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Überfischung, Energiewende, Naturschutz

Überfischung, Energiewende, Naturschutz JAPANS LANGER WEG RICHTUNG NACHHALTIGKEIT

Japan verpflichtete sich als Mitglied der UN bis 2030 den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung nachzukommen. Gerade, was Energie und Umweltschutz angeht, liegt das Land allerdings weit hinter dem Vorreiter Finnland zurück. Wir wagen einen Blick in die Zukunft. (Text: Constanze Thede)

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Im September 2015 verabschiedete die UN ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDG), die u. a. den Erhalt von Ökosystemen sicherstellen sollen. Auch Japan verpflichtete sich als UN-Mitgliedsstaat, diese bis 2030 umzusetzen. Wenn man Japan mit dem Vorzeigeland Finnland vergleicht, das im Sustainable Development Report 2021 Platz 1 erreichte, wird deutlich, dass das ostasiatische Land im Bereich Umwelt und Energie noch sehr viel aufzuholen hat, aber teilweise auch positive Ergebnisse erzielt hat.

Ein Thema, bei dem Japan weit zurückliegt, sind erneuerbare Energien. Im April 2021 kündigte die Regierung unter Premierminister Kishida Fumio allerdings an, bis 2030 den Anteil dieser auf 36-38 % zu erhöhen, obwohl es dafür derzeit noch an Solarstandorten mangelt. Gleichzeitig ist die Wiederinbetriebnahme einiger Kernreaktoren geplant, womit der Anteil an Atomkraft wieder auf 20-22 % steigen würde. Kohlekraft soll in Zukunft 19 % und Flüssigerdgas 27 % der Stomversorgung ausmachen. Von einer nachhaltigen Energiewende ist Japan daher weit entfernt.

Einen weiteren hohen Risikofaktor für die Umwelt stellt die Überfischung der Weltmeere dar. Zum einen unterstützt Japan neben der EU, China und den USA durch Fischerei-Subventionen indirekt illegale Fischerei und Überfischung. Zum anderen stammt über 70 % des japanischen Fischfangs aus überfischten oder zusammengebrochenen Beständen. Beim Ocean Health Index, ein Maßstab für die Gesundheit und Sauberkeit der Meere, liegt Japan knapp unter dem internationalen Durchschnitt.

Fortschrittlich zeigt sich Japan dagegen, was staatlichen Naturschutz angeht, denn landesweit gibt es immerhin über 5.600 ausgewiesene Naturschutzgebiete. Laut der unabhängigen World Database on Protected Areas stehen dort ca. 29,8 % der Landesfläche und 13,9 % der Meeresfläche unter Naturschutz, womit Japan sogar Finnland übertrifft. Allerdings entsprechen die von Japan als Naturschutzgebiete ausgewiesenen Bereiche noch nicht den globalen Standards der International Union for Conservation of Nature, die für ihre Grüne Liste, die den ersten globalen Standard für Naturschutzgebiete darstellt, strenge Kriterien ansetzt. In seinem freiwilligen SDG-Bericht von 2021 kündigte Japan an, in Zukunft mehr in den Erhalt von Ökosystemen und Biodiversität zu investieren.

Insgesamt lässt sich sagen, dass das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz in Japan zwar langsam steigt, die Schritte, die von Regierungsseite in Richtung Nachhaltigkeit getan werden, aber viel zu zaghaft sind. Es bleibt zu hoffen, dass den bisherigen Versprechen konkrete Taten folgen werden. Wenn nicht ein schnelles Umdenken stattfindet, bleibt das Erreichen der 17 Ziele bis 2030 wohl ein bloßes Vorhaben.

www.un.org/sustainabledevelopment

JAPAN FINNLAND

SDG-Platzierung 18/165 1/165

Anteil erneuerbarer Energien (2019) 6,2 % 34,1 %

Jährliche CO2Emissionen u. a. aus fossilen Brennstoffen/

Kopf (2019) 8,7 t 7,5 t

Ocean Health Index

(Skala von 0-100) (2020) 59,4 70,1

Anteil des Fischfangs aus überfischten/ zusammengebrochenen Beständen (2014) 70,8 % 6,2 %

Anteil der geschützten für die Biodiversität wichtigen Meeresgebiete (2019) 64,8 % 61 %

Anteil der geschützten für die Biodiversität wichtigen Landgebiete

(2019) 64,8 % 71,8 %

Quelle: Sachs et al. (2021): The Decade of Action for the SDGs. Sustainable Development Report 2021. Cambridge University Press.

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