Edition: Netzwerk – Das Heft der Nachwuchsjournalisten in Bayern e.V.

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Edition:

Das Heft der Nachwuchsjournalisten in Bayern e.V. Ausgabe fĂźnf | Oktober 2017

Netzwerk




Editorial Jeder spricht davon. Wie wichtig ein weitverzweigtes Netzwerk doch sei, gerade im Journalismus. Doch was versteckt sich hinter dem Begriff Netzwerk? Sie sind abstrakte Gebilde sozialer Beziehungen, sind schwer zu begreifen. Und trotzdem beeinflussen Netzwerke die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten in nie dagewesenem Ausmaß. Digital wie analog. Die Vernetzung der Welt stellt auch den Journalismus vor neue Aufgaben. Grenzen zwischen Ländern, Menschen und Medien werden eingerissen, globale Probleme zu persönlichen und die Fragen, wie wir uns in dieser unübersichtlichen Welt zurecht finden sollen, immer drängender. Deshalb ist diese Edition dem Thema „Netzwerk“ gewidmet. Der Beginn von Vernetzungen: Unsere Autorin Annemarie Rencken hat sich mit den Journalisten Markus Ehrlich und Christian Fahrenbach über die Wichtigkeit und Funktion eines Mentors im Journalismus unterhalten. Über seine eigenen Erfahrungen im Mentoringprogramm des Presseclubs in München berichtet Manuel Stark. Netzwerken beginnt vor der eigenen Haustür: Sarah Maier porträtiert den Mediencampus Bayern und Anna-Elena Knerich hat sich mit der Gründerin des Media Lab Bayern Lina Timm unterhalten. In manchen Ländern des

ehemaligen Ostblocks ist Pressefreiheit keine Selbstverständlichkeit. Andreas Rossbach stellt Netzwerke vor, die dies durch Kooperationen mit osteuropäischen Medien versuchen zu ändern. Den Schritt auf die internationale Ebene vollendet Anja Pross, die uns mit HackPack.press bekannt macht, einem frisch lancierten, globalen Netzwerk für die Medienindustrie. Netzwerke bewirken neue Formen des Arbeitens: Dominik Wolf spricht im Interview mit der Vorsitzenden von Netzwerk Recherche, Julia Stein, über die Bedeutung von Recherchekollektiven, während Stefanie Witterauf dem Geschäftsführer des Münchner Journalistenbüros Nansen & Piccard, Alexander Runte, auf den Zahn gefühlt hat. Über den sinnvollen Umgang mit Social Media – ob privat oder beruflich – hat sich Astrid Probst mit der Chefredakteurin des Online-Magazins Mit Vergnügen München unterhalten. Unser Autor Okan Bellikli konnte Promikoch Alfons Schuhbeck nach Tipps und Tricks fürs Netzwerken fragen. Doch Netzwerke bieten auch Gefahren. Der Frage, wie objektiv man bleibt, wenn man sich ständig nur in der eigenen Filterblase bewegt, ist Katharina Mau in ihrem Artikel nachgegangen. Wir wünschen frohes Netzwerken! Stefanie Witterauf und Dominik Wolf 4


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Inhalt Journalismus über Grenzen hinweg: Osteuropa-Netzwerke (Andreas Rossbach)  8 Mein Mentor und ich (Annemarie Rencken) 

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Lernen, Luxus, Menschlichkeit (Manuel Stark)  14 „Facebook ist die wichtigste Plattform.“ – Interview mit Anja Schauberger (Astrid Probst)  22 Vernetzt Euch! (Dominik Wolf) 

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„Du kannst nicht nur rausnehmen aus dem Topf.“ – Interview mit Alfons Schuhbeck (Okan Bellikli)  34 Vom Lone Ranger zum Social Networker (Maria Seigner)  40 6


Mediennetzwerk Bayern (Sarah Maier)  42 Media Lab Bayern – Interview mit Lina Timm (Anna-Elena Knerich)  Zu viel Netzwerk? (Katharina Mau) 

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Das Journalistenbüro Nansen & Piccard (Stefanie Witterauf)  Mr. Network (Anja Pross) 

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Neue Deutsche Medienmacher (Florian Reil)  70 Who is Who: Neuer NJB-Vorstand stellt sich vor  80 Who is Who: Marc Dugge Impressum

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Was ist der NJB? Der NJB ist ein Netzwerk junger Journalisten und Starthilfe in den Journalismus. Unser Anliegen: Berufseinsteiger verknüpfen und Qualitätsjournalismus fördern. In seinem über 30-jährigen Bestehen hat der NJB e.V. zahlreiche Partnerschaften aufgebaut, von denen die Mitglieder bis heute profitieren. In Seminaren lernen NJBler zum Beispiel Interviewführung, Datenjournalismus oder Videojournalismus. Recherchereisen und Infoabende gewähren den Jungjournalisten Einblick in die Medienwelt. Beim Tutoratsprojekt in Kooperation mit dem PresseClub München können sich Berufseinsteiger ein Jahr lang von einem Profi begleiten lassen. Ein weiterer Vorteil des NJB: Für 15 Euro erhalten Mitglieder einen Presseausweis. Mitglied werden! Möchtest du dich journalistisch weiterbilden? Neue Medien kennenlernen? Dich mit Journalisten austauschen? Einen Presseausweis? Interessante Medienmacher kennenlernen? Recherchereisen unternehmen? Dann ist der NJB das Richtige für dich! Die Mitgliedschaft kostet jährlich 30 Euro für unter 26-Jährige und 50 Euro ab 26 Jahren. Auf http://www.njb-online.de kannst du dich anmelden. Newsletter? Im regelmäßigen NJB-Newsletter erhältst du alle Termine und Neuigkeiten. Zum Abonnieren schick uns eine Mail an: njbnewsletter+subscribe@googlegroups.com Mitschreiben? Hast du Lust, für die NJB edition zu schreiben? Nur zu. Wir sind gespannt auf enthüllende Berichte, aufregende Reportagen und deine Textideen! Melde dich bei: stefanie.witterauf@njb-online.de

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Du willst JournalistIn werden? Bewirb Dich jetzt! http://djs-online.de

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Journalismus über Grenzen hinweg: Osteuropa-Netzwerke Von Andreas Rossbach

Deutsche Journalisten, die den Alltag in osteuropäischen Ländern dokumentieren, beeinflussen deren Bild in der deutschen Gesellschaft maßgeblich. Doch die Berichte einzelner Auslandskorrespondenten sind oft unzureichend und lückenhaft. Osteuropa-Netzwerke wie n-ost können dabei helfen, diese Defizite abzustellen.

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sich ein gegen wirtschaftliche, gesellschaftliche oder politische Einschränkungen journalistischer Arbeit. Gemeinsam haben sie die Möglichkeit, auf eine faire Vergütung hinzuwirken, zusätzliche Ressourcen für aufwändige Recherchen zu erschließen und sich gegenseitig zu unterstützen. Zudem setzt n-ost auf eine kritische und differenzierte Osteuropa-Berichterstattung und Zeit für Recherche. Somit stärkt die NGO den Qualitätsjournalismus. Um rechercheaufwändige Formate wie Reportagen zu ermöglichen, werden Stipendien vergeben und Recherchereisen organisiert.

Ob Flüchtlingsströme, internationale Abkommen und wachsende soziale Ungleichheit – die drängenden gesellschaftlichen Fragen dieser Jahre sind international, die journalistische und mediale Tradition sowie die Erwartung des Publikums jedoch weitgehend national. Diesen Herausforderungen versuchen Journalisten durch Zusammenarbeit in internationalen Teams – dem sogenannten grenzübergreifenden Journalismus – zu begegnen. Aber wie geht das? Wie kommt man von der Idee zur Veröffentlichung? Wie findet man Kollegen? Ich habe das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung (n-ost ) genauer unter die Lupe genommen.

Durch das Netzwerk von n-ost werden Journalisten füreinander sichtbar. Und sie können miteinander netzwerken – auf Basis von Kenntnissen und nicht nur auf Basis von Bekanntschaften. Ganz wichtig ist allerdings, dass ein Netzwerk immer nur so effektiv und lukrativ ist, wie man es sich selbst macht. Wer also mit der Erwartung einem Netzwerk beitritt, dass man sich dort um ihn kümmern wird, ist auf dem Holzweg. In ein Netzwerk muss man auch Zeit und Arbeit stecken, damit es fruchtet.

Die Medien-NGO n-ost bietet Journalistinnen und Journalisten die Möglichkeit, sich zu vernetzen und weiterzubilden. Etwa im Rahmen der n-ost Medienkonferenz, die jährlich in wechselnden osteuropäischen Städten stattfindet – dieses Jahr in Kiew – wo darüber diskutiert werden soll, worüber Journalisten in Osteuropa berichten, was vergessen oder vielleicht sogar verschwiegen wird. Mit medienpolitischen Veranstaltungen, Publikationen und Stellungnahmen engagiert sich n-ost für einen aufgeklärten Auslandsjournalismus. Dazu gehört zum Beispiel das internationale Vernetzungsprojekt Legal Leaks, dessen Ziel die Stärkung der Informationsfreiheit ist oder ein offener Brief, in dem 14 journalistische Organisationen vom türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdog˘ an die sofortige Freilassung von Deniz Yücel und den anderen aus politischen Gründen inhaftierten Journalistinnen und Journalisten in der Türkei fordern. Die Mitglieder des Netzwerks setzen

Andreas Rossbach berichtet aus Russland über Politik, Wirtschaft und Soziales. Er glaubt, dass wir mehr konstruktiven Journalismus brauchen. Gerne schreibt er Reportagen und Longreads und experimentiert mit neuen Erzählformen. Andreas twittert unter @edelgruen.

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Mein Mentor und ich Von Annemarie Rencken

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Viele junge Journalisten wünschen sich einen Mentor. Doch was kann man sich konkret von ihm oder ihr erhoffen? Und was motiviert einen Mentor dazu, Zeit und Energie in Nachwuchsjournalisten zu investieren? Antworten geben Markus Ehrlich und sein ehemaliger Mentor Christian Fahrenbach.

Markus Ehrlich Dass ich Christian kennengelernt habe war purer Zufall – und für mich ein echter Glücksgriff. Ich habe damals Anfang 2014 im Forum von JungeJournalisten.de gefragt, ob mir jemand Tipps für ein Praktikum in Amerika geben kann und darauf hat sich Christian bei mir gemeldet. Wir haben geskyped und uns sofort super verstanden. Letzten Endes kam ich so zu meinem Praktikum bei der dpa in New York, da Christian mir unter anderem einen Kontakt und wichtige Punkte für meine Bewerbung nennen konnte. So wurde er zu meinem Mentor – aber vor allem zu einem guten Freund. Der Kontakt zu ihm zieht sich seitdem durch meine gesamte Karriere und hat mir viel geholfen. Ich frage mich, ob ich ihm auch mal etwas dafür zurückgeben kann – bis jetzt konnte ich ihm allerdings nur bei privaten Fragen helfen. Immer wenn ich ihn darauf anspreche, meint er nur, das passe schon. Ich denke, viele junge Journalisten wünschen sich, sie würden jemanden kennen, der sich schon mal an ihrer Stelle befunden hat und der es geschafft hat. Und für mich war Christian genau das. Ob er mir nun Tipps dafür gegeben hat, wie ich als Freier ein Exposé schreibe oder mir Kontakte vermittelt hat – dieser gegenseitige Austausch mit ihm war genau das, was ich in vielen Momenten gebraucht habe. Christian Fahrenbach Ich habe schon öfter gute Kontakte über die Plattform JungeJournalisten. de gefunden – einer von ihnen war Markus. Wir haben uns sofort gut verstanden und ich habe gemerkt, dass er eine gute Einstellung hat, um sich im Journalismus zurechtfinden zu können. Ich versuche, allen weiterzuhelfen, wenn ich kann und freue mich immer, wenn sich jemand bei mir meldet. Denn ich finde, dass jeder, der fragt, Hilfe verdient hat. Viele trauen sich nicht, eine einfache Mail an einen erfahreneren Journalisten zu schreiben und um Unterstützung oder Tipps zu bitten. Dabei sollte man eigentlich nach dem Motto vorgehen: „Kein Treffen mit ihm/ihr habe ich ja schon“ und sich mehr trauen. Insgesamt ist der Berufseinstieg in den Journalismus meiner Meinung nach leichter, als er in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Und ich möchte mich dafür einsetzen, dass viele merken, dass es vielleicht nicht so schwer ist, wie sie denken oder wie ihr Uni-Prof es ihnen einredet. Ich denke, dass jeder eine Chance hat, der eine Leidenschaft für den Beruf mitbringt, weiß, wie er offen auf Menschen zugeht und das Handwerk einigermaßen draufhat. Für mich ist es dabei eine schöne Selbstbestätigung zu sehen, wenn jemand, dem ich geholfen habe, einen Schritt weiterkommt. Mit Markus konnte ich das zusammen erleben. Ich finde aber eigentlich sowieso, dass wir inzwischen eher Freunde sind, als Mentor und Mentee. 14


„Mentoring is a brain to pick, an ear to listen, and a push in the right direction.“ - John C. Crosby

Annemarie Rencken studiert aktuell Romanistik, Kommunikationswissenschaft und Politik. Sie ist sehr froh, selbst Teil des Mentorenprogramms des PresseClubs München zu sein und schreibt unter anderem für das Studentenmagazin Philtrat, für Mucbook und muenchen.de.

Markus Ehrlich ist nach dem Journalistikstudium bei den Öffentlich-Rechtlichen gelandet. Er arbeitet seit Juni für Deutschland3000, einem Politikformat für junge Leute von funk. Er twittert unter @maehrlichjetz.

Dr. Christian Fahrenbach ist freier Journalist und Dozent zu neuen Medienthemen in New York und Deutschland. Er ist Gründungsmitglied der Krautreporter und schreibt für sie täglich den Nachrichten-Newsletter „Morgenpost“. Er twittert unter @CFahrenbach.

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Lernen, Luxus, Menschlichkeit Von Manuel Stark

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Unser Autor war als Mentee des Jahrgangs 15/16 Teil des Mentoring-Programms des PresseClubs MĂźnchen. Hier schildert er seine Erfahrungen und warum es sich lohnt, sich auf die FĂśrderung zu bewerben. 17


Der Spinn mit Martin Luther King war genial. Dachte ich. Bis ich das Feedback bekam: triefend vor Pathos, wirr, unsinniger Vergleich, eher lächerlich als überzeugend. Die Überzeugung, ich sei ein Genius des Bewerbungsschreibens und daher auch in das Mentoring-Programm des PresseClubs München aufgenommen worden, zersplitterte wie alles, an das man sich zu sehr klammert. Das war die vielleicht schwerste Lektion, die ich in meinem Mentoring-Jahr (15/16) begreifen musste. Sie kam schwungvoll daher, diese Erkenntnis. Sie traf mich nicht der Art, dass ich „Heureka“ gerufen hätte, wie einst Archimedes. Sie traf mich eher wie ein Schlag, schwungvoll ausgeholt und mitten rein ins Gesicht. Schickte mich auf die Bretter, zurück in die Realität, auf den Boden der Tatsachen, und was es sonst noch für Floskeln gibt, die zart den Moment beschreiben, in dem man feststellt, dass man arrogant und dumm war zu denken, man selbst sei besser als alle anderen. Wenig Besseres hätte mir passieren könnten. Das Bewerbungstraining des Mentoring-Jahres ist großartig, weil man 18


anhand der eigenen Fehler lernt, besser zu werden. Den Vergleich, dass Martin Luther King einst einen Traum hatte und ich nun wieder einen habe, hielt ich damals noch für toll. Dass mein Ziel, Journalist zu werden, wohl nur sehr schwer mit dem Einfordern amerikanischer Bürgerrechte für Schwarze unter Gefahr des eigenen Lebens zu vergleichen ist, daran dachte ich damals nicht. Das Bewerbungstraining war eines von vielen Seminaren, durch das ich mich als Journalist, aber auch als Mensch innerhalb des Mentoring-Jahres weiterentwickeln konnte. So hatten wir die Möglichkeit eines Moderationstrainings vor der Kamera. Kein Problem. Leute vollquatschen? Kann ich. Auch diese Arroganz hielt nicht lange an. Bei der Nachschau der entstandenen Beiträge musste ich beobachten, wie mein Kopf scheinbar willenlose Bewegungen vollführte. Ich musste sofort an den Wackeldackel auf dem Armaturenbrett des alten VWs meiner Großmutter denken. 19


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Entschädigt wurde ich für diesen Schock anschließend durch ein heißes Bad im Outdoor-Pool mit Blick auf den Wilden Kaiser und ein mehrgängiges Sternemenü des BIO-5-Sterne-Hotels Stanglwirt, in dessen Räumen das Seminar stattfand. Jedes Jahr lädt die Eigentümerfamilie Hauser den jeweiligen Mentee-Jahrgang des Presseclubs für ein paar Tage zum „Lernen im Luxushotel“ ein. Viele Tage lernen, einige Tage Luxushotel. Dazu könnte ich jetzt aufzählen, wie viele Kontakte der PresseClub München in die aktive Medienwelt pflegt, von welchem unschätzbaren Nutzen diese sein können und wie hilfreich es ist, einen Mentor zur Seite gestellt zu bekommen, der einem in Rat und Tat auf dem Weg in die eigene berufliche Zukunft unterstützt. Und so wahr und toll und großartig das auch alles ist und so sehr das Mentoring-Jahr des Presseclubs München auch meinem eigenen beruflichen Weg durch vermittelte Praktika bei SZ-Magazin oder freie Arbeit für die taz beflügelt hat, am wichtigsten für mich war, ist und bleibt etwas anderes. Die Menschen. Der Jahr21


gang. Die Leute, mit denen man immer wieder zusammenkommt, um Seminare zu besuchen oder einfach mal gemeinsam Grillen zu gehen, mit denen man den Outdoor-Pool des Stanglwirts genießt oder über die passende Formulierung einer Szene für die Reportage-Übung debattiert. Mit einigen dieser Menschen bin ich auch heute noch sehr gut befreundet. Dann gibt es natürlich noch Eli, den „grand old dad“ und herzensguten Mentee-Vater, der das Programm mit aus der Taufe gehoben hat und leitet. Das Mentoring-Jahr bietet die Möglichkeit, großartige Menschen kennenzulernen, die ein gemeinsamer Berufswunsch, eine gemeinsame Leidenschaft, vielleicht sogar doch auch ein gemeinsamer Traum eint. Und mit denen man schlicht eine großartige Zeit erleben darf. Der fachliche Fortschritt, so groß er bei mir – dank dieses Jahres – auch war, wird im Angesicht dessen zum reinen Bonusmaterial. Das Beste kommt zum Schluss, sagen die Leute, und das mag in den meisten Fällen stimmen. Ein kleiner Teil wartet aber schon vorab im Mentoring-Jahr. 22


Info Du möchtest auch einen Mentor, der dir mit Rat und Tat bei deinen Anfängen im Journalismus zur Seite steht? Dann bewirb dich doch für das Mentorenprogramm des PresseClubs München. Für ein Jahr wird dir hier ein professioneller Journalist als Mentor vermittelt und du nimmst zusammen mit den anderen Mentees an spannenden Workshops teil. Mehr Infos findest du unter: www.presseclub-muenchen.de/mentoring

Manuel Stark wurde nach dem Mentoring-Jahr in die 55. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule in München aufgenommen. Gerade sitzt der gebürtige Franke im Exil in Norddeutschland, um mit zwei Praktika in Hamburg seine Ausbildung zu beenden. Follow? @Info_Stark

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„Facebook ist die wichtigste Plattform.“ – Interview mit Anja Schauberger über die Wichtigkeit von Social Media Von Astrid Probst

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Wer nach Frühstückstipps, Ausflugszielen oder Events sucht, stößt schnell auf die Website Mit Vergnügen. Anja Schauberger leitet die Münchner Ausgabe des Onlinemagazins. Zusammen mit der festen Redakteurin Nina Vogl und freien Journalisten bespielt sie die Website. Wie wichtig ein Netzwerk ist, hat Anja selbst erlebt. In unserem Interview verrät sie, wie sie an ihren Job kam und wie wichtig Social Media für Mit Vergnügen ist.

Mit Vergnügen wurde in Berlin gegründet. Seit einem Jahr gibt

es die Plattform in München, wie kam es dazu? Nach meinem Germanistik-Studium wollte ich zur DJS, das hat nicht geklappt und dann wusste ich nicht, was ich machen soll. Ich hab dann erst mal ein Volontariat beim Burda Verlag gemacht und hätte anschließend einen Job in Berlin bekommen, aber ich wollte einfach nicht weg von München. Während der Zeit hab ich viel überlegt und habe auch mit Freunden darüber geredet, eben auch mit einem Freund von zeitjung.de. In der Laune habe ich ihm über Facebook geschrieben, dass ich Mit Vergnügen nach München bringen will und ob er da nicht mitmachen will. Damit war die Sache für mich aber auch erledigt – es war mehr ein Hirngespinst. Zwei Monate später hat ebendieser Freund den Gründer von Mit Vergnügen in Berlin, Matze Hielscher, kennengelernt, der hat ihn dann gefragt, ob er jemanden kennt, der die Website nach München bringen könnte. Und so kam eins zum anderen, über ein Netzwerk. Deinen Beruf hast du über dein privates Netzwerk bekommen, netzwerken ist auch für Unternehmen wichtig. Heute konnte man bei euren Instagram-Stories sehen, wo ihr wart und welches Café ihr besucht habt. Wie wichtig ist Instagram für euch, um mit Leuten zu interagieren? Wahnsinnig wichtig, aber gleichzeitig ist es auch nicht immer einfach für Nina und mich, täglich zu posten. Wir sind beide keine Selbstdarsteller und zeigen uns ungerne. Aber mittlerweile sind es unsere Follower schon gewöhnt, dass sie bei uns vor allem schöne Fotos von München sehen. Und tatsächlich kommen Bilder von uns schlechter an, als eines aus dem Englischen Garten. Instagram-Stories liebe ich übrigens, da kann ich einfach durch die Stadt gehen und fotografieren, ohne, dass ein Bild perfekt sein muss. Wir bekommen auch sehr viele Reaktionen darauf, vielleicht gerade weil die Nachrichten hier privat sind.

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Viele reden davon, dass Facebook an Bedeutung verliert. Siehst du das auch so? Absolut gar nicht. Facebook ist für Mit Vergnügen München die wichtigste Plattform zum Netzwerken. Das sehen wir über Google Analytics, fast die Hälfte der Leute kommt über Facebook auf unsere Seite. Was auf Facebook super ist, ist, dass die Leute hier kommentieren können. Da wir keine Kommentarfunktion auf der Website haben, läuft alles auf den Social Media-Plattformen ein. Ich finde es schön, Reaktionen zu bekommen. Wenn ich merke, dass jemand sich die Zeit nimmt, meinen Artikel zu lesen und dann auch noch kommentiert, das ist doch das Beste. Instagram und Facebook gehören fast schon zu den Standard Social Media-Tools. Benutzt ihr auch Twitter? Macht ihr Trends, wie musically oder Snapchat mit? Twitter wäre eigentlich ganz praktisch und wir überlegen auch schon länger. Nur nutzen weder ich noch Nina privat Twitter, deswegen schieben wir das vorerst noch auf. Ohne Snapchat sind wir zum Glück ausgekommen, darum wollte sich eigentlich Nina kümmern und hat es dann immer weiter aufgeschoben. Bis Instagram-Stories kam und Snapchat damit ohnehin total überflüssig wurde, für uns zumindest. Und wohl auch für unsere Zielgruppe, die etwa zwischen 25 und 35 ist. Das Gleiche gilt für musically, das nutzt nicht mal meine jüngere Schwester.

Astrid Probst studiert in München Politikwissenschaften. Sie schreibt für verschiedene Zeitungen und ist auch mal im Radio bei M94.5 zu hören – am liebsten schreibt und spricht sie über Politik und soziale Themen.

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Vernetzt Euch! Von Dominik Wolf

Digitalisierung, Globalisierung, Transnationalisierung – die Vernetzung der Welt stellt den Journalismus vor neue Aufgaben. Recherchekollektive wie das Netzwerk Recherche bieten Journalisten eine Plattform, sich zu organisieren, internationale Kontakte zu knüpfen und voneinander zu lernen. Im Interview spricht die 1. Vorsitzende Julia Stein über die Wichtigkeit des Handwerks, Finanzierungsmodelle und Solidarität. 30


nen, was qualitativ hochwertige journalistische Recherche ausmacht. Warum ist diese so zentral in der Medienpraxis? Das Handwerk ist das A und O des journalistischen Alltags. Das will das Netzwerk Recherche nicht nur ganz praktisch vermitteln in Seminaren, auch den Stellenwert des Handwerks heben wir immer wieder hervor. Handwerk ist keine Frage des Alters, journalistische Reife dagegen schon. Uns ist wichtig: dass jeder von jedem lernt. Die Jungen von den Älteren und umgekehrt. Die Technik-Affinen von den "Klassischen". Und umgekehrt. Die Internationalen von den Lokalen. Und umgekehrt!

Frau Stein, Sie wurden im Juni zur 1. Vorsitzenden von Netzwerk Recherche wiedergewählt. Wie lauten Ihre persönlichen Ziele, die Sie in Ihrer Amtszeit erreichen wollen? Es ist wichtig, dass wir mehr Aufmerksamkeit fürs Lokale schaffen! Es gibt inzwischen Landstriche, wo kaum mehr ein Journalist ist. Weil Verlage sparen müssen, finden sich immer weniger Kollegen in der Fläche. Das ist widersinnig. Denn wir haben eine Glaubwürdigkeitskrise und haben längst analysiert, dass wir an den Menschen "dran" bleiben müssten, ihre Geschichten erzählen müssten, statt uns über sie zu erheben mit großen Analysen. Aber wenn wir nicht vor Ort sind als Journalisten, können wir diese Geschichten auch nicht erzählen.

Fake News, Alternative Facts, Lügenpresse – die Suche nach der Wahrheit steht in diesen Tagen erheblich auf dem Prüfstand. Ist investigativer Journalismus wichtiger denn je? Journalismus ist wichtig, weil er inFrage-stellt. Er stellt alles in Frage und sucht Antworten. Das ist immer wichtig, jeden Tag – denn sonst kann Demokratie nicht funktionieren. Es ist nicht wichtiger geworden durch den Ausruf der Lügenpresse – wir Medien stehen dadurch nur stärker unter Beobachtung und müssen mehr Transparenz herstellen über unser Handeln. Damit wird der Journalismus an und für sich aber nicht wichtiger. Wichtiger ist nur, dass wir noch weniger Fehler machen.

Netzwerk Recherche ist ein

gemeinnütziger Verein. Was bietet er seinen Mitgliedern? Im Zeitalter der journalistischen Kooperationen ist es wichtig, dass das Netzwerk Recherche Vernetzungsmöglichkeiten für jeden bietet – für freie und feste, lokale und internationale Journalistinnen und Journalisten, für Datenjournalisten und Nicht-Datenjournalisten und so weiter. Unser Beruf führt heutzutage ja zu sehr unterschiedlichen Berufsbildern – und beim Netzwerk Recherche kann sich jeder wiederfinden. Jeder, der Antworten auf Fragen sucht. Auf unseren Konferenzen, v.a. der Jahreskonferenz in Hamburg, bieten wir diese Vernetzungsmöglichkeiten. Wir bieten Workshops an für die vielen Facetten unseres Handwerks. Und wir hinterfragen auch immer wieder konstruktiv, wie sich Journalismus heutzutage finanzieren kann.

Sie sind unter anderem Mitglied im ICIJ, das federführend in der Enthüllung der Panama Papers war. Ist die Kollektivierung der Recherche und die Bildung von Netzwerken also unumgänglich, um solch riesige Datenmengen bewältigen zu können, wie es hier der Fall war?

Jungen Journalistinnen und Journalisten bieten Sie ein Mentoringprogramm an, um im Austausch mit erfahrenen Kollegen zu ler31


Stichwort Deniz Yücel: Kooperation ist ein solidarisches Prinzip, denn Vernetzung stellt Beziehungen her. Wie kann das Kollektiv einzelne Akteure unterstützen? Wir müssen immer wieder und am besten jeden Tag darauf aufmerksam machen, was Kollegen wie Deniz Yücel für ein Unrecht widerfährt! Wir müssen laut bleiben und dürfen nicht nach- und aufgeben, für das Recht all der Kolleginnen und Kollegen zu streiten, denen Unrecht geschieht – nur, weil sie ihren Beruf ausgeübt haben.

Ja. Kein einzelner Mensch könnte allein die Daten sichten und auswerten. Es würde schon zeitlich nicht klappen. Es würde aber auch an lokaler Kompetenz fehlen für die einzelnen Fälle. Worin liegen weitere Vorteile kollaborativer Recherche? Wie gesagt, man verbindet im Team sehr viele verschiedene Kompetenzen und Stärken, das ist wichtig. Man kann auch einem guten Thema und einer guten Recherche eine hohe Aufmerksamkeit verschaffen, wenn viele Medien gleichzeitig berichten. Die Digitalisierung hat die Vernetzung erheblich einfacher gemacht – national wie international. Neue Technologien eröffnen Chancen, bergen aber auch Risiken. Wie kann man diese minimieren? Durch gesunde Skepsis. Durch gutes Handwerk und ein Bewusstsein dafür, dass der Schutz der Quelle stets über allem stehen muss. Durch gutes technisches Know-how. Nonprofit-Journalismus ist gerade in den USA ein großes Thema. Netzwerk Recherche finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Zuwendungen durch Stiftungen. Ist dies ein Modell für die Zukunft des Journalismus? Die Zukunft des Journalismus ist wohl genauso vielfältig wie seine Finanzierungsmöglichkeiten. Es gibt neben den Verlagen und Privatsendern und neben der öffentlich-rechtlichen Säule auch eine vielversprechende Non-Profit-Entwicklung in Deutschland. Netzwerk Recherche fördert den Nonprofitjournalismus über ein Stipendienprogramm für Gründer und ein Projekt für Nonprofitjournalismus.

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Julia Stein ist 1. Vorsitzende von Netzwerk Recherche. Sie ist Leiterin der trimedialen Abteilung Politik und Recherche im NDR Schleswig-Holstein. Zuvor war sie stellvertretende Leiterin des NDR-Ressorts Investigation und Redaktionsleiterin des Medienmagazins ZAPP. Julia Stein ist Mitglied des ICIJ (International Consortium of Investigative Journalists).

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Dominik Wolf begann wie jeder Millennial als übermütiger Hoodiejournalist in Berlin, bevor er zu studieren begann, um sich die Chefredaktion des Münchner Studierendenmagazins „philtrat“ unter den Nagel zu reißen. Ab Oktober lernt er in der Masterklasse der 56. Lehrredaktion an der DJS.


Weitere Recherchenetzwerke von Dominik Wolf

CORRECTIV Mehr Recherchebüro als Recherchenetzwerk, wurde „das erste gemeinnützige Recherchezentrum im deutschsprachigen Raum“ 2014 von den investigativen Journalisten David Schraven und Daniel Drepper gegründet. Mittlerweile beschäftigt CORRECTIV an seinen beiden Standorten in Essen und Berlin 16 fest angestellte Reporterinnen und Reporter. Aus den Erfahrungen der Medienkrise heraus geboren, versteht sich das Büro als unabhängiges, gemeinnütziges und der Gesellschaft verpflichtetes Substitut zum anzeigenfinanzierten Journalismus und nimmt sich in langfristig und investigativ recherchierten Reportagen jener Themen an, die von anderen Medien unbeachtet bleiben. CORRECTIV finanziert sich in erster Linie durch Mitgliedsbeiträge von Bürgerinnen und Bürgern wie auch durch Zuwendungen von Stiftungen. Darüber hinaus unterhält das Zentrum ein Bildungsprogramm in Form einer „Reporterfabrik“, die alle Interessierten mit den Methoden des aufklärenden Journalismus vertraut machen soll. www.correctiv.org

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Netzwerk Recherche Der gemeinnützige Verein wurde 2001 von Journalistinnen und Journalisten aus der Taufe gehoben und tritt mit dem Ziel an, die journalistische Recherche und den Qualitätsjournalismus in Deutschland zu stärken. Netzwerk Recherche veranstaltet Tagungen und Seminare, bringt diverse Publikationen zu medienpolitischen Fragen heraus und vergibt Preise und Stipendien zur Förderung journalistischen Nachwuchses. Der Verein finanziert sich über den Mitgliedsbeitrag von jährlich 80 bzw. 30 € sowie Spenden und ist Mitglied im Global Investigative Journalism Network (GIJN). www.netzwerkrecherche.org

International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ): Vor allem im Zusammenhang mit den Enthüllungen rund um die Panama Papers bekannt geworden, bildet das ICIJ ein weltumspannendes Netzwerk von 185 Reportern in mehr als 65 Ländern. Zunächst als Projekt der in Washington D.C. beheimateten Non-Profit-Organisation Center for Public Integrity gestartet, wurde das ICIJ 2017 als eigenständiges und vollständig unabhängiges Nachrichtennetzwerk ausgegliedert, dem später im Jahr der Status der Gemeinnützigkeit zugesprochen wurde. Das vorrangige Ziel des ICIJ ist die Förderung der grenzüberschreitenden, kooperativen Recherche zur Aufdeckung von Missständen, Korruption und Machtmissbrauch innerhalb öffentlicher und privater Institutionen sowie international agierender Unternehmen. Dabei reicht das Netzwerk seine Recherchen entgeltfrei an zahlreiche Medienpartner wie die New York Times oder die Süddeutsche Zeitung weiter. Die Finanzierung des ICIJ wird sowohl von mehreren Stiftungen als auch von privaten Spendern getragen. www.icij.org

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„Du kannst nicht nur rausnehmen aus dem Topf.“

Interview mit Alfons Schuhbeck von Okan Bellikli 37


Arnold Schwarzenegger, The Beatles, Charlie Chaplin – die Liste der Stars und Sternchen, für die Alfons Schuhbeck (68) schon gekocht hat, ist lang. Von Sportlern über Musiker bis hin zu Politikern waren schon viele bei ihm zu Gast. Im Interview erzählt Schuhbeck, wo er all diese Kontakte immer wieder herbekommt und gibt Tipps fürs Netzwerken.

Netzwerken, Kontakte knüpfen, unterwegs sein: Spielt das für Sie eine Rolle? Das spielt für jeden eine Rolle. Die Frage ist ja: Wo wirfst du dein Netz aus? Du musst halt in deiner Welt schauen – auf der geistigen Insel, auf der du bist – dass du gut vernetzt bist. Das muss ein Team sein, wie beim Fußball. Wenn sich der Verteidiger mit dem Stürmer nicht versteht, dann hast du ein Problem. Netzwerk heißt auch ein gutes Verhältnis zu den Medien. Ich bin jetzt nicht der Donald Trump, der sich da mit jedem anlegt, sondern finde den anderen Weg besser. Man muss nicht jeden Tag in der Zeitung stehen, aber es ist immer gut, wenn du das Glück hast, dass man deine Ideen ein bisschen begleitet, nach außen bringt. Es gibt ja so einen Spruch: Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat. Sie haben für viele bekannte Menschen gekocht, auf „Kanzlerfesten“, Bällen und Preisverleihungen. Wie kamen all die Kontakte zustande? Das ist ja Gastronomie, die wächst. Da gab es den Hans-Peter Wodarz, der früher wahnsinnig viel gemacht hat, gerade für so Kanzlerfeste, für alles Mögliche. Der war damals schon so ein Netzwerker, vor 30 bis 35 Jahren. Dann wächst das, man sagt: Das könnte man ja auch mal probieren, das machen wir auch mal. Das ist ein Netzwerk, das sich über 30 Jahre aufbaut. Manche Kontakte brauchst du dann gar nicht mehr, weil einer ausscheidet, weil der einfach außer Blabla nichts bringt, so wie viele. Und die anderen, die merkst du dir dann. Wie viel an beruflichem Erfolg kann man Ihrer Meinung nach durch netzwerken erreichen und wie viel ist abhängig von Zufällen und Glück? Ich finde schon, dass netzwerken heute ein ganz wichtiger Faktor geworden ist. Denn wenn man wen kennt, zu dem man sagt: „Kannst du mir da einen Kontakt herstellen?“, dann ist es leichter. Es gibt so Kontakte, die musst du

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nicht täglich anrufen. Es gibt so Verbindungen im Leben, wo man sagt: Ich freue mich, dass du mich gerade anrufst. Hat sich an der Art und Weise, wie man netzwerkt, etwas verändert in den vergangenen Jahrzehnten? Im Kern ist es gleich. Der Weg, dahin zu kommen, ist ein anderer geworden, über viele Drähte und Kanäle. Die Leute haben heutzutage Visitenkarten, da fällst du ja vom Glauben ab. Da denkst du dir: Was ist der für ein Manager? Den Titel hab ich ja überhaupt noch nie gehört. Die Ausdrücke haben sich alle ein bisschen verenglischt, es ist alles ein bisschen wirrer geworden. Gibt es ein netzwerken zwischen Ihnen und den anderen berühmten Köchen in Deutschland? Ein lockeres schon. Wenn einer wohin muss und fragt „Ich hätte da einen Auftritt, ist das ok oder findest du das einen Schmarrn?“ Dann sagt man schon: Das kannst du machen. So ein Konkurrenzdenken hat man, glaube ich, in einem anderen Alter. Ich muss schauen, dass ich meinen Betrieb anständig führe, ihn durchs Leben schiffe. Haben Sie Tipps für junge Leute, die sich vielleicht ein Netzwerk aufbauen wollen? Beim netzwerken ist das Geben und Nehmen wichtig, du kannst nicht nur rausnehmen aus dem Topf. Das Netzwerk baut sich eigentlich schon in der Schule auf. Da hast du so Spätzünder, mit denen du gut kannst, wenn du sie nach zehn Jahren wieder triffst. Der eine ist Banker geworden, der andere Journalist, der dritte – sagen wir – Fliesenleger. Auch ein Netzwerk, das du vielleicht mal wieder gebrauchen kannst. Wenn man heute ein Praktikum macht, dann sollte man sehr aufpassen: Hab ich da Talent, macht mir das Spaß oder mache ich das nur, damit ich ein Praktikum gemacht habe? Man muss sehr in sich hineinhorchen: Bin ich technisch versiert, bin ich Dienstleister, gehe ich gern zum Gast und rede mit ihm?

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„Kannst du mir da einen Kontakt herstellen?“

Okan Bellikli kommt aus Baden-Württemberg und kann trotzdem Hochdeutsch. Er hat dort und in Frankreich Politik studiert und fängt jetzt an der Deutschen Journalistenschule an.

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Vom Lone Ranger zum Social Networker Von Maria Seigner

Jeder kennt es, jeder braucht es: das berühmt-berüchtigte Vitamin B. Ohne die richtigen Kontakte hat man es im Berufsleben – besonders im Journalismus – häufig schwer. Das Nonplusultra eines jeden Journalisten, sei es blutiger Anfänger oder gestandener Profi, ist also ein ausgebautes Netzwerk. Doch wo findet man sie, diese Kontakte? Diverse Online-Portale helfen dabei. Vier dieser Portale werden hier vorgestellt.

Deutscher Journalistenverband Zunächst ist einem der DJV wohl bekannt als erfolgreicher Vertreter journalistischer Berufsforderungen. So verdanken wir den Verhandlungen des DJV die Gehaltstarifverträge für Journalisten und Redakteure jedes Mediums. Als logische Konsequenz gehört natürlich zu einer Gewerkschaft von Journalisten auch ein ausgeprägtes Netzwerk. Untergliedert ist die Datenbank in Journalisten, freie Journalisten und Bildjournalisten; die Suche nach freien Journalisten gibt es auch auf Englisch. Die Auswahlkriterien sind zwar breit gefächert – so kann man beispielsweise nach Region oder Tätigkeitsbereich filtern. Man hat „Zugriff“ auf 1.360 festangestellte Journalisten, fast 1.460 freie Journalisten und immerhin 360 Bildjournalisten. www.djv.de

www.journalistinnen.de In einer Welt, in der Frauen immer noch rund 21 Prozent weniger verdienen als Männer, muss auf Frauenpower gesetzt werden. Dementsprechend ist journalistinnen.de ein Bund rein für Frauen im Journalismus, der sich für die Förderung des weiblichen Journalismusnachwuchses und beispielsweise eine 50-Prozent-Quote in den Chefetagen von Medienunternehmen einsetzt. Das Netzwerk zeigt übrigens keine Journalistinnen, sondern „Expertinnen“ - eine klare Ansage. Leider ist die Datenbank mit gerade einmal 42 Mitgliedern noch äußerst begrenzt. Dafür kann sich die sehr einfache Kriteriensuche aber wirklich sehen lassen: Zur Auswahl stehen die Filter „Arbeitsschwerpunkt“ und „Medium“, in der erweiterten Suche kann zudem nach dem Ort oder sogar nach Namen gesucht werden. Und tatsächlich funktioniert es auch, wenn man einen Schwerpunkt und einen Ort gleichzeitig angibt. www.journalistinnen.de

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www.freischreiber.de Wie der Name schon bedeutungsschwanger ankündigt, handelt es sich hierbei um einen Verband freier Journalisten, inklusive Netzwerk. Freischreiber unterstützt die berufsbedingten Interessen freier Autoren und setzt sich für eine faire Anerkennung der freiberuflichen Tätigkeiten und angemessene Löhne ein. Auf der Website wird auf Seminare für Journalisten hingewiesen, außerdem gibt es Regionalgruppen mit mehr oder minder regelmäßigen Stammtischen, Im Verzeichnis sind 720 freie Autoren zu finden, zudem ist das Netzwerk sehr übersichtlich gehalten: Unter dem Namen steht in den meisten Fällen auch direkt das Spezialgebiet des Journalisten. Filtern kann man nach Arbeitsschwerpunkten, einem beliebigen Schlagwort oder Ort. Kriterien kombinieren funktioniert allerdings nicht: Sucht man beispielsweise nach dem Schwerpunkt „Wirtschaft“ und dem Ort „München“, so zeigt die Suchmaschine zwar Wirtschafts-Journalisten an – allerdings deutschlandweit. www.freischreiber.de

ver.di Neben dem DJV unterstützt auch ver.di die beruflichen Belange von Arbeitnehmern in sämtlichen Medienbereichen. Das Netzwerk von ver. di reicht von Mitgliedern aus den Branchen Bildung, Gesundheit, Verund Entsorgung bis eben hin zu den Medien. Um Zugriff auf das Netzwerk zu haben, muss man allerdings zunächst einmal ver.di-Mitglied sein. Auch eine Mitgliedersuche gibt es, leider aber keinerlei ersichtliche Möglichkeit, diese genauer einzugrenzen, was die Suche nach neuen Quellen und potentiellen Interviewpartnern erheblich erschwert. www.verdi.de

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Maria Seigner ist 23 und studiert Germanistik und Geschichte in Regensburg. Am liebsten kümmert sie sich um gesellschaftliche Themen und würde gerne viel mehr Zeit damit verbringen, aus alltäglichen Themen große Geschichten zu machen. Außerdem will sie mal undercover zum Bachelor, um investigativ einen Zickenkrieg anzuzetteln. Maria twittert selten, hat aber Instagram: @mar.yse.


Mediennetzwerk Bayern

Von Sarah Maier


Warum es sinnvoll ist, Teil eines Netzwerkes zu sein, erklärt sich fast schon von selbst. Das zeigt sich auch in der aktuellen Fantasy-Serie Game of Thrones. In der Welt namens Westeros entscheiden Familiennetzwerke über Leben und Tod. Schließlich weiß der aufmerksame Zuschauer, dass, sobald der Winter kommt, der einsame Wolf stirbt – doch das Rudel überlebt. Sprich, im 21. Jahrhundert ist Hermann Hesses einsame Steppenwolf-Idee zum Scheitern verurteilt. Ganz so viel Nestwärme bietet ein mediales Netzwerk eventuell nicht, zumindest aber die Gewissheit, nicht alleine zu sein mit Problemen bei diesem oder jenem Artikel, Projekten, neuen Ideen oder Bewerbungen für Praktika oder dem Volontariat. Man trifft auf Gleichgesinnte. Die gute Nachricht: Den einen Königsweg zum „Netzwerken“ gibt es nicht. Das findet auch Nicole Schwertner, Geschäftsstellenleiterin des Mediencampus Bayern. Es geht vielmehr darum, seinen eigenen Weg im Dschungel des Journa45


lismus zu finden. Allein 200 Berufe aus Print, Hörfunk, Fernsehen, Film etc. listet das Medienwiki des Mediencampus Bayern auf. Der Mediencampus ist die zentrale Plattform für die mediale Aus- und Weiterbildung in Bayern. Mitglieder sind Akademien, Hochschulen, Unternehmen in ganz Bayern und natürlich Medienhäuser wie der Bayerische Rundfunk und die Süddeutsche Zeitung. München ist neben Hamburg und Köln ein wichtiger Medienstandort, da hier die mediale Bandbreite sehr groß ist, was Print, Radio, das Verlagswesen und die Filmbranche angeht. Schwertner betont, dass die klassischen Regeln, Beziehungen zu knüpfen, unabdingbar für den Aufbau eines Netzwerkes sind. Dazu gehört es, offen zu sein, Engagement zu zeigen und auf Leute zugehen zu können. Trotz der Digitalisierung und Jobplattformen wie Xing zählt der persönliche Kontakt noch immer. Der Besuch von Veranstaltungen, wie beispielsweise den Medientagen Bayern, Praktika bei lokalen Tageszeitungen oder Radiosendern, allgemeine Neugier 46


und Interesse werden belohnt. Vor allem ist es ratsam, auf Menschen zuzugehen, die man nicht kennt – auch wenn es viel Überwindung kostet. „Courage“ ist hier das Zauberwort. Für Redaktionen, egal ob in Radio, Print oder Online ist es wichtig zu sehen, welchen Input der jeweilige Journalist in die Redaktion bringt. Je differenzierter, desto besser. „Crossmedia ist bereits Normalität. Redaktionen denken crossmedial. Wichtig ist die Fähigkeit, sich Dinge schnell aneignen zu können. Man muss texten können, ein bisschen was von Photoshop oder Adobe Final Cut verstehen. Man arbeitet vernetzt zwischen den Kanälen“, sagt Markus Kaiser, Professor für Digitalisierung und Innovation im Journalismus an der TH Nürnberg. Als Journalist gut vernetzt zu sein ist immer wichtiger. Früher vielleicht noch abfällig als Vitamin B belächelt, gilt ein funktionierendes Netzwerk heute als selbstverständlich und legitim. „Die Journalismus-Branche lebt von der Vernetzung 47


und von der Entstehung neuer Ideen und Innovationen – sonst entwickeln sich keine neuen Produkte“, meint Kaiser. Als Beispiel bezeichnet er das Auto als ein „Medienzentrum der Zukunft“. Sobald Fahrzeuge voll autonom fahren und das Breitbandnetz flächendeckend ausgebaut ist, kann der Mensch seine Zeit im Auto völlig anders nutzen. Dieses Szenario zeigt Potential für eine Zusammenarbeit von Automobilbranche und Medienindustrie. Netzwerke jeglicher Art revolutionieren alles. Das hat die Transkontinentale Eisenbahn in den USA bewiesen. Auf einmal war es möglich, in sechs Tagen statt in sechs Monaten von der Ost- zur Westküste der Vereinigten Staaten von Amerika zu reisen. Die nächste große Möglichkeit, sein Netzwerk auszubauen, sind die Medientage München, Europas größter Medienkongress. Neben der Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, gibt es ein buntes Programm an Workshops und Vorträgen. „Man soll sich ausprobieren können, statt nur Flyer mit nach Hause zu nehmen“, sagt Schwertner über das 48


Programm der Medientage. Es ist ein Treffpunkt des „who is who“ der Medienbranche und der Hochschulen und Universitäten.

Nicole Schwertner ist seit August 2016 Geschäftsstellenleiterin des Mediencampus Bayern. Ihren Bachelor hat sie in Literatur, Kultur und Medien in Siegen abgeschlossen. Darauf folgte ein Master in Journalismus an der Katholischen Universität Eichstätt. Markus Kaiser ist seit dem Sommersemester 2016 Professor für Praktischen Journalismus an der Technischen Hochschule Nürnberg. Davor war er sechs Jahre Leiter des Mediencampus Bayern und des Mediennetzwerkes Bayern. Sarah Maier hat Kulturwissenschaften studiert und arbeitet im Politikressort des Münchner Ausbildungsradios M94.5. Seit sie im Flüchtlingslager, dem sogenannten „Dschungel von Calais“ arbeitete, interessiert sie sich vor allem für Foto- und Kriegsjournalismus.

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Media Lab Bayern Interview mit GrĂźnderin Lina Timm von AnnaElena Knerich

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Das Media Lab Bayern ist ein Ideen-Inkubator, der digitale Journalismus- und Medienprojekte fördert. Dabei unterstützt es die Gründer nicht nur bei der Ideenfindung, der Entwicklung von Prototypen, Apps oder Tools, sondern vor allem auch bei der Bildung von interdisziplinären Teams. Lina Timm (30), Absolventin der Deutschen Journalistenschule (DJS), hat das Media Lab 2015 gegründet und leitet es heute. 51


lernt und wurden dann mit ihrer validierten Idee in unser Startup-Fellowship aufgenommen, wo sie bei der tatsächlichen Gründung unterstützt wurden.

War es schwierig für Dich als Journalistin, ohne Vorkenntnisse ein so großes Projekt wie das Media Lab zu gründen und zu managen? An der DJS habe ich zwar Kompetenzen im Video- und digitalen Journalismus erlangt, aber nicht in Sachen Startups und Gründung. Als ich dann bei der

Nach der Gründung geht es darum, sich auf dem Markt zu behaupten. Wie kommen die Medien-Startups an Reichweite und zukünftige Nutzer? Ein bisschen hilft Berichterstattung in den klassischen Medien, aber letzten Endes müssen sich die Teams kontinuierlich selbst Reichweite aufbauen – meist über Social Media. Auch Crowdfunding ist ein gutes Marketinginstrument: Denn außer Geld werden dabei auch direkt Initialabonnenten gesammelt, also quasi eine Community aufgebaut.

Bayerischen Landeszentrale für neue Medien anfing, bin ich ziemlich

ins kalte Wasser gesprungen: Es gab nur ein paar vage Pläne für Projekte, die Innovationen im Journalismus und die digitale Entwicklung fördern sollten, aber nichts Konkretes. Also habe ich mich in die Thematik eingelesen, nach und nach das Konzept vom Media Lab und auch meine eigene Arbeit als Programmmanagerin entwickelt. Anfangs haben mein Chef Stefan Sutor und ich viel zusammen aufgebaut, mittlerweile manage ich das Media Lab quasi alleine. Ich muss sagen, dass mir das genauso viel Spaß macht wie Journalismus – wenn nicht sogar mehr.

Es wird zunehmend von Journalisten verlangt, dass sie außer schreiben auch selbst filmen, schneiden und programmieren können. Warum setzt Ihr im Media Lab auf interdisziplinäre Teams – geht es darum, voneinander zu lernen? Ich halte es nicht für zielführend, wenn einer alles, aber dafür nur halb so gut macht. Gerade bei Startups geht es nur mit einem guten interdisziplinären Team, in dem jeder die Fähigkeiten einbringt, die er in seiner spezifischen Ausbildung erlangt hat. Sicherlich können dann alle ein wenig voneinander lernen, aber hauptsächlich geht es darum, sich zu ergänzen: Journalisten, Designer, Programmierer und Business-Developer gehen Problemstellungen ja mit unterschiedlichen Denkweisen an, das bereichert ein Projekt sehr. Dabei ist aber ein Grundverständnis von der Arbeit der anderen wichtig: Ein Journalist muss nicht selbst perfekt coden können, aber ein Grundwissen davon haben, um sich mit dem Programmierer verständigen zu können. Nur so klappt eine Zusammenarbeit.

Damit eine Startup-Gründung nicht für alle so ein Sprung ins kalte Wasser ist, unterstützt das Media Lab ja auch schon vor der Ideenfindung. Genau, im Media Entrepreneurship Program fördern wir alle, die generell Lust auf Innovation haben – auch wenn ihre Idee noch sehr roh ist oder noch nicht das komplette Team steht. Wir bringen erst einmal gründungswillige Menschen zusammen und zeigen ihnen Innovationsmethoden: Wie entwickelt man überhaupt eine Startup-taugliche Idee und welche Leute braucht es im Team, um die Idee umzusetzen? Ein Beispiel ist das Startup Wafana, ein Fakten-Check für Journalisten: Die Gründerinnen haben sich letztes Jahr im Entrepreneurship-Programm kennenge-

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kürzester Zeit hat er hilfreiche Tipps aus der Community bekommen! Mittlerweile sind auch schon über 1000 Leute dabei, darunter Journalisten der New York Times, von CNN, aus Südafrika, Indien oder Russland.

Welche Skills von Journalisten sind denn für Startups hilfreich? Natürlich können sie für die Produkte gute Texte verfassen und das Wording anpassen. Was Journalisten aber vor allem mitbringen ist das Wissen, wie Redaktionen funktionieren: Jemand aus der Tech-Szene kennt ja die Abläufe, Formate und Technologien einer Redaktion gar nicht, wodurch manchmal total utopische Ideen aufkommen: Ein Team hatte zum Beispiel ein tolles Programm zur Personalisierung von Nachrichten-Webseiten entwickelt, aber die Medienbranche kann diese Daten einfach noch nicht verarbeiten. Das Startup fängt jetzt erst einmal in einer anderen Branche an.

Hängt das mit dem Media Lab zusammen? Nein. Es geht natürlich um ähnliche Themen, aber Digital Journalism Rocks ist davon abgekoppelt. Es ist sozusagen mein privates Hobby-Projekt.

Du hast letztes Jahr auch noch die Slack Community Digital Journalism Rocks gegründet, also eine Art Messenger mit verschiedenen Themen-Channels, in denen Dateien, Tools und Feedback ausgetauscht werden. Worum geht es da? In einer Redaktion gibt es meist nicht viele, die sich tiefer mit digitalem Journalismus beschäftigen und mit denen man sich darüber austauschen kann. Darum können sich Digitaljournalisten auf dieser digitalen Plattform international vernetzen und gegenseitig Tipps geben. Gerade habe ich gelesen, dass ein Journalist ein Mobile-Reporting-Kit für seine Redaktion erstellen will – innerhalb

Lina Timm war an der Deutschen Journalistenschule. Danach hat sie das Media Lab Bayern gegründet, das Startups in der Medienbranche und Innovationen im Journalismus fördert. Lina leitet das Media Lab, ist freie Journalistin und hat in ihrer Freizeit die internationale Plattform „Digital Journalism Rocks“ gegründet. Sie twittert unter @luisante.

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Anna-Elena Knerich hat in Paris und in Bonn studiert und kehrte nach einem Zwischenstopp in Straßburg in ihre Geburtsstadt München zurück. Dort schreibt sie für den Lokalteil der Süddeutschen Zeitung, die dpa und das Stadtmagazin Mucbook. Sie ist Mitglied im Beirat des NJB und twittert unter @AnnaElenaKNE.


Medien2017 preis

Dr. Georg Schreiber

Die Gesundheitsreform sieht vor, dass künftig alle gesetzlichen Krankenkassen insolvenzfähig sind. Auch für die landesunmittelbaren Krankenkassen, die ser derzeit noch als insolvenz unfähig gelten, soll die Insolvenzfähigkeit hergestellt werden. Gleichzeitiges werden die noch bestehenden Bundesverbänden als solidarische Haftungsverbünde der jeweiligen Kassenart aufgelöst. Die Haftungsgebäude der Landes- und Spitzenverbänden passen nicht mehr in die von der Politik gewünschte neue Struktur mit einem GKV-Dachverband. Die Haftungsaufgaben gehen allerdings nicht auf den Spitzenverband über. Den Krankenkassen droht damit im Falle einer dauerhaften Leistungsunfähigkeit die Eröffnung eines Insolvenzverfahrensvor der Zahlungsunfähigkeit schüt das Gesundheitssystem Krankenkassen droht Krankenkassen, die

zur Förderung des journalistischen Nachwuchses

Wettbewerb für Printmedien, Hörfunk, Fernsehen und Internet! Zugelassen sind Beiträge junger Journalistinnen und Journalisten bis einschließlich 35 Jahre zu den Themen Gesundheit und Soziales, die zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 2017 in einer in Bayern erscheinenden Zeitung oder Zeitschrift veröffentlicht oder von einem Rundfunksender mit redaktionellem Sitz bzw. einem Landesstudio in Bayern ausgestrahlt worden sind. Zugelassen sind auch speziell für das Internet produzierte Beiträge mit thematischem Bezug zum Freistaat. Im Printbereich wird zudem ein bundesweiter Sonderpreis ohne Altersbeschränkung vergeben. Der Medienpreis ist mit insgesamt 30.500 Euro dotiert. Informationen und Anmeldung: Internet: www.aok-medienpreis.de e-mail: medienpreis@by.aok.de Telefon: 089 62730-184 AOK Bayern, Zentrale, z. Hd. Frau Andrea Winkler-Mayerhöfer Carl-Wery-Str. 28, 81739 München Ausgeschrieben von der AOK Bayern in Zusammenarbeit mit den Nachwuchsjournalisten in Bayern e.V. (NJB) - unterstützt von der Deutschen Journalistenschule München e.V. (DJS).


Zu viel Netzwerk? Von Katharina Mau

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Netzwerken hat hohe Priorität im Handwerkszeug des Journalisten. Als Nachwuchs bekommt man das immer wieder eingetrichtert. Netzwerke stellen aber auch Abhängigkeiten her, es drohen Einseitigkeit und Befangenheit. Kann es ein Zuviel an Netzwerk geben, das die eigene Berichterstattung beeinflusst?

Natürlich ist es leichter, über eine Partei zu berichten, wenn man Zeit mit deren Mitgliedern verbringt. Je besser man die Menschen kennt, desto wahrscheinlicher ist es, wichtige Informationen frühzeitig zu erfahren. Doch läuft man nicht gleichzeitig Gefahr, das Statement des Parteisprechers, den man gut kennt, zu zitieren, obwohl die Aussage einer anderen Partei genauso zum Thema gepasst hätte? Der Vorwurf, Journalisten seien zu einseitig in Netzwerken verankert, ist nicht neu. Im September 2013 veröffentlichte Uwe Krüger seine Doktorarbeit in einem Buch mit dem Titel „Meinungsmacht“. Darin kritisiert er die Verflechtung von Journalisten mit Politik- und Wirtschaftseliten. Sie seien stark in einem Milieu vernetzt, das den USA und der Nato nahe steht. Ein halbes Jahr später kam die gleiche Kritik in der Satiresendung „Die Anstalt“ zum Ausdruck. Im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine befassten sich die Macher der Sendung mit den Verbindungen von bekannten Journalisten zu transatlantischen Lobbyvereinigungen. Wer sich mit solchen Vorwürfen auseinandersetzt, muss sich fragen: Darf ich mich als Journalistin in Netzwerken zu Themen engagieren, über die ich berichte? Wie viel Kontakt ist nötig, um gute Recherche zu leisten und ab wann lasse ich mich in meiner Berichterstattung beeinflussen, wenn auch unbewusst? Christoph Neuberger ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der LMU in München. Er unterscheidet zwischen der politischen Präferenz von Journalisten auf der einen Seite und der Handlungsrelevanz auf der anderen. Das bedeutet, ob sich die eigene Haltung und die Vernetzung in Organisationen, in denen eine ähnliche Meinung vertreten wird, auch auf die Berichterstattung auswirkt, bedarf der Prüfung. „Befragungen zeigen, dass Journalisten tendenziell eher links von der Mitte sind“, sagt Neuberger, „also nicht die politische Präferenz der Gesamtbevölkerung widerspiegeln.“ Die letzte repräsentative Umfrage unter Journalisten stammt aus dem Jahr 2005. Dabei wurden sie unter anderem nach ihrer Parteipräferenz befragt. Gut ein Drittel der Journalisten fühlte sich den Grünen zugeneigt, etwas weniger als ein Drittel der SPD. Mit der CDU sympathisierten weniger als zehn Prozent der befragten Journalisten. Neuberger warnt jedoch davor, aus diesem Ergebnis zu weit reichende Schlüsse zu ziehen. „Die politische Einstellung muss sich nicht in der Berichterstattung widerspiegeln“, sagt er. „Die professionelle Rolle des neutralen Informationsvermittlers sollte Journalisten dazu führen, dass sie die eigene politische Präferenz nicht zur Leitlinie des Handelns machen.“ 57


Die eigene Meinung zu einem Thema komplett auszublenden und sich nicht von ihr beeinflussen zu lassen, ist aber nicht so einfach. Unser soziales Umfeld und die Netzwerke, in denen wir uns bewegen, prägen sie ganz unbewusst. Juliane Degner, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Hamburg, sieht den professionellen Abstand eher skeptisch. „Die berufliche Verpflichtung zur Objektivität kann man schwerlich erreichen, wenn man Ursachen und grundlegende soziale Einflussprozesse nicht kennt oder versteht“, sagt sie. Selbst wer sich dieser Prozesse bewusst sei, brauche ein hohes Maß an Selbstreflexion, um eine objektivere Sicht zu erreichen. „Dafür sind wir im Alltag meist weder in der Lage noch motiviert“, so Degner. Umso wichtiger ist es, sich als Journalist immer wieder dazu zu zwingen, seine Haltung zu einem Thema und sein Umfeld zu reflektieren. Man muss sich bewusst machen, welche Interessen die Menschen haben, mit denen man in Politik und Wirtschaft zu tun hat, und welche Ziele sie erreichen wollen. Es ist gut, inne zu halten und sich zu fragen: Ist das ein Thema, über das ich unabhängig von dieser Verbindung auch berichtet hätte? Ist dieser Ansprechpartner der Beste für den Artikel oder mache ich es mir nur möglichst einfach, weil der Kontakt schon da ist? Mit dem Wissen, dass man sich unbewusst von seinem Umfeld prägen lässt, sollte man sich bewusst überlegen, in welchen Organisationen man sich engagiert. Wer privat in einem Bereich sehr aktiv ist, muss sich fragen, ob er darüber noch journalistisch berichten kann. Und wenn das Verhältnis zum Parteisprecher zu familiär wird, sollte man auf den ein oder anderen gemeinsamen Kneipenbesuch verzichten.

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Katharina Mau hat International Economics in Tübingen studiert und besucht nun die Deutsche Journalistenschule in München. Sie schreibt für jetzt, orange und die dpa.

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„Wir waren die erste Generation der DJSler, denen gesagt worden ist: Ihr werdet nie im Leben eine Festanstellung bekommen.“

Interview von Stefanie Witterauf 60



Das Münchner Journalistenbüro Nansen & Piccard beschreibt sich auf seiner Homepage selbst als „Castle of Content“. Gemeinsam werden Projekte von Journalisten, Artdirektoren, Grafikern für das SZ-Magazin, Suhrkamp, Wired, GQ oder große Unternehmen wie OTTO, Volkswagen oder B. Braun umgesetzt. Wir haben uns mit dem Geschäftsführer Alexander Runte unterhalten.

Wie kam es zu der Gründung des Journalistenbüros Nansen & Piccard? Entstanden ist es aus einem Freundeskreis, der großteils in München an der Deutschen Journalistenschule war. Und irgendjemand hatte sich während des Studiums gedacht, das wäre ja super, wenn wir ein Journalistenbüro gründen und es Nansen & Piccard nennen: So tief in die Themen einsteigen, so tief in die Reportagen gehen, wie einst Piccard getaucht ist. Und so weit für die Texte gehen, wie Fridtjof Nansen als Forscher gegangen ist. Soweit der intellektuelle Überbau. Ich bin erst 2006 dazu gestoßen. Damals war es noch eine Bürogemeinschaft in der Blumenstraße in München. Wir waren die erste Generation der DJSler, denen gesagt worden ist: „Ihr werdet nie im Leben eine Festanstellung bekommen. Niemand hat Arbeit für euch. Die Medien, wie wir sie kennen, werden den Bach runter gehen.“ Tatsächlich haben viele, die nicht gleich bei Neon, dem SZ-Magazin oder dem Spiegel untergekommen sind, sich dann gesagt: „Okay, dann versuchen wir es als freie Autoren.“ Und wer keine Lust hatte, daheim zu hocken, der konnte sich in dem Büro einmieten – für etwa 60 Euro – und konnte da schreiben. Damit fing es an. Wie? Wenn einer keine Zeit hatte für einen Auftrag, hat er der Redaktion gesagt: „Okay, ich kenne jemanden, Tobias Moorstedt kann den Auftrag übernehmen. Der hat nächste Woche Zeit und ist auch super für das Thema.“ Und so fing es an, dass wir uns gegenseitig die Aufträge zugeschustert haben. Und irgendwann haben wir begonnen, für Neon gemeinsame Sachen zu machen. Entstanden sind das Unnütze Wissen-Booklet und der Jahresrückblick von Neon. Für das Handelsblatt haben wir ein Style- und Luxusblatt kurz vor der

Finanzkrise erstellt. Da haben wir auch eine Produktkolumne geschrieben, bei der wir uns immer abwechselten. Dann fingen wir an, für Firmen oder Stiftungen Magazine zu konzipieren. Das war der Start vom Journalistenbüro? Für Ludwig Beck sollten wir 2011 ein Jubiläumsmagazin produzieren. Da haben wir mit dem Artdirector Alexis Zurflüh zusammengearbeitet, mit dem wir auch das „Stil leben“ umsetzen (erscheint zwei Mal im Jahr im Auftrag des 62


SZ-Magazins in der SZ, Anm. d. Red.). Wir sollten auch den Druck überneh-

men und die komplette Herstellung leiten. Das war auf einmal ein Riesenbudget. Daraufhin haben wir eine Gesellschaft gegründet: Das war wohl unser offizieller Startschuss. Und dann? Jeder von uns hat mal Ausflüge in Redaktionen gemacht. Ich war für Condé Nast bei AD (Architectural Digest, Anm. d. Red.) und GQ als Redakteur

zwischendurch. Benedikt Sarreiter und Paul-Philipp Hanske waren bei Nido. Tobias Moorstedt war Redakteur und Textchef bei Neon. Jakob Schrenk war dort Chefreporter, Oliver Stolle Chefredakteur. Wir sind dann aber irgendwann alle, aus welchen Gründen auch immer, aus den Redaktionen raus: Die Redaktion funktioniert nicht mehr so, das Arbeiten in der Redaktion macht nicht mehr so viel Spaß. Das Magazin wird nach Hamburg verlagert und ich würde lieber in München bleiben. Warum wolltest Du nicht mehr in der Redaktion arbeiten? Ich habe gemerkt, dass es nie besser geworden ist. Bezahlung und Stimmung wurden immer schlechter. Der Druck wurde immer höher. Es wurde immer enger getaktet. Man hatte keine Zeit, sich interessante Themen auszudenken, sondern war jeden Monat nur damit beschäftigt, die gesetzten Formate im Magazin zu füllen. Die eine Kolumne dort, die eine Architektur-Geschichte, die dann da gemacht werden musste, die Bilder, die auch mitbestellt werden mussten. Dann wurde ich Vater. Und fand es sehr seltsam von mir, dass ich bis 20 Uhr in der Redaktion war. Und auch die Redaktionen, für die man wirklich gerne arbeitet, werden immer weniger. Das SZ-Magazin ist super, da ist es wahnsinnig toll zu arbeiten, aber sonst wird es in München im reinen Journalismus schnell arg. Was sind weitere Vorteile? So wie wir hier arbeiten, wird es auch selten langweilig. Auf der einen Seite setze ich gerade das Herbst-„Stil leben“ um, wo wir in einem Londoner Pub zusammen mit Dart-Spielern teuren Schmuck fotografiert haben, was die Versicherungen nicht so richtig toll fanden. Auf der anderen Seite machen wir die Kommunikation für einen großen Mobilitätsanbieter und bespielen die Inhalte für Facebook. Heute Nachmittag habe ich noch einen Telefontermin mit einer italienischen Krankenschwester, die für ein Scrollytelling-Format über ihren Alltag im Krankenhaus und Handhygiene sprechen soll. Für eine Münchner Stiftung machen wir ein Quiz mit politischen Fakten zur sozialen Gerechtigkeit, Europa, Migration und Flucht. Lauter unterschiedliche Sachen.

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Was bedeutet Netzwerk im Journalismus? Ich glaube, das ist für jeden verschieden. Und für dich? Für uns zum Einen, dass wir nicht bei jedem Projekt daherkommen und sagen: „Das ist jetzt der zuständige Redakteur, das der Projektmanager, das ist die Person für das Budget, das ist der Ansprechpartner für die Kunden.“ Sondern, dass wir bei jedem Projekt schauen können, was es braucht und wen von uns wir hier einsetzen könnten. Wir sind in der Mehrzahl Journalisten, haben aber auch Artdirektoren, Grafiker, eine Buchhalterin und eine Chefin vom Dienst. Wenn wir für das Projekt eine irrsinnig gute Bildredaktion brauchen, dann können wir aber auch in relativ kurzer Zeit eine sehr gut funktionierende Bildredaktion aufbauen. Oder aus unserem Pool von Kontakten nicht nur ein Videokonzept aufstellen, sondern auch umsetzen. Oder ein Social Media-Konzept. Oder eine Konferenz einberufen mit Leuten, die sich mit den Themen Zukunft und Arbeit auseinandersetzen. Wie funktioniert das dann? Jemand fragt uns einfach, ob wir was machen können. Ich glaube, aktiv haben wir noch nie Akquise betrieben. Wir überlegen uns dann, was interessant wäre, was man machen könnte und wie das aussehen würde. Dann erstellen wir Konzepte und diskutieren diese. Danach überlegen wir, wer das umsetzen könnte. Entweder einer von uns, oder aber wir haben eine leise Ahnung, was und wen so ein Projekt bräuchte und schauen, wer so ähnlich tickt wie wir. Allmählich haben wir gemerkt, dass es nicht immer darauf ankommt, dass die Leute das Fachliche zu 100 Prozent beherrschen, sondern mit wem wir gut zusammenarbeiten können und wer tatsächlich zu uns passt.

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Alexander Runte wurde 1977 in Frankfurt am Main geboren. Er studierte Politikwissenschaften und Philosophie und absolvierte die 39. Lehrredaktion an der DJS. Er schrieb für das SZ-Magazin, Neon und das Handelsblatt. Seit 2006 ist er Mitglied im Münchner Journalistenbüro Nansen & Piccard. Bei gutem Wetter springt er in seiner Mittagspause gerne in die Isar.

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Stefanie Witterauf hat Kommunikationswissenschaft, Soziologie, BWL und Philosophie studiert. Sie schreibt für den Blog Mit Vergnügen, das Online-Magazin vom Mediennetzwerk Bayern und für die Süddeutsche Zeitung. Sie baut die App-Ausgabe für das SZ-Magazin und recherchiert vor Sonnenaufgang für die dpa. Zum zweiten Mal hat sie die Chefredaktion des NJB-Magazins übernommen.


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Mr. Network

Von Anja Pross 68


Justin Varilek ist Gründer und CEO von HackPack.press. HackPack ist eine Plattform mit bisher rund 10.000 Mitgliedern, die Journalisten und Auftraggeber auf der ganzen Welt zusammenbringt. Das HackPack-Netzwerk will Journalisten, VJs und Fotografen verbinden.

Das HackPack-Netzwerk kurz erklärt: Kosten für die Anmeldung bei HackPack.press ? Keine. Wie lange dauert das Registrieren? Eine Minute + fünf bis zehn Minuten, um das neue Profil etwas zu füllen. Was brauche ich für mein Profil? Profilfoto, Stichpunkte zu deinen Themengebieten, Fähigkeiten und Sprachkenntnissen (ähnlich wie bei Xing), Verbindung zu einem oder mehreren Social-Media-Profilen und/oder deiner Webseite, kurzen Beschreibungstext zur Person. Wie werde ich bestätigt? Justin und sein Team überprüfen deine Verlinkungen und bestätigen dich kurz darauf. In Zukunft können dich drei Personen aus dem HackPack-Netzwerk, die dich kennen, bestätigen. Welche Job-Angebote gibt es? Alle möglichen Jobs aus der Medienbranche, auch für PR. Feste Suchbegriffe sind beispielsweise: Editor, Journalist, Fotografen, Producer, Videographer, Blogger oder PR-Professional. Kann ich auch Geschichten vorschlagen? Du kannst auch deine Story auf HackPack pitchen. Öffentlich oder geheim. Wie verhandle ich meinen Lohn? Wie im echten Leben. Momentan macht HackPack eine Umfrage, um Richtwerte für die Bezahlung von bestimmten Jobs in bestimmten Regionen bereitzustellen. Diese Zahlen sollen dann mehr Orientierung für beide Seiten bieten. Wie kommt ein Vertrag zustande? Das kommt auf die Vertragsparteien an: mit elektronischer Signatur (z.B. mit „DokuSign“) oder klassisch per eingescanntem Dokument. Wie läuft die Bezahlung ab? HackPack bietet einen Transaktionsservice an (kostet 7,5% Gebühr für jede

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der beiden Parteien). Die Kreditkarte des Auftraggebers wird belastet, wenn beide den Abschluss des Jobs bestätigen (ähnlich wie bei der Miet-Plattform Airbnb). Freelancer können zusätzlich eine sogenannte „Kill-Fee“ angeben, einen Betrag, der bezahlt werden muss, auch wenn der Auftraggeber später das Resultat nicht akzeptiert. Gibt es ein Rating-System? Ja. Die Rating-Fragen unterscheiden sich für die unterschiedlichen Jobs. Wer mit Justin persönlich gearbeitet hat, kann speziell „HackPack recommended“ werden. Justins Tipps für junge Journalisten: Tu, was dir Spaß macht! Einfach drauf los machen! „Go, act, create.“ Mach deinen eigenen Blog, deinen eigenen YouTube-Kanal – egal – aber fang heute damit an! Arbeite für eine kurze Zeit umsonst. Mach ein Praktikum und übe dabei jeden Tag: Interviews, Umgang mit Menschen, Schreiben, Drehen. So sammelst du wichtige Erfahrungen. Journalistenschulen sind gut, aber was wirklich zählt, ist „real life practice“. Lerne viele Sprachen! Je mehr Sprachen du sprichst, desto größer wird dein Netzwerk sein und desto mehr Job-Möglichkeiten bekommst du. Die Medienbranche schrumpft zwar, aber global gesehen ist sie dennoch riesig! Also auch mal international nach Jobs umschauen. Versuche Expertenwissen aufzubauen. Das kann ein bestimmtes Themenfeld sein, eine geografische Region oder eine technische bzw. kreative Fähigkeit. Und am allerwichtigsten: Zweifle nicht an deinen Fähigkeiten. Du bist heute schon bereit!

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Justin Varilek bezeichnet sich als „People-Person“ und sofort ist klar, was gemeint ist. Justin quatscht im Interview lustig drauf los und nach drei Minuten fühlt es sich wie ein Gespräch unter Freunden an. Zu amerikanischen College-Zeiten entscheidet er sich für die Fremdsprache Russisch, weil die russisch-sprachige Bevölkerung eine der größten der Welt ist. Nach wenigen Jahren in Moskau hat er sich durch seine Arbeit als Journalist ein Netzwerk aufgebaut. Doch die reale Welt ist nicht genug! Also gründet Justin Varilek das internationale, virtuelle Netzwerk HackPack. press, das Journalisten und Auftraggeber auf der ganzen Welt verbindet.

Anja Pross erzählt Geschichten am liebsten vor oder hinter der Kamera – auf jedem Fall in Bewegt-Bild. Sie ist derzeit Volontärin bei TV BAYERN LIVE* und Plenum TV. Weil Journalisten heutzutage aber (fast) alles können und sie immer neugierig ist, schreibt sie diesmal für das NJB Magazin und hat mit Justin Varilek gesprochen.

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Neue Deutsche Medienmacher: Mentorenprogramm fĂźr Nachwuchsjournalisten mit Migrationshintergrund

Von Florian Reil 72


Vom syrischen Geflüchteten zum preisgekrönten deutschen Journalisten. So sah der Weg von Tarek Khello aus – in nur vier Jahren. 2013 floh er nach Deutschland, lernte schnell Deutsch und wollte unbedingt Journalist werden. Leicht hatte er es als Vertriebener nicht, einfach so in eine Redaktion zu kommen und zu schreiben oder Fernsehbeiträge zu machen. Genau das macht Khello heute als Redakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). In diesem Jahr gewann er sogar den Axel-Springer-Preis für junge Journalisten für einen Fernsehbeitrag über Schleppernetzwerke. Diese steile und erfolgreiche Karriere verdankt er auch dem Mentorenprogramm der Neuen Deutschen Medienmacher (NdM). Die Karriere von Tarek Khello ist nur eines vieler Beispiele von Nachwuchsjournalisten in Deutschland, die gebürtig aus einem anderen Land kommen. Andere Teilnehmer des Mentorenprogramms für junge Journalisten mit Migrationshintergrund arbeiten heute bei Spiegel TV, der Nachrichtenagentur Reuters 73


oder bei renommierten Tageszeitungen. Genau das ist auch das Ziel des Programms: „Damit die Redaktionen deutscher Medien bunter werden“, heißt der Slogan. Noch immer hätten es Kinder von Einwanderern oder Geflüchteten schwer, in der Medienbranche Fuß zu fassen, sagt Ebru Tasdemir von den NdM. Aber dabei sei genau das so wichtig, findet die Journalistin, deren Eltern selber als Einwanderer in deutschen Fabriken gearbeitet haben. „Die Bevölkerung muss sich auch in den Redaktionen widerspiegeln“, fordert sie und nennt Zahlen: „Nur jeder fünfzigste Journalist in Deutschland hat einen Migrationshintergrund.“ Dabei leben in Deutschland viel mehr Ausländer, Menschen aus Einwanderungsfamilien und Flüchtlinge – und viele journalistische Geschichten haben gerade jetzt mit Integration, Einwanderung und Flucht zu tun. Umso wichtiger sei es, so Tasdemir, „den Alltag und die Ge74


schichten auf der Straße“ abdecken zu können. Redakteure, die selber aus solchen Familien stammen, haben es leichter, erstens Themen in diesem Milieu zu finden und zweitens zu recherchieren, sagt die Journalistin und Betreuerin des Mentorenprogramms: „Die sprachliche Barriere zwischen Redakteur und Protagonisten ist natürlich dann viel geringer.“ Am Ende sei das ein großer Profit für die Redaktion und für den Leser, Zuhörer oder Zuschauer. Deswegen kann Tasdemir nur den Kopf schütteln, dass „die Personalpolitik bei den Redaktionen oft noch immer sehr homogen ist.“ Die 44-Jährige hat selbst zu Beginn ihrer journalistischen Karriere gespürt, welche Vorurteile es über ihren ausländisch klingenden Namen gegeben hat: „Können Sie überhaupt Deutsch schreiben?“, fragte sie der Redakteur bei ihrem ersten Praktikumsplatz. „Ich bin doch in Deutschland geboren und aufgewachsen“, sagt sie heute. Ihren Willen, Journalistin zu werden, haben diese Sätze, die sie noch öfter hören sollte, nicht 75


gebrochen. Sie studierte Journalismus und arbeitete unter anderem für die taz. Seit 2012 vermitteln die Neuen Deutschen Medienmacher Jungjournalisten mit Migrationshintergrund an Mentoren. Die sind erfahrene, bekannte Journalisten mit viel Berufserfahrung. Eine ist Dunja Hayali vom ZDF, ein Anderer ist der Informationsdirektor des Bayerischen Rundfunks, Thomas Hinrichs. Wie bei anderen Mentorenprogrammen vermitteln die Mentoren Praktikumsplätze in renommierten Medienhäusern, helfen beim Einstieg in das Berufsleben, geben Tipps und überzeugen auch die eigenen Redaktionen, wie wichtig Nachwuchsjournalisten mit Migrationshintergrund sind. Jedes Jahr bewerben sich 120 junge Nachwuchsjournalisten um einen Platz im Mentorenprogramm. Am Ende werden nur 50 genommen. Seit dem vergangenen Jahr gibt es ein Extrakontingent für Geflüchtete, die Journalisten werden wollen. So hat es auch Tarek Khello gemacht – und ist so zum MDR 76


gekommen. „Wichtig ist“, erklärt die Programm-Koordinatorin Ebru Tasdemir, „dass die Bewerber bereits den Weg in den Journalismus eingeschlagen haben.“ Entweder sollen sie Journalismus oder einen ähnlichen Studiengang in den letzten Zügen studieren oder schon als Freie Mitarbeiter für ein Medium arbeiten. Am 15. September 2018 endet die nächste Bewerbungsfrist.

Florian Reil hat Politikwissenschaft studiert. Zuletzt hat er aus Rom über den Papst und den Vatikan berichtet, heute arbeitet er als freier Journalist in München. Journalist sein heißt für ihn vor Ort zu sein und Infos aus erster Hand zu liefern. Florian twittert unter @F_Reil.

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Who is Who

In den letzten Monaten hat sich beim NJB einiges getan. Im Beirat engagieren sich viele neue Mitglieder und auch der Vorstand ist neu besetzt: Leonie Sanke (24) ist seit Juli Vorsitzende, Franziska Stadlmayer (24) Geschäftsführerin und Eleni Kofekidou (23) übernimmt das Finanzreferat. Leonie und Franziska sind aktuell beide in der 55. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule, Eleni absolviert den Masterstudiengang „Digitale Medien“. Persönlich kennenlernen könnt ihr die drei jederzeit bei einem der NJB-Stammtische. Hier stellen sie sich euch schon mal kurz vor. 82


Leonie Sanke Dass ich Journalistin werden will, weiß ich seit… meinem ersten Journalismus-Seminar an der Uni Passau. Eigentlich wollte ich immer zum Film oder Theater. Dass ich auch gerne schreibe und sogar Lokaljournalismus Spaß machen kann, habe ich erst relativ spät erkannt. Ich bin zum NJB gekommen, weil... ich Lust darauf habe, Projekte und Workshops zu organisieren, die ich mir selbst als Nachwuchsjournalistin wünsche und die andere auf ihrem Weg in den Journalismus weiter bringen. Der NJB ist eine gute Möglichkeit, junge Journalisten untereinander und mit erfahrenen Kollegen zu vernetzen. Wenn ich nicht journalistisch unterwegs bin, findet man mich... im Idealfall mit meiner Kamera irgendwo in den Bergen, mit Freunden an der Isar, auf einem Indie-Konzert oder mit meiner aktuellen Lieblingsserie auf dem Sofa. Mein größtes Erfolgserlebnis... war bis jetzt, dass ich an der Deutschen Journalistenschule angenommen worden bin. Ich hätte nie gedacht, dass ich nochmal so gerne zur „Schule“ gehen würde. Mein Plan B zur Journalistenkarriere… existiert nicht. Da muss ich jetzt wohl durch. In zehn Jahren möchte ich… für das gut bezahlt werden, was ich schon jetzt gerne mache: Spannende Menschen treffen, Geschichten erzählen, die mir wichtig sind und die Welt in schönen Bildern einfangen. Und ein eigener Hund wäre schön.

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Franziska Stadlmayer Wenn ich nicht als Journalistin unterwegs bin, trifft man mich… Wenn ich mich aufraffen kann, beim Joggen. Ansonsten grundsätzlich mit Kaffee und Buch auf der Couch oder mit meinem Laptop beim Serien schauen. Dabei bin ich der restlichen Menschheit grundsätzlich ein paar Jahre hinterher: Vor zwei Wochen habe ich endlich die letzte Folge „Sopranos“ gesehen. In der Themenkonferenz kämpfe ich für... ehrliche und ungewöhnliche Geschichten, denn Journalisten sollten immer bereit sein, sich überraschen zu lassen. Vor allem aber kämpfe ich gegen Katzenartikel. Mein Plan B zur Journalisten-Karriere... Als Kind wollte ich gerne Lehrerin werden. Das vielleicht dann doch nicht mehr. Grundsätzlich habe ich früher auch Bücher schreiben für einen sehr angenehmen Job gehalten. Falls da der Erfolg ausbleiben sollte, muss ich wohl PR machen. Am liebsten will ich werden wie... Das Radiotalent eines jungen Thomas Gottschalk hätte ich schon gerne. Allerdings nur mit einer normalen Garderobe. Aber allgemein habe ich da keine bestimmte Person vor Augen. Ich möchte jemand werden, der ehrlichen und qualitativ hochwertigen Journalismus lebt. Ich bin zum NJB gekommen, weil… ich es sehr wichtig finde, dass junge Journalisten eine Anlaufstelle haben. Der NJB unterstützt, fördert und vernetzt Nachwuchsjournalisten und leistet damit einen wichtigen Beitrag, um den Mediennachwuchs für die Zukunft fit zu machen. Ich durfte selber schon von Netzwerken und Angeboten profitieren und freue mich, wenn ich jetzt anderen dabei helfen kann! Ich liebe meine Job, weil… er jeden Tag anders ist. Es gibt in jedem Job gute und schlechte Tage. Aber dann finde ich ein tolles Thema, bei dem ich das Gefühl habe, das muss berichtet werden. Oder ich treffe einen Menschen, der mich auf irgendeine Art inspiriert. Und dann weiß ich wieder, wieso ich Journalismus liebe. Nachwuchsjournalisten rate ich… Lasst euch den Job nicht schlecht reden. Ja, die Zeiten für junge Journalisten waren schon einmal besser, aber Journalismus ist ein wichtiges und spannendes Berufsfeld und braucht motivierten und engagierten Nachwuchs. Also haltet an euren Idealen und hohen Ansprüchen fest, es lohnt sich!

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Eleni Kofekidou Was mir viel bedeutet… ist die Idee des Journalismus, mit offenen Augen und Ohren durch das Leben zu gehen. Sich für die Umwelt und die Menschen um einen herum zu interessieren. In den letzten Monaten hatte ich die Gelegenheit zu erleben, wie sehr Menschen in den verschiedensten Teilen der Welt ehrliches Interesse wertschätzen. Ehrliches Interesse bedeutet für mich, sich für andere Menschen und das, was sie tun zu begeistern. Und das nicht aus beruflichen Gründen oder um daraus einen Vorteil zu erzielen, sondern einfach aus dem puren Interesse an der Sache heraus. Ich schätze... die Kreativität, die die tagtäglichen Probleme in mir auslösen. Am liebsten möchte ich jeden Tag auf die unterschiedlichsten Herausforderungen treffen, denn das lässt einen im Alltag und auch im Arbeitsleben nicht träge werden. Meine Devise lautet „Der Mensch braucht Abwechslung“, denn die Routine lässt alles langweilig und grau erscheinen. Eines meiner großen Ziele ist es,... möglichst viele Sprachen zu lernen. Natürlich stehen einem viele Türen offen wenn man Englisch spricht. Aber mit den verschiedensten Menschen auf der Welt in ihrer jeweiligen Muttersprache kommunizieren zu können, eröffnet nochmals ganz andere Einblicke. Über ihre Muttersprache können Menschen Dinge erzählen oder darstellen, die in einer Fremdsprache ganz anders wirken: Man findet nicht immer die richtigen Worte. Auch viele Informationen auf der Metaebene gehen verloren. Wenn ich als Journalist etwas von einem Menschen erfahren möchte, dann finde ich einen viel besseren Zugang zu ihm und dem, was er mir mitteilen will, wenn ich seine Sprache spreche. Ich bin... eine eher untypische Journalistin. Denn ich weiß nicht, ob ich irgendwann einmal tatsächlich als Journalistin im klassischen Sinne tätig sein werde. Stattdessen bewege ich mich in die generelle Richtung, in der ich mich beruflich sehen will. Ich möchte meine Zukunft nicht für etwas reservieren, was ich noch nicht wissen kann. Dadurch passiert es nämlich, dass man blindlings einem sich selbst gesetzten Ziel entgegen eifert und dabei an den vielen Möglichkeiten vorbeiläuft, die sich einem auf dem Weg dahin auftun.

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Who is Who

Marc Dugge – Medienprofi und ehemaliges NJB-Mitglied – stellt sich vor. 86


Marc Dugge Ich bin zum NJB gekommen, weil... ich Lust hatte, Journalisten kennenzulernen, Einsteiger wie mich und Berufserfahrene. Immer wieder hatten wir interessante Gäste, die aus ihrem Alltag erzählt haben: Seite Drei-Chefs, Sport-Chefs, Redaktionsleiter... Mein größter Erfolg war… vielleicht eine investigative Recherche für hr-iNFO zu einem Programm, mit dem ein Mobilfunkanbieter seine Kundendaten zu Geld machen wollte. Der Anbieter stoppte die Pläne dann auf Druck der Politik. Zu sehen, wie aus einer kleinen Information eine große, monatelange Recherche wird, die dann in verschiedenen Medien zitiert wird und letztlich politische Konsequenzen hat – sehr faszinierend. Ich liebe meinen Job, weil… ich mir kaum eine spannendere Tätigkeit vorstellen kann. Als Auslandskorrespondent fremde Länder bereisen, andere Denkweisen erfahren und dem deutschen Publikum vermitteln. Das macht mir riesigen Spaß. Gelegentlicher Ärger und Stress sind da schnell vergessen. Wenn ich nicht arbeite, dann… verbringe ich viel Zeit mit Freunden. Hier in Madrid natürlich am liebsten in Tapas-Bars. Auf meinem Weg in den Journalismus prägte mich… vor allem eine Reihe von Begegnungen mit Journalisten. Mehrere Reporter, Moderatoren und Redakteure, denen ich in Praktika oder im Volontariat begegnet bin, haben mich beeindruckt: Mit ihrem Gefühl für Themen, für Sprache, mit ihrem Gespür für das Wesentliche oder für größere Zusammenhänge. Nachwuchsjournalisten rate ich… möglichst viel Praxiserfahrungen zu sammeln – und in den Redaktionen viel zu fragen: Warum schreibst Du das so und nicht so? Kannst Du mal über meinen Text schauen? Welche Tipps hast Du für mich? Meine größte Panne war… als mich eine RBB-Moderatorin zu einer Thunfisch-Fang-Konferenz in Marrakesch live befragt hat und ich während des Gesprächs merkte, dass die Moderatorin Thunfisch-Expertin war – und ich eigentlich keinen blassen Schimmer von der Materie hatte.

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Impressum Herausgeber Nachwuchsjournalisten in Bayern e.V. Der NJB ist eingetragen unter VR München 10 080 und als gemeinnützig anerkannt vom Finanzamt München. www.njb-online.de Redaktionsleitung Stefanie Witterauf, Dominik Wolf Autoren Andreas Rossbach, Anja Pross, Anna-Elena Knerich, Annemarie Rencken, Astrid Probst, Dominik Wolf, Florian Reil, Katharina Mau, Manuel Stark, Maria Seigner, Okan Belikli, Sarah Maier, Stefanie Witterauf Schlussredaktion Anna-Elena Knerich, Marie Arendt, Dominik Wolf Art Direction & Layout Hannah Wiesner, David Melzer (Abel&Stone) Illustrationen Colin Dörffler (Cover), Sophie Herz (S.56 + 59), Joseph Töreki (S.65 + 71) Fotografien Lorraine Hellwig (S. 26-27, S42) Vorstand Leonie Sanke, Franziska Stadlmayer, Eleni Kofekidou Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Die Zeitschrift, alle in ihr enthaltenen Abbildungen und Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jeglicher Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet. Ausgabe: Nr. 01/2017 Erscheinungsdatum: Oktober 2017

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Fotocredits Cover:

Idee: Colin Dörffler

Bild: Jeremy Brooks via Flickr

U1/2:

Thilo Hilberer via Flickr

U3/4:

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S.09 privat S.10

Jlhopgood via Flickr

S.13

Alle Bilder: privat

S.14

PresseClub München e.V.

S.18

PresseClub München e.V.

S.21 privat S.23

Anja Schauberger: Julia Schneider

S.25 privat S.26-27

Lorraine Hellwig

S.28

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S.31

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Julia Stein: NDR/ David Paprocki

Autorenbild: privat

S.32-33

Reggae Band

S.34

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S.38 privat S.39

Schuhbecks Internet GmbH

S.40-41

dvdflm via Flickr

S.42

Lorraine Hellwig

S.47

Alle Bilder: Sarah Maier

S.51

Media Lab Bayern

S.52

Lina Timm: Goran Gajanin

Autorenbild: privat

S.54

Illustration: Sophie Herz

S.57

Illustration: Sophie Herz

Autorenbild: privat

S.59

Stefanie Witterauf

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Stefanie Witterauf

Autorenbild: privat

S.64-65

Bert Kaufmann via Flickr

S.66+69

Illustration: Joseph Töreki

S.69

Justin Varilek: J. Schwepfinger

Autorenbild: privat

S.75 privat S.76-77

Regan Walsh via Flickr

S.78-79 tokyoform S.81 privat S.82 privat S.83 privat S.84 privat S.86

EricRobson214 via Flickr




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