meter lange Luxus-Liner »Kormoran« lässt von der Jolle bis zum Kutter. Auf Wunsch baut sie auch neue Boote mein Herz und das meiner Bootsfrau höher schlagen. »Kein Wunder, »am liebsten aus Holz«, so die gebürtige Bremerin. Als Bootsbauesie ist eine der schönsten im Lande.«, meint Harald Kuhnle. Der rin fing Kirsten Dubs zunächst auf der Werft in Wolgast an, bevor sie schwäbische Hausboot-Pionier nennt 130 Haus- und Segelboote 1995 die historische Freester Bootswerft übernahm und damit eine sein eigen und beschäftigt in Mecklenburg-Vorpommern etwa 70 MitTradition bewahrte. Mit ihrer Leidenschaft steckt sie regelmäßig arbeiter. Dank seiner Einweisung kann ich das Hausboot führerauch Urlauber an, die ihre Ferien mit Workshops zum traditionellen scheinfrei aus dem Hafen manövrieren. Das türmchenbewehrte Planken und Kalfatern auf der Freester Werft verbringen können. Märchenschloss, Sitz des Landtages, lassen wir Steuerbord liegen. Wir tuckern im Zehn-Kilometer-Tempo gemächlich dahin, quer über Für eine Fahrt auf hoher See steigen wir in Kirstens Jolle. An Bord den See mit Panoramablick. »Das Tolle an der Zeit auf dem Boot ist, spüre ich Freiraum: Die Segel steigen am Mast auf und füllen sich dass alle gleichzeitig zu Hause und unterwegs sind«, sagt Harald knatternd mit Wind, der Holzrumpf legt sich schräg und zieht einen Kuhnle. Jeder hat bei längeren Törns genug Freiheiten, um sich auch Schaumstreifen hinter sich her. »Durch die Nähe zum Wasser bemal zurückzuziehen. Zurückgezogen in eine Bucht am Ufer haben ginnt für mich die Entspannung direkt vor der Haustür. Beim Segeln auch wir uns. Aus der Kombüse duftet es, meine Bootsfrau steht kann ich Stress schnell hinter mir lassen und Ballast über Bord werselbst am Herd und ich als Skipper gönne mir schon mal ein Glas fen«, sagt meine Skipperin. Sie hält auf die Rügensche Halbinsel Wein. Am nächsten Morgen endet die Reise. Abwechslungsreiche Groß Zicker zu, deren von der See angenagte Steilküste leuchtet. Seemeilen, ein Bruchteil von vielen hundert möglichen auf Europas Hier hat einzig die Natur das Sagen, die die Küste nach ihren Plägrößter Wasserlandschaft, liegen hinter uns. Und der Seemann in nen gestaltet. Von Ferne grüßen die gotischen Backsteintürme der mir freut sich, mal wieder richtig Kapitän gewesen zu sein. Hansestadt Greifswald. Rund um die Boddengewässer kann man Peer Schmidt-Walther

»Mit allen Wassern gewaschen« Der Reise- und Schifffahrtsjournalist Dr. Peer Schmidt-Walther ist von Bug bis Heck den Schiffen verfallen. Seit seinem 16. Lebensjahr fährt er zur See. Er ging zur Marine, weil er unbedingt auf der »Gorch Fock« fahren wollte. Um während des Studiums der Geografie, Germanistik und Pädagogik finanziell immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel zu haben, jobbte er als Fernfahrer auf europäischen und australischen Routen. Auf seinen weltweiten Seereisen stand er an Decks von Forschungsschiffen, Frachtern, Großseglern, Eisbrechern sowie Hochsee- und Flusskreuzfahrtschiffen. Dank seiner Bootsfrau Rosemarie hat der passionierte Kajakfahrer seinen Heimathafen in Stralsund gefunden und erkundet seitdem leidenschaftlich gern die heimischen Gewässer Mecklenburg-Vorpommerns.

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Stettiner Haff Rostock 53°48’16’’ 54°5'0''N N · 14°8’25’’ · 12°8'0''O O

Das Beste am ganzen Jahr … Die Sommerferien sind perfekt für eine Pause. Schüler und Studenten haben endlich Zeit, neue Wege zu gehen und gelernte Routinen aufzubrechen. Zwei Beispiele aus MV zeigen, wie dies Kindern und jungen Erwachsenen im interkulturellen Dialog gelingt.

Fotos S. 7: HMT Rostock/ Thomas Häntzschel (1), www.shutterstock.de (1)

Ganz nah dran: Prof. Stefan Hempel bildet die Kursteilnehmer an der Violine aus.

Klangvolle Freizeit Rostock _ Bogen, Saiten und Tasten ruhen an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock auch in den Ferien nicht. Denn vom 16. bis 24. August 2012 öffnen sich die Türen der historischen Klosteranlage der Hochschule für Studierende, Musiker, Sänger und Schauspieler zum Sommercampus. International renommierte Künstler und Pädagogen feilen dann in intensiven Proben an den musikalischen Fertigkeiten der Teilnehmer. »Der Sommercampus schafft ein nahes Beieinander, gegenseitiges Zuhören und neue Impulse, auch für die Arbeit der Dozenten«, erzählt Professor Stefan Hempel, der im Rahmen des Sommercampus einen Meisterkurs für Violine anbietet. »Einige Solisten bekommen hier die Gelegenheit, mit der polnischen Kammerphilharmonie Sopot unter der Leitung von Wojciech Rajski zu spielen. Das ist eine einzigartige und prägende Erfahrung.« Die Meisterkurse sind öffentlich und musikinteressierte Gasthörer jederzeit willkommen. Höhepunkt und Abschluss zugleich ist das Orchesterkonzert mit Teilnehmern des Sommercampus als Solisten am letzten Tag, das in Zusammenarbeit mit den Festspielen MV und dem NDR veranstaltet wird.

Begegnung auf neuem Terrain Ueckermünde_Internationale Begegnungen finden nicht nur im Fußball statt. Auch das Zusammentreffen deutscher und polnischer Jugendlicher am Stettiner Haff hat längst Tradition. Mit dem Ferienprogramm »Natur bewegt am Stettiner Haff« lädt die Jugendherberge Ueckermünde Teenager im Alter von zehn bis 13 Jahren ein, gemeinsam Wälder, Wasserlandschaft und die jeweilige Landeskultur zu entdecken. »Uns wird immer wieder bewusst, dass die deutsch-polnische Barriere in den Köpfen noch besteht«, sagt Rita Wiese vom Deutschen Jugendherbergswerk. »Umso schöner ist es, zu sehen, wie wir sie mit Begegnungen Stück für Stück abbauen können. Mit gemeinsamen Aktionen im Freien, mit Radtouren und Ausflügen, kreativen Workshops und pädagogischen Spielen.« Auch die jeweils andere Sprache und Kultur lernen die Teilnehmer in dem siebentägigen Programm kennen. Ferien mit Lernfaktor also? »Wir wollen vor allem dazu ermutigen, etwas Gemeinsames zu schaffen und Freundschaften zu knüpfen«, erklärt Rita Wiese. Die Begegnung auf neuem Terrain wird gefördert von der Aktion Mensch und dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk. >> www.jugendherbergen-mv.de

>> www.hmt-rostock.de Gemeinsam Neues entdecken: internationale Begegnung

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Gekommen, um zu bleiben Zahlreiche Sonnenstunden, unberührte Natur und stille Rückzugsorte machen Mecklenburg-Vorpommern zu einem der beliebtesten Sommerreiseziele Deutschlands. Kein Wunder also, dass mancher Urlauber für immer bleibt. [’em vau] stellt Menschen vor, die hier besonderen Freiraum für ihre beruflichen Ideen und privaten Lebensträume gefunden haben. Hotelier, Therapeutin oder Schafzüchter – sie alle sind gekommen, um zu bleiben. Von Flensburg nach MV

Name: Bianca und Jan Glöe Ziel: Klein Nienhagen Angekommen: 1997 n Mal sahen, wussten wir: »Als wir Klein Nienhagen zum erste en Jahren haben wir viel letzt den In Hier wollen wir alt werden! Rittergut gesteckt. Dabei Arbeit und Liebe in das ehemalige erneuert und Anbauten le wurden Wände versetzt, Gebäudetei n verwirklicht, und es Idee alle t errichtet. Es sind noch nich hagen ist ein Ort, an dem kommen immer neue dazu. Klein Nien en. Wie die Künstler aus fühl l wir uns und unsere Gäste sich woh und wie wir begeistert n lasse en irier aller Welt, die sich hier insp Es erfüllt uns mit Stolz und sind von der Weite des Landes. chtige Gutshofanlage aus Freude, dass wir die geschichtsträ t haben.« küss hge wac laf ihrem Dornröschensch >> www.gutshofurlaub.de

Von Berlin nach MV Name: Dagmar Rosenthal Ziel: Hof Stoppistöd in Koitenhagen Angekommen: 2003 »Die Idee, Tiere zur Therapieunterstützung einzusetzen, habe ich aus Berlin mitgebracht. Aber den Freiraum, sie umzusetzen, fand ich in MV. Unser Hof war ursprünglich als Feriendomizil gedacht, wurde aber schnell zum Lebensmittelpunkt. Mit uns leben Lamas, Islandponys, Schafe, Hunde und Hühner. Klienten aus dem gesamten Bundesgebiet kommen zur tiergestützten Heilpädagogik und Therapie auf den Hof Stoppistöd. Der Name ist isländisch, bedeutet Haltestelle und spiegelt unsere Philosophie wider: Wir wollen den Menschen Halt geben. Deshalb haben wir hier zur praxisorientierten Weiterbildung von Pädagogen und Therapeuten den gemeinnützigen Verein ›Tiere in der Therapie‹ gegründet.« >> www.tiere-in-der-therapie.de

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Von Posen nach MV Name: Justyna Rose Ziel: Neubrandenburg Angekommen: 2007 »Meine Ideen gehen über Grenzen hinaus. Bei einer Stippvisite in München lernte ich meinen Mann kennen, und als wir eine Familie gründen wollten, bin ich mit ihm in seine Heimat MecklenburgVorpommern gezogen. Hier in Neubrandenburg fühlen wir uns wohl, wohnen direkt am See und haben ein ideales Umfeld gefunden. Was mir anfangs für meine beruflichen Ideen fehlte, war ein Wirtschaftsnetzwerk vor Ort, also bin ich ins Internet gegangen und habe den Onlinehandel ›Massiv aus Holz‹ gegründet. Über ihn vertreibe ich maßgefertigte Landhausmöbel aus meinem Heimatland an Kunden aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Wertschätzung für handwerkliche Qualitätsprodukte verbindet uns Deutsche und Polen.« >> www.massiv-aus-holz.de

Von Wolfenbüttel nach MV

Landesmarketing MV / Carlo Zamboni (2), Dietmar Lilienthal (1), privat (2), www.shutterstock.de (1)

Name: Albrecht von Kessel Ziel: Zartwitzer Hütte, Mü ritz-Nationalpark Angekommen: 1994 »Bei einem Segelboottörn auf der Müritz hab ich mich erst in die Region und später, beim Erkunden der näh eren Umgebung, in meine Frau Ellen verliebt. Ich wollte hierbleiben und hab e daher 1994 den Hof Zartwi tzer Hütte, mitten im Müritz-Nationalpark, gefund en und erworben. Jetzt hab e ich drei Jobs: Hauptberuflich bin ich Architekt, neb enberuflich Schäfer und ehr enamtlich Vorsitzender des Förder vereins Müritz -Nationalpark. Meine Frau betreut unseren Hofladen, das Café und die Ferien wohnungen. Diese Kombin ation wäre woanders nicht möglich. Auch wenn die meisten Urlauber in den Som mermonaten kommen, ich würde die Müritz eher im September empfehle n. Die Temperaturen sind noch warm und man hat den Wald bei Spaziergängen fast für sich allein.« >> www.ferien-im-muerit znationalpark.de

ach MV Von DresdenKrn alle

Name: Hendrik Usedom Ziel: Villa Oasis, : 2005 mmen, doch Angekommen sel Usedom geko In e di f au r . Nach be als Urlau lbst Urlaubsgäste »Anfangs bin ich it meiner Frau se m r ste im lie Gä te re Ho se als e un heute begrüße ich riere ist nun die Klaviermusik, di heren frü m ne ar ei nk m te meiner Dirigen e Verbindung zu ig nz ei Lande n di , fte gt pfän traumha Foyer der Villa em ts, denn in dieser ch ni en für m ich e m iss ko rm ste ve ich. Unsere Gä m Beruf. Dennoch llt fü re er , en eh hr otel zu fü früher für m re schaft ein Privath r, aber auch wie lt ge gi ie n tfl er iva m Pr m m it de seinen 20 Zi einen Kurztrip m als r unser Hotel mit g Fü . un er he izi sc sif fri er as Kl m ste Wochen zur Som uns über die jüng ds.« Daher freuen wir rden Deutschlan No im n „klein aber fein“. ste in kle m de s en übrig 5-Sterne-Hotel – sis.de >> www.villa-oa

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Heringsdorf 53°57’21’’ N · 14°8’49’’ O

Ideale Kulisse: Strandkörbe und die Seebrücke Heringsdorf

Usedom im Fußball-Fieber Der Countdown läuft – die Stimmung steigt: Vom 8. Juni bis 1. Juli findet in unserem Nachbarland Polen und in der Ukraine die Fußball-Europameisterschaft statt. Auch MV ist Gastgeber. Im Seebad Heringsdorf auf der deutsch-polnischen Insel errichtet das ZDF eine Zuschauerarena direkt am Ostseestrand.

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Heringsdorf _ Die Arbeiten für die auMüller-Hohenstein und, da ist ßergewöhnliche Bühne direkt am Strand sich die Moderatorin sicher: »Hier auf Usedom wird sicher und auf dem Wasser laufen auf Hoch»In der Strandarena auf Useein Sommermärchen wahr.« touren. In der Strandarena werden 1.000 dom wird dann ganz sicher K AT R I N M Ü L L E R - H O H E N S T E I N Fußballfans die Begegnungen der EM ein Sommermärchen wahr.« ZDF-Moderatorin live auf einer LED-Großleinwand mitverAuch außerhalb der Strandfolgen können. Das idyllische Seebad arena kommen Fußballfans wird zum ZDF-Fußballstrand: Das Moauf ihre Kosten: Eine Fanderatoren-Duo Katrin Müller-Hohenstein und Torwartlegende meile mit vielen Aktionen rund um das Thema Fußball-EM ist geOliver Kahn werden die vom ZDF übertragenen Spiele vor somplant. Und natürlich präsentiert sich MV seinen Gästen. Wer keine merlicher Ostsee-Kulisse live kommentieren. »Auf der Seebühne Tickets für das Public Viewing in Heringsdorf ergattern kann, den in Heringsdorf sind wir näher an den Gastgeberländern«, sagt locken die Kaiserbäder in Ahlbeck und Bansin, hier können die Spiele ebenfalls auf Großleinwänden gesehen werden.

Die außergewöhnliche ZDF-Fußballarena am Strand von Heringsdorf (Grafik: ZDF)

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Neben den sportlichen TV-Highlights sind weitere Formate des ZDF auf der Strandbühne zu Gast. Live auf Sendung gehen die Vormittagssendung »Volle Kanne«, die Kochsendung »Lafer! Lichter!Lecker!« und der beliebte »ZDF-Fernsehgarten«. Auf Usedom werden dann sowohl die Mainzelmännchen als auch viele Prominente zu Gast sein. Und weil die Sonneninsel halten wird, was sie verspricht, freut sich ganz Mecklenburg-Vorpommern auf ein Sommermärchen auf Usedom.


Stralsund 54°18'0'' N, 13°5'0'' O

Landesmarketing MV (1), ZDF / Jan Haeselich (1), Archiv Hanse Sail (1), Gestüt Redefin (1), ZOO Rostock (1), Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin (1), Fotostudio Berger (1), www.shutterstock.de (1)

Ansicht der historischen Altstadt von Stralsund mit Ozeaneum

Backstein, Bühnen und Besucher

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Stralsund _ In der Hansestadt trifft Tradition auf Moderne. Die Stadt beeindruckt »Ich lade Sie herzlich ein – genießen Sie Mecklenburg-Vorpommern. Feiern Sie mit uns auf Usedom die Fußball-EM und an den schönsten durch ein spannungsvolles architektonisches Orten im Land musikalische Highlights bei den Festspielen MV. Zusammenspiel. Zwischen roten Mauern Erleben Sie Stralsund beim turbulenten MV-Tag oder viele weitere historischer Backsteingotik leuchtet weiß Höhepunkte für Auge, Ohr und Seele.« der futuristische Bau des OZEANEUMS. ERWIN SELLERING Doch nicht nur die Architektur des MuMinisterpräsident Mecklenburg-Vorpommern seums wurde geehrt, 2010 erhielt das OZEANEUM die Auszeichnung als Europas Jahrestag mit Konzerten, Führungen, Vorträgen, Ausstellungen und Museum des Jahres. Anlass für sommerliche Feierlichkeiten bieten in Tagungen. Die Stralsunder Altstadt ist auch Kulisse für den diesjähridiesem Jahr vor allem die alten Mauern der Stadt. Die Ernennung gen Mecklenburg-Vorpommern-Tag. Vom 29. Juni bis 1. Juli verwander »Historischen Altstädte Stralsund und Wismar« 2002 zum deln sich die Innenstadtgassen in eine bunte Festmeile. UNESCO-Welterbe jährt sich zum zehnten Mal. Gefeiert wird der

Termine in MV 9.–23. September

15. Juni – 22. Juli

200 Jahre Landgestüt Redefin

Schlossfestspiele, Schwerin

Pferdezucht auf höchstem Niveau hat in MV im Landgestüt Redefin Tradition. Von der Leistungskraft des Zuchtbetriebes können Sie sich am 9., 16. und 23. September bei den traditionellen Hengstparaden überzeugen.

Oper im Zirkus – in einem Roncalli-Zelt auf dem Alten Garten präsentieren das Mecklenburgische Staatstheater und Roncalli-Artisten in diesem Sommer Ruggero Leoncavallos Oper »Der Bajazzo«.

www.landgestuet-redefin.de

www.theater-schwerin.de

9. –12. August

September 2012

22. Hansesail, Rostock

Eröffnung DARWINEUM, Rostock

Traditionelle Segelschiffe, maritimes Flair und ein buntes Unterhaltungsprogramm erwarten Sie ab dem 9. August. Dann heißt es »Leinen los!« zur 22. Hanse Sail in Rostock und Warnemünde.

Der ZOO Rostock eröffnet im September das DARWINEUM. Auf 20.000 Quadratmetern können Sie den Spuren Charles Darwins mitten durch ein naturnahes Ökosystem folgen.

www.hansesail.com

www.darwineum-zoo-rostock.de

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Berlin 52°31’7’’N · 13°24’29’’O

Exklusiv für ['em vau] steigt Stefan Nimke von seinem Rennrad und macht eine Pause im Strandkorb. Im Velodrom in Berlin erzählt der amtierende Weltmeister im 1.000-Meter-Zeitfahren, wie er sich auf seine vierten Olympischen Spiele vorbereitet und dass auch ein Zeitfahrer nicht immer pünktlich ist.

»Den Stadtplan von London habe ich schon …« Herr Nimke, Hand aufs Herz: Fahrradsattel oder Strandkorb – wo sitzt es sich bequemer? Auf jeden Fall im Strandkorb. Der ist schön gepolstert und nicht so hart wie ein Fahrradsattel. Genau das Richtige, wenn die Beine von einem anstrengenden Training schwer sind. Wie bereiten Sie sich auf die Olympischen Spiele vor? Trainieren sie intensiver oder haben Sie sich erst mal einen Stadtplan gekauft? Den Stadtplan von London habe ich schon, denn ich war bereits im Februar vor Ort und habe das Olympische Dorf und auch unsere Sportstätte angeschaut. Beim Training versuche ich genauso weiterzumachen wie bisher. Mein Plan wird nicht härter, schließlich hat die WM ja gezeigt: So wie ich trainiere, läuft’s sehr gut.

Sie sind es als Weltmeister gewohnt, gegen die Zeit zu fahren. Welches Verhältnis haben Sie zur »Zeit«? Zeit spielt für mich eine große Rolle. Aber auch wenn ich immer wieder Bestzeiten fahre, heißt das nicht, dass ich pünktlich bin, eher im Gegenteil. Für mich hat eine Sekunde natürlich einen anderen Wert als für einen Nicht-Sportler oder für Sportler anderer Disziplinen, wo es nicht auf die Zeit ankommt, sondern vielleicht auf Höhe oder Weite. Obwohl auch bei mir jeder Zentimeter zählt und man versuchen muss, eine möglichst saubere Linie zu fahren. Verschenkte Zentimeter summieren sich schnell zu einem Meter, und einen Meter länger zu fahren, braucht mehr Zeit. Wie verbringen Sie die Zeit, die Ihnen nach Training und Wettkampf bleibt? Meine freien Tage sind immer abgezählt und Auszeiten daher enorm wichtig für mich, um mich körperlich und mental zu erholen. Meine freie Zeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie in Schwerin. Gern auch auf einer gemeinsamen Radtour.

Fotos: Landesmarketing MV / Carlo Zamboni (1), imago sportfotodienst GmbH (1)

Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach Ihren letzten Olympischen Spielen. Und: Sind diese noch sportlicher Art? Wenn man so viele Jahre Radsport betreibt, kann man nicht von heute auf morgen sagen: »So, jetzt ist Schluss, ich stell das Rad in die Ecke!« Aber nach den Spielen möchte ich meine Polizeiausbildung vorantreiben. Ich Gewinnen Sie das Strandkorb-Buch bin Polizeimeisteranwärter in der Landespolizei mit persönlicher Widmung von Mecklenburg-Vorpommerns und dort seit 2008 Stefan Nimke. Machen Sie bis zum 31. August 2012 mit unter in der Sportfördergruppe. Was die Zeit nach www.mv-tut-gut.de/magazin. meinem Abschluss bringt, werde ich sehen. Es gibt viele interessante Perspektiven im Land. Ich kann mir vorstellen, direkt bei der Landespolizei zu arbeiten. Ich könnte mir aber auch vorstellen, weiter im Radsport tätig zu sein – als Aktiver oder als Trainer.

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Sie fahren also auch in Ihrer Freizeit mit dem Rad? Na klar, aber dann nehme ich nicht das Rennrad, sondern ein normales Tourenfahrrad. Dabei kommt’s natürlich nicht auf Geschwindigkeit oder Zeit an. Wir genießen einfach die Natur, unterhalten uns und lassen die Seele baumeln. Das kann man beim Radfahren ja wunderbar – gerade in Mecklenburg-Vorpommern. Wir haben hier rund um Schwerin wunderbare Radwege entlang der vielen Seen. Das macht einfach Spaß.


Drehen Sie mit Stefan Nimke eine Rennrunde durch das Velodrom in Berlin im Video zum Strandkorb-Gespräch – jetzt online unter www.mv-tut-gut.de.

Stefan Nimke _ geboren 1978 in Hagenow, ist der erfolgreichste deutsche Bahnradsportler. Der Vater zweier Mädchen fährt im »Track-Cycling-Team MecklenburgVorpommern«, ist amtierender Weltmeister, Weltrekordhalter und GoldmedaillenGewinner im Teamsprint der Olympischen Spiele 2004. Nach seinen vierten Olympischen Spielen will der Schweriner seine Karriere im Radsprint beenden.

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Kolumne

Das BadetuchSyndrom für Fortgeschrittene Stell dir einen Strand vor. Richtung Meer nichts als endloses Blau. Möwen schreien wie Winnetous Apachen. Ein Segelboot schaukelt in der Ferne. Der Sand ist feinkörnig und hell. Ein Idyll. Plötzlich schweift dein Blick von den rosa Muscheln ab und blinzelt in Richtung der Dünen. Wie in einer Schlachtordnung zur Vorwärtsverteidigung stehen dort Reihe für Reihe geschrumpfte Gartenhäuschen. Ein ästhetisches Desaster: umgestülpte Särge aus jener Art billiger Korbweide, aus der sonst Waschkörbe sind. Gibt es etwas vergleichbar Hässliches oder Unpassendes wie einen Strandkorb? […] Ich habe selbst in den Wohnkasernen im sibirischen Sverdlowsk würdigere Konstruktionen gesehen als jene, die mich kürzlich an der Ostsee begrüßten. Der Strandkorb schafft eine Art Gebärmutter für den Urlauber, der sich eigentlich wünscht, er hätte sein Nest nie verlassen. Er trennt den zögerlichen Sonnenanbeter von seinen Nachbarn, blockiert jeden Blickkontakt. Er ist das Küsten-Äquivalent des deutschen Schrebergartens. Selbst wenn sie nur fünf Euro am Tag dafür bezahlen, fühlen sich die Strandkorb-Besetzer als Teil einer Gemeinschaft, die dem Rest der Menschheit, der auf Matten sitzt und Sandkörner zwischen den Zehen hat, weit überlegen ist. […] Die Briten haben ein anderes Verständnis vom Strand. Falls der Wind ein Problem ist (was er an britischen und deutschen Küsten garantiert ist), dann graben sie ein Loch, ein tiefes Loch, und umgeben es mit einem kleinen Windschutz aus Leinwand. Du nutzt die Natur selbst, um dich vor der Natur zu schützen. Das lernst du, wenn du auf einer Insel lebst (selbst auf einer vollen, lauten Insel wie Britannien). In Wahrheit ist der Wind doch Teil des Spaßes an

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der Küste: Drachen fliegen, Röcke werden hochgeweht. Also richtest du dich ein: Du nimmst einen Liegestuhl, den du drehen kannst, um in der Sonne zu bleiben. Er ist offen, flexibel, leicht zu tragen und du kannst in ihm schlafen. Was willst du mehr? Der Strandkorb ist genau das Gegenteil. Aber so erfüllt er eine psychologische deutsche Notwendigkeit. Der Strandkorb ist das Badetuch-Syndrom für Fortgeschrittene. Das Deutschland des Kaisers hatte keine Kolonien, keinen Platz an der Sonne. Und seine Industrialisierung kam spät – das Kaiserreich war eine „verspätete Nation”. Deutschland zog aus beiden historischen Missgeschicken den grundlegenden Schluss, nie wieder zu spät zu kommen. Als Resultat sind um sechs Uhr an jedem Morgen alle Sonnenliegen rund um die Swimmingpools aller Hotels der britischdeutschen (und eigentlich spanischen) Insel Mallorca mit deutschen Badelaken bedeckt – reserviert für den ganzen Tag! Und um acht Uhr am gleichen Tag sind die Liegen an den Stränden besetzt. Britische Touristen, die nach einer weiteren Nacht, in der sie erfolgreich den Alkoholgehalt in ihrem Blut gesteigert haben, spät aufwachen, müssen erkennen: Die Deutschen sind die Besatzer. Sie beschweren sich, sie schmieren Honig auf die feindlichen Tücher, um Fliegen, Mücken und Wespen anzulocken – aber sie ergeben sich in ihr Schicksal. Der Strandkorb ist wie ein Badetuch mit einem Bleigewicht.

ROGER BOYES Diese Kolumne ist ein Ausschnitt aus Roger Boyes’ Beitrag für das im Rostocker Hinstorff Verlag erschienene Buch »Der Strandkorb – ein Welterfolg aus Mecklenburg-Vorpommern«. Roger Boyes berichtete als Korrespondent der Tageszeitung »The Times« aus Deutschland und schrieb Kolumnen für den Berliner »Tagesspiegel«. Der 1952 in Hereford geborene Journalist und Autor wurde vor allem durch seine bissig-ironischen kulturanthropologischen Betrachtungen der Deutschen aus der Sicht eines Ausländers bekannt. Im Jahr 2006 veröffentlichte er seinen Bestseller »My dear Krauts«, 2007 folgte »How to be a Kraut« und 2010 »Ossis forever«.


Woldzegarten 53°23’45’’ N · 12°27’49’’ O

Ausblick

S. 14-15: laif agentur für photos und reportagen GmbH (1), David Spranger (1), Gutshof Woldzegarten (1), www.shutterstock.de

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»Ich freue mich in diesem Sommer ganz besonders auf die gemeinsamen Konzerte mit dem bekannten Cellisten Daniel Müller-Schott. Ob in Kulturscheunen oder einem alten Werftgebäude – die Auftritte an ungewöhnlichen Orten im Land, umrahmt von malerischen Landschaften, zeichnen sich immer durch eine ganz besondere, intime Atmosphäre aus. Im Rahmen der Festspiele MecklenburgVorpommern konzertiere ich mit der ›jungen norddeutschen philharmonie‹ gleich drei Mal.« M AT T H E S G Ü N T H E R Der aus Waren stammende Matthes Günther (23) gewann zahlreiche Preise beim Bundeswettbewerb »Jugend musiziert«. Seit 2008 studiert er an der Hochschule für Musik und Theater Rostock Posaune, seit 2010 bei Jamie Williams Soloposaunist an der Deutschen Oper Berlin. Er ist Mit-Initiator und Vorstandsmitglied der »jungen norddeutschen philharmonie«. Bei den Festspielen MV wird er die Cellokonzerte e-Moll von Edward Elgars zu Gehör bringen.

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Hochsaison für Hochkultur Rostock _ Den musikalischen Kinderschuhen sind sie natürlich entwachsen. Nun steht der Schritt in die Profiliga kurz bevor. Die Musiker der »jungen norddeutschen philharmonie« schaffen den Brückenschlag vom Jugendorchester zum professionellen Ensemble. Was einst im Kreise um die drei Gründungsmitglieder Matthes Günther, Clemens Seemann und Karl Heinrich Wendorf als fixe Idee entstand, hat sich, dank erster Förderzusagen, schnell zum vielversprechenden Musikprojekt entwickelt. Dabei hebt sich das Orchester seit seiner Gründung durch interessante musikalische Kooperationen hervor, beispielsweise mit den Festspielen MV. Bereits zum zweiten Mal in Folge gestalten die rund 100 Nachwuchsmusiker der »jungen norddeutschen philharmonie« den klangvollen Festspielsommer in Mecklenburg-Vorpommern mit. Ihr künstlerisches Repertoire präsentieren sie unter anderem in der exklusiven Atmosphäre der Kulturscheunen in Woldzegarten und Niendorf auf Poel (am 2. und 3. August 2012). Aber auch den Auftakt der Hanse Sail wird das Orchester am 8. August in der Halle 207 in Rostock musi-

kalisch begleiten. Damit zeigen sich die jungen Künstler ebenso vielseitig und überraschend wie die Festspiele MV selbst. Vom 9. Juni bis 9. September laden insgesamt 125 Konzerte der Festspiele ein, »Unerhörtes« zu entdecken und verwandeln den Sommer in Mecklenburg-Vorpommern in eine musikalische Hochsaison.

Kulturscheune Woldzegarten

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Henning May, Taucheinsatzleiter, OZEANEUM Stralsund

„Die Schönheit des Meeres ist bei uns zum Greifen nah.“

Der Strandkorb ist eine Idee aus Mecklenburg-Vorpommern. Ein Land mit maritimem Charakter und faszinierender Natur. Mit unzähligen Orten zum Ankommen, zum Entdecken, zum Bleiben. Und immer ein Strand in der Nähe.

www.mv-tut-gut.de


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