AKTUELL
Mit spitzer Feder ZUM BIENENSTERBEN
Kritikpunkt: Coloss Studie untersucht nur Honigbienen. Wildbienen (o.) bleiben außen vor, obwohl großer Forschungsbedarf vorhanden ist. Foto: Wolfgang Schruf
In der Presseaussendung der Industriegruppe Pflanzenschutz vom 31. 7. 2014 „Geringe Winterverluste bei Bienen in ganz Europa“ behauptet diese selbstgefällig: „COLOSS Studie belegt: Neonicotinoide sind nicht die Ursache für Bienenverluste – EU Verbot vorschnell ausgesprochen“. Die angesprochene Studie wird vom weltweiten Forschungsnetzwerk COLOSS, einer Non-Profit-Vereinigung mit Sitz an der Uni Bern, durchgeführt. Diese arbeitet an den Ursachen für den Verlust von Honigbienenvölkern. Auf der Website* von COLOSS ist klar und deutlich eine Aussage des Koordinators für das Monitoring und der Diagnose-Arbeitsgruppe Dr. Romée van der Zee (Dutch Centre for Bee Research) zu lesen: „The contribution of many factors which are correlated to colony losses seem to be very dependent on weather conditions. Colonies built their brood nests late because of the relatively cold spring in 2013. This may have decreased the number of reproductive cycles of the parasitic varroa mite, producing fewer mites. Good weather in the summer then provided excellent foraging opportunities”. Übersetzt heißt das: Am Völkerverlust bei Honigbienen scheinen viele Faktoren sehr von den Wetterbedingungen abzuhängen. 2013 haben die Völker aufgrund des relativ kalten Frühlings erst spät mit der Brut begonnen. Dadurch dürfte sich die Varroamilbe weniger vermehrt haben. Das gute Sommerwetter hat dann für die Honigbienen exzellente Bedingungen geschaffen. Die IG Pflanzenschutz vergisst so ganz nebenbei, dass der vergangene Winter ein sehr milder war und eine Schwalbe noch keinen Sommer macht. Unglaublich, dass eine derart große Branche sich dazu hinrei-
ßen lässt, die geringen Winterverluste schon als Beweis zu sehen, dass Nicotinoide nicht zu den Ursachen des Bienensterbens gehörten. Die IG sollte wissen, dass das Bienensterben nicht nur die Honigbienen betrifft, sondern genauso Wildbienen und dass es keinesfalls nur an den Winterverlusten der Honigbienen gemessen wird. Ingrid Hagenstein
*www.coloss.org/announcements/losses-of-honey-bee-colonies-over-the-2013-14-winter Kommentar des Fachmanns: Jede Argumentation über Wetterbedingungen bei Studien von Portugal bis Norwegen ist relativ fragwürdig. Und da die COLOSS Studie erst seit 2007 durchgeführt wird, sind keine Daten über die Zeit vor der Verwendung von „Neonics“ bekannt. So gesehen könnten die niedrigeren Winterverluste auch eine Folge der aufgrund des Aufschreis der Imker bereits sensibleren Ausbringungsweise der Neonics 2012 sein und die Zahlen genau das Gegenteil belegen. Für eine Naturschutzorganisation ist die Reduktion der Betrachtung nur auf die Honigbiene äußerst fragwürdig. Wildbienen, die an den Rändern von Ackerkulturen nisten und über deren Situation hoher Forschungsbedarf bestünde, werden überhaupt nicht in Betracht gezogen. Sehr bedenklich stimmen überdies Studien zum Rückgang von Singvögeln durch Nahrungsmangel, gerade aufgrund des flächenhaften Einsatzes von Neonics (Caspar A. Hallmann, Ruud P. B. Foppen, Chris A. M. van Turnhout, Hans de Kroon, Eelke Jongejans: Declines in insectivorous birds are associated with high neonicotinoid concentrations. In: Nature. 9. 7. 2014, doi:10.1038/nature13531.).
Dr. Johann Neumayer Bienenexperte | naturschutzbund |
Nachruf
Am 17. Juli 2014 ist der langjährige Landesgeschäftsführer des BUND Naturschutz Bayern, Helmut Steininger, seiner schweren Krankheit erlegen. Von 1969 - 2003 Landesgeschäftsführer, schuf er in dieser Position die Grundlage für einen modernen, schlagkräftigen Verband, wie er heute ist. Dazu gehört der dezentrale Aufbau mit Orts-und Kreisgruppen im ganzen Land. Helmut Steininger war u. a. maßgeblich beteiligt an der Wiedereinbürgerung des Bibers in Bayern, an der Gründung der bayerischen Nationalparke und dem Schutz von Heimatlandschaften vor Straßen und Bebauung. Ab 2003 hatte er das Amt des Landesschatzmeisters inne, das er verlässlich und mit großem Engagement ausübte. Noch bis kurz vor seinem Tod war er ein wichtiger Rat- und Ideengeber.
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Foto: Josef Limberger
HELMUT STEININGER 1939-2014
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AKTUELL
ERSTE VORARLBERGER MOORRENATURIERUNG
Moorrenaturierung: Stauwehrbau im Götzner Moos
Fotos: Margit Gross (2)
Foto: Bianca Burtscher
Die erste Hochmoorrenaturierung Vorarlbergs im Götzner Moos und die Entbuschungen im Mösle wurden mit einem Hauptpreis beim Mitwelt- und Energiepreis 2014 des Landes Vorarlberg ausgezeichnet. Der Naturschutzbund Vorarlberg, die Marktgemeinde und die Agrargemeinschaft Götzis werteten mit diesen Maßnahmen die beiden Götzner Naturjuwele auf. Die Basis für die Aktivitäten ist das Interreg-Projekt „Nachhaltiges Moormanagement“.
AMPHIBIENSCHUTZ AN NÖ STRASSEN Das Team der Amphibiengruppe Loosdorf rund um Thomas Ullmann (Forschungsgemeinschaft LANIUS, r.) bekam Anfang 2014 von Axel Schmidt (Naturschutzbund NÖ, l.) 162 m Amphibienzäune zur Verfügung gestellt. Die Kinder haben fleißig geholfen, die Amphibien sicher über die Straße zu bringen. Mehr zum Amphibienschutz an NÖ Straßen auf: www.noe.naturschutzbund.at (Projekte)
DAS BURGENLAND HAT EINEN FISCHOTTER OMBUDSMANN! Nachdem sich der Konflikt um den Fischotter im Burgenland weiter zugespitzt hatte, setzte das Land Burgenland in Absprache mit dem Naturschutzbund 2014 einen Ombudsmann ein. Die Wahl fiel auf Andreas Kranz, der mit seinem fachlichen Wissen die Betroffenen vor Ort berät. Zu seinen weiteren Aufgaben gehören u. a. die Abwicklung von Fischotterabwehrzäunen an Teichen und die Aufarbeitung toter Otter. Allfällige Totfunde im Burgenland aber auch in der Steiermark können ihm ab sofort gemeldet werden. Im Jahre 2013 wurde erstmals auch das ganze Burgenland auf die Anwesenheit des Fischotters untersucht und eine Bestandesschätzung durchgeführt. Kontakt: +43/(0)664/252 20 17 und andreas.kranz@aon.at Auch diverse Berichte zum Otter sowie die landesweiten Bestandserhebungen können beim Ombudsmann angefordert werden.
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AMPHIBIENZÄUNE REPARIEREN IN HOHENAU/MARCH Es war ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Jugendliche aus acht Nationen unterhalten sich englischsprechend über die wichtigen Dinge des Lebens, während sie so ganz nebenbei Amphibienzäune reparieren. Zu dieser gemeinsamen Aktion von Naturschutzbund NÖ, dem Verein SCI (Service Civil International) und dem Verein Auring kam es am 1. Juli im Auringhaus in Hohenau an der March. Der Naturschutzbund hatte von der Via Donau gebrauchte und damit reparaturbedürftige Amphibienzäune geschenkt bekommen, die Firma Agrotel steuerte die nötige neue Schnur bei. Damit war es nur mehr nötig, genügend helfende Hände zu finden, um die aufwändige Arbeit in Angriff nehmen zu können. Insgesamt 500 m Amphibienzaun stehen nun gebrauchsfertig für ihren Einsatz im kommenden Frühjahr bereit, zahlreiche Amphibienzaunbetreuerinnen und -betreuer werden sich über diese Zäune freuen. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten!
Mag, Margit Gross, GF | naturschutzbund | NÖ
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AKTUELL
HOCHSPANNUNG ÜBER SALZBURG
Blick von Anthering auf die Festung Hohensalzburg: Verschandelung durch bestehende Leitungen der Salzburg AG
Das 380kV-Verfahren wird zur Nagelprobe für den Natur- und Landschaftsschutz in Salzburg. underte betroffene Anrainer der geplanten Hochspannungsleitung quer durch das Tourismusland Salzburg machten Anfang Juni d. Jahres in einer öffentlichen Verhandlung ihren Ängsten und Sorgen Luft. Hauptgrund ist die Weigerung der Verbund-Tochter APG, in sensiblen Gebieten Erdkabel statt der gigantischen Stromleitungen zu verlegen. Auch das äußerst mangelhaft verfasste Protokoll ließ die Wogen erneut hoch gehen. Die Verhandlung zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) in der SalzburgArena stand mehrmals an der Kippe. Aber nicht nur die strengen Personenkontrollen, die ausschließlich die Erdkabelbefürworter täglich aufs Neue über sich ergehen lassen mussten, erzürnt Bürgerinitiativen, NGOs und Gemeinden, sondern auch das veröffentlichte „Resümeeprotokoll“. Unvollstän-
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dig, fehlerhaft und nicht nachvollziehbar – so lautet das Urteil auch des Naturschutzbundes über dieses Protokoll, das nach vier emotionsgeladenen Verhandlungstagen vom 2. bis 5. Juni den wesentlichen Inhalt der Veranstaltung wiedergeben sollte. Nicht weniger als 126 Mal heißt es darin lapidar, dass „repliziert“, also geantwortet wurde. Wenn überhaupt, folgten äußerst dürftige oder fehlerhafte Zitierungen der Verhandlungsleiterin und Experten. Gegen das Protokoll laufen daher mehrere Einsprüche und Beschwerden.
Worum ging es inhaltlich? Es kristallisierte sich heraus, dass es zwei Knackpunkte im Verfahren gibt: den Vogelschutz und die Landschaftsästhetik, die in einem Land wie Salzburg mit starker Tourismusschlagseite eine große Rolle spielt. Nachdem der Naturschutzbund Salzburg schon Mitte Mai einen Antrag gestellt hatte, das Gebiet Nockstein-Gaisberg-Kühberg vorerst als faktisches Vogel-
schutzgebiet anzuerkennen und dann als solches auszuweisen, lieferte der Innsbrucker Universitätsdozent Dr. Armin Landmann dafür in der Verhandlung nachhaltige Argumente: Für ihn zählt nicht, dass das Areal in der Liste der „Important Bird Areas (IBA)“ von BirdLife – noch – nicht aufscheint. Für ihn zählen die Fakten und nicht sogenannte „Gutachten“, bei dem die Ersteller dem Erfolgsprinzip der Schnecken folgten: Schleimen und Kriechen, damit weitere Aufträge winken. Dozent Landmann wies eine ungeheure Vielfalt an Vögeln nach, die noch dazu gespickt ist mit zahlreichen Arten, die zum Teil unter die strengsten Schutzbestimmungen der EUVogelschutzrichtlinie fallen: Uhu, Wanderfalke, Felsenschwalbe, Wiedehopf, Spechte, Auer-, Birk- und Haselhuhn. Die Horste der Wanderfalken sind geradezu wie an einer Perlenschnur entlang der 380kV-Trasse aufgereiht. Dazu kommt noch eine ungeheure Populationsdichte an Fledermäusen, von
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AKTUELL
An allen vier Verhandlungstagen war der Naturschutzbund gut vertreten durch GF Hannes Augustin, Helga Höllrigl-Kutil, Vorsitzenden Hans Kutil und Naturschutzbund-Präsident Roman Türk (v. l.).
Nockstein: Der Naturschutzbund hat am 16. 5. 2014 ein Vogelschutzgebiet (Natura2000) für das Nockstein-Gaisberg-Kühberg-Gebiet beim Amt der Salzburger Landesregierung beantragt. Denn die geplante Freileitung – weithin sichtbar – würde den Lebensraum vieler bedrohter Vogelarten, von Wespenbussard, Kolkraben, Felsenschwalbe, Schwarzstorch bis zu Auer-, Hasel- und Birkhuhn ebenso massiv beeinträchtigen wie die zahlreichen Horste des Wanderfalken (Bild oben).
denen einige selten gewordene Arten, wie die Mops- und die Wimpernfledermaus, unter dem strengsten Schutz der FaunaFlora-Habitatrichtlinie der EU stehen. Schlussfolgerung des renommierten Vogelkundlers: „Da bis auf die Markierung der Seile, die in ihrer Wirkung vor dem Hintergrund der lokalen Topografie und Wetterverhältnisse lokal völlig ungewiss ist, in der Umweltverträglichkeitserklärung (UVE) keine nachvollziehbaren Ausgleichsmaßnahmen erarbeitet wurden und diese vor Ort aus fachlicher Sicht auch kaum möglich sind, kann eine Umweltverträglichkeit der 380kV-Salzburgleitung im vogelkundlich höchstwertigen Areal um den Nockstein m. E. nie gegeben sein.“ Ähnlich vernichtend fallen die Gutachten zur Auswirkung auf Landschaftsbild und Landschaftscharakter im Verlauf der Leitung von Elixhausen bis Kaprun aus. Sogar der von der Verfahrensleitung bestellte nichtamtliche Sachverständige REVITAL kommt zum Schluss:
„Der Behörde kann daher eine Bewilligung des Vorhabens nicht empfohlen werden“. Wenn daher rechtsstaatliche Prinzipien angelegt und nicht politische Vorgaben berücksichtigt werden, dann kann das Ergebnis des 380kV-Behördenverfahrens nur ein negativer Bescheid sein, nachdem die 100-Prozent-Verbund-Tochter Austrian Power Grid (APG) die Verkabelung der Leitung in sensiblen Gebieten kategorisch ablehnt. Das ist kurzsichtig. Zum einen, weil die APG im Instanzenzug das Risiko eingeht, dass die Leitung so nicht genehmigt wird. Zum anderen aber, weil Stürme, Schneedruck und Lawinen in jüngster Zeit aufgezeigt haben, dass die Freileitung in Zeiten des Klimawandels nicht dem n1-Kriterium entspricht, wonach – vereinfacht gesagt – bei Ausfall eines Leitungsstranges ein zweiter als Ersatz einspringen und die Versorgung sicherstellen muss. Und das soll gegeben sein, wenn beide Systeme auf einem Mast hängen? Das widerspricht sogar dem Elektrizität-
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wirtschafts-Organisationsgesetz (ElWOG). Die Landesgruppe Salzburg hat insgesamt mehrere hundert Seiten an Einsprüchen eingebracht und ist optimistisch, dass diese Argumente im Zusammenwirken mit den Stellungnahmen und Einwendungen hunderter Betroffener und zahlreicher Gemeinden und Initiativen die Leitung in der eingereichten Form zu Fall bringen. Sie steht in eklatantem Widerspruch zu den Bestimmungen des Salzburger Naturschutzgesetzes, des Raumordnungsgesetzes, mehreren Protokollen der Alpenkonvention, der Berner Konvention, der Vogelschutzrichtlinie und der Fauna-FloraHabitatrichtlinie der EU. Der Naturschutzbund wird daher nötigenfalls über den österreichischen Instanzenzug hinaus auch die europäischen Höchstgerichte und Instanzen einschalten, um diese Leitung in der geplanten Form zu verhindern, die Mensch und Natur gleichermaßen belastet und schädigt.
Fotos v. l.: Hans Kutil (2); Wolfgang Weber
Text: Hans Kutil, Vorsitzender | naturschutzbund | Salzburg hanskutil@a1.net
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Foto: piclease/Georg Pauluhn
Auf den Spuren
Deutliche Kennzeichen einer echten Wildkatze: nicht miteinander verbundene schwarze Schwanzringe, stumpfes, schwarzes Schwanzende, vier Nackenstreifen und der Aalstrich am Rücken. Fotos v. l.: Dieter Manhart; Peter Gerngroß (2)
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THEMA
Wandert man in Österreich durch Mischwälder in klimatisch begünstigten Mittelgebirgslagen mit hohem Laubholzanteil, die durch Totholz, Fels und Waldwiesen reich strukturiert sind, dann befindet man sich im Lebensraum der Europäischen Wildkatze. Das Glück, einer zu begegnen, wird man allerdings kaum haben. Auch wenn sie da und dort wieder auftaucht, gehört sie trotzdem zu einer überaus heimlichen Spezies. Deshalb hat sich der | naturschutzbund | mit seinen Kooperationspartnern zum Ziel gesetzt, Licht ins Dunkel um die Wildkatze zu bringen. VON LEOPOLD SLOTTA-BACHMAYR
Foto: Christian Übl/NP Thayatal
der Wildkatze
STECKBRIEF NAME:
Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) 4-5 kg GEWICHT: LEBENSRAUM: laubholzdominierte, reich strukturierte Mischwälder Mäuse NAHRUNG: TRAGZEIT: 63-69 Tage; die 2-4 Jungtiere kommen meist zwischen März und September zur Welt in freier Wildbahn bis zu 10 Jahre ALTER: GEFÄHRDUNG: in Österreich ausgestorben oder verschollen Jagdgesetze der Bundesländer, EUSCHUTZ: Fauna–Flora-Habitatrichtlinie (FFH)/ Anhang IV – streng zu schützende Tierart von gemeinschaftlichem Interesse
So mag es die Wildkatze: alt- und totholzreiche Laubmischwälder, Lichtungen zum Mäusefangen und im Winter eine Schneedecke mit maximal 20 cm Höhe. Foto: Josef Limberger
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THEMA
Mitteilungen aus dem
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HAUS DER NATU NATUR
INFOBOX Band
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MITTEILUNGEN Der Aktionsplan stellt das verfügbare Wissen über die Europäische Wildkatze (Felis silvestris s.) in Österreich zusammen. Vorgestellt werden Informationen zu Biologie der Art, aktueller Verbreitung, Schutzstatus und Gefährdung. Ergänzend dazu gibt es eine Darstellung der historischen und aktuellen Verbreitung in Österreich, eine Modellierung von Lebensraum und Populationsentwicklung sowie ein Konzept zur Bestandsstützung. Zum Schutz der Wildkatze wurden Ziele und Maßnahmen in den Bereichen Bestandserhebung und Monitoring, Kommunikation, Verbesserung der Lebensräume sowie Bestandsstützung erarbeitet und mit entsprechenden Prioritäten versehen. Diese Maßnahmen sollen in den nächsten 10 Jahren umgesetzt werden, um zu gewährleisten, dass sich in Österreich wieder eine stabile, sich selbst erhaltende Wildkatzenpopulation etabliert. Der Aktionsplan wurde 2010 mit finanzieller Unterstützung des Lebensministeriums im Rahmen der Kampagne vielfaltleben und unter der Mitarbeit der Plattform Wildkatze erarbeitet (Abb. der Originalschrift Seite 18).
AKTIONSPLAN WILDKATZE
Die Publikation erfolgte in aktualisierter Form in den Mitteilungen des Hauses der Natur, Band 20, 2012: Slotta-Bachmayr L., S. Friembichler & I. Hagenstein (2012a): Die Wildkatze (Felis silvestris Schreber 1777) in Österreich – I. Aktionsplan zum Schutz der Europäischen Wildkatze in Österreich, Seiten: 57-68 Slotta-Bachmayr et al. Friembichler S., L. Slotta-Bachmayr & I. Hagenstein (2012b): Die Wildkatze (Felis silvestris Schreber 1777) in Österreich – II. Status und Gefährdung der Europäischen Wildkatze in Österreich und den angrenzenden Staaten, Seiten: 69-79 Slotta-Bachmayr L., S. Friembichler & I. Hagenstein (2012c): Die Wildkatze (Felis silvestris Schreber 1777) in Österreich – III. Analyse und Modellierung der Wildkatzenpopulation in Österreich, Seiten: 80-85 Slotta-Bachmayr L., S. Friembichler & I. Hagenstein (2012d): Die Wildkatze (Felis silvestris Schreber 1777) in Österreich – IV. Wann ist eine Freilassung der Wildkatze in Österreich sinnvoll? Seiten: 86-93
ännchen und Weibchen sind heimliche, nachtaktive Einzelgänger, die sich nur zur Paarungszeit treffen. Die Weibchen bringen ihre Jungen von März bis September in kleinen Höhlen, zum Beispiel in alten Bäumen, zur Welt und spätestens nach dem Winter zerstreut sich die kleine Familie wieder. Wer sich mit Wildkatzen auskennt, der muss auch etwas von Mäusen verstehen, der bevorzugten Nahrung der Tiere. Mäuse lieben trockene, warme Waldwiesen oder dichten Unterwuchs. Das lieben auch die Wildkatzen, dann hier können sie erfolgreich jagen. Wildkatzen in solchen Wäldern zu beobachten, ist aber praktisch unmöglich. Einerseits führt die Wildkatze ein außerordentlich heimliches Leben, andererseits gilt sie in Österreich als ausgestorben oder verschollen. Das war nicht immer so.
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EHEMALS KAM die Europäische Wildkatze in den warmen und trockenen Gebieten Österreichs vor. Vom Salzkammergut, über das Weinviertel, den Wienerwald und das Leithagebirge bis hin zu den Karawanken. Veränderungen des Klimas und der Lebensraumstruktur sowie direkte menschliche Verfolgung sorgten für einen Rückgang der Wildkatze. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts verschwand die Wildkatze nach und nach aus Österreich und seit den 1950er Jahren gilt der Bestand als erloschen. Wer aber glaubt, dass die Wildkatze völlig aus Österreich verschwunden ist, der hat sich gehörig getäuscht. In den letzten 15 Jahren sind im gesamten ehemaligen Verbreitungsgebiet nach und nach immer wieder Wildkatzen aufgetaucht. Klar ist allerdings nicht, woher die Tiere stammen, ob sie zugewandert sind, wenn ja woher und ob sie sich in Österreich eventuell auch vermehren.
AKTIONSPLAN. Um diese Fragen zu klären wurde die „Plattform Wildkatze“ gegründet (siehe Infobox Seite 17). Neben den Fragen des Populationsstatus und der Verbreitung der Wildkatze in Österreich hat es sich die Plattform zur Aufgabe gemacht, den Wildkatzenbestand in Österreich langfristig zu sichern. Dazu wurde als erster Schritt der Aktionsplan zum Schutz der Wildkatze in Österreich formuliert. Er ist im Endeffekt nichts anderes als ein Maßnahmenkatalog, der alle notwendigen Schritte zur Erforschung und zum Schutz der Wildkatze beschreibt. Der Aktionsplan (Infobox) beschreibt Maßnahmen für Bestandserhebung und Monitoring Information der Öffentlichkeit Verbesserung des Lebensraums Bestandsstützung In einem ersten Schritt geht es darum, einmal das gesamt vorhandene Wissen über die Wildkatze in und um Österreich zusammen zu fassen um dann in weiterer Folge den Status der Wildkatze in Österreich zu klären. Damit erhält man eine Entscheidungsgrundlage als Basis für weitere Schritte.
NACHWEISE. Letztendlich sieht es in Österreich so aus, dass seit dem Jahr 2000 sichere Nachweise aus Niederösterreich, Burgenland und Kärnten vorliegen. Eine Zuwanderung ist am ehesten aus Slowenien und der Slowakei zu erwarten. Ob die Tiere von dort zugewandert sind,
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ob es vielleicht Wissenslücken im Hinblick auf die Verbreitung in anderen Nachbarstaaten gibt oder ob in Österreich nicht doch eine kleine Population existiert, ist nicht bekannt. Obwohl der Status der Wildkatze in Österreich noch nicht gesichert ist, können bereits jetzt Maßnahmen zur deren Schutz initiiert werden. So hat eine Umfrage unter Wildkatzenexperten ergeben, dass neben der intensiven Nutzung unserer Landschaft auch die Vermischung mit Hauskatzen ein Problem darstellen kann. Die Hauskatze stammt von der nordafrikanischen Falbkatze ab und ist mit der Europäischen Wildkatze so nahe verwandt, dass sich die beiden erfolgreich paaren können. Durch eine Vermischung mit der Hauskatze könnten die Eigenarten und Eigenschaften der Wildkatze verschwinden. Ob die Vermischung mit der Hauskatze für die Wildkatzenpopulation in Österreich ein Problem darstellt, ist derzeit schwer zu beurteilen. Untersuchungen in England haben aber gezeigt, dass besonders in kleinen, rückläufigen Populationen die Vermischung mit Hauskatzen nicht zu vernachlässigen ist. Die Übertragung von Krankheiten von Hauskatzen auf die Wildkatze ist definitiv das größere Problem, da Hauskatzen im Vergleich zu Wildkatzen oft besser mit klassischen Katzenkrankheiten umgehen können.
SCHLUSSFOLGERUNGEN. Direkte menschliche Verfolgung ist nach Expertenmeinung kein bedeutender Gefährdungsfaktor mehr. Trotzdem wird im Rahmen des Projekts auch bei den Jägern um Sympathie für die Wildkatze geworben, da jede Schonung einer wildfarbenen Hauskatze, deren Unterscheidung von der Wildkatze selbst für Experten schwierig ist, auch einen Schutz für die Wildkatze bedeutet. Wir wissen aber auch noch mehr über die Wildkatze in Österreich. Eine Modellierung des Wildkatzenlebensraums hat ergeben, dass in Österreich fast 1.000 Tiere leben könnten. Besonders im Südburgenland und im Weinviertel gibt es nach diesem Modell große, für die Wildkatze geeignete Wälder. Daneben zeigt eine Berechnung der Populationsveränderungen, dass mindesten 100 Tiere, die miteinander in Kontakt stehen, nötig sind, damit das Vorkommen der Wildkatze in Österreich langfristig gewährleistet ist. Aus allen diesen Ergebnissen lassen sich einige wichtige Schlüsse ziehen:
Diese sensationellen Bilder einer Europäischen Wildkatze sind unserem OÖ Obmann im heurigen Mai gelungen – während eines Aufenthaltes im griechischen Kapsalo nahe der türkischen Grenze. Fotos: Josef Limberger
Die Verfügbarkeit des Lebensraums stellt offensichtlich keinen limitierenden Faktor für das Vorkommen bzw. die Rückkehr der Wildkatze nach Österreich dar. Direkte menschliche Verfolgung hat einmal einen wichtigen Beitrag zum Rückgang der Wildkatze geleistet, spielt aber nach Meinung von Experten nur mehr eine untergeordnete Rolle. Inwieweit die Vermischung mit Hauskatzen ein Problem darstellt, lässt sich im Moment nicht beurteilen. Sicher ist, dass die Übertragung von Krankheiten von Haus- auf Wildkatzen ein großes Problem sein kann. Aufgrund der aktuellen Nachweise kann man davon ausgehen, dass der Wildkatzenbestand in Österreich nicht gesättigt ist. Es ist auch fraglich, ob in Österreich letztendlich 100 Wildkatzen leben, die untereinander Kontakt haben. Sollte das nicht der Fall sein, müsste man zusätzliche Schutzmaßnahmen andenken. Herbstausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 3-2014
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THEMA Wie geht es nun weiter?
Foto: Thomas Stephan
Wichtig ist, dass wir Augen und Ohren offen halten. Wo gibt es Wildkatzensichtungen? Kann man diese Sichtungen verifizieren? Wenn ja, können wir zu weiteren Ergebnissen gelangen. Jede Wildkatzenbeobachtung bringt uns dem Ziel näher, den Status der Wildkatze realistisch abzuschätzen. Aber alleine nur Daten über die Wildkatze zu sammeln wäre zu wenig. Die Bewirtschaftung der österreichischen Wälder ist nicht nur für die Wildkatze ein wichtiges Thema. Letztendlich ist die Wildkatze die Stellvertreterin für eine Reihe von Tierarten, die reich strukturierte, gut durchmischte und intensiv vernetzte Waldgebiete nutzen. Ein Schutz bzw. eine Wiederherstellung solcher Landschaften bereitet nicht nur den Boden für die Wildkatze auf, sondern fördert viele weitere Tierarten. Auch die Jagd ist eine Form der Bewirtschaftung der österreichischen Wälder. Durch den ganzjährigen Schutz der Wildkatze in allen Jagdgesetzen der Bundesländer kommt damit den Jägerschaften eine besondere Verantwortung zu. Auch wenn es da und dort schwer fällt, so können viele Jäger
FREILASSUNG VON WILDKATZEN? WAS DIE PLATTFORM-MITGLIEDER DAZU SAGEN Obwohl immer wieder Einzeltiere nachgewiesen werden, gilt die Europäische Wildkatze derzeit als ausgestorben, ausgerottet oder verschollen. Seit 2006 wird im Rahmen von verschiedenen größeren und kleineren Bestandserhebungen in wildkatzenverdächtigen Gebieten der Bundesländer NÖ, Kärnten, Burgenland und Steiermark nach Wildkatzen gesucht. Meldeaufrufe, die die Plattform Wildkatze seit 2010 in Zeitschriften, Newslettern und auf Homepages schaltet, haben zwar zu einer großen Menge an Hinweisen geführt. Die Situation der Wildkatze in Österreich ist aber trotz dieser Bemühungen nach wie vor unklar. Über ihren Status – wie viele Tiere in unserem Land leben und ob sie sich hier fortpflanzen – weiß man so gut wie nichts. Die Plattform Wildkatze hat sich in ihrem Aktionsplan vorgenommen, Maßnahmen zu ergreifen, damit die Wildkatze in Österreich wieder heimisch wird. Wenn Meldeaufrufe und Bestandserhebungen nicht zur Klärung der Bestandssituation führen oder die Wildkatzenpopulation zu klein ist, könnte man durch Freilassungen – so wie es beim Luchs im NP Kalkalpen geschieht – die Wildkatzenpopulation sichern. Wir wollen Ihnen hierzu die Meinung der Plattform-Mitglieder vorstellen.
Ingrid Hagenstein, Projektleitung
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Mag. Peter Gerngroß, Biogeomaps
Wildkatze trotzdem nicht von selbst zurückkehren, können wir darüber nachdenken.
Wenn wir uns mit dem gelegentlichen Auftauchen vereinzelter Exemplare nicht zufrieden geben wollen, und das Ziel die baldige Etablierung einer dauerhaft überlebensfähigen Population in Österreich ist, dann wird dies nur mit einer planvollen Freisetzung erreichbar sein. Eine nennenswerte Zuwanderung aus den Nachbarländern ist nicht zu erwarten, da es in Grenznähe nirgendwo eine größere Population gibt, die als Quell-Vorkommen fungiert.
Christian Übl, BSc, Nationalpark Thayatal
Dipl. Biol. Martina Keilbach, ÖBf-AG
Freilassungen halte ich derzeit noch nicht für sinnvoll. Zuerst gehört die Bestandssituation geklärt. Damit sich Wildkatzen wieder etablieren können, muss genügend geeigneter Lebensraum vorhanden sein. Menschliche Einflüsse (z. B. Verkehr, Jagd) dürfen keine Gefahr darstellen. Da ist noch viel Vorarbeit nötig. Sollte die
Die Wildkatze ist für mich wie ein Phantom. Neben den Nachweisen im Nationalpark Thayatal taucht sie immer wieder auch in anderen Gebieten Österreichs auf. Trotz zahlreicher Forschungsprojekte ist es allerdings noch nicht gelungen, eine stabile Population nachzuweisen. Aus Naturschutz-Sicht ist es sicher überlegenswert, mittels Bestandsstützung den Aufbau einer Wildkatzenpopulation in Österreich zu fördern.
Priv.-Doz. Dr. Frank Zachos, Naturhistor. Museum Wien
Damit die Wildkatze in Österreich dauerhaft eine Chance hat, müssen die biologischen, aber auch die soziopsychologischen Voraussetzungen stimmen. Das heißt,
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FREILASSUNG STATEMENTS
durch lebensraumverbessernde Maßnahmen und der Schonung wildfarbiger Hauskatzen einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Wildkatze leisten. Und es wird der Zeitpunkt kommen, an dem eine Entscheidung zu treffen ist. Nämlich dann, wenn man entweder weiß, dass es in Österreich mehr oder weniger als 100 Wildkatzen gibt oder zu dem Schluss kommt, dass eine wissenschaftlich fundierte Bestandsschätzung nicht möglich ist. Dann wird entweder klar sein, ob es langfristig Wildkatzen in Österreich gibt oder, ob man aktive Maßnahmen wie eine Freilassung ergreifen muss oder, ob man es in Kauf nimmt, dass die Wildkatze aus Österreich zur Gänze verschwindet. Bis dahin ist es allerdings noch ein langer Weg, der viel Zeit, Engagement und auch Geld verlangt. Es ist zu hoffen, dass wir diesen Weg gehen können, um die Wildkatze als ökologisches Erbe für Österreich zu erhalten. Statements dazu finden Sie gleich unten.
Text: Dr. Leo Slotta-Bachmayr, Zoologe; Leiter des Tiergartens Wels leo@dogteam.at
STATEMENTS dass es vor allem in den relevanten Bevölkerungsgruppen aus Forst-, Jagd- und Landwirtschaft eine breite Mehrheit für ein eventuelles Wiederansiedlungsprojekt geben bzw. eine solche gewonnen werden muss.
durch uns nicht begangene „Bringschuld" wieder gut machen, der Natur etwas zurückgeben, wenn die Voraussetzungen stimmen.
DI Horst Leitner, Büro für Wildökologie und Forstwirtschaft
Dipl. Biol. Dirk Ullrich, Alpenzoo-Innsbruck
Direktor Dr. Michael Martys und ich betrachten die Freilassung gefährdeter einheimischer Tierarten grundsätzlich als eine von mehreren Möglichkeiten, selten gewordene Tierarten wieder einzubürgern. Als ausgebildete Biologen wünschen wir uns selbstverständlich einen natürlichen biologischen Drift. Bleibt dieser aus unterschiedlichen Gründen (z. B. fehlende grüne Korridore) aus, so ist eine Auswilderung in geeigneten Habitaten ein probates Mittel. Darüber hinaus sehen wir uns als Teil der humanen Gesellschaft, die in der Vergangenheit zum regionalen Verlust einiger Tierarten beigetragen hat und umgekehrt durch die Bewahrung dieser Tierarten nun einiges wieder gut machen kann. Wir Zoos können somit eine
Aus meiner Sicht kann der Versuch einer Freilassung von Wildkatzen in Österreich an geeigneten Standorten erfolgen. Als Voraussetzung dafür erachte ich neben der Erfüllung der gesetzlichen Rahmenbedingungen ein genaues Monitoring über den Verbleib jeder einzelnen Wildkatze (Telemetrie) und den eventuellen Todesursachen. Unmittelbar vor Projektbeginn muss eine Medienberichterstattung über das geplante Projekt, Aussehen und Lebensweise der Katzen erfolgen, damit nicht unabsichtlich die freigelassenen Wildkatzen abgeschossen werden. Die Problematik der Freilassung von Zootieren ist für mich evident. Wildfänge dürften eher schwierig zu bekommen sein.
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Dr. Leopold Slotta-Bachmayr, Tiergarten Wels Obwohl der entsprechende Lebensraum vorhanden ist, gibt es in Österreich und der unmittelbaren Umgebung nur wenige Wildkatzen. Wenn wir den Bestand nicht aktiv durch eine Ansiedelung unterstützen, dann wird es langfristig in Österreich keine Wildkatzen mehr geben. Mag. Christopher Böck für die Zentralstelle der österr. Landesjagdverbände Zwanghaft Wiederansiedlung betreiben zu wollen, ist nicht zielführend. Wesentlich sind großflächige Verbesserungen und Erhalt der Lebensräume unserer Kulturlandschaft sowie Bewusstseinsbildung. Kontrollierte Bestandsstützungen sind dann möglicherweise sinnvoll. DI Dr. Andreas Kranz, AlkaKranz Ingenieurbüro f. Wildökologie Wiederansiedlungen und Bestandsstützungen sind ein zentrales Instrument im Naturschutz. Die IUCN hat dafür eine umfassende Richtlinie neu erarbeitet*. Wenn man diese zur Richtschnur für ein entsprechendes Projekt macht, ist eine professionelle Herangehensweise garantiert. *https://portals.iucn.org/library/sites/library/ files/documents/2013-009.pdf
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KOORDINATIONSSTELLE Beispiele für gemeldete Tiere: mögliche Wildkatze (r., C3-Hinweis), überfahrene Hauskatze (2. v. r., F-Hinweis).
ALLES FÜR DIE KATZ’ AKTIVITÄTEN VON KOORDINATIONS- UND MELDESTELLE UND PLATTFORM WILDKATZE Mit der Einrichtung einer zentralen Koordinations- und Meldestelle beim | naturschutzbund | und der Plattform Wildkatze ist ein Meilenstein in der Erforschung eines der seltensten Wildtiere Österreichs geschaffen worden. Denn erst dadurch ist es möglich, die unterschiedlichsten Aktivitäten zu koordinieren, kontinuierlich Hinweise zu sammeln und sich mit anderen Experten auszutauschen. Ohne diese Institutionen würde so manche Wildkatzenbeobachtung verloren gehen. SERVICESTELLE. Sämtliche Wildkatzenhinweise in Österreich laufen Sämtliche Hinweise werden mit allen verfügbaren Daten auf einem digitalen Datenblatt (o.) vermerkt. Fotos o.: Thomas Engleder/Kamerafalle; Peter Kaufmann
seit 2009 bei der Koordinations- und Meldestelle in Salzburg zusammen. Hier werden sie überprüft, eingestuft und letztendlich der wissenschaftlichen Datenbank des Naturhistorischen Museums Wien zugeführt. In der „Servicestelle“ wird auf Anfragen, ob von Privatpersonen, Kooperationspartnern oder Journalisten aller Medienbereiche eingegangen, es werden Artikel verfasst, Newsletter und Infofolder gestaltet, Karten erstellt, Infoveranstaltungen für die Bevölkerung, Fachpublikum und Kinder organisiert sowie Vorträge abgehalten.
Ob anlässlich der Woche der Artenvielfalt im Mai oder bei den Zoo-Artenschutztagen im Sommer – ein Wildkatzenstand ist seit mehreren Jahren dabei. Fotos: Sarah Friembichler
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KOORDINATIONSSTELLE
Foto: Ingrid Hagenstein
Erster Wissensaustausch zum Thema Wildkatze: Internationaler Workshop 2008 in Wels
INFOBOX DIE PLATTFORM WILDKATZE
PLATTFORM WILDKATZE. Die ebenso 2009 aus einer Initiative des Naturschutzbundes entstandene Plattform (siehe Infobox) wird auch von diesem koordiniert und geleitet und dient als wichtiges Beratungsgremium. Dadurch ist die Abstimmung der österreichweiten Schutzbemühungen um die Wildkatze gewährleistet, Synergien können genutzt und Doppelgleisigkeiten vermieden werden. Die Plattform hat sich zum Ziel gesetzt, in Österreich wieder eine stabile, langfristig sich selbst erhaltende Wildkatzenpopulation zu etablieren. Ein Garant dafür ist neben der eigentlichen Plattform auch ein Netzwerk aus unterschiedlichsten Wildkatzenexpertinnen und -experten verschiedener Organisationen. Anlässlich der halbjährlich stattfindenden Arbeitstreffen werden Hinweise diskutiert, ausgewertet, die österreichweiten Schutzaktivitäten besprochen und es wird über die weitere Vorgehensweise beraten. Aufgrund ihrer Zusammensetzung ist sie damit ein Modell zur erfolgreichen Zusammenarbeit von Jägerschaft, Naturschutzverband und Wissenschaft. Durch die Einbindung besonders jener Landesjagdverbände, deren Bundesland als potenzielles Wildkatzengebiet gilt, sollte es gelingen, Bestand und Verbreitung der Wildkatze zu erheben.
ist eine Kooperation aus Österreichische Bundesforste AG (vertreten durch DI Gerald Plattner, DI Dr. Fritz Völk und Dipl. Biol. Martina Keilbach), | naturschutzbund | Österreich (vertreten durch Ingrid Hagenstein und Mag. Sarah Friembichler, MSc), Tiergarten Wels (vertreten durch Dr. Leopold Slotta-Bachmayr), Naturhistorisches Museum Wien (vertreten durch Priv.-Doz. Dr. Frank Zachos), Nationalpark Thayatal (vertreten durch Christian Übl, BSc), Alpenzoo Innsbruck-Tirol (vertreten durch Dipl. Biol. Dirk Ullrich), Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände (vertreten durch Mag. Christopher Böck) sowie Einzelpersonen: DI Dr. Andreas Kranz, DI Horst Leitner, Mag. Peter Gerngroß. Fotoreihung v. l. o. n. r. u.
FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG kommt von verschiedenen Partnern, ohne deren Hilfe die Arbeit nicht in diesem Umfang möglich wäre. Neben Eigenmitteln des Naturschutzbundes tragen die Biodiversitätsinitiative vielfaltleben mit Unterstützung von Bund, Ländern und EU sowie die Zentralstelle der österreichischen Landesjagdverbände, der NÖ Landesjagdverband und die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien zur Finanzierung der Koordinations- und Meldestelle bei.
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Foto: Archiv
KOORDINATIONSSTELLE
Jahresfachtagung Wildkatze 2011: Vortragende und Plattformmitglieder vor dem NHM Wien
SCHAFFEN VON GRUNDLAGEN. 2007/8 startete der Naturschutzbund
Auszeichnung von Nationalparks Austria 2013 für die Wildkatzenhabitatstudie von Sarah Friembichler.
AKTIONSPLAN Schutz der Wildkatze in Österreich
Foto: Nationalparks Austria
Aktiv für Wildkatze n Anregungen für Forstleute, Landwirte
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und Jäger
Die Habitatstudie diente als Basis für den Aktionsplan – hier in der Erstausgabe – und die Broschüre „Aktiv für Wildkatzen“.
in Zusammenarbeit mit dem Zoologen Leopold Slotta-Bachmayr und den Österreichischen Bundesforsten das Artenschutzprojekt Wildkatze. Den Ausschlag dazu gaben die Wildkatzenaktivitäten des Nationalparks Thayatal und dessen Wildkatzennachweise. Ziel war es, die Forschung auf ganz Österreich auszuweiten. In einem ersten Schritt konnte mit der Masterarbeit von Sarah Friembichler gezeigt werden, dass es in Österreich noch immer ausreichend Lebensraum für Wildkatzen gibt. Die Ende 2008 fertig gestellte und mittlerweile aktualisierte Habitatstudie dient seither als eine Entscheidungsgrundlage für weitere Schutzmaßnahmen. In einem zweiten Schritt wurde noch im selben Jahr ein internationales Expertentreffen in Wels organisiert, um mehr über den aktuellen Status der Wildkatze in Österreich und den Nachbarländern zu erfahren. Auch wurden die betroffenen Zielgruppen – Jäger, Förster, Zoologen, Naturschützer u. a. – eingebunden. Mit der Übernahme des Artenschutzprojektes Wildkatze in die Kampagne vielfaltleben 2009 eröffneten sich neue Möglichkeiten: Die österreichische Jägerschaft und Raiffeisen etablierten sich als Kooperationspartner bei der Gründung der Koordinations- und Meldestelle und ORF-Moderatorin Claudia Reiterer übernahm die Patenschaft für die „echte Wilde“. Von da an schuf die Plattform unter Federführung des Naturschutzbundes zahlreiche wichtige Grundlagen für Schutzmaßnahmen: Gemeinsam wurde ein Aktionsplan erstellt, der alle nötigen Maßnahmen auflistet, die der Wildkatzenschutz erfordert (siehe auch Infobox S. 12). Mit Unterstützung der Bundesforste konnte auch eine Broschüre mit Empfehlungen für eine wildkatzenfreundliche Waldbewirtschaftung publiziert werden: „Aktiv für Wildkatzen“ (siehe Abb.). Ein spezielles Meldeformular in Verbindung mit Meldeaufrufen in Zeitschriften hilft herauszufinden, wo es in Österreich noch oder wieder Wildkatzen gibt. Es ist leicht auszufüllen und steht auch online auf der Wildkatzen-Homepage der Plattform. Diese konnte wiederum über ein Förderprojekt des Nationalparks Thayatal in Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle geschaffen werden. Herbstausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 3-2014
KOORDINATIONSSTELLE -
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INFORMATION. Überhaupt wird durch konstante Öffentlichkeitsarbeit -
das Anliegen der Wildkatze breit gestreut. Bestens geeignet dafür zeigte sich die Jahresfachtagung der Plattform 2011 in Wien, zu der Fachleute und Interessierte aus dem In- und Ausland eingeladen worden waren. Eine ganz wichtige Zielgruppe sind Jäger und Forstleute, die als Naturnutzer am ehesten auf Wildkatzen stoßen. Für sie werden immer wieder Infoveranstaltungen angeboten, um über die Lebensweise und ev. Missverständnisse aufzuklären, aber auch, um vom Wissensschatz dieser Menschen zu erfahren. So konnte die Koordinationsstelle bei der österreichischen Jägertagung und bei der Landesjägermeisterkonferenz 2013 über das Wildkatzenprojekt berichten. Die Koordinationsstelle hat zudem die Straßen- und Autobahnmeistereien eingebunden, um auf Totfunde von Wildkatzen am Straßenrand Zugriff zu bekommen. Denn neben dem Abschuss aufgrund von Verwechslung mit wildfarbigen Hauskatzen sind Wildkatzen - und nicht nur sie – am stärksten durch den Verkehr gefährdet. Das bestätigen die Wildkatzenfunde der letzten Jahre. -
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Die Kampagne des Lebensministeriums zum Schutz der Biologischen Vielfalt
Wildkatze
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Felis silvestris silvestris
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Die Wildkatze ist Botschafterin naturnaher Wälder mit hohem Alt- und Totholzanteil. Sie ist in vielen Teilen Europas verschwunden, auch in Österreich gilt sie als ausgestorben. In letzter Zeit mehren sich jedoch Hinweise, dass die scheue Katze wieder ihren Weg in unsere Wälder gefunden hat. Im Rahmen von vielfaltleben setzt sich der NATURSCHUTZBUND gemeinsam mit vielen Partnern dafür ein, dass die Wildkatze bei uns dauerhaft eine Zukunft hat.
www.vielfaltleben.at www.wildkatze-in-oesterreich.at
„Werbung“: Verschiedene Infofolder zur Wildkatze und der Wildkatzen-Biogetreideriegel von http://shop.meierhof.at
FREILANDERHEBUNGEN sind bei der Suche nach Wildkatzen unerlässlich. So hat der WWF 2011 in den March-Thayaauen (Arbeitsgebiet des Marthaforums) mit Beratung durch die Koordinationsstelle gesucht – leider ohne Erfolg. 2011/2012 wurde die Bevölkerung im Rahmen eines grenzüberschreitenden EU-Projektes (Small Project Fund/SPF, INTERREG IV) über die zurückkehrenden Beutegreifer Bär, Wolf, Luchs, Goldschakal, Fischotter und Wildkatze informiert und aufgeklärt. Eingebunden waren die Regionen Kärnten (Kärntner Naturschutzbund und Jägerschaft), Friaul-Julisch-Venetien und Veneto (Jäger und Naturpark Regole d’Ampezzo). Begleitend zur Öffentlichkeitsarbeit führten die Initiatoren auch Fotofallen-Erhebungen durch – auf Kärntner Seite an Uferbereichen der Gailitz im Bereich Thörl-Maglern und im Gailtal am Nordhang des Kapin bei Draschitz/Göriach. Sie dienten in erster Linie der Veranschaulichung
Infoveranstaltung in Purkersdorf 2014 (Bundesforste, Biosphärenpark Wienerwald, Naturschutzbund) Foto: Thomas Aichinger/ÖBf
Anlässlich einer Infoveranstaltung für Jäger in Kärnten (2013) gingen Plattformmitglieder auf Lokalaugenschein ins Goldeckgebiet (Hintergrund Mitte re.). Mit dabei war der leider viel zu früh verstorbene Georg Schneider (li.), der Entdecker der toten Wildkatze von Windschnurn. Rechts von ihm Wildbiologe Thomas Huber, mitverantwortlich für das SPF-Projekt sowie Lockstockbetreuer beim vielfaltleben-Bestandserhebungs-Projekt. Foto: Peter Gerngroß
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KOORDINATIONSSTELLE
von Technik und Standort, um Jäger und andere Interessierte darin zu schulen. Dabei gelang im Raum Tarvis (Italien) in unmittelbarer Nähe zu Kärnten das Foto einer Wildkatze im Flussbereich der Gailitz (Slizza). Die Broschüre dazu „Die Rückkehr der Raubtiere“ ist bei den Buchtipps zu finden. Seit mehreren Jahren bemüht sich daher die Plattform Wildkatze, Bestandserhebungen größeren Ausmaßes durchführen zu können. Mit Ende 2013/Anfang 2014 gelangten immerhin drei kleinere Erhebungsprojekte in potenziellen Wildkatzengebieten zur Umsetzung – eines auf Bundesforsteflächen und im Biosphärenpark Wienerwald (NÖ), eines in der Wachau bei Weißenkirchen und Spitz sowie eines in Kärnten. Mehr zu den Projekten ab Seite 31. Peter Gerngroß (Plattform Wildkatze) hat Ende Juli/Anfang August d. J. die Suche auf „verdächtigen“ Gebieten erweitert: Im Burgenland auf Bundesforsteflächen im Günser Bergland (bei Rechnitz), in den Landseer Bergen (Heidriegel, Pauliberg) auf Flächen des Forstbetriebes Esterházy, in NÖ Bundesforsteflächen im Dunkelsteinerwald bei Mitterarnsdorf und im Kremstal. Alle Erhebungsgebiete sind auf der Karte zu finden. vielfaltleben-Bestandserhebungsprojekt Kärnten: Horst Leitner beim Aufstellen eines Lockstockes im Blickfeld der Wildkamera (Kreis). Foto: Christoph Steiner
TROTZ ALLER BEMÜHUNGEN ist es derzeit noch nicht gelungen, die Situation der Wildkatze in Österreich restlos zu klären. Die Grundlagen für den Schutz sind jedenfalls geschaffen. Für großflächige, bundesweite Bestandserhebungen braucht es jedoch wesentlich mehr Mittel. Wir bleiben dran!
Foto: Thomas Stephan
Text: Ingrid Hagenstein | Leitung Koordinations- und Meldestelle sowie Plattform Wildkatze | naturschutzbund | Österreich | 5020 Salzburg wildkatze@naturschutzbund.at DERZEITIGER STAND DER WILDKATZENMELDUNGEN Die Zahl der Wildkatzenhinweise in Österreich steigert sich seit Gründung der Koordinations- und Meldestelle von Jahr zu Jahr. Insgesamt konnten bisher 243 Wildkatzenmeldungen verzeichnet werden, von denen 67 Fehlmeldungen, 142 wildkatzenverdächtig (C3), 10 wahrscheinliche Nachweise (C2) und 24 sichere Nachweise (C1) sind. Daraus ergibt sich, dass seit 2000 neun Wildkatzen in Österreich genetisch nachgewiesen wurden – drei lebende im NP Thayatal und sechs tote (C1). Drei Tiere wurden von Wildkatzenexperten auf Fotos als Wildkatzen identifiziert (alle C2): Ein Tier vom deutschen Wildkatzenexperten Günther Worel (2003 Bad Groß-Pertholz/NÖ) und zwei vom italienischen Wildkatzenexperten Dr. Luca Lapini (2012, Goldeck/Kärnten, 2013 Feldpannalm/Kärnten). Letzterer meldete auch die Beobachtung einer Wildkatze mit Jungem 2012 bei Matschiedl im Gailtal/Kärnten (C3).
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Wildkatzenhinweise seit 1955 (nicht Individuen!) Gesamtanzahl 243 (Stand 12. 8. 2014) Kategorie
Gesamt
Vor 2000
Nach 2000
Nach 2000
17 (davon 11 Hinweise von mind. 3 verschiedenen Wildkatzen)
9 (3 lebende, 6 tote)
C1 Wildkatze (sicherer Nachweis, hard facts)
24
7
C2 Wahrscheinliche Wildkatze (confirmed data)
10
7
3
C3 Wildkatzenverdacht
142
12
130
Fehlmeldung
67
2
65
243
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Summe
Wildkatzennachweise (Individuen)
3 (lebend)
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WILDKATZENHINWEISE
Sichere Nachweise C1: A Windhaag (1972) B Weißenkirchen in der Wachau (2013) C Nationalpark Thayatal (2007, 2008, 2009) D Bernhardsthal (1973) E Drösing (1990) F Weppersdorf (2010) G Frohnleiten (1968) H Sesslerwald (1982) I Predlitz-Turrach (2008) J Grafenstein (1996) K Glanegg (2008) L Wernberg (1996) M Feistritz an der Gail (2006) N Windschnurn (2012) Wahrscheinliche Nachweise C2: O Schenkenfelden (1985) P Waldhausen im Strudengau, Handberg (1990, 1993) Q Bad Großpertholz (2003) R Altenburg (1972) S Rosenburg-Mold (1971) T Peigarten (1995, 1997) U Feld am See (2013) V Goldeck Nordhang (2012) Bestandserhebungen: 1 Nationalpark Thayatal 2 TÜPL Allentsteig 3 Spitz/Weißenkirchen, Wachau Herbstausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 3-2014
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Kremstal Rabensburg Hohenau Grub Zwerndorf Markthof Wienerwald Pernitz Rosalia Stoob Günser Gebirge Unterrohr/Lafnitz Altenmarkt Dietersdorf St. Margarethen Fehring Klöch Halbenrain Brunnsee Grebenzen Liemberg Glanegg Gnesau Feldpannalm Paternion Matschiedl Siflitz Landseer Berge Dunkelsteiner Wald Thörl-Maglern & Draschitz
INFOBOX
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EINSTUFUNGSSYSTEM FÜR HINWEISE >>Kategorie C1 „Wildkatze“ umfasst gesicherte Nachweise durch genetische Untersuchungen von lebend gefangenen Tieren, toten Tieren, Haaren oder Losungen. >>Kategorie C2 „Wahrscheinliche Wildkatze“ umfasst alle nachvollziehbar dokumentierten und von Experten als Wildkatze eingestuften Meldungen ohne genetischen Nachweis. >>Kategorie C3 „Wildkatzenverdacht“ umfasst Sichtbeobachtungen und Bilder, auf denen nicht alle wichtigen Merkmale einer Wildkatze zu erkennen sind (mit Abstand die häufigsten Meldungen). >>Kategorie F beinhaltet alle offensichtlichen Fehlmeldungen. Auch genetische Proben, deren Analysen negativ sind, finden sich hier.
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Gemeinsame WildkatzenWebseite der Plattform
Das Meldeformular kann online auf der Webseite ausgefüllt und abgeschickt werden.
www.wildkatze-in-oesterreich.at
Wie man zu Hinweisen kommt ÜBER DIE WILDKATZE INFORMIEREN. Da sich Wild- und Hauskatze stark ähneln, erkennen jene, die das Glück haben, einer Wildkatze zu begegnen, meist nicht, dass es sich um eine solche handelt. Die nebenstehende Grafik zeigt anschaulich die Unterscheidungsmerkmale. Will man Wildkatzen schützen, kommt eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit an erster Stelle, denn den meisten Österreichern ist nicht bewusst, dass die Europäische Wildkatze ein Teil der heimischen Tierwelt ist. So wird auf der Wildkatzenhomepage www.wildkatzein-oesterreich.at, die der NP Thayatal in Kooperation mit der Koordinationsstelle betreut, umfassend über Wildkatzen informiert. Hier können Sichtungen ganz einfach über ein online-Meldeformular geschickt werden. Meldeaufrufe in Jagd- und Forstzeitschriften sowie auf den Homepages der Landesjagdverbände gehören ebenfalls dazu. Fernsehbeiträge und Infoveranstaltungen leisten gute Dienste, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Mit dieser Öffentlichkeitsarbeit möchten wir die Bevölkerung für die Wildkatze sensibilisieren und hoffen, dass sich diejenigen, die einer Wildkatze begegnen, uns ihre Beobachtung melden. VV
WILDKATZE ODER STUBENTIGER? Hauskatzen und Wildkatzen gehören derselben Art an, sie können sich verpaaren, und ihre Nachkommen sind fertil. Ihre nahe Verwandtschaft macht die Unterscheidung von Wildund wildfarbiger Hauskatze jedoch sehr schwierig. auskatzen gibt es seit mehreren tausend Jahren. Wann genau sie domestiziert wurden, ist unklar, sicher seit ca. 3.500, evtl. aber bereits seit über 9.000 Jahren. Unstrittig ist hingegen, dass ihre Stammform die Afrikanische Wildkatze ist, genauer die Falbkatze Felis silvestris libyca. Wenn die Genpools der Europäischen Wildkatzen durch Hybridisierung mit Hauskatzen ihre Integrität zu verlieren drohen, kann dies zu einem naturschutzbiologischen Problem führen (siehe auch S. 28). Eine absolut sichere Bestimmung anhand des äußeren Erscheinungsbildes ist leider nicht möglich. Es gibt jedoch andere Metho-
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den, die verlässlicher sind – sowohl anatomische als auch genetische.
Anatomie Wildkatzen haben ein höheres Hirnvolumen als Hauskatzen, auch dann noch, wenn man berücksichtigt, dass sie größer als ihre domestizierten Verwandten sind. Dies ist auch für andere Haustierarten und ihre wilden Stammformen nachgewiesen. Ein besonders sicheres Unterscheidungsmerkmal findet sich im Skelett: Die drei Fortsätze (Processus) am Hinterende des Unterkiefers liegen bei der Wildkatze ungefähr auf einer Geraden, während diese Linie bei Hauskatzen wegen des relativ kurzen untersten Fortsatzes gebogen ist. Als Folge davon kann man die Unterkiefer der Wildkatze (wenn rechter und linker Unterkiefer noch verbunden sind) auf ihren Hinterrand „stellen“ – bei Hauskatzen kippen die Unterkiefer um. Ein ebenfalls sehr gutes Unterschei-
dungsmerkmal ist die Darmlänge bzw. der Darmlängenindex (= Darmlänge dividiert durch Kopf-Rumpflänge), der bei Wildkatzen deutlich niedriger ist als bei Hauskatzen. Dieses Merkmal kann allerdings nur bei relativ frischtoten Individuen (etwa Verkehrsopfern) analysiert werden.
Genetik Auch die Genetik hat Methoden, mit denen sich Wild- und Hauskatzen eindeutig unterscheiden und auch Hybriden identifizieren lassen. Dies kann anders als bei den anatomischen Merkmalen auch am lebenden Tier (etwa über DNA-Analysen von Haaren oder Kotproben) erfolgen, was man sich beim Wildkatzenmonitoring zunutze macht: An Baldrianlockstöcken klebende Haare können den entscheidenden Hinweis liefern, dass tatsächlich eine Wildkatze in einem Gebiet vorkommt. Darüber hinaus haben Methoden, wie sie in der Foren-
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UNTERSCHEIDUNGSMERKMALE WILDKATZE BZW. WILDFARBIGE HAUSKATZE
(adaptiert 2014, Natur & Land)
sik benutzt werden (DNA-Barcoding und genetischer Fingerabdruck), zeigen können, dass es in einigen Teilen des Verbreitungsgebietes zur Hybridisierung zwischen Wild- und Hauskatzen kommt (etwa im Thüringer Wald in Deutschland), dies in anderen Teilen jedoch keine Gefahr darstellt.
Text: Priv.-Doz. Dr. habil. Frank E. Zachos | Naturhistorisches Museum Wien | Säugetiersammlung frank.zachos@nhm-wien.ac.at
Fotos v. l. o. n. r. u.: Frank Zachos; Zeichnung aus: HEMMER, H. (1993): Felis silvestris Schreber 1777 – Wildkatze. In: STUBBE, M. & KRAPP, F. (Hrsg.), Handbuch der Säugetiere Europas, 5, Aula-Verlag, Wiesbaden. 1076-1118.; Thomas Mölich; Michael Hensley
: Wildkatzenschädel mit den drei Fortsätzen (: C/D) am Unterkiefer, die auf einer Linie liegen. : A/B zeigen die Fortsätze einer Hauskatze F. catus. : DNA-Analyse im deutschen Senckenberginstitut. : Wild- und Hauskatzen können sich paaren – auch wenn dies nicht häufig passiert.
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Hinweise auf mögliche Wildkatzen müssen abgeklärt werden, bevor sie in die Datenbank kommen – hier einige Beispiele (v. l.): „Wildkatzenverdacht“ (C3), zweimal Hauskatze (F) und wieder ein „Wildkatzenverdacht“ (C3). Letzteres Tier zeigt einige Wildkatzenmerkmale, denn der Aalstrich ist deutlich sichtbar, ebenso abgesetzte Schwanzringe. Die Katze wurde nahe Graz im Siedlungsgebiet fotografiert – sie erweckte große Hoffnungen auf einen Nachweis. Leider konnte sie trotz Nachsuche nicht mehr gesichtet werden. Fotos v. l.: M. Hensley; J. Deutsch; G. Kogler; P. Haiderer
Wildkatzenhinweise sammeln und dokumentieren. Ist der erste Schritt gelungen und der Wildkatzenhinweis erreicht die Koordinations- und Meldestelle, fängt die Arbeit erst an. Es muss recherchiert werden, wann und wo genau eine Katze beobachtet wurde, welche Merkmale sie hat, ob Fotos existieren und eventuell Haarproben zu bekommen sind. Da selbst für Experten die Unterscheidung von Europäischer Wildkatze und wildfarbiger Hauskatze auf den ersten Blick selten eindeutig ist und die Meldungen oft mit unscharfen Bildern dokumentiert sind, wurde ein Einstufungssystem für Wildkatzenhinweise in Österreich entwickelt, das aus vier Kategorien besteht (siehe Infobox S. 21). Um Fehleinschätzungen zu vermeiden, erfolgt die Einteilung der Fotohinweise mit Hilfe einer Datenbank, auf die die Experten der Plattform Wildkatze sowie einige internationale Experten Zugriff haben. Die Wildkatzenhinweise werden in einer GIS-Datenbank gesammelt und mit allen dazugehörenden Fakten dokumentiert. Das Geoinformationsprogramm ARCGIS ermöglicht es, die Hinweise in Kartenform darzustellen.
Suche mit Lockstöcken, Kamerafallen und Hund. Um Regionen Methoden der Wildkatzensuche (v. l.): Kamerafalle, Lockstock mit Baldrianwurzel – im Idealfall kombiniert mit der Kamerafalle, Suche mit Hund Fotos v. l.: Rosemarie Rieder; NP Thayatal; Sarah Friembichler
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mit einer Häufung von Wildkatzenhinweisen zu überprüfen, werden besonders vielversprechende Gebiete mit Hilfe der Lockstockmethode, wenn möglich in Kombination mit Kamerafallen, genauer untersucht – bevorzugt im Winter/Frühling, nach Möglichkeit in der Ranz-
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WILDKATZENSUCHE Meldeaufruf Wenn auch Sie glauben, eine Wildkatze gesehen zu haben, melden Sie sich bitte: www.wildkatze-in-oesterreich.at oder unter wildkatze@naturschutzbund.at oder telefonisch 0662/64 29 09-13, 0664/402 90 96
zeit der Katzen. Dazu stellt man aufgeraute Holzpflöcke auf, besprüht sie mit Baldriantee und platziert eine Kamerafalle so, dass der Lockstock im Fokus liegt. Dann heißt es warten und hoffen, dass Wildkatzen durch den Baldrianduft angelockt werden, sich am Pflock reiben und Haare hängen bleiben. Darüber hinaus können auch speziell auf Wildkatzenkot trainierte Hunde helfen, Wildkatzen aufzuspüren – auf der nächsten Seite erfahren Sie mehr darüber. Für eine exakte Bestimmung werden Haare und Kotproben zur genetischen Überprüfung ans deutsche Institut Senckenberg geschickt.
Text: Mag. Sarah Friembichler, MSc & Ingrid Hagenstein Koordinations- und Meldestelle | wildkatze@naturschutzbund.at
Welch ein verführerischer Duft! Aber nicht alle Wildkatzen „fahren darauf ab“. Dafür kommt der Baldrian bei Fuchs und Reh, ja sogar beim Rotwild recht gut an! Foto: NP Thayatal
MELDEPLATTFORM ROADKILL – STRASSENTOD Als „Roadkill“ werden alle im Straßenverkehr zu Tode gekommenen Tiere bezeichnet. Im Zuge eines wissenschaftlichen „Mitmachprojektes“ (Citizen-Science) wollen nun Forscher der Universität für Bodenkultur Wien mehr darüber erfahren, welche und wie viele Tiere auf Österreichs Straßen ihr Leben lassen. Über eine Online-Plattform können die „Roadkills" zentral gemeldet werden. So sollen etwa für Tiere besonders gefährliche Straßenabschnitte identifiziert und diese nach Möglichkeit entschärft werden. Begonnen hat das Projekt bereits Anfang März d. J. – allein bis Juli wurden schon mehr als 1.000 bei Unfällen getötete Tiere gemeldet. DATEN ZU GEFÄHRDETEN ARTEN FEHLEN Zwar gibt es offizielle Statistiken zu Verkehrsunfällen mit Tieren, diese betreffen allerdings nur jagdbares Wild. Daten zu allen anderen Tierarten wie Katzen, Igeln oder auch zu gefährdeten Arten wie Amphibien fehlen völlig. Deshalb ist die Naturbeobachtungsplattform des | naturschutzbund | bereits mit Roadkill verlinkt. Auch im Rahmen der Koordinations- und Meldestelle Wildkatze gab es Gespräche mit den Initiatoren von „Roadkill“ – mit Erfolg: Ab sofort unterstützen sie die Suche nach Wildkatzen über ihre Meldeplattform! Die Meldungen könnten auch dazu genützt werden, um die Sicherheit für Mensch und Tier zu erhöhen. Eine Vision der Wissenschaftler ist es, die Daten in Navis zu integrieren, damit vor Roadkill-Hotspots gewarnt werden kann. HA
www.citizen-science.at (Projekt Roadkill) www.facebook.com/projekt.roadkill
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Spot trägt bei seiner „Arbeit“ sogar eine eine Kenndecke mit Wildkatze!
Der Einsatz von Hunden zum Auffinden von Menschen, Drogen, Sprengstoff oder Wild im Rahmen der Jagd ist allgemein bekannt. In der Zwischenzeit haben aber auch Wildbiologen das Potenzial der Hundenase erkannt und setzen Spürhunde mehr und mehr zum Auffinden bestimmter Tierarten und deren Hinterlassenschaften ein.
STECKBRIEF SPOT Klondike Spot von NAME: Sumelocenna Border Collie RASSE: GESCHLECHT: Männlich 25. 2. 2006 GEBOREN: Rettungshund BERUF: (Österreichisches Rotes Kreuz), Wildkatzen-Suchhund (Naturschutzbund) Schafe HOBBY:
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SCHNÜFFELN FÜR DIE WISSENSCHAFT MIT SPÜRHUNDEN AUF DER SUCHE NACH WILDKATZEN Die Hundenase ist ein phantastisches Organ, das geringste Bestandteile eines Geruchs auch dann noch wahrnehmen kann, wenn technische Geräte scheitern. Hunde können sich aber auch die Kombination verschiedenster Geruchskomponenten merken und diese unterscheiden. Das geht so weit, dass Hunde bestimmte Menschen mit einer Wahrscheinlichkeit von über 95 % am Geruch erkennen. In der Wildbiologie werden Hunde bereits seit Jahren zum Auffinden von Kadavern im Rahmen der Untersuchung von Beutegreifern verwendet. Denkt man die Möglichkeiten der Hundenase konsequent weiter, dann kann man Hunde auch zum Auffinden sehr versteckt lebender Tierarten verwenden. Neben dem direkten Auffinden von bestimmten Tieren, können Hunde zur Suche von Kot und Urin bestimmter Tierarten eingesetzt werden. Kot ist für Biochemiker eine genetische Fundgrube: Neben der aufgenommenen Nahrung lassen sich auch Tierart, Geschlecht und individuelle Verwandtschaftsbeziehungen analysieren. Kot hat auch den Vorteil, dass er für längere Zeit auffindbar ist und man ihn einsammeln kann, ohne die Tiere zu stören. Im Hinblick auf die Wildkatze haben Spürhunde mehrere Vorteile: >> Wildkatzen leben sehr versteckt und sind nur schwer zu beobachten. Mit den Hunden ist ein Nachweis leichter möglich. >> Im Gegensatz zur Lockstockmethode sind Hunde schnell und flexibel einsetzbar. Mit Hilfe der Hunde können sowohl erste Nachweise erzielt, als auch Bestandserhebungen und Monitoring durchgeführt werden. >> Haus- und Wildkatze sind optisch nur schwer voneinander zu unterscheiden. Eine Anzeige durch einen ausgebildeten Spürhund ergibt einen schnellen, sicheren Nachweis, der im Anschluss durch genetische Analysen verifiziert werden kann. Im Zusammenspiel mit der Lockstockmethode stellen ausbildete Spürhunde also eine gute Möglichkeit dar, um einen raschen Überblick über den Wildkatzenbestand auf einer bestimmten Fläche zu erlangen.
Text & Fotos: Dr. Leopold Slotta-Bachmayr Dr. Leopold Slotta-Bachmayr beschäftigt sich neben seiner Tätigkeit als Zoologe und wissenschaftlicher Leiter des Tiergartens Wels auch mit der Ausbildung von Therapie- und Rettungshunden.
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THEMA
SITUATION DER WILDKATZE IN DEN NACHBARLÄNDERN Früher war die Europäische Wildkatze im kontinentalen Europa weit verbreitet. Heute kann man sie nur in zersplitterten Restpopulationen antreffen. Sie gilt EU-weit als eine „streng zu schützende Art“. ie derzeitigen europäischen Hauptverbreitungsgebiete liegen im östlichen Mitteleuropa, Südosteuropa, der Iberischen Halbinsel, in Schottland, Italien, im Osten Frankreichs und in Teilen Deutschlands.
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IN DER SCHWEIZ ist die Wildkatze in weiten Teilen des Kantons Jura und in angrenzenden Gebieten der Kantone Basel-Landschaft, Solothurn und Bern verbreitet. Ein zweites, kleineres Vorkommen liegt in den Wäldern des Jura-Südhanges im Kanton Waadt. Die schweizerische Population wird derzeit auf 159 – 930 Tiere geschätzt. Da erst ein kleiner Teil des potenziellen Lebensraumes im Jura besiedelt ist und innerhalb dieses Gebietes auch wenige Ausbreitungshindernisse vorhanden sind, ist auch ohne besondere Schutz- und Fördermaßnahmen eine weitere Ausbreitung zu erwarten.
IN DEUTSCHLAND überlebte die Wildkatze trotz Verfolgung in Rückzugsgebieten. Sie kommt v. a. in der Mitte und im Südwesten des Landes in den Mittelgebirgsregionen vor: Eifel, Hunsrück, Pfälzer Wald und Taunus (Saarland, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen) mit Anschluss an die Bestände in Ostfrankreich und Belgien. Weitere Vorkommen bestehen im Harz, Teilen des Leine-Weserberglandes, Waldhessens und den Waldgebieten Nordthüringens bis zum Hainich. In Bayern war die Wildkatze ausgestorben, weshalb bis 2009 ein Wiederansiedelungsprojekt mit Schwerpunkt Spessart lief. Ab 1984 wurden mehr als 500 Tiere im bayerischen Wald, Steigerwald, Spessart und den Hassbergen ausgewildert. Die Bestände Deutschlands erholen sich langsam und werden derzeit auf 5.000-7.000 Tiere geschätzt. DIE SITUATION IN TSCHECHIEN ist weitgehend unbekannt. Im Nationalpark Podyjí, der an jenen im Thayatal angrenzt, wurde 2011 und 2014 je ein Lockstockmonitoring samt Fotofallen durchgeführt. Dabei konnten allerdings nur Hauskatzen nachgewiesen werden. Ein 2012 von der staatlichen Agentur für Natur- und Landschaftsschutz (AOPK) beauftragtes Monitoring hat bisher noch keine Nachweise erbracht. Allerdings wurde im Jahr 2011 zufällig eine Wildkatze im Šumava National-
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park (Böhmerwald) fotografiert, eine weitere 2013 in den Beskiden, im Osten des Landes. Jüngst wurde ein totes Tier auf einem der Vulkanberge in Westböhmen (Doupovské hory) gefunden.
IN DER SLOWAKEI ist die Wildkatze außer in den Tallagen fast überall heimisch, und es existieren autochthone Bestände. Im Jahr 2000 wurde die Population auf 1.000-1.500 Individuen geschätzt. Derzeit geht man von einem stabilen bis leicht rückläufigen Bestand aus. DIE POPULATIONEN UNGARNS teilen sich in drei Hauptbereiche auf. Einerseits die großen und stabilen Bestände in den transdanubischen und nördlichen Mittelgebirgen, andererseits jene Populationen in den Auwäldern der großen Ebene und jene entlang der Drau. Einige ungesicherte Vorkommen gibt es in den Hügelregionen der Landkreise Somogy und Zala. Der Bestand nimmt leicht, aber kontinuierlich ab.
DIE POPULATION IN SLOWENIEN wird von Experten als stabil eingeschätzt – sie liegt bei 1.000 – 2.000 Tieren. Wildkatzen kommen überall außer in den Alpen vor. Hauptverbreitungsgebiet ist die Dinarische Region mit ihren weiten Laubwäldern und dem Karst. Der derzeitige Ausbau einiger Autobahnstrecken könnte eine Bedrohung für die Population bedeuten. DIE
ITALIENISCHE
WILDKATZENPOPULATION
schwankt zwischen 750 und 1.000 Individuen und verteilt sich auf den Apennin, Nordostitalien, Sizilien u. a. Gebiete: In Norditalien sind Wildkatzen zahlen- und gebietsmäßig selten vertreten, während sie in Friaul-Julisch-Venetien und im Hinterland von Triest weiter verbreitet sind. In Ligurien kommen sie in einem Teil des gebirgigen Raumes der Provinz Imperia vor. In Piemont sind sie auf die höher gelegenen Gebiete der Provinz Novara (Val d´Ossola) beschränkt. In der Toskana ist das Verbreitungsgebiet kontinuierlich. Nach Süden hin werden die Wildkatzenpopulationen größer und stabiler. So ist fast das gesamte Bergland der Basilicata und Kalabriens besiedelt. Auf Sardinien hingegen ist die Afrikanische Falbkatze verbreitet.
Text: Mag. Sarah Friembichler, MSc
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THEMA
Foto: Sabine Madritsch
(WILD)KATZEN UND JÄGER – WIE GEHT DAS? GEBURTENREGELUNG BEI HAUSKATZEN HILFT AUCH WILDKATZEN Es ist Vorschrift, dass Katzen, die ins Freie dürfen, kastriert sein müssen. So sieht es das Tierschutzgesetz vor. Das würde auch einer Hybridisierung mit Wildkatzen vorbeugen. Trotzdem werden Jahr für Jahr noch immer zu viele Kätzchen geboren – mit teils schlimmen Zukunftsaussichten. mmer wieder sorgt die verpflichtende Kastration von Katzen für Diskussionen. Hier alles Wissenswerte rund um OP und Gesetz:
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>>Warum ist das Kastrieren von Kätzinnen und Katern gesetzlich vorgeschrieben? Weil die Anzahl von Katzen durch mehrere Würfe pro Jahr explodiert. Die unkontrollierte Vermehrung führt zu massivem Tierleid. Einerseits kümmert sich niemand um die Kleinen, weshalb viele an leicht therapierbaren Infektion sterben, zum anderen sind zu viele Katzenkinder nirgends erwünscht. Weder auf Bauernhöfen noch in Wäldern, weder auf Friedhöfen noch in Wohngebieten oder in der Gegend von Biotopen sind zu viele Katzen willkommen. Darum heißt es seit
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2005 im Tierschutzgesetz: „Werden Katzen mit regelmäßigem Zugang ins Freie gehalten, so sind sie von einem Tierarzt kastrieren zu lassen, sofern diese Tiere nicht zur kontrollierten Zucht verwendet werden oder in bäuerlicher Haltung leben.“
>>Sind Bauernkatzen also von der Regelung befreit? Nein. Wegen der missverständlichen Formulierung im Gesetzestext hat das zuständige Bundesministerium für Gesundheit nachträglich erläutert, dass Katzen, die als Haustiere auf Bauernhöfen leben, ebenfalls kastriert werden müssen. Mit bäuerlicher Haltung, so die Stellungnahme aus dem Ministerium, seien nur Tiere gemeint, die gelegentlich mitgefüttert würden, aber keinem Besitzer zuzuordnen seien.
>>Wann soll eine Katze kastriert werden? Ein Kater spätestens mit sechs Monaten, eine weibliche Katze etwa mit fünf Monaten. Sie muss vorher nicht rollig gewesen sein.
>>Wie läuft die Operation ab? Das Tier wird nüchtern zum Tierarzt gebracht, dort untersucht und gewogen. Dann bekommt es eine Narkose. In der Regel bleiben die Augen in dieser Narkose offen, darum müssen sie mit Augensalbe befeuchtet werden. Bei der weiblichen Katze werden die Eierstöcke entfernt, beim Kater die Hoden. Am Ende der OP schläft sich der Patient aus.
>>Was ist danach zu beachten? Nach der OP bekommt das Tier nur Wasser, Futter gibt es erst wieder am nächsten Tag. Zum Ausschlafen legt man die Katze
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(WILD)KATZEN UND JÄGER
Jägern und Wildkatzen wird immer wieder ein Konkurrenzverhältnis nachgesagt und es war wohl in der Vergangenheit auch so, wenn man alte Literatur studiert. Damals war aber noch wenig über die Biologie und Ökologie dieser Wildtierart bekannt, sodass nicht von gestern auf heute schlussgefolgert werden darf. VON CHRISTOPHER BÖCK
Die größte Gefahr für Wildkatzen ist heutzutage die Verwechslung mit ähnlich gefärbten Hauskatzen seitens der Jäger – und, wie bei anderen Wildtieren auch, der Verkehr. Foto: Peter Gerngroß
ildkatzen sind nahe Verwandte der allgegenwärtigen Hauskatze, die wiederum in der Natur für zahlreiche Tierarten zum Problem werden kann. Der (menschliche) Jäger ist durch die Jagdgesetze zur Artenvielfalt verpflichtet und muss dadurch auch stets über die Biologie und Morphologie „seiner“ Wildtiere Bescheid wissen. Denn auf der einen Seite gilt die Wildkatze als ganzjährig geschont und international geschützt, auf der anderen Seite steht die Hauskatze im Verdacht, manch wildlebende Wirbeltierart in Bedrängnis zu bringen.
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UND GENAU HIER „beißt sich die Katze in den Schwanz" – Naturschutz und Jagd sind zu Recht besorgt um zusätzliche Beutegreifer in den immer intensiver genutzten Lebensräumen der Kulturlandschaft. Mit zusätzlichen Beutegreifern ist aber nicht die Rückkehr der Wildkatze gemeint, sondern vielmehr die Anzahl der Stubentiger, die als Frei-
am besten auf eine weiche Decke auf den Boden, denn beim ersten Aufstehen ist sie womöglich etwas verwirrt und könnte von erhöhten Liegeplätzen abstürzen. Die weibliche Katze muss nach zehn Tagen zum Fäden ziehen. Beim Kater ist die Wunde so klein, dass nichts genäht werden muss.
>>Wie teuer ist die Kastration? Die Preise variieren und hängen auch davon ab, ob alles reibungslos verläuft. Im Schnitt kostet die Kastration eines Katers 60 €, die Kastration einer Kätzin 95 €.
Ob Wildkatze oder Hauskatze lässt sich auf Fotos bei sehr jungen Kätzchen kaum sagen.
>>Muss ich nach der Kastration mit Verhaltensänderungen bei der Katze rechnen?
weniger Verletzungen und stecken sich auch seltener mit Infektionskrankheiten an.
Das unangenehme Markieren von Katern verschwindet, falls es schon Gewohnheit geworden ist. Und die nervigen Zickigkeiten einer rolligen Katze fallen ebenfalls weg. Weil die Hormone nicht mehr regelmäßig verrückt spielen, sind die Tiere öfter daheim und suchen häufiger die Nähe des Menschen. Das stärkt die Mensch-Tier-Beziehung.
>>Aber: Wenn alle Katzen, wie vom Gesetz verlangt, kastriert sind, wird es irgendwann keine Jungtiere mehr geben.
>>Wie ist es mit Rauferein? Kastrierte Kater raufen seltener mit Rivalen, haben deshalb viel
Theoretisch ja. Bislang aber gehen Tierheime noch über vor lauter Katzenkindern. Und noch immer wird ungewollter maunzender Nachwuchs illegal erschlagen oder ertränkt. Sollte das Gesetz eines Tages tatsächlich eine so durchschlagende Kraft haben, dass die Anzahl der Katzen zurückgeht, kann neu diskutiert werden. Bis dahin gilt die verpflichtende Kastration, um kleine Kätzchen vor Leid zu bewahren.
Text: Tanja Warter Tierärztin und Journalistin, info@docwarter.at
Das Foto dieses maunzenden Kätzchens wurde der Koordinationsstelle als „verdächtig“ gemeldet. Gut versteckt in einer alten Fischerhütte im Thayatal, weit entfernt von Häusern, musste eine höchstwahrscheinlich verwilderte Hauskatze mit ihrem Jungen ihr Dasein fristen. Foto: L. Ecker
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(WILD)KATZEN UND JÄGER
Etwa 80 % der Wildkatzenbeute besteht aus Mäusen, insbesondere Wühlmäusen. Foto: Christian Deschka
„Appell an Jägerinnen und Jäger: Keine wildfarbigen Katzen schießen.“
INFOBOX Auszug aus dem Gutachten über den Einfluss von Hauskatzen auf die heimische Fauna und mögliche Managementmaßnahmen (Hackländer, 2014): 1.) Hauskatzen haben meist viel kleinere Territorien, welche auch größere Überlappungen zwischen einzelnen Individuen, besonders zwischen den Geschlechtern, zulassen (Liberg et al. 2000; Tennent & Downs 2008; Horn et al. 2011). Die Größe der Territorien kann in Abhängigkeit der einzelnen Individuen und des Lebensraumes sehr stark zwischen unter 1 ha und über 600 ha variieren (Lüps 2003). [...] Es wurden Dichten von etwa einer Hauskatze pro km² bis in Extremfällen von über 2.000 Tieren/km² beobachtet (Liberg et al. 2000). Der wichtigste limitierende Faktor, welcher so hohe Dichten zulässt, ist das Vorhandensein von Nahrung (Liberg et al. 2000; Lüps 2003; Foley et al. 2005; Tennent & Downs 2008). Das Füttern der Hauskatzen macht sie weitestgehend unabhängig von natürlichen Nahrungsquellen (Soulé et al. 1988; Crooks & Soulé 1999; Lüps 2003; Baker et al. 2008; BAFU 2013) und somit reflektiert ihre Populationsdichte mehr jene des Menschen als die Dichte ihrer Beutepopulationen (Sims et al. 2008). Zudem werden sie von ihren Besitzern vor Krankheiten und Prädation geschützt, üblicherweise sind es gerade diese Faktoren, welche wild lebende Tiere regulieren (Coleman et al. 1997). Verwilderte Katzen suchen im Gegenzug zu den meisten Wildtieren oftmals die Nähe zum Menschen (Donald 1992). 2.) Im Zuge der Domestikation wurden Jagdtrieb und Hungergefühl voneinander entkoppelt, aus diesem Grund jagen auch wohlgenährte Hauskatzen (Fitzgerald & Turner 2000; Lüps 2003; BAFU 2013). Die Beute wird zwar getötet, aber die Beutefanghandlung nicht zu Ende geführt, das Verzehren findet häufig nicht statt (Lüps 2003). [...] 3.) Hauskatzen weisen eine höhere Fortpflanzungsrate auf, welche weniger saisonal gesteuert ist und mehrere Würfe pro Jahr zulässt (Griffin 2001; Lüps 2003). [...]
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gänger und zum Teil als verwilderte Hauskatzen durch die Wiesen, Felder und Wälder streifen. Univ.-Prof. Dr. Klaus Hackländer vom Wildbiologischen Institut der Universität für Bodenkultur hat in einem „Gutachten über den Einfluss von Hauskatzen auf die heimische Fauna und mögliche Managementmaßnahmen“ (2014) aufgelistet, wo die Unterschiede zwischen den Wildkatzen und den verwandten Hauskatzen liegen – einige Beispiele in der Infobox.
DIE TATSACHE, dass Hauskatzen negativen Einfluss auch auf Niederwildarten (Hasen, Kaninchen, Rebhühner…) haben können, darf aber nicht als Ausrede oder Grund gelten, jede Katze gleich zu schießen – und das wird ja in der Regel nicht mehr gemacht, zumal auch der Jäger weiß, dass die (meist) geliebte Katze jemandem abgeht. Es ist aber wichtig zu wissen, dass deshalb die Wildkatze da oder dort kritisch gesehen wird, da sie oft mit der Hauskatze „in einen Topf geworfen“ wird. Eine Sensibilisierung der Jägerschaft, dass gegebenenfalls auch mit Wildkatzen im Revier zu rechnen ist (u. a. Verwechslungsgefahr mit wildfarbigen Hauskatzen), findet seit einigen Jahren statt, sodass diesem faszinierenden Wildtier durchaus eine Chance in den heimischen Revieren gegeben wird. Deshalb auch der Appell an alle Jägerinnen und Jäger, wildfarbene Katzen nicht zu schießen. GLEICHZEITIG IST DIE GEFAHR der Vermischung (Hybridisierung) zwischen Wild- und Hauskatzen zu nennen, die aus naturschutzfachlicher Sicht nicht wünschenswert ist. Die (wieder) heimische Wildkatze kann dadurch nämlich in ihrem Fortbestehen gefährdet werden. Biro et al. (in Hackländer 2014) beschreiben die Wildkatze als eine Bewohnerin der Übergangslebensräume (Ökotone) wie Waldsäume, und nicht des Waldes. Lediglich durch den Verlust des natürlichen Waldsaums als Lebensraum wird sie zur überwiegenden Waldbewohnerin. Das vermehrte Auftauchen der Wildkatze in der Kulturlandschaft lässt sich – so Hackländer – damit gut erklären, dass sie in ihren eigentlichen Lebensraum zurückdrängt, dort aber vermehrt auf Hauskatzen trifft. Letztere zu kennzeichnen (Chip) und zu kastrieren kann die Hybridisierung sicher minimieren – Katzenbesitzer tragen also ebenfalls eine große Verantwortung und können viel für ein gedeihliches Miteinander beitragen. Text: Mag. Christopher Böck | Wildbiologe und GF OÖ Landesjagdverband | 4490 St. Florian | ch.boeck@ooeljv.at | Mitglied der Plattform Wildkatze Herbstausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 3-2014
BESTANDSERHEBUNGEN
ERSTE SUCHE NACH WILDKATZEN IN KÄRNTEN, DER STEIERMARK UND DEM BURGENLAND Zwischen 2011-2013 stellten die zwei Wildbiologen Andreas Kranz und Lukáš Poledník in Eigeninitiative erstmals Lockstöcke in potenziellen Wildkatzengebieten Kärntens, der Steiermark und des Burgenlandes auf. otfunde und vermeintliche Sichtungen waren neben potenziell günstigem Lebensraum Grund für die Auswahl der Gebiete, in denen Lockstöcke und Kamerafallen zum Einsatz kamen. Es war dies ein erster Versuch, Wildkatzen nachzuweisen. Er versteht sich aber insbesondere in Hinblick auf Dauer und Jahreszeit nicht als Methode, um die An- bzw. Abwesenheit der Art hinlänglich abgesichert abklären zu können. Im Frühjahr 2011 waren in vier Gebieten der Oststeiermark 19 Fotofallen für 18 Tage installiert, in der Südoststeiermark in vier Gebieten 14. Auf der Grebenzen gab es eine Sichtbeobachtung, weshalb dort ebenfalls im Frühjahr 2011 für eine Dauer von neun Tagen 20 Fotofallen installiert waren. In Mittelkärnten stimulierte ein Totfund im Spätherbst 2012 die Untersuchungen im Bereich des Glantales, ebenso erscheint das untere Gailtal für Wildkatzen prädestiniert, weshalb dort sechs Kamerafallen über 34 Tage installiert waren (siehe Beitrag S. 20 oben). Im Mittelburgenland gab es einen Totfund und Sichtbeobachtungen, weshalb bei Stoob im Frühjahr 2013 sieben Kamerafallen über zwei Monate installiert waren. Alle Untersuchungsgebiete finden sich in der Karte auf Seite 21.
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Diese Wildkatze wurde 2008 bei Glanegg in Kärnten irrtümlich erlegt (danach präpariert). Die beiden Wildbiologen stellten in diesem Gebiet kurzzeitig Lockstöcke und Kamerafallen auf – leider erfolglos. Foto: Andreas Kranz
KEINE NEUEN NACHWEISE. Das Monitoring der beiden Forscher blieb ohne neue Nachweise. Eine natürliche Zuwanderung von Wildkatzen nach Österreich ist am ehesten aus Italien, Ungarn und Slowenien zu erwarten. Untersuchungsgebiete Örtlichkeit
Seehöhe (m)
Kamera fallen
Zeitraum (Monat-Jahr)
KamerafallenNächte
Ost-Steiermark
Unterrohr
340-400
7
04-05 2011
126
Ost- Steiermark
Altenmarkt
290-330
5
04-05 2011
90
Ost- Steiermark
Dietersdorf
240-270
4
04-05 2011
72
Ost- Steiermark
St. Margareten/Takern
400-450
3
04-05 2011
54
Südost-Steiermark
Fehring
250-300
7
04-05 2011
126
Südost-Steiermark
Klöch
280-330
3
04-05 2011
54
Südost-Steiermark
Halbenrain
210-220
2
04-05 2011
36
Südost-Steiermark
Brunnsee
260
2
04-05 2011
36
1090-1700
20
04-05 2011
180
460-640
6
11-12 2012
204
Gurktaler Alpen (Stmk.) Grebenzen Feldkirchen (K)
Glanegg/Maria Feicht
St Veit/Glan (K)
Liemberg
630-1050
6
11-12 2012
204
Feldkirchen (K)
Gnesau
900-1030
3
11-12 2012
68
Unteres Gailtal (K)
Matschiedl
610-940
6
11-12 2012
204
Mittelburgenland
Stoob
260-320
7
03-04 2013
448
Herbstausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 3-2014
Text: Ingrid Hagenstein Kontakt: DI Dr. Andreas Kranz & Dr. Lukáš Poledník, alka-kranz Ingenieurbüro für Wildökologie und Naturschutz e. U., 8044 Graz , andreas.kranz@aon.at lukas.polednik@alkawildlife.eu
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Mit dieser Katze (u.) war der Funke für alle nachfolgenden Wildkatzenaktivitäten entfacht: Der Nationalpark Thayatal begab sich als erster in Österreich auf Wildkatzensuche. Fotos u.: Dieter Manhart
Projektleiter Christian Übl ist stolz auf die Erfolge der Wildkatzenforschung. Foto: NPTH
DIE WILDKATZE IM
NATIONALPARK THAYATAL Am Beginn der Wildkatzenforschung stand eine kleine fotografische Sensation. Seither hat sich viel getan: Erstmals wurde in Österreich nach Wildkatzen gesucht und bewiesen, dass sie im Nationalpark Thayatal vorkommen. In der Folge hat sich die Wildkatze immer mehr zum Aushängeschild des grenzüberschreitenden Schutzgebietes entwickelt. VON CHRISTIAN ÜBL
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ei einer Wanderung am 1. Dezember 2003 im Bereich Bad GroßPertholz entdeckte der Naturfotograf Dieter Manhart bei Einbruch der Dämmerung eine Katze, die auf einen Baum flüchtete. Auffallend waren die dichte Behaarung und die breite Schwanzspitze. Es gelang dem Fotografen, mehrere Bilder von dem Tier zu machen. Die österreichischen Experten waren sich uneins, ob es sich bei diesem Zufallsfund tatsächlich um eine Wildkatze handelt. An eine unbemerkt gebliebene Wildkatzenpopulation im Waldviertel mochte niemand glauben, erlosch doch der autochtone Wildkatzenbestand in Österreich Mitte der 1950er Jahre. Die Katze wurde schließlich durch Günther Worel von der Zucht- und Auswilderungsstation Schloss Wiesenfelden des Bund Naturschutz in Bayern eindeutig als Europäische Wildkatze bestimmt. Er stufte das Tier als Einzelgänger aus dem deutschen Auswilderungsprojekt ein, das sich auf Wanderschaft nach Österreich begeben hätte.
B
Wie das Thayatal zur Wildkatze kam Im Zusammenhang mit den Diskussionen rund um das Wildkatzenbild erinnerte ich mich an Erzählungen des Fledermausforschers Anton Maier vom Naturhistorischen Museum, der bereits 1995 und 1997 im Pulkautal im Weinviertel, ca. 20 km vom Nationalparkgebiet entfernt, eine Wildkatze gesichtet hatte. Sollte es möglich sein, dass wandernde Wildkatzen den Nationalpark Thayatal erreichen und hier Herbstausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 3-2014
BESTANDSERHEBUNGEN
wieder heimisch werden? Da die Wildkatze eine Vorliebe für trockene und warme Wälder zeigt, lag die Vermutung nahe, dass auch der Nationalpark Thayatal mit seinen Eichenwäldern und den eingestreuten Wiesen als Lebensraum in Frage kommt. Doch wie viele Wildkatzen könnten hier im grenzüberschreitenden Schutzgebiet existieren? Dem jungen Nationalpark war es damals ein Anliegen, herauszufinden, welche naturräumliche Besonderheiten im Thayatal vorhanden oder noch zu erwarten waren. Die Ergebnisse der zahlreichen naturwissenschaftlichen Grundlagenerhebungen belegten die hohe Biodiversität des Schutzgebietes, mehrere seltene Arten wurden im Gebiet entdeckt. Sehr rasch war klar, dass auch ein mögliches Auftreten der Wildkatze in Thayatal näher untersucht werden sollte.
Auf der Suche nach der Wildkatze im NP Thayatal Der Start des Projektes war anfangs mit Schwierigkeiten verbunden, denn eine mögliche Förderstelle wollte für ein Tier, „… das noch nie irgendjemand im Thayatal gesehen hat!“ kein Geld zur Verfügung stellen. Außerdem war es nicht möglich, in Österreich einen Experten für die Umsetzung des Projektes zu finden, da die Wildkatze in Österreich als ausgestorben bzw. verschollen galt und es daher auch keine Wildkatzen-Forscher und -Forscherinnen gab! Deshalb beauftragte der Nationalpark den deutschen Zoologen Thomas Mölich mit der Leitung eines Forschungsprojektes. Mölich hatte zwischen 1996 und 1999 erstmals in Deutschland neun autochthone Wildkatzen im Gebiet des Nationalparks Hainich gefangen und ihr Verhalten mittels Telemetrie verfolgt. Durch die Mitarbeit in mehreren Projekten hatte er Erfahrungen bei der Erforschung, dem Schutz und der Vernetzung von Wildkatzenlebensräumen gesammelt, u. a. durch die Leitung des vom BUND Deutschland getragenen „Rettungsnetz für die Wildkatze“. Im Februar 2006 waren alle Weichen gestellt, das Projekt konnte starten. Als ersten Schritt führte Mölich eine Analyse der Lebensräume im grenzüberschreitenden Nationalpark Thayatal-Podyjí durch und beurteilte ihre naturräumliche Ausstattung. Danach ist die Lebensraumqualität des Gebietes mit seinen bewaldeten Hängen und Plateaus, den eingestreuten Wiesen und Trockenstandorten für Wildkatzen als „gut“ bis „sehr gut“ einzustufen.
Mit seinen trockenen, warmen Wäldern eignet sich das Nationalparkgebiet sehr gut als Lebensraum für die Wildkatze. Foto: Alexander Maringer
Der Zoologe Thomas Mölich vom deutschen „Rettungsnetz Wildkatze“ unterstützte den Nationalpark mit seinem Wissen und seiner Erfahrung, u. a. beim Aufstellen von Lockstöcken. Foto: Christian Übl
Mit Lockstock und Kamerafalle. Mölich war es auch, der geraten hatte, das Forschungsprojekt zu erweitern und zu prüfen, ob da nicht bereits einige Wildkatzen durchs Thayatal streifen. Ähnlich wie bei den Erhebungen in Deutschland stellten wir im Herbst 2007 in den Wäldern des Nationalparks Lockstöcke auf, welche mit Baldrian als Duftköder präpariert waren. Die ersten Untersuchungsergebnisse, die wir im Sommer 2007 erhielten, konnten wir selbst kaum glauben. Bereits bei den ersten Proben stand fest, dass die als ausgeHerbstausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 3-2014
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NATIONALPARK THAYATAL
storben geltende Wildkatze im Nationalpark nachgewiesen werden konnte! Insgesamt fünf Haarproben konnten der Wildkatze zugeordnet werden, die Proben stammen von mindestens zwei verschiedenen Tieren – ein kräftiges Lebenszeichen nach über 50 Jahren! Insgesamt gab es bisher elf verschiedene Nachweise von mindestens drei verschiedenen Tieren, wobei in den letzten Jahren die Bestätigungen ausgeblieben sind. Aktuell ist noch unklar, ob sich die Katzen an die Baldrian-Lockstöcke gewöhnt haben oder ob sie ihren Aktivitätsschwerpunkt verlagert haben. Neben den genetischen Nachweisen gibt es aber auch mehrere Sichthinweise, fünf davon erhielten aufgrund ihrer Beschreibungen besondere Beachtung. So zum Beispiel jene von Fr. Bernhard aus Salzburg, die im Sommer 2008 eine Wildkatze am Umlaufberg gesehen hatte: „Als ich mit meinem Mann einen Ausflug in den Nationalpark Thayatal machte, rastete ich mich beim Überstieg auf einem Stein aus, während mein Mann und sein Kollege in den Wald gingen. Ich saß bestimmt schon eine halbe Stunde auf dem Stein, als plötzlich eine Wildkatze aus dem Gebüsch gesprungen kam. Im ersten Moment hat sie mich wohl nicht entdeckt, dann machte sie einen Buckel und fing leise zu fauchen an. […] Dass es keine Hauskatze war, erkannte ich an der stumpfen Schwanzspitze.“ Die Nachweise im Thayatal stießen bei Medien und Naturschutzorganisationen auf großes Interesse. Es war der Naturschutzbund Österreich, der 2008 eine erste internationale Wildkatzentagung initiierte. In der Folge intensivierte sich die Zusammenarbeit jener Organisationen, die bereits in Sachen Wildkatzenschutz tätig waren und führte schließlich 2009 zur Gründung der Plattform Wildkatze.
Die Wildkatze im Rampenlicht der Öffentlichkeit Neben den Kooperationen in Österreich setzte der NP Thayatal auch die Zusammenarbeit mit Deutschland fort. 2010 startete das von BUND Deutschland initiierte und vom NP in Österreich durchgeführte LIFE-Öffentlichkeitsarbeitsprojekt „Biotopvernetzung – Netze des Lebens“. Ziel dieser österreichweiten Kommunikationsoffensive war es, die Bekanntheit der scheuen Wildkatze zu fördern und die Bedeutung von Waldvernetzungsmaßnahmen hervor zu streichen. Dank der Attraktivität des Themas gelang es, das Interesse zahlreicher Journalisten an der Wildkatze und den Schutzmaßnahmen in Österreich zu wecken – dies fand in Zeitungen, Zeitschriften, Radio und Fernsehen seinen Niederschlag: Universum widmete in einer Nationalpark-Spezialsendung der Wildkatze mehrere Sendeminuten und Miniversum gestaltete eine eigene Sendung über die Wildkatzenforschung im Thayatal.
Onlinepräsenz. Reges Treiben auf der Homepage der Plattform Wild-
Der neue NP-Direktor DI Ludwig Schleritzko (l.) mit Naturschutz-LR Dr. Stephan Pernkopf. Dieser übernahm Ende August die Patenschaft von Jungkater „Silvester“ aus dem heurigen Wildkatzenwurf. Fotos v. o.: NP Thayatal (3); Land NÖ/J. Maier
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katze „www.wildkatze-in-oesterreich.at“ zeugt von großem Interesse am Wildkatzen-Thema. Newsletter informieren über die Aktivitäten in Österreich und den Nachbarländern. Sogar auf Facebook findet die Wildkatze ihre Freunde. Vernetzung. Neben einer breiten Zielgruppe ist es auch gelungen, Experten aus dem Bereich Wissenschaft, Naturschutz und Verwaltung anzusprechen und mit Forschungsinitiativen in anderen Ländern, vor allem in Deutschland und Tschechien, zu vernetzen. Zu den Herbstausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 3-2014
Meilensteinen zählen die 2011 vom damaligen Umweltminister Berlakovich eröffnete internationale Wildkatzentagung im Naturhistorischen Museum und die Exkursion in den Nationalpark Hainich mit seinem Wildkatzendorf Hütscheroda. Dem Thema Biotopvernetzung in Niederösterreich wurde ein eigener Workshop gewidmet, da hier in Sachen Waldkorridore und Grünbrücken am meisten Handlungsbedarf besteht. Das Ergebnis hat gezeigt, dass bei der Festsetzung von Biotopvernetzungsmaßnahmen in der Raumordnung noch sehr viel Überzeugungskraft erforderlich ist. Infoveranstaltungen. Es gab aber auch zahlreiche Aktivitäten im direkten Umfeld des Nationalparks. Da anzunehmen ist, dass die Wildkatze die Nationalparkgrenzen überschreitet und in den benachbarten Wäldern herum streift, wurden Personen, die sich viel in der Natur aufhalten, gezielt angesprochen und zu Vorträgen eingeladen. Vor allem die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft bei Infoveranstaltungen in den Bezirken war sehr erfreulich. Auch die Mitarbeiter der NÖ Straßenmeistereien erhielten Infos über die Wildkatze und wurden gebeten, den Fund von toten, wildfarbigen Katzen zu melden. 2011 und 2012 informierte eine Ausstellung die Nationalparkbesucher über Wildkatze und Waldvernetzung in Österreich – Teile davon sind aktuell als Kopien im Zoo Schönbrunn und in den Blumengärten Hirschstetten in Wien zu sehen. Vom Nationalparkhaus führt auch ein neuer „Wildkatzen-Wanderweg“ in den Lebensraum der scheuen Waldkatze: Besucher sind eingeladen, verborgene Wildkatzen-Silhouetten aufzuspüren und sich dabei zu informieren. Dafür gab es die Auszeichnung „Themenweg des Jahres 2014“.
Frieda & Carlo – Wildnis-Botschafter im Freigehege Das Highlight der Wildkatzenaktivitäten waren und sind jedoch die beiden Wildkatzen Frieda und Carlo, die als Leihgaben vom Tiergarten Wels in ein Gehege beim Nationalparkhaus übersiedelten. Das Interesse der Besucher ist so groß, dass der Aufenthalt der beiden Tiere verlängert wurde. Bisher bewunderten mehr als 14.000 Besucher Frieda, Carlo und ihre Jungen bei den regelmäßigen Fütterungen und Präsentationen. Im Lauf der letzten drei Jahre hat sich die Wildkatze zum Aushängeschild des Nationalparks entwickelt. Der neue Direktor Ludwig Schleritzko möchte deshalb die Wildkatzenaktivitäten in Zukunft weiter ausbauen. In einem ersten Schritt wird das Wildkatzengehege erweitert und ein Stück des angrenzenden Waldes in das Gehege integriert. In den nächsten Jahren wird es aus dem Thayatal also weiterhin neue Impulse für die Information und den Wildkatzenschutz in Österreich geben.
Seit der Nationalpark 2011 das Wildkatzengehege für Frieda und Carlo (2. Foto v. o.) errichtete, gab es schon dreimal Nachwuchs. Fotos: Christian Übl/NP Thayatal
Text: Christian Übl, BSc, Biologe, Leiter des Wildkatzenprojektes im Nationalpark Thayatal | Mitglied der Plattform Wildkatze christian.uebl@np-thayatal.at
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BESTANDSERHEBUNGEN
Kamerafallenbilder aus den Forstrevieren Ried und Pressbaum: Baldrian riecht offensichtlich nicht nur für Wildkatzen interessant.
WILDKATZEN IM
BIOSPHÄRENPARK WIENERWALD? Noch steht ein dickes Fragezeichen hinter dem Bestandserhebungsprojekt, das seit Ende vergangenen Jahres gemeinsam von Bundesforsten, | naturschutzbund | und Biosphärenpark Wienerwald auf den dortigen Bundesforsteflächen durchgeführt wird. VON MARTINA KEILBACH
Projektstart mit M. Keilbach, ÖBf-Projektleiterin, J. Graf, ÖBf-Revierleiter Breitenfurt, O. Holzwieser, Biosphärenpark-Botschafter, W. Schredl, Bgm.-Stv. Breitenfurt, H. Hackl, Biosphärenpark-Direktorin und Projektpartnerin I. Hagenstein, Naturschutzbund (v. l. n. r) Foto: ÖBf-AG
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mmerhin wurden seit über hundert Jahren keine Wildkatzen mehr im Wienerwald nachgewiesen – in der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. gab es nur noch spärliche Populationen in Niederösterreich (Wienerwald, Gutensteiner und Türnitzer Bergland u. a.). Die Wildkatze gehörte im Wienerwald einst zur heimischen Fauna – das beweisen Dokumente, Bilder und Präparate. Naturnahe Laub- oder Mischwälder mit hohem Totholzanteil, Lichtungen, Waldwiesen, Gewässer und reich strukturierte Waldränder gibt es hier immer noch genug, um der Wildkatze einen idealen Lebensraum zu bieten. Zu diesem Ergebnis kam auch die vom Naturschutzbund beauftragte und von den Bundesforsten unterstützte Lebensraumstudie. Seit der Wienerwald 2005 zum Biosphärenpark ernannt wurde, wird in den sogenannten Kernzonen, die 5 % seiner Fläche ausmachen, gänzlich auf die Holznutzung verzichtet. Die natürliche Dynamik sorgt dafür, dass dort die „Urwälder von morgen“ entstehen können, die der Wildkatze sichere Rückzugsgebiete für die Jungenaufzucht bieten. Die Bundesforste, die für ein Drittel der Biosphärenparkfläche verantwortlich sind, engagieren sich seit 2009 als Mitglied der Plattform Wildkatze dafür, dass sich die Wildkatze in Österreich wieder etablieren kann. Somit stehen die Voraussetzungen für eine Wiederkehr der heimlichen Mäusejägerin bestens. Zudem deuteten in den letzten Jahren mehrere Beobachtungen und sogar Fotos, die dem ÖBfRevierleiter Lukas Stepanek bei Pernitz gelangen, darauf hin, dass sie bereits auf leisen Pfoten in den Wienerwald zurückgekehrt sein könnte. Beweise dafür gibt es bislang allerdings nicht.
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Bestandserhebung Die könnte das aktuelle Bestandserhebungsprojekt (Programm Ländliche Entwicklung) liefern, das nach mehreren Anläufen im November 2013 vom Land NÖ bewilligt worden ist und von Bund, Land und EU gefördert wird. In enger Kooperation von Naturschutzbund, ÖBf und Biosphärenpark Wienerwald Management wird nun nicht nur daran gearbeitet, den derzeitigen Wissensstand über die Situation der Wildkatze im Wienerwald zu verbessern, sondern auch die Bewohner der Region über Wildkatzen zu informieren. Ein besonderes Anliegen ist die Einbindung der Jagdpartner. Anfang April fand im Festsaal der ÖBf-Unternehmensleitung ein erster Informationsabend zum Thema Wildkatze statt, der auf reges Interesse bei Gemeindevertretern, Wissenschaftlern, Förstern, Jägern, Tier- und Naturschutzvereinsmitgliedern sowie Anwohnern stieß. Einleitende Worte kamen von Biosphärenpark Wienerwald Direktorin Hermine Hackl. Als Modellregion der Nachhaltigkeit hat sich der Biosphärenpark zum Erhalt der Biodiversität verpflichtet. Forschung und Bewusstseinsbildung sind die Basis für ein dauerhaftes Miteinander von Mensch und Wildkatze. Weil zwei „Hauptverdachtsflächen“ für ein mögliches Wildkatzenvorkommen jedoch ein Stück außerhalb des Biosphärenparks liegen, nämlich im südlichen Wienerwald bei Pernitz und im Rosaliengebirge, entschieden die Bundesforste, dort auf eigene Kosten zu forschen – ergänzend zum LE-Projektteil.
Suche mit Hilfe von Lockstöcken und Wildkameras Im Winter und Frühjahr 2013/2014 fanden an den 26 Lockstöcken im Biosphärenpark Wienerwald sowie an den elf zusätzlichen Standorten regelmäßige Lockstock-Kontrollen statt – eine Arbeit, die Geduld und ein gutes Auge erfordert! Inzwischen sind die Untersuchungen, die mit der Lockstockmethode durchgeführt wurden, abgeschlossen. Über 40 Proben wurden gesammelt und im Naturhistorischen Museum vorsortiert. Die genetische Analyse der Tierhaare ergab bisher sieben Rehe, zwei Steinmarder, einen Baummarder und neun Hauskatzen. Alle Beteiligten sind auf die Endergebnisse gespannt, denn einige Analysen müssen wiederholt werden. Diese werden in die Neuauflage der Informationsbroschüre „Aktiv für Wildkatzen“ einfließen, deren erste Auflage bereits vergriffen ist. Das Bestandserhebungsprojekt läuft noch bis Anfang 2015.
Auf diesem Hang im Revier Pernitz fotografierte Revierleiter Lukas Stepanek (r.) – hier vor dem Lockstock – 2008 diese Katze. Laut Thomas Mölich vom „Rettungsnetz Wildkatze“ (Deutschland) spricht viel für eine Wildkatze.
Fotos v. o.: Ingrid Hagenstein; Sarah Friembichler; Lukas Stepanek
Anzahl der Kontrollen pro Lockstock
Ergebnis der Lockstock-Kontrollen 9 8 7 6 5
vielleicht Katzenhaare
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andere Tierhaare/Fasern keine Haare gefunden
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Text: Dipl. Biol. Martina Keilbach | Projektleiterin ÖBf-AG/Forstbetrieb Wienerwald | Purkersdorf martina.keilbach@bundesforste.at
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AUF DER SUCHE NACH
WILDKATZEN IN DER WACHAU Seit Mitte Februar dieses Jahres sucht der Naturschutzbund in Abstimmung mit der lokalen Jägerschaft in den Wäldern um Weißenkirchen und Spitz nach Wildkatzen. Lesen Sie, wie es dazu kam. VON PETER GERNGROSS ls im heißen Juli 2013 ein Salzburger Urlauberehepaar an der Straße zwischen Weißenkirchen und Weinzierl am Walde den Kadaver einer wildfarbigen Katze an die Wildkatzenkoordinationsstelle meldete, wurden umgehend Vorkehrungen zur Bergung getroffen. Immerhin zeigte das Tier deutliche Wildkatzen-Merkmale. Die genetische Untersuchung brachte dann eine kleine Sensation zutage: Es handelte sich tatsächlich um eine echte Wildkatze, ein männliches Tier, und der Aufwand hatte sich mehr als gelohnt. Die Vermutung, dass in der Wachau ein kleines, bisher unentdecktes Vorkommen existiert, ist somit zulässig. Also wurde auf Initiative des Naturschutzbundes Österreich und in Kooperation mit der örtlichen Jägerschaft Mitte Februar – also noch während der Ranzzeit – eine Freilanderhebung im betreffenden Gebiet gestartet. Sie soll mehr Klarheit über die Bestandssituation bringen.
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DAS UNTERSUCHUNGSGEBIET umfasst Waldgebiete bei Weißenkir-
Das erste Kamerafallenbild zeigte leider eine Hauskatze, die vom Lockstock so gar nicht angezogen schien.
chen und Spitz an der Donau, die aus einem Mischwald von Buche, Eiche, Fichte und Kiefer bestehen und kleinere Freiflächen sowie felsige Bereiche aufweisen. Das Lokalklima mit relativ geringen Jahresniederschlägen, milden Temperaturen und geringen Schneehöhen im Winter ist nicht nur dem Weinbau förderlich, sondern entspricht auch in hohem Maß den Lebensraum-Ansprüchen der Wildkatze. Einzig der relativ hohe Grad an menschlichen Aktivitäten in vielen Bereichen des Untersuchungsgebietes könnte sich negativ auswirken. Die Untersuchungsflächen wurden in erster Linie nach folgenden Kriterien ausgewählt: > Waldgebiete, die mindestens 200 m von bewohntem Gebiet entfernt sind > Waldgebiete, die der Wildkatze eine potenziell höhere Lebensraum-Qualität bieten (Natura 2000-Gebiete) > Gebiete, die mindestens 50 m vom Waldrand entfernt sind > Gebiete mit Süd- oder West-Exposition > Gebiete im Nahbereich eines Fließgewässers
DIE AUSWAHL DER STANDORTE für die Lockstöcke und Fotofallen erfolgte im Zuge einer gemeinsamen Begehung mit den Jagdausübungsberechtigten und auf der Basis ihrer Erfahrung und Revierkenntnis. Dabei wurden Wildtier-Wechsel etwas abseits von Wegen oder Forststraßen als Standorte bevorzugt. Die Lockstöcke werden alle zwei Wochen auf Haare kontrolliert, die Katzenhaare aussortiert und danach einer Genanalyse unterzogen. Zusätzlich werden in unmittelbarer Umgebung der Lockstöcke Fotofallen (automatische Kameras) mit einem Bewegungs- und Infra-
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Foto: Thomas Stephan
BESTANDSERHEBUNGEN
Oben sieht man das Projektgebiet und links den Straßenabschnitt, auf dem der Wildkatzenkater (Foto unten) überfahren wurde. Entdeckt haben ihn just die Eltern von Sarah Friembichler, die die Wildkatzen-Meldestelle betreut!
rotsensor aufgestellt. Ein gutes Foto, das ein Tier mit den typischen Merkmalen einer Wildkatze zeigt, ist ein guter Hinweis, aber noch kein sicherer Nachweis einer Wildkatze (siehe Grafik auf S. 23).
beit. Ein Vortrag vor 120 Jägern im März 2014 bei der Hegeschau in Stixendorf lieferte Informationen über die Wildkatze und das Projekt. Bei dieser Gelegenheit erging ein weiteres Mal das Ersuchen an die Jägerschaft, keine wildfarbigen Katzen zu schießen. In Niederösterreich gilt die Wildkatze als jagdbares Wild im Sinne des Jagdgesetzes und ist ganzjährig geschont. Zusätzlich wird die Wildkatze in Anhang IV der FFH-Richtlinie genannt und gehört damit zu den europaweit streng geschützten Arten.
DIE WACHAU bzw. das südliche Waldviertel gehören übrigens zu den ganz wenigen Gebieten in Österreich, in denen in jüngster Vergangenheit beide heimischen Katzenarten, Wildkatze und Luchs, zweifelsfrei bestätigt werden konnten. Auch wenn derzeit noch kein weiterer Wildkatzennachweis im Rahmen des Erhebungsprojektes gelungen ist, so bleiben wir jedoch gespannt, was die zweite Jahreshälfte bringen wird.
Text & Fotos: Mag. Peter Gerngross, Projektleiter der Bestandserhebung BIOGEOMAPS – kartografische Dienstleistungen und Wildtiermonitoring Neubaugasse 4/7-9 | 1070 Wien | peter.gerngross@biogeomaps.eu www.biogeomaps.eu | Mitglied der Plattform Wildkatze
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Foto: Hermann Friembichler (1)
BEGLEITET WURDE DAS PROJEKT durch gezielte Öffentlichkeitsar-
Bei der Bergung einige Tage später war von dem Tier fast nichts mehr zu sehen.
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Die Fotos dieser jungen Wildkatze, die ein Jäger aufgenommen hat, sind zwar nicht scharf, aber sensationell. Fotos: Robert Fridrich
AUF DER SUCHE NACH WILDKATZEN IN KÄRNTEN
Wildkatzennachweise, mehrere Sichtungen innerhalb weniger Monate und eine Förderung im Rahmen der Initiative vielfaltleben waren der Anlass, nach Wildkatzen in Kärnten zu suchen. VON HORST LEITNER
ildkatzen sind in Österreich eine rare Erscheinung und ihr Nachweis eine Kunst, die der Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen gleicht. Nachdem sich ab 2012 die Hinweise auf Wildkatzen häuften, lag es für den Naturschutzbund und die Plattform Wildkatze nahe, die Suche nach Wildkatzen in Kärnten zu intensivieren. So gelang es mehreren Jägern innerhalb weniger Monate Fotos von lebenden Wildkatzen, einer jungen im Goldeckgebiet (Dezember 2012) und einer jungen auf der Feldpannalm (Juni 2013), zu schießen – beide Tiere identifizierte der italienische Wildkatzenexperte Luca Lapini als Wildkatzen. Damit liegt erstmals wieder der Nachweis einer Reproduktion vor. Leider war bei den Nachweisen auch eine überfahrene Wildkatze dabei. Sie wurde vom viel zu früh verstorbenen Heger und Jäger Georg Schneider im Dezember 2012 bei Windschnurn/Spittal am Straßenrand entdeckt. Eine glückliche Fügung ermöglichte die Finanzierung über die Initiative vielfaltleben des Umweltministeriums im Rahmen des Wildkatzenprojektes und so konnte im Herbst 2013 mit einer Bestandserhebung begonnen werden.
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LOCKSTOCKERHEBUNG Im Oktober 2013 wurden in Kooperation mit lokalen Bezirksjägerschaften, Grundbesitzern und den Wildbiologen Monika Pfeiffer und Thomas Huber drei Untersuchungsgebiete ausgewählt, in denen jeweils zehn Lockstöcke positioniert wurden. Im Jänner kamen noch zwei Gebiete mit je drei Lockstöcken dazu. Bei den alle zwei bis drei Wochen stattfindenden Kontrollen wurden die Stöcke immer wieder mit Baldriantee oder Baldrianöl getränkt. Die Haarfunde wurden anschließend ins Labor der Wildtiergenetik Senckenberg in Deutschland zur genaueren Artbestimmung gesandt. Wildkameras unterstützten an fünf Standorten das Monitoring. Diese Wildkatze wurde im Goldeckgebiet gesichtet, während eine weitere unweit davon an dieser Stelle bei Windschnurn dem Verkehr zum Opfer fiel. Fotos v. o.: Kärntner Jägerschaft; Ingrid Hagenstein
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ERGEBNIS Im gesamten Untersuchungszeitraum des Projektes von Oktober 2013 bis April 2014 konnten insgesamt nur vier Haarproben gewonnen werden. Die Genanalyse ergab zweimal Hauskatzenhaare, einmal RotHerbstausgabe | NATUR &LAND | 100. JG. – Heft 3-2014
BESTANDSERHEBUNGEN
hirsch- und einmal Marderhaare. Auch die Wildkameras lichteten lediglich Marder, Füchse, Schalenwild (u. a. Rehe, Hirsche, Wildschweine) und Hauskatzen ab.
RESÜMEE. Grundsätzlich hat sich die Methode der Lockstockbeprobung bewährt. In Kombination mit einer Fotofalle können zusätzlich wertvolle Hinweise auf die Fauna in einem Gebiet gewonnen werden. Insbesondere aber können Haare aufgrund des Fotonachweises sehr leicht zugeordnet werden und damit möglicherweise genetische Analysen entfallen. Niemand konnte jedoch die Schneemassen vorhersehen, die im Spätwinter 2014, also gerade in der Ranzzeit der Katzen, im Süden Österreichs vom Himmel fielen. Insbesondere in den Gailtaler Alpen waren im Winter 2013/14 sehr hohe Schneemengen zu verzeichnen. Dadurch waren einige Standorte im Siflitzgraben für mehrere Wochen nicht erreichbar (Februar bis April) und im Untersuchungsgebiet Paternion war die Zufahrtsstraße zu einigen Pflöcken wegen Lawinengefahr für mehrere Wochen im Februar gesperrt. Auch in diesem Fall helfen Fotofallen längere Zwangspausen in der Lockstockbetreuung zu überbrücken. Es ist gut möglich, dass aufgrund dieser Schneelagen auch die Überlebenschancen von Wildkatzen sehr rasch gesunken sind bzw. ein längerer Aufenthalt von Wildkatzen in diesen schneereichen Gebieten unmöglich gemacht wurde. Dennoch bleibt die Hoffnung für die nächsten Jahre aufrecht, einen Wildkatzennachweis auch im Winter in Kärnten zustande zu bringen, insbesondere dann, wenn man das Monitoring auf Standorte unter 1.000 m Seehöhe konzentriert und eine Kombination von Lockstockund Fotofallenmonitoring zur Anwendung bringt. Text: DI Horst Leitner, Projektleiter, Büro für Wildökologie und Forstwirtschaft, horst.leitner@wildoekologie.at, Mitglied Plattform Wildkatze
Untersuchungsgebiet Siflitzgraben Untersuchungsgebiet Wöllaner Nock
Horst Leitner (o.) und Thomas Huber (u.) positionieren Kamerafallen und Lockstöcke. Fotos v. o.: Christoph Steiner; Horst Leitner
UNTERSUCHUNGSGEBIETE Gailtaler Alpen/Goldeck/ Siflitzgraben Im Siflitzgraben gelang einem Jäger 2012 das Foto einer jungen Wildkatze. Der steil eingeschnittene Graben mit Fichten-TannenBuchenwald liegt im Gemeindegebiet von Kleblach-Lind am Goldeck. Für das Monitoring wurde der sonnige Bereich nördlich des Siflitzgrabens gewählt und die Lockstöcke zwischen 850 und 1.700 m auf Flächen der Österreichischen Bundesforste AG aufgestellt.
Gailtaler Alpen/Goldeck/Paternion Im Gemeindegebiet von Paternion konnten die Lockstöcke auf Flächen der Forstdirektion Foscari-
Widmann-Rezzonico in einer Seehöhe zwischen 780 und 1.040 m aufgestellt werden. An Baumbestand findet man hauptsächlich Fichten, Tannen, Buchen und Weißkiefer.
Feld am See/Afritz Auch hier konnte eine junge Wildkatze im Juni 2013 fotografiert werden. Das Untersuchungsgebiet liegt am Wöllaner Nock zwischen 1.200 und 1.500 m Seehöhe. Dies ist im Wesentlichen der Übergangsbereich von durch Bergbauern landwirtschaftlich genutzten Flächen zu einem fichtendominierten tiefsubalpinen Nadelwaldbereich mit durchschnittlich geringen Schneehöhen.
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Fresach Auf den sanft geneigten Südhängen im Gemeindegebiet von Fresach, gegenüber von Feistritz im Drautal gelegen, dominieren Fichten-Buchenwälder. Die Höhenlage der Lockstöcke liegt zwischen 650 und 750 m.
Annenheim Dieses Untersuchungsgebiet mit vorwiegend Buchenmischwäldern liegt am Unterhang der Gerlitzen im Bereich Annenheim (Ossiachersee). Die zum Teil sehr steilen Hänge sind vornehmlich nach Süden gerichtet. Hier betreuten zwei Naturschutzbund-Mitglieder aus Treffen nach einer Einschulung die Lockstöcke.
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WILDKATZENGEHEGE
WO KANN MAN IN ÖSTERREICH
WILDKATZEN BEOBACHTEN? Will man in Österreich Wildkatzen in einem Zoo oder einem Wildpark beobachten, dann hat man dazu in acht verschiedenen Einrichtungen die Möglichkeit.
Wildkatzenanlage, Wildpark Assling in Osttirol
Wildkatzenanlage, Cumberlandwildpark Grünau im Almtal
iele Wildbiologen sind jahrelang hinter der Wildkatze her und dennoch bleiben Sichtbeobachtungen dieser Tiere ein außerordentlich seltenes Ereignis. Wildkatzen in menschlicher Obhut bieten daher eine tolle Möglichkeit, um die Tiere trotzdem hautnah zu erleben. Hier lassen sich nicht nur die Unterschiede in der Zeichnung zwischen Wild- und Hauskatze erforschen, sondern auch das Verhalten der Tiere direkt beobachten und man kann sie mit allen Sinnen erleben.
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> Vorarlberg. Auf dem Ardetzenberg am Rand von Feldkirch befindet sich ein Wildpark, in dem Wildkatzen bei freiem Eintritt das ganze Jahr über beobachtet werden können. www.feldkirch.at/wildpark > Tirol. Der Alpenzoo, an der Nordkette hoch über Innsbruck, ist die Institution für die Tiere der Alpen schlechthin. Hier leben und züchten Wildkatzen schon seit vielen Jahren. www.alpenzoo.at > Tirol. Im Wildpark Assling in Osttirol (zwischen Lienz und Sillian) muss man sich die Wildkatzen in dem weitläufigen Gelände ein wenig erwandern. Es lohnt sich aber, die Tiere zu suchen und im Anschluss beim Sonnenbaden zu beobachten. www.wildpark-assling.at
> Oberösterreich. Der Cumberland Wildpark Grünau im Almtal präsentiert die Wildkatzen in einer 2013 neu errichteten Anlage gleich neben den Luchsen. Auch hier braucht man ein wenig Kondition, um in dem weitläufigen Gelände zu den Tieren zu gelangen. www.wildparkgruenau.at
WILDKATZENHALTUNG IM ALPENZOO INNSBRUCK Der Alpenzoo beherbergt seit einem halben Jahrhundert Wildkatzen und blickt daher auf eine lange Erfahrung zurück. Im Rahmen seiner Artenschutzaktivitäten beteiligt sich der Tiergarten auch an Wildkatzen-Auswilderungsprojekten. m 22. 09. 1962 öffneten sich die Türen des Alpenzoos Innsbruck zum ersten Mal. Seit damals kann man auch Wildkatzen bestaunen. Obwohl dem ersten Katzenpärchen aus dem Zoo von Bratislava nur ein 12 m² kleines Gehege zur Verfügung stand, gab es 1965 erstmals Wildkatzennachwuchs. Von den vier Jungen starben jedoch zwei innerhalb der ersten drei Monate. Zur damaligen Zeit war ein Wildkatzengehege wie viele andere Gehege auch stan-
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In der Wildkatzenanlage des Alpenzoos Innsbruck haben die Besucher auch Einblick in die Wildkatzenhöhle.
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dardisiert nach dem Motto: quadratisch, praktisch, gut. Um die Situation zu verbessern, errichtete der Alpenzoo 1979 eine neue Wildkatzenanlage, die nicht nur größer (knapp 50 m²) war, sondern auch eine qualitative Verbesserung in der Katzenhaltung bedeutete: Die Wildkatzen bekamen neben Klettermöglichkeiten und einem geschützten Innenbereich auch ein nahezu rundes Gehege, um stereotype Bewegungsabläufe zu verhindern.
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WILDKATZENGEHEGE
Wildkatzenanlage, Tiergarten Wels (auch Bild rechts)
> Oberösterreich. Der Tiergarten Wels befindet sich mitten in der Stadt und die Wildkatzen sind eine der wenigen heimischen Arten, die das ganze Jahr über bei freiem Eintritt beobachtet werden können. www.wels.at/Freizeit-und-Sport/Tiergarten.html > Niederösterreich. Der Tierpark Buchenberg hoch über Waidhofen an der Ybbs zeigt tierische Heimkehrer und Zuwanderer. Dazu gehört auch die Wildkatze. www.tierpark.at > Niederösterreich. Der Nationalpark Thayatal ist der österreichische „Wildkatzennationalpark“. Hier kann man sowohl den Wildkatzenlebensraum durchwandern als auch die Tiere in einer Freianlage beim Besucherzentrum in Hardegg erleben (Fotos S. 32). www.wildkatze-in-oesterreich.at
> Wien. Die Blumengärten Hirschstetten sind die jüngsten Wildkatzenhalter Österreichs. Mitten in Wien können die Wildkatzen von März bis Oktober bei freiem Eintritt besucht werden. www.wien.gv.at/umwelt/parks/blumengaerten-hirschstetten
Wildkatzenanlage, Blumengärten Hirschstetten, Wien
Text: Dr. Leopold Slotta-Bachmayer, Leiter des Tiergartens Wels
TIPP: Wildkatzendorf im Nationalpark Hainich (Thüringen, D): www.nationalpark-hainich.de Wildkatzengehege im Nationalpark Bayerischer Wald: www.nationalpark-bayerischer-wald.de m Laufe der 52 Jahre seines Bestehens erblickten im Alpenzoo 97 Wildkatzenkinder das Licht der Welt. Im Rahmen von Artenschutzprojekten gingen etwa 25 Tiere an die Wildkatzenstation in Wiesenfelden (Bund Naturschutz Bayern e.V.), wo sie sowohl als Zuchttiere eingesetzt, als auch ausgewildert wurden, z. B. in deutschen Mittelgebirgen wie dem Spessart (siehe auch S. 27). Über 50 Tiere wurden an andere Zoos und Wildparks abgegeben. Annähernd 25 % starben im Alter von weniger als drei Monaten. Zu den Todesursachen zählten zumeist infektiöse Erkrankungen: Katzenschnupfen, Katzenseuche, Lungenentzündung, Bauchfellent-
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zündung (FIP Feline infektiöse Peritonitis). Nasskaltes Klima in den ersten Lebenswochen und eine Vernachlässigung durch das Muttertier begünstigen diese. Für die Zooverantwortlichen war dies der Anlass, in der Wildkatzenanlage durch regelmäßigen Baumschnitt für mehr Sonnenplätze zu sorgen. 2008 übersiedelten die Wildkatzen in ein neues Gehege unterhalb der Bärenanlage. Den Wildkatzen stehen seitdem 70 m² Grundfläche, plus 40 m² begrünte Dachterrasse, plus 30 m² klimatisierter Innenraum, plus 7,5 m² nicht klimatisierter Innenraum zur Fütterung zur Verfügung. Die nordseitige Gehegebegrenzung ist zum Teil durch eine Holzwand ver-
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Fotos S. 42 v. o: Leo Slotta-Bachmayr (2), Sarah Friembichler (2); Alpenzoo-Innsbruck (Höhle) Fotos S. 43 v. o. l.: Leo Slotta-Bachmayr (2), Peter Gerngroß, Alpenzoo-Innsbruck
blendet und dient als Aufhängung für Zusatzinformationen zum Schutz der Wildkatze oder den Aktivitäten der Plattform Wildkatze in Österreich. Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise lassen sich die Wildkatzen nur fallweise blicken - derzeit leben hier ein Kater aus dem Zoo in Kolmarden (S) und eine Katze aus Helsinki (FL) mit ihrem jüngsten Nachwuchs.
Dipl. Biol. Dirk Ullrich, Zoologischer Kurator im Alpenzoo Innsbruck, Mitglied der Plattform Wildkatze
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Was Spendengelder ermöglichen… PROJEKT 6
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Das wuchs am Rand des Moores
1 500 n. Chr.
häufige Pollen und Sporen
Mittelalter 500 n. Chr.
Römerzeit
Christi Geburt
Roggen
Kelten 1 000 v. Chr. Hochstaudenfluren mit viel Brennessel
Bronzezeit
Spitzwegerich
2000 v. Chr.
Pfahlbauten an den Seen im Salzkammergut
Korbblütler
Jungsteinzeit lichte Gebüsche mit Rosengewächsen
Witwenblume
6000 v. Chr. Mistel
Mesolithikum ausgedehnte Haselgebüsche
8000 v. Chr.
Hasel
Gänsefußgewächse
Altsteinzeit Hochstaudenfluren auf Rohböden über Ton und Gley
Beifuß
Abschmelzen der großen Gletscher 1 4.000 Jahre vor heute
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Im Feldinger Moos zwischen Zellersee und Mondsee besitzt die Naturschutzjugend eine hochwertige Moorfläche. Um ihre Bedeutung zu dokumentieren, führte die önj u. a. eine Pollenanalyse mit Unterstützung des | naturschutzbund | durch.
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VERMÄCHTNIS DER EISZEIT
eit 2012 ist die Österreichische Naturschutzjugend (önj) im Besitz einer drei Hektar großen Niedermoorfläche im Kernbereich des „Feldinger Mooses“. Als Rest des einstigen weitläufigen Moores beherbergt es noch Sonnentau, Moosbeere, Wollgräser, Fieberklee und seltene Vogelarten wie Brachvogel, Bekassine, Braun- und Schwarzkehlchen, Rohr- und Grauammer. Und das, obwohl das Gebiet touristisch und verkehrsmäßig sehr erschlossen und von Siedlungs- und Industriezonen umgeben ist. Ihre Entstehung verdanken die Streuwiesen und Moorflächen im Tal der Zeller Ache dem Gletschereis. Es begann mit einem Klimawandel vor 15.000 Jahren, als die letzte große Eiszeit am Ausklingen war und das Eis das Tal 150 m hoch überdeckte. Das allmählich milder werdende Klima ließ die Gletscher schmelzen, die einen vielfältigen Untergrund formten. So entstand ein Netz aus lang-
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gestreckten, mehrere Meter hohen Rücken mit dazwischen liegenden Rinnen, die das schmelzende Gletschereis mit Ton auskleidete. Dadurch wurden weite Teile des Talgrundes wasserundurchlässig und die Grundlage für das Wachsen des Moores war geschaffen. Neben pflanzensoziologischen und ornithologischen Untersuchungen hat die önj im Feldinger Moos 2013 auch eine Pollenanalyse durchgeführt. Dabei wurden Bohrkerne auf Pollen, Sporen und pflanzliche Großreste untersucht. Der Anteil des Blütenstaubs (Pollen) und der Sporen der Farne und Bärlappe spiegelt die Geschichte der Vegetation wider. Auffallend am Pollendiagramm ist das langsame Torfwachstum – etwa ein halber Millimeter pro Jahr. Die önj hat sich sehr für eine Unterschutzstellung des Feldinger Mooses eingesetzt – erfolgreich, denn aufgrund seiner Hochwertigkeit wird das
Informationstafeln am Eingang des Moores informieren über die Forschungsergebnisse. Fotos: Herbert Weißenbacher
Moos in Kürze zum Naturschutzgebiet erklärt. Text: Ingrid Hagenstein Kontakt: Prof. Mag. Herbert Weißenbacher Konsulent für Umweltfragen h.weissenbacher@eduhi.at ANFAHRTSWEG >> Autobahnabfahrt Mondsee >> Beim Kreisverkehr nach links abbiegen in Richtung Zellersee (Irrsee) >> Nach 500 m kommt eine Verkehrsinsel und links die Abzweigung TechnoZ (Parkplatz) und Straßenverwaltung >> Nach 50 m ist das Ziel erreicht
Spendenkonto P.S.K. IBAN AT74 6000 0501 1014 0425 BIC OPSKATWW
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VORSCHAU
Die nächste Ausgabe… Winterheft 4/2014 mit Schwerpunkt:
Business & Biodiversity Foto: H. Scheichl
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essourcenverbrauch mit einer Geldspende auszugleichen, ist heute in der Wirtschaft gang und gebe. Manche nennen es „loskaufen“, „Gewissen beruhigen“ oder „knallharte“ Marketingstrategie. Was immer auch dahinter stecken mag: Viele Naturschutzprojekte von NGOs wären ohne die finanzielle Beteiligung von Sponsoren nicht durchführbar. Immer mehr Wirtschaftsbereiche fühlen sich auch moralisch verpflichtet, im Natur- und Umweltschutz tätig zu sein. Das in diesem Zusammenhang gebrauchte Schlagwort „Business and Biodiversity“ bedeutet in etwa, dass man in der Wirtschaft immer mehr erkennt, welche Verantwortung man für Natur und Umwelt eigentlich hat. Denn die Wirtschaft – sei es der Tourismus, die Landwirtschaft oder der Lebensmittelhandel – profitiert von der Biologischen Vielfalt und ihren Ökosystemleistungen (sauberes Wasser, gesunde Böden, Nahrungsmittel…) und beeinflusst umgekehrt deren Qualität entscheidend mit. Ganz wichtig bei allen Sponsoringaktivitäten ist allerdings, als Naturschutzorganisation unabhängig zu bleiben. Mehr davon im nächsten Heft.
HEFT 4 ERSCHEINT MITTE DEZEMBER 2014
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Preis: EUR 5,-
Zeitschrift des | naturschutzbundes | Heft 1/2-2013
100 JAHRE NATUR & LAND | naturschutzbund | DIE GESCHICHTE DER NATURSCHUTZBEWEGUNG HOHE TAUERN UND NEUSIEDLER SEE Der Weg zu einem Nationalpark
Ja, schicken Sie mir NATUR & LAND als Jahresabo* (4 Hefte) zum Preis von 24,00 € (inkl. Versand Österreich), 28,00 € (inkl. Versand Europa).
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www.naturschutzbund.at/NATUR & LAND *Das Abonnement gilt zunächst 1 Jahr (1.1.-31.12.) – es verlängert sich automatisch um 1 Jahr, falls es nicht bis zum Ende der Laufzeit mit 31.12. schriftlich gekündigt wird. Unabhängig vom Zeitpunkt des Abobeginnes werden alle bis dato erschienen Ausgaben zugeschickt.
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