Messen und Anzeigen oder Wunderbare Welt der Mechanik

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Messen und Anzeigen oder

Wunderbare Welt der Mechanik

Projekt im 2. Studienjahr BA-Studiengang Industriedesign 11 Wochen im Wintersemester 2006/07 burg giebichenstein hochschule f端r kunst und design halle 01.2007



Messen und Anzeigen oder

Wunderbare Welt der Mechanik

Teilnehmer: Susanne Hausstein / Linda Hüther / Martin Klinke / Kristin Laass / Christopher Meyer / Sabine Müller / Vicky Müller / Claudia Pietsch / Ulrike Schwandt

Betreuung: Prof. Guido Englich Dipl. Des. Holm Hänsel

Projekt im 2. Studienjahr BA-Studiengang Industriedesign 11 Wochen im Wintersemester 2006/07 burg giebichenstein hochschule für kunst und design halle 01.2007


als übung im 3. semester steht bei diesem projekt die repertoirebildung im vordergrund; das einüben der übersetzung abstrakter phänomene in gestaltete artefakte, deren funktion darin besteht, das abstrakte phänomen sinnlich erfahrbar zu machen, und hierbei die phasen des konzipierens, entwerfens und umsetzens mit den jeweils angemessenen kommunikationsformen zu durchlaufen. dabei werden verschiedene mittel eingesetzt: neben der darstellung im dreidimensionalen modell werden bild- und zeitbasierte medien für die darstellung erprobt. der entwurfsprozess wird in einem booklet dokumentiert, die ergebnisse für präsentation und ausprojekt im wintersemester 2006/07

stellung in szene gesetzt.

gewicht und zeit erfahrbar machen gewicht und zeit sind die physikalischen dimensionen, die in je einem funktionsmodell erlebbar und/oder mess- und anzeigbar gemacht werden sollen. hierfür entwerfen und konstruieren Sie objekte, bei denen die mechanische funktion zum gestaltungsmerkmal wird. objekte, die durch einwirkung von gewicht eine veränderung anzeigen bzw. die durch die definierte krafteinwirkung eine zeitlich kontinuierliche veränderung mit start- und endpunkt durchlaufen und bei denen diese veränderung/ bewegung ebenfalls zur gestaltungsaufgabe wird, also z.B. auf elegante weise in szene gesetzt.

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projektverlauf

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exkursion basel: tinguely-museum, beyerler foundation, hochschule für gestaltung und kunst, vitra-design-museum… münchen: deutsches museum, pinakothek der moderne

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ausstellungen, präsentationen und orte, die in engerem bezug zum projektinhalt und in weiterem interessenbezug von gestaltern stehen. von zentralem interesse sind hierbei die tinguely-ausstellung (kinetische objekte), die ausstellung zum werk jean prouvé (die poetik des technischen objekts) sowie die präsentationen im deutschen museum zu den themenkomplexen gewicht, messen, zeit. in verteilten gruppen wird ein exkursionstagebuch geführt (fotos, texte, erlebnisse, materialien), das zum abschluss des projekts in die gesamtdokumentation einfliesst.

workshop kinetische konstruktionen/ objekte (mit Jacob Bachmayer, Stuttgart)

einstiegsworkshop mit dem stuttgarter designer jacob bachmayer. hier werden anhand einfacher modelle erste experimentelle erfahrungen mit mechanischen zusammenhängen erprobt: kraftspeicher, gelenkketten, kinetik etc. – die ergebnisse dieses workshops als real-modelle dienen als „konstruktives bildmaterial“ für den ersten einstieg in die digitale darstellung/animation.

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präsentation mi. 18.10.06


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projektverlauf

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kompaktwoche flash grundkurs animation/interaktion (mit Hagen Aedtner, halle)

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präsentation mo. 30.10.06 objekt „gewicht” ausflug phaeno / wolfsburg

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einführung in die möglichkeiten für zeitbasierte darstellungen, bewegungsablauf, animation (und einfache interaktionen zwischen nutzer und content). ziel ist es, die im einstiegsworkshop entwickelten objekte in animationen darstellen zu können.

entwickeln eines objekts, das sich durch gewichtseinwirkung in definierter form verändert, und das ohne diese äussere krafteinwirkung seine ursprüngliche gestalt wieder annimmt. in der ersten woche dieser phase entwickeln Sie konzepte, die Sie durch einfache modelle (bspw. 2-dimensionale kulissenmodelle), durch zeichnungen, durch animation anschaulich darstellen. Entwickeln und präzisieren Sie Ihre vorstellungen von dimension des objekts, konstruktion und material.

In der zweiten und dritten woche übersetzen Sie ihre konzeption in ein 3-dimensionales funktionsmodell.

kompaktwoche


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projektverlauf

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objekt „zeit”

objekt, das den ablauf einer zeitspanne visualisiert bzw. erlebbar macht. ideen entwickeln, wie kraft gespeichert werden kann, wie das objekt die kraft nutzt bzw. abgibt, um eine durch anfang und ende definierte bewegung/eine veränderung auszuführen und damit eine zeitspanne darzustellen. auch bei diesem objekt soll der vorgang wiederholbar sein.

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kompaktwoche

einstieg in mediale darstellung der objekte

analoge und digitale darstellung: als realmodell sowie als filmische und interaktive darstellung. hierfür werden zum einen gezeichnete animationen der objekte angefertigt, sowie videofilmsequenzen von den funktionsmodellen. diese unterschiedlichen zeitbasierten darstellungsarten werden in einem medium zusammengefasst, in dem sie durch einfache interaktionsoptionen gesteuert werden können.


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projektverlauf

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kompaktwoche

fertigstellung der präsentationsmodelle

da spätestens für die erstellung der videosequenzen die funktionsmodelle fertig sein müssen, läuft diese phase zeitgleich mit der medialen darstellung.

dokumentation plakate

individuelle dokumentation (booklet): in der konzeption und entwicklung der objekte dokumentiert wird

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gemeinsame projekt-dokumentation: projektverlauf, exkursionen und auszüge (je eine doppelseite pro objekt) aus den individuellen dokumentationen beinhaltet.

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präsentation

präsentation des projekts umfasst die ausstellung der funktionsmodelle, der film/animations-sequenzen, der individuellen dokumentationen sowie der gesamtdokumentation. ergänzt durch die ausstellung durch plakate zu den einzelnen objekten


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Basel

unterwegs im Auftrag der Mechanik

(Kunst, Kultur und Kulinarisches)

Martin Klinke 16 | 17

Susanne Hausstein


4. Oktober 2006

8.00 – 9.30 Uhr Frühstück Weg zum Tinguely Museum entlang des Rheins 11.00 Uhr Führung durch das Museum Weg zur Beyeler Fondation nach Riehen mit der Straßenbahn Kaffee im Café Berower auf dem Beyeler Gelände 15.30 Uhr Führung außerhalb und innerhalb des Museums 19.30 Uhr Treffen mit Rahel, Innenarchitekturstudentin der Hochschule für Gestaltung Basel im Restaurant Druckknopf Ausklang des Abends in der Bar Grenzwert

Welt der der Mechanik Mechanik Wunderbare Welt


Das bewegte Bild

Mit seinen kinetischen Wer-

ken belebte und revolutionierte der in Basel aufgewachsene Jean Tinguely (1925–1991) in den fünfziger und sechziger Jahren als Teil der Pariser Avantgarde den »statischen« Kunstbetrieb.

Am 22. Mai 1925 wird der

Schweizer Bildhauer Jean Tinguely in Fribourg geboren. In Basel beginnt er, nach der Schulausbildung, 1940 eine Lehre als Schaufensterdekorateur in einem Kaufhaus. Tinguely studiert anschließend von 1941 bis 1945 an der Kunstgewerbeschule in Basel. Tinguely beginnt sich 1944 mit räumlicher Bewegung in seinen maschinenartigen Skulpturen auseinanderzusetzen. Bereits 1954, hat er seine erste Einzelausstellung in der Galerie Arnaud. Jean Tinguelys Phantasiemaschinen mit programmierten Zufallselementen, die so genannten »Métamatics«, sind Maschinen zur Herstellung von Zeichnungen oder aber sich selbst zerstörende Maschinen. Seine aus Eisenteilen zusammengeschweißten Konstruktionen stellen ironische Angriffe auf den Sinn des technischen Zeitalters dar. Die Künstlerin Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely heiraten 1961. Mit der Künstlerin verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit.

Jean Tinguely stirbt am 30.

August 1991 in Bern.

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Ausstellung

Die Sammlung des Muse-

ums entstammt einer großzügigen Gründungsschenkung der Witwe des Künstlers, Niki de Saint Phalle und aus der Sammlung von Roche.

Die Maschinenskulpturen

beginnen eine kunterbunte, laute Unterhaltung mit ihrem Gegenüber: Jean Tinguely kommuniziert und interagiert durch seine Werke mit dem Betrachter – Kunst passiert, wenn die Maschine läuft. Auf einer hintergründigeren Ebene klingt aber auch ein Sinn für Tragikomik sowie Hinter- und Abgründiges an. In der permanenten Ausstellung zeigt das Museum eine Auswahl der Maschinenskulpturen, Reliefs und Zeichnungen des Künstlers aus allen Schaffensperioden. Es bietet aber auch eine umfassende Sonderausstellung: Niki & Jean l’Art et l’Amour. Die Ausstellung ist dem individuellen wie gemeinsamen Leben und Werk von Niki de Saint Phalle (1930���������������������������� –��������������������������� 2002) und Jean Tinguely gewidmet; sie feiert «Bonnie und Clyde der Kunst» – eines der prominentesten und interessantesten Paare der modernen Kunstszene.

Die Ausstellung präsentiert

Skulpturen, Zeichnungen, Gemälde, Filme sowie Briefe und private Dokumente der Künstler und ist die erste Würdigung ihres gemeinsamen Lebens und Schaffens.

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Architektur

Der Tessiner Architekt Mario

Botta hat mit seinem am Rhein gelegenen Museum einen ungewöhnlichen Spiel-Raum für Tinguelys Werke geschaffen. Allein in der gewaltigen zentralen Halle finden bis zu zwanzig Maschinenskulpturen Platz. Eine Besonderheit bildet die Südseite des Museums, es ist ein lang gestreckter, erhöhter Bau, der vom Hauptteil losgelöst scheint. Es handelt sich um eine Art »Promenade« über dem Rheinufer, die der Museumsbesucher passieren muss, sein Blick wird dann auf den Flusslauf gelenkt. Die hohe Fassade an der Ostseite - die mit drei Ausstellungsetagen über der Erde den höchsten Punkt des Gebäudes bildet –������� �������� wirkt wie eine Lärmschutzbarriere zur Grünfläche hin. Der Autobahnlärm wird somit gedämpft.

Mario Bottas Tätigkeit als

Architekt reicht von Europa bis in die Vereinigten Staaten und in den Fernen Osten. Bereits seine frühen Bauten wie die Bibliothek des Kapuzinerklosters in Lugano (1976����������������������� –���������������������� 1979) oder das Verwaltungsgebäude der Banque cantonale de Fribourg (1977������������������������� –������������������������ 1981) lösen ein breites Echo aus.

Bottas Bauten nehmen Bezug

auf topographische Bedingungen und regionale Gegebenheiten und Baustoffe. Seine Entwürfe sind getragen von Respekt für die Handwerkskunst und unterliegen oft einem geometrischen Grundprinzip. 20 | 21


Beyeler Fondation

Die Beyelers

Das Sammlerehepaar Hildy

und Ernst Beyeler trug während fünfzig Jahren parallel zu seiner erfolgreichen Galeristentätigkeit ausgesuchte Werke der klassischen Moderne zusammen. 1982 wurde die Sammlung in eine Stiftung überführt und 1989 erstmals im Centro de Arte Reina Sofía in Madrid als Ganzes der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Sammlung umfasst heute rund 200 Bilder und Skulpturen und dokumentiert eine ganz persönliche geprägte Sicht auf die klassische Moderne. Die Fondation wurde 1997 eröffnet.

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Architektur

Renzo Piano

Beyeler wollte einen beschei-

denen asketischen Bau. Die längsseitige Mauer sollte bestehen bleiben und

liche Ausstellungsflächen existierten ist heute das Restaurierungsatelier untergebracht.

Obwohl die eigentliche Planung

das Grundstück wurde abge-

120 Meter vorsah, war das Museum nur

senkt. Renzo Piano orientierte

110 Meter lang, da Herr Beyeler sich damit

sich mit seinem Entwurf wohl

genügte. Bereits ein Jahr später wurde im

auch am Barcelona Pavillon

hinteren Teil angebaut und das Gebäude

von Mies van der Rohe. 56

auf 120 Meter erweitert. Auch hier befin-

Millionen Franken standen zur

det sich ein Teich.

Verfügung.

Das Gebäude ist fünfschiffig

bereich quert zuerst das Kassenhäuschen

Der südlich gelegene Eingangs-

und liegt statisch auf zwei längs ange-

und man gelangt dann sofort zur Garde-

ordneten Innenwänden. Es existiert nur

robe und in das Foyer. Das Kassenhäus-

ein Erdgeschoss und ein Untergeschoss.

chen wurde nachträglich errichtet und ist

Besonders an dem Gebäude ist das

überdacht um die Besucher vor Regen zu

Schattendach welches aus 900 anein-

schützen.

ander gereihten Glaspaneels besteht. Diese können lichtabhängig und computergesteuert verstellt werden. Der ganze Bau besteht aus Beton, welcher mit Porphyrplatten (Vulkangestein) aus Patagonien (Südamerika) verkleidet ist. Die rote Färbung orientiert sich am Basler Münster, das aus ähnlich farbigem roten Sandstein besteht. Der Boden ist aus Eichenparkett.

Auf der Stirnseite ist ein künst-

licher Teich angelegt, welcher zu ebener Erde an das Haus grenzt und so einen Bezug zum mittleren Saal nimmt, in dem Werke aus der Reihe »Die Seerosen« von Claude Monet ausgestellt sind. Auch sonst scheint das Gebäude um die Werke herum gebaut zu sein. Im Untergeschoss, wo anfänglich zusätz-

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Die Ausstellung

ist chronologisch geordnet und

in sechs variabel gestaltete Räume gegliedert. Das Besondere der Sammlung, die rund 200 Bilder und Skulpturen umfasst, ist die Betonung der »Einmaligkeit jedes Einzelwerkes«. Es sind nicht Künstlernamen oder Stilrichtungen, die gezeigt werden, sondern »starke« Werke, die, jedes für sich, die volle Aufmerksamkeit verlangen. Die Architektur unterstützt diese Konzentration auf das Einzelwerk durch vollkommen ruhige, wohl proportionierte Räume, ohne jegliche Ablenkung durch gestalterische oder technische Details. Die Sammlung, die ständig erweitert wird, besteht hauptsächlich aus Malerei der klassischen Moderne mit bedeutenden Werken von Cézanne, Picasso, Rousseau, Mondrian, Klee, Ernst, Matisse, Newman, Bacon, Dubuffet, Baselitz u. a. besitzt die Sammlung zudem 25 ausgewählte Objekte aus Afrika, Alaska und Ozeanien, die in einen direkten Dialog mit den Arbeiten der klassischen Moderne gesetzt wurden.

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Fachhochschule Nordwestschweiz Hochschule f端r Gestaltung und Kunst

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Führung durch die Fakultät Innenarchitektur Tag 3 der Tour durch Basel

Heinz Wagner der; -s; -; Abteilungsleiter Innenarchitektur, Ausbildung als Möbelschreiner Studium der Nationalökonomie an der Uni Basel Dozent für Bauund Projektmanagement und Materialkunde

Wie durch eine riesige Faust eingedrückt, erscheint die Fassade des Sitzes der HGK in der Spitalstrasse 8. Im 3. Stock erwartet uns schon der Abteilungsleiter der Innenarchitektur Heinz Wagner. Er hat die ehrenvolle Aufgabe unsere Gruppe durch die Hochschule zu führen. Von ihm erfahren wir:

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Die HGK ist Teil der Fachhochschule Nordwestschweiz. An dieser Institution sind rund 600 Studierende immatrikuliert und erhalten eine dreijährige Ausbildung in einem der 8 Institute:

visuelle Kommunikation

Innenarchitektur und Szenographie

Modedesign

Kunst

Medienkunst

Lehrberufe für Gestaltung und Kunst

Industrial Design

Hyper Werk

Pro Jahr werden in der Innenarchitektur 20 bis 22 neue Studierende aufgenommen. Die Aufnahmeprüfung dafür gliedert sich in zwei Stufen:

Die Hausaufgabe, die in einem 10minütigen Vortrag vor einer Jury

präsentiert wird.

40 bis 45 Stundenten von ca. 130 ursprünglichen Bewerbern haben

anschliessend noch eine Aufgabe über drei Tage zu bearbeiten.

Genauso wie an unserer Hochschule ist für die Zulassung ein handwerk-

liches Praktikum vorzuweisen.

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Szenographie die; -;n Sg; Die Designer gestalten die Athmosphäre und die Anmutungsqualitäten, die Dramaturgie und die Inszenierung eines Raumes.


Am Anfang des Studiums steht ein Basisjahr, das alle Studenten auf einen Nenner bringen soll. Im Studiengang Innenarchitektur folgen dann vier Semester, von denen zwei den Schwerpunkt Innenarchitektur tragen. In einem weiteren befassen sich die Studenten mit dem Thema Möbel und im letzten mit der Szenographie. Im Anschluss an das Studium wird empfohlen ein Praktikum zu absolvieren.

Innenarchitektur die; en; Innenarchitekten befassen sich mit Raum als Lebensraum, sowie mit den Dingen, mit denen man sich darin einrichtet oder umgibt.

Durch die hohe Anzahl von Lehrkräften (12-25), ist für die 65 Studenten im Bereich Innenarchitektur eine intensive Betreuung gewährleistet. Gut ausgerüstet ist auch das Medienzentrum. Man könnte fast meinen, dass dort jeder Student seinen eigenen Arbeitsplatz zur Verfügung hat. Ebenfalls ist den Studenten zugesichert, jegliche Software auch zu Hause kostenlos zu nutzen.

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Beim Rundgang durch die Arbeitsräume müssen wir feststellen, dass alles hier sehr familiär angelegt ist. Die Studenten arbeiten ausschliesslich an der Hochschule. Jedes Studienjahr ist mit einem eigenen Arbeitsraum und Küchenzeile ausgestattet.

Werkstatt die; -; -en; hier können die Ideen der Studenten ins Modell umgesetzt werden.

Ebenfalls »luxuriös« eingerichtet sind die vier Campuswerkstätten für Holz, Kunststoff, Metall und Fotographie. Hier haben die Studenten die Möglichkeit bis 22 Uhr, auch ohne Aufsicht des Werkstattleiters, ihre Projekte zu bearbeiten. Kleine Arbeiten können auch rund um die Uhr durchgeführt werden. Damit verabschiedet sich Herr Wagner von uns und wir setzen unsere Tour durch Basel fort.

Unser Fazit:

die Studierenden der HGK haben, allerdings gegen höhere Studien-

gebühren, bessere Möglichkeiten, ihre Ideen umzusetzen.

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Weil am Rhein / vitra. 5. Oktober 2006

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Das internationale Unternehmen wurde 1950 in Weil am Rhein als Familienunternehmen gegründet und seit 1977 von Rolf Fehlbaum geleitet. Seither produziert Vitra Möbel, z.B. von Jean Prouvé, Charles und Ray Eames, Verner Panton und arbeiten mit zeitgenössischen Designern zusammen. Neben dem Hauptsitz in der Schweiz betreibt Vitra noch weitere Gesellschaften in 14 Ländern.

Wir machten uns auf den Weg zu vitra ohne zu wissen, dass uns eine dreistündige Führungsodyssee erwartet. Es gab ja so viel schönes und interessantes zu sehen und einer übermotivierten Führerin nachzuhetzen. Es folgt nun ein deutlich entspannterer Bericht. Seit einem Großbrand 1981 geht das Unternehmen mit der eigenen Architektur bewusst um und beauftragte den englischen Architekten Nicholas Grimshaw mit dem Wiederaufbau einer Produktionshalle. Es folgten weitere Bauaufträge an Zaha Hadid, Tadao Ando und Frank Gehry. Im Design-Museum findet aktuell eine Sonderausstellung zum Werk von Jean Prouvé statt. Wunderbare Welt der Mechanik


Weil am Rhein / vitra. 4. Oktober 2006

Das Design-Museum Der Grundstein für das Vitra Design Museum wurde in den frühen 80er Jahren gelegt. Aus dem Wunsch, die Firmengeschicht und ihre Einflüsse zu dokumentieren, begann man Entwürfe von bekannten Designern zu sammeln. Schon bald war ein Gebäude als Präsentationsort für die Möbel nötig, welches als öffentliches Museum für jederman zugänglich sein sollte. Am 3. November 1989 wurde der Bau von Frank O. Gehry eröffnet.

Das Museum legt seinen Schwerpunkt auf Möbel- und Interiordesign und veranstaltet Ausstellungen Workshops, produziert Publikationen und Miniaturen, verfügt über eine Sammlung, Archiv und Bibliothek.

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geb. 28.02.1929 in Toronto 1945 Architekturstudium in Los Angeles Stadtplanungsstudium an der Yale School of Design 1962 eigenes Architekturbüro in L.A. 1989 Pritzger Preis für Architektur Gebäude: Gehry Tower in Hannover Guggenheimmuseum in Bilbao 1997

Frank O. Gehry

Gehry’s dekonstruktivistisches Design Museum der Firma Vitra besteht aus einer Synthese von selbstständigen, gebogenen Räumen. Der expressiv geformte Bau mit seinen Türmen Rampen und Kuben, die sich nach außen verschachteln und spitz, skulptural die Fassade bilden.

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Weil am Rhein / vitra. 4. Oktober 2006 Zum Tagungsgebäude von Tadao Ando führt ein schmaler, streng geometrisch angelegter Weg. Auf diesem soll man zur Ruhe kommen, neue Energie sammeln um im Gebäude konzentriert arbeiten zu können. Der 1993 fertig gestellte Bau war Andos erstes Projekt in Europa. Seine Vorbilder sind Mies van der Rohe und Le Corbusier.

Seine schlichte Betonfassade passt sich in die Natur ein, ist teilweise in ihr versenkt. Er konzentriert sich stark auf das Zusammenspiel von Natur, Glas und Licht, um einen Ort der Stille zu schaffen. Auf der Ostseite öffnet sich das Gebäude durch Fenster zur Natur, in Richtung des Produktionsgeländes ist es jedoch abgeschottet.

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geb. 13.10.1941 in Osaka zunächst Profiboxer 1960 autodidaktischer Architekt 1969 eigenes Architekturbüro in Osaka 1980 drei Kirchen in Kobe, Hokkaido und Osaka 1993 Tagungsgebäude für Vitra 1995 Pritzker-Preis für Architektur ( in Branche inoffizieller Nobelpreis) u.v.m.

Tadao Ando

Wie der Eingangsbereich ist es auch im Inneren durch die vielen schmalen, labyrinthartig angelegten Gänge oft unmöglich nebeneinander zu gehen. Durch den schlichten geometrischen Aufbau des Innenraums und die ausschließliche Verwendung von Sichtbeton, Glas und Holz erzeugt der Architekt Strenge und Ruhe. Verstärkt wird dies dadurch, dass es außer den zwei Bildern im Eingangsbereich keine weiteren Dekorationselemente gibt. Die Betonblöcke, als Grundelement des gesamten Baus, haben eine Größe von 0,9 x 1.8 m. Das entspricht den Abmaßen einer japanischen Schlafmatte. Da die Zahl »6« in Japan Glück bedeutet, wurden beim Gießen des Betons statt der notwendigen vier Befestigungen sechs verwendet. Trotz des nackten Betons wirken die Wände sehr weich und sanft.

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Weil am Rhein / vitra. 4. Oktober 2006

Das Fabrikgelände Auf dem Weg zum Feuerwehrhaus von Zaha Hadid kommt man an einem futuristisch anmutenden Iglu, entworfen von Bugminster Fuller, vorbei. Dieses Zelt in der Form einer Halbkugel ist aus dreieckigen und sechseckigen Wabenelementen aufgebaut und ermöglicht eine besonders gute Akkustik. Außerdem ist das leichte Material der Konstruktion so lichtdurchlässig, dass auf künstliche Beleuchtung weitestgehend verzichtet werden kann.

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Skulptur „Balancing Tools“ von Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen

Der englischen Architekt Nicholas Grimshaw entwarf die High-TechArchitektur für den Wiederaufbau der abgebrannten Fabrikhalle.

Einen vorläufigen Schlussstein in der baulichen Entwicklung des Areals setzte der portugiesische Architekt Alvaro Siza mit einer puristisch anmutenden, ziegelsteinverkleideten Fabrikationshalle, die er durch eine brückenartige Dachkonstruktion mit der benachbarten Halle verband.

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Weil am Rhein / vitra. 4. Oktober 2006

Zaha Hadid Um einen weiteren Brand, wie 1981 geschehen, zu verhindern baute man 1993 ein Feuerwehrhaus auf dem Firmengelände.Bis dato galten die Entwürfe der Architektin Zaha Hadid als unbaubar. „Sie kreiert andere Räume“ – und tatsächlich befindet sich im gesamten Gebäude nur ein einziger rechter Winkel. Von Außen kann man nicht deuten, was sich im Inneren abspielt. Die Fassade ähnelt dem Bug eines Schiffes und wird durchbrochen von einem 29m langen Fenster.

Küche und Aufendhaltsraum für die Feuerwehrbereitschaft

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1972-1977 Architekturstudium Partner des „Metropolitan Architectur Büros Preise:

Mies van der Rohe Preis 2003 Pritzger Architektur Preis 2004 u.v.m. Projekte: Skisprungschanze in Innsbruck 2002 BMW-Werk in Leipzig 2006 u.v.m.

Zaha Hadid Im Inneren spielt sie mit dem optischen Eindruck des Raumes, dem Zusammentreffen von schrägen, spitzen und stumpfen Winkeln, was den Betrachter leicht aus dem Gleichgewicht bringen kann. Auch auf der Toilette. (siehe links)

Doch schon nach zwei Jahren hatte das Gebäude als Feuerwehrhaus ausgedient. Seither beherbergt es die umfangreiche Stuhlsammlung des Vitra Design Museums. Sie enthält 100 Designklassiker, von denen weltweit noch 50 hergestellt werden, allein 2/3 davon produziert Vitra. Leider hatten wir vor lauter Führung nur wenig Zeit diese außergewöhnliche Architektur in vollen Zügen zu genießen.

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Weil am Rhein / vitra. 4. Oktober 2006

Diese erste umfassende Ausstellung zu Möbeln und Architektur, die Jean Prouvé von 1924 bis 1975 schuf, folgt in ihrem Konzept seinen eigenen Ideen. Gezeigt werden die wichtigsten Originalmöbel, viele originale Architekturelemente (darunter ein wieder aufgebautes „Maison de Sinistrés“) sowie zahlreiche Architekturmodelle, Fotografien und Originalzeichnungen zu Architektur und Möbeln. Einen wesentlichen Teil seines Schaffens widmete er dem Design von Möbeln. Dabei sollten diese nicht nur funktionell und ästhetisch ansprechend, sondern auch preisgünstig herzustellen sein. Wie diese Stühle, Sessel oder auch das Flexieble Regal mit verschiebbaren Einzelteilen schul er noch viel weiter Möbel mit Multifunktion.

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geb. 08.04.1901 in Paris gest. 23.03.1984 in Nancy Ausbildung zum Kunstschlosser besuchte Ingenieurschule in Nancy und tätig als Möbelkonstrukteur

Jean Prouvé

Architekturmodelle für Fabrikhallen bzw. Wohnhäuser in Modulbauweise - praktisch, billig, flexiebel und schnell zu errichten. Sein zentrales Bemühen war es, Produktionstechniken aus der Industrie auf die Architektur zu übertragen, ohne dabei die ästhetische Qualität des Ergebnisses aus den Augen zu verlieren,wie bei dieser eleganten Stützkonstruktion.

Auf dem Firmengelände befindet sich außerdem ein 1:1 Entwurf für eine „Mobil Oil“ Tankstelle aus den 50er Jahren. Durch den Einsatz von vorgefertigten Stecksystemelementen, die eine problemlose Massenfertigung der Tankstelle ermöglichen, schuf er erstmals eine Art von Corporate Identity.

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Deutsches Museum 7. Oktober 2006

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Außenansicht des Sammlungsbaus

7. Oktober 2006, etwa 10.30 Uhr. Wir stehen

Räume, in denen sich die Sammlung befindet.

vor dem deutschen Museum in München, der

Daran schließt sich die Bibliothek an, sowie

vorletzten Etappe der Exkursion. Mit 28.000

eine Kongresshalle, die zumeist als Veranstal-

ausgestellten Objekten aus Rund 50 Bereichen

tungs- oder Ausstellungsraum dient.

der Naturwissenschaften und Technik ist es

Inzwischen besitzt das deutsche Museum

das größte naturwissenschaftlich- technische

die Außenstellen „Flugwerft Schleißheim“,

Museum der Welt. Gegründet von Oskar von

„Verkehrszentrum Theresienhöhe“, sowie das

Miller, wurde mit dem Bau des Museums nach

„Deutsche Museum Bonn“.

den Entwürfen von Gabriel von Seidl auf einer

Vorbei an anderen Ausstellungsthemen wie

ehemaligen Sandbank der Isar, der heutigen

Bergbau, Schifffahrt und Drucktechnik stürm-

Museumsinsel, im Jahre 1906 begonnen.

ten wir die Bereiche „Maß und Gewicht“ sowie

Das Museum besteht hauptsächlich aus drei

„Zeitmessung im dritten Obergeschoss (49, 50).

Bauten. Den Hauptbestandteil bilden die

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Gewicht

Die Waage dient dazu, zu messen, was für eine Kraft oder Kräfte auf einen Körper wiegen. Im gebräuchlichsten Sinne bestimmt die Waage entweder das Gewicht oder die Masse eines Körpers. Es kann entweder der direkte Vergleich zwischen Gewichten stattfinden, wie bei einer Balkenwaage, oder aber das Gewicht wird in einer Einheit über Zahlen ausgedrückt. Für beide Methoden sind im deutschen Museum eine Vielzahl von Waagmöglichleiten zu besichtigen und kennen zu lernen. Um eine Gewichtskraft zu wiegen gäbe es zum Beispiel die Federmesswaage, die anhand von Verformung misst. Diese arbeiten in Laboren mit einer Genauigkeit von bis zu 0,1%. Eine Personenwaage hingegen wiegt meist bis zu 150 Kilogramm, ist aber oft auch bis zu drei Kilo ungenau in der Anzeige. Um die Masse zu wiegen werden Balkenwaagen verwendet. So wiegt eine Apothekerwaage mit bis zu 0,1 mg genau; des weiteren die

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Zeigerwaage, welche die Auslenkung eines Gewichtes an einem Hebelarm misst, ferner die Schnellwaage, die mit zwei ungleich langen Armen misst, wobei an einem der Arme ein verschiebbares Gewicht angebracht ist. Bei einer Dezimalwaage ist dieser hebelarm für das Gewicht zehn mal länger als der für das Wiegegut (es können also mit 10 Kilogramm Referenzgewicht 100 Kilogrammkörper erfasst werden). Zudem seien noch die Zählwaagen erwähnt, die das Messprinzip des Gewichtsvergleiches umdrehen (das Verhältnis des Gewichts einer Stückmenge zu einem einzelnen dieser Stücke dient als Maß); des weiteren elektromechanische und elektrische Waagen, Tischwaagen und besondere Waagen für die Technik und Physik, wie zum Beispiel die Cavendish- Waage, die zur Bestimmung der Gravitationskonstanten bereits seit 1798 Verwendung findet.

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Zeit In zahlreichen historischen und aktuellen Uhren findet man Instrumente zur Zeitmessung. Im deutschen Museum l채sst sich folgende Themengliederung der Uhren feststellen: Taschenuhren, Pr채zisionspendeluhren, Quarzuhren, mechanische Uhren mit Waag und Pendel, Taschenuhren, Uhren aus dem Schwarzwald, Atomuhren.

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Mit Hilfe einer periodisch blockierten Dreh-

piezoelektrischen Effekt. Die Firma Rohde &

bewegung erzeugten die ältesten bekannten

Schwarz in München entwickelte die Quarzuhr

mechanischen Uhren aus dem 14. und 15.

zur Serienreife (diese funktionierten noch mit

Jahrhundert ihre Zeitschritte, die noch sehr

Elektronenröhren), die noch die Größe eines

ungenau waren. Täglich mussten sie nach der

Schrankes hatten.

Sonnenuhr nachgestellt werden.

Das besondere der Schwarzwalduhren war

Taschenuhren basieren auf dem um 1500

neben dem eigenwilligen Design, dass sie mit

aufgekommenen Prinzip des Federantriebes,

grober Holztechnologie durchaus Erfolg hat-

waren aber bis in die zweite Hälfte des 17. Jahr-

ten, da das Material nicht so ungeeignet ist,

hunderts sehr ungenau. Immerhin passten sie

wie man annehmen möchte. Für den Schwarz-

in die Tasche.

wald waren sie die wirtschaftliche Existenz-

Präzisionspendeluhren standen noch bis Mitte

grundlage.

des 20. Jahrhunderts in Observatorien. Sie

Eine ganz neuartige Uhr, welche sich die

wurden im Moment des Meridiandurchganges

Schwingungsdauer der Strahlung bestimmter

nach einem bestimmten Gestirn gestellt und

Atome zunutze machte, entstand gegen Ende

hielten bis zum nächsten Meridiandurchgang

des zweiten Weltkrieges in den USA; man

die Zeit.

nannte sie Atomuhr. Dieser Name erinnert

Mit besonderen Kompensationsvorrichtungen

bewusst an die Atombombe. 1967 wurde mit

glichen ältere Präzisionspendeluhren alle

dieser Uhr und einem Cäsiumatom die Sekun-

thermisch bedingten Längenänderungen des

de neu definiert. Wen es interessiert: „Die Se-

Pendels aus. Seit dem letzten Jahrhundert

kunde ist das 9 192 631 770-fache der Perioden-

werden auch Pendelstangen mit sehr geringer

dauer der dem Übergang zwischen den beiden

Temperaturempfindlichkeit hergestellt.

Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes

Mit Quarzuhren wurden Mitte der 30er Jahre

von Atomen des Nuklids 133Cs entsprechenden

eine höhere Genauigkeit als mit den besten

Strahlung.“

Pendeluhren erreicht. Sie funktioniert mit dem

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Fazit Das deutsche Museum scheut sich nicht, bei den ausgestellten Objekten trotz ihrer Komplexität zur Erläuterung auf eine einfache Wortwahl, sowie Illustrationen zurückzugreifen. Nicht nur für das Thema Zeit und Gewicht ist das Museum einen Besuch wert; die Vielzahl der Ausstellungsthemen sowie Vorführungen bietet für jeden Geschmack soviel, dass zumindest zwei Tage mit Staunen und Erfahren gefüllt werden können. Wir empfehlen aber, sich eher eine Woche zu nehmen.

Öffnungszeiten: Täglich 9 – 17 Uhr Geschlossen: Neujahr, Faschingsdienstag, Karfreitag, 1.Mai, 1. November, Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester, am 2. Mittwoch im Dezember ab 14 Uhr (Stand: Oktober 2006)

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phaeno

2. November 2006

Es ist Donnerstag, der 02.11.2006. Die Reisegruppe Professor Englich & Co. erreicht 10:21 Uhr den Bahnhof Wolsburg. Schritt für Schritt, bewegen wir uns über einen steinernen Weg in Richtung Phaeno. Eine gewaltige, futuristische Erscheinung, tut sich uns auf. Sie trägt die Handschrift der Architektin Zaha Hadid. Erwartungsvoll und aufgeregt wie kleine Kinder gehen wir unter der Architektur hindurch zum Eingang. Nach Zahlen des Unkostenbeitrags geht es über eine Rolltreppe eine Etage höher. Gepäck in die Schränke und los geht‘s. Leider ohne Kamera, allein in unserem Kopf sind die vielen Eindrücke gespeichert. Wir stürzen uns auf die Gerätschaften. Physikalische Gesetzmäßigkeiten werden in großen und kleinen Experimenten spielerisch übermittelt. Personen jeder Altersgruppe sind hier gut unterhalten. Nach 5 Stunden Tour durch den Park von Interaktivität und einem leckeren Essen im hauseigenen Restaurant ist der Entdeckungswille erschöpft. Kurz im Fenster der „Außenhaut“ gechillt, wieder ab in den Zug Richtung Halle.

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Ferrofluide sind magnetische Flüssigkeiten und waren unglaulich wandlungsfähig

Fast alle Bereiche der Naturwissenschaft wurden hier dem Besucher auf einfache Weise erläutert. Das »phaeno« bietet dazu eine grosse Sammlung von Experiementen, die selbst durchgeführt werden können. Neben einem kleinen Biologielabor und vielen Stationen zum Ausprobieren wurden in verschieden Shows gefährlichere Phänomene, wie der »Feuertornado« gezeigt. Ebenso konnte mittels genankenströmen Dinge von ihrem Platz bewegt werden. Inallem ein sehr sehenswerter Ort.

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die objekte

gewicht und zeit erfahrbar machen


Gewicht in einer Wasserwelle auszudrücken war die Ausgangsidee. Nach vielen Versuchen stellte sich heraus, dass sich dieses Element nur schwer beherrschen lässt, wenn es sich einmal in Bewegung gesetzt hat. Also schickte ich eine Luftblase anstelle des Wassers auf die Reise.

»Spirit_level« ist eine geschlossene Säule in der sich Flüssigkeit befindet. Von der Oberseite ragen in gleichmäßigen Abständen halbrunde Hürden in das Röhreninnere als Hindernisse für die Luftblase. Eingesteck ist die Wassersäule an beiden Enden in einem Bogen auf dem sie hin und her wiegen kann, sobald auf das System ein Gewicht einwirkt. Die Mittelstrebe, die zusätzlich für Stabilität sorgt, besitzt eine kleine Mulde, die aus dem Material ausgefräst und ein wenig nach unten geklappt ist. Dort werden die Gewichte aufgelegt. Wirkt nun also ein Gewicht auf die Wasserwaage »Spirit_level« mit Gewicht

ein, wird sie aus ihrem Gleichgewicht gebracht, die Blase befindet sich zu Anfang zwischen den Hürden über dem Gewicht. Dieses drückt den Bogen einseitig nach unten und die Luft macht sich auf ihren Weg. Dabei muss sie Hürde um Hürde überwinden. Ist das Gleichgewicht wieder erreicht verlangsamt sich die Bewegung bis sie ganz zum Stillstand kommt. Die Blasen stehen still und an der Anzahl der überwundene Hürden kann man nun das Gewicht ablesen. Langsam schiebt sich die Blase über die Hürde.

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Die Wasserwaage

spirit_level

Claudia Pietsch

Nach dem Messvorgang legt sich »spirit_level« wieder waagerecht, die Blasen jedoch bleiben in den Kammern. Um sie wieder in die Ausgangsposition zu bringen stellt man das Objekt einfach senkrecht auf das untere Ende der Wassersäule. Alle Blasen lösen sich aus ihren Kammern und streben nach oben, eine nach der andern steigen sie anmutig hinauf um sich wieder zu einer Großen zu vereinen. Ist dieser Prozess abgeschlossen kann man die Wasserwaage wieder waagerecht stellen und erneut etwas wiegen. Die Säule ist nicht mit Wasser befüllt, sonder mit einem zähflüssigeren, blauen Badezusatz. Dieser bewirkt, dass alle Vorgänge und Bewegungen in der Säule sehr langsam von Statten gehen. Man kann die einzelnen Luftblasen auf ihrem Weg über die Hürden in Ruhe beobachten. Alles läuft ohne jede Hektik ab, langsam und ruhig gehen sie ihren Weg nach oben und der Betrachter kann sich voll und ganz von der Entschleunigung verzaubern lassen. Material. Das gesamte Objekt besteht aus Acryl. Die Röhre wurde der Länge nach aufgeschnitten, durch diese Öffnung sind die Hürden an die Innenseite der Röhre in regelmäßigen abständen geklebt. Wieder verschlossen wurde es seitlich mit zwei Acrylscheiben und von Einzelteile vor und nach der Befüllung

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unten mit einem langem Streifen des gleichen Materials.


Menschen, Pflanzen die ganze Welt fließt in einem ewigen Kreislauf von Wachsen und Zerfallen dahin. Eine Allegorie dazu stellt mein Zeitobjekt dar. Bewegte Zeitbilder entstehen und verschwinden. Die Zeit bildet ihre eigenen Formen und Muster. Sie lässt sie ständig wandeln aber auch verschwinden. »zeit_bilder«

Sobald die Apparatur aufgezogen und das Gewicht losgelassen ist, fangen die Metallelemente an nach oben zu wachsen. Sie bilden immer wieder einzigartige Formen. Sind sie jedoch oben angekommen, fallen sie leblos herunter oder bleiben vielleicht noch an einem nachfolgenden Teilchen hängen. Sie wachsen zu komplexen Gebilden um später wieder in ihre Einzelteile zu zerfallen und kurz darauf wieder von Neuem zu beginnen. Die Formen wachsen und zerfallen. Keine gleicht der anderen, alles geschieht zufällig – Das ist meine Art Zeit zu zeigen, Zeit abzubilden. Hinter den Kulissen bewegen sich 3 Bänder in die Magnete eingenäht sind über zwei Achsen. Nach oben auf der Vorderseite, Metallstifte mitnehmend und nach unten an der Wand entlang. Angetrieben wird die Bewegung von einem Aufziehmechanismus, bestehend aus einem schwerem Antriebsgewicht und einem kleineren Gegengewicht, welches die Kugelkette gespannt hält. Diese Kette führt über die obere Achsen, wird von einem schwarzen Gummirad in passende Vertiefungen im Holz gedrückt und versetzt so die Bänder somit in Bewegung.

Ketten- und Magnetbandführung auf der Rückseite 56 | 57


zeit_bilder ... vom Wachstum und Zerfall Claudia Pietsch

Das Grundgerüst gesteht aus Holz, ebenso wie die Achsen. In sie sind Vertiefungen gedreht als Führung für die Magnetbänder. Die Bühne ist aus weißem PVC und das Schutzglas wurden aus transparenten Acryl angefertigt, teilweise durch Hitzeeinwirkung verformt, mit dem PVC verklebt und verhindert somit ein Herausfallen der Metallstifte.

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Harmonie Christopher Meyer

Wie eine Welle tanzen die kleinen roten Kugeln auf ihren fünf Saiten auf und ab; eine kurzer, dynamischer Hüpfer, wenn ein kleines Gewicht ihnen den Anstoß verleiht, eine immer weitreichendere Bewegung, je schwerer dieses Gewicht wird; Aber immer darauf bedacht, sich in völliger Harmonie zu präsentieren, in Ruheposition wie im spielenden Sprung.

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Harmonie wurde nach der Idee ent-

Ein Mittelwert zwischen 0° und 90°

worfen, eine Wellenbewegung zu

ist erforderlich, um die Erdanziehungs-

simulieren. Diese Bewegung sollte

kräfte für den Waagarm noch nutzen

durch Kugeln dargestellt werden, die

zu können. Der angewandte Winkel von

unter verschiedenem Gewichtseinfluss

30° bietet die gewünschten Relationen

unterschiedlich weit ausschlägt.

zwischen benötigtem Gewicht und Ausschlag des Armes.

Ein leichtes Gewicht wird mit dem Ausschlag einer Kugel auf der ersten von

Schlägt der Arm unter Gewichtsein-

fünf Saiten dargestellt, ein schweres

fluss aus, hakt er unter den Bauten-

auf der letzten mit fünf Kugeln. So lässt

zügen unter, spannt sie, und lässt sie

ein schweres Gewicht die Kugeln auf

unter einem bestimmten Gewicht

allen fünf Saiten springen, nacheinan-

wieder fahren. Die durch das zurück-

der in der oben erwähnten Wellenbe-

schnellen des Bautenzuges freigesetzte

wegung.

Energie wird in die Saiten umgelenkt und lässt die Kugeln springen. Ein

Um die nebeneinander stehenden

Gegengewicht von 360g lässt den Arm

Saiten mit nur einem Waagarm nach-

nach entfernen des Gewichtes den

einander spannen und entspannen

Waagarm wieder in Seine Ausgangspo-

zu können, ist es nötig, mittels eines

sition zurückschnellen.

Bautenzuges pro Saite die vertikalen Zugrichtungen in horizontaler Richtung

Aus dem Winkel des Armes und

geneigt nebeneinander anzuordnen.

seiner Kreisbewegung beim Schwingen resultiert des weiteren die elliptische Anordnung der Saiten. Das Modell hat die Ausmaße von 22 x 54 x 75 cm.

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ThĂŠmis Christopher Meyer

Der Arm in gekippter und ungekippter Position 60 | 61


Thémis („Satzung, Recht“): griech. Göttin der

laufen ist, um den Hebel wieder in seine Aus-

Gerechtigkeit und gesetzlichen Ordnung

gangsposition zurückkippen zu lassen. Durch das Zurückkippen wird das Reservoir wieder

Thémis wacht darüber, dass die Verhältnisse

geöffnet und neuer Sand kann in die Schale

immer in einem gerechten Rahmen gehalten

fließen. Der Vorgang wiederholt sich bis das

werden. Zeitweise überwiegt das eine etwas,

Reservoir geleert ist.

manchmal das andere. Der aus der Schale auslaufende Sand wird in Die Mechanik Thémis funktioniert nach dem

einem weiteren, leerem Reservoir aufgefangen,

Gleichgewichtsprinzip. An einem Hebel ist eine

dass sich nach Ablauf mit dem oberen aus-

Schale angebracht, die sich aus einem darüber

tauschen lässt.

angebrachten Reservoir mit Sand füllt und ihn durch eine Öffnung etwas langsamer wieder abgibt. Dadurch, dass schneller Sand in die Schale gelangt, als er wieder ablaufen kann, bekommt der Hebel ein Übergewicht und kippt. Diese Bewegung wird darauf verwendet, das Reservoir, aus dem die Schale ihren Sand bezieht zu schließen, bis genug Sand abge-

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Sehen: Der Anzeigebereich der Farbskala erstreckt sich von Weiß, Blau, Grün, Gelb bis Rot. Hören: Unter Metallplättchen bewegt sich eine Kugel, welche durch Anschlagen Töne erzeugt. Fühlen: Eine Holzkugel gleitet unter einer Stoffbahn die Anzeige entlang und massiert die Hand.

Waage der 3 Sinne

Kristin Laass Gewicht muss nicht immer nur in Gramm gemessen werden. Mit der WAAGE DER 3 SINNE kann der Benutzer die Gewichtskraft eines Gegenstandes SEHEN, HÖREN und FÜHLEN! Folgende multisensuelle Anzeigen dienen zum Ablesen des Gewichts: 1. eine Farbskala 2. ein Metall-Xylofon 3. ein Fühlobjekt hinter einer Stoffwand

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Aufbau

Funktionsweise

Das Gestell besteht aus einer Grund-

Wird ein Gewicht in die Mitte der

platte mit drei Säulen. An jeder der

Waage aufgestellt, bewegt sich die

Säulen befindet sich ein Textil-

Auflage nach unten und zieht den

streifen, welcher über je eine Alumi-

Stoff mit sich. Dadurch spannt sich

niumrolle oben und unten beweg-

der Gummi und gibt den nötigen

lich gespannt ist. An der unteren

Widerstand zur Gewichtsanzeige.

Rolle ist innerhalb der Stoffbahnen

Nach dem Paternosterprinzip gleitet

ein Gummi befestigt, der, über die

das Gewicht abwärts und die Anzei-

obere Rolle lose gelegt, dann schließ-

geobjekte (Farbskala, Xylofonkugel,

lich seinen zweiten Fixpunkt an dem

Fühlobjekt) aufwärts. Je schwerer

Textilstreifen verbirgt.

das Gewicht, desto tiefer sinkt es, desto mehr spannt sich der Gummi,

An dieser Stelle findet auch die

desto höher steigt die Haptikkugel

Gewichtsauflageplatte aus Acrylglas,

– wärmer die Farbe – höher der an-

welche an den Ende um 90° umge-

geschlagene Ton.

bogen ist, mittels einer Schlaufe ihre Halterung.

Nach dem Herunternehmen der Krafteinwirkung gleitet die Waage durch die Entspannung des Gummis in ihre Ausgangssituation zurück.

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Zum Schutz des Acrylrohrs befinden sich um den Bauch des Aluminiumdrehteils zwei Nullringe, die ein Zerschrammen verhindern. Die zwei Gummiplättchen oben und unten bewirken das sanfte Auftreffen des MetallkÜrpers am Ende jeder Gleitbewegung durch das Wasser.

Uhr der 15 Sekunden

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Kristin Laass


Entspannung

Funktionsweise

Im Alltag dominiert oft Stress und

Durch Drehen des Zylinders wird der

Hektik. Die UHR DER 15 SEKUNDEN

Aluminiumkörper auf ein höheres

gibt Gelegenheit zu einer kurzen

Energieniveau gebracht. Somit wirkt

Auszeit. Drehen Sie den Zeit-

auf den doppelten Kegelstumpf die

messer um 180° und beobachten Sie

Schwerkraft und er bewegt sich an

den Metallkörper, wie er sanft vom

der Führungsstange nach unten.

Wasser umströmt wird. Erleben Sie

Dabei strömt die Flüssigkeit

das scheinbare Paradoxon, dass ein

(destilliertes Wasser) nach oben

schwerer Körper nicht fällt sondern

und die Bewegung des Körpers wird

sanft gleitet. In nur 15 Sekunden be-

gebremst, weil die Durchmesser-

ruhigen Sie ihre Augen und schalten

differenz zwischen Zylinder und

mental ab. Schöpfen Sie neue Kraft

Metallkörper sehr gering ist. Dieser

aus dieser kleinen Meditationsü-

Vorgang kann durch erneutes

bung.

Drehen beliebig oft wiederholt

Bei Nichtbenutzen fügt sich der

werden.

hohe Zylinder elegant in die Umgebung ein und dient als dezenter Blickfang. Zur Festigkeitssteigerung der Röhre wirkt der Führungsstab für den Gleitkörper gleichzeitig als Verankerung für die Acryldeckel. In diesen Deckeln befinden sich pro Seite eine eingelassene Schraube. Diese pressen das Modell zusammen und wirken dem Wasserdruck entgegen.

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Linda Hüther

Spuren im Sand Material

Das Hauptelement der

Apparatur, an welchem das Pendel angebracht ist schlängelt sich, wie aus einem Stück, um den Sand. Es besteht aus mehreren Teilen MDF, die zusammengefügt und anschliessend, nach einer Grundierung, lackiert wurden. Die dunkle Farbe soll die Aufmerksamkeit auf die spezielle Form der Halterung lenken. Ausser der Spirale und der Pendelspitze bestehen die restlichen Teile der Mechanik aus Acryl. In die Auflagefläche, auf die die Gewichte gestellt werden, wurden zusätzlich dünne Ringe eingefräst. Sie betonen noch einmal, an welcher Stelle der Benutzer eingreifen bzw. die Wägestücke auflegen soll.

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Prinzip

Chinesische Sandgärten beruhigen und schaffen

delt. Eine Spirale greift dabei in ein Gegenstück, das

einen Ausgleich zum stressigen Alltag. Diesem beruhi-

wiederum das Pendel in Bewegung setzt. Je nach auf-

gendem Prinzip folgt auch diese Form der „Waage“. Sie

gelegtem Gewicht, dreht sich dieses entweder schneller

zeigt das Gewicht, das man auf die kleine weisse Platt-

oder langsamer. Der unterschiedliche Ausschlag und

form auflegt in sanften Linien im Sand an. Je nach Grösse

damit die Anzeige, entsteht durch die Zentrifugalkraft.

der gezeichneten Spuren, kann man ablesen, wie gross

Je höher die Geschwindigkeit des Pendels, umso mehr

oder klein die zu messende Last ist.

wird es nach aussen abgelenkt. Das heisst – höheres

Die Funktion ist dabei ganz simpel: Wie bei einem

gewicht bedeutet grösseren Pendelausschlag.

Brummkreisel, wird die senkrechte Bewegung, die das

Nachdem die Masse aufgelegt wurde schwingt das

Gewicht verursacht, in eine Drehbewegung umgewan-

Pendel noch weiter, bis es zum Stillstand kommt.

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Linda H端ther

Retour

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Prinzip

Das Ziel, dieser Darstellung eines Zeitab-

Entlang der Rotationsachse der Kugel ist, über

schnitts war, die in sich ruhende Pendelbewegung

Kreuz, ein Gummiband gespannt, an welchem

einer Uhr in eine andere Form zu übersetzen. Ent-

eine Masse angehängt ist. Rollt die Kugel die

standen ist eine Kugel, die diese Bewegung auf

Ebene herab, verdrillt sich das Band. Dies passiert,

einer Bahn nachvollzieht. Von der Anfangsposition

bis ein kritischer Punkt erreicht ist, das heißt,

der schiefen Ebene losgelassen, rollt sie zuerst bis

sich der Gummi nicht weiter verdrehen kann. Die

zum Ende der Bahn um dann von dort wieder bis in

gespeicherte Bewegungsenergie wird freigesetzt,

die Mitte zurück zu kehren und sich schließlich bis

das Band entspannt sich wieder - die Konsequenz

zum Stillstand auszupendeln.

daraus: Die Kugel rollt zurück. Dies geschieht so lange, bis die am Anfang zugeführte Energie komplett in Reibungsenergie umgewandelt ist.

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Susanne Hausstein

gewichtsecho Kleine Dinge können eine große Wirkung haben. Mit diesem Messinstrument kann man dieses Prinzip erleben. Man kann sich überraschen lassen von einer geradezu menschlich anmutenden Bewegung, die ein unerwartetes Echo einer einfachen Mechanik ist. Durch einen Hebel wird ein zu messendes Gewicht übersetzt in eine Kraft, die vier auf einer vertikalen Achse befindlichen Kugeln in die Höhe bringt. Entfernt man nun das Gewicht kehrt der Hebel in seine Ausgangsposition zurück und die Kraft wandelt sich und lässt die Kugeln auf ihrer Achse zum Nullpunkt zurücksausen. Beim Aufprall findet eine Summierung der Kräfte jeder einzelnen Kugel statt. Die oberste und kleinste Kugel schlägt nun unerwartet ein weiteres Mal aus. Sie übertrifft dabei sogar die eigentliche Ausgangshöhe der vier Kugeln. Trotz dessen gilt, um so schwerer das Gewicht desto höher der erneute Ausschlag der kleinen Kugel.

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Die kleine rote Kugel zeigt verzögert, wie ein Echo das Gewicht an. Obwohl der Zustand der Ruhe erreicht ist, und kein Gewicht mehr anliegt entsteht eine selbstständige Bewegung. Diese Bewegung hat durch ihr überraschendes Auftreten etwas Witziges und macht das physikalische Messgerät Waage zu einem Objekt welches beim Betrachter Emotionen weckt, anstatt nur Messwerte wiederzugeben.

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Susanne Hausstein

drehzeiten „Alles ist im Fluss“ Heraklit Flüssigkeiten sind von Natur aus in Bewegung. Sie symbolisieren Zeit auf vielerlei Art. Verschiedene Flüssigkeiten haben verschiedene Dichten. Diese Eigenschaft macht sich dieser Zeitmesser zu Nutze. Im Zylinder befinden sich zwei Flüssigkeiten, die eine ist wasserbasiert, die andere basiert auf Öl. Die ölige Flüssigkeit, die blaue, hat eine geringere Dichte als das transparente Wasser, somit ist die blaue Flüssigkeit immer bestrebt oben im Zylinder zu sein. Beim Drehen des Zylinders findet nun ein Platzwechsel der Flüssigkeiten statt. Dieser Wechsel wird gesteuert durch eine in der Mitte befindlichen Scheibe mit verschiedenen Bohrungen. Die Flüssigkeiten müssen sich also durch diese Öffnungen zwängen und der Vorgang des Platzwechselns wird verlangsamt. Er wird beobachtbar gemacht durch das tropfenweise

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Hochsteigen der öligen Flüssigkeit. Die Bewegungen in der Flüssigkeit haben eine durchaus beruhigende Wirkung auf den Betrachter. Man beobachtet wie die Zeit vergeht. Einen Moment lang ist man vollkommen in dieser Röhre und betrachtet das Geschehen. Eine kurze Zeit der Entspannung. Wie ein Tag am Meer. Bis beide Flüssigkeiten zur Ruhe gekommen sind und ihren Ausgangszustand wieder eingenommen haben, vergehen anderthalb Minuten.

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Ulrike Schwandt

flexio Gewichtsmesser

Die Verformung wird, als ein Teilgebiet der Mechanik, von mir genutzt um ein Objekt zu entwerfen, welches Gewicht anzeigen soll und dabei die mechanische Funktion zum Gestaltungsprinzip hat.

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Das Messobjekt besteht aus einem 0,3 m breiten und 1,05 m langen Acrylstreifen. Der Kunststoff hat die Eigenschaft sich bis zu einem bestimmten Punkt reversibel zu verformen und dieses federn habe ich mir zu Nutze gemacht. Um „flexio“ herzustellen, muss das Material an den zu verformenden Stellen erhitzt werden und über eine Vorform gebogen werden. An der Unterseite des Gewichtsmessers sind zwei Saugnäpfe angebracht um für mehr Standfestigkeit zu sorgen falls ein zu schweres Gewicht an das leichte Objekt angehängt wird. Ausgelegt ist das Messgerät für kleine Gewichte in Form von kleinen Stoffsäckchen, die an den Haken im vorderen Bereich angehängt werden. Direkt hinter der Aufhängung befindet sich die Skala. Eingefräste Nuten zeigen hier an, wie schwer das angehängte Gewicht ist, je nachdem an welcher Stelle sich der Haken einpegelt. Die Gesamtform ergibt sich aus der Funktion des Gerätes. Im Grunde besteht es aus einem rechtwinkligen Dreieck, wobei eine Ecke zu einem Halbrund umgeformt ist. Hier liegt die schon angesprochene verformbare Stelle des Objekts. Die Kraft die hier wirkt, kann sich optimal über die Rundung verteilen.

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Ulrike Schwandt

magnus Zeitobjekt Zeit ist eine Dimension, die sich in vielerlei Ph채nomenen in der Natur ausdr체ckt. Ich habe in meinem Objekt darstellen wollen wie sich Zeit, in Form einer Welle ausbreitet.

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Eine der interessantesten Arten ist der Magnetismus und so fiel die Entscheidung leicht. Ich habe mit den abstoßenden Kräften zwischen den Magneten gearbeitet. Das Ergebnis dieser Arbeit ist eine Reihe von MDF- Plättchen in welchen je zwei Dauermagnete eingelassen sind. Die Einzelteile sind mittels Gummis in einen Rahmen gespannt. Durch die elastischen Kordeln können die Plättchen horizontal schwingen, wenn man einen Impuls gibt. Dieser Impuls überträgt sich auf das jeweils nächste Element, da die Magnete zueinander das magnetische Feld ändern. Die mit zitterndem Laub vergleichbare Bewegung ist vielleicht auch deshalb so faszinierend weil man sie nicht sofort durchschauen kann.

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Vicky M端ller

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Wypp Um die Größe eines Gewichtes feststellen zu können, bedarf es eines Objektes, welches unter Gewichts-einwirkung eine Veränderung anzeigt, die sich proportional zu der Änderung des Gewichtes verhält. Wypp stellt ein solches Objekt dar, ohne direkt wie eine typische Waage auszusehen. Sie besteht aus zwei Teilen: Einer Kugelbahn aus Buchenholz in Form einer Wippe und einer austauschbaren Kugel. Das System basiert auf dem Prinzip einer Neigungswaage. Auf der tiefer liegenden Seite befindet sich ein festgelegtes Wägstück in Form eines eingesetzten Bleistücks. Auf der anderen, erhöhten Seite ist eine Ablage, die ein variables zu messendes Gewicht aufnehmen kann. Setzt man ein solches Gewicht dort hinein, bewegt sich diese Seite nach unten und die andere entsprechend der Größe des Gewichtes nach oben. Die Kugel, die sich in der Rollbahn über der Auflagefläche der Wippe befindet, wandert aufgrund ihrer Schwerkraft von dort zu dem erneut entstandenem Schwerpunkt. Diese Kugel zeigt die gewollt gleichmäßige Veränderung an, denn je schwerer das Gewicht ist, desto weiter rollt sie.

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Vicky M端ller

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Zeitlupe Zeit wird durch verschiedenste Abl채ufe in unserem Leben sichtbar. Zeitlupe ist ein Objekt, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat sehr langsam abzulaufen. Das Prinzip basiert auf einer Spirale aus Kunststoff, die Seife und eine rote Kugel aus lackiertem Federstahl beinhaltet. Durch die Viskosit채t der Seife rollt die Kugel entsprechend langsam die Bahn hinunter. Ist die Kugel am Boden angelangt, dreht man Zeitlupe vertikal um 180째 und die Kugel kann erneut rollen.

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Martin Klinke

Wie bei einer gewöhnlichen Bandwaage, bei der ein durchgehendes Seil über eine exzentrisch gelagerte Rolle läuft, ist auch Herr Wagner ganz anspruchslos, was das Umsetzen von Masse in Bewegung betrifft. ohne Federn und komplizierter Mechanik stellt er zuverlässig die unterschiedlich einwirkenden Kräfte dar. Hinzu kommt eine nicht ganz alltägliche Gabe. Herr Wagner kann auch zählen. Ja sehr wohl. Ist und bleibt er doch ein alter Exzent- Ticker. In dem unteren Zählröhrchen können die Massen von mehreren Wiegevorgängen gesammelt und angezeigt werden. Was dann so etwas wie eine Addition ergibt. Er ist also Wage und Rechenmaschine in einem. Herr Wagner ist auch schon etwas in die Jahre gekommen. von klarer Sicht träumt er bloß noch und hier und da hinkt und hakt es auch schon ein wenig. Wehwehchen die wir ja alle kennen. Doch ist dies bloß seine Fassade. Viel markanter und wichtiger ist: Kuglaf Wagner ist und bleibt Einzelgänger. Mann sagt es würde bloß an seinem Umfeld liegen, aber er ist 82 | 83

es auch mit Stolz. Denn was keiner weiß, er ist ein Experiment. Er ist Erlebnisphysik zum anfassen. Geboren in den Hallen der Polymeere und Schäume. und entlassen in eine Welt der Systeme und Normen hat er so etwas wie eine Skala nicht nötig. Er kennt bloß Objekte, Dinge, vergleicht Waren mit Waren. Wie früher, als man noch Rinder gegen Kartoffeln tauschen konnte. Herr Wagner ist einer der alten Schule. Von Kilo und Gramm versteht er rein gar nichts er setzt allein auf die Kugel. Denn, und wer will ihm da widersprechen, sieht so eine schöne, glänzende Kugel doch bei weitem besser aus als Zahlen und Einheiten.


Kuglaf Wagner Ein Exzent-Ticker

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Zeit: Mal scheint sie schnell zu

ration und einem Samen zum

laufen, mal langsam, mal steht

anderen. So werden nun alle

sie still. Zeit ist sehr subjektiv,

Informationen Weitergegeben.

ist relativ und unfassbar. Und

Doch nicht nur in Form einer

von Zeit zu Zeit, scheinen wir

Bauanleitung und ohne Rück-

nicht genug von ihr zu haben.

schluss auf die Herkunft jedes

Für mich ist die Zeit Erinnerung.

Lebewesens zu lassen. Jeder

Sie ist die Summe all unseres

Spross, jedes Wesen durch-

Erlebten. Zeit ist Veränderung,

lebt bei seiner Entstehung die

ist Bewegung, Zeit ist Leben.

gesamte Evolution. Von der

Sie existiert so lange auch nur

Geburt des Universums bis zum

ein Krümel Materie vorhanden

heutigen Tag.

ist, zudem man sie in Bezug setzen kann. Sie wurde mit

Zeit ist Leben und wird mit

dem Universum geboren und

jedem Ding mit jeder Geburt

ist ebenso alt. Gäbe es unser

und jedem Samen neu geboren.

Universum nicht, gäbe es keine

Sie begleitet uns bewegt uns

Sonnen, Planet, kein Leben. Es

und überlebt uns. bis auch sie

gäbe auch keine Zeit. Doch

irgendwann, vielleicht

glücklicherweise sieht unsere

das Zeitliche segnet.

Realität anders aus. Scheinbar aus dem Nichts entsprang das

Und sollten dies alles bloß ge-

Leben und ist seit dem nicht

flügelte Worte sein, wird jener

tot zu kriegen. Über Millionen

der sich auch nur genug Zeit

von Jahren breitet es sich nun

nimmt, mehr in ihnen sehen.

aus. Von Generation zu Gene84 | 85


Martin Klinke

GeflĂźgelte Worte

Der Ahornsamen, (Sapindaceae) gehĂśrt in der Ausbreitungsbiologie zu den Schraubenflieger

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deforma

Sabine M端ller

messen und anzeigen gewicht

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Gewicht erlebbar machen?

Die mittlere Schicht trägt eine ande-

Meine Gedanken kreisen um den

re Farbe, so wird noch besser deut-

Zustand der Verformung.

lich, dass unterschiedliche Stufen durchlaufen werden.

Eine rechteckige Fläche wird in regelmäßigen Abständen geschlitzt

Bei dem Material, handelt es sich um

und anschließend zu einem Zylinder

eine PP-Folie. Sie hat die Eigenschaft,

zusammengefügt. Durch Einwirken

aus dem Zustand der Verformung in

einer Kraft „öffnet“ sich die Oberflä-

die Ausgangsform zurückzukehren.

che des Zylinders. Aus einer optisch

Die drei Zylinder aus Folie werden

starren, geschlossenen Form ent-

von zwei aus Holz gedrehten De-

steht ein offenes, filigranes Gebilde,

ckeln umschlossen. Das Objekt erin-

welches an einen Lampion erinnert.

nert an eine Säule. Die zwei niederen

Mein Objekt besteht aus drei solcher

Schichten werden von einem Kunst-

zylindrischen Schichten. Bei zuneh-

stoffdeckel geschlossen.

mendem Gewicht wird die Form, die entsteht, komplexer.

In der Mitte des Objekts befindet sich eine Teleskopstange aus Acrylrohr. Diese dient als Führung. Beim Entnehmen des Gewichts zieht sich die Form langsam zusammen.

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time_flaw

Sabine Müller

Tag und Nacht. Anfang und Ende. Ein Zeitpunkt. Ein Verlauf. Kontinuität und Veränderung. Wachstum, Verfall. Zeit eröffnet Möglichkeiten. Zeit ist periodisch. Zeit wird individuell empfunden. Zu wenig Zeit. „Zeit ist Geld.“ „Was lange währt wird gut.“

messen und anzeigen zeit

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Das Objekt besteht aus vier wesent-

Nur wenig Zeit vergeht, bis die Ener-

lichen Teilen. Einem von unten ge-

gie freigesetzt wird und der Prozess

schlossenen Zylinder mit den Maßen

in Gang kommt. Zu Beginn wird das

80x72mm. In diesem ist, zentriert,

Auge des Betrachters Zeuge eines

ein Rohr von 8mm Außendurchmes-

tobenden und aufstrebenden Tanzes

ser eingesetzt. Am unteren Ende

vieler Wasserblasen im Zylinder. Der

des Acrylrohrs befinden sich zwei

rote Ring des Kegelstumpfes steigt

Löcher. Über diesen liegt ein Kreiske-

nach oben. Wenn sich die Luft unter

gelstumpf, der in dem Prozess den

dem Kegel löst, sinkt dieser langsam

Zeitverlauf anzeigt. Obenauf wartet

nach unten. Befinden sich noch Luft-

ein Ventil darauf, an einem von mir

blasen unter dem „Hut“, kann man

bestimmten Zeitpunkt, die Luft aus

durchaus in den Genuss kommen,

dem Ballon zu lassen.

dem Ring dabei zuzusehen, wie er mit einem kreisenden Hüftschwung an dem Acrylrohr nach unten geführt wird.

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Aufbau und Präsentation 31. Januar 2007

Impressionen von den letzten Stunden vor der Präsentation

Gleich gehts los! Die Anspannung wächst, denn der R102 muss noch vorbereitet werden. Die Planung geschieht diesmal während des Aufbaus und kommt sehr gut voran. Zwischendurch ein Wein, ein paar Noten von Beethoven und was zum kräftigen der Nerven. Die Präsentation ist gerade fertiggeworden, mit den ganzen Filmen zu dem Modellen. Mit einem Spruch bzw. Zitat sollen Gewicht und Zeit eingeleitet werden.

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Die letzten Handgriffe werden getan. Morgen um 11 Uhr wird präsentiert. Konzentriert wird dem Projekt der vorerst letzte Feinschliff verpasst., die Modelle geputzt, das Licht in ausgerichtet und die Podeste in Szene gesetzt. Dennoch bleibt Platz für Albernheiten und die sind wahrscheinlich unter diesem Stress bitter nötig.

Wunderbare Welt der Mechanik


das Dreamteam um 23:45 uhr

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31. januar 2007


Wunderbare Welt der Mechanik



WS 2006/2007

HKD Burg Giebichenstein

Projekt im 2. Studienjahr BA-Studiengang Industriedesign 11 Wochen im Wintersemester 2006/07 burg giebichenstein hochschule f端r kunst und design halle 01.2007


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