EDITORIAL
INHALT
Überlebensinseln der Natur: Wir schauen drauf!
II
Vorwort
III
Natur freikaufen zur Rettung unseres Naturerbes SPONSORING
Österreichs Landschaft ist vielfältig und reich an unterschiedlichsten Lebensräumen. Sie ist jedoch sehr stark durch die land- und forstwirtschaftliche Nutzung, durch Siedlungen, Gewerbegebiete oder Verkehrswege geprägt. Abseits der großen Schutzgebiete und der Gebirgsregionen sind naturnahe Lebensräume nur mehr selten zu finden. Der Naturschutzbund hat es sich deshalb schon früh zur Aufgabe gemacht, Naturjuwele durch Ankauf zu sichern. Inzwischen ist er Eigentümer und Pächter von mehr als 1.700 Überlebensinseln für Tiere und Pflanzen – von Trockenrasen über Feuchtwiesen, Moore, Teiche, Waldsteppen bis zu (Au)Wäldern und freifließenden Flüssen. Wir präsentieren Ihnen mit dieser Infobroschüre unsere Aktivitäten im Naturfreikauf. Damit wollen wir Bleibendes für Generationen schaffen. Ingrid Hagenstein Chefredakteurin
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Firmensponsoring: Naturfreikauf mit dm
IX
Firmensponsoring: Talwiese Bonisdorf/ Raiffeisen Klimaschutz-Initiative
X
Mediensponsoring: Trummerlahn-Auwald
XI
Mediensponsoring: Feuchtwiese in der Langen Luss
XII
Privatsponsoring: Orchideenwiese Eschenau
XIII
Privatsponsoring: Heilziest-Wiesenknopf-Wiese Muttendorf
XIV
Stiftung für Natur
XVI
OÖ | Iriswiese bei Neumarkt im Mühlkreis
XVII
OÖ | Feuchtwiese an der Maltsch
XVIII
ST | Iris-Narzissenwiesen bei Trautenfels
XIX
ST | Schmetterlingsinsel bei Bierbaum
XX
B | Halbtrockenrasen-Komplex Kleinhalbjoch
XXI
B | Halbtrockenrasen am Marzer Kogel
XXII
S | Biotop Flatscherfeld im Pinzgau
XXIII
S | Buchberggipfel bei Mattsee
XXIV
NÖ | Pischelsdorfer Fischawiesen
XXV
NÖ | Silikattrockenrasen Fehhaube-Kogelsteine
XXVI
K | Gladiolenwiese Oberschütt | Standort der Gelben Alpenrose | Standort der Frühlingslichtblume
VORZEIGEBEISPIELE Landesgruppen und önj:
XXVIII ÖNJ | Ökoinseln: Feuchtparadies Mühlauer Fuchsloch | Schachblumenwiese Hagensdorf
Für Fragen zum Naturfreikauf steht Projektleiter Mag. Gernot Neuwirth zur Verfügung: gernot.neuwirth@naturschutzbund.at T +43/(0)662/64 29 09-20
XXX
V | Flachteich im Lauteracher Ried | Streuwiese „Im Porst“
XXXI
Spuren hinterlassen
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Aufruf | Natur freikaufen, Bleibendes schaffen!
IMPRESSUM
Titelbild: Bunte Blumenwiese im Lungau | Wolfgang Schruf
II
Herausgeber, Eigentümer, Verleger: | naturschutzbund |, Museumsplatz 2, 5020 Salzburg, T 0043/(0)662/64 29 09 Redaktionsleitung: ChefR Ingrid Hagenstein (HA), T +43/(0)662/64 29 09-13, natur-land@naturschutzbund.at Redaktionsmitarbeit in dieser Beilage: Mag. Sylvia Auer (önj), Dr. Hannes Augustin, Mag. Bianca Burtscher, Mag. Barbara Dillinger, Oliver Gebhardt (önj), Dr. Johannes Gepp, Mag. Margit Gross, Mag. Dr. Helmut Höttinger, Mag. Andreas Jedinger, Julia Kropfberger, Mag. Klaus Kugi, Josef Limberger, Mag. Birgit MairMarkart, Mag. Dr. Klaus Michalek, Mag. Gernot Neuwirth, Mag. Gabriele Pfundner, David Priller, Feri Robl, Dr. Norbert Sauberer, Gerhard Schmiedhofer, Dr. Martin Schwarz, DI Stefan Weiss Präsidium: Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman Türk (Präsident), Hildegard Breiner, Prof. Univ.-Doz. Prof. Dr. Johannes Gepp, Univ.-Prof. Dr. Walter Hödl (Vizepräsidentin/en) Satz, DTP-Layout, Druckvorstufe: Ingrid Hagenstein Druck: Bubnik Druck, 5323 Ebenau, Am Kirchberg 1. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem zertifiziertem Papier.
Offenlegung laut Mediengesetz: natur&land ist eine konfessions- und parteiungebundene Zeitschrift, die seitens des | naturschutzbund | herausgegeben wird. Redaktionelles Ziel: Kritische Information zu Fragen des Natur- und Umweltschutzes. Salzburger Sparkasse, 5020 Salzburg, IBAN AT342040400000018069, BIC SBGSAT2SXXX Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Autors wieder und decken sich nicht unbedingt mit der Redaktion und der des Herausgebers. Im Sinne der Vereinfachung können u. U. geschlechtsspezifische Endigungen weggelassen werden. Selbstverständlich sind immer beide Geschlechter angesprochen.
ISSN: 0028-0607 DVR 0457884
Der | naturschutzbund | ist Mitglied der Weltnaturschutzorganisation „International Union for Conservation of Nature“
Beilage zur Herbstausgabe | natur&land | 101. JG. – Heft 3-2015
NATUR FREIKAUFEN zur Rettung unseres Naturerbes
Der Schwarzfleckige AmeisenBläuling Phengaris (Maculinea) arion, eine Rote-Liste-Art, ist ein Beispiel dafür. Er braucht Magerwiesen mit Thymian, Dost und Knotenameisen für seine Raupenentwicklung. Genau solche Wiesen liegen in unserem Fokus. Denn im Burgenland gilt der Bläuling derzeit als ausgestorben, während er in der Steiermark und NÖ noch fliegt. Durch Ankauf geeigneter Flächen und mit gezielten Pflegemaßnahmen kann es gelingen, seinen Lebensraum wiederherzustellen. Foto: Helmut Höttinger
eit Jahrzehnten bringt der | naturschutzbund | bedrohte Naturflächen in seine Obhut. Da die Natur immer mehr auf Restflächen zurückgedrängt wird, genießt der dauerhafte Schutz dieser Überlebensinseln für Tiere und Pflanzen höchste Priorität. Der „sicherste“ Weg dazu ist der Naturfreikauf.
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Beilage zur Herbstausgabe | natur&land | 101. JG. – Heft 3-2015
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NATURFREIKAUF
äglich gingen in den letzten Jahren in Österreich durchschnittlich 20 ha Boden, das sind ca. 30 Fußballfelder, für die Natur verloren. Pro Jahr entspricht das etwa der Fläche der Stadt Salzburg. Grund dafür sind einerseits die überbordende (Zer)Siedlungs- und Verkehrstätigkeit, andererseits die Intensivierung in der Land- und Forstwirtschaft: Rationalisierungsmaßnahmen wie neue Landbaumethoden und Erntetechniken bis hin zum Pestizideinsatz bewirkten, dass mehr und mehr wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen verschwunden sind. Damit verbunden haben sich auch die Versickerungsflächen für Niederschläge reduziert und die Hochwassergefahren massiv erhöht. Mit der Vielfalt der Lebensräume ging auch die Artenvielfalt verloren und die Natur zieht sich auf Restflächen zurück. Hier greift der Naturschutzbund schützend ein, indem er solche Flächen kauft oder pachtet und betreut.
T
Übersicht über die gekauften und gepachteten Grundstücke von | naturschutzbund | und önj (Stand August/2015)
Landesgruppe
Gebiete
Parzellen
ca. Größe (ha)
Kärnten
60
401
369,00
Oberösterreich
88
212
348,00
Steiermark
230
527
220,00
Salzburg
100
130
140,00
Burgenland
70
265
85,00
Niederösterreich
30
139
47,00
Tirol
4
4
5,00
Vorarlberg
3
3
0,23
40
40
160,00
625
1.721
ca. 1.374,00
Naturschutzjugend Summe
www.naturfreikauf.at
Aktuell sind es 1.719 Flächen in ganz Österreich mit einer Gesamtfläche von 1.360 ha, die der Naturschutzbund besitzt oder gepachtet hat. Die meisten Grundstücke liegen in der Steiermark, während sich flächenmäßig die meiste „freigekaufte Natur“ in Kärnten und Oberösterreich befindet. Auch die Naturschutzjugend (önj) konnte bereits 160 ha wertvollen Naturraum retten.
NATURFREIKAUF-WEBSITE KARTENDARSTELLUNG (Abb.): Hier finden Sie unsere Naturflächen in einer Google Maps-Darstellung mit Zoomfunktion. Fürs Erste wurden die Flächen postleitzahlengenau verortet, eine Geo-Referenzierung folgt. Sofern vorhanden, kommen Sie mit einem Link zu den ausführlichen Flächenbeschreibungen bzw. zu Bildern der Grundstücke.
LISTENDARSTELLUNG: Hier finden Sie unsere Naturflächen in Tabellenform. Mit einem Klick aufs Bundesland kommen Sie direkt zu den gewünschten Flächen.
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Die Brunnlust in NÖ gehört zu den ersten Flächen, die der Naturschutzbund in Österreich angekauft hat. Foto: Norbert Sauberer
100 Jahre Naturfreikauf Schon das Geburtsjahr des Naturschutzbundes ist eng verknüpft mit einem Grundstückserwerb: 1913 kaufte der Vorläuferverein des Naturschutzbundes, der „Verein Naturschutzpark“, in den Hohen Tauern 11 km² Grund im Stubachtal für einen „Alpenschutzpark“. Aufgrund von Kraftwerksplanungen wurden diese Flächen gegen Gebiete im Ober- und Untersulzbachtal eingetauscht – sie bildeten den Kern des späteren Nationalparks Hohe Tauern. 1936 pachtete der Naturschutzbund die erste Salzlacke am Neusiedler See. 1951 kaufte er in der „Feuchten Ebene“ mit dem Quellniedermoor „Brunnlust“ die erste Fläche in Niederösterreich frei. 1965 startete der Naturfreikauf in Kärnten mit dem Erwerb des Höflein-Moores. Durch die „Aktion Wiedehopf“ kam dort 1970 die Rettung bedrohter Natur durch Grundstückserwerb richtig in Schwung: Einzigartige Naturjuwele, wie die Standorte der Illyrischen Gladiole, der Gelben Alpenrose oder der Frühlingslichtblume wurden von da an zugekauft. 1974 begann schließlich die Naturfreikauf-Aktion auch in der Steiermark. Ende der 1990er Jahre gelang der Ankauf des 11 km (!) langen, aufgelassenen Dammes der ehemaligen Sulmtalbahn, der vom Naturschutzbund in Folge zur „längsten Hecke Österreichs“ gestaltet wurde.
Die Erhaltung von Wildnis- und Evolutionsflächen ist eine der Triebfedern für den Ankauf. Die Ehrenpreiswiesen im Stremtal sind ein Beispiel dafür. Foto: Wolfgang Schruf
Gemeinsam Bleibendes schaffen Für den Naturschutzbund gibt es die unterschiedlichsten Beweggründe, Natur freizukaufen: Schutz vor Zerstörung – besonders wenn Gefahr in Verzug ist – Erhalt von Wildnis- und Evolutionsflächen, notwendig gewordene Renaturierungen, Anlage von Trittsteinbiotopen, Arrondierung bereits im Besitz befindlicher Flächen und manchmal auch strategische Ankäufe, sog. „Sperrgrundstücke“, etwa um bestehende Flächen zu vergrößern oder möglichen Zerstörungen vorzugreifen. Durch Pacht oder Kauf dürfen letztlich nur so viele Flächen neu hinzukommen, wie der Naturschutzbund auch optimal im Sinne der Natur zu pflegen im Stande ist. Die Entscheidung, welche Flächen angekauft werden, erfolgt dezentral in den Orts-, Bezirks- und Landesgruppen des Naturschutzbundes. Die dortigen Biologen haben nicht nur das nötige fachliche Wissen dafür, sondern sind auch erfahren, wenn es um Gespräche mit den Grundstücksbesitzern geht.
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Der Kauf ist das eine, die Pflege das andere: Hier ist die Bezirksgruppe Oberwart auf einer Magerwiese bei Eisenberg im ehrenamtlichen Pflegeeinsatz. Foto: Klaus Michalek
Nach dem Ankauf beginnt die Arbeit Der Erwerb eines Grundstückes bringt eine große Verantwortung mit sich, denn viele der gekauften Naturparadiese müssen regelmäßig gepflegt werden. Ist der Ankauf eines Grundstückes geschafft, beginnt nun erst die eigentliche Naturschutzarbeit: Niedermoore müssen entbuscht, Amphibientümpel angelegt, Streuwiesen schonend gemäht oder Trockenrasen mit Schafen und Pferden beweidet werden. Dort, wo ein Ankauf nicht möglich ist, wird versucht, zumindest über einen Pachtvertrag das Gebiet naturschutzfachlich optimal zu bewirtschaften. Zahlreiche Menschen stellen ihre Zeit für die ehrenamtliche Pflege der Flächen zur Verfügung. Der Naturschutzbund sichert die fachliche Betreuung und die benötigten Ressourcen, angefangen vom Werkzeug bis hin zur Jause. Dies kostet natürlich Geld, das teilweise über ÖPULFörderungen (umweltgerechte Pflegeprämien), über Naturschutzprojekte der Ländlichen Entwicklung oder FFH-Biotopschutzprogramme (Landschaftspflegefonds) bereitgestellt wird. Vielfach kann es aber nur durch das Engagement von Mitgliedern und Spendern aufgebracht werden. Zahlreiche Wiesen, die der Naturschutzbund angekauft oder gepachtet hat, werden von bezahlten Landwirten oder Landschaftspflegern bewirtschaftet.
Was passiert mit den freigekauften Flächen? Sobald sich eine Fläche im Besitz einer Landesgruppe befindet, bestimmt diese, was zu tun ist. Biologen untersuchen das Grundstück und erstellen einen Managementplan, wie die Fläche im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit am besten betreut werden kann. Bei manchen Lebensräumen ist es am besten, wenn sie sich selbst überlassen bleiben. Hier genügt ein gelegentlicher Kontrollbesuch. Andere hingegen – und das sind die meisten Flächen – müssen gepflegt werden, um ihren Zustand zu erhalten: Damit Niedermoore, Streuwiesen oder Trockenrasen nicht zuwachsen, muss regelmäßig entbuscht bzw. gemäht werden. Um das Überleben von Amphibien zu sichern, legt der Naturschutzbund immer wieder Tümpel an oder bringt begradigte Bachläufe wieder in ihren natürlichen Zustand. Nur so ist garantiert, dass die Naturräume auch für kommende Generationen erhalten bleiben.
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NATURFREIKAUF Unterschiedliche Schwerpunkte in den Bundesländern Die Zielsetzungen beim Flächenankauf variieren von Landesgruppe zu Landesgruppe: Im Burgenland stehen beispielsweise artenreiche (Halb)Trockenrasen und Feuchwiesen im Mittelpunkt, da immer noch viele Blumenwiesen in Äcker umgebrochen werden. In Kärnten hat der Erwerb von Mooren lange Tradition (derzeit ca. 200 Moorflächen), in Salzburg liegt der Fokus auf Anlage, Renaturierung und Betreuung dutzender Kleinstgewässer und Tümpel durch die Biotopschutzgruppe Pinzgau. In Oberösterreich wiederum achtet der Naturschutzbund auf die Sicherung zahlreicher Waldflächen, um möglichst standortgerechte Naturwälder zu erhalten. In den Salzburger und Steiermärkischen Auenlandschaften werden auch „strategische Ankäufe“ getätigt, um die Zerstörung wertvoller Gebiete durch Verbauung zu verhindern – oder zumindest hinauszuzögern. In Vorarlberg und Tirol gestaltet sich der Naturfreikauf leider um einiges schwieriger, räumt doch die Grundverkehrskommission den Landwirten ein Vorkaufsrecht ein, das diese in der Regel auch nutzen.
Die Bamer Sumpfwiese, eine Pachtfläche samt Schilfbestand und Tümpel im Kälberrain bei Stuhlfelden (Salzburg), ist Lebensraum der Gebänderten Prachtlibelle, der Gelbbauchunke und des Rohrkolbens. Die Pflege ist durch Unterstützung von dm gesichert.
WARUM WERDEN FLÄCHEN IMMER WIEDER AUCH GEPACHTET UND NICHT ANGEKAUFT? Prinzipiell versucht der Naturschutzbund wertvolle und zeitgleich bedrohte Gebiete immer anzukaufen, weil er nur so gewährleisten kann, dass die bestmögliche ökologische Betreuung auf Dauer gesichert wird. Dort, wo ein Ankauf nicht möglich ist, versucht der Naturschutzbund zumindest über Pachtverträge das Gebiet naturschutzfachlich optimal zu bewirtschaften. Eine 10.000 m² große Sumpfwiese samt Tümpel und Schilfbestand im Kälberrain im Pinzgau ist ein Beispiel dafür (Fotos).
Fotos v. o.: Wolfgang Schruf (2); Robert Hofrichter (Unke); Feri Robl (Fläche)
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SPONSORING
Der Naturschutzbund braucht zur Verwirklichung seiner Ziele finanzielle Mittel, die nicht allein durch die öffentliche Hand oder Spenden privater Personen aufgebracht werden können. Aus diesem Grund suchen wir starke Partner aus der Wirtschaft – speziell wenn es um den kostenintensiven Ankauf von Grundstücken geht. Dabei stehen die über Sponsorengelder freigekauften Flächen natürlich zur Gänze im Besitz und unter alleiniger Verantwortung des Naturschutzbundes. Wie wichtig die Unterstützung von Firmen beim Naturfreikauf ist, zeigen die folgenden zwei Beispiele.
Firmen Sponsoring
NATURFREIKAUF MIT dm drogerie markt ist Partner der Naturfreikauf-Aktion. Dabei unterstützt er den Naturschutzbund beim Ankauf wertvoller Moore, Wiesen und Wälder in ganz Österreich. Im Rahmen mehrerer Treuepunkte-Spendenaktionen spendeten Tausende dm-Kundinnen und Kunden ihre dm Vorteilswelt-Punkte für den Naturfreikauf. dm wandelte die gespendeten Punkte in bare Münze für Grundkäufe um. as Resultat seit Beginn der Kooperation von Naturschutzbund und dm 2011 kann sich sehen lassen: Insgesamt gelang es dem Naturschutzbund bis dato, 26 großartige Naturräume für Tiere und Pflanzen in sechs Bundesländern mit einer Gesamtfläche von 139.000 m² in seine Obhut zu bringen – als Lebensraum für Laubfrosch, Eisvogel und Co! „Einer unserer Leitsätze ist, als Gemeinschaft vorbildlich im Umfeld zu wirken. Deshalb setzen wir uns laufend mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander“, erklärt dm-Geschäftsführer Harald Bauer. Auch abseits der Corporate Social Responsibility-Initiativen (CSR) sollen viele Maßnahmen dazu beitragen, dass dieser Vorsatz in allen Bereichen und Prozessen des Unternehmens umgesetzt wird.
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Initiative „dm flugland“ mit Kundeneinbindung
Harald Bauer (dm) und Birgit Mair-Markart bei der Besichtigung einer Fläche. Foto: movea-APA-Buchacher
Mit der heuer neu eingeführten Aktion „dm flugland“ knüpfte dm an die langjährige Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund und an die Erfolgsgeschichte der gemeinsamen Kooperation „Natur freikaufen“ an. Bis Mai 2015 konnten dm Kunden auch heuer wieder ihre dm active beauty Vorteilsweltpunkte für die Natur spenden. Diesmal standen die immer seltener anzutreffenden Schmetterlinge im Mittelpunkt. Sie tragen nicht nur zur Blütenbestäubung bei, sondern zeigen als sog. „BioIndikatoren“ die Qualität ihrer Lebensräume auf. Werden diese zerstört oder verändert, verschwinden auch die Schmetterlinge.
Bilanz der dm NaturfreikaufKooperation 2011-2015: 26 Flächen (50 Parzellen) in sechs Bundesländern mit einer Gesamtfläche von 13,9 ha (139.000 m²) konnten bisher angekauft werden.
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SPONSORING
TALWIESE BONISDORF as Gebiet des trilateralen Naturparks Raab-ŐrségGoričko im Dreiländereck Österreich/Ungarn/Slowenien ist über weite Teile von einer strukturreichen traditionellen Kulturlandschaft mit Weinbergen, Obstgärten, Wiesen und Äckern geprägt. Obwohl die Talböden weitgehend intensiv landwirtschaftlich genutzt werden, finden sich noch artenreiche Wiesen mit reichem Blütenangebot. Genau hier hat der Naturschutzbund mit Unterstützung der „Raiffeisen Klimaschutz-Initiative“ eine große wechselfeuchte Wiese am Klausenbach angekauft (Bild u.) und damt den bereits vom Naturschutzbund angekauften Wiesenkomplex arrondiert. Botanisch kann sie mit einigen Besonderheiten aufwarten, wachsen hier doch Kuckuckslichtnelke, Wiesen-Glockenblume, Großes Mädesüß, Betonie, Gilb- und Blutweiderich u. v. a. m.. Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten nutzen das reichhaltige Blütenangebot. Derzeit wird an einem Managementplan für die naturschutzfachlich bestmögliche Pflege gearbeitet: Mährhythmus und -zeitpunkt, Wahl des optimalen Mähgeräts, Behandlung des Mähgutes und andere Maßnahmen spielen dabei eine wichtige Rolle. In weiterer Folge steht ein Monitoring bezüglich Vegetation und Insektenwelt auf dem Programm.
D
Wiesenkomplex Bonisdorf mit Bachkratzdisteln, Schwarzem Apollo und Lilagold-Feuerfalter Fotos: Klaus Michalek; Helmut Höttinger (Falter)
INITIATIVE Der Naturschutzbund konnte 2015 im Rahmen von „dm flugland“ Blumenwiesen an mehreren Standorten ankaufen: o Feuerfalter-Wiesen in Bonisdorf im burgenländischen Teil des Drei-Länder-Naturparks Raab-Őrség-Goričko mit dem Lilagold-Feuerfalter (Lycaena hippothoe) (Bilder oben) o Steiermark: Waldschmetterlingswiese bei Waltra o Oberösterreich: Feuchtwiese an der Maltsch (Beschreibung Seite 17) o Niederösterreich: Kreuzenzian-Ameisen-Bläulingswiese bei Poysdorf Wo der Ankauf der Wiesen nicht möglich war, werden die Flächen durch langjährige Pacht und nachhaltige Pflegemaßnahmen gesichert: o Eine Enzianwiese im Unkener Heutal in Salzburg bietet dem Hochmoorgelbling, dem Randring-Perlmutterfalter und dem Großen Eisvogel ein Zuhause. o Das Mühlauer Fuchsloch in Tirol als Lebensraum seltener Schmetterlinge wie den europaweit geschützten Gelbringfalter wurde dieses Jahr mit Unterstützung von Volksschülern und Jugendlichen betreut. (siehe Seite 28) Zudem sind in anderen Bundesländern noch weitere „dm flugland“-Projekte in Planung: o Niederösterreich: Ankauf einer Wiese am Reißbach o Vorarlberg: Pflegeeinsatz im Götzner Moos
Daten Größe: 0,412 ha (4.125 m²) Lage: Südburgenland, Naturpark Raab-Őrség-Goričko, Neuhaus/ Klausenbach/Ortsteil Bonisdorf Erwerb: 2015 Betreuung: | naturschutzbund | Burgenland Finanzierung: Raiffeisen Klimaschutz-Initiative (RKI)
Dieser Teil der Talwiese konnte durch die Unterstützung der RKI angekauft werden. Foto: Klaus Michalek
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SPONSORING
Wir brauchen auch Medien, die uns dabei unterstützen, die Naturfreikauf-Aktivitäten zu verbreiten. Ziel ist es, Menschen zu motivieren, bei der Flächensicherung mitzuhelfen.
Medien Sponsoring
TRUMMERLAHN-AUWALD und 1 km Auengewässer an der Trummerlahn befand sich bereits in der Obhut des Naturschutzbundes, als es 2014 dank der ORFSpendeninitiative MUTTER ERDE möglich wurde zwei weitere Auwaldflächen zu erwerben. Diese sind nun weitere Puzzle-Teile zum Erhalt des bedrohten Mur-Auwaldes. Biologen des Naturschutzbundes haben die Flächen bereits eingehend analysiert und Managementpläne für die Betreuung erstellt. Die derzeit effizientesten Schutzmöglichkeiten für Auengewässer ergeben sich durch Grundbesitz, also Kauf! Über MUTTER ERDE konnten auch in NÖ (Seite 24) und im Burgenland Flächen angekauft werden. Flussauen sind die artenreichsten Lebensräume unserer Breiten, vor allem, wenn sie noch über Gewässer vernetzt werden. Dies trifft für die Trummerlahn an der steirischen Grenze zu Slowenien in besonderer Weise zu. Wir unternehmen alles, um dieses Klein-Amazonien für die Nachwelt zu bewahren, existiert in Österreich doch nur mehr weniger als ein Zehntel (2.040 ha) des ursprünglichen Ausmaßes an Auen. Ziel ist es, das uralte Netz der Auenlahnen der Steirischen Grenzmur wieder aufleben zu lassen.
R Steiermark Daten Größe: ca. 1,2 ha Lage: Südoststeiermark, Grenzmur/ Trummerbach, Gemeinde Radkersburg Erwerb: 2014, mit Unterstützung der Umweltinitiative MUTTER ERDE von ORF und führenden österreichischen Umwelt- und Naturschutzorganisationen Betreuung: | naturschutzbund | Steiermark
Dank der Spenden vieler Zuseherinnen und Zuseher konnte wieder ein Stück der Au an der Mur, der Trummerlahn, gerettet werden. Fotos: Johannes Gepp
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SPONSORING Sie ist stark bedroht und deshalb äußerst selten: die Ganzblättrige Waldrebe. Kronenzeitungsleserinnen und -leser haben geholfen, den Lebensraum dieser und vieler weitere Arten in der Langen Luss zu sichern. Foto: Gerhard Egger
Auwälder sind an sich schon besonders gefährdete und besonders schutzwürdige Lebensräume. Sind sie noch von Auengewässern durchzogen, so gelten sie als multifunktionelle Ökozellen. Auengewässer sind die natürlichen Stillgewässeranteile der Auen. Dazu zählen vor allem Fluss-Altarme, Auentümpel und die einst reich verästelten Nebengerinne, die im Zuge von Regulierungen künstlich abgetrennt wurden: die Lahnen. Im Sinne einer aktiven Beteiligung von Naturinteressierten („Mitmachmöglichkeit“) wurden und werden an der Trummerlahn aktive Naturschutzarbeiten mit Studierenden der Uni Graz durchgeführt, wie z. B. Nachzucht und Ausbürgerung von Schmetterlingen, der Bau von Hirschkäferburgen oder das Aufhängen von Nistkästen und Insektenhotels.
Mit ein bisschen Glück kann man auch einen Eisvogel entdecken.
FEUCHTWIESE IN DER LANGEN LUSS
Niederösterreich
ank eines Aufrufs der Kronen Zeitung, die Naturfreikauf-Aktion zu unterstützen, konnte der Naturschutzbund eine Feuchtwiese in der Langen Luss ankaufen. Sie befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu weiteren, von Naturschutzorganisationen angekauften Wiesen. Aufgrund der großen Bedeutung der Langen Luss sollen zusätzliche Flächen folgen. Die Lange Luss ist als einziger Abschnitt der Marchauen nicht abgedämmt und wird somit bei Hochwässern auch heute noch großflächig überschwemmt. Der Fluss kann sich hier bei Hochwasser auf einer Fläche von über 400 ha ausbreiten. Das Besondere an der angekauften Feuchtwiese ist, dass es sich um eine „Sutte“ handelt. Sutten sind zeitweise wasserführende, nasse Bereiche inmitten einer Wiese oder eines Ackers. Sie sind insbesondere für Urzeitkrebse und Amphibien ein wichtiger Lebensraum. Zahlreiche Sutten in den March-Thaya-Auen wurden zugeschüttet oder gingen durch natürliche Anlandungen verloren. Zu erwähnen ist auch die mit der Gewöhnlichen Waldrebe verwandte Ganzblättrige Waldrebe (Clematis integrifolia). Früher im pannonischen Osten Österreichs weit verbreitet, gilt sie heute als „stark gefährdet“ und kommt fast ausnahmslos nur mehr im Marchtal vor. Für die Gruppe der bedrohten Urzeitkrebse ist die Lange Luss, neben der Blumengangsenke, das wichtigste mitteleuropäische Refugium. Auch Kiebitze leben hier mit bis zu 71 Brutpaaren. Jährlich konnten bis zu 10 Reviere des Wachtelkönigs und die größte Einzelpopulation der Schafstelze in Österreich nachgewiesen werden.
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Daten Lage: östlich von Wien zwischen der Bahnbrücke bei Marchegg und Schlosshof Größe: 0,217 ha (2.177 m²)• Erwerb: 2011 Betreuung: | naturschutzbund | NÖ
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SPONSORING
Diese beiden einzigartigen Naturwiesen sind ein schönes Beispiel dafür, was Privatpersonen zum Erhalt der heimischen Natur beitragen können. Die privaten Großspender ermöglichten den sofortigen Ankauf der gesamten Wiesenflächen.
Privat Sponsoring
ORCHIDEENWIESE ESCHENAU s handelt sich hier um eine kleine, ebene Feuchtwiese, die bereits seit 2003 vom Naturschutzbund OÖ betreut wird und zuvor schon Pachtfläche war. An drei Seiten von Wald umgeben, schließen im Westen und Nordwesten feuchte und etwas extensiv genutzte bis mäßig intensiv genutzte Wiesen an. Während die Randbereiche nährstoffreicher sind, gibt es im mittleren Bereich sehr nasse, nährstoffarme Stellen, an denen auch die meisten der seltenen Pflanzen gedeihen. Zirka 300 Exemplare der Breitblättrigen Fingerwurz (Dactylorhiza majalis), einer Orchideenart, blühen jährlich auf dieser kleinen Fläche. Auch den Kleinen oder Sumpf-Baldrian (Valeriana dioica) findet man hier häufig. Eine weitere nicht sehr häufige Pflanze ist der Gold-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus agg.). Unter den Heuschrecken ist der Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus) besonders erwähnenswert. Damit der Artenreichtum erhalten bleibt, ist eine regelmäßige Mahd mit Entfernung des Mähgutes notwendig. Bisher erfolgte eine einmalige Mahd im Sommer. Dort, wo die Pflanzen stärker wachsen, soll in Zukunft aber noch ein zweites Mal gemäht werden. Bei der Bewirtschaftung entstehen durch die verwendeten Geräte an sehr nassen Stellen manchmal kleine Vertiefungen, die die Lebensraumvielfalt erhöhen.
E Gemäht wird mit einem kleinen, wendigen Gerät. Sumpfgrashüpfer und Fingerwurz profitieren von der Pflege.
Fotos v. o.: David Priller; Günther Wöss; Claudia Leitner
Oberösterreich Daten Lage: 4724 Eschenau im Bezirk Schärding Größe: ca. 0,3 ha (3.000 m²) Erwerb: 2012 (2003-2011 in Pacht) Betreuung: | naturschutzbund | OÖ/ Stiftung für Natur
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SPONSORING
Großer Wiesenknopf und Heil-Ziest, auch Echte Betonie genannt, machen das Flair dieser Wiese aus. Heller (oben) und Dunkler (unten) WiesenknopfAmeisen-Bläuling paaren sich und legen ihre Eier in die Blüte.
Fotos: Johannes Gepp (3); Wolfgang Schruf (u.)
HEILZIEST-WIESENKNOPF-WIESE MUTTENDORF ie von Hecken umgebene Wiese liegt in einer flachen Flussebene der weststeirischen Kainach, die sich aufgrund der fruchtbaren Böden auch für ausgedehnte Maisäcker eignen würde. Um dieser Entwicklung zuvor zu kommen, kaufte der Naturschutzbund die Fläche mithilfe eines Großspenders. Andernfalls hätte die Gefahr bestanden, dass das ganze Tal in Intensivagrarland umgewandelt worden wäre. Die Wiese ist das letzte Überbleibsel der Kommassierung und weitum die einzige noch artenreiche, einschürig gemähte Heilziest-WiesenknopfWiese – daher ein Refugium besonderer Art. Der Naturschutzbund untersucht sie seit rund 15 Jahren – insbesondere die herausragend große Population der beiden Wiesenknopf-Ameisen-Bläulinge Phengaris nausithous (Dunkler A.) und Phengaris teleius (Heller A.) – bis zu 40.000 Exemplare können vorkommen. Der Große Wiesenknopf ist nicht nur deren Nektarpflanze, sondern auch Ablageort für die Eier und Lebensraum der ersten Raupenstadien. Die umgebenden Hecken bilden einen Schirm gegenüber der intensiven Landwirtschaft, vermeiden Düngerund Pestizideintrag und bieten Unterschlupf für Rehe, Hasen u.v.a. Tiere. Das Vorkommen der Ameisenbläulinge hängt wesentlich vom richtigen Mähzeitpunkt ab, denn sie brauchen rund um die Eiablage in der Mitte des Sommers hoch aufgewachsene Wiesenknopfpflanzen. Würden diese während des Sommers gemäht, wäre das das Ende der Schmetterlingspopulation.
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Steiermark
Daten Lage: Muttendorf, südwestlich von Graz und ca. 3 km südlich von Lannach Größe: 0,57 ha (5.700 m²) Erwerb: 2015 (Untersuchungen seit 2000) Betreuung: | naturschutzbund | Steiermark
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STIFTUNG FÜR NATUR DES NATURSCHUTZBUNDES OÖ
Die Entenlacke im OÖ Machland beherbergt eine Vielzahl an seltenen Arten, wie etwa den Silberreiher (Foto rechte Seite). Sie ist zum Großteil im Besitz der Stiftung für Natur und wird auch von dieser betreut. Das trifft auch auf den Hangwald „Steinwänd“ im Bezirk Eferding zu. Die Blockhalden des naturnahen, warmen Eichen-Hainbuchenwaldes bieten der Smaragdeidechse (Lacerta viridis) beste Bedingungen. Die Grundstücke werden mit schönen Infotafeln versehen.
Die Stiftung für Natur verwaltet riesige Flächen in Oberösterreich nach professionellen Richtlinien des Naturschutzes. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Natur- und Kulturlandschaft.
S
Fotos v. l.: Martin Sevcik; Martin Schwarz
Oberösterreich
Gesamtbetreuungsfläche Gesamteigentum Pacht Waldfläche insgesamt
ca. 348 ha 310,00 37,50 261,00
Wiesenfläche insgesamt
65,00
Bracheflächen insgesamt
17,00
Gewässer insgesamt
XIV
eit über einem halben Jahrhundert schützt der Naturschutzbund OÖ naturschutzfachlich hochwertige Flächen, auf denen vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten vorkommen. Sehr oft sind diese Flächen wirtschaftlich uninteressant; vor allem dann, wenn Bewirtschaftungsmaßnahmen auf den Erhalt der bedrohten Arten ausgerichtet werden müssen. Durch die voranschreitende Mechanisierung und Automatisierung von Bewirtschaftungsmethoden in der Land- und Forstwirtschaft sehen sich immer weniger Grundeigentümer in der Lage, die naturschutzfachlich notwendige Pflege solcher Flächen zu übernehmen – trotz Entschädigungszahlungen durch die öffentliche Hand. Deshalb werden immer wieder Flächen zum Kauf angeboten, entweder dem Naturschutzbund oder dem Land Oberösterreich. Der Naturschutzbund konnte so bis dato 295 ha Fläche erwerben, meist durch Förderungen des Landes, aber auch mit eigenen Finanzmitteln oder durch Schenkungen.
5,00
Gründung der Stiftung Die Mitglieder des Naturschutzbundes pflegen ehrenamtlich viele dieser Flächen. Öffentliche Förderungsprogramme werden ebenfalls in Anspruch genommen. Trotzdem ist die Flächengröße mittlerweile mit einer ehrenamtlichen Vereinsorganisation nicht mehr zu bewältigen. In Zusammenarbeit mit der Abteilung Naturschutz des Landes OÖ wurde eine zukunftsweisende Lösung erarbeitet: Die Betreuung dieser Flächen soll durch die eigens dafür gegründete Stiftung für Natur übernommen werden. Der Naturschutzbund Oberösterreich gründete nach zweijähriger Vorbereitungsarbeit 2012 die Stiftung für Natur, die mit 1. August 2012 ihre
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Tätigkeit aufnahm. Sie garantiert sowohl den Erhalt der naturschutzfachlich wertvollen Flächen als auch den zweckmäßigen und sparsamen Umgang mit öffentlichen Mitteln. Außerdem treibt sie den Ankauf und die Außernutzungstellung weiterer naturschutzfachlich wertvoller Flächen in Oberösterreich voran.
Kompetenzzentrum für Flächenmanagement Die Stiftung für Natur erweitert gezielt Erkenntnisse und Einsichten über ökologische Zusammenhänge und macht diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Die Zusammenarbeit mit Experten aus allen Bereichen der Naturkunde, anderen Naturschutzorganisationen und der Abteilung Naturschutz des Landes Oberösterreich ist ein Erfolgskonzept, das Forschung und aktiven Naturschutz in Einklang bringt.
Finanzierung und Förderung
Die feuchte Mädesüßwiese in Spital am Pyhrn (o.) ist ebenso wie die Orchideenwiese Eschenau Lebensraum seltener Heuschrecken wie des Sumpfgrashüpfers. Damit kein Dünger auf die Magerwiese gelangt, wurde eine angrenzende Fettwiese als „Puffer“ gepachtet. Die Küchenschellenwiese bei Sierning (l. o.) wurde aus privatem Besitz angekauft. Großes Foto o.: Claudia Leitner Kleine Fotos v. l. o. n. u.: Robert Hofrichter; Hans Peter Ecker; Josef Limberger; Wolfgang Schruf
Eine professionelle Organisation kann nicht nur alleine mit ehrenamtlichen Mitarbeitern geführt werden. Die Personalkosten der hauptamtlichen Mitarbeiter werden derzeit durch eine Förderung des Landes OÖ gedeckt. Ein jährlicher Zuschuss ermöglicht zudem die notwendigen Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen. Ziel ist es jedoch in Zukunft soweit wie möglich unabhängig von staatlicher Förderung zu werden. Private Unterstützer und langfristige Partnerschaften können eine zusätzliche finanzielle Flexibilität ermöglichen.
Aktuelles Großzügige private Unterstützung machte es möglich, große Teile der Traunauen anzukaufen. In Molln (Bez. Kirchdorf), wo eines der größten Naturschutzgebiete Österreichs entsteht, konnte eine sieben Hektar große Streuwiese vor Aufforstung mit Robinien gerettet werden. Heuer wurde bereits ein Teil der Fläche gerodet, um eine regelmäßige Mahd zu gewährleisten. Besonders erfreulich ist in diesem Gebiet das Vorkommen der Fliegenragwurz und einiger Arten der stark gefährdeten Sommerwurz. In Micheldorf und in Sierning konnte eine Enzian- bzw. eine Küchenschellenwiese aus privatem Besitz freigekauft werden. Zurzeit arbeitet die Stiftung daran, so viele ihrer Flächen wie möglich mit Pferden bewirtschaften zu lassen, da dies viele ökologische Vorteile bietet.
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Kontakt: „Stiftung für Natur“ des | naturschutzbund | OÖ Promenade 37 | 4020 Linz T +43/(0)732/77 92 79 | info@stiftungnatur.at www.stiftungnatur.at
XV
VORZEIGEBEISPIELE OBERÖSTERREICH
IRISWIESE BEI NEUMARKT IM MÜHLKREIS ei der Iriswiese handelt es sich um den für das Mühlviertel einstmals charakteristischen Wiesentypus der „Sauren Feuchtwiese“. Durch die Nutzungsänderung in der Landwirtschaft sind sie heute kaum mehr vorhanden. Sie wurden durch großflächige Meliorations- und Drainageprojekte in Intensivwiesen umgewandelt oder aufgeforstet, viele ehemalige Feuchtwiesenstandorte liegen heute brach. Die Iriswiese befindet sich im Zentrum des Mühlviertler Hochlandes. Hier herrscht ein kühles Klima. Der Untergrund ist aus verschiedenen Silikatgesteinen, zumeist Graniten und Gneisen, zusammengesetzt.
B
Artenvielfalt. Auf der Fläche sind typische Feuchtwiesen-Arten wie Mädesüß, Großer Wiesenknopf oder Sumpfkratzdistel zu finden. Als besonderen Schatz beherbergt sie den letzten größeren Bestand von Sibirischen Schwertlilien (Iris sibirica) mit ca. 33 großen Horsten. Da die Wiese einige Jahre nicht gemäht wurde, hat sich die Große Brennnessel, ein Nährstoffzeiger, stark ausgebreitet. Im Randbereich befindet sich ein kleines Bachufergehölz mit verschiedenen Weiden-Arten und Traubenkirsche.
Betreuung. Die Iriswiese, die der Naturschutzbund dank einer Großspenderin ankaufen konnte, wurde einige Jahre nicht mehr gepflegt und war daher stark verbracht. Ehrenamtliche Mitarbeiter der Naturschutzbund-Bezirksgruppe Freistadt mähten sie erstmals im Oktober 2014. Diese Pflegemaßnahmen werden nun wieder alljährlich durchgeführt.
Damit die Sibirische Schwertlilie nicht ganz verschwindet, muss die Feuchtwiese wieder regelmäßig gemäht und das Mähgut abtransportiert werden – ganz schön anstrengend! Fotos v. o.: Julia Kropfberger; Roger Jagersberger (2)
Oberösterreich
Daten
Lage: Unteres Mühlviertel, 4212 Neumarkt im Mühlkreis (Bezirk Freistadt), 600 m Seehöhe Größe: ca. 0,8 ha (8.123 m²) Erwerb: 2014 Betreuung: | naturschutzbund | OÖ/Stiftung für Natur
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VORZEIGEBEISPIELE OÖ
Der Flutende Hahnenfuß an der Maltsch ist in OÖ nur mehr hier zu finden. Die angrenzenden Feuchtwiesen werden von der Bezirksgruppe Freiwald rund um Wolfgang Sollberger gepflegt. Freiwillige aus ganz Europa halfen heuer bereits zum 10. Mal im Rahmen des „Green-Belt-Camp“ mit.
FEUCHTWIESE AN DER MALTSCH iese Uferfeuchtwiese liegt direkt an der Maltsch im Mühlviertel. Die Malše – wie sie auf Tschechisch heißt – entspringt in Österreich an den nordöstlichen Hängen des Viehberges im Dorf Sandl und bildet auf einer Länge von 22 km die Grenze zu Tschechien. In Budweis mündet sie in die Moldau. Die angekaufte Wiesenfläche schließt an andere Flächen im Natura2000-Gebiet „Maltsch“ an und liegt direkt am Grünen Band Europas, einer 12.500 km langen „Kette“ wertvoller Biotope entlang der Grenzen zum ehemaligen Ostblock.
D
Artenvielfalt. An der erworbenen Fläche an der Maltsch gibt es viel zu bestaunen: Die blütenreiche Uferwiese ist Lebensraum zahlreicher Wiesenvögel, wie Braunkehlchen, Wachtel und Wachtelkönig. Eine Untersuchung soll in den kommenden Jahren klären, ob Letzterer im Gebiet auch brütet. Fischotter, Neuntöter, Grüne Keiljungfer und Zweigestreifte Quelljungfer finden hier ebenso einen idealen Platz zum Leben wie Feuerlilie und Wiesenknopf (samt Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling als Blütenbesucher). Im Uferbereich wächst mit dem Flutenden Hahnenfuß eine botanische Rarität, die ansonsten in Oberösterreich bereits als verschollen gilt.
Betreuung. Der Naturschutzbund OÖ pflegt die Feuchtwiese unter Berücksichtigung der hier vorkommenden Arten: Es wird gemäht, das Schnittgut entfernt und nicht gedüngt. Der früheste Mähzeitpunkt ist 1. Juli, im Falle einer Wachtelkönigbrut noch später. Damit soll dieser einzigartige Lebensraum als Brutgebiet für seltene Vögel und als Trittsteinbiotop für wandernde Tierarten erhalten bleiben. Im Rahmen des jährlich stattfindenden „Green Belt Camp Maltsch“, bei dem Jugendliche und Erwachsene aus Bayern, Tschechien, Österreich und anderen Ländern eine Woche lang ehrenamtliche Naturschutzarbeit leisten, wird auch die Uferfeuchtwiese gepflegt. Um die Zerschneidung des Grünen Bandes zu verhindern, will der Naturschutzbund weitere Flächen an der Maltsch und in anderen Bereichen des Grünen Bandes ankaufen.
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Die Feuerlilie ist nur eine der unzähligen, seltenen Arten, die sich hier ungestört entwickeln können. Fotos v.o.: Wolfgang Sollberger; A. Abfalter; Gert Richter; Josef Limberger
Oberösterreich Daten Lage: Mühlviertel, zwischen Leopoldschlag und Stiegersdorf; am Grünen Band Österreichs Größe: ca. 0,9 ha (8.849 m²) Erwerb: 2013; 2015 wird eine angrenzende Wiese angekauft (beide mit dm-Mitteln) Betreuung: | naturschutzbund | OÖ/ Stiftung für Natur
XVII
VORZEIGEBEISPIELE STEIERMARK
IRIS-NARZISSEN-WIESEN BEI TRAUTENFELS
Steiermark Daten
Lage: Steirisches Ennstal/Bezirk Liezen, Gemeinde Stainach-Pürgg (seit 2015) Größe: 7 ha Erwerb: 2009, über das „Programm zur Entwicklung des ländlichen Raumes“ mit Förderung des Landes Steiermark (Abt. 13) Betreuung: | naturschutzbund | Steiermark/Außenstelle Ennstal-Ausseerland
Zuerst blühen die Narzissen, dann die Sibirischen Schwertlilien – ein Refugium für den seltenen Wachtelkönig. Im Hintergrund rechts der „Info-Stadel“. Fotos v. l.: Johannes Gepp; Gerhard Schmiedhofer; Peter Eppinger
XVIII
ie Streuwiesen sind Teil eines Europaschutz- und Naturschutzgebietes, umgeben von Auwaldresten und ursprünglichen Ennsabschnitten. Alljährlich erblühen bis zu einer Million Sibirische Schwertlilien und Abertausende Narzissen sowie der Große Wiesenknopf und der Lungenenzian auf der größten Iriswiese Österreichs. Um die gefährdeten Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu erhalten bzw. zu optimieren, hat die Naturschutzbund-Außenstelle Ennstal-Ausseerland unter der Leitung von Gerhard Schmidhofer ein naturschutzfachliches Modellprojekt mit Förderung des Landes Steiermark umgesetzt. So wurden auf den Projektflächen unterschiedliche Biotoptypen nach dem Vorbild traditioneller, extensiver Bewirtschaftungsformen entwickelt. Dazu untersuchten Experten der Fachbereiche Flora und Vegetation, Vögel (vor allem Bodenbrüter) sowie Schmetterlinge und Amphibien die Flächen und erarbeiteten daraus ein Bewirtschaftungsmanagement.
D
Artenvielfalt. Heute zählen Wachtelkönig, Braunkehlchen und Neuntöter zu den besonderen Gästen. Neu angelegte Kleinwasserstellen für Amphibien, Libellen und Vögel haben die Qualität des Lebensraums wesentlich verbessert und werden bereits bestens angenommen. Die Bewirtschaftung der Flächen übernehmen dankenswerter Weise die angrenzenden Landwirte. Im Rahmen des Modellprojektes errichtete die Außenstelle gemeinsam mit Lehrern und Schülern der HBLFA Raumberg-Gumpenstein einen Aussichtsturm. Ein alter Stadel wurde zum „Infopoint“ umfunktioniert, in dem nun Schautafeln Wissenswertes zur Vogelwelt und zur Ökologie der Schutzgüter vermitteln. Die ökologischen Vorzeigeflächen dienen auch der Forschung und Bildung und werden für Exkursionen und Seminare zum Thema „Natur- und Artenschutz in der Praxis“ zur Verfügung gestellt.
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VORZEIGEBEISPIELE STEIERMARK
Der Blauäugige Waldportier mag trockene, aber auch feuchte, extensiv bewirtschaftete Wiesen. Die Sumpfschrecke hingegen liebt feuchte Flächen. Fotos v.l.: Wolfgang Schruf (2); Johannes Gepp (Wiese)
SCHMETTERLINGSINSEL BEI BIERBAUM ie sogenannte „Karls Schmetterlingsinsel“ im südoststeirischen Riedelland befindet sich in unmittelbarer Nähe der 1000jährigen „Bierbaumer Eiche“, die derzeit im Mittelpunkt von Dreharbeiten eines Universum-Filmes steht. Die Flächen bergen ein Mosaik aus basenreichen Mäh-Halbtrockenrasen, Streuobstwiesen und kleinen wechselfeuchten Fluren.
D
Artenvielfalt. In den Feuchtzellen kommt die Sumpfschrecke (Stetophyma grossum) häufig vor, in den hochgrasreichen Streuobstwiesen der Blauäugige Waldportier (Minois dryas), auch Blaukernauge genannt. Der Lebensraum kann noch mit einer Reihe besonderer Rote-ListenArten aufwarten, wie Sumpfabbiss, Flaum-Steinröschen und SchopfTraubenhyazinthe.
Steiermark
Betreuung. Der in zahlreichen Umweltinitiativen aktive Regionalstellenleiter Karl Semmler betreut das Wiesen-Management und erwarb selbst angrenzende Flächen. Er organisierte auch Mähgutübertragungen von anderen Wiesen, um seine Flächen mit regionalen Pflanzenarten zu „impfen“. In der von Maisäckern überfluteten Oststeiermark sind diese 100.000 Wiesen-m² Vermehrungsraum für zahlreiche Tagfalterarten, die sich von hier ausgehend auf die monotone Umgebung ausbreiten können. Langfristig ist geplant, zahlreiche Schmetterlingsinseln als Vermehrungszentren auf die ganze Steiermark verteilt zu sichern. Damit Schmetterlingsinseln sich entwickeln können, müssen bestimmte Mährythmen eingehalten werden und es darf nicht gedüngt werden.
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Daten
Lage: Gemeinde Bad Blumau, Bierbaum an der Safen im südoststeirischen Riedelland/Bezirk Südoststeiermark Größe: knapp 10 ha Erwerb: 2010, gefördert durch Mittel des AMA-Programms zur „Erhaltung und Verbesserung des ländlichen Erbes“ über das Land Steiermark (Abt. 13) Betreuung: | naturschutzbund | Steiermark/Regionalstelle Lafnitz
XIX
VORZEIGEBEISPIELE BURGENLAND
HALBTROCKENRASEN-KOMPLEX KLEINHALBJOCH as Kleinhalbjoch ist ein nordwest-exponierter HalbtrockenrasenKomplex wie er im Burgenland nur mehr an ganz wenigen Stellen zu finden ist und der sich grundlegend von anderen Trockenrasen der Umgebung unterscheidet. Grund dafür sind die ehemals vielfältigen Nutzungsformen: Mähwiesen, Obstgärten, Acker- und Weideflächen. Die Vegetation ist aufgrund eines jahrelangen Brachestadiums entstanden.
D
Artenvielfalt. Momentan befindet sich die Fläche in der Phase der höchsten Artenvielfalt, mit einem Vorkommen vieler Rote Liste-Arten. Das Gebiet zeichnet sich auch durch eine beeindruckende Insektenfauna mit einer Vielzahl hochgradig gefährdeter Arten aus. Neben Schmetterlingen wie dem Enzian-Ameisen-Bläuling (Phengaris alcon) gibt es z. B. auch Vorkommen des Östlichen Schmetterlingshafts (Libelloides macaronisu) und verschiedener blütenbesuchender Bockkäfer wie z. B. dem Einpunkt-Halsbock (Vadonia unipunctata).
Betreuung. Um die Trockenrasen zu erhalten, wurden Fichten und ca. 80 % aller Sträucher entfernt, ebenso – soweit von den Grundeigentümern zugelassen – alle Robinien, eine nichtheimische Baumart. Die Kiefernbestände wurden ausgelichtet und die Wacholdersträucher freigestellt. Jährlich erfolgt im August eine Streifenmahd auf den Offenstandorten, dabei bleiben etwa 30 % ein- bis fünfjährige Brachen. Alle fünf bis zehn Jahre müssen Sträucher und Bäume wieder entfernt (geschwendet) werden. Biologen des Naturschutzbundes kartieren regelmäßig das über die Landesgrenzen hinaus bedeutende Gebiet.
Artenreiche Wiesen mit Kreuzenzian helfen dank richtiger Pflege dem Enzian-Ameisen-Bläuling – hier bei der Eiablage – und dem Einpunkt-Halsbock. Fotos v. o.: Helmut Höttinger (5)
Burgenland Daten Lage: 2443 Stotzing, ca. 500 m südwestlich von Loretto Größe: ca. 3 ha (ca. 2 ha im Besitz des Naturschutzbundes, ca. 1 ha Pacht) Erwerb: 2009 Betreuung: | naturschutzbund | Burgenland
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Fotos: Helmut Höttinger (4); Josef Weinzettl (4, Pflanzen)
HALBTROCKENRASEN AM MARZER/ROHRBACHER KOGEL er Mähhalbtrockenrasen liegt inmitten einer unglaublichen Vielfalt an Lebensraumtypen, die es sonst kaum mehr gibt: Hangwiesen, die im unteren Teil in Überschwemmungswiesen übergehen, Sumpfund Wasserflächen, extensiv genutzte Mager- und Trockenwiesen – den ausgedehntesten Trockenlandschaften im Burgenland. Zwischen den klein parzellierten Feldern und Weingärten finden sich ausgedehnte Streuobstwiesen, mittel- und hochstämmige Obstbaumkulturen, Edelkastanien, Feldgehölze, Hecken und Baumreihen sowie extensiv bewirtschaftete Böschungen und Raine, die alle mosaikartig ineinander verzahnt sind. Der nach Süden exponierte Mähhalbtrockenrasen zeigt selbst ebenso vielfältige Strukturen wie der gesamte Komplex: teils trocken, teils wechselfeucht, offener sandiger Boden, Waldrand. An Pflanzen wachsen hier u. a. Berg-Aster (Aster amellus), Breitblatt-Platterbse (Lathyrus latifolius) und Bunt-Schwertlilie (Iris variegata). Das Gebiet ist auch ein Insekten-Lebensraum: zahlreiche Schmetterlingsarten (z. B. Blaukernauge Minois dryas, Esparsetten-Widderchen (Zygaena carniolica), Käfer (Variabler Widderbock Chlorophorus varius), Fangschrecken (Gottesanbeterin Mantis religiosa), Heuschrecken und Wanzen, darunter auch viele im Burgenland seltene und gefährdete Arten.
Kleine Fläche mit überschwänglicher Vielfalt: BuntSchwertlilie, Berg-Aster, Rindsauge und Breitblatt-Platterbse (v. l. o.), Esparsetten-Widderchen…
D
Artenvielfalt. Damit verbunden ist ein überaus großer Artenreichtum an mitunter stark bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Blutspecht, Wiedehopf, Bienenfresser, Heidelerche und Neuntöter brüten im Gebiet ebenso wie die sonst nur noch in Kärnten vorkommende Zwergohreule. Der Zugvogel findet in dieser reich strukturierten Kulturlandschaft ideale Lebensbedingungen und dankt es mit regelmäßigen Bruten. Auch mehrere Fledermausarten wissen das zu schätzen, dementsprechend finden sich hier die bedeutendsten Fledermausquartiere des Burgenlandes. Zur vielfältigen Flora zählen Flaumeichenbestände ebenso wie die Orchideen Hummel- und Bienenragwurz und der Rispen-Ehrenpreis, den es in Österreich nur an zwei Standorten gibt. Die Erhaltungspflege der Fläche beinhaltet eine jährlich Mahd und die Entfernung des Mähgutes.
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Variabler Widderbock…
…Gottesanbeterin
Burgenland
Daten
Lage: Nordburgenland, 7022 Loipersbach/KG Kogel, liegt im Naturschutzgebiet Marzer/Rohrbacher Kogel, Europaschutzgebiet „Mattersburger Hügelland“, Landschaftsschutzgebiet und Naturpark „Rosalia Kogelberg“ Größe: 0,214 ha (2.136 m²) Erwerb: 2011 Betreuung: Schutzgebietsbetreuung (Verein BERTA), hauptamtliches Naturschutzorgan,| naturschutzbund | Burgenland
XXI
VORZEIGEBEISPIELE SALZBURG
BIOTOP „FLATSCHERFELD“ IM PIRTENDORFER TALBODEN m Oberpinzgau, genauer gesagt im Pirtendorfer Talboden, sind noch einige Altarme der ursprünglichen Salzach vorhanden und bilden ein ungemein interessantes Feuchtgebiet mit Tümpeln, Feuchtwiesen, Auwäldern mit der seltenen Lorbeerweide und einem großen Schilfgürtel. In Anbetracht dieses wertvollen Naturbestandes wurde der Pirtendorfer Talboden 1990 zum „Geschützten Landschaftsteil“ erklärt und so vor weiterer Zerstörung gerettet.
I
Artenvielfalt. Am Rande des Pirtendorfer Talbodens liegt das Biotop „Flatscherfeld“. Dieses naturkundliche Kleinod besteht aus drei Tümpeln, einem Auwald mit Grauerle, Schwarzerle, Aschweide, Salweide und Purpurweide. Außerdem begrenzt eine lange Hecke von Schlehen, Gemeinem Schneeball, Berberitze, Faulbaum und Eberesche das Biotop. Die Tümpel, die von der Biotopschutzgruppe angelegt wurden, sind wertvolle Laichgewässer für Gelbbauchunken, Laubfrösche und andere Amphibien. In den Auwäldern und im Gestrüpp der Hecke wurden folgende Vögel beobachtet: Neuntöter, Wiedehopf, Kiebitz (Durchzug), Eisvogel, Spechte, Meisen, Bachstelze, Gebirgsstelze, Kleiber, Baumläufer, Braunkehlchen, Halsband- und Trauerschnäpper. Am Rande der Tümpel sichert eine bunte Blumenwiese ein üppiges Nahrungsangebot für Schmetterlinge, Bienen und Hummeln.
Betreuung. Um die Vielfalt in diesem Bereich zu erhalten, sind umfangreiche Pflegemaßnahmen notwendig: eine späte Mahd im Herbst, Auslichten der Hecke, Beobachten des Wasserstandes der Tümpel, Auslichten des Bewuchses.
Gemeiner Schneeball (o.), Teichfrosch und Eisvogel sind nur einige der Arten dieser einmaligen Biotopvielfalt.
Salzburg
Daten
Lage: Salzburg, Oberpinzgau, Gemeindegebiet Stuhlfelden Größe: 1 ha Pacht: Pirtendorfer Talboden ist seit 1990 Geschützter Landschaftsteil; das Flatscherbiotop liegt außerhalb. Betreuung: Biotopschutzgruppe Pinzgau des | naturschutzbund | Salzburg Fotos v. o.: Feri Robl (3); Wolfgang Schruf (2, Tiere)
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Selbst an Regentagen lädt der Buchberggipfel ein zum Verweilen. Etwas unterhalb gibt es einen Naturspielplatz mit Aussichtsplattform.
BUCHBERGGIPFEL IM NATURPARK ie vielen Buchen im Mischwald sind Namensgeber des 801 m hohen Mattseer Hausberges „Buchberg“. Pläne zum Verbau des Gipfels veranlassten den Naturschutzbund Salzburg 1970, diese Fläche in der Größe von ca. 1,2 ha anzukaufen und eine Baulandparzelle in Grünland rückzuwidmen. Der Naturschutzbund verpflichtete sich – auch grundbücherlich – den Gipfelbereich für immerwährende Zeit der Öffentlichkeit als Aussichtsberg zu erhalten und ihn als Naturpark auszugestalten. 1972 wurde der Naturpark eröffnet, verlor aber 1977 aufgrund einer Neuformulierung des Naturschutzgesetzes diesen Status. Dennoch kaufte der Naturschutzbund im Jahr 1980 weitere 1,2 ha Grund, um den herrlichen Ausblick auf die Alpenkette vom Plateau aus gewährleisten zu können. Die Naturpark-Infrastruktur konnte dank zahlreicher Initiativen über Jahrzehnte hinweg aufrechterhalten werden. 1997 wurde der Buchberg als Naherholungsraum ausgewiesen. 2006 nahm schließlich die lange verfolgte Idee, aus einem Mosaik aus Waldund Wiesenflächen einen Naturpark entstehen zu lassen, Gestalt an. Insgesamt sieben Grundeigentümer gaben die Zustimmung zur Ausweisung des „Geschützten Landschaftsteil Buchberg“ auf einer Gesamtfläche von 34 ha. Auf dieser Grundlage konnte 2009 endlich der Naturpark geschaffen werden. Gemeinsam mit der Marktgemeinde Mattsee und dem Verein „Naturpark Buchberg“ erhält der Naturschutzbund den Buchberg möglichst naturnah – nicht zuletzt als Naherholungsgebiet und Naturerlebnisraum für die Bevölkerung.
D
Ideale Lebensbedingungen finden hier Uhu, Feuersalamander und die seltene Bärlappart Lycopodium issleri. Fotos v. o.: Buchberg by Anton-kurtwikipedia; Wolfgang Schruf; Johannes Gepp (Uhu); Wolfgang Schruf (2)
Salzburg
Artenvielfalt. Neben Margariten, Wiesenglockenblumen und Schaf-
Daten
garben sind hier verschiedene Baum- und Straucharten wie zum Beispiel Tanne, Eibe, Linde, Weißdorn, Traubenkirsche, Pfaffenhütchen, Wolliger Schneeball und Seidelbast beheimatet. Auch die Tierwelt hat einiges zu bieten: Gelbbauchunke und Feuersalamander sowie eine Vielzahl an Vogelarten, darunter Mäusebussard, Uhu, Waldkauz, Buchfink und Buntspecht haben hier ideale Lebensbedingungen gefunden.
Lage: Salzburg, Flachgau, 5163 Mattsee Größe: Buchberggipfel 2,4 ha; Naturpark Gesamtfläche 34 ha Erwerb: 1970, 1980; Betreuung: Verein „Naturpark Buchberg“, Salzburg, | naturschutzbund | Salzburg, Marktgemeinde Mattsee
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XXIII
VORZEIGEBEISPIELE NIEDERÖSTERREICH
PISCHELSDORFER FISCHAWIESEN riedrich Kasy, einem Pionier des Freikaufs von naturschutzfachlich wertvollen Flächen, ist es zu verdanken, dass die Fischawiesen auch heute noch zahlreiche gefährdete Arten beherbergen. Als Schmetterlingsexperte – er war Leiter der Schmetterlingssammlung des Naturhistorischen Museums Wien – war ihm der große Reichtum des Gebietes bekannt. Er stellte dort 680 Groß- und Kleinschmetterlinge fest und begann daraufhin mit privaten Mitteln Flächen freizukaufen. In Summe sind es heute rund 10 ha, die vom Naturschutzbund NÖ betreut werden. Charakteristisch für die Pischelsdorfer Fischawiesen sind die kleinräumigen Niveauunterschiede mit feuchten Senken und trockenen Schotterriegeln, die teilweise von sandigen Auflagen bedeckt sind. Das bedingt vielfältige Pflanzengesellschaften: Auf den erhöhten Bereichen haben sich Halbtrockenrasen etabliert, während in den feuchten bis nassen Senken Feuchtwiesengesellschaften wie etwa die Pannonische Pfeifengraswiese gedeihen.
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Die Fischawiesen sind ein Eldorado für Heuschrecken wie die Heideschrecke, aber auch für Kiebitze.
Fotos v. o.: Josef Limberger; Michael Dvorak; Gabriele Pfundner; Norbert Sauberer
Niederösterreich
Daten
Lage: 2434 Götzendorf an der Leitha, Naturschutzgebiet seit 1966 Eigentum: 6,5 ha, Pacht: 3,5 ha (Gesamtgröße des Gebietes 15,98 ha) Erwerb: ab 1968 Betreuung: | naturschutzbund | NÖ
XXIV
Artenvielfalt. Zu den zahlreichen floristischen Besonderheiten des Gebietes zählen die vom Aussterben bedrohte Duft-Becherglocke und die Sumpf-Gladiole. Aber auch der Lungenenzian ist hier anzutreffen. Insgesamt 17 verschiedene Orchideenarten wurden von Pflanzenexperten gefunden. Faunistisch gut untersucht sind neben den Schmetterlingen die Brutvögel und die Heuschrecken. Elf in Niederösterreich gefährdete Heu- und Fangschrecken konnten nachgewiesen werden. Darunter befinden sich vom Aussterben bedrohte Arten wie die Heideschrecke und die Steppen-Beißschrecke. Auch gefährdete Vogelarten finden hier einen geeigneten Lebensraum. Unter den rezent im Naturschutzgebiet nachgewiesene Brutvögeln sind folgende Arten anzutreffen: Großer Brachvogel, Kiebitz, Braunkehlchen, Grauammer, Sperbergrasmücke, Beutelmeise. Etliche andere, früher hier brütende Arten wie Schafstelze oder Bekassine sind leider nur mehr am Durchzug zu sehen. Die Wiesen werden von ortsansässigen Bauern nach einem vom Naturschutzbund NÖ ausgearbeiteten Managementplan gemäht.
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SILIKATTROCKENRASEN FEHHAUBE-KOGELSTEINE er Silikattrockenrasen rund um die Geobiotope Fehhaube und Kogelsteine ist naturschutzfachlich wie geologisch von besonderer Bedeutung. Die Felsformationen haben besonders für spirituelle Menschen große Bedeutung. Um den Schutz der Naturlandschaft mit den Ansprüchen der vielen Besucher unter einen Hut zu bringen, braucht es vor allem von Seiten der Besucher viel Rücksicht: Feuer darf nur bei der eingerichteten Feuerstelle gemacht werden, die Wege dürfen nicht verlassen werden (insbesondere zu Blühzeiten), kein Übernachten auf den wertvollen Flächen, und Hunde müssen an die Leine.
D
Artenvielfalt. Eine Vielzahl an besonderen, zum Teil gefährdeten Tier- und Pflanzenarten ist hier zu entdecken: Sand-Schwertlilie, Niederliegender Besenginster, Wildkaninchen, Neuntöter, Sperbergrasmücke oder die Gefleckte Keulenschrecke. Auch Schafe finden hier einen geeigneten Lebensraum, denn seit dem Frühjahr 2009 wird das Gebiet beweidet, um einer der derzeit größten Gefährdungen entgegenzuwirken, nämlich der Verbuschung und Vergrasung. Die charakteristischen Steingebilde sind Verwitterungsprodukte aus mehr als 550 Mio. Jahre altem Maissauer Granit. Die höchste Erhebung ist der sechs Meter hohe „Wächter“. Betreuung. Zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Gebietes sind bereits gesetzt worden: naturschutzfachliche Erhebungen im Rahmen des LIFE-Projektes „Pannonische Fels- und Trockenrasen", Erstellung eines Managementplans und Befreiung etlicher Flächen von Robinien. Gleichzeitig ist es gemeinsam mit der Krahuletzgesellschaft Eggenburg, dem NÖ Landschaftsfonds, der EU und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt gelungen, Grundstücke im Ausmaß von rund zwei Hektar anzukaufen. Die bisher als Acker genutzten Grundstücke zwischen der Fehhaube und den Kogelsteinen wurden in Grünland umgewandelt und dienen heute als Verbindungskorridor zwischen den beiden Hotspots Fehhaube und Kogelsteine.
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Das Gebiet wird regelmäßig gepflegt, damit es Lebensraum für Arten wie Sandschwertlilien oder Wildkaninchen bleibt. Fotos v. l. o.: ; Josef Stefan; HansMartin Berg; Heinz Wiesbauer; Margit Gross
Niederösterreich Daten Lage: 3722 Straning-Grafenberg, 3730 Eggenburg Größe: 2,5 ha, Naturschutzgebiet seit 2009 Erwerb: 2008 Betreuung: | naturschutzbund | NÖ
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VORZEIGEBEISPIELE KÄRNTEN
GLADIOLENWIESE OBERSCHÜTT
H
Kärnten
Daten Lage: Oberschütt bei Villach Größe: ca. 7 ha Erwerb: 1995 Betreuung: | naturschutzbund | Kärnten
Die Gelben Alpenrosen in Hochblüte verströmen einen herrlichen Duft. Foto: Klaus Kugi
ier befindet sich der einzige Standort der Illyrischen Sumpf-Gladiole (Gladiolus illyricus) in ganz Österreich. Gezielte jahrelange Pflegemaßnahmen, von der Mahd, über Entbuschung benachbarter Flächen und Entfernung eines etwa 50 Jahre alten Föhrenbestandes, waren so erfolgreich, dass sich das ursprüngliche kleine Restvorkommen auf nahezu die gesamte Fläche ausdehnen konnte. Auch hier beteiligte sich die Villacher Naturschutzjugend am Gymnasium St. Martin viele Jahre lang an Pflegemaßnahmen. Mittlerweile wird die Gladiolenwiese alljährlich im Juni zu einer Art Wallfahrtsort für Naturliebhaber und Botaniker. Damit das auch so bleibt, muss jährlich spät im Jahr gemäht und das Mähgut abtransportiert werden, damit es nicht zur Düngung kommt. Neben der Gladiole wachsen hier auch die Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), die Gras-Schwertlilie (Iris graminea), der Lungen-Enzian (Gentiana pulmonanthe), der Schlauch-Enzian (G. utriculosa) und diverse Knabenkräuter.
STANDORT DER GELBEN ALPENROSE er als „Wunderblume von Lendorf" bezeichnete Rhododendron luteum kommt ausschließlich bei Spittal vor und ist das einzige natürliche Vorkommen in Österreich – wahrscheinlich ein Reliktvorkommen aus dem Tertiär. Entdeckt und beschrieben wurde es erstmals 1934, seit 1937 ist es Naturdenkmal. Auch hier war es ein Hochwald, der die Alpenrosen durch Beschattung und Traufwasser der hohen Bäume immer mehr bedrohte, denn sie setzten keine Blüten mehr an. Im Winter 2010/11 erfolgte die vorsichtige Fällung der Bäume und damit eine Freistellung der RhododendrenSträucher. Die Pflanzen zeigten schon im darauf folgenden Mai erstmals wieder ihre eindrucksvollen und herrlich duftenden Blüten – bis Mai 2015 steigerte sich das zu einem wahren goldgelben Farbenrausch, der Standort ist zu einem „Wallfahrtsort“ und Hotspot geworden. Die Kärntner Landesregierung hat das Vorkommen mittlerweile als potenzielles Natura2000-Europaschutzgebiet an die EU gemeldet. Auch in diesem Fall konnten die unbedingt nötigen Pflegemaßnahmen nur deshalb problemfrei durchgeführt werden, weil die Fläche dem Naturschutzbund gehört.
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Kärnten
Daten
Lage: Lendorf bei Spittal, Natura 2000Europaschutzgebiet, Naturdenkmal Größe: ca. 0,65 ha (6.481 m²) Erwerb: 1969 Betreuung: | naturschutzbund | Kärnten
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Beilage zur Sommerausgabe | natur&land | 101. JG. – Heft 2-2015
Üppig blühende Gladiolenwiese mit Dobratsch im Hintergrund Fotos: Klaus Kugi
STANDORT DER FRÜHLINGSLICHTBLUME ie Frühlingslichtblume (Colchicum vernum), eine Lilienart, wächst auf schmalen Felsbändern mit Humusauflagen am Fuß einer Felswand bei Villach. Das einzige Vorkommen in den gesamten Ostalpen – Vorkommen gibt es sonst nur noch im Wallis in der Schweiz und im ungarischen Debrezen – war mehrmals durch die Beschattung eines Fichtenwaldes stark bedroht. Besucher, die die Zwiebeln ausgruben und die schmalen Humusbänder zertrampelten, taten ein Übriges. Eine Gruppe von Schülern der Österreichischen Naturschutzjugend am Gymnasium St. Martin rund um den damaligen Biologielehrer und heutigen Obmann der Landesgruppe, Klaus Kugi, engagierte sich vor fast 20 Jahren weit über den Unterricht hinaus für den Erhalt der Frühlingslichtblume: Die Preisgelder zahlreicher erster Preise (Bundesumweltschutzpreis, Stiegl-Preis, Raiffeisen-Preis u.a.) spendeten sie für den Frühlingslichtblumenstandort und finanzierten damit den halben Kaufpreis. Gemeinsam mit Fachleuten der Forstlichen Ausbildungsstätte Ossiach sorgten sie nach erfolgtem Kauf für die Entfernung der riesigen 80-100jährigen Fichten. Vor wenigen Jahren war es wieder soweit und eine Rodung wurde fällig. Diese Rettungsmaßnahme war in diesem Umfang nur möglich, weil der für ganz Österreich einzigartige Standort samt Wald vom Naturschutzbund rechtzeitig erworben worden war.
Foto: wikipedia-by Daniel Wuttej
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Beilage zur Sommerausgabe | natur&land | 101. JG. – Heft 2-2015
Kärnten
Daten Lage: Südhang der Gerlitzen bei Villach Größe: ca. 2 ha Erwerb: 1996 mit Mitteln der önj vom Gymnasium St. Martin/Villach und des | naturschutzbund | Kärnten Betreuung: | naturschutzbund | Kärnten
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VORZEIGEBEISPIELE ÖNJ
ÖNJ-ÖKO-INSELN… …sind von der Österreichischen Naturschutzjugend geschaffene und gesicherte Naturflächen mit seltenen Tier- und Pflanzenarten. Dazu gehören Feuchtbiotope, Auwälder, Trockenwiesen und andere bemerkenswerte Pflanzen- und Tiergesellschaften. In ganz Österreich werden önj-Öko-Inseln gepflegt und erhalten. Wesentlich ist dabei die Akzeptanz der Bevölkerung vor Ort, denn wir sehen unsere (Biotop)Käufe als Zusammenarbeit mit den Bauern, nicht als Schutz „vor“ den Bauern. In der Steiermark wurden alle Öko-Inseln aus Spenden von Schülerinnen und Schülern mit Unterstützung des Landes Steiermark angekauft und gesichert. Beispiele für die vielen hochwertigen Öko-Inseln in Österreich sind die Schachblumenwiese Hagensdorf und das Mühlauer Fuchsloch.
FEUCHTPARADIES MÜHLAUER FUCHSLOCH Kinder der Volksschule Mühlau helfen mit vollem Einsatz bei der dm-Pflegeaktion, das Mähgut mit Rechen, Heugabeln und Schubkarren wegzuräumen. In den Teichen leben Bergmolch & Co. Fotos: Fotodienst Amplatz (4, Kinder); Wolfgang Schruf
as Mühlauer Fuchsloch liegt auf Innsbrucker Stadtgebiet. Teiche, Tümpel, Wasserläufe, verschiedenste Wiesen- und Waldtypen sind Lebensraum für Tiere und Pflanzen und Erholungsraum für den Menschen. 1989 wurde ein Großteil der heutigen Teiche auf Initiative des Mühlauers Erwin Kögl angelegt, die Pflege später an önj, Naturschutzbund und natopia übertragen. Diese haben auch das Haus saniert, als Freilandlabor umgestaltet und nutzen es als önj-Heim. Zahlreiche SchülerInnen werden jährlich von natopia durch das Fuchsloch naturpädagogisch begleitet.
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Artenvielfalt. Das Fuchsloch wurde primär für die heimischen Amphibienarten geschaffen. Die Naturoase beherbergt mittlerweile eine starke Population von Grasfrosch und Teichmolch, aber auch Erdkröte und Bergmolch lassen sich beobachten. Außerdem kommen die verschie-
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Beilage zur Herbstausgabe | natur&land | 101. JG. – Heft 3-2015
Foto: Manfred Fiala
SCHACHBLUMENWIESE HAGENSDORF as ist einer der seltenen Standorte der Schachblume (Fritillaria meleagris). Dieses mehrjährige Liliengewächs mit seiner glockenförmigen, hängenden Blüte und dem schachbrettartigem Muster liebt feuchte Wiesen mit nährstoffreichem Boden in niedrigen Lagen. Sie ist in Österreich stark gefährdet und besitzt Seltenheitswert. Die Wiese im Südburgenland wird von Landwirten aus der Region gemäht.
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Burgenland
Daten Lage: 7522 Hagensdorf/Heiligenbrunn, Südburgenland Eigentum: 1,34 ha (13.426 m²) Erwerb: önj-Steiermark 1992, mit Mitteln der Aktion „Schüler retten Naturlandschaften“, der burgenländischen Landesregierung und des | naturschutzbund | Burgenland Betreuung: önj-Steiermark Kontakt: Projektleiter Oliver Gebhard oliver.gebhardt@oenj-steiermark.at www.oenj-steiermark.at
densten Libellenarten, gute Bestände an Sibirischer Schwertlilie sowie häufige und seltene Schmetterlingsarten, wie Kaisermantel, Kleiner Eisvogel und Schillerfalter vor. Ein Großteil dieser Arten legt seine Eier an Gehölzen ab, weshalb bei der Pflege besonders darauf geachtet werden muss. Eine Besonderheit ist der Gelbringfalter (Lopinga achine), der europaweit geschützt ist. Die europäischen Populationen sind stark rückläufig, denn forstliche Intensivierungsmaßnahmen gefährden die Bestände.
Betreuung. Bei den von „dm flugland“ geförderten Pflegeaktionen Ende Juni 2015 halfen zwei Volksschulklassen aus Mühlau mit. Das Forstamt der Stadt Innsbruck übernahm die Mahd der großen Glatthaferwiesen mit dem Motor-Balkenmäher. Die Sensenmahd in den Randbereichen, auf den Steilhängen und feuchteren Stellen übernahm der Biotopbetreuer mit Unterstützung von Kindern der Volksschule Mühlau. Der Pflegeaufwand für das Fuchsloch ist enorm: Mehr als 1.000 Arbeitsstunden jährlich, die ehrenamtliche HelferInnen leisten, sind notwendig, um diesen Lebensraum zu erhalten. Die Koordination erfolgt durch eine eigene Biotopmanagerin: „Die Sicherung von Flächen für den Naturschutz sehe ich aus einer sehr menschlichen Perspektive: Mehr Natur bedeutet mehr Erlebnis! Je bunter und vielfältiger die Natur ist, umso größer ist die Lebensfreude für mich,“ meint Sylvia Auer.
Beilage zur Herbstausgabe | natur&land | 101. JG. – Heft 3-2015
Tirol
Daten Lage: Mühlau, Stadtgebiet Innsbruck, Westabhang des Scheibenbichls in Verlängerung der Mühlauer Klamm Größe: ca. 1,25 ha (12.500 m²) sind Eigengrund der Stadt Innsbruck, der untere Spitz mit Lehrplattform (0,25 ha) ist Eigentum der önj (Bund) Erwerb: 2000 Betreuung: Pflegebetreuung: gesamte Fläche seit Mitte der 1990er Jahre, önj Tirol | naturschutzbund | Tirol, seit 1998 auch natopia Kontakt: Biotopmanagerin Mag. Sylvia Auer fuchsloch@natopia.at www.natopia.at • www.oenj.at
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Fotos v. l.: Othmar Danesch; Manfred Waldinger; Alwin Schönenberger
VORZEIGEBEISPIELE VORARLBERG
FLACHTEICH IM LAUTERACHER RIED er Flachteich liegt in der Kernzone des Natura2000- und Landschaftsschutzgebietes Lauteracher Ried, der Teil des wichtigsten Wiesenbrütergebietes im Bodenseeraum ist. Hier brütet der Große Brachvogel. Der Flachteich wurde zur Aufwertung des Gebietes für diesen in Vorarlberg vom Aussterben bedrohten Vogel angelegt. Denn mit seinem langen, gebogenen Schnabel stochert er gerne im feuchten Schlamm von Mulden und Flachteichen nach Nahrung. Der Flachteich ist aber auch Lebensraum für andere Arten. Im Jahr 2010 konnten hier sogar Laubfrösche beobachtet werden.
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Klein, aber oho sind solche Kleingewässer in der Landschaft. Für Brachvögel, Frösche und unzählige andere Tiere lebenswichtig!
Vorarlberg Daten Lage: 6923 Lauterach Eigentum: 8 m² Erwerb: 1996, im Besitz von Alwin Schönenberger, Vorstandsmitglied Betreuung: | naturschutzbund | Vorarlberg
Fotos v. l.: Wolfgang Schruf; Wikipedia-by Jörg Hempel; Alwin Schönenberger
Das Kleine Knabenkraut ist eine von mehreren Orchideenarten im Porst.
STREUWIESE „IM PORST“ as Grundstück liegt im Streuwiesenkomplex „Im Porst“ auf Dornbirner Gemeindegebiet. Der Naturschutzbund kaufte die Fläche, da die Vegetation durch Verbuschung und Verbrachung sehr stark verändert war. Sie wurde entbuscht und wird seither einmal im Jahr im Herbst gemäht, um nach und nach wieder eine typische Streuwiese herzustellen. Das Gebiet „Im Porst“, in dem z. B. das Braunkehlchen brütet, konnte dadurch aufgewertet werden.
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Die Streuwiese „Im Porst“ wird einmal im Jahr gemäht, damit sie nicht verbuscht. Nur so findet das bodenbrütende Braunkehlchen geeignete Niststellen.
Vorarlberg
Daten Lage: 6850 Dornbirn Eigentum: 1,34 ha (13.426 m²) Erwerb: 2004 Betreuung: | naturschutzbund | Vorarlberg
Beilage zur Herbstausgabe | natur&land | 101. JG. – Heft 3-2015
Spuren hinterlassen
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eit über 100 Jahren verstehen wir uns als „Anwalt der Natur“ und übernehmen in diesem Sinne Verantwortung für viele, oft bedrohte Tiere, Pflanzen und Lebensräume.
Mit Ihrem Vermächtnis oder Ihrer Kranzspende helfen Sie uns, Österreichs Naturschätze für die nachfolgenden Generationen zu erhalten und unsere Schutzprojekte fortzusetzen.
Zugunsten der Natur Mit Ihrem Letzten Willen
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in Testament zugunsten des | naturschutzbund | hilft der Natur, unseren Kindern und Kindeskindern. Wenn Sie mehr über die Arbeit des | naturschutzbund | wissen wollen, steht Ihnen die Geschäftsführerin Mag. Birgit MairMarkart gerne zur Verfügung. Rufen Sie uns an oder vereinbaren Sie ein Treffen, persönlich und unverbindlich. Kontakt: Tel +43(0)662/64 29 09-12 birgit.mair-markart@naturschutzbund.at Zu erbrechtlichen Fragen steht Ihnen der Rechtsanwalt unseres Vertrauens, Dr. Stefan Hornung, für ein kostenloses Erstgespräch zur Verfügung. Kontakt: Tel: +43/(0)662/84 16 16-0 stefan.hornung@lawconsult.at • www.lawconsult.at
Beilage zur Herbstausgabe | natur&land | 101. JG. – Heft 3-2015
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Natur freikaufen, BLEIBENDES SCHAFFEN!
SPENDENKON TO P.S.K.
IBAN: AT74 60 00 0501 10 BIC: OPSKATW 14 0425 W lautend auf „Naturschutz bund“
BITTE UNTERSTÜTZEN SIE UNS BEI DER NATURFREIKAUF-AKTION! „Ihre Spende ermöglicht es uns, weitere Flächen für den Naturschutz zu sichern. Schon mit 10 Euro können wir im Durchschnitt einen Quadratmeter wertvollen Lebensraums ankaufen und pflegen. Sie können uns aber auch bei der Pflege unserer Naturjuwe-
len behilflich sein. Vielleicht gibt es ja ganz in Ihrer Nähe ein gerettetes Grundstück, wo Sie bei der Mahd oder anderen anfallenden Arbeiten mithelfen möchten. Dabei sind schon viele Freundschaften entstanden!“
Präsident Roman Türk bundesverband@naturschutzbund.at T +43(0)662/64 29 09
Fotonachweis v. o.: Wolfgang Schruf (Wiese, Pappelblattkäfer, Schachbrettfalter); Fotodienst Amplatz (Biotoppflege önj); Naturschutzbund (Mähgutübertragung); Hans Kutil
WWW.NATURFEIKAUF.AT