njb edition dreißig (2014)

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EDITION: DREIßIG Das Heft der Nachwuchsjournalisten in Bayern e. V. Ausgabe zwei | Oktober 2014




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edition: dreißig Das Heft der Nachwuchsjournalisten in Bayern e. V. Ausgabe zwei | Oktober 2014

Das Abenteuer geht weiter. Mit dem 30. Geburtstag sind die Nachwuchsjournalisten in Bayern älter als seine aktivsten Mitglieder. Jüngst das dreißigste Wiegenfest hinter sich gebracht haben auch: das mobile Telefongerät. Der erste Apple von Macintosh. Die erste Email, die von einem Deutschen verschickt wurde. Mobil sein, schnell kommunizieren und eine sich exponentiell ausbreitende Informationsfülle haben unsere Gesellschaft und die Art, Journalismus zu machen, die letzten drei Jahrzehnte enorm verändert. Werden wir aufgrund der rasanten technischen Neuerungen beim nächsten runden Ehrentag des NJB schon in der Lage sein, uns bei der journalistischen Recherche telepathisch anzufunken? Oder werden wir allesamt Kontaktlinsen von Google tragen? Zeitungen erlebbar in 3D-drucken? Die Zukunft des Journalismus wird wahrscheinlich unsere kühnsten Erwartungen übertreffen. Wie sich das Berufsbild des Journalisten weiterentwickeln wird: Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass wir die Generation sind, die dieses Berufsbild die nächsten 30 Jahre entscheidend mitprägen kann. Und das wird spannend – trotz aller Schwarzseherei, die derzeit in unserer Branche umgeht. Veronika C. Dräxler Caroline von Eichhorn Natalie Mayroth Sonja Steppan


Was ist der NJB? Der NJB ist ein Netzwerk junger Journalisten und Starthilfe in den Journalismus. Unser

Anliegen:

Berufseinsteiger

verknüpfen

und Qualitätsjournalismus fördern. In seinem 30-jährigen Bestehen hat der NJB zahlreiche Partnerschaften aufgebaut, von denen die Mitglieder bis heute profitieren. In Seminaren lernen NJBler z.B. Podcasting, Rhetorik oder Videojournalismus. Recherchereisen und Infoabende gewähren den Jungjournalisten Einblick in die Medienwelt. Beim Tutoratsprojekt in Kooperation mit dem Presseclub München können sich Berufseinsteiger ein Jahr lang von einem Profi begleiten lassen. Ein weiterer Vorteil des NJB: Für 15 Euro erhalten Mitglieder einen Presseausweis.

Mitglied werden! Möchtest du dich journalistisch weiterbilden? Neue Medien kennenlernen? Einen Presseausweis? Dich mit Journalisten austauschen? Interessante

Medienmacher

kennenlernen?

Recherchereisen unternehmen? Dann ist der NJB das Richtige für dich! Die Mitgliedschaft kostet jährlich 30 Euro für unter 26-Jährige und 50 Euro ab 26 Jahren. Auf www.njb-online.de kannst du dich anmelden.

Newsletter? Im regelmäßigen NJB-Newsletter erhältst du alle Termine und Neuigkeiten. Zum Abonnieren schick uns eine Mail an: njbnewsletter+subscribe@googlegroups.com

Mitschreiben? Hast du Lust, für die NJB edition zu schreiben? Nur zu. Wir sind gespannt auf enthüllende Berichte, aufregende Reportagen und deine Textideen! Melde dich bei: natalie.mayroth@njb-online.de


INHALT edition: dreißig von Seite eins bis achtundfünzig

Happy Birthday NJB 08-09 Kein Plan B : Christiane Hawranek 10-13 Kurz vor 30 - was jetzt? Thomas von Eichhorn

14-17

Wer gibt mir noch ein Praktikum? Mindestlohn im Journalismus

18-21

Ich begrüße die Digitalisierung: Evelyn Dragan 22-25 Mein Blog, das bin ich: Alice Huynh 26-29 Es bleibt nicht aus, als Person zu überzeugen: Bastian Brauns

30-37

Wir wollten anstacheln: Franz Wamsler 38-41 Hohe Standards für arme Studenten: STANDARDS but POOR

42-45

Wer, wenn nicht wir? Lokalberichtserstattung in Krisengebieten

46-47

Sprache - mehr als ein Arbeitswerkzeug: Marcel Vogt 48-51 Ein NJB-Mitglied stellt sich vor: Jovana Reisinger 52-53 Ein NJB-Coach stellt sich vor: Bastian Brinkmann

54-55

Jubiläumsrätsel 56 Impressum 57 Fotografenverzeichnis 58


„Liebe Nachwuchsjournalisten, 30 ist das neue 20 und deswegen fängt das Leben jetzt erst richtig an. Herzlichen Glückwunsch zum puren Leben.“ Ariane Alter, Moderatorin PULS TV

„Alles Gute und weiter so!“ Bettina Dobe, Teilnehmerin des Mentorenprojekts und Mitarbeiterin digitale Ausgabe Süddeutsche Zeitung

„Alles Gute zum 30. Geburtstag!“ Matthias Dachtler, CvD PULS TV

„Durch die Diskussionen mit erfahrenen Journalisten hat der NJB mir vor 15 Jahren wertvolle Einblicke gegeben. Mir wurde klarer, was ich später einmal journalistisch machen möchte. Im diesen Zeiten des Umbruchs dürfte diese Orientierungshilfe des NJB für junge Medienschaffende noch wichtiger sein als damals für mich. Alles Gute!“ Marc Dugge, Moderator und Redakteur Hessischer Rundfunk

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„Durch den NJB habe ich nicht nur viele interessante Medienleute kennengelernt, der Verein hat mir auch die Möglichkeit gegeben, spannende Workshops durchzuführen, und mich in etliche Länder und Städte geführt: Bulgarien, Berlin, Kiew, Taiwan, Straßburg, Brüssel. Alles Gute!“ Caroline von Eichhorn, Journalistin beim Bayerischen Rundfunk und der Süddeutschen Zeitung, ehemalige Vorsitzende des NJB

„Ich bin frischgebackenes NJB-Mitglied und hoffe, dass es euch mit mir zusammen noch ganz lange gibt!“ Claudia Gerauer, Radioautorin PULS

„Nachwuchsjournalisten treffen, News aus anderen Medienbereichen bekommen und aktuelle Seminare sowie Infos zu Job-Angeboten – die Mitgliedschaft im NJB lohnt sich. Bei den Stammtischen kann man übrigens auch einfach mal so ein Bier trinken. In diesem Sinne: Happy Birthday, NJB!“ Marc R. Hofmann, freier Journalist, Politik-Student und NJB-Mitglied

„Der NJB war für mich eine wichtige Starthilfe in den Journalismus: Durch die Kooperationsseminare mit der Hanns-Seidel-Stiftung habe ich mein journalistisches Handwerkszeug gelernt, durch die jours fixes Kontakte in die Medienbranche erhalten, durch die Tätigkeit als NJB-Geschäftsführer wertvolle Erfahrungen gesammelt und durch die Stammtische Kontakte zu anderen Nachwuchsjournalisten geknüpft. Deshalb wünsche ich dem NJB, dem Vorstand und

Happy


allen Mitgliedern herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Der NJB ist jedenfalls enorm wichtig für den Medienstandort Bayern, für den ich mich heute in meinem Job beim MedienCampus Bayern engagiere.“ Markus Kaiser, Journalist, Dozent und Geschäftsstellenleiter des MedienCampus Bayern e. V.

„30 Jahre NJB bedeuten 30 engagierte Jahre als Starthilfe für junge Journalisten. Unser Beruf ändert sich dramatisch und durch die etablierte Arbeit des NJB sind engagierte Mitglieder trotz der Umwälzungen immer vorne mit dabei. Meinen Glückwunsch für eure Innovationskraft und das Engagement.“ Matthias J. Lange, redaktion42, ehemaliger NJB-Vorsitzender

„30 ist das neue 20. Frisch bleiben, lieber NJB! Und weiter so viel Mut, Engagement und Neugier beim Texten, Filmen und Vernetzen.“ Florian Meyer-Hawranek, freier Journalist für Fernsehen, Hörfunk und Print

„Lieber NJB, du und ich, wir führen eine Fernbeziehung. Du in Bayern. Ich in Berlin. So ganz kann ich nicht loslassen. Weil wir eine schöne Zeit zusammen hatten. Weil du mir den Journalismus greifbar gemacht hast. Ich durch dich dazu gelernt habe. Den perfekten Weißabgleich im VJ-Seminar oder dass über Technik bloggen Spaß machen kann. Und dass Schreiben auch immer Verantwortung heißt. Danke für die interessanten Begegnungen, Seminare, Erfahrungen. Werde alt und bleibe jung!“ Filiz Penzkofer, Kolumnistin für den BR, freie Autorin und ehemalige Geschäftsführerin des NJB

„Aus den Reihen des PresseClubs ist sie entstanden, die Idee NJB. Deshalb bin ich ja schon auch ein wenig stolz auf unsere Nachwuchsjournalisten und auf das, was Ihr so alles auf die Beine stellt und in den letzten 30 Jahren erreicht habt! Ich wünsche Euch für die Zukunft weiter so viel Erfolg und freue mich auf viele weitere gemeinsame Projekte, wie das Mentoringprogramm!“ Günther Elia Treppner, stellvertretender Geschäftsführer des PresseClubs München

Birthday NJB!

„Der NJB war und ist ein Pool von engagierten und sympathischen jungen Journalisten, die sich leidenschaftlich für ihre Journalistengeneration einsetzen. NJB, das war für mich die Chance, Verantwortung zu übernehmen, Kontakte zu knüpfen, Jobs zu bekommen. Engagement im NJB lohnt sich – in Zeiten des sich wandelnden Journalismus mehr denn je.“ Eva Werner, Bildungsreferentin im DJV und ehemalige Vorsitzende des NJB

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»Kein Plan B« Die Hürden auf dem Weg zum Traumberuf Journalismus hat Christiane Hawranek gemeistert und in diesem Jahr bereits vier Journalistenpreise gewonnen. Sie arbeitet für den Bayerischen Rundfunk und die ZEIT, war vier Jahre lang Geschäftsführerin beim NJB und ist dieses Jahr ebenfalls 30 geworden. von Veronika C. Dräxler

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Als Studiengang habe ich Theater-, Medien- und Politikwissenschaften gewählt, weil ich erfahren hatte, dass es nicht unbedingt nötig ist, Journa-

Foto: Veronika C. Dräxler

lismus zu studieren, wenn man Journalist werden will. Sondern, dass es besser ist, etwas zu studieren, was man thematisch interessant findet und worüber man berichten möchte. Ich hatte ein Kultur-Faible, bin gerne ins Theater gegangen, habe ReclamHefte gewälzt. Kulturjournalistin, das wäre es, habe ich mir gedacht. Deshalb Ich schreibe Tagebuch, seit ich schrei-

Theaterwissenschaften. Während des

ben kann. Bis heute. Daher habe ich

Studiums habe ich beim Bayerischen

schon immer für mich gewusst, dass

Rundfunk ein Praktikum im Studio

mein Beruf etwas mit Schreiben zu

Franken gemacht und war dann auch

tun haben soll. Ursprünglich wollte

freie Mitarbeiterin. Aber meine Stim-

ich Schriftstellerin werden, aber dann

me klang einfach ziemlich jung, noch

habe ich festgestellt, dass ich das, was

nicht seriös genug. Die Redakteure

in Wirklichkeit passiert, noch viel in-

waren zwar zufrieden mit meiner Ar-

teressanter finde als Fiktion. Ich hatte

beit, rieten mir aber, meinen Traum-

Deutsch Leistungskurs und mein Leh-

beruf nicht zu verbissen zu verfolgen,

rer hat mich beauftragt, etwas über

sondern lieber eine Zeit lang Lebens-

eine Schulveranstaltung zu schreiben.

erfahrung zu sammeln.

Meinen Artikel hat er an die Lokalzeitung weitergegeben, die ihn tatsächlich

Mir wurde außerdem klar, dass Jour-

gedruckt hat. Nach dem Abitur habe ich

nalist zu werden meistens nicht heißt:

dort - beim Fränkischen Tag in Forch-

Studium fertig, Festanstellung, Arbei-

heim - ein Praktikum gemacht. Mein

ten, sondern: sich erst einmal durchzu-

erster Mentor, der Redakteur Otto Lapp,

schlagen als freie Journalistin. Wollte

hat meine Texte ziemlich auseinander-

ich das? Konnte ich das? Ich überlegte

genommen. Sie waren voller Floskeln,

ernsthaft, mein Studium abzubrechen

ich dachte damals, „das macht man so.“

und mich für Medizin einzuschreiben.

An vieles, was er zu meinen Artikeln ge-

Aber dann hatte ich schon meinen

sagt hat, denke ich noch heute manch-

Studienplatz für ein Auslandsjahr in

mal beim Schreiben, zum Beispiel sag-

der Bretagne in Frankreich. Dort habe

te er: „Konkret ist besser als abstrakt.“

ich beim Uni-Radio moderiert. Das

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hat mir so viel Spaß gemacht, dass

schon währenddessen den Kopf darü-

ich mich entschieden habe, mich doch

ber zerbrechen zu müssen, was ich da-

durchzubeißen. Darum habe ich einen

nach in die Kritik schreiben soll.

kleinen Bewerbungs-Marathon hinge-

Dafür habe ich mein Interesse für die

legt. Ich habe mich unter anderem für

Medizin wiederentdeckt, weil ich es

ein BR-Volontariat beworben und bei

spannend finde, dass es bei diesen

der Deutschen Journalistenschule. Bei

Themen um Leben und Tod geht. Exis-

beiden habe ich es bis zur Endrunde

tenzielle Fragen kommen bei Themen

geschafft, leider nicht weiter. Aber ich

wie Organspende, Sterbehilfe oder

hatte mir fest vorgenommen Journa-

künstliche Befruchtung ganz automa-

listin zu werden, darum habe ich mich

tisch auf. Ein Vorbild ist für mich der

immer wieder aufs Neue beworben und

Medizinjournalist Bernhard Albrecht.

mich auch jedes Mal sehr intensiv auf

Er hat mal zu mir gesagt: „Es gibt Ge-

die Auswahlverfahren vorbereitet. Mir

schichten, die verändern dein Leben.“

hat jemand geraten: Wenn ich im Vor-

Klingt erstmal pathetisch, aber mir

stellungsgespräch gefragt werde, was

ist das auch passiert. Das waren „Die

ich tun würde, wenn ich eine Absage

Krankenschlepper“, die ich mit meinem

bekomme, dann sollte ich keinesfalls

Kollegen Marco Maurer für den BR

sagen: „Ich habe einen Plan B.“ Dann

und die Zeit recherchiert habe und für

sei man sofort draußen. Die Antwort

die wir durch Deutschland und nach

sollte sein: Ich will unbedingt Journa-

Russland gereist sind. Die Geschich-

listin werden und nichts anderes und

te hat uns sehr viele Nerven gekostet,

wenn es jetzt nichts wird, dann bewer-

war aber letztendlich für mich eine Art

be ich mich weiter. Letztendlich habe

Durchbruch. Wir haben im Vergleich zu

ich meine Journalistenausbildung an

den Honoraren erst einmal viel Arbeit

der Evangelischen Journalistenschule

und Zeit aufgewendet, die wir dann

in Berlin absolviert, was mir viele Türen

aber mit dem EU Health Prize for Jour-

geöffnet hat.

nalists, dem Dr.-Georg-Schreiber-Medienpreis und dem Axel-Springer-Preis

Zur Ausbildung gehörten auch Prakti-

mehr als zurückbekommen haben. Wir

ka, insgesamt habe ich acht gemacht,

hatten dann zusammen quasi eine

unter anderem beim BR, dem ZDF und

kleine Preisverleihungs-Tournee, das

der Süddeutschen Zeitung. Während

hat sehr viel Spaß gemacht. Nachdem

des Studiums habe ich mich auch mal

diese Geschichte geklappt hatte, habe

für drei Monate in eine Pressestelle

ich Mut gefasst, noch mehr schwieri-

„verirrt“– das war nichts für mich. Kul-

gere investigative Themen anzupacken

turjournalistin bin ich übrigens auch

- am liebsten im Team.

nicht geworden, weil ich viel lieber einfach so ins Theater gehe, ohne mir


Seit dem 01.09.2014 bin ich nun Pauschalistin bei der Redaktion Politik und Hintergrund des Bayerischen Rundfunks, für die wir auch die Krankenschlepper-Geschichte gemacht haben. Eine Festanstellung ist vielleicht irgendwann in Zukunft auch interessant, aber das käme auf die Art der Stelle an. Wochenweise habe ich auch schon als Chefin vom Dienst gearbeitet, das hat mir gefallen, aber ich habe einen großen Drang nach draußen zu gehen, um Interviews und Hintergrundgespräche zu führen und Themen auf den Grund zu gehen. Ich sehe mich vor allem als Reporterin. Würde ich nur im Büro sitzen, dann würde mir etwas fehlen. In dreißig Jahren? Da hoffe ich einen richtig großen Skandal aufgedeckt zu haben.“ Veronika C. Dräxler ist NJB-Mitglied und Gründerin des Blogs selbstdarstellungssucht.de. Sie sucht gerne nach den richtigen Fragen und führt am liebsten Interviews.

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Ich bin der arbeitssuchende Jung-Journalist tve. Im Jahr 2015 feiere ich meinen dreißigsten Geburtstag, also sagen wir lieber „Mittelalter-Journalist“ (einer im mittleren Alter, der Spaß daran findet, Texte oder Video-Beiträge zu publizieren). Das Bewusstsein, tatsächlich so alt zu werden, ist zwar schön, aber irgendwie auch seltsam. Bin ich nicht eben noch zur Schule gegangen? Damals (2005?! Ja, damals!) kurz vor dem Abitur war doch mein zwanzigster Geburtstag? Egal. Zehn Jahre vergingen und haben mir viele Erlebnisse gebracht, die ich in all ihrer Vielfalt nicht missen möchte. Was werden sie mir noch bringen? •

Ich habe im Rahmen eines FSJ im Sport eine Übungsleiterlizenz erworben, Kindergruppen

Ich habe eigenverantwortlich das Vereinsheft des TSV Trostberg zusammengestellt

Ich habe zehn (Zehn?! Ja, 10!) Praktika absolviert, etwa beim SZ-Magazin, beim BR oder bei

Ich habe als erste Veröffentlichung meines Journalistikstudiums einen Artikel über „Dirty

Ich habe in unserem Studentenradio mit einem Kollegen eine kritische und zugleich alberne

betreut und liebgewonnen.

arte in Straßburg – dass ich da jemals hinkommen würde...

Serie namens „Pegasüsschen und der Moderator“ eingeführt – und leider nach drei Folgen wieder abgesetzt. von Thomas von Eichhorn

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Kurz vor 30 – und was jetzt

Talk“ und die dazugehörigen sexuellen Vorlieben geschrieben.

Ich habe dank eines Seminars von Waldemar Hartmann gelernt, wie man Fußballreportagen

Ich bin mit einer Umfrage über den neuen Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg

Ich hätte beinahe exklusive Fotos der „Gorch Fock“ in den Spiegel gebracht – wäre ich nicht

Ich habe ein Auslandssemester in der unvergleichlichen Stadt Valparaíso in Chile verbracht.

Ich habe mit meinem Professor und zwei anderen Austauschstudenten Fotos weiblicher

Ich habe Persönlichkeiten wie den traditionellen Straßenverkäufer „Motemei“ kennenge-

Ich bin in aufregende Länder wie Japan, die Türkei, die USA, Brasilien, Island oder Uganda

Ich habe Schwedisch auf Anfänger-, Spanisch auf B2-Niveau und die drei wichtigsten Aus-

Ich habe in Marokko einen neuen Tanzstil etabliert, bin in einer argentinischen Radio-

erstellt. an meinem ersten Tag beim Trostberger Tagblatt gleich auf der Titelseite gelandet. ein paar Minuten zu spät dran gewesen.

und männlicher Gefängnisinsassen ausgestellt – Vorortrecherche inklusive. lernt und bin für ein Radio-Feature über ihn wieder nach Chile geflogen. gereist. drücke der chilenischen Jugend gelernt. sendung interviewt worden und habe in Tansania Heuschrecken gegessen (und das als Vegetarier...). Und jetzt?

Jetzt sitze ich als fast dreißigjähriger Journalist mit Diplom hier, habe doch bei Zeitungen, Magazinen, Radio- und Fernsehsendungen, Online-Portalen, Kurzfilmen und Vorstellungsgesprächen mitgewirkt, und merke mehr und mehr, dass es zwar nicht so schwer ist, einen Job zu finden, aber nicht so leicht, eine Arbeit zu bekommen. Im „Irgendwas mit Medien“-Bereich sowieso. Ein ehemaliger Bewerber für meine WG hat es so ausgedrückt: „Es ist als Journalist wahrscheinlich


genauso leicht, fest angestellt zu werden, wie eine Wohnung in München zu finden.“ Das Angebot ist in gewissem Maße da, aber die Konkurrenz eben auch. Tja, einfach ist es nicht gerade. Aber ist denn das Ziel tatsächlich, an all diesen Erfahrungen, nein, Erlebnissen, nur mitzuwirken, um letztendlich in seinem Traumberuf zu landen und diesen dann bis zur Rente auszuüben? Nein. Diesen sogenannten „Traumberuf“, also die eine optimale Berufung, die einem durchgehend Freude und nie Frust bereitet, gibt es doch eh nicht. Oder? Und sie zu bekommen, wo es doch so viele andere Leute gibt, die genau das auch wollen, ist das andere Thema. In meinen zahlreichen Seminaren wurde mir immer wieder eingebläut: immer zeigen, warum gerade du der Richtige bist, und vor allem immer dranbleiben. „Bitte sehen Sie diese Absage nicht als Minderung Ihrer Qualifikationen an. Ein anderer Bewerber hat dem Profil für unsere Stelle einfach etwas mehr entsprochen.“ Was tun? Man kann sich eine Nische suchen, die möglicherweise nicht so beliebt ist, aber dem Ideal schon sehr nahe kommt. Vielleicht hilft mir ja die Ausbildung zum Thema „Untertitel“, an der ich im Wintersemester teilnehmen darf. Oder bringt mir die zum Schriftdolmetscher mehr? Ich bin knapp unter dreißig und suche eine Arbeit, die richtig gut zu mir passt. Zugegeben: So richtig definitiv weiß ich noch nicht, welcher Richtung die jetzt am meisten entspricht. Aber die Leute sagen einem ja eh immer, dass man sich möglichst viele Möglichkeiten offen halten soll. Das ist bei mir der Fall. Und es macht Spaß, diesen Weg zu gehen, neue Sachen und dabei sich selber auszuprobieren. Denn eines hat mich die Erfahrung aus beinahe dreißig mal mehr, mal weniger aufregenden Jahren auf jeden Fall gelehrt, nämlich, was das Ziel ist: DER WEG. Na, hat jemand etwas Interessantes für mich?

Thomas von Eichhorn organisiert den Stammtisch beim NJB. Auf seinem Weg zum Ziel hat er in Eichstätt und Chile Journalismus, Soziologie, Sozialpsychologie und noch so einiges anderes studiert, das er jetzt gelegentlich einsetzt, wenn es brauchbar ist.

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L E R C H E N AU E R S T R . 2 9 • 8 0 8 0 9 M Ü N C H E N 0 8 9 - 3 6 0 0 8 0 9 0 • T E I C H H O R N @ W E B. D E • 0 1 5 7 - 7 3 8 5 2 4 7 4

Lebenslauf von

THOMAS VON EICHHORN ge boren

am

6.

M ai

1985

i n

S chwabm ünch en

LEBENSSTATIONEN 06/2005: Abitur am Hertzhaimer-Gymnasium Trostberg 09/2005 bis 08/2006: FSJ im Sport beim TSV Trostberg, Übungsleiter C Jugend 10/2006 bis 03/2007: Fernsehpraktikum in Redaktion und Technik beim Aus- und Fortbildungssender afk tv in München 02/2009 bis 03/2009: Lokalzeitungspraktikum in der Redaktion des Trostberger Tagblatts in Trostberg 02/2011:

Volunteer in der Onlineredaktion des Organisationskomitees Weltmeisterschaften in Gar misch-Partenkirchen

der

Ski-

03/2011 bis 04/2011: Fernsehpraktikum in der Nachrichten- und Onlineredaktion von Arte-Journal in Straßburg (Frankreich) 12/2011 bis 02/2012: Hörfunkpraktikum in der Wort- und Onlineredaktion des Aus- und Fortbildungsradios afk M94.5 in München 07/2012 bis 08/2012: Onlinepraktikum in der Redaktion des Süddeutsche-ZeitungMagazins in München 07/2013 bis 08/2013: Hörfunkhospitanz in den Redaktionen von Radio Mikro (Kinderfunk) und Zündfunk beim Bayerischen Rundfunk in München


STUDIUM 04/2007 bis 02/2013: Studium der Journalistik (Diplom) mit den Nebenfächern Soziologie und Sozialpsychologie an der Katholischen Universität EichstättIngolstadt → 07/2007 bis 02/2008: Redakteur und Schlussredakteur der Übungszeitung „Container” zum Thema „Schmutz” → 07/2008 bis 09/2008: Internes Praktikum (Zeitung, Zeitschrift, Radio, Fernsehen) → 09/2008 bis 02/2009: Bildredakteur des crossmedialen Magazins „Einsteins – Journal des Luxus und der Moden“ → 01/2011 bis 05/2011: Diplompraxisarbeit Hörfunk zum Thema „Schlechte Zeiten, gute Laune – 7 Tage mit einer chilenischen Persönlichkeit” (Feature/Porträt) mit Recherche in Valparaíso (Chile) → 03/2011 bis 11/2011: Diplomarbeit zum Thema „Anwälte, Ratgeber, Wachhunde: Journalisten und ihre Rollen in ausgewählten deutschen und USamerikanischen Spielfilmen aus den Jahren 2001 bis 2010 im Vergleich”

AUSLANDSSTUDIUM 07/2009 bis 02/2010: Auslandssemester an der Pontificia Universidad Católica de Valparaíso (Chile)

FREIE MITARBEITEN − −

Trostberger Tagblatt (seit 03/2009) Eichstätter Kurier (seit 06/2009)

FREMDSPRACHEN − −

Englisch (seit 1996, schriftlich und mündlich fließend) Spanisch (seit 2007, schriftlich und mündlich fließend)

− − −

Latein (seit 1998, gute Lesekenntnisse) Französisch (seit 2000, gute schriftliche und mündliche Kenntnisse) Schwedisch (seit 2012, Anfänger)


von Marc R. Hofmann und Stefanie Witterauf

»Mindestlohn im Journalismus: Wer gibt mir jetzt noch ein Praktikum?«

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Redaktionssitzung im August 2014, gerade wurde der Mindestlohn beschlossen. Wir diskutieren darüber, welche Auswirkungen er auf unseren Berufseinstieg in den Journalismus hat. Sollen wir uns freuen oder verbaut er uns die Chance auf spannende Praktika? Stefanie Witterauf und Marc R. Hofmann haben sich dem Thema angenommen. Erst einmal zu den hard facts: Der Mindestlohn wird im Januar 2015 eingeführt und soll 8,50 Euro pro Stunde betragen. Bei einer 40 Stunden-Woche sind das 1360 brutto im Monat, wobei noch Steuern, Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag abgehen. Er gilt an sich für alle Beschäftigten in Deutschland. Es soll allerdings Ausnahmen geben. Sie betreffen Zeitungsausträger, Saisonarbeiter, Langzeitarbeitslose und betrieblich Auszubildende. Eine weitere Sonderregelung gibt es für Pflichtpraktika während des Studiums, die bis zu drei Monate dauern können. Hier kann weniger oder auch gar nichts gezahlt werden. Stefanie: Pro Oft wird über die Ausbeutung der „Generation Praktikum“ gesprochen. Daran ändert sich vorerst für die meisten Pflichtpraktikanten nichts, solange sie nicht länger als drei Monate in einen Betrieb hineinschnuppern. Aber zumindest für jene, die außerhalb ihrer Pflichtpraktika zusätzliche Qualifikationen für die Berufswelt sammeln wollen, ist mit dem Mindestlohn Abhilfe in Sicht. Zusätzliche praktische Erfahrungen klingen sinnvoll – trotzdem zahlt man als Praktikant bisher häufig drauf. Viele Vollzeit-Praktika sind unterbezahlt, 40 Prozent nach einer Studie der HansBöckler-Stiftung aus dem Jahr 2011 sogar unbezahlt. Dass die verblieben 60 Prozent wesentlich besser entlohnt werden, kann angesichts einer Umfrage der jetzt.de-Redaktion bezweifelt werden. Auf dem extra eingerichteten Tumblr-Blog „Was Praktikanten verdienen“ haben sich bislang rund 150 ehemalige und aktuelle Praktikanten zu Wort gemeldet: Überstunden, Wochenendarbeit und trotzdem keinen Cent in der Tasche. Können sich also nur Kinder von reichen Eltern ein Praktikum leisten? Bei mir war es jedenfalls ähnlich: Ich habe 2011 mein erstes Praktikum im Journalismus gemacht. Die Redaktion war nicht groß, ich durfte viele Aufgaben selbst erledigen und meine Texte wurden abgedruckt. Dafür gab es 200 Euro im Monat, die schon fast in der Mittagspause für die Verpflegung drauf gingen. Am Wochenende habe ich gejobbt, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Damit


hatte ich eine 50+ Woche und konnte meine Ausgaben doch nicht ganz decken. Ohne Unterstützung von Zuhause hätte es nicht funktioniert. Als ich nach den Semesterferien an die Uni zurückgekommen bin, haben sich die Vorlesungen auf einmal wie Urlaub angefühlt! Natürlich ist ein Praktikum bei einem großen namhaften Verlag in einer Medienstadt wie München oder Hamburg beliebter als in der Lokalredaktion im Nachbarort. Wessen Wohnsitz sich nicht glücklicherweise in der Nähe befindet, für den ist diese Berufserfahrung mit einem temporären Umzug verbunden. Doch ein WG-Zimmer zu finden ist schwer, noch schwerer ein bezahlbares. Die Mietpreise waren noch nie so hoch wie im Moment. Nicht selten muss schon mehr für die Unterkunft bezahlt werden, als das monatliche Praktikantengehalt hergibt. Zudem sind die Medienstädte auch abseits des Wohnungsmarktes ein teures Pflaster. Besonders ohne Einkommen. Rechnet man einen durchschnittlichen Stundenlohn aus, so liegt dieser oft unter drei Euro. Davon kann man sich nicht einmal ein Feierabendbier leisten. Hier wäre der Mindestlohn eine echte Hilfe, um zumindest für die Basics selbst aufkommen zu können. Außerdem sind die Anforderungen, um überhaupt einen Praktikumsplatz zu bekommen, sehr hoch. Voraussetzung ist häufig mindestens ein absolviertes Praktikum in derselben Branche und ein erfolgreich begonnenes Studium. Selbst mit dem Bachelor und einem weiteren Praktikum in der Tasche ist nicht sicher, ob die Perspektive auf eine Festanstellung besteht. Nach dem Studium erneut als Praktikant – in der Rangordnung ganz unten anzufangen, keinen angemessenen Lohn für seine Leistung zu erhalten – das ist bisher die Regel in der „Generation Praktikum“. Die reine Ausbildung an der Universität ist schon lange nicht mehr genug. Zunehmend stellt sich die Frage, ob hier wirklich die eigenen Fähigkeiten verbessert werden sollen oder sich der Betrieb nur billige Arbeitskräfte erhofft. Erfahrungsberichte über Aufgaben wie Kaffeekochen oder Putzen verschlimmern den Ruf des unbezahlten Praktikums noch weiter. Ein Unternehmen, das mindestens 8,50 Euro pro Stunde bezahlen muss, wird sich überlegen, wofür es seine Praktikanten einsetzt.

Dabei sind Praktika unverzichtbar: Praktische Erfahrungen sammeln, den ersten Blick in die Berufswelt werfen, Kenntnisse ausbauen und sich spezialisieren. Dafür brauchen wir sie. Besonders bei längeren Hospitanzen leisten Praktikanten in der Regel vollwertige Arbeit bei mieser Bezahlung. Wer monatelang von Ersparnissen, Krediten oder auf Kosten von Mami und Papi lebt, wird zum Zweitjob am Wochenende oder zum Start ins Berufsleben getrieben, obwohl die Neugier, noch einen anderen Bereich kennenzulernen, längst nicht gestillt ist. Der kommende Mindestlohn macht wieder Lust darauf, etwas Neues auszuprobieren.

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Marc: Contra So gut und fair der Mindestlohn im ersten Moment auch klingt, die traurige Wahrheit ist: Im Journalismus sind knapp 1400 Euro eine Menge Geld. Selbst renommierte Zeitungsverlage zahlen ihren Praktikanten oder Hospitanten bisher oft gar nichts oder höchstens 450 Euro im Monat und mit etwas Glück einen Zuschuss für die Kantine. Heute ist es leider so, dass sich selbst so mancher Pauschalist und etliche freie Journalisten über diesen Verdienst freuen würden. Darum befürchte ich, dass der Mindestlohn die Anzahl der Praktikumsplätze und die zur Verfügung stehende Dauer eher verkürzen wird.

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Dazu ein paar Beispiele aus meinen bisher fünf Praktika im Studium: Eine norddeutsche Lokalzeitung zahlte mir 350 € für sechs Wochen und zumindest auf Nachfrage Kilometergeld für das de facto erforderliche Auto. Untergekommen bin ich dort während der Feriensaison nur, weil meine Eltern eine Ferienwohnung in der Nähe haben und ich ihr Auto benutzen durfte. Glück für das (relativ) reiche Kind also. In den vier Wochen in der Redaktion eines öffentlich-rechtlichen Senders und den drei Monaten in der regionalen Außenstelle einer europäischen Behörde habe ich hingegen nichts bekommen, dazu kamen noch Externen-Preise in der Kantine. Mindestens sechs Euro für ein Mittagessen war ich schnell los. Wenigstens konnte ich bei diesen Praktika bei meinen Eltern unterkommen oder am Studienort wohnen bleiben. Trotzdem bin ich für diese Praktika dankbar und das, obwohl ich hin und wieder auch mal Kaffee kochen musste. Jede dieser Stationen hat mich auf meinem Weg vorangebracht und war über eine kluge Ortswahl und einen Nebenjob auch zu finanzieren. Es ist ein Klischee, aber es stimmt wirklich: Am lehrreichsten war es in der Lokalredaktion. Wenn es anders gewesen wäre, hätte ich natürlich überlegt, ob ich bis zum Schluss weitermache. Ansonsten muss einem klar sein, dass es während der Ausbildung mehr um das Lernen als das Verdienen geht. Wenn ein Praktikum ist, was es sein soll, verursacht es in der Redaktion auch Arbeit. Unsere Fähigkeiten müssen erst richtig eingeschätzt, gemeinsame Textideen entwickelt und gegengelesen werden. Nicht zuletzt wollen wir Praktikanten hinterher ein Zeugnis für unsere Tätigkeit haben. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich arbeiten die meisten Praktikanten mit und schreiben gerade in der Lokalredaktion – je nach Vorkenntnissen – häufig schon binnen Tagen oder Wochen eigene Artikel und besuchen Termine, wie die „richtigen“ Redakteure oder freien Mitarbeiter auch. Allerdings reden wir hier über eine maximal auf drei Monate befristete Zeit während der Ausbildungsphase. Zugegebenermaßen wird es vermutlich nicht die einzige solche Phase während des Studiums bleiben. Ich halte sie trotzdem für sinnvoll.


Dennoch: Der Mindestlohn birgt auch mit diesen Ausnahmen Risiken für Berufseinsteiger. Diejenigen, in deren Studiengang kein journalistisches Praktikum vorgeschrieben ist oder die ihre Medienkompetenz noch nach dem Studium verbessern wollen (Stichwort „Trimedialität“), werden es schwer gegen die „billigeren“ Pflichtpraktikanten haben. Schon wegen der Krankenversicherung nehmen viele Redaktionen bereits heute nur eingeschriebene Studenten. Flexible Arrangements und Praktika „außer der Reihe“ werden so fast unmöglich. Meinen Praktikumsplatz bei besagter europäischer Behörde hätte ich „bezahlt“ wahrscheinlich nicht bekommen: Entweder hätte ich mich zentral in Brüssel bewerben und gegen viel mehr Interessenten durchsetzen müssen, oder die Stelle wäre gar nicht erst ausgeschrieben worden. Meine bisherige Erfahrung aus dem journalistischen Bekanntenkreis zeigt jedenfalls, dass die heiße Phase häufig erst mit dem Abschluss beginnt und bis zum Volontariat oder einer freien oder festen Beschäftigung in der Redaktion schnell noch ein Jahr mit mehreren Praktika und Bewerbungen vergeht. Sie sind oft sogar Einstellungsvoraussetzung für die Ausbildung im jeweiligen Medienhaus. Wenn diese Plätze nur noch an Pflichtpraktikanten gehen, die in einem frühen Stadium ihres Studiums oft noch gar nicht genau wissen, in welche Richtung sie wollen und in einem deutlich schulischer organisierten Bachelor- oder Masterstudiengang stecken, wird der Einstieg in den Journalismus noch schwieriger, als er es ohnehin schon ist. Und genau das brauchen wir nicht. Stefanie Witterauf hat Kommunikationswissenschaft studiert. Seitdem sie 19 Jahre alt ist schreibt sie als freie Journalistin für die Süddeutsche Zeitung. Wenn sie nicht auf Reisen ist, lebt sie in München. Bevor sie 30 ist möchte sie in allen europäischen Hauptstädten gewesen sein. Marc R. Hofmann studiert Politikwissenschaft und arbeitet als freier Journalist. Er hat u.a. für The Guardian, tagesschau.de und die Lübecker Nachrichten geschrieben. Seine Blog-Domain lässt er allerdings seit gut einem Jahr (bezahlt!) auf Inhalt warten.

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»Ich begrüße die Digitalisierung!« Schuld an diesem Interview ist eine Schuhschachtel. Sie steht auf meinem Kleiderschrank im Allgäuer Elternhaus und ist randvoll mit Briefen aus Evelyns Feder, die ich seit einer Dekade horte, angereichert mit Fotoautomatenbildern aus Zahnspangenzeiten und üppig dekorierten CD-Kompilationen. Gute zehn Jahre später sitze ich der Fotografin und Kommunikationsdesignerin Evelyn Dragan bei einer Saftschorle im Münchner Nage & Sauge gegenüber. Angesichts der Fülle adretter Basteleien war es relativ vorhersehbar gewesen, welch kreatives Potential hier schlummern würde: Zwischen Aufträgen für namhafte Kunden wie Herburg Weiland, Missy Magazine oder Neon hat sie 2012 gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Ramon Haindl das Online-Magazin CULT gegründet, das seinen metaphorischen wie sprichwörtlichen Fokus auf Fotografen und Filmemacher gerichtet hat. von Sonja Steppan

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Foto: privat

Dinge fände die junge Evelyn wahrscheinlich furchtbar spießig und doof, aber in vielerlei Hinsicht wurden meine Erwartungen und Vorstellungen absolut übertroffen und dafür bin ich heute sehr dankbar.

Evelyn, wir kennen uns ja noch aus der Zeit, in der man MySpace-Profile betrieb und Illustrationen aus der „Young Miss“ ausschnitt. Hast du rückblickend damals bereits die Vorstellung gehabt, kreativ gesehen dort zu landen, wo du dich jetzt befindest? Natürlich habe ich bereits gewusst, dass ich in Richtung kreatives Schaffen gehen möchte, aber das war noch sehr unkonkret. Ich hätte damals gar nicht so weit denken können. Klar, die Anlagen waren vermutlich vorhanden und ich hatte schon damals großen Spaß daran, zu gestalten – aber dass das mal in irgendeiner Weise mein Beruf sein würde, hätte ich mir damals nie ausgemalt. Selbst während meines Kommunikationsdesign-Studiums wollte ich eigentlich nie Fotografin werden; ich dachte, das sei ein Hobby, kein „richtiger“ Beruf. Ich denke heute oft darüber nach, was mein Teenager-Ich wohl zu der erwachsenen Version von mir sagen würde. Wenn ich jetzt die Gelegenheit hätte, Rücksprache zu halten darüber, was ich jetzt mache, würde dieses 15-jährige Ich vermutlich sagen: „Spinnst du?“ Manche

Die Grenzen der digitalen und analogen Welt sind bei dir seit jeher verschwommen. Du hast oft im echten Leben mit Internetbekanntschaften gearbeitet und umgekehrt. Wie kommt das und wird das mit der Digitalisierung in Zukunft so weitergehen? Natürlich vermischt sich das, denn ich werde auch häufig für Aufträge von Menschen akquiriert, die ich nicht kenne. Daraus sind schon viele tolle Freundschaften entstanden. Ich begrüße die Digitalisierung! Fotografie passiert zum Glück nicht nur vor dem Rechner – klar, man recherchiert passende Orte via Google und verabredet sich mit Menschen über Facebook oder Email, aber dann muss man rausgehen und aktiv werden. Im Kern hat sich nicht viel verändert, man zieht mit der Kamera los, muss eine gewisse Sensibilität im Umgang mit Menschen haben und sich schnell auf neue, unbekannte Situationen einstellen können. Das passiert im Kopf und das kann kein Handy oder Computer. Das Digitale ist einfach ein Werkzeug, das mir meine Arbeit in vielerlei Hinsicht erleichtert, deshalb bin ich offen für Veränderungen. Obwohl du ja zum Teil mit völlig Fremden arbeitest, wirkt es so, als könntest du immerzu eine gewisse Verletzlich-

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keit aus der Reserve locken. Oh, das ist mir noch gar nicht aufgefallen! (lacht) Gerade bei meiner persönlichen Arbeit ist es mir wichtig, die Dinge einfach auf mich zukommen zu lassen, nichts zu forcieren, einfach abzuwarten. Manchmal treffe ich mich auch ein zweites oder drittes Mal mit den Leuten. Es geht nicht um Geschwindigkeit, zum Glück

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Die farbliche und inhaltliche Ausgeglichenheit deiner Fotografien – steht die im Kontrast zur permanenten Reizüberflutung, die das Sammeln an Material für CULT so mit sich bringt? Mit Sicherheit bringt meine eigene Arbeit viel Balance ins Spiel. Aber es soll nicht so klingen, als würde mich die Recherche für CULT überfordern. Ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, welch großartige Portfolios wir von Leuten aus der ganzen Welt zugeschickt bekommen, das ist wirklich ein Geschenk! Wie kam es zur Gründung vom CULT Magazin? Ramon und ich haben CULT 2012 aus einer spontanen Idee heraus gegründet, um sämtliche Fotografen, die wir mögen, auf einem Fleck zu sammeln. Zunächst war das Projekt nur ein Tumblr-Blog, entwickelte sich aber schnell zu einer eigenständigen Online-Publikation mit selbst generierten Inhalten. Uns liegt es besonders am Herzen, authentische Erfahrungsberichte der Fotografen zu sammeln (On Struggling / On Dedication) – vor allem auch, weil es uns selbst sehr interessiert.

Beeinflusst die Tatsache, dass ihr ein Paar seid, eure Arbeit? Dieses Thema würde nochmal ein Fass aufmachen, aber für uns spielt das eigentlich keine primäre Rolle und die

Leute müssen das auch gar nicht unbedingt wissen. Ich glaube, beim Zusammenarbeiten gestaltet sich das ähnlich wie ein Projekt, das man gemeinsam mit einem guten Freund betreibt. Um den Bogen zu unserer Brieffreundschaft zu spannen – worüber freust du dich heutzutage bei analoger Post am meisten? Dass man sich in einer Freundschaft gegenseitig Briefe schickt, setzt ja meistens logischerweise voraus, dass man sich an unterschiedlichen Orten befindet. Da ist es häufig der Fall, dass man zwar die Highlights des anderen auf unterschiedlichen Kanälen mitbekommen, aber wenig am alltäglichen Leben teilhaben kann. Daher fände ich es fantastisch, ein Päckchen zu bekommen, in dem kleine Details diesen Alltag portraitieren: „Diese Blume habe ich am Dienstagnachmittag auf der Wiese neben meinem Haus gepflückt. Hier ist die Kinokarte vom Film XY, den ich vorgestern angeschaut habe.“ So in der Art. Für Ramon, meinen Freund, habe ich beispielsweise vor Kurzem einen Film vollgeschossen und ihm den dann zum Entwickeln geschickt. Ich selber hatte hernach schon völlig vergessen, was auf den Bildern jeweils drauf war. Solche Überraschungen finde ich immer super! Ich sehe schon, ich werde dir bald wieder schreiben müssen...


Sonja Steppan schreibt, lektoriert und gestaltet, zuletzt f端r den Art Directors Club e.V. Nach langen Reisen durch den Nahen Osten gr端ndete sie das Magazin Questrezine, um Kreativschaffende rund um den Globus miteinander zu verkn端pfen.

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Foto: Marina Scholze

von Caroline von Eichhorn

Alice im knielangen Röhrenrock, Alice in Lederjacke, dazu lange, glatte Haare, der Mund leicht geöffnet, sinnlicher Blick – und immer in schwarz gekleidet. Seit acht Jahren bloggt Alice Huynh, 24, auf iheartalice.de über Stil, ihre Entwürfe und ihr Leben als Modedesignstudentin. Mit fast 9000 Fans auf Instagram und etwa 4500 Fans auf Facebook gehört sie zu den bekanntesten Modebloggerinnen Münchens. Können Journalisten etwas von Modebloggern lernen, oder sollten wir uns da lieber nichts abschauen? Ich besuche Alice in ihrem Zimmer in Sendling. Sie tippt auf ihrem Laptop herum, wie immer in Schwarz gekleidet.

»Mein Blog, das bin ich«

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angenommen, wie etwa einen 50-EuroGutschein. Ich musste den richtigen Umgang damit erst finden.

Woran arbeitest du gerade? Ich fange mit Youtuben an und schneide einen Clip mit Impressionen von einem Wochenend-Ausflug mit zehn BloggerGirls. Eine Blogger-Freundin hat am Bodensee ihren Geburtstag gefeiert und eine Party organisiert. Dank eines Autoverleihs haben wir zwei Autos bekommen, wir haben in einem super Hotel geschlafen und Goodie-Bags erhalten – komplett kostenlos. Oh mein Gott, das war super Ihr habt euch also eine Geburtstagsparty sponsern lassen, weil ihr darüber bloggt. Unter Journalisten ist das Mischen von redaktionellen und werblichen Inhalten ein No-Go. Wie machst du solche Werbeinhalte für deine Leser transparent? Ich kennzeichne alles, was ich geschenkt bekommen habe, weil die Leser wissen wollen: ist das meine Meinung, oder ist das eine gekaufte Meinung? Am Anfang war das nicht so. Ich habe alle Sachen

Bist du damit nicht eine Werbefigur für die Modeindustrie? Sind Models nicht auch einfach Werbefiguren für die Modeindustrie? Ich finde jeder, der in der Öffentlichkeit ist oder sich öffentlich preisgibt, ist irgendwie eine Werbefigur einer bestimmten Industrie. Als Blogger kann man bis zu einem bestimmten Punkt noch selber entscheiden, wie weit man gehen möchte und was man bewerben möchte. Viele denken darüber nach, aber es gibt auch wiederum viele, die nicht darüber nachdenken. Gibt es Dinge, bei denen du sagst: Nein, die nehme ich nicht an? Ich bin zum Beispiel sehr gegen Billigklamotten von Modediscountern. Das wissen meine Leser. Mein Blog, das bin ich. Ich möchte darauf nicht lügen. Ich blogge nur über Artikel, die mir gefallen. Deswegen achte ich darauf: welche Teile nehme ich an, welche Schuhe nehme ich an. Nur weil mir jemand etwas zuschickt, bin das nicht gleich ich. Wie kamst du zum Bloggen? Ich war mit 16 Jahren fasziniert von japanischen Manga-Bloggerinnen und habe angefangen, gezeichnete Mangas online zu stellen. Dann kam ich mehr mit Mode in Kontakt und begann Modedesign zu studieren. Inzwischen hab ich meinen Stil gefunden: Ich schreibe über Mode, Design und Reisen.

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Du zeigst dich stets in schwarz. Warum keine andere Farbe? Ich glaube, das ist das Designerdasein. Seit ich studiere, trage ich schwarz. Schwarz beruhigt mich, das ist wie eine meditative Phase. Auch wenn das Schwarztragen nicht vielen zusagt, aber so bin ich. Außer beim Schlafen, da trage ich kein schwarz. Da fühle ich mich sehr unwohl. Modeblogs gibt es wie Sand am Meer. Wie ziehst du Leser auf deine Plattform? Ich habe gemerkt, die Leute mögen Selfies. Sie wollen sehen, was du machst, was du bist, was du isst. Sie wollen Bilder auf denen sie deine ehrliche Persönlichkeit erkennen können.

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Journalisten wollen auch Leser dazu gewinnen. Was können sich Journalisten von Bloggern abschauen? Marketingtechnisch können sich einige Journalisten sicherlich die „Ernsthaftigkeit“ von sozialen Netzwerken wie Twitter und Instagram abschauen. Die amerikanischen (Mode)-Journalisten machen es vor, haben eigene Accounts und nehmen die Leser auf private, exklusive Events und Co. mit. Ich denke, es ist für Leser und Fans sehr interessant, die Arbeit von Journalisten zu sehen. Du schreibst viel Persönliches. Wo ist deine Grenze? Ein bisschen was von seiner Privatsphäre muss man schon preisgeben, aber man sollte sich etwas Mysteriöses behalten. Vor kurzem habe ich einen Blog-Eintrag über meine Fernbeziehung geschrieben, jedoch ohne den Namen meines Freundes zu nennen.

Kannst du vom Bloggen leben? Leben kann ich davon nicht, aber es ist wie ein Nebenjob. Ich bekomme auch Bafög und Unterstützung von meinen Eltern. Planst du, deinen Blog rentabel zu machen? Ja. Ich arbeite daran. Ich hätte auch gerne ein eigenes Modelabel, aber am Anfang muss man auch erst einmal seine Erfahrungen sammeln, in anderen Unternehmen. Wieso interessierst du dich so sehr für Mode? Ich war schon immer schlecht in Physik. Ich konnte mir auch nie vorstellen, in einem Büro zu arbeiten. Ich bin ein visueller Mensch. Im Studium habe ich gemerkt: Das Handwerkliche kombiniert mit dem Kreativen ist genau das, was ich brauche. Was ist also dein Plan nach der Bachelorarbeit? Ich will zunächst noch mehr auf Reisen gehen. Meine Eltern haben ein Restaurant und arbeiten viel, deswegen kamen größere Urlaube nie zustande. Ich bin im Allgäu aufgewachsen, bin halb Chinesin/halb Vietnamesin. Derzeit bin ich hier in München zuhause, aber auch nicht zu 100 Prozent. Ich brauche das, auch um mich selbst zu finden.

Caroline von Eichhorn hat in München und London Design, Kunst und Politik studiert sowie die Journalistenschule ifp besucht. Sie arbeitet für den Bayerischen Rundfunk und die Süddeutsche Zeitung.


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»Es von Natalie Mayroth

bleibt nicht aus, als Person zu überzeugen «

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Glatt gebügelte Pflastersteine, ein süßes Café reiht sich an das nächste. Berlin Mitte. Vor einer der Altbauten bleibe ich stehen, mein Weg führt mich in den bepflanzten Hinterhof. Dort erwartet mich Bastian Brauns, 30, in seinem Apartment. Die lockigen Haare fallen ihm ins Gesicht, als er mich begrüßt. Doch bevor wir zum Gespräch übergehen, springt er noch kurz ins Nebenzimmer, um noch etwas für den Pressekompass zu erledigen, wo er derzeit als Chefredakteur arbeitet. Ein Snippet muss noch eingefügt werden. Bastian, ehemaliger Henri-Nannen-Schüler, ist eines der zwanzig Gründungsmitglieder der Journalistengemeinschaft „Kill Your Darlings“. Sie haben sich nach ihrer Ausbildung auf verschiedene Städte verstreut: Hamburg, Berlin, Leipzig und Kabul. Da sie aber weiterhin zusammenarbeiten wollten, gründeten sie das Redaktionsbüro KYD. Sie bieten neben Textaufträgen und Videos auch App-Konzeption an; zu ihren Kunden zählen u.a. NEON, GEO und Spiegel Online. Momentan ist Bastian aber vor allem als Chefredakteur des Pressekompasses eingespannt. Labels und bekannte Namen können beim Eintritt in die Medienwelt behilflich sein, doch das alleine reicht nicht.

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Foto: killdarlings.com

Bastian, wann kam euch die Idee zu einer Journalistengemeinschaft? Wir haben im Juni 2013, noch während der Zeit an der Henri-Nannen-Schule, beschlossen, „Kill Your Darlings“ zu gründen, es aber erst etwas später in die Tat umgesetzt. 32

Wurde das von der Schule initiiert, euch als kompletten Jahrgang zusammenzutun? Unser Jahrgang hat sich einfach gut verstanden. Das war die Grundvoraussetzung dafür, auch wenn nicht alle immer im gleichen Maß engagiert sind. Alle haben ihren Kopf dafür hergegeben – das ist natürlich ein Aushängeschild. Die Lage im Journalismus ist angespannt. Es gibt kaum mehr feste Stellen, Jahresverträge sind auch nicht mehr die Regel. Die Financial Times Deutschland hat damals vor unseren Augen zugemacht. Da ging auch auf einer sogenannten Eliteschule die Angst um vor dem, was danach kommt. Zudem hatten wir Beispiele aus den vorherigen Jahrgängen wie „Plan 17“, die sich in Teilen in einem eigenen Büro selbstständig gemacht haben. Das war immer wieder ein Thema. Wir hatten dann auch mit „Affe im Kopf“ eine Skype-Konferenz.

Warum das? Uns hat ihre Aufmachung gefallen und wir wollten uns informieren, wie es bei denen so läuft und was man beachten sollte. Es war ein Erfahrungsaustausch, ganz kollegial und das Gespräch mit „Affe im Kopf“ war ermutigend. Sie waren einfach gut drauf. Journalist zu werden ist nicht einfach, doch wenn man es erst auf eine der renommierten Schulen geschafft oder an ein Volontariat gelangt ist, sollte die Zukunft mit einer Festanstellung doch rosig aussehen? Auf keinen Fall ist das so. Nur eine Handvoll meiner Kollegen hat direkt danach eine Festanstellung bekommen. Habt ihr damit gerechnet? Uns wurde schon gesagt, dass wir alle etwas finden würden – zu Recht. Es ist nicht mehr so, dass man damit rechnen kann, sofort eine Festanstellung zubekommen und dort bis zur Rente verharrt. Aber gute Schreiber werden nach wie vor gebraucht und die Erfahrung nach dem ersten Jahr Selbstständigkeit hat gezeigt: es gibt mehr Angebote, als wir bearbeiten können. Ihr seid eine Journalistengemeinschaft, wie kann man sich das vorstellen? Wir sind eine GbR. Das heißt „Kill Your Darlings“ tritt, auch aus steuerrechtlichen Gründen, weder als Auftraggeber noch als Auftragnehmer auf. Das ist eine wichtiger Punkt, denn er hat rechtliche Auswirkungen. Im Prinzip sind wir ein loser Zusammenschluss, der als Kernteam funktioniert, aber jeder schreibt seine eigenen Rechnungen.


NEON, GEO, Spiegel – ihr habt von größeren Redaktionen Aufträge bekommen. Ist das jetzt gang und gäbe, dass auch im Journalismus outgesourct wird? Es scheint der Fall zu sein. Jemand, der uns einen Auftrag gibt, trifft auf eine Gemeinschaft, die zusammen als Gehirn funktioniert. Er spart aber natürlich auch Sozialversicherungskosten und man kann schnell auf Leute zugreifen, auch wenn die Lage finanziell angespannt ist. Scheinselbstständigkeiten sind in vielen Verlagen ein heikles Thema. Man muss es aber auch nicht nur negativ betrachten. Das heißt, ihr arbeitet nicht gegen die festen Redakteursstellen, da die Medienhäuser wissen, sie könnten euch auch kurzfristig akquirieren? Das würde ich nicht behaupten. Zeit, Spiegel oder Stern – das sind eigentlich keine Medien, die regelmäßig Reportagen an Journalistenbüros vergeben – noch nicht zumindest. Sie haben ihre festen Schreiber, darunter auch Kontakte zu einzelnen von uns. Es ist aber nicht so, dass ständig darauf zurückgegriffen wird. Ich glaube, das ist etwas, das sich erst entwickeln wird, da es ein neues Arbeiten, eine neue Art der Auftragvergebens ist. Was macht Kill Your Darlings aus? Ein Vorteil von „KYD“ ist, dass wir alle verschiedene Expertisen haben und damit unterschiedliche Aufträge annehmen können. Es wäre natürlich schön, wenn sich über die Zeit auch Expertenteams herausbilden, die sich total spezialisieren – zum Beispiel auf digitale Projekte. Die Journalisten von

„Correktiv“ zum Beispiel konzentrieren sich auf investigative Recherche, also die aufwendigste Form des Journalismus. Sie haben den Sprung ins kalte Wasser gemacht. Als Verlagsredaktion würde ich es begrüßen, auf solche Pools zurückgreifen zu können. Wie sieht deine Expertise aus? Politische Themen waren und sind für mich immer spannend. So altbacken das klingen mag, ich fand den Deutschlandfunk mit seinen Hintergrundstücken immer interessant und wichtig. Ich arbeite beim Pressekompass daran, politische Formate spannender zu gestalten – auch in digitalen Zeiten. Euer Spruch ist: „Guter Journalismus muss wehtun.“ Was sagt du dann zu anderen Gemeinschaften wie „Krautreporter“ mit ähnlicher Motivation? Ich finde es gefährlich, wenn man verallgemeinernd auftritt und sagt: der Journalismus, den es gibt, der ist scheiße. Sich hinzustellen und zu sagen, „Wir machen jetzt alles besser“, kann arrogant wirken. Aber es ist auch verständlich und legitim, die Newsgetriebenheit oder verkrustete Strukturen zu kritisieren. Denn am Ende muss es darum gehen, ausführliche Recherche zu ermöglichen und ausgeruht den Dingen auf den Grund zu gehen. Aber euer Ansatz ist der gleiche? Wir vertreten total, dass Journalismus etwas wert ein muss. Aber wir kennen die Realität. Die Verlage haben durch sinkende Auflagen ein Einnahmeproblem. Ich sehe sie da aber auch in der Pflicht, neue Konzepte zu entwickeln und zwar gemeinsam mit Nachwuchsjournalisten.

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Hier hilft Kreativität, denn allem Anschein nach sind die Verlage zu schwerfällig oder haben bisher nicht die Ideen gehabt. Aber es entwickelt sich. Es entstehen immer mehr Paywall-Modelle. Das kann man gut oder schlecht finden, aber es bewegt sich etwas. Es ist gut, wenn man bei dem Spiel mitmacht und sich zusammen überlegt, wie man es besser machen kann. Ich verteidige die Verlage nicht, aber wir sitzen im gleichen Boot. Und man kann ihnen nicht unterstellen, dass es ihr generelles Ziel ist, Journalisten schlecht zu bezahlen. Sie könnten aber an Vorstandsgehältern sparen.

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Wo wir bei m Thema Ideen sind – ihr schreibt ja nicht nur, sondern konzipiert Apps oder arbeitet als VJs. Woher kommt das? Neben den negativen Entwicklungen haben wir gleichzeitig mitbekommen, wie viel zum Beispiel bei „Gruner+Jahr“ ausprobiert wird. Es gibt gleichzeitig zur Krisenstimmung eine Aufbruchstimmung, die momentan zwar mal wieder getrübt ist, aber alle haben verstanden, dass man Ideen entwickeln muss. Man kann nicht stehen bleiben. Das ist gerade eine spannende Zeit. Ständig ploppen neue Darstellungsformen und Verknüpfungen im Internet auf. Das ist nichts, was wir nur aus der Schule heraus entwickelt haben, auch wenn vor zwei Jahren manche von uns noch kein Smartphone oder einen Twitteraccount hatten – man wächst mit. Siehst du dich noch als Journalist, wenn die Aufgaben heute ganz anders aussehen und viel Zeit auf Konzeption, Videoschnitt oder Programmierung verwendet wird?

Es geht darum, dass man bei dem, was man tut, journalistisch arbeitet. Journalist ist von vornherein kein geschützter Begriff, man ist als Redakteur oder Reporter journalistisch tätig. Heute ist es aber zum Beispiel notwendig, sich Coderqualitäten anzueignen oder sich mit Bewegtbild auszukennen. Wenn ich als Journalist arbeite, musste ich konzeptionell denken: Wie baue ich meine Geschichte auf? Wie kann ich ein eigenes Format entwickeln? Wie kann ich eine eigene Zeitung gründen? Das geht heute alles relativ einfach. Das Schöne daran ist, dass man sich mehr orientieren kann, an dem, was einem Spaß macht. Bei mir ist es die Konzeptentwicklung – auch wenn ich das nie gedacht hätte. Ich dachte immer, ich will nur schreiben. Deshalb bin ich trotzdem Journalist, aber ich habe Zusatzqualifikationen, die wichtig sind. Es geht beispielsweise darum, dass man im Kopf behält: Es gibt einen Ethos und Kriterien, die das oberste Ziel in einer Demokratie sein müssen – wie die Meinungsfreiheit und dass man bei der Arbeit bestimmte Standards einhält, gründlich recherchiert und sich eine zweite Quelle einholt. Qualifikationen sind klar ein Vorteil, doch wenn man alteingesessenen Print-Redakteuren zu einer Geschichte auch gleich die Bilder aus eigener Hand anbietet, wird dies oft nicht in gleichem Maße honoriert. Das gibt es natürlich auch. Was ich hingehen schlimm finde, ist, wenn man an einen Journalisten, dessen Hauptjob es ist, zu recherchieren, die Anforderung stellt, er müsse Bilder, Videos und Twitter ebenso bedienen können. Ich glaube


das funktioniert nicht – vielleicht kann man alle diese Felder blendend am Ende einer Berufslaufbahn beherrschen. Aber wie oft bewundert man ein gutes Foto und derjenige hat einfach seine Ausbildung und das ist sein Spezialgebiet. Ich maße mir das auch nicht an. Qualität ist wichtig und damit auch, Experte in seinem jeweiligen Bereich zu sein. Es ist wichtig, seine Expertise zu haben und trotzdem ein gesteigertes Verständnis für die anderen Bereiche. Ihr haltet euch an den journalistischen Kodex. Nehmt ihr dann auch Texterjobs an? „Kill Your Darlings“ ist als Institution eine Journalistengemeinschaft. In deren Namen machen wir nur Journalismus. Natürlich bekommen wir auch PR-Anfragen, aber da ziehen wir klare Grenzen. Wir würden im Namen von „KYD“ keine Broschüre für eine Firma texten, aber im Einzelfall muss jeder für sich selbst entscheiden, welche Jobs er annimmt. Ich habe auch schon für das „Hamburg Magazin“ geschrieben. Dafür habe ich mich aber auch verpflichtet, zum Beispiel während dieser Zeit nicht über Hamburg-Themen zu schreiben. Wer hält „Kill Your Darlings“ zusammen, wenn ihr alle in verschiedenen Städten seid? Wir haben regelmäßige Treffen, mindestens einmal pro Jahr. Dann gibt es noch den CvD-Dienst, der uns per Mail auf dem Laufenden hält, so verteilen wir übrigens auch die Aufträge. Aber viele von uns treffen sich auch privat. Du hast vorhin anklingen lassen, dass ihr gar nicht alle Aufträge annehmen könnt, die ihr bekommt. Wie sieht die Jahresbilanz aus?

Alle schöpfen ein gewisses Pensum aus – wir arbeiten auch nicht alle zu 100% frei – aber für unsere Kapazitäten ist die Auftragslage hoch. War das von Anfang an so? Das hat relativ schnell begonnen, da jeder seine Kontakte hat oder Leute kamen auf uns zu. Ein Rädchen greift ins andere. Kannst du Nachwuchsjournalisten dazu raten, sich zusammen zu tun? Das ist eine Typfrage. Man muss auf sich selbst hören, ob man so zuversichtlich ist, den Stress und Existenzdruck auszuhalten. Aber wenn man thematisch einen Schwerpunkt hat und die Chemie stimmt, lohnt es sich auf jeden Fall. Man profitiert doch oft durch sein Netzwerk und kommt zu Jobs. Ich könnte mir nicht vorstellen, ohne jegliche Kollegen, ohne Journalistengemeinschaft zu arbeiten. Anderseits wäre ein enges Korsett auch nichts für mich. Wenn man als Freier arbeitet, muss man aber auch an sich denken. Das bleibt nie aus. Genauso wie die Nannen-Schule ein Eintrittstor war, sind klassische Medien oder ausgefallene Projekte sicher auch ganz gut. Ein paar Labels sind immer noch notwendig, da muss man sich keine Illusion machen. Man wird mit anderen Augen gelesen, wenn es vertrauenswürdige Punkte gibt, die für Qualität stehen. Es kann aber passieren, dass das Label einiges vorwegnimmt im negativen Sinn. „Kill Your Darlings“ kann uns schon Türen öffnen, aber es bleibt nicht aus, dass du als Person überzeugen musst. Da hilft auch eine eigene Marke, eine Expertise.

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Und wann gab es auch mal Streit oder Uneinigkeit? Man kann schon mal eine Stunde über Visitenkarten diskutieren. Das würde ich aber nicht als Streit bezeichnen. Ist man dann nicht Konkurrenz untereinander? In allen Fällen überwiegt bei uns der Stolz und dass man sich für den anderen freut. Man will natürlich auch Erfolg haben, aber der Beruf ist so individuell, da bleibt Neid eher gering. Konkurrenz entsteht da eher aus der Distanz.

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Natalie ist neue Vorsitzende des NJB. Sie hat an der LMU Kulturwissenschaften studiert und sich mit der medialen Inszenierung in der Blogospähre auseinandergesetzt. Derzeit lebt sie in Berlin und arbeitet als freie Journalistin und Fotografin.


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Foto: privat

von Christoph Behrens

München, Hirschgarten. Feierabend, die Sonne scheint. Franz Wamsler sitzt schon am Tisch. „Ich bin nicht zu verfehlen, zwei Meter groß, Hemd“, hatte er am Telefon gesagt. Ich erkenne ihn sofort. „Wos derfsn sei?“, fragt der Gründer des NJB e.V. mit Münchner Dialekt – er wohnt gleich um die Ecke. „Ein Radler bitte.“ Franz Wamsler bestellt eine Maß Bier und ein Hendl. Er ist sehr gut gelaunt.

»Wir wollten anstacheln«

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Herr Wamsler, ich bin zu spät zu unserem Interview. Als junger Journalist hat man da eigentlich schon verloren. Wie lässt sich die Situation doch noch retten? Wamsler: Ach, ganz locker bleiben. Das würde ich sowieso jedem raten, mehr Gelassenheit. Lernt man mit dem Alter. Ging es vor 30 Jahren auch weniger hektisch zu, als Sie den Verein gegründet haben? Ja, vor allem hatten wir damals nicht dieselben technischen Möglichkeiten, oder solche, die man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann: Mein Vater hatte ein Telex in der Firma – das ist eine von der Post zertifizierte und zugelassene Schreibmaschine mit Datenübertragungsfunktion. Durch die Zulassung gab es die nur einmal mit dieser Kennung auf der Welt – ein absolut sicheres Medium, um Texte zu übertragen. Damit haben wir Presseerklärungen rausgeschickt, was bei den Redaktionen einen besonders wichtigen und amtlichen Eindruck machte. Was stand da drin? Alles zur Entwicklung des NJBs – bestimmte Themen, zu denen wir Stellung genommen haben. Es ging ja damals um die Entwicklung der Radiosender und des privatrechtlichen Fernsehens. Damals gab es das erste Münchner Privatradio. In diesen Bereichen haben wir anfangs viele Ausbildungsprojekte gehabt – also nicht nur Print oder Schreiben, sondern Rundfunk oder Fernsehen – das waren unsere neuen Medien. Und womit hat sich der frühe NJB da beschäftigt? Wahnsinnig wichtig für uns waren Schülerredaktionen – dass überhaupt Schülerzeitungen an Schulen gegründet werden war ein Riesenkampf. Viele Direktoren waren

davon nicht begeistert. Wir haben versucht, den Schülern Inhalte zur Verfügung zu stellen, die wir physisch in Mappen verschickt haben. „Online“ gab es ja nicht. Wir hatten damals sogenannte Letraset-Buchstaben. Das sind Rubbelbuchstaben – große Bögen mit Schriftzeichen, in denen man ein so und so großes A runtergerubbelt hat, um die Überschriften zu gestalten. Die Schreibmaschinen hatten ja nur eine einzige Schriftgröße. Das könnt ihr euch nicht vorstellen! Und dann haben wir geholfen bei der Vermittlung von Druckereien – das war damals gar nicht einfach, Schülerzeitungen in kleinerer Auflage zu drucken. Warum gab es so wenige Schülerzeitungen? Waren die Schüler wenig politisch interessiert? Politisch war es natürlich schon. Damals ging es schon ziemlich heftig her. Das größte Thema war der NATO-Doppelbeschluss, und auf der anderen Seite die Friedensbewegung oder die Stationierung der PatriotRaketen. Das hat an den Schulen eine große Rolle gespielt. Wir haben versucht, das mit dem Verein neutral zu halten. Und wir haben unabhängig davon eine eigene Schülerzeitung gemacht: das Schülerjournal für alle Münchner Schulen, Realschulen, Gymnasien und Hauptschulen. Da erreicht man sicher ein ziemliches Publikum? Die Idee war ein münchenweites Schülermedium, fokussiert auf Schülerthemen, Veranstaltungen und so etwas. Die Auflage lag bei 25 000. Finanziert haben wir uns durch Werbung. Mit den hochkommenden Münchner Bands wie der Spider Murphy Gang oder der Münchner Freiheit haben wir Interviews gemacht – wenn man alle Münchner Schüler erreicht, machen die da natürlich mit. Wir haben keinen Profit gemacht. Aber es hat wahnsinnig viel Spaß

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gemacht. Ein großes Thema war auch die Gesamtschule – kommt sie, kommt sie nicht? Aber heute geht es wohl nicht mehr so politisch zu? Heute dreht sich mehr um das Thema Zukunftsangst. Viele junge Journalisten haben Angst, ob sie eine feste Stelle bekommen, ob sie von ihrer Arbeit leben können. Was würden Sie denen raten? Eine möglichst breite Ausbildung natürlich. Es ist wahnsinnig wichtig, technischen Neuerungen aufgeschlossen zu sein. Und auch seine Arbeit heute adäquat zu dokumentieren. Sie tun das ja auch auf Ihrem Blog...

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… der ist leider nicht aktuell. Das ist natürlich schlecht. Ich versetz‘ mich in Ihre Lage: Sie sind Wissenschaftsjournalist, da müssen Sie natürlich gefunden werden. Wenn eine Zeitung jemanden Bestimmten sucht, wie findet die Sie? Es ist heute wesentlich wichtiger, sich selbst zu vermarkten, präsent im Markt zu sein. Viele Journalisten zeigen genau diese Präsenz und können trotzdem nicht von ihrer Arbeit leben. Das ist doch paradox, dass wir die technischen Möglichkeiten haben und trotzdem denken viele, es geht bergab.

Nichts ist so konstant wie der Wandel und die Technologie ändert alles. Aber Journalist zu sein, ist gerade jetzt ein wahnsinnig interessanter Beruf. Ich würde es vielen Leuten empfehlen, aber sie müssen heute flexibel sein. Sehen Sie sich an, was durch Wikileaks oder Edward Snowden passiert ist. Dass man die Technik, das Knowhow, nutzt, um Sachen von so hoher Bedeutung zu veröffentlichen, finde ich toll. Franz Wamslers Tochter Franziska kommt in den Hirschgarten und bringt einen Ordner mit alten Publikationen vorbei. Wir blättern darin. „Schwarz auf Weiß“, das war die Nachfolgezeitung vom Schülerjournal. „Schülerin des Jahres“… so eine Wahl haben wir damals auch versucht. Fragen Sie mich nicht, wie! (lacht). Wir konnten halt damals nicht gescheit gestalten, mussten alles mit der Schreibmaschine machen.

Was war denn Ihre Motivation dafür? Ich wollte an und für sich Journalist werden, wollte einen Verlag gründen. Und neue Medien, wie die hochkommenden Lokalradios, haben mich sehr fasziniert. Damals wollten wir allen die Informationen neutral zur Verfügung stellen: Wie macht man Zeitung, was


gibt es für Techniken, wo findet man Druckereien? Wir wollten anstacheln, sich mit Zeitungen zu beschäftigen. Auch wenn unsere Mittel sehr rudimentär waren. Wir haben das alles spätnachts geschrieben. Warum haben Sie dann keinen Verlag gegründet? Ich bin in die USA zum Studieren gegangen und Börsenhändler geworden. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Aber die Liebe, die Affinität zu Medien ist immer noch da. Was könnte der NJB aus Ihrer Sicht heute für den Nachwuchs tun? Information, Vernetzung, vielleicht auch eine Karriereplattform bieten. Viele Unternehmen suchen Leute, etwa um Websites zu befüllen oder Texte zu schreiben – da könnte man einen Expertenpool aufbauen. Man könnte die Mitglieder beraten, zu steuerlichen Fragen, Arbeitsverträgen oder Bewerbungen. Und man sollte die Aufgaben an möglichst viele verteilen, sonst saufen die ab. Vielleicht könnte man so einen ehrenamtlichen Verein auch hochziehen und hauptamtliche Mitarbeiter einstellen? Ich fantasiere jetzt, aber möglich ist vieles. Klar gehört da viel Arbeit dazu, aber ich bin überzeugt, dass es das wert ist. Und insgesamt kann man dem NJB nur gratulieren zu 30 Jahren erfolgreicher Tätigkeit – und das alles ehrenamtlich. Das ist ein Riesenkapital.

Christoph Behrens ist seit 2010 Mitglied beim NJB. Er besuchte die Kölner Journalistenschule und hat an der TU München Bioingenieurwesen studiert.

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von Marc R. Hofmann

Ein Blick über den Tellerrand: STANDARD but POOR ist das Studentenmagazin der Münchner Politikwissenschaftler. Marc R. Hofmann ließ sich von Co-Chefredakteur Vinzent Leitgeb in der Cafete der Institute am Englischen Garten der LMU erklären, was das Magazin so besonders macht.

»Hohe Standards für arme Studenten«

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Foto: Marc R. Hofmann

Ich betrete die Cafeteria im Untergeschoss und erkenne Vinzent (22) sofort: Für eine frühere Ausgabe des Magazins stand er bei einer Teezeremonie zu Füßen des Münchner Siegestors selbst vor der Kamera. Wenig später erscheint Verstärkung in Form von Kreativ-Chefin Magdalena Pulz (23) und Dominik Neumann-Wächter (22), zuständig für Gender-Gerechtigkeit im Heft. Ihr drei studiert alle Politikwissenschaft. Wie kommt es, dass euer Magazin so ähnlich wie eine amerikanische Ratingagentur heißt? Magdalena: Wir haben nach einem coolen Titel gesucht und zum Erscheinen unseres ersten Heftes waren die Ratingagenturen gerade in der Kritik. Was unterscheidet euch von anderen Münchner Studentenmagazinen, was ist euer „unique selling point“? Vinzent: Unser Motto ist: Hohe Standards für arme Studenten! Wir wollen eine Plattform bieten, um sich auszuprobieren und nicht elitär wirken. Magdalena: Andere Studentenmagazine sind oft so pseudo-kritisch. Wir müssen ohnehin viel Text lesen, da wollen wir etwas Ansprechenderes bieten. Darum sind uns die Bilder so wichtig.

In der letzten Ausgabe posiert ein Dr. Hal Ariello in wechselnder Verkleidung in und um Münchner Brunnen. Wie kommt ihr auf die Ideen und wer sind eure Models? Vinzent: Das sind meistens Freunde von Freunden oder wir selbst. Im konkreten Fall haben wir uns mit dem Namen einen kleinen Spaß erlaubt: Hal ist ungarisch für Fisch und Ariello der indianische Gott der „kleinen lustigen Quelle“ – dargestellt von unserem Kommilitonen Pit Bichel. Wir wollten zeigen, wie man in einer teuren Stadt wie München auch als Student gut leben kann. Wie viel Arbeit steckt in eurem Heft und wie lange gibt es euch schon? Dominik: Wir haben meistens fünf feste Sitzungen im Semester. Dazu treffen wir uns noch einmal privat zur Schlussredaktion. Seit November 2012 haben wir viereinhalb Magazine herausgebracht. Zur Debatte über die Abschaffung der Studiengebühren gab es ein Sonderheft! Aktuell lassen wir 750 Exemplare drucken, die wir zum Erscheinen für einen Euro an der Uni verkaufen. Und wie habt ihr euch zu den Studiengebühren geäußert? Vinzent: Ich habe mir in einem Artikel Mühe gegeben, sowohl die Vor- als auch die Nachteile ausgewogen zu schildern. Insgesamt wurde aber klar, dass wir eher auf der Seite der Gebührengegner standen. Wer macht bei euch mit? Vinzent: Das Geschwister-SchollInstitut für Politikwissenschaft ist unsere Basis, wobei die Redaktion bunt gemischt ist. Einige kommen natürlich aus den Nachbarinstituten wie Kom-

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munikationswissenschaft, wir haben aber auch Volkswirte und Computerlinguisten unter uns. Der harte Kern besteht aus sieben bis acht Leuten plus Gastautoren. Euer Heft erscheint im Print. Nutzt ihr auch andere Kanäle? Vinzent: Ja, wir haben eine FacebookPage und einen Twitter-Account. Allerdings empfehlen wir dort bisher nur fremde Artikel. Wir arbeiten aber an einem eigenen Blog und werden dann auch unsere eigenen Artikel posten. Zur nächsten Ausgabe im Herbst 2014 soll es soweit sein.

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Was macht ihr sonst so und könnt ihr euch eine Zukunft im Journalismus vorstellen? Vinzent: Ich bin seit kurzem beim Ausund Fortbildungsradio M94.5. Print und Radio machen mir Spaß, ob man reinkommt ist aber auch Glückssache. Darum arbeite ich auch noch an der Uni am Lehrstuhl. Magdalena: Eine ernsthafte Journalistin wird aus mir nicht mehr... Vinzent: Die Magdalena macht eher Comedy! Magdalena: Genau! Wie schon bei M94.5, wo ich seit zweieinhalb Jahren dabei bin, gehöre ich eher in die Unterhaltungs-Ecke. Aber irgendwas mit Medien soll es schon werden. Dominik: Ich sehe mich später nicht im Journalismus. Bei STANDARDS but POOR bin ich eher für das Lektorat zuständig und außerdem GenderBeauftragter.

Ihr habt einen eigenen GenderBeauftragten? Dominik: Ja. Wir haben gerade beim Verkauf des Magazins an der Uni viel Feedback von unseren Leserinnen und Lesern bekommen; die fordern das ein. Darum sorge ich für gendergerechte Sprache. Wenn möglich, nutzen wir neutrale Begriffe wie „Studierende“. Trotz dieser Political Correctness muss euer Model auf dem Cover der aktuellen Ausgabe im knappen roten Kleidchen Wäsche waschen... Vinzent: Das stimmt. Darum waren wir kurz davor, einen Disclaimer zu verfassen: „Bei der Erstellung dieser Aufnahmen wurde keine Frau gezwungen, wirklich Wäsche zu waschen.“ Mit unserem nächsten Titel gleichen wir das außerdem wieder aus: Es ist immer abwechselnd ein männliches oder weibliches Model zu sehen. Oder man erkennt überhaupt nicht, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Marc R. Hofmann studiert Politikwissenschaft und arbeitet als freier Journalist. Er hat u.a. für The Guardian, tagesschau.de und die Lübecker Nachrichten geschrieben. Seine Blog-Domain lässt er allerdings seit gut einem Jahr (bezahlt!) auf Inhalt warten.


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Hier liegt oft ein Dilemma vor. Internationale Journalisten fliegen in Konfliktgebiete, berichten von einer „Außenposition“ und werden von lokalen Journalisten, „Fixer” genannt, bei ihrer Arbeit unterstützt. Den „Ruhm“ ernten die Internationalen, der Fixer bleibt jedoch zurück und muss sich weiter im Gefahrengebiet aufhalten. Durch diese prekäre Zusammenarbeit entsteht häufig eine zusätzliche Bedrohung für die örtlichen Korrespondenten, da sie wegen ihrer Kollaboration von den eigenen Landsleuten angefeindet oder gar als Verräter angesehen werden – tragische Beispiele im Irak und in Afghanistan gibt es leider unzählige. Dennoch strahlten alle lokalen Kollegen, die ich bei meinen Reisen vor Ort getroffen habe, stets eine hohe Motivation aus und waren von ihrem Tun überzeugt: „Wer, wenn nicht wir, kann am besten über diesen Konflikt berichten?“, fragte zum Beispiel Aram (Name aus Sicherheitsgründen geändert), der schon als Jugendlicher in Syrien seine eigene journalistische Website online gestellt hatte. Als syrischer Kurde steht er im syrischen Bürgerkrieg zwischen allen Fronten, versucht aber dennoch seine Integrität zu bewahren: „Natürlich ist es schwer, objektiv zu bleiben, wenn die eigene Familie und die eigenen Leute leiden. Aber ich will kein Aktivist sein, sondern Journalist!”, fährt er fort. Aram musste einen hohen Preis für seine Zusammenarbeit mit mir und weiteren Kollegen zahlen: Der syrische Geheimdienst versuchte, ihn zu ermorden, seine Familie wurde bedroht. So begann für ihn eine Odyssee via Irak und der Türkei nach Europa. Mittlerweile wurde ihm nach langwierigen Prozessen Asyl in Deutschland anerkannt. Wir internationalen Kollegen hatten in dieser Zeit unser Bestes getan, ihn zu unterstützen. Doch Aram ist kein Einzelfall. Besonders wenn es um Drogenkartelle (z.B. die Mexikos) oder Korruption (z.B. im Irak) geht, leben lokale Journalisten enorm gefährlich. Ein erschreckend hoher Anteil aller weltweit getöteten Journalisten sind „Locals“. Dennoch würde Aram sich wieder so verhalten: „Journalismus ist das, was mich am Leben erhält. Ich kann dadurch zu etwas Großem beitragen und vielleicht auch im langen Lauf meinen eigenen Mitmenschen helfen.“ Und so wird es, trotz aller Schwierigkeiten, fehlender Bezahlung, und zahlreicher Bedrohungen immer wieder junge Journalisten geben – auch dank der heutzutage möglichen internationalen Vernetzung über das Internet – welche in ihrem eigenen Land etwas verändern wollen.

Benjamin Hiller ist deutsch-amerikanischer Fotojournalist und Autor. Aus dem Nahen und Mittleren Osten berichtet er regelmäßig für The Guardian, Washington Post, L.A. Times, VICE Magazine, Egypt Independent, sowie namhaften deutschsprachigen Medien.

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Die Sprache ist für Journalisten ein wichtiges Werkzeug; man muss sie präzise beherrschen und darf keine Fehler machen. Aber das alleine reicht nicht: es soll bitte auch schön formuliert, politisch korrekt und aufregend ten lernen „Deutsch für Profis“ und wissen alle, dass der Dativ „dem Genitiv sein Tod“ ist. Praktische Anleitungen sind in Mode, denn „Herumvon Marcel Vogt

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Sprache – mehr als ein Arbeitswerkzeug

geschrieben sein. Journalis-

philosophieren“ hilft einem ja schließlich im Berufsalltag nicht weiter. Schade, denn dabei bieten Sprachwissenschaft, Psychoanalyse und Philosophie

viele

Erkennt-

nisse, die dabei helfen, das Arbeitswerkzeug Sprache zu verstehen und optimal an der Eigenen zu arbeiten. Ein paar Denkanstöße für Journalisten.


Denkweisen erlernen und kombinieren Jungen Journalisten und Autoren wird immer gesagt, dass sie zur Bildung eines Stils nicht nur viel schreiben müssen, sondern vor allem viele gut geschriebene Texte lesen sollen. Aber was bringt das Lesen eigentlich? Der französische Philosoph Michel Foucault vertrat beispielsweise die These, dass jeder Text eine Denkgrundlage hat. Es handle sich dabei um eine Grundlogik, der alle Ideen folgen – wie ein Computerprogramm seinem Quellcode. Wenn man nun Texte anderer Autoren liest, dann lernt man andere Grundlogiken kennen und stellt sie einander gegenüber. Man lernt also, so zu denken wie andere Menschen. Deshalb ist es zum Beispiel auch nötig, sich nicht einseitig zu informieren; außer, man will nur ein Weltbild kennenlernen und dieses Bild ständig reproduzieren.

Großer Stil färbt ab Ohne nachzudenken würde man wahrscheinlich sagen, dass ein Autor sich erst etwas ausdenkt, bevor er diesen Gedanken in Sprache fasst. Viele Sprachforscher vermuten allerdings, dass diese beiden Prozesse gleichzeitig ablaufen; die Sprache ist schließlich das einzige System, mit dem man bewusst durchdachte Ideen äußern kann. Eventuell ist es also so, dass man nur bewusst denken kann, wenn man seine Ideen dabei ausspricht oder zumindest innerlich in Sprache fasst. Vereinfacht könnte man sagen: denken ist gleich sprechen. Das ist übrigens der Grund dafür, dass Kinder keine bewussten Erinnerungen an die Zeit haben können, in der sie nicht sprechen konnten. Wenn man also durch das Lesen von Texten anderer Menschen deren Denkweise lernt, dann lernt man auch deren Art zu sprechen. Und deshalb gibt es für die Stilbildung eines jungen Autors nichts Wichtigeres als das Lesen hochwertiger Texte.

Weltbilder lesen und verändern durch Sprache? Hinzu kommt, dass Sprache gleichzeitig ein Wissensspeicher ist. Denn wenn man eine Sprache spricht, dann lernt man nicht nur, sich auszudrücken – was man hauptsächlich lernt, ist ein System, das Dinge ordnet. Diese Ordnung fängt damit an, dass den Dingen der Welt Namen gegeben werden. Satzstrukturen ermöglichen es, die Beziehungen zwischen verschiedenen Dingen auszudrücken. Und der wichtigste Aspekt ist die Tatsache, dass es eine begrenzte Anzahl von Möglichkeiten gibt, die akzeptiert werden. Man lernt also durch die Sprache eine allgemein akzeptierte Weltordnung, und das Lernen jeder neuen Sprache ist das Erlernen einer neuen Weltwahrnehmung. Deshalb kann man anhand der Entwicklung von Sprachen erkennen, wie sich die Weltwahrnehmung der Menschen gewandelt hat. Umgekehrt kann man auch Zeichen setzen: wenn man den Menschen zum Beispiel gewisse Begriffe vorschreibt (man denke nur an die berühmte „politische Korrektheit“, die alle Raumpflegerinnen wohl zu schätzen wissen), dann kann man die Denkweisen vieler Menschen im Laufe der Zeit beeinflussen.

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Romane und Gedichte bringen Kreativität. Ist es wahrscheinlich, dass sich morgen in der Fußgängerzone ein Pinguin und ein Dinosaurier über den Weg laufen? Wohl eher nicht, denn Dinosaurier sind ausgestorben und außerdem bewohnten sie einen anderen Lebensraum als Pinguine. Aber wenn es schlicht unmöglich ist – wieso kann sich jeder Leser dieses Textes das Szenario trotzdem vorstellen? Das ist die Magie der Sprache. Sie gibt den Dingen der Welt nicht nur Namen, sondern ermöglicht es, dass sich räumlich entfernte und zeitlich auseinanderliegende Dinge in einer neuen Ebene begegnen: in der Sprache. So wird es zum Beispiel möglich, die verschiedensten Dinge in einem Lexikon zu bündeln. Oder es wird möglich, eine Welt zu erschaffen, die völlig anders ist als unsere; ohne die Sprache wäre Harry Potter undenkbar. Deshalb ist es gerade für Journalisten wichtig, auch Romane und Gedichte zu lesen. Denn dadurch lernt man kreative Ar und Weisen, die Dinge der Welt zu kombinieren – und davon lebt jeder Text. Marcel Vogt kümmert sich seit 2013 um die Finanzen der Nachwuchsjournalisten. Er studiert Kommunikations- und Informationsforschung in Lyon und beschäftigt sich vor allem mit der Psychoanalyse.

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»Mehr Romane. Mehr Filme. Mehr Theater. Mehr Performance.« Jovana Reisinger, 1989 in München geboren, wuchs in Österreich auf und lernte Gestaltung in München, Wien, Kopenhagen und Zürich. Neben Literatur macht sie jetzt auch Film; beim NJB ist sie jedoch seit letztem Jahr für die Art Direktion der Serie edition zuständig. Ein NJB-Mitglied stellt sich vor.

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Mein erstes Mal beim NJB… ... war in den Katakomben des KijewoPetscherska Lawra. Im Höhlenkloster mit langen gelben Kerzen in den Händen und den kleinen toten Mönchen in Särgen wurde mir die Notwendigkeit der Pressefreiheit durch die Kiewer Journalistenschüler bewusst gemacht.

Meine aufregendste Reportage war... ... über einen 78-jährigen Zugnomaden. Der besaß das Schweizer Generalabonnement, lebte vom Flaschensammeln und den Essensresten der Bahnhofskioske, bezog Rente in drei Ländern und hatte mehr Geld in seinem Portemonnaie als meine Besserverdiener-Freunde. Kannte jeden großen Clubbesitzer aus den goldenen Discozeiten und kokste mit A+ Promis. Was er nicht hatte, war eine Familie und was er nicht wollte, war ein Haus. Sonst hatte er nur noch einen Buckel.

In zehn Jahren möchte ich... ... mehr Romane. Mehr Filme. Mehr Theater. Mehr Performance. Mehr Geplapper. Mehr Quadratmeter. Nur noch mehr Glück und Leidenschaft geht glaub‘ ich grad gar nicht.

Am liebsten will ich werden wie... ... eine Jovana Reisinger.

Beim NJB setze ich mich ein für... ... Printprodukte.

So stelle ich mir meine Karriere vor... ... wild at heart.

Portrait: Jennifer Bräuer

Wenn ich nicht als rasende Reporterin unterwegs bin, trifft man mich... ... auf der Tanzfläche. Oder beim Schmusen.

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»Journalismus ist ein Handwerk, viel üben hilft viel.« Bastian Brinkmann, 26, ist Journalist und Autor. Seit 2012 arbeitet er als Redakteur für süddeutsche.de. Wie man Geschichten in Daten findet, diese sortiert und filtert, ist sein Spezialgebiet.

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Foto: Jonas Fischer

Ein NJB-Coach stellt sich vor.

Ich kam zum NJB, weil... ... digitale Recherche und Datenjournalismus in Deutschland immer noch nicht stark verbreitet sind. Dabei stecken in Statistiken und Behördendaten spannende Geschichten, die erzählt werden sollten. Für den NJB durfte ich Tipps und Tricks dazu in einem Seminar weitergeben. Ich liebe meinen Job, weil... ... ich Zeitung und Twitter lesen darf und dafür bezahlt werde. Okay, manchmal muss ich auch einen Text schreiben, recherchieren, interessante Leute treffen, in Meetings gehen. Es gibt wohl Schlimmeres.


Wenn ich nicht arbeite, dann... ... denke ich darüber nach, was ich noch arbeiten könnte. Scherz beiseite: Dann versuche ich, Zeit mit meiner Familie zu verbringen und gemeinsam mit meiner Frau durch die Welt zu reisen. Auf meinem Weg im Journalismus prägte mich... ... meine Journalistenschule in Köln. Journalismus ist ein Handwerk, habe ich dort gelernt. Üben hilft, viel üben hilft viel. Mein größter Erfolg... ... Ein 432.121 Zeichen langes Buchmanuskript pünktlich abzugeben — zwei Stunden vor der Deadline. Yeah! Und meine größte Panne… ... Am lustigsten ist vielleicht eine Geschichte aus vor-journalistischer Zeit: Ich habe erfolglos versucht, telefonisch bei einem Elektrohändler in Brüssel einen Staubsauger zu bestellen — bis ich gemerkt habe, dass ich die französischen Wörter für kaufen und verkaufen verwechselt habe. Er dachte, ich will ihm ein einzelnes Gerät verkaufen und war ziemlich irritiert. Nachwuchsjournalisten rate ich … ... Schreiben. Reden. Spaß haben.

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Wir haben für euch ein Rätsel rund um den NJB e.V. gestrickt. Wer mit uns auf Recherchereise geht und uns das Lösungswort zukommen lässt, hat die Chance auf ein Jahr kostenlose Mitgliedschaft plus Presseausweis (wenn der journalistische Nachweis folgt). Gelost wird unter allen Teilnehmern. Viel Glück!

Teilnahmeschluss: 31.11.2014 Der Rechtsweg ist ausgeschlossen; Teilnehmerdaten werden vertraulich behandelt und nicht für Werbezwecke verwendet. Das Lösungswort mit Stichwort: „dreißig“ sowie eurem vollständigen Namen und einer Kontaktadresse bitte an: natalie.mayroth@njb-online.de schicken.

1. In welcher Stadt fanden die ersten Seminare des NJB statt? 2. Welches Gremium besuchte der NJB in Straßburg? 3. Was organisiert der PresseClub München, um Jungjournalisten zu helfen? 4. Wie viele Mitglieder hat der Verein derzeit? (gerundet, in Worten) 5. Wie wird die 12- bis 24-monatige journalistische Ausbildung genannt? 6. Wer hat den NJB ins Leben gerufen? (Franz) 7. In welches Land reiste der NJB im Februar 2011? 8. Wie hoch ist das Höchstalter für aktive NJB-Mitglieder? (in Worten) 9. Welches NJB-Mitglied erhielt zuletzt den renommierten Dr. Georg Schreiber-Preis? (Christiane)

10. Aus welchem bayrischen Dachverband entstand 1984 der NJB?


Impressum Herausgeber: Nachwuchsjournalisten in Bayern e.V. Der NJB ist eingetragen unter VR München 10 080 und als gemeinnützig anerkannt vom Finanzamt München. www.njb-online.de Redaktionsleitung: Natalie Mayroth Sonja Steppan Redaktion: Veronika C. Dräxler Caroline von Eichhorn Mitarbeit: Christoph Behrens Thomas von Eichhorn Benjamin Hiller Marc R. Hofmann Laura Katzauer Marcel Vogt Stefanie Witterauf

Schlussredaktion: Lisa Hönig Art Direction & Layout: Jovana Reisinger Vorstand: Linda Jessen Natalie Mayroth Marcel Vogt

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Die Zeitschrift, alle in ihr enthaltenen Abbildungen und Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jeglicher Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet.

Ausgabe: Nr. 01/2014 Erscheinungsdatum: 16.10.2014

Mit freundlicher Unterstützung von

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Fotografenverzeichnis: Vorsatz:

Evelyn Dragan

Seite 5:

Ann-Sophie Stolz

Seite 6:

Rebecca Moroney

Seite 8/9 :

Lisi Lang

Seite 10:

Jovana Reisinger

Seite 13:

Veronika C. Dräxler

Seite 15:

Katarina Soskic

Seite 19/20/21:

Rebecca Moroney

Seite 22/25:

Evelyn Dragan

Seite 26:

Ann-Sophie Stolz

Seite 29:

Lisi Lang

Seite 30:

Evelyn Dragan

Seite 37:

Jessica Dettinger

Seite 38:

Rebecca Moroney

Veronica C. Dräxler

Ann Sophie Wanninger

Seite 42:

Max Winter

Seite 45:

Sonja Steppan

Katarina Soskic

Seite 46:

Su Noya

Seite 48:

Max Winter

Seite 50:

Ann-Sophie Stolz

Seite 51:

Annemarie Sauerbier

Natalie Mayroth

Seite 52/53:

Evelyn Dragan

Seite 55:

Ann-Sophie Stolz

Seite 57:

Laura Wiesböck

diese Seite:

Lisi Lang

Umschlag:

Jovana Reisinger

Innenseite:

Natalie Mayroth




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