NRZ

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Montag, 13. April 2015

AUS DEN NIEDERLANDEN Countdown für den Tourstart

KLEINTJES Blick über die Grenze

Dümmer als die Polizei erlaubt Arnheim. Dümmer als die Polizei

erlaubt: Zwei junge Männer haben eine Strafanzeige kassiert, weil sie einige Rubbellose genau in dem Laden gegen einen Gewinn eintauschen wollten, in dem sie die Lose wahrscheinlich eine Woche zuvor gestohlen hatten. Der Mitarbeiter des Geschäfts war misstrauisch geworden, weil der Computer die Rubbellose nicht annehmen wollte. Er rief die Polizei. Die rückte aus und nahm die Personalien der beiden 19-Jährigen auf.

Neue App für Fährverbindungen Nimwegen. Es gibt hunderte Fähr-

verbindungen in den Niederlanden – sie alle sind jetzt in einer App zusammengefasst: Wer im GooglePlay- oder im App-Store nach dem Stichwort „Overzetveren“ sucht, kann kostenlos eine App herunterladen, die die nächsten Fähren sowie Preise und Abfahrtszeiten anzeigt. Gerade für Wanderer und Fahrradfahrer kann das sehr praktisch sein. Die App wurde von „Uiterwaarde“ entwickelt, einem Verband, der sich um Entwicklung und Erhalt der Naherholungsgebiete in Gelderland kümmert.

Nachbarschaftsstreit über die Grenze hinweg Zevenaar / Emmerich. Dieser Nach-

barschaftsstreit macht auch vor Ländergrenzen nicht Halt: Seit Jahren beschwert sich eine Familie aus Babberich über einen Landwirt aus Emmerich, weil dieser seine rund 100 Kühe manchmal stundenlang in ihrem eigenen Mist stehen lassen soll. Das Problem der niederländischen Familie: Ihr Garten grenzt direkt an das Grundstück des Bauern. „Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, was das für uns heißt: Gestank, Fliegen, Ratten, Mäuse“, klagt die Familie. Sie hat die Gemeinde Zevenaar aufgefordert, sich um die Angelegenheit zu kümmern.

Schimpansenforscherin referiert an der Uni Nimwegen. Die britische Verhal-

tensforscherin und Biologin Jane Goodall kommt am 20. Mai (15 bis 17 Uhr) für eine Lesung an die Radboud-Uni. Unter dem Motto „Sowing the seeds of hope“ wird sie über ihre Arbeit sprechen. Karten für die Veranstaltung kosten 10 Euro, Studenten bezahlen 5 Euro. Goodall wurde mit ihren Studien zum Verhalten von Schimpansen international bekannt.

ZAHL DES TAGES

Am 4. Juli wird in Utrecht die Tour de France beginnen. Das Radsportereignis wird mehr als eine halbe Million Zuschauer in die niederländische Metropole ziehen Von Jacqueline Siepmann Utrecht. Am 4. Juli wird die ganze Welt auf Utrecht schauen. Die ganze Welt? Nun, in jedem Fall die Welt des Sports. Denn an diesem Tag wird in der niederländischen Metropole die 102. Tour de France gestartet. Es ist in der Tourgeschichte der sechste Start in den Niederlanden, zuletzt war, im Jahr 2010, Rotterdam Austragungsort der ersten Etappe. Seit Ende März läuft der Countdown für das Radsportereignis. Zum „Kick-off“ wurde das nagelneue und erst kürzlich bezogene Rathausgebäude am Jaarbeursplein zur Projektionsfläche einer spektakulären Bild- , Sound- und Lichtinstallation, die die Geschichte des Radsports vorbeiziehen ließ. Mehr noch: Utrecht hat dem Tourstart sogar schon einen eigenen Song und einen Kurzfilm gewidmet. Die Euphorie in der Stadt, in der das Rad als Hauptfortbewegungsmittel gilt (siehe unten), ist groß. 100 Tage vor dem Tourbeginn konnte man vier ehemalige Tour de France-Sieger für einem Werbespaß gewinnen. Im Spieluhrenmuseum versuchten Bernard Hinault, Joop Zoetemelk, Bernard Thevenet und Jan Janssen durch Schnelligkeit auf den Pedalen eine mannsgroße Drehorgel mit französischen Melodien zum Klingen zu bringen. Für ehemalige Hochleistungssportler natürlich kein großes Problem. Die vier mittelalten bis älteren sportiven Herren sind gefragte Interviewpartner, werden um Autogramme und vor die Kameras gebeten.

Kosten: rund 15 Millionen Euro Das heikle Thema Doping wird gnädigerweise ausgespart. Überhaupt: „Ihr Deutschen seid ja sehr streng, was das angeht“, sagt ein Utrechter am Rande der Countdowneröffnungsfeier, im Hinblick auf den Boykott der Tourübertragung durch die öffentlich-rechtlichen Sender in den vergangenen Jahren. „Das war ziemlich konsequent, aber auch ganz schön hart.“ Dem Zulauf an den ersten Tagen des Juli, zweifellos auch durch deutsche Zuschauer, wird das kaum abträglich sein. Mindestens 500 000 Besucher erwartet die Stadt Anfang Juli, dazu kommen Millionen von Radsportfans vor den Fernsehern. Utrecht sei eine Stadt, die eine große Leidenschaft für das Fahrrad he-

Das Utrechter Tour-Logo ist schon jetzt in der Stadt präsent.

FOTO: SIEPMANN

DIE ERSTEN ETAPPEN

: Die diesjährige Tour de France

beginnt am Samstag, 4. Juli, mit dem Zeitfahren. Diese erste Etappe führt über 13,7 Kilometer quer durch die Stadt, vorbei am Galgenwaard Stadium, Heimat des Fußballclubs FC Utrecht, und zurück durch das historische Zentrum. Startpunkt ist das Handelszentrum Jaarbeurs, das Ziel liegt am Hauptbahnhof.

: Die zweite Etappe am 5. Juli ge, sagt Bürgermeister Jan van Zanen, der Menschen aus aller Welt für „sein“ Utrecht begeistern will. Für die viertgrößte niederländische Metropole bietet das Sportereignis die einmalige Chance, sich weltweit als ein Ort zu zeigen, der Tradition und Zukunft verbindet, eine stetig wachsende Stadt, die einerseits auf eine Geschichte zurückblicken kann, die bis zu den Römern reicht, und andererseits nach vorn blickt und in den Unternehmen in ihrem hochmodernen, innovativen Wissenschaftspark an Forschungen für morgen arbeitet. Gut 15 Millionen Euro wird Utrecht übrigens die Tour kosten. Die Summe teilen sich die Gemeinde und private Firmen und Unternehmen.

führt das Peloton direkt durch die Altstadt von Utrecht entlang der Grachten und dem Domturm. Richtig ernst wird es jedoch erst außerhalb der Innenstadt, denn der eigentliche Startpunkt liegt an der ‘t Goylaan. Diese zweite Etappe endet nach 166 Kilometern auf Neeltje Jans in Zeeland.

: Nähere Infos gibt es unter: tourdefranceutrecht.com und utrecht2015.com

HÄUFIGER GASTGEBER

Vier ehemalige Tourgewinner:(v.l.) Joop Zoetemelk, Jan Janssen und Bernard Hinault sehen zu, wie Bernard Thevenet auf dem Rad eine Drehorgel zum Klingen bringt. FOTO: ROBIN VAN LONKHUIJSEN

: In keinem anderen Land außer-

halb Frankreichs ist die Tour de France so oft gestartet worden wie in den Niederlanden. Dort war auch das allererste ausländische Tourdebüt - nämlich 1954 in Amsterdam. Es folgten Scheveningen (1973), Leiden (1978), ‘s-Hertogenbosch (1996) und Rotterdam (2010). Utrecht ist die neunte holländische Stadt, in der die Tour zu Gast ist. Denn abgesehen von den ersten Etappen raste das Peloton auch schon durch Maastricht (1969), Sint Willebrord ((1978) und Valkenburg (1992 und 2006).

Zum Countdown erleuchteten Video- und Lichtinstallationen das neue Rathaus. FOTO: SIEPMANN

Die Stadt der Fahrradverrückten Am Utrechter Hauptbahnhof entsteht in den nächsten Jahren das größte Radparkhaus der Welt

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Euro hat ein Hochschullehrer der Radboud-Uni in Nimwegen per Crowdfunding gesammelt, um ein mittelalterliches Gebetsbuch zu retten. Er wird das Buch nun an die Staatsbibliothek in Berlin übergeben. Die deutsche Kultureinrichtung hat weitere 80.000 Euro eingesammelt, die für die Restaurierung nötig sind. Das Gebetsbuch mit mehr als 1000 Seiten stammt aus dem Jahre 1415 und ist handgeschrieben. Durch den jahrhundertelangen Gebrauch ist das Buch schwer beschädigt.

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Das neue Radparkhaus am Hauptbahnhof bietet 4200, meist gut gefüllte, Plätze. Es soll noch auf das Dreifache wachsen. FOTO: SIEPMANN

Utrecht. Die Tour de France und Utrecht - das ist eine Verbindung, die bestens passt. Denn: „Wir sind eine total Rad-verrückte Stadt“, sagt Utrechts Pressesprecher Tjerk van Impelen. Was nicht nur für den Sport, sondern insbesondere für den Alltag gilt. Mehr als 60 Prozent aller Utrechter fahren mit dem Rad in die City. Das heißt: Jeden Tag rollen zwischen sieben Uhr morgens und sieben Uhr abends mehr als 100 000 Radfahrer auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule, zur Uni oder zum Einkaufen durch die Innenstadt - was in den Hauptverkehrszeiten übrigens auch bei den Radlern eines bedeutet: Stau. Der gewaltigen Menge will die Stadt durch erhebliche Baumaßnah-

men und Verkehrsverbesserungen begegnen. Da, wo derzeit eine alte Ausfallstraße abgerissen wird, soll demnächst eine Radautobahn entstehen, um die Erreichbarkeit der City und den Zweirad-Verkehrsfluss zu verbessern. Und da, wo viele Räder sind, ist auch hoher Parkplatzbedarf. Das Bild von tausenden von kühn nebenund übereinander gestapelten Zweirädern rund um die „Centraal Station“ beeindruckt sofort jeden auswärtigen Besucher der Stadt. Und auch hier will Utrecht Vorbild sein: Erst im vergangenen Jahr hat unter dem Eingang des Hauptbahnhofes ein mehrgeschossiges, überwachtes Radparkhaus eröffnet, das Platz für 4200 Fietsen bietet. In den näch-

stern Jahren soll das Gebäude auf 12 500 Plätze erweitert und somit zum größten überdachten Fahrradparkhaus der Welt werden. Insgesamt 33 000 Abstellmöglichkeiten (drinnen und draußen) sollen Utrechts Radfahrern dann ab dem Jahr 2020 rund um den Bahnhof zur Verfügung stehen (12 000 sind es heute). Im Vergleich zum Auto bestechen die Drahtesel übrigens auch beim Parken durch Kostengünstigkeit: In der hochmodernen neuen Tiefgarage sind die ersten 24 Stunden frei, danach kostet das Parken 1,25 Euro pro Tag. Zum Vergleich: Fürs Abstellen des Autos werden in der Utrechter City drei Euro verlangt - pro Stunde. jasi


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