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Design made in Frankfurt

MAIN-DESIGN Design made in Frankfurt

(MP) In Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet hat Design eine lange Geschichte. Weltruf erlangte die Formensprache und die universelle Designidee der Darmstädter Künstlerkolonie Mathildenhöhe. Die von Künstlern und Architekten zwischen 1899 und 1914 errichteten Bauten auf der Mathildenhöhe – von der UNESCO als Welterbestätte ausgezeichnet – mit ihren erhaltenen Inneneinrichtungen gelten als eine Wiege der Architektur und des Designs.

Eine neue Ära begann in Frankfurt am Main mit der Verpflichtung von Ernst May als Baudezernent, der gemeinsam mit Ferdinand Kramer und weiteren Architekten und Architektinnen die Siedlungen des „Neuen Frankfurt“ plante. Etwa 15.000 erschwingliche, funktional gestaltete neue Wohnungen wurden zwischen 1925 und 1930 gebaut. Zeitgleich entstand auch das Modell der „Frankfurter Küche“ der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky: Impulsgeber der Küchengestaltung bis in die Gegenwart – Urform der Einbauküche.

Es waren immens wichtige Jahre der Gestaltung: In der Bauerschen Gießerei wurde 1927 von Paul Renner die bis heute ikonische „Futura“-Schrift geschaffen. Die „Frankfurter Türklinke“ mit ihrer

geradlinigen, schnörkellosen Gestaltung wurde wohl kurz davor entwickelt. Die Zeitschrift „Das Neue Frankfurt“ war der intellektuelle Ort des Austauschs über Designfragen und gesellschaftliche Reformen. Unter Ernst May stieg Frankfurt zur Speerspitze des Designs auf: Hier schufen Architekten, Techniker, Künstler und Designer ihre umfassenden Ideen des „Neuen Frankfurt“. Im Ernst-May-Haus in der Römerstadt dokumentiert die ernst-may-gesellschaft das Werk des Architekten.

Design aus Frankfurt und Rhein-Main, das ist natürlich auch die Firma Braun in Kronberg, deren Chefdesigner Dieter Rams hier seit 1956 seine großen Entwürfe schuf. Der Industriedesigner hat die moderne Gestaltung wie kaum ein zweiter geprägt und steht für Klarheit der Form und einfache Bedienbarkeit. Entwürfe wie die Radio-Plattenspieler-Kombination SK 4, die Zitronenpresse MPZ 21 oder der Taschenrechner ET 66 sind heute echte Klassiker, haben großen Einfluss auf zeitgenössisches Design – und gehören zum Bestand des Museum of Modern Art in New York. Rams war der Meinung, dass sich gutes Design in ständiger Weiterentwicklung befindet, „genau wie Technologie und Kultur“. Gutes Design, so Rams, ist „so wenig Design wie möglich“.

Waren es in den 1960er- und 1970er-Jahren die Plakatentwürfe von Gunter Rambow oder auch Karl Georg Günther Kieser, welche das deutsche Grafikdesign, die Plakatkunst neu belebten, so definierte Volker Albus in den 1980er-Jahren das Design neu. Schuf Möbel, Innenarchitektur und verfasst bis heute maßgebliche Schriften zur Designtheorie. Heute sind Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet Standort vieler Büros für Gestaltung, was auch

Foto: Bembeltown Design and more

mit der Dichte der Ausbildungsstätten in der Region zu tun hat. Offenbach, Mainz und Wiesbaden haben traditionsreiche Design- und Gestaltungshochschulen, und die internationale Ausrichtung der Stadt mit ihren Konsumgütermessen und dem renommierten Museum für Angewandte Kunst (MAK) zieht Gestalter und Gestalterinnen zusätzlich an. Auch sitzt der Rat für Formgebung, die höchste nationale Designinstitution, in Frankfurt. Er berät in Grundsatzfragen der Designausrichtung.

Vergessen wir aber nicht das Frankfurter Alltagsdesign! Denn auch das ist perfekte Gestaltung: das hessische Apfelweinglas, der „Gerippte“, mit seinem typischen rautenförmigen Relief. Oder der „Bembel“, der dickbauchige Krug aus grauem Steingut mit blauer Bemalung. Zwar stammen die Krüge traditionell aus dem Westerwald, doch stehen sie heute vor allem auch für Frankfurter und hessische Trink- und Genusskultur.

Ob handfester Bembel oder feinstes Porzellan aus der Höchster Porzellanmanufaktur, die 1746 als „Kurfürstlich mainzische Porzellanmanufaktur“ gegründet wurde und bis heute mit dem alten Formenzeichen, dem Mainzer Rad, in Frankfurt-Höchst produziert – oder schließlich auch die typischen Frankfurter Wasserhäuschen, von denen es heute noch etwa 300 gibt: All das ist Design aus Frankfurt am Main.

Foto:Bembeltown Design and more

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