Ausgabe 2 | 2015
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Land, Leute, Leben.
Das Magazin aus Mecklenburg-Vorpommern
Die Urlaubsmacherin Claudia Hörl kommt von hier, ist engagiert und voller Ideen: Frauen wie die Kurdirektorin aus Boltenhagen setzen neue Akzente im Ferienland MV. Mehr in diesem Heft.
An der Steilküste von Nienhagen liegt das Nienhäger Holz, besser bekannt als „Gespensterwald“. Die Bäume sind durch den Seewind verformt, haben ein schlangenhaft verdrehtes Geäst. Und wenn die Schatten kommen – so der Volksmund – wird es gruselig. 2
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Titelfoto: Andreas Duerst STUDIO 301 Fotos: S. 2: ddp images S. 3: ©BÄRENWALD Müritz/Mihai Vasile, Büttner, C. Kettler
leben
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
MV wirbt auf der Expo Na klar! Mecklenburg-Vorpommern ist Urlaubsland. Und als solches präsentiert es sich bis 31. Oktober auf der Weltausstellung in Mailand mit Strandkorb und großflächigen Fotomotiven. MV steht aber auch für Innovation und Nachhaltigkeit. Und deshalb wird auf der Expo 2015 geworben (u. a. für Nahrungsmittel aus Lupineneiweiß) und erklärt. Zum Beispiel, wie man Moore landwirtschaftlich nutzen kann. www.best-of-northern-germany.de
Hier ist der Bär los! An der Südspitze des Plauer Sees, in Stuer, leben 18 Braunbären im größten Bärenschutzzentrum Westeuropas: dem Bärenwald Müritz. Die Tiere finden hier Wald, Wiesen und Wasser auf 16 Hektar – ein tiergerechtes Zuhause für Bären, die früher z. B. in Zirkussen und Zoos gehalten worden sind. Wer die Tiere beobachten möchte: Der Bärenwald der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ hat ganzjährig geöffnet. www.baerenwald-mueritz.de
schön, dass Sie unser MV-Magazin in den Händen halten oder gerade online durchblättern. Haben Sie Lust, sich mit uns über Erfolg zu unterhalten? Wir schon, denn wir meinen Erfolg als Antrieb und Bestätigung unseres Handelns. Dafür bieten wir Ihnen in diesem Heft Geschichten von Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern, vor allem aus dem Landkreis Rostock und seiner kulturvollen Kreisstadt Güstrow, an. Sie werden Menschen kennenlernen, die auf ihre jeweils ganz eigene Weise Erfolg haben. Zum Beispiel den „Erdbeerkönig“ von Rövershagen bei Rostock, der mit seinen Ideen rund um die rote Frucht ein ganzes Erlebnisreich erschaffen hat. Reisen Sie mit uns durch das Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern. Für dessen Erfolg stehen stellvertretend vier starke Frauen, die mit ihren Ideen und ihrem Weitblick Maßstäbe setzen, damit Sie sich bei uns wohl fühlen. Nehmen Sie Platz im Strandkorb mit einem WeltklasseSpringreiter, dessen sportliche Erfolge eng mit dem Charakter seiner „Mecklenburger“ Pferde verbunden sind. Und weil der Sommer lockt, wollen wir Ihnen unsere stärksten Events 2015 natürlich nicht vorenthalten. Ob die Hanse Sail oder die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern – es ist eine Menge los im Land zum Leben. Denn das ist Mecklenburg-Vorpommern – Tradition, Innovation und ein ordentlicher Schuss Bodenständigkeit. Überzeugen Sie sich selbst und vielleicht mag auch bei Ihnen der Gedanke keimen, dass Erfolg im Leben immer auch mit dem Umfeld zu tun hat. Freiraum dafür bietet Mecklenburg-Vorpommern jedenfalls mehr als genug. Willkommen! Ihr
Peter Kranz-Glatigny Landesmarketing Mecklenburg-Vorpommern I n halt
Land Immer eine Idee voraus
Eine Region hält zusammen Eine Million Euro Soforthilfe vom Land, unzählige Spenden und hunderte Helfer – gemeinsam geht der Wiederaufbau in Bützow voran. Am 5. Mai hatte ein Tornado in der Kleinstadt binnen Minuten einen Millionenschaden angerichtet. In einer Welle der Hilfsbereitschaft halfen Privatleute, Firmen und Vereine den Opfern und Einsatzkräften beim Aufräumen und Reparieren sowie mit Geld- und Sachspenden. Ein beispielloser Zusammenhalt.
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Leute Vier starke Frauen für das Urlaubsland Strandkorbgespräch: »Ich lebe, wo andere Urlaub machen.«
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Leben 25 Jahre MV: Im Sommer wird gefeiert Gastbeitrag: Französisches Flair für italienische Oper So vielfältig ist der Sommer in MV
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Besuchen Sie uns auf facebook.de/mvtutgut Ausgabe 2 | 2015
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LAND
Immer eine Idee voraus Der Landkreis Rostock: das ist Urlaub. Klar. Das Wasser liegt ja gleich vor der Tür. Hier „regiert“ zum Beispiel ein „Erdbeerkönig“, gibt es einen berühmten Engel und Unternehmen, die innovativ und im besten Sinne traditionell sind. Vier Ideen und ihre Geschichten.
Der Herrscher des Erdbeerimperiums verkauft sie in Rövershagen direkt an der B105. Da, wo die Urlauber auf ihrem Weg zur Küste vorbeikommen. Die Bude in Erdbeerform fällt auf. Das Geschäft floriert. Bald gibt es zu den Erdbeeren auch Kaffee, Würstchen und regionale Mitbringsel. „Ich hatte keinen richtigen Plan, aber eine Menge Opti- » Ich hatte keinen mismus.“ Den Plan gibt ihm richtigen Plan, aber eine sein Vater Karl-Heinz mit: eine Menge Optimismus. « Anleitung für einen eigenen Beeren- und Obstbau. Handgeschrieben, auf zwei Seiten. Der wichtigste Satz darauf: „Die endgültige Betriebsgröße wird vom Absatz bestimmt.“ Daran hält Robert Dahl sich noch heute. Karussell um Karussell, Scheune um Scheune erwuchs aus dem Erdbeerhof ein Erlebnisdorf, das jedes Jahr 1,2 Millionen Besucher zählt – und in dem 40.000 gesammelte Kaffeekannen zwar ein Rekord, aber nicht das Verrückteste sind. Robert Dahl: „Wir versuchen, eine Atmosphäre zu schaffen, Wenn das Gewimmel bei Karls bein der sich die Besucher wie zu Hause fühlen.“ ginnt, ist das Gewusel auf seinen Feldern schon vorbei. 1.000 Pflücker sorgen in der Saison ab vier Uhr für Nachschub in mittlerweile vier Erlebnisdörfern und mehr als 300 Erdbeerständen in MV und Berlin-Brandenburg. Bis zu 6.000 Tonnen Erdbeeren holen sie von den Feldern rund um Rövershagen. Heute ist Karls einer der größten Erdbeerproduzenten und Vermarktungsbetriebe Deutschlands. Besonders stolz ist Robert Dahl auf die Manufakturen, in denen jeder sehen kann, wie aus seinen Erdbeeren Marmelade, Eis, Bonbons, Brot und Schokolade wird. Und auf die Spielangebote für Kinder. Na dann: Auf geht’s noch mal zur Kartoffelsackrutsche!
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Fotos: S. 4 / 5 Andreas Duerst STUDIO 301
„Noch mal! Noch mal!“, jauchzen die Kinder, als das Ende der Rutsche den Kartoffelsack bremst. Im Stroh sind sie schon gehopst, im Kuhstall mitgeflogen. Den Rest ihrer Kräfte verlieren sie zwischen Tobeland und Traktorbahn. Draußen wundert man sich, wie viele Autos auf ein Feld passen und drinnen, wie gut sich die Besucherströme verteilen. Zur Stärkung gibt es Erdbeerkuchen, Erdbeereis und Deftiges ohne Erdbeeren. Am Ende des Tages füllt sich der Einkaufskorb noch mit Marmelade, Bonbons, Souvenirs. Willkommen in der Erdbeererlebniswelt von Karl. Der Mann, der sie erschaffen hat, heißt Robert. Robert Dahl. „Karl war mein Großvater.“ Er hat in Bentwisch bei Rostock seit 1921 Landwirtschaft betrieben, auch Erdbeeren angebaut. In den Wirren des Krieges flieht er mit der Familie nach Schleswig-Holstein. 1992 kehrt Robert Dahl, damals Anfang 20, zurück in Opas Heimat. Er bleibt der Familientradition treu, baut Erdbeeren an,
LAND 40 Millionen Dosen, Gläser und Großpackungen rattern im Jahr über die Bänder der Schwaaner Fischwaren. „Wir waren oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagen Siegfried Kobs (r.) und Ralf Böschen.
Aus Mut wird Zukunft Die Zukunft der Fischtradition in Schwaan beginnt mit einer Hiobsbotschaft: 1993 droht dem Fischwarenbetrieb die Insolvenz. Wenn nicht ein Wunder geschieht, stehen die Bänder still, sind 80 Mitarbeiter arbeitslos. Dem Mut von Siegfried Kobs ist es zu verdanken, dass es weitergeht. Er ist einer der 80, damals seit zehn Jahren im Betrieb, zuletzt für die Qualität zuständig. „Ich konnte doch nicht einfach zusehen, wie nach fast 90 Jahren hier die Lichter ausgehen.“ Sein Mut rattert heute in drei Schichten am laufenden Band. An diesem Vormittag schiebt es Dose um Dose Heringsfilet in Tomatensauce auf den Packtisch. Neben Brathering der Klassiker. Fisch und Schwaan – das ist wie der Fernsehturm und Berlin. 1906 gegründet, gehört der Betrieb später zum Fischkombinat Rostock. Die erste Privatisierung nach der Wende scheitert. Dann krempelt Siegfried Kobs die Ärmel hoch, überzeugt zwei Investoren aus Lübeck und Irland. Dass sie sich schon länger kennen, hilft. Am 1. Februar 1994 wird das „Warnow“ vor der Fischwaren GmbH durch „Schwaaner“ ersetzt. Fast die gesamte Belegschaft bleibt. „Sywan“ als Marke auch. „Das reichte aber nicht, um am Markt zu bestehen.“ Die Schwaaner brauchen eine Nische, werden Handelsmarkenproduzent, stellen einen großen Teil ihres Sortiments unter den Eigenmarken von Handelsunternehmen her, liefern bis Australien. Die Gesellschafter investieren in größere Hallen, moderne Maschinen, finden auch nach Zwischentiefs in ruhiges Fahrwasser zurück. Heute sind die Schwaaner Fischwaren mit 150 Mitarbeitern, 15 Leihar» Ich konnte doch nicht beitern und 10 Azubis einer einfach zusehen, wie der größten Arbeitgeber nach fast 90 Jahren hier der Stadt. Mit 66 ist es für Siegfried die Lichter ausgehen. « Kobs jetzt an der Zeit, das Ruder aus der Hand zu geben. Tochter Antje und Ralf Böschen übernehmen, wollen das Portfolio erweitern, neue Märkte erschließen. Eine der größten Herausforderungen liegt aber gleich in den Hallen auf dem Hof: Auch die Belegschaft steht
vor einem Generationswechsel. Ralf Böschen: „Wir wappnen uns mit eigenen Auszubildenden, einer Übernahmegarantie und unbefristeten Arbeitsverträgen.“
Mit Leichtigkeit volle Fahrt voraus Beylas Gäste treten Guido Wittwers Arbeit jeden Tag mit Füßen. Guido Wittwer nimmt es leicht. 17 Kilo leicht. So wenig wiegt sein Quadratmeter Zukunft im Schiffsbau. Beyla trägt die Zukunft schon in sich. Seit ein paar Wochen schippert sie für die Viking River Cruises die Elbe entlang. So leicht, wie kein Flusskreuzfahrtschiff vor ihr. Ihr Geheimnis steckt unter anderem im Boden, unter Fliesen und Teppich. Gelüftet heißt es Kunststoff statt Stahl. Wer sich auf den Weg macht zu Guido Wittwer, 51, Ingenieur, den stoppt das Navi am Rand von Güstrow vor drei kleinen Buchstaben: tfc. Dahinter verbirgt sich Großes. Hier, in der fußballfeldgroßen Industriehalle von „tools for composite“, ist eine Menge Platz, um in Windradflügeldimensionen oder Schiffsdeckgrößen zu denken und die Binnenschifffahrt voranzubringen. „Der Schiffbau in Deutschland hat ein Problem“, sagt Guido Wittwer: „ Die Kosten.“ Sein Kunststoff macht die Passagierschiffe per se zwar nicht günstiger, auf jeden Quadratmeter Fußboden aber 100 Kilo leichter. „Im Vergleich zu anderen Schiffen schwimmen sie weniger tief im Wasser. Das bringt sie bei niedrigen Wasserständen weiter voran und verlängert die Fahrsaison.“ So wird am Ende eine Rechnung draus. Guido Wittwer ist 43, als er Krawattenzwang und Festanstellung in der Windenergie gegen die Selbstständigkeit eintauscht. Ausgabe 00/2014 Ausgabe 2 | 2015 5
LAND
Landkreis Rostock – Region in Zahlen
180 Rostock
211 Jahre gibt es die Galopprennbahn in Bad Doberan; sie ist die älteste in Deutschland. Nächste Rennen: 14. bis 16. August 2015
Präsidenten und Regierungschefs im XXL-Strandkorb: Das Foto vom G8-Gipfel in Heiligendamm ging 2007 um die Welt.
Wismar
1270
wurde mit dem Bau des Doberaner Münsters begonnen. Es zählt heute zu den bedeutendsten hochgotischen Backsteinbauten im Ostseeraum.
Schwerin
900 Millimeter: Die Dampfeisenbahn Molli fährt auf schmaler Spur von Kühlungsborn nach Bad Doberan.
Ludwigslust
147 Meter: Der Hügel „Hohe Burg" bei Schlemmin ist der höchste Punkt – und damit die „Zugspitze" – des Landkreises.
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Güstrow
Stralsund
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Meter lang ist der rote Teppich des Flughafens RostockLaage. Er wurde u. a. schon für den damaligen US-Präsidenten George W. Bush, Prinz Charles und Königin Beatrix ausgerollt.
20.000
Motorradfans kommen jedes Jahr zum legendären Bergringrennen nach Teterow. Gefahren wird auf einer Grasbahn.
1.000
Tonnen Äpfel werden jährlich von der Satower Mosterei zu Saft gepresst.
Fotos: S. 7 Andreas Duerst STUDIO 301
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Hektar groß ist der „Gespensterwald“, ein verwunschener Ort an der Küste von Nienhagen, siehe Seite 2.
LAND
» Ich wollte niemanden, der mir reinreden kann, weil meine Ideen nicht zur Rendite passen. «
Guido Wittwer: „Erfolg zu haben heißt nicht, überall der Erste sein zu müssen.“
Punkt eins seiner Firmenphilosophie: Keine Investoren. Keine Kredite. „Ich wollte niemanden, der mir reinreden kann, weil meine Ideen nicht zur Rendite passen.“ Dass er immer sparsam gelebt hat, half dabei. Ein erster Auftrag gleich zum Start up auch. Punkt zwei: Herrsche, aber bleib sozial. Gearbeitet wird in zwei Schichten. Jeder der 30 Mitarbeiter hat einen unbefristeten Arbeitsvertrag und eine Menge Freiraum für eigene Ideen. Im Mittelpunkt steht dieAnklam Frage: Wie lassen sich die Technologien der Windenergie, dem Ursprungsgeschäft der Firma, auf andere Märkte übertragen? Die Fußböden von Beyla und ihrem Schwesterschiff Astrild sind ein Anfang, das Fundament für weitere Gedankenspiele. Darin baut Guido Wittwer schon Deck auf Deck, um mit aller Leichtigkeit mehr Raum für Passagiere zu schaffen. Ein gutes Jahr wird es wohl noch dauern, bis aus den Forschungen ein Prototyp für Kunststoffdecks entsteht. ÜberNeubrandenburg zeugen die Güstrower damit Werften und Reedereien, werden künftig nicht nur die Gäste der Beyla die Arbeit von Guido Wittwer mit Füßen treten.
Ein Engel für Güstrow „Zum Dom? Da parken Sie am besten auf dem Parkplatz am Schlossgarten. Dann sind es noch zwei, drei Minuten zu Fuß“, weist eine ältere Dame den Weg. Ein paar Schritte später schieben sich auch schon die Backsteine des Turms ins Blickfeld. Hier, im ältesten Bauwerk von Güstrow, hängt eines der bekanntesten Kunstwerke von Ernst Barlach und Mecklenburg-Vorpommern. „Der Schwebende“ gibt sich nicht sofort zu erkennen. Die Besucher folgen einem älteren Herrn durchs Mittelschiff vorbei an der Tauf-Fünte bis in
die Nordhalle des Doms. Horst Müller ist einer von 40 Domwachen. Auch sie sind so etwas wie Engel und sorgen in ihrer Freizeit dafür, dass der Dom tagsüber für Besucher offensteht. Barlach – Bildhauer, Zeichner, Schriftsteller – lebte fast 30 Jahre in Güstrow, schuf den Engel 1927 für den Dom als Mahnmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs. Und doch ist es zeitlos. „Es hat die Illusion von ewigem Frieden“, sagt Dompastor Christian Höser. Zwei Eisenketten halten die 250 Kilogramm schwere Bronzefigur in der Schwebe. Augen und Mund sind geschlossen, die Arme über der Brust gekreuzt, das Gesicht – es trägt die Züge von Käthe Kollwitz – blickt erhaben nach vorn. Trauer? Erinnerung? Hoffnung? Hier findet jeder Raum für seine Gedanken. Bis 1937 hängt Barlachs Engel im Dom. Dann gilt er als „entartet“ und wird eingeschmolzen. Dass in Berlin noch ein Gipsmodell lagert, ist Glück. Ein zweiter Guss entsteht. Er hängt heute in der Kölner Antoniterkirche. Ein Abguss von ihm kommt 1953 zurück nach Güstrow. Wo ist denn der Engel? Vor kurzem mussten Pastor Höser und die Domwachen diese Frage häufig beantworten. Er war davongeschwebt nach London, ins British Museum, dem zweitgrößten Museum der Welt. Dort wurde er Teil der Ausstellung „Germany. Memories of a Nation“. „Erst war das für uns unvorstellbar.“ Doch der Gedanke, damit einen Beitrag zur Versöhnungsarbeit zu leisten, lassen Domgemeinde und Ernst-Barlach-Stiftung der Reise zustimmen. Inzwischen hängt „Der Schwebende“ wieder im Dom – zur Freude von Besuchern, Domwachen und Pastor Höser. Und ganz im Sinne von Ernst Barlach.
„Barlachs Engel lässt viel Raum für Gedanken“, sagt Dompastor Christian Höser
» Es hat die Illusion von ewigem Frieden. « Ausgabe 2 | 2015
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Vier starke Frauen für das Urlaubsland Sie machen die Insel Usedom im Ausland bekannter, leiten Kurverwaltungen und Tourismusverbände, organisieren hunderte Veranstaltungen oder werben einfach für ihre Region, so für die Gartenroute in Mecklenburg-Vorpommern. Sie stehen beispielhaft für viele und setzen neue Akzente im Urlaubsland MV.
Dörthe Hausmann
Die Botschafterin sorgt für Werbung in den Bergen
47 Jahre, Geschäftsführerin der Usedom Tourismus GmbH
Wenn man in der Schweiz beim Friseur sitzt und dabei im Usedom-Magazin blättern kann, dann hat das vor allem mit Dörthe Hausmann zu tun. Sie ist Geschäftsführerin der Usedom Tourismus GmbH und sorgt für die Vermarktung der Insel. „Wir wollten das mal ausprobieren.“ Den Lesezirkel im Ausland. Den Imagefilm. Den Erlebnispass für Urlauber. Neue Wege zu gehen, das passt zur 47-Jährigen. Sie ist Reiseverkehrskauffrau und Betriebswirtin, war in der Welt herumgekommen, als sie von der Stelle auf Usedom erfuhr. Drei Jahre ist das jetzt her. Und heute? Wirbt sie für eine Insel, auf der sie sich früher erholte. „Besser geht es nicht.“
Susan Arnold 31 Jahre, Kurdirektorin von Nienhagen
Die Kurchefin mit dem Marketing zum Mitmachen
Susan Arnold findet es klasse, dass alle mitmachen: der Sportverein, der Radtouren anbietet, der Kulturverein, der zu Nachtwächter-Rundgängen einlädt. Die ganze Gemeinde hat sich gerade erst an der 750-Jahrfeier im Ostseebad Nienhagen beteiligt. Die 31-Jährige ist hier Leiterin der Kurverwaltung. Sie hat Tourismusmanagement studiert, war früher in den USA und eine Zeit lang in Dänemark, arbeitete im heutigen Baltic Sea Resort vor Usedom – und ist 2014 ins kleinste Ostseebad gewechselt. Viele hätten sich darüber gewundert, so Arnold. „Ich wollte aber etwas Neues in Angriff nehmen.“ Deshalb Nienhagen. Sie kümmert sich um Urlauber und Vermieter, organisiert Veranstaltungen wie das Gespensterwaldfest, gestaltet den Internet-Auftritt neu – und begrüßt in der Kurverwaltung auch schon mal jeden Gast persönlich.
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Fotos: S. 8: Usedom Tourismus GmbH, Sabine Hügelland S. 9: Andreas Duerst STUDIO 301, Katharina Steinberg S. 8/9 aldorado©Shutterstock.com
LEUTE
LEUTE
Claudia Hörl 43 Jahre, Kurchefin von Boltenhagen
Die Kurdirektorin bringt Abwechslung an die Küste In ihrem Büro hängt ein Plakat, das den Deutschen Windsurf Cup ankündigt, samt Unterschriften der Teilnehmer. „Windsurfen ist mein Hobby“, sagt Claudia Hörl. „Und Fotografieren. Und Nähen. Und Tanzen – wenn es denn die Zeit erlaubt.“ Viel Zeit hatte sie jedoch nicht in den vergangenen dreiein-
Die Managerin mit der Lizenz zum Reisen
halb Jahren. Die 43-Jährige ist seit 2012 Kurdirektorin von Boltenhagen, dem Ostseebad zwischen Wismar und Lübeck. 300 Veranstaltungen pro Jahr organisiert sie mit ihrem Team: vom kleinen Fotoworkshop bis zum großen Seebrückenfest mit dem Konzert von Ray Wilson, dem ehemaligen Sänger von Genesis. Ende Juli geht es los, es ist der Höhepunkt der Hauptsaison. Viele Telefonate müssen zuvor noch geführt, Genehmigungen eingeholt und Treffen vorbereitet werden – alles für das viertägige Fest. „Eine Menge Einsatz. Aber es lohnt sich.“ Hörl ist Reiseverkehrskauffrau, hat Wirtschaftsrecht in Wismar studiert und bei den Stadtwerken in Schwerin gearbeitet. In der Landeshauptstadt lebt sie noch heute. „Ich mag den täglichen Wechsel zwischen Binnenland und Küste, die Spaziergänge am Ufer des Schweriner Sees, den Blick aus dem Büro auf Seebrücke und Ostsee.“ Und auf den Fahrten nach Boltenhagen? Da bleibt Zeit für Ideen und Konzepte: für das Kneipenfest zum Beispiel, das Tanzfestival, die Sommerserenade oder den Mitmachzirkus; Zeit aber auch für die Winterplanung. Am 30. Dezember kommt die Münchener Freiheit. Musik zum Mittanzen. Die Chance für Claudia Hörl.
Christin Hannemann 48 Jahre, freiberufliche Marken- und Marketingmanagerin
Christin Hannemann hat mal eine Prüfung abgelegt, um einen Kleinbus fahren zu können – genauer: „um meinen Gästen in Bad Sülze die Stadt zu zeigen.“ In den 90ern führte sie dort ein Kurhotel. Und schon damals wollte sie das Angebot noch „ein bisschen besser machen“. Wie auch in den Jahren darauf. Hannemann erarbeitete mit dem Haus der Wirtschaft Stralsund neue Qualitätsstandards für Wellness-Angebote. Sie entwickelte eine regionale Marke für die Mecklenburgische Schweiz („Land der Schlösser und Herrenhäuser“), ist bis heute Dozentin an der Uni Greifswald und schreibt an ihrer Dissertation. Thema, na klar: Tourismus. Die 48-Jährige lebt mit ihrem Mann in Marlow. Drei Tage pro Woche ist sie als Marketingmanagerin unterwegs, zwei Tage arbeitet sie von zu Hause aus. In dieser Zeit möchte sie vor allem die Gartenroute MV bekannt machen. Hannemann ist Vorsitzende des gleichnamigen Vereins. „Es muss nicht immer Küste sein“, sagt sie. „In MV gibt es mehr als 2.000 Schlösser und Herrenhäuser samt Gärten und Parks.“ Gerade erst war sie im Schloss Bothmer. Als Reiseleiterin. Ein bisschen wie früher. Nur fahren musste sie nicht.
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LEUTE
»Ich lebe, wo andere Urlaub machen.«
Verlosung Wir verlosen drei von André Thieme handsignierte Exemplare des Buches „Der Strandkorb: Ein Welterfolg aus Mecklenburg-Vorpommern“. Schreiben Sie uns bis zum 03.07.2015 eine E-Mail an info@mv-tut-gut.de, Stichwort: „Verlosung“ *
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Interview mit Springreiter André Thieme in Redefin: Das passt. Auf dem Landgestüt ist der Sohn eines Obersattelmeisters groß geworden. Hierher fährt er regelmäßig zu Turnieren. Im Strandkorb spricht er über seinen Sport, sein Unternehmen – und „Exportschlager“. Alles in seinem Leben hat mit Pferden zu tun. Und mit Mecklenburg-Vorpommern.
Fotos S. 10/11: Andreas Duerst STUDIO 301 S. 11: German Horse Pellets
* Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmebedingungen unter: mv-tut-gut.de
André Thieme, als Weltklassereiter sind Sie pausenlos unterwegs. Wie ist das, wenn man nach Hause kommt und sich auch mal in einen Strandkorb setzen kann? Thieme: Nach Hause kommen, das bedeutet erst einmal Familie. Eltern. Heimat. Und die Pferde, die man hier lässt. Meist bleibt da kaum Zeit. Mit meiner Frau fahre ich aber immer wieder gern nach Warnemünde. Da habe ich das letzte Mal in einem Strandkorb gesessen. Sehr bequem war das. Sie sind Reiter und Unternehmer. Was ist das Bestimmende – das Wirtschaftliche oder das Sportliche? Thieme: Wahrscheinlich ist das 50:50. Ich habe das große Glück, einen sehr guten Sponsor zu haben mit German Horse Pellets. Nichtsdestotrotz muss ich zusehen, dass ich meine Angestellten bezahlen – und mir also diesen internationalen, sehr teuren Sport leisten – kann. Das bedeutet: Pferde verkaufen, Handel betreiben. Welchen Stellenwert hat Mecklenburg-Vorpommern als Wirtschaftsstandort für einen Unternehmer wie Sie? Worauf setzen die mehr als 60 Pferdebetriebe im Land? Thieme: Mecklenburg-Vorpommern hat eine unwahrscheinliche Tradition als Pferdeland. Dazu die großen weiten Wiesen und Weiden. So viel Platz, dass sogar Unternehmer wie Paul Schockemöhle sich unser Land ausgesucht haben, um hier ihre Pferdezucht in Gang zu bringen. So ist das auch bei uns. MV hat einfach günstige natürliche Voraussetzungen. Und welche dieser Voraussetzungen schätzen Sie besonders? Thieme: Es ist für uns Springreiter schön, dass man seine Pferde in Ruhe trainieren kann. Die Ruhe, das Weitläufige, gutes Futter – das sind die wichtigsten Faktoren. Holger Wulschner, Thomas Kleis, Sie. Was sind die Gründe dafür, dass Reiter aus MecklenburgVorpommern so erfolgreich sind?
Thieme: Wir sehen jede Woche, was auf dem internationalen Markt gefragt ist – in Sachen Sport, in Sachen Zucht, in Sachen Handel. Der Konkurrenzkampf, den wir hier haben, hilft uns dabei, dass wir immer auf der Höhe der Zeit sind. Pferde aus Mecklenburg-Vorpommern sind also Exportschlager. Sie sind oft in den USA. Was mögen die Amerikaner zum Beispiel an den „Mecklenburgern“? Thieme: Ganz typisch mecklenburgisch ist der Charakter der Pferde. Sie sind vielleicht ein bisschen wie der Mecklenburger selber, haben mehr Ruhe als andere und sind ein bisschen dickfelliger und dadurch sehr zuverlässig. Das sind Merkmale, die ich definitiv schon öfter von Mecklenburg mit nach Amerika gebracht habe. Was sind Ihre nächsten sportlichen Ziele? Thieme: Im Sommer findet die Europameisterschaft im eigenen Land statt. In Aachen. Das ist natürlich ein Riesentraum. Noch viel größer ist der Traum für 2016: Rio, die Olympischen Spiele. Wenn man so dicht dran ist und dann in der Gruppe der Top-8-Leute Deutschlands, aus der man gesichtet wird dann ist die Chance da und dann muss es auch erlaubt sein, ein bisschen zu träumen. Bis dahin geht es noch oft nach Hause – und das Heimatgefühl ist jedes Mal wieder da. Thieme: Genau. Ich lebe, wo andere Urlaub machen: in Plau am See. Ich habe vor fünf Jahren ein schönes Seegrundstück erworben, nachdem ich zuvor einen guten Mecklenburger Hengst in Amerika verkaufen konnte.
André Thieme
➔ Das Interview im Video: www.mv-tut-gut.de
Der 40-Jährige hat bereits dreimal das Deutsche Spring-Derby in Hamburg Klein Flottbek gewonnen. 2011 siegte er in den USA beim Eine-Million-Dollar-Grand Prix in Saugerties, 2014 beim ebenso hoch dotierten Großen Preis von Ocala, Florida. Ihm gehören 18 Pferde, die auf dem Gestüt Osterberg in Karow untergebracht sind. Zwei Angestellte und ein Auszubildender arbeiten in seinem Turnierstall. André Thieme ist verheiratet und Vater eines Sohnes. André Thieme mit dem Wallach Conthendrix
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25 Jahre MV: Im Sommer wird gefeiert
Gewinnspiel 25 Porträts über Menschen, die 25 Jahre in MV mitgestaltet haben: „Land zum Leben“. Sie können eines von fünf Büchern gewinnen. Wie? Beantworten Sie einfach folgende Frage: Wie schmal ist die Spur der Dampfeisenbahn Molli? Schicken Sie die Lösung mit Ihrer Anschrift bis 31. August 2015 an: info@mv-tut-gut.de * Wir wünschen viel Glück!
Mecklenburg-Vorpommern wird 25. Die Festspiele MV werden 25. Und die Hanse Sail findet in diesem Jahr zum – richtig – 25. Mal statt. Es gibt 5 Feste im ganzen Land. 124 Konzerte. Und das Treffen der Traditionssegler in Rostock. Der Überblick zum Jubiläumsjahr.
Anne-Sophie Mutter spielt in MV. Die Festspiele-CD gibt es ab Juli.
MV spielt auf: 124 Konzerte zum Jubiläum
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onzerte an ungewöhnlichen Orten. Konzerte mit außergewöhnlichen Musikern. Das bieten die Festspiele MV zum 25-jährigen Jubiläum. Bis zum Spätsommer sind 124 Veranstaltungen geplant: in Redefin, Ludwigslust, Ulrichshusen, aber auch in einer Druckerei, in einer Fabrikhalle und in einem Rettungsturm. Unerhörte Orte, die Intendant Markus Fein erstmals präsentieren möchte. Auftreten werden u. a. die Geigerinnen Anne-Sophie Mutter und Julia Fischer, die Dirigenten Kent Nagano und Michael Sanderling sowie die Schauspieler Ulrich Tukur und Klaus Maria Brandauer. Große Namen zum Jubiläum. Mit Musik, die bleibt. Am 5. Juli wird eine CD mit den Höhepunkten aus 25 Jahren Festspiele MV veröffentlicht. Alle Infos: www.festspiele-mv.de
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icht nur ein, sondern gleich fünf Feste feiert Mecklenburg-Vorpommern im Jubiläumsjahr. Fünf Feste in fünf Städten. Am 11. und 12. Juli beim Altstadt- und Schützenfest in Boizenburg, der Elbestadt im Biosphärenreservat. Bei den Europatagen vom 4. bis 6. September in Bergen auf Rügen, dem Ferienort mit mehr als tausendjähriger Geschichte. Beim Stadtfest vom 11. bis 13. September in Pasewalk – mit Festumzügen, Konzerten und einer Messe für Vorpommern. Im Juli ist Halbzeit im Festjahr, denn zweimal wurde schon gefeiert: zum Auftakt im Mai beim traditionellen Hechtfest in Teterow und zu Pfingsten in Klütz bei der Eröffnung von Schloss Bothmer, der größten barocken Schlossanlage Mecklenburg-Vorpommerns. Sieben Jahre lang sind die Gebäude saniert worden. Es sind fünf Feste an fünf Orten, die eines zeigen: die Vielfalt des Landes. Und vor allem: das Miteinander der Menschen. Das Motto der Festreihe heißt: „25 Jahre Mecklenburg-Vorpommern – Wir im Land zum Leben“. Das Programm: www.25-jahre-mv.de 10.000 Gäste kamen zur Eröffnung von Schloss Bothmer.
Fotos S. 12: Tina Tahir / DG, Kristin Richter S. 13: Hanse Sail Rostock
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* Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmebedingungen unter: mv-tut-gut.de
MV lädt ein: Fünf Feste im ganzen Land
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25. Hanse Sail in Rostock: Das Jubiläumsfest zum Mitsegeln und Mitfeiern
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er Schiffe gucken will, der macht Kreuze im Kalender. Und zwar am 6., 7., 8. und 9. August. Rostock wird dann zum Treffpunkt für Traditionssegler. Und was für einer! Zur 25. Hanse Sail sind knapp 250 Schiffe angemeldet. Schiffe, die zusammen 12.000 Jahre alt sind. Koggen, Schoner, Museumsdampfer – alle passieren die Warnemünder Molen auf dem Weg zum Passagierkai oder in den Stadthafen. Darunter auch: der Großsegler „Christian Radich“ aus Norwegen. 73 Meter lang, Stapellauf 1937. Auf der Sail kann man das stählerne Schiff bei einer Ausfahrt kennen lernen, zur Musik von „The Marching Saints“, einer Jazzband aus Rostock. Gute Unterhaltung gibt es aber nicht nur an Bord der Traditionsschiffe – 30.000 Gäste nutzen die Gelegenheit zum Mitsegeln – sondern überall auf dem Fest. Auf Bummelmeilen in Warnemünde und der Innenstadt, beim Kanoniertreffen, auf etlichen Bühnen, vor allem jedoch bei den Regatten am Samstag und der Parade der Nationen zum Abschluss der Sail. Mit Böllern und Fontänen entlang der Warnow. Die erste Hanse Sail fand 1991 unter dem Namen „Hanseatische Hafentage“ statt. Schon die Premiere war ein Erfolg. Heute zählt das Fest zu den größten maritimen Veranstaltungen im Ostseeraum. Eine Million Gäste kommen jedes Jahr. Zum Schiffe gucken. Und feiern. Das Programm: www.hansesail.com
Blickfang auf der Hanse Sail: der Großsegler „Christian Radich“ aus Norwegen, ein stählernes Traditionsschiff
Einfach eine gute Zeit haben: vom 6. bis 9. August auf der 25. Hanse Sail in Rostock, dem Jubiläumsfest.
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LEBEN
eit Mitte Mai, dem Probenbeginn für „La Traviata“, bin ich wieder für mehrere Wochen in der Landeshauptstadt. Beim Aufbau des Bühnenbildes und der Anfertigung der Kostüme für die Oper ist mein Einsatz bis zur Premiere fast jeden Tag gefragt. Deswegen bleibt nicht viel Zeit, die vielen unterschiedlichen Gegenden dieses Landes im Detail kennenzulernen, das so völlig anders ist als das Wallis, der Kanton in der Schweiz, woher ich stamme oder gar Lausanne am Genfer See, wo ich seit vielen Jahren lebe. Aber ich bin ja nicht zum ersten Mal hier oben im Norden. 2013 habe ich Schwerin zu den Vorbereitungen der Oper „Eugen Onegin“ kennengelernt. Vergangenen Sommer waren es mit „Nabucco“ die ersten Schlossfestspiele, für die ich das Bühnenbild und die Kostüme gestaltet habe. Nun ist es Verdis „La Traviata“, die mit demselben künstlerischen Team auf die Bühne unter freiem Himmel gebracht wird. Für mich ist das eine ganz wunderbare Arbeit, denn ich kenne den Ort, den Alten Garten, bereits sehr gut. Die Architektur aus Schloss, Museum und Theater, die den Platz rahmt, ist monumental und faszinierend. Ich kenne die Kraftpunkte, die dieser Ort in sich birgt. Das ist sehr wichtig, denn die Arbeit draußen ist natürlich eine komplett andere als im geschützten Raum des Theaters. Das Bühnenbild, das ich für die „Traviata“ entworfen habe, ist über Wochen öffentlich auf dem Alten Garten zu sehen – auch für Menschen, die nicht die Vorstellung besuchen. Es ist Teil der Inszenierung, so wie auch die Kostüme, die ich gestalte. Aber es „gehört“ auch den Menschen, die tagsüber daran vorbeigehen, und mir ist es wichtig, dass sie es als positive Begegnung mitnehmen. „Nabucco“ im letzten Jahr war sehr monumental und geschlossen angelegt. Die „Traviata“ erzählt ja eine eher intime, private Geschichte, deswegen ist der Bühnenraum ein vollkommen anderer: einerseits offener, mit dem Blick für die Zuschauer auf das Schloss, aber zugleich schaffen wir mit den veränderbaren Elementen auf der Bühne kleine Räume für die nahen, vertrauten Szenen. In meinen Arbeiten, seien es Bilder, Bühnenbilder oder Kostüme, suche ich immer nach einer gewissen Schönheit. Denn Schönheit bedeutet für mich zugleich Wahrhaftigkeit. Und Schönheit entdecke ich viel hier in Mecklenburg-Vorpommern. Es gibt ohne Frage eine Menge wundervoller Orte, auch um Inspiration zu finden. Ich bin in den Bergen aufgewachsen und fühle mich in der Natur zuhause. Wenn ich aus dem Wallis hierherkomme, weitet sich der Blick und meine Seele kann sich ausbreiten. Dieser weite Horizont hier in Mecklenburg tut unglaublich gut. Auch die Farben und das Licht sind außergewöhnlich. In der Schweiz ist alles sehr klar konturiert, die Farben und Formen heben sich stark gegeneinander ab. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Landschaft viel weicher gezeichnet. Die Nuancen gehen ineinander über. Das ist fast wie an manchen Orten in Italien, also ideal für „La Traviata“!
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Ausgabe 2 | 2015
Französisches Flair für italienische Oper Das Bühnenbild der Schlossfestspiele Schwerin ist nicht nur für Opernbesucher im Sommer ein Erlebnis. Jeder, der an dem Platz zwischen Schloss, Museum und Theater vorbeikommt, kann es bestaunen. Am Abend, wenn der Verkehr ruht und Verdis Musik erklingt, wohnt dem Alten Garten mitten im Residenzensemble der Landeshauptstadt Schwerin ein besonderer Zauber inne. Ein Gastbeitrag von Romaine Fauchère, der Bühnenbildnerin der Schlossfestspiele Schwerin 2015.
Romaine Fauchère studierte Malerei, Bildhauerei und Bühnengestaltung in Florenz und Mailand. Die Künstlerin arbeitete mit namhaften Schauspiel-, Opernregisseuren und Choreographen zusammen. Sie ist zudem eine vielbeachtete Malerin mit Ausstellungen u. a. in La Haye und London. Am Schweriner Theater hat sie bereits für die Oper „Eugen Onegin“ mit dem Regisseur Georg Rootering zusammengearbeitet. 2014 haben sie die gemeinsame Arbeit bei den SCHLOSSFESTSPIELEN SCHWERIN mit „Nabucco“ fortgesetzt. Premiere für „La Traviata“ ist am 3.7.2015.
Fotos S. 14: Silke Winkler S. 15: Foto-Volster Wismar, Tourismuszentrale Hansestadt Stralsund, SAUL
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LEBEN
So vielfältig ist der Sommer in MV Die wichtigsten Termine von Juni bis September 2015
20. Juni bis 19. September Festspiele Mecklenburg-Vorpommern Zu den Höhepunkten gehören die Picknick-Konzerte in Redefin mit AnneSophie Mutter und Mutter‘s Virtuosi (5.9.) sowie Daniel Hope, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und Paavo Järvi (27.6.). Am 19. September klingt die Festspielsaison mit dem NDR Sinfonieorchester und dem Festspielpreisträger Nikolaj Znaider in der St.-Georgen-Kirche in Wismar aus. www.festspiele-mv.de 3. Juli bis 8. August Jedermann Festspiele Wismar Nach dem erfolgreichen Start im vergangenen Jahr starten die Jedermann Festspiele Wismar in ihre zweite Saison. „Jedermann“ ist ein reicher Lebemann. Sein Motto: Mit Geld kann man alles kaufen. Wie vergänglich das ist, merkt er, als er allein und ohne Freunde dem Tod gegenüber steht. Kulisse für Hugo von Hofmannsthals berühmtes Theaterstück ist die St. Georgen Kirche. Die Hauptrolle übernimmt erneut Sascha Gluth. www.jedermann-wismar.de
3. Juli bis 9. August Schlossfestspiele Schwerin Giuseppe Verdis Oper „La Traviata“ bildet den kulturellen Höhepunkt des Sommers in der Landeshauptstadt – mitten auf dem Alten Garten zwischen Schloss, Museum und Theater. www.theater-schwerin.de
14. bis 16. August Doberaner Renntage Mitte August öffnen sich wieder die Startboxen für spannende Pferderennen an der Galopprennbahn Bad Doberan. Eröffnet werden die Doberaner Renntage traditionell mit dem Wettbewerb um die zehn originellsten Damenhüte. www.doberaner-renntage.de
5. September Lange Nacht des offenen Denkmals in Stralsund Von 19 Uhr bis Mitternacht öffnen Rathaus, Kirchen, Museen, alte Gewölbe und Speicher, Klöster, denkmalgeschützte Häuser ihre Türen. Umrahmt wird die „Lange Nacht des offenen Denkmals“ von einem Potpourri aus Musik, Theater, Lesungen, Ausstellungen, Führungen und Kleinkunst. www.lange-nacht-stralsund.de 12. und 13. September 1. Internationale Highland Games in Neustadt-Glewe Eine Mischung aus Wettkampf und historischem Fest – das sind die Internationalen Highland Games auf der Burg Neustadt-Glewe. Das Gelände wird Schauplatz eines historischen Spektakels aus traditionellem Kräftemessen mit Baumstämmen und Steinen und Braveheart-Feeling samt Pipebands, Kelten, Highlandern, Gauklern und Feuershow. www.neustadt-glewe.de
26. September Pyro Games Schwerin Eine farbenprächtige Show mit vielen Spezialeffekten erwartet die Besucher, wenn Deutschlands Feuerwerkprofis bei den Pyro Games im Schweriner Schlossgarten ihre Feuerwerke zünden. Dazu gibt’s Livebands und eine Lasershow. www.pyrogames.de I M PR E S S U M Herausgeber Landesmarketing MV Peter Kranz-Glatigny (V. i. S. d. P.) Schloßstraße 2–4, 19053 Schwerin Telefon: +49 385 588-1090 Telefax: +49 385 588-1097 E-Mail: info@mv-tut-gut.de www.mv-tut-gut.de www.25-jahre-mv.de www.studieren-mit-meerwert.de Redaktion / Gestaltung fachwerkler – Konzeption und Grafikdesign GbR www.fachwerkler-grafik.de Druck Frank Druck GmbH & Co. KG Auflage 275.000 Hinweis zum generischen M askulinum Aus Gründen des Platzes und der Lesbarkeit wird an Textstellen, an denen von geschlechtlich gemischten Personengruppen die Rede ist, das generische Maskulinum verwendet.
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