natur&land 4/2014: Business & Biodiversität

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Titel Seite 18 Was ist mit Business & Biodiversität gemeint?

Seite 12 Das Wunder von Hainburg

Ab Seite 28 Unternehmen schaffen Lebensraum: Natur im Betrieb

Fotografie im Blut ? Natur im Herzen ? Wir wollen Ihre Bilder !

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Ab Seite 37 Partner des Naturschutzbundes

Die Naturbildagentur

Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014


INHALT AKTUELL 04

Klarstellung zum Feldinger Moos

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Apps | Ticker

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25 Jahre Grünes Band | Ticker

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vielfaltleben-Champion ausgezeichnet | Ticker

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Buntgemischtes aus den Landesgruppen

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Das Wunder von Hainburg: 30 Jahre danach BERND LÖTSCH

Nachnominierung von Natura2000-Gebieten | Ticker

THEMA 16

Vorausgeschickt: Welche Zukunft wünschen wir uns? WERNER GAMERITH

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Vorausgeschickt:The Blue Economy®

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Business & Biodiversität – was ist eigentlich damit gemeint? MARION HAMMERL

Seite 47 Wasserkraft: Greenwashing oder Biotdiversitätsbeitrag?

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Business & Biodiversitäts-Programme

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Immer mehr Firmen übernehmen Verantwortung MARTIN GÖTZL

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Welche Vorteile haben Unternehmen? GABRIELE OBERMAYR

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Business & Biodiversitäts-Angebote in Österreich

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Beispiel: Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen SVEN SCHULZ

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Beispiel: Natur im Betrieb in Oberösterreich MARKUS KUMPFMÜLLER

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Beispiel: Natur im Betrieb-Partnerschaften

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Partnerschaften zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen SUSANNE LANG

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Ausgewählte Qualitätssiegel Cradle-to-Cradle, Fair Trade

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Sponsoring – Partnerschaften: Welchen Weg geht der Naturschutzbund? BIRGIT MAIR-MARKART

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Partner des Naturschutzbundes: Förderer in der 2. Generation Naturschutz und Sirius Zündhölzer

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Partner: Initiative vielfaltleben und Business & Biodiversität GABRIELE OBERMAYR

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Partner: dm – der Nachhaltigkeit verpflichtet ANGELIKA SPRAIDER

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Partner: Was kann Hofer für die Biodiversität tun?

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Partner: ÖBB setzen auch auf Biodiversität HERBERT MINARIK

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Partner: Windhager – wertvoller Beitrag zur Biodiversität in Europas Gärten WOLFGANG WENDL

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Wasserkraft – Greenwashing oder Biodiversitätsbeitrag? HANS KUTIL

LANDWIRTSCHAFT 50

U2 11 52 53 54 56 57 58 60

Fust-Position: Zukunftsfähige Almwirtschaft und Almdüngung

REIHE: Was Spendengelder ermöglichen: Naturparadies Welser Flugplatz Veranstaltungen Kinderseite Bücher der Landesgruppen Buchtipps allgemein Adressen der Landesgruppen und Impressum Mitglied oder Abonnent/in werden Shop Vorschau aufs nächste Heft Abobestellschein/Geschenkabo U 3 25 Jahre Hochalpine Forschungsstation Großglockner – Ehrung E. Stüber | Preisträger Glockner-Öko-Fonds Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014

Titelbild: „Investing to Green Business“ © Dmitry - Fotolia.com

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Ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr war eine Pressereise Ende Juli entlang des Green Belts Italien, Slowenien und Österreich. Foto: Johannes Gepp

DAS GRÜNE BAND FEIERT SEIN 25-JÄHRIGES JUBILÄUM

Vor einem Vierteljahrhundert geschah, was niemand für möglich gehalten hatte: Die Berliner Mauer fiel und damit war das Ende der DDR-Diktatur und des Eisernen Vorhangs besiegelt, der bis dahin den Kontinent in Ost und West geteilt hatte. Noch im Wendejahr nahm ein Jahrhundertprojekt seinen Anfang: Der tödliche Grenzstreifen sollte als Lebensader und lebendiges Denkmal, als „Grünes Band“ erhalten bleiben. ie Idee dazu hatte Kai Frobel vom BUND Naturschutz in Bayern. An der innerdeutschen Grenze aufgewachsen, hat er schon in den 1970ern mit dem Fernglas die große Artenvielfalt des Gebiets erkannt. Denn im Niemandsland zwischen Minen und Stacheldraht war die Natur jahrzehntelang weitgehend unbehelligt geblieben und ein zusammenhängendes System wertvoller Lebens-

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und Rückzugsräume konnte sich entwickeln. Naturschützer aus Ost und West waren sich kurz nach der Wende 1989 einig, dass diese Vielfalt erhalten und entwickelt werden müsse: Die Vision, ein Natur und Menschen verbindendes Grünes Band quer durch Europa zu knüpfen, war geboren. Internationale Bewegung. Mit dem Ziel, die ehemalige „Todeszone“ als Lebenslinie nachhaltig zu sichern und seine Artenvielfalt zu schützen, startete eine internationale Bewegung. Aus einer Vision wurde eine der größten Naturschutzinitiativen der Welt: „Das Grüne Band Europa“. Es verbindet auf 12.500 km 24 Staaten und fast alle Naturräume des Kontinents – von der Barentsee bis zum Schwarzen Meer – eine Lebensader und ein Symbol für die Überwindung des Kalten Kriegs. Geht es nach den Naturschützern, soll es auch UNESCO-Welterbe werden. Österreich hat mit 1.300 km den zweitgrößten Anteil. Die grenzüberschreitenden Nationalparks Thayatal und Neusiedlersee-Seewinkel liegen

++TICKER ++Erfolg für Global 2000: Ab 2015 Monitoring der Pestizideinträge in österreichischen Gewässern vom Ministerrat im November d. J. beschlossen. ++Büros ohne Bezug zur Natur haben negativen Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeiter. Wer in Büros mit natürlichen Elementen wie Sonnenlicht und Begrünung arbeitet, fühlt sich nachweislich wohler. Eine Studie zeigt auf, dass europäische Büroangestellte, die in einer Arbeitsumgebung mit natürlichen Elementen tätig sind, sich um 13 % wohler fühlen und um 8 % produktiver arbeiten als ihre Kollegen, bei denen das nicht der Fall ist. ++Erste Genehmigungen für tschechisches Atommüll-Endlager an Österreichs Grenze: Österreichische Behörden müssen aktiv Informationen über die nur 20 bzw. 80 km von Österreich entfernten Standorte einfordern. ++Mehrheit der Unternehmen fordert verbindliche Klima- und Energieziele – das ergibt eine Greenpeace-Umfrage. ++Fördergelder für spanische Kampfstiere stoppen: Das forderten Grüne bei der Abstimmung zum EU-Budget – bis zu 500.000 Euro streift so mancher Star-Stierkämpfer pro Veranstaltung ein. Das kann durch Zuschauereinnahmen allein niemals erwirtschaftet werden, daher braucht es kräftige Finanzspritzen. Diese Unterstützung kommt nicht nur von Spanien selbst, sondern auch von der EU.

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AKTUELL Johannes Gepp (r.), National Focal Point für das Grüne Band Österreichs, unterzeichnete in Slavonice (CZ) das Gründungspapier für den neuen Verein. Foto: BUND Naturschutz

Die Landesgruppe NÖ veranstaltete diesen September ein Naturschutzcamp am Grünen Band in Poysdorf – fest anpacken war hier die Devise. Foto: Margit Gross

AUSZEICHNUNG FÜR HERAUSRAGENDES ENGAGEMENT AM GRÜNEN BAND EURONATURPREIS 2014 AN TSCHECHISCHE NATURSCHÜTZER ebenso darin wie die Maltsch in OÖ und die steirische Grenzmur. Diese ist, wie viele Abschnitte des Green Belts, durch Kraftwerkspläne akut gefährdet. Neue Dimension. Nun hat die europaweite Initiative eine neue Qualität erreicht: Ein Internationaler Verein wurde gegründet. 21 Vereine und Regierungsorganisationen haben unterzeichnet – mit dem Ziel, das Grüne Band Europas weiterzuentwickeln und das ökologische Netzwerk zu verdichten. Ein historischer Augenblick! Der Naturschutzbund ist stolz, Teil dieser Jahrhundertinitiative zu sein und nun zu den Gründungsmitgliedern der „Green Belt Initiative“ zu gehören.

Mag. Christine Pühringer | naturschutzbund | Projektkoordination www.grenzgaenge.com

GRENZGÄNGE 2014 – RUND UM ÖSTERREICH 3.200 km, 120.000 Höhenmeter, 83 Gipfel, unzählige Pässe auf dem Rad und zu Fuß in vier Monaten planten die Organisatorinnen Gertrude ReinischIndrich und Christine Eberl auf ihrer Reise entlang der Grenze Österreichs inkl. Grünem Band. Rd. 50 Teammitglieder in Reit-, Boots-, Rad- und Canyoningteams, Schwimmerinnen und Gleitschirmflieger begleiteten sie in Etappen. Das letzte Stück (ca. 400 km) zwischen Zugspitze und Salzburg wird 2015 folgen! Spannende Eindrücke gibt’s online! Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014

Am 8. 10. 2014 zeichnete EuroNatur die tschechische Umwelt- und Naturschutzorganisation Hnutí Duha (Friends of the Earth Tschechien) mit dem EuroNatur-Preis 2014 aus. Hnutí Duha, zu Deutsch „Bewegung Regenbogen“, setzt sich seit zwei Jahrzehnten vorbildlich für den Jiří Koželouh (li.) und Jaromír Bláha (re.) Schutz des National- nahmen stellvertretend für Hnutí Duha den Preis entgegen. Foto: Peter Schmenger parks Böhmerwald ein. Das etwa 200 km lange Mittelgebirge entlang der deutsch-tschechisch-österreichischen Grenze ist auch Bestandteil des „Grünen Bandes Europa“. Obwohl auf dem Papier seit 1991 als Nationalpark geschützt, sind die Naturschätze von Šumava bedroht. Aktuelles Beispiel ist ein Gesetzesvorhaben, das den Nationalparkgedanken völlig ad absurdum führt: Unter anderem sollen Holznutzung und Jagd auf der überwiegenden Fläche des Parks dauerhaft erlaubt sowie der Bebauung Tür und Tor geöffnet werden. Der Naturschutz hat in Tschechien nach wie vor einen schweren Stand. Um den Nationalpark zu retten, spielt Hnutí Duha seit mehr als 20 Jahren auf der gesamten Klaviatur des zivilgesellschaftlichen Engagements. Dazu gehören neben intensiver Medienarbeit, Demonstrationen, Petitionen, politischer Arbeit und gerichtlichen Klagen auch kreative Aktionen wie die Veranstaltung von Solidaritätskonzerten sowie ziviler Ungehorsam gegen obrigkeitsstaatliche Willkür. Hnutí Duha ist damit eine wesentliche Kraft zur Stärkung der Zivilgesellschaft. www.euronatur.org

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AKTUELL

Buntgemischtes aus den Landesgruppen VORARLBERG PROJEKT NETZWERK KLEINGEWÄSSER Kleingewässer sind wichtige Elemente zur Förderung und Erhaltung der Biodiversität. Der Naturschutzbund, der Förderverein Naturpark am Alten Rhein und der BUND Regionalverband Bodensee-Oberschwaben starteten deshalb mit Unterstützung des IBK-Kleinprojektefonds (Internationale Bodensee Konferenz) ein Projekt, um Wissen zu vermitteln und Erfahrungen beim Natur- und Artenschutz an Kleingewässern auszutauschen. In diesem einjährigen Projekt soll auch ausgelotet werden, ob die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in einem weiteren mehrjährigen Projekt vertieft werden soll.

Flachteich im Wolfurter Birken (o.) und in der Schweiz

WIDERSTAND Widerstand gegen Fracking – besonders durch die Bedrohung des Trinkwasserspeichers Bodensee (für 5 Mio. Menschen) – zusammen mit den süddeutschen Umweltverbänden wird immer wichtiger. Ebenso der Widerstand gegen das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP und das Freihandelsabkommen mit Kanada CETA, weshalb sich der Naturschutzbund auch am weltweiten Tag des „March against Monsanto and TTIP“ beteiligte.

WINDKRAFT Sie ist durch eine auf dem Pfänder geplante Anlage zum umstrittenen Thema geworden. Der Naturschutzbund vertritt den Standpunkt, dass sie wie andere erneuerbare Energien forciert werden soll, wenn sie nach genauer und solider Prüfung für die Fauna verträglich ist. Derzeit werden die entsprechenden Studien erstellt.

BURGENLAND

Experten der Projektbeteiligten bei einer grenzüberschreitenden Fachexkursion im Dreiländereck. Fotos (v. o.): Georg Amann, Bianca Burtscher (2)

NATURERLEBNIS LAFNITZTAL Das Lafnitztal gehört zu den letzten erhaltenen naturnahen Flusslandschaften Österreichs. Es hat seine ursprüngliche Dynamik über weite Strecken noch erhalten und bezaubert durch seine Mäander, Naturführer Laf nitz regi on Altarme und Aulandschaften. Daneben schließt sich eine reiche Kulturlandschaft mit Wiesen und Gehölzgruppen an. Seit 2002 ist das Lafnitztal ein Ramsargebiet und damit ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung, das zur touristischen Belebung der Region im Sinne eines „sanften Ökotourismus“ beiträgt. Naturführer Auf Initiative des Naturschutzbundes Burgenland (LEADER-Projekt) entstand diese Lafnitzregion informative Broschüre, an der auch 12 Ramsargemeinden beteiligt sind: Neustift/L., Josef Weinzettl. NaturGrafenschachen, Loipersdorf-Kitzladen, Markt Allhau, Wolfau, Wörterberg, Hackerschutzbund Burgenland (Hrsg.), 2014, ISBN: 978- berg, Burgauberg-Neudauberg, Deutsch Kaltenbrunn, Rudersdorf, Königsdorf sowie 3-902632-31-9, kosten- Heiligkreuz/L. Man erfährt alles über Naturschutzbemühungen, Klima, Geologie und die Lebenslos anzufordern: burgenland@natur- räume dieser einzigartigen Landschaft mit ihrer reichhaltigen Artenvielfalt. Auch der schutzbund.at Verlauf des Tieflandflusses und die Schutzbestimmungen, die hier gelten, sind Teil T 0664/845 30 47 der Broschüre. www.naturerlebnis-lafnitztal.at/das-lafnitztal/ HA Josef Weinzettl

MIT UNTERST ÜTZUNG Europäischer

VON LAND UND EUROPÄ ISCHER UNION

Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.

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AKTUELL

OBERÖSTERREICH Schwarz (Foto l.), ein Biologe der „Stiftung für Natur“ des Naturschutzbundes OÖ diesen Sommer im Naturschutzgebiet „Jaidhaus“ bei Molln/OÖ. Die Fläche gehört der Stiftung, die hier seltene Arten und Lebensräume, wie Kalkmagerrasen und Orchideen schützt. Die Entdeckung ist eine kleine Sensation, denn bisher gab es weltweit nur einen einzigen Nachweis der nur 5-6 mm großen Schlupfwespenart, nämlich aus Schottland. Über Lebensweise und Lebensraumansprüche des Insekts weiß man nur, dass sie Trockenheit schlecht verträgt und sich die Larven, wie bei allen Schlupfwespen, von Insekten oder Spinnen ernähren. „Manche Schlupfwespenarten spielen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Schadinsek-

(OBER)ÖSTERREICH IST UM EINE TIERART REICHER

In diesem Gebiet entdeckt wurde…

iese Meldung hat es sogar in die ZIB im Hauptabendprogramm des ORF geschafft! Hauptdarstellerin ist eine Schlupfwespenart mit dem wissenschaftlichen Namen Stibeutes blandi, die zum ersten Mal für Mitteleuropa nachgewiesen wurde. Entdeckt hat sie Martin

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…diese Schlupfwespenart – hier ein Exemplar aus dem Schottischen Nationalmuseum.

ten. Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass wir noch so wenig von dieser interessanten Tiergruppe wissen“, erläutert Schwarz. Die beiden bisher gefundenen Exemplare sind übrigens Weibchen. Schlupfwespen gehören zur Ordnung der Hautflügler und sind gut am mehr oder weniger langen Legestachel erkennbar, mit dem sie die Larven vieler sog. Schadinsekten (Holzkäfer, Motten u. a.) anstechen, um ihre Eier abzulegen. Diese parasitierende Lebensweise macht sie für Land- und Forstwirtschaft zu unentbehrlichen Helferinnen, weshalb einige Arten für die biologische Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden. HA Fotos v. o.: Claudia Leitner; Harald Bruckner

Fotos: Heidi Kurz

Werden Sie Eulen- oder Greifvogelpate/-patin!

„Bubo senior“ spielt für Junguhus immer wieder den „Ziehvater“.

Turmfalkenweibchen als „Amme“ bei der Aufzucht von Findlingen.

In der Greifvogel- und Eulenschutzstation OAW des Naturschutzbundes Oberösterreich wurden schon unzählige „Findlinge“ - Nestlinge und Ästlinge – verunfallter Greife und Eulen groß gezogen. Diese Jungvögel konnten später erfolgreich ausgewildert werden. Jetzt gibt es die Möglichkeit, mit der Übernahme einer Patenschaft für Dauerpfleglinge einen Beitrag zum Erhalt von Greifvögeln und Eulen und deren Erforschung zu leisten. Die Patenvögel können in der Station in Linz-Ebelsberg nicht nur besucht werden – die Paten dürfen den meist namenlosen Pfleglingen auch Namen geben. Vogelpatenschaften eignen sich wunderbar als Geschenk für Geburtstage, zu Weihnachten oder zu einem Jubiläum. Nähere Informationen und Bilder der „Patenschaftsvögel“ finden Sie unter: http://naturschutzbund-ooe.at/OAW_Greifvogelstation

BACHFORELLENNACHZUCHT IST RIESENERFOLG

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as erfolgreiche Projekt „Urforelle“ ist diesen November 11 Jahre alt geworden. In Zusammenarbeit von Naturschutzbund und Fischereiverein werden mittlerweile jährlich etwa 120.000 autochthone donaustämmige Jungfische des Görtschitztaltyps nachgezüchtet und in geeignete Gewässer eingebracht. Die Nachfrage durch Bach-Bewirtschafter in diesem Einzugsgebiet ist wegen der hervorragenden Anpassung die-

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Foto: Nationalpark Hohe Tauern

KÄRNTEN

ser Wildfische an diese Gewässer so groß, dass der Bedarf derzeit kaum gedeckt werden kann. Ein Riesenerfolg für den Kärntner Naturschutz! Die Biologiestudentin Corinna Hecke aus Graz hat dieses Projekt zum Thema ihrer Masterarbeit gemacht und diese zusammen mit ihrem Betreuer, Ass.Prof. Dr. Steven Weiss Ende 2013 erfolgreich abgeschlossen. Mittlerweile ist die Arbeit auch als Broschüre erhältlich. Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014


AKTUELL

DAS WUNDER VON HAINBURG 30 JAHRE NACH HAINBURG – FAKTOREN DES ERFOLGS ÜBERRASCHUNGSMOMENT, STRIKTE GEWALTFREIHEIT, MEDIALE UNTERSTÜTZUNG, DIREKTE GESPRÄCHE MIT DER REGIERUNG, EINE PROMINENTE ARMADA AUS WISSENSCHAFT, KUNST UND KULTUR UND DIE LEITGESTALT – NOBELPREISTRÄGER KONRAD LORENZ – DAS WAREN DIE GLÜCKHAFTEN FAKTOREN DES „WUNDERS VON HAINBURG“. VON BERND LÖTSCH

Gemälde der Konrad-Lorenz-Staatspreisträgerin für „Ökologie und Kunst“ (1984) Tatjana Gamerith mit Hundertwassers Wahlspruch „Die freie Natur ist unsere Freiheit“.

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as als aussichtsloser Protestakt bei Rodungsbeginn am 10. Dezember 1984 begann, war nicht das Ende, sondern erst der Anfang – am nächsten Tag kamen Tausende. Auch half die provokante Überheblichkeit mancher Befürworter: Landesrat Brezovsky und Verbund-General Fremuth waren so gesehen „Traumgegner“. Dennoch: Das Stauwerk wurde nicht durch die Aubesetzer selbst gestoppt, sondern durch das Wasserrecht! Durch Behindern der Schlägerung gewannen sie die Zeit für das Höchstgericht die Gesetzwidrigkeit der Baugenehmigung festzustellen. Ein scheinbar „illegaler" Aufstand half dem Rechtsstaat erst zum Durchbruch. Bis zum Auennationalpark brauchte es noch 12 Jahre Kampf gegen neue Projekte. Erst der „Schutzkauf“ von strategischen 4,11 km² Au bei Regelsbrunn durch 120.000 Spender vereitelte jeden weiteren Stau und zwang die Politik zum Nationalpark. „Besitzen statt Besetzen, Kaufen statt Raufen“ als letzter Handstreich! Der Österreichische Naturschutzbund war als traditionsreichste, in allen Bundesländern mit Landesgruppen vertretene Umweltorganisation vielfältig im Auenschutz engagiert - so 1972 in der Rettung der Lobau vor der Erweiterung des Öltank-Lagers und eine geplante Donauufer-Autobahn, aber auch durch Persönlichkeiten wie Hofrat Dr. Erich Czwiertnia, der es 1984 als Leiter der NÖ Naturschutzabteilung wagte, seinem politischen Vorgesetzten LR Brezovszky öffentlich zu widersprechen und unter Androhung eines Disziplinarverfahrens pensioniert wurde. Er schwieg auch dann nicht und erhielt das Disziplinarverfahren als Pensionist. Dr. Czwiertnia wirkte Jahrzehnte als Präsident des Naturschutzbundes NÖ und Vizepräsident des Naturschutzbundes Österreich. Großer Dank gebührt dem damals in Österreich noch recht jungen WWF. Dessen tatkräftige Hilfe kam zunächst aus der Schweiz, als der österr. WWF-Präsident Mauthner Markhof als Industrieller noch zögerte, gegen das Großkraftwerk aufzutreten. So finanzierte der Schweizer WWF-Chef Roland

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Wiederkehr das kleine aber wirksame Büro „Rettet die Auen“ in Wien (K. Wagner, G. Navara u.a.). Das Schweizer Engagement reichte bis über die eskalierende Aubesetzung hinaus. Legendär ist das nächtliche Auftauchen von Roland Wiederkehr in der, von Polizei mit Hundestaffeln umstellten eiskalten Au, um mit uns das Zelt zu teilen. Ausgerechnet jetzt, im dreckigsten Moment schlage er sich zu uns durch – als Schweizer?, fragten wir ihn fassungslos. „Gerade als Schweizer“, sagte er selbstironisch, „ich muss doch sehen, ob das Geld gut investiert war!“

Was konnte ein im Detail geplantes und ausfinanziertes Milliardenprojekt noch stoppen? Das Überraschungsmoment. Wir glaubten uns in der Minderheit, wollten vor der (Welt)Öffentlichkeit nur ein Zeichen setzen, dass hier Recht gebrochen wird. An diesem Montag 10. 12. 1984, Rodungsbeginn, waren wir nur ein paar Hundert, ineinander verschränkt, um den winterlichen Wasserwald mit unseren Körpern gegen die Baumaschinen zu decken, ganz vorn die prominente Auen-Ökologin Elfrune Wendelberger - das offizielle Österreich hatte sie drei Jahre zuvor mit dem Staatspreis geehrt. Jetzt erlebte sie den Staat von einer anderen Seite. Wir wurden schließlich geräumt, sahen zähneknirschend einige Bäume stürzen, mit ihnen auch den Glauben an die Demokratie, ich gab im Dunkeln Herrn Adrowitzer (Ö1) noch ein erbittertes Interview aus der Au - doch war dies kein Ende sondern der Anfang: Am nächsten Tag kamen Tausende… Das Prinzip „Gewaltfreiheit“. Umweltaktivist Günther Schobesberger hatte diese psychologische Verhaltenstechnik beim Gandhi-Gefährten Bahuguna gelernt. Sie hielt – auch durch die Verschmelzung von Umweltund Friedensbewegung – JEDENFALLS AUF SEITEN DER AUBESETZER – und vor allem auch unter den Appellen des tiefbesorgten Aggressionsforschers Konrad Lorenz, die wir täglich von Lager zu Lager trugen: „Wenn man dich auf eine Wange schlägt, so halte noch die andere hin“, zitierte er die Bibel, doch mit dem Zusatz „nicht dass man dich schlage, sondern dass man dich NICHT schlage…“, denn der Ethologe weiß um die Macht scheinbar submissiver Befriedungsgestik. Schon am ersten Tag erlebten wir den Mut der Gewaltfreiheit – als sich der Starjournalist und Gewerkschafter DDr. Günther Nenning und die Grande Dame der Umweltbewegung Freda Meissner-Blau völlig ungeschützt dicht vor Arbeiter mit kreischende Motorsägen stellten, Mädchen sich an Bäume und Bagger klammerten und Burschen bereit waren, sich in die Kronen gekettet, mit den Auwaldriesen fällen zu lassen. Freilich setzt dies auf eine Demokratie, die unter dem Druck der Medien die Menschenrechte respektiert. Unsere stärksten Stützen waren hier Radio Ö1 und die „Krone“ Hans Dichands mit dem unvergessenen Friedrich Graupe – natürlich auch die Umweltverbände und die ÖH (Österreichische Hochschülerschaft unter Herbert Rainer und Gerhard Heilingbrunner, die z. B. die Busse von den Unis in die Au organisierten).

Aubesetzung Dezember 1984: Peter Weish (r.) und Friedensreich Hundertwasser bei einer strategischen Lagebesprechung in der Stopfenreuther Au (oben) und mit damaligen Mitarbeitern des Instituts für Umweltwissenschaften und Naturschutz (unten). Fotos: Bernd Lötsch

Direkte Gespräche. Ich erinnere mich an insgesamt 13 Stunden Verhandlungen mit der Regierung – das zermürbende Ringen, meist im nächtlichen Parlament, die Angst der Mächtigen vor Gesichtsverlust - zwischen Verhärtung, menschlichen Momenten, wiederholtem Auspendeln der Spitzenpolitiker in Nebenräume (zu Verbund-, Donaukraftwerke, Industrie- und Gewerkschaftsspitzen) und ihre versteinerten Gesichter bei Rückkehr an den Verhandlungstisch und hereinplatzenden Katastrophengerüchten aus der polizeiumstellten Au. Wir erreichten vier Tage „Waffenstillstand“, Zeit für das österreichische „Wunder" einer spontanen Selbstorganisation: Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014

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Decken, Zelte, Strohballen, Erdhäuser, Mülltrennung (damals noch nicht einmal in den Gemeinden verwirklicht), Feldlatrinen, Funkzentrale (mit eingeschleustem Stapospitzel), Taschenlampen, Winterkleidung und Verpflegung aus ganz Österreich.

Zeltlager in der Au: Silvesternacht 1984-85 bei –13 Grad Celsius!

Legendäre Karikatur Erich Sokols zur „Hainburg-Wende“ in der „Krone“: Links Vizekanzler Norbert Steger als revoltierender Punker, Bundeskanzler Dr. Fred Sinowatz als „Roter Falke“ mit einem Lorenz-Poster („Der König heißt Lorenz“). Daneben „Rothirsch“ Günther Nenning mit dem unverkennbaren Siegerlächeln des mutigen Starjournalisten. Das Rothirsch-Image hatte Nenning seit der legendär-originellen „Pressekonferenz der Tiere“ vom Sommer 1984, bei der Prominente sich – als Stimmen der stummen Natur – in Au-Tiere verwandelt hatten. Fotos v. o.: Friedrich Witzany; Bernd Lötsch

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Medial ungeschickte Kraftwerksbetreiber voll provokanter Überheblichkeit. So kanzelte LR Brezovszky den ihm unterstellten Naturschutzleiter Dr. Czwiertnia vor laufenden Kameras ab, sein Widerspruch gegen die Kraftwerksgenehmigung möge Privatmeinung sein, aber rechtlich sei sie völlig irrelevant – und die friedliche Massenbewegung wurde von Regierung, Gewerkschaftern, Industriellen und E-Werkern als Rechtsbruch gewaltbereiter Chaoten und „Berufsdemonstrierer“, als Arbeitsplatzvernichtung durch Studierende auf Steuerkosten diffamiert. Dagegen stand eine Leitgestalt wie Konrad Lorenz, Nobelpreisträger und „Umweltgewissen der Nation“ (der schon gegen das AKW Zwentendorf den Ausschlag gegeben haben dürfte), der sich als „Kind der Greifensteiner Auen“ bekannte, die soeben durch eine Großbaustelle vom Typ des geplanten „Hainburg“ vor seinen Augen zerstört würden. Die Parolen der Donaukraftwerke von der angeblichen „Rettung der Flussau durch Stau“ fegte er souverän weg. „Man kann nichts retten indem man es zerstört". Ihm zur Seite standen (gegen alle Maßregelungen durch Partei und damalige ÖGB-Granden) „Österreichs spitzeste Edelfeder“, Starjournalist („Rothirsch“) DDr. Günther Nenning und die Grande Dame der wachsenden Umweltbewegung Freda Meissner-Blau, bald aber auch eine eindrucksvolle Armada aus Wissenschaft, Kunst und Kultur – von Peter Turrini („Rotbauchunke“) über Jörg Mauthe („Schwarzstorch“) bis Andre Heller, Toni Stricker mit Geige, Arik Brauer, Friedensreich Hundertwasser (der seinen Staatspreis öffentlich zerriss und sich danach mit seinem Schlafsack wieder zu den Besetzern in die vereiste Au legte oder anhand Geländekarten mit Peter Weish die Lage besprach), im Nebenzelt biwakierte Miguel Herz-Kestranek. Schon Monate vorher (Mai 1984) war sogar der hoffnungsvollste Polit-Nachwuchs zur legendären „Pressekonferenz der Tiere“ in der Concordia erschienen, so „Kormoran“ Othmar Karas, Gerhard Heilingbrunner, die Jungsozialisten Häupl, Gusenbauer und auch Josef Cap. Prominente Auslandsösterreicher wie der Dramatiker Fritz Hochwälder und Literatur-Nobelpreisträger 1981, Elias Canetti, appellierten an den Bundespräsidenten. Das Unrecht der KW-Betreiber und der Weg der Naturschützer vor die Höchstgerichte. Die Baugenehmigung für das KW Hainburg brach sowohl Landes- wie auch Bundesgesetze: In einem NÖ „Landschaftsschutzgebiet“ wie den Auen östlich Wiens, in dem sogar Fischerhütten und Badestege wegen Unzumutbarkeit für das Landschaftsbild behördlich zu entfernen wären, ein Großprojekt zu genehmigen – mit sieben Quadratkilometern direkten Auwaldverlustes, einem Querbauwerk von 500m, Stauspiegelanhebung in die Höhe der höchsten Baumkronen und Verödung der Flusslandschaft durch ein linealförmiges Dammkorsett in Höhe viergeschossiger Häuser, welches sich auslaufend bis fast unterhalb Wiens erstrecken sollte, durch den höchsten politischen Vertreter des Naturschutzes in NÖ, LR Brezovszky, unter Hinwegsetzung über alle – kritischen – Gutachten, und das in „Letzter Instanz“ also nicht mehr beeinspruchbar, war ein Schlag ins Gesicht aller Wissenden. Formalrechtlich gab es hier keine Chance mehr, aber wie der Politiker seine Sache vertrat, machte ihn zu einem Traumgegner, wie wir ihn heute, im Zeitalter der telegenen, von Coaches trainierten, stets lächelnden, aalglatten Profis nie mehr bekommen. Meinungsforscher fanden, dass jedes Mal, wenn er im TV Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014


WENDEPUNKT

Foto: Archiv Lötsch

Friedenspakt zwischen Regierung und Naturschützern: Kanzler Sinowatz und Konrad Lorenz am 6. 1. 1985 im Martin-Schlössl, Klosterneuburg, auf „halben Wege“ zwischen Bundeskanzleramt und der Lorenz Villa in Altenberg bei Greifenstein. Im Rahmen eines 11 Punkte-Programms sollte nun auch die Möglichkeit eines Auen-Nationalparks untersucht werden. den Mund aufmache, die Hainburgbewegung einige zehntausend Sympathisanten mehr gewänne. (Von der Brüskierung des Internationalen Ramsar-Abkommens zum Schutz der Feuchtgebiete, dem die Republik gerade mit den Donau-Auen erst kurz zuvor beigetreten war, ganz zu schweigen). Die Duldung des großtechnischen Gewaltaktes versuchte Brezovszky mit der unverzichtbaren „volkswirtschaftlichen Bedeutung“ des Stauwerkes zu begründen, sie rechtfertige die Ausnahme. Nun, eine solche „nationalökonomische Ausnahmeklausel“ gibt es in manchen Gesetzen sogar – NICHT jedoch in der NÖ Landschaftsschutzverordnung! – mit gutem Grund, denn wovor müssen Gesetze ein- und letztmalige Beispielslandschaften sonst schützen, wenn nicht vor WIRTSCHAFTLICHEN Übergriffen?! (Das KW Hainburg wäre das größte in der Staukette der Donau geworden, mit rund 5 % des damaligen österr. Stromverbrauchs bzw. 1 % des Gesamtenergieverbrauchs, im Sommer etwas mehr, im Winter deutlich weniger, jedenfalls nicht der Nabel unserer Energieversorgung – dieser bestünde nicht in derart destruktiven Kraftwerksbauten, sondern im intelligenteren Einsatz vorhandener Energieströme - das wussten die ökologischen Vordenker schon damals, diese Erkenntnis hat es heute immerhin auf die Ebene politischer Lippenbekenntnisse geschafft, aber noch kaum mehr…). Der andere schwere Rechtsbruch betraf das Wasserrechtsgesetz. Fachleute wussten längst, dass die Amputation der Au vom Fluss durch dichte Dämme mit stählernen „Spundwänden“ bis tief in den Grundwasserhorizont zum Verlust der Trinkwasserqualität führen würde. Die intakten Donau-Auen sind der beste Trinkwasserspeicher des Tieflandes (ohne Nitrat- und PestizidProbleme wie unter den angrenzenden Intensiv-Agrargebieten). Es stand hier die Reserve für 800.000 Einwohner auf dem Spiel. Am 5. 12. 1984, fünf Tage vor Rodungsbeginn und Aubesetzung hatte Landwirtschaftsminister Haiden die wasserrechtliche Bewilligung erteilt, am 21. 12. 1984 brachten die Anwälte des WWF beim Verwaltungsgerichtshof Beschwerde gegen diese Missachtung des Wasserrechtsgesetzes ein – und bereits am 2. 1. 1985 (!) verfügten die Höchstrichter die „aufschiebende Wirkung“ – das hieß: den vorläufigen Baustopp! (und im Juli 1986 hoben sie den Wasserrechtsbescheid völlig auf, da die Betreiber diese schweren Mängel im Genehmigungsverfahren nicht sanieren, d.h. die Umwelteinwände nicht entkräften konnten). Eine in den Augen mancher Politiker und Industrieller bis heute als chaotisch, anarchisch und illegal geltende Massenbewegung (die mit ein paar hundert steifnackigen Widerständlern begann) hat nicht „den Rechtsstaat ausgehebelt“ sondern vielmehr dem Rechtsstaat erst zum Durchbruch verholfen! Das Stauwerk wurde nicht durch die Aubesetzer selbst verhindert, sondern durch das Wasserrecht. Die Aubesetzung hat nur den nötigen Rodungsaufschub erreicht, um dem Höchstgericht die Zeit für seine entscheidende „Erkenntnis" zu ermöglichen. (Ob – im Falle einer bereits komplett flachgelegten Au – die Höchstrichter ebenso unglaublich rasch und eindeutig geurteilt hätten, werden wir allerdings nie erfahren). Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014

Bernd Lötsch war damals Leiter des Instituts für Umweltwissenschaften und Naturschutz (Abt. Wien) der Österr. Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit dem Naturschutzbund Österreich und seit 1972 im Auenschutz engagiert, 1984 mit allen Institutsmitgliedern (P. Weish, R. Stifter, G. Geissler, H. Momen) und freien Mitarbeitern (K. Momen, G. Navara, R. Golebiowski, W. Gamerith, R. Gayl u. a.) in der Besetzung bzw. zwischen Au und Parlament, ab Feb.1985 in der Ökologiekommission der Bundesregierung für die Donau östllich von Wien (Leiter des Arbeitskreises Nationalpark, ab 1987 Vorsitzender des Plenums), 1986-91 Präsident der Nationalparkplanung DonauAuen, dort Auftraggeber der ersten Wasserbaustudien gegen die Sohlerosion stromabwärts von Donaustaustufen. Initiator von „Natur freikaufen“ (1990) zur definitiven Erzwingung des Auen-Nationalparks. Text: Univ.-Prof. Dr. Bernd Lötsch, c/o Abteilung Ökologie, Naturhistorisches Museum | 1010 Wien b.lotsch@gmx.at

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THEMA

Vorausgeschickt: Welche Zukunft wünschen wir uns? Tannengrün und Kerzenschein, Glückwünsche und Geschenke: Mit dem Weihnachtsfest setzen wir ein Zeichen der Hoffnung und Liebe. Auf der Suche nach Wegen aus den gegenwärtigen Umwelt-, Wirtschafts- und Sinnkrisen zählen Kinder zu den wichtigsten Verbündeten. WERNER GAMERITH

eben wir Kindern neben materiellen Gütern ausreichend Geborgenheit und Zeit zur Zuwendung? Erkennen und fördern wir genug ihre individuellen Begabungen, ihre herzerfrischende Originalität? Natürlich müssen sich Kinder der Gesellschaft einfügen – aber welche wünschen wir uns und ihnen? Kinder wollen und sollen lernen – aber was? Wir bedauern zu Recht totalitär regierte Staaten, wo schon die Jüngsten dazu erzogen werden, sich fanatischen Partei- oder Kirchendogmen unterzuordnen. Bei uns ist zum Glück die freie Meinungsäußerung möglich, die Demokratie lebt davon. Deshalb brauchen wir kreative, selbständig denkende Menschen mit Mut zur Veränderung.

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Denn gerade unsere sogenannte fortschrittliche Industriegesellschaft hat es dringend nötig sich zu verändern, um mit den Lebensgrundlagen auf unserem Planeten ins Gleichgewicht zu kommen. Wir müssen lernen, uns der Biosphäre anzupassen statt einer hohl und fragwürdig gewordenen Wirtschaftsideologie. Kinder verstehen oft schneller als manche Erwachsene, dass Zusammenarbeit zielführender ist als Konkurrenz, Rücksichtnahme mehr erfreut als Macht und Besitz, dass Geld kein Wert, sondern nur ein Werkzeug ist. Ein weiterer Schlüssel zu einer wünschenswerten Zukunft ist die Wahrnehmung der uns erhaltenden Natur. Nur in Harmonie mit ihr kann unsere Zivilisation überleben. Ihre Komplexität überfordert unseren Verstand, spricht aber alle Sinne und Gefühle der Achtung und Liebe an. Menschen jeden Alters fühlen sich oft glücklich in der Gesellschaft von Tieren, Pflanzen und anderen Naturelementen, die schon ein kleiner naturnah gestalteter Garten bietet. Kindern ausgiebig Gelegenheit zu Kontakten mit der Natur zu geben, sie dort zu Spiel, Beobachtung und schöpferischer Auseinandersetzung zu ermutigen, wäre eine Aufgabe von Eltern, Pädagogen und Bildungspolitikern, die ebenso ernst zu nehmen ist wie die Wissensvermittlung.

FILM-TIPP „Alphabet“ von Erwin Wagenhofer regt nach dessen bekannten Filmen „We feed the World“ und „Let's Make Money“ zur Diskussion über Ziele und Praxis von Bildung an.

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Die Zukunft liegt nicht in noch mehr Leistungs- und Konsumbereitschaft, sondern in genügend Freiräumen für Persönlichkeitsbildung, Spiel und Fantasie. Solche von Schule und Gesellschaft manchmal sträflich vernachlässigten oder gar unterdrückten Begabungen gilt es bewusst zu fördern – nicht nur zur Weihnachtszeit.

Text: DI Werner Gamerith, Autor und Naturgartenexperte, gamerithwerner@gmail.com Foto: Anne Garti-pixelio.de

Winterausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 4-2014


THEMA

„Wir sollten der Erde nicht mehr abverlangen. Wir sollten das, was die Erde uns gibt, besser nutzen.“ Gunter Pauli in seinem Buch: The Blue Economy

The BLUE ECONOMY® The Blue Economy® ist ein Konzept, das die Ökosysteme der Erde schützen und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen soll. Es geht auf den Unternehmer und Designer Gunter Pauli zurück. Die Vision der Blue Economy® ist die Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Menschen mit dem, was wir haben. Sie steht für einen neuen Weg der Geschäftsgestaltung: Durch Nutzung der verfügbaren Ressourcen in Kaskadensystemen wird der Abfall eines Produkts zum Ausgangsmaterial für neuen Cashflow. Auf diese Weise werden Arbeitsplätze geschaffen, Sozialkapital aufgebaut und das Einkommen steigt – dabei wird die Umwelt, die unsere Lebensgrundlage bildet, nicht weiter ausgebeutet und verseucht. So können wir uns entwickeln, von einer Wirtschaft, in der Gutes teuer und Schlechtes billig ist, hin zu einem System, in dem das Gute und Innovative erschwinglich ist. Der Belgier Gunter Pauli gründete vor 20 Jahren die ZERI Foundation (Zero Emissions Research & Initiatives), um Geschäftsmodelle zu entwickeln, die eine positive Rendite bieten und die sowohl ökologisch, sozial als auch monetär attraktiv sind.

Entstehung des Begriffs Erstmals verwendet wurde der Begriff in dem von Gunter Pauli 2010 veröffentlichen Buch „The Blue Economy“. Darin fasst er seine 16 Jahre Forschungsarbeit innerhalb des ZERI zusammen, einem globalen Netzwerk kreativer Köpfe, die nach Lösungen für die Herausforderungen dieser Welt suchen. Grundlage dafür war das Projekt „Nature's 100 Best“, das ZERI gemeinsam mit Janine Benyus und dem Biomimicry Institute durchgeführt hatte. Vorgestellt werden 100 Innovationen für die Themengebiete Wasser, Energie, Bauwesen und Ernährung. Davon ausgehend stellt Pauli das Konzept auch in den Büchern „Neues Wachstum“ und „Zen and the Art of Blue“ ausführlicher vor.

100 Ideen… Diese kann man auf der Seite www.blueeconomy.de in allen ihren spannenden Details nachlesen. Einige der neuesten beschäftigen sich mit den Themen „Ionenmotoren, eine Idee die funktioniert“ (Nr. 99), „Eine Zukunft für den Buchweizen im Himalaya“ (Nr. 98), „Die neue Generation der urbanen Landwirtschaft“ (Nr. 97) oder „Die Magie des Chilis“ (Nr. 96). Winterausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 4-2014

The Blue Economy 10 Jahre, 100 Innovationen, 100 Millionen Jobs The Blue Economy führt den Leser über das Offensichtliche hinaus und will den Unternehmer in jedem von uns wecken. Es erkundet innovative Anwendungen, die auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und sich mehrfach im Alltag bewährt haben. Weltweit können engagierte Unternehmer aus der Basis der Gesellschaft ihre Einnahmen dank wettbewerbsfähiger Geschäftsmodelle auf der Grundlage von Open-Source-Innovationen verdreifachen. Dieses Buch wird unzählige Menschen ermutigen, Blue-EconomyGeschäftsmodelle umzusetzen und so Mangel in Wohlstand zu verwandeln.

Prof. Gunter Pauli, Konvergenta Publishing, 351 Seiten, ISBN 978 3 942 276 95 5, EUR 24,95

Prinzipien Die Prinzipien basieren vor allem auf den Funktionsgesetzen von natürlichen Ökosystemen. Sie bilden die Grundlage für das Blue Economy-Konzept, das Emissionen und Abfälle als fehlgeleitete Ressourcen versteht. Lokal verfügbare, regenerierbare Ressourcen sollen über Innovationen und unternehmerische Initiativen so effektiv wie möglich genutzt werden. Dabei bildet der Abfall des einen Produkts automatisch das Ausgangsmaterial für ein neues Produkt. Hier einige Beispiele: Ersetze „Etwas“ durch „Nichts“ - hinterfrage bei jeder Ressource, ob sie wirklich notwendig für die Produktion ist. Nährstoffe, Materie und Energie werden in natürlichen Systemen immer weiterverwendet – Abfälle gibt es nicht. Jedes Nebenprodukt ist Ausgangsstoff für ein neues Produkt. Die Natur hat sich von wenigen Spezies hin zu einer reichen Artenvielfalt entwickelt. Reichtum heißt Vielfalt. Industrielle Normierung ist das Gegenteil. Die Natur bietet Raum für Unternehmer, die mehr aus weniger herstellen. Die Natur steht im Gegensatz zur Monopolisierung. Gehe auf Grundbedürfnisse ein mit dem, was du hast, entwickle Innovationen, inspiriert durch die Natur, schaffe vielfältigen Nutzen ebenso wie Arbeitsplätze und soziales Kapital, biete mehr aus weniger. Quellen: www.blueeconomy.de | www.theblueeconomy.org | www.zeri.org | www.gunterpauli.com | de.wikipedia.org

Zusammenstellung: Ingrid Hagenstein

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THEMA

BUSINESS & BIODIVERSITY Foto: Weerapat1003/Fotolia.com; Thommy Weiss-pixelio.de (footprint)

Was ist eigentlich damit gemeint?

Vereinfacht gesagt: In globalen, EU-weiten und auch nationalen Kampagnen soll die Wirtschaft für den aktiven Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt sowie für deren Ökosystemleistungen gewonnen werden. VON MARION HAMMERL

S

owohl in der Europäischen Biodiversitäts-Strategie als auch in den Strategien von Deutschland und Österreich wird die Wirtschaft als ein entscheidender „Stakeholder“ identifiziert, der unbedingt einen Beitrag für den Schutz von Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensräumen leisten muss. Dabei geht es nicht nur um den Erhalt der Lebensgrundlagen für unsere Gesellschaft, sondern auch um den Erhalt der Wirtschaftsgrundlagen – sie hängen ebenfalls in großem Maß von Biodiversität und deren Ökosystemleistungen ab. Immer mehr Studien belegen die wirtschaftliche Bedeutung der biologischen Vielfalt. Und sie zeigen im Umkehrschluss auf, welche wirtschaftlichen Verluste drohen, wenn wir den Trend nicht stoppen. Trotzdem haben sich bislang nur ganz wenige Unternehmen daran gemacht,

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BUSINESS & BIODIVERSITY

ihre negativen Wirkungen zu erfassen und zu reduzieren. Das Thema wird nach wie vor weitestgehend ignoriert – vor allem auch von den Wirtschaftsverbänden. Der Verlust der biologischen Vielfalt geht inzwischen mit dramatischer Schnelligkeit voran – nicht nur in den Hotspots der Biodiversität wie Brasilien, Sibirien oder Indonesien, sondern auch hier bei uns in Europa: 22 % der Amphibien, 21% der Reptilien, 16 % der Libellen und 7 % der Schmetterlinge in Europa sind schon ausgestorben oder stehen kurz davor. 65 % aller Habitate in der EU wurden als gefährdet eingestuft (s. Infobox).

Zur Unterstützung von Unternehmen wurde diese Broschüre 2013 herausgeEco4Biz geben (engl.). Sie hilft bei der Orientierung über die verschiedenen Instrumente und ermutigt die Verantwortlichen, mehr Natur in ihre geschäftlichen Entscheidungen einzubauen: www.wbcsd.org/eco4biz2013.aspx Version 1 April 2013

Hilfestellungen für Unternehmen Inzwischen stehen genügend Hilfestellungen für Unternehmen zur Verfügung, z. B. nationale Business- and Biodiversity-Initiativen in Deutschland und seit neuestem auch in Österreich, wo sich Unternehmen beraten lassen können. Auf der europäischen B&B Plattform laufen Studienergebnisse zusammen und die EU-Kommission diskutiert ihre geplanten Maßnahmen mit Unternehmen und Wirtschaftsverbänden wie zum Beispiel die „No-Net-Loss Initiative“. Die Natural Capital Coalition, ein Zusammenschluss von Unternehmen, wissenschaftlichen Institutionen und Umweltorganisationen, gibt Studien in Auftrag, um Wissenslücken zu schließen und arbeitet an einem sogenannten Natural Capital Protocol, um Methoden für die Bewertung von Ökosystemleistungen und die Berichterstattung zum Handlungsfeld Biodiversität/Naturkapital zu harmonisieren. Der Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung (World Business Council for Sustainable Development WBCSD) hat ein Trainings Tool entwickelt und einen Überblick über die verschiedenen Instrumente zum Thema Management von Biodiversität und Ökosystemleistungen zusammengestellt: www.wbcsd.org/eco4biz2013.aspx (Abb. rechts oben).

DEKADE DER BIODIVERSITÄT 2011-2020 Die Vereinten Nationen (UN) haben von 2011 bis zum Jahr 2020 die „Dekade der Biodiversität“ ausgerufen. Jeder Staat soll Maßnahmen ergreifen, um den Verlust der biologischen Vielfalt auf der Erde zu stoppen. Die Einbringung des BiodiversitätsSchutzes in Politik- und Wirtschaftsfelder und die nachhaltige Bewirtschaftung sollen dabei im Mittelpunkt stehen.

DIESER REPORT WURDE ERSTELLT IN ZUSAMMENARBEIT MIT:

REPORT INT

2014

Die Europäische Business and Biodiversity-Kampagne (EBBC). Koordiniert vom Global Nature Fund, ist sie nicht so sehr wissenschaftSeite 21

UM DIE BIOLOGISCHE VIELFALT WAR ES NOCH NIE SO SCHLECHT BESTELLT WIE HEUTE Aus dem Bericht „Living Planet Report“ des WWF vom September d. J. geht hervor, dass sich zwischen 1970 bis 2010 die weltweit untersuchten Populationen von Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Fischen im Schnitt halbiert haben. Das entspricht einem Rückgang um 52 % innerhalb von 40 Jahren. Der Bericht zum Zustand der Welt illustriert die Folgen menschlichen Handelns auf der Erde. Er folgt den Spuren unseres Verhaltens und zeigt, was wir individuell und politisch verändern müssen, damit die Erde lebendig bleibt und uns wie nachfolgende Generationen weiterhin versorgt. Knapp 80 % der österreichischen Arten und Lebensraumtypen von europäi-

INFOBOX Kurzfassung

scher Bedeutung befinden sich in Living Planet WWF International einem ungünstigen ErhaltungszuReport 2014 (Hrsg.), gebührenfrei stand! Zu diesem alarmierenden zum Download: Ergebnis kommt das Umweltbundeswww.wwf.de/lpr amt im sog. Artikel 17-Bericht, der – im Auftrag der Bundesländer bzw. des BMLFUW – 74 Lebensraumtypen und LIVING PLANET INDEX 209 Arten vom Bodensee bis zum NeuDer Living Planet Index (LPI) ist eine der siedler See, vom Waldviertel bis zu den bewährtesten Indikatoren, wenn es Karawanken und mehr als eine halbe darum geht, den globalen Zustand der Million Datensätze österreichweit Biodiversität zu erfassen. Er zeigt uns, berücksichtigt. Nach Artikel 17 der wie sich die Populationen von Tierarten FFH-RL müssen die EU-Mitgliedsstaaverschiedener Ökosysteme und Regioten alle sechs Jahre über diesen Erhal- nen verändern. Daraus lassen sich tungszustand im gesamten StaatsgeRückschlüsse auf den generellen biet (in und außerhalb von NatuZustand der Biodiversität ziehen. In die ra2000-Gebieten) einen Bericht an die Untersuchungen des WWF flossen EU-Kommission erstatten. Insgesamt Daten aus 10.380 Populationen von verbraucht die Menschheit jedes Jahr 3.038 Arten an Säugetieren, Vögeln, 50 % mehr Ressourcen, als die Erde Reptilien, Amphibien und Fischen ein. innerhalb dieses Zeitraums regenerieren und damit nachhaltig zur VerfüQuellen: www.umweltdachverband.at, www.wwf.at gung stellen kann.

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Gegen den rapiden Rückgang der Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen, verursacht durch Intensivierung wie hier im Obstbau, kann man etwas tun: Blühflächen für Bienen & Co anlegen und so wenig wie möglich spritzen. Fotos: Bodenseestiftung (2)

BIOLOGISCHE VIELFALT Sie umfasst die Vielfalt der Arten an freilebenden Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen ebenso wie die Vielfalt der Lebensräume und damit der Ökosysteme und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Die wissenschaftlichen Schätzungen über die Anzahl der auf der Erde lebenden Arten gehen von 10 bis 100 Mio. Arten. Erforscht sind bisher lediglich ca. 1,7 Mio. Arten. Durch Eingriffe des Menschen ist die Vielfalt gefährdet und erheblich dezimiert worden.

WARUM IST VIELFALT SO WICHTIG? Neben ihrem „Wert“ als „Naturerbe“ hat die biologische Vielfalt essenzielle Bedeutung als Lebensgrundlage für den Menschen. Sie nimmt u. a. eine zentrale Rolle im Zusammenhang mit Ökosystemprozessen und der Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen an geänderte Rahmenbedingungen ein (Stichwort Klimawandel). Je mehr Arten und genetische Vielfalt innerhalb der Arten es in einem Lebensraum gibt, desto eher können sich Pflanzen und Tiere an Veränderungen des Klimas und der Umwelt anpassen. Natur schützt vor Überschwemmungen oder Bodenerosion. Außerdem ist der Mensch von vielen Produkten der biologischen Vielfalt abhängig, seien es Nahrungsmittel, Baustoffe oder natürliche Inhaltsstoffe in Pflanzen, die z. B. als Medikamente genutzt werden können.

TEEB-STUDIE: LEISTUNGEN DER NATUR – WIRTSCHAFTLICHER WERT Die Natur stellt ihre Güter und Leistungen (ökosystemare Leistungen oder Ökosystem-Dienstleistungen) kostenlos zur Verfügung. Tatsächlich besitzen diese aber einen hohen ökonomischen Wert, der in wirtschaftlichen Gesamtrechnungen bisher wenig berücksichtigt wurde. Im Rahmen einer großen internationalen Studie „TEBB – The Economics of Ecosystems and Biodiversity“, wurden die ökonomischen Leistungen der Natur untersucht und auch beziffert (Schirmherrschaft der Vereinten Nationen/Umweltprogramm UNEP). Diese Studie analysierte den weltweiten ökonomischen Nutzen der biologischen Vielfalt, die Kosten durch deren Verlust sowie die Mehrkosten durch verabsäumte Schutzmaßnahmen. Ziel der Studie ist es, eine Brücke zwischen den multidisziplinären Bio-Wissenschaften auf der einen Seite und den internationalen und nationalen politischen Entscheidungsträgern auf der anderen Seite zu schlagen.

Beispiele für den ökonomischen Wert der Biodiversität: ++ 100.000 Schutzgebiete erbringen Leistungen im Wert von 5 Billionen US Dollar / Jahr (dem stehen Investitionen in der Höhe von 45 Mrd. gegenüber) ++ Der jährliche finanzielle Nutzen des gesamten Ökosystems der Welt wird auf 16 - 64 Billionen US-Dollar geschätzt ++ Der Weltmarkt für pharmazeutische Produkte – hergestellt aus natürlichen genetischen Ressourcen – beträgt zwischen 75 bis 150 Mrd. US-Dollar pro Jahr ++ Die Bestäubung von Kulturpflanzen durch Bienen und Hummeln weltweit wird mit 29 bis 75 Mrd. US-Dollar pro Jahr beziffert ++ Ca. 40 % der weltweit gehandelten Produkte stammen direkt oder indirekt aus natürlichen Ressourcen Quellen: www.bmlfuw.gv.at/umwelt/natur-artenschutz/biologische_vielfalt/biodiv.html; www.biologischevielfalt.at

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Foto: Wolfgang Dirscherl/Pixelio

INFOBOX

THEMA


lich orientiert, sondern hat einen ganz praktischen Ansatz. Unternehmen aller Branchen finden praktische Beispiele, branchenspezifische Informationen im Wissenspool, Veranstaltungen usw., um sich einen Überblick zu verschaffen sowie praktische Instrumente, um den Einstieg ins Management von Biodiversität zu erleichtern. Diese europäische Kampagne läuft seit nunmehr fünf Jahren in Kooperation mit der BodenseeStiftung und der Heinz Sielmann Stiftung sowie weiteren Organisationen in Europa. Zu den Informationen, die ein Unternehmen auf der Webseite der EBBC abrufen kann, gehören u.a.:

Ob Gemeinden, Betriebe, Firmen, Konzerne – sie alle können ihre Flächen – Straßenränder, Böschungen, Supermarkt- oder Firmengelände – naturnahe mit heimischen Blütenpflanzen gestalten. Dann stellt sich vielfältiges Leben von selbst ein. Fotos: Bodenseestiftung

++Biodiversity Fact Sheets (Merkblätter) für verschiedene Branchen (Tourismus, Kosmetik, Abbaustätten, Golfanlagen, Freizeitparks, Getränkeindustrie), in denen kurz und knapp erläutert wird, welchen Bezug die jeweilige Branche zur Biodiversität hat, welche negativen Wirkungen ausgeschlossen oder reduziert werden müssen und welche sinnvollen Maßnahmen das Unternehmen umsetzen sollte. Außerdem werden Kennzahlen und Indikatoren zur Überprüfung der Maßnahmen vorgeschlagen. Links zu Hintergrund-Informationen runden die Fact Sheets ab. ++Basis-Set mit branchenübergreifenden Kennzahlen und Indikatoren, um messbare Ziele im Handlungsfeld Biodiversität aufzustellen und die Maßnahmen und ihre Wirkung regelmäßig zu überprüfen.

Beispielhaft: Nach dem Motto „Blühender Bodensee“ entwickeln Bauern, Imker und Naturschützer mit Unterstützung von REWE Maßnahmen, um die Bodenseelandschaft wieder bienenfreundlicher zu machen.

++Biodiversity Check (Überprüfung) für Unternehmen, die ernsthaft den Schutz der biologischen Vielfalt angehen wollen. Basierend auf Informationen des Unternehmens und eigenen Recherchen, analysiert ein fachkundiges Team die verschiedenen Unternehmensbereiche und ihren Einfluss auf die biologische Vielfalt: Rohstoffe, Lieferkette, Produktdesign und Produktion, Marketing und die Nutzung des Produkts. Der Check beinhaltet einen Bericht über die Ist-Situation (Baseline-Bericht) und

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BUSINESS & BIODIVERSITY

Blütenmeer statt Einheitsrasen: Die Firma Haberkorn in Wolfurt/Vlbg. als Good-Practice Beispiel, wie Unternehmen Lebensräume schaffen können. Foto: Firma Haberkorn

gibt Empfehlungen für Ziele und konkrete Maßnahmen, die das Unternehmen ergreifen sollte. Das Unternehmen geht keine Verpflichtung ein, die Empfehlungen umzusetzen, doch das Team hofft natürlich darauf, dass die gelieferten Informationen überzeugen und zum Handeln motivieren. Bislang wurden in Deutschland, Spanien und den Niederlanden 35 Checks umgesetzt – für kleine und große Unternehmen sowie aus unterschiedlichen Branchen. Die Rückmeldung war immer positiv und alle Unternehmen haben begonnen, Biodiversität in das betriebliche (Umwelt)management zu integrieren. Ein guter erster Schritt ist das Projekt „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“ (siehe Seiten 27-29). Aber Unternehmen sollten es nicht dabei belassen, sondern auch in den anderen Unternehmensbereichen Maßnahmen ergreifen. Deshalb wird der Biodiversity Check im Rahmen des deutschen „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“ finanziell gefördert, d. h. Unternehmen brauchen nur ein Viertel der Kosten zu tragen.

Ziel der Kampagne ist es letztlich, Unternehmen zu motivieren, die biologische Vielfalt als einen relevanten Aspekt in das Management zu integrieren und strukturiert und kontinuierlich Verbesserungen in die Wege zu leiten. Die Bezüge zur Biodiversität sind komplex und leider auch nicht in einer Kennzahl auszudrücken, wie CO2 für den Klimawandel. Aber auch der Finanzmarkt oder die Sicherung der Qualität der Produkte sind komplex und kein Unternehmen würde sagen, dass Qualitätsmanagement aufgrund der Komplexität nicht möglich sei. Beim Handlungsfeld Biodiversität ist es vollkommen legitim, schrittweise vorzugehen und beispielsweise zunächst die wichtigsten Rohstoffe oder das wichtigste Produkt unter die Lupe zu nehmen.

Fotos v. l.: IAR Indonesien/Rettet den Regenwald e.V.; Borneo OrangUtan Survival Foundation; Sawit Watch

Green Economy: Palmölplantagen statt Regenwald – wo setzen Lebensmittelhandel und Kosmetikproduzenten den Schwerpunkt?

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Green Economy Während der letzten großen Konferenzen wie dem Rio+20 Gipfel in Rio de Janeiro oder dem Weltkongress der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) waren Green Economy und Green Growth die Schlagworte seitens der Wirtschaft. Doch was verbirgt sich dahinter? Und wo liegt der Schwerpunkt – auf green oder auf economy und growth? Aus Sicht der Umweltverbände wurden bislang noch keine überzeugenden Strategien, Konzepte und Maßnahmen präsentiert. Eine Green Economy müsste grundlegende Veränderungen beinhalten – allen voran die Umstellung von quantitativem auf qualitatives Wachstum für weite Teile der Wirtschaft.

Wachstum – auch das einer Green Economy – verbraucht Ressourcen. Bei den meisten Branchen sind es gerade die indirekten Aspekte, d. h. die Rohstoffe, Materialien und Dienstleistungen, die teilweise erheblich zu einer Zerstörung von Ökosystemen und zum Aussterben von Arten beitragen. Weltweit werden heute jährlich annähernd 60 Mrd. Tonnen an Rohstoffen verbraucht, fast 50 % mehr als vor 30 Jahren. Im Jahr 2030 könnten es 100 Mrd. Tonnen sein. Die Nutzbarmachung der Rohstoffvorkommen ist mit einem hohen Naturverbrauch sowie der Produktion von gefährlichen Abfällen verbunden. Die Produktion von Palmöl oder der Abbau von Coltan* (Erz u. a. für Mobiltelefone) gehören zu den Beispielen für die massive Zerstörung von Biodiversität – es gibt zahlreiche weitere. Dies belegt auch eine in „Nature“ veröffentlichte Studie, die unterstreicht, dass Deutschlands ökologischer Fußabdruck im Bereich Biodiversität überwiegend im Ausland stattfindet.

Die Internalisierung, also die Einrechnung der Kosten durch den Verbrauch natürlicher Ressourcen sowie für die Reparatur von Umweltschäden in der Gewinn- und Verlustrechnung von Unternehmen ist ein unverzichtbarer Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Dies wird von Umweltorganisationen schon seit vielen Jahren gefordert und würde dazu führen, dass umweltschädliche Produkte wesentlich teurer würden als nachhaltig produzierte – das wäre der Durchbruch für eine Green Economy – und für den Schutz der biologischen Vielfalt! Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014

Vielfalt nur mehr im Regal, während die Arten- und Lebensraumvielfalt immer mehr schwindet? Fotos v. o.: Katja Röser/Marktgemeinschaft Bodenseeobst; Bernd Strauß (Maisfeld); Bodenseestiftung

www.business-biodiversity.eu www.business-and-biodiversity.at www.bodensee-stiftung.org (Projekte) *Links zur Gewinnung von Coltan: www.geolinde.musin.de/afrika/html/afr_coltan_medico.htm www.stern.de/digital/telefon/umkaempftescoltan-der-stoff-aus-dem-die-handys-sind1551021.html www.vice.com/de/read/der-blutige-fingerabdruck-von-coltan

Text: Marion Hammerl, Geschäftsführung, BodenseeStiftung/Fritz-Reichle-Ring 4 D-78315 Radolfzell, T +49/(0)77 32/99 95 44 45 marion.hammerl@bodensee-stiftung.org

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BUSINESS &BIODIVERSITY

WELCHE VORTEILE HABEN UNTERNEHMEN,

Plattformen zu Business und Biodiversity können den Unternehmen Netzwerke zum Informations- und Erfahrungsaustausch bieten. Durch Anerkennung ihrer „Good Practice“ wird es diesen Unternehmen ermöglicht öffentlich sichtbarer zu werden.

wenn sie sich Programmen zu Business & Biodiversity (B&B) anschließen und dem Netzwerk angehören?

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ie Frage, welche Vorteile ein Unternehmen hat, wenn es sich solchen Initiativen anschließt, werden ehrlicherweise nur die Unternehmen selbst beantworten können. Die bisherigen Erfahrungen der „Allianz für Vielfalt“ im Rahmen der Kampagne vielfaltleben (mehr dazu ab Seite 38) zeigen, dass sich Unternehmen aus verschiedensten Gründen solchen Plattformen anschließen. Bislang sehen allerdings nur wenige darin auch einen konkreten wirtschaftlichen Vorteil, wie etwa die Erschließung neuer Marktnischen oder Kostenersparnis, langfristige Erhaltung des Produktionskapitals, Wettbewerbsvorteil durch Engagement für den Naturschutz, usw.. Zumeist erfolgt eine Teilnahme an solchen Netzwerken oder Plattformen aus Gründen der grundsätzlichen Unternehmens-Philosophie, der Reputation des Unternehmens und kommunikationspolitischer Überlegungen. Viele Unternehmen, die sich für den BiodiversitätsSchutz engagieren, haben bereits „einen Fuß in der Tür“, sei es im allgemeinen Umweltbewusstsein (z. B. Bio- oder Ökobetriebe), im Sozial- oder Nachhaltigkeits-Engagement des Unternehmens.

VON GABRIELE OBERMAYR

Der Nutzen für die Unternehmen: ++Informationsservice durch Vernetzung mit anderen Betrieben und Plattformen ++Ersparnis eigener Investitionen beim Aufbau von Expertisen ++Kosteneffizienz bei der branchenspezifischen Entwicklung von Analysemethoden und Maßnahmen ++Signalwirkung: „Wir tragen Verantwortung für unsere Biodiversität“

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Ländern (siehe Seiten 24/25). Die Europäische Kommission gründete eine „B@B-Plattform“, mit deren Hilfe Wirtschafts- und Biodiversitätsinitiativen in Unternehmen unterstützt werden sollen – beispielsweise, wie Firmen die biologische Vielfalt und die Ökosysteme erhalten und dabei nachhaltig wirtschaften können. Priorität haben dabei Unternehmen aus den Sektoren Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie, Forstwirtschaft, Rohstoffindustrie, Finanzwirtschaft und Tourismus. Auch im Rahmen des „Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD)“ der Vereinten Nationen wird der Einbeziehung des Privatsektors immer größere Bedeutung beigemessen. Die neue Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+ unterstützt ebenfalls Initiativen zu „Business und Biodiversity“.

Foto: Edith Kals/DI Kumpfmüller KG

Das Gewerbegebiet „Stadtgut Steyr GmbH“ zeigt mit seinem naturnah gestalteten Freizeitund Erholungsgebiet Verantwortung für die Umwelt.

Programme zu „Business & Biodiversity“ entstehen derzeit in vielen

Unternehmen aus dem Privatsektor können die Plattform und die Angebote nutzen, um sich erst einmal über Best-Practice-Beispiele zu informieren (s. nächste Seite). Oder sie können angeregt werden, zur Entwicklung von Leitlinien für die Umsetzung der Best-PracticeBeispiele beizutragen, um Biodiversitäts-Aspekte in ihrem Kerngeschäft zu berücksichtigen. Letztendlich können solche Plattformen auch dazu beitragen, politische Themen anzuregen wie z. B. die Entwicklung und Umsetzung nationaler Biodiversitätsstrategien. Text: DI Gabriele Obermayr Ministerium für ein lebenswertes Österreich BMLFUW, Abteilung I/3, 1010 Wien gabriele.obermayr@bmlfuw.gv.at Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014


THEMA

BUSINESS & BIODIVERSITY-ANGEBOTE IN ÖSTERREICH www.business-and-biodiversity.at (unter: Aktivitäten in den Bundesländern v. 23. 11. 2014)

Wien: ÖkoBusinessPlan www.wien.gv.at/umweltschutz/oekobusiness

NÖ: Gemeinsam für mehr Biodiversität www.naturland-noe.at/win Im Rahmen der Initiative „Naturland NÖ“ der NÖ Energie- und Umweltagentur werden Betriebe eingeladen, sich aktiv für mehr Biodiversität einzusetzen, z. B. in Form von Maßnahmen für mehr „Natur im Betrieb“ (Infoblatt online), Patenschaften für Arten und Lebensräume, Landschaftspflegeeinsätze durch Firmenmitarbeiter und Öko-Sponsoring. Kontakt: Grenzgasse 10, 3100 St. Pölten, T +43/(0)2742/219 19, naturland-noe@enu.at – N A T U R I M BE T R I E B – MIT DER NATUR ARBEITEN

Natur als Visitenkarte für verantwortungsvolles Wirtschaften

Ökonomisch zu arbeiten ist zweifellos die vordringliche Aufgabe eines Betriebs. Die Gestaltung von Betriebsflächen im Einklang mit der Natur muss diesem Ziel nicht entgegenstehen. Macht man sich die in der Natur ablaufenden Prozesse zunutze, kann dabei sogar Zeit, Energie und Geld gespart werden.

Unternehmen und Wirtschaftsbetriebe können durch naturnahe Gestaltung ihres Betriebsgeländes einen wertvollen Beitrag für die Sicherung der biologischen Vielfalt und damit für die Lebensgrundlage von uns allen leisten. Damit wird verantwortungsvolles Handeln für die Gesellschaft glaubwürdig vorgelebt. Natur im Betrieb ist Visitenkarte für ein der Umwelt gegenüber nächsten Generationen und den verantwortungsbewusstes Unternehmen.

Ökologisches Verantwortungsbewusstsein und Handeln eines Unternehmens muss nach innen wie nach außen kommuniziert werden und den MitarbeiterInnen, BesucherInnen und KundInnen nähergebracht werden. Das schafft Möglichkeiten, das Verständnis für die ökologischen Zusammenhänge und die naturnahe Flächengestaltung, die mitunter als ungewöhnlich empfunden werden mag, zu wecken.

OÖ: Naturaktives Oberösterreich www.land-oberoesterreich.gv.at/thema/ natursiedlungsraum Diese Förderaktion unterstützt die Neuanlage von unterschiedlichen Biotopen in der Kulturlandschaft. Oft sind es gerade Gärten, kommunale Freiflächen oder Gewerbegebiete, die die Grundlage für Artenvielfalt auch im Siedlungsraum darstellen können. Deshalb fördert die Naturschutzabteilung des Landes OÖ die Neuanlage von Streuobstwiesen, Hecken, Teichen etc. in der Kulturlandschaft. Beispiele für „Natur im Betrieb in OÖ“ finden Sie auf Seite 30. Broschüren zum kostenlosen Download: Wege zur Natur im Betrieb und Wege zur Natur in kommunalen Freiräumen (Reihe) WEGE zur NATUR im BETRIEB Informationsmappe

Kontakt: Land OÖ, Abt. Naturschutz, 4021 Linz, T +43/(0)732/7720-118 71, n.post@ooe.gv.at

Er ist seit 1998 ein Umwelt-Service-Paket der Stadt Wien für Wiener Unternehmen, mit dem diese bei der Umsetzung umweltrelevanter Maßnahmen im Betrieb unterstützt werden. Er trägt dazu bei, Betriebskosten zu senken. Ziel ist es, saubere Gewinne für Umwelt und Unternehmen durch ökologisches Wirtschaften zu erzielen und mit Umweltschutz innerhalb der Unternehmen hohe Qualität und finanzielle Vorteile zu sichern.

Vorarlberg: Blühflächen statt Grauzone www.vorarlberg.at/naturvielfalt In Kooperation der Umweltschutzabteilung des Landes, der Wirtschaftskammer, des Naturschutzbundes und des Österreichischen Ökologie-Instituts ist es in Vorarlberg gelungen, mit zahlreichen Exkursionen, Vernetzungen und Initiativen den Boden für eine nachhaltige und naturnahe Gestaltung von Betriebsgebieten zu bereiten. Im Rahmen eines Interreg-A Projektes unter Leitung der Bodensee-Stiftung wurde mit Landschaftsgärtnerinnen und -gärtnern aus Vorarlberg, D und der CH das Wissen rund um naturnahe Gestaltungen ausgetauscht und für Vorarlberg angepasst. Schon vorhandene und neu geschaffene Beispiele für gelungene Naturoasen auf Gewerbeflächen rund um den Bodensee wurden in ansprechenden Good-Practice Broschüren dokumentiert. In der Marktgemeinde Rankweil konnte zudem ein Pilotprojekt für eine naturnahe Gestaltung eines ganzen Betriebsgebietes initiiert werden. Wie vielfältig die Handlungsmöglichkeiten für Gemeinden und Unternehmen sind, zeigt die neue Broschüre „Blühfläche statt Grauzone“, die Planungs- und Gestaltungsgrundsätze einer naturnahen Gestaltung bildreich und verständlich aufzeigt. Denn naturnahe Firmenareale dürfen Spaß machen – und tun dies auch! Die Broschüre wurde mit Unterstützung der Europäischen Union entwickelt. Broschüren als Print oder Download: Blühfläche statt Grauzone sowie Naturnahe Firmenareale (unten) Kontakt: Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abt. Umweltschutz, umwelt@vorarlberg.at T +43/(0)55 74/ 511/245 05

Zusammenstellung: Ingrid Hagenstein (ohne Gewähr auf Vollständigkeit)

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NATUR IM BETRIEB

aum r s n e ernehmen schaffen Leb Unt Die Bodensee-Stiftung ist in Sachen Biodiversität aktiv geworden. Gemeinsam mit Partnern aus der Schweiz und Österreich macht sie Unternehmen auf das Thema aufmerksam. Mit Erfolg, denn die gemeinsame Initiative stößt rund um den Bodensee auf großes Interesse.

S

eit 2011 beschäftigt sich die Bodensee-Stiftung im Rahmen eines länderübergreifenden Projektes mit dem Thema „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“. Sie berät gemeinsam mit Partnern aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, was die Unternehmen für den Schutz der biologischen Vielfalt konkret, greifbar und mit sichtbaren Ergebnissen auf dem eigenen Firmengelände tun können. In Vorarlberg beteiligen sich die Wirtschaftskammer, die Abteilung Umweltschutz des Landes und der Naturschutzbund. Die Initiative, die dem Vorbild der Schweizer „Stiftung Natur und Wirtschaft“ folgt, war bei den Unternehmen so erfolgreich, dass die BodenseeStiftung seit Mitte 2013 die Beratungen sogar deutschlandweit anbietet.

Natur auf Firmengeländen: Bringt das denn was? Geht das denn? Oder ist das nicht nur Augenauswischerei? Dass es geht, mussten wir nicht mehr zeigen. Hier können wir uns auf unsere Schweizer Nachbarn verlassen: Die am regionalen Projekt beteiligte „Stiftung Natur & Wirtschaft“ zertifiziert dort seit über 15 Jahren naturnahe Firmengelände und hat mittlerweile über 300 Gelände als „naturnah“ ausgezeichnet. Ein Drittel der Freiflächen solcher Gelände sind „naturnah“: Wiesen werden extensiv gepflegt, auf Herbizide, Pestizide oder Substrate, die Torf enthalten, wird verzichtet und auch exotische Pflanzen wird man dort nicht finden. Nach über 40 Beratungen mit Schwerpunkt auf den Schutz der biologischen Vielfalt, die wir selbst durchgeführt haben, kommen wir zu folgenden Erkenntnissen:

Unternehmen schaffen Lebensraum. Und dieser kann erstaunlich hoch(wertig) sein. Natürlich belassen es manche Unternehmen beim Anbringen von Nisthilfen. Durch die Beratungen werden aber oft auch ganz andere Dinge angestoßen: Der Naturkostgroßhändler „Bodan“ aus Überlingen hat beispielsweise mehrere tausend Quadratmeter artenreiche Magerwiese im Heudruschverfahren angelegt. Dabei wurden Samen an vergleichbaren Standorten in der unmittelbaren Umgebung gewonnen und dann auf dem Firmengelände ausgebracht. Das ist schon nahe dran am „echten Naturschutz“. Wir haben auch schon erlebt, dass Unternehmen – freiwillig – mit hohem Aufwand Bäche, die durch das Firmengelände fließen,

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Beispiele aus Vorarlberg

NATURNAHE GESTALTUNG VON FIRMENGELÄNDEN als Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt

„Blühendes Dach“ der Fa. Omicron/Klaus, Vlbg.

Das Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast/Götzis lebt die Ökologie im Wirtschaften und in seiner Umgebung.

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BUSINESS &BIODIVERSITY

renaturieren. Irgendwo dazwischen liegen Maßnahmen, wie beispielsweise eine sinnvolle Bepflanzung von Sickermulden oder die artenreiche Ausführung von Feuerwehrumfahrungen. Beides Maßnahmen, die keine oder geringe Mehrkosten in der Erstellung verursachen, mindestens gleiche Funktionalität bieten und auch noch schöner aussehen. Dabei gibt es noch Entwicklungsmöglichkeiten, durch die die Maßnahmen auf den Firmenflächen ökologisch aufgewertet werden könnten. Gäbe es beispielsweise ein Monitoringsystem, welches die naturnahen Flächen erfasst, würde dies sicherlich auch einer Einbindung von Gewerbeflächen in die Naturschutzplanung entgegen kommen. Warum sollten Firmengelände nicht auch als Teil der „Grünen Infrastruktur“ einen Beitrag zur Ergänzung von Grünkorridoren leisten?

Naturteichanlage der Fa Haberkorn/Wolfurt Naturnah gestaltete Umgebung der Saunawelt der Fa. kumma.aktiv.vital/ Koblach, Vlbg.

Naturteichanlage der Verpackungsfirma Giko/Weiler, Vlbg.

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Fotos: Österreichisches Ökologie-Institut (2, l. o. und l. u.); Lothar Schmidt (M. l.); Firma kumma.aktiv.vital (M. r.); Firma Giko (u. r.)

Die Fotos dieser Seite beziehen sich auf Best-Practice-Beispiele aus Vorarlberg und entstammen der Broschüre „Naturnahe Firmenareale - Vorbildunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz".

Naturbeobachtungsmöglichkeiten sind essenziell. Wir empfehlen bei der Anlage einer Blühfläche immer auch die Aufstellung eines Bienenhotels, weil dieses den Menschen die Möglichkeit zur Naturbeobachtung bietet. Da die Angst vor Bienen allgegenwärtig scheint, werden uns dann meistens Fragen zur Gefährlichkeit von Bienen gestellt. Und plötzlich sprechen Wirtschaft und Naturschutz nicht mehr über ein Insektenhotel, sondern wirklich über Biodiversität: Wir erklären, dass es ja hunderte von Bienenarten gibt, von denen die meisten gar keine Staaten bilden und den Menschen gar nicht stechen können und – das ist uns sehr wichtig – wir sprechen über das, was Biene & Co für uns tun und warum es (Wild)Bienen heute so schwer in unserer Landschaft haben. Angesichts der Tatsache, dass wir noch immer zu Beginn des Kontakts mit den Unternehmen erklären müssen, was Biodiversität überhaupt ist und für den Menschen bedeutet, ein wichtiger Aspekt: Naturnahe Firmengelände klären Menschen auf und verdeutlichen, dass der Verlust biologischer Vielfalt nicht nur Orang-Utans in fernen Ländern betrifft, sondern auch bei uns stattfindet, uns alle betrifft und auch Auswirkungen auf uns hat. Bei allem Enthusiasmus sollte man natürlich realistisch bleiben: Naturnahe Firmengelände können und sollen keine Naturschutzgebiete ersetzen oder Unternehmen davon freisprechen, ihre Lieferkette auf Auswirkungen auf die biologische Vielfalt hin zu untersuchen. Sie können aber eine Ergänzung bestehender „grüner Infrastruktur“ sein, hochwertige Lebensräume im Siedlungsraum bieten und Menschen Biodiversität nahe bringen. www.naturnahefirmengelaende.de

Text: Sven Schulz, Projektmanager Bodensee-Stiftung / Fritz-Reichle-Ring 4 D-78315 Radolfzell T +49/(0)7732/99 95 44 sven.schulz@bodensee-stiftung.org

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um a r s n ernehmen schaffen Lebe t n U Begrünung mit heimischen Pflanzen: der Bezirksabfallverband Ried

Falter „Natur Aktive Betriebe“

Interessierte Betriebe können sich an das Naturgarten-Netzwerk wenden, wo sie fachliche und technische Unterstützung finden, um derartige Projekte realisieren zu können.

www.naturgarten-netzwerk.at

Naturnahe Gestaltung des… …Sparmarktes Froschberg in Linz…

Beispiele in OÖ für

NATUR IM BETRIEB

D

*www.rewisa.at

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er Sparmarkt Froschberg in Linz ist der erste Klimaschutzmarkt Oberösterreichs und gleichzeitig erster Einkaufsmarkt Oberösterreichs mit naturnah gestalteten Außenanlagen. Diese wurden 2012 nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit gestaltet: Dachbegrünung, Blumenwiese, Böschungshecken mit Untersaaten von einund zweijährigen Wildblumen, Wildkräuterpflanzungen in magerem Granitsand und einheimische Bäume. Ein nachhaltiges Pflegekonzept sorgt für einen ökologischen Mehrwert im Sinne der Biodiversität, der Energie- und CO2-Einsparung sowie des Wasserrückhalts. Die Totholzskulptur „Hexapoda all inclusive“ des Bildhauers Hermann Eckerstorfer ist gleichzeitig Wächter und Wahrzeichen dieser Naturoase und Brutmöglichkeit für die von den Pflanzen angezogenen Insekten. Die Pflanzen stammen überwiegend aus REWISA-Herkünften* (Regionale Wildpflanzen und Samen). Auch der Eurospar Markt Waidhofen/Ybbs wurde naturnah gestaltet. Um einen Blühstreifen anlegen zu können, wurde eigens die Spezialmischung „Bunter Saum Spar Österreich“ zusammengestellt. 2013 wurden auch die Außenanlagen des Bezirksabfallverbandes Ried im Innkreis mit nahezu

…mit heimischen Wildblumen

ausschließlich heimischen Pflanzen aus REWISAHerkünften begrünt. Im Eingangsbereich wurde ein etwa zwei Meter breiter Streifen aus regionalem Wandkies mit Stauden-Mischpflanzungen begrünt, darunter das neu im Sortiment verfügbare Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium), das zusammen mit dem Blutweiderich (Lythrum salicaria) schon im ersten Jahr einen schönen Hochsommeraspekt ergibt. Der Großteil der Flächen wurde mit verschiedenen heimischen Saatgutmischungen begrünt, die sich aus einjährigen, zweijährigen und ausdauernden Arten zusammensetzen. In den Randbereichen wurden Gebüschgruppen aus insgesamt 25 heimischen Gehölzarten gepflanzt. Infos für Betriebe: www.naturgarten-netzwerk.at

(Gründungsmitglied: | naturschutzbund | OÖ)

Kontakt und Fotos: DI Kumpfmüller KG – Ingenieurbüro für Landschaftsplanung, Tulpeng. 8A, 4400 Steyr T 0043/(0)7252/77727-11 markus@kumpfmueller.at, www.kumpfmueller.at Winterausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 4-2014

Foto: Graphies.thèque - Fotolia.com

NATUR IM BETRIEB


ch aft er“ Ziesel

Beispiel für

NATUR IM BETRIEB – Partnerschaften

NATUR IM BETRIEB

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Natur schützen - Natur genießen: Weine aus zieselfreundlichen Weingärten nter dem Motto „Natur schützen - Natur genießen“ will der Naturschutzbund Niederösterreich zur Vermarktung naturfreundlich produzierter Lebensmittel beitragen. Überall dort, wo Landwirte in ihren Weingärten auf das gefährdete Ziesel besonders Rücksicht nehmen, können sie unter dem Motto „Zieselfreundlicher Weingarten“ ihren Wein verkaufen. Parallel dazu will der Naturschutzbund Konsumenten die Möglichkeit bieten, zum Schutz des Ziesels beizutragen.

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Oben: Zieselweinverkostung beim NÖ Naturschutztag 2013: EU-Abgeordnete Karin Kadenbach, Familie Schuh (Weinbau Schuh) und Zieselprojektleiterin Karin Enzinger, v. l. Links: Zieselweinverkostung beim NÖ Naturschutztag 2011: Herr Raith (Weingut Raith), ÖNB-Präsident Roman Türk, Herr und Frau Kling (Weinbau Kling), Herr und Frau Kriegl (Urlaubs-Weingut Kriegl), v. l. Foto: Hans-Martin Berg (2); Wolfgang Schruf (Ziesel)

FÜNF WEINHAUER SIND INZWISCHEN PARTNER IN DIESEM PROJEKT Weinbau Hammerschmid-Seehofer: Wienerstraße 55, 3511 Furth bei Göttweig, T +43/(0)2732/831 66 Urlaubs-Weingut Sylvia und Leopold Kriegl Kircheng. 6, 2261 Mannersdorf/ March, T/F +43/(0)2283/23 12 Vinofon: +43/(0)664/270 54 40, urlaub@weingut-kriegl.at, www.weingut-kriegl.at Sieben Weine – drei Rotweine und vier Weißweine – sind auf Bestellung in der Geschäftsstelle des | naturschutzbund | NÖ T +43/(0)1/402 93 94 erhältlich.

Weinbau Georg Kling 2224 Obersulz 152 im Weinviertel, T +43/(0)0664/642 15 54, kling@wavenet.at Weingut Familie Raith 2023 Nappersdorf 30, T +43/(0)650/273 56 65, office@weingut-raith.at www.weingut-raith.at

Hannes Seehofer in der Riede vom Weinbau Hammerschmid-Seehofer Foto: Barbara Grabner

Weinbau Monika Schuh Roseldorf 113, 3714 Sitzendorf T +43/(0)676/420 30 98 bernhard.schuh@gmx.net

Mehr zu den Winzern und Weinen: www.noe-naturschutzbund.at (unter: Natur schützen – Natur genießen)

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Foto: Josef Stefan

Ein Handlungsleitf

aden

Im Handlungsleitfaden „Das Ziesel im Gewerbeund Industriegebiet" finden umweltbewusste Unternehmen wertvolle Tipps, um im Sinne ihrer Corporate Social Responsibility (CSR - Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung) aktiv zum Schutz des Ziesels beizutragen.

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PARTNERSCHAFTEN ZWIScHEN UNtERNEHMEN UND GEMEINNütZIGEN ORGANISAtIONEN Gelingensbedingungen und Perspektiven Partnerschaft: was ist das eigentlich? Ein Klärungsversuch

Partnerschaften zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen gehören zu den interessantesten und auch den anspruchsvollsten Instrumenten im Corporate Citizenship Repertoire. Sie führen über die eigenen Grenzen und die eigene Begrenztheit hinaus – und haben damit ein hohes Wirkungs- und Innovationspotenzial, stellen aber zugleich hohe Anforderungen an die Lernund Experimentierbereitschaft der Beteiligten. Was macht diese Partnerschaften aus? Wie können sie für beide Partner gelingen und worin kann ihr spezifischer Gemeinwohlbeitrag liegen? VON SUSANNE LANG

Der Ausdruck „Partnerschaft“ hat Konjunktur und wird weidlich inflationär verwendet: Im Diskurs der sektorenübergreifenden Kooperation wird häufig schon die einseitige Unterstützung oder die punktuelle Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen als „Partnerschaft“ bezeichnet. Bei genauerer Betrachtung indes ist Partnerschaft eine weitaus komplexere Handlungsform. Im Kern geht es darum, dass (mindestens) zwei Akteure sich gemeinsam eine Aufgabe stellen und dabei spezifische, eigene Kompetenzen und Ressourcen einbringen. Partnerschaften sind also auf Gegenseitigkeit angelegt sowie auf ein gemeinsames Ziel, das die Partner nicht ohne den/die jeweils anderen erreichen können. Sie umfassen sowohl eine sachliche, auf gesellschaftliche Wirkung zielende Ebene, als auch eine Beziehungsebene, die gesonderter Aufmerksamkeit und besonderen Managements bedarf.

Entscheidend ist, dass » Partnerschaften eine gesellschaftliche Aufgabe adressieren (also kein Selbstzweck sind!) und in diesem Sinne gesellschaftlichen Nutzen schaffen können, » Partnerschaften auch den beteiligten Partnern nutzen, » alle Partner jeweils spezifische Kompetenzen und Ressourcen einbringen und » alle Partner sich für die Ergebnisse und den Erfolg der Partnerschaft verantwortlich fühlen.

Das Win-Win-Potenzial in Partnerschaften Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen birgt beträchtliches Potenzial. Die Fachwelt hat dafür durchaus verheißungsvolle Namen gefunden, von der „Win-Win-Konstellation“ für Unternehmen und Bürgergesellschaft bis zum neuen, von Michael Porter geprägten Begriff „shared value“. Um beurteilen zu können, ob und unter welchen Bedingungen eine Partnerschaft einen Gewinn bzw. einen Wert für alle Beteiligten darstellt, muss man sich darüber klar werden, was „gewinnen“ in diesem Zusammenhang überhaupt bedeutet. Die Spieltheorie, der die Rede von „Win-Win“ entlehnt ist, unterstellt eine Eindeutigkeit, die wir in zivilgesellschaftlichen Zusammenhängen nicht ohne weiteres voraussetzen sollten. Alle Beteiligten müssen sich ihrer Bedürfnisse und Interessen bewusst sein, einen Nutzen für sich erkennen und diesen Nutzen definieren können. Und das klingt einfacher, als es ist. Mein Eindruck ist, dass hinsichtlich der Klarheit und Deutlichkeit der jeweiligen Nutzenerwartungen und -interessen eine durchaus sensible

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Foto: thommy Weiss-pixelio.de

THEMA


PARTNERSCHAFTEN

Asymmetrie zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen besteht. Die Unternehmen haben ihre grundsätzliche Antwort: Gesellschaftliches Engagement muss gut fürs Geschäft sein, es muss einen Business Case geben. Eine vergleichbar klare, kohärente und systematisch überzeugende Antwort seitens der Zivilgesellschaft aber steht bis heute aus. Eine gemeinnützige Organisation, die die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen strategisch angeht, wird für sich ihren „Non-Profit Business Case“ definieren: Zugang zu Ressourcen und Kompetenzen, die das Partnerunternehmen bietet; mehr Öffentlichkeit für die Organisation und ihre Mission; mehr Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit bei Zielgruppen in Staat, Medien und/oder Wirtschaft; bessere Dienstleistungsangebote usw. Diese Klarheit bezüglich der eigenen Interessen und die Bereitschaft, sie auch zu vertreten, ist übrigens das entscheidende Mittel gegen die Gefahr der Vereinnahmung durch den Partner – für beide Seiten! Nur dadurch, dass die gemeinnützigen Organisationen ihre eigenen Interessen formulieren und vertreten, werden sie das diffuse Unbehagen überwinden können, das sich in dem allgegenwärtigen Vorbehalt „instrumentalisiert zu werden“, artikuliert.

Erfolgsfaktoren gelingender Partnerschaft Der richtige Partner √ Die Partner müssen zusammenpassen: in ihrer Philosophie, ihrer Zielsetzung und ihren Kompetenzen ebenso wie in der Persönlichkeit der Verantwortlichen;

Management √ die Definition von klaren Zielen, die von beiden Partnern verstanden und akzeptiert sein müssen; √ die Verabredung von beiderseitig akzeptierten Zuständigkeiten und Verfahrensregeln: Wer entscheidet was? Wer berichtet was, wann, wem? Wer kommuniziert was, wann? √ Die Festlegung von Zeitplan, Meilensteinen und Erfolgskriterien: Was soll wann erreicht sein? √ Verabredete und konsentierte Sanktionen.

Kommunikation und Transparenz √ Partnerschaft braucht Ernsthaftigkeit, Vertrauen und Kooperationsbereitschaft. √ Alle Partner formulieren ihre Interessen an der Partnerschaft und legen sie offen. √ Interne Einigung kommt vor externer Kommunikation.

Partnerschaft braucht Zeit √ Wer vor allem auf schnelle Ergebnisse aus ist, wird andere Instrumente geeigneter finden.

Win-Win ist nicht genug So weit, so gut: Die Partner wissen, was sie von- und miteinander wollen. In zivilgesellschaftlicher, dem Gemeinwohl verpflichteter Perspektive aber ist es nicht genug, wenn die unmittelbar Beteiligten ihr jeweiliges „Win“ für sich definieren und realisieren können. Vielmehr muss es einen gesellschaftlichen Mehrwert geben, der gewissermaßen ein drittes „Win“ darstellt. Jenseits des „(Non- bzw. For-Profit-) Business Case“ bedarf es eines Nutzens für die Lösung der gesellschaftlichen Aufgabe, Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014

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WAS IST…

CORPORATE CITIZENSHIP? GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT VON UNTERNEHMEN. Im Kern geht es um die systematische Verknüpfung von Geschäftszielen und Gemeinwohlinteressen. Es handelt sich also – jedenfalls bei strategischem Corporate Citizenship – nicht um „Wohltätigkeit“, sondern um „Win-Win“-Strategien für Unternehmen und Gesellschaft. Gesellschaftlich engagierte Unternehmen handeln nicht philanthropisch, sondern nehmen neue Rollen, Pflichten und Chancen wahr. Die quantitativ vorherrschende Handlungsform sind noch immer Spenden und bestimmte Formen von Sponsoring. Allerdings hat sich der „Baukasten“ entscheidend erweitert um Aktivitäten wie die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements von Mitarbeiter_innen (Corporate Volunteering), eigene, oft langjährige Projekte und Programme sowie Partnerschaften mit gemeinnützigen Organisationen. S. L.

SPONSORING? LEISTUNG UND GEGENLEISTUNG Sponsoring bedeutet die Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Aktivitäten, die mit der Bereitstellung von Geld, Sachmitteln, Dienstleistungen oder Know-how durch Unternehmen und Institutionen zur Förderung von Personen und/oder Organisationen in den Bereichen Sport, Kultur, Soziales, Umwelt und/oder den Medien, unter vertraglicher Regelung der Leistung des Sponsors und Gegenleistung des Gesponserten verbunden sind, um damit gleichzeitig Ziele der Marketing- und Unternehmenskommunikation zu erreichen. Das Prinzip von Leistung und Gegenleistung grenzt Sponsoring von anderen Formen der Unternehmensförderung, wie z. B. Mäzenatentum und Spendenwesen, ab. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/sponsoring.html

KOOPERATION? Zusammenarbeit unterschiedlicher Intensität, zeitlicher Dauer und Zielrichtung zwischen rechtlich selbstständigen Unternehmen. Kooperationspartner können dabei sowohl Wettbewerber, d. h. Unternehmen der gleichen Wirtschaftsstufe als auch Unternehmen einer anderen Wirtschaftsstufe sein. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/7 992/kooperation-v11.html

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WAS IST…

CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY (CSR) – UNTERNEHMERISCHE VERANTWORTUNG? CSR oder CR bezeichnet die Verantwortung von Unternehmen für Gesellschaft, Umwelt und Menschen. Der Begriff wird häufig synonym mit Nachhaltigkeit, „triple bottom line“, Business Ethics u. ä. verwendet und ist nicht klar. So gibt es keine weltweit verbindliche Definition. Jede Wirtschaftskultur und jeder Wirtschaftszweig muss eine eigene Antwort auf die Frage nach der Rolle, den Rechten und den Pflichten von Unternehmen in der Gesellschaft finden. Im Mittelpunkt steht, Nutzen für die Gesellschaft zu mehren und Schaden für Umwelt und Menschen zu verringern. Außerdem gibt es weltweit geltende Kernelemente von CSR, wie faire Arbeitsbedingungen, Schutz der Umwelt, Transparenz und Korruptionsbekämpfung, Verantwortung für die Wertschöpfungskette (Zulieferer, Marktverhalten) sowie gesellschaftliches Engagement. Die EU hat 2011 eine neue Definition gewählt: „The responsibility of enterprises for their impacts on society” und empfiehlt: Unternehmen „should have in place a process to integrate social, environmental, ethical human rights and consumer concerns into their business operations and core strategy in close collaboration with their stakeholders” (Quelle: http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM :2011:0681:FIN:EN:PDF). S. L.

der sich die Partnerschaft stellt, mit anderen Worten: eines Social Case. Ich lege außerdem noch ein drittes Kriterium an, an dem sich der Gemeinwohlbeitrag dieser Partnerschaften entscheidet: den Civic Case. Oder anders gewendet: die Frage, ob die Partnerschaft die Bürgergesellschaft stärkt. Der Social Case kommt dem Civic Case zwar nahe, ist aber nicht mit ihm identisch – ein Bildungsprojekt etwa, das den naturwissenschaftlichtechnischen Unterricht an Schulen verbessert, hat fraglos gesellschaftlichen Nutzen. Ob die Partnerschaft jedoch auch einen bürgergesellschaftlichen Nutzen hat, entscheidet sich daran, ob die Kinder zu eigenem Engagement und zu Verantwortungsübernahme befähigt werden, etwa dadurch, dass die besseren Schüler die schlechteren unterstützen oder dass Experimente in Gruppenarbeit durchgeführt werden, in denen die Kinder Sozialverhalten einüben; kurz: nach Parametern, die bürgergesellschaftliche Orientierungen wie Solidarität, Respekt, Eigenverantwortung und Selbstorganisation, Beteiligung und Inklusion in den Blick nehmen. Nicht zuletzt entscheidet sich der bürgergesellschaftliche Nutzen einer Partnerschaft daran, ob sie deliberative, „beratschlagende“ Öffentlichkeit schafft, in der unterschiedlichste Akteure ihre Vorstellungen, Gestaltungs- und Lösungsvorschläge einbringen und aushandeln können. In Zeiten funktionaler Entdifferenzierung zwischen Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, in denen die gesellschaftliche Arbeitsteilung durcheinandergeraten und ihre Akzeptanz brüchig ist, ist diese Kultur der Aushandlung noch entscheidender. Partnerschaften sind ein hervorragendes Experimentierfeld für die Kooperationsformate von heute und die Lebensformen von morgen.

Dieser Artikel ist zuerst im Mai 2013 im Kampagnenmagazin der Woche des bürgerschaftlichen Engagements www.engagement-macht-stark.de erschienen.

CSR AUF ÖSTERREICHISCHER EBENE? Zurzeit wird ein österreichischer CSR-Aktionsplan durch eine „Steuergruppe“ bestehend aus dem Sozialministerium, dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft sowie dem Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend erarbeitet. Quellen: www.sozialministerium.at „Citizen Day“ bei der Firma L’Oreal: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halfen dem Naturschutzbund NÖ schon zum dritten Mal bei der Biotoppflege der Eigengründe und übernahmen die Patenschaft für ein Gebiet. Foto: Gabriele Pfundner

Text: Dr. Susanne Lang, geschäftsführende Gesellschafterin, CCCD – Centrum für Corporate Citizenship Deutschland GmbH susanne.lang@cccdeutschland.org www.cccdeutschland.org

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Mehr Fotos auf www.noe-naturschutzbund.at (unter „Fotos“), mehr zu Gebietspatenschaften unter Projekte/Eigengründe („Werden Sie Grundstückspate“).

Susanne Lang ist Politikwissenschaftlerin und leitet das CCCD. Sie ist auch Mitbegründerin des Arbeitskreises „Bürgergesellschaft und Aktivierender Staat“ der Friedrich-Ebert-Stiftung. Darüberhinaus arbeitet sie als freiberufliche Autorin und Politikberaterin an der Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft im In- und Ausland.

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Foto: Thommy Weiss-pixelio.de

THEMA


QUALITÄTSSIEGEL

Ausgewählte Qualitätssiegel: CRADLE-TO-CRADLE (C2C) AUF- STATT WIEDERVERWERTEN Sinngemäß bedeutet es „von der Wiege zur Wiege“. Michael Braungart erdachte vor einigen Jahren zusammen mit seinem amerikanischen Kollegen William McDonough das Cradle-to-Cradle-Konzept (C2C): Produkte sollen so konzipiert werden, dass sie niemals zu Müll werden, sondern vollständig in neue Produkte umgewandelt werden können. Und im besten Fall auch aufgewertet. Dieses Konzept ist eine Form der Ressourcennutzung und Produktion, in der alle Materialströme bewusst in umweltsichere und gesunde Kreisläufe eingebunden werden. Design und Erzeugung von zertifizierten Produkten sollen u. a. so gestaltet werden, dass schädliche Chemikalien vermieden, Materialien recycelt und Arbeitskräfte gut behandelt werden. Das Zertifikationsprogramm wird vom gemeinnützigen „Cradle-to-Cradle Products Innovation Institute“ verwaltet. Mittlerweile zählt das C2C zu den CSR-Standards und Zertifizierungen. Derzeit gibt es weltweit etwa 1.000 zertifizierte Produkte von mehr als 100 verschiedenen Herstellern (darunter drei österreichische). www.c2ccertified.org | www.cradletocradle.at www.c2c-centre.com/products

Was bedeutet eigentlich „FAIR TRADE“? Wörtlich übersetzt bedeutet „Fair Trade“ ganz einfach „fairer Handel“ – und bezieht sich damit auf eine gerechte Entlohnung aller an der Produktion eines Gutes oder einer Dienstleistung beteiligten Instanzen. Der Fokus der meisten Fair Trade-Organisationen liegt traditionell auf einem gerechten Handel mit Waren wie Kaffee, Tee, Gewürzen, Handarbeiten, Nüssen, Säften oder Reis aus der Dritten Welt. Doch auch Dienstleistungen wie fairer Tourismus oder regionale Produkte rücken immer häufiger im Zusammenhang mit „fairem Handel“ ins öffentliche Interesse. Wichtigste Prinzipien. Neben dem „fairen“ Preis, der (optimalerweise) zu einem großen Teil den benachteiligten Produzenten der Fair Trade-Güter zu Gute kommt, spielen weitere soziale, ökonomische und ökologische Zielsetzungen eine wichtige Rolle beim Fair Trade. So sollen u.a. Kinder- und Zwangsarbeit sowie Sklaverei bekämpft, die Gleichberechtigung von Männern und Frauen gefördert Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014

„Verschwendet! Aber richtig. Zum Beispiel die Sonne. Seid wie die Ameisen! Konsumiert. Aber macht keinen Müll.“, Michael Braungart

Intelligente Verschwendung

BUCHTIPP

The Upcycle: Auf dem Weg in eine neue Überflussgesellschaft Abfall war gestern, ab sofort gibt es nur noch Nährstoffe. Alle Produkte verbleiben in einem steten Kreislauf, eingesetzt werden nur noch gesunde, unbedenkliche Materialien. Was wie eine Vision aus einer fernen Zukunft klingt, ist vielerorts bereits Realität, und das Konzept hat einen Namen: Cradleto-Cradle. In ihrem Buch wagen sich die beiden Autoren an einen neuen Gesellschaftsentwurf: Wie baut man ein Haus, wie schafft man einen Arbeitsplatz, wie entwirft man eine Industrie oder sogar eine ganze Stadt nach den C2C-Prinzipien? Sie gehen noch einen Schritt weiter: Im Fokus steht nicht mehr nur das kluge Design einzelner Produkte, beim „Upcycling“ geht es um die Vervollkommnung unseres Lebensstils – um gesundes Wohnen, freudvolles Arbeiten und die Errichtung zukunftsfähiger Städte. Ein zutiefst positiver Zukunftsentwurf, eine überzeugende Einladung, Teil der „Aufwärtsspirale des Lebens“ zu werden.

Michael Braungart, William McDonough. oekom verlag München, 2013, 208 Seiten, ISBN-13: 978-386581-316-9, 17,95 €

und die Versammlungs- und Gewerkschaftsfreiheit von Bauern, Fabrik- und Plantagenarbeitern garantiert werden. Ein wichtiges Ziel ist zudem die Verbesserung der allgemeinen Arbeits-, Lebens- und Gesundheitsbedingungen der Menschen in der dritten Welt. Alles „bio“? Die Frage, inwiefern sich Fair Trade mit den Prinzipien und Zielen eines nachhaltigen und ökologischen Umgangs mit den natürlichen Ressourcen verträgt, ist nicht ohne Grund immer wieder umstritten. Denn eines ist klar: Beim Fair Trade stehen traditionell sozialpolitische Ziele im Vordergrund. Umweltschutz, Nachhaltigkeit und biologische Landwirtschaft spielen lediglich eine untergeordnete Rolle. Doch auch hier tut sich etwas: Um beide Zielsetzungen miteinander besser in Einklang zu bringen, unterstützen immer mehr Fair Trade-Organisationen ihre Produzenten mit Zusatzprämien und Know-How bei der Umstellung auf eine nachhaltige, umwelt- und ressourcenschonende Produktion.

Text: www.coss-moss.de/fairer-handel (gekürzt) Link: www.fairtrade.at | www.fairtrade.net

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THEMA

SPONSORING – PARTNERSCHAFTEN: Die Zerstörung wertvoller Lebensräume schreitet ungehindert voran. Deshalb brauchen Natur- und Umweltschutzorganisationen finanzielle Unterstützung für ihre vielfältigen Aktivitäten. Hier mit Wirtschaftsbetrieben zusammenzuarbeiten ist eine von verschiedenen Möglichkeiten – und eine Gratwanderung dazu. VON BIRGIT MAIR-MARKART

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er Naturschutzbund braucht für seine Arbeit finanzielle Mittel. Diese sicherzustellen, ist gar nicht so einfach, haben wir als Produkt doch vordergründig „nur“ unseren Einsatz für die Natur anzubieten. Spenden, Mitgliedsbeiträge und ehrenamtliche Tätigkeiten vor Ort sind dabei ganz wichtige Pfeiler. Erst unlängst hat eine großzügige Dame im Rahmen unserer Naturfreikauf-Aktion mit ihrer Spende den Ankauf einer fast 6.500 m² großen Iriswiese ermöglicht. Doch solcherlei Freuden gibt es leider nicht jeden Tag. Unsere bundesweiten Kampagnen, wie vielfaltleben, Abenteuer Faltertage oder die Auenstrategie werden von der öffentlichen Hand gefördert, zumeist im Rahmen der sogenannten „Ländlichen Entwicklung“, einem Programm von Bund, Ländern und EU. Solche Förderungen sind grundsätzlich gute und wichtige Finanzierungsschienen, auch wenn damit recht viel Bürokratie einhergeht und sämtliche Projektausgaben vorfinanziert werden müssen. Das dritte Standbein „Sponsoring“ – also Geld-, Sach- oder Dienstleistungen von Unternehmen anzunehmen – hat in den letzten Jahren auch bei uns an Bedeutung gewonnen. Denn in der Finanzierung breit aufgestellt zu sein, ist überlebensnotwendig. Die drei Standbeine Spenden – Förderungen – Sponsoring sichern uns nämlich nicht nur die nötigen finanziellen Mittel für unsere Arbeit, sondern gleichzeitig auch eine bestmögliche Unabhängigkeit im Einsatz für Natur und Umwelt.

Partner aus der Wirtschaft bringen zweifachen Nutzen Deshalb hat der Naturschutzbund in den letzten Jahren auch zunehmend den Dialog mit verantwortungsbewussten Unternehmen gesucht und ausgebaut. Und das mit zweifachem Nutzen: Zum einen bekommen wir durch die Zusammenarbeit mit Institutionen Zugang zu Entscheidungsträgern und deren meist auch offene Ohren für unsere Anliegen.

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Viele Organisationen haben sich unseren Kampagnen und Naturschutzaktivitäten angeschlossen und unterstützen diese nicht nur ideell und finanziell, sondern auch mit eigenen Naturschutzaktivitäten auf ihren Flächen und in ihrem Verantwortungsbereich. Zum anderen können wir durch die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft Geldmittel oder auch Sachspenden für Projekte lukrieren, neue Zielgruppen erreichen und so breites Bewusstsein für Natur- und Umweltschutz schaffen. Diese Kooperationen helfen somit unsere NaturschutzZiele zu erreichen.

Es braucht glaubwürdige Partnerschaften Dennoch: Geld von Firmen anzunehmen ist eine Gratwanderung zwischen fruchtbarer Kooperation und der Gefahr „gekauft“ zu werden. Bei der Wahl der Kooperationspartner legen wir im Naturschutzbund daher großen Wert auf unsere unabhängige Position und achten darauf, dass eine Zusammenarbeit die Glaubwürdigkeit unserer Arbeit nicht beeinträchtigt. Firmen, die unseren Zielen Naturund Lebensraumschutz klar entgegenstehen – sei es durch ihre Wirtschaftsweise oder durch ihr Image – kommen für uns als Partner nicht in Frage.

Gute Erfahrungen Bis dato konnten wir nur gute Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Firmen machen. Die Dauer unserer Kooperationen beweist, dass auch unsere Partner-Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund schätzen – als durchaus kritischen, aber gleichzeitig stets kompetenten und glaubwürdigen Partner.

Text: Mag. Birgit Mair-Markart Bundesgeschäftsführerin birgit.mair-markart@naturschutzbund.at

Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014

Foto: Thommy Weiss-pixelio.de

WELCHEN WEG GEHT DER | naturschutzbund |?


Sponsoring einmal anders: Unentgeltliche Unterstützung des | naturschutzbund | in steuerlichen Angelegenheiten Die Schöberl SteuerberatungsGmbH in St. Michael im Lungau versteht sich als Dienstleisterin in sämtlichen Steuer- und Wirtschaftsfragen. Bereits in zweiter Generation begleiten wir nun schon den Naturschutzbund – Bundesverband und Landesgruppe Salzburg – in steuerlichen Angelegenheiten. Die weitgehend intakte Natur im Lungau liegt uns besonders am Herzen. Der Naturschutzbund übernimmt auch in diesem Landesteil immer wieder wertvolle Aufgaben im Natur- und Umweltschutz. Aus diesen Gründen unterstützen wir ihn mit großer Freude sowohl finanziell als auch ideell. Wir freuen uns auf weitere gute Zusammenarbeit!

Schöberl Steuerberatungsgesellschaft m.b.H. | 5582 St. Michael | www.wtschoberl.at

NATURSCHUTZ UND ZÜNDHÖLZER– PASST DAS ZUSAMMEN? Feuer zu haben und Feuer machen zu können ist eines der elementaren Dinge im Leben des Homo sapiens. Feuer ist zwar eines der vier Elemente, kommt aber in der Natur sehr selten vor. Deshalb geben wir den Menschen Feuer, indem wir seit mehr als 170 Jahren Zündhölzer herstellen. Der wichtigste Rohstoff für die Herstellung von Zündhölzern ist Holz, ein nachwachsender Rohstoff, mit dem – auch in unserem eigenen Interesse – sorgsam umgegangen werden muss. Bereits seit den frühen 1980er Jahren, also lange bevor das Wort Nachhaltigkeit zum Modewort mutiert ist, wird das Holz für die Herstellung unserer Zündhölzer ausschließlich aus Waldbeständen mit garantierter Wiederaufforstung verwendet. Mit dieser Festlegung zur Nachhaltigkeit und mit der Umsetzung der EU-Norm EN 1783:1997:SAF (Sichere, die Umwelt schonende Zündhölzer) leisten wir nun schon seit einigen Jahrzehnten unseren aktiven Beitrag zum Schutz der Natur. Vor diesem Hintergrund ist es nur ein kleiner Gedankenschritt zur aktuellen Kooperation mit dem Naturschutzbund Österreich: Auf unseren Zündholzschachteln zeigen wir seit 2011 in Motiv-Serien die Schönheit der Natur: Waren es zuerst seltene und gefährdete Pflanzen, so sind es derzeit heimische Tagfalter mit einem Link auf die MeldeplattWinterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014

form naturbeobachtung.at. Damit wollen wir Tiere und Pflanzen unseres Landes vorstellen, um einerseits die Artenkenntnis zu verbessern, andererseits den Reichtum der Natur bewusst machen – denn einsetzen wird man sich nur für das, was man auch kennt. Auf den Zündholzschachteln mit den Pflanzenund Schmetterlingsmotiven transportieren wir zwei Botschaften, die uns genau in dieser Kombination wichtig sind: „SIRIUS Zündhölzer sind ein nachhaltig hergestelltes Produkt UND der Schutz der Natur ist uns ein wichtiges Anliegen!“ In einer weiteren Kooperation auf sozialer Ebene unterstützt SIRIUS mit eigens gestalteten Zündholzschachteln schon seit 27 Jahren sehr erfolgreich die ORF-Aktion „Licht ins Dunkel“.

DES NATURSCHUTZBUNDES

Foto: Schöberl GmbH

FÖRDERER IN DER ZWEITEN GENERATION

PARTNER

Das 19-köpfige Team aus qualifizierten Mitarbeitern begleitet seine über 600 Klienten – darunter auch den Naturschutzbund – durch den umfassenden „Gesetzesdschungel“.

Rupert Waranitsch und Birgit MairMarkart

Kontakt: Sirius Match Austria GmbH, Rupert Waranitsch, Geschäftsführer info@matchaustria.at, www.matchaustria.at

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PARTNER, SPONSOREN

BUSINESS & BIODIVERSITY UND DIE INITIATIVE „vielfaltleben“ Die Themen Biodiversität oder Artenvielfalt wurden sehr lange in eine gemütliche, romantisierende Ecke der Naturschützer und Orchideenliebhaber gestellt. Unter dem Eindruck des dramatischen Arten- und Lebensraumschwundes hat Österreich eine Initiative ins Leben gerufen, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Anliegen des Biodiversitätserhalts als gemeinsame Aufgabe der Gesellschaft zu etablieren.

37 Gemeinden sind bisher dem Gemeindenetz beigetreten (Bild o.). Schon im Vorfeld der Kampagne hat der Naturschutzbund die Wirtschaft ins Boot geholt und einige Unternehmen für einen „Artenschutzpakt“ gewinnen können.

nter dem Motto „Jeder kann einen Beitrag leisten“ ist es das Ziel von vielfaltleben, die Anliegen des Biodiversitätserhalts als gemeinsame Aufgabe der Gesellschaft zu etablieren. Dementsprechend breit ist die „Allianz der Vielfalt“ aufgestellt. Zu ihr gehören prominente Botschafter für die Leitarten der Kampagne, wie z. B. Claudia Reiterer, Gisela Hopfmüller, Ursula Strauß, Hansi Hinterseer, Thomas Geierspichler, Thomas Brezina, Gregor Seberg, Sepp Forcher u. v. a.. Mit zahlreichen Unternehmen, einschließlich Grundbesitzern, wurden Arbeitsübereinkommen abgeschlossen. Andere Partner setzen sich z. B. als Sponsoren für den Erhalt der Vielfalt ein oder tragen in ihrem Bereich der Medien und Kommunikation die Botschaften von vielfaltleben weiter.

U INFOBOX

SUSTAINHUB: DATENDREHKREUZ FÜR DEN AUSTAUSCH VON NACHHALTIGKEITSDATEN

VON GABRIELE OBERMAYR

Unternehmen stehen oft vor der Herausforderung, nicht auf relevante Nachhaltigkeitsdaten – wie etwa eingesetzte Materialien – der vorgeschalteten Lieferketten zurückgreifen zu können. Die Datenerhebung bringt bürokratischen Aufwand und die Gefahr falscher Interpretationen mit sich. SustainHub, ein internationales Forschungsprojekt, das von der EUKommission gefördert und vom Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung geleitet wird, entwickelt Lösungen für diese Herausforderungen: Sammlung und Austausch von Nachhaltigkeitsdaten (Energieund Stoffverbrauch, gesetzliche Verbote gefährlicher Stoffe, z. B. in der Altautorichtlinie) entlang der Lieferkette wie auch zwischen verschiedenen Unternehmen auf gleicher Ebene in der Liefer- bzw. Wertschaffungskette. Es bietet Firmen ein Bewertungsgerüst, mit dem sie eben diese Wertschaffungskette auf Nachhaltigkeit überprüfen können. Ziel der Entwicklungen ist eine integrierte Softwarelösung, die den Austausch und die Verarbeitung aller Nachhaltigkeitsdaten in Wertschöpfungsketten ermöglicht und vereinfacht. Die Grazer Uni wird bis Ende 2015 einen Bewertungskatalog für nachhaltige Produktionsprozesse erarbeiten. Adressaten des Projekts sind insbesondere die Elektronik- sowie die Automobilindustrie.

Kampagne vielfaltleben 2009 starteten das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft gemeinsam mit den Umwelt- und Naturschutz-NGOs Naturschutzbund, WWF Österreich und BirdLife die größte Artenschutz-Kampagne, die jemals in Österreich durchgeführt wurde. Neben den Zielen des Erhalts der Vielfalt und des Schutzes besonders gefährdeter Arten und Lebensräume, dem Aufbau eines Netzwerkes an biodiversitäts-aktiven Gemeinden ist ein weiteres Ziel der Kampagne, die Wirtschaft bzw. Unternehmen ins Boot zu holen. Es wird nur gelingen, die Biodiversität zu erhalten, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen und ihre Kräfte bündeln. Ziel von vielfaltleben ist es daher auch, Partnerschaften mit allen Akteuren und Stakeholdern der Biodiversität einzugehen und sich mit allen gemeinsam für den Erhalt dieser Vielfalt einzusetzen. Eine Voraussetzung dafür ist, dass sich Wirtschaft bzw. Unternehmen, die mit dem Produktionskapital „Natur“ wirtschaften, der Bedeutung der Ressourcen, deren Begrenztheit und Gefährdung und damit letztendlich ihrer eigenen Verantwortung für den Erhalt bewusst sind. Es ist eine große Herausforderung, den Unternehmen und allen Beteiligten die Leistungen und Werte der Natur deutlich zu machen und sie dazu zu bringen, diese Werte in die Unternehmensentscheidungen einzubauen (siehe auch Infobox Seite 20).

Quellen: www.ipa.fraunhofer.de (Forschungsprojekte), SN Spezial: Nachhaltigkeit ist mehr, 6. 11. 2014

Link: www.sustainhub-research.eu/

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Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014


THEMA

PARTNER

Auftakt für die „Woche der Artenvielfalt“ 2014 mit Bundesminister Andrä Rupprechter, Schirmherrin Maggie Entenfellner und Pfadfinder-Jugendliche Foto: Bernhard Kern

www.vielfaltleben.at | www.naturschutzbund.at (unter Projekte) Winterausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 4-2014

BIODIVERSITÄTSSTRATEGIE ÖSTERREICH 2020+ Die neue Biodiversitätsstrategie wurde in den letzten eineinhalb Jahren unter Federführung des Ministeriums für ein lebenswertes Österreich (BMLFUW, vormals Lebensministerium), und gemeinsam mit verschiedenen Stakeholdern und ExpertInnen erarbeitet. Sie wurde anlässlich der 12. Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (6.10. 17.10.2014) in Pyeongchang, Korea, erstmals präsentiert.

DES NATURSCHUTZBUNDES

Bewusstsein schaffen ist ein erster Schritt, dem natürlich idealerweise auch eine Umsetzung folgen sollte. Wie unsere Erfahrungen zeigen, ist es wichtig, den Unternehmen Expertinnen und Experten zur Verfügung zu stellen. Mit diesen gemeinsam können Betriebe nicht nur die Auswirkungen ihrer Unternehmensperformance auf die Biodiversität analysieren. Sie können auch erörtern, wie mögliche Aktivitäten zur Reduktion negativer Auswirkungen und positive Effekte gesetzt werden. Im Rahmen von vielfaltleben hat sich der persönliche Kontakt der Expertinnen und Experten mit den zuständigen Personen in den Unternehmen als überaus wichtig erwiesen. Der Beitrag eines Unternehmens zum Erhalt der Vielfalt darf jedoch nicht alleine auf die Auswirkungen der betrieblichen Produktion auf die Vielfalt reduziert werden. vielfaltleben hat grundsätzlich mehrere Möglichkeiten für Unternehmen geöffnet, sich für den Biodiversitätserhalt einzusetzen: Sponsoring von vielfaltleben-Schutzprojekten, Maßnahmen wie etwa die Anlage von Blühstreifen, Blumenwiesen statt Einheitsrasen auf dem Firmengelände, aber auch durch Unterstützung von bewusstseinsbildenden Initiativen der Kampagne.

INFOBOX

Entscheidungen werden bislang überwiegend aus ökonomischen Vorteilen heraus getroffen. Dieses Muster zu durchbrechen, die Konsequenzen des eigenen Handelns bei den Unternehmen aufzuzeigen, ist eine komplexe Aufgabe. Genauso wichtig ist es aber auch, die Vorteile ökologisch-inklusiver Unternehmensentscheidungen aufzuzeigen. Diese liegen z. B. in der Schaffung von Marktvorteilen durch „First-Move“Effekte („Wer zuerst kommt“) und in neuen Absatzmöglichkeiten, in der Ausschöpfung von Innovationspotenzialen sowie auch die ökologisch verantwortungsvolle Reputation eines Unternehmens.

Text: DI Gabriele Obermayr Ministerium für ein lebenswertes Österreich BMLFUW, Abteilung I/3, 1010 Wien gabriele.obermayr@bmlfuw.gv.at

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PARTNER, SPONSOREN

Eine sanfte Brise raschelt durch das hohe Gras und abgesehen von den Tierlauten herrscht absolute Stille. Ein kleines Naturidyll – und Kunden von dm drogerie markt haben es gerettet! Das Engagement des Konzerns umfasst aber auch den Einsatz umweltfreundlicher Verpackungsmaterialien und vieles andere mehr. VON ANGELIKA SPRAIDER

DER NACHHALTIGKEIT VERPFLICHTET ÖKOLOGISCHES ENGAGEMENT BEI DM Kleine Spende – große Wirkung Anlässlich seines 35-jährigen Bestehens in Österreich startete dm drogerie markt im Jahr 2011 seine Kooperation mit dem Naturschutzbund. Mit einer active beauty Vorteilswelt-Punktespende konnten sich dm Kunden aktiv für den Umweltschutz einsetzen – denn auch in Österreich sind wertvolle Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt bedroht: Täglich geht hierzulande eine Fläche von 24 Hektar unwiederbringlich verloren. Über 133.000 m2 (13,3 ha) Naturflächen konnten im Zuge der mehrjährigen, heuer zu Ende gegangenen Aktion „Natur freikaufen“ bewahrt werden. „Als großes Unternehmen stellen wir uns der sozialen und ökologischen Verantwortung. Der schonende Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Erde ist uns ein wichtiges Anliegen“, betont dm Geschäftsführer Harald Bauer.

„Öko-Pionier“ dm Der Nachhaltigkeitsgedanke zieht sich wie ein „grüner Faden“ durch die Unternehmensgeschichte von dm drogerie markt und ist auch Bestandteil der Firmenphilosophie. „In unserem Unternehmensleitbild nehmen wir uns vor, vorbildlich zu wirken und auch unsere Kunden für den Umweltschutz zu gewinnen“, erklärt Bauer. Um alle Bereiche seines

Beim Tragetaschen-Sortiment setzt dm auf umweltfreundliches RecyclingMaterial (Bild o.). Mit der Gründung von alverde NATURKOSMETIK vor 25 Jahren leistete dm Pionierarbeit. Fotos: dm/Preschl

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Handelns so nachhaltig wie möglich zu gestalten, hat dm viele Maßnahmen entwickelt. Als eines der ersten Handelsunternehmen nahm dm phosphathaltige Waschmittel und FCKW-Spraydosen aus dem Sortiment. Einen weiteren Meilenstein setzte dm vor 25 Jahren mit der Gründung von alverde NATURKOSMETIK, der ersten Handelsmarke für Naturkosmetik.

Zertifizierte Naturkosmetik zu fairen Preisen

PARTNER

Für die Konsumenten bietet die dm Marke eine Alternative zu konventioneller Kosmetik und hochwertige Pflege zu einem günstigen Preis. Die alverde NATURKOSMETIK-Produkte sind frei von rein synthetischen Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen und haben einen hohen Anteil an kontrolliert biologischen Inhaltsstoffen. Das gesamte Sortiment in Österreich ist nach den strengen Kriterien des unabhängigen Labels NaTrue zertifiziert, das sich hohen ethischen und ökologischen Grundsätzen verschrieben hat. Durch den Verzicht auf lange Transportwege spart die dm Marke „made in Germany“ zudem viel Sprit und CO2 ein. 2014 wurde alverde NATURKOSMETIK bereits zum zweiten Mal zur „Green Brand Austria“ ausgezeichnet. Das Gütesiegel honoriert nachweisliche ökologische Nachhaltigkeit, die transparent nach innen und außen gelebt wird.

Nicht nur bei der Naturkosmetik und bei Bio-Artikeln ist dm Vorreiter, sondern auch bei konventionellen Produkten. Das dm Nachhaltigkeitskleeblatt auf den dm Marken-Produkten weist Kunden auf die umweltfreundlichen Aspekte des Inhalts hin. Auch das Rundherum der dm Marken-Produkte ist maximal ressourcenschonend und wurde mit dem Verpackungspreis 2013 ausgezeichnet. Das FSC- und PEFC-Siegel garantieren, dass die Rohstoffe der Papier- und Zellstoffverpackungen aus zertifizierten Wäldern stammen. Um Transportfahrten optimal auszunutzen und Verpackungsmaterial zu sparen, werden etwa Geschirrspültabs in den Karton geschlichtet und nicht – wie sonst üblich – geschüttet. Im dm Verteilzentrum (VZ) in Enns werden effiziente Ladesysteme und emissionsarme Lkws eingesetzt.

Mehrweg-Pfandtasche statt Plastik-Sackerl Etwas zum Umweltschutz „beitragen“ im wörtlichen Sinn können dm Kunden, indem sie ihren Einkauf in einer der zahlreichen dm TragehilfeVarianten nach Hause tragen. dm hat alle seine Tragetaschen komplett auf ökologisch verträgliche Materialien umgestellt. Die Mehrweg-Tragetaschen, die Papiertragetaschen und der kleine Abrissbeutel bestehen jeweils zu mindestens 80 % aus Recycling-Material. Die poppigen dm Pfandtaschen aus Bio-Baumwolle sind mittlerweile zum Verkaufsschlager geworden. „Mit unseren Pfandtaschen sind wir in zweierlei Hinsicht nachhaltig“, sagt Bauer. „Umweltfreundlich ist zum einen das Material, ökologisch fortschrittlich ist zum anderen unser Pfandsystem: Ist eine Tasche verschmutzt oder beschädigt, wird sie gegen ein neues Exemplar ausgetauscht. Die Pfandtaschen aus Bio-Baumwolle werden in weiterer Folge zu neuen Stoffen weiterverarbeitet.“ Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014

Streuobstwiese im burgenländischen Kaisersdorf: 23 Naturflächen hat dm insgesamt bei „Natur freikaufen“ für den Naturschutzbund finanziert und so für Fauna und Flora bewahrt. Fotos: dm/APA-Buchacher; dm

DES NATURSCHUTZBUNDES

Durch und durch nachhaltig

Text: Mag. Angelika Spraider dm CSR-Koordinatorin 5073 Wals presse@dm-drogeriemarkt.at

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PARTNER, SPONSOREN

Hofer engagiert sich im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsinitiative „Projekt 2020“ für einen schonenden Umgang mit unserer Umwelt. So stehen neben nachhaltigem Fischfang oder ressourcenschonender Papiererzeugung vor allem die Wildbienen im Mittelpunkt der Bemühungen.

WAS KANN HOFER FÜR DIE BIODIVERSITÄT TUN? edes dritte Lebensmittel gibt es nur dank der Bienen und vieler anderer bestäubender Insekten. Doch Pestizide, Monokulturen und eingeschleppte Milben machen ihnen das Leben schwer. Darum setzt sich Hofer gemeinsam mit dem Kooperationspartner | naturschutzbund | für ihren Schutz ein.

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Bienenschutzfonds Kürbisprodukte aus der Steiermark sind bei Hofer-Kunden sehr beliebt. Den Ertrag an hochwertigen Kürbiskernen verdanken steirische Bauern auch besonders effektiven Bestäubungshelferinnen: den Hummeln. Darum dreht sich bei einem Projekt des mit 100.000 Euro dotierten „Bienenschutzfonds“ alles um die fleißigen Brummer. In der Ost-Steiermark haben Forscher die Nützlichkeit von Hummeln im Kürbisanbau untersucht. Besonders in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten, werden ökologisch intakte Flächen weniger, genauso wie die Bestände von Hummeln und anderen Wildbienen. Langfristig bedeutet das verminderte Ernteerträge bei Kürbiskernen. Gemeinsam mit mehreren Landwirten wird daher ein einzigartiges Forschungsprojekt durchgeführt:

Die Gartenhummel und der Kürbis - ein perfektes Paar Ziel des Projektes „Hummelbestäubung im Kürbisanbau“ ist es, die Bedeutung verschiedener Hummelarten zur Bestäubung von Kürbissen klar zu belegen. Sieben Kürbisbauern aus verschiedenen Ecken der OstSteiermark machen bei dieser Initiative mit. Fünf davon erhielten Ende Mai Nistkästen mit je zwei Hummelvölkern für ihre Kürbisfelder. Zwei weitere Bauern mussten ohne Hummelstöcke auskommen, denn sie wurden als „Kontrollgruppe“ eingesetzt – einer der beiden hat seine Felder in einer ökologisch günstigen Lage, wo mit vielen anderen natürlich vor-

Mit Unterstützung von Hofer konnte herausgefunden werden, dass Gartenhummeln die Kürbisblüten am häufigsten besuchten. So zählte Kathrin Grobbauer – sie macht an der Uni Graz im Rahmen des Bestäubungsprojektes ihre BachelorArbeit – auf dem Feld mit Gartenhummelbestäubung die meisten Kerne. Fotos v. o.: Wolfgang Schruf; Bernd Strauß (3)

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PARTNER

kommenden Bestäubern gerechnet werden konnte. Die überraschenden Ergebnisse: Die Baumhummel zeigte überhaupt kein Interesse an den Kürbisblüten, obwohl ihre Hauptflugzeit mit der Hauptkürbisblüte sehr gut übereinstimmt, auch nicht die Steinhummel. Dafür war die Gartenhummel mit Abstand die fleißigste Bestäuberin der Kürbisblüten: Knapp 55 % der Kürbisse auf diesem Feld lieferten mehr Kerne, als der Durchschnitt der Kürbisse auf den anderen untersuchten Feldern. Konkret heißt das: Auf den Feldern ohne Gartenhummel lag die Kernausbeute zwischen 250 und 400, beim „Gartenhummelfeld“ zwischen 400 und 650. Darum werden bei der Fortsetzung des Projekts im nächsten Jahr vermehrt Gartenhummeln eingesetzt.

Projekt 2020

Ökosystem Wald

Blühstreifen-Tafeln zeigen an, wo Gemeinden Bienenweiden angelegt haben – auch hier beteiligt sich Hofer: im Bild Julia Kropfberger vom OÖ Naturschutzbund auf einer solchen Wiese in Natternbach. Foto: Josef Limberger

Ein weiterer Schwerpunkt im Nachhaltigkeitsprogramm von Hofer ist die ressourcenschonende Papier- und Holzerzeugung. Schließlich sind Wälder nicht nur die grünen Lungen der Erde, sondern auch Heimat von unzähligen Tier- und Pflanzenarten und somit eines der wichtigsten Ökosysteme überhaupt. Daher wird bei der Herstellung so weit wie möglich nur Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft eingesetzt. Nachhaltig bedeutet dabei, dass den Nutzwäldern höchstens so viel Holz entnommen wird, wie nachwachsen kann. Zahlreiche Hofer-Produkte sind darum FSC oder PEFC zertifiziert wie z. B. alle angebotenen Papierwaren – bis 2020 folgen auch Hygieneartikel, Möbel und alle weiteren Produkte mit Holzbestandteilen. Darüber hinaus gibt es in den Regalen immer mehr Schokolade mit dem UTZ-Zeichen für nachhaltig erzeugten Kakao. Außerdem achtet das Unternehmen auf den Einsatz von nachhaltig produziertem Palmöl und geht bei Reinigungsmitteln neue Wege. So leistet Hofer bereits seit Jahren einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität in unternehmensrelevanten Bereichen.

DES NATURSCHUTZBUNDES

Neben den unterschiedlichen Projekten zum Schutz der Wildbienen – je ein weiteres im Burgenland und Oberösterreich – engagiert sich Hofer im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsinitiative „Projekt 2020“ auch für einen schonenden Umgang mit den begrenzten Ressourcen. Als Einzelhändler trägt das Unternehmen hier eine ganz besondere Verantwortung.

Fisch mit Zukunft Aufgrund der Überfischung der Weltmeere ist die Biodiversität der Fischfauna stark beeinträchtigt. Damit auch unsere nachfolgenden Generationen noch Fisch und Meerestiere genießen können, hat Hofer sich zum Ziel gesetzt, den Kunden möglichst nur Fisch anzubieten, der aus nachhaltiger Fischerei und Fischzucht kommt. Bis 2020 sollen sämtliche Fisch- und Meerestierprodukte nur mehr aus zertifizierter Herkunft stammen. Dabei vertraut das Unternehmen vor allem auf die beiden Nachhaltigkeitssiegel MSC und ASC. Bereits seit Juni 2013 erfahren Kunden auf der Nachverfolgungsplattform „Check your product“ mehr über die Herkunft oder die Fangweise zahlreicher Fisch- und Meerestierprodukte. Gleichzeitig gibt es unter www.check-your-product.com Informationen über die Herkunft von Fleisch, Obst sowie Wein.

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Wo kommt mein Fisch her?

www.check-your-product.com Foto: Hofer

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PARTNER, SPONSOREN

Schweißtreibender Körpereinsatz bei der Pflege des wertvollen Halbtrockenrasens an den steilen Bahnböschungen beim sog. „Busserltunnel“ in Traiskirchen/NÖ Foto: ÖBB/Thorsten Kornes

ÖBB SETZEN AUCH AUF BIODIVERSITÄT! as Thema Biodiversität scheint auf den ersten Blick ein rein ökologisches zu sein. Eine nähere Betrachtung zeigt aber schnell, dass das viel zu kurz gefasst wäre. Der Verlust an Lebensräumen und Arten, aber auch gestörte Ökosysteme wirken sich massiv auf ökonomische bzw. soziale Bereiche aus: Tagtäglich kann man in den Medien weltweit über die Folgen für die Welternährung, die Gesundheit, die Pharmazie oder das Klima lesen. Gezieltes Engagement für den Erhalt der Biodiversität sollte auch für verantwortungsvolle Unternehmen ein absolutes Muss sein – die ÖBB sind sich der Verantwortung bewusst. Die vielfältigen Flächen im direkten Umfeld des Streckennetzes der ÖBB bietet an vielen Stellen Rückzugsorte für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Das bringt verschiedene Berührungspunkte zum Thema „ÖBB & Natur“. Die ÖBB-Aktivitäten reichen von Rekultivierungen über das Naturgefahrenmanagement bis hin zu den Themen Biodiversität, Artenschutz und spezielle „sanfte Mobilitätslösungen“ im Tourismus mit Erlebnischarakter. Ein weitläufiges Betätigungsfeld, das man auf den ersten Blick kaum mit dem ÖBB-Konzern in Verbindung bringt! Ausgestattet mit einer eigenen Biodiversitätsstrategie sind die ÖBB aber engagiert bei der Sache und damit auch langjähriger Partner des Naturschutzbundes. Und, die ÖBB haben im Oktober 2014 die Nachhaltigkeitskampagne „Österreich blüht auf“ gestartet: Bahnkunden sammeln über eine App sogenannte „Green Points“, die sie dann direkt in zahlreiche Umwelt-Projekte der ÖBB investieren können. So kann man sich u. a. für den Schutz des Sakerfalken, für mehr Lebensraum für Amphibien oder für den Uhuschutz aktiv engagieren! Nähere Informationen dazu gibt’s unter oebb.at/greenpoints. Weitere Maßnahmen ergänzen das beispielhafte Engagement der ÖBB, wie etwa das „Naturschutzfachliche Monitoring der ÖBB-Bahnböschungen am Nord- und Südportal des Gumpoldskirchner Tunnels“ (zu den im Jahr 2012 kartierten 145 Blütenpflanzenarten konnten zusätzlich weitere 25 gefunden werden), Initiativen zur „Nachrüstung von Vogelschutzfolien auf Glasflächen“ oder ein ÖBB-internes (von der UNESCO ausgezeichnetes) „Seminar Bahnökologie“ zur Wissensvermittlung zu den Themenbereichen Ökologie, Natur-, Umwelt- und Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit.

D Die ÖBB stehen für „nachhaltige Mobilität“. Das ist eine Mobilitätsform, die optimale ökonomische, ökologische und soziale Effekte bietet. Der Erhalt der Artenvielfalt ist Teil des Nachhaltigkeitsengagements und der ÖBB-Kampagne „Österreich blüht auf“. VON HERBERT MINARIK

Text: Herbert Minarik CSR-Konzernkoordinator ÖBB-Holding AG, Wien nachhaltigkeit@oebb.at

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ÖBB UND BIENEN

Auch die adriatische Riemenzunge profitiert von den Pflegeeinsätzen, die im Rahmen des internen Weiterbildungsseminars „Bahnökologie“ organisiert werden. Fotos v. l.: ÖBB/Thomas Schuh; Kirschenhof (Honigbiene)

SCHAFE UND ZIEGEN GEGEN NEOPHYTEN Zur Bekämpfung von nicht heimischen Pflanzenarten (Neophyten), die entlang der Koralmbahn wuchern, setzen die ÖBB auf Beweidung mit Schafen und Ziegen. Zwischen Althofen und Klagenfurt ist eine Gesamtfläche von etwa 40.000 m² von Neophyten betroffen – insbesondere vom japanischen Staudenknöterich. Auf einer Versuchsfläche von 15.000 m² kamen heuer 4 Schafe und 13 Ziegen zum Einsatz, die von einem regionalen Landwirt zur Verfügung gestellt wurden und für eine intensive Rotationsbeweidung sorgten. Auf diese Weise entfällt die Entsorgung des problematischen Pflanzenmaterials und es entsteht eine dichte Grasnarbe, die das erneute Eindringen invasiver Neophyten verhindern soll. Gleichzeitig bleibt der Dammkörper durch das geringe Gewicht der Tiere unbeschädigt. Die Beweidung stellt somit ein einzigartiges und umweltfreundliches Versuchsprojekt dar.

DES NATURSCHUTZBUNDES

Die ÖBB beschäftigen sich seit langem mit Bienen. So wird versucht, mit Imkern Synergien zu erarbeiten. Es werden strategische Kooperationen aufgebaut und Projekte abgewickelt. In Kooperation mit der Gemeinde Perchtoldsdorf wurden nahe der Südstrecke zwei Bienenvölker auf ÖBBGrund angesiedelt, um dem Ausbleiben der Bienen auf den durch Gärten und Weinbau geprägten Grünflächen der Gemeinde entgegenzuwirken. In Kärnten wiederum verfolgen die ÖBB die Idee, mit lokalen Imkern entlang der Koralmbahn eine langfristige Kooperation einzugehen: Die ÖBB setzen Bienennahrungspflanzen entlang der Strecke und auf ökologischen Ausgleichsflächen. Im Gegenzug sollen die Imker verschiedene Betreuungsaufgaben für die Flächen übernehmen. Damit ist den Bienen und Imkern geholfen und in der Flächenerhaltung können so sogar Kosten eingespart werden.

PARTNER

ÖBB-Initiativen für Arten und Lebensräume

„Grasende“ Landschaftspfleger werden bei einem Pilotprojekt in Kärnten eingesetzt, um Neophyten zurückzudrängen und das Vegetationsbild zu verbessern. Foto: ÖBB/Thomas Schuh

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PARTNER, SPONSOREN

PARTNER

Dem Salzburger Unternehmen Windhager war es stets ein großes Anliegen, funktionelle und fachlich fundierte Produkte auf den Markt zu bringen. Deshalb ist der Gartenspezialist ganz bewusst die Kooperation mit dem Naturschutzbund Österreich eingegangen, um mit dem Produktsortiment „Tiere im Garten“ einen sinnvollen Beitrag zum Schutz der Nützlinge zu leisten. VON WOLFGANG WENDL

DES NATURSCHUTZBUNDES

WINDHAGER: WERTVOLLER BEITRAG ZUR BIODIVERSITÄT IN EUROPAS GÄRTEN Windhager hat sich zum Ziel gesetzt, die Endverbraucher umfassend und fachkundig zu informieren. Dabei gilt es aufzuzeigen, wie wichtig gerade in der heutigen Zeit ein artenreicher Garten ist und welchen Beitrag man zum Schutz der betroffenen Tiere und der Vorgänge in der Natur selbst leisten kann. So werden neben einer neuen Verpackung, die sehr viel Wert auf eine ausführliche und fachlich fundierte Information legt, auch kostenlos Flyer in Baumärkten aufgelegt, welche allen Interessierten die Möglichkeit bieten, sich über diverse Nisthilfen zu informieren. Für einen nachhaltigen Artenschutz sind keine großen Flächen oder Wiesen notwendig. Auch der eigene kleine Garten, die Terrasse oder sogar der Balkon in städtischen Gebieten können ein kleines, artenreiches Biotop werden, mit dem jeder einen Beitrag zum Erhalt wichtiger und gefährdeter „Nützlinge“ leisten kann. Leider gibt es gerade im Bereich der Nisthilfen für Insekten viele fachlich ungeprüfte und für die Tiere somit wertlose Ware im Handel. Offenkundig wird hier mehr Wert auf ein möglichst dekoratives Produkt gelegt, der Nutzen für die Tiere bleibt dabei auf der Strecke.

Fotos: Wolfgang Schruf (2); Windhager (Nisthilfen)

Text: Mag. (FH) Wolfgang Wendl Produktmanager Windhager 5303 Thalgau wolfgang.wendl@windhager.eu www.windhager.eu

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Die Kooperation mit dem Naturschutzbund gibt dem Traditionsunternehmen Windhager die einmalige Möglichkeit, laufend Feedback über die Qualität und Zweckmäßigkeit seines „Tiere im Garten“-Sortiments zu bekommen. Daraus resultieren oft neue, sinnvolle und nützliche Produkte, die sich anschließend in den Geschäften und folglich in den Gärten der Endkunden wieder finden. Die Nisthilfen und Insektenhotels von Windhager werden nicht nur in Österreich vertrieben, sondern bieten auch umweltbewussten Kunden in Deutschland, der Schweiz oder Frankreich die Möglichkeit, einen Beitrag zur Lebensraumvielfalt zu leisten.

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DANKE, WASSERKRAFT!? „GREENWASHING“ ODER BIODIVERSITÄTSBEITRAG? Strom aus Wasserkraft wird von den Elektrizitätsunternehmen in der Werbung als umweltfreundliche, weil erneuerbare Energie dargestellt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, die sich die Erzeuger als grünes Mäntelchen umhängen. Die andere Wahrheit wird verschwiegen: Die für den Bau von Wasserkraftwerken zerstörte Naturlandschaft ist nicht erneuerbar, der Betrieb von Wasserkraftwerken bringt Fisch & Co den Tod. VON HANS KUTIL

anke, Wasserkraft!“ – unter diesem Titel läuft eine aufwändige Werbekampagne der Verbund AG, für die das Kabarettisten-Duo Stermann und Grissemann gewonnen wurde. Ganz nett, aber eben nur ein Teil der Wahrheit. Der Anteil von Wasserkraft-Strom am Gesamtenergieverbrauch in Österreich liegt bei 17 %. Trotzdem „Danke, Wasserkraft!“ Ohne sie wäre nämlich der Eigen-Erzeugungsgrad bei erneuerbarer Energie noch niedriger als er es derzeit mit nicht einmal 40 % des Gesamtenergieaufwandes ohnehin schon ist.

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Greenwashing Wasserkraft nützt ein Geschenk der Natur: die Topographie des Landes und die reichlichen Niederschläge. Die Gletscher der Hohen Tauern füllen im Sommer die Stauseen und speisen zusammen mit den Niederschlägen die Flüsse. Was liegt also näher, als dieses Geschenk der Natur zur Energieerzeugung zu nutzen? Prinzipiell ja, aber mit ökologischem und ökonomischem Augenmaß! „Greenwashing“ – frei übersetzt „Schönfärben“ – ist auch bei der Wasserkraft nicht angebracht. Sie produziert mit den fertigen Staukraftwerken zwar weitgehend CO2-freie Energie. Bis es aber dazu kommt, werden in der Bauphase für Beton, Stahl, Aluminium, Transporte und anderes Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen. Besonders die PumpWinterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014

Unter dem Vorwand der CO2-Einsparung werden mittlerweile sogar die Gebirgsbäche in den hintersten Tälern mit Kleinkraftwerken belastet – trotz des Stromüberschusses im Land! Foto: Wolfgang Schruf

speicher werden von der Verbund AG schöngeredet – sie rentieren sich nur durch den Preisverfall an den Strombörsen – wenn Verbund-Generaldirektor Anzengruber daher über diesen Verfall der Erzeugerpreise jammert, ist das nicht einmal die halbe Wahrheit

Auswirkungen werden ignoriert Ökologisch betrachtet, verändern Querbauten die natürlichen Abflussverhältnisse, beeinflussen die Wasserlebensräume und belasten das Landschaftsbild. Sie begrenzen den Lebensraum der Fische und unterbinden deren Wanderungen oder behindern sie zumindest. Schwall und Sunk sorgen für unnatürliche, lebensfeindliche Umweltbedingungen für alle Wasserlebewesen. Der Schwall beim Betrieb der stromerzeugenden Turbinen sorgt für künstliches, reißendes Hochwasser, dem viele Tiere zum Opfer fallen. Der Sunk beim Aufstau führt unterhalb der Staumauer zu niedrigem Wasserstand, weite Bereiche des Bach- oder Flussbetts fallen trocken. Der Lebensraum verödet. Dieser ständige Wechsel zwischen Hoch- und Niedrigwasser bringt für die Wasserlebewesen einen gewaltigen Stress mit sich. Dazu kommt noch, dass die Laichwanderungen vieler Fischarten durch Kraftwerke alter Bauart unterbunden wurden und werden. Erst bei neueren Kraftwerken wurden durch die landläufig „Fisch-

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Menge der erzeugten Energie im Vergleich zur Größe der Wasserkraftwerke: Es zeigt eindrucksvoll, dass eine Unzahl an Kleinkraftwerken in Summe ziemlich wenig Strom erzeugen, während vergleichsweise wenige Großkraftwerke den Löwenanteil produzieren. Umso mehr müssen bei Kleinwasserkraftanlagen die ökologischen Auswirkungen gegen die ökonomischen Gewinne abgewogen werden (die eigentlich nur durch die großzügigen Förderungen zustandekommen). Foto: Joujou-pixelio.de, Grafik: e-control

treppen“ genannten Aufstiegshilfen die Laichwanderungen ermöglicht, wenn sie richtig geplant und ausgeführt wurden. Ein großes Problem sind allerdings die zahlreich entstandenen Kleinkraftwerke, die verschwindend wenig zur Stromerzeugung beitragen, aber durch großzügige öffentliche Förderungen äußerst lukrativ sind. Sie müssten allerdings gemäß Wasserrahmenrichtlinie der EU bis 2015 ebenfalls mit modernen Aufstiegshilfen ausgestattet werden, denn die Richtlinie verpflichtet alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, bis 2015 das Qualitätsziel „guter Zustand“ an allen Gewässern wiederherzustellen. Dagegen regt sich allerdings Widerstand der Betreiber von Kleinkraftwerken, die um ihren Profit bangen, der aber ohnehin nur durch die großzügigen Förderungen zustande kommt. Kleinwasserkraftwerke sind zum überwiegenden Teil unüberwindbare Barrieren für Fische. Weil aber auch bei der WRRL nicht so heiß gegessen wie gekocht wird, gibt es die Möglichkeit, eine Fristerstreckung bis 2027 zu gewähren. Der Naturschutzbund wird sehr wachsam die weitere Entwicklung beobachten und nicht vor Klagen an die EU-Kommission zurückschrecken.

Beinharter Konkurrenzkampf zwischen Energieformen Ökonomisch betrachtet, ist die Wasserkraft einem beinharten Konkurrenzkampf ausgesetzt. Wind- und Solarenergie sorgen zeitweise für beachtliche Überkapazitäten auf dem Strommarkt, was den Erzeugerpreis drückt. Dazu kommt noch, dass die stark umweltbelastenden Kohlekraftwerke ebenfalls billigen Strom liefern können, weil der Rohstoff und die CO2-Zertifikate geradezu lächer-

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lich billig sind. Jene CO2-Zertifikate, die eigentlich dafür sorgen sollten, dass Umweltverschmutzung teuer wird. Nicht nachvollziehbar ist das Gejammer von Verbundchef Wolfgang Anzengruber über den Verfall der Erzeugerpreise an den Strombörsen. Ausschließlich dieser Preisverfall ist es nämlich, der den Betrieb von Pumpspeicherwerken wie jenem in Kaprun mit Limberg II derzeit noch rentabel macht. Die Verbund AG pumpt mit billigem oder kostenlosem Überschussstrom Wasser vom Wasserfallboden zum knapp 400 m höher gelegenen Mooserboden. Wenn der Überschuss besonders groß ist, bekommt die Verbund AG sogar noch Geld für die Abnahme. Dieses Gejammer entpuppt sich also als das, was in Manager- und Politikerkreisen heutzutage gang und gäbe ist: ein „taktisches Verhältnis zur Wahrheit“, eine „situationselastische“ Argumentation zugunsten eigener Interessen. Pumpspeicher sind derzeit noch eine Gelddruckmaschine, denn bei Bedarf werden die Turbinen angeworfen und erzeugen teuren Spitzenstrom, der kaum einem Preisdruck unterliegt. Dieses Strom-Ping-Pong mit den beiden jeweils 80 Mio. Kubikmeter Wasser fassenden Hochgebirgsspeichern wurde jetzt zwischen Österreich und Bayern vertraglich besiegelt. Österreichs Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner unterzeichneten in luftiger Höhe auf dem Mooserboden ein Abkommen, das es Bayern ermöglicht, Stauhöhen bzw. Stauraum in Kaprun zu nutzen. Eine Art Leasing auf Kosten unserer Landschaft. Staatsministerin Aigner verkündete daraufhin stolz in ihrer Heimat, dass man dafür auf das geplante eigene Pumpspeicherwerk Jochberg verzichte. Interessant die Begründung laut Zeitungs-

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GREENWASHING

berichten: „Es gibt dafür einfach kein Geschäftsmodell“, sagte die CSU-Politikerin dem „Münchner Merkur“ und „Es wird sich kein Investor für diese Projekte finden.“ Die Pläne für ein Speicherkraftwerk am Jochberg im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen seien „ohnehin keine gute Idee“ gewesen: „Das ist ein Ausflugsberg und wäre mit der Bevölkerung und auch unter Umweltgesichtspunkten ohnehin schwer zu realisieren“, sagte Aigner. Bayern schont also seine Landschaft und halst die Belastung dem Nachbarland Salzburg auf. Salzburg soll für diesen Stromdeal zwischen Österreich und Bayern durch eine 380kV-Leitung quer durch die schönsten Landstriche verschandelt werden, auch wenn treuherzig beteuert wird, diese Leitung habe mit dem Stromhandel „gar nichts“ zu tun. Schon wieder ein „taktisches Verhältnis zur Wahrheit“, eine „situationselastische“ Verbiegung der Wirklichkeit, wie das in Wirtschaft und Politik längst alltäglich ist.

Widerstand gegen die Planungswillkür der Stromkonzerne wächst Allerdings wächst europaweit der Widerstand gegen die Planungswillkür der Stromkonzerne. In Deutschland gibt es einen Volksaufstand gegen drei geplante Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen vom stromreichen Norden in den stromhungrigen Süden. In Österreich, in Italien, in der Schweiz schließen sich Bürger zusammen, die dem landschaftszerstörenden, menschenfeindlichen spekulativen Stromhandel ein Ende setzen wollen. Sie alle wollen erreichen, dass die angeblich für die Versorgungssicherheit, in Wahrheit aber für die ungehemmte Spekulation notwendigen Leitungen wenigstens unter der Erde verschwinden. Erdkabel sind längst Stand der Technik, wie EUPapiere aus dem Jahr 2003 beweisen. Derzeit sind Erdkabel noch deutlich teurer als Freileitungen. Das wird sich aber mit ihrer größeren Verbreitung ändern. In Zeiten wachsender terroristischer Bedrohungen wird auch zu berücksichtigen sein, dass Freileitungen wesentlich verwundbarer sind als Erdkabel. Von der Sicherheit bei Naturkatastrophen wie Sturm, Muren- und Lawinenabgängen ganz zu schweigen.

Die Zukunft gehört dem Wasserstoff Die Zeichen sind unübersehbar: Der gesamte Strommarkt wird sich zu Ungunsten der Wasserkraft ändern. Außer im „energietechnischen Entwicklungsland Österreich“ – eine Folge des quasiMonopols der Verbund AG – laufen international längst Entwicklungen völlig neuer Speichertechno-

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logien. „Wasserstoff“ lautet das Zauberwort. Einfach gesagt wird mit dem reichlich vorhandenen Überschussstrom Wasser durch Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Der gewonnene Wasserstoff kann gespeichert und bei Bedarf abgerufen werden, sei es für den Betrieb von Heizkraftwerken oder auch von Autos. Er kann auch im sogenannten „Sabatier-Prozess“ mit CO2 zu Methangas umgewandelt werden, was noch dazu die CO2-Bilanz verbessert. Dieses Methangas kann in das normale Erdgasnetz eingespeist werden. Der bis auf die unbefriedigende Batterietechnologie nicht speicherbare Strom wird auf diese Weise vom Erzeugungszeitpunkt unabhängig und kann z. B. in Hybridkraftwerken genutzt werden.

Wasserkraft – kein Weg aus der Klimakrise Die speziell von der Verbund AG so hochgejubelten „Grünen Batterien in den Alpen“, die Pumpspeicher, werden also mittelfristig an Bedeutung einbüßen – wie derzeit offenkundig schon in Bayern. Weitere Investitionen sollte sich gerade eine Verbund AG nicht leisten, deren Aktienkurs in den Keller gerasselt ist und die nicht ständig auf Kapitalerhöhungen durch den Staat hoffen darf. Speziell in Deutschland wird intensiv in Richtung Hybridkraftwerke geforscht und entwickelt. Unsere deutschen Nachbarn werden auf Dauer nicht so blauäugig sein, billig bis kostenlos Überschussstrom nach Kaprun zu liefern und dann teuren Spitzenstrom zurückzukaufen. Geschäftstüchtig nutzen sie daher bis zur Serienreife unsere Pumpspeicher – und die heimischen Strommanager und Politiker wollen sich dafür auch noch feiern lassen. Besser wäre es, wenn sie die Zeichen der Zeit noch rechtzeitig erkennen würden. „Danke, Wasserkraft!“ wird zwar im wasserreichen Österreich weiter aktuell bleiben, aber insgesamt an Bedeutung einbüßen. Moderne Speichertechnologien werden weitere Pumpspeicherwerke unrentabel machen, allen „situationselastischen“ Aussagen zum Trotz. Das „taktische Verhältnis zur Wahrheit“ wird unter die Räder der alles überrollenden Realität geraten. Links www.faktencheck-energiewende.at www.lebendefluesse.at www.naturschutzbund.at (unter Landesgruppe Salzburg)

Text: Hans Kutil, Vorsitzender des | naturschutzbund | Salzburg, hans.kutil@naturschutzbund.at

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ALMWIRTSCHAFT

ZUKUNFTSFÄHIGE ALMWIRTSCHAFT UND ALMDÜNGUNG Position des Förderungsvereins für Umweltstudien in Tirol (FUST) mit Lösungsansätzen für eine nachhaltige Almwirtschaft im Einklang mit der Natur

ie Freigabe der Milchkontingente auf den Almen Ende der 1970er Jahre und eine entsprechende Förderpolitik führten zu einer Expansion der intensiven Milchproduktion von den Tallagen auch in die Almregionen. Einhergehend mit der Intensivierung folgte auf den Almen die Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur, wie z. B. Aufschließung der Almen, Adaption der Baulichkeiten und Umstellung der Düngungsweise hin zur intensiven Gülledüngung. Die ertragsoptimierte Almwirtschaft verursachte häufig eine Entwicklung hin zu artenarmen Fettwiesen auf jenen Almteilflächen, die maschinell gedüngt werden konnten. Öffentliche Interessen wie Naturschutz und Schutz vor Naturgefahren sowie Interessen von Jagd oder Forst blieben dabei oft unberücksichtigt. Die folgenden Ausführungen sollen Lösungsansätze für eine nachhaltige Almwirtschaft, die besser im Einklang mit der Natur und anderen Landnutzern steht, bieten (Kreislaufwirtschaft).

D

Anlass für die vorliegende Position waren die Ergebnisse einer Fachtagung zum Thema „Die Auswirkung der unterschiedlichen Düngungsweisen auf Almen“ am 15. Juni 2012 in Pertisau (Tirol), veranstaltet vom FUST-Tirol, dem Alpenpark Karwendel und der Österreichischen Bundesforste AG.

Grundsätze für die Zukunft

Zeigerpflanzen wie diese Knabenkraut-Art zeigen, dass keine Überdüngung vorliegt. Foto: Fust

Die „FUST-Positionen“ geben zu aktuellen Themen Orientierungshilfen für die Praxis. Ein Ziel des seit 1969 bestehenden Projektes, in dem international namhafte Experten aus verschiedenen Fachgebieten langfristig zusammenarbeiten, ist die möglichst ganzheitliche Untersuchung der Mensch-UmweltWechselwirkungen und die Ableitung von Konsequenzen für eine ökologisch ausgerichtete Landeskultur mit nachhaltiger Nutzung natürlicher Ressourcen.

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p Verstärkte Rücksichtnahme auf ein über Jahrhunderte entstandenes Mosaik von unterschiedlichen Lebensräumen in den Almgebieten. Das Zusammenspiel von intensiven bis hin zu sehr extensiv genutzten Flächen bildet die Grundlage der hohen Biodiversität auf den Almen. Auch kleine Sonderstandorte wie Feuchtgebiete, Fließgewässer, Magerrasen und Landschaftselemente wie Trockenmauern sollen wieder Berücksichtigung finden. Der Erhaltung bzw. Wiederbewirtschaftung von aufgelassenen Bergmähdern kommt eine wichtige Bedeutung zu. Dafür gilt es entsprechende Anreize zu schaffen. p Verstärkte Förderung einer wieder mehr nachhaltigen und kostensparenden Bewirtschaftung am Heimhof, z. B. durch leichtere, ursprüngliche und genügsamere Rinderrassen. Die Vermeidung von exzessiven Trittschäden und dadurch bedingten Erosionen wäre möglich. p Ein Abweiden aller Bereiche, auch von Randbereichen von Almflächen könnte durch eine Weidefolge von Rind – Pferd – Kleintieren erzielt werden (jedoch unter Berücksichtigung der Walderhaltung im Rahmen der Waldweide). Verlorengegangene Weideflächen im Randbereich bestehender Almen sollten durch Schwenden wiederhergestellt werden. Übergangsbereiche zum Wald sind, wenn nötig, zu schaffen. Vorab Absprache solcher Schwendmaßnahmen1 zwischen Grundeigentümern und den anderen regional zuständigen Landnutzern (Naturschutz). p Systeme, denen ständig zusätzliche Stoffe, über den natürlichen Kreislauf hinaus, zugeführt werden, sind nicht nachhaltig. Aus diesem Grund muss der Gedanke der Kreislaufwirtschaft im Zentrum der alpinen Landwirtschaft stehen (siehe Karl Buchgraber „Kreislaufbezogene Nährstoffversorgung von Almweiden und Wildäsungsflächen“)². Düngung und Weidewirtschaft sollten darauf abzielen, mit Winterausgabe | natur &land | 100. JG. – Heft 4-2014


dem natürlichen Nahrungsangebot auf der Alm die Nutztiere hinreichend zu versorgen. Ausgleichsfütterungen gemäß ÖPUL-Richtlinien sind auf das allernotwendigste zu beschränken (Zufütterung von Silage, Kraftfutter und angekauftem Heu). Futter für Notzeiten sollte wieder vermehrt auf Almangern vor Ort angebaut werden. Ebenso sind intensive Düngeformen (z. B. mit Gülle vom Heimhof) möglichst einzuschränken. Die Gefahr einer verstärkten Verbreitung von Krankheiten (z. B. Paratuberkulose, Leberegel) durch die Ausbringung der Gülle mit Hochdruckfässern, darf nicht unterschätzt werden. Eine Verunreinigung von Quellgebieten durch übermäßigen Düngereinsatz muss ebenso vermieden werden. Dieser Forderung kann durch eine zeitlich, örtlich und mengenmäßig angepasste Düngung am besten entsprochen werden.

Maßnahmen-Vorschläge p Adaptierung des Fördersystems als Anreiz für den Landwirt, angepasste Rinderrassen zu halten und mit den am Heimhof produzierten Futtermitteln auszukommen. p Beim Nutzen der Almflächen im Rahmen der Kreislaufwirtschaft gilt es die Interessen des Naturschutzes, der Jagd, des Forstes und anderer Naturnutzer zu berücksichtigen. Bewirtschaftungs- und Naturschutzpläne auf den Almen haben sich als ein taugliches Mittel zur Erreichung der geforderten Ziele erwiesen. Die Förderung der Tag- und Nachtweide kann einem hohen Düngeranfall entgegenwirken. p Bewusstseinsbildung der Landwirte durch eine entsprechende Ausbildung an Landwirtschaftsschulen oder über Fortbildungsinstitute sind unbedingt notwendig. p Schaffung eines Anreizsystems für die Anstellung von qualifiziertem, geschultem Almpersonal. p Der wirtschaftliche Ertrag könnte über Vermarktung regionaler Produkte (z. B. „Bio vom Berg“, „Zillertaler Heumilch“, „Käse von der Engalpe“) erhöht werden. p Almprämierungen sind ein gutes Instrument um einen Anreiz für gute Arbeit auf der Alm zu schaffen.

Nicht fachgerecht ausgebrachte Gülle im Salzburger Stubachtal. Dies ist leider kein Einzelfall! Foto: Feri Robl

Fazit Nachhaltige Beweidung im alpinen Bergland kann Vorteile für unterschiedliche Interessengruppen bringen und zu einer hohen Biodiversität beitragen. Bei der landwirtschaftlichen Nutzung und Gestaltung von Almflächen sollten die bestehenden Potenziale einer optimalen Abstimmung mit Naturschutz, Jagd, Freizeitaktivitäten und forstlichen Erfordernissen stärker berücksichtigt und gefördert werden. Ein ganzheitlicher, integraler Planungsansatz zum Vorteil aller beteiligten Landnutzer erfordert entsprechend ausgebildete Personen und verstärkte Kooperation. Der Alpenpark Karwendel, die ÖBf AG und der Förderungsverein für Umweltstudien Tirol (FUST-Tirol e. V.) unterstützen die Entwicklung einer integrativen, zukunftsfähigen Almwirtschaft.

Für die Arbeitsgruppe: Dr. Michl Ebner und WM Pepi Stock (FUST), DI Roman Burgstaller und Dr. Friedrich Völk (ÖBf-AG), Mag. Hermann Sonntag (Alpenpark Karwendel), Prof. Dr. Friedrich Reimoser (Vetmeduni Wien), FUST-Position Nr. 10, August 2014 fust-tirol@aon.at, www.fust.at

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siehe hierzu www.wikipedia.de/Schwendbau ² Beitrag von Karl Buchgraber unter www.fust.at abrufbar

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VORSCHAU

Die nächste Ausgabe…

i; Fotos v. l.: Klaus Kug

Alexander Maringer

Frühjahrsheft 1-2015 Bunter Themenmix: Was tun, wenn zugewanderte Tier- und Pflanzenarten wie das Drüsige Springkraut (Foto r.) der heimischen Natur schaden? Fischerei: Warum der derzeitige Besatz mit nicht an die Gewässer angepassten Zuchtfischen unbefriedigend ist und vieles andere mehr…

Es ist außerordentlich schwierig geworden, die Gewässer mit autochthonen Jungfischen zu besetzen.

HEFT 1 ERSCHEINT MITTE MÄRZ 2015

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Zeitschrift des | naturschutzbundes | Heft 1/2-2013

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