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Ribe
Dänemarks älteste Stadt und einst eine wichtige Hafenstadt. Die alten Häuser von Ribe sind sehr gut erhalten. Mitten in der Stadt liegt der Dom und die Spuren der Wikingerzeit finden sich sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadt.
Ribes schöne Straßen Foto: Wasabi Film
Während die Wikinger die schwierigen Bedingungen in dem Gebiet fürchteten, wo die Nordsee nördlich von Blåvand auf die Westküste trifft, waren die Gewässer im Windschatten der Wattenmeerinseln viel friedlicher und für die Wikinger bei ihrem Landgang zugänglicher. Sie wählten daher eine Furt am Fluss Ribe Å, die etwas über dem flachen Land lag, und erbauten hier Anfang des 8. Jahrhunderts einen Handelsposten, der schließlich zur Stadt Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks, wurde.
Der Handelsposten hatte eine günstige geografische Lage im Verhältnis zu anderen wichtigen Märkten in England und im fränkischen Reich im Westen Europas, sodass Ribe allmählich zum Tor Skandinaviens in den Westen wurde. Hier herrschte ein reger Handel mit den verschiedensten Gütern, von Kämmen aus Knochen und Schmuck mit Glasperlen bis hin zu Krügen, Werkzeugen, Schuhen und nicht zuletzt Rindern, die vom saftigen Gras der Salzwiesen profitierten, bevor sie für den Export verschifft wurden.
Ribe erhielt auch eine zentrale Bedeutung bei der Verbreitung des Christentums in Dänemark, als der Missionar Ansgar, der aus Frankreich stammte und Bischof in Hamburg gewesen war, Mitte des 9. Jahrhunderts die Erlaubnis erhielt, eine Kirche in Ribe zu bauen. 300 Jahre später, etwa im Jahre 1150, begann der Bau des Doms, der heute in Ribe steht.
Während des gesamten Mittelalters war Ribe eine wichtige Handelsstadt. Nach dem Verlust von Sønderjylland (Nordschleswig) an Deutschland im Jahr 1864, war Ribe isoliert und die Entwicklung stand still, während die neu errichtete Hafenstadt Esbjerg im Norden immer weiter wuchs. Allerdings konnte Ribe dadurch seine Altstadt bewahren. Die mittelalterlichen Straßenzüge sind fast intakt geblieben und ziehen heute Tausende von Gästen aus dem In- und Ausland an.
Sturmflutsäule
Mit ihrer vergoldeten „Kappe“ ähnelt die Sturmflutsäule in Ribe den Anlegepfählen für die Gondeln in Venedig, und das ist auch gar nicht so weit hergeholt, denn die Säule in Ribe wurde wahrscheinlich von diesen Pfählen inspiriert, während das Vorbild für die Dekoration die Säulen in einer Schatzkam
Sturmflutsäule in Ribe Foto: Wasabi Film Maritime Tage in Ribe im Juli Foto: Wasabi Film
mer in Mykene in Griechenland ca. 1300 v. Chr. waren.
Kupferringe um die Säule zeigen, wie hoch das Wasser während der schwersten Sturmfluten aller Zeiten gestanden hat. Am Schlimmsten war es 1634, als das Wasser bei einem plötzlich einsetzenden Orkan auf 6,01 m über den normalen Wasserstand stieg. Die ganze Stadt war überschwemmt, und im Dom kann man an der Säule, die die Kanzel trägt sehen, wie hoch das Wasser im Dom stand, nämlich 1,70 m über dem Boden. Die Sturmflutsäule steht am Hafen auf der Skibbroen.
Skibbroen
An der Skibbroen stehen Seite an Seite kleine Häuser mit Blick zum Ribe Å, wo die Wikinger im 8. Jahrhundert einen Handelsposten errichteten. Ihre großen Schiffe konnten nicht durch den inneren Teil des Wattenmeeres bis ganz nach Ribe fahren, sodass sie ihre Waren das letzte Stück auf Lastkähnen mit flachem Boden zum Kai transportierten.
Ribe Domkirke
Die Türme des Doms von Ribe erheben sich als Wahrzeichen der alten Domstadt. Sie sind schon von weitem zu sehen, und wenn
Sie Städte wie Brügge und Gent in Belgien oder andere Städte in den Niederlanden besucht haben, erkenne Sie eine gewisse Ähnlichkeit mit den Türmen in diesen Städten. Dies ist kein Zufall, denn die Händler aus Ribe kamen viel herum – sowohl in den Wattenmeerländern als auch weiter im Hinterland im fränkischen Reich.
Etwa 1150 wurde mit dem Bau einer Kirche aus vulkanischem Tuffgestein begonnen, das wahrscheinlich aus einem Steinbruch am Rhein südlich von Köln stammt. Es geschah zu einer Zeit, als der erste Bischof dieser Kirche, Elias, aus Flandern, dem heutigen Belgien, kam. Es gab also jede Menge Einflüsse von außen, als man mit dem Dombau begann, der 100 Jahre dauern sollte. 1283 begann der Bau des quadratischen Turms, des sogenannten Bürgerturms, der einen noch höheren Turm ersetzte, der am Weihnachtstag 1283 abgestürzt war und mehrere Bürger der Stadt unter sich begraben hatte. Nach 50 Jahren Bauzeit war der Bürgerturm fertig. Die Kirche teilte sich den Turm mit den Bürgern, die dort die großen Strurmglocken der Stadt anbrachten, mit denen die Einwohner vor einer herannahenden Sturmflut gewarnt wurden.
Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1597, der Prospekt der großen Orgel aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und es sind etwa 100 Grabplatten erhalten, die entweder an den Wänden der Seitenschiffe stehen oder noch in den Boden eingelassen sind.
In den Jahren 1882-1904 wurde der fast verfallene Dom bis auf den Chor umfassend restauriert. Die Ausgestaltung des Chors wurde mehrmals begonnen und wieder aufgegeben, bis der Künstler Carl-Henning Pedersen 1982 damit beauftragt wurde. Das Ergebnis löste eine hitzige Debatte im ganzen Land aus, zog aber später viele Gäste an, die es mit eigenen Augen sehen wollten.
An der Südseite des Doms stehen drei Statuen von Männern, die für Ribe, aber auch für die dänische Geschichte von entscheidender Bedeutung waren: Ansgar, der ca. 860 die erste Kirche in Ribe und damit in Dänemark errichten ließ, Hans Tavsen, ein Schüler Luthers, der Bischof von Ribe und Refor
Offene Schleusentore an der Kammerslusen Foto: John Frikke Blick auf Ribe. Dom mit Skibbroen im Vordergrund
mator in Dänemark wurde, und schließlich Bischof Hans A. Brorson, einer der größten dänischen Psalmendichter.
Kannikegården
2012 wurden bei Ausgrabungen Überreste des alten Kanonikerklosters gefunden, das sich neben dem Dom befand und Ende des 12. Jahrhunderts abbrannte. Die Ruinen, die wahrscheinlich vom Speisesaal des Klosters stammen, befanden sich genau dort, wo der Bau eines neuen Gemeindehauses für die Domgemeinde geplant war. Daher wurden die Architekten von Lundgaard & Tranberg beauftragt, die Ruinen so zu erhalten, dass sie in dem neuen Gebäude sichtbar sind. Seit der Einweihung 2016 kann man also die Überreste des alten Klosters und damit eines der ältesten Backsteingebäude Dänemarks in einem Teil des Neubaus besichtigen, der Neues und Altes vereint.
Torvet, over for Domkirken
Museum Ribes Wikinger
Früher versorgte das vieleckige Gebäude Ribe und die Umgebung mit Strom, heute erzählt das Haus von der Zeit, in der die Wikinger einen großen und bedeutenden Handelsposten an einer Furt am Fluss Ribe Å errichteten und damit den Grundstein für Dänemarks erste Stadt, Ribe, legten.
Die obersten Bodenschichten in Ribe waren eine Fundgrube für Archäologen, die dort zahlreiche Funde, nicht zuletzt aus der Wikingerzeit, gemacht haben und immer noch machen. Das Museum bildet den Rahmen für eine beeindruckende Sammlung, die über das Leben und
AUSERDEM
Jacob A. Riis Museum
Viele der von Jacob A. Riis angefertigten dokumentarischen Fotos der New Yorker Slums lagen viele Jahre lang versteckt in seinen beiden Häusern in den USA. Glücklicherweise fand sein Sohn sie Mitte der 1940er Jahre, und heute bilden einige von ihnen den Grundstock des Jacob A. Riis-Museums, das 2019 in seinem Geburtsort Ribe eingeweiht wurde.
Jacob A. Riis hat um das Jahr 1900 herum Dinge in der amerikanischen Gesellschaft verändert. Er war 1870 in die USA ausgewandert und lebte dort die ersten drei Jahre im Slum von Manhattan, die meiste Zeit hungrig und arbeitslos. Zufällig landete er bei einer Presseagentur, wo er Artikel schreiben sollte, was er sehr gut konnte. Er stieg auf und wurde berühmt für seine vielen Artikel über die Slums der Stadt und seine späteren epochalen Fotos. Er wurde ein Freund des späteren Präsidenten Theodore Roosevelt, der Jacob A. Riis „den idealen Amerikaner“ nannte.
Das Museum befindet sich im Geburtshaus von Jacob A. Riis im Zentrum von Ribe. Hier werden seine Fotos gezeigt und seine Geschichte erzählt, u. a. in einem kleinen, sehr emotionalen Film.
Sortebrødegade 1 jacobariismuseum.dk
HEX! – ein Hexenmuseum
Im Sommer 2020 wird ein weiteres Museum im schönen alten Quedens Gaard eröffnet, in dem sich das Jacob A. Riis Museum befindet. Es ist das Museum HEX!, in dem es um Hexen geht. Dänemarks wahrscheinlich berühmteste Hexe Maren Spliid wurde 1641 in Ribe verbrannt, und das Museum erzählt ihre Geschichte, aber auch die anderer Hexenprozesse und informiert über die Hexenverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert.
Ribe Kunstmuseum
Im 19. Jahrhundert entstanden auf private Initiative mehrere Kunstmuseen, denn nun sollten die Bürger des Landes durch die bildende Kunst aufgeklärt werden. Die Familie Giuertz war sehr wohlhabend. Sie besaß eine Baumwollfabrik und eine Dampfweberei und baute mitten in der Stadt eine große Villa. Als die Familie Ribe verließ, wurde in der schönen Villa ein Kunstmuseum eingerichtet, das bis weit ins 20. Jahrhundert hinein von ehrenamtlichen Kräften betrieben wurde. Die ständige Sammlung umfasst Kunst von 1750 bis 1950. Darüber hinaus gibt es jedes Jahr Sonderausstellungen.
Sct. Nicolaj Gade 10 ribekunstmuseum.dk
die vielen Waren erzählt, die durch Ribe gegangen sind. Dazu gehören u. a. Gefäße und Utensilien, Silberwaren sowie 839 Glasperlen, die in der Abfallschicht des Marktes gefunden und als Schmuck auf Schnüre gezogen wurden.
Odins Plads 1 ribesvikinger.dk
Ribe VikingeCenter
Hühner laufen umher, Kühe kauen wider, während der Falke auf dem Arm des Falkners sitzt. Handwerker und Händler sind auf dem Markt beschäftigt, und die Gäste des Ribe VikingeCenters genießen die vielen Eindrücke, denn hier können sie sehen, wie Schmiede, Holzschnitzer, Münzer und viele andere zu der Zeit arbeiteten, als Ribe um 710 noch in den Kinderschuhen steckte.
Etwas südlich von Ribe liegt das Ribe VikingeCenter, das auf der Grundlage der zahlreichen Ausgrabungen und archäologischen Funde in Ribe die Geschichte der Wikinger und der Entwicklung der Stadt erzählt, vom frühen Handelszentrum über Rekonstruktionen von Wikingerhäusern von 825 bis hin zu einer Reproduktion der Ansgar-Kirche, wie sie wahrscheinlich 860 ausgesehen hat.
Lustrupvej 4 ribevikingecenter.dk
Auf der Skibbroen in Ribe kann man jedes Jahr u. a. eine Wikingerwerkstatt erleben Fotos: Wasabi Film
Das Design der Architektin Dorte Mandrup spiegelt die umliegende Landschaft wider und stellt eine Verbindung zur Architekturgeschichte der Wattenmeerkultur her. Foto: Adam Mørk
RUNDT UM RIBE
Kammerslusen
1911 begann der Bau des Großprojekts, bei dem zum einen zwischen Vester Vedsted und Darum, südlich von Esbjerg, ein 15 km langer und 4 m hoher Deich errichtet und zum anderen an der Mündung des Ribe Å ins Wattenmeer eine Schleuse mit zwei Kammern erbaut werden sollte. Bagger konnten zwar helfen, aber es musste noch viel von Hand getan werden, was starke Männer erforderte, wie ein Journalist in der Zeitung Ribe Stiftstidende feststellte, wo er über die dänischen und polnischen Arbeiter schrieb:
„Die Arbeiter, lauter zähe, sehnige Kerle – weniger starke Leute würden das hier überhaupt nicht schaffen – arbeiten in dem zähen Matsch, dass die Werkzeuge krachen.“
Im November 1911 wurden die Bauarbeiten kurz unterbrochen, als eine Sturmflut den Deich an mehreren Stellen durchbrach und Ausrüstung und Wohnunterkünfte der Arbeiter weit ins Hinterland gespült wurden. Aber 1912 war die Schleuse dann fertig und wurde zu einer wichtigen Touristenattraktion. Um 1930 wurden einige kleine Ferienhäuser am Ufer des Flusses gebaut, und es entstand eine bunte Ferienhauskolonie, von der aus man segeln, fischen und jagen konnte.
WattenmeerZentrum
Ein größerer Vogelschwarm steht auf Pfählen im Wattenmeer-Zentrum. Diese sind aus Holz. Erst wenn man durch eines der Ferngläser schaut, bekommt jeder einzelne Vogel sein eigenes Leben im Wattenmeer. Das Erleben der Zugvögel ist nur eines der Erlebnisse im Wattenmeer-Zentrum, das voller Geschichten über das Leben draußen im Wattenmeer ist. Über den Zug der Vögel von Nord nach Süd und umgekehrt, über die kleinsten Tiere, die den Vögeln besonders schmecken, und über das größte Raubtier des Wattenmeeres, das sonst so niedlich aussieht: die Robbe. Auf dem Hof des Museums wurde ein Tundra-Garten angelegt.
Es sind nicht nur die Ausstellungen des Museums, die begeistern, sondern auch die Architektur des Museums. Mit seinem Reetdach und den großen und leicht schrägen Linien passt es perfekt zur Natur und zu seinem Inhalt. Deshalb wurde das von der Architektin Dorte Mandrup entworfene Museum, das 2017 eingeweiht wurde, für den European Museum Award 2020 als europäisches Museum des Jahres nominiert.
Okholmvej 5, Vester Vedsted vadehavscentret.dk