MV-Magazin Q3/2015 „Wir sind 25!“

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Ausgabe 3 | 2015

e c k l e n b u rg o rpom m e rn Das Magazin aus dem Land zum Leben.

Strandkorb-Gespräch:

Armin Mueller-Stahl

»Das ist das Gefühl, grenzenlos zu sein.«

Wir sind 25!

Mecklenburg-Vorpommern, das Land zum Leben, ist jung. Hier gibt es ein besonderes Miteinander, gemeinsam packen die Menschen an und kümmern sich. In diesem Magazin stellen wir einige von ihnen vor. Verführung. 2015. Format 100 x 70 cm, Öl auf Leinwand, Armin Mueller-Stahl


EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser, überall in Deutschland erinnern wir uns an die Ereignisse vor 25 Jahren. Am 3. Oktober 1990 kam zusammen, was zusammen gehört – Deutschland wurde wieder eins. Die Deutsche Einheit bleibt für uns in Mecklenburg-Vorpommern auch deshalb unvergesslich, weil mit ihr unser Land neu entstand. Als Bundesland ist Mecklenburg-Vorpommern heute also 25 Jahre jung. Mit seiner unvergleichlich reichen Natur – wir haben allein drei Nationalparks – und als beliebtes Reiseziel hat sich unser Land im letzten Vierteljahrhundert einen Namen gemacht. Doch wir haben mehr zu bieten: Mecklenburg-Vorpommern ist wirtschaftlich vorn in innovativen Branchen wie den Erneuerbaren Energien oder in der Gesundheitswirtschaft. Unser Land bietet nicht nur gute Jobs, sondern echte Herausforderungen und Perspektiven für Fach- und Führungskräfte, für Jung und Alt, für Unternehmer, Investoren, für Forscher und Kreative. Wer zu uns kommt, findet ein Land, das natürlich ist – mit Menschen, die tiefe Wurzeln geschlagen haben. Wer zu uns kommt, findet Weite, Freiraum für Ideen und einen besonderen Zusammenhalt über alle Generationen hinweg. In diesem MV-Magazin erzählen wir Ihnen Geschichten von Menschen, die auf ihre Weise das Land bewegen. Wir schauen zurück auf 25 Jahre erfolgreicher Landesentwicklung – auch dank des Engagements der Europäischen Union für unsere Region. Wir möchten Sie mit diesem Heft anregen, MecklenburgVorpommern noch besser kennenzulernen. Willkommen im Land zum Leben.

Ihr Erwin Sellering Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Unser Lesetipp: 25 Porträts aus MV In diesem Bilder-Lese-Buch werden Menschen vorgestellt, die Neues gewagt haben, die sich Herausforderungen stellen und sich engagieren, darunter der Schauspieler Hinnerk Schönemann, der Künstler Günther Uecker oder die Denkmalschützerin Rosemarie Wilcken. „Land zum Leben. 25 Porträts.” gibt es im Handel oder direkt beim Verlag. www.Hinstorff.de

Lehrer gesucht Frische Farben, flotte Sprüche: Mecklenburg-Vorpommern wirbt mit einer bundesweiten Kampagne um Lehrernachwuchs. Zum 1. Februar 2016 stehen landesweit wieder zahlreiche freie Stellen zur Verfügung. Bewerbungen sind ab diesem Herbst möglich – am besten gleich online in der Stellenbörse unter: www.lehrer-in-mv.de

I N H A LT

• Wir sind MV. Über Menschen, die ihre Chance ergreifen

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• Europa wirkt! Wie Mittel der EU MV voran bringen

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• Strandkorb-Gespräch mit Armin Mueller-Stahl: »Das ist das Gefühl, grenzenlos zu sein.«

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• Stein um Stein gehts voran! Wie es der Region um die Kleinstadt Bützow nach dem Tornado geht

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• Gastbeitrag: Wir zeigen unsere Schätze

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• Indian Summer: Die Mecklenburgische Seenplatte im goldenen Herbst

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Besuchen Sie uns auf facebook.de/mvtutgut 2

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Plau kocht Und wie! Gleich sieben Küchenchefs möchten Lust auf bodenständige Gastronomie aus MV machen. „Plau kocht” ist der Titel der Veranstaltungen. Reihum wird eingeladen. Nächster Termin: 14.11. im Fischerhaus Plau am See. Mit Moderation, Showkochen im Restaurant oder Live-Schaltung in die Küche. www.plau-kocht.de


l eE b U eT n E

Wir sind MV.

Titelfotos: Andreas Duerst STUDIO 301, Kunsthaus Lübeck Fotos S.2: 1,2/4 Landesmarketing MV; 3/4 made by WERK3; 4/4 Karola Tews

Fotos S.3: 1/1 Andreas Duerst STUDIO 301

» Erfahrung ist uns wichtiger als moderne Technik. «

Kirsten Dubs auf ihrer Werft: Sie ist draußen, drinnen, überall – und packt mit an.

Als Kirsten Dubs von einer Auktion hört, auf der eine alte Werft versteigert werden soll, schlägt ihre Stunde. Sie erfüllt sich ihren Traum und baut jetzt Boote. Es ist eine kleine Erfolgsgeschichte aus 25 Jahren MecklenburgVorpommern – und zwar eine typische. In MV leben viele Menschen, die ihre Chancen ergreifen. Die neue und manchmal ungewöhnliche Wege gehen. Die etwas bewegen. Und helfen. Hier sind fünf Beispiele.

Die Werftchefin Kirsten Dubs 47 Jahre, Bootsbauerin, Inhaberin der Bootswerft Freest Eine Werft. Eine Traditionswerft sogar. Mit Liegeplätzen, einem kleinen Hafen und einer Halle, die aussieht, als hätte sich seit 1889 – dem Gründungsjahr – nicht viel verändert. Holz bis unters Dach. Boote. Masten. In einer Ecke werden Spanten ge-

setzt. Und Kirsten Dubs? Die ist draußen, drinnen, überall. Die 47-Jährige gehört genau hierher. Daran lässt sie keinen Zweifel. Hier am Greifswalder Bodden hat sich die Boots- und Schiffbaumeisterin ihren Traum erfüllt. Eine eigene Werft: die Bootswerft Freest. 2007 erworben – und gleich ins Abenteuer gestürzt. Mit ihrem Team baut sie neue Holzboote und restauriert alte. „Erfahrung ist uns wichtiger als moderne Technik“, sagt sie. Bei Kirsten Dubs kommen Kitakinder vorbei, um kleine Schiffe zu basteln. Führungskräfte können Kurse buchen und mit anpacken. Zu Pfingsten sind junge Künstler da. Und gerade erst habe ein Vater samt Kindern ein paar Tage in Freest verbracht, so Dubs. Die Tochter wollte segeln, der Sohn ein Skateboard bauen. „Auch das haben wir gemeinsam hingekriegt“ auf ihrer Werft, die doch viel mehr ist: Tagungsort, Herberge. Die ersten Räume sind bereits fertig. Do it yourself, na klar. Schiffsholz durfte bei der Einrichtung nicht fehlen. „Vom Schiffbau allein können wir nicht leben“, sagt Dubs. „Vom Tourismus und von den Kursen aber auch nicht.“ Also verbinde man alles miteinander. Herausgekommen sei eine „offene Werft.“ Ausgabe 3 | 2015

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L eute

Der Bundesliga-Gründer Reno Tiede 25 Jahre, Goalball-Spieler Er hat ein paar Dutzend Bälle geworfen. Jetzt macht er Pause. Reno Tiede, Nummer 7 im Trikot von Hansa Rostock. „Das ist mein Verein“, sagt er. Auch jetzt. „Hansa bleibe ich treu.“ Beim Fußball als Fan. Beim Goalball als Spieler. Goalball? Der 25-Jährige kennt diese Frage. „Drei gegen drei. Spielfeld 9 mal 18 Meter. Die Tore sind 9 Meter breit und 1,30 hoch. Da muss der Ball rein.“ Genauer: der Klingelball. Goalball ist die weltweit beliebteste Ballsportart für Sehbehinderte. Für Tiede ist er das auch. „In Deutschland müssen wir aber aufholen.“ Und für diese Aufgabe ist Reno Tiede genau der Richtige. Er spielt im Nationalteam, war Junioren-Weltmeister mit Deutschland, Meister mit Marburg – und hat 2013 die Bundesliga gegründet. „Der Bundesverband hatte abgewunken“, sagt Tiede, der selbst sehbehindert ist. „Also haben ein paar Spieler das selbst in die Hand genommen.“ Die Satzung musste geschrieben und der Verein eingetragen werden, dann konnte es losgehen. Heute spielen acht Clubs in der Bundesliga. Ohne ihn gäbe es keine Bundesliga: Der Rostocker Reno Tiede spielt Goalball.

» Ich bin hier zu Hause und will nicht mehr weg. Deshalb. «

Facebook: Rostocker Goalballclub Hansa e. V.

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Darunter ist der RGC Hansa aus Rostock, gegründet von Reno Tiede. „Ich bin hier zu Hause und will nicht mehr weg. Deshalb.“ Seine Freunde leben in der Hansestadt und er selbst hat nach dem Studium begonnen, als Vermögensberater zu arbeiten. Und Goalball? „Wir möchten uns verstärken und im nächsten Jahr Meister werden.“ Halbe Sachen gibt es nicht für Tiede. 2016 werden Spiele der Champions League erstmals in Rostock ausgetragen. Wie gesagt: Fürs Aufholen ist er genau der Richtige.

Die Helfer-Lotsin Dr. Monika Meyer-Klette 61 Jahre, Koordinatorin des Bürgerhafens in Greifswald Der Bürgerhafen in Greifswald lässt sich am besten mit der Hilfe beschreiben, die dort geleistet wird. Es gibt einen ehemaligen Pastor, der Computerkurse anbietet. Eine 80-Jährige übt Lesen mit Leseschwachen. Und die Musikgruppe spielt im Seniorenheim. „Die Freude ist immer riesig“, sagt Monika „Bei Bio gehören wir zu den Top 3 der Produzenten“, sagt Ulrich Müller.


Fotos S.4 : 1/4 Andreas Duerst STUDIO 301, 2/4 Wiebke Marcinkowski

Fotos S.5: Andreas Duerst STUDIO 301

L eute

» Bei uns kann man helfen – und sich dabei richtig wohlfühlen. «

buergerhafen.de

» Ehrlich gesagt: Ich hatte ein paar schlaflose Nächte. Schließlich musste ich mit allem bürgen, was ich hatte! «

Monika Meyer-Klette kümmert sich um Seniorentrainer und Bürgerpaten.

Meyer-Klette. „Wenn sich Menschen mit Demenz an Volkslieder erinnern und mitsingen, dann sind das die großen Momente.“ Monika Meyer-Klette tut alles für diese Momente. Genauer: Die 61-Jährige sorgt mit ihrem Team dafür, dass andere helfen können. „Und zwar jeder so, wie er kann.“ Der Bürgerhafen sei eine Anlaufstelle – „eben ein Hafen“, 2007 vom Pommerschen Diakonieverein gegründet. Hierher kommen alle, die sich engagieren möchten. Flexibel, ohne Verpflichtung. Als ausgebildete Seniorentrainer oder geschulte Bürgerpaten. Auch darum kümmert sich Meyer-Klette, sie ist die Koordinatorin. Jeder so, wie er kann. Und die Greifswalder: die können. Im Bürgerhafen werden Sportstunden für Ältere angeboten, Kreativkurse für Jugendliche und Vorlesungen für die ganze Familie. Der Hafen ist auch ein Mehrgenerationenhaus. Und für jung und alt da zu sein, das schätzt Monika Meyer-Klette. Sie war mal Chefdramaturgin am Theater, hat eine Schule gegründet, ein Kulturzentrum geführt. Und der Bürgerhafen? Der sei etwas ganz Besonderes. „Bei uns kann man helfen – und sich dabei richtig wohlfühlen.“

Der Sanierer Ulrich Müller 50 Jahre, Geschäftsführer der Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten GmbH & Co. KG Ulrich Müller sagt von sich selbst, er sei ein „schlechter Verkäufer“ gewesen. Und ein bisschen verrückt noch dazu. 2002/2003 war das, als er die angeschlagene Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten GmbH & Co. KG im Auftrag einer Bank veräußern sollte und er jeden Versuch scheitern ließ, „um die Arbeitsplätze nicht zu gefährden.“ Und zwar so lange, bis es dem Auftraggeber zu bunt wurde – und dieser ihm selbst den Betrieb anbot. „Ehrlich gesagt: Das war damals weiter weg als der Mond“, so der 50-Jährige. „Ich hatte ein paar schlaflose Nächte. Schließlich musste ich mit allem bürgen, was ich hatte.“ Und doch: Er sagte zu und hat es nie bereut. Müller kannte den Betrieb. In den 90ern war er schon einmal in Ludwigslust. Er wusste um das tolle Team und die günstigen Voraussetzungen. Ausgabe 3 | 2015

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leute

Das hat er sich zunutze gemacht. Sein Unternehmen steht heute gut da: 170 fest angestellte und insgesamt mehr als 320 Mitarbeiter. 17.000 Tonnen Fleisch werden in diesem Jahr verarbeitet. „95 Prozent der Tiere stammen aus Mecklenburg-Vorpommern. Einem Land, das für seine BioLandwirtschaft bekannt ist“, sagt Müller. Und seine Ludwigsluster? „Bei Bio gehören wir inzwischen zu den Top 3 der Produzenten in Deutschland.“ Für Müller hat sich das Wagnis gelohnt. Längst ist der Ingolstädter im Norden heimisch geworden. Nur eines fehlt ihm hier manchmal: das Skifahren. Dafür fährt er dann doch zurück nach Bayern. Als Urlauber.

# 1

2.000

(und noch ein paar mehr): Es sind viele Schlösser, Guts- und Herrenhäuser, die es zwischen Ostsee und Seenplatte zu entdecken gibt. Viele wollen noch wachgeküsst werden.

Der Integrations-Starter 54 Jahre, Geschäftsführer der Eisengießerei Torgelow GmbH

Wie aktuell das Thema in Deutschland mal sein wird, das konnte Peter Krumhoff nur ahnen, als er dem jungen Flüchtling einen Lehrvertrag anbot. Der 24-Jährige aus Eritrea hatte im Sommer ein vierwöchiges Praktikum in der Eisengießerei Torgelow abgeschlossen – und überzeugt. Sich selbst vom Job, die Firma von seinem Einsatz. Ergebnis: Seit diesem Herbst wird Tsehaye Yemane zum Modellbauer ausgebildet. Es ist ein Beispiel für Integration. Oder wie Krumhoff auch sagt: „Eine Win-Win-Situation.“ Der Flüchtling erhält einen Arbeitsplatz. Und die Eisengießerei kann eine offene Lehrstelle besetzen. Krumhoff ist seit viereinhalb Jahren in Torgelow. In dieser Zeit hat er das Unternehmen neu ausgerichtet. Mehr Qualität, mehr Service. 415 Mitarbeiter fertigen vor allem riesige Rotornaben für Windräder. Das Problem ist: „Es finden sich nur schwer junge Leute für diese Aufgabe.“ Deshalb müssten sie neue Wege gehen, so der 54-Jährige. Der Vorteil sei: „In Torgelow ziehen alle an einem Strang.“ Der Bürgermeister, die Agentur für Arbeit. „Die Zusammenarbeit klappt.“ So wie im Fall Tsehaye Yemane. Der hatte zwar nicht alle Papiere bei sich und die Förderprogramme waren auch nicht auf ihn zugeschnitten. Aber: „Er konnte anfangen.“ Die Idee hat funktioniert. Und soll fortgesetzt werden. „Flüchtlinge sind willkommen“, sagt Peter Krumhoff. „Auch bei uns in der Eisengießerei.“

# 2

725 Tonnen

wiegt der „Wendelstein 7-X“ in Greifswald: Das Kernfusionsprojekt erforscht neue Wege zur Energiegewinnung.

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1818

: Caspar David Friedrich malt sein berühmtes Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“ – ein Meisterwerk der Deutschen Romantik.

# 4

Peter Krumhoff hat das Unternehmen neu ausgerichtet und sucht junge Leute.

» In Torgelow ziehen alle an einem Strang. Die Zusammenarbeit klappt. «

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Nur Meter: höher als auf die Helpter Berge (Mecklenburgische Seenplatte) geht es nirgendwo im Bundesland hinaus.

# 5

2-mal so groß wie das Saarland: der größte Landkreis Deutschlands ist die Mecklenburgische Seenplatte mit 5.468 Quadratkilometern.

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Foto S.6: Andreas Duerst STUDIO 301

Peter Krumhoff


land

3 Weltstars:

2015 zur Jubiläumssaison der Festspiele MV gaben die Virtuosen Anne-Sophie Mutter, Daniel Hope und Joshua Bell Konzerte auf dem Landgestüt Redefin.

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1 und 2:

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1419

2,6 Millionen so viele passen in das größte Becken, das Schwarmfischbecken im Ozeaneum in der Hansestadt Stralsund, Europas Museum des Jahres 2013.

# 8

178 Meter:

Mit der längsten Bernsteinkette der Welt steht Ribnitz-Damgarten im Guinness-Buch der Rekorde.

# 9

2.028 Seen auf

739 Quadratkilometern: Das ist die einzigartige Wasserlandschaft in MV.

# 10

Mehr als Schiffe

250

auf einmal: zu sehen immer am zweiten Augustwochenende auf der Hanse Sail in Rostock.

25 Jahre Land, Leute, Leben. # 16

# 7

Liter:

V M

Das sind die Plätze für Rügen und Usedom in der Rangliste der größten deutschen Inseln.

x

# 6

gegründet: # 12

30 Millionen Stück:

So hoch war 2007 die Auflage für die Zwei-Euro-Münze mit dem Schweriner Schloss als Motiv.

# 13

10 Meistertitel: Die Volleyballfrauen des Schweriner SC sind deutsche Rekordhalterinnen.

# 14

360 Tonnen:

So viel wiegt Deutschlands „dickster“ Findling auf dem Festland, zu finden im Geopark Altentreptow.

# 15

357.000 Zuschauer:

Die Störtebeker-Festspiele auf Rügen waren auch 2015 Deutschlands erfolgreichstes Freilichttheater.

Die Hansestadt Rostock hat die älteste Universität im Ostseeraum.

# 21

1.900

Mehr als Kilometer:

Die Küste von MecklenburgVorpommern ist die längste in Deutschland.

# 22

# 17

2.900

Kilometer lang: Die Deutsche Alleenstraße beginnt auf Rügen.

# 18

1 Fußballweltmeister 2014

hat in Rostock gespielt: der Greifswalder Toni Kroos.

# 19

3 Nationalparks gibt es in MV: Müritz, Jasmund (Insel Rügen) und Vorpommersche Boddenlandschaft.

# 20

80 Tierarten

auf 20.000 Quadratmetern: Auch wegen des Darwineums wurde Rostocks Zoo in diesem Jahr mit der Trophäe „Bester Zoo Europas“ ausgezeichnet.

84 Städte

gibt es in MV: Die größten sind Rostock, Schwerin und Neubrandenburg.

# 23

2002

wurden die Altstädte von Wismar und Stralsund zum UNESCOWeltkulturerbe ernannt.

# 24

1814 gegründet:

Der TSV Friedland im Osten von MV ist der älteste noch bestehende Turn- und Sportverein in Deutschland.

# 25

1877

wurde das erste Bier in Lübz gebraut. Heute sind es weit über eine Million Hektoliter jährlich.

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L a nd nd

Europa wirkt!

Dass die Rügenbrücke ein Segen ist, versteht jeder, der zum Urlaub auf die Insel will. Sie schont die Nerven, weil sie Touristen schneller, zuverlässiger und bequemer auf eine der Lieblingsinseln der Deutschen bringt, als das zuvor der Fall gewesen ist. 2007 wurde die Schrägseilbrücke eingeweiht, die aufs Schönste den Strelasund quert. Sie beginnt in Stralsund und endet in Altefähr auf Rügen. Insgesamt reckt und streckt sie sich vier Kilometer lang über den Sund. Die Rügenbrücke ist Teil eines großen Ganzen, das einerseits

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aus der Küstenautobahn A 20 sowie der Zufahrt zur Brücke und andererseits aus der Modernisierung der B 96 (auf der Insel Rügen) besteht. Mecklenburg-Vorpommerns Infrastruktur profitiert von den EU-Mitteln. So konnte die Brücke zum Symbol dafür werden, dass Mecklenburg-Vorpommerns Strände und Städte in den vergangenen 25 Jahren eine Erfolgsgeschichte geschrieben haben, wie es sie im Tourismus nur selten gibt. So gesehen ist die Brücke ein starkes Stück Europa.

Foto S. 8/9: Tilo G / Shutterstock

Brücke ins Glück

Fotos S.9: 1/4 BALTIC Taucher, 2/4 Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN), 3/4 Klinikum Karlsburg, 4/4 Hartmut Nieswandt / Nordkurier

Wenn es um die Europäische Gemeinschaft geht, mangelt es nicht an Vorurteilen: „Europa, nun ja, Europa! Ist weit weg! Und was das alles kostet!“ Irrtum: Europa ist nah, sehr nah. Das beweist das Beispiel MecklenburgVorpommern: Europa zeigt sich auf Rügen und der Ostsee, Europa steckt in Dummerstorf, Karlsburg und Neubrandenburg. Vor allem die Infrastruktur profitiert sehr; sie rückt Mecklenburg-Vorpommern – früher ein Land am Rand – in Europas Mitte. Das Geld stammt aus drei Töpfen: Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Europäischer Sozialfonds (ESF) und Europäischer Landwirtschaftsfonds (ELER).


La A nd ND

Schwimmendes Kraftwerk

Karlsburg: Prof. Dr. Wolgang Kerner freut sich auf den Neubau

Ein neuartiges Fundament für Windenergieanlagen will das Unternehmen Gicon in der Nähe des Ostsee-Offshore-Windparks Baltic 1 testen. 2016 soll die Pilotanlage installiert werden. Der Clou: Das Ding schwimmt. „Anker“ im Meeresboden, von denen Stahlseile hoch zur Plattform führen, fixieren das schwimmende Offshore-Fundament. Für künftige Windmüller hat die Methode einen unschätzbaren Vorteil. Sie können die Anlage komplett an Land montieren und müssen sie dann nur noch an die Stelle verschiffen, an der sie den Wind einfangen soll. www.gicon-sof.de

Diabetes auf der Spur

Ostsee: Stahlseile fixieren die Plattformen punktgenau

Diabetes greift massiv in Leben und Alltag der Kranken ein. Die Experten im Klinikum Karlsburg rücken der Krankheit zu Leibe, indem sie Grundlagenforschung, klinische Erforschung und Behandlung in einem Neubau bündeln. Das Klinikum Karlsburg arbeitet seit jeher eng mit der Wirtschaft zusammen. Vor allem in der Biotechnologie und in der Medizintechnik hat sich Mecklenburg-Vorpommern in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Der Erfolg: viele Arbeitsplätze und gefragtes Know-how. www.klinikum-karlsburg.de

Der wohltemperierte Bus

Dummerstorf: Ist sie‘s oder ist sie‘s nicht?

Die Spheros-Gruppe betreibt in Neubrandenburg ein Kompetenzzentrum für neuartige Heizungstechnologie. Derzeit arbeitet man an einem intelligenten Beheizungssystem für Elektro- und Hybridbusse. Neu ist die zentrale Steuerung für Wärmepumpe und Hybid-Heizgerät. Heizung und Belüftung werden gezielt aktiviert, so dass sich die Energiebilanz verbessert. Von der cleveren Steuerung profitieren alle: Gäste (genießen die Fahrt), Umwelt (muss weniger Schadstoffe abbauen) und Busunternehmen (freuen sich über sinkende Kosten). www.spheros.de

„Muh!“ macht die Kuh Landwirte müssen wissen, wann Kühe brünstig sind, um sie zum richtigen Zeitpunkt besamen zu lassen. Selbst erfahrenen Landwirten fällt das nicht leicht. Zur Brunst gehört das Muhen, dem die Wissenschaft lange nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Im Dummerstorfer Leibniz-Institut für Nutztierbiologie wurde nun ein System entwickelt, um die Laute, die aus großen Herden dringen, automatisch einzelnen Tieren zuzuordnen. So kann der Landwirt brünstige Tiere identifizieren und pünktlich zur Besamung bringen. www.fbn-dummerstorf.de

Neubrandenburg: Suche nach dem idealen Klima Ausgabe 32 | 2015

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LEUTE

»Das ist das Gefühl, grenzenlos zu sein«

Verlosung Wir verlosen drei von Armin Mueller-Stahl handsignierte Exemplare des Buches „Der Strandkorb – Ein Welterfolg aus Mecklenburg-Vorpommern“. Schreiben Sie uns bis zum 30.11.2015 eine E-Mail an info@mv-tut-gut.de, Stichwort: „Verlosung“ *

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Fotos S. 10/11: Andreas Duerst STUDIO 301, „Da steh ich nun, ich armer Tor...“, Format 100 x 70 cm, Siebdruck in 11 Farben, Armin Mueller-Stahl, Kunsthaus Lübeck

* Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmebedingungen unter: mv-tut-gut.de

LEUTE

Armin Mueller-Stahl ist Schauspieler, Musiker, Schriftsteller, Maler. Zweimal wurde er für den Oscar nominiert. Im Strandkorb-Gespräch mit Peter Kranz-Glatigny (Leiter des Landesmarketings) spricht er über seine Kunst, über Veränderungen – und die Faszination der Ostsee. Herr Mueller-Stahl, wir sitzen im Ballsaal eines Hotels nahe der Küste. Wenn wir über Farben und Formen reden: Wie stellen Sie sich einen Tag an der Ostsee vor? Mueller-Stahl: Na, wie heute. Blau ist der Himmel, blau das Meer. Wenn die Sonne untergeht, kommt Rot dazu. Ein Gewitter, Wolken, schöne Formationen. Vielleicht ein Regenbogen, der hat alle Farben. Ich stelle mir das Meer vor in der Weite. Das Auge stößt nirgendwo an. Das ist das Gefühl, grenzenlos zu sein. Sie könnten so die Ostseeküste beschreiben. Welche Erfahrungen verbinden Sie mit MecklenburgVorpommern? Mueller-Stahl: Hiddensee, Rügen, Darß. Als junger Schauspieler habe ich hier meine Urlaube verbracht. Mein erster Film wurde in Ahrenshoop gedreht: „Heimliche Ehen“. In Rostock habe ich Theater gespielt. Und bei den Festspielen bin ich oft aufgetreten. Ulrichshusen, Redefin... Sie malen Landschaften, zeichnen vor allem aber Porträts. Was macht die Faszination aus? Mueller-Stahl: Für keinen Menschen auf der Welt ist das Leben eine glatte Asphaltstraße, es gibt für jeden Schlaglöcher. Diese versuche ich herauszufinden. Manchmal zeichne ich Gesichter, die ich gar nicht kenne, die einfach viel Leben in sich haben. Ein wesentlicher Punkt in Ihrem Leben ist die Veränderung. Mit 60 zum Beispiel sind Sie als Schauspieler nach Amerika gegangen. Ohne Englischkenntnisse. Mueller-Stahl: Da war die Grenze zwischen Dummheit und Mut nicht klar auszumachen. In Amerika haben sie aber entdeckt, dass ich Profi bin. Die Schauspielerei ist ja in erster Linie ein Produkt des Handwerks. Sie haben große Erfolge gefeiert. The German in America. Haben Sie sich auch als Botschafter gefühlt? Mueller-Stahl: Nein, schon deshalb nicht, weil es damals noch dieses Denken gab: Da kommen Deutschland und Hitler. In „Avalon“ spielte ich mit den großen jüdischen Charak-

terdarstellern – und die haben mich sehr kritisch beäugt. Bis ich sagte: „Meine Herren, ich war 14 Jahre, als der Krieg 1945 zu Ende war. Dann war Ruhe.“ 2015 feiern wir 25 Jahre Wiedervereinigung. Wie haben Sie dieses Vierteljahrhundert deutscher Geschichte empfunden? Mueller-Stahl: Ich genieße es sehr, wenn ich heute an den Grenzen vorbeifahre und sage: „Oh, hier war mal...“ Und ich spüre, dass Deutschland langsam zusammenwächst und sich näher kommt. Sie haben aber auch die Weltpolitik im Blick. Mueller-Stahl: Ich versuche, das Leben nicht zu beschönigen. Und ich sehe die Gefahr. Die Fratze des Krieges zeigt sich wieder am Horizont. Unangenehmes Gefühl. Ein Gefühl, das Sie künstlerisch stark verarbeiten? Mueller-Stahl: Alles, was mich bewegt, will entweder Wort oder Bild werden. Immer mehr Bild. Weil ich feststelle, dass das Bild, die Zeichnung ehrlicher ist als das Wort. Beim Wort suchen Sie häufig nach Pointen, nach Geschichten. Da kommt Fiktion dazu. Zeichnung ist konkret. Sehen wir Sie irgendwann wieder auf der Leinwand? Oder steht das Wort, dass Sie nicht mehr spielen möchten? Mueller-Stahl: Wenn man 85 wird, ist es wohl verständlich, dass ich nur noch das mache, was ich machen will. Nichts anderes. Und das ist im Moment: malen, zeichnen und gelegentlich noch schreiben. Aber – wir werden sehen.

Armin Mueller-Stahl

➔ Das Interview im Video auf mecklenburg-vorpommern.de

In Mecklenburg-Vorpommern sind gleich zwei Ausstellungen von ihm zu sehen. In Schwerin werden Porträts von „Menschen der Geschichte“, Bilder zum Thema Musik und Interpretationen von Goethes Urfaust gezeigt (SchleswigHolstein-Haus, bis 24. Januar 2016). In Ahrenshoop sind Bilder von internationalen Film- und Musiklegenden sowie deutschen Dichtern und Denkern ausgestellt. Titel: „Menschheitszirkus“ (Galerie Peters-Barenbrock, bis 10. Januar 2016). Armin Mueller-Stahl zu Gast im Strandkorb

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Stein um Stein geht’s voran

Er kam ohne Vorwarnung und gehörte zu den größten Katastrophen, die Mecklenburg-Vorpommern je erlebt hat: der Tornado „Zoran“ in Bützow und Brüel. Die Bilder der Verwüstung waren bundesweit in den Nachrichten. Wie geht es den Betroffenen heute, ein halbes Jahr später? Ein Ortsbesuch. Tex t: S y l v i a K u s k a

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orsicht Dacharbeiten! mahnt ein Schild vor der Freien Schule. 60.000 Schindeln haben Matthias Krohn und sein Team auf dem Fachwerkhaus bereits verlegt. 20.000 warten noch. Auf die Uhr schauen sie schon lange nicht mehr. „Ich bin stolz auf meine Jungs“, sagt Firmenchef Torsten Habedank. Bis heute machen sie täglich Überstunden. Es ist laut in der Bützower Altstadt. Trennschleifer, Sägen, Hämmer geben den Ton an. Für Bürgermeister Christian Grüschow klingen sie wie Musik in den Ohren. „Dann weiß ich, es geht voran.“ Jede dritte Fassade ist eingerüstet. Sein Rathaus auch. Manchmal fragen Besucher, woher die Stadt das viele Geld zum Bauen nehme und staunen dann: „Ach, das ist das Bützow?!“. Der Himmel hängt tiefgrau über der Stadt, als sich Christoph Herbst am 5. Mai auf den Weg zum Bauausschuss macht. Er ist fast am Rathaus, als es plötzlich knallt, zischt, in den Autoscheiben Löcher klaffen. Der Tornado zieht seinen Rüssel einmal quer durch die Altstadt. Zehn Minuten lang. Danach 12

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Dachdecker haben in Bützow Hochkonjunktur. Gerd Klukas (l.) und Matthias Krohn sind gerade an der Freien Schule zugange. Wenn alles fertig ist, liegen allein auf diesem Dach 80.000 neue Schindeln.

Auf die Uhr schauen sie schon lange nicht mehr. „Ich bin stolz auf meine Jungs“, sagt Firmenchef Torsten Habedank.


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Bis tief in die Nacht versuchen tausende freiwillige Helfer in Bützow und Brüel zu retten, was zu retten ist.

steht kein Stein mehr auf dem anderen. Dachziegel, Glassplitter, Giebel, ganze Bäume übersäen die Straßen. Autos kippen kreuz und quer. „Leute irrten fassungslos auf der Straße herum, wussten nicht, wie ihnen geschah“, sagt Christoph Herbst. Als freiwilliger Feuerwehrmann ist er einer der ersten Helfer vor Ort. Als er nachts nach Hause kommt, sieht er: Auch sein Dach ist weg. „Rund 300 Häuser sind betroffen“, erzählt Architekt Hartmut Böhnke. Gesamtschaden? „30 bis 50 Millionen Euro“, schätzt Bürgermeister Grüschow. Dass es nur 30 Verletzte gab, grenzt nicht nur für ihn an ein Wunder.

Fotos S.12: 1/2 Andreas Duerst STUDIO 301; 2/2 Büttner

Fotos S.13: 1/3 picture alliance/dpa; 2,3/3 Andreas Duerst STUDIO 301

Ungeahnte Hilfsbereitschaft Was Bützow nach dem ersten Schock erlebt, beeindruckt viele Betroffene bis heute. Bauern rollen mit Radladern an. Feuerwehren sind im Dauereinsatz. Handwerker kommen von überall. Fremde bieten Betroffenen Zimmer an. Nachbarn packen gemeinsam zu. Dachdecker Torsten Habedank und seine Mitarbeiter raffen Planen, Dachlatten und Werkzeug, trommeln befreundete Unternehmer zusammen. Noch in der Nacht sichern sie Dutzende Dächer. Die Frage, ob die Leute versichert sind, stellt sich für sie nicht. Auch die finanzielle Hilfe läuft schnell an. Das Land gibt eine Million Euro für Schuttabfuhr und Verdienstausfälle der Freiwilligen. Die Stiftung Denkmalschutz spendet 210.000 Euro. Über Firmen und Privatleute kommen noch mal 360.000 Euro zusammen. Auch jetzt, Monate nach dem Tornado, geht noch Geld ein. Diese ungeahnte Hilfe, dieser Zusammenhalt einer Stadt und Region – das sei überwältigend gewesen, sagt Bürgermeister Grüschow sichtlich stolz. Inzwischen gebe es kaum ein Haus, das die Handwerker noch nicht angefasst haben. Auch deshalb, weil viele Versicherungen zügig gezahlt hätten.

Land sagt 2.000 Helfern „Danke!“ „Wir kriegen das wieder hin“, verspricht der Gutachter, als er bei Elke und Jürgen Schwarz klingelt. Fünf Worte, an die die beiden nur schwer glauben können. Zoran hat erst ihr Dach in der Architekt Hartmut Böhnke (l.) bespricht mit den Handwerkern die nächsten Schritte an der Bützower Stiftskirche. Die Wucht des Tornados hatte den 74 Meter hohen Turm im Ganzen angehoben und verschoben.

Zuversicht bei Petra und Christoph Herbst inmitten der eingerüsteten Altstadt. Vor ihrem Haus ist das Gerüst schon weg. Dass in den vergangenen Jahren schon einmal 60 Millionen Euro in die Sanierung der Altstadt geflossen sind, sah man ihr nach dem Tornado nicht mehr an. Das bis dahin Erreichte war weggeblasen.

Siedlung verteilt, dann weicht Regen einen Teil der Decken bis zum Erdgeschoss auf. Ihr Haus steht am Stadtrand von Brüel. Von hier aus hat sich der Tornado 20 Kilometer weit auf den Weg nach Bützow gemacht. Dazwischen erwischt es zumeist Felder und Wälder. Kinder, Freunde, Nachbarn, die Feuerwehr eilen herbei. Bis tief in die Nacht versuchen sie zu retten, was zu retten ist. Nicht nur bei Familie Schwarz. Als ihre Chefin von dem Unglück hört, schenkt sie ihr sofort zwei Wochen frei. „In dieser Not nicht alleine dazustehen, das bedeutete so viel!“ Anders als in Bützow habe es hier fast nur private Häuser getroffen, erzählt Bürgermeister Hans-Joachim Goldberg. Vor ein paar Wochen rief das Innenministerium bei ihm an. Ob er in Brüel einen guten Ort für eine große Dankeschönparty wüsste. Klar! 2.000 Helfer kamen zur Festwiese vor der Feuerwehr. Vier Monate können Elke und Jürgen Schwarz in ihrem Haus nur ein Zimmer, Bad und Küche nutzen. Nun brauchen sie noch drei Laminatbahnen Geduld. „Wir haben es tatsächlich wieder hingekriegt!“ Auch bei den Nachbarn erinnert äußerlich nichts mehr an Zoran. Davon ist Bützow noch manch Mauersteine, Dachziegel und Fassadenfarbe entfernt. Die größten Schäden sollen bis Jahresende beseitigt sein, sagen Bürgermeister Grüschow und Architekt Böhnke. „Wir sind auf einem guten Weg.“ Ausgabe 3 | 2015

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LEBEN

Wir zeigen unsere Schätze! Wahre Schätze werden in Stralsund zu sehen sein. Was für eine Geschichte, meinen unsere Gastautoren. Und was für eine Kunst!

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wei Schätze und wir wissen: Beide sind sagenumwoben. Den einen fanden Fischer nach Sturmfluten in den Jahren 1873/1874 auf der Insel Hiddensee, den anderen entdeckten Forstarbeiter 1905 in einem Wald bei Peenemünde auf Usedom. 16 Schmuckstücke und 8 Armringe: Seit Jahrzehnten befinden sich die goldenen Funde im Besitz der Hansestadt Stralsund und sind nur zu besonderen Anlässen aus dem Tresor geholt worden. Das soll sich jetzt ändern – und darüber freuen wir uns sehr. Vom 12. Dezember an werden die Goldschätze im Stralsund Museum gezeigt. Nicht mehr in Kopie, sondern als Originale. Allein die Strandfunde sind einzigartig. Darunter befinden sich ein Halsreif, eine Scheibenfibel, größere und kleinere Kreuze samt Zwischengliedern. In den Jahren 970/980 gefertigt. Goldgewicht: 598,2 Gramm. Um fast jedes Stück ranken sich Mythen. Der dänische König Harald Blauzahn wurde mit dem Schatz in Verbindung gebracht, die Scheibenfibel gehörte vermutlich einer reichen Wikingerin. Die Stücke haben uns längst nicht alle Geheimnisse preisgegeben. Was wir aber sagen können: Was für eine Geschichte! Und was für eine Kunst! Der Hiddensee-Schmuck zählt zu den größten bekannten Edelmetallschatzfunden der Wikingerzeit und ist bestes Beispiel für die Goldschmiedekunst des 10. Jahrhunderts, entstanden vielleicht auf Jütland oder im wikingischen Haithabu. Unsere Erfahrung ist: Der Goldschmuck wurde immer wieder als Glanzpunkt internationaler Ausstellungen bewundert. 14 Ausgabe 3 | 2015

Zuletzt im Dänischen Nationalmuseum, im Britischen Museum und im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin. Auf diese Weise konnte der Fund über Grenzen hinweg die Schönheit und die Kunstfertigkeit vergangener Zeiten vermitteln und das Bewusstsein für unser reiches Kulturerbe wecken. Ein Kulturerbe, das auch Stralsund prägt. Deshalb passt diese Ausstellung in unsere Stadt. Stralsund war schon im Mittelalter eine Perle in der Krone der Hanse, hatte Kirchen aus Backstein, beeindruckende Klöster und Kaufmannshäuser. Der Grundriss – gefügt aus Straßen, Plätzen, Grundstücken und Quartieren – hat sich über Jahrhunderte hinweg erhalten und ist ein lebendiges Zeugnis für eine Seehandelsstadt. 2002 wurde die historische Altstadt – gemeinsam mit Wismar – in die Welterbeliste der Unesco aufgenommen. Und hinter einer dieser historischen Mauern kann man alles über die wechselvolle Geschichte Stralsunds erfahren – und zwar im einstigen Dominikanerkloster St. Katharinen. Im Fokus der Ausstellung stehen Handel und Handwerk von der Frühgeschichte bis zur Gegenwart. Sechs neue, thematisch gestaltete Räume stehen dafür zur Verfügung. Los geht es im Dezember. Und dort, wo es besonders glänzt, dort werden die Goldschätze gezeigt. Glänzende Aussichten für unsere Besucher. Herzlich willkommen!

Unsere Gastautoren: Dr. Andreas Grüger leitet seit 1989 das Kulturhistorische Museum, das heutige Stralsund Museum. Steffi Behrendt ist die Welterbe-Managerin der Hansestadt Stralsund.


LEBEN

Fotos S. 14: 1/2 Hansestadt Stralsund, Volkmar Herre; 2/4 Hansestadt Stralsund, Peter Koslik

Fotos S. 15: 1/4 Lars Hoffmann, 2/4 Locaboat, 3/4 Bert Burchett, 4/4 Hendrick Silbermann

Wunderbarer Herbstmorgen in der Mecklenburgischen Seenplatte. Das Land der 1.000 Seen bietet viele weitere Glücksmomente.

Indian Summer

Die Mecklenburgische Seenplatte im goldenen Herbst

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ennen Sie das Land der 1.000 Seen, Heimat der Bootshäuser und Hausboote? Exakt sind es 1.117 Seen mit über einem Hektar Größe. Die letzte Eiszeit hinterließ eine unverwechselbare Wasser- und Naturlandschaft rund um die Müritz – größter See innerhalb Deutschlands. Wenn das UNESCO-Welterbe „Alte

Buchenwälder“ in Serrahn sich in buntes Herbstlaub kleidet und Kraniche sich sammeln, dann sind Sie mit Rucksack & Pilzmesser, Fahrrad & Fernglas oder Kanu & Angelrute perfekt ausgerüstet, um den Indian Summer zu erleben. Gutsherren und -frauen von heute laden zu Gutsküchenwochen ein und in kleinen Häfen treffen sich Skipper und Bootekucker zum Fischbrötchenessen. An jedem der über 1.000 Seen warten einsame Bootsstege nur ... auf Sie.

Hier kommt der Indian Summer! Alle Herbsttipps rund um Kranich, Farbenfest der Buchenwälder und Streuobstwiesen erzählen wir im Internet auf www.1000seen.de/herbst weiter.

IMPRESSUM Herausgeber Landesmarketing MV Peter Kranz-Glatigny (V. i. S. d. P.) Schloßstraße 2–4, 19053 Schwerin Telefon: +49 385 588-1090 Telefax: +49 385 588-1097 E-Mail: info@mv-tut-gut.de www.mecklenburg-vorpommern.de www.mv-tut-gut.de www.studieren-mit-meerwert.de Redaktion / Gestaltung fachwerkler – Konzeption und Grafikdesign GbR www.fachwerkler-grafik.de Druck Frank Druck GmbH & Co. KG Auflage 275.000

Hinweis zum generischen M ­ askulinum Aus Gründen des Platzes und der Les­barkeit wird an Textstellen, an denen von geschlechtlich gemischten Personengruppen die Rede ist, das generische Maskulinum verwendet.

Gastgeberkatalog & Broschüre Urlaubs-Tipps sowie weitere Informationen einfach per E-Mail info@mecklenburgische-seenplatte.de oder telefonisch 039931/538-0 nach Hause bestellen. Ausgabe 3 | 2015

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Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

WELT trifft KULTURERBE. HIER IM LAND ZUM LEBEN.

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