Preis: EUR 5,-
ZEITSCHRIFT DES | naturschutzbundes | HEFT 4-2013
10 JAHRE INITIATIVE GRÜNES BAND EUROPA Was hat sich getan? EntWicklUngEn Und gEfahREn am gRünEn Band ÖstERREichs hat das gRünE Band chancEn UnEsco-WEltERBE zU WERdEn? Und dER kamPf lohnt sich doch! fotoserie BiotoPPflEgE-UmfRagE Warum menschen gerne mitmachen
Reihe
Was Spendengelder ermöglichen… http://luchs.boehmerwaldnatur.at ProjekT 3
„LUChSProjekT ÖSTerreICh NorDWeST“ Luchse im Waldviertel luchse der Böhmerwaldpopulation haben mittlerweile das südliche Waldviertel erreicht. Dieser Teil Niederösterreichs ist besonders wichtig, weil er als Brückenkopf zur Vernetzung der Luchspopulationen zwischen dem Böhmerwald und den Alpen dienen kann. Im Bereich des Bezirks Melk kommen sich die Böhmische Masse und die Alpen am nächsten, und Niederösterreich trägt hier besondere Verantwortung in der Lebensraumvernetzung (Biokorridore). Das südliche Waldviertel bringt zudem als Luchslebensraum sehr gute eigenschaften mit – Wälder, Wild, felsiges und sonniges Gelände, ruhe. in den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass für ein wissenschaftliches Monitoring von „großen katzen“ der einsatz hochwertiger Fotofallen die beste Methode ist. Sie erlaubt es, Luchse an hand ihrer individuellen Fellzeichnung zu identifizieren. Bei Vorliegen von genügend Bildern unterschiedlicher Standorte können rückschlüsse auf die Lebensraumnut-
Foto: TransLynx
In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen jeweils ein beispielhaftes Naturschutzprojekt vor, das mit Spendengeldern an den | naturschutzbund | ermöglicht wurde oder daraus mitfinanziert werden konnte.
Im oktober 2012 gelang in der Wachau (Donauleiten) der Nachweis von Luchs Duvero. Im Mai 2013 wurde er im Blansker Wald bei krumau an der Moldau fotografiert (Foto o.). Dazwischen liegen 111 km Luftlinie, quer durch Wald- und Mühlviertel sowie Südböhmen. Duvero – man vermutet ein männliches Tier – hat demnach zwischen zwei UNeSCoWelterbestätten – der Wachau und krumau – gewechselt (karte).
zung und auch die Anzahl der Tiere gezogen werden. einwandfrei dokumentierte Bildnachweise sind aber auch wertvolle und sichere Nachweise (C1) nach internationalen kriterien in der Dokumentation von großen Beutegreifern. das „luchsprojekt Österreich Nordwest“ führt seit mehreren jahren auch dank der Spendengelder des Naturschutzbundes ein Fotofallen-Monitoring im Mühlviertel/ Böhmerwald durch – dieses wurde jetzt ins Waldviertel ausgedehnt. Die bisherigen zwischenergebnisse sind sehr gut und das Wissen über den Luchs konnte deutlich verbessert werden. Das Fotofallen-Monitoring findet statt in Anlehnung an die Monitoringkonzepte der bayerischen und tschechischen Partner; schließlich müssen die ergebnisse kompatibel und vergleichbar sein, handelt es sich doch um eine Luchspopulation, die sich über drei
Staaten erstreckt und viele Tiere habitate beidseits der Grenze nutzen. Besonders erfreuliche ergebnisse bisher sind der gelungene Nachweis der zweimaligen Donauquerung eines Luchses im Bereich Wachau-Dunkelsteiner Wald sowie die dokumentierte Weitwanderung eines Luchses zwischen Donau und Moldau mit 111 km Luftliniendistanz. Text: Mag. Thomas Engleder, Mag. Peter Gerngross, Ing. Markus Kirchberger BITTe UNTerSTüTzeN SIe UNS MIT eINer SPeNDe! Spendenkonto P.S.K., BLZ 60.000 Kto.nr. 92.075.050 Spenden an den | naturschutzbund | können von der Steuer abgesetzt werden.
Winterausgabe | NATUr &LAND | 99. jG. – heft 4-2013
GB-Infozentren: Exkursion zur Eröffnung in Leopoldschlag in OÖ und feierliche Eröffnung in Gosdorf in der Steiermark (kl. Foto u.)
Ab Seite 081 Das Grüne Band – ein Vorzeigeprojekt und 10 Jahre Initiative Grünes Band Europa
Seite 19 Die wahre Dimension des Grünen Bandes
Ab Seite 38 Fotoserie: Und der Kampf lohnt sich doch!
„Amazonas Europas“ am Grünen Band Balkan: Zusammenfluss von Drau und Mur (CRO/HU) Foto: Dubravko Lesar
Ab Seite 25 Gefahren für das Grüne Band in Österreich
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Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
INHALT AKTUELL 04 Naturfreikauf: Zwischenbilanz der Aktion mit dm Flashmob in Wien: 5 vor 12 für die Natur 05 Freilanderhebungen: Der Wildkatze auf der Spur 06 Europaschutzgebiete: Attacke gegen Natura2000-Netzwerk 07 Schwarze Sulm: Ist Kraftwerksvorhaben noch zu stoppen? THEMA 08
Das Grüne Band – ein europäisches Vorzeigeprojekt
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Eine der größten Naturschutzinitiativen ist 10 Jahre alt! Der baltische Abschnitt des Grünen Bandes
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Europäische Staaten bekennen sich zum Grünen Band
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Machbarkeitsstudie: UNESCO-Welterbe Grünes Band
Ingrid Hagenstein Dr. Uwe Riecken
Entwicklungen am Grünen Band Österreichs ab Seite 23
Dr. Karl Heinz Gaudry & Katharina Diel & Manuel Oelke & Gunnar Finke & Anita Beblek & Dr. Werner Konold
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Das Grüne Band – Die wahre Dimension
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OÖ: Wachsendes Interesse für das Grüne Band Gefährdungen am oberösterreichischen Grünen Band NÖ: Entwicklungen am Grünen Band Pilotregion nördliches Waldviertel Gefahren für das Grüne Band in NÖ
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Massive Eingriffe in Moorlebensräume im Waldviertel
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Steiermark: Entwicklungen am Grünen Band Konflikte am steirischen Grünen Band
Alois Lang
Mag. Gabriele Pfundner Ingrid Hagenstein
Seite 05 Der Wildkatze auf der Spur
Univ.-Doz. Prof. Dr. Johannes Gepp 34
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Burgenland: Grünes Band – eine Idee mit Leben füllen Kärnten: Wandernde Fledermäuse am GB Kärntens
INTERN 38 Fotoserie zu 100 Jahre Naturschutzbund Mag. Dagmar Breschar
45 U 2 REIHE: Was Spendengelder ermöglichen 48 Lesermeinung und Termine 49 Kinderseite 50 Buchtipps 51 Bücher der Landesgruppen 52 Adressen der Landesgruppen und Impressum 53 Mitglied oder Abonnent/in werden 54 Shop 56 Vorschau aufs nächste Heft Geschenkabo U 3 Insektenhotels, Nistkästen & Co – Kooperation von Naturschutzbund und Windhager
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Glückwunsch: Anneliese Klinger zum 70er Verein Naturschutzpark: 100 Jahre Engagement in den Hohen Tauern Umfrage zur Biotoppflege: Warum Menschen gerne helfen Mag. Barbara Grabner
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Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
Die Naturbildagentur
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18 wertvolle Naturflächen dank dm drogerie markt gerettet!
ZWISCHENBILANZ DER AKTION „NATUR FREIKAUFEN“
Auf der Suche nach den nur mehr an ganz wenigen Orten Österreichs vorkommenden Birkenmäusen entdeckt: das versteckte Birkenmausmoor im Böhmerwald.
in wahres Naturjuwel ist das „Birkenmausmoos“ im Böhmerwald. Das idyllisch gelegene Moor an der Grenze zu Tschechien scheint bisher in keiner einzigen Naturschutzdatenbank des Landes Oberösterreich auf und fiel Naturschutzbund-Experten erst 2005 und eher zufällig im Zuge von Birkenmaus-Erhebungen auf. Die fast zwei Hektar große Fläche scheint ein ursprüngliches Moor zu sein, das früher als
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Streuwiese genutzt wurde. Schon Mitte der 1960er Jahre dürfte diese aber zuletzt gemäht worden sein – die Fläche konnte sich wieder zu einem schönen Moor entwickeln. Über den gesamten Moorlebensraum verbreitet wachsen Torfmoos, Scheidiges Wollgras und Moosbeere, Arnika sowie Breitblättriges und Geflecktes Knabenkraut. Auch ornithologisch hat das Moor einiges zu bieten, leben hier doch Haselhuhn, Schwarzspecht und Tannenhäher. Möglich gemacht wurde der Ankauf dieses einmaligen Moores am Grünen Band durch den Naturfreikauf-Partner dm drogerie markt. Im Rahmen der Aktion spendeten 2011 und 2013 mehr als 20.000 dm Kundinnen und Kunden insgesamt 1,7 Mio. ihrer dm Vorteilswelt-Punkte für die gemeinsame Aktion „Natur freikaufen“. dm übersetzte die gespendeten Treue-Punkte in bare Münze, die dem Naturschutzbund für den Ankauf wertvoller Wiesen, Wälder und Moore zur Verfügung stehen. Das Resultat kann sich sehen lassen: Bis dato konnte der Naturschutzbund 18 wertvolle Naturflächen in sechs Bundesländern mit einer Gesamtfläche von mehr als 107.000 m² unter seine Obhut bringen. Und die nächsten Ankäufe stehen bereits unmittelbar bevor! Kontakt: Mag. Gernot Neuwirth gernot.neuwirth@naturschutzbund.at +43/(0)662/64 29 09-20
„5 vor 12 für die Natur“
Mehr als 300 Menschen beim | naturschutzbund | FLASHMOB
Fotos v. o.: Thomas Engleder Archiv Haus der Natur; Andreas Riedmann
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Wir alle sind Teil der Natur, doch der Natur geht es immer schlechter. Darauf wies der Naturschutzbund im September mit einem Flashmob im Wiener Donaupark hin. Mehrere hundert Personen unterstützten die Aktion und formierten sich gemeinsam zum Wort N A T U R. Das Foto, das dabei entstand, ist Symbol dafür, dass wir alle Teil der Natur sind und uns für den Schutz der
Natur – auch bei uns in Österreich – einsetzen müssen. Jeder Teilnehmer bei der Foto-Aktion rettete zudem 10 m² eines wertvollen Amphibienparadieses. Diese Unterstützung sicherte der Batteriehersteller Energizer dem Naturschutzbund zu – mit diesem Geld wird gerade eine bedrohte Iriswiese in der Feuchten Ebene im südlichen Wiener Becken angekauft. –HA-
Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
AKTUELL
Der Wildkatze auf der Spur Seit mehreren Jahren bemüht sich die Plattform Wildkatze, eine Bestandserhebung größeren Ausmaßes in Österreich durchzuführen. Nun endlich ist es gelungen, gleich für zwei Freilanderhebungen die nötigen Mittel aufzubringen. Zum einen wird sich der Naturschutzbund gemeinsam mit den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) – beide gehören der Plattform1 an – und dem Biosphärenpark Wienerwald (BPWW) auf die Suche nach Wildkatzen im Wienerwald wie auch in der Gegend von Pernitz (NÖ) begeben. Finanziell unterstützt wird dieses Projekt von der EU, dem Land NÖ und den ÖBf. Zum andern sucht der Naturschutzbund in Kärnten in Absprache mit der Jägerschaft und Grundbesitzern in ausgewählten Gebieten der Bezirke Spittal und Villach nach möglichen Wildkatzenvorkommen – hier kommt die Finanzierung über vielfaltleben, der Initiative des Lebensministeriums. Warum gerade in diesen Gebieten? Der Grund liegt in den viel versprechenden Hinweisen aus den genannten Gegenden. Gerade in Kärnten und zwar im Goldeckgebiet und am Wöllaner Nock, konnten im Laufe der letzten 12 Monate gleich zwei lebende junge Wildkatzen fotografiert und ein totes Tier gefunden werden. Das legt die Vermutung nahe, dass es hier noch mehr Wildkatzen geben könnte.
Dieses Jungtier (l.) konnte im Gebiet des Wöllaner Nocks fotografiert werden. Gut erkennbar: der typisch buschige, geringelte Schwanz und die verwaschene Fellzeichnung. Im rechten Bild wird ein Lockstock mit Baldriantinktur bestückt (im Oktober im Kärntner Untersuchungsgebiet).
den Baldrianduft angelockt werden, sich am Pflock reiben und Haare hängen bleiben. Beim NÖ Projekt kommt auch ein speziell auf Wildkatzenkot trainierter Hund zum Einsatz – eine Einmaligkeit in Europa. Für exakte Bestimmungen müssen Haare und Kotproben genetisch überprüft werden. Gesucht wird bevorzugt im Winter/Frühling, nach Möglichkeit in der Ranzzeit der Katzen. Die beim Naturschutzbund angesiedelte Wildkatzen-Koordinations- und Meldestelle erfasst alle Hinweise und wertet diese mit den zuständigen Experten aus. Damit ist garantiert, dass sämtliche Daten für die Forschung zur Verfügung stehen. Aktuell sind ca. 190 Wildkatzen-Hinweise dokumentiert. Text: Ingrid Hagenstein, Projektleitung Koordinations- und Meldestelle/Plattform Wildkatze, wildkatze@naturschutzbund.at 1 Österreichische Bundesforste, | naturschutzbund |, Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände, Nationalpark Thayatal, Tiergarten Wels, Alpenzoo Innsbruck-Tirol und Naturhistorisches Museum Wien
Wie wird gesucht? Eine bewährte Methode ist die Suche mit Lockstöcken in Kombination mit Fotofallen. Dazu stellt man aufgeraute Holzpflöcke in potenziellen Wildkatzenlebensräumen auf, besprüht sie mit Baldriantee und platziert eine Wildkamera so, dass der Lockstock im Fokus liegt. Dann heißt es warten und hoffen, dass Wildkatzen durch Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
Wildkatze oder nicht? Dieser Schnappschuss gelang einem Bundesforstmitarbeiter im Forstrevier Pernitz 2008. Fotos v. l. o.: Robert Fridrich; Christoph Steiner; Lukas Stepanek Zeichnung: Klaus Trifich
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26. September 2013: Protestkundgebung vor dem Lebensministerium in Wien. Der Naturschutzbund ist u.a. durch Vizepräsident en Johannes Gepp (vorne mit Fahne) vertreten. Prominenteste Teilnehmerin war Freda Meissner-Blau.
Foto: Archiv Naturschutzbund
Schwarze Sulm: ISt Kraftwerksvorhaben noch zu stoppen? n einer Stellungnahme hat die EU-Kommission am 20. 11. die Kraftwerks-Genehmigung nun infrage gestellt. Sie fordert Österreich auf, innerhalb der nächsten zwei Monate die Bewilligung noch einmal zu prüfen. Erst am 15. 10. hatte Umweltminister Berlakovich Amtsbeschwerde beim Verwaltungsgerichtshof gegen den Bescheid der Steiermärkischen Landesregierung zum Kraftwerksprojekt Schwarze Sulm eingereicht. Knapp 36 Stunden vor Ablauf der sechswöchigen Einspruchsfrist konnten damit endlich die Weichen für eine weitere Runde in der Auseinandersetzung um die Rettung der Schwarzen Sulm gestellt werden. Dem vorausgegangen sind monatelange Protestaktionen und Besetzungen von gemeinsam agierenden Organisationen, darunter auch der Naturschutzbund Steiermark. Die Schwarze Sulm nahe Deutschlandsberg ist einer der letzten intakten Flüsse Österreichs. Trotzdem wollen hier zwei private Investoren ein Wasserkraftwerk errichten. Außerdem planen sie Wasser aus dem Fluss abzuleiten, um es als Trinkwasser zu verkaufen. Obwohl dieses Projekt möglicherweise sowohl gegen österreichisches Wasserrecht als auch gegen EU-Recht verstößt, haben die steirischen Behörden den Bau in einem beispiellosen Akt genehmigt: Der zuvor festgestellte „sehr gute Zustand“ des Flusses wurde kurzerhand auf „gut“ herabgestuft. Mit seiner Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof kann rechtlich somit nur noch Bundesminister Nikolaus Berlakovich das Projekt kippen. –HA–
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Infos: www.riverwatch.eu Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
„GESCHICHTE“ DER SCHWARZEN SULM >>26. 9. 2013: Große Protestkundgebung in Wien (Foto) >>5. 9. 2013: Ohne die vereinbarte Frist abzuwarten, erteilt das Land Steiermark die wasserrechtliche Genehmigung und stuft den Wert der Schwarzen Sulm kurzerhand von „sehr gut“ auf „gut“ herab, um das Kraftwerk zu genehmigen. >>27. 8. 2013: Beamte von Bund und Land setzen sich zusammen, um das Projekt sowie Differenzen zu besprechen. Man vereinbart eine zweiwöchige Prüfungsphase. >>MAI 2013: Bau beginnt und wird aufgrund eines Einspruchs eines betroffenen Grundeigentümers gestoppt. Ein Protestcamp wird mit Unterstützung des Naturschutzbundes Steiermark errichtet. >>MÄRZ 2012: Wegen eines Formalfehlers hebt der Verfassungsgerichtshof den zweitinstanzlichen Bescheid des Bundes auf, damit ist der erstinstanzliche Wasserrechtsbescheid der Steiermark wieder in Kraft und der Betreiber kann mit dem Bau beginnen. >>NOVEMBER 2009: Das Lebensministerium entzieht dem Projekt die wasserrechtliche Genehmigung. Begründung: Fehlendes öffentliches Interesse am Kraftwerksbau und irreversible ökologische Verschlechterung des sehr guten Gewässerzustandes. >>OKTOBER 2007: Mahnschreiben der EU-Kommission an Österreich, weil das Projekt gegen die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie verstoße (Verschlechterungsverbot). >>JUNI 2007: Das Land Steiermark beruft gegen seinen eigenen positiven Wasserrechtsbescheid. Begründung: Im Sinne des Verschlechterungsverbots der Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL) ist das Projekt abzulehnen. Es beginnt die nochmalige Prüfung des Projekts durch das Lebensministerium. >>2006/07: Das Land Steiermark erteilt die wasserrechtliche und naturschutzrechtliche Genehmigung für das Kraftwerksprojekt, worauf die EU ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich einleitet. >>2001: Die Schwarze Sulm wird Natura2000-Gebiet. >>1998: Die Schwarze Sulm wird in die Liste der „Fließgewässer von nationaler Bedeutung“ aufgenommen. Diese Strecken sollen frei von Verbauung bleiben.
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THEMA
Das Grüne BanD
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Ein europäisches Vorzeigeprojekt EiNE DER GRößTEN NATURSCHUTz-iNiTiATivEN WELTWEiT iST 10 JAHRE ALT! ort, wo sich einst Stacheldrahtzäune, Wachtürme und strengstens bewachte Grenzstreifen als „Eiserner vorhang“ von Nord- nach Südeuropa zogen, fanden Tiere und Pflanzen in der unzugänglichen zone Rückzugsräume und Ausbreitungskorridore wie sonst nirgendwo. Über 40 Jahre lang währte die Schonzeit, in der Fauna, Flora und deren Lebensräume sich nahezu ungestört entwickeln konnten. Was in dieser zeit als Rückgrat eines europäischen Biotopverbundes entstand, erstreckt sich heute als Grünes Band (GB) zwischen Nordund Südosteuropa. im heurigen Jubiläumsjahr steht eines fest: Damit dieses europäische vorzeigeprojekt erhalten bleibt, braucht es das klare Bekenntnis aller Anrainerstaaten für eine nachhaltige Nutzung und mehr Schutz.
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Schon 2006 und 2009 waren zwei Natur & Land-Ausgaben der vision des Grünen Bandes, seiner Entwicklung, den verschiedenen Projekten, Schutzmaßnahmen und Gefährdungen gewidmet. Diesmal schauen wir uns an, was sich in der zwischenzeit getan hat, besonders in österreich, und wo die Probleme liegen. Anlass ist die Gründung der initiative „Grünes Band Europa“ im Jahr 2003, als dieses 6 Schutzprojekt europäische Dimension erlangte. Noch im selben Jahr lud der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland den Natur-
8-10 Der Balkanluchs ist ebenso wie die Chalzedonische Lilie im Grenzgebiet zwischen Mazedonien und Albanien und…
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…auch im Nationalpark Mavrovo beheimatet. Der BojanaFluss – hier sein Deltagebiet –bildet die Grenze zwischen den beiden GB-Staaten. 7 Station der Pressefahrt mit dem BUND 2010 am GB Niederösterreichs
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Lebensräume an den verschiedenen Abschnitten des europäischen Grünen Bandes (GB) und ihre Bewohner:
„Grenzen trennen. Natur verbindet.“
1 Blaupfeilpärchen im Paarungsrad 2 Das Naturschutzgebiet Okeraue ist eine Oase inmitten intensiv betriebener Landwirtschaft am zentraleuropäischen GB SachsenHalt/Niedersachsen. 3-4 Die Kreidefelsen am baltischen GB sind das Wahrzeichen Rügens – an den Stränden leuchten die Strand-Platterbsen. 5-6 Für ziesel lässt es sich im Neusiedler Seegebiet ganz gut leben – ihr Lebensraum liegt nahe der Darscholacke.
www.europeangreenbelt.org www.naturschutzbund.at schutzbund zu einer ersten informationsveranstaltung ein. Seither engagieren wir uns für die Erhaltung des 1.218 km langen österreichischen Abschnitts. Symbol für das Ende der politischen Eiszeit Schließlich erinnert das Grüne Band Europa als lebendiges Denkmal an die einstige Teilung Europas. Als Symbol für die Überwindung der Eiszeit zwischen Ost und West leistet es einen nicht unerheblichen Beitrag zum zusammenwachsen Europas, bietet es doch die einmalige Chance, zusammenarbeit über Grenzen hinweg zu fördern und den politischen Prozess der europäischen Einigung weiter voranzutreiben. Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 etablierten sich bald einige regionale Projekte in Deutschland zum
Schutz der einzigartigen Natur, die sich im Schatten der Grenzanlagen entwickelt hatte. Doch erst 2003 konnte die großartige europaweite initiative „Grünes Band Europa“ aus der Taufe gehoben werden – betreut von der iUCN, der internationalen Naturschutzunion. Nun, 10 Jahre später arbeitet eine vielzahl an verbänden, Gruppen und Fachbehörden in 24 Ländern zusammen, um der vision eines biotopverbindenden Netzes Leben einzuhauchen. Beispiele dafür sind drei transnationale Projekte in zentraleuropa, u. a. GreenNet und entlang der Ostseeküste (interreg), die vorbereitung weiterer grenzüberschreitender Schutzgebiete am Fennoskandischen und Balkan-Abschnitt, vorhaben zum Schutz der großen Grenzflüsse Drau und Mur. Auch Artenschutzprojekte in österreich für
Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
Fotos: Herbert Lux (1) Archiv BUND (2) Jörg Schmiedel (3,4) Wolfgang Schruf (5,6) Eva Brandeis (7) Mazed. ökol. Ges. MES (8,9) Gabriel Schwaderer (10)
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Abschnitte des Grünen Bandes Europas
Zur einzigartigen Unterwasserwelt der Tangwälder am ostseeabschnitt gehören auch der seehase (o. l.) und die seenadel (o. r.).
InfoBox
neU: Der BalTIsche aBschnITT Des Grünen BanDes
nur an der ostsee – im Bild o. ein estischer abschnitt – verläuft das Grüne Band entlang der Küste, die an ruhigen abschnitten von Kegelrobben besucht wird. Fotos: Jörg Schmiedel (Küste, Seehase); Elke Körner (Robbe, Seenadel)
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Ein Grünes Band (GB) von Naturjuwelen zieht sich entlang der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern bis Russland. Zur Zeit des Eisernen Vorhanges waren Teile der Küste vier Jahrzehnte lang unzugängliches Sperrgebiet. Dieser baltische Abschnitt, der „Baltic Green Belt“, ist mit seiner Küste und den Unterwasserlebensräumen eine Besonderheit. Der Ostseeabschnitt des Grünen Bandes schließt auf vielen Tausend Kilometern entlang der Küstenlinie artenreiche Unterwasserlebensräume und den Küstenstreifen an Land ein. Dieses „Grüne Band Ostsee“ gilt als eine der schönsten Landschaften Europas. Es wird viel besucht – von Touristen wie Einheimischen, aber auch von Hunderttausenden Zugvögeln, bedrohten Walen und riesigen Heringsschwärmen. Sie alle sollen hier auch künftig eine gemeinsame Heimstatt finden. Das lange vorbereitete, EU-geförderte Projekt „Baltic Green Belt“ lief von Februar 2009 bis Januar 2012, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und ein Netzwerk für das GB Ostsee aufzubauen, damit das GB in diesem Bereich nachhaltig entwickelt und die Lebensräume gesichert werden. Auch wenn das Projekt bereits beendet ist, sind einige Partner noch aktiv. So ist z. B. der BUND Mecklenburg-Vorpommern nun Regionalkoordinator für das Grüne Band Ostsee.
Mit dem Küsten- und dem Wasserstreifen ist das Grüne Band der Ostsee innerhalb des ausschließlich auf dem Kontinent verlaufenden ehemaligen Eisernen Vorhangs eine Besonderheit: Hier finden sich Unterwasserparadiese mit Tangwäldern und Seegraswiesen, Überflutungsmoore und Strandwälle, Buchten und Bodden. Das EU-geförderte Projekt „Baltic Green Belt“ hat wichtige Entwicklungen angestoßen: >> die Förderung der Zusammenarbeit von Umweltverbänden, Universitäten und Behörden für eine nachhaltige Entwicklung des Küstenstreifens (Konzept des integrierten Küstenzonenmanagements) >> die Initiierung weiterer Projekte vor Ort zur Sicherung der Umwelt- und Naturressourcen sowie zur Verbesserung der ökologischen Situation der Ostseeküste an Land und zu Wasser (Themen u. a. Eutrophierung, Abwasser, Landwirtschaft, Tourismus, Ferienanlagen, Abbau von Bodenschätzen (unterseeische Sandbänke, Riffe aber auch an der Küste), Infrastrukturbau (Straßen und Brücken), Ausbau von Hafenanlagen) >> die Unterstützung in der Umsetzung des Ostseeaktionsplanes (Baltic Sea Action Plan) der Helsinki-Kommission zum Schutze der Ostsee (HELCOM). Quelle: Homepage des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V., 2013: www.balticgreenbelt.de
Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013
viele vertreter von NGOs und behördlichen Naturschutzinstitutionen waren zur Grünen-Band-Konferenz 2012 im Nationalpark Mavrovo (FYR Mazedonien) gekommen.
Urzeitkrebse, den Osterluzeifalter oder die Wildkatze gehören dazu. Nachdem sich die iUCN 2010 als zentrale Koordinationsstelle zurückgezogen hatte, übernahm 2012 das „Coordination Board“ diese Tätigkeit. Von der Vision zur Marke Das Grüne Band Europa ist in der zwischenzeit auch zur „Marke“ geworden, die mit einer vielzahl schützenswerter, einzigartiger Landschaften, aber auch mit naturverträglichem Tourismus gleichgesetzt wird. Diese transkontinentale Biotopverbund-Achse hat eine Gesamtlänge von über 12.500 km, die vom Eismeer bis zur Adria und dem Schwarzen Meer reicht. Sie berührt dabei 24 Staaten und 8 biogeographische Regionen. Mehr als 3.200 geschützte Lebensräume liegen innerhalb eines 50 km breiten Korridors, 40 Nationalparks befinden sich direkt am früheren „Eisernen vorhang“, 16 davon sind grenzüberschreitend, wie z. B. die Nationalparks Thayatal/Národní Park Podyjí und Neusiedler See-Seewinkel/Fertő-Hanság Nemzeti Park. Da verwundert es nicht, dass gerade entlang des Grünen Bandes unzählige hochgradig gefährdete Arten überlebt haben, darunter zahlreiche EUweit geschützte, wie Wachtelkönig, Gelbbauchunke, ziesel, Birkenmaus, Flussperlmuschel, Luchs oder Wildkatze, um nur einige wenige zu nennen.
Bläuling und Böhmischer Enzian sind Arten am GB Oberösterreichs.
der Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung (siehe Beitrag S. 12) und der verleihung des „Green Belt Award“ begangen. veranstalter der Fachtagung waren das Bundesumweltministerium (BMU), das Bundesamt für Naturschutz (BfN), die Stiftung EuroNatur und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.v. (BUND). Hubert Weiger, vorsitzender des BUND und der erste, der im Jahr 2002 das Grüne Band Europa vorgeschlagen hatte, zeigte sich besonders über den Besuch der südkoreanischen Delegation beeindruckt und betonte: „Das Grüne Band Europa ist nicht nur der längste Lebensraumverbund weltweit, es verbindet zugleich Menschen und Kulturen. Es ist Sinnbild für die friedliche Überwindung des Kalten Krieges, wie sie hoffentlich eines Tages in Korea möglich sein wird. Die herausragende Bedeutung des Grünen Bandes für die biologische vielfalt und als lebendiges Denkmal der einstigen Teilung Europas muss in der
Wildkatzen streifen durch die Laubwälder des Hainich am Thüringer Abschnitt des zentraleurop. GB.
Jubiläumsveranstaltung mit Auszeichnung für Österreich Am 15./16. Mai 2013 wurde das 10-jährige Jubiläum der initiative in Berlin mit einer Tagung,
Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
Fotos v. o.: Archiv Naturschutzbund; Werner Gamerith; Thomas Engleder; ingrid Hagenstein; Dieter Manhart
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THEMA
Foto: Sascha Hilger
Anlässlich der 10-Jahresfeier in Berlin unterzeichneten etliche vertreter der 24 Anrainerstaaten die Absichtserklärung und erhielten den „Green Belt Award“.
InfoBox
eUropäIsche sTaaTen BeKennen sIch ZUr InITIaTIve „Grünes BanD eUropa“ Gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Initiative „Grünes Band Europa“ trafen sich vom 15. bis 16. Mai 2013 Akteure aus 24 europäischen Ländern in Berlin. Im Rahmen einer vom Deutschen Bundesumweltministerium veranstalteten Festveranstaltung bestand auch die Gelegenheit, eine gemeinsame Erklärung zur Förderung des europäischen Grünen Bandes zu unterzeichnen und damit die politische Absicht zu bekräftigen, sich weiterhin für dessen Schutz einzusetzen („Joint Declaration of Intent on the European Green Belt“). Hiervon machten Vertreter von elf Staaten Gebrauch, darunter auch Österreich. Zwischenzeitlich haben 15 der 24 Anrainerstaaten diese Erklärung gezeichnet – siehe Infobox. Zwei weitere Staaten haben in Form eines offiziellen Schreibens ihre Unterstützung zugesagt, weitere Staaten haben ihre Absicht zur Zeichnung bereits angekündigt. Insgesamt erhält die Initiative hierdurch erstmals in solcher Breite politische Unterstützung durch die Staaten entlang des Grünen Bandes Europas. Auf der anschließenden internationalen Fachtagung diskutierten die Teilnehmer über die Erfahrungen, Herausforderungen und die Zukunft
des einzigartigen Lebensraumverbundes. Während bereits viele (grenzüberschreitende) Projekte und Aktivitäten auf verbandlicher und behördlicher Ebene am Grünen Band erfolgreich umgesetzt werden, wünschen sich viele Beteiligte eine stärkere und nachhaltigere politische Unterstützung in ihren Ländern und von der Europäischen Union. Hoffnung machte hier eine Videobotschaft des EUUmweltkommissars Janez Potočnik. Veranstalter der Fachtagung waren das Bundesamt für Naturschutz (BfN) gemeinsam mit der Stiftung EuroNatur und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND). Die Etablierung einer offiziellen und länderübergreifenden Koordinationsstruktur war ein weiteres Schwerpunktthema. Großes Interesse an den Erfahrungen mit dem 12.500 km langen europäischen Grünen Band zeigten Vertreter aus Süd-Korea (Foto gegenüber), die auch Ihre Anstrengungen bezüglich der demilitarisierten Zone zwischen Süd- und NordKorea auf der Tagung präsentierten. www.bfn.de/0311_gruenes_band.html www.gruenesband.info www.europeangreenbelt.org
15 UNTERzEiCHNERSTAATEN Albanien Bulgarien Deutschland Finnland italien Kosovo Kroatien Lettland Norwegen österreich Polen Rumänien Tschechien Slowenien Ungarn 2 UNTERSTÜTzUNGSSCHREiBEN: Mazedonien Serbien
NOCH NiCHT UNTERzEiCHNET: Estland Griechenland Litauen Montenegro Russische Föderation Slowakei Türkei (Stand Oktober 2013)
Text: Dr. Uwe Riecken, Bundesamt für Naturschutz (BfN), Konstantinstr. 110, D-53179 Bonn T+ 49/228/8491-1510, Uwe.Riecken@BfN.de
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„Green-Belt-Award“ für österreich: Klaus Famira (österr. Botschaft Berlin), Johannes Gepp, Christine Pühringer (Projektleiterin; beide Naturschutzbund)
Ausweisung als UNESCO Weltnaturund -kulturerbe Anerkennung finden.“ Die BfN-Präsidentin Beate Jessel (Foto l.) sagte: „Wir sind uns als initiatorin und deutsche Fachbehörde unserer zentralen verantwortung für dieses europäische Projekt bewusst. Aus Sicht des Naturschutzes bietet das ‚Grüne Band Europa‘ die besten voraussetzungen zur Entwicklung einer internationalen „grünen infrastruktur“. Es ist das Rückgrat eines europäischen Biotopverbundes, so wie ihn jüngst als sogenannte ‚Grüne infrastruktur‘ auch die Europäische Kommission gefordert hat“. Die Präsidentin von EuroNatur, Christel Schroeder, wies auf die Gefährdungen durch zerstörerische infrastruktur-Großprojekte und industrielle Landwirtschaft hin: „Wenn das europäische Grüne Band nicht als Gesamtidee berücksichtigt wird, droht seine zerstückelung und damit seine Auflösung. Wir alle tragen die verantwortung dafür, dass diese friedensstiftende idee keinen Partikularinteressen geopfert wird.“ IM RAHMEN EINES FESTAKTES wurden mehrere Minister, Botschafter und weitere offizielle vertreter der 24 Anrainerstaaten des Grünen Bandes mit dem „Green Belt Award“ für ihre Unterstützung des europäischen Grünen Bandes ausgezeichnet. Naturschutzbund-vizepräsident Johannes Gepp nahm als „National Focal Point“ für das Grüne Band österreich gemeinsam mit einem vertreter der österreichischen Botschaft die
Auszeichnung in Empfang (Foto o. r.): „ich freue mich über die Würdigung unseres bisherigen Einsatzes für das Grüne Band. Mit der Unterzeichnung der Deklaration zu seinem weiteren Schutz sind wir der Erhaltung des Grünen Bandes ein Stück näher gerückt.“ Die Lenkungsgruppe der initiative Grünes Band Europa (Coordination Board) vergibt den „Green-Belt-Award“ an Staaten, die dieses internationale Projekt unterstützen. Das Grüne Band darf nicht abreißen Mittlerweile ist aus der idee, die wertvollen Lebensräume entlang des ehemaligen „Eisernen vorhangs“ als ein Grünes Band dauerhaft zu erhalten und weiterzuentwickeln, wenigstens teilweise Wirklichkeit geworden. Denn man darf sich das Grüne Band Europa nicht als durchgängiges Schutzgebiet vorstellen - es ist nur zu 1/3 unter ausreichenden Schutz gestellt. vielmehr reihen sich geschützte und nicht geschützte, naturverträglich und intensiv genutzte Gebiete beiderseits der Ländergrenzen aneinander und bilden ein lückiges Band. So ergab eine Lückenanalyse am zentraleuropäischen Grünen Band, dass von den 4.190 km beiderseits der Grenzen knapp 45 % nicht geschützt sind: in österreich sind es ca. 66 %, also 800 km (!), in der Slowakei,
Der Nutzungsdruck auf das Grüne Band durch verkehrswege ist groß.
Fotos v. o.: BfN; Sascha Hilger; wikipedia/My Friend; Daniela Leitzbach/BUND
vom BUND veranstaltetes Treffen zum 10-jährigen Jubiläum am 15. Mai 13 in der Gedenkstätte Berliner Mauer. in der Mitte die Delegation aus Süd-Korea.
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vor Beginn einer Boots- und Pressefahrt Ende Juni d. J. am GB von der Süd-Steiermark bis zur Mündung der Mur in die Drau (HU/CRO): das internationale Murschutzkomitee, u. a. vertreten von Stanka Desnik (1, SLO), Johannes Gepp (2, National Focal Point für das GB österreich) und Bernard Wieser (4, österr. Sprecher des int. Murschutzkomitees Stmk.). Mit dabei war der kroatische Umweltminister Mihael zmajlović (3).
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GB-proJeKTBüros
Kroatien und Slowenien sieht es besser aus: Hier sind nur 20 % ungeschützt, allerdings ist der Schutzstatus teilweise recht niedrig (Daten aus 2009). Der Nutzungsdruck, ehemals abgelegene Gebiete der Grenzregionen mit teils überbordender infrastruktur auszustatten, gefährdet das Gesamtprojekt, weshalb es das vorrangige ziel der initiative ist, das Grüne Band als europäisches, biotopverbindendes Netz zu festigen und dauerhaft zu erhalten.
InfoBox
PROJEKT GREENNET. Um dem zuvor genannten ziel näher zu kommen, wurde 2011 ein Projekt entwickelt, das 11 Projektpartner aus österreich, Deutschland, Tschechien, Slowenien und italien gemeinsam mit der EU finanzieren. 11 weitere Partner bringen sich u. a. mit ihrem Fachwissen ein. in sechs Pilotregionen, die ungeschützt bzw. bedroht sind, werden noch bis 2014 Maßnahmen gesetzt, die die Lücken am Grünen Band schließen helfen (infobox). Drei dieser Regionen liegen in österreich, weshalb auch die Naturschutzbund-Landesgruppen Nö, Steiermark und Burgenland eingebunden sind (mehr darüber ab Seite 26).
Fotos S. 14 v. l. o. n. r. u.: Archiv Naturschutzbund; Johannes Gepp (2); Thomas Holzer; Peter Buchner/ piclease Fotos S. 15 v. o.: Thomas Stephan; BUND; Archiv Naturschutzbund (3)
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Das Grüne Band Fennoskandien Baltic Fund for Nature Universitetskaya emb. 7/9 RU-199034 St. Petersburg Russland bfn@bfn.org.ru T +7/812/328 96-20
Fotos unten: GreenNetPilotregion Weinviertel mit der Kreuzenzianwiese und dem KreuzenzianAmeisenBläuling
sechs GreenneT-pIloTreGIonen nördliches Weinviertel/Znojmo/Jarovce-rusovce (AT/CZ/SK): Probleme: Verlust wertvoller Feuchtwiesen, Trockenrasen und Salzstandorte durch landwirtschaftliche Intensivierung, hoher Siedlungsdruck im Raum Bratislava (mehr auf S. 28) steirisch-slowenisches Grenzgebiet Kutschenitzabach-Mur: Probleme: harte Verbauung der Kutschenitza im Projektgebiet, intensiver Maisanbau mit Schadstoffeintrag (mehr auf S. 35) südliches Burgenland/Ungarn/slowenien (AT/HU/SI): Probleme: „Bauernsterben“: Trockenrasen, Feuchtwiesen, Wein- und Obstgärten wachsen zu, die Artenvielfalt nimmt ab. oberpfälzer Wald/Česky les (D/CZ) Grabfeld (D-Thüringen/Bayern) naturpark Julische alpen und nationalpark Triglav (i/Si)
www.greennet-project.eu
Das Baltische Grüne Band (Ostseeküste) BUND-Landesverband MecklenburgVorpommern Wismarsche Straße 152 D-19053 Schwerin T +49/(0)385/52 13 39-0 bund.mv@bund.net www.bund-mecklenburg-vorpommern.de Das Grüne Band Zentraleuropa BUND-Projektbüro Grünes Band BUND Naturschutz in Bayern e.V. Hessestr. 4 D-90443 Nürnberg T +49/(0)911/57 52 94-10 gruenesband@bund-naturschutz.de www.dasgrueneband.info Das Grüne Band Balkan EuroNatur Konstanzer Str. 22 D-78315 Radolfzell T +49/(0)7732/92 72 info@euronatur.org www.euronatur.org
GB-Wahrzeichen: Braunkehlchen auf einem DDRGrenzstein
InfoBox
MEiLENSTEiNE 19. Juni 2002 Die Idee eines Grünen Bandes durch Europa wird erstmals öffentlich verkündet: vom BUND und Bundesamt für Naturschutz (BfN) bei der Einweihung des West-Östlichen Tores im Eichsfeld. Michael Gorbatschow, der ehemalige Präsident der UdSSR, wird Schirmherr des Grünen Bandes (Bild 1). 15. - 16. Juli 2003 Start der Initiative mit einer BfN-Fachtagung in Bonn. Ehrengast der Veranstaltung ist wieder Michael Gorbatschow. 26. November 2003 Erstes Treffen des BUND mit Vertretern des Naturschutzbundes Tschechischer NGOs im Grenzstädtchen Bayerisch Eisenstein/ Železná Ruda (D/CZ), um über eine Kooperation zu beraten (Bild 4) 26. - 30. April 2004 BUND, Naturschutzbund und Hnuti Duha (Friends of the Earth Tschechien) führen die 1. Pressefahrt entlang des Grünen Bandes Zentraleuropa (vom Grünen Band Bayern-Tschechien bei Hof bis zum Dreiländereck Österreich, Slowenien, Italien) durch (Bild 3). 2004 Der Naturschutzbund wird vom Umweltministerium zum National Focal Point für das Österreichische Grüne Band ernannt: Erste allgemeine Informationsphase – Erstellung von Broschüren, Infofaltern, Plakaten. 9. – 12. August 2004 Gemeinsam veranstalten IUCN und BfN im Nationalpark NeusiedlerseeSeewinkel/Fertő-Hanság Nemzeti Park die erste Tagung der internationalen Arbeitsgruppe zum Europäischen Grünen Band. Die von den Regierungen der Anrainerstaaten benannten National Focal Points und international am Grünen Band tätige Naturschutzorganisationen diskutieren ein Arbeitsprogramm und die Struktur der Initiative. Die IUCN richtet ein Grünes Band Sekretariat ein. 2005 >Das Arbeitsprogramm und die Struktur für das Europ. Grüne Band treten in Kraft. Es werden drei Regionalkoordinatoren benannt: Fennoskandien: Zapovedniks und Nationalparke Nordwestrusslands; Zentraleuropa: BUND Projektbüro „Grünes Band“; Balkan: Stiftung Europäisches Naturerbe (EuroNatur) 2005 >Der Naturschutzbund veranstaltet den 43. Österreichischen Naturschutztag „Leben am Grünen Band“ in Orth an der Donau.
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April (bis November 2006) Projekt zum Balkan Luchs und zur Etablierung eines grenzüberschreitenden Nationalparks Jablanica-Shebenik-Gebirge (Grenze Albanien – FYR Mazedonien) Oktober (bis 31. August 2007) Als Datengrundlage für die weitere Arbeit der Initiative erfolgt die kartografische Erfassung des europäischen Grünen Bandes durch die IUCN, gefördert durch DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) und BfN. 2005/06 Grünes-Band-Infozentren Leopoldschlag (OÖ, Bild 2) und Gosdorf (Stmk.) werden vom Naturschutzbund eingerichtet.
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InfoBox
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Das KemeriHochmoor in Lettland
2006 „Leben am Grünen Band“ Naturschutzbund Info-CD geht an alle Grenzgemeinden. Juni (bis Mai 2008) Erstes EU-gefördertes Projekt für das Grüne Band Europa mit 18 Partnern aus acht Staaten, u. a. auch Österreich (Interreg III B-project „Green Belt“). Ziel: Schutz und Entwicklung des grenzüberschreitenden ökologischen Korridors „Grünes Band“ – Lückenanalyse, nachhaltige Regionalentwicklung, rücksichtsvolle Infrastrukturentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, touristisches Marketing, Bildungsprojekte und die Etablierung eines langfristigen Netzwerkes. 2008 Ausweisung des albanischen Teils des grenzüberschreitenden Jablanica-ShebenikGebirges als Nationalpark (Bilder 5-6: Karte: grüne Bereiche mit Luchsvorkommen) 2009 Grünes-Band-Ausstellung im Rahmen der Kulturhauptstadt Linz09 mit zweisprachigem Ausstellungskatalog; Int. Konferenz: „Das Grüne Band Europas – Chance für Mensch und Natur“ in Linz im Oktober; GeoTag der Artenvielfalt am Grünen Band Februar (bis Februar 2012) INTERREG IV B-Project „Baltic Green Belt“ auf Initiative des BUND, mit 15 Partnern aus allen Anrainerstaaten der südlichen und östlichen Ost-
Regionaltreffen der Fennoskandischen Partner in Laheema (Estland).
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Fotos v. l. o.: Kerstin Sauer; MES; Nikolaou; Jörg Schmiedel; Archiv Naturschutzbund
see von Travemünde bis zur Finnisch-Russischen Grenze (Bild 8) >Festveranstaltung anlässlich des 20. Jubiläums des deutschen Grünen Bandes >Die Premierminister von Albanien, Griechenland und FYR Mazedonien bekräftigen die 2000 gezeichnete Erklärung zum Schutz des grenzüberschreitenden Prespaparks (Bild 7 Prespasee) 26. Oktober Forderung zur Sicherung des Grünen Bandes entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze als „Naturmonument“ und Entwicklung eines Grünen Bandes Europa als Teil der Koalitionsvereinbarung der deutschen Bundesregierung. 2010 Die Umweltminister von Norwegen, Finnland und Russland unterzeichnen ein Memorandum of Understanding zum Schutz des Fennoskandischen Grünen Bandes. 2011 Neustrukturierung der Initiative mit Etablierung einer Koordinierungsgruppe, bestehend aus den drei Regionalkoordinatoren, ausgewählten nationalen Focal Points und Naturschutzverbänden. Euronatur wird Sprecher der Initiative. April (bis März 2014) INTERREG IV B-Projekt „GreenNet” (Zentral Europa) mit 22 Projektpartnern aus sechs Staaten unter Beteiligung des Naturschutzbundes will Beitrag leisten zum Erhalt des Grünen Bandes als Teil eines ökologischen Netzwerkes, spezieller Fokus auf die nicht geschützten Abschnitte in Zentraleuropa. 2012 Im Rahmen der 6. Paneuropäischen Tagung der Initiative im Mavrovo-Nationalpark werden erste Schritte für eine Institutionalisierung der Initiative eingeleitet und das Baltische Grüne Band (Ostseeküste) als vierte Region etabliert. >In der Grenzregion zwischen Ungarn und Kroatien wird ein rd. 6.310 km² großes grenzüberschreitendes Biosphärenreservat entlang der Drau etabliert. 15. Mai 2013 Festveranstaltung anlässlich des 10-Jahres-Jubiläums der Initiative im Bundesministerium für Umwelt in Berlin: 11 von 24 Staaten unterzeichnen die Absichtserklärung (Joint Declaration of Intent) 4. Sept. 2013 Vier weitere Staaten unterzeichnen die Absichtserklärung (Joint Declaration of Intent); ein Unterstützungsschreiben.
Text: Ingrid Hagenstein | natur-land@naturschutzbund.at
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WELTERBE GRÜNES BAND
Durch den Motorbootverkehr mitten durch ihre Nistplätze auf den Schwimmblättern der Seerosen sind die Weißbartseeschwalben stark gefährdet.
MACHBARKEITSSTUDIE
DER EINSTIGE KORRIDOR ZWISCHEN WEST UND OST WIRD DANK SEINER NATÜRLICHEN LEBENSRÄUME ALS RÜCKGRAT EUROPAS BEZEICHNET UND ALS ERBE UND DENKMAL EUROPÄISCHER GESCHICHTE HERVORGEHOBEN. OB ER ZU EINER UNESCO-WELTERBESTÄTTE WERDEN KANN, WIRD DERZEIT ERHOBEN.
m Zuge eines neuen Forschungs- und Entwicklungsvorhabens wird zwischen 2012 und 2014 bewertet, inwiefern das Grüne Band das Potenzial für eine UNESCO-Welterbestätte besitzt.
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Wer macht die Studie? In Kooperation mit der Professur für Landespflege der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg und der Firma agrathaer für Strategische Landnutzung werden in dem zweijährigen Projekt die herausragenden Natur- und Kulturwerte und die damit verknüpften Gebiete des Grünen Bandes in Deutschland bzw. Europa evaluiert. Vorgegeben durch die Arbeitsrichtlinien der Welterbekonvention wird das Grüne Band unter verschiedenen Aspekten analysiert und global mit ähnlichen Stätten verglichen. Darunter fallen u. a. der herausragende, universelle Wert, die Nominierungskriterien, die Aussage über Integrität und Authentizität sowie Schutz- und Managementmechanismen der eventuell zu nominierenden Stätte.
Mit seinen riesigen Teppichen aus Wassernuss, Teich- und Seerosen gehört der Skutarisee zwischen Albanien und Montenegro zu den letzten Vogelparadiesen Europas.
Ziel der Machbarkeitsstudie Ziel des Vorhabens ist eine Einschätzung über die Erfolgsaussichten einer Nominierung des Europäischen Grünen Bandes als UNESCO Weltnatur- und/oder -kulturerbe. Dabei werden neben der natürlichen und kulturellen Ausprägung auch die Besonderheiten bezüglich der verbindenden Werte betrachtet. Diese ergeben sich aus der Vielfalt der Einzelelemente und machen das Grüne Band zu einem Identifikationsobjekt für alle beteiligten Staaten sowie für jedes Teilgebiet. Im Rahmen der ergebnisoffenen Projektbearbeitung sollen insbesondere die (landschafts-)historischen und naturlandschaftlichen Elemente genauer untersucht werden, die zu einer möglichen Nominierung führen könnten. Möglichkeiten sowie Chancen und Risiken innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen werden anhand der UNESCO-Leitlinien zur Umsetzung der Welterbekonvention geprüft. Daraus ergibt sich eine Reihe von Fragen, die im Rahmen der Studie angesprochen und beantwortet werden sollen, etwa welche Szenarien denkbar sind, welche Teilgebiete potenziell in Frage kommen und welche konzeptionellen
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Fotos v. l.: Wikipedia /Wusel007; Wolfgang Schruf
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Aspekte bei einer Umsetzung berücksichtigt werden müssten. Durchführung
Heidelibelle am GB Burgenland, Wachtelkönig am GB OÖ Fotos v. o.: Wolfgang Schruf; Josef Limberger
Die Durchführung der Studie ist grob gesehen in drei Teile gegliedert, wobei jedoch die Arbeitspakete Schleifen für eine Rückkopplung zulassen. In der ersten Phase wird das Grüne Band auf seine Werte hin untersucht und die verschiedenen Aspekte in den Gebieten und Teilregionen von Fennoskandia, über das baltische und zentraleuropäische bis hin zum südosteuropäischen Grünen Band erhoben. Dabei sind auch die unterschiedlichen Definitionen des Grünen Bandes zu berücksichtigen: Es ist sowohl ein europäisches Projekt zur grenzüberschreitenden Verständigung (Gorbatschow, 2003), eine Initiative zur Förderung eines ökologischen Korridors (IUCN, 2005; BfN, 2012) als auch ein Gebiet, das als grenzbegleitende Pufferzone eine andere wirtschaftliche, ökologische und teilweise auch kulturelle Entwicklung genommen hat, als die Gebiete innerhalb der Länder (Sterr, Maack et al., 2012). Die erste Phase dient im Ergebnis einem besseren Verständnis der definierenden und besonderen Eigenschaften des Grünen Bandes, die nach ihrer historischen Entwicklung, den grenzüberschreitenden Aktivitäten und der heutigen Ausprägung der (ehemaligen) Grenzlinie beschrieben werden. In der zweiten Phase werden die besonderen Eigenschaften und Werte mit den Leitlinien der UNESCO in Beziehung gesetzt. Methodisch werden für die Erarbeitung der Studie mehrere Elemente aus der Szenarienanalyse verwendet. Das Vorgehen, das von der UNESCO vorgegeben wird, eignet sich besonders für die Erfassung und Bewertung von möglichen zukünftigen Zuständen, und es beschreibt alternative Vorgehensweisen anhand von bestehenden, erhobenen oder akteurbasierten Schlüsselfaktoren. In der dritten Phase werden die Szenarien konzeptionell weiterentwickelt und mit zusätzlichen Informationen untersetzt. Das Projektteam überprüft die Szenarien auf Konsistenz und Genauigkeit in der Beschreibung. Unter besonderer
Berücksichtigung des seriellen Ansatzes wird für jedes Szenario eine Defizitanalyse durchgeführt, um dabei vor allem die Erfüllung der Voraussetzungen im Sinne des Welterbeübereinkommens zu prüfen. Der gesamte Prozess wird vom BfN und einer begleitenden Arbeitsgruppe, bestehend aus Experten und Akteuren am Grünen Band, begleitet. Aus Sicht des Naturschutzes vereint das Europäische Grüne Band bedeutende Gebiete in mindestens 23 Ländern. Die Besonderheit der Initiative liegt auch darin begründet, dass quer durch Europa ein verbindendes Thema viele verschiedene Akteure und Organisationen motiviert, Natur zu erhalten und Lebensräume für Mensch und Natur zu entwickeln. Dadurch werden viele kleine und größere Aktivitäten zu einer gemeinsamen Gesamtdarstellung von kultureller Vielfalt und Biodiversität in all ihren Ausprägungen. Ehemalige und bestehende Landesgrenzen sind seit jeher besondere Räume in Bezug auf den Erhalt einer gebietstypischen Landschaft, wie auch kultureller Traditionen, Dialekte oder Architekturen. Die unterschiedlichen Ausprägungen der menschlichen Besiedlung an Grenzen – Küste versus Binnenland, stark besiedelte und vernetzte Regionen (Wien-Budapest-Bratislava) versus schwach besiedelte und strukturarme Gegenden (Finnland-Russland), kleinstrukturierte und diverse Landschaften versus großflächige Naturräume – machen das Grüne Band zu einem spannenden linearen Beobachtungsgebiet innerhalb europäischer Kulturlandschaften. Referenzen: Gorbatschow, M. (2003). „Perspectives of the Green Belt“ Chances for an Ecological Network from the Barents Sea to the Adriatic Sea. International Conference - 10th Anniversary of the German Federal Agency for Nature Conservation, Bonn, Bundesamt für Naturschutz (BfN). IUCN (2005). European Green Belt: Programme Of Work. Brussels, Belgium, IUCN Regional Office ofr Europe: 8. BfN. (2012, 29.08.2012). “The Green Belt“, Retrieved 26.10.2012, 2012, from http://www.bfn.de/0311_gruenes_band+M52087573ab0.html. Sterr, H., S. Maack, et al. (2012). Development Concept for the Territory of the Baltic Green Belt - A Synthesis Report of the INTERREG IVB Project Baltic Green Belt. Coastline Reports. S. M. M. S. H. Sterr. Kiel, Department of Geography, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, INTERREG Project Baltic Green Belt – INTERREG IVB Baltic Sea Programe, European Regional Development Fund. 20: 129. Scholz, R. W. and O. Tietje (2002). Embedded Case Study Methods - Formative scenario analysis, SAGE Publications, Inc.
Autoren: Dr. Karl Heinz Gaudry1 (Foto) | Katharina Diehl2 (Foto) | Manuel Oelke1, | Gunnar Finke2 Anita Beblek2| Prof. Dr. Werner Konold1 1 Albert-Ludwigs Universität Freiburg | Professur für Landespflege | Tennenbacher Str. 4 | D-79106 Freiburg T +49/(0)761/203 36 32 | karl-heinz.gaudry@landespflege.uni-freiburg.de 2 agrathaer GmbH for Strategic Land Use | Eberswalder Str. 84 | D-15374 Müncheberg < T +49 (0)33432/821 41 katharina.diehl@agrathaer.de
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DIE WAHRE DIMENSION EINSCHÄTZUNGEN ZUM POTENZIAL EINES MANCHMAL MISSVERSTANDENEN NATURSCHUTZPROJEKTS Mit dem Grünen Band rennt man bei Medienleuten offene Türen ein. Diese positive Erfahrung konnten schon viele Akteure im Laufe dieser zehn Jahre machen. Das Sichtbarmachen einer Initiative ist also gar nicht so unmöglich, wäre da nicht diese Beschränktheit in der inhaltlichen Darstellung. Was heißt das? Von Alois Lang um einen ist die Darstellung des Grünen Bands in Text und Bild viel zu oft auf den Naturschutz an sich beschränkt: Hier der Hinweis auf den letzten intakten Lebensraum dieser Rote-Liste-Art, dort auf die Gefährdung durch rücksichtslose Bauern, Touristiker oder Straßenbauer, da die Forderung nach der Ausweisung eines neuen Schutzgebiets, selbstverständlich ohne Berücksichtigung der wirtschaftlichen Probleme eines Grenzgebiets; und um auch im Bild deutlich zu machen, was das Grüne Band ist, verwendet man noch heute Flugaufnahmen, die einen schmalen Streifen Grün mitten in einer industrialisierten Agrarlandschaft zeigt. Zum anderen, und das ist vielleicht die noch schmerzhaftere Beschränktheit, gibt es Publika-
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Vermessung des GB in Deutschland. Daneben das „Bodrogfest“ im serbischkroatischen Grenzgebiet der mittleren Donau: Im Mittelpunkt steht das Naturerbe der Donau-Auen. (Fotos v. o. l.)
tionen unter dem klingenden Namen der Initiative, die Ökosysteme und Schutzgebiete ausschließlich auf der eigenen Seite der Grenze zum Inhalt haben. Und selbst in dieser einseitigen Darstellung findet sich kein konkreter Hinweis auf die Bedeutung des Naturerbes für die Regionalentwicklung. Solange das noch wohlwollend abgenickt wird, bleibt das Grüne Band unsichtbar. Auch im Naturschutzsektor lieben Menschen Superlative. Wenn also „das Rückgrat eines ökologischen Netzwerks*“ mindestens 8.000, dann, nachgemessen, sogar 12.500 „Das Grüne Band ist eine km lang ist und 2003 Naturschutzstrategie der zunächst 21, heute 24 Länerfrischend anderen Art.“ der Europas miteinander verbindet, wenn an diesem Korridor zumindest 400 international bedeutende Schutzgebiete unterschiedlicher Kategorie liegen, wenn es alle biogeographischen Regionen des Kontinents durchzieht und wenn da und dort die Wissenschafter – manche nennen diese dann „Erbsenzähler“ – so und so viele tausend Tier- oder Pflanzenarten nachgewiesen haben, klingt das beeindruckend. Vielleicht. Hoffentlich. Aber darum geht es eigentlich gar nicht, wenn die Fotos v. l.: Wolfgang IUCN wahre Dimension des Grünen Bands in Europa Degelmann; Europe (2); Stanka Modra beschrieben werden soll. 24 Länder verbindet das Grüne Band miteinander.
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3-Länder Schutzgebiet RaabÖrség-Goricko (AT, HU, SLO): Das Memorandum of Understanding von 2006 erleichtert zwar die Zusammenarbeit zwischen den zwei Naturparken und dem Nationalpark (Örség, HU), das sehr unterschiedliche Management verhindert aber bis heute Fortschritte in der nachhaltigen Regionalentwicklung, die über symbolhafte Projekte hinausgehen.
Illegaler Schotterabbau an der Drau: Bei den Filmaufnahmen zur BBC-Doku 2008 zum GB gab es sogar tätliche Übergriffe auf das Drehteam.
Stara planina Serbien: In dieser Grenzregion zu Bulgarien ist die Abwanderung kaum zu stoppen. Wenn Politiker eine schnelle Regionalentwicklung – z. B. mittels der Errichtung eines Schigebiets – versprechen (kleines Bild), kommt das besser an als vage Versprechen, mit sanftem Tourismus Wertschöpfung in die Region zu bringen.
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Das Grüne Band ist eine Naturschutzstrategie der erfrischend anderen Art. Die allen Europäern gut bekannte jüngere Geschichte, die eine Geschichte der Ost-West-Teilung ist, zu nutzen, um ihnen die unglaubliche Vielfalt und den Reichtum des gemeinsamen Naturerbes vor Augen zu führen – so etwas kann weder in Brainstormings (Ideenfindung) noch in „Think Tanks“ („Denkfabriken“) erdacht werden, sondern nur als Rede-Provisorium auf der Bahnfahrt zu einer Naturschutzveranstaltung – so geschehen zur Zeit der Wende in Deutschland. In diesem ziemlich unkonventionellen Zugang auf Zielgruppen, denen sonst der Naturschutz wegen dessen Hang zu Restriktionen und Katastrophenszenarien nicht wirklich grün ist, liegt nicht weniger als eine Chance der Neupositionierung des gesamten Sektors: Jahrzehntelang wurde getrommelt, dass der Mensch das Problem ist, der Mensch als Wirtschafter, als Jäger, als Straßenbauer, als Touristiker, und die Lösung darin liegt, die Natur einfach heile Natur sein zu lassen. Und jetzt so etwas. Sichtbare Grenze, aber unsichtbares Grünes Band Es hilft nichts, da und dort mit Denkmälern, Tafeln und konservierten Grenzeinrichtungen auf den ehemaligen Eisernen Vorhang hinzuweisen und zu hoffen, dass damit auch das Grüne Band in der Landschaft erkennbar wird. Im Gegensatz zu Türmen und Bunkern, zu Stacheldraht und vegetationslosen Sandstreifen ist das Grüne Band nicht sichtbar. Ein Naturschutzprojekt, das die Vernetzung von intakt gebliebenen Ökosystemen, von Rückzugsgebieten und von Verbreitungskorridoren ebenso zum Ziel hat wie die grenzüberschreitende, nachhaltige Entwicklung in lange benachteiligten Regionen ist auch deshalb eine große Herausforderung, weil es eine andere Form der Öffentlichkeitsarbeit braucht. Und gerade diese Basis konnte der Naturschutzsektor bisher nur ansatzweise schaffen, gerade hier zeigen sich die Defizite, gerade hier drücken die Altlasten des – nicht nur aus heutiger Sicht – so einseitigen, ja primitiven Campaignings.
Das IUCN-Team 2006: Das europäische Regionalbüro nahm die Unterstützung des GB sehr ernst, auch die Aussenstelle Moskau engagierte sich.
rer Gesellschaft sehr wohl etwas Handfestes, Lokalisierbares gut gebrauchen, etwas, das über das Kirchturmdenken nationaler NGOs und über die Spendenaufrufe etwa zur Rettung des Sibirischen Tigers hinausgeht. Die Chance, grenzüberschreitenden Naturschutz für die gemeinsame „Alltagsarbeit“ zu positionieren und Netzwerke aufzubauen, wurde über die Jahre genutzt, ebenso wie die Gründung einer Initiative, die den unterschiedlichen Konventionen zuarbeitet – sehr effizient und ohne Profitgier. Was weitgehend verloren ging, war das anfängliche Engagement der „Eltern“ des European Green Belt, der IUCN Europa. Diese war prädestiniert für den Aufbau und die Betreuung des Netzwerks, für das Design des Arbeitsprogramms in Abstimmung mit den Schlüsselakteuren, für das Anstoßen von Projekten, für eine akkordierte Öffentlichkeitsarbeit. Mit den fehlenden finanziellen Mitteln wurde aber die Rolle als koordinierende Organisation aufgegeben, anscheinend gab und gibt es andere Prioritäten in Brüssel wie in Gland. Auf regionaler Ebene sehen sich nach wie vor vier Koordinatoren in der Pflicht, ihre Partner und Kollegen in den Ministerien, NGOs und Schutzgebietsverwaltungen zu unterstützen – wenn es diese „National Focal Points“ denn auch überall gäbe. Auch hierbei manifestiert sich der unterschiedliche Zugang zum Grünen Band: In manchen Ministerien wurde das Grüne Band sogar als eine weitere Konvention angesehen („Haben wir das überhaupt unterzeichnet?“), die zur Errichtung von möglichst vielen Schutzgebieten an der Grenze verpflichtet. Es „menschelte“ von Anfang an, mit Focal Points, die sich als erfahrene, aber völlig inaktive Konferenztouristen entpuppten und solche, denen Öffentlichkeitsarbeit für den (amtlichen) Naturschutz ein Gräuel war.
Eine Form der Kindesweglegung?
Schleichende Vernachlässigung eines einzigartigen Naturprojektes
Hinter der Idee, aus regionalen Ansätzen am Grünen Band wie in Deutschland oder zwischen Finnland und Russland etwas paneuropäisches zu schaffen, hat 2003 sogar altgediente Naturschutzfunktionäre begeistert. Der europäische Gedanke kann also auch in diesem Sektor unse-
Die allmähliche Vernachlässigung einer gesamteuropäischen Koordination des Grünen Bands hat nichts daran geändert, dass ein Projektantrag, der die Ziele der Initiative stark betont, durchaus mit besseren Chancen auf eine Genehmigung rechnen kann. Anders gesagt: Am
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Nur im Rahmen von Projekten gab bzw. gibt es Geld für Informationsmaterialien wie für die GB-InfoCD an alle GBGemeinden Österreichs – mit der Folge, dass nur anlassbezogen produziert werden kann.
Fotos v. l. o.: Thomas Böhm; Alois Lang; Dragan Bosnic; IUCN Europa
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Stehen für das GB-Netzwerk: Der Vorsitzende des BUND, Hubert Weiger, und National Focal Point für das GB Österreich, Johannes Gepp
Projekttreffen 2007 im Nationalpark Bayerischer Wald im Zuge der Umsetzung des ersten zentraleuropäischen GB-Projektes in Zwiesel
Förderprojektmarkt ist das Grüne Band eine wertvolle Marke geworden. Das wissen mittlerweile einzelne Trittbrettfahrer genau so gut wie Universitäten und NGOs. Geht die Eroberung des Grünen Bands durch Theoretiker so weiter, lässt sich der Absturz der Reputation der Initiative auf lokaler Ebene unschwer voraussagen. Es reicht heutzutage nicht mehr, in ein ziemlich abstraktes Naturschutzprojekt in Copy-Paste-Manier ein paar Zeilen zu den wirtschaftlichen Chancen (am besten im Tourismus) einzufügen, um in den durch den Strukturwandel gebeutelten Grenzdörfern Eindruck zu machen. Wenn es so einfach wäre, hätten das schon längst die einheimischen Landschaftsökologen gemeinsam mit den lokalen Touristikern in Angriff genommen. Gefragt sind vielmehr Ansätze, die genau darauf aufbauen, was das Grüne Band so einzigartig macht – auch und vor allem im Hinblick auf die gemeinsamen, also grenzüberschreitenden Entwicklungschancen. Nichts ist stärker und wirkungsvoller als die Natur, wenn die mühsame Wiederherstellung der regionalen Identität eines einst willkürlich zerschnittenen Landstrichs gefragt ist, und der Naturschutz kann dabei wie kein anderer Sektor alle Gesellschaftsbereiche in seine Arbeit einbinden. Die besten Beispiele für diese genutzte Chance findet man in jenen Gebieten am Grünen Band Europa, wo die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Naturschutz zu einer verbesserten sektorübergreifenden Zusammenarbeit im eigenen Land geführt hat. Was der Grünen-Band-Initiative gut täte
Fotos v. l.: Alois Lang; Archiv Naturschutzbund
Wirklich groß und dauerhaft bedeutend kann das Grüne Band nur dann werden, wenn auf zwei Ebenen koordiniert und zielorientiert gearbeitet wird: V Die ungeheure Erfahrung, die im nach wie vor stabilen Netzwerk von Organisationen und Ein-
zelpersonen steckt, kann, kanalisiert in ehrlichen, solide aufbereiteten Projekten, das Grüne Band tatsächlich zum größten Naturschutzvorhaben Europas machen – und auch in schwierigen Regionen den Beweis erbringen, dass Schutzgebiete ein Entwicklungsmotor sind. V Eine Initiative in dieser Dimension, geographisch wie von der Zielsetzung her betrachtet, braucht eine auf alle relevanten Zielgruppen abgestimmte, internationale Öffentlichkeitsarbeit – nicht unbedingt in einem zentralen Büro, wohl aber mit einer zentralen Leitung. Spätestens mit der Ernennung des European Green Belt zum UNESCO-Welterbe – was für mich nur eine Frage der Zeit ist – werden diese beiden Forderungen, die ich übrigens mit dem viel zu früh verstorbenen Martin Schneider-Jacoby (Euronatur-Projektleiter für Südosteuropa) teilte, wieder auftauchen. Und spätestens dann sollten die üblichen Superlative bedeutungslos sein. *aus dem Programme of Work der Initiative ALOIS LANG wurde von Mitte 2005 bis Mitte 2008 von der IUCN zum Koordinator des Grünen Bandes Europas bestellt. Er lebt am burgenländischen Abschnitt und ist mit der Natur dieser Grenzregion zu Ungarn bestens vertraut. Nicht nur deshalb, sondern auch durch seine Tätigkeit im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel als Leiter des Aufgabenfeldes Öffentlichkeitsarbeit und Ökotourismus war er für diese Position prädestiniert. Ab Mitte 2008 führte Andrea Strauss die Agenden in den Büros im ungarischen Sarrod bzw. im Belgrader Büro weiter, bis noch im selben Jahr der Engländer Lee Dudley zum Koordinator ernannt wurde, seine Tätigkeit aber mit 2008 beendete. Die IUCN zog sich mehr und mehr aus ihrem Engagement für das Jahrhundertprojekt zurück. Seit 2009 ist das Büro in Belgrad mit dem dortigen Leiter Boris Erg Anlaufstelle für das Grüne Band. Die aktive Betreuung der Initiative Grünes Band in Form von Projektentwicklung, –betreuung und Öffentlichkeitsarbeit liegt seit Jahren auf Eis und es gibt nur regionale Koordination (z. B. Euronatur) über Förderprojekte – zum Glück wenigstens dies!
Text: Alois Lang, Öffentlichkeitsarbeit & Ökotourismus T +43/(0)2175/34420 | +43/(0)676/459 20 42 | www.nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at
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Josef Limberger gestaltete die Aussichtsplattform an der Maltsch in Holzschnitttechnik und mit Tieren der Gegend: Bekassine und Grüne Keiljungfer. Daneben die Tafeln des Infozentrums Leopoldschlag in tschechischer und deutscher Sprache. fotos v. l.: Wolfgang Sollberger; Josef Limberger (2)
WAcHSenDeS InTereSSe für DAS Grüne BAnD OBeröSTerreIcHS In Oberösterreich ist ein wachsendes Interesse für die Idee des Grünen Bandes zu beobachten: Das Infozentrum in Leopoldschlag war dieses Jahr ein Nebenschauplatz der OÖ Landesausstellung, die neue Tracht der Gemeinde hatte das Grüne Band zum Thema, das Green-Belt-Camp erregte europaweit Aufsehen und ein weiteres Grünes-Band-Zentrum ist in Windhaag im Gespräch. ieses Jahr bot der naturschutzbund mit seinem Informationszentrum in Leopoldschlag einen der nebenschauplätze für die Landesausstellung „Alte Spuren, neue Wege“. unter dem Titel „Von der Maltsch ins niemandsland“ fanden vermehrt führungen in das natura2000-Gebiet Maltsch und über die Grenze nach Zettwing statt. Das Infozentrum wurde dafür mit neuen Tafeln in tschechischer Sprache sowie einer rollstuhlgerechten rampe ausgestattet. eine neue, ebenso rollstuhlgerechte und von Obmann Josef Limberger gestaltete Info-Plattform am rande des natura2000-Gebietes konnte ihrer Bestimmung übergeben werden. Besonders erfreulich ist, dass die neue Tracht der Marktgemeinde Leopoldschlag das Grüne Band zum Thema hat – ein beredtes Zeugnis über die Akzeptanz der Vision eines Grünen Bandes in der Bevölkerung. überhaupt hat der naturschutzbund das Ziel, den sanften, natur schonenden Tourismus auszubauen. Besonders interessant ist der Plan für ein weiteres GrünesBand-Zentrum in Windhaag bei freistadt, der an den naturschutzbund herangetragen wurde. Dabei würde beim umbau des sogenannten „Waldhauses“ ein ganzes Stockwerk dem Grünen
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MuLTIMeDIASHOW Der Naturfotograf Alexander Schneider, auch Mitglied des Naturschutzbundes OÖ, gestaltete eine Multimediashow mit atemberaubenden Bildern über das österreichische Grüne Band, die bereits in vielen Grüne-Band-Gemeinden gezeigt wurden. Interessierte Gemeinden können die Show über den Naturschutzbund anfordern – aktuelle Termine auf: www.schneider-foto-perg.at (!Termine)
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Seltene Gäste im Herbst 2012 – Kraniche, die in ihre Winterquartiere ziehen.
Green-Belt-Camp an der Maltsch: Die oft schwere körperliche Arbeit wird von den Teilnehmern mit Ausdauer und Elan erledigt. In besonders sensiblen Bereichen kommen statt Maschinen Pferde zum Einsatz.
Dass Borkenkäferkalamitäten für den Menschen einen wirtschaftlichen Schaden bedeuten, für die Natur aber auch förderlich sein können, zeigt die Tatsache, dass das Auerhuhn wieder in die Höhenlagen des Böhmerwaldes zurückgekehrt ist!
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Band gewidmet werden. Hier stünde dann auch Platz für internationale Seminare, Vorträge und wechselnde Ausstellungen zur Verfügung. Der naturschutzbund ist beratend tätig und auch bei der Gestaltung der Ausstellung eingebunden. Die Organisation naturkundlicher Wanderungen soll vom Infozentrum in Leopoldschlag übernommen werden. Bleibt also zu hoffen, dass die finanziellen Mittel erbracht werden können und ein weiteres Highlight für die region entstehen kann. übrigens nennt sich die Gemeinde „Windhaag. Das Tor zum Grünen Band“! Das jährlich stattfindende Green-Belt-camp ist bereits zur Tradition geworden und erregt mittlerweile europaweites Aufsehen. 2013 wurde es großzügig von der firma energizer unterstützt. Dabei pflegen junge Menschen aus verschiedenen Ländern eine Woche lang ehrenamtlich die feuchtwiesen am Grenzfluss Maltsch. Sie leben im Zelt unter einfachen Bedingungen, die Verpflegung übernimmt der naturschutzbund mit unterstützung des Landes Oö. um den Boden zu schonen, werden Pferde für die Mäharbeiten eingesetzt und das Mähgut durch den örtlichen Pflegeverein abtransportiert. LEBENSRAUM UND KORRIDOR. Im heurigen Jahr konnte mit unterstützung von „dm drogerie markt“ und eigenen Mitteln ein sehr wertvolles 18 ha großes Moor im Böhmerwald angekauft und damit gesichert werden. Immer wieder werden Luchse sowohl im Bereich des Grenzverlaufs zwischen Bayern, Tschechien und Oberösterreich als auch im Bereich des freiwaldes nachgewiesen. Mithilfe eines Luchsmonitorings führt der naturschutzbund gemeinsam mit dem „Grünen Herz europas“ ein Artenschutzprojekt durch, das sich „Luchsprojekt österreich nordwest“ nennt (siehe Beitrag auf der 2. einbandseite). Auch elche lassen sich hin und wieder an der Maltsch und im oberen Mühlviertel beobachten – ein großes Glück für jene, denen so ein Anblick gelingt! Im Herbst 2012 konnten erstmals sogar an die 60 Kraniche bei der rast an der Maltsch beobachtet werden – ein weiteres Zeichen für die Attraktivität dieser region für Wildtiere.
Bei Kreiselmähern hätte die Kröte keine chance, bei der Mahd mit Hand und Pferd kann sie zuversichtlich in ihr weiteres Leben blicken. fleißige Helferinnen und Helfer des Green Belt camps beim Mähen von feuchtwiesen. ein Sensenmähkurs am Beginn der Woche bietet das nötige Knowhow. Damit leisten junge Menschen einen wichtigen Beitrag für die Vielfalt im Bereich des Grünen Bandes.
Gefährdungen am OÖ Grünen Band neben all diesen erfreulichen Aspekten gibt es leider auch einige negative entwicklungen am oberösterreichen Grünen Band. So schwebt immer noch das von tschechischer Seite betriebene Projekt eines Skiliftes auf den Dreisesselberg, welches teilweise durch die Kernzonen des nPs Šumava führen würde, als Damoklesschwert über der region. Sollte dieses Projekt verwirklicht werden, wären Wanderkorridore von Luchs und elch, aber auch reviere von raufußhühnern massiv betroffen. Dies widerspricht ganz klar den Auflagen eines nationalparks und den Iucnrichtlinien. Auch negative touristische Trends, wie etwa das in den letzten Jahren modern gewordene Snowmobilfahren im Grenzgebiet des Böhmerwaldes oder die geplante errichtung von Gewerbegebieten gehören zu Bedrohungsszenarien. Sie sind ein klarer Angriff auf die Intaktheit dieses einzigartigen Korridors durch europa, an dem Oberösterreich zwar nur einen 100 km langen, aber gewichtigen Anteil hat.
fotos S. 24 v. o.: Wolfgang Sollberger; Josef Limberger (5) S. 25 v. o.: Josef Limberger; Julia Kropfberger (2); uli Ziegler
Auch elche lassen sich hin und wieder an der Maltsch und im oberen Mühlviertel beobachten – ein großes Glück für jene, denen so ein Anblick gelingt!
Text: | naturschutzbund | OÖ oberoesterreich@naturschutzbund.at
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In den abgeschiedenen Laubwäldern des Nationalparks Thayatal ließen sich in den vergangenen Jahren mehrere Wildkatzen nachweisen. Wer dieses in freier Wildbahn kaum zu beobachtende Waldtier sehen möchte, hat dazu im Freigehege des NP-Hauses Gelegenheit (Bild gegenüber).
Die nationalparkwürdigen MarchThaya-Auen mit ihren pannonisch geprägten Auwäldern und feuchtwiesen sind ein wichtiger Vogellebensraum, in dem Schwarzstörche leben und auch in jüngster Zeit wieder Seeadler ihre Kreise ziehen (Bilder gegenüber).
Das nördliche Weinviertel entlang des Grünen Bandes ist charakterisiert durch ackerbauliche nutzung und Weinbau. eingestreut findet man Trockenrasen, feuchtwiesen, Salz- und Lößstandorte mit ihrer jeweiligen, allesamt hochgradig gefährdeten Artengemeinschaften.
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enTWIcKLunGen AM Grünen BAnD nIeDeröSTerreIcHS Niederösterreich hat den längsten Anteil am Grünen Band Österreichs. Durch sechs recht unterschiedliche Landschaften zieht es sich entlang der Grenze zu Tschechien, der Slowakei und Ungarn. So vielfältig wie die Lebensräume sind auch die Herausforderungen. uf dem 408 km langen Grünen Band nö findet man im nordwestlichen Waldviertel ausgedehnte Wälder, charakteristische Blockburgen, aber auch Moore und feuchtwiesen. Das stärker ackerbaulich geprägte östliche Waldviertel bietet mit seiner vielfältigen Offenlandschaft seltenen Arten wie raubwürger und Wiesenweihe Lebensraum. Der grenzüberschreitende nationalpark Thayatal-Podyjí ist durch eine einmalige flusslandschaft mit charakteristischen Talmäandern und ausgedehnten Laubwäldern, in denen die Wildkatze umherstreift, geprägt. Das nördliche Weinviertel, charakterisiert durch ackerbauliche nutzung und Weinbau, weist entlang des Grünen Bandes Abschnitte mit klein strukturierter Kulturlandschaft auf, in denen Trockenrasen, feuchtwiesen, Salz- und Lößstandorte mit ihren jeweiligen speziellen, heute allesamt hochgradig gefährdeten Artengemeinschaften zu finden sind. Die nationalparkwürdigen March-ThayaAuen mit ihren pannonisch geprägten Auwäldern und feuchtwiesen sind ein wichtiger Vogellebensraum, hier brüten und jagen u. a. Kaiseradler und Seeadler. Die einmaligen Trockenrasen der Hainburger Berge mit ihrer besonderen flora und fauna bilden den Abschluss dieser reihe an vielfältigen Landschaften entlang des Grünen Bandes in niederösterreich.
fotos S. 26 v. o.: Alexander Schneider; Thomas Zuna-Kratky; Hans-Martin Berg | fotos S. 27 v. o.: christian übl; J. Pickett/papiliophotos; franz Hahn
A
Aktivitäten So vielfältig und wertvoll die Lebensräume sind, so vielfältig sind auch die Herausforderungen zu ihrer erhaltung. So hat sich der naturschutzbund nö von Beginn an mit Projekten und Aktivitäten für das Grüne Band eingesetzt. Wichtige Grundlagen für unsere heutige Arbeit wurden dabei gesammelt. es gelang von Anfang an, viele in niederösterreich im naturschutz arbeitende experten und Organisationen einzubeziehen, die wir für die Idee des Grünen Bandes begeistern konnten. Gleichzeitig konnten zahlreiche wertvolle Kontakte zu nGOs in den nach-
barländern geknüpft und laufend ausgebaut werden. Die im Jahr 2008 abgeschlossene Lückenanalyse, die u. a. konkrete Managementempfehlungen enthält, ist ein wichtiges Werkzeug für die aktuelle naturschutzarbeit. Die GrüneBand-Datenbank zu wertvollen Lebensräumen im Grenzraum nö wird im aktuell laufenden Projekt Greennet aktualisiert und ergänzt. Aber nicht nur die Grundlagenerhebung ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit, sondern auch die umsetzungsprojekte, die sich speziellen Lebensräumen und deren erhaltung widmen. Nachhaltige Entwicklung des Grenzraumes Die Grüne Band-Initiative ist jedoch nicht nur als naturschutzinitiative im engeren Sinn zu verstehen. Wichtiges Ziel ist auch die nachhaltige entwicklung des Grenzraumes, die Alternativen zum vorwiegend herrschenden Primat des ungezügelten Wirtschaftswachstums und der damit einhergehenden Versiegelung der Landschaft und Verkehrs-Megaprojekten bieten soll. Dazu kann die entwicklung eines „sanften“ Tourismus in der Grenzregion beitragen. Die sechs gemeinsam mit den naturfreunden Internationale eingerichteten naturatrails am nö Grünen Band, die zum Wandern, radfahren und Kennenlernen der naturschätze einladen, sind ein Beitrag dazu.
TIPP Die folder mit Wanderrouten am GB nö können beim naturschutzbund nö bestellt oder online abgerufen werden:
! www.noe-naturschutzbund.at
www.natura2000amgruenenband.at (online abrufbar)
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Internationales GreenNet-Projektmeeting mit Partnern aus Deutschland, Tschechien, Slowakei, Österreich, Slowenien und Italien.
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INFOBOX GB-PROJEKTE
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>> PFLEGEKONZEPT RABENSBURGER THAYA-AUEN UND KOPFWEIDENPFLEGE gemeinsam mit Berg- und Naturwacht (Foto 4) >> STUDIE ZUR NATURVERTRÄGLICHEN LANDBEWIRTSCHAFTUNG auf Überschwemmungsflächen in der Langen Luss und Freikaufaktion von wertvollen Feuchtwiesen gemeinsam mit dem Distelverein >> PROJEKT ZUM SCHUTZ DER HORNMELDE gemeinsam mit der Gemeinde Oberschoderlee (Foto 3)
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fotos v. o.: Greennet; Günther Wöss (2) ; Maria Zacherl Gabriele Pfundner
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PILOTREGION NÖRDLICHES WEINVIERTEL Aktuell liegt ein Arbeitsschwerpunkt am Grünen Band NÖs im nördlichen Weinviertel, das als eine von sechs Pilotregionen im Rahmen des internationalen Projektes GreenNet (weitere Info auf S. 14) ausgewählt wurde. Gemeinsam mit Projektpartnern in Tschechien und der Slowakei werden hierbei neue Wege zur Erhaltung von wertvollen Lebensräumen am Grünen Band gesucht. In der oft intensiv genutzten Landschaft des nördlichen Weinviertels ist das Grüne Band nicht als durchgehender Korridor ausgebildet. Eine Vielzahl von erhalten gebliebenen wertvollen Lebensräumen und klein strukturierte Kulturlandschaft bilden jedoch jene Perlen am Grünen Band, die heute eine zentrale Rolle für die Erhaltung der Artenvielfalt in eben dieser Kulturlandschaft spielen. Und diese Perlen bieten noch einige positive Überraschungen: So konnte das vom Aussterben bedrohte Schmalblatt-Federgras (Stipa tirsa) im Naturdenkmal Heidberg direkt an der österreichisch-tschechischen Grenze wiederentdeckt werden. Die im Rahmen des Projektes durchgeführten Erhebungen der Experten DI Manuel Denner und DI Thomas Holzer erbrachten u. a. zwei Erstnachweise teils hochgradig gefährdeter Heuschrecken für das Weinviertel: der Zwerggrashüpfer (Stenobothrus crassipes, Foto 1) hat auf den Trockenrasenresten nördlich von Steinebrunn sein einziges bekanntes Vorkommen im Weinviertel. Im nur wenige Kilometer entfernten Niklasgraben bei Drasenhofen konnte die Lauchschrecke (Mecosthethus parapleurus, Foto 2) entdeckt werden – eine Art, die in intakten Feuchtwiesen lebt. Die vordringliche Aufgabe ist es nun, die vielfach bedrohten letzten Rückzugsinseln durch entsprechendes Management zu erhalten und zu verbessern, gegebenenfalls auch zu vergrößern. Erste Erfolge des von Bund, Land und EU geförderten und bis 2014 anberaumten Projektes konnten bereits erzielt werden: In mehreren Gemeinden entstanden Initiativen zur Pflege dieser Perlen am Grünen Band. Was uns besonders freut ist, dass diese vielfach in Zusammenarbeit unterschiedlichster Interessensgruppen zu Stande gekommen sind: NGOs, engagierte Einzelpersonen und Gemeinden, Vertreter von Universitäten, Grundbesitzer und freiwillige Helfer arbeiten miteinander für die Erhaltung der Naturjuwelen am Grünen Band – und damit beispielgebend für viele andere naturschutzfachlich wertvollen Gebiete. Infos: www.noe-naturschutzbund.at www.greennet-project.eu
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Bau des Hochwasserschutzdammes nach rein technischen Gesichtspunkten. Überschwemmungsflächen wurden nicht geschaffen, wodurch Feuchtwiesen und Urzeitkrebse (Foto r. u.) gefährdet sind.
Sutten in der Langen Luss an der March: Starke ackerbauliche Nutzung der Überschwemmungsgebiete und die Verfolgung von Greifvögeln sind nur einige der Gefährdungsszenarien.
Gefahren für das Grüne Band in Niederösterreich Entlang des Grünen Bandes hat sich eine Vielzahl von naturschutzfachlich wertvollen Lebensräumen erhalten. Viele von ihnen sind jedoch von schädigenden Eingriffen massiv bedroht, wie beispielsweise die nationalparkwürdigen MarchThaya-Auen, eines der wertvollsten Gebiete entlang des Grünen Bandes in NÖ oder die Moore bei Karlstift und Reichenau im Waldviertel.
MARCH-THAYA-AUEN Hochwasserschutzdamm. Im Zuge der Hochwasserschutzmaßnahmen, die nach den schlimmen Überschwemmungen im Jahr 2006 forciert wurden, ist es nicht gelungen, einen neuen Weg zu gehen und Retentionsräume zu schaffen, die der Natur und dem Schutz des Menschen – insbesondere in den flussabwärts liegenden Gebieten – gleichermaßen zu Gute kommen würden. Leider wurde ausschließlich auf konventionelle technische Ausbaumaßnahmen gesetzt. Der existierende Hochwasserschutzdamm wurde im Zuge der Sanierungen völlig neu aufgebaut, durchgehend mit Dichtwänden versehen und z. T. mit großzügig angelegten Dammbegleitwegen versehen. Durch die vollständige Abdichtung wurden Pumpen und Drainageanlagen zur Vorlandentwässerung nötig, die nun eine zusätzliche Gefährdung für Feuchtwiesen und Urzeitkrebs-Vorkommen landseitig des Dammes darstellen. Die Gelsenbekämpfung in den als Europaschutzgebiet geschützten Auen durch großflächiges
Ausbringen von Bazillus thuringensis von Helikoptern aus, stellt eine große Beunruhigung der Vogelfauna und einen massiven Eingriff in die Artenzusammensetzung bei den Wirbellosen dar, dessen längerfristige Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette und damit auf die Vogel-, Amphibien- und Fischfauna sich kaum vorhersagen lässt. Vielversprechende Ansätze zur Renaturierung der March scheitern leider nach wie vor an zwischenstaatlichen Problemen. Diese Festlegung der Staatsgrenze in der Flussmitte schiebt derzeit noch einen Riegel vor sämtliche Pläne, Mäander in größerem Maßstab wieder an den Fluss anzubinden, weil dies unweigerlich zu Territoriumsänderungen der beiden Staaten führen würde. Großflächige Schlägerungen von Altbaumbeständen in Naturschutzgebieten, Aufforstungen von wertvollen Sandlebensräumen und die massive Verfolgung von Greifvögeln wie dem Seeadler tragen das Ihrige zu den breit gefächerten Gefährdungsszenarien bei. Vor kurzem erreichte uns die Nachricht aus der Slowakei, dass es Gerüchte über neue Pläne für ein grenznahes Donaukraftwerk oberhalb von Bratislava gäbe – ein solches würde nicht nur die March-Thaya-Auen, sondern auch den Nationalpark Donau-Auen massiv gefährden. Gefährdungen im Waldviertel nächste Seite…
Fotos v. o. l.: Julia Kelemen-Finan (2); Hans-Jörg Lauermann; Walter Hödl
!
Text: Mag. Gabriele Pfundner | Projektmanagerin | naturschutzbund | Niederösterreich Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
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Durch die tiefen Entwässerungsgräben zeigt sich bereits eine starke Mooraustrocknung.
MOORWALD SÜDLICH VON KARLSTIFT Der Moorwald wurde abgeholzt, neue Entwässerungsgräben errichtet und begleitende Forstwege im Moor aufgeschüttet.
Die Entwässerungsgräben sind bis über 1,50 m tief.
MOORWALD AICHELBERG-TISCHBERG-SATTEL
Einer der Entwässerungsgräben mit der Aufschüttung für einen Weg
MOORGEBIET BEI DER KRANAWETTAU
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Neu errichtete Drainage mit ca. 1,40 m Tiefe, vollständig im Torfboden
MOORWÄLDER BEI DER LATTENWEGAU Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
Fotos S. 30 v. o. l. n. u. r.: Protect; Protect/Land NÖ (Orthofoto); Protect/googlemaps (Orthofoto); Protect (3) | Fotos S. 31 v. o. l. n. u. r.: Josef Limberger; Jürgen Puchas; Robert Hofrichter
MASSIVE EINGRIFFE IN MOORLEBENSRÄUME DES OBEREN WALDVIERTELS Die Bilder schockieren: Tiefe Gräben im streng zu schützenden Moor leiten das lebensnotwendige Wasser fort, neu angelegte Forststraßen reißen grobe Wunden in die Waldviertler Naturlandschaft des Natura2000-Gebietes am Grünen Band. Erst diesen Herbst hatte der Naturschutzbund erfahren, dass es im oberen Waldviertel bei Karlstift und Reichenau (NÖ) massive Schädigungen von Seiten der Forstwirtschaft gegeben hat. Wie kann es dazu kommen, dass Zerstörungen dieses Ausmaßes erst durch eine Anzeige des dort ansässigen Natur-, Arten- und Landschaftsschutz-Vereins „Protect“ offenkundig werden? Für den Naturschutzbund ist das ein Zeichen dafür, wie dringend die Einrichtung einer Schutzgebietsbetreuung ist, damit solche Dinge nicht passieren können. Sämtliche Eingriffe erfolgten am Grünen Band sowie in Moorlebensräumen ausgewiesener Schutzgebiete von Karlstift und Reichenau (Gemeinde Bad Großpertholz). Anzeige erstattet. Moore gehören zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen Mitteleuropas. Auch Ober- und Niederösterreich sind in der glücklichen Lage, noch einige intakte Hochund Niedermoore zu haben. Nachdem die betroffenen Karlstifter Moorgebiete im Bereich der Durchschnittsau, Kranawettau, Kleinen Heide, Lattenwegau usw. unmittelbar an geschützte Feuchtlebensräume in OÖ angrenzen, haben die beiden betroffenen Landesgruppen OÖ und NÖ sich umgehend der Sache angenommen: Der Naturschutzbund NÖ hat wie Protect Anzeige bei der BH Gmünd wegen des Verstoßes gegen das NÖ Naturschutzgesetz erstattet sowie eine Umweltbeschwerde eingebracht. Auswirkungen. Die aktuellen Eingriffe, vom Wegebau, Lärm bis zum Anlegen von Drainagegräben, bedeuten schwere Störungen und Lebensraumverschlechterungen für Haselhuhn, Dreizehenspecht, Birkhuhn, Auerhuhn, Raufußkauz etc., deren Bestände ohnehin besorgniserregend sind. Sie alle stehen EU-weit unter Schutz, da ihre Lebensräume immer mehr verschwinden. Betroffen von den Auswirkungen sind auch die nur rd. 700 m entfernten „Wiesen-
BETROFFENE GEBIETE ›› FFH-Gebiet „Waldviertler Teich-, Heide- und Moorlandschaft“ (Natura2000-Gebiet) ›› Vogelschutzgebiet „Freiwald“ (Important-Bird-Area, IBA) ›› Vogelschutzgebiet „Waldviertel“ (SPA, Natura2000-Gebiet) ›› Naturschutzgebiet und Biogenetisches Reservat „Karlstifter Moore“ ›› Ramsargebiet „Teich-, Moor- und Flusslandschaft Waldviertel“ (Feuchtgebiet von Internat. Bedeutung) ›› Wildtier-Migrationsroute für waldgebundene Großsäuger ›› Grünes Band Europas
gebiete im Freiwald" (Natura2000-Vogelschutzgebiet in OÖ) und das FFH-Gebiet „WaldaistNaarn" (OÖ). In den „Wiesengebieten im Freiwald” ist das Birkhuhn ebenso Schutzgut wie im angrenzenden direkt betroffenen Vogelschutzgebiet „Waldviertel”. Auch die OÖ Rettungsmaßnahmen für die Flussperlmuschel in der Aist sind lt. „Protect“ von den Sedimenteinschwemmungen durch die Bautätigkeiten betroffen: Drainagegräben entwässern von der Durchschnittsau über einen Bach in die 600 m entfernte Schwarze Aist, einem der Projektgebiete für die hochgradig vom Aussterben bedrohte und überaus empfindlich reagierende Flussperlmuschel. Hier investiert das Land OÖ mithilfe der EU eine halbe Million Euro in Rettungsmaßnahmen! Obwohl das EU-Gemeinschaftsrecht schädigende Eingriffe auf Natura2000-Gebiete und ihre besonders geschützten Tier- und Pflanzenarten untersagt, das NÖ Naturschutzgesetz Entwässerungen und Anschüttungen auch in Mooren verbietet, wurden diese Eingriffe in aller Öffentlichkeit durchgeführt. Es ist dem Verein „Protect“ zu danken, dass er eine umfassende Sachverhaltsdarstellung mit detaillierter Lage- und Schutzstatus-Beschreibung zusammengestellt hat. Ein Verfahren wurde bereits eingeleitet. Zwischenzeitlich hat die Behörde die Umweltbeschwerde mit äußerst fragwürdigen Argumenten abgelehnt. Der Naturschutzbund NÖ hat daraufhin eine Beschwerde beim Unabhängigen Verwaltungssenat NÖ eingebracht.
Haselhuhn, Birkhuhn, Kreuzotter und viele weitere Tierarten sind von den Eingriffen betroffen.
Text: Ingrid Hagenstein
www.protect-nature.at • www.noe-naturschutzbund.at Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
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ENTWICKLUNGEN AM GRÜNEN BAND DER STEIERMARK
Der Grenzbach Kutschenitza, hier noch halbwegs natürlich fließend, ist großteils begradigt (kl. Bild) und von Maismonokulturen umgeben. Die Beeinträchtigung durch einfließende Agro-Chemikalien ist hoch. In einem bilateralen GreenNet-Projekt soll die Kutschenitza renaturiert werden. An sauberen Abschnitten leben u. a. noch Bachmuscheln (Unio crassus) und Kleine Teichmuscheln (Anadonta anatina) (Bild o.).
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In der Umgebung der Kutschenitza sind noch Auwaldreste mit Sumpfschwertlilien (Bild) und Schneeglöckchen vorhanden.
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„GreenInG KuTScHenITZA“ Das aktuellste Tätigkeitsfeld der Landesgruppe Steiermark ist rund um das kleine slowenisch-steirische Grenzflüsschen Kutschenitza angesiedelt. Der Bach wurde vor ca. 25 Jahren begradigt, weshalb das Grundwasser in der region stark gefallen und der Biotopverbund zerrissen ist. Im rahmen des eu-geförderten Projektes Greennet versucht der naturschutzbund in Zusammenarbeit mit dem slowenischen naturpark Goričko Vorschläge für eine renaturierung zu erarbeiten. Bei der erkundung der ökologischen Zusammenhänge wurde ein übermaß an Maismonokulturen festgestellt. An mehr als 100 Stellen fließen deshalb bei Starkregen an Düngemitteln reiche feinsedimente von den nahen äckern direkt in den Kutschenitzabach – die festgestellten Schadstoffeinträge in das Gewässersystem sprechen eine deutliche Sprache. Andererseits ist es erfreulich, dass in der umgebung des Grenzflüsschens noch einige nennenswerte Auwaldreste vorhanden sind, insbesondere knapp unterhalb der Bachquellen am ursprung. An einigen sauberen Abschnitten der
Kutschenitza finden sich sogar an die 130.000 Großmuscheln, darunter auch Bachmuscheln (Unio crassus)! fachleute des naturschutzbundes, wie Andreas und Oskar Tiefenbach, Melitta fuchs, Anton Koschuh (†) u. a. haben die Tier- und Pflanzenwelt dieser region dokumentiert: Im Trockenrasengebiet „Höll“ im Bereich von St. Anna am Aigen finden sich beispielsweise seltene Arten, wie das Orange-SteppenAschenkraut, die Wanstschrecke, Ameisenbläulinge und erstmals seit Jahrzehnten wieder ein Pärchen der Blauracke. Der naturschutzbund Steiermark hofft nun, dass die Wasserwirtschaftsabteilungen beider Länder die Vorschläge aufgreifen und ein renaturierungsprojekt der Kutschenitza verwirklichen helfen. erfreulich jedenfalls ist, dass die naturschutzabteilung des Landes Steiermark beträchtliche Mittel für den erwerb besonderer Lebensräume an der Kutschenitza freigegeben hat und der naturschutzbund Steiermark diese flächen im europaschutzgebiet „Höll“ weiterhin nach naturschutzaspekten betreuen kann.
Ameisenbläuling, darüber eine Wanstschrecke (foto: Josef Weinzettl)
KONFLIKTE AM GRÜNEN BAND STEIERMARK SLOWenIen WILL AcHT KrAfTWerKe An Der GrenZMur! nachdem sich die österreichischen Kraftwerksbauer bereits vor vielen Jahren von Plänen für Wasserkraftwerke an der steirischslowenischen Grenzmur verabschiedet haben, prescht nunmehr Slowenien vor. eingereicht wurde ein Kraftwerk mit Staumauern im slowenischen Murbereich, aber mit rückstau bis nach Bad radkersburg. für die Zukunft wurden sieben weitere Kraftwerke an der Grenzmur angekündigt! Damit wäre der 1.000 km lange und noch kraftwerksfreie Verlauf der Grenzmur bis über die Drau und Donau richtung Südosteuropa unterbrochen! Das hätte folgenschwere Auswirkungen auf das große internationale Projekt „Amazonas europas“ – unverbaute Auen über fünf Staaten. Als die slowenischen Behörden Anfang 2013 das grenzüberschreitende uVP-Verfahren (eSPOO) eingeleitet haben, hat der Steirische naturschutzbund sofort das umweltministerium und die Steirische Landesregierung alarmiert. Auf Anregung der Grünen wurde im Landtag ein Beschluss gefasst, der eindeutig gegen slowenische Kraftwerke, die sich auf die steirisch-slowenische Grenzmur auswirken, ausgerichtet ist. Das offizielle umweltverträglichkeits-Verfahren wird sich über Jahre erstrecken. erschwerend für das Projekt, aber gut für den Kampf dagegen ist, dass die Grenzmur und der angrenzende Auwald beiderseits europaschutzgebiet sind!
Grenzmur: veranschaulichte KraftwerksDammhöhe bei Weitersfeld
Text & Fotos: Univ.-Doz. Prof. Dr. Johannes Gepp | naturschutzbund | Steiermark
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Der Naturschutzbund unterstützt die Beweidung von Streuobstwiesen mit Krainer Steinschafen.
In Althodis dürfen im Einvernehmen mit der Gemeinde Wegränder blühen und gedeihen.
Mit der Aufforstung der Taglilienwiese geht ein wertvoller Wiesenlebensraum verloren..
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„eIne IDee MIT LeBen füLLen“ enTWIcKLunGen AM Grünen BAnD BurGenLAnD Fast ein Vierteljahrhundert ist seit dem Fall des Eisernen Vorhangs vergangen – und beinahe genauso alt ist die Idee, diesen Streifen in eine verbindende Lebensader zu verwandeln. Das Burgenland liegt über seine gesamte Länge von knapp 400 km an dieser Linie. Somit ist Naturschutzarbeit im Burgenland fast immer auch Arbeit am Grünen Band. Zeit für einen kleinen Überblick zu den Zielen, laufenden Projekten und bereits Erreichtem. er naturschutzbund Burgenland möchte die Idee des Grünen Bandes im gesamten Landesgebiet stärken. Die Menschen sollen begreifen und erleben, dass ihr Land im Grenzbereich etwas ganz Besonderes ist. Persönliche Gespräche – vor allem mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der einzelnen Gemeinden – können dieses Bewusstsein wecken und führen im optimalen fall zur errichtung von Gemeindeschutzgebieten. So konnten schon in vielen Gemeinden flächen gepachtet, angekauft, gepflegt und langfristig unter Schutz gestellt werden. Mit jedem so gewonnen m² wächst das Grüne Band im Burgenland ein Stückchen weiter. In Gebieten, die bereits einen gewissen Schutzstatus genießen, laufen unterschiedliche eu-Projekte (LeADer, Ländlichen entwicklung). Das Ziel ist stets die Pflege und der erhalt besonders wertvoller Lebensräume, etwa die entbuschung von Trockenrasen, die renaturierung von feuchtgebieten und Sodalacken und der erhalt von Streuobstwiesen, alten edelkastanienbeständen und Kopfbäumen. Gerade in den Schutzgebieten gilt es oft auch den kulturellen und ökotouristischen Aspekt des Grünen Bandes zu fördern. So sind derzeit Projekte zur Belebung des ökotourismus in den ramsar-Gebieten Lafnitztal, Güssinger Teiche und neusiedler SeeSeewinkel in der umsetzung. Die naturnahe, regionale Bewirtschaftung der Kulturflächen
D
spielt dabei ebenfalls eine zentrale rolle. Der naturschutzbund Burgenland unterstützt hier z. B. die Gewinnung und Vermarktung von Streuobst oder Beweidungsprojekte mit alten Haustierrassen, wie etwa dem Krainer Steinschaf. Erfolge Auch auf der ebene des Artenschutzes gibt es erfolge: An der Lafnitz wird am Wiederaufbau der autochthonen äschenpopulation gearbeitet, im naturpark Weinidylle hat sich ein Storchenschutzprogramm etabliert, im nordburgenland wurden Artenschutzprojekte für Großtrappe, gefährdete Heuschrecken, Ziesel, feldhamster und ährenmaus umgesetzt und an der Leitha ist ein LIfe-Projekt zum Schutz von feuchtwiesen und Wiesenlimikolen geplant. Aktuell läuft auch ein fischottermonitoring im gesamten Burgenland. natürlich unterliegt das Grüne Band auch im Burgenland unterschiedlichen nutzungsansprüchen und der Druck auf die flächen nimmt zu. umso wichtiger ist es, hier mit engagement und überzeugungskraft entgegenzuwirken und diese einmalige Idee mit Leben zu erfüllen. Sei es im Großen, wie bei der erstellung von Pflegekonzepten und Managementplänen für alle Schutzgebiete (z. B. des Hanság), sei es im Kleinen, wie bei der erlebnisausstellung „fledermaus in Lockenhaus“.
für sie gibt es Artenschutzprogramme: Weißstörche, Ziesel und gefährdete Heuschrecken wie die Italienische Schönschrecke.
GEFÄHRDUNGEN DES GRÜNEN BANDES IM BURGENLAND DIE INTENSIVIERUNG UND DER STRUKTURWANDEL IN DER LANDWIRTSCHAFT haben zu einer starken Abnahme von Betrieben mit Viehhaltung geführt, so dass das Gras der Wiesen immer seltener als futter benötigt wird. ein weiteres Problem ist auch die umwandlung von wertvollen flächen (öPuL-Wf-flächen) in intensives Grün- und Ackerland für den Maisanbau oder in Wald durch
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fotos S. 34 v. o.: Dietmar Igler; Klaus Michalek; Helmut Höttinger S. 35 v. o.: Wolfgang Schruf (2), Josef Weinzettl
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„Wiesensterben“: Großflächige Maisäcker statt Feuchtwiesen und intensiv gedüngtes Grünland statt Magerwiesen lassen keine Wildblumen für bestäubende Insekten wie Bienen (hier eine Erdhummel) und Schmetterlinge wie den Gr. Feuerfalter oder den Schwalbenschwanz aufkommen.
Häufig mit Gülle gedüngte Wiesen führen zu einem enormen Verlust an Artenvielfalt. Kinder haben oft gar keine Gelegenheit mehr, einen Wildblumenstrauß zu pflücken!
Aufforstung. Diese Intensivierungsmaßnahmen werden oft durch förderungen und andere monetäre Vorteile begünstigt – mit der Konsequenz der dauerhaften Zerstörung der letzten naturschutzfachlich hochwertigen naturwiesen. Von 2011-2013 wurden alleine im Südburgenland 370 ha Wiesen und Obstgärten von der aus dem Agrarumweltprogramm finanzierten öPuL-Maßnahme „Wf“ abgemeldet. Intensivwiesen „bringen“ mehr, werden häufiger gemäht und mit Kunstdünger oder Gülle gedüngt. Besonders stark bedroht sind feuchtwiesen, weil sie sich sehr gut für den Maisanbau eignen. Da es sich nicht mehr lohnt, die sog. Grenzertragsstandorte wie Trockenrasen und Magerwiesen zu bewirtschaften, verbuschen diese flächen zunehmend. Gegenmaßnahmen, die das „Wiesensterben“ im Burgenland stoppen könnten, wären zum einen höhere Prämien (eur 800,-/ha) für die
erhaltung ökologisch wertvoller flächen, zum andern die einführung der „Maßnahme natura2000“ auf landwirtschaftlichen flächen. Letzteres bedeutet einerseits Schutz der fläche, andererseits den Ausgleich für die Landwirte wegen der nutzungseinschränkung. Auch das Konsumverhalten kann Bauern und Produzenten unterstützen, wenn vermehrt Qualitätsprodukte aus der region möglichst ohne chemieeinsatz nachgefragt werden – nach dem Motto „Schutz durch nutzung“. BAULANDUMWIDMUNGEN, Schaffung neuer Industriegebiete, Gewerbe- und Windparks sowie Straßen sind nicht nur auf das Grüne Band beschränkt, gefährden aber seine letzten reste, besonders außerhalb von Schutzgebieten. fotos v. o.: Werner Gamerith; piclease/christian Müller; Josef Weinzettl; Archiv naturschutzbund; Klaus Michalek; Helmut Höttinger
Text: Mag. Eva Csarmann & Mag. Dr. Klaus Michalek | naturschutzbund | Burgenland
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Im Untersuchungsgebiet „Alter Loiblpass“
WAnDernDe fLeDerMäuSe AM Grünen BAnD KärnTenS Weil wandernde Fledermäuse auf ihren Reisen vielen Gefahren ausgesetzt sind, werden u. a. in Deutschland, in der Schweiz und auch am Grünen Band Kärntens deren Zugwege erforscht. ass einzelne fledermausarten über große Distanzen ziehen, ist zwar mittels Beringung hinlänglich erforscht, detaillierte Informationen zum räumlichen und zeitlichen Migrationsverhalten bei fledermäusen fehlen jedoch praktisch völlig, während für Vögel vergleichsweise zahlreiche Informationen zu ihrem Zugverhalten und möglichen Zugrouten vorliegen. Ob und wo mögliche fledermaus-Wanderrouten liegen und ob die flattertiere in größerer Menge durch die Alpen ziehen, ist nahezu unbekannt.
fotos v. l.: Klaus Krainer (2); Simone Pysarczuk
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FORSCHER nehmen an, dass wandernde fledermäuse in besonderem Maße von Windrädern betroffen sind, da sie entlang ihrer Zugwege zahlreiche Windkraftanlagen passieren müssen. Davon verstärkt betroffen könnten die „Weitwanderer“, wie Abendsegler, Kleinabendsegler, rauhautfledermaus und Zweifarbfledermaus, sein, die Wanderungen von bis zu 1.000 und vereinzelt sogar bis zu 2.000 km unternehmen.
AUS DIESEM GRUND werden derzeit in Deutschland die Zugwege von fledermäusen erforscht, insbesondere jene von Abendsegler, Kleinabendsegler und rauhautfledermaus. Das dazugehörende Projekt nennt sich „Identifizierung von fledermauswanderrouten und -korridoren“ (f+e-Vorhaben). Die Koordinationsstelle für fledermausschutz und -forschung in österreich (Kffö) hat diese einmalige chance zur lokalen, nationalen und internationalen Betrachtung der erhobenen Daten genutzt und gemeinsam mit Partnern im In- und Ausland an der umsetzung des forschungsprojektes im frühjahr 2013 begonnen. In Zusammenarbeit mit der Arge nATurScHuTZ hat die Kffö den Standort „Alter Loiblpass“ am Grünen Band Kärntens/Sloweniens ausgewählt. Weitere Standorte befinden sich sowohl in den österreichischen Alpen (Salzburg, Tirol, Steiermark) als auch in Bayern und den Schweizer Alpen sowie in Thüringen.
Mit ultraschallDetektoren (Batcordern) werden Abendsegler (foto) und rauhautfledermäuse geortet.
ZUM NACHWEIS der fledermäuse werden modernste ultraschall-Detektoren (sog. Batcorder mit täglicher funküberwachung) verwendet und an geeigneten Stellen montiert. erstmals erfolgte die rufaufzeichnung von Mai bis ende Oktober 2013. Dies wird nochmals von März bis Mai 2014 wiederholt, um den frühjahrsaspekt zu erfassen.
Text: Mag. Dr. Guido Reiter | KFFÖ & Mag. Klaus Krainer | Arge NATURSCHUTZ www.fledermausschutz.at | www.arge-naturschutz.at Winterausgabe | nATur &LAnD | 99. JG. – Heft 4-2013
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FOTOSERIE
„ICH KANN DOCH EH NICHTS BEWIRKEN.“ SO ODER ÄHNLICH DENKEN IMMER NOCH VIELE MENSCHEN, WENN ES UM NATUR- UND UMWELTSCHUTZ GEHT. DASS DAS NICHT STIMMT, BEWEISEN VIELE ENGAGIERTE NATURSCHÜTZERINNEN UND NATURSCHÜTZER MIT IHREN ERFOLGEN.
…UND DER KAMPF LOHNT SICH DOCH! m Rahmen eines Hochschulprojekts entwickelten die Kunststudentin Kerstin Hölzl und der Fotograf Thomas Janke eine Bilderserie, die die Menschen aufruft, für ihre Überzeugung zu kämpfen. Die Fotos zeigen engagierte Menschen an den Orten ihres großen Erfolges, unter dem Motto „Und der Kampf lohnt sich doch!“ Das Ergebnis sind sechs Bilder mit besonderen Menschen vor ihren besonderen Anliegen. Sie zeigen sowohl Kampfgeist und Stärke, als auch Freude und manchmal auch ein bisschen Genugtuung über Erreichtes.
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Die Motive In den Siebzigerjahren schien den Planern und Politikern alles möglich. Viele aus heutiger Sicht unglaubliche Ideen sollten umgesetzt werden. So erschien die Ableitung der Krimmler Wasserfälle zur Stromgewinnung vielen ein durchaus reizvoller Gedanke zu sein. Ein großer Teil der Bevölkerung sah das aber anders: 1979 konnte Eberhard Stüber, damals Präsident des Naturschutzbundes, eine Resolution zur Erhaltung der Krimmler Wasserfälle an die Salzburger Landesregierung übergeben – sie wurde von 120.000 Unterschriften unterstützt. Auch die Zerstörung der Donauauen bei Hainburg zugunsten eines Wasserkraftwerkes konnte durch den Protest vieler Engagierter verhindert werden. Einer, der mit großem persönlichen Einsatz für die Erhaltung der Au kämpfte, war der damalige Leiter der NÖ Naturschutzabteilung,
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Erich Czwiertnia – heute Ehrenvorsitzender des Naturschutzbundes NÖ. Der Anti-Atom-Kämpfer und Strahlenphysiker Peter Weish wies bereits lange vor dem Bau des Atomkraftwerks in Zwentendorf auf die möglichen Auswirkungen und Gefahren der Atomkraft hin. Seine Informationen trugen wesentlich dazu bei, dass das Kraftwerk nicht in Betrieb genommen wurde. Die Erfolge im Kampf für erneuerbare Energien sind noch jung, doch bereits sichtbar – nicht nur im Ländle: Von der Sonnenscheinaktie bis zum Bürgerkraftwerk. Der unermüdliche Einsatz von Hildegard Breiner, der Obfrau des Vorarlberger Naturschutzbundes, hat wesentlich dazu beigetragen, dass bei Vielen inzwischen ein Umdenken eingesetzt hat. Doch immer noch gibt es Pläne, die bei ihrer Umsetzung der Umwelt großen Schaden zufügen würden. Dass die Isel in Osttirol auch in Zukunft kein Kraftwerk speist, sondern weiterhin frei fließt, dafür setzen sich viele Menschen ein – allen voran Wolfgang und Erika Retter. Auch gegen die Verbauung der Welser Heide, des für die Vogelwelt so wichtigen Lebensraumes, gibt es viele Stimmen. Die lauteste kommt von Josef Limberger, Obmann des Naturschutzbundes Oberösterreich. All diese Stimmen werden sich auch in Zukunft zu Wort melden, denn „der Kampf lohnt sich doch“!
Text: Mag. Dagmar Breschar Pressereferentin | naturschutzbund | Fotos: Thomas Janke (Arrangement der Tafeln: Ingrid Hagenstein)
Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
RETTUNG DER KRIMMLER WASSERFÄLLE prof. Dr. Eberhard Stüber • Hohe Tauern
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SCHUTZ DER HAINBURGER AU Dr. Erich Czwiertnia • DonauAuen
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SIEG ÜBER DIE ATOMKRAFT IN ÖSTERREICH Dr. Peter Weish • Atomkraftwerk Zwentendorf
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RETTUNG DER ISEL Dr. Wolfgang und erika Retter â&#x20AC;˘ Osttirol
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FÜR DEN EINSATZ VON SONNENENERGIE Hilfegard Breiner • vorarlberg
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FÜR DIE ERHALTUNG DER WELSER HEIDE
Josef Limberger • Naturschutz- statt Gewerbegebiet in Wels
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Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013
„Es sollte in jeder Gemeinde eine Gruppe von Leuten geben, die sich um die Erhaltung wertvoller Flächen kümmert.“
BIOTOPPFLEGE WARUM MENSCHEN GERNE MITHELFEN ERGEBNISSE EINER UMFRAGE Der I naturschutzbund I Niederösterreich führte eine Umfrage durch, um Motive, Erfahrungen und Wünsche der freiwilligen Helferinnen und Helfer bei der Biotoppflege in Erfahrung zu bringen. reiwillige erbringen große Leistungen bei der Pflege wertvoller Flächen. Aber was bewegt die ehrenamtlich Tätigen, sich in ihrer Freizeit der anstrengenden Biotoppflege zu widmen? Im Rahmen des Projektes „Netzwerk Biotoppflege“ hat der Naturschutzbund NÖ eine Umfrage durchgeführt, die aufschlussreiche Ergebnisse erbrachte. Rund 150 Personen zeigten sich bereit, zu den 25 Fragen Stellung zu beziehen.
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Fotos v. l.: Margit Gross; Erk Dallmeyer; wikipedia/Bernd H.
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PERSÖNLICH WAS TUN WOLLEN. Gleich vorweg: Das dominante Motiv ist, etwas ganz Konkretes für den Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten tun zu wollen. Wichtig erscheint vielen auch, persönlich gegen die fortschreitende Zerstörung anzukämpfen. Aufenthalt in intakten Naturräumen und zugleich Gleichgesinnte kennenzulernen ist ebenfalls ein häufiger Beweggrund. Die Freude über das erreichte Ergebnis sowie die Gewissheit, etwas Sinnvolles in der Freizeit getan zu haben, wird ebenfalls angeführt. „Eine
fachliche Einführung in die Arbeit, eine Erklärung zu Fauna und Flora und warum diese Arbeit wichtig ist, sind wesentliche Aspekte eines gelungenen Einsatzes. Und natürlich darf das Zwischenmenschliche nicht fehlen: Ausreichend Gelegenheit zum Plaudern und eine gemeinsame Jause gehören ebenfalls dazu“, schildert die mit der Organisation befasste Gabriele Pfundner ihre Erfahrungen. ZU MEHR BEREIT. Dreiviertel jener Personen, die einmal mitgeholfen haben, sind bereit, dies wieder zu tun; ein Viertel würde sogar bis zu fünfmal pro Jahr zu Astschere und Rechen greifen. Entgelt oder Anerkennung sind der Mehrheit nicht so wichtig wie Informationen über das Endergebnis der Tätigkeit. Die Helfer möchten wissen, ob sich ihre Anstrengungen wirklich gelohnt haben. Der Mühe Lohn ist etwa, wenn sich die Lage am Standort zum Besseren wendet und dies im darauffolgenden Frühjahr bereits zu sehen ist. Auch das Landschaftserleben und die Bewegung in der frischen Luft empfinden viele als anregend. „Einfach mit den Händen und mit wenig Hilfsmitteln in der Natur arbeiten, das erdet und macht glücklich“, so lautet eine Antwort.
Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
Robinien entfernen, entbuschen, heuen sind die häufigsten Tätigkeiten bei der Biotoppflege,…
…damit neben unzähligen anderen Arten auch der Kreuzenzian-Ameisenbläuling und seine „Kinderstube“, der Kreuzenzian eine Überlebenschance haben (Fotos Seite gegenüber).
REGIONALE VERANKERUNG ERWÜNSCHT. Die Befragten hatten auch die Gelegenheit, Verbesserungsvorschläge zu machen. Unter anderem möchten sie mehr Menschen für die Pflege gewinnen und nicht nur eine/einer von wenigen Aktiven sein. Dabei kommt vor allem zum Ausdruck, dass Schutzgebietspflege mit Freiwilligen dann am besten funktioniert, wenn sie lokal verankert ist. Wenn sich die Gemeinde oder lokale Vereine oder auch nur einzelne Ortsansässige an der Pflege beteiligen, steigt das Interesse der Bevölkerung an den Naturschätzen vor ihrer Haustür. „Es sollte in jeder Gemeinde eine Gruppe von Leuten geben, die sich um die Erhaltung wertvoller Flächen kümmert“, so eine Antwort auf die Frage nach Vorschlägen zur Verbesserung der Situation. Etliche der Befragten wünschen sich zudem ein stärkeres Einbeziehen der Schulen. LEITFADEN FÜR INTERESSIERTE. Immerhin ein Drittel der Befragten zeigte sich bereit, einen Pflegeeinsatz selbst zu organisieren. Gabriele Pfundner: „Um dieses Potenzial nutzen zu können, sollte man sowohl fachliche als auch orga-
TIPP Zum Download: Umfrageauswertung www.noe-naturschutzbund.at
nisatorische Unterstützung mittels Beratung durch Fachleute anbieten können.“ Ende 2014 wird ein erster Schritt in diese Richtung gesetzt, es wird ein Leitfaden für kleinere Vereine wie auch Einzelpersonen erscheinen, der anschaulich darlegt, was alles notwendig ist, um die Pflege eines Gebietes übernehmen zu können.
Fotos v. l. o. n. u.: Norbert Sauberer; Gabriele Pfundner (2)
FREIWILLIGENARBEIT IST NICHT GRATIS. „Mit ehrenamtlicher Arbeit allein ist es nicht getan“, sagt GF Margit Gross vom Naturschutzbund NÖ: „Damit die gesetzten Ziele effizient und in absehbarer Zeit erreicht werden, braucht es eine professionelle Koordination und eine fachliche Begleitung, damit das Richtige getan wird. Es bedarf eines Anreizsystems, damit es für viele Menschen attraktiv wird, sich zu beteiligen, denn es gibt noch viele Flächen, die einer Pflege bedürfen. Dies alles kostet Zeit und Geld. Gemeinsam mit allen an Natur- und Biotopschutz interessierten Personen und Organisationen Lösungen zu finden, ist eine zentrale Aufgabe der nächsten Zukunft.“ Die Umfrage erfolgte im Rahmen des Projektes „Netzwerk Biotoppflege“, das aus Mitteln der Ländlichen Entwicklung und damit von EU und Land NÖ finanziert wird.
Text: Mag. Barbara Grabner | Pressereferentin | naturschutzbund | Niederösterreich | T 0043/(0)1/402 93 94 | barbara.grabner@naturschutzbund.at | www.noe-naturschutzbund.at Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
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BUCHAUSWAHL
Der burgenländische Wald Natura2000-Gebiete Bur- Die Salzlacken und seine Bedeutung im genlands und Grünes Band des Seewinkels Acht Großregionen werden Die Lacken des Seewinkels Naturschutz
Burgenländische Feuchtgebiete und ihre Bedeutung im Naturschutz
entlang des etwa 400 km langen burgenländischen Grünen Bandes vorgestellt. Mit Ökospielen und Arbeitsblättern für Schüler.
Ausführliche Beschreibungen aller Biotoptypen und ausgewählter Feuchtgebiete sowie Managementempfehlungen als Basis für künftige Maßnahmen.
Inhalt: Bedeutung des Totholzes, Ausblick in die Klimazukunft, naturnahe Waldbewirtschaftung, Holzmobilsierung, Bedeutung für die Jagd. 60 Seiten, 80 Abb., ISBN 9783-902632-15-9, kostenlos, nur Versand.
Josef Weinzettl. 150 Seiten, ISBN 978-3-902632-16-6, EUR 25,00 + Versand
Bestelladresse: | naturschutzbund | Burgenland, T 0043/(0)664/845 30 48, burgenland@naturschutzbund.at
waren noch nie in ihrer Geschichte in einem derart schlechten Zustand wie heute. Warum das so ist und was es seitens der Politik braucht wird hier beschrieben. ISBN: 978 3 902 632 23 4, kostenlos, nur Versand
Wildes Burgenland | Unser Erbe an die nächste Generation Auf der Suche nach den letzten intakten Naturlebensräumen: urwaldähnliche Wälder, mit Blumen übersäte Steppenrasen und Feuchtwiesen, versteckte Gewässer u. v. m.
Bestelladresse: | naturschutzbund | Steiermark, T 0043/(0)316/32 23 77, steiermark@naturschutzbund.at
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Wilde W ilde lde lde ld de Bu des Bu Burg urg rgen g gen en nla nl n land lan and n
Buchauswahl der Landesgruppen
0,7 817(567h7=81* 921 /$1' 81' (8523b,6&+(5 81,21
e an die nächste Generation
Manfred Fiala. 2012, Bildband, 176 Seiten, 193 Farbfotos, EUR 29,90 + Vers.
Johannes Gepp
Österreichs PERLEN am GRÜNEN BAND Europas
Vogelnistkästen in Garten und Wald
Österreichs Perlen am Grünen Band Europas
Moorreiche Steiermark
Inhalt (u.a.): Geeignete Nistkästen, richtige Anbringung, Vogeltränken und -fütterung, Nistkästen für die biologische Schädlingsbekämpfung in Obstanlagen und Forstwirtschaft, Pflege und Kontrolle der Nistkästen.
Knapp 1.300 km lang ist der Grenzverlauf in Österreich – beeindruckend die Bandbreite an Lebensraumtypen.
Der Bildband präsentiert die enorme Vielfalt an kostbarsten Feuchtflächen in der Steiermark. Das Buch unterstützt die Forderung nach einer Regelung zum Schutz im Landesnaturschutzgesetz.
Johannes Gepp (Hrsg.) et al.; Verlag Bibliothek der Provinz, 2010, 128 Seiten, A 5, reich bebildert, EUR 12,00 + Versand
Johannes Gepp & Otto Henze. Stocker Verlag, reich bebildert, EUR 19,90 + Versand
Winterausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 4-2013
389 Moore der Steiermark
Harald Matz & Johannes Gepp. 272 Seiten, 400 Fotos, EUR 25,00 + Versand
Am Grünen Band Österreichs | Vom Eisernen Vorhang zum Naturjuwel
Dieses Buch erzählt in kurzen Einführungstexten und atemberaubenden Bildern von den Naturjuwelen am 1.200 Kilometer langen österr. Grünen Band. Johannes Gepp & Alexander Schneider. Leykam Verlag, ISBN 978-3-7011-7803-2, EUR 34,90 + Versand
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TIPP
KOOPERATION VON NATURSCHUTZBUND UND WINDHAGER Unsere Vögel leiden häufig unter dem Mangel an geeigneten Brutplätzen. Diese standen früher in alten, absterbenden Bäumen, Laubhecken oder Schuppen zur Verfügung, fehlen aber in den immer besser abgedichteten Bauten, den Wirtschaftswäldern, aber auch in ausgeräumten, übergepflegten Gärten und in Thujenhecken. Um den Vögeln das Brutgeschäft zu erleichtern, kann jede/r von uns den gefiederten Gartenbesuchern unter die Flügel greifen und Nisthilfen aufhängen. Damit fachkundig gebaute Nisthilfen österreichweit leicht erhältlich sind, hat sich der Naturschutzbund zur Zusammenarbeit mit der Firma Windhager (Anbieter von Produkten rund um Haus & Garten) entschlossen. Diese bietet in den verschiedenen Fach- und Heimwerkermärkten Nisthilfen aus Holz für Höhlenbrüter (Meisen, Kleiber, Gartenrotschwanz) ebenso an wie Halbhöhlen für Zaunkönig, Bachstelze oder Rotkehlchen. Der Naturschutzbund berät Windhager bei der Weiterentwicklung naturschutzfachlich wertvoller Produkte. Aufgelegt wird auch eine begleitende Broschüre. Windhager denkt auch an Wildbienen, Florfliegen, Schlupfwespen und andere Wildtiere: Für sie wurden Wildbienennisthilfen, Fledermausbretter, Florfliegenkästen und ein Igelhausmodell entwickelt. Diese sind ab März/April 2014 erhältlich.
Begleitende Broschüre
AB JÄNNER 2014 BEKOMMEN SIE VOGELNISTKÄSTEN IN FOLGENDEN MÄRKTEN (nicht überall ist das gesamte Sortiment erhältlich, die Verkaufszeitpunkte können je nach Markt variieren): Baumax | Bauhaus | Bellaflora | Lagerhaus | Hausmann | Metro | Maximarkt | Interspar | Fressnapf | Öbau/Hagebau | Obi
Fotos und Zeichnungen: Windhager