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Ein neuer Stadtteil mit vielfältigen Gebäudetypen

(TB) Auf einer grünen Wiese in Hamburgs Südosten entsteht ein Stadtteil samt 7.000 Wohneinheiten: Oberbillwerder ist das zweitgrößte städtebauliche Projekt nach der HafenCity.

Wie geht eine Metropole mit der anhaltend großen Nachfrage nach Wohnraum um? Hamburg hat sich neben der Wachstumsstrategie „mehr Stadt in der Stadt“ einem zweiten Motto verschrieben: „mehr Stadt an neuen Orten“. So entsteht auf bislang überwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen hinter dem Bahndamm der S-Bahn-Linie 21 und dem S-Bahnhof Allermöhe künftig Hamburgs 105. Stadtteil. Dieser soll dafür sorgen, dass die Hansestadt ihre Selbstverpflichtung einhalten kann, aufgrund der steigenden Einwohnerzahl jährlich 10.000 Wohnungen zu schaffen.

Die IBA Hamburg, eine städtische Entwicklungsgesellschaft, hat zusammen mit dem Bezirk Bergedorf ein grünes, nachhaltiges und sozial gemischtes Wohngebiet im Sinn. Auf 118 Hektar sollen rund 7.000 Wohneinheiten für 15.000 Menschen und Flächen für 5.000 Arbeitsplätze hochgezogen werden. Das sind 6 Hektar weniger als ursprünglich geplant: SPD, FDP und den Grünen in Bergedorf war der Eingriff in die Wiesenlandschaft zu groß, daher

reduzierte die IBA die Fläche gemäß Koalitionsvereinbarung. Es werden unter anderem 14 Kitas, vier Schulen und das Fakultätsgebäude Life Sciences der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) gebaut. Entsprechend der Hamburger Strategie einer „Active City“ sind zudem zahlreiche Sport- und Bewegungsangebote vorgesehen, darunter Lauf- und Reitwege, Radschnellrouten sowie ein Schwimmbad. Wie der rund 12 Kilometer von der Innenstadt entfernte Stadtteil ungefähr aussehen wird, steht seit 2018 fest: Damals gewann der Entwurf „The Connected City“ (zu Deutsch: die verbundene Stadt) des dänisch-niederländischen Planungsteams ADEPT und KARRES+BRANDS den wettbewerblichen Dialog. Dieser dient als Grundlage für den Masterplan der IBA zur Entwicklung des Areals in den nächsten Jahren.

Hauptmerkmal sind fünf Quartiere mit unterschiedlicher thematischer Ausrichtung und verschiedenen Gebäudetypologien wie Zeilen, Blöcke, Punktbebauungen sowie Mischformen. Dichte und Gebäudehöhen nehmen vom Zentrum aus zu den Rändern hin ab. Die Quartiere werden durch einen großzügigen Freiraum in Form eines „grünen Loops“ miteinander verbunden. Er bildet den Großteil der insgesamt 28 Hektar Grün- und Freiflächen.

gen vorgesehen. Durchschnittlich sind vier bis sechs Stockwerke geplant, aber Abweichungen nach unten oder nach oben mit bis zu acht Geschossen sollen ein abwechslungsreiches Bild schaffen. Die Dächer werden bepflanzt oder zur Energiegewinnung genutzt.

Die Planerinnen und Planer gehen davon aus, dass der Stadtteil gegen Starkregen gut gerüstet sein wird. Neben dem „grünen Loop“ als Rückhaltefläche können nämlich Sport- und Naturflächen sowie ein Raum im Nordwesten genügend Wasser aufnehmen. Für bedrohte Tierarten wie Wiesenvögel sollen Ersatz-Biotope geschaffen werden.

Kritische Stimmen äußern allerdings nicht nur Bedenken wegen des Entwässerungskonzepts sowie des Tier- und Pflanzenschutzes: Anwohnende befürchten auch weitere Staus rund um den neuen Stadtteil und haben offene Fragen zu den vorgesehenen Sand-Transporten: Das Baugebiet muss mit Sand aufgeschüttet werden, damit die Gebäude auf sicherem Grund stehen können. Doch dazu haben sich die Planenden erst vage geäußert.

Konkreter ist schon der Zeitplan: Die Erschließungsarbeiten für den Stadtteil Oberbillwerder werden laut IBA voraussichtlich 2023 starten, die Wohnungen sollen ab 2024 vermarktet werden. Der Hochbau könnte 2026 beginnen – und der neue Stadtteil damit Form annehmen.

Jedes Quartier hat einen eigenen Quartiersplatz mit vier- bis fünfgeschossigen sogenannten Mobility Hubs, in denen alle privaten und öffentlichen Stellplätze untergebracht werden. Auf diese Weise sollen die Straßen nicht mehr durch parkende Fahrzeuge blockiert werden. Die Planer gehen davon aus, dass die Mobility Hubs eines Tages kaum noch für Autos benötigt werden. Diese Gebäude sind daher so gestaltet, dass sie auch zu kleinen Zentren der Begegnung und Nachbarschaft umgebaut werden können: ausgestattet etwa mit Supermärkten, Kulturtreffs und Leihstationen für Fahrräder.

Die künftigen Bewohnenden Oberbillwerders werden in Mehrfamilienhäusern (rund 85 %) sowie Stadt- und Einfamilienhäusern (rund 15 %) leben. Wie in Hamburg üblich, ist ein Drittelmix aus öffentlich geförderten und frei finanzierten Wohneinheiten sowie Eigentumswohnun-

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