Montag, 24. November 2014
AUS DEN NIEDERLANDEN
NNR_1a | NR.273
KLEINTJES Blick über die Grenze
Einzelhändler für Outlet-Center Zevenaar. Die Einzelhändler der In-
nenstadt unterstützen die Pläne des Konsortiums rund um den Investor „Solidiam“ aus Amsterdam, der ein Outlet-Center auf dem Gelände der ehemaligen Zigarettenfabrik „British American Tobacco“ hochziehen will. Ein Besuch des Outlet-Centers in Roermond habe sie überzeugt, erklärte der Vorsitzende des Unternehmerverbands. Das liege nur einen Katzensprung entfernt vom Stadtzentrum – genau wie „Solidiam“ es für Zevenaar vorsehe. In Roermond gebe es nur wenig Leerstand. Das habe die Einzelhändler überzeugt. Sie würden dem Bau eines Outlets auf dem früheren „British American Tobacco“-Gelände zustimmen. Von dem anderenShopping-Center, das ein weiterer Investor an der Autobahn A12 plant, hält der Unternehmerverband nichts.
Neues Buch: „Pindakaas & Kirschmarmelade“ Goch. Am nächsten Wochenende
wird „Pindakaas & Kirschmarmelade“ am Tag des Grenzdialogs vorgestellt. Das Buch enthält eine Sammlung persönlicher Porträts von Bewohnern der Grenzregion, die eine besondere Beziehung zur deutsch-niederländischen Grenze haben. Anne Ribbert und Marloes Verhoeven sind in Gesprächen mit Grenzbewohnern Fragen nachgegangen wie ‘Wie nehmen Bewohner des deutsch-niederländischen Grenzgebietes einander wahr?’. Buchhdlg. Hintzen, Kleve, Völckersche Buchhdlg. Goch, 19,95 Euro.
Die besten Toiletten stehen in Nimwegen Nimwegen. Die saubersten öffentli-
chen Toiletten der Niederlande befinden sich im Einkaufszentrum Molenpoort-Passage in der Innenstadt. Das meldet die Fachzeitschrift „Service Management“, die einen jährlichen Toilettentest durchführt. Wegen der schönen Einrichtung, der sanften Musik und der blumigen Gemälde an den Wänden bekamen die MolenpoortToiletten eine glatte Zehn. Auch auf Hygiene soll besonders geachtet werden: Auf den Klobrillen fanden die Tester keine nennenswerten Bakterienkolonien.
Gorillababy im Burgers’ Zoo gestorben Arnheim. Trauer im Burgers‘ Zoo:
Das jüngste Baby von Gorilla-Mutter „Shatilla“ ist völlig unerwartet verstorben. Das Weibchen hatte sein totes Kind im Arm, als die Pfleger ins Gehege kamen. „Shatilla“ hatte das Baby im Mai dieses Jahres geboren. Das Jungtier war das sechste innerhalb von zwölf Monaten, das im Burgers‘ Zoo zur Welt kam.
ZAHL DES TAGES
13,5
Millionen Euro stellt die Provinz Gelderland künftig bereit. Aus drei Fonds können sich u. a. Besitzer von Landgütern oder Campingplätzen sowie Orchester und Theatergruppen künftig Geld besorgen. Motto: Leihen statt bezuschussen. Die Provinz hofft, dass 70 % des Geldes zurückgezahlt wird.
Das Glow-Festival und das angegliederte Glow Next lockten im November mit Licht-Installationen wie diesen so viele Besucher nach Eindhoven wie nie zuvor in der Festival-Geschichte.
FOTO: CLAUS LANGER
In Eindhoven wird aus Licht Kunst
Glow ist das größte Licht-Kunst-Festival der Niederlande. In diesem November kamen 650000 Besucher und staunten über die effektvolle, publikumswirksame Verbindung von Licht und Kunst Von Matthias Alfringhaus Eindhoven. Der November gilt ja nicht unbedingt als Monat des Lichts. Das Wetter ist meistens trübe und die Gedanken sind es manchmal auch. Auf der Suche nach mehr Helligkeit und guter Laune sind dieses Jahr 650000 Menschen in Eindhoven fündig geworden. Sie haben Mitte des Monats das größte LichtKunst-Festival der Niederlande besucht: Glow, zu Deutsch: leuchten oder glühen.
Das Spektakel
In diesem Jahr trägt das Festival den Untertitel „Stadt in Bewegung“, und wer die Massen erlebt hat, die sich Abend für Abend durch die Innenstadt schieben, der bekommt einen Eindruck, was die Macher damit gemeint haben. Der Untertitel bezieht sich aber auch auf die Licht-Installationen, die in diesem Jahr 50 Künstler aus aller Welt nach Eindhoven gebracht haben. Vor einem großen, rechteckigen Büroblock fahren beispielsweise Licht-Spots rasend schnell auf- und abwärts. Ihre Lichtstrahlen kreuzen sich und projizieren immer wieder wechselnde Formen auf das Gebäude – hier ist definitiv etwas in Bewegung.
Die Geschichte
Eindhoven und das Licht: Diese Verbindung gibt es schon seit 1891. Gerard Philips und sein Vater Frederik gründeten damals eine Firma, in der Glühlampen hergestellt wurden. Heute ist Philips einer der weltweit größten Elektronik-Konzerne. Das Unternehmen bekennt sich
zum Standort Eindhoven. Vor allem der berühmte Fußballverein Philips Sportvereinigung (PSV Eindhoven) ist im internationalen Fußballgeschäft eine feste Größe. Beim GlowFestival ist das Unternehmen Sponsor seit den Anfängen 2006.
Die Licht-Kunst
An einem außergewöhnlich milden November-Abend 2014 sitzt Erik van Gerwen im Glow-Café und erzählt, wie alles begann. Es ging um die Vorbereitung eines internationalen Kongresses über Beleuchtung in Großstädten, und es ging um das, was Eindhoven dazu beitragen könnte. Erik van Gerwen und eine Handvoll engagierter Mitstreiter schafften in kurzer Zeit das, wovon andere Jahrzehnte träumen: die effektvolle, publikumswirksame Verbindung von Licht und Kunst.
Wie unterschiedlich Licht-Kunst sein kann, wurde in diesem Jahr vielleicht am besten an zwei großen Kirchen in Eindhoven deutlich. Das tschechische Vier-Mann-Projekt The Macula tauchte die Fassade der Augustinenkirche in kaltes Laserlicht. Zuvor waren Umrisse und Einzelheiten der Kirchen-Fassade digital erfasst und am Computer bearbeitet worden. Am Ende stand eine Performance, die mit dem Äußeren der Kirche spielte. Auf die Fassade der Katharinenkirche hat der französische Gestalter Ad Lib Creations die vier Jahreszeiten gezaubert. In opulenten Farben wurde etwa die erwachende Natur im Frühling dargestellt, Vogelgezwitscher inklusive. Dem Titel – die „verzauberte Kathedrale“ – wurde das Schauspiel jedenfalls gerecht.
Das Festival
Der nächste Schritt
Die Idee
Jedes Glow-Festival ist anders. Der Fußweg durch die Innenstadt variiert von Jahr zu Jahr, aber vor allem kommen jedes Jahr andere Künstler mit ihren Lichtkunst-Installationen. „Manchmal kommen die Künstler zu uns, manchmal suchen wir sie aus“; sagt Projektmanager Robbert ten Caten zum Auswahlverfahren. Schon jetzt laufen erste Gespräche für das Glow-Festival 2015. Die Route in diesem Jahr führte vorbei an belebten Plätzen, die für den Autoverkehr gesperrt wurden oder auch an der historischen Stätte der Zündholz-Fabrik. Die Besucher entdecken also nicht nur die LichtKunst, sondern auch die Stadt selbst.
Das Interesse am Glow-Festival wächst und wächst. Vergangenes Jahr kamen 520000 Besucher, in diesem November waren es noch einmal 130000 mehr. Viele von ihnen fanden auch den Weg ins künstlerische Zentrum der Stadt, Strijp-S. Dort gibt es das Glow Next. Hier können sich weitere Licht-Künstler austauschen und ausprobieren. Aus der fast philosophischen Beschäftigung mit Licht entstanden neue Licht-Projekte mit zum Teil experimentellem Charakter. Das nächste Licht-Kunst-Festival Glow und Glow Next findet im November 2015 in Eindhoven statt. Im Netz: www.gloweindhoven.nl
Farbenprächtige Projektion auf der Katharinenkirche in Eindhoven.FOTO: CLAUS LANGER
Der Engel mit dem Handy In s’Hertogenbosch hat eine Kirchen-Statue den direkten Draht zum Himmel. Die Stadt bietet auch eine Fahrrad-Tiefgarage Am anderen Ende der Leitung melden sich übrigens Menschen aus der Stadt. Auf Beistand von ganz oben müssen die Anrufer verzichten.
Von Matthias Alfringhaus S’Hertogenbosch. Eine Stadt mit einer Tiefgarage für Fahrräder, einem Engel mit Handy und einem weltberühmten Sohn? Doch, die gibt es: s’Hertogenbosch in Nordbrabant. Das Fahrrad an sich genießt ja in den Niederlanden einen hohen Stellenwert. Das Bild vom gemütlichen Fahrradfahrer mit Holzschuhen ist fest verankert im kollektiven Bewusstsein. S’Hertogenbosch gilt dabei als eine der fahrradfreundlichsten Städte in den Niederlanden. Das beste Beispiel dafür dürfte die Fahrrad-Tiefgarage im Stadtzentrum sein.
Der Weg in den Untergrund Nur wenige Meter vom zentralen Marktplatz entfernt führt ein Weg in den Untergrund. Wer die Tiefgarage für Fahrräder nutzen möchte, muss allerdings absteigen, bevor die Zufahrt beginnt: flache Treppenstufen und zwei Rinnen für die FahrradReifen führen hinab und auch wieder herauf. Eigentlich ist fast alles so,
Die prächtige St. Johannis-Kathedrale in s’Hertogenbosch: Auf einer der Säulen des Mittelschiffs steht der Engel mit dem Handy.. FOTOS: MATTHIAS ALFRINGHAUS
Der Engel mit dem Handy, hier auf einem Plakat vor der Kirche.
wie bei einer Tiefgarage für Autos. Fast – denn beim Preis unterscheiden sich die beiden Angebote. Die Fahrrad-Tiefgarage ist kostenlos. Mit solchen (unter-) irdischen Dingen hat der Engel mit dem Handy nichts zu tun. Er steht hoch oben
thedrale hängt ein Plakat, auf dem der Engel samt Telefonnummer abgebildet ist. Das ungewöhnliche Sorgentelefon hat sich in s’Hertogenbosch zu einem Renner entwickelt. Immer wieder suchen Menschen in allen Lebenslagen Rat beim Engel.
auf der St. Johannis-Kathedrale. Bei einer Renovierung wurde die Statue vor Kurzem geschaffen – mit ausdrücklichem Einverständnis des geistlichen Vorstandes. Mittlerweile kann der Engel sogar angerufen werden. Vor dem Haupteingang der Ka-
Düstere Holzschnitte Wer also sein Fahrrad in der Tiefgarage abgestellt und den Engel mit dem Handy gesehen hat, wird irgendwann auf dem Marktplatz ankommen. Dort steht eine Statue des vielleicht berühmtesten Sohnes der Stadt, Hieronymus Bosch. Dessen düstere, mit biblischen Symbolen aufgeladene Holzschnitte und Zeichnungen aus der Renaissance sind weltbekannt. Kein Wunder also, dass man in s’Hertogenbosch schon für 2016 plant, das Jahr des 500. Todestags von Hieronymus Bosch. Wer sich jetzt schon auf seine Spuren begeben möchte, findet viele Orte und Gebäude, an denen der Künstler gewirkt hat. Das Noordbrabants Museum in s’Hertogenbosch plant eine Ausstellung zu Hieronymus Bosch (11. Februar – 8. Mai 2016).