Rhein Zeitung

Page 1

.

NR. 4 . MITTWOCH, 6. JANUAR 2016

SEITE 25

„Tatort“ mit Mentzel Kurz nach seinem Tod taucht Achim Mentzel in einer Folge des „Tatorts“ auf, die in der Welt des Schlagers spielt. Panorama

Kultur & Co. Y

Fotos, Videos, Berichte auf www.rhein-zeitung.de/magazin

Die rätselhaften Bilder des Hieronymus Bosch Gedenkjahr Vor 500

Jahren starb der geniale Maler – Sein Œuvre fasziniert bis heute Von unserer Mitarbeiterin Christa Sigg

M ‘s-Hertogenbosch. Fische fliegen am Himmel, und Kröten kreisen um wolfsköpfige Drachen. Zwei Ohren flankieren eine Messerklinge, und eine Sau mit Nonnenschleier busselt einen nackten Kerl. Ist das nun Schweinkram? Oder malte der Künstler im Drogenrausch? Alles Mögliche hat man Hieronymus Bosch angedichtet, die tollsten Lesarten ziehen sich durch die Geschichte der Kunst. Vor allem aber fasziniert dieses Œuvre bis heute – und ist selbst 500 Jahre nach dem Tod des Meisters voller Rätsel. Im August 1496 starb der wichtigste mittelalterliche Maler der Niederlande. 2016 wird seiner besonders umfassend während der mehrjährigen, internationalen Kulturreihe „Hieronymus Bosch 500“ gedacht. Wer war dieser Maler? Als Hieronymus Bosch hat er spätestens ab 1488 seine Bilder signiert, um sie auch im Ausland gut verkaufen zu können. Getauft wurde der Künstler um 1450 allerdings auf den Namen Jeroen van Aken – die Vorfahren kamen aus Aachen und zogen 1426 nach ‘s-Hertogenbosch im Norden Brabants. Seit Generationen haben die van Akens erfolgreich gemalt. Jeroens Vater Anthonius konnte sich am Marktplatz ein stattliches Haus kaufen. Der Sohn taucht 1474 zum ersten Mal in den Urkunden auf, seine Heirat mit der reichen Bürgerstochter Aleyt Goyaert 1481. Doch als Person ist El Bosco, wie ihn die Spanier nennen, kaum zu fassen. Es sind weder Briefe noch Tagebuchaufzeichnungen überliefert. Das macht es auch so schwierig, dieses hochkomplexe Werk zu deuten. Bosch war ein Solitär, aber sicher kein einsames Genie. Eingebettet in seine Malerfamilie, wuchs er bereits mit einer Fülle an künstlerischen Eindrücken auf, vom Vater und den älteren Brüdern hat er sich die Grundlagen abgeschaut. Außerdem durfte der hoch

Seit fast zehn Jahren untersucht ein internationales Forscherteam mit modernster Technik die Originale des Meisters. Die Ergebnisse werden zum Auftakt des Hieronymus Bosch-Jahres in Bosch in eider bislang größnem Porträt ten Übersichtsvon 1550 ausstellung mit fast allen Werken präsentiert. Erste Station von „Hieronymus Bosch – Visionen eines Genies“ ist vom 13. Februar bis 8. Mai das Het Noordbrabants Museum in ‘s-Hertogenbosch, der Hauptstadt der niederländischen Provinz Nordbrabant, auf die sich Hieronymus mit dem Nachnamen Bosch bezogen hat. Vom 31. Mai bis 11. September wird die Ausstellung in Madrid im Prado zu sehen sein, der die meisten Werke Boschs beherbergt – auch den „Garten der Lüste“, der nicht reisen darf. Der deutsche Ausstellungskatalog und das Werkverzeichnis mit den aktuellen Forschungsergebnissen erscheinen im Belser-Verlag. Im Februar kommt die Graphic Novel „Hieroymus Bosch“ des Autors und Zeichners Marcel Ruijters im AvantVerlag heraus. Bereits 2013 ist im Taschen Verlag der üppige Bildband „Hieronymus Bosch. Das vollständige Werk“ erschienen.

Verlockung, Sünde und Buße: Diese Themen griff der Maler Hieronymus Bosch häufig in seinen Bildern auf und stellte sie drastisch dar, so wie auch im Fotos: Rik Klein Gotink für das Bosch Research and Conservating Project Triptychon „Das letzte Gericht“. talentierte Jüngste die Lateinschule besuchen, die ihm eine fundierte humanistische Ausbildung vermittelt hat. Beten statt Wandern Doch im Gegensatz zu Zeitgenossen wie Albrecht Dürer zog es Bosch wohl nie auf Wanderschaft. Auch der immer wieder vermutete Venedig-Aufenthalt lässt sich nicht bestätigen. Und als Mitglied der „Bruderschaft Unserer Lieben Frau“, der er 1488 beitrat, hatte er sowieso „Anwesenheitspflicht“. Dort kam Bosch mit Vertretern aus den höchsten Kreisen der Stadt zusammen, mit Adligen, Patriziern und Gelehrten, die ihm Kontakte – etwa zum spanischen Hof – und Aufträge verschafften. Dieser elitäre religiöse Zirkel stand unter der

Obhut der strengen Dominikaner, man traf sich nicht nur um zu netzwerken, sondern in erster Linie zu Gebeten und Gottesdiensten. Bosch befand sich also in einem straffen kirchlichen Korsett. Bosch, der Moralist? Aber wie passt das zu Liebespaaren in durchsichtigen Blasen und nackten Hintern, aus denen Blumen sprießen? Das 16. Jahrhundert kannte keine Tabus, und die Künstler hatten um 1500 das ganz normale Leben als Quelle der Inspiration entdeckt. Gerade in der flämischen Malerei geht es zwischen Bauernstuben und Bordellen hart zur Sache. Und Bosch gehörte zu den Pionieren dieser Alltagsbilder. Doch während etwa bei Brueghel der Humor im Vordergrund

steht, dominiert bei Bosch die Angst vor der Hölle. Vor allem in den späten Werken ist der moralisierende Kontext deutlich. Erhellende Schrumpfung Doch Bosch erhielt eben auch bald den Ruf des „Teufelsmalers“, und besonders die schrägen – unkeuschen – Szenarien wurden exzessiv kopiert, variiert und mit dem Namen des Meisters versehen. In den vergangenen 100 Jahren ist dessen Werk jedoch deutlich geschrumpft. Für den Kunsthistoriker Károly von Tolnay waren es 1937 genau 41 eigenhändige Gemälde. 1980 ließ der Göttinger Bosch-Forscher Gerd Unverfehrt noch 25 Bilder aus der Hand Boschs gelten, inzwischen sind es 20 – und die christlichen Motive in der Überzahl.

Musikszene trauert um Klaus Arp In memoriam Der Dirigent und langjährige

künstlerische Leiter der Villa Musica starb unerwartet M Rheinland-Pfalz. Die rheinland- Südwest-Rundfunkorchesters Kaipfälzische Musikszene trauert um serslautern tätig. 1993 wurde Klaus den Dirigenten, Komponisten und Arp Professor für Orchesterleitung Professor Klaus Arp. Er und Leiter des Hochstarb am Montag im Alschulorchesters der ter von 65 Jahren nach Staatlichen Musikkurzer, schwerer hochschule HeidelKrankheit in seinem berg-Mannheim. Haus in LudwigshafenBereits ein Jahr zuOggersheim. vor, 1992, hatte er als Arp, der 1950 in stellvertretender VorNorddeutschland gestandsvorsitzende die boren wurde und an künstlerischer Leitung der Hamburger Muder Landesstiftung sikhochschule studier- Klaus Arp starb mit Rheinland-Pfalz überte, hat das Musikleben 65 Jahren. nommen. In diesen im Land über JahrFunkionen prägte er bis zehnte hinweg geprägt: In den 2011 das Programm und die Struk80er-Jahren war Arp als Erster Ka- turen der Villa Musica entscheipellmeister am Stadttheater Ko- dend. „Ihm verdankt die Stiftung blenz und dirigierte dort die Rhei- ihr klar ausgerichtetes Profil: die nische Philharmonie. Ab 1987 war gezielte Förderung des Spitzener bis 1995 als Chefdirigent des nachwuchses im Bereich der Kam-

Kontakt:

„Bosch 500“ – ein europäisches Ereignis

Rhein-Zeitung, Kulturredaktion, 56055 Koblenz

mermusik. Er brachte viele neue Farben ins Programm ein wie den damals noch neuen Crossover oder den Förderpreis für Stipendiaten“, erinnert die Villa Musica auf ihrer Internetseite den Verstorbenen. Klaus Arp wird zudem als Dirigent, Arrangeur und Komponist gewürdigt, der das Programm der Stiftung auf vielfältige Weise bereicherte. Besonders am Herzen lag Klaus Arp das Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz: Diesen Nachwuchsklangkörper leitete er erstmals 1992. Es folgten 112 Konzerte mit dem vom Landesmusikrat getragenen Orchester, in 27 Arbeitsphasen stand Arp dem Orchester vor, dem er sich als Mentor verpflichtet fühlte. Peter Stieber, Präsident des Landesmusikrats, zeigt sich bestürzt über den plötzlichen Tod: „Klaus Arp war nicht nur Dirigent und Komponist – er war vor allem auch Pädagoge und Freund. Seine Leidenschaft, jungen Men-

Kulturredaktion: 0261/892-247 kultur@rhein-zeitung.net

schen die Faszination der Musik nahezubringen, sei es seinen Studierenden oder insbesondere den jungen Musikern des Landesjugendorchesters, war stets nachhaltig von Erfolg gekrönt. Uns Zuhörern werden seine Konzerte fehlen. Und den Nachwuchsmusikern unseres Landes ein herausragender Mentor.“ Für die Villa Musica erinnert Karl Böhmer, geschäftsführender Leiter, an den langjährigen Weggefährten Klaus Arp: „Sein menschenfreundliches Wesen, seine hanseatische Höflichkeit und die glasklare Gedankenschärfe eines Menschen, der genauso gut ein brillanter Philologe hätte werden können, werden allen Mitarbeitern der Villa Musica unvergesslich bleiben. Den Mitgliedern des Vorstands und der Geschäftsführung war er ein hochkompetenter Mitstreiter, ein humorvoller Gesprächspartner und ein guter Freund.“ red

Wo ließ sich Bosch inspirieren? Nie Gesehenes taucht auf diesen Bildern auf. Oder besser: nicht in diesen Kombinationen. Denn tatsächlich wird man in der Buchmalerei fündig, auf Zierleisten oder Initialen. Hier haben sich die Maler schon seit Jahrhunderten ausgetobt, von kuriosen Mischwesen bis zu frivolen Figuren – übrigens auch in Gebetbüchern. Die Bordüren sind voller Blumen und Beeren, Käfer, Schmetterlinge und Vögel, die wiederum in Boschs Kosmos erscheinen. Wozu also das Ganze? Man darf davon ausgehen, dass Boschs Werk auf die Seelsorge ausgerichtet war. Allerdings hatte er die Gabe, religiöse Stoffe fantasievoll zu interpretieren und komple-

Y

Mehr Informationen zum Programm gibt es im Internet unter www.bosch500.nl xer als andere Künstler darzustellen. Mit dem Auffächern von Lastern konnte man sich zum einen von den niederen „verdorbenen“ Schichten abgrenzen. Auf der anderen Seite diente das Ganze auch als Warnung – Fehlverhalten konnte zum sozialen Abstieg führen. Interessanterweise hat Philipp der Schöne (1478–1506), der erste Habsburger, der in Spanien König wurde, mit dem „Heuwagen“ und dem „Garten der Lüste“ die innovativsten und delikatesten Arbeiten Boschs in Auftrag gegeben. Dabei greift Hieronymus Bosch die wichtigen Themen seiner Zeit auf, also Verlockung, Sünde und Buße. Der Reiz besteht bei ihm freilich darin, dass er uns die Belehrung mit einem höllischen Vergnügen schmackhaft macht.

Guns N' Roses: Die Reunion ist offiziell Bestätigung Band tritt

wieder zusammen auf

M Los Angeles. Die Gerüchte sorgten seit Wochen für Schlagzeilen in der Musikszene und den sozialen Netzwerken, jetzt ist es offiziell: Guns N' Roses werden 2016 wieder gemeinsam auf der Bühne stehen. Geplant sind zwei Auftritte beim legendären Coachella-Festival in Kalifornien. Die Veranstalter kündigten an, dass die Hardrocker am 16. und am 23. April als Hauptband spielen. 22 Jahre nach der Trennung steht somit eine Reunion bevor, die wegen des Zoffs zwischen den Frontleuten, dem Sänger Axl Rose (53) und dem Gitarristen Slash (50), für unmöglich gegolten hatte. Slash, der eigentlich Saul Hudson heißt, hatte die Band 1996 im Streit verlassen. Am Montag pos-

Verantwortlich für diese Seiten claus.ambrosius@rhein-zeitung.net

Sie machen wieder gemeinsam Musik: Slash (links) und Axl Rose. tete er auf seiner Instagram-Seite das Logo der Band mit dem Schriftzug Coachella. Das gleiche Plakat fand sich auch auf der Internetseite von Guns N' Roses und auf der Facebook-Seite von Bassist Duff McKagan. Seit 2006 ist zwar wieder eine Formation als Guns N' Roses aktiv – bei den jüngsten Touren war aber nur Sänger Rose als Originalmitglied dabei. Ob und wann die wiedervereinte Band nach Europa kommt, steht noch nicht fest.

Folgen Sie uns auf Twitter: twitter.com/rzkultur


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.