Staatstheater Mainz – Lilli/HEINER

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Staatstheater Mainz

Lilli/ HEINER Intra Muros Lucie Depauw


Lilli/HEINER Intra Muros (2014) Von Lucie Depauw Uraufführung am 24.10.2014 aus dem Französischen von Christa Müller und Laurent Muhleisen

Staatsanwalt / Lola / Trainer … Rüdiger Hauffe Lilli … Antonia Labs Heiner … Denis Larisch Mama … Anna Steffens Inszenierung … Brit Bartkowiak Bühne … Nikolaus Frinke Kostüme … Carolin Schogs Musik und Tongestaltung … Thies Mynther Licht … Peter Meier Dramaturgie … Catharina Hartmann

Aufführungsdauer ca. 1 Stunde 30 Minuten Aufführungsrechte Drei Masken Verlag GmbH, München Die deutsche Übersetzung von Lilli/HEINER Intra Muros von Christa Müller und Laurent Muhleisen wurde vom Institut français de Berlin gefördert, ist im Juni 2014 in SCÈNE 17. Neue französische Theaterstücke im Verlag Theater der Zeit erschienen und wurde vom Mainzer Uraufführungsteam bei den Autorentheatertagen Berlin 2014 in einer Szenischen Lesung im Deutschen Theater Berlin vorgestellt.


Regieassistenz … Friederike Förster Regieassistenz/Abendspielleitung … Amelie Barucha Ausstattungsassistenz … Claudia Weitzel Inspizienz … Arpad Szell Soufflage … Felix Schmekel Theaterpädagogik … Felix Berner Technischer Direktor … Christoph Hill Produktionsleiter … Olaf Lintelmann Werkstättenleiter … Jürgen Zott Assistent der technischen Direktion … David Amend Bühneneinrichtung … Michael Hubertus Leiter der Beleuchtung … Stefan Bauer Leiter der Dekorationswerkstatt … Horst Trauth Leiter der Schreinerei … Markus Pluntke Leiter der Schlosserei … Erich Bohr Vorstand des Malersaals … Andreas Beuter Leiter der Tontechnik … Andreas Stiller Tontechnik … Thomas Schmidtke, Arne Stevens Kostümdirektorin … Ute Noack Assistentin der Kostümdirektorin … Ingrid Lupescu Gewandmeisterinnen … Britta Hachenberger, Mareike Nothdurft Gewandmeister … Thomas Kremer, Falk Neubert Modistin … Petra Kohl Chefmaskenbildner … Guido Paefgen Maskenbildnerin … Patricia Starke Leitung der Requisite … Hannelore Taubert-Bénèch, Dagmar Webler Requisite … Maren Luedecke, Dagmar Webler, Birgit Schmitt-Wilhelm, Hannelore Taubert-Bénèch


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MAUERN IM KOPF Catharina Hartmann Lilli wächst in einer gut bewachten Welt auf. Ihre Mutter, die Lilli alleine großzieht, befürchtet stets alle möglichen Gefahren für das junge Mädchen und möchte sie am liebsten gar nicht auf die Straße lassen. Da ist es verständlich, dass die Aufnahme in eines der renommierten Sportinternate der DDR Lilli zunächst wie der Beginn der Freiheit erscheint. Reisen zu internationalen Wettkämpfen, Teil einer Heldengeschichte sein, Leben mit gleichaltrigen SportlerInnen… Doch bald erfährt Lilli, was mittlerweile Geschichte ist: Die DDR besaß ein bis ins Detail staatlich geplantes und überwachtes Dopingsystem, das den Sport zum internationalen Aushängeschild und die jungen AthletInnen zu „Diplomaten in Trainingsanzügen“ machen sollte. Für Lilli bedeutet dies nicht nur knallhartes täg­liches Training und erneute Kontrolle, sondern auch die schrittweise Veränderung ihres Körpers und ihrer Persönlichkeit. Ohne ihr Wissen werden ihr „leistungsverstärkende Mittel“ verabreicht, zu denen auch männliche Hormone zum Muskelaufbau gehören. Unter dem Einfluss des Testosterondopings wird ihr Körper immer männlicher. Sie beginnt, sich von der Welt und den Mitmenschen abzuschotten. Überraschenderweise ist es eine französische Autorin, die sich mit diesem spannenden und tragischen

Abschnitt jüngerer deutscher Geschichte auseinandergesetzt hat. Lucie Depauw wurde 1978 in Lyon geboren und hat Film und audiovisuelle Medien studiert. Sie begann als Autorin sowohl für fik­ tionale als auch Dokumentarfilme zu schreiben, fand aber bald den Weg zum Theater. Für ihre Arbeit erhielt sie unter anderem Stipendien der Fondation Beaumarchais und des Centre national du Théâtre (2012 für Lilli/HEINER). Einige ihrer Texte, wie Hymen, Dancefloor memories und Lilli/HEINER sind ins Deutsche oder Serbische übersetzt. Lucie Depauw arbeitet als Theaterautorin, Regisseurin und Drehbuchautorin. In ihrem Stück ging es ihr nicht allein um den Missbrauch von Sport als politischem Machtmittel. Es beschäftigt sich auch mit der Frage nach Geschlecht und der Frage danach, was eine Frau zur Frau oder einen Mann zum Mann macht, beziehungsweise den Momenten, in denen diese Kategorien zu verschwimmen beginnen. Im Stück wird Einar Wegener erwähnt, einer der ersten Transsexuellen überhaupt, der in den 1930er Jahren in Deutschland bereits geschlechtsangleichende Operationen von Mann zu Frau vornehmen ließ und sich Lili Elbe nannte. Seither sind fast 100 Jahre vergangen. Die Akzeptanz gegenüber Transsexuellen aber hat sich kaum verbessert.

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DOPING IN DER DDR Dr. Laurens Form Die DDR galt als „Wunderland des Sports“. Mit sage und schreibe 519 Olympiamedaillen von 1968 bis 1988 maß sie sich auf Augenhöhe mit den Großmächten USA und UdSSR, das kleine Land mit gerade einmal 17 Millionen Einwohnern war im Sport ein echter „Global Player“. Über Jahrzehnte hinweg prägten die ostdeutschen Sportlerinnen und Sportler das sportliche Weltgeschehen entscheidend mit. Sport in der DDR war Staatsangelegenheit, direkt der politischen Führung unterstellt und eines der wichtigsten Subsysteme des Landes. Der so prestigeträchtige Hochleistungssport wurde in dieser Zeit, im Kalten Krieg, instrumentalisiert, der Klassenkampf wurde im Stadion ausgetragen. Eng verbunden mit den großen Erfolgen bei vielen Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften, mit denen die DDR außenpolitisch punkten und innenpolitisch für eine erhöhte Identifikation sorgen wollte, war Doping. Seit den Münchner Spielen von 1972, nüchtern als so genanntes Staatsplanthema 14.25 bezeichnet, verbarg sich hinter dem konspirativen und eng durch die Staatssicherheit abgedeckten System nicht weniger als die wissenschaftlich geplante, systematische und streng kontrollierte Erforschung, Entwicklung und konsequente Anwendung von Dopingmitteln zur gezielten Leistungssteigerung.

Während im Westen Doping als Wildwuchs grassierte und systemisch anzusehen ist, stellte das Dopingprogramm der DDR einen exakt geplanten und staatlich gedeckten sportlichen Betrug dar, der aus mitunter minderjährigen Sportlern Opfer machte. Die massiven gesundheitlichen Schädigungen der „Diplomaten im Trainingsanzug“, wie die Athletinnen und Athleten dieser Generation auch genannt wurden, nahm die sportliche Führung der DDR billigend in Kauf. Während den Machthabern jedes Mittel Recht war, um sich im Glanze der Medaillen sonnen zu können, kämpften die Sportlerinnen und Sportler gegen die Folgen des Dopings: Vermänn­ lichungserscheinungen bei jungen Frauen, Schädigungen am Organsystem, psychische Beeinträchtigungen: Die direkten Folgen der „UM“, der „Unterstützenden Mittel“, wie Dopingpräparate in der DDR genannt wurde, aber auch die Spätfolgen sind wahrlich erschütternd. Das Land, das Sieger am Fließband produzierte und dabei auch durch Doping für gebrochene Lebensläufe sorgte, ist heute verschwunden. 25 Jahre nach der friedlichen Revolution sind aber noch immer diejenigen präsent, die in den Medaillenschmieden des Arbeiter- und Bauernstaates Dopingmittel verabreicht bekamen. Dass diese Menschen um ihr Recht auf Entschädigung kämpfen, ist nachvollziehbar und nur gerecht.

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prozesses in Ostdeutschland stieß und entschied, verschiedene Stimmen daraus auszuschmücken.

VON DER GROSSEN ZUR KLEINEN GESCHICHTE Interview mit der Autorin Lucie Depauw. Die Fragen stellte Catharina Hartmann. Wie kamst du auf die Idee, über ­Doping in der DDR zu schreiben? Ich hatte von einer ostdeutschen Sportlerin gehört, die in Folge der radikalen Dopingpraxis der politischen und sportlichen Institutionen immer mehr maskuline Merkmale entwickelte. Bis sie sich selbst nicht mehr als Frau wahrnahm und entschied, ein Mann zu werden. Ich begann, mich für diese Transformation zu interessieren, für die Entwicklung von Mann und Frau, ihre Verbindungen, ihre Brüche, ihre Dialoge durch die Vergangenheit bis in die Gegenwart. Den Zusammenhang von Gender und Geschlecht, das Infragestellen einer Politik, die darin endet, dass Menschen aus ihrem eigenem Körper aussteigen, dem Implodieren von Identität… Ich hatte sofort Lust, die beiden Stimmen von Lilli und Heiner zu Wort kommen zu lassen und von ihrer Beziehung zur Mutter zu erzählen, dem Dreieck Mutter/Tochter/Sohn – ohne Zweifel auf Grund meiner persönlichen Erfahrung als Zwilling. Es war also zunächst ein persön­ licher Anlass, der das Verlangen zu schreiben auslöste. Ich habe aber sehr schnell begonnen, in der Geschichte nach Anhaltspunkten zu suchen. So kam es, dass ich auf die Dramaturgie eines Doping­

Doping war nicht nur in der DDR ein Problem. Warum hast du dir den historischen Kontext als Folie für dein Stück gewählt? Ich denke, dass sich ein Thema den Weg zu seinem Autor sucht und nicht umgekehrt. So wie sich dieses Thema bei mir festgesetzt hat, indem es ein Gefühl von Aufregung, Revolte, Ungerechtigkeit erzeugte. Es ist wichtig, sich die Realität der ,großen Geschichte‘ anzueignen, um zu sehen, wie sie die ,kleine Geschichte‘, das Intime beeinflusst. Ich glaube außerdem, dass es bei mir bereits seit langem ein Interesse an dieser geschichtlichen Periode gab, den Erschütterungen des 20. Jahrhunderts, den Weltkriegen und wie diese Konflikte die nachfolgenden Generationen beeinflussen. Ich war ungefähr zehn Jahre alt, als die Mauer fiel, und ich erinnere mich an die Emotionen und die Bilder, die ich nicht verstand… Die Mauer ermöglichte, auch Bruchstücke aus dem Leben der Mutter zu erzählen. Die Geschichte vom Bau der Mauer bis zu ihrem Fall zu durchqueren und zu erforschen, wie diese Generationen dadurch geprägt wurden. Sie ist außerdem das Symbol der Grenze oder des Eingeschlossenseins, etwas, das auch in Lillis Geschichte wiederhallt, die Grenzen des Körpers, von Gender und Identität.

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Die einzelnen Akte deines Stückes tragen Titel wie „Transformationen“ oder „Mutationen“ – Themen, die du im Stück über mehrere Figuren variierst. Was hat Sport mit Genderfragen zu tun? Auf den ersten Blick haben Sport und Genderverwirrung nichts mit­ einander zu tun, denn diese Verwirrung passt nicht zu dem Prinzip, sich in seinem Körper gut zu fühlen. Sport wird normalerweise verknüpft mit der Idee von Gleichheit und Gesundheit. Aber mit Beginn der intensiven Dopingpraxis entsteht eine Verun­sicherung dieses Prinzips, die mit der Genderverwirrung vergleichbar ist. Lilli wird aus ihrer Identität als Frau, ihrem sozialen Geschlecht, gedrängt. Das erlaubt Wege zu eröffnen und den Begriff der Transformation zu erforschen. Ist Heiner für dich Opfer oder Gewinner eines Systems? Ich weiß nicht, ob man von Gewinner oder Verlierer sprechen kann, aber ich denke, dass Heiner vor allem eine Person ist, die es trotz der eigenen Geschichte und der vorgefundenen Tatsachen geschafft hat, die Kraft und den Willen zu finden, ihren Weg zu gehen und ihr Leben zu leben. Ich mag die Idee von einer Frau, die, da sie keine Mutter sein kann, komplett in der Rolle als Vater aufgeht. (Auch wenn er kein biologischer Vater ist). Das ist ohne Zweifel eine der Hauptfähigkeiten eines Menschen: sich anzupassen, sein Wesen und seine Identität

anzugleichen, die Geschichten, die seinen Weg gesäumt haben, darin zu integrieren. Die Erinnerungen an zwei verschwundene Menschen, nämlich Lillis erste Liebe Elfi und der in den Westen abgehauene Vater Lillis schweben fast wie weitere unsichtbare Figuren über dem Stück. Welche Rolle spielen sie? Vermissen ist eines der Hauptthemen des Stückes, daher sind die abwesenden Personen tatsächlich sehr wichtig… was vermisst wird, um die eigene Identität zu konstruieren, was fehlt um die eigene Geschichte zu verstehen, die Abwesenheit von Liebe… aus diesem Grund sind auch die Themen Phantom, Transplan­ tation und Erinnerung omnipräsent. Einige meiner Stücke beschäftigen sich mit der Thematik der Erinnerungsspuren oder ihrer Abwesenheit. Auf den ersten Blick erscheint die Figur der Mutter fast unmenschlich hart. Im Verlauf der Geschichte verändert sie sich zwar, ihr Verhältnis zu Heiner bleibt allerdings fragwürdig. Ist es eine Figur, der du trotz allem Sympathie entgegenbringst? Die Mutter ist eine seltsame Figur, geboren inmitten der Ruinen von Berlin und aufgewachsen ohne Orientierung, in einer stürmischen Zeit ohne viel Liebe. Von Lillis Vater verlassen, kapselt sie sich schließlich ab, härtet sich ab, und schafft es nicht, zu lieben. Sie bildet ihre eigene Art von Mauer. Ihre

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Figur erzählt, was man heute vielleicht als Babyblues bezeichnen würde, das Fehlen von Liebe und einer wirklichen Begegnung mit ihrem Kind. Das ist tatsächlich grauenvoll. In der Phantasie dieser Frau kann ein Junge vielleicht die schwachen Männer ersetzen. Ich hatte Lust mit dieser Figur die Beziehungseinheit mit dem Sohn bis ans Ende zu denken, das Bedürfnis nach einem Mann greifbar zu machen, die Umkehrung der Beziehung Tochter/Sohn zu ergründen… ich mag es, wenn die Figuren außer Kontrolle geraten. Du hast deine Arbeit als Autorin mit Drehbuchschreiben begonnen. Lilli/ HEINER kommt allerdings ganz ohne Regieanweisungen (wie es bei Drehbüchern der Fall ist), fast ohne szenisches Spiel überhaupt, ja selbst ohne Dialoge aus. Die Figuren berichten von sich selbst. Wie hast du zu dieser Form gefunden? Der fundamentale Unterschied im Schreiben fürs Kino oder für die Bühne liegt für mich in der großen Freiheit der Sprachbehandlung, ihrem Rhythmus und den vielen möglichen Stimmen, in dem Ausdruck dessen, was im Inneren stattfindet, das Intime, Monologe, Berichte oder Dialoge. Und die Möglichkeit, dass dies auf der Bühne immer wieder neu erfunden wird. Es ist wahr, dass ich nur wenige Regieanweisungen verwende, aber wenn nötig, kommen sie vor. Auf jeden Fall versuche ich kein

Wort zu viel zu schreiben. Man muss dem Theater Platz lassen und ihm manchmal einige Herausforderungen zuwerfen… Ist es seltsam für dich, die Uraufführung deines Stückes in einer anderen, dir nicht verständlichen Sprache zu erleben? Ich bin sehr stolz darüber, dass die erste Aufführung meines Stückes am Staatstheater Mainz stattfinden wird! Tatsächlich ist es ein bisschen seltsam, dass ich die Sprache nicht verstehe, aber es ist auch eine Möglichkeit, neue Orte, neue Arten zu arbeiten, ein anderes Publikum kennenzulernen. Das ist einer der Reichtümer des Theaters! Es wird zudem andere Projekte in Frankreich geben, wie zum Beispiel die Auf­ führung meines Stückes Dancefloor Memories im Studio der Comédie Française im Frühjahr 2015.

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FOTOS S. 4 Antonia Labs, Anna Steffens; S. 7 Abb. 1: Rüdiger Hauffe, Abb. 2: Denis Larisch, Antonia Labs, Rüdiger Hauffe S. 8 Antonia Labs; S. 9 Antonia Labs, Denis Larisch; S. 13 Anna Steffens, Denis Larisch Alle Probenfotos stammen von ©Bettina Müller

NACHWEISE Der Text Mauern im Kopf ist ein Originalbeitrag von Catharina Hartmann. Der Text Doping in der DDR ist ein Original­beitrag von Dr. Laurens Form für dieses Programmheft. Das Interview mit Lucie Depauw entstand für dieses Programmheft. Der Text Mail Betreff: Nachtgedanken ist ein Auszug aus dem Buch „Begegnungen auf der Trans*fläche“ des AutorInnenkollektivs sternchen & steine, edition assemblage 2012. Wir danken Dr. Laurens Form für die inhaltliche Beratung und den Textbeitrag, Nicole Weber für die Übersetzungshilfe.

IMPRESSUM Spielzeit 2014 / 2015 Herausgeber Staatstheater Mainz www.staatstheater-mainz.de Intendant Markus Müller Kaufmännischer ­G eschäftsführer Volker Bierwirth Redaktion Catharina Hartmann Druck Druckerei Hassmüller, Frankfurt/Main Visuelle Konzeption Neue Gestaltung, Berlin

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BEGEGNUNGEN AUF DER TRANS*FLÄCHE Mail Betreff: Nachtgedanken Und noch: Für mich ist Trans/Cis genauso bescheuert wie „biooo“. Bionade Transnade… Ich hab da gestern ziemlich lange drüber nachgedacht und war hinterher sehr wütend. Also: ich erinnere mich, dass wir – meiner einer und Freunde – so am Anfang meines Transdaseins Witze um eben dieses Transdasein gemacht haben: Was heißt das „Trans­ sexuell“: das ich jetzt meine Sexualität transzendiert habe – in Sinne meiner Er-leuchtung?? Oder mein Gender von hier nach da TRANS-portiert habe (Trans me up Scotty??) Cis ist ja mal aufgetaucht (soweit ich weiß), weil einige „Trans-en“ das Wort – vornehmlich benutzt von „Bios“ – nicht mehr hören konnten: „sagt ihr dauernd ‚trans‘, sagen wir jetzt mal ‚cis‘“. In der Hoffnung, die Angesprochenen merkten vielleicht mal was… Kai, seines Zeichens Chemiker, wies dann auf Trans- und Cisverbindungen hin, dabei geht es aber um Fette. Und ich bin kein FettÖl… Oder??? Möglicherweise ist mir ja ein Teil meiner Identi-töt durch die überarbeiteten Lappen gegangen. Oder sollte es sich doch darum handeln, dass einige von uns dies – die anderen jenseits der GeschlechterAlpen leben? GalliaTransalpina GalliaCisalpina – der gut alte Cäsar. Dieses kleine gallische Dorf leistet Widerstand. Also etwas ernsthafter: Wie immer wir es sagen/schreiben: es gibt für mich keine angemessene Abkürzung. Kein richtiges Wort. Es scheint nur Hilf-Losigkeiten zu geben. Mitten im Patriachat, mit 2 und nur 2 Ge/h-Schlecht-ern scheint es nur Worte zu geben, bei denen ich immer verliere. Und die, denen Geschlecht am Verstand vorbei geht, die siEr-s. So wie bei vielen anderen Be-nennungen (Be-hinderung, Klasse und… ) damit ich klar-komme, damit du klar-kommst… auch. Wollte ich mal angemerkt haben.


www.staatstheater16 — MF


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