Preis: EUR 6,50
ZEITSCHRIFT DES | naturschutzbund | HEFT 3-2017
INVASIVE GEBIETSFREMDE
PFLANZEN UND PILZE SITUATION IN ÖSTERREICH
Über Sinn und Unsinn der Eindämmung Die Arten der neuen Unionsliste Eindämmung in der Praxis vielfaltleben-FOTOWETTBEWERB: SIEGER 46. ÖSTERR. NATURSCHUTZTAG
Reihe
WAS SPENDENGELDER ERMÖGLICHEN…
PROJEKT 17
In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen jeweils ein beispielhaftes Naturschutzprojekt vor, das mit Spendengeldern an den | naturschutzbund | ermöglicht wurde oder daraus mitfinanziert werden konnte.
Projekt: Grundstückskauf einer Wiesenfläche in Wolfau, Burgenland
NATURFREIKAUF WIESENMOSAIK MIT ARTENHOTSPOT nmittelbar an das burgenländische Naturschutzgebiet „Lafnitz-Stögersbach-Auen“ grenzen in nördlicher Richtung Feucht- und Magerwiesen im Ausmaß von fast 10.000 m² an. Sie sind allein schon wegen ihrer Pufferwirkung für das Naturschutzgebiet von Bedeutung. Da die Fläche durch Umwandlung in Ackerland in ihrem Fortbestand stark bedroht war, hat sich der | naturschutzbund | 2017 entschlossen sie zu erwerben.
Damit der Wiesenkomplex nicht in Ackerland umgewandelt wird, kaufte ihn der Naturschutzbund. So bleibt die Lebensgrundlage für die HeideNelke, den Dunklen Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling und die Große Schiefkopfschrecke erhalten.
Was ist hier so besonders?
FOTOS V. O.: JOSEF WEINZETTL (3); HELMUT HÖTTINGER (BLÄULING)
U
Feuchtere Flächen wechseln sich mit trockeneren ab, so dass die Wiesen ein Mosaik unterschiedlicher Pflanzengesellschaften ergeben. Stellenweise kommt das Pfeifengras Molinia spec. vor, das mit zahlreichen Nässezeigern vergesellschaftet ist: Groß-Wiesenknopf Sanguisorba officinalis, Schlangen-Knöterich Persicaria bistorta, Preußen-Laserkraut Laserpitium prutenicum, Teufelsabbiss Succisa pratensis und an zeitweise wasserführenden Stellen auch die Wasser-Schwertlilie Iris pseudacorus. Auf erhöhten und somit mageren Stellen findet man u. a. den Ausläufer-Rot-Schwingel Festuca rubra, die Echt-Betonie Betonica officinalis und die Heide-Nelke Dianthus deltoides. Wegen der Nähe zum Schutzgebiet haben zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen diese Flächen in Besitz genommen. Bemerkenswert ist auch das Vorkommen seltener Heuschrecken: Zu den Besonderheiten zählen die Sumpfschrecke Stethophyma grossum und die Große Schiefkopfschrecke Ruspolia nitidula. Auch die Schmetterlingsfauna kann sich sehen lassen, sind doch die Raritäten wie Heller und Dunkler Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling Phengaris teleius, Ph. nausithous, Schwarzer Apollo Parnassius mnemosyne, Großer Feuerfalter Lycaena dispar und der Heilziest-Dickkopffalter Carcharodus floccifera hier zu finden.
Kontakt: Naturschutzbund Burgenland Dr. Klaus Michalek T +43/(0)664/845 30 47 Ihre Spende unterstützt dieses Projekt
Spendenkonto P.S.K. IBAN AT74 6000 0501 1014 0425 BIC BAWAATWW
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In letzter Zeit scheint das Bewusstsein für Störungen durch gebietsfremde Pflanzen zugenommen zu haben: In OÖ etwa sucht die Gemeinde Bad Ischl gemeinsam mit der Naturschutzbund-Bezirksgruppe Ischl nach Helferinnen und Helfern beim Zurückdrängen der invasiven Neophyten. In Hof bei Salzburg hat sich eine Rodungsinitiative formiert, um dem Drüsigen Springkraut beizukommen. Es hatte vielerorts schon große Reinbestände gebildet und begünstigt als Flachwurzler Erosion und Hangrutschungen. Im Lungau wiederum hat die Gemeinde Ramingstein das Land Salzburg bei der Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus um Hilfe gebeten – die Berg- und Naturwacht ist in voller Schutz-Montur dem Neophyten zu Leibe gerückt. Gegen ihn und das Drüsige Springkraut müssen die Mitgliedsstaaten lt. EUVerordnung Maßnahmen setzen (alle Arten der Unionsliste finden Sie übrigens auf Seite 15). Erst jüngst hat die Salzburger Landwirtschafskammer eine Schulung zur Bekämpfung gebietsfremder Pflanzenarten angeboten. Unsere Landesgruppe Steiermark hat schon seit Jahren Erfahrung mit der Eindämmung invasiver Pflanzen, insbesondere am Sandhang bei Spielfeld. Da die wertvolle Fläche bedroht ist, müssen neben Goldruten, Springkräutern und Robinien hier auch wuchernde Weinreben ausgerissen werden. Und das mit recht gutem Erfolg, da die Landesgruppe ein Monitoring durchführt und jedes Jahr aktiv ist. Bei allem Handlungsbedarf in Sachen „Neubürger“ ist es für uns als Naturschtzbund wichtig, mit dem Wort „bekämpfen“ vorsichtig zu sein und in erster Linie Maßnahmen zur Erhaltung von Schutzgütern im Fokus zu haben.
Bestellungen bis 18. 10. möglich: www.heckentag.at
EDITORIAL
LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen Ihre
Ingrid Hagenstein Chefredakteurin
11. NÖ H 11. 2017 E : „GEH CKENTA G ÖLZV FALT IEL“
Wolliger Schneeball, Schwarzer Holunder, Schlehe, Dirndl, Faulbaum, Brombeere – heimische Heckenvielfalt, die der Verein Regionale Gehölzvermehrung (RGV) erhalten will. Jährliches Highlight ist der Heckentag, bei dem jedes Jahr zehntausende Gehölze an die Bevölkerung abgegeben und in Gärten und freier Natur verwurzelt werden. Die wurzelnackte Pflanzware stammt aus den Vermehrungsbeständen der Partnerbaumschulen der RGV. Die genetische Identität und Variabilität heimischer Gehölze zu erhalten, darum bemüht sich der Verein RGV seit über 20
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Jahren. In NÖ ist er DER Ansprechpartner für gebietsheimische Wildsträucher und kümmert sich auch in anderen Bundesländern um die Sicherung der Gehölzbiodiversität: Pro Jahr werden mehrere tausend Kilogramm Früchte gesammelt und daraus hunderte Kilogramm Saatgut gewonnen. So werden etwa 70 teils gefährdete Arten vermehrt, zu kräftigen Jungpflanzen mit „Heimvorteil“ herangezogen und in der Region wieder ausgebracht, aus der sie ursprünglich stammen. Heuer können an acht Standorten in NÖ vorbestellte Heckenpakete abgeholt oder Hecken auch spontan eingekauft werden. Infos und die Abholstellen: www.heckentag.at
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INHALT 12 Gebietsfremde Pflanzen- und Pilzarten: Situation in Österreich
07 Wettbewerb: Siegerfotos AKTUELL Titelbild: Neubelgien-Herbstaster Symphyotrichum novi-belgii Schön – aber aus Nordamerika zugewandert ist diese verwilderte, bis 1,50 m große Zierpflanze, die überall in Österreich mäßig bis häufig zu finden ist. Sie bevorzugt Auwälder, Ufer, Waldsäume und Ruderalstandorte, bildet dichte Bestände und kann heimische Arten überwuchern. © ALEXANDER MRKVICKA
05 Blitzlicht: Bienenschutzfonds 06 Wir suchen bunte Hecken und Waldränder! Mit Wettbewerb „Saumkönig gesucht“! 07 Siegerfotos vom Fotowettbewerb „Schönstes Bild der heimischen Natur“ 11 Neues auf naturbeobachtung.at | Alarmierend: Agrarreport Deutschlands
THEMA 12 14 15 16 18
Gebietsfremde Pflanzen- und Pilzarten: Situation in Österreich Unionsliste: EU-Verordnung zu Neobiota Ragweed-Finder Beispiele für invasive Neophyten und Neomyzeten Standpunkt: Pflanzen sind schon immer gewandert Claudia Leitner, MSc
19 Über Sinn und Unsinn der Bekämpfung invasiver Arten Michael Strauch, Prof. Michael Hohla, Gerhard Kleesadl, Mag. Ferdinand Lenglachner, Dr. Josef Reichholf, Christian Schröck, Dr. Friedrich Schwarz, Mag. Dr. Oliver Stöhr
46. Österr. Naturschuztag PROGRAMM (vorbehaltlich mögl. Änderungen) MITTWOCH 18. OKTOBER 2017 19:00 Begrüßung Interviewrunde, NATUR VERBINDET-Partner 19:30 Ein Plädoyer für den Biotopverbund Dr. Rudi Suchant, Abt. Wald und Gesellschaft, FVA Baden-Württemberg 20:00 Verleihung des Österreichischen Naturschutzpreises 2017 20:40 Fräulein Brehms Tierleben: Hymenoptera – Die Wilden Bienen Das einzige Theater der Welt für heimische bedrohte Tierarten Gemeinsamer Umtrunk
DONNERSTAG 19. OKTOBER 2017 09:00 Rechtliche Vorgaben und die Situation in Österreich, DI Maria Stejskal-Tiefenbach & DI Roland Grillmayer, Umweltbundesamt 10:00 LÖSUNGSANSÄTZE ❯ European Green Belt, Kernelement der Green Infrastructure: Melanie Kreutz, GB-Büro (D)
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❯ Verbundachsen ausweisen – und dann? Dr. Mario Pöstinger, OÖ Umweltanwaltschaft ❯ Agrarumweltprogramm ÖPUL und Biodiversität: Angelika Schöbinger, MSc, Umweltdachverband Kaffeepause 11:00 Lebensraumverbund: Wer braucht das? ❯ Wildtiere wollen wandern! DI H. Leitner ❯ Biotopverbund für Insekten, Dr. J. Neummayr ❯ Regionale Gehölze verbinden! DI K. Wanninger 12:15 Lebensraumverbund verbindlich!? Herausforderungen für die Verwaltung 13:00 Mittagessen 14:30 Zum Beispiel – wie Lebensraumverbund fördern? 16:00 „Und jetzt alle“ - Impulse und Publikumsdiskussion 17:00 Aus(blick) Anmeldung & Infos: | naturschutzbund | Österreich | T +43/(0)662/64 29 09 bundesverband@naturschutzbund.at oder online: http://naturschutzbund.at/Termin/events/ naturschutztag.html
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INHALT
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Sinn und Unsinn der Bekämpfung
Ab 28
25 Bewertungssystem: Beeinflussung des Menschen durch Neobiota 26 Die weltweiten Hotspots biologischer Invasionen Dr. Franz Essl 27 Neophyten-Workshop des Naturschutzbundes: Ergebnisse 28 Aus der Praxis: Neophytenmanagement in Wiener Schutzgebieten DI Alexander Mrkvicka 29 Aus der Praxis: Wiesenentwicklung Lobau DI Susanne Leputsch & DI Alexander Mrkvicka & Andreas Scharl 31 Aus der Praxis: Götterbaum-Alptraum a. d. Perchtoldsdorfer Heide MMag. Irene Drozdowski & DI Alexander Mrkvicka 32 Aus der Praxis: Biol. Bekämpfung des Götterbaums – realistische Option in naher Zukunft? DI Oliver Maschek & DI Dr. Erhard Halmschlager
DIES & DAS 34 MUTTER ERDE: Schwerpunkt 2017 Klimaerwärmung: Mehr als du denkst! 36 Alles Pilze? Kurzporträt der Mykol. Gesellsch. Österreichs 37 Nachruf: Ing. Hannes Minich
Aus der Praxis
U2 Reihe: Was Spendengelder ermöglichen 02 Inhalt | 46. Österr. Naturschutztag (ÖNT) 03 Editorial | Termin: NÖ Heckentag 04 Lesermeinung | Ticker 38 Kinderseiten 39 Buchtipps (Buchhandel) 40 Impressum, Adressen der Landesgruppen 41 Abo-/Mitgliederbestellschein 42 Shop 44 Vorschau /Geschenkabos U3: Information: Zugunsten der Natur
46. Österr. Naturschuztag „Barrierefrei“ - unter diesem Motto lädt der | naturschutzbund | zur Fachtagung von NATUR VERBINDET: Mit der Initiative will er gemeinsam mit vielen Partnern dazu beitragen, die Landschaft wieder bunter und artenreicher zu machen und Menschen, Tiere & Pflanzen und Lebensräume zu verbinden. Dazu gilt es Barrieren abzubauen, in der Landschaft und auch in den Köpfen der Menschen… Auf dem Weg zu einer besseren Lebensraumvernetzung will die Tagung planerische und fachliche Grundlagen vermitteln und beispielhafte Initiativen zeigen. Sie will Barrieren abbauen, helfen ins Gespräch zu kommen, Lösungsansätze und Handlungsspielräume diskutieren und dazu beitragen Zerschneidung und Naturverbrauch entgegenzuwirken. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, die Teilnehmerzahl beschränkt. Zimmerreservierung und Unterbringungskosten sind selbst zu übernehmen. Veranstaltungsort ist das Bildungszentrum St. Virgil Salzburg (www.virgil.at).
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LESERMEINUNG Konrad Lorenz – Übersetzungsfehler? Zufällig bekam ich kürzlich natur&land 1/2016 in die Hand und habe mit großem Interesse den Beitrag über Konrad Lorenz gelesen. Mir war die Problematik zwar bekannt, jedoch nicht im Detail. (Konrad Lorenz hatte übrigens einen Bruder, Albert Lorenz, dessen Werk „Schattenreiter" ich sehr schätze). Mir ist aufgefallen, dass bei der Übersetzung des Originalzitats durch Leon Eisenberg ein Fehler passiert sein könnte, der die ganze Frage erst verursachte. Ich schicke hier voraus, dass ich zweisprachig EnglischDeutsch aufgewachsen bin und ca. 10 Jahre auf den Britischen Inseln gelebt habe (da man aber nicht unfehlbar ist, empfehle ich, meine Bemerkungen einem geprüften Übersetzer vorzulegen). K. Lorenz schrieb laut Info-Kasten Seite 16: „Für gewöhnlich [...] an einem Menschen des anderen Geschlechts besonders stark abgestoßen." Der Leser versteht, dass es um eine ästhetisch, medizinisch usw. bedingte Abstoßung zwischen Mann und Frau geht. Anschließend wird die Übersetzung des Mr. Leon Eisenberg wiedergegeben: „Usually [...] in men of the other race." Daraus wird abgeleitet, dass K. Lorenz sich auf menschliche Rassen bezogen und somit nationalsozialistische Motive angesprochen habe.
Bitte um Ihre Me inung! http://n aturschu leserbri tzbund.at/ efe.html
Sollten jedoch Originaltext und Übersetzung wortwörtlich exakt so gelautet haben, so liegt hier meiner Meinung nach ein eindeutiger Übersetzungsfehler vor. Dieser dürfte eine völlige Sinnverdrehung des Originaltextes ermöglicht haben, die dann zur medial aufgeblähten Fehlinterpretation führte. Ob das bewusst erfolgte oder wegen mangelnder Englischoder Deutschkenntnisse, darüber darf spekuliert werden... „Geschlecht" im hier vorliegenden Sinn heißt auf Englisch „sex" oder „gender"; in der Literatur wird häufig vom „opposite sex" („anderes Geschlecht") geschrieben. Es gibt im Englischen keinen (anderen) Begriff für „Geschlecht" als Sexus, den man als „Rasse" oder „Menschengeschlecht" missverstehen könnte. Was im Englischen mit „race" bezeichnet wird, ist als altmodischer Begriff für „Rasse" zwar zulässig, aber weder häufig noch üblich - und meint niemals „Geschlecht" im biologischen Sinn, als Sexus. Hier sollte eventuell durch eine falsche Übersetzung eine phonetische Ähnlichkeit zum deutschen Wort „Rasse" konstruiert werden... was dann ja auch zur Fehlinterpretation des Lorenz‘schen Textes führte. Lorenz schrieb also vom „anderen Geschlecht" - und in der Eisenberg‘schen Übersetzung wurde
aus dem sprachlich eindeutigen Text über Paar-Beziehungen und Partnerwahl der missverständliche bzw. falsche englische Text über eine postulierte „Verachtung anderer Rassen". Ich weiß, dies hier kommt viel zu spät; aber eine Klarstellung darf kein Verfallsdatum haben. Martin Haller, 8511 St. Stefan
natur&land 2-2017 Pilze Gratuliere zum Pilz-Themenheft von Natur und Land - es ist wunderschön und sehr, sehr interessant geworden!!! Gerade weil ich von eigenen Projekten weiß, WIE viel Arbeit so etwas ist, schätze ich es umso mehr!! DI Alexander Mrkvicka 2380 Perchtoldsdorf Mit dem Pilzheft ist wieder einmal ein Meisterstück gelungen. Vielen Dank für diese tolle Arbeit. Ich wünsche weiterhin viel Erfolg. Mag. Herbert Weissenbacher 4844 Regau Die Artikel über Pilze, Flechten und Co sind unglaublich spannend und faszinierend erklärt. Sehr verständlich und lehrreich, vielen Dank! Andrea Diesenreiter, 4441 Behamberg
++Ticker ++Bio Austria: Kluft zwischen ökonomischen und ökologischen Zielsetzungen der europäischen Agrarpolitik zeigt massiven Handlungsbedarf auf. Neuausrichtung ist Gebot der Stunde. ++Synthetik-Kleidung verursacht massive Meeresverschmutzung. EU-Studie zeigt: Winzige Plastikfasern gelangen durch Waschen ungefiltert in die Ozeane – GreenpeaceBroschüre: http://bit.ly/2vhHrOC ++Greenpeace fordert weitere Reduktion der Plastiksackerl. Rasches Inkrafttreten der angekündigten Tragetaschenverordnung gefordert. ++Neues Naturschutzgesetz in Kärnten sieht Stärkung der Umweltanwaltschaft und Entschädigungsregelung für Europaschutzgebiete vor. ++Gesundheitsministerin Rendi-Wagner sagt „Nein“ zu Glyphosat. EU will trotz aller Bedenken und Widerstand von EU-BürgerInnen die Lizenz um zehn Jahre verlängern. ++PET to PET: Recyclingsteigerung bei Petflaschen von 4 %: Von Jänner bis Juni 2017 wurden über 11.900 t PET-Flaschen recycelt. ++Warscheneck: Nein zur Skischaukel – Ja zur Natur! ++Greenpeace-Gemeindecheck: 11 % aller Salzburger Gemeinden sind glyphosatfrei. Österreichweit 340 von 1.200 Gemeinden. ++Proteste gegen Tierschutzgesetz-Novellierung: Verein Vier Pfoten sieht Kniefall vor der Landwirtschaft: Verbesserungen im Heimtierbereich von Missständen im Nutztierbereich überschattet. ++Tierärzte protestieren gegen Abgabe von Betäubungsmedikamenten an Landwirte. Medikamenten-Missbrauch würde Tür und Tor geöffnet werden. Schmerzfreie Kastrationseingriffe und Enthornungen von Kälbern wären nicht realisierbar. ++Aufruf an Rumänien die letzten Paradieswälder Europas zu retten: 200 Wissenschaftler und Experten der Waldökologie unterzeichnen Memorandum, damit die Regierung mit der Rettung der Urwälder sofort beginnt. ++Vorarlberger Naturschutzrat für Erhalt von Landesgrünzonen Rheintal und Walgau.
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AKTUELLAKTUELL
BLITZLICHT BIENENSCHUTZFONDS Mit Unterstützung von Hofer setzt der Naturschutzbund beispielhafte Projekte zum Schutz der Wildbienen in ganz Österreich um.
S
eit dem Sommer 2013 konnten mithilfe des Bienenschutzfonds im Rahmen der Hofer-Nachhaltigkeitsinitiative „Projekt 2020“ die unterschiedlichsten Projekte durchgeführt werden. Bis dato ist der Fonds insgesamt mit 250.000 Euro dotiert. Vorrangig ist dabei die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung, denn nur gemeinsam können wir den Bienen unter die Flügel greifen.
Kleine Naturprofis im Einsatz. Seit 2016 konnte die Naturschutzjugend bereits vier Wildbienennisthilfen-Baukurse anbieten: in der Steiermark, in NÖ, in Salzburg und zuletzt diesen Mai in Tirol. Während des vergangenen Sommers konnten weitere zehn österreichweite Workshops für önj-Kinder und Jugendliche durchgeführt werden. Den Startworkshop organisierte die önj-Gruppe „Naturprofis Graz“ Anfang Juli (Foto). Ziel der Workshops ist vor allem die Bewusstseinsbildung, denn: Wir schützen nur, was wir lieben und kennen! Mithilfe der Workshops bekamen 150-200 Kinder die Möglichkeit sich mit dem Thema kindgerecht auseinanderzusetzen, und österreichweit wird etwa 50.000 -100.000 Wildbienen eine Nisthilfe angeboten.
FOTO: ÖNJ/DAGMAR LEIS
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EIN kROKUS kommt selten allein! Die im letzten n ne
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Herbst von 400 Schul- und Kindergartenkindern im Zillertal gepflanzten 15.000 Bio-Krokuszwiebeln erblühten dieses Frühjahr (Foto) und waren eine erste Futterquelle für Wild- und Honigbienen. Im Rahmen des Projektes „Blühende Gemeinde“ gibt es auch diesen Herbst wieder eine Krokuspflanzaktion. Diesmal werden Volksschulund Kindergartenkinder an der Eisenstraße (Bezirk Leoben) Tausende von Bio-Krokuszwiebeln in Gärten pflanzen. Mit dabei sind diesmal – neben den beteiligten Schulen und Lehrpersonen – die „Kindergärtnerei“, die ÖNB-Bezirksstelle Leoben, die önj und ein ErzbergLandImker sowie das bewährte Imkerteam aus dem Zillertal.
FOTO: ÖNB/ALEXANDER WURTENBERGER
„Hummeldrehscheibe“ auf naturbeobachtung.at. Die Hummelmeldeseite gehört mittlerweile zu den bedeutendsten weltweit. Bis zu Redaktionsschluss (7. 8. 2017) wurden heuer bereits 3.300 Meldungen zu 32 verschiedenen Hummelarten abgegeben, davon 2.400 sogar mit Fotobeleg. Fotos erhöhen die Datenqualität enorm, da die Meldung über eine Belegfototafel durch die Hummelexperten mit 100%iger Sicherheit validiert, also überprüft, werden kann. Zu den am häufigsten gemeldeten Arten zählten bis Anfang August die Helle und die Dunkle Erdhummel mit 890 Meldungen, gefolgt von der Ackerhummel mit 602 Meldungen und der Wiesenhummel mit 320 Meldungen. Schwerpunktmäßig haben wir heuer nach der Felsen- und der Bärtigen Kuckuckshummel gesucht. Von der Felsenkuckuckshummel lagen zu Redaktionsschluss 15 Meldungen vor, davon alle mit Fotobeleg, von der Bärtigen Kuckuckshummel 25 Meldungen, davon 16 mit Fotobeleg – und es werden täglich mehr. HA
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Felsenkuckuckshummel Bärtige Kuckuckshummel
FOTOS: ÖNB/JOHANN NEUMAYER
Infos zu allen Projekten: www.naturschutzbund.at (Bienenschutzfonds) www.naturbeobachtung.at (Hummeln)
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AKTUELL
WIR SUCHEN BUNTE
HECKEN UND WALDRÄNDER! AUF WWW.NATURVERBINDET.AT BUNTE GEHÖLZSÄUME EINTRAGEN UND BALLONFAHRT GEWINNEN
Saumkönig gesucht!
Wettbewerb: Mitmachen und Ballonfahrt gewinnen! Für besonderes Natur-Engagement gibt es auch eine besondere Belohnung: Österreichs ‚beste‘ Gehölzflächen zeichnen wir im Rahmen des Wettbewerbs „Saumkönig gesucht!“ aus. Mitmachen können alle, die ihre Vielfaltsflächen eintragen auf www.naturverbindet.at. Als Hauptpreis winkt eine Ballonfahrt über das eigene ,Gehölzreich‘. Als Dank fürs Eintragen erhalten Sie diese Tafel (42x42 cm), mit der Sie auf ihre Vielfaltsfläche hinweisen können!
Hecken, Waldsäume und Feldgehölze haben einen unschätzbaren Wert für die Naturvielfalt in der Kulturlandschaft. Als Lebensraum, der Schutz und Nahrung bietet, profitieren von ihm zahlreiche, teilweise stark bedrohte Arten. Aber auch die Bodenfruchtbarkeit hängt von fachgerecht gepflanzten Hecken und vielfältigen Landschaftselementen ab. Der Grund? Sie halten Wind und Wasser ab, was den Boden schützt und seiner Fruchtbarkeit zugutekommt.
Schwerpunkt „Bunte Säume. Lebensräume“ Als wahre Lebensadern der Landschaft stehen deshalb jetzt auch Gehölze im Zentrum der Initiative NATUR VERBINDET. Gemeinsam mit den Grundbesitzern möchte der Naturschutzbund mehr Natur in der Kulturlandschaft erreichen. Deshalb ruft er gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer dazu auf, heimische Gehölze zu pflanzen, zu erhalten und zu fördern. „Gerade vielfältige Saum- und Übergangsstrukturen mit heimischen Sträuchern können Rückzugs- und Überlebensraum für viele bedrohte Pflanzen und Tiere sein. Hier ist es wirklich ,jeder Quadratmeter‘, der zählt. Deshalb ,sammeln‘ wir strukturreiche Waldränder, bunte Hecken, naturnahe Böschungen, blühende Randstreifen und Ufergehölze“, so Geschäftsführerin Birgit Mair-Markart. „Alle, die solche Flächen erhalten, betreuen oder neu schaffen, sind eingeladen, diese unserer Initiative zu widmen und einzutragen auf www.naturverbindet.at“, ruft sie zum Mitmachen auf.
Aus der Region für die Region Damit Hecken und Waldränder einen Mehrwert für die Natur haben, sollten sie aus heimischen und bodenständigen Arten bestehen. Die Regionalität gibt den Gehölzen Startvorteil, weil ihnen ihre Jahrtausende alte Anpassung in der Heimatregion zugutekommt. Hier ist die Regionale Gehölzvermehrung ein Pionier und Partner weit über Niederösterreich hinaus. Doch auch die fachgerechte Pflanzung und der richtige Standort sind entscheidend. ZEICHNUNG: JOHANNA-KOESTER-LANGE
Naturschutzbund und Landwirtschaftskammer setzten anlässlich des „Intern. Tages der Artenvielfalt“ gemeinsam regionale Heckenpflanzen (v. l.): F. Schechtner (Obm. Bezirksbauernkammer Hollabrunn), B. Mair-Markart (ÖNBBundes-GF), A. Patschka (Landwirt u. Obm. Regionale Gehölzvermehrung), H. Schultes (LK-Präsident), Ch. Pühringer (NATUR VERBINDET-Kampagnenleiterin), W. Praskac (Obm.-Stvtr. Gärtnervereinigung NÖ) und G. Patschka (Leiter der Bezirksbauernkammer Hollabrunn).
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WERB E B T T E W O T O F
„Schönstes Bild r“ u t a N n e h c s i m i e der h Hier die 10 Siegerfotos! Vielfalt ist immer gefragt. Um die Artenvielfalt in Österreich zu zeigen, veranstaltete der Naturschutzbund dieses Frühjahr einen Fotowettbewerb. Gesucht waren die schönsten Bilder zur heimischen Natur! So sind bei uns über 1.100 Einreichungen eingegangen. Die Jury hatte nun über die Sommermonate die Qual der Wahl. Sehen auch Sie sich alle Einreichungen auf www.naturschutzbund.at/fototafel an, dann wissen Sie, warum wir nicht nur aufgrund der sommerlichen Temperaturen ins Schwitzen gekommen sind. Immerhin ging es um den Hautptpreis, ein CL Companion Fernglas von Swarovski Optik im Wert von 1.000 Euro! Die Jury wählte ein Siegerbild und neun weitere Top-Fotos aus, die Sie auf den nächsten Seiten bewundern können. Wir möchten uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ganz herzlich für die vielen wunderschönen Bilder bedanken! Hier nun die 10 Siegerfotos:
Den Hauptpreis und damit das Swarovski CLCompanion Fernglas hat gewonnen: MARGIT MARUSCHKO 6020 INNBRUCK Kreuzspinne
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FOTOWETTBEWERB
MARTIN STRASSER 4817 St.Konrad
ERNST MAYRHOFER 4710 Tollet Im Fokus
HANNES NAGL 4482 Enndorf Blindschleiche – Reptil des Jahres 2017
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FRIEDRICH WEINHAUSER 3363 Ulmerfeld Durst
Morgentau
FOTOWETTBEWERB
MICHAEL ZOBL 4332 AU A. D. DONAU
MICHAEL KÖNIGSAYR 1100 Wien Feldhamster in Wien Favoriten
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CATRIN PICHLER 4175 Herzogsdorf
FOTOWETTBEWERB
Gefangen!
KARL HEINDL 1100 Wien Im Hubertussee
HARALD MARK 6710 Nenzing
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AKTUELL
VIEL NEUES AUF NATURBEOBACHTUNG.AT Hier die neuesten Funktionen der Meldeplattform für Sie zusammengefasst: 0 Ab sofort können alle Libellen Österreichs gemeldet werden 0 40 neue Käfer- und 24 neue Schmetterlingsarten sind ab sofort zu melden. 0 Komplett neu ist auch die Bildverwaltung unter „Meine Daten/Meine Fotos“: Dort werden alle Fotos, die Sie jemals auf naturbeobachtung.at hochgeladen haben, in einer Fototafel angezeigt und auch, wo und wie oft diese in Verwendung sind. Man kann nun bis zu 25 Bilder gleichzeitig hochladen und diese für jeden Bereich der Meldeplattform nutzen. Mit dem ImagePicker sind diese dann später schnell und einfach verwendbar. 0 Verbessertes Service: Eine Melde-Maske für alle Artengruppen. Einträge aus der zuletzt getätigten Meldung kann man einfach übernehmen. Genaueres gibt es im Hilfe-Bereich der Plattform www.naturbeobachtung.at unter „Updates und Neuerungen“ zu lesen.
hindern können. In diesem Rahmen könnte die Naturmeldeplattform eine bedeutende Rolle spielen: Die durch naturinteressierte Bürger erhobenen Zufallsfunde könnten über die Jahre hinweg aussagekräftige Verbreitungskarten einzelner Neobiota-Arten in Österreich generieren. Die erhobenen Daten würden u. a. für die Erstellung von Managementplänen verwendet.
Erste Ideen. Von den ca. 2.000 gebietsfremden
Der Naturschutzbund plant, ausgewählte gebietsfremde Arten auf naturbeobachtung.at meldbar zu machen – vorausgesetzt, es wird eine Finanzierung gefunden. Laut EU-Verordnung gibt es für die Arten der Unionsliste Überwachungsmechanismen und Kontrollen, damit in weiterer Folge die Staaten mit geeigneten Maßnahmen eine weitere Ausbreitung ver-
Asiat isc he r
geplant: Neobiota dokumentieren Ma
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Arten in Österreich sollen nur einige ausgewählte gemeldet werden können: ❯❯ Invasive Arten der EU-Liste, die für Österreich relevant sind (21 Arten) ❯❯ Problematische Arten, die nicht auf der EU-Liste angeführt sind, z. B. Kanadische Goldrute, Asiatischer Marienkäfer (Harmonia axyridis) u. a. Mehr zu gebietsfremden Arten und der Unionsliste auf den nächsten Seiten! FOTO: JOHANNES GEPP
ALARMIERENDER AGRARREPORT DEUTSCHLANDS Das ZDF heute-journal berichtete am 28. Juni d. J. über den alarmierenden Agrarreport des deutschen Bundesamtes für Naturschutz. Zusammengefasst kommt heraus, dass ❯ der Zustand der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft alarmierend ist und ❯ die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union sowie die nationale Agrarpolitik auch nach der letzten Reform 2013 keinen substanziellen Beitrag leistet, um dem anhaltenden Verlust der biologischen Vielfalt wirksam entgegenzutreten. Im ZDF-Bericht heißt es: „… eine zwar sehr aufwendige (1,5 Mrd. EUR) aber wenig wirksame Fehlentwicklung…“ und „…das Greening ist aufwendig, aber wenig wirksam.“ Sehenswerter Beitrag auf https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/ heute-journal-vom-28-juni-2017-100.html Der Agrarreport des bfn kann hier heruntergeladen werden: http://www.bfn.de/ fileadmin/BfN/landwirtschaft/Dokumente/BfN-Agrar-Report_2017.pdf
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GEBIETSFREMDE PFLANZEN- UND PILZARTEN SITUATION IN ÖSTERREICH Gebietsfremde Arten, im Fachjargon als Neobiota bezeichnet, sind Pflanzen (Neophyten), Pilze (Neomyzeten), Tiere (Neozoen) und Mikroorganismen, die durch den Menschen in Regionen gelangen, die sie aus eigener Kraft nicht erreichen können. Einige dieser Arten können sich in den neuen Gebieten dauerhaft etablieren, ausbreiten und manche, die so genannten invasiven gebietsfremden Arten, können die heimische Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemleistungen gefährden oder nachteilig beeinflussen. Die Auswirkungen zeigen sich zum Beispiel in der Verdrängung heimischer Arten, durch Hybridisierung oder in der Übertragung von Krankheiten auf Fauna und Flora.
nsgesamt wurden bislang in Österreich 1.269 neophytische Gefäßpflanzen nachgewiesen. Dies entspricht einem Anteil von ca. 31 % an der Gesamtflora. Von diesen Arten gilt etwas mehr als ein Viertel (300) als etabliert, d. h. sie vermehren sich eigenständig und kommen in dauerhaften Populationen vor, während drei Viertel unbeständig, d. h. von der Unterstützung des Menschen (Samennachschub, Freisetzung) abhängig sind. Der Import von Zier- oder Nutzpflanzen stellt den wichtigsten Einführungsweg für Neophyten dar. Etwa 57 % der Neophyten Österreichs sind aus Kulturen verwildert, etwa 31 % wurden unabsichtlich eingeschleppt. 13 Neophyten verursachen bedeutende wirtschaftliche Schäden in der Land- und Forstwirtschaft, der Gewässerinstandhaltung und im Gesundheitswesen. Neophyten sind aus Sicht des Naturschutzes vor allem in naturnahen Biotopen, wie Auwäldern, flussbegleitenden Hochstaudenfluren oder Pionierstandorten problematisch. In diesen Lebensräumen sind einige
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THEMA Das Kleinblütige Springkraut (Impatiens parviflora) begann sich Anfang 1830 von Mittelasien kommend nach Mitteleuropa auszubreiten. Im 20. Jhdt. vermehrte es sich explosionsartig und ist heute der häufigste Neophyt in mitteleuropäischen Wäldern. Untersuchungen zur Konkurrenz zwischen ihm und dem einheimischen Großen Springkraut (Impatiens noli-tangere) zeigten, dass die einheimische Art auf relativ trockenen Standorten unterlegen ist. FOTOS: WOLFGANG SCHRUF
HTTP://SCIENCE.APA.AT/DOSSIER/NEOBIOTA.
18 INVASIVE NEOPHYTEN* der konkurrenzstärksten und in Österreich häufigsten Neophyten vertreten, wie die Robinie, der Götterbaum, das Drüsige Springkraut, die Kanadische und die Riesen-Goldrute sowie der Japanische Staudenknöterich. In den meisten anderen naturnahen Lebensräumen Österreichs ist der Neophytenanteil derzeit noch niedrig, nimmt aber punktuell stark zu.
problematische Neophyten in Österreich Naturschutzfachlich problematisch sind gemäß dem „Aktionsplan Neobiota“ von 2004 (Umweltbundesamt)* 35 Neophyten. 18 Arten davon werden als invasiv eingestuft – siehe Kasten rechts. Weitere 17 Arten wurden als potenziell invasiv eingestuft. Diese Arten werden bei einer weiteren Ausbreitung vermutlich zu Naturschutzproblemen führen. Diese Auflistung ist umfangreicher als die Unionsliste (Seite 14/15).
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Eschen-Ahorn (Acer negundo), Götterbaum (Ailanthus altissima), Lanzett-Aster (Aster lanceolatus), Neubelgien-Aster (Symphyotrichum novi-belgii), Schwarzfrucht-Zweizahn (Bidens frondosa), Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis), Amerikanisches Weidenröschen (Epilobium ciliatum), Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica), Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinensis), Pennsylvanische Esche (Fraxinus pennsylvanica), Topinambur (Helianthus tuberosus), Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera), Kleinblütiges Springkraut (Impatiens parviflora), Hybrid-Pappel (Populus x canadensis), Robinie (Robinia pseudacacia), Schlitzblatt-Sonnenhut (Rudbeckia laciniata), Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), Späte o. Riesen-Goldrute (Solidago gigantea)
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THEMA Problematische Neomyzeten
Fruchtkörper des Falschen Weißen Stengelbecherchens, das für das Eschentriebsterben verantwortlich ist.
Unter den Pilzen sind 83 Neomyzeten aus Österreich bekannt. Aufgrund der mangelhaften Erforschung dürfte die tatsächliche Zahl wohl wesentlich höher liegen. Von den Arten sind 23 in heimischen Ökosystemen und 40 auf Kultur- und Nutzpflanzen etabliert (bei 2 Doppelnennungen), 22 Arten treten nur unbeständig auf. Für den Naturschutz bedeutsam sind fast ausschließlich jene parasitischen Neomyzeten, die heimische Organismen befallen; unter diesen befinden sich gegenwärtig 6 Arten, die für ihre Wirte eine potenzielle Bedrohung darstellen. Hervorzuheben sind die Verursacher der Krebspest (Aphanomyces astaci) und des Ulmensterbens (Ophiostoma ulmi und O. novo-ulmi) sowie seit einigen Jahren der Erreger des Eschentriebsterbens (Hymenoscyphus pseudoalbidus). Mit den über 650 Neozoen (gebietsfremde Tierarten) sind insgesamt rund 2.000 gebietsfremde Arten in Österreich bekannt, die rund 3 % der Gesamt-Artenzahl ausmachen.
FOTOS V. O. N. RE: WIKIPEDIA/AMADEJ TRNKOCZY; ALEXANDER MRKVICKA; WOLFGANG RABITSCH (3); STEFAN GUTTMANN
Brasilianisches Tausendblatt (5)
Schwarzkopfruderente (28)
UNIONSLISTE: EU-VERORDNUNG ZU NEOBIOTA m 3. August 2016 trat die erste Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung im Rahmen der EU-Verordnung über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten mit 37 Arten in Kraft. Am 2. August 2017 trat die erste Erweiterung dieser Liste mit 12 zusätzlichen Arten in Kraft. Die Unionsliste enthält derzeit also 49 invasive Tierund Pflanzenarten. Davon kommen in Österreich 21 vor (s. Markierung). Manche dieser Arten sind derzeit nur von einem Standort bekannt, andere sind bereits weiter verbreitet. Die übrigen 28 Arten kommen derzeit nicht in Österreich vor. Die Unionsliste ist dynamisch und soll in den nächsten Jahren erweitert werden. Damit eine Art gelistet werden kann, muss sie mehrere Kriterien erfüllen: So muss z. B. eine Risikobewertung vorliegen, aus der hervorgeht, dass die Bekämpfung in Relation zum Erfolg der Maßnahmen steht und nicht zu viele Ressourcen (Zeit, Arbeit, Geld) benötigt. Für die beiden neophytischen Goldrutenarten oder die Robinie etwa gibt es keine Risikobewertung, weshalb sie auch nicht auf der EU Liste stehen. Das trifft auch auf andere problematische Neophyten in Österreich zu.
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Nilgans (29)
Die gelisteten Arten dürfen gemäß der Verordnung nicht vorsätzlich ✘ in das Gebiet der Union verbracht werden, ✘ gehalten oder gezüchtet werden, ✘ in die, aus der und innerhalb der Union befördert werden, ✘ in Verkehr gebracht oder in die Umwelt freigesetzt werden, ✘ verwendet oder getauscht werden. Die unabsichtlichen Einbringungs- und Ausbreitungspfade der Arten müssen erfasst und Aktionspläne aufgestellt werden, um die Einbringung und Ausbreitung dieser Arten zu verhindern bzw. einzudämmen. Überwachungsmaßnahmen und amtliche Kontrollen zur Verhinderung der Einbringung dieser Arten sind verpflichtend durchzuführen. Die EU-Mitgliedstaaten müssen invasive gebietsfremde Arten von unionsweiter Bedeutung beseitigen bzw. die Ausbreitung bereits weit verbreiteter invasiver Arten kontrollieren. Es gibt Übergangsbestimmungen und Ausnahmen von den Verpflichtungen, die von den zuständigen Behörden der Mitgliedsstaaten oder der EU Kommission erteilt werden können. HA Weitere Informationen: www.neobiota-austria.at/ms/neobiota-austria/ neobiota_recht/neobiota_steckbriefe/
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RAGWEED-FINDER Ragweed-Pflanzen österreichweit melden! Ragweed, bekannt auch als Ambrosia oder Beifußblättriges Traubenkraut, ist ein invasiver Neophyt in Österreich, der eine starke Allergie auslösen kann. Mithilfe des Ragweed-Finders werden die Vorkommen dokumentiert und es kann aufgezeigt werden, wo die Belastung für Allergiker besonders hoch ist, um Gegenmaßnahmen zu ermöglichen. Jede/r kann auf www.ragweedfinder.at Ambrosiavorkommen melden. Der Ragweed-Finder ist ein Service des Österreichischen Pollenwarndienst der Medizinischen Universität Wien. Kontakt: ragweedfinder@polleninfo.org FOTO: WIKIPEDIA/STEFAN LEFNAER
Nordam. Schmuckschildkröte (31)
Signalkrebs (32)
DIE INVASIVEN NEOPHYTEN DER UNIONSLISTE 01. Riesen-Bärenklau Heracleum mantegazzianum 02. Drüsiges Springkraut Impatiens glandulifera 03. Karolina-Haarnixe Cabomba caroliniana 04. Wechselblatt Wasserpest Lagarosiphon major 05. Brasilianisches Tausendblatt Myriophyllum aquaticum 06. Verschiedenblättriges Tausendblatt Myriophyllum heterophyllum 07. Gewöhnliche Seidenpflanze Asclepias syriaca 08. Schmalblättrige Wasserpest Elodea nuttalii Die Arten von 1-8 sowie 24-36 kommen in Österreich vor. 09. Kreuzstrauch Baccharis halimifolia 10. Dickstielige Wasserhyazinthe Eichhornia crassipes 11. Persischer Bärenklau Heracleum persicum 12. Sosnowsky Bärenklau Heracleum sosnowskyi 13. Großer Wassernabel Hydrocotyle ranunculoides 14. Großblütiges Heusenkraut Ludwigia grandiflora 15. Flutendes Heusenkraut Ludwigia peploides 16. Gelbe Scheinkalla Lysichiton americanus 17. Karottenkraut Parthenium hysterophorus 18. Durchwachsener Knöterich Persicaria perfoliata 19. Kudzu Pueraria lobata 20. Alligatorkraut Alternanthera philoxeroides 21. Mammutblatt Gunnera tinctoria 22. Japanisches Stelzgras Microstegium vimineum 23. Rotes Lampenputzergras Pennisetum setaceum
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DIE INVASIVEN NEOZOEN DER UNIONSLISTE 24. Nutria Myocastor coypus 25. Bisamratte Ondatra zibethicus 26. Marderhund Nyctereutes procyonoides 27. Waschbär Procyon lotor 28. Schwarzkopfruderente Oxyura jamaicensis 29. Nilgans Alopochen aegyptiacus 30. Heiliger Ibis Threskiornis aethiopicus 31. Nordamerikanische Schmuckschildkröte Trachemys scripta 32. Signalkrebs Pacifastacus leniusculus 33. Kamberkrebs Orconectes limosus 34. Roter Amerikanischer Sumpfkrebs Procambarus clarkii 35. Chinesische Wollhandkrabbe Eriocheir sinensis 36. Blaubandbärbling Pseudorasbora parva 37. Pallashörnchen Callosciurus erythraeus 38. Grauhörnchen Sciurus carolinensis 39. Fuchshörnchen Sciurus niger 40. Burunduk Tamias sibiricus 41. Kleiner Mungo Herpestes javanicus 42. Chinesischer Muntjak Muntiacus reevesii 43. Südamerikanischer Nasenbär Nasua nasua 44. Glanzkrähe Corvus splendens 45. Nordamerikanischer Ochsenfrosch Lithobates catesbeianus 46. Marmorkrebs Procambarus fallax f. virginalis 47. Viril-Flusskrebs Orconectes virilis 48. Amurgrundel Perccottus glenii 49. Asiatische Hornisse Vespa velutina
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BEISPIELE FÜR INVASIVE NEOPHYTEN ESCHEN-AHORN (Acer negundo): Der Baum aus Nordamerika wurde 1688 erstmals in Europa kultiviert. Er ist im Pannonischen Raum weit verbreitet, im nördlichen und südöstlichen Alpenvorland kommt er zerstreut vor. Der Neophyt ist vor allem in Weichholzauwäldern zu finden – in Silberweidenbeständen der Pannonischen Donauauen bildet er häufig eine zweite Baumschicht aus. Dadurch kann er die Verjüngung der heimischen Lichtholzarten behindern, einen Umbau der Bestandesstruktur und eine Reduzierung der Artenvielfalt bewirken. Der aus Süd- und Ostasien stammende GÖTTERBAUM (Ailanthus altissima) wurde erstmals um 1850 in Österreich als Zierund Forstbaum kultiviert. Nach dem 2. Weltkrieg konnte sich die Art in Mitteleuropa auf den großen Brach- und Trümmerschuttflächen der zerbombten Städte etablieren. Der Götterbaum ist heute besonders in den Städten (Wien, Linz, Graz) und im pannonischen Raum häufig. Er bevorzugt trockene und warme Lebensräume (Pflasterritzen, Schutt, Ruinen, Ruderalstandorte, Halbtrockenrasen, Heißländen) und besiedelt sogar die Fugenstandorte zwischen Gehweg und Gebäudemauern von fast völlig versiegelten Bereichen. Durch seine Schnellwüchsigkeit und hohe Reproduktionskapazität ist der Götterbaum aber in naturnahen Biotoptypen sehr konkurrenzstark und verdrängt standorttypische autochthone Pflanzenarten in (Halb)Trockenrasen. DAS DRÜSIGE SPRINGKRAUT (Impatiens glandulifera) stammt aus dem westlichen Himalaya, wo es zwischen 2.000 und 3.000 m in feuchten Bachtälern vorkommt. 1839 kamen erstmals Samen nach Europa (England). Ab Mitte des 19. Jhdt. kultivierte man die Pflanze in heimischen Gärten wegen ihrer attraktiven Blüten. Heute ist sie in Österreich häufig bis sehr häufig in der kollinen bis untermontanen Stufe verbreitet und bildet in lichten, feuchten und gut nährstoffversorgten Fluss- und Bachauen oftmals Massenbestände. Da er überwiegend
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Eschen-Ahorn
Drüsiges Springkraut
Götterbaum
Hybridpappeln
auf naturnahen Standorten (Auwäldern, feuchte Hochstaudenfluren) vorkommt, stellt der Neophyt eine bedeutende Konkurrenz zur autochthonen Flora dar. Die aus der heimischen Schwarz-Pappel Populus nigra und der nordamerikanischen Virginischen Pappel Populus deltoides entstandene HYBRID-PAPPEL (Populus x canadensis) ist im Alpenvorland und im Pannonischen Raum zerstreut bis mäßig häufig verbreitet, schwerpunktmäßig in den Aubereichen der großen Tieflandflüsse, v. a. entlang der Donau. Hier hat der großflächige Anbau (Monokulturen) der raschwüchsigen Hybrid-Pappeln negative Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften der Flussauen. Zudem kommt es häufig zur Hybridisierung mit der Schwarz-Pappel. Die aus Nordamerika stammende ROBINIE (Robinia pseudacacia) wurde erstmals um 1630 nach Europa eingeführt (Frankreich) und 100 Jahre später großflächig in Mitteleuropa kultiviert (Ödlandaufforstung, Bienenweidepflanze, Rebpfähle für Weinbau, Windschutzstreifen). In Österreich ist sie besonders im Pannonischen Raum bestandsbildend und breitet sich immer noch aus. Die Robinie gilt als die häufigste neophytische Gehölzart hierzulande und ist aus Naturschutzsicht vermutlich der problematischste Neophyt. Durch Stickstoffanreicherung verändert er den Standort so massiv, so dass es zur Ausbildung eines artenarmen Lebensraumtyps kommt. Die ausgeprägte vegetative Vermehrung führt zu dominanten Robinienbeständen, weil die Wurzelschösslinge sukzessiv in angrenzende Flächen eindringen. Die Robinie wird im Nationalpark Donauauen durch Ringelung und Nachschneiden der Wurzelsprosse bekämpft – mit zufriedenstellendem Erfolg. Die KANADISCHE und die SPÄTE GOLDRUTE (Solidago canadensis, S. gigantea) wurden als Zierpflanzen aus Nordamerika nach England eingeführt. Seit etwa 1950 breiten sich beide Arten in Mitteleuropa explosionsartig aus. In Österreich sind sie bis 1.000 m häufig bis sehr häufig anzutreffen. Die Späte Goldrute bevorzugt feuchte Böden und kommt daher v. a. in lichten Auwäldern und feuchten Hoch-
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FOTOS V. L.: ALEXANDER MRKVICKA (3); WOLFGANG SCHRUF
BEISPIELE FÜR NEOBIOTA
THEMA staudenfluren vor. Die Kanadische Goldrute hat ihren Verbreitungsschwerpunkt neben den Austandorten in Wiesenund Feldbrachen, in Ruderalfluren und an Straßenböschungen. Beide neigen zur Ausbildung dominanter Bestände durch ihre starke vegetative Vermehrung mit Rhizomen, die sich auch in Halbtrockenrasen und Feuchtwiesen etablieren können.
Kandadische Goldrute
FOTOS V. O.: WOLFGANG SCHRUF; ALEXANDER MRKVICKA: ERLINDE BICHLER; RAINER WAHL/HORTIPENDIUM/QUELLE: DLR RHEINPFALZ, PHYTOMEDIZIN GARTENBAU
BEISPIELE FÜR INVASIVE NEOMYZETEN (PILZE) Es kann als sicher angenommen werden, dass schon zu Beginn der Neuzeit mit der Aufnahme bzw. Intensivierung der Handelsbeziehungen zu anderen Kontinenten die weltweite Verschleppung von Pilzen enorm zugenommen hat. Der TINTENFISCHPILZ Clathrus (=Anthurus) archeri wurde z. B. um 1910 in Europa eingeschleppt, wahrscheinlich mit neuseeländischen oder austraRobinie in Blüte lischen Wollimporten. Der erste österreichische Nachweis dürfte aus dem Jahr 1948 aus Zell am Moos (OÖ) stammen, mittlerweile kommt der Tintenfischpilz in allen Bundesländern vor. Ein zweiter Fall eines hier etablierten Neomyzeten könnte Agaricus bisporus, der KULTURCHAMPIGNON, sein. Bei uns verwildern die Kultursorten immer wieder über Küchenabfälle vor allem auf Kompost- und Misthaufen sowie stark gedüngten Wiesen und Äckern. Parasitische Neomyzeten auf heimischen Pflanzen oder Tieren wurden aus Gebieten eingeschleppt, in denen sich Tintenfischpilz ihre Wirte lange Zeit an sie anpassen konnten. Die neuen Wirte hingegen sind oft kaum oder nur sehr gering resistent. Dies führt dazu, dass sich die Parasiten nach der Einschleppung epidemisch und ungebremst ausbreiten und oft ganze Wirtspopulationen ausrotten können. Eindrucksvolle Beispiele dafür sind bei Pflanzen die ERREGER des ULMENSTERBENS Ophiostoma ulmi und O. novo-ulmi, der ERREGER des KASTANIENRINDENKREBSES Cryphonectria parasitica, der ERREGER des ESCHENTRIEBSTERBENS Hymenoscyphus pseudoalbidus, und jener des ERLENSTERFraßgänge des Ulmensplintkäfers
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BENS Phytophthora sp. Bei Tieren sind es der ERREGER der KREBSPEST Aphanomyces astaci und der CHYTRIDPILZ Batrachochytrium dendrobatidis als ERREGER der CHYTRIDIOMYKOSE, der Amphibien befallen kann (siehe auch NL 1-2017). Fast alle dieser problematischen Neomyzeten stammen entweder aus Ostasien oder Nordamerika. Das Ulmensterben in Europa ist das drastischste Beispiel für negative ökologische Folgen von eingeschleppten Pilzparasiten. Das Ulmensterben wurde erstmals 1919 in Holland nachgewiesen und breitete sich rasch über ganz Europa aus. Überträger sind zwei Arten des Ulmensplintkäfers (Scolytus scolytus und S. multistriatus), die den Pilz von Baum zu Baum ausbreiten und so einen Befall überhaupt erst möglich machen. In der Folge wurde Ophiostoma ulmi auch in Nordamerika eingeschleppt, wo der Pilz die dort heimischen Ulmen stark dezimierte. Nach dieser ersten Erkrankungswelle stellte sich ein Gleichgewicht ein und die Ulmenbestände erholten sich etwas, bis um das Jahr 1970 ein weiterer Krankheitsschub folgte. Dieser wurde durch die neu eingeschleppte Art Ophiostoma novo-ulmi hervorgerufen. Diese Art ist aggressiver als O. ulmi, breitete sich in der Folge rasch aus und vernichtete auch gegen den ersten Erreger resistente Wirtspopulationen. Mittlerweile ist O. novo-ulmi in ganz Österreich dominant und hat O. ulmi bereits vollständig verdrängt.
Zusammenstellung: Ingrid Hagenstein Beratung: Dr. Franz Essl, Dr.Wolfgang Rabitsch, Umweltbundesamt Wien Quellen: www.neobiota-austria.at www.biologischevielfalt.at/ms/chm_ biodiv_home/chm_biodiv_home/chm_ biodiv_oesterr/chm_neobiota/chm_nha_ pfl_oe/ 29.6.2017
WEITERE INFOS V Aktionsplan Neobiota: Download www.umweltbundesamt.at/ umweltschutz/naturschutz/ natur_aktuell/aktionsplan_neobiota V Eschentriebsterben: www.agb.at/ images/stories/ Baumforum2014/Eschentrieb.pdf V www.neobiota.at (Vorarlberg)
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THEMA
Der Standpunkt
Pflanzen sind schon immer gewandert… Vorsicht vor radikalen Ansätzen
flanzen sind schon immer gewandert: Ackerbeikräuter folgten den Bauern in neolithischer Zeit ebenso wie heute ein pflanzliches Urlaubsmitbringsel aus dem Garten verwildert. Durch den globalen Gütertransport und die erhöhte menschliche Mobilität werden immer wieder beabsichtigt und unbeabsichtigt Pflanzen, ebenso wie andere Lebewesen, in neue Regionen dieser Erde eingebracht. Jene, die seit 1492 in andere Regionen gelangt sind, bezeichnet man als Neophyten oder gebietsfremde Pflanzenarten, denn ab jenem Zeitpunkt begann das Zeitalter des weltumspannenden Artenaustausches. Nur wenige Arten, die in ein neues Gebiet gelangen, sind dort auch überlebens- bzw. vermehrungsfähig, die wenigsten können sich gar etablieren. Jener geringe Anteil dieser neuen Arten, der als invasiv bezeichnet wird, hat jedoch unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten und Lebensgemeinschaften.
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iele der invasiven Arten werden besonders in gestörten Lebensräumen zu einem Problem. Nutzungswandel, hohe Nährstoffeinträge, und massiver Lebensraumverlust spielen eine große, negative Rolle. So treten invasive Arten z. B. mit heimischen Arten in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen und verdrängen diese. Sie können Struktur und Funktion von Ökosystemen verändern. Neophyten können auch wirtschaftliche und gesundheitliche Probleme mit sich bringen. Dadurch entsteht ein Handlungsbedarf, um die biologische Vielfalt und ihre natürliche Dynamik zu erhalten. Extensiv genutzte Lebensräume in einer reich strukturierten Landschaft verringern nachhaltig die Bedrohung durch invasive Arten und stärken Ökosysteme.
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er Handlungsrahmen gegenüber bereits etablierten, gebietsfremden Arten ist beschränkt und kann nur in besonders schützenswerten Lebensräumen im Einzelfall radikale Maßnahmen rechtfertigen. Es ist daher notwendig, mehr über Ausbreitungskorridore und Ökologie der neuen Arten herauszufinden. Einem Monitoringsystem kommt hier eine entscheidende Rolle zu. Wichtig ist auch eine sachliche, nach Art, Gebiet und Ziel differenzierte Betrachtungsweise, auf deren Grundlage Maßnahmen ergriffen werden. Dies erfordert regelmäßige Erhebungen mit begleitender Öffentlichkeitsarbeit sowie gegebenenfalls aktive Maßnahmen zur Erhaltung der Schutzgüter. Bei negativen Einflüssen auf die lokale Biodiversität, insbesondere auf naturschutzfachlich hochwertigen Flächen, besteht Handlungsbedarf, um eine Veränderung des Artengefüges und der Lebensräume zu mindern oder zu verhindern. Die Chancen, eine Ausbreitung in der Anfangsphase zu verhindern, sind am größten.
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arallel ist stets eine intensive Öffentlichkeitsarbeit gefragt, um auch die Bevölkerung für diesen Sachverhalt zu sensibilisieren. Grundlegende Kenntnisse über gebietsfremde Arten sind an Schulen und Ausbildungsstätten bei den in der freien Landschaft wirtschaftenden Berufsgruppen zu vermitteln. In vielen Bereichen, von der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, bis zur Imkerei und dem Handel ist Bewusstseinsbildung erforderlich. Eine Öffentlichkeitsbeteiligung im anwendbaren Maßstab, wie beispielsweise zur Meldung von Standorten invasiver Neophyten, ist hilfreich und notwendig.
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ahlreiche internationale Abkommen, europäische und nationale rechtliche Regelungen sind zur Thematik vorhanden – vom Übereinkommen über die biologische Vielfalt von 1992 bis zur aktuellen EU-Verordnung. Diese geben klar Richtung und Handlungsbedarf vor. Weitere gesetzliche Regelungen werden ebenso notwendig sein, um dieser dynamischen und breiten Problematik gerecht zu werden, von der Abfallwirtschaft bis zum Naturschutz. Die Umsetzung von notwendigen Maßnahmen kann nur auf der Grundlage wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse und in grenzüberschreitender Zusammenarbeit zielführend sein.
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Claudia Leitner, MSc, Biologin, Stiftung für Naturschutz des Naturschutzbundes OÖ c.leitner@stiftungnatur.at www.stiftungnatur.at www.naturschutzbund-ooe.at
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THEMA
In den allermeisten Fällen zeigen Neophyten „Störungen“ an und treten vorwiegend dort in Erscheinung, wo das natürliche ökologische Wirkungsgefüge durch menschliche Eingriffe verändert wurde. In natürlichen Waldökosystemen oder Mooren haben Neophyten meist keine Chance sich nachhaltig zu etablieren. Gelingt ihnen das jedoch einmal, sind sie kaum mehr von dort wegzubekommen. Dieser Beitrag versucht aufzuzeigen, wann und wo eine Bekämpfung sinnvoll ist und wo nicht.
Blüten des Drüsigen Springkrautes
ÜBER SINN UND UNSINN DER BEKÄMPFUNG INVASIVER NEOPHYTEN twa seit den 1990er-Jahren entwickelt sich in Naturschutzkreisen langsam ein „Problembewusstsein“ für invasive Neophyten, die sich rasch und oft mit großer Bestandsdichte ausbreiten können. Das Thema wurde vor allem durch die publizistische Aktivität des Umweltbundesamtes ab der Jahrtausendwende einer breiteren Öffentlichkeit nähergebracht. Seitdem gibt es zunehmend mehr Initiativen zur Bekämpfung (Österreichischer Wasser-und Abfallwirtschaftsverband, einzelne Naturschutzbehörden, Schutzgebietsbetreuung, Berg- und Naturwacht, NGOs, private Initiativen etc.). Mit einer EU-Verordnung (1143/2014) über die „Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten“ finden Initiativen zur Neophytenbekämpfung vorläufig ihren Höhepunkt. Darin werden alle EUStaaten verpflichtet, Maßnahmen gegen bestimmte, in einer Liste angeführte Neobiota durchzuführen.
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Abb. 1: Die Bekämpfung des heimischen Adlerfarns ist aus naturschutzfachlicher Sicht in den meisten Fällen dringlich, weil die Art einen der seltensten Lebensraumtypen unserer traditionellen Kulturlandschaft bedroht, den Bürstlingsrasen. Das kann lokal zum Aussterben gefährdeter Arten wie Arnika (Abb. 2), Wald-Läusekraut und Hunds-Veilchen führen. FOTOS V. O.: WOLFGANG SCHRUF; MICHAEL STRAUCH; JOSEF LIMBERGER
Abb. 2
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NEOPHYTENMANAGEMENT Aktuelle Situation Abb. 3: Viele Internetseiten beschäftigen sich mit der Verwertbarkeit des Japanischen Staudenknöterichs als Heilpflanze, Seife oder zum Verzehr. Das alles ist jedoch kein effizienter Beitrag zum Naturschutz, wie das vielfach behauptet wird. Abb. 5/6: Der vor allem durch die Imkerei und als Zierpflanze bei uns eingeführte Riesenbärenklau führt bei Hautkontakt und gleichzeitiger Sonneneinwirkung zu juckenden Hautentzündungen, bis hin zur Blasenbildung, die Verbrennungen dritten Grades gleichen. Als maßgeblicher Gefährder heimischer Arten ist er bisher weder in Österreich noch in Deutschland hervorgetreten.
Abb. 3
Bestimmte invasive Neophyten können in manchen Fällen einheimische Arten verdrängen, eine Gesundheitsgefahr darstellen und negative wirtschaftliche Auswirkungen nach sich ziehen. Mit „invasiven“ Neophyten sind in der Regel jene Arten gemeint, die zumindest in weiten Teilen Österreichs und auch in unseren Nachbarländern die meisten „Probleme“ bereiten: Staudenknöteriche (Fallopia japonica, Abb. 3, F. sachalinensis und F. x bohemica), Kanadische Goldrute (Solidago canadensis, Abb. 7), Riesen-Goldrute (Solidago gigantea), Sommer-Flieder (Buddleja davidii, Abb. 4), Götterbaum (Ailanthus altissima), Ragweed (Ambrosia artemisiifolia, Abb. 20) und Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum, Abb. 5, 6). Angesichts sehr beschränkter Ressourcen, die zur Verfügung stehen, muss man grundsätzlich die Frage stellen, ob sich der daraus ergebende Wunsch nach einer Bekämpfung dieser Arten in jedem Fall zwingend und sinnvoll ist. Anlass sich mit dieser Frage zu beschäftigen ist u. a. die Initiative des Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverbandes (ÖWAV), der ab Mai 2017 Fachkräfte für Neophytenbekämpfung ausbilden will). In der Steiermark und in Kärnten werden „Aktionstage zur Bekämpfung invasiver Neophyten“ organisiert. „Helfen auch Sie die Neophyten zu stoppen“ lautet etwa die pauschale Aufforderung der Stadt Graz. Auch die Politik beschäftigt sich fallweise mit dem Thema Neophyten. Zunehmend werden auch private Personen darauf aufmerksam und melden sich bei den Naturschutzbehörden mit dem Ersuchen, quasi vor ihrer Haustüre die Bekämpfung invasiver Neophyten durchzuführen. Neben zahlreichen international agierenden NGOs widmen sich auch lokale Naturschutzorganisationen schon seit längerem verstärkt diesem Thema und verschiedene Behörden publizieren einschlägige Folder und Broschüren. In Tirol gibt es – angesiedelt an der Universität Innsbruck – ein eigenes, von der Umweltabteilung finanziertes „Neophyten-Kompetenzzentrum“. Letztlich werden all diese jungen Initiativen auch durch die Österreichische Biodiversitäts-Strategie 2020+ unterstützt, in der als Ziel 8 definiert wird, dass „negative Auswirkungen invasiver gebietsfremder Arten [bis 2019/2020, Anm.] reduziert sind“.
Bekämpfung: Zweckmässiges Anliegen oder Kreuzzug?
Abb. 4: Sommer-Flied er
Abb. 6
oder Buddleja
Abb. 5
FOTOS V. O.: MICHAEL HOHLA; WOLFGANG SCHRUF (2); MICHAEL HOHLA (2)
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Klarstellen wollen wir, dass wir die Bekämpfung invasiver Neophyten aus Naturschutzgründen in bestimmten Fällen für unbedingt erforderlich halten. Dazu gehört die Aufrechterhaltung der per Verordnung definierten Schutzzwecke in bestimmten Schutzgebieten, insbesondere die Sicherung von Vorkommen stark gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Aus unserer einschlägigen Praxiserfahrung wollen wir aber einen Diskussionsbeitrag zu Zielen und Rahmenbedingungen eines NeophytenManagements aus Naturschutzgründen leisten. Umso mehr, als wir derzeit eine Aufbruchsstimmung wahrnehmen, die, wie viele „Wellen“, auch eine psychologische Komponente beinhaltet: Invasive Neophyten, die offensichtlich durch den Einfluss des Menschen zu uns gelangt sind und somit das Bild der heilen Natur zerstören, werden vielfach als „Feind“ wahrgenommen. Dieser ist (in vielen Fällen) leicht identifizierbar und vordergründig einfach zu bekämpfen, das Ziel „Ausrottung“ simpel zu kommunizieren und medial zu verbreiten. Ideale Voraussetzungen, sich auch als engagierter Laie auf den Weg zu machen! Während jedoch Naturschutzfachkräfte vor dem Hintergrund einer oft langen Berufserfahrung sehr genau beurteilen können, unter welchen
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THEMA Umständen eine Bekämpfung invasiver Neophyten zweckmäßig und erfolgreich sein kann, ist lokal oder regional tätigen Akteuren oft das Ausmaß der Gesamtverbreitung der invasiven Neophyten nicht bewusst. Auch fehlendes Wissen über die Ökologie der betreffenden Arten und fehlende Erfahrung in Bezug auf die sehr begrenzten und oft sehr eingriffsstarken Bekämpfungsmöglichkeiten führen häufig zu aussichtslosen Bekämpfungsinitiativen.
Invasive Pflanzenart – invasiver Neophyt Zunächst halten wir fest, dass auch einheimische Arten eine ähnlich starke Verdrängungswirkung erzielen können wie invasive Neophyten – oft ausgelöst oder beschleunigt durch ein Zuviel an Nährstoffen aus Landwirtschaft, Industrie und atmosphärischem Stickstoffeintrag, anthropogene Eingriffe in Ökosysteme oder auch Verbrachung infolge fehlender Nutzung. Die damit verbundenen Probleme für den Naturschutz sind in der Regel die gleichen. Beispielsweise verhält sich Schilf in vielen Feuchtwiesen und Niedermooren unter bestimmten Voraussetzungen „invasiv“ und verdrängt dann ebenso wie etwa die Riesen-Goldrute die dortige angestammte Artenvielfalt. Pfeifengras, Adlerfarn (Abb. 1, 2) oder die Große Brennnessel verhalten sich oft ähnlich. Wie vorsichtig man mit dem Thema umgehen sollte, kann auch am Beispiel des Glatthafers gezeigt werden, der für Österreich als Neubürger angesehen wird. Er kennzeichnet aber im Regelfall naturschutzfachlich hochwertige, selten gewordene Wiesenbestände (insbesondere mesophile Glatthaferwiesen), die dem Lebensraumtyp „Flachland-Mähwiesen“ der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie entsprechen und für den daher Schutzgebiete auszuweisen sind. Andererseits ist die Art aber im pannonischen Raum auch als Problempflanze bekannt, tritt sie doch in eutrophierten Trockenrasenbrachen mitunter in einer unerwünschten Dominanz auf. Die Abqualifizierung invasiver Neophyten als unerwünschte und zu bekämpfende „Eindringlinge“ könnte daher zu der Auffassung führen, nur die invasiven Neophyten wären das Problem, dabei verstärken sie es bloß! Zudem sei betont, dass grundsätzlich und von Natur aus jede Art gleich viel „wert“ ist und nur der Mensch eine subjektive Bewertung nach seinem „Geschmack“ bzw. im Fall der Neophyten nach dem Zeitpunkt ihres Erstauftretens vornimmt.
Führen invasive Neophyten zum Aussterben heimischer Arten? Die europäische Kommission (2016) hält fest, dass invasive gebietsfremde Arten „ein stetig wachsendes Problem“ sind, „weil sie eine große Bedrohung für die heimische Tierwelt und die Lebensräume in Europa darstellen und jährlich Schäden in Millionenhöhe anrichten“. Obwohl es höchstwahrscheinlich keine seriösen Schätzungen über die tatsächlichen Schadenssummen gibt, wurde der eklatante negative Einfluss von Neobiota (Neozoen, Neomyceten und Neophyten) auf den Naturhaushalt mehrfach nachgewiesen. Weltweit sind genug Beispiele bekannt, wie selbst nur einzelne gebietsfremde Arten im Stande sind, ganze Ökosysteme umzugestalten. Hiervon scheinen besonders endemische Arten abgelegener Inseln betroffen zu sein. Es trifft sicher zu, dass invasive Neobiota auch in Mitteleuropa und Österreich heimische Arten an den Rand des Aussterbens gebracht haben. Ein Beispiel hierfür ist der um 1880 in Österreich erstmals nachgewiesene Nordamerikanische Signalkrebs bzw. die von ihm verbreitete Krebspest. Zwar wurde der heimische Edelkrebs schon davor wirtschaftlich stark genutzt, seine Restbestän-
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Abb. 7
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Abb. 7: Ob die Kanad. Goldrute auf jedem Standort, wie hier auf einer nährstoffreichen Brachfläche am Rand eines Auwaldes, ein Problem darstellt, ist anzuzweifeln. Abb. 8, 9: Von Goldrute dominierte Wiesenbrache in den Traunauen/Linz: Nach 5-jähriger, die Ökologie berücksichtigender Verdrängungspflege, konnte die Anzahl der vorkommenden Orchideenarten vervielfacht werden, wie z. B. der Sumpf-Ständelwurz von 18 (2011) auf rd. 1.500 Exemplare! Abb. 10/11: Erst wenn ein konkretes Schutzgut definiert ist – hier die Erhaltung des in OÖ vom Aussterben bedrohten Hühnerbisses (Silene baccifera) – und man sich über Machbarkeit und damit verbundenen Aufwand im Klaren ist, sollten invasive Neophyten zurückgedrängt werden. FOTOS V. O.: SIEGI KAPL; FERDINAND LENGLACHNER; OÖ. UMWELTANWALTSCHAFT; FERDINAND LENGLACHNER (2)
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NEOPHYTENMANAGEMENT
Abb. 12: Eine vom Falschen Weißen Stengelbecherchen infizierte Esche. Der Pilz wird Lebensräume wie Schlucht- und Auwälder nachhaltig verändern. Abb. 13: Manche Neophyten sind zu einem Symbol für Natur in der Stadt geworden, etwa das aus Süd-Europa stammende, Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis), das alle möglichen Mauern überzieht. Abb. 14: In unserem Umfeld werden viele fremde Arten kultiviert, wie z. B. Platanen. 11 alte Exemplare im Linzer Volksgarten und größeren Dörfern OÖ sind aktuell als Naturdenkmal festgestellt. Alter und Prägung des Stadtbildes waren dafür ausschlaggebend.
Abb. 12
de an den Unterläufen und in den Tieflagen wurden aber hauptsächlich durch die Krebspest vernichtet. Es ist jedoch festzuhalten, dass derartige Prozesse überwiegend im Zusammenhang mit einzelnen Neozoen und Neomyceten als Krankheitserreger stattfinden. So geht das Ulmensterben auf die Pilze Ophiostoma ulmi und O. novo-ulmi zurück, das Krebssterben auf den Pilz Aphanomyces astaci und seit wenigen Jahren bringt der Pilz Hymenoscyphus pseudoalbidus (Falsches Weißes Stengelbecherchen, Foto S. 14) ganze Eschenwälder zum Absterben (Abb. 12). Uns ist jedoch bis dato kein einziger Fall bekannt, in dem ein invasiver Neophyt eine bei uns einheimische Pflanzenart in einem größeren Gebiet an den Rand des Aussterbens gebracht hätte! Wir wollen invasive Neophyten aber gar nicht schönreden. Man sollte bloß die „Kirche im Dorf lassen“ und stattdessen versuchen zu verstehen, was wirklich passiert und worin genau das Problem besteht. Die Kanadische Goldrute (Abb. 7) wird z. B. häufig als Problem für die Biodiversität von Magerwiesen genannt. Tatsächlich kann sie sich in sehr spät gemähten Wiesen stark ausbreiten. Zumeist werden brachliegende Flächen mit reinem Goldrutenbestand präsentiert und so der Eindruck erweckt, der Neophyt sei das primäre Problem. Tatsächlich ist es aber die Nutzungsaufgabe oder eine zu späte Mahd. Das führt dazu, dass der Artenreichtum der Magerwiese zu Gunsten weniger mahdempfindlicher neophytischer oder einheimischer Hochgräser oder Hochstauden schwindet (Abb. 8, 9). Eine immense Rolle bei der Ausbreitung invasiver Neophyten spielen auch die enormen Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft und mittlerweile auch über die Atmosphäre: 30 - 40 kg Rein-Stickstoff pro Hektar und Jahr gelangen über die Luft in den Boden – selbst in abseits von Industriegebieten gelegenen Gebieten wie dem Nationalpark Kalkalpen! Dadurch werden Stickstoff liebende, oftmals konkurrenzstarke Arten gefördert, konkurrenzschwache hingegen verdrängt, wie z. B. Spezialisten nährstoffarmer Moore. In ihrem Wachstum werden aber keineswegs nur invasive Neophyten gefördert, sondern insgesamt auch alle jene einheimischen Arten, denen hohe Stickstoffmengen einen Konkurrenzvorteil bringen, etwa Brennnessel oder Schwarzer Holunder. Auch hierbei stellen invasive Neophyten nicht das Problem, sondern lediglich ein Symptom dar.
Wann und unter welchen Umständen sollte etwas unternommen werden – und wann nicht? Abb. 13
Abb. 14
FOTOS V. O.: ANDREAS KILLINGER; WOLFGANG SCHRUF; SIEGI KAPL
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Seit langem etablierte invasive Neophyten wie das Drüsige Springkraut, der Japanische Staudenknöterich sowie die Riesen-Goldrute und die Kanadische Goldrute besiedeln in der Regel derart riesige Flächen (Abb. 3,7,15), dass eine großflächige Bekämpfung realistischer Weise nicht mehr möglich ist. Der damit verbundene Aufwand würde Unsummen öffentlicher Finanzmittel verschlingen und ist obendrein technisch an vielen Standorten gar nicht möglich, ohne noch größeren Schaden anzurichten als die Art selbst es vermag. Daher halten wir es für vordringlich, erst dann Maßnahmen zu ergreifen, wenn auf einer Fläche ein Schutzziel definiert und auch eine Kosten-Nutzen-Abschätzung gemacht wurde. Invasive Arten sollten auch nicht allein deswegen bekämpft werden, nur weil es sich um nicht heimische Arten handelt. Das ist nur dann
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THEMA zweckmäßig, wenn diese Arten einen Schaden an bestimmten Ökosystemen bewirken (könnten), dessen Auswirkungen wir aus naturschutzfachlichen Gründen nicht hinnehmen wollen. Diesen Schaden gilt es zu identifizieren und zu bewerten. Vielmehr sollte eine Bekämpfung auf der Grundlage einer rein sachlichen Problembewertung unabhängig von der Herkunft der Pflanzen geplant und umgesetzt werden: 0 Detaillierte Formulierung der mit einer Neophytenbekämpfung verbundenen Ziele (worin besteht eigentlich das Problem?) 0 Seriöse Abschätzung der Wahrscheinlichkeit, das Ziel zu erreichen 0 Abschätzung der Zeitdauer bis das Ziel erreicht ist 0 Fundierte Abschätzung der Bekämpfungskosten bzw. des Bekämpfungsaufwandes sowie 0 Überlegungen zu einer gegebenenfalls erforderlichen Nachsorgephase und über ein dauerhaftes Gebiets-Monitoring
Abb. 15
ETABLIERTE NEOPHYTEN. In Fällen, in denen es um die Bekämpfung etablierter invasiver Arten geht, muss die Strategie daher sein, bestimmte Flächen, auf denen diese Arten ein Problem für den Naturschutz darstellen (könnten), vor deren Ansiedlung bzw. Ausbreitung zu bewahren. Das muss nicht unbedingt bedeuten, die betreffenden invasiven Neophyten hier vollständig zu eliminieren. Eventuell reicht auch ein bestimmtes Pflegeregime oder einmaliges Intensiv-Management aus, um die Arten in „verträglicher“ Häufigkeit in Schach zu halten. Im Fall der beiden Goldrutenarten (Abb. 8-9), des Drüsen-Springkrautes (Abb. 15) oder des Einjährigen Berufkrautes konnten wir das in vielen unserer Schutzgebiete bereits erfolgreich durchführen. Es kann aber auch Fälle geben, bei denen selbst dieses Ziel unmöglich erscheint: Beispielsweise angesichts der schwer zugänglichen und großflächigen die Donau begleitenden Schlucht- und Felsbereiche. Dort ist an eine durchgreifende Bekämpfung der Robinie (Abb. 16), die sich z. B. in Oberösterreich auf Standorten der eichen- und hainbuchenreichen Wälder ausbreitet, in der Praxis nicht mehr zu denken. Beim Drüsen-Springkraut (Abb. 15) sind Bekämpfungsmaßnahmen lokal wahrscheinlich machbar, aber in den meisten Fällen relativ zwecklos und zwar in jeder erdenklichen Zielrichtung. Wir sind konfrontiert mit einer praktisch flächendeckenden Verbreitung und einem gigantischen Samenpool. Darüber hinaus stellt das Drüsen-Springkraut für die heimische Artenvielfalt in der Regel keine ernsthafte Bedrohung dar! Zwar ist sie optisch und geruchlich auffällig und verdrängt stellenweise heimische Arten, doch besiedelt sie vor allem lichte Auwälder, deren Säume sowie Ufer-Staudengesellschaften, in denen sie in der Regel keine Konkurrenz zu gefährdeten Arten darstellt. Nur in einzelnen Ausnahmefällen sehen wir Bedarf einzugreifen. So wurden im Europaschutzgebiet TraunDonauauen vor allem Bestände dieser Art an ausgewählten Uferabschnitten und im Saum von Auwäldern erfolgreich bekämpft (Abb. 10), um Bestände des in Oberösterreich vom Aussterben bedrohten Hühnerbisses (Silene baccifera, Abb. 11) oder des hochgradig gefährdeten Fluss-Greiskrautes (Senecio sarracenicus) zu sichern. Aber auch im Natur- und Europaschutzgebiet Wengermoor (Salzburg) wird seit mehreren Jahren eine erfolgreiche Bekämpfung durchgeführt und von der Schutzgebietsbetreuung koordiniert. Dort hat sich die Art am renaturierten Eisbach etabliert und bedrängt die wenigen Individuen des stark gefährdeten Echten Eisenhutes (Aconitum napellus).
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Abb. 16
Abb. 17
Abb.15: Die Bekämpfung des DrüsenSpringkrautes ist relativ zwecklos. Bis auf besondere Standorte bdroht es die heimische Artenvielfalt nicht ernsthaft. Foto16: Hat sie sich einmal etabliert, ist die Bekämpfung der Robine in steilen, felsdurchsetzten Hanglagen in der Praxis kaum zu bewerkstelligen. Nur im Anfangsstadium ihrer Ausbreitung macht eine Bekämpfung Sinn. Foto17: Seit 10 Jahren erfolgt jährlich mindestens dreimal eine Mulchmahd auf einer Erdböschung bei Linz/Ebelsberg. Trotzdem setzt sich der Japanische Staudenknöterich immer noch durch. Nur langsam können sich heimische, ohnehin weit verbreitete Arten wieder etablieren. Kosten-Nutzenmäßig ein Desaster! FOTOS V. O.: WOLFGANG RABITSCH; MICHAEL HOHLA; MICHAEL STRAUCH
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NEOPHYTENMANAGEMENT IN AUSBREITUNG BEGRIFFENE ARTEN. Viele noch nicht etablierte
Abb. 18
Abb. 19
Abb. 20
Abb. 18: Nicht immer lässt sich eindeutig festlegen, ob eine Art als Neophyt einzustufen ist oder nicht, wie beispielweise bei der Echten Geißraute (Galega officinalis). Abb. 19: Manche Neophyten haben es sogar in die Liste der geschützten Arten gebracht, wie etwa der Immergrüne Buchs (Buxus sempervirens), der in OÖ vollkommen geschützt ist. Abb. 20: Die aus Nordamerika stammende Beifuß-Ambrosie (engl. Ragweed) breitet sich seit Ende der 1980er Jahre bevorzugt an Ruderalstandorten stark aus. Da ihr Pollen stark allergieauslösend wirken kann, ist in den nächsten Jahren mit einer Zunahme von allergischen Symptomen im Spätsommer zu rechnen, da ihre späte Blüte im August und September die Pollensaison verlängert. FOTOS V. O.: MICHAEL HOHLA (2); ALEXANDER MRKVICKA
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Neophyten mit stark invasivem Potenzial breiten sich im Verborgenen aus und sind zum Zeitpunkt des Erstnachweises in der Regel schon viel weiter verbreitet als bekannt ist. Bei vielen dieser Arten stellt sich in der Folge die Frage, ob eine Bekämpfung ohne die Zerstörung des von der Art betroffenen Schutzgutes überhaupt möglich ist, wie z. B. beim jüngst nachgewiesenen Brasilianischen Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum, Foto S. 15) an Teichen im Unteren Inntal. Denn in der Praxis gibt es nicht viele Bekämpfungsoptionen: Ein Ausreißen ist in der notwendigen Vollständigkeit nicht machbar, weil die Unterscheidung zu heimischen Arten in blütenlosem Zustand (erst recht submers) praktisch nicht möglich ist. Es käme daher nur ein vollständiges Ausbaggern des betreffenden Gewässers – inklusive der heimischen Arten – in Frage, was aber einen erheblichen Schaden auch für die heimische, erwünschte Flora und Fauna nach sich ziehen würde und aller Wahrscheinlichkeit nach nicht erfolgreich wäre, weil selbst kleine Pflanzenstängel ausreichen, damit sich daraus wieder eine neue Population aufbaut. Die letzte Möglichkeit wäre, das Gewässer zuzuschütten – ein ebenfalls unzweckmäßiger Gedanke. Genau so ist dies der Fall bei der Nuttall-Wasserpest (Elodea nuttallii), die heute in den großen Salzkammergutseen bereits etabliert ist, oder die Vorkommen der Winzigen Wasserlinse (Lemna minuta), welche sich innerhalb weniger Jahre am unteren Inn über die Flusslandschaft und Auen entlang mehr als 30 km ausbreiten konnte. Solche Beispiele sollten sich engagierte Menschen, die etwas für den Naturschutz tun möchten, klar vor Augen führen und erst dann entscheiden, ob sie ihren eingeschlagenen Weg beibehalten möchten. Nicht unerwähnt wollen wir auch Beobachtungen und Vorgänge lassen, die zeigen, dass Bestände invasiver Neophyten auch wieder zurückgehen können, wie das beispielsweise bei der Kanadischen Wasserpest (Elodea canadensis) der Fall ist: Ihre Bestände sind nach einer explosionsartigen Ausbreitung bis zum Anfang des 20. Jhdt. infolge nicht restlos geklärter Ursachen deutlich zurückgegangen. Dort, wo eine Neophytenart erst am Beginn der Ausbreitung steht, können wir nur versuchen, in den für den Naturschutz vorrangig wichtigen Bereichen eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Voraussetzung hierfür ist ein flächendeckendes und permanentes Schutzgebietsmanagement!
REDUZIEREN DER (UN)BEABSICHTIGTEN AUSBREITUNG. Transport-, Bauund Arbeitsmaschinen (Forstbereich, Bauwesen etc.) und Pflegegeräte sowie der Transport von vielfach auf Baustellen anfallendem Humus tragen massiv zur Ausbreitung invasiver Neophyten bei. Diese Ausbreitungsquellen ließen sich durch Aufklärung sicher stark reduzieren. Aber auch die bewusste Ausbringung bestimmter Pflanzenarten, wie etwa im Fall von Elefantengras als Nutzpflanze, Bambus als Niederwild-Deckung, Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia, Abb. 20) in Aussaatmischungen oder Robinie (Abb. 16) als Forstbaum und Bienenweide durch Imker, führt zu einer Ausbreitung invasiver Arten, was sich durch Aufklärung und bis zu einem gewissen Grad auch durch rechtliche Regelungen reduzieren ließe.
Fazit Arten- und Lebensraumschutz stellen ungemein sinnstiftende, vielfältige, anspruchsvolle und zeitaufwändige Aufgaben dar. Insbesonde-
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re für die Erhaltung der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft ist und war die menschliche Arbeitskraft der entscheidende Faktor. Der Verlust kleinbäuerlicher Strukturen hat diese Artenvielfalt jedoch in atemberaubendem Tempo verschwinden lassen! Angesichts dieser Entwicklung kommt einer Priorisierung im angewandten Naturschutz Mitteleuropas eine fundamental wichtige Rolle zu. Dabei darf die Bekämpfung invasiver Neophyten nicht dazu führen, dass sich der Fokus der Öffentlichkeit und der Naturschutzakteure von den Schutzmaßnahmen für hochgradig gefährdete Arten abwendet. Wenn es unser Ziel ist, die heimische Artenvielfalt zu erhalten, dann muss vor jeder Bekämpfung invasiver Neophyten die Frage stehen, welchem konkreten Erhaltungsziel sie dient. Auf dieser Basis lässt sich dann entscheiden, ob und welche Maßnahmen sinnvoll sind oder ob Nichtstun die beste Option ist. Naturschutz braucht gut ausgebildete Fachkräfte, die wissen, woran es in der Natur mangelt und wie diesem Mangel zu begegnen ist. Dagegen dient die Fähigkeit, invasive Neophyten zu erkennen und sie bekämpfen zu können für sich allein gesehen noch keinem tieferen Zweck. Nur wenn wir uns auf die wirklich vordringlichen Erhaltungsziele im Arten-und Lebensraumschutz fokussieren, werden wir Erfolge erzielen. Zeit- und Geldverschwendung können wir uns dabei nicht mehr leisten.
Autorenteam (im Bild v. l. o.): Korrespondierender Autor: Michael STRAUCH, Amt der Oö. Landesregierung, Direktion für Landesplanung, wirtschaftliche und ländliche Entwicklung, Abteilung Naturschutz, 4021 Linz, Bahnhofplatz 1, michael.strauch@ooe.gv.at Prof. Kons. Michael Hohla m.hohla@eduhi.at Gerhard Kleesadl, g.kleesadl@landesmuseum.at Mag. Ferdinand Lenglachner, buero.f.lenglachner@aon.at Dr. Josef H. Reichholf, reichholf-jh@gmx.de Christian Schröck, christian.schroeck@landesmuseum.at Dr. Friedrich Schwarz, friedrich.schwarz@mag.linz.at Mag. Dr. Oliver Stöhr, oliver.stoehr@gmx.at Gekürzte Fassung des gleichnamigen Artikels in ÖKO.L – Zeitschrift für Ökologie, Natur- und Umweltschutz der Naturkundlichen Station der Stadt Linz, 39/2 (2017)
WOLFGANG SCHRUF
THEMA
Wuchernder Jap. Staudenknöterich
WIE BEEINFLUSSEN EINGESCHLEPPTE ARTEN DAS LEBEN VON MENSCHEN? Ein internationales Forscherteam hat ein Bewertungsschema entwickelt, mit dem wirtschaftliche und gesundheitliche Auswirkungen von Neobiota klassifiziert werden können. Bislang wurde den Auswirkungen gebietsfremder Arten auf die Lebensumstände und das Wohlbefinden von Menschen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Unter der Leitung von Sven Bacher von der Universität Freiburg (Schweiz) und unter Mitwirkung von Franz Essl (Universität Wien) und Wolfgang Rabitsch (Umweltbundesamt) hat ein internationales Forscherteam ein sozio-ökonomisches System zur Klassifizierung eingeschleppter Arten entwickelt. Das neue Bewertungsschema, kurz SEICAT genannt, bewertet eingeführte Arten nach deren Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Veränderungen menschlicher Aktivitäten dienen als Maß für die Intensität der Auswirkungen. So werden auch Auswirkungen erfasst, die von einem rein ökonomischen System übersehen werden. Die Einflüsse auf das menschliche Wohlbefinden – von der Gesundheit über die materielle Situation und Sicherheit bis hin zu sozialen und kulturellen Belangen – werden in SEICAT in derselben „Währung“ gemessen und erlauben so den direkten Vergleich und die Einstufung. Das ermöglicht auch eine Reihung, für welche Arten prioritär Maßnahmen gesetzt werden sollten. –HA– Info: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/ 10.1111/2041-210X.12844/epdf
Abo-Infos zu ÖKO.L: T 0732/70 70-18 62, nast@mag.linz.at www.linz.at/umwelt/3911.asp
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THEMA
DIE WELTWEITEN HOTSPOTS BIOLOGISCHER INVASIONEN Inseln und Küstenregionen sind am meisten gefährdet Die Verteilung von eingebürgerten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten auf verschiedene Regionen der Erde ist höchst unterschiedlich. Wo sich deren globale Hotspots befinden, war bislang unklar. Ein internationales Forschungsteam mit österreichischer Beteiligung hat vor kurzem eine Analyse dieser Hotspots vorgelegt. Demnach finden sich die meisten Neobiota auf Inseln und in Küstenregionen.
Abb.: Die Lage der Hotspots (in rot) und Coldspots (in lila) der Verbreitung nicht-heimischer Tier- und Pflanzenarten. Aus Dawson et al. (2017)
D
ie Anzahl eingebürgerter Neobiota ist in verschiedenen Regionen der Erde unterschiedlich groß. Dies ist auf Inseln besonders problematisch, da viele der dort heimischen Arten nur auf der Insel vorkommen, und sie daher besonders rasch durch Neobiota verdrängt werden. Unklar war bisher, wo die meisten etablierten Neobiota anzutreffen sind und welche Faktoren deren Verteilung prägen. Ein internationales Team aus 25 ForscherInnen, darunter Forscher der Uni Wien, unter der Leitung von Wayne Dawson von der Universität Durham in England erstellte eine Datenbank mit den Vorkommen von acht Tier- und Pflanzengruppen in einer Region außerhalb ihres Heimatgebiets. Insgesamt wurde die Verbreitung auf 186 Inseln und 423 Kontinental-
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Regionen erfasst. So konnten die WissenschafterInnen zum ersten Mal überhaupt die globale Verteilung von Neobiota in einer großen Anzahl wichtiger Organismengruppen erfassen. Wichtigstes Ergebnis: Inseln und Küstenregionen auf Kontinenten weisen die höchsten Zahlen eingebürgerter Neobiota auf (Abb.). An erster Stelle befindet sich Hawaii, gefolgt von der Nord-Insel von Neuseeland und den kleinen Sunda-Inseln Indonesiens. Hawaii und Neuseeland liegen bei allen untersuchten Artengruppen im Spitzenfeld. Beide Regionen sind abgelegene und ursprünglich sehr isolierte Inseln, in denen manche Organismengruppen von Natur aus fehlten – wie etwa Säugetiere. Heute liegen beide Regionen in ökonomisch hochentwickelten Ländern mit intensiven Handels-
beziehungen und dementsprechend massiven Folgen für die Einschleppung und Einbürgerung von Neobiota. Untersucht wurde auch, welche Faktoren entscheidend sind, ob eine Region viele oder wenige eingebürgerte Neobiota aufweist. In dicht besiedelten Regionen sowie in Gebieten mit hoher ökonomischer Entwicklung wurde ein deutlicher Anstieg der Anzahl eingebürgerter Neobiota festgestellt. Der Grund dafür ist, dass diese Faktoren die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Mensch viele neue Arten in ein Gebiet einschleppt. Die dadurch mitverursachte Zerstörung von Lebensräumen begünstigt die Ausbreitung von Neobiota. Inseln und Küstenregionen scheinen daher besonders anfällig zu sein, da sie im globalen Fernhandel eine dominierende Rolle einnehmen. Hier ist es daher dringend erforderlich, effektivere gesetzliche Maßnahmen zu implementieren.
Autor: Dr. Franz Essl, Universität Wien franz.essl@univie.ac.at
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NEOPHYTEN
| naturschutzbund | NEOPHYTEN-WORKSHOP
B
linde Passagiere in Kübelpflanzen, Gartenflüchtlinge, Vogelfutter- oder Ausspuckpflanzen: Die Ausbreitungsmöglichkeiten gebietsfremder Pflanzen sind ebenso vielfältig wie die Arten selbst. Diese gedeihen in Wäldern und Wiesen, an zahlreichen Gewässerufern ebenso wie an Straßenrändern und auf Schutthäufen. Am 11. November 2016 veranstaltete der | naturschutzbund | einen internen Workshop, um über die schier ausweglos erscheinende Angelegenheit invasiver gebietsfremder Pflanzen zu beraten. Invasiv sind Neophyten nämlich dann, wenn sie Probleme machen – den Lebensraum heimischer Pflanzen
bedrohen oder die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen.
UNSERE ZIELE Wir halten die Eindämmung invasiver Arten vorwiegend auf naturschutzfachlich wertvollen, sensiblen Flächen für sinnvoll, um die dortigen Schutzgüter bestmöglich und dauerhaft zu erhalten. Viele Arten sind auf Maßnahmen zur Stärkung ihrer Konkurrenzfähigkeit angewiesen (Biotopmanagement). Bis Jahresende 2017 soll es eine Position und eine Handlungsempfehlung für Gemeinden geben. –HA–
ERGEBNISSE DER BERATUNG >>Wir wollen den Begriff „bekämpfen von Neobiota“ vermeiden und sprechen von Maßnahmen zur Erhaltung von Schutzgütern. >>Wir beschäftigen uns in erster Linie mit den invasiven unter den gebietsfremden Pflanzenarten. >>Wir informieren die Öffentlichkeit über Neophyten. >>Es braucht einen sorgsameren Umgang auf Baustellen, um die Ansiedelung, Ausbreitung und Verschleppung von Neophyten zu verhindern: Informationen zusammenstellen für Bauträger, Baufirmen, Baumeister und Architekten. >>Gehölzstreifen entlang von Gewässern nicht roden, um die Ausbreitung von Neophyten nicht zu fördern. Sofern erforderlich, Bäume entlang von Gewässern auf Stock setzen und Gebüsche nur selektiv entfernen. Die Fläche sollte keinesfalls vegetationslos hinterlassen werden. Auch nach kleinflächigem „auf Stock setzen“ und sonstigen Holzarbeiten müssen die Flächen auf Neophytenbewuchs kontrolliert werden. >>Kontrolle und Pflege von Abschnitten, die aufgrund von Flussbaumaßnahmen vegetationsfrei sind. Sukzessionsflächen sind für die heimische Flora und Fauna von besonderer Bedeutung. >>Beim Entfernen von Neophyten sind konsequente und regelmäßige Maßnahmen notwendig. >>Einfache, verständliche Informationen anbieten, wie man Neophyten effizient und effektiv eindämmen Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen kann. Landwirtschaftskammern als Partner der Landesgruppe dafür gewinnen. Steiermark beim >>Schulungen für Straßenmeistereien, Eindämmen von Gewässerbauämter, Bauhofmitarbeiter, Neophyten am Land- und Forstwirte initiieren, GärtneHauenstein FOTO: NATURSCHUTZBUND reien, Landschaftspfleger aller Art und STEIERMARK Forstschulen ansprechen. >>Es sollte die Möglichkeit geschaffen werden, einige invasive Neophyten auf naturbeobachtung.at meldbar zu machen, um Verbreitungskarten zu erhalten. >>Rechtsgrundlagen mit Handlungskonzepten einfordern. www.naturschutzbund.at/neobiota-in-oesterreich.html
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THEMA
Schüler beteiligten sich im Rahmen ihres Forstpraktikums am Entfernen der Goldruten. FOTOS: CHRISTOPH DIETL
Aus der Praxis Aus der Beispiel NEOPHYTENMANAGEMENT
IN WIENER SCHUTZGEBIETEN
S In den Wiener NATURA 2000 Gebieten Liesing und Lainzer Tiergarten waren invasive gebietsfremde Pflanzen bisher von untergeordneter Bedeutung. In den letzten Jahren kam es allerdings – meist ausgehend von angrenzenden Flächen oder durch Einbringen von kontaminiertem Erdmaterial – zu lokal starkem Auftreten von Götterbaum, Drüsen-Springkraut, Goldruten, und Japanischem Staudenknöterich.
o hat die zuständige MA49 von 2013 - 2014 die Vorkommen von invasiven Neophyten und auch Neozoen im Lainzer Tiergarten erhoben und erste Maßnahmen gesetzt, um die Ausbreitung von Götterbaum, Goldruten und Staudenknöterich zu verhindern: Parallel zur Schulung des Personals der MA 49 wurde die lokale Bevölkerung informiert, da der Ausgangspunkt von Neophyten-Invasionen oft abgelagerte Gartenabfälle oder Erdmaterial sind. Im nächsten Schritt wurde die Dringlichkeit von Maßnahmen für die einzelnen Arten und Vorkommen bewertet und eine Prioritätenreihung für die Bekämpfung erstellt. Bereits seit 2013 werden Goldrutenbestände zu Blütenbeginn abgemäht, um Aussamen zu verhindern. Auch einzelne fruktifizierende Götterbäume werden gefällt – eine wichtige Maßnahme, da der Wind die Samen über einen Kilometer weit verbreitet und diese jahrelang keimfähig bleiben. Es zeigte sich allerdings, dass punktuelle Maßnahmen zu wenig sind und eine koordinierte Strategie mit effizienter Bekämpfung in den Schutzgebieten sowie von bestehenden „Neophytenquellen“ in deren Umfeld erforderlich ist. Im Projekt werden daher bis 2018 die beiden Gebiete verstärkt bearbeitet, da hier eine vollständige Etablierung invasiver Neobiota mit allen negativen Folgen für geschützte Arten und Lebensräume noch zu verhindern ist.
Drüsiges Springkraut kam auf etwa 1.000 m² im Lainzer Tiergarten flächig vor und wurde dort vor dem Blühbeginn händisch ausgerissen. In den Folgejahren traten nur mehr wenige Pflanzen auf, die bei Nachbegehungen konsequent entfernt wurden.
Flächige Goldrutenbestände oder größere Einzelpflanzen wurden durch Ausreißen oder Aushacken der Pflanzen im Juni bei feuchtem Boden durch Freiwillige bzw. Schulklassen im Rahmen eines Forstpraktikums
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PRAXIS: NEOPHYTENMANAGEMENT
bearbeitet. Beim Ausreißen werden meist sowohl ein Teil des Rhizomes als auch neu gebildete Ausläufer entfernt, sodass bei ggf. mehrmaliger Wiederholung die Pflanzen geschwächt werden und nicht mehr zur Blüte kommen. Weiters wurde bei einem Bestand versucht, diesen mit schwarzer Teichfolie abzudecken. Durch die deutliche Reduktion des Wildschweinbestandes im Lainzer Tiergarten bis 2020 wird sich die Zahl der Wühlstellen mit offenem Boden in den Wiesen stark reduzieren, wodurch das Ansamen von Goldruten deutlich zurückgehen sollte. Bei einigen Wiesen wurde zusätzlich der Mähzeitpunkt vorverlegt, um die Goldruten zu schwächen.
Japanischer Staudenknöterich ist in beiden Gebieten derzeit hauptsächlich an Gewässern zu finden, wo er mittels Beschattung durch Ufergehölze weitestgehend im Zaum gehalten wird. Problematischer sind 3 Bereiche, wo Staudenknöterich mit Erdanschüttung eingebracht wurde. Hier kann bis dato mangels anderer Methoden nur durch mehrmaliges Abmähen das Fruktifizieren verhindert werden. Der Götterbaum, die problematischste Baumart, kommt im Gebiet an mehreren Stellen in kleinen Beständen vor. Der größte davon auf etwa 3.000 m² im Lainzer Tiergarten wurde über 15 Jahre jährlich mit dem Freischneider geschnitten und breitete sich trotzdem über Wurzelbrut immer weiter aus. In Kooperation mit der Univ. für Bodenkultur konnte hier 2013 ein neues Verfahren erprobt werden, das bereits nach drei Jahren sehr gute Erfolge zeigt. Als problematisch erwiesen sich nach einer Durchforstung im folgenden Sommer auf besonnten Bodenstellen in Massen keimende Götterbäume. Hier werden aktuell – nach dem Vorbild Perchtoldsdorf – die Sämlinge mit Unterstützung der Umweltschutzabteilung MA 22 ausgerissen. Diese lassen sich bis etwa Mitte/Ende September vollständig mit der Wurzel ausreißen und treiben nicht mehr nach. Meist ist durch die Naturverjüngung der heimischen Baumarten bereits im nächsten Jahr der Waldboden soweit beschattet, dass kaum weitere Götterbäume keimen.
Beispiel WIESENENTWICKLUNG LOBAU Wie aus Neophytenbrachen langsam Naturwiesen werden.
Versucht wurde auch Goldrutenbestände mit Folie abzudecken um ihnen das Licht zu entziehen. FOTO: ALEXANDER MRKVICKA
Text: DI Alexander Mrkvicka, Bereich Naturraum, MA 49 Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien, www.wald.wien.at alexander.mrkvicka@wien.gv.at Das Projekt „Management invasiver Neobiota in Wiener Schutzgebieten“ der MA 49 (Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien) wird von 2015 bis 2018 über die Ländliche Entwicklung, Maßnahme 323a – Naturschutz von Land Wien und Europäischer Union gefördert.
Aus de r Praxis
Weit und breit keine Neophyten mehr zu sehen… FOTO: ANDREAS SCHARL
B
is zur Donauregulierung im Raum Wien in den 1870er Jahren war die Lobau eine dynamische Flusslandschaft. Nach der Regulierung unterblieben Überschwemmungen, im ersten Weltkrieg wurden in vielen Bereichen der Lobau großflächig Äcker angelegt. Durch einen langjährigen Rechtsstreit eines Ackerflächen-Pächters mit der Grundeigentümerin Stadt Wien durften 125 ha Äcker seit der Gründung des Nationalparks weder bewirtschaftet noch in anderer Form gepflegt werden, worauf sich Neophyten wie Goldruten, Götterbaum und Robinie oftmals flächig etablieren konnten. Erst nach endgültiger Beilegung des Rechtsstreits konnte die MA 49 – Forst und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien im Dezember 2009 mit der Umsetzung der lange geplanten Maßnahmen zur Umwandlung von 32 ha neophytenreichen Beständen in standortgerechte Wiesen beginnen.
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THEMA
FOTO: SUSANNE LEPUTSCH
Mühsamer Beginn. Von 2001 – 2003 wurde die Vegetation der Acker-
…und so hatte es zuvor ausgesehen: dichter Goldrutenbestand und Gehölze.
Text: DI Susanne Leputsch und DI Alexander Mrkvicka, Bereich Naturraum, Bereich Naturraum, MA 49 Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien, alexander.mrkvicka@wien.gv.at, susanne.leputsch@wien.gv.at Andreas Scharl, MSc Schutzgebietsbetreuung Mitterpinzgau pinzgau@schutzgebietsbetreuung.at Das Projekt wurde von 2010 bis 2015 über die Ländliche Entwicklung, Maßnahme 323a – Naturschutz von Bund, Land Wien und Europäischer Union gefördert.
*www.rewisa.at
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brachen kartiert und für die einzelnen Flächen Entwicklungsziele festgelegt. Sehr trockene Standorte sollten Trespenwiesen, trockene Standorte mit Salbei-Glatthaferwiesen und frische Standorte Glatthaferwiesen werden. Damit wollte man eine standortgerechte Biodiversität wiederherstellen und geschützten Tierarten wie Großer Feuerfalter, Hecken-Wollafter, Grauspecht, Neuntöter, Schwarz-Milan, Sperbergrasmücke, Wachtelkönig und Wespenbussard Lebensraum zurückgeben. Auf Flächen mit stärkerem Gehölzbewuchs erfolgte im Frühjahr 2010 als Erstmaßnahme Forstmulchen mit schwerem Gerät, das anfallende Material wurde in einem weiteren Arbeitsgang in den Boden eingearbeitet. Bei geringem Gehölzaufkommen erfolgte die Erstmaßnahme mit einem leichten Forstmulcher in einem Durchgang. Danach wurde tiefgründig geackert und die Fläche abgezogen. Nach einer Ankeim-/ Anwuchsphase bei geeigneter Witterung wurde im Frühjahr gefräst, um unerwünschte Pflanzen wie Goldruten, Land-Reitgras, Wurzelbrut von Gehölzen oder Ruderalpflanzen durch mechanische Bodenbearbeitung zu schwächen. Dies wurde zweimal wiederholt. Zur Aushagerung der nährstoffreichen Böden und zur Schwächung unerwünschter Arten wurde im Herbst 2010 Winter-Roggen angebaut, der konkurrenzstark ist und schnell zu hohem Wasser- und Stickstoffentzug führt. 2011 zeigte der Roggen gute Wirkung, Goldruten waren im Juli durch die Wasserkonkurrenz deutlich geschwächt aber noch vorhanden (das Stroh wurde nach der Reife abgeführt). Daher wurde eine zweite Saison mit Winter-Roggen angebaut. Im Juli 2012 war auf den meisten Flächen die Goldrute nur mehr in geringer Zahl vertreten, sodass der Wiesenanbau Erfolg versprach. Nach dem Entfernen des Roggens wurde erneut umgebrochen und im Frühjahr 2013 gefräst (auf einer relativ feuchten Fläche mit etwa 2 ha mussten die dort noch reichlich vorhandenen Goldruten-Rhizome nach dem Fräsen händisch abgesammelt werden).
Gut Ding braucht Weil. Im Frühjahr 2013 wurde nach Bodenbearbeitung und Saatbettvorbereitung autochthones Wiesensaatgut von einem REWISA*-Betrieb aus dem Bereich der Donau- und unteren March-Auen mit 20kg/ha Bio-Sommergerste als Deckfrucht eingesät. Die Saatdichte lag je nach Zielbestand bei 20 bis 30kg/ha. Aufgrund der Nährstoffgehalte im Boden und um noch vorhandene Neophyten zu schwächen, musste 2013 und 2014 dreimal jährlich gemäht und das Mähgut zur Kompostierung abtransportiert werden. Dies erledigte ein Landwirt, der auf den neu angelegten Wiesen in der Folge seit 2015 Heu für seinen Betrieb produziert. Erfolg in Sicht. 2014 wurde vor dem Abschluss des geförderten Projektes die Vegetation der neu angelegten Wiesen mittels 96 verorteter Vegetationsaufnahmen und Fotos dokumentiert, um die weitere Entwicklung nachvollziehen zu können. Die entstandenen Wiesen sind zwar noch nicht besonders artenreich, beinhalten jedoch nur mehr geringe Anteile an Goldrute, die wesentlichen Haupt-Pflanzenarten trockener und mäßig frischer Glatthaferwiesen haben sich durchgesetzt, vor allem die Aufrechte Trespe ist sehr häufig. Viele der angesäten Arten etablieren sich erfahrungsgemäß erst mit mehrjähriger Verspätung, auch die Zuwanderung aus nahe gelegenen artenreichen Wiesen wird das Artenspektrum der neuen Wiesen längerfristig erhöhen.
Herbstausgabe | natur&land | 103. JG. – Heft 3-2017
Die Aufgabe schien unerfüllbar: 1 Million Götterbaumsämlinge galt es zu entfernen…
Aus der Praxis
Beispiel GÖTTERBAUM-ALBTRAUM
AN DER PERCHTOLDSDORFER HEIDE Der Götterbaum breitet sich bei uns ohne natürliche Feinde nahezu ungehindert und intensiv aus und verdrängt dabei zahlreiche heimische Arten. Rund um die Perchtoldsdorfer Heide wurde er gemeinsam mit der Robinie vor allem mit Deponiegut in heute zugeschüttete Steinbruchbereiche eingeschleppt. Einer engagierten Freiwilligengruppe ist es nun gelungen dem Götterbaum Herr zu werden.
…Dank der vielen Freiwilligen, darunter viele Jugendliche, gelang es, den Schwarzföhrenwald davon zu befreien! FOTOS: ALEXANDER MRKVICKA
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er Götterbaum stammt aus Ostasien und wurde schon in der Monarchie im Wiener Stadtgebiet gepflanzt. Nach dem 2. Weltkrieg breitete er sich intensiv auf den Trümmerfeldern aus. Er kann bereits im ersten Jahr 1-2 m hoch werden. Er treibt Wurzelausläufer - bis zu 10 m Wuchslänge im Jahr. Aus diesen treiben weitere Pflanzen aus. Schneidet man einen Götterbaum um, treiben aus den Wurzelausläufern in Kürze zahlreiche neue Pflanzen. Die Millionen Samen werden vom Wind weit verbreitet. So kann der Götterbaum in kurzer Zeit riesige Flächen überwuchern. In einem an das bekannte Naturreservat Perchtoldsdorfer Heide angrenzenden etwa 2 ha großen Waldstück keimten im Sommer 2013 nach zuvor erfolgter Durchforstung des sekundären Schwarzföhrenwaldes unzählige Samen des Götterbaums. Für die angrenzende Heide, aber auch den Wald, waren die Götterbäume eine große Gefahr. Die etwa eine Million Sämlinge mussten daher so rasch als möglich bekämpft werden. Da die Pflanzen größtenteils noch klein waren, gelang es zumeist sie mit der ganzen Wurzel händisch auszureißen. Bleiben nämlich verholzte Wurzelteile im Boden, können diese im nächsten Jahr wieder austreiben. So wurde die seit 2004 stattfindende „Heidepflegewoche“ Mitte Sep-
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AUS DER PRAXIS
Text: MMag. Irene Drozdowski & DI Alexander Mrkvicka Verein Freunde der Perchtoldsdorfer Heide, info@perchtoldsdorfer-heide.at www.perchtoldsdorfer-heide.at
tember 2013 zur Götterbaum-Bekämpfung verwendet. Dank der Hilfe von 25 Schulklassen aus Perchtoldsdorf und Wien sowie zahlreichen weiteren Freiwilligen konnte die gesamte Fläche weitgehend götterbaumfrei gemacht werden. Gleichzeitig wurden alle im Umfeld stehenden samentragenden Götterbäume umgeschnitten, um ein neuerliches Aussamen zu verhindern. In Summe haben im September und Oktober 2013 insgesamt 629 Personen 2064 Stunden für die Götterbaum-Bekämpfung aufgewendet! 2014 und 2015 arbeiteten zwei Freiwillige von Mai bis September wöchentlich einen Tag selbstständig auf der Fläche weiter und konnten noch jeweils etwa 3.000 Götterbäume jährlich ausreißen, bzw. wenn diese bereits stärker verwurzelt waren, mit dem Krampen aushacken. 2016 war dann der Waldbereich bereits so dicht mit Naturverjüngung von standortgerechten heimischen Sträuchern und Bäumen bewachsen, dass keine weitere Keimung erfolgte und auch bei einer Kontrolle keine auffallenden Götterbäume mehr gefunden wurden. Wir danken allen Freiwilligen, die uns bei der Bekämpfung der Götterbäume unterstützt haben – ohne sie wäre so ein Erfolg nie gelungen!
Beispiel BIOLOGISCHE BEKÄMPFUNG DES GÖTTERBAUMS – REALISTISCHE OPTION
IN NAHER ZUKUNFT? Alle bisherigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Problembaumart Götterbaum zeigten häufig nicht den gewünschten Erfolg. Deshalb wird an der BOKU an einer neuen Bekämpfungsmethode mithilfe eines heimischen Pilzes geforscht.
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ls invasiver Neophyt besiedelt der Götterbaum Au-Standorte, Brachflächen, Bahn- und Leitungstrassen sowie Standorte im städtischen Bereich und beeinflusst die natürliche Artenvielfalt nachhaltig negativ. Maßnahmen zur mechanischen Bekämpfung des Götterbaums (Ausreißen, mehrmaliges Ringeln, Mulchen, etc.) sind sehr zeit- und kostenaufwendig, chemische Maßnahmen in vielen Bereichen (z. B. in naturnahen Ökosystemen, in Gewässernähe oder Nationalparks) rechtlich unzulässig. Deswegen wird am Institut für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz (BOKU) seit 2011 alternativ an einer biologischen Bekämpfungsmethode mittels eines spezifischen Isolats des heimischen Welkepilzes (Verticillium nonalfalfae) geforscht.
Wirkungsweise Im Fokus der Forschung steht dabei vor allem das Abschätzen eines möglichen Risikos beim flächigen Einsatz des Pilzes. Dieser breitet sich nach der Infektion in den Wasserleitungsbahnen des Baums mit dem Saftstrom aus und unterbricht den Wassertransport. Es folgt eine Welke bzw. ein Absterben von Kronenteilen und in weiterer Folge des gesamten Baumes. Im Rahmen der Forschungsarbeiten wird untersucht, wie sich der Pilz innerhalb von behandelten Götterbaumbeständen (z. B. im Lainzer Tiergarten) ausbreitet. Zudem wurde der Pilz auch in Topfpflanzenversuchen an anderen heimischen, forstlich- und naturschutzfachlich relevanten Laubbaumarten (Nadelhölzer sind generell immun!), wie z. B. Esche, Berg- und Feldahorn, Schwarzpappel oder Stieleiche getestet. Die Forschungsergebnisse decken sich mit ergänzenden
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THEMA
Aus de r Praxis
Abb. 1 Abb. 2
Beobachtungen in Freiland-Versuchen, wo auf Flächen, auf denen Götterbäume zuvor mit dem Pilz behandelt wurden, über mehrere Jahre hinweg keine unerwünschten Effekte auf Nicht-Ziel-Baumarten festgestellt werden konnten (Abb. 1). Ergänzend dazu konnte in einer Studie im Zeitraum von 2011 – 2016 das natürliche Vorkommen von Verticillium-Arten an 58 Standorten im Verbreitungsgebiet des Götterbaumes nachgewiesen werden (Abb. 2).
Abb. 1: Vier Jahre nach der Behandlung mit dem Pilz: Vitale Eschen, Ahorne, Ulmen und Pappeln zwischen abgestorbenen Götterbäumen Abb. 2: Natürliches Vorkommen von Verticillium spp. an Götterbäumen ABBILDUNGEN: OLIVER MASCHEK
Aufgrund fehlender Alternativen bei der Bekämpfung sowie der raschen und nachhaltigen Wirksamkeit des Pilzes an Götterbäumen wurde von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) für den Zeitraum von Juni – Oktober 2017 eine Notfallzulassung für das biologische Pflanzenschutzmittel „Ailantex“ erteilt. Wesentlich war hier auch, dass der Pilz an Nicht-Ziel-Baumarten keine Wirkung zeigte und die Pilzgattung Verticillium in Österreich an Götterbäumen ohnedies weiträumig verbreitet ist. Diese befristete Zulassung bietet flexiblere Möglichkeiten, um die Wirksamkeit des Mittels weiter erforschen und zur Marktreife entwickeln zu können. Notwendig sind ergänzende Versuche zu weiteren Nicht-ZielBaumarten, Dosierungsversuche, Vergleichsversuche mit unterschiedlichen Pilzstämmen sowie Versuche hinsichtlich der Lagerfähigkeit, Formulierung der Pilzsporen (d. h. Beigabe von Zusatzstoffen zur optimalen Ausbringung) und Konservierung des Pilzes. Aktuell wird die Marktreife für 2019/2020 angestrebt.
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Text: DI Oliver Maschek & Ao.Univ.-Prof. DI Dr. Erhard Halmschlager Universität für Bodenkultur Wien Dept. f. Wald- und Bodenwissenschaften Inst. f. Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz (IFFF) Peter-Jordan-Straße 82, 1190 Wien oliver.maschek@boku.ac.at
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DIES & DAS
Klimaerwärmung
MEHR ALS DU DENKST! BILANZ DES DIESJÄHRIGEN MUTTER ERDE-SCHWERPUNKTES Der Klimawandel verändert die Welt, in der wir leben. Das Ausmaß der Erwärmung hängt direkt mit dem Ausstoß an Treibhausgasen zusammen. Gemeinsam mit ihren Partnern setzt sich die Umweltinitiative MUTTER ERDE heuer für mehr Bewusstsein für den Klimaschutz in Österreich ein.
chon heute, bei knapp 1°C Erwärmung, sind die Auswirkungen des Klimawandels spürbar. „2° sind mehr als du denkst“, lautet deshalb das Motto des aktuellen Themenschwerpunkts von MUTTER ERDE. Wo genau die Grenze zwischen „spürbarer Veränderung“ und „Klimakollaps“ liegt, kann nicht exakt festgemacht werden: 1,5°C Erwärmung gilt als relativ „sicher“, 2°C als oberste tolerable Grenze. Das Ziel im Pariser Klimaschutzabkommen lautet, die „globale Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2°C gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen und Anstrengungen zu unternehmen, unter 1,5°C zu bleiben“. Dafür reichen die bisher angekündigten Maßnahmen der Staatengemeinschaft bei weitem nicht aus. Selbst wenn diese Ankündigungen umgesetzt würden, wäre das Ergebnis ein um 3°C heißerer Planet.
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Fossile Energieträger sind das Blut in den Adern unseres Wirtschaftssystems. 2050 müssen diese durch andere, nachhaltige Energiequellen ersetzt worden sein. Viel Zeit ist schon vergangen, ohne dass es gelungen wäre, das Problem an der Wurzel zu packen. Umso drastischer müssen jetzt die Maßnahmen sein, wenn wir unseren Kindern keinen Scherbenhaufen, sondern einen lebenswerten Planeten hinterlassen wollen. Je früher und entschlossener wir handeln, desto weniger kostet der Wandel und desto grösser die Chancen, die entstehen. Chancen ergeben sich unter anderem am Arbeitsmarkt: Erneuerbare Energien sind wahre Jobwunder verglichen mit ihren fossilen Pendants. Saubere Luft ist nur einer der positiven Nebeneffekte von weniger Verkehr. Auch die mehr als 10 Milliarden Euro, die wir jedes Jahr für Öl aus Saudi Arabien, Nigeria, Russland, etc. ausgeben, könnten mittelfristig sinnvoller eingesetzt werden.
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UMWELTINITIATIVE
Auftaktpressekonferenz im Mai d. J. v. l.: Alexander Egit, Greenpeace, Karl Schellmann, WWF, Leonore Gewessler, Global 2000, Alexander Wrabetz, ORF, Hildegard Aichberger, MUTTER ERDE FOTOS: ORF/GÜNTHER PICHLKOSTNER
ORF-Schwerpunkt zum Thema Klimaschutz. MUTTER ERDE organisierte im Mai 2017 einen Programmschwerpunkt im ORF vom 26. Mai bis 2. Juni 2017, bei dem allein die zahlreichen TVSendungen fast 4 Mio. Menschen in Österreich erreichten. Weiters erarbeitete Global 2000 Studien zum Thema „Was wäre, wenn...?“, um aufzuzeigen, was konkrete Veränderungen auf dem Gebiet der Ernährung, der Lebensweise, der Mobilität und des Wohnens für das Klima bedeuten würden. Mehr auf muttererde.at/aktuelles. Darüber hinaus führte Greenpeace ein Städteranking durch, um zu zeigen, welche Bedeutung der Verkehrssektor für den Klimaschutz hat und dass er für ca. ein Drittel der österreichischen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Angelehnt an das „European City Ranking“ hat Greenpeace die neun österreichischen Landeshauptstädte gereiht. Neben einer Gesamtwertung, werden die Städte in sieben verkehrsrelevanten Kategorien verglichen. Wien gewann das Ranking vor Bregenz und Eisenstadt. Schlusslicht war Graz. Mehr auf mobilitaet.greenpeace.at/lhs-ranking/
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DIE INITIATIVE MUTTER ERDE MUTTER ERDE ist die gemeinsame Initiative des ORF und Österreichs führender Umwelt- und Naturschutzorganisationen Alpenverein, BirdLife, GLOBAL 2000, Greenpeace, | naturschutzbund |, Naturfreunde, VCÖ und WWF. Ziel ist es, durch Information Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu schaffen, Menschen zum Handeln zu bringen und Spendengelder für Umwelt- und Naturschutzprojekte zu sammeln. Seit 2014 gibt es im ORF jährlich einen Programmschwerpunkt zu einem relevanten Umweltthema. Bisher waren das Wasser, Bienen, Lebensmittelverschwendung und Klimaschutz. Die Programmschwerpunkte sind sehr umfassend: Zwischen 200 und 300 Beiträge beleuchten alle relevanten Aspekte des jeweiligen Themas. Im Schnitt hat der ORF damit allein im Fernsehen 4 Mio Menschen innerhalb einer Woche erreicht. Diese umfassende Berichterstattung zahlt sich aus: Einer Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge haben fast 90 % der ÖsterreicherInnen das Thema Lebensmittelverschwendung wahrgenommen. Unglaubliche 70 % von ihnen gaben an, ihr eigenes Verhalten ändern zu wollen. Weitere Informationen unter www.muttererde.at
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DIES & DAS
ALLES PILZE? Kurzporträt der Mykologischen Gesellschaft Österreich
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Pilzexkursion der ÖMG mit Beratung FOTO: ÖMG
ie Österreichische Mykologische Gesellschaft fördert die Pilzkunde, besonders die Erforschung der Pilze Österreichs. Bereits 1919 gegründet, ist sie eine der ältesten wissenschaftlichen Gesellschaften in Österreich. Sie pflegt den Austausch der Pilzforscher untereinander und steht allen Interessierten offen. Anfänger und Pilzkenner können mittels Vorträgen, Exkursionen unter sachkundiger Anleitung, fachlichem Austausch, der Datenbank der Pilze Österreichs und der Bibliothek ihr Pilzwissen erweitern. Die Präsidentin Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Irmgard Krisai-Greilhuber schildert das Angebot für die Bevölkerung: „Wir bieten wöchentlich Pilzauskunft, Hilfe beim Pilzbestimmen, Anleitung durch Spezialisten, Pilzkurse, Mikroskopierkurse, Möglichkeit zum Mikroskopieren, Benützung des Pilzherbars und den Bezug der Mitteilungen der ÖMG bzw. der Österreichischen Zeitschrift für Pilzkunde. Das alles für einen Mitgliedsbeitrag von nur € 20,- (exkl. Österr. Zeitschrift f. Pilzkunde) oder 30,- (inkl. Österr. Zeitschrift f. Pilzkunde) pro Jahr! Studierende (bis 30 Jahre) € 15,-. Wir freuen uns über Ihr Interesse!“
Kontakt: ÖMG, Rennweg 14, 1030 Wien | T +43/(0)1/4277/540 50 info-oemg@univie.ac.at | www.univie.ac.at/oemykges
ABB.: WOLFGANG DÄMON
http://austria.mykodata.net
„MYKODATA“ – DIE DATENBANK DER PILZE ÖSTERREICHS Seit nunmehr acht Jahren bietet die Online-Datenbank auf http://austria.mykodata.net eine umfassende Informationsquelle zu über 8.000 Pilzarten, die in Österreich vorkommen. Ausgehend von der Verbreitungskarte mit wählbaren Hintergrundthemen hat der Benutzer durch Anklicken der „Fundpunkte“ Zugang zu einer halben Million Funddaten. Zudem werden genaue Fundortkarten, unzählige Auswertungen sowie Fotos der häufigsten 1.000
Pilzarten bereitgestellt. Zum Datenbestand tragen als Finder und Bestimmer viele Pilzexperten und Naturbeobachter bei. Die Mitarbeit bzw. die Mitteilung von Pilzfunden ist jederzeit willkommen. Die Datenbankarbeiten werden von der ÖMG finanziell unterstützt. Weitere, substanzielle Fördermittel sind erforderlich, um dieses bewährte und viel genutzte Informationssystem längerfristig weiterführen zu können.
Kontakt: Dr. Wolfgang Dämon, wolfgang@mykodata.net | ÖMG, info@univie.ac.at Literatur: Dämon & Krisai-Greilhuber (2012): Die Datenbank der Pilze Österreichs. Stapfia 96: 245-330.
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Nachruf
WIR TRAUERN um Ing. Hannes Minich, Präsident des Wiener Naturschutzbundes 1946 – 2017 FOTO: PETER WEISH
Mit großer Bestürzung geben wir bekannt, dass Ingenieur Hannes Minich am 16. August 2017 völlig unerwartet aus dem Leben gerissen wurde. Er stand dem Wiener Naturschutzbund viele Jahre vor und war in dieser Funktion ein unerbittlicher Kämpfer für die Grünräume unserer Bundeshauptstadt und darüber hinaus. ir verlieren mit Hannes Minich nicht nur einen geschätzten Querdenker und Naturschützer besonderer Güte, sondern auch einen langjährigen Wegbegleiter und Freund.
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Sein beruflicher Werdegang begann in der Forstfachschule in Gainfarn, wo er die Ausbildung zum Förster absolvierte. Von 1974 bis Ende 1978 leitete er die damalige Umweltschutzabteilung der Stadt Wien. Bereits zu dieser Zeit lag ihm der Schutz der Natur sehr am Herzen. So erreichte er damals viele Unterschutzstellungen, wie jene des Arboretums des sog. KrausBesitzes (Naturdenkmal Nr. 636), des Wienerbergteichs und Umgebung (Naturdenkmal Nr. 639) und viele andere mehr. Als unbestechlicher Kämpfer für die Natur stellte Hannes etliche Baustellen prominenter Privater im Wald- und Wiesengürtel Wiens ein. Seiner Zivilcourage „verdankte“ er in der Folge die Versetzung als Förster in das Revier Lainz. Ab Mitte der 80er Jahre war er für das Revier Neuwaldegg zuständig. annes Minichs ehrenamtliches Engagement war vielfältig. Im Mittelpunkt standen dabei immer Natur und Umwelt. Seit 1973 war er Mitglied des Naturschutzbundes, engagierte sich als Geschäftsführer bei der Wiener Landesgruppe und wurde bald darauf deren Präsident – was er bis zuletzt blieb. In dieser Funktion nahm er die Möglichkeit wahr, auch außerhalb der Verwaltung etwas zu bewirken. Seine profunde Kenntnis der Verwaltungsstrukturen und der gesetzlichen Grundlagen war dabei sehr hilfreich. Sein spezielles Thema war der Schutz der Lobau. Auch die
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Steinhofgründe gehen in ihrer heutigen Form auf das Engagement Hannes Minichs zurück: Durch intensive Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative und Öffentlichkeitsarbeit, um eine Volksbefragung über die Bebauungspläne zu erreichen, ging diese positiv aus – die Steinhofgründe wurden ein großes, frei zugängliches Erholungsgebiet. Als die Verbauung der Südhänge des Schafberges geplant war, wurde Hannes ebenfalls aktiv: Auch hier gab es eine enge Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative und intensive Öffentlichkeitsarbeit – mit Erfolg: Die Stadt Wien erwarb Ende 1981 die 8,5 ha große Fläche von den Bauspekulanten, so dass ein Erholungsgebiet für die Stadtbevölkerung entstehen konnte. annes Minich betreute die Wiener NaturschutzNachrichten, die eine ausführliche Dokumentation des Wiener Naturschutzgeschehens umfassen. Sie bilden eine wichtige Quelle für Recherchen über die historische Entwicklung des Naturschutzes in Wien. Seit mehr als 20 Jahren organisierte er ein Veranstaltungsprogramm im Vortragssaal des Naturschutzbundes Wien, das sowohl naturkundliche als auch umweltpolitisch aktuelle Themen umfasste. Er war Mitglied in wichtigen Naturschutzgremien wie dem Wiener Naturschutzbeirat bzw. im Wiener Beirat für den Nationalpark Donau-Auen. Laufend nahm er im Namen des Naturschutzbundes qualifiziert Stellung zu geplanten Änderungen im Flächenwidmungsplan, zu Entwürfen von Verordnungen und Gesetzen und er unterstützte Bürgerinitiativen mit seinem reichen Fachwissen.
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ein stringenter Einsatz für die Natur wird uns stets ein Vorbild, sein geradliniger Charakter und sein aufrichtiges Wesen immer erinnerlich sein. Hannes hinterlässt eine große Lücke, die nur schwer zu füllen sein wird. In unseren Herzen bleibt er lebendig und wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
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TOMATE
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ZENTRALASIEN
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SÜDAMERIKA
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MITTEL- und SÜDAMERIKA
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BUCHBESPRECHUNG
Ganz schön groß oder klitzeklein? Unsere Tiere in Haus und Garten in voller Lebensgröße Dort liegt eine kleine Feder, doch der Besitzer ist schon längst weitergeflogen. Um uns leben krabbelige Spinnen, flinke Haselmäuse, flatterige Vögel und viele mehr. Mal sieht man sie öfter, mal bemerkt man sie kaum – die tierischen Mitbewohner, mit denen wir uns Haus und Garten teilen. Das Buch zeigt sie alle lebensgroß. So bekommen Kinder ein Gefühl für die tatsächliche Größe von Siebenschläfer, Maulwurf und Co. Und können so die Eigenheiten und Merkmale der Tiere in aller Ruhe zu betrachten und kennenlernen. Jens Poschadel. Kosmos Verlag 2017, 90 Farbfotos, ISBN 978-3-440-15481-6, €/D 14,99 / €/A 15,50/ sFr 18,90, ab 5 Jahren
Verwurzelt und beflügelt
Perchtoldsdorf Natur
Mit Kindern durch die wilde Natur
Dokumentation der faszinierenden Natur der Marktgemeinde Perchtoldsdorf
Großes Familienbuch voll Wissen, Spiel und Spaß Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen – Wurzeln und Flügel. Dieses Buch handelt von Kräuterrezepten und Hausmitteln für die ganz Familie, von zauberhaften Märchen und Geschichten, von Basteleien, vom Mitmachen und SelbstGestalten, von Süßem und Saurem, von Spielen, Reimen und Experimenten, von Selbsthilfe, Selbstvertrauen und Eigenverantwortung, von Flausen im Kopf und lustigen Gedanken, von tiefen Wurzeln und breiten Flügeln… Daniela Weißbacher. Freya Verlag 2017, Format: 20 x 27 cm, Hardcover, 248 Seiten, ISBN: 978-3-99025-299-4, Preis: € 24,90
Atlas der Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge im Obst- und Weinbau
Insekten im Wald Bildband über Vielfalt, Funktionen und Bedeutung
Mit umweltschonenden Strateigien für gesunde Kulturen
Im Buch werden neben allen bekannten Bakterien, Viren, Pilzen und tierischen Schädlingen auch deren hervorgerufene Beeinträchtigungen beschrieben sowie eine genaue Diagnose der vorliegenden Problemfelder durch das umfangreiche Bildmaterial ermöglicht. Eingegangen wird auf Gegenmaßnahmen durch Pflanzenschutzmittel und Nützlinge, ebenso ausführlich auf Faktoren, welche im Vorhinein das Auftreten von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen verhindern helfen können. P. Fischer-Colbrie, M. Gross, M Hluchy, U. Hoffmann, S. Pleininger & M. Stolz. Stocker Verlag, 520 Seiten, 1.250 Abb., Hardcover, ISBN: 978-3-7020-1489-6, € 49,90
Neben vielen spannenden Geschichten bietet das Buch mit historischen Bildern Einblicke in die Entwicklung der Landschaft. Sämtliche bekannten Funddaten zu Tieren, Pflanzen und Pilzen im Gebiet wurden zu einer Artenliste mit über 5.100 Arten zusammengefasst und stehen nun erstmals gesammelt zur Verfügung. Irene Drozdowski, Alexander Mrkvicka (Hrsg.), mit Textbeiträgen von Manuel Böck, Erhard Christian, Gregor Gatscher-Riedl, Roland Köck und Otto Moog. Verlag des Naturhistorischen Museums Wien, 2017, Hardcover, 464 Seiten, reich bebildert, ISBN: 978-3903096-13-4, € 35,–
…104 besondere Arten aus aller Welt in faszinierenden Bildern Neben der Europäischen Honigbiene gibt es auf unserem Kontinent zahlreiche Wildbienenarten wie Hosenbienen, Sägehornbienen oder Seidenbienen. Die Mörtelbiene Nordafrikas baut Lehmnester an den Wänden von Gebäuden und in Peru gibt es eine stachellose, ebenfalls staatenbildende Honigbiene. Fast unsichtbar sind die millimeterkleinen Steppenbienen Asiens, viel größer ist die Blattschneiderbiene Hawaiis. Sam Droege, Laurence Packer. Stocker Verlag, 2016, Hardcover, 160 S., ISBN: 978-3-7020-1589-3, € 24,90
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Waldinsekten sind ökologisch und ökonomisch von vielfältiger Bedeutung. Das Buch stellt die verschiedenen Aspekte von rund 300 Insektenund Spinnenarten im Lebensraum Wald in Text und Bild dar. Der Autor schöpft dabei aus 25 Jahren beruflicher Beschäftigung mit Waldinsekten und aus einem Archiv von 14 000 Insektenfotos. Damit richtet er sich gleichermaßen an Fachpersonen wie auch interessierte Naturliebhaberinnen und -liebhaber. Beat Wermelinger. Haupt Verlag, 1. Auflage 2017, 368 Seiten, 580 Farbfotos, geb., ISBN: 978-3-258-07993-6, € 49,90 (CHF/D)/€ 51,30 (A)
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ADRESSEN + IMPRESSUM
BUNDESVERBAND Museumsplatz 2, 5020 Salzburg Mo–Do 8–17, Fr 8–12 Uhr T: 0662/64 29 09 bundesverband@naturschutzbund.at
BURGENLAND Josef Haydng. 11, 7000 Eisenstadt Mo-Fr 8.30-12.00 Uhr T: 0664/845 30 48, F: 02682/622 82-80 burgenland@naturschutzbund.at
OFFIZIELLES ORGAN DES | naturschutzbund |
....IN 9 LANDESVERBĂ„NDEN FĂœR SIE ERREICHBAR
KÄRNTEN Adalbert-Stifterstr. 21, 9500 Villach Mo–Fr 9–13 Uhr T+F: 04242/21 41 42 H: 0676/3 36 82 62 kaernten@naturschutzbund.at
WIEN Museumsplatz 1, Stiege 13 1070 Wien Di 9–11, 17–18.30, Mi 9–11 Uhr T+F: 01/522 35 97 wien@naturschutzbund.at
NIEDERÖSTERREICH Marianneng. 32/2/16, 1090 Wien Mo-Do 9–13 Uhr T+F: 01/402 93 94 noe@naturschutzbund.at OBERÖSTERREICH Promenade 37, 4020 Linz Mo–Fr 7.30–12.30 Uhr T: 0732/77 92 79 oberoesterreich@naturschutzbund.at
STEIERMARK Herderg. 3, 8010 Graz Mo–Do 8.00–15.00, Fr 8.00–12.00 Uhr T: 0316/32 23 77, F: -4 steiermark@naturschutzbund.at VORARLBERG Schulg. 7, 6850 Dornbirn Mo, Do 8.30–11.30, 13.30–16.00 Uhr Fr: 8.30-11.30 T: 05572/296 50, F: 05572/2 10 53 vorarlberg@naturschutzbund.at TIROL Im Alpenzoo, Weiherburgg. 37a 6020 Innsbruck, Bßrozeiten variabel T: 0664/443 09 59, F: 0512/26 00 87 tirol@naturschutzbund.at SALZBURG Museumsplatz 2, 5020 Salzburg Mo–Do 8–17, Fr 8–12 Uhr T: 0662/64 29 09-11 salzburg@naturschutzbund.at
Ă–STERREICHISCHE NATURSCHUTZJUGEND Ăśnj Bundesleitung Eustacchiog. 44, 8010 Graz susanne.plank@naturschutzjugend.at T 0650/802 02 00
IMPRESSUM Bezugsbedingungen: Abo-Jahresbezug (einschlieĂ&#x;lich Postzustellung): EUR 27,– fĂźr Ă–sterreich, EUR 31,– fĂźr das Ausland; Abobeginn jederzeit (mit Zusendung aller bis dahin erschienen Ausgaben d. laufenden Jahres); Einzelhefte EUR 6,50 + Versand (wenn nicht anders angegeben). Bestellungen nehmen der | naturschutzbund | sowie alle Buchhandlungen entgegen. Abbestellungen werden bis 31. 12. eines laufenden Jahres fĂźr das nachfolgende Jahr berĂźcksichtigt. Danach automatische Verlängerung um ein Jahr. FĂźr unverlangte Manuskripte oder Anfragen RĂźckporto beilegen. Bei Nichtlieferung der Zeitschrift ohne Verschulden des Herausgebers besteht kein Anspruch auf Entschädigung. FĂźr nicht verlangte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung Ăźbernommen! Herausgeber, EigentĂźmer, Verleger: | naturschutzbund |, Museumsplatz 2, 5020 Salzburg, T 0043/(0)662/64 29 09 Präsidium: Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman TĂźrk (Präsident), Hildegard Breiner, Prof. Univ.-Doz. Dr. Johannes Gepp, Univ.-Prof. Dr. Walter HĂśdl (Vizepräsidentin/en), Wolfgang Maislinger (Finanzreferent); Dr. Friedrich Schwarz (SchriftfĂźhrer), Univ.-Prof. Dr. Walter Kofler (Mitglied) Redaktionsleitung: ChefR Ingrid Hagenstein (HA) Tel. 0043/(0)662/64 29 09-13 E-mail: natur-land@naturschutzbund.at Redaktionsmitarbeit: Mag. Birgit Mair-Markart, Mag. Christine PĂźhringer Aboverwaltung/Bestellungen: Gudrun Sturm, natur-land@naturschutzbund.at, DW -50 Bankverbindung: Salzburger Sparkasse, 5020 Salzburg, IBAN AT342040400000018069, BIC SBGSAT2SXXX Satz, DTP, Druckvorstufe: Ingrid Hagenstein Druck: Salzkammergut Media Ges.m.b.H., 4810 Gmunden/5323 Ebenau; gedruckt auf chlorfrei gebleichtem, zertifiziertem Papier. Offenlegung laut Mediengesetz: natur&land ist eine konfessions- und parteiungebundene Zeitschrift, die seitens des | naturschutzbund | herausgegeben wird. Redaktionelles Ziel: Kritische Information zu Fragen des Natur- und Umweltschutzes. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Autors wieder und decken sich nicht unbedingt mit der der Redaktion und des Herausgebers. Im Sinne der Vereinfachung kĂśnnen u. U. geschlechtsspezifische Endigungen weggelassen werden. Selbstverständlich sind immer beide Geschlechter angesprochen.
Tipp SIE SUCHEN ARTIKEL ODER AUTORINNEN UND AUTOREN? VV ArtikelĂźbersicht (tabellarisch): www.naturschutzbund.at/naturundland/Archiv/ VV natur&land-Ausgaben im pdf-Format: http://tinyurl.com/Archivausgaben (archiviert Ăźber das OĂ– Landesmuseum)
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ISSN: 0028-0607 DVR 0457884 Der | naturschutzbund | ist Mitglied der Weltnaturschutzorganisation „International Union for Conservation of Nature“
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Schwerpunkt-HEFTE/NR. ❒ Welt der Pilze, 2-17 ❒ Lust auf Molch?, 1-17 ❒ Fischotter&Wolf, 4-16 ❒ Vielfalt-Gemeinden, 3-16 ❒ Artenkenntnis? 2-16 ❒ Raumplanung, 4-15 ❒ Naturfreikauf, 3-15 ❒ Lasst Blumen…, 2-15 ❒ Neobiota u. a., 1-15 ❒ Business&Biodiv., 4-14 ❒ Wildkatze, 3-14 ❒ Auenschutz-wohin, 2-14 ❒ 10 J. Grünes Band, 4-13 ❒ Biber, 3-13 ❒ 100 Jahre ÖNB, 1/2-13 ❒ Arten unter Druck, 1-12 ❒ Sonderh. mit ÖBB, 2-10 ❒ Natürl. gärtnern, 3/4-05 ❒ Moore, 1/2-01 ❒ Fische, 1/2-02 ❒ Flusskrebse, 2-02
6,5 6,5 6,– 6,– 6,– 6,– 6,– 6,– 6,– 5,– 5,– 5,– 5,– 5,– 5,– 4,5 3,– 2,– 1,– 1,– 1,–
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| naturschutzbund | Redaktion natur&land Museumsplatz 2 5020 Salzburg | Österreich
Land Telnr.
T 0043/(0)662/64 29 09-13 natur-land@naturschutzbund.at
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Herbstausgabe | natur&land | 103. JG. – Heft 3 -2017
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natur&land-SCHWERPUNKTHEFTE
T DES | CHRIF ZEITS tzbund 7 schu | natur HEFT 1-201
AUF LUST & CO? MOLCH UND
CHUTZ N IBIENS RANKHEITE AMPH IBIENK AMPH
enteil: Mit Inn teuer Aben rtage Falte
6,5 6,– 6,– 6,– 6,– 6,– 6,– 6,– 5,– 5,– 5,–
BAND 2: Abenteuer Natur Wien, NÖ, Burgenland 55 Outdoor-Tipps für 1-6-jährige Entdecker und Entdeckerinnen, 170 Seiten, EUR 15,20
BAND 3: Kinderwagen- und Tragetouren Vorarlberg Barrierefreie Höhenwege über 1.500 m, vom Baby bis ins hohe Alter, 192 Seiten, EUR 15,20
5,–
GERIN GER RESTBESTA ND
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BAND 1: Wanderund Hüttenurlaub in Bayern, Österreich, Südtirol Von Hütte zu Hütte. Mit Sonderteil: knieschonende Wege. 296 S., EUR 18,90
Band 4: Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten Kräuter, Stauden und Sträucher. Reinhard Witt. 297 S., ISBN 978-3-00021048-8, EUR 55,–
BAND 5: Natur für jeden Garten 10 Schritte z. NaturErlebnis-Garten – das Einsteiger-Buch. Reinhard Witt. 479 S., ISBN 978-3-00041361-2, EUR 27,00
BAND 6: Feldbestimmungsschlüssel für die Hummeln Österreichs, Deutschlands und der Schweiz Aktual. Neuauflage, Biologie Zentrum OÖ, 42 S., EUR 6,00
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TONTRÄGER
FAMILIENWANDERBÜCHER
POSTER
❒ ..St. CD Vogelst.-Trainer 29,95 ..St. Audioversion / ..St. PC-Version ❒ ..St. CD Vogeltipps 14,95 ❒ ..St. DVD Vogelwelt Gärten 14,95 ❒ ..St. DVD Vogelwelt Wald 14,95 ❒ ..St. CD Vogelstimmen Rätsel à 9,95 ❒ CD1 ❒ CD2 ❒ CD3❒ ❒ ..St. CD-Rom Stimmen Säuget. 49,99 ❒ ..St. CD Der Wald/Konzertsaal 14,95 ❒ ..St. CD Enstspannung Natur 9,95 ❒ ..St. CD Wasser 9,95 ❒ ..St. CD Erlebnis Bauernhof 14,95 ❒ ..St. CD Erlebnis Wald 14,95 ❒ ..St. CD Froschlurche 19,99
❒ Band 1 ❒ Band 2 ❒ Band 3
❒ Trittsiegelposter
Alle Tonträger erhalten Sie frei Haus direkt vom Musikverlag, die Rechnung erhalten Sie vom Naturschutzbund.
18,90 15,20 15,20
6,00
SONSTIGE BÜCHER ❒ Band 4 ❒ Band 5 ❒ Band 6 (Restb.)
55,00 27,00 6,00 (verkleinert)
Notizen:
Ob Stockente, Fischotter, Biber oder Graureiher am Fluss, Rebhuhn, Feldhase oder Hermelin im Feld oder Wildschwein, Reh, Rothirsch oder Luchs im Wald - anhand der Zeichnungen können alle bestimmt werden.
Alle Preise von Broschüren, Büchern und Postern verstehen sich zuzügl. Versandkosten.
Format A1 (59,4 x 84,1 cm), Versand gefaltet im Kuvert
Herbstausgabe | natur&land | 103. JG. – Heft 3-2017
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Preis:
›› Geheimnisv. Welt d. Pilze, 2-17 ›› Lust auf Molch & CO?, 1-17 ›› Akzeptanz f. Wolf & Otter, 4-16 ›› vielfaleben-Gemeinden 3-16 ›› Artenkenntnisverlust? 2-16 ›› Raumplanung & RO, 4-15 ›› Naturfreikauf mit Strategie, 3-15 ›› Lasst Blumen blühen! 2-15 ›› Neobiota und anderes, 1-15 ›› Business & Biodiversität, 4-14 ›› A. d. Spuren der Wildkatze, 3-14 ›› Auenschutz-wohin? 2-14 ›› 10-Jahre Grünes Band, 4-13 ›› Die Biber sind zurück! 3-13 ››100 Jahre ÖNB, 1/2-13 ›› Auenschutz mit Strategie, 3-16 ›› Arten unter Druck, 1/2-12 ›› Sonderheft mit ÖBB, 2-10 ›› Moore/Rolle im Klimaschutz, 1-10 ›› Naturnah gärtnern, 3/4-05 ›› Moore, 1/2-01 ›› Fische, 1/2-02 ›› Flusskrebse, 2-02
TONTRÄGER - SHOP
SHOP – WWW.NATURSCHUTZBUND.AT
Vogelstimmen-Trainer
Die wichtigsten Vogeltipps
Vogelstimmen erkennen
Ob Fragen zu Nistkästen, Winterfütterung, verlassenen Jungvögeln oder vogelfreundlicher Gartengestaltung – diese CD hilft mit fachlich fundierten Antworten. Audio-CD, 32-seitiges Beiheft, Uwe Westphal, 76 Min.,
Gesänge und Rufe von 175 heimischen Vogelarten ohne Umgebungsgeräusche. 68seitiges Begleitheft mit Farbfotos und Steckbriefen. CD in Audio- oder PC-Version, 79 Min., EUR 29,95
EUR 14,95
Vogelstimmen Rätsel CDs Stimmen der Säugetiere 24 Rätselvögel (Schwerpunkt Europa)
Vögel beobachten und erkennen Jede Vogelart ist einzeln abrufbar und wird in einem eigenen Kurzfilm vorgestellt. Fachkundige Begleittexte liefern hilfreiche Hintergrundinformationen über Brutverhalten, Nahrungssuche etc.. Ein Schnelldurchlauf sämtlicher Vögel ermöglicht ein leichtes und sicheres Bestimmen. Auch für Einsteiger geeignet. DVD-Filme, Susanne Hoffmann, Gesamtlänge: 77 bzw. 85 Min., à EUR 14,95
Der Wald als Konzertsaal
Entspannung Natur
Gesänge und Rufe heimischer Vögel im Fichten-, Au-, Laubwald, im Frühling und in der Nacht. Audio-CD zum Entspannen! K.-H. Dingler. 79 Min., EUR 14,95
Auf der Alm
Wasser: Quelle des Lebens Erlebnis Bauernhof
Erlebnis Wald
Froschlurche
Begleiten Sie das Wasser auf seinen vielen Wegen. KarlHeinz Dingler, Alfred Werle, Audio-CD inklusive 24-seitigem Beiheft mit Infos und Bildern, 78:39 Min., EUR 9,95
Audio-CD inklusive 32-seitigem Beiheft mit vielen Informationen, Zeichnungen und Fotos, Pflanzenführer, Spurensuche und Rätselspiel. 78:53 Min., EUR 14,95
Die Stimmen aller heimischen Arten. Audio-CD inklusive Beiheft, Tonaufnahmen aller 14 heimischen Froschlurche von Immo Tetzlaff, 63 Min., EUR 19,99
1: Wald | CD 2: Auwald | CD 3: Mit 1.132 Tonaufnahmen von über 300 Säugetieren. 2 CDam Wasser Inkl. Lösungsschlüssel. Ohne Rom (MP3), 60-seitiges gesprochenen Text – eignen Begleitbuch (u. a. Register deutscher und wissenschaftsich deshalb auch zur Entlicher Namen), K.-H. Dingler, spannung. Spieldauer je Audio-CD 67 Min., à EUR 9,95 K.-H. Frommolt, U. Westphal. 12:18 Stunden, EUR 49,99
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Die Vogelwelt in Gärten und Parks Die Vogelwelt des Waldes
Tierstimmen und Geräusche des Landlebens; Fernand Deroussen Audio-CD, inklusive Beiheft mit Informationen, Memory. 71:43 Min., EUR 14,95
Herbstausgabe | natur&land | 103. JG. – Heft 3 -2017
Schließen Sie die Augen und gönnen Sie sich eine kleine Auszeit. Lauschen Sie in aller Ruhe den beruhigenden Klängen der Bergwelt und schöpfen Sie neue Energie. K.-H. Dingler, Audio-CD, 60 Min., EUR 9,95
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Nächste Ausgabe
Schwerpunkt: Bunte Säume – Lebensräume Hecken & mehr…
Mit dem Aufruf, mehr bunte, naturnahe Hecken und strukturreiche Waldränder zu schaffen, geht die Kampagne NATUR VERBINDET die nächsten zwei Jahre weiter. Unser Ziel ist es, die Kulturlandschaft wieder vielfältiger und artenreicher zu machen und möglichst viele Menschen vom Wert bunter Gehölzsäume – Hecken, Waldränder, Bachufer – zu überzeugen. Auf dem Weg dorthin wollen wir private und betriebliche Grundbesitzerinnen und Grundbesitzer einladen sich zu beteiligen. Herzstück dieser Kampagne ist wiederum unsere Website www.naturverbindet.at. Hier können alle, die solche Strukturen besitzen, Bilder davon hochladen und zeigen, welche Schätze sie beherbergen. Die schönsten und für die Natur wertvollsten werden am Ende der Kampagne 2019 prämiert. In dieser Ausgabe erfahren Sie Wichtiges zum Lebensraum Hecke und Waldrand, warum die Verwendung regionaler Gehölze wichtig ist, woher man sie beziehen kann, welche gesetzlichen Rahmenbedingungen einzuhalten sind, welche Förderungen es gibt u. v. m.
➔HEFT 4 „WINTRHEFT“ ERSCHEINT MITTE DEZEMBER 2017
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Zeitschrift des | naturschutzbundes | Heft 1/2-2013
100 JAHRE NATUR & LAND | naturschutzbund |
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DIE GESCHICHTE DER NATURSCHUTZBEWEGUNG HOHE TAUERN UND NEUSIEDLER SEE Der Weg zu einem Nationalpark LANDESGRUPPEN Gestern und heute
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Herbstausgabe | natur&land | 103. JG. – Heft 3-2017
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Zugunsten der Natur Mit Ihrem Letzten Willen
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in Testament zugunsten des | naturschutzbund | hilft der Natur, unseren Kindern und Kindeskindern. Wenn Sie mehr über die Arbeit des | naturschutzbund | wissen wollen, steht Ihnen die Geschäftsführerin Mag. Birgit MairMarkart gerne zur Verfügung. Rufen Sie uns an oder vereinbaren Sie ein Treffen, persönlich und unverbindlich. Kontakt: Tel +43(0)662/64 29 09-12 birgit.mair-markart@naturschutzbund.at Zu erbrechtlichen Fragen steht Ihnen der Rechtsanwalt unseres Vertrauens, Dr. Stefan Hornung, für ein kostenloses Erstgespräch zur Verfügung. Kontakt: Tel: +43/(0)662/84 16 16-0 stefan.hornung@lawconsult.at • www.lawconsult.at
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