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14­3­2016

Kunst Ausstellung Jheronimus Bosch.

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Ausstellungen zum Archiv: Ausstellung

Vor 500 Jahren verstarb im niederländischen ’s­Hertogenbosch der Maler Hieronymus Bosch. Aus diesem Anlass kehren die meisten seiner Werke für eine Ausstellung an den Entstehungsort zurück

Balanceakt zwischen Realität und Science Fiction Schwärme spinnenartiger Monster fliegen ins Paradies. Unheil droht.

Geboren wurde Bosch um 1450 als Jheronimus van Aken in ’s­Hertogenbosch, einer heute rund 150.000 Einwohner zählenden Stadt nahe Utrecht. Vermutlich verließ er seine Heimat nie und wirkte als humanistisch gebildeter Handwerker unberührt von gängigen Trends an seinen kuriosen Bildformeln. Seinen Beruf hat er wohl in der Werkstatt seines Vaters erlernt; auch sein Großvater und die beiden Brüder waren Maler. Ab spätestens 1488 begann Hieronymus Bosch als einer der ersten niederländischen Künstler mit der uniformen, stempelförmigen Signatur seiner Gemälde. In einem 1509/10 geführten Rechnungsbuch ist vermerkt, „dass Jheronimus van Aken selbst ‚Bosch‘ schreibt“. Dies war wohl der Eigenwerbung geschuldet, damit potentielle Kunden ihn nicht im Ort Aken suchten, aus dem seine Vorfahren stammten. Sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt. Ein Hinweis findet sich lediglich im Rechnungsbuch der ihm verbundenen Liebfrauenbruderschaft, wo für den 9. August 1516 der Trauergottesdienst vor der Beerdigung vermerkt ist.

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Auf dem Boden tummeln sich deformierte Mischwesen mit garstigen Fängen, gefährlichen Mäulern oder struppigem Fell. Dazwischen verführen nackte weibliche Schönheiten den Menschen. Nicht erst zu jüngster Zeit, sondern schon vor 500 Jahren erfand der Niederländer Hieronymus Bosch traumhafte Gebilde zwischen Hieronymus Bosch, Heuwagen­Triptychon, kosmischen Weiten und sexuellen Begierden. Blicke in gespenstige 1510/16 Tunnelgänge oder mechanische, unter Trichtern versteckte Kleinwesen variierte Bosch mit Vorliebe. Der wohl bedeutendste mittelalterliche Künstler der Niederlande schien seiner Zeit weit voraus. Landschaften, Menschen, Tiere – Boschs Sujets erscheinen nicht in klassischer Schönheit. Der Meister des Gegennatürlichen formulierte harsche Kritik an den allgemeinen Verhältnissen. Gerade seine Eigenwilligkeit faszinierte seine Sammler und Hauptauftraggeber wie Herzog Philipp den Schönen von Burgund oder Spaniens König Philipp II. Vor dem Hintergrund einer stark religiös geprägten Gesellschaft entwickelte der überzeugte, aber skeptische Katholik „Visionen eines Genies“, wie der Untertitel der fulminanten Überblicksschau in seinem Geburtsort andeutet.

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Lange haben Wissenschaftler und Kuratoren am schwierigen Unterfangen gearbeitet, die meisten Werke des recht schmalen überlieferten Œuvres aus rund 25 Gemälden noch einmal am Entstehungsort im Noordbrabants Museum zu versammeln. Dies war nur durch Einbettung in das 2007 gestartete globale Forschungs­ und Restaurierungsvorhaben „Bosch Research and Conservation Project“, möglich, da das Museum kein Werk vom berühmtesten Sohn der Stadt besitzt. So ließen sich 18 Bosch sicher zugeschriebene Gemälde sowie elf fragliche, Nachfolgern oder seiner Werkstatt zuzuordnende Bilder zusammentragen. Hinzu kommen 18 für seine Hand gesicherte Zeichnungen plus sechs von Nachfolgern oder mit fraglicher Provenienz. Boschs Hauptwerk „Der Garten der Lüste“ wird zusammen mit weiteren nicht ausleihbaren Werken ab dem 31. Mai die zweite Ausstellungsstation im Prado in Madrid ergänzen. So bündig der in sechs Kapitel gegliederte Parcours im Noordbrabants Museum mit insgesamt etwas über 100 Exponaten auch scheinen mag, umso instruktiver und intensiver regt er zum Schauen und Lesen an. Schon die im ersten Abschnitt thematisierte „Lebenspilgerschaft“ zwingt zum Nachdenken. Zum Auftakt sind die vier erhaltenen und weltweit verstreuten Fragmente des „Landstreicher­Triptychons“ vereint. Wohin geht der Reisende? Vorbei an Herbergen, über einsame Wege und Brücken sowie begleitet von Gefahren, beschreibt das Gemälde den Weg des Lebens, während das berühmte „Narrenschiff“ scheinbar steuerlos und wackelig dem Untergang entgegentreibt, was die sorglos vergnügte Gesellschaft im Boot kalt lässt. Bosch interpretierte das gleichnamige, von Sebastian Brant im Jahr 1497 in niederländischer Sprache erschienene Buch. Neben der Tafel „Völlerei und Lust“ ist auch die bestechend prägnant gefasste Studie zum „Tod und der Geizhals“, gleichfalls inspiriert von beliebten zeitgenössischen Schriften, begleitend zur Seite gestellt. Auf Monitoren wird die ursprüngliche Anordnung der Tafeln exzellent nachvollziehbar. Mit dem kurz vor seinem Tod vollendeten „Heuwagen­Triptychon“ folgt wohl Boschs berühmtestes Bild in der Ausstellung. Farbenfroh tummeln sich im Mittelteil alle Stände um einen fahrenden Heuwagen. Als Symbol des Reichtums und der Vergänglichkeit gleichermaßen driftet er vom Paradies in die Hölle auf der rechten Seitentafel. Frappant wird Boschs narratives Konzept deutlich. Vom Paradies in die Hölle, von links nach rechts gelesen, warnt der christliche Moralist vor Reizen des Lebens, thematisiert verborgene

http://www.kunstmarkt.com/pagesmag/kunst/_id357083­/ausstellungen_berichtdetail.html?_q

Jacques Le Boucq, Portrait von Hieronymus Bosch, um 1550

Hieronymus Bosch, Das Narrenschiff, um 1500/10

Hieronymus Bosch, Visionen vom Jenseits, um 1505/15

Hieronymus Bosch, Die Kreuztragung Christi – Christuskind, um 1490/1510

Hieronymus Bosch, Das Jüngste Gericht, um 1495/1505

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